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Grundlagen der Umformtechnik

Definition

Als Umformen wird im fertigungstechnischen Sinne das Hervorrufen einer plastischen


Werkstoffverformung verstanden.

Einteilung der Umformverfahren

Bei der Einteilung der Verfahren der Umformtechnik haben sich folgende
Unterscheidungskriterien als sinnvoll erwiesen:

- Verarbeitungstemperatur (Kaltumformen, Halbwarmumformen, Warmumformen)


- Gestalt des Rohlings (Blechumformen, Massivumformen)
- Erzeugte Spannung im Umformbereich (Zugumformen, Druckumformen,
Zugdruckumformen, Biegeumformen, Schubumformen)

Vor- und Nachteile der Umformverfahren

Bedingt durch die Verfahrenstechnik der Umformung ergeben sich folgende Vor- und
Nachteile.

Vorteile:
- hohe Werkstoffausnutzung
- geringe Fertigungszeit
- hohe Werkstückqualität (z.B. durch verbesserten Faserverlauf)
- ggf. erhöhte Festigkeit durch Kaltverfestigung

Nachteile:
- lange Einrichtzeiten
- hohe Fixkosten (Werkzeuge, Maschinen)
- hoher Energiebedarf
- unflexibel bei Teileänderungen

Werkstoffverhalten bei der plastischen Verformung

Bei der Umformung von Metallen wird im wesentlichen das Gleiten von Atomen im
Kristallgitter des Metalls ausgenutzt. Das Gleiten um einen Atomabstand wird dabei als so
genannte Versetzung bezeichnet. Eine solche Versetzung wandert durch weitere Umformung
bis zum Erreichen der Korngrenze bzw. bis zu einer weiteren Versetzung. Dieser Vorgang
wird als Kaltverfestigung bezeichnet.

Die Kaltverfestigung von Metallen hat einen erhöhten Energieaufwand bei der Umformung
zur Folge. Daher wird gegebenenfalls durch Zwischenerwärmung eine Kristallerholung
(Platzwechselvorgänge von Atomen) oder eine Rekristallisation erreicht.
Berechnung der Fließspannung

Betrachtet man nun das Spannungs-Dehnungs-Diagramm, so ist bei der Umformtechnik


insbesondere der plastische Bereich und hier die Fließspannung von Bedeutung.

kf = F/A
[N/mm2] F...Kraft; A...momentane Querschnittsfläche

Umformgrad

Als entscheidende Größe bei der Beurteilung der Formänderung hat sich der Umformgrad
etabliert. Er berechnet sich wie folgt:

φ = ln(l/l0)

l0...Länge vor der Umformung; l...Länge nach der Umformung

Hauptumformgrad

Für die Umformgrade in den Hauptachsen eines Körpers gilt:

φ 1 + φ2 + φ3 = 0

Der betragsmäßig größte dieser drei Umformgrade wird als Hauptumformgrad φh bzw. φmax
bezeichnet.

Umformkraft

Bei der Berechnung der Umformkraft soll zunächst auf die theoretische Zusammensetzung
eingegangen werden.

F = Fid + FR + FB + FSch

Werkstoffanteil:
Fid...für die ideelle homogene Verformung

Verfahrensanteil:
FR...Überwindung der Reibung zwischen Werkzeug und Werkstück
FB...Überwindung der Verluste durch Biegung
FR...Überwindung der Verluste durch innere Schiebung

In der Praxis wird der Verfahrensanteil meist im Umformwirkungsgrad ηF zusammengefasst.


Es ergeben sich daher für die beiden Formen der Krafteinleitung die folgenden Formeln:

- unmittelbare Krafteinleitung (z.B. Stauchen, Walzen, Recken)


mit Fid = A*kfmax
F = (A*kfmax)/ηF

- mittelbare Krafteinleitung (z.B. Stauchen, Walzen, Recken)

mit Fid = A*kfm*φh


F = (A*kfm*φh)/ηF

kfm...mittlere Fließspannung

Umformarbeit

Für die benötigte Umformarbeit wird die Fläche durch das Volumen des Werkstücks ersetzt.

mit Fid = V*kfm*φh


F = (V*kfm*φh)/ηF

oder näherungsweise über Kraft mal Weg:

W = Fm*s

Fm...mittlere aufgewendete Kraft


Druckumformen Walzen
Definition Druckumformen Walzen

Druckumformen Walzen ist ein Fertigungsverfahren für ein stetiges oder schrittweises
Druckumformen mit sich drehenden Werkzeugen (Die Walzen). Im Groben wird zwischen
drei verschiedenen Walzarten unterschieden:

1. Längswalzen
2. Querwalzen
3. Schrägwalzen

Längswalzen

Beim Längswalzen wird das Werkstück senkrecht zu den Walzachsen ohne Drehung durch
den Walzspalt bewegt. Das Werkstück tritt aus den Walzen mit der selben Querschnittsfläche
in umgeformter Form (Breite und Höhe) an der anderen Seite wieder aus. Auf diese Weise
werden Flach- oder Profilstähle erzeugt.

Querwalzen

Beim Querwalzen rotiert das Werkstück ohne Vorschub zwischen gleichsinnig umlaufenden
Walzen um die eigene Achse. Auf diese Weise werden z.B. Ringe oder Gewinde hergestellt.
Gewalzte Gewinde haben gegenüber gespanten Gewinden einige Vorteile:

 Wirtschaftlicher
 Durch Umformung verfestigte Gewindeflanken
 Ununterbrochener Faserverlauf
 pressblanke Oberfläche
 erhöhte Dauerfestigkeit
Schrägwalzen

Beim Schrägwalzen sind die Walzen ca. 3-6° zueinander gekreuzt angeordnet. Dadurch
entsteht ein Längsvorschub in dem das Werkstück um seine eigene Achse rotiert. Durch
Anlageleisten und eine Führungswalze wird das Werkstück im Walzspalt gehalten. Durch die
gekreuzte Anordnung und die keglige Form der Walzen wird das Werkstück
schraubenförmig über die Stopfenstange bewegt. Durch die Kegelwinkel verengt sich der
Walzspalt, was zu einer Stauchung des Materials führt. Die radialen Zugspannungen in
Kombination mit dem ständigen Wechsel der Beanspruchungsrichtung führen schließlich
zum Aufreißen des Werkstücks in seiner Mitte. Der rotierende Stopfen glättet dann das innere
des entstandenen Rohres und bewirkt dabei eine kontrollierbare Wanddicke mit verfestigter
Oberfläche.

Walzgerüste

Beim Kaltwalzen kommen Gerüste mit mehreren Walzen zum Einsatz. Die Durchmesser der
Arbeitswalzen sind üblicherweise klein dimensioniert, dadurch wird weniger Kraftaufwand
benötigt. Durch die geringe Steifigkeit aufgrund der kleinen Durchmesser müssen diese
jedoch durch größere Stützwalzen gestützt werden. Außer dem geringeren Kraftaufwand sind
auch die Fertigungskosten kleiner dimensionierter Walzen deutlich geringer.
Kraft und Arbeitsbedarf beim Walzen

Quelle in Anlehnung an: (Wojahn, Aufgabensammlung Fertigungstechnik)

Verwendete Formelzeichen
α0 [°] Greifwinkel

ε [%] bezogene Stauchung

ηF [%] Formänderungswirkungsgrad

μ Reibungszahl

ρ [°] Reibungswinkel
φ [%] Umformgrad

ω [s–1] Winkelgeschwindigkeit

bezogene Formänderungsarbeit
a [Nmm/mm3] (Diese Information wird meist aus einem
Diagramm gewonnen.)

A0 [mm2] Ausgangsquerschnitt

A1 [mm2] umgeformter Querschnitt

d0 [mm] Ausgangsdurchmesser

d1 [mm] Durchmesser nach dem Umformen

F [N] Umformkraft

Fm [N] mittlere Stauchkraft

FN [N] Normalkraft

FNW [N] waagerechte Komponente der Normalkraft

FR [N] Reibkraft

FRW [N] waagerechte Komponente der Reibkraft

h0 [mm] Werkstückdicke vor der Bearbeitung

h1 [mm] Werkstückdicke nach der Bearbeitung

Δh [mm] maximale Dickenabnahme

kf0 [N/mm2] Ausgangsformänderungsfestigkeit

kfE [N/mm2] Endformänderungsfestigkeit

kfm [N/mm2] mittlere Formänderungsfestigkeit

l [mm] Walzlänge, Rohlingslänge

M [Nm] Drehmoment

Pa [kW] Antriebsleistung

r [mm] Walzenradius
s Stauchverhältnis

T(ϑ ) [°] Temperatur des Walzgutes

ν [m/s] Walzengeschwindigkeit

V [mm3] umgeformtes Volumen

V0 [mm3] Volumen des Rohlings

W [Nm] Umformarbeit

Formeln

Umformgrad

φ=ln(A0A1) ln = Logarithmus naturalisFür Prozentwert mit 100 multipliz


ieren

Mittlere Formänderungsfestigkeit

kfm=aφ

Umformkraft

F=A12⋅kfmηF⋅φ

Umformarbeit

W=2⋅F⋅l1

Drehmoment je Walze

M=F⋅r

Antriebsleistung

Pa=2⋅F⋅νPa=2⋅M⋅ω

Waagerechte Komponente der Normalkraft

FNW=FN⋅sin(α02)

Waagrerechte Komponente der Reibkraft

FRW=FR⋅(α02)
Reibungszahl beim Warmwalzen (700 °C – 1200 °C)

μ=1,05–0,5⋅10–3⋅T–0,056⋅ν

Reibkraft

FR=μ⋅FN

Maximale Dickenabnahme

Δh=h0–h1=4⋅r⋅sin2⋅(α02)

Druckwalzbedingung

α0<2⋅ρ
Alle Karteikarten in diesem Set (21)

Normal-/Zugspannung

technische Spannung
(Kraft greift senkrecht zur Fläche)

Schubspannung

Kraft tangential

technische Dehnung

elastisch-plastische Dehnung

mit Δlel < Δlpl

Umformgrad (allgemein)

bei Zug: >0

bei Druck: <0

(auch "Wahre Dehnung genannt")


"wahre Spannung"

Kraft

Umformkraft (Stauchen)

μ = Reibungskoeffizient

Umformarbeit (Stauchen)

Stauchgrad (Stauchen)

Stauchverhältnis (Stauchen)

s < 2,3
Stempelkraft (Strangpressen)

Pressverhältnis (Strangpressen)

Querschnittsfläche Block / Querschnittfläche Profil

Umformgrad (Strangpressen)

Volumen nach dem Walzen

Dehnung (Biegen)

Formänderungsverteilung (Biegen)

Rückfederung (Biegen)
Biegemoment (Biegen)

Prozessgrenze (Tiefziehen)

Ausgangsdurchmesser / Stempeldurchmesser

Stempelkraft (Tiefziehen)

Fid = ideelle Umformkraft

FR = Flansch-Reibung

FBiegen = Biegen/Rückbiegen

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