Sie sind auf Seite 1von 54

Betriebliche Erfahrungen bei der

Umsetzung von Ladungssicherung


und Gefahrguttransporten

1
Rabe, 04.06.2010
Agenda

1. Fallbeispiel
2. Gefahrgut-Regelwerke
3. Organisation
4. Definition Gefahrgut
5. Klassifizierung
6. Dokumentation
7. Verpackungen
8. Kennzeichnungen
9. Ladungssicherung
10. Fahrzeugausrüstung
11. Freistellungen
12. Betriebliche Regelungen, Checklisten
13. Praxis-Beispiele

2
Rabe, 04.06.2010
1. Fallbeispiel Gefahrgutbeförderung

In der Kraftfahrzeugwerkstatt Ihrer Firma fallen etwa 30 kg gebrauchte


Putzlappen an.
Diese Putzlappen sollen entsorgt werden. Wie gehen Sie vor?

a) Sie verwenden leere Ölfässer, die Sie oben aufschneiden und packen die
Lappen hinein.

b) Sie geben die Putzlappen in einen Müllsack und stellen ihn für die
nächste Müllabfuhr an die Straße.

c) Sie prüfen, ob die Putzlappen gefährliche Eigenschaften im Sinne der


Gefahrgutvorschriften haben.

3
Rabe, 04.06.2010
1. Fallbeispiel Gefahrgutbeförderung

richtig: c) prüfen, ob die Putzlappen gefährliche Eigenschaften


im Sinne der Gefahrgutvorschriften haben.
Eine Nachfrage in der Werkstatt ergibt, dass diese Lappen
mit Öl-, Benzin- und Lösemittelresten verunreinigt sind.
Sie kommen nun zu folgender Bewertung:

a) Da die Putzlappen nur kleine Mengen an Benzin und Lösemittel enthalten,


handelt es sich um kein Gefahrgut.

b) Da die Putzlappen z. B. mit Benzin verunreinigt sind und Benzin einen


Flammpunkt unter 61° C hat, liegt ein Gefahrgut der Klasse 4.1 vor.
Die passende UN-Nummer lautet 3175.

c) Aus dem ADR entnehmen Sie, dass die Putzlappen Stoffe der Klasse 4.2,
UN 1373 sind.

4
Rabe, 04.06.2010
1. Fallbeispiel Gefahrgutbeförderung

richtig: b) Gefahrgut der Klasse 4.1, UN-Nummer 3175,


Verpackungsgruppe II

Begründung: die Putzlappen sind mit Benzin verunreinigt,


Flammpunkt < 61° C

Wie gehen Sie weiter vor?

a) Sie verwenden leere 30-Liter-Deckelgebinde, die vormals wässrige


Autolackfarben enthalten haben. Auf diesem Wege können Sie diese
Gebinde gleich mit entsorgen.

b) Sie wählen einen alten Pappkarton, der Ersatzteile für Motoren


enthalten hat, für die Entsorgung der Putzlappen aus.

c) Sie entscheiden sich für ein gefahrgutrechtlich zugelassenes Fass aus


Stahlblech oder Kunststoff

5
Rabe, 04.06.2010
1. Fallbeispiel Gefahrgutbeförderung

richtig: c) gefahrgutrechtlich zugelassenes Fass aus Stahlblech oder


Kunststoff
zugelassen sind gemäß ADR- Kap. 4.1.4, P 002 bauartgeprüfte Fässer aus Stahlblech
oder Kunststoff.

Auf Basis Ihrer Klassifizierung bekleben Sie die Gebinde


mit Gefahrzetteln nach Muster 4.1.

Im Anschluss daran bereiten Sie ein Beförderungspapier für die Beförderung vor,
nachdem Sie alle abfallrechtlichen Papiere erstellt haben.

Welche Deklaration muss im Beförderungspapier aufgeführt sein?

Abfall, UN 3175 FESTE STOFFE, DIE ENTZÜNDBARE FLÜSSIGE STOFFE


ENTHALTEN, N.A.G. (BENZIN), 4.1, II (E)

6
Rabe, 04.06.2010
1. Fallbeispiel Gefahrgutbeförderung

Müssen Sie bei der Beförderungsdurchführung noch weitere


Gefahrgutvorschriften außer dem Beförderungspapier beachten?

a) Ja, ich benötige Schriftliche Weisungen für die verunreinigten Putzlappen.

b) Ich muss mein Fahrzeug mit einer orangefarbenen Tafel kennzeichnen.

c) ich muss einen 2 kg - Feuerlöscher an Bord mit führen, benötige aber


keine Schriftliche Weisungen und muss keine orangefarbene Tafel setzen

7
Rabe, 04.06.2010
1. Fallbeispiel Gefahrgutbeförderung

richtig: c) ich muss lediglich einen 2 kg - Feuerlöscher an Bord mit führen

Begründung:
gemäß 1.1.3.6 ADR Freistellungen im Zusammenhang mit Mengen beträgt die
Freigrenze in diesem Falle 333 kg.
Mit der Anwendung dieses Kapitels können Sie verzichten auf:
Ɣ Mitgabe von Schriftlichen Weisungen
Ɣ Setzen der orangefarbenen Tafel (Warntafeln)
Wichtig: Beförderungspapier und Feuerlöscher sind erforderlich!

Bitte beachten, dass bei Zuladung weiterer Güter diese Freistellung wegfallen kann!

Betriebliche Regelung
Behälter-Kennzeichnung

8
Rabe, 04.06.2010
2. Gefahrgut-Regelwerke Î verkehrsträgerspezifisch

Gefahrgutbeförderungsgesetz
Grenzüberschreitend /
Verkehrsträger Innerstaatlich international

GGVSEB ADR

GGVSEB RID

Binnen: GGVSEB Binnen: ADNR (Rhein)


See: GGVSee See: IMDG-Code

ICAO-TI/IATA-DGR

9
Rabe, 04.06.2010
3. Gefahrgutorganisation

Mängelanzeige
Jahresbericht Unternehmer / Betriebsinhaber
Beratung oder Geschäftsführer (automatisch beauftragte Person*)

Bestellung
Versandleiter
Bestellte beauftragte Person*
Kontrolle
Überwachung
Schulung
Lagerleiter
Bestellte beauftragte Person*

Gefahrgut-
beauftragter Verladepersonal Ausstellerin
Verpacker des Beförderungs-
*Beauftragte Person:
Tätigkeiten im Auftrag papiers
des Unternehmers
in eigener Verantwortung
Fahrzeugführer
Sonstige v e r a n t w o r t l i c h e P e r s o n e n
10
Rabe, 04.06.2010
3. Gefahrgutorganisation

Beteiligte am Gefahrguttransport (§§ 17-24, 27-29 GGVSEB)


Î Absender
Î Auftraggeber des Absenders
Î Verpacker
Î Befüller
Î Verlader
Î Beförderer
Î Fahrzeugführer
Î Empfänger

11
Rabe, 04.06.2010
4. Definition Gefahrgut

Im Sinne des Gefahrgutbeförderungsgesetzes (GGBefG) sind


Gefährliche Güter:
Î Stoffe und Gegenstände, von denen aufgrund
ihrer Natur,
ihrer Eigenschaften oder
ihres Zustandes
im Zusammenhang mit der Beförderung
Î Gefahren
ƒ für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung
(insbesondere für die Allgemeinheit)
ƒ für wichtige Gemeingüter
ƒ für Leben und Gesundheit von Menschen
ƒ sowie für Tiere und Sachen
.... ausgehen können

12
Rabe, 04.06.2010
4. Definition Gefahrgut - Gefahreigenschaften

Gefährliche Güter sind in folgende Klassen eingeteilt:


Î Klasse 1: Explosive Stoffe und Gegenstände mit Explosivstoff
Î Klasse 2: Gase
Î Klasse 3: Entzündbare flüssige Stoffe
Î Klasse 4.1: Entzündbare feste Stoffe, selbstzersetzliche Stoffe und
desensibilisierte explosive feste Stoffe
Î Klasse 4.2: Selbstentzündliche Stoffe
Î Klasse 4.3: Stoffe, die in Berührung mit Wasser entzündbare Gase entwickeln
Î Klasse 5.1: Entzündend (oxidierend) wirkende Stoffe
Î Klasse 5.2: Organische Peroxide
Î Klasse 6.1: Giftige Stoffe
Î Klasse 6.2: Ansteckungsgefährliche Stoffe
Î Klasse 7: Radioaktive Stoffe
Î Klasse 8: Ätzende Stoffe
Î Klasse 9: Verschiedene gefährliche Stoffe und Gegenstände

13
Rabe, 04.06.2010
4. Definition Gefahrgut - Beförderung

Vorbereitungshandlungen Nachbereitungshandlungen

• Klassifizieren Beförderung
• Vorbereitung zum Versand • Empfangen
• Verpacken • Entladen
• Kennzeichnen • Auspacken
• Beladen
• Fahrzeugkontrolle

• Beförderung im öffentlichen Verkehrsraum


• Beförderungsunterbrechungen

14
Rabe, 04.06.2010
5. Klassifizierung - Gefahrgut erkennen (1)

Die Zuordnung erfolgt


Š aufgrund chemischen, biologischen oder physikalischen Eigenschaften
Š bei Stoffen mit mehreren Gefahreigenschaften entsprechend der Hauptgefahr
Klasse Gefahrzettel Bezeichnung
1

2
Gase
• Entzündbare (2.1) Gasflaschen, Spraydosen
• Nicht entzündbare nicht giftige (2.2)
• Giftige (2.3)

4.1 Entzündbare feste Stoffe,


selbstzersetzliche Stoffe und
desensibilisierte explosive feste Stoffe
4.2

4.3

15
Rabe, 04.06.2010
5. Klassifizierung - Gefahrgut erkennen (1)

Die Zuordnung erfolgt


Š aufgrund von chemischen, biologischen oder physikalischen Eigenschaften
Š bei Stoffen mit mehreren Gefahreigenschaften entsprechend der Hauptgefahr
Klasse Gefahrzettel Bezeichnung Beispiel

Explosive Stoffe und Gegenstände mit


Airbag- und
1 Explosivstoff
(Unterklassen 1.1-1.6) Gurtstraffermodule

Gase
•Entzündbare (2.1) Gasflaschen,
2
•Nicht entzündbare nicht giftige (2.2) Spraydosen
•Giftige (2.3)
Farben, Lösemittel,
3 Entzündbare flüssige Stoffe
Kraftstoffe

Entzündbare feste Stoffe, selbstzersetzliche Lösemittelhaltige


4.1 Putztücher, gebrauchte
Stoffe und desensibilisierte explosive Stoffe Kraftstofffilter

4.2 Selbstentzündliche Stoffe Metallschleifschlamm

Stoffe, die in Berührung mit Wasser entzündbare


4.3 Calciumcarbid
Gase entwickeln

16
Rabe, 04.06.2010
5. Klassifizierung - Gefahrgut erkennen (1)

Klasse Gefahrzettel Bezeichnung Beispiel

5.1 Entzündend (oxidierend) wirkende Stoffe Wasserstoffperoxid

Härter von
5.2 Organische Peroxide Mehrkomponenten-
klebern

Bleiverbindungen,
6.1 Giftige Stoffe
z.B. Lötzinnkrätze

Infiziertes
6.2 Ansteckungsgefährliche Stoffe
Verbandsmaterial

Messgerät mit
7 Radioaktive Stoffe
Strahlenquelle

Natronlauge,
8 Ätzende Stoffe Schwefelsäure,
Batterien
Airbagmodule,
Verschiedene gefährliche Stoffe und umweltgefährdende
9
Gegenstände Stoffe,
Lithiumbatterien

17
Rabe, 04.06.2010
5. Klassifizierung - Gefahrgut erkennen (3)

Wo erhalte ich Informationen über die Einstufung?

Î Sicherheitsdatenblatt, Kapitel 14
Beispiel: Imprägnierharz

14. ANGABEN ZUM TRANSPORT


14.1 Landtransport (ADR/RID/GGVSEB):
Offizielle Benennung UMWELTGEFÄHRDENDER STOFF, FLÜSSIG, N.A.G. (Polymer, ungesättigt)
für die Beförderung:
Klasse: 9
Klassifzierungscode: M6
Gefahrzettel: 9
UN-Nr.: 3082
Verpackungsgruppe: III
Beförderungskategorie: 3
Warntafel: > 1000 kg
Tunnelbeschränkungscode: (E)
Sondervorschriften: 274, 335, 601

Î Hersteller, ggf. Entsorger


Î Gefahrgutbeauftragter, beauftragte Person

18
Rabe, 04.06.2010
5. Klassifizierung - Gefahrgut erkennen (4)

Mit der UN Nummer können aus der Tabelle A (ADR 3.2) die Anforderungen für den
Beförderung entnommen werden:

19
Rabe, 04.06.2010
5. Klassifizierung - Gefahrgut erkennen (5)

Zusätzlich werden Gefahrgüter durch Verpackungsgruppen (VG) (I, II, III)


eingestuft. Für die jeweiligen VG zulässige Verpackungen werden mit
Leistungsbuchstaben (X, Y, Z) gekennzeichnet.

Grad der Gefahr

Stoffe mit hoher Stoffe mit mittlerer Stoffe mit geringer


Gefahr Gefahr Gefahr
VG: I VG: II VG: III
zul. Verpackung: X zul. Verpackung: X, Y zul. Verpackung: X, Y, Z

20
Rabe, 04.06.2010
6. Gefahrgut Versenden: Begleitpapiere (1)

Der Gefahrguttransport erfordert die Mitführung von Begleitpapieren in der


Beförderungseinheit.
Begleitpapiere können sein:

1. Beförderungspapier
2. Schriftliche Weisungen
3. ADR-Bescheinigung über die Schulung des Fahrzeugführers
4. Lichtbildausweis für jedes Mitglied der Besatzung
5. Bescheinigung der Zulassung von Fahrzeugen zur Beförderung
bestimmter gefährlicher Güter.
6. Kopie der Genehmigung der zuständigen Behörde nach 8.1.2.2 c
(falls vorgeschrieben)
7. Sicherheitsdatenblatt an den externen Empfänger, wenn es sich um einen
Gefahrstoff handelt
(interne Vorgabe, gefahrgutrechtlich nicht vorgeschrieben)

21
Rabe, 04.06.2010
6. Gefahrgut Versenden: Begleitpapiere (2): Beförderungspapier

Erforderliche Angaben Grundsätze:


Š „UN“ + UN Nummer Š bei jeder Gefahrgutbeförderung
Š Offizielle Benennung (Groß- oder Š Absender ist für Inhalt verantwortlich
Kleinschreibung)
(ggf. ergänzt durch technische Bezeichnung) Š Übergabe an Fahrer vor dem
Beförderungsbeginn
Š Nummer Gefahrzettelmuster, ggf. auch für
Nebengefahr (in Klammern) Š erstellt in der Sprache des
Versandlandes
Š Verpackungsgruppe
Š lesbar!
Š Tunnelbegrenzungscode
Š Keine Vorschrift an Form. Zulässig
UN 3082, UMWELTGEFÄHRDENDER STOFF z.B.: Frachtbrief, Abfallbegleitschein,
FLÜSSIG, N.A.G., (Polymer), 9, III, (E) Lieferschein

Abfall, UN 1263 FARBE, 3, II (D/E)


Š Anzahl und Beschreibung der Versandstücke
Š Menge des Gefahrguts je UN-Nummer
Š Namen /Anschrift des Empfängers und Absenders
Š ggf. Erklärung einer Sondervereinbarung
22
Rabe, 04.06.2010
6. Gefahrgut Versenden: Begleitpapiere (3): Beförderungspapier

Beispiel:

23
Rabe, 04.06.2010
6. Gefahrgut Versenden: Begleitpapiere (4): Schriftliche Weisungen

24
Rabe, 04.06.2010
6. Gefahrgut Versenden: Begleitpapiere (5): Schriftliche Weisungen

25
Rabe, 04.06.2010
6. Gefahrgut Versenden: Begleitpapiere (6): ADR-Bescheinigung

Beispiel:

Erforderlich für: Gültig:


Kennzeichnungspflichtige Beförderungseinheiten für 5 Jahre
generell
nur für die nicht durchgekreuzten Gefahrklassen
Generell bei Beförderungen von Klasse 1 und 7
(Ausnahmen bei Klasse 1 Feuerwerk, Munition (ab 2011 auch in Checkkarten-Form)
möglich)
• Aufbaukurse für Tank- und Batteriefahrzeuge
Ab 01.01.2007 auch für kennzeichnungspflichtige
Beförderungen in Fahrzeugen < 3,5 t erforderlich!
26
Rabe, 04.06.2010
7. Gefahrgut verpacken: Auswahl geeignete Verpackung

Zulässige Verpackungen sind in den Verpackungsanweisungen


ADR 4.1.4 für jedes Gefahrgut festgelegt.

Verweis auf die Vorschrift in Spalte 8 von ADR Tabelle [3.2]


Spalte 9a: ggf. zu beachtende Sondervorschriften beschrieben.

Ö Mögliche Verpackungsarten:
Fässer, Kisten, Kanister, IBC, Säcke, Großverpackungen

Ö Mögliche Materialien:
Metall, Kunststoff, Holz, Pappe, Textilgewebe

Ö Mögliche Verpackungsausführungen:
Einzelverpackungen, zusammengesetzte Verpackungen (mehrere Innenverpackungen
in einer Außenverpackung), Kombinationsverpackungen (Verbunde).

Ö Beschädigte oder undichte Verpackungen dürfen nicht verwendet werden.

27
Rabe, 04.06.2010
8. Gefahrgut kennzeichnen: Versandstücke (1)

Grundsätze
Î Jedes Packstück mit Gefahrgut muß gekennzeichnet und bezettelt werden
Î Kennzeichnung und Bezettelung der Umverpackung für jedes enthaltene
Versandstück, wenn deren Kennzeichnung und Bezettelung nicht sichtbar bleibt.
Zudem Ausdruck „UMVERPACKUNG“.
Î Dasselbe gilt beim Zusammenpacken.
Î Auch ungereinigte leere Verpackungen (außer Klasse 7) müssen gekennzeichnet
und bezettelt werden.
Î Die Innenverpackung muß ggf. gemäß den Gefahrstoffvorschriften
gekennzeichnet sein.

Kennzeichnung von Versandstücken (auch IBC)


Î UN-Nummern, der enthaltenen Gefahrgüter mit vorangestellten Buchstaben “UN”.
Î Codierung des Verpackungstyps
Î Zusätzliche Vorschriften
für Klassen 1, 2 und 7 UN 1203

UN 4G / Y 10 / S / 99 / D / BAM

28
Rabe, 04.06.2010
8. Gefahrgut kennzeichnen: Versandstücke bezetteln (2)

Grundsätze
Î Gefahrzettel entsprechend Spalte 5 in Tabelle 3.2, ADR anbringen
(darf auch auf der Verpackung aufgedruckt sein), z.B.

Î Alle Gefahrzettel müssen:


Š auf derselben Fläche des Versandstücks
Š nahe beieinander
Š Keine Überlappung / Überdeckung zulässig

Î Anforderungen an Gefahrzettel beachten (Farbe, Symbol, Größe (100 x 100 mm),


Form)
Î Großpackmittel (IBC) mit mehr als 450 Liter Fassungsraum sind auf zwei
gegenüberliegenden Seiten mit Gefahrzetteln zu versehen.
Î Sondervorschriften für Klassen 4.1, 5.2, 6.2 und 7

29
Rabe, 04.06.2010
8. Gefahrgut kennzeichnen: Versandstücke bezetteln - Beispiele - (3)

Möglichst alle auf derselben Seite!


2 Stahlbehälter à 2 l,
gefüllt mit UN 1203
Benzin

Benzin
R...
S....

UN 1203

Benzin Absender
R...
S....
Empfänger

UN 4G / Y 10 / S / 99 / D / BAM

30
Rabe, 04.06.2010
8. Gefahrgut kennzeichnen und bezetteln (Placards): Beispiele (1)

Beförderungseinheit
Kennzeichnung mit Warntafeln nach ADR (soweit 1000
Innenverpackung Punkte nach Tabelle 1.1.3.6.3 überschritten sind).
Kennzeichnung nach GefStoffV

Außenverpackung einer
Zusammengesetzten Verpackung
= Versandstück nach ADR
Container Kennzeichnung nach ADR an allen vier
Seiten mit Großzetteln.

Umverpackung
Ladeeinheit (UnitLoad)

31
Rabe, 04.06.2010
8. Gefahrgut kennzeichnen und bezetteln (Placards): Beispiele (2)

ABFALL, UN 3175, FESTE STOFFE, DIE ENTZÜNDBARE FLÜSSIGE STOFFE


ENTHALTEN, N.A.G. (Ethanol)

in loser Schüttung – Absetzmulde

An beiden Seiten

32
Rabe, 04.06.2010
8. Gefahrgut kennzeichnen und bezetteln (Placards): Beispiele (3)

ABFALL, UN 1992, ENTZÜNDBARER FLÜSSIGER STOFF, GIFTIG, N.A.G.,(Methanol),

im Saug-Druck-Tankwagen

336 336
1992 1992

An beiden Seiten und hinten

33
Rabe, 04.06.2010
8. Gefahrgut kennzeichnen und bezetteln (Placards): Beispiele (4)

Stückgut (bei Überschreitung der Freimengen (1.1.3.6))

34
Rabe, 04.06.2010
9. Gefahrgut Be- und Entladen: Ladungssicherung (1)

Die einzelnen Teile einer Ladung mit gefährlichen Gütern müssen auf dem
Fahrzeug oder im Container so verstaut oder gesichert sein, dass sie ihre Lage
Î zueinander sowie zu den Wänden des Fahrzeugs oder Containers
nur geringfügig verändern können.
Die Ladung kann z. B. durch
Î Zurrgurte,
Î Klemmbalken,
Î Transportschutzkissen,
Î rutschhemmende Unterlagen
gesichert werden.
Eine ausreichende Ladungssicherung liegt auch vor, wenn die gesamte Ladefläche
in jeder Lage mit Versandstücken vollständig ausgefüllt ist.

Die Beanstandungen wegen mangelhafter


Ladungssicherung nehmen lt.
Aussage der zuständigen Kontrollorgane ständig zu.
35
Rabe, 04.06.2010
9. Gefahrgut Be- und Entladen: Ladungssicherung (2)

Ladesicherung Ladungssicherung

Ist das Sichern und Befestigen


Ist der feste Zusammenhalt mehrer einer oder mehrer Ladeeinheiten
gleichartiger oder verschiedener im Transportmittel (Fahrzeug /
Versandstücke (Ladeeinheit) mit Container) für eine schadfreie
Beförderung
der Palette
Verkehrs- und Betriebssichere
Transportsichere Beladung Verladung durch den
durch den Verlader / Versender Fahrzeugführer

36
Rabe, 04.06.2010
9. Gefahrgut Be- und Entladen: Ladungssicherung (3)

Falsch:

37
Rabe, 04.06.2010
10.1 Fahrzeugausrüstung

– ein Unterlegkeil je Fahrzeug;


(Abmessungen angepasst an höchstzulässige Gesamtmasse des Fahrzeugs und dem Durchmesser der Räder)
– zwei selbststehende Warnzeichen;
2)
– Augenspülflüssigkeit
– für jedes Mitglied der Fahrzeugbesatzung
• eine Warnweste (EN 471)
• ein tragbares Beleuchtungsgerät (Abschnitt 8.3.4)
• ein Paar Schutzhandschuhe
• einen Augenschutz
– für bestimmte Klassen (Gefahrzettel 3.4.1, 4.3, 8 und 9) vorgeschrieben
• Notfallfluchtmaske 3) für jedes Mitglied der Fahrzeugbesatzung
(nur Gefahrzettel 2.3 und 6.1)
4)
• eine Schaufel
• eine Kanalabdeckung 4)
4)
• ein Auffangbehälter aus Kunststoff

2)
nicht erforderlich für Gefahrzettel der Muster 1, 1.4, 1.5, 1.6, 2.1, 2.2 und 2.3
3)
z.B. Notfluchtmaske mit Gas/Staub-Kombinationsfilter Typ A1B1E1K1-P1 oder A2B2E2K2-P2
4)
nur für Gefahrzettel-Nummern 3, 4.1, 4.3, 8 und 9 vorgeschrieben

38
Rabe, 04.06.2010
10.2 Feuerlöscheinrichtung (1)

Mindestausrüstung bei normaler Beförderung


Î ein tragbares Feuerlöschgerät von 2 kg Pulver* Mindestfassungsvermögen
für die Brandklassen A, B und C für die Brandbekämpfung des Motors oder des
Fahrerhauses
Î zusätzlich weitere Feuerlöschgeräte für die Brandklassen A, B und C
in Abhängigkeit der höchstzulässigen Masse der Beförderungseinheit:

höchstzulässige Masse Mindestfassungsvermögen aller Pulver-Löscher * Beispiel


der Beförderungseinheit Summe Mindestgröße 1 Löscher Ausrüstung
> 7,5 Tonnen 12 kg 6 kg 2 x 6 kg
1 x 6 kg
> 3,5 < 7,5 Tonnen 8 kg 6 kg
1 x 2 kg
< 3,5 Tonnen 4 kg 2 kg 2 x 2 kg

>3,5 < 7,5 to 8 kg


mindest. 1 x 6 kg
Beispiel: An Bord 1 x 2 kg

(*oder einem entsprechenden Fassungsvermögen für ein anderes geeignetes Löschmittel).


39
Rabe, 04.06.2010
10.2 Feuerlöscheinrichtung (2)

Mindestausrüstung (bei Beförderungen freigestellter Mengen nach 1.1.3.6 ADR)


Î ein tragbares Feuerlöschgerät von 2 kg Pulver Mindestfassungsvermögen
für die Brandklassen A, B und C
(oder einem entsprechenden Fassungsvermögen für ein anderes geeignetes Löschmittel).

An Bord

40
Rabe, 04.06.2010
11. Freistellungen (ADR 1.1.3.1) (1)

Die Vorschriften des ADR gelten nicht für:

Beförderungen gefährlicher Güter, die von Privatpersonen durchgeführt werden,


sofern diese Güter einzelhandelsgerecht abgepackt sind und für den
persönlichen oder häuslichen Gebrauch oder für Freizeit und Sport bestimmt
sind...;

Beispiel: Artikel aus dem Baumarkt

Gefährliche Güter in Großpackmitteln (IBC) Großverpackungen oder Tanks gelten


nicht als einzelhandelsgerecht verpackt.

41
Rabe, 04.06.2010
11. Freistellungen (ADR 1.1.3.1) (2)

Die Vorschriften des ADR gelten nicht für:

Beförderungen von im ADR nicht näher bezeichneten Maschinen oder


Geräten, die in ihrem inneren Aufbau oder in ihren Funktionselementen
gefährliche Güter enthalten.

Es müssen Maßnahmen getroffen werden, die unter normalen


Beförderungsbedingungen ein Freiwerden des Inhaltes verhindern.

Beispiel : Baumaschine mit Diesel im Tank,


Tank ordentlich verschlossen.

42
Rabe, 04.06.2010
11. Freistellungen (ADR 1.1.3.1) (3)

Die Vorschriften des ADR gelten nicht für:

Die Vorschriften des ADR gelten nicht für Beförderungen,


die von Unternehmen in Verbindung mit ihrer Haupttätigkeit durchgeführt
werden, wie

• Lieferungen für oder


• Rücklieferungen von
Baustellen im Hoch- und Tiefbau, oder im Zusammenhang mit Messungen,
Reparatur- und Wartungsarbeiten.

>> sogenannte „Handwerkerregelung“

Die Menge je Verpackung darf 450 L nicht überschreiten und die Menge je
Beförderungseinheit darf die Grenzen gemäß Unterabschnitt 1.1.3.6 nicht
überschreiten.

43
Rabe, 04.06.2010
11. Freistellungen (ADR 1.1.3.1) (4)

Die Vorschriften des ADR gelten nicht für:

Beförderungen, die von Einsatzkräften oder unter deren Überwachung


durchgeführt werden, soweit diese im Zusammenhang mit Notmaßnahmen
erforderlich sind, insbesondere:
• Beförderungen mit Abschleppfahrzeugen, die Unfall- oder Pannenfahrzeuge
mit gefährlichen Gütern befördern, oder
• Beförderungen, die durchgeführt werden, um die bei einem Zwischenfall
oder Unfall betroffenen gefährlichen Güter einzudämmen, aufzunehmen oder
an einen sicheren Ort zu bringen.

44
Rabe, 04.06.2010
11. Freistellungen (ADR 1.1.3.1) (5)

Die Vorschriften des ADR gelten nicht für:

Notfallbeförderungen zur Rettung menschlichen Lebens oder zum Schutz


der Umwelt.

Es sind alle Maßnahmen zur völlig sicheren Durchführung dieser Beförderungen


zu treffen.

Entscheidung durch Einsatzleitung.

45
Rabe, 04.06.2010
11. Freistellungen (ADR 1.1.3.1) (6)

Die Vorschriften des ADR gelten nicht für:

Ungereinigte leere Verpackungen, IBC und Großverpackungen,


die Stoffe der Klassen 2, 3, 4.1., 5.1, 6.1, 8 und 9 enthalten haben,
wenn geeignete Maßnahmen zur Beseitigung der Gefahren der
Klassen 1 bis 9 durchgeführt wurden.

Beispiel: eingetrocknete (= lösemittelfreie) Farbdosen

46
Rabe, 04.06.2010
11. Freistellungen (ADR 1.1.3.6) (1)

Freistellungen in Zusammenhang mit Mengen, die je Beförderungseinheit


befördert werden – 1.1.3.6 ADR

Î Einhalten bestimmter Mengengrenzen pro Beförderungseinheit


Î die für eine bestimmte Beförderungskategorie angegebenen Werte dürfen nicht
überschritten werden
Î sofern insgesamt 1.000 Punkte nicht überschritten werden, sind nachfolgende
Vorschriften nicht anzuwenden:
Ö Kennzeichnung der Fahrzeuge mit orangefarbenen Tafeln
Ö schriftliche Weisungen
Ö Schutzausrüstung
Ö ADR-Führerschein
Ö Vorschriften für die Überwachung
Ö Fahrzeugvorschriften des Teils 9

47
Rabe, 04.06.2010
11. Freistellungen (ADR 1.1.3.6) (2)

Î Gefahrgüter werden in 5 Beförderungskategorien mit unterschiedlichen Grenzmengen


eingeteilt:
Ö Kategorie 0: keine Grenzmenge
Ö Kategorie 1: 20 kg oder l
Ö Kategorie 2: 333 kg oder lI
Ö Kategorie 3: 1000 kg oder IIl
Ö Kategorie 4: unbegrenzt

Î Maßeinheiten:
Ö Gegenstände: Bruttomasse in kg
Ö Feste Stoffe und Gase im flüssigen Zustand: Nettomasse in kg
Ö Flüssige Stoffe und verdichtete Gase: Fassungsraum
(Nenninhalt des Gefäßes in Liter)

Î Die Grenzmenge gilt nur für Versandstücke


(keine Anwendung bei Tank und lose Schüttung

48
Rabe, 04.06.2010
11. Freistellungen: Begrenzte Mengen LQ (1)

Versandstücke mit Mengen im Rahmen der LQ* unterliegen nicht den Vorschriften
des ADR. Ausnahme: LQ 0.

Für jedes Gefahrgut ist in ADR-Tabelle 3.2, Spalte 7a, ein LQ-Code festgelegt.

Bedingungen:
• Für jeden LQ-Code sind zulässige Mengen je Innenverpackung und
Verpackung zu beachten
• Es müssen zusammengesetzte Verpackungen verwendet werden, die während
der Beförderung verschlossen sein müssen
• Vorschriften über das Zusammenpacken müssen beachtet werden
• Die verwendeten Verpackungen müssen nicht baumustergeprüft sein.
• Beförderungspapiere sind nicht erforderlich
• Kennzeichnung LQ ist erforderlich

* LQ Limited Quantities (begrenzte Mengen)

49
Rabe, 04.06.2010
11. Freistellungen: Begrenzte Mengen LQ (2)

Beispiel 1:
UN 1950 DRUCKGASPACKUNGEN
LQ 2* UN 1950
max. Menge Innenverpackung: 1l
max. Menge je Versandstück: 30 kg

Beispiel 2:
UN 1950 DRUCKGASPACKUNGEN
LQ 2*
max. Menge Innenverpackung: 1l
max. Menge je Versandstück : 30 kg UN 1203 oder:
UN 1950

und

UN 1203 BENZIN
LQ 4
max. Menge Innenverpackung: 3l
LQ
max. Menge je Versandstück : 30 kg

* LQ1 = 120 ml auch möglich

50
Rabe, 04.06.2010
12. Betriebliche Regelungen

1. Betriebsanweisung Beförderung von Gefahrgütern

2. Checklisten Gefahrgut-Beförderung

51
Rabe, 04.06.2010
13. Beispiele aus der Praxis

Innerbetrieblicher Transport - Beispiele

52
Rabe, 04.06.2010
13. Beispiele aus der Praxis

Innerbetrieblicher Transport - Beispiele

53
Rabe, 04.06.2010
13. Beispiele aus der Praxis

Innerbetrieblicher Transport - Beispiele

54
Rabe, 04.06.2010

Das könnte Ihnen auch gefallen