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Das 800 Einwohner Städtchen Łódź liegt im russisch

regierten Königreich Polen. Um 1820 startet hier eine


gigantische Industrialisierungcampagne. Die Offerte
lautet - Unternehmensgründer erhalten billig Land
Kredite und Steuernachlass, wenn sie hier in Łódź
Textilunternehmen gründen. Unter den Arbeitern und
Unternehmern, die aus ganz Europa dem Ruf folgen sind
viele Deutsche. So strömen lange bevor polnischer
Arbeiter nach Berlin Sachsen und ins Ruhrgebiet ziehen, deutscher Einwanderer nach
Zentralpolen.

Die Deutschen sind als erste nach Łódź gekommen. Sie waren damals die Meister der
Wehrtechnik und die ersten Werkstätten die es in Kolonien wurden in Łódź von
den Deutschen errichtet. Man kann sagen, dass es die
Deutschen waren, die in Łódź die polnische Textilindustrie
begründet haben.

In wenigen Jahrzehnten entsteht in Łódź eine riesige


Textilindustrie. Neben den Fabriken entstehen die
prachtvollen Palästen der Textilunternehmer. Im
Manchester Polens entwickelt sich eine vielvölker Kultur,
die erst durch die faschistischen Gräueltaten des Zweiten
Weltkrieges vernichtet wird. Bis dahin leben hier deutschen
polnische russische böhmische und jüdische Arbeiter und erwirtschaften für deutsche
polnische untypische Unternehmer einen enormen Reichtum.

Gründe Euphorie breitet sich aus. In Andrzej Wajdas Film das gelobte Land beschließen
drei junge Leute - ein Pole, ein Jude und ein Deutscher eine Fabrik zu tun.

Łódź so heißt es ist keine polnische Stadt Łódź des neunzehnten Jahrhunderts gibt es
alles viermal - vier Kirchen eine jüdische, eine polnisch-katholische, eine russisch-
orthodoxe, eine deutsch-evangelische. Das gleiche gilt für Friedhöfe, Zeitungen, Theater
Krankenhäuser, Schulen.

Es gibt kaum Kon ikte und manchmal sogar kollektive Aktionen. Gemeinsame deutsch-
polnisch-jüdische Konzerte bringen Geld für die Feuerwehr. Deutsche und Juden spenden
Geld für den Bau einer russisch-orthodoxen Kirche

„Ich fand das Hochinteressant in dieser multinationalen Stadt arbeiten, ob sie es wollen
oder nicht drei Nationen - Deutsche Juden und Polen zusammen. Etwas was sonst
nirgendwo zusammen geht, geht hier in Łódź. iIh empfand diese Zusammenarbeit dieses
Streben eine Industriestadt aus dem Boden zu stampfen, ein absolutes Novum in
Mitteleuropa. Dieses Projekt hatte etwas Romantisches an sich, wenn auch kombiniert mit
extremen Kapitalismus.”

Das Jahr 1871 beginnt mit einem teutonischen


Paukenschlag. Es wurde die Gründung des Deutschen
Reichs programmiert. Es lebe der deutsche Kaiser. Für
Polen - ein schwarzer Tag. Zweieinhalb Millionen Polen
sind über Nacht deutsche Staatsbürger geworden. Die
hurra Rufe im Werk sei begraben endgültig ihre
fl
Hoffnungen auf einen eigenen Staat. Bismarck der eiserne Schmid des Deutschen
Reiches fast alles um deutsche und alles katholische also alles polnische.

„Bismarck es natürlich der genauso wie Friedrich der Zweite der aggressive antipolnische
Politiker, die faktisch eine Vernichtung nicht physische, aber eine kulturelle Vernichtung,
wirtschaftlichen Vernichtung des polnischen Volkes betrieb. Eine rücksichtslose Allianz mit
Russland, auf Kosten Polens, verfolgte. Damit auch ein emsiger Schüler
Friedrich des Zweiten war.”

Haut die Polen dass sie ihrem Leben verzagen. Wir können wenn wir
bestehen wollen nichts anderes tun, als sie auszurotten - wettert der
eiserne Kanzler. Gegen 1880 nimmt die Zahl der in den letzten 100
Jahren zugewanderten Deutschen im Osten immer mehr ab. Die Zahl
der Polen wächst für Bismarck ein Alptraum.

Im Jahr 1885 lässt Bismarck 35.000 Polen und Juden ohne preußisch
Staatsangehörigkeit ausweisen. Das Bild des grausamen preußischen
Polizisten knüpft an das Bild von den Kreuzrittern an und erzeugt neuen
Hass gegen alles Deutsche. Eine Lawine von Gesetzen und Verordnungen wird erlassen.
Das Polentum, der Katholizismus, die polnische Sprache sollen zurückgedrängt. Polnische
Grundbesitzer und Bauern vertrieben werden. Verschuldete Polen werden rigoros
gepfändet. Deutsche Siedler sollen polnisches Land übernehmen und werden mit
Vorzugskrediten gelockt.

Hier in der Ansiedlungskommissionen Posen wird polnisches Land aufgekauft, parzelliert


und günstig an Deutsche weiterverkauft. 100 Millionen Reichsmark stellt die preußische
Regierung zur Verfügung, später sind es 550 Millionen jährlich. Nahezu 300 Güter
wechseln den Besitzer. 400.000 Morgenland geraten so in deutscher Hand. Getreu dem
Bismarck Wort kein Fußbreit deutscher Erde soll verloren gehen.

Doch die Polen geben sich noch nicht verloren. In einem Schwarzbuch echten sie die
polnischen Landverkäufe als Verräter nennen ihren Namen und die eingenommenen
Summen. Polnische Banken werden neu gegründet und arbeiten bald erfolgreicher als die
deutsche Konkurrenz. Die Bodenpreise steigen. Wieder verkaufen deutsche ihr Land an
den Meistbietenden - an Polen.

Das Feuerstätten Gesetz soll 1908 Abhilfe schaffen.


Es verbietet polnischen Bauern auf neu erworbenen
Boden ein Haus zu bauen und eine Feuerstätte zu
errichten und macht sie so zu Preußen zweiter
Klasse.

Ein Bäuerlein Namens Tische Mauer schafft es mit


einer Eulenspiegelei die preußischen Anstrengungen
in Europa lächerlich zu machen und den Status eines
Volkshelden zu erwerben. Da es verboten ist zu
bauen, borgt er sich von seinem deutschen Nachbarn
Geld und kaufte sich einen Zirkuswagen. Diesen stellt er auf sein neu erworbenes Land
und wohnt darin. Die preußischen Behörden sind ratlos. Einziger Angriffspunkt die
Behausung muss wirklich mobil sein also verschiebt Tische Mauer seinen Wohnwagen
jeden Tag um einige Zentimeter die von einem Polizisten nachgemessen werden.
Pilgerfahrten zum polnischen Eulenspiegel setzen ein Geld wird gesammelt und dem
Bäuerlein ein komfortableres gefährt spendiert. das er im Triumphzug nach Hause fährt.
Es hat nur einen Nachteil es ist vier Zentimeter höher als das preußische Gesetz erlaubt,
also wohnt der Bauer wieder in seinem alten Wagen. Er ist inzwischen nachgebaut und gilt
als kleines Nationalheiligtum.

Das Gutshaus von Seeheim Jezioro in der Provinz


Posen. Hier feiert Silvester 1900 der ultragermanische
deutsche Ostmarkenverein mit einem deutschen Tag die
Jahreswende. Patriotische Depeschen an den groß
mächtigen Schirmherrn des Deutschtums werden
gekabelt. Seine Majestät der Kaiser telegra erte Tour und
dank dem Verein für seine Bestrebungen zur Förderung
des Deutschtums in den Ostmarken.

Die Gründer des Vereins Gewalt hilft 1000 Mitglieder hat


sind die Hardliner der deutschen Ostpolitik. Ganz im Geiste Bismarcks sehen sie sich als
Bollwerk gegen das Polentum.

Harvey Hansemann - Rittergutsbesitzer, K.W. Kennemann - Landes


Ökonomierat und T. Tiedemann Rittergutsbesitzer von Seeheim und
Major (AD?). Es gibt kein schlimmeres Schimpfwort für Polen Feinde.
Jeder Pole kennt das Ungeziefer Namens Hakata.

Die Hacker testen beschwören die Kreuzritter ahnen wieder herauf


und wollen damit das Deutschtum im Osten mobilisieren. Doch wie ihr
großes Vorbild erzielen sie damit oft nur einen Bumerangeffekt.

„Das neunzehnte Jahrhundert um die Zeit der bismarckschen Politik


ist ja die Epoche wo man das Bild von dem Kreuzritter ordnen nun
konstruiert um zu zeigen, dass das was nun geschieht eine lange
historische Wurzel hat. Ich würde sagen diese bismarckschen Politik hat eine ethnische
Mobilisierung auf der polnischen Seite hervorgerufen und Bismarck Vater derjenige, der
den polnischen Patriotismus Mobil machte und dazu Beitrug dass es so entstanden ist
gerade in Posen.

Je stärker der Druck, desto stärker wächst das Nationalgefühl der Polen.
Germanisierungsmaschine, deutsches Reichspatent, Drillprügelprozesse, Steuern sind die
Instrumente der Preußen. Und was kommt heraus? Ein
junger Kämpfer mit einer Fahne auf der steht noch ist
Polen nicht verloren.

Schon lange ist polnisch als Amts- und Unterrichtssprache


verboten nur der Religionsunterricht. Die letzte Nische
polnischen Nationalgefühls durfte bisher in polnisch
abgehalten werden. Als 1901 auch das verboten wird, gibt
es Widerstand. Schüler der katholischen Volksschule in
Wreschen (Września) beschließen auf Anraten ihrer Eltern
und Priester das Gesetz zu boykottieren. Sie verweigern
die Annahme des deutsch gedruckten Katechismus, sie
lernen die religiösen Texte nicht und verweigern jede Antwort auf Deutsch.
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„Streik - die Kulmination der Ereignisse in Września fand am 20. Mai 1901 statt. Als
Schulinspektor die Schule besuchte und 26 Kinder bestraft wurden. Zuerst zwei Stunden
Schularrest wo sie auswendig ein deutsches Lied lernen sollten. Als 14 Schüler immer
noch Widerstand geleistet haben, wurde ihnen Pudelstrafe auferlegt. Acht bis zehn
Schläge mit dem Rohrstock an die Innenseite der Hand. Die Kinder verlassen schreiend
die Schule. Vor der Schule versammeln sich Empörte, Eltern und Bürger. Das
Gerichtsprotokoll überliefert Ausrufen. Weshalb verfolgt er so die polnische Sprache der
Kinder, dagegen dass sie Deutsch lernen haben wir nichts, aber nicht die Religion. Für
uns arme Leute liegt in der Religion der einzige Trust, die Hoffnung auf bessere Zukunft
für uns ist die Religion unser ganzes Vermögen.”

Was habt ihr die Kinder so zu schlagen? Hat der Kaiser zu dem deutschen
Religionsunterricht seine Zustimmung erteilt? Zeigt mir seine Unterschrift.

Der Kaiser hat dieses Gesetz und alle anderen Polen feindlichen Gesetze unterschrieben.
Der Kaiser ist der Meinung die Polen seien ein äußerst gefährliches Volk. Es verdiene
keine andere Behandlung als ständig mit den Füßen getreten zu werden. In seinem
Namen werden Eltern und Bürger angeklagt. Im Prozess erinnern die Verteidiger daran
dass einst der preußische König versprochen hat, dass weder eure Religion, noch eure
Muttersprache eine Einbuße erleiden.

Trotz internationaler Proteste bleiben Kaiser, König und das deutsche Reich hart.

„Die Länge aller Strafen für die 20 damals verurteilten Personen hat insgesamt 17 Jahre
betragen. Die längste Freiheitsstrafe zweieinhalb Jahre art Frau Piasecka bekommen also
sehr strenge Urteil. D

Die Hauptangeklagte Frau Piasecka - alleinstehende Mutter von fünf Kindern. Das Urteil
wirft ihr und den anderen schweres Verbrechen des Aufruhrs und Landes Friedensbruchs
vor und gipfelt in dem zynischen Schluss Text - die Auffassungen der Angeklagten gehen
davon aus, dass Christus und die Muttergottes polnisch gesprochen haben und von
diesem Gesichtspunkt aus kritisieren sie die Maßnahmen der Regierung.

Kann man heute noch die Gefühle der Eltern von damals nachvollziehen - „Na ja bestimmt
ich muss allerdings auch sagen dass wenn ich meinem Sohn die Gefühle des Patriotismus
nahebringen will, ich immer häu ger von ihm höre - ist es gut mama - solche
Weltanschauung ist anacronistisch.”

Ende des neunzehnten Jahrhunderts nimmt der Abbau


von Steinkohle im Ruhrgebiet explosionsartig zu.
Arbeitskräfte werden dringend gesucht. Aus dem
polnischen West gebieten strömen zahllose junge
polnische Arbeiter in die westfälischen Kohlenreviere.

Sie werden gebraucht, aber nicht geachtet. In den Zeiten


der Germanisierung sind die ruhe Polen Menschen
zweiter Klasse.

„Die verstanden ja kein Deutsch und es war sehr schwer für erstens mag die Werk
Verordnungen waren alle in Deutsch abgefasst, es wurde nicht verstanden, es wurde viel
fi
falsch gemacht ja dann wird eben das sieht die dummen Pollack dann waren es die
dreckigen Pollacken dann wiederum die faulen. Und werden fühlen sich wirklich als
Menschen nichts weiter dritte Kategorie.

Die Polen ziehen sich in Vereine zurück, Kirchen vereine die sonst Vereine Sportvereine.
Bald existieren davon über 1.000.

Ein Höhepunkt des polnischen Kirchenjahres ist bis


heute die Wallfahrt in Neviges bei Wuppertal. Sie
existiert seit über 100 Jahren Ihr Glaube und ihre
Sprache sind der einzige Ersatz für die verlorene
Heimat. Ihre Lieder Ausdruck noch immer
ungebrochen Hoffnung auf ein freies Vaterland sind
für Preußen eine permanente Unterwanderung der
inneren Sicherheit.

Der Katalog der Verbote wird immer länger. Über 100 polnische Lieder werden verboten /
Die Farbe rot als Vereins Gottesdienste und schließlich auch noch Versammlungen in
polnischer Sprache. Auch im Ruhrgebiet der gleiche Effekt wie im Osten Germanisierung,
Druck fördert das Polentum.

Als im August 1914 Wilhelm der Zweite den


Ausbruch des ersten Weltkrieges verkündet,
bedeutet dass auch die Mobilmachung von fast
3,4 millionen Polen. Als russische österreichische
und deutsche Soldaten werden sie für fremde
Kaiser kämpfen und sterben.

Zugleich bedeutete dieser Krieg für Polen neue


Hoffnung. Bevor die riesen Armeen losschlagen,
marschiert im Süden Polens am 6. August 1914
ein polnischer Verband von 140 Schützen unter dem Befehl des Generals Piłsudski in den
russischen Teil Polens ein. Polen beginnt einen Krieg gegen Russland - ein symbolischer
aber wichtiger Akt. Polen will nicht befreit werden, sondern befreit sich selbst - noch ist
Polen nicht verloren.

Eine der ersten großen Schlachten des


mörderischen Krieges ndet unter dem Befehl
des Feldmarschalls Hindenburg bei Tannenberg
statt. Die Schlacht unweit von Grunwald dem Ort
der Niederlage des deutschen Ordens von 1410
endet mit einem deutschen Sieg über die
russische Armee.

In den Berichten sind 7000 gefallene Russen und


5.000 deutsche Tote erwähnt. Kein Wort von den
polnischen Soldaten, die auf beiden Seiten im Bruderkampf gestorben sind. 400.000
Gefallene für eine fremde Sache hat die polnische Nation in diesem Krieg zu beklagen.
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1927 errichten die Deutschen unweit der Grenze zu Polen ein düsteres Denkmal. Dem
polnischen Mythos von Grunwald wird nun der deutsche Mythos von Tannenberg
entgegengesetzt.

1934 Anlass für eine monumentale Propaganda Inszenierung des Dritten Reiches.

In Anwesenheit des Führers wurde die sterbliche Hülle des Generalfeldmarschalls - von
Hindenburg in der neu geschaffenen Kraft beigesetzt. Neben rund 20 unbekannte
Soldaten seine Armee.

Der deutsche Orden Friedrich der Zweite, Bismarck, Hindenburg, Hitler. Im Geist des
Mythos von Tannenberg werden wenige Jahre später deutsche Verbrechen begehen
deren Unmenschlichkeit und Ausmaß mit nichts vergleichbar sind was deutsche Polen bis
dahin angetan haben.

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