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Maschinenbelegungsplanung in
entkoppelten Produktionssystemen
Holm Fischäder, Richard Göhler und Herfried M. Schneider

In diesem Beitrag werden die theoretischen Grundlagen der Maschinenbelegungs-


planung für mehrstufige Produktionsumgebungen erörtert und davon ausgehend
In diesem Beitrag lesen Sie:
Lösungsverfahren für Belegungsprobleme unter praxisrelevanten Problemstellun-
gen entwickelt. In der Printausgabe von productivITy (Ausgabe 2-17) wurde eine
99 was der Gegenstand der Maschi-
Kurzfassung dieses Beitrages veröffentlicht. In der hier vorgelegten Online-Fassung
nenbelegungsplanung ist,
werden die Abbildung praxistypischer Rahmenbedingungen für die Maschinenbe-
99 welche Verfahren zur Lösung von
legungsplanung sowie die Bewertung alternativer Belegungsplänen ausführlicher
Maschinenbelegungsproblemen
beschrieben.
existieren und
99 welche Potenziale ein heuris-
tisches Planungsmodell für re-
Gegenstand der Maschinen- Maschinen vorgenommen (Feinter- ale Maschinenbelegungspro-
belegungsplanung minierung, scheduling) [1, 2]. bleme birgt.

Maschinenkapazitäten in Industrieunter- Mit der Bestimmung, wann und in


nehmen sind in der Regel begrenzt und de- welcher Reihenfolge Aufträge bearbeitet wer-
ren Erweiterung durch interne oder externe den, ist die Maschinenbelegungsplanung die
Ressourcen mit erheblichen Kosten verbun- Nahtstelle zwischen der Produktionsplanung
den. Folglich ist eine sinnvolle Belegung der und der Durchführung von Produktionsprozes-
vorhandenen Maschinen notwendig, da die sen [3]. Dabei liegen Ergebnisse vorangegange-
Wahl der Bearbeitungsreihenfolge der Auf- ner Planungsschritte als Datum vor. Etwa sind
träge einen entscheidenden Einfluss auf die Entscheidungen zum Produktionsprogramm
Wettbewerbsfähigkeit und das Erreichen von oder der Kapazitätsplanung vorgelagert und
Unternehmenszielen haben kann. Für viele dienen als Planungsvorgabe zur Maschinenbe-
produzierende Unternehmen ist die Maschi- legung [4]. Die Anzahl und Beschaffenheit der
nenbelegungsplanung aus diesem Grund eine zu erstellenden Produkte sowie die Anzahl und
Dr. rer. pol. Holm Fischäder ist Ge-
bedeutende Herausforderung innerhalb der Eigenschaften der Maschinen werden somit schäftsführer der IPOL – Institut für
Produktionsplanung und -steuerung [1]. als gegeben vorausgesetzt. Neben der Menge Produktionsorganisation und Logistik
GmbH Ilmenau.
an Aufträgen ( ) und der verfügbaren
In der Literatur wird der Begriff der Maschinen- Maschinen ( ) sind zudem folgen-
belegungsplanung oft synonym zu Ablauf-, de Eingangsdaten für ein Belegungsproblem
Reihenfolge- bzw. Auftragsreihenfolgepla- gegeben: der (gewünschte) Fertigstellungs-
nung oder Feinterminierung verwendet. Unter termin eines Auftrags , die Bearbeitungszeit
Maschinenbelegungsplanung wird in diesem eines Auftrags auf einer Maschine sowie
Beitrag die Zuordnung von einer gegebenen die Anzahl an Arbeitsgängen je Auftrag . M. Sc. Richard Göhler ist Unterneh-
mensberater bei der Logistikberatung
Menge an freigegebenen Fertigungsaufträgen Eingangsdaten unterliegen Einflüssen von Zeit 4flow consulting.
zu den verfügbaren Maschinen verstanden. und Unsicherheit. In diesem Beitrag werden
Die Belegungsplanung beinhaltet demnach nur statische und deterministische Probleme
die Reihenfolgeplanung sowie die Feintermi- behandelt, weshalb die Eingangsdaten als be-
nierung [1]. Da mehrere Aufträge gleichzeitig kannt und sicher angesehen werden.
um knappe Maschinenkapazitäten konkurrie-
ren, ist es zunächst notwendig, Reihenfolgen Des Weiteren lassen sich zwei Arten von Prof. Dr. oec. habil. Herfried M.
zur Bearbeitung der Aufträge auf den einzel- Reihenfolgen unterscheiden [5, 6]: Die Ma- Schneider, bis zu seiner Emeritierung
Lehrstuhlinhaber für Betriebswirt-
nen Maschinen zu bilden (Reihenfolgepla- schinenfolge definiert die Sequenz der not- schaftslehre an der Technischen Uni-
nung, sequencing). Anschließend werden für wendigen Arbeitsgänge zur Erstellung eines versität Ilmenau, ist wissenschaftlicher
Direktor der IPOL – Institut für Produk-
jeden Auftrag Start- und Endzeitpunkte der Produktes und muss als bindende Restriktion tionsorganisation und Logistik GmbH
Ilmenau.
Bearbeitung festgelegt und somit eine detail- stets erfüllt werden. Gegenstand der Maschi-
lierte zeitliche Verteilung der Aufträge auf den nenbelegungsplanung ist die Auftragsfolge, www.ipol.eu

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d. h. die zeitliche Aufeinanderfolge mehrerer digkeit lassen sich des Weiteren identische
Aufträge auf einer Maschine unter Einhaltung parallele, uniforme parallele und heterogene
der Maschinenfolgen. Die Lösung eines Pla- parallele Maschinen unterscheiden. Bei iden-
nungsproblems liegt vor, sobald die Maschi- tischen parallelen Maschinen gilt . Die
nen- und Auftragsfolgen für alle Aufträge und Fertigungszeit für den Auftrag ist somit auf
Maschinen bekannt sind [5]. Das Ergebnis lässt allen Maschinen gleich. Bei uniformen paral-
sich als maschinen- oder auftragsorientiertes lelen Maschinen unterscheiden sich die Ferti-
Gantt-Diagramm visualisieren und wird auch gungsgeschwindigkeiten um einen konstan-
als Belegungsplan bezeichnet. ten Faktor , sodass für die Bearbeitung des
Auftrags auf der Maschine gilt: .
Klassifikation von Maschinen- Bei heterogenen parallelen Maschinen ist die
belegungsproblemen Fertigungsgeschwindigkeit maschinen- und
auftragsabhängig. Da in der Praxis oft Maschi-
In der Literatur existiert eine Vielzahl von Mo- nen unterschiedlichen Typs zur Bearbeitung
dellen zur Maschinenbelegungsplanung [2]. des gleichen Arbeitsganges eingesetzt werden
Zur Charakterisierung deterministischer Pro- oder sich Maschinen gleichen Typs bspw. auf-
blemstellungen hat sich ein weitgehend ein- grund von Abnutzung hinsichtlich ihrer Bear-
heitliches Klassifikationsschema durchgesetzt. beitungsgeschwindigkeit unterscheiden, ist
Dabei werden Modelle hinsichtlich ihrer Ma- dies der praxisrelevante Fall.
schinen- und Auftragscharakteristik sowie ih-
rer Zielsetzung klassifiziert. In diesem Beitrag Mehrstufige Fertigung
ist primär das der Belegungsplanung zugrun-
deliegende Produktionssystem interessant, Eine mehrstufige Fertigung liegt dann vor,
weshalb im Folgenden eine Klassifizierung wenn Aufträge aus mehreren Arbeitsgängen
nach der Maschinenumgebung vorgenommen bestehen . Diese Problemklasse weist
wird. Dabei erfolgt zunächst eine Differenzie- folglich eine deutlich höhere Komplexität auf
rung anhand der Anzahl an Arbeitsgängen der [6]. Sie wird nach dem eingesetzten Organisa-
Aufträge in einstufige und mehrstufige Pro- tionstyp des zugrundeliegenden Produktions-
blemstellungen (siehe Bild 1). systems differenziert.

Einstufige Fertigung Bei einer Fertigung nach dem Fließprinzip


haben alle Erzeugnisse einen einheitlichen
Besteht ein Auftrag aus genau einem Arbeits- Materialfluss. Es wird in Fließfertigung mit
gang , liegt eine einstufige Fertigung bzw. ohne zeitliche Bindung unterschieden
vor, die abhängig von der Anzahl nutzbarer [3]. Liegt eine zeitliche Bindung vor, sind die
Maschinen weiter differenziert werden kann. einzelnen Fertigungsstufen durch Förderein-
Bei Einmaschinenproblemen als einfachsten richtungen verknüpft (Taktfertigung). Hierbei
Fall ist zur Bearbeitung von Aufträgen genau ist das Problem des Fließbandabgleichs zu
eine Maschine verfügbar ( ). Es ist ledig- lösen. Maschinenbelegungsprobleme treten
lich die Reihenfolge der auf der einen Maschi- bei Fließfertigung ohne zeitliche Bindung auf
ne zu fertigenden Aufträge zu bestimmen [6]. (Reihenfertigung; Flow Shop). Die Arbeitsgän-
ge ähnlicher Produkte werden in der gleichen
Stehen zur Bearbeitung der Aufträge mehre- Reihenfolge bearbeitet. Für die Bearbeitung je-
re Maschinen zur Verfügung ( ), liegt ein des Arbeitsgangs steht eine Maschine gleicher
Problem paralleler Maschinen vor. Hier müssen Art zur Verfügung.
Bild 1: Klassifizierung von
neben Reihenfolgeentscheidungen auch Zu-
Maschinenbelegungspro-
blemen nach der Maschi- ordnungsentscheidungen getroffen werden Sonderfälle zu diesem allgemeinen Flow
nenumgebung. [1, 6]. Hinsichtlich der Fertigungsgeschwin- Shop-Problem ergeben sich durch:
• eine identische Auftragsfolge auf allen Ma-
schinen (Permutation Flow Shop-Problem),
• parallele Maschinen des gleichen Typs auf
mindestens einer Fertigungsstufe (Model-
lierung als Flexible Flow Shop) [2, 7]. In Fle-
xible Flow Shop-Problemen durchlaufen die
Aufträge somit nicht Maschinen, sondern
Fertigungsstufen mit einer bestimmten
Anzahl paralleler Maschinen.

Job Shop-Probleme sind verallgemeinerte


Flow Shop-Probleme und beschreiben eine

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Werkstattproduktion. Die Arbeitsgangfolge optimierende heuristische


Simulation
der Aufträge ist unterschiedlich, muss aber Lösungsverfahren Lösungsverfahren
dennoch wie durch die Maschinenfolge vorge- - vollständige Enumeration - Eröffnungsverfahren - Erstellung von
- begrenzte Enumeration o Prioritätsregeln Belegungsplänen
schrieben, eingehalten werden. Eine Maschine
o Branch-and-Bound- - Verbesserungsverfahren - Parameterbestimmung
kann dabei auch mehrere Arbeitsgänge bear- Verfahren o Metaheuristiken wie Tabu - simulationsbasierte
beiten. Wie bei Flow Shop-Problemen existie- Search, Optimierung
ren analog die Sonderfälle Permutation Job Schwellenwertverfahren, - Emulation und Evaluation
Shop und Flexible Job Shop [2]. Genetische Algorithmen

Bei Open Shop-Problemen ist die Reihenfolge,


in der die Arbeitsgänge ausgeführt werden, tionen haben, die Einfluss auf die Maschinen- Bild 2: Überblick über
beliebig. Somit sind weder eine Arbeitsgang- belegungsplanung nehmen. Sie können durch Lösungsverfahren von
noch eine Maschinenfolge vorgegeben. Die- eine Entkopplung des Produktionsablaufs un- Maschinenbelegungspro-
ser Planungsfall umschreibt ein flexibles Ferti- terschiedliche Fertigungsgeschwindigkeiten blemen.
gungssystem mit Mehrzweckmaschinen [2]. der einzelnen Arbeitsgänge ausgleichen oder
die Auswirkungen von Störungen einer Ferti-
Entkopplungspuffer in der Maschinenbele- gungsstufe auf das restliche Produktionssys-
gungsplanung tem reduzieren. Ein gut dimensionierter Puffer
ist somit notwendig, damit Belegungspläne
Im Klassifikationsschema für Maschinenbele- auch bei einem Störungsfall oder bei sonstigen
gungsprobleme werden als Auftragscharak- in der Planung unberücksichtigten Ereignissen
teristika verschiedene Annahmen und Rah- realisierbar bleiben. Eine große Rolle spielen
menbedingungen beschrieben. Darunter zählt Puffer als Kopplungspunkte zur Änderung
auch die Berücksichtigung von physischen Ent- der Reihenfolge des Materialflusses (z. B. beim
kopplungspuffern zweier aufeinanderfolgen- Übergang von einer bestands- zur auftragsge-
der Fertigungsstufen. Als Entkopplungspuffer führten Produktion oder vor der Montage von
werden in diesem Beitrag physische Zwischen- mehreren Vorprodukten). Zur mengengerech-
läger bezeichnet, die kurzfristige, prozessbe- ten Erfüllung des Kundenbedarfs ist dann stets
dingte Schwankungen aufeinanderfolgender eine hinreichende Anzahl an Zwischenerzeug-
Fertigungsstufen ausgleichen. Die Begriffe nissen aus vorgelagerten Produktionsstufen
Entkopplungspuffer, Puffer und Zwischenlager erforderlich. Außerdem kann eine Zwischen-
werden synonym verwendet. In den meisten lagerung aufgrund von technischen Restrikti-
Veröffentlichungen zur Maschinenbelegungs- onen, z. B. zur Einhaltung einer Aushärtezeit,
planung werden unbegrenzte Zwischenlager- notwendig sein.
kapazitäten angenommen [7].
Verfahren zur Lösung von Maschi-
Durch werden Probleme charak- nenbelegungsproblemen
terisiert, bei denen keine Zwischenlagerung
erlaubt ist. Nachdem ein Arbeitsgang auf einer Nachfolgend sollen die bekanntesten praxis-
Maschine fertiggestellt wurde, muss die Be- relevanten Lösungsverfahren zu mehrstufi-
arbeitung des nächsten Arbeitsganges ohne gen Belegungsproblemen vorgestellt werden.
Wartezeit beginnen. Aufträge werden somit Sie lassen sich zunächst in optimierende und
nach dem FIFO-Prinzip gefertigt [2, 8]. heuristische Verfahren unterscheiden, wobei
diese Unterscheidung nicht immer überschnei-
Der Eintrag umfasst Probleme mit li- dungsfrei ist. Unterstützend kann das Werk-
mitierten Zwischenlagerkapazitäten. Sind die- zeug der Simulation eingesetzt werden (siehe
se Kapazitäten vollständig ausgelastet, kann Bild 2).
ein Auftrag die Maschine auf der vorherigen
Fertigungsstufe nicht verlassen und blockiert Für detaillierte Verfahrensbeschreibungen
diese bis entsprechende Kapazitäten im Zwi- wird auf die jeweils angegebene weiterführen-
schenlager frei werden [7, 8]. Das FIFO-Prin- de Literatur verwiesen.
zip muss hierbei nicht zwingend eingehalten
werden. Neben einem lokalen Puffer zwischen Optimierende Lösungsverfahren
zwei aufeinanderfolgenden Maschinen bzw.
Fertigungsstufen ist auch ein globaler Puffer Optimierende Verfahren garantieren bei end-
für das gesamte Produktionssystem denkbar lich vielen Rechenschritten die optimale Lö-
[2]. sung für eine gegebene Problemstellung.
Modelle der Maschinenbelegungsplanung
Entkopplungspuffer können in mehrstufigen gehören zur Klasse der kombinatorischen
Produktionssystemen unterschiedliche Funk- Optimierungsprobleme, bei denen eine opti-

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male Lösung aus einer endlichen Menge zu- tiken dienen z. B. als Eröffnungsverfahren zum
lässiger Lösungen gesucht wird [1]. Eine sehr Finden einer zulässigen Ausgangslösung, z. B.
aufwändige Lösungsmethode ist die vollstän- für das Branch-and-Bound-Verfahren, um die
dige Enumeration, bei der jeder mögliche Be- Ermittlung einer Optimallösung zu beschleu-
legungsplan ermittelt und hinsichtlich eines nigen [6]. Zum anderen können sie als Verbes-
Zielfunktionswertes verglichen wird. Die Opti- serungsverfahren bzw. lokale Suchverfahren,
mallösung ist dementsprechend das Element ausgehend von einer zulässigen Lösung, zur
der Lösungsmenge mit dem höchsten Ziel- iterativen Verbesserung des Zielfunktionswer-
funktionswert [6]. tes angewendet werden [9].

Demgegenüber wird bei der begrenzten Enu- Unter der Vielzahl an heuristischen Lösungsan-
meration zur Reduzierung der Rechenzeit der sätzen sind Prioritätsregelverfahren und Meta-
Lösungsraum in Teilmengen gegliedert und heuristiken hervorzuheben, die aufgrund ihrer
schrittweise verkleinert. Ausgehend von einer Relevanz bei der Lösung mehrstufiger Bele-
zulässigen Basislösung werden nur Belegungs- gungsprobleme anschließend näher erläutert
pläne vollständig aufgebaut und als neuer Ver- werden.
gleichswert benutzt, deren Zielfunktionswert
nicht schlechter als der bisher beste Vergleichs- Prioritätsregelverfahren werden in der Litera-
wert ist. Hierzu zählt das Branch-and-Bound- tur und Praxis am häufigsten zur Lösung von
Verfahren, was Untersuchungsgegenstand für Maschinenbelegungsproblemen eingesetzt.
eine Vielzahl an Veröffentlichungen zu Flow Aufgrund ihrer Einfachheit liefern prioritätsre-
Shop- oder Job Shop-Problemen ist, aber sel- gelbasierte Heuristiken auch bei komplexen
ten Anwendung auf praktische Problemstel- Problemen als Eröffnungsverfahren in kurzer
lungen findet [8]. Zeit zulässige, aber meist suboptimale Lösun-
gen [8]. Ihr Einsatz erfolgt in zwei Schritten:
Heuristische Lösungsverfahren Zunächst werden die Aufträge, die um die Ka-
pazitäten einer Maschine konkurrieren, mit ei-
Heuristische Lösungsverfahren verzichten nem Prioritätswert nach ihrer Dringlichkeit ge-
auf eine Garantie der Optimalität der gefun- ordnet. Die Rangfolge ergibt sich aus dem zur
denen Lösung, sondern versuchen möglichst Ordnung herangezogenen Kriterium. Die ein-
gute zulässige Lösungen zu finden. Dies führt gesetzten Prioritätsregeln lassen sich in bear-
gegenüber optimierenden Verfahren zu einer beitungszeitbezogene, fertigstellungstermin-
höheren zeitlichen Effizienz. Problematisch ist bezogene und sonstige Regeln unterteilen [1].
dabei allerdings, dass die Güte der gefundenen Zudem können mehrere Regeln miteinander
Lösung nicht von einem Optimum abgeleitet kombiniert werden. Bild 3 zeigt beispielhaft
werden kann, da dieses nicht bestimmt wird. eine Auswahl häufig eingesetzter Prioritätsre-
Als Maßstab der Lösungsgüte müssen daher geln nach der oben beschriebenen Klassifikati-
Abschätzungen in Form von oberen bzw. unte- on. Ist die Sortierreihenfolge bekannt, werden
ren Schranken herangezogen werden [9]. die Aufträge entsprechend eingeplant und so-
mit die Auftragsfolge der relevanten Maschine
Bild 3: Auswahl an Priori- Heuristische Lösungsverfahren können in ver- bestimmt. Die Wahl einer geeigneten Priori-
tätsregeln. schiedene Gruppen eingeteilt werden: Heuris- tätsregel ist von den verfolgten Zielen der Pro-
duktionsplanung abhängig [2].

Metaheuristiken sind Methoden zur Verbes-


serung von Ausgangslösungen auf Basis von
problemunabhängigen Lösungsprinzipien.
Charakteristisch für metaheuristische Verfah-
ren ist eine übergeordnete Strategie, die einen
problemspezifischen Ansatz so modifiziert,
dass Lösungen gefunden werden, die allein mit
dem untergeordneten Verfahren nicht möglich
wären [1].

Beim Tabu Search, einem lokalen Suchver-


fahren, werden ausgehend von einem aktu-
ellen Belegungsplan Lösungen aus dessen
Nachbarschaft analysiert und eine neue Ver-
gleichslösung mit besserem Zielfunktionswert
identifiziert. Mithilfe einer Liste der letzten

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analysierten Belegungspläne als „verbotene“


Lösungen wird eine Rückkehr zu bekannten
Plänen verhindert, sowie Kreisbewegungen
bei der lokalen Nachbarschaftssuche und ein
vorzeitiges Abbrechen des Verfahrens einge-
schränkt, um so zu besseren Lösungen zu ge-
langen. Die Länge dieser Tabuliste ist von der erstellung und Pflege des Modells ist zudem Bild 4: Ablauf von Simula-
jeweiligen Problemstellung abhängig [1, 2, 9]. vom Detaillierungsgrad des Modells abhängig. tionsuntersuchungen.
Durch systematische Parameteränderungen
Schwellenwertverfahren verhindern durch die in dem experimentierfähigen Modell wird das
vorübergehende Akzeptanz von schlechte- dynamische Verhalten des Systems analysiert.
ren Lösungen einen (zu) frühen Abbruch der Die optimale Parametereinstellung ist jedoch
Lösungssuche. Ausgehend von einem hohen besonders bei komplexen Problemstellungen,
Schwellenwert als akzeptable Verschlechte- z. B. aufgrund von Zielkonflikten, nicht offen-
rung des anfänglichen Zielfunktionswertes, sichtlich und muss in einer Simulationsstudie
wird dieser Wert im Verlauf des Verfahrens experimentell ermittelt werden, deren Ergeb-
sukzessive reduziert. Vertreter dieser Verfah- nisse Rückschlüsse auf die Struktur sowie auf
rensklasse sind das Simulated Annealing für die statischen und dynamischen Eigenschaften
stochastische oder das Threshold Accepting für des Ursprungssystems zulassen [6, 11].
deterministische Problemstellungen [1, 2, 9].
Die Einsatzmöglichkeiten von Simulationen in
Die Idee von populationsbasierten Verfahren der Belegungsplanung lassen sich wie folgt ty-
ist das Zurückführen der Generierungs- und pologisieren [10]:
Selektions-Mechanismen von Lösungen auf • Erstellung von Belegungsplänen für kurze
natürliche Phänomene. Bei Genetischen Algo- Planungshorizonte. Dazu werden Aufträge
rithmen als stochastische Suchverfahren wer- mithilfe von Prioritätsregeln den Maschinen
den erzeugte Populationen iterativ verändert zugeordnet und Auftragsfolgen generiert.
und so Folgepopulationen gebildet. Dabei Im Gegensatz zu typischen Simulationsun-
können identische Lösungen übernommen tersuchungen werden hierbei wenige Si-
(Reproduktion), zufällige Lösungen miteinan- mulationsläufe an einem deterministischen
der kombiniert (Kreuzung) oder Elemente zu- Modell durchgeführt, um mit unterschied-
fällig verändert werden (Mutation) [1]. lichen Strategien der Belegungsplanung zu
experimentieren.
Simulation als unterstützendes Verfahren • Bestimmung der für die Simulation geeig-
neten Parameter. Die Simulation dient hier
Simulation wird bei kombinatorischen Op- zur Bestimmung der Werte für Parameter,
timierungsproblemen eingesetzt, die derart die hinsichtlich einer betrachteten Zielfunk-
komplex sind, dass sie sich durch analytische tion optimal sind.
Methoden nicht lösen lassen bzw. nicht hinrei- • Bei einer simulationsbasierten Optimierung
chend genau abgebildet werden können [10, werden zur Unterstützung von (meta-)heuris-
11]. Beim Einsatz von Simulationen wird mit- tischen Verfahren mehrere Belegungspläne
tels Variation von Einflussgrößen die Analyse ermittelt und anschließend gemäß der defi-
des dynamischen Verhaltens eines Systems er- nierten Zielvorgaben bewertet.
möglicht. Durch Interpretation der Ergebnisse • Um die Effizienz eines Algorithmus zur Be-
lassen sich so Rückschlüsse auf das Realsystem legungsplanung vor dem Einsatz am realen
ziehen [11]. Produktionssystem zu testen, kann dieser
im Rahmen einer Simulation überprüft wer-
Der Ablauf von Simulationsuntersuchungen den. Dazu wird das Originalsystem in einem
lässt sich in vier Phasen gliedern (siehe Bild 4). Modell abgebildet und anschließend die
Zunächst wird die Problemstellung analysiert Leistungsfähigkeit des Algorithmus im Ver-
und daraus die Planungsaufgabe sowie Zielvor- gleich zu anderen Lösungsmethoden für
gaben abgeleitet. Das zu untersuchende reale das Belegungsproblem bewertet - Emulati-
und in der Regel komplexe Produktionssystem on und Evaluation.
wird anschließend in Form eines abstrahierten
Simulationsmodells vereinfacht abgebildet. Anwendbarkeit der Lösungsverfahren auf
Die Datenerhebung kann sich in der Praxis je- reale Maschinenbelegungsprobleme
doch schwierig gestalten, wenn die zur Modell-
erstellung notwendigen Daten nicht oder nur Simulationen haben gegenüber analytischen
teilweise digital vorliegen oder erst erhoben Optimierungsverfahren bei praktischen Frage-
werden müssen. Der Aufwand für die Modell- stellungen der Belegungsplanung eine höhere

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Akzeptanz. Die Gründe dafür liegen vor allem Kriterien Zeit- und Kostengrößen herangezo-
in der besseren Anschaulichkeit der Ergebnis- gen. Auf die Kosten zur Erstellung des Produk-
se und dem breiteren Anwendungsspektrum. tionsprogramms kann durch die Festlegung
Darüber hinaus lassen sich beim Einsatz von von Auftragsfolgen nur bedingt Einfluss ge-
Simulationen Produktionssysteme hoher Kom- nommen werden. Fixe Kostenbestandteile, wie
plexität meist ohne fundierte mathematische bspw. Maschinenkosten, sind durch die Bele-
Kenntnisse abbilden. gungsplanung nicht veränderlich [14]. Mit der
Wahl optimaler Belegungsreihenfolgen wird
Demgegenüber werden optimierende Lö- demnach eine Produktion zu minimalen ab-
sungsverfahren nur zu wissenschaftlichen laufbedingten Kosten angestrebt. Die für die
Betrachtungen von Spezialfällen der mehrstu- Belegungsplanung entscheidungsrelevanten
figen Belegungsplanung mit geringer Komple- Kostenarten werden im Folgenden kurz be-
xität eingesetzt und sind somit für die betrieb- nannt:
liche Praxis kaum geeignet [12]. • Terminüberschreitungskosten bei Nicht-
einhaltung gewünschter bzw. vorgegebe-
Für die Anwendung in der praktischen Bele- ner Fertigungstermine;
gungsplanung interessanter ist die Ermittlung • Fehlmengenkosten in Form von Konventi-
von (suboptimalen) Lösungen mittels Heuris- onalstrafen (Pönale), bspw. bei verspäteter
tiken. Durch den Verzicht auf optimale Lösun- oder unvollständiger Lieferung;
gen lassen sich mit heuristischen Verfahren • Opportunitätskosten durch Wegfall von Fol-
auch für Problemstellungen in praxisrelevanter geaufträgen durch verspätete oder unvoll-
Größenordnung zufriedenstellende zulässige ständige Lieferung (Goodwill-Verluste);
Lösungen mit vertretbarem Rechenaufwand • Anpassungs- und Beschleunigungskosten
erzeugen. Besonders beim Einsatz von Priori- zur Vermeidung von Terminüberschreitun-
tätsregeln werden die Aufträge in sehr kurzer gen sowie Anpassungsmaßnahmen, wie
Rechenzeit mit einem Prioritätswert bewertet Überstunden oder Fremdvergabe von Auf-
und geordnet. Häufig werden prioritätsregel- trägen.
basierte Verfahren in Leitstände zur Produkti-
onsplanung und -steuerung integriert [13]. Das Primärziel der Belegungsplanung ist folg-
lich eine mengen- und termingerechte Erfül-
Methodik zur Bewertung von alter- lung von Kundenaufträgen und somit die Mi-
nativen Maschinenbelegungsplänen nimierung von Terminüberschreitungskosten
[2, 6]. Weitere, für die Belegungsplanung ent-
Im Folgenden wird eine allgemeine Methodik scheidungsrelevante, Kostenarten sind:
zur Bewertung von alternativen Maschinenbe-
legungsplänen auf Basis eines multikriteriellen • Kapitalbindungskosten durch Lagerung von
Zielsystems beschrieben, die auch in der betrieb- Rohmaterial oder Zukaufteilen, Zwischener-
lichen Praxis anwendbar ist. Dazu werden zu- zeugnissen und Fertigteilen. Sie sind vom
nächst Zielkriterien der Belegungsplanung ana- Wert der gelagerten Güter, dem Zinssatz
lysiert und anschließend Besonderheiten bei der und dem Zeitraum der Lagerung abhängig,
multikriteriellen Zielsetzung herausgearbeitet. wovon letzterer durch die Belegungspla-
nung beeinflusst werden kann [6]. Da viele
Zielsetzungen der Maschinenbelegungspla- produzierende Unternehmen nach dem
nung Just-in-time-Prinzip fertigen, ist für eine
Minimierung der Lagerhaltungskosten wei-
Ziele beschreiben allgemein einen anzustreben- terhin anzustreben, dass fremdbezogene
den bzw. zu erreichenden Zustand und liefern Materialien erst kurz vor ihrem Verbrauchs-
Informationen, welche Handlungsalternative termin zugehen und die Fertigstellung von
aus einem Entscheidungsfeld für den Planer vor- Endprodukten nahe ihrem Auslieferungster-
teilhaft ist [2]. Die Zielsetzung wird in der Litera- min liegt.
tur zur Maschinenbelegungsplanung durch den • Rüstkosten zur Vorbereitung einer Maschi-
Eintrag im Klassifikationstripel gekennzeich- ne für die Produktion eines nachfolgenden
net. Die in der Belegungsplanung verwendeten Auftrags. Darunter werden einerseits not-
Zielkriterien lassen sich nach verschiedenen Ge- wendige Reinigungs-, Einstell- und Umrüst-
sichtspunkten unterteilen. Eine mögliche Unter- vorgänge zusammengefasst. Der dabei ent-
gliederung erfolgt nach der Quantifizierbarkeit stehende Ressourcenverzehr führt zu di-
in quantitative und qualitative Kriterien. rekten Rüstkosten. Andererseits werden als
indirekte Rüstkosten Opportunitätskosten
Als Zielsetzungen der Maschinenbelegungs- subsumiert, die entstehen, wenn die vor-
planung werden in der Regel als quantitative zubereitende Ressource zeitweilig nicht zur

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Verfügung steht [2, 6]. Die Minimierung von


Rüstkosten ist besonders bei reihenfolgeab-
hängigen Rüstzeiten relevant.

Bei einem heterogenen Maschinenpark wä-


re zudem eine erweiterte Betrachtung von
ablaufbedingten Fertigungskosten denkbar,
wenn funktionsgleiche Maschinen existieren,
die einen Arbeitsgang zu unterschiedlichen
Kosten ausführen oder die Leistung einer Ma- zwischen der Fertigstellung eines Auftrags auf Bild 5: Beispiel für ein
schine intensitätsmäßig anpassbar ist [15]. Für der Vorgängermaschine bis zum Beginn der maschinenorientiertes
die meisten praktischen Fälle sind diese Effekte Bearbeitung auf der betrachteten Maschine. Gantt-Diagramm.
jedoch schwer quantifizierbar und werden da- Wartezeiten sind Lagerzeiten; sie können als
her hier vernachlässigt. ein zeitbezogenes Ersatzziel zur Minimierung
der Kapitalbindungskosten infolge einer Zwi-
Auch wenn in der betrieblichen Praxis die schenlagerung von Halbfertigteilen herange-
Verwendung von Kostenkriterien interessant zogen werden. Als Zielsetzung kann die Mini-
wäre, werden in der Maschinenbelegungspla- mierung der gesamten Wartezeit oder der
nung zumeist Zeitkriterien als zu minimieren- mittleren Wartezeit verfolgt werden.
de Ziele verfolgt. Die Ursache dafür liegt in der
schwierigen Quantifizierbarkeit der direkten
und indirekten Auswirkungen von Entschei-
dungen der Belegungsplanung auf die jewei-
ligen Kostengrößen [1, 2]. Zeitkriterien dienen Rüstkosten sind von der Rüstzeit auf einer
dann als Substitute für Kostenkriterien und es Maschine abhängig. Wird eine Maschine zur
wird unterstellt, dass sich eine Minimierung Bearbeitung eines Auftrags vorbereitet, wird
der Kosten proportional durch eine Minimie- dies als Rüstzeit bezeichnet. Entsprechend
rung des zeitbezogenen Ersatzzieles erreichen ist die gesamte Rüstzeit des Belegungsplans
lässt [2, 14]. als Summe der Rüstzeiten über alle Maschinen
und Aufträgen definiert.
Nachfolgend werden die Zeitgrößen vorge-
stellt, die als Ersatzkriterien in Frage kommen.
Die auftrags- und maschinenorientierten
Gantt-Diagramme eines beispielhaften Bele-
gungsplans zeigen zudem, wie diese Zeitgrö- In Bild 6 ist ein auftragsorientiertes Gantt-Dia-
ßen ermittelt werden können. Daraus lassen gramm dargestellt. Neben den bereits erläuter-
ten Zeitgrößen lassen sich hier zudem die Ver-
sich die Bearbeitungszeiten der Aufträge auf spätung und die Durchlaufzeit eines Auftrags
den einzelnen Maschinen, deren Rüst- und ablesen.
Wartezeiten sowie die Zykluszeit ablesen (sie-
he Bild 5). Das Intervall der Bearbeitung eines Auftrags
von der ersten bis zur letzten notwendigen
Die Zykluszeit oder Gesamtbearbeitungszeit Maschine wird als Durchlaufzeit bezeichnet.
(engl. makespan) des Auftragsbestandes Dieser Zeitabschnitt entspricht der Summe aus
bezeichnet die Zeitspanne zwischen Anfangs- Bearbeitungs-, Rüst-, und Wartezeit bzw. der
zeitpunkt des ersten Auftrags bis zur Fertigstel- Spanne zwischen Auftragsfreigabe und ge-
lung des letzten Auftrags. Sie ist auch ein Maß planter Fertigstellung des Auftrags.
der Belegungszeit eines Produktionssystems
durch den gesamten Auftragsbestand [2]. Die
Zykluszeit ist jedoch von der Auftragsfolge der
zu bearbeitenden Aufträge abhängig. Durch
eine Minimierung der Zykluszeit bei gegebe- Die Wartezeit macht in vielen Fällen den größ-
ner Auftragsmenge wird eine hohe Kapazitäts- ten Teil der Durchlaufzeit aus, weshalb beide
auslastung angestrebt. Kriterien als Ersatzgröße der Kapitalbindungs-
kosten in Frage kommen. Als Zielsetzung kann
Ein Auftrag hat vor einer Maschine Warte- die Minimierung der summierten Durchlauf-
zeiten ( ), wenn diese durch einen anderen zeit , der mittleren Durchlaufzeit oder der
Auftrag belegt ist und sich somit die Bearbei- maximalen Durchlaufzeit verfolgt wer-
tung des neu ankommenden Auftrags verzö- den. Bei gegebener Auftragsanzahl gilt, dass
gert. Die Wartezeit beschreibt das Zeitintervall die Minimierung des Gesamtbetrages einer

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Arbeitsplan formulierte Maschinenfolge einge-


halten werden. Wird zudem eine termingerech-
te Fertigstellung gefordert, dürfen in zulässigen
Belegungsplänen die Fälligkeitstermine der Auf-
träge nicht überschritten werden. In der Regel
werden nicht zulässige Pläne bei einer Bewer-
tung von Belegungsplänen ausgeschlossen.

Multikriterielle Zielsetzungen

Bei der Zielsetzung von Belegungsproblemen


Bild 6: Beispiel für ein auf- Zeitgröße äquivalent zur Minimierung des können auch mehrere Zielkriterien verfolgt
tragsorientiertes Gantt- Durchschnittswertes der gleichen Zeitgröße werden. Aufgrund der geringeren Komplexi-
Diagramm. ist (bspw. und ) [2]. tät gegenüber der Berücksichtigung mehrerer
Zielkriterien wird bei Maschinenbelegungs-
Wird ein Auftrag vor oder nach dem geplan- problemen in der Literatur meist nur ein (do-
ten Fertigstellungstermin beendet, wird minierendes) Ziel herangezogen. Eine Lite-
dies als Terminabweichung bezeichnet. raturanalyse von Ruiz/Vázquez-Rodríguez zu
Die Verspätung eines Auftrags berücksich- Flexible Flow Shop-Problemen zeigt, dass über
tigt nur Terminüberschreitungen, also positive 75% der untersuchten Veröffentlichungen mo-
Werte von . nokriterielle Zielsetzungen verfolgen. Das am
häufigsten verwendete Ziel ist dabei die Mi-
nimierung der Zykluszeit . Nur zwei Pro-
zent der analysierten Modelle verfolgen mehr
Die gesamte Verspätung eines Belegungs- als eine Zielgröße [8].
planes ist dementsprechend die Summe der
Verspätungen aller Aufträge. Werden nur Ter- Eine monokriterielle Zielsetzung setzt voraus,
minüberschreitungen berücksichtigt, zeigt dass das Optimum mit der Berücksichtigung ei-
sich außerdem eine Abhängigkeit zwischen ner Zielgröße erreichbar ist. Alle anderen Ziele
Zykluszeit bzw. Durchlaufzeit und Verspätung. werden somit vernachlässigt. Abhängig von der
Daher können diese Zeitgrößen als geeignetes Planungsphase sind jedoch bei praktischen Pro-
Ersatzkriterium zur Minimierung der Termin- blemstellungen mehrere Zielkriterien relevant.
überschreitungskosten verfolgt werden. Für die Maschinenbelegungsplanung mit einem
kurzfristigen Planungshorizont ist bspw. eine
Zusammenfassend sind den bei der Belegungs- Minimierung der Terminüberschreitungen bei
planung relevanten Kostengrößen in Bild 7 de- gleichzeitig minimalen Rüstkosten gefordert.
ren proportionale Zeitkriterien zugeordnet.
Werden mehrere Zielkriterien verfolgt, können
Qualitative Zielkriterien umschreiben Sach- diese im Allgemeinen in drei Beziehungen zu-
ziele und müssen in der Regel als Mindestan- einander stehen [15]: Zielneutralität ist für die
forderungen eingehalten werden. Erfüllt ein meisten ökonomischen Probleme irrelevant.
Belegungsplan die als bindende Restriktionen Ist eine Verbesserung eines Zieles ohne Ver-
deklarierten Eigenschaften, wird er als zulässig schlechterung eines anderen Kriteriums mög-
bezeichnet. Die Definition, wann ein Plan zu- lich, liegt eine Zielkomplementarität vor. In der
lässig ist, leitet sich aus der konkret verfolgten Belegungsplanung ist jedoch die Betrachtung
Planungsaufgabe ab [1, 14]. von Zielkonflikten von Bedeutung, wobei die
Bild 7: Entscheidungsre- Verbesserung eines Zielkriteriums nur mit ei-
levante Kostengrößen in Ist bspw. ein Belegungsplan gefordert, der di- ner Verschlechterung von mindestens einem
der Belegungsplanung und rekt in der Produktion umsetzbar ist, dürfen anderen Kriterium verbunden ist [14, 15].
deren zeitbezogene Ersatz- sich einerseits nicht mehrere Aufträge auf einer
kriterien. Maschine überlappen. Andererseits muss die im In der Literatur wird die Unvereinbarkeit der
Minimierung der Durchlaufzeit bei gleich-
zeitiger Maximierung der Auslastung als das
Dilemma der Ablaufplanung bezeichnet [5].
Durch Hinzunahme zusätzlicher Zielkriterien
lässt sich dies sogar zu einem „Trilemma“ oder
„Polylemma“ erweitern. Zur Lösung der ange-
sprochenen Zielkonflikte ist es hilfreich, durch
Gewichtung der einzelnen Zielgrößen eine Ge-
samtzielfunktion zu bilden [2].

8 productiv it y 22 (2017) 2
online EXKLUSIV

Die Gewichtung ist im Gegensatz zum Wert der


Zielgröße subjektiv und spiegelt die Rangfolge
und die wertmäßige Distanz der Präferenzun-
terschiede der unterschiedlichen Zielkriterien
wider. Mithilfe einer Definition von Gewich-
tungsfaktoren kann eine additive Verbindung
verschiedener Teilziele zu einer übergeordne- punkten belastet, die das Bewertungsergebnis Bild 8: Schritte bei Anwen-
ten Zielfunktion erfolgen. Dafür müssen die in entsprechender Höhe mindern. Bei Verlet- dung der Bewertungs-
Gewichte positiv sein und sich zung bindender Restriktionen kann der Bele- methodik.
zu Eins summieren ( ). Durch die Be- gungsplan auch gänzlich von der Bewertung
rücksichtigung mehrerer Zielgrößen ist eine ausgeschlossen werden. Die quantitativen
Nachbildung der unternehmensspezifischen Zielkriterien ersetzen die für das Unternehmen
Kostenfunktion und somit bei der Belegungs- bedeutsamen ablaufbedingten Kosten, die in
planung eine Minimierung aller ablaufbeding- der Belegungsplanung durch leicht quantifi-
ter Kosten möglich. zierbare, gewichtete Zeitkriterien abgebildet
werden. Das Zielsystem besteht somit aus
Bei der Gewichtung mehrerer Teilziele sind je- mehreren relevanten Kriterien, die durch Ge-
doch einige Aspekte zu berücksichtigen: Zum wichtungsfaktoren und Strafpunkte berück-
einen muss die Festlegung der Gewichtungs- sichtigt werden (siehe Bild 9).
faktoren vor Durchführung der Belegungs-
planung geschehen, um eine Bevorzugung 2. Ergebnisse der Kriterien ermitteln und
einzelner Entscheidungsalternativen zu ver- normieren
meiden. Zudem besteht bei der Bestimmung
der Gewichtung die Gefahr einer inkonsisten- Liegen mehrere alternative Belegungspläne
ten Präferenzordnung oder der Abbildung von vor, werden die Ergebnisse der verschiede-
subjektiv wahrgenommenen Distanzen der nen Zielkriterien für jeden Plan ermittelt. Um
Relevanz der Zielkriterien. Zur Gewichtung der Skalenunterschiede der Werte auszugleichen,
zeitbezogenen Ersatzziele ist die Berücksichti- werden aus den absoluten Ergebniswerten für
gung von Kostengrößen hilfreich, auch wenn jedes der zu minimierenden quantitativen Ziel-
diese nicht vollständig ermittelbar sind [2, 9]. kriterien Zielerreichungsgrade berechnet. Die
Alternativ können die Gewichtungsfaktoren Berechnung des Zielerreichungsgrades erfolgt
nach einem gesamtheitlichen Vergleich oder gemäß nachstehender Formel [11].
einer Conjoint-Analyse bestimmt werden [15].

Beschreibung der Bewertungsmethodik

Unter Berücksichtigung der bisherigen Darle- Der Zielerreichungsgrad ist im abgeschlos-


gungen wird im Folgenden eine allgemeine Me- senen Intervall [0,1] definiert und nimmt
thodik zur Bewertung alternativer Maschinen- den Wert 1 an, wenn gilt: . Die Werte
belegungspläne entwickelt, die über den State als obere bzw. untere Schran-
of the Art der Literatur hinausgeht. Bewertungs- ken ergeben sich entweder aus den Maximal-
maßstab ist dabei ein Zielsystem aus mehreren bzw. Minimalwerten der absoluten Ergebnisse
Zielgrößen, die in einem Scoring-Modell be- der ermittelten Belegungspläne oder können
wertet werden. Dadurch kann aus einer Menge individuell festgelegt werden (z. B. als ein ma-
mehrerer Entscheidungsalternativen derjenige ximal akzeptierbares Ergebnis der Verspätung)
Belegungsplan ermittelt werden, der die ausge- [11]. Aus den ermittelten qualitativen Zielkrite-
wählten Zielgrößen am besten erfüllt. Bild 8 zeigt rien können zudem für jeden Belegungsplan,
diese Bewertungsmethodik in vier Schritten. gemäß der Festlegung im Zielsystem, ggf.
Strafpunkte bestimmt werden.
1. Zielsystem aufstellen
3. Zielfunktionswert berechnen
Bei der Belegungsplanung werden die über-
geordneten erwerbswirtschaftlichen Ziele der Um alternative Belegungspläne miteinander Bild 9: Ausgestaltung des
Unternehmung auf ein Zielsystem aus mehre- vergleichen zu können, ist ein geeigneter Maß- Zielsystems.
ren relevanten qualitativen und quantitativen
Zielkriterien heruntergebrochen. Zur Berück-
sichtigung von Sachzielen wird die Aufnahme
von Strafpunkten in das Zielsystem empfohlen.
Werden in einem Belegungsplan qualitative
Zielkriterien verletzt, wird dieser mit Straf-

9
online EXKLUSIV

stab notwendig. Dazu werden zunächst die Abbildung und Lösung von realen
ermittelten Werte der Zielerreichung mit den Maschinenbelegungsproblemen
Gewichtungsfaktoren des jeweiligen Zielkrite-
riums multipliziert. Reale Maschinenbelegungsprobleme mit
mehrstufigen Produktionssystemen und he-
terogenem Maschinenpark, auf dem ein gro-
ßer Auftragsbestand einzuplanen ist, lassen
sich mit den in der Literatur betrachteten for-
Der erreichte gewichtete Zielfunktionswert malen Modellen meist nicht lösen [7]. Zudem
ist ein Maß, wie gut ein Belegungsplan werden in der Praxis i.d.R. keine optimalen son-
die quantitativen Zielkriterien erfüllt. Jedoch dern gute zulässige Lösungen gefordert, die
ist damit die Zulässigkeit bzw. die Erfüllung sich schnell ermitteln lassen und somit flexibel
von Mindestanforderungen nicht garantiert. an kurzfristige Ereignisse anpassbar sind [13].
Um auch die qualitativen Größen des Zielsys- Daher ist es sinnvoll, eine Belegungsplanung
tems zu berücksichtigen, müssen vom gewich- an einem Modell durchzuführen und so ge-
teten Zielfunktionswert ggf. noch Strafpunkte wonnene Erkenntnisse auf das Ausgangspro-
abgezogen werden. blem zurückzuführen.

Nachfolgend wird ein allgemeiner Ansatz dar-


gestellt, wie sich mehrstufige Maschinenbe-
legungsprobleme mit parallelen Maschinen
unter Berücksichtigung praxistypischer Rest-
Der gewichtete Zielfunktionswert wird zur riktionen abbilden und lösen lassen.
Erhöhung der Auflösung mit dem Faktor 100
multipliziert, um auch nah beieinanderliegen- Zielsetzung und Vorgehensweise
de Belegungspläne zu unterscheiden. Somit
kann für die alternativen Belegungspläne ei- Das im Folgenden dargestellte allgemeine
ne dimensionslose normierte Vergleichsgröße Modell zur Ermittlung von zulässigen und
berechnet werden, die sowohl qualitative als hinsichtlich ablaufbedingter Kosten optimier-
auch quantitative Zielkriterien berücksichtigt. ter Belegungspläne für den Einsatz in der be-
Der gewichtete Zielfunktionswert nimmt Wer- trieblichen Praxis ist auf eine Vielzahl unter-
te zwischen 0 und 100 an. Durch den Abzug schiedlicher mehrstufiger Produktionssysteme
von Strafpunkten mögliche negative Werte anwendbar. Dazu wird, angelehnt an [4], eine
finden keine Berücksichtigung. Der minimale Abbildung von Maschinenbelegungsproble-
Zielfunktionswert beträgt 0. men durch die folgenden Modellbestandteile
vorgeschlagen (siehe Bild 10).
4. Rangfolge der Belegungspläne bilden
Die Kundenbedarfe mit terminierten Ferti-
Mithilfe des gewichteten Zielfunktionswertes gungsaufträgen werden im Lastmodell als Ka-
als Vergleichsgröße können die alternativen pazitätsnachfrage abgebildet und stellen im
Belegungspläne gemäß ihrer Zielerreichung Planungszeitraum eine Belastung des Kapazi-
geordnet werden. Der Belegungsplan mit dem tätsangebots des Produktionssystems dar. Im
höchsten Zielfunktionswert aller bewerteten Ressourcen- und Produktmodell werden rele-
Pläne ist dementsprechend die zu präferieren- vante Eigenschaften und Rahmenbedingun-
de Alternative, die den zulässigen Plan mit den gen der betrachteten Produktionsumgebung
Bild 10: Modellbestand-
minimalen ablaufbedingten Kosten darstellt. abgebildet. Das Planungsmodell dient der Er-
teile zur Abbildung von Die beschriebene Bewertungsmethodik ist so- mittlung von Belegungsplänen durch eine ter-
Maschinenbelegungspro- mit ein Werkzeug zur Entscheidungsunterstüt- minliche Zuordnung der Fertigungsaufträge
blemen. zung in der Maschinenbelegungsplanung. zu den zur Verfügung stehenden Ressourcen.
Durch die Definition des Zielsystems wird die
Optimierungsrichtung festgelegt.

Dazu wird zunächst ein Katalog relevanter Cha-


rakteristika betrachteter Produktionssysteme
aufgestellt und Annahmen für die Modellbil-
dung definiert. Ausgehend von der Klasse der
Flexible Flow Shop-Probleme werden schritt-
weise praxistypische Rahmenbedingungen
abgebildet. Die Ausführungen werden durch
die Formulierung eines heuristischen Pla-

10 productiv it y 22 (2017) 2
online EXKLUSIV

nungsmodells zur Lösung realer Maschinenbe- regulären Flow Shop-Problemen sind hier
legungsprobleme komplettiert. zusätzliche Zuordnungsentscheidungen da-
rüber zu treffen, auf welcher der parallelen
Modellannahmen Maschinen ein Arbeitsgang ausgeführt wird.
Unter FFS-Problemen werden in der Literatur
In einem mehrstufigen Produktionssystem unterschiedliche Varianten von Maschinen-
sollen die zu fertigenden Artikel eine vorgege- belegungsproblemen zusammengefasst, die
bene Operationenfolge (Maschinenfolge) und die vier folgenden gemeinsamen Merkmale
einen schleifenfreien, kontinuierlichen Materi- besitzen [8, 16]:
alfluss haben. Die einzelnen Fertigungsstufen 1. Das betrachtete Produktionssystem besteht
sollen untereinander keine zeitliche Bindung aus mehreren Fertigungsstufen ( ).
besitzen. Das Produktionssystem wird durch 2. Jede Fertigungsstufe hat Maschi-
Kundenbedarfe in Form von terminierten Fer- nen, wobei auf mindestens einer Stufe
tigungsaufträgen belastet. Darüber hinaus gilt.
sollen bei der Abbildung der charakterisierten 3. Die zu bearbeitenden Aufträge sind in
Produktionssysteme folgende praxistypische der vorgeschriebenen Maschinenfolge auf
Rahmenbedingungen berücksichtigt werden: den unterschiedlichen Fertigungsstufen zu
• Zwischen den Fertigungsstufen werden bearbeiten (identischer Materialfluss). Ein
Zwischenerzeugnisse in Entkopplungspuf- Auftrag kann dabei eine oder mehrere Stu-
fern gelagert. Die Kapazitäten dieser Puffer fen überspringen, muss aber zumindest auf
sind beschränkt. einer bearbeitet werden.
• Auf mindestens einer Fertigungsstufe kann 4. Jeder Auftrag benötigt eine Bearbeitungs-
ein Arbeitsgang von mehreren parallelen zeit auf der Fertigungsstufe . Die Bear-
Maschinen durchgeführt werden. Die Fer- beitung von Auftrag auf der Stufe wird
tigungsgeschwindigkeiten der parallelen als Vorgang bezeichnet.
Maschinen auf den Fertigungsstufen sind
heterogen. Bild 11 zeigt beispielhaft ein Produktionssys-
• Zur Vorbereitung der Produktion eines Arti- tem, das nach den Merkmalen des FFS be-
kels sind Rüstvorgänge notwendig. Die Dau- schrieben werden kann. FFS-Probleme bilden
er dieser Rüstvorgänge kann von der Wahl die Struktur vieler industrieller Produktions-
der Maschine und der Auftragsfolge abhän- systeme ab, worin ein Auftrag bestehend aus
gig sein. mehreren Vorgängen nacheinander auf meh-
• Die Auswahl von Maschinenalternativen auf reren Fertigungsstufen mit parallelen Maschi-
den Fertigungsstufen kann durch zusätzli- nen gefertigt wird und jede Maschine nur ei-
che Restriktionen beschränkt sein. nen Vorgang zur gleichen Zeit ausführen kann.
In theoretischen Veröffentlichungen zur Ma-
Neben den genannten Rahmenbedingungen schinenbelegungsplanung werden zudem fol-
wird außerdem von statischen und determi- gende, für eine praktische Anwendung partiell
nistischen Maschinenbelegungsproblemen ungeeignete, Annahmen getroffen [16]:
ausgegangen. Alle Aufträge und Maschinen • Alle Aufträge und Maschinen sind zu Beginn
sind von Anfang an und über die gesamte Pla- der Planungsperiode verfügbar.
nungsperiode verfügbar. In der Realität liegen • Bei den Maschinen auf jeder Stufe handelt
durchaus dynamische und stochastische Prob- es sich um identische parallele Maschinen.
lemstellungen vor, die bspw. durch ein laufen- • Jeder Auftrag kann zur gleichen Zeit nur von
des Eintreffen neuer Aufträge oder durch das einer Maschine bearbeitet werden.
stochastische Auftreten von Maschinenausfäl- • Rüstzeiten sind vernachlässigbar.
len gekennzeichnet sind [7]. Allerdings würde • Die Unterbrechung von Aufträgen ist nicht
eine Reaktion auf jede Änderung zu einer zu erlaubt.
hohen Planungsfrequenz führen. • Die Zwischenlagerkapazitäten sind unbe- Bild 11: Struktur eines Fle-
grenzt. xible Flow Shop-Problems.
Flexible Flow Shop-Probleme

Das Modell des Flexible Flow Shop (FFS) stellt


den Ausgangspunkt für die nachfolgenden
Betrachtungen dar, da Produktionssysteme
dieser Struktur in der industriellen Praxis
häufig zu finden sind. Eine Menge an Auf-
trägen ( ), bestehend aus mehreren
Arbeitsgängen, ist dabei auf Fertigungs-
stufen ( ) zu bearbeiten. Gegenüber

11
online EXKLUSIV

• Aufträge verlassen nach ihrer Fertigstellung Durch Bestandskurven lassen sich die zeit-
das System bzw. werden direkt ausgeliefert. lichen Verläufe der Entkopplungsbestände
Fertigteillager werden damit nicht berück- visualisieren. Typisch sind sägezahnartige Be-
sichtigt. standsverläufe. Die Steigung der Zu- und Ab-
gänge ist von den Fertigungsgeschwindigkei-
Da sich praktische Belegungsprobleme nur ten auf den jeweiligen Stufen abhängig.
selten mit der dargestellten Standardform be-
schreiben lassen, soll im Folgenden das forma- Losteilung, Lossplittung und Losüberlap-
le Modell des FFS sukzessive durch die Abbil- pung
dung praxistypischer Rahmenbedingungen
erweitert werden, um auch reale Produktions- In Standardmodellen zur Maschinenbelegungs-
systeme beschreiben zu können. planung wird angenommen, dass ein Auftrag
komplett und ohne Unterbrechung auf einer
Berücksichtigung von begrenzten Entkopp- Stufe gefertigt werden muss, bevor die Bear-
lungspuffern beitung dieses Auftrags auf der nächsten Stufe
beginnen kann (geschlossener Lostransport)
Anders als in der Standardform des FFS an- [17]. Dies führt dazu, dass sich die Zwischenla-
genommen, existieren in realen Produk- gerbestände auf ein Maximum aufbauen, das
tionssystemen meist keine unbegrenzten dem vollständigen Auftragsbestand entspricht,
Kapazitäten der Puffer zwischen den jewei- bevor diese abgebaut werden können.
ligen Fertigungsstufen. Begrenzt wird die
Zwischenlagerkapazität besonders bei der Zur Senkung der maximalen Entkopplungs-
Produktion von voluminösen Gütern dadurch, pufferbestände und zur Verkürzung der Durch-
dass nur beschränkte Flächen oder eine end- laufzeit ist eine stufenüberlappende Fertigung
liche Anzahl an Stellplätzen zur Lagerung der vorzuziehen. Dazu müssen drei Begriffe unter-
Zwischenerzeugnisse verfügbar sind [7]. Aus schieden und definiert werden [17].
dieser Flächenrestriktion ergibt sich eine ma- • Unter Losteilung wird die Aufteilung eines
ximale Menge der Artikel, die in dem Puffer Auftrags in kleinere Quantitäten (Teillose,
zwischen zwei Fertigungsstufen gelagert wer- Transportlose) verstanden, die voneinander
den können ( ). zeitlich getrennt bearbeitet werden können.
Die Bearbeitung eines Auftrags auf einer
Die effektive Höhe des Pufferbestandes ist ei- Maschine kann dazu unterbrochen werden.
ne dynamische Größe. Die Artikelmenge eines • Lossplittung (lot splitting) bezeichnet die
Auftrags im Puffer zwischen der -ten und simultane Bearbeitung von Teillosen des
-ten Stufe zum Zeitpunkt wird mit gleichen Auftrags auf parallelen Maschinen.
bezeichnet. Die Berechnung des Entkopp- Einer Verringerung der Durchlaufzeit steht
lungspufferbestandes erfolgt rekursiv aus der hierbei jedoch ein höherer Rüstaufwand ge-
vorhergehenden Teilperiode . Die jewei- genüber [12].
lige Bestandsänderung ergibt sich aus den Zu- • Durch Losüberlappung (lot streaming) kön-
gängen der vorgelagerten und den Abgängen nen Lose stufenüberlappend gefertigt wer-
der nachgelagerten Fertigungsstufe: den. Das heißt, dass mit der Bearbeitung
eines Teils des Loses bereits begonnen wird,
ohne dass die Fertigung der Gesamtmenge
dieses Loses auf der vorgelagerten Stufe be-
Der Pufferzugang beträgt 1, wenn ein Ar- endet ist (partieller Lostransport) [12].
tikel von der Stufe in den Puffer transportiert
wird. nimmt dagegen größere Werte an, Die Bestimmung der Anzahl an Teillosen und
wenn Artikelbündel (z. B. volle Ladungsträger) deren Dimensionierung stellt eine zusätzliche
betrachtet werden oder Artikel von mehreren Planungsaufgabe dar und hat einen entschei-
parallelen Maschinen auf Stufe stammen. Ab- denden Einfluss auf die Höhe der Entkopp-
gänge entstehen dementsprechend, lungsbestände sowie auf die Durchlaufzeit ei-
wenn auf der Stufe Artikel oder Artikel- nes Auftrags [17].
bündel zur Bearbeitung von Auftrag bzw. des
Vorgangs benötigt werden. Vorausset- Heterogene parallele Maschinen
zung dafür ist ein hinreichend großer Bestand
im Entkopplungspuffer . Mit In der Standardform des FFS werden identische
lassen sich zudem Anfangsbestände parallele Maschinen betrachtet, wobei ein Vor-
berücksichtigen. In diesem Beitrag wird von gang auf jeder Maschine die gleiche Bearbei-
einem wahlfreien Zugriff auf die Artikel im Ent- tungszeit hat. In realen Produktionssystemen
kopplungspuffer ausgegangen. kommen jedoch für den gleichen Vorgang un-

12 productiv it y 22 (2017) 2
online EXKLUSIV

terschiedlich effiziente Maschinen zum Einsatz. Für den Fall, dass Rüstzeiten nicht nur von der
Ältere, weniger effiziente Maschinen benöti- Auftragsfolge, sondern auch von der betrach-
gen für die Bearbeitung des gleichen Vorgangs teten parallelen Maschine abhängig sind, wird
mehr Zeit als eine moderne Maschine, werden die Notation der Rüstzeiten um den Index der
aber aufgrund hoher Wiederbeschaffungskos- parallelen Maschine erweitert. In diesem
ten weiter betrieben. Fall muss für jede Maschine eine Rüstmatrix
aufgestellt werden.
Zur Abbildung unterschiedlich schnell arbei-
tender Maschinen werden im Folgenden he- Beschränkung von Maschinenalternativen
terogene parallele Maschinen betrachtet. Die
Fertigungsgeschwindigkeit, mit der ein Vor- Das Modell des FFS umfasst Produktionssys-
gang ausgeführt wird, ist dabei nicht nur von teme, bei denen zur Bearbeitung eines Vor-
dem zu fertigenden Auftrag, sondern auch von gangs mehrere parallele Maschinen auf einer
der Maschine, auf der der Vorgang bearbeitet Fertigungsstufe zur Verfügung stehen. Jeder
wird, abhängig. Im Standard-FFS beschreibt Artikel kann dabei auf alternativen Maschinen
die Bearbeitungszeit des Auftrags auf der produziert werden. Die Anzahl von Maschinen-
Stufe . Bei heterogenen parallelen Maschinen alternativen kann in realen Problemstellungen
wird die Bearbeitungszeit um den Index der pa- jedoch beschränkt sein [1]. Zur Abbildung von
rallelen Maschine erweitert. Zur Erfassung Produktionssystemen mit einer beschränkten
der unterschiedlichen Bearbeitungszeiten aller Anzahl von alternativen Maschinen pro Ar-
Aufträge wird eine zusammenfassende Dar- tikel wird die Einführung der Binärvariablen
stellung in Form einer Bearbeitungszeitmatrix vorgeschlagen. Ist die Bearbeitung des
pro Fertigungsstufe vorgeschlagen. Auftrags auf der Maschine auf der Stufe

Die Bearbeitungszeitmatrix umfasst die nicht möglich, gilt . Die Fertigungs-


unterschiedlichen Bearbeitungszeiten
der parallelen Maschinen ( ) matrix liefert eine zusammenfassende
auf Stufe : Darstellung welche Aufträge auf welchen pa-
rallelen Maschinen einer Fertigungsstufe bear-
beitet werden können:

Reihenfolgeabhängige Rüstzeiten

Wird eine Maschine zur Bearbeitung mehrerer Die Ursachen für eine Beschränkung der Ma-
Aufträge unterschiedlicher Artikel verwendet, schinenalternativen können vielfältig sein. Ei-
müssen oft Rüstvorgänge in Form von Werk- nerseits ist denkbar, dass die Bearbeitung eines
zeugwechseln oder Reinigungsprozessen Vorgangs auf einer Teilmenge der parallelen
vollzogen werden. Da das Rüsten mit einem Maschinen aufgrund von technischen Gege-
erhöhten Ressourcen- bzw. Personaleinsatz benheiten, z. B. durch den Einsatz von verschie-
und einem temporären Stillstand der Maschine denen Maschinentypen oder Werkzeugträ-
verbunden ist, verursacht jeder Rüstvorgang gern, nicht möglich ist. Andererseits können
Kosten. Diese Rüstkosten gilt es im Zuge einer einzelne Maschinen durch den Planer ausge-
optimierenden Maschinenbelegungsplanung schlossen werden, wenn die Produktion eines
zu minimieren. Artikels auf diesen Alternativen zwar möglich,
jedoch wegen eines hohen Ressourceneinsat-
Rüstzeiten werden als eine Erweiterung der zes oder einer langen Bearbeitungszeit unwirt-
Bearbeitungszeiten modelliert und können für schaftlich ist. Auch eine Mehrmaschinenbe-
jede Fertigungsstufe in einer Rüstmatrix dienung kann in Form einer Fertigungsmatrix
abgebildet werden, wobei für den Auftrag abgebildet werden.
steht, der vor der Bearbeitung von Auftrag
auf der Maschine gerüstet war. Der Rüstvor- Entwurf eines heuristischen Planungs-
gang zwischen zwei Aufträgen für identische modells zur Lösung realer Maschinen-
Artikel ist in der Regel nicht zu berücksichtigen belegungsprobleme
( ).
Zur Ermittlung von zulässigen Belegungsplä-
nen unter Beachtung der o. g. praxistypischer
Restriktionen soll nun ein heuristisches Ver-
fahren entwickelt werden. Dazu sind zunächst

13
online EXKLUSIV

einige vorangestellte Bemerkungen zur Bewer- scheidungsalternativen wird anschließend die


tung von Maschinenalternativen nötig. hinsichtlich eines Zielsystems optimale Lösung
ausgewählt.
Unterschiedliche Bearbeitungs- und Rüstzei-
ten sowie eine Einschränkung der Belegungs- Zunächst werden die Voraussetzungen zur
alternativen machen eine Bewertung der zur Anwendung des Planungsmodells definiert:
Auswahl stehenden parallelen Maschinen er- Neben einer vollständigen Abbildung des
forderlich. untersuchten Produktionssystems in einem
Produkt- und Ressourcenmodell müssen auch
Im Folgenden soll aus den o. g. Kriterien eine sämtliche Aufträge, die das Lastmodell bilden,
Formel zur Bewertung der parallelen Maschi- für den gesamten Planungszeitraum bekannt
nen auf einer Fertigungsstufe entwickelt wer- sein. Diese Aufträge konkurrieren um die be-
den, womit die Auswahl der optimalen Alter- grenzten Maschinenkapazitäten. Daher ist eine
native in der Belegungsplanung erleichtert Menge an Prioritätsregeln erforderlich, um un-
wird. Eine Bewertung hinsichtlich mehrerer terschiedliche Einlastungsrangfolgen der Auf-
Kriterien ist hier sinnvoll, da bspw. der Vorteil träge zu bilden. Zur Bewertung der ermittelten
einer geringeren Bearbeitungszeit durch ei- Belegungspläne ist außerdem eine Menge an
ne längere notwendige Rüstzeit aufgehoben Kriterien zu wählen, die zusammen das Zielsys-
werden kann. Zur Bewertung der Maschinen- tem bilden.
alternativen wird deshalb der frühestmögli-
che Fertigstellungszeitpunkt des betrachteten Sind alle notwendigen Inputs bekannt, wird für
Auftrags herangezogen. Dazu wird ein Auftrag jede Prioritätsregel ein Planungslauf durchge-
probeweise auf allen alternativen Maschinen führt und somit ein Belegungsplan ermittelt.
eingeplant und anschließend die Alternative Dazu werden zunächst die Aufträge nach ih-
mit dem frühesten möglichen Fertigstellungs- rem Prioritätswert geordnet. Beginnend mit
zeitpunkt ausgewählt, der von vier Faktoren dem am höchsten bewerteten Auftrag wird
abhängt: jeder Auftrag gemäß der ermittelten Rang-
• dem einzuplanenden Auftrag , folge eingeplant. Da dieses Planungsmodell
• der Fertigungsstufe , auf der die Bewer- mehrstufige Produktionssysteme betrachtet,
tung durchgeführt wird, besteht ein Auftrag aus mehreren Vorgängen.
• der zur Bewertung herangezogenen Ma- Ein Vorgang kann auf mehreren parallelen Ma-
schine und schinen auf einer Fertigungsstufe bearbeitet
• dem vorher geplanten Auftrag auf Ma- werden. Zur Auswahl, auf welcher der alterna-
schine . tiven Maschinen ein Vorgang bearbeitet wird,
findet die in Abschnitt 5.5.1 erläuterte Formel
Die Berechnung des frühesten möglichen Fer- zur Bewertung von Maschinenalternativen An-
tigstellungszeitpunktes erfolgt gemäß wendung. Zusätzlich muss für jeden Vorgang
der nachstehenden Formel: geprüft werden, ob die Bearbeitung auf den
Maschinenalternativen hinsichtlich der be-
grenzten Kapazitäten der Entkopplungspuffer
).
zulässig ist. Letztendlich wird zur Bearbeitung
des betrachteten Vorgangs die am besten be-
beschreibt den frühesten möglichen wertete zulässige Alternative gewählt. Befindet
Anfangszeitpunkt auf Maschine . Die Aus- sich unter den parallelen Maschinen keine zu-
wahl fällt auf die Belegungsalternative mit dem lässige Alternative, kann der Vorgang nur unter
frühesten möglichen Fertigstellungszeitpunkt, Verletzung der Bestandsrestriktion bearbeitet
wobei gelten muss: , um die nicht werden. Daher wird in diesem Fall der Auftrag
möglichen Alternativen mit auszu- in der Einlastungsreihenfolge zurückgestellt
schließen. Werden mehrere Maschinenalter- und entsprechend mit dem nächsten Auftrag
nativen identisch bewertet, ist die Auswahl der fortgefahren.
Alternative arbiträr.
Nachdem auch der in der Rangfolge letzte
Zur Lösung realer Maschinenbelegungspro- Auftrag auf allen Fertigungsstufen eingeplant
bleme wird auf ein heuristisches Verfahren zu- ist, wird der ermittelte Belegungsplan nach
rückgegriffen, das mit einer endlichen Anzahl den im Zielsystem enthaltenen Kriterien be-
an Rechenschritten zu einer zulässigen Lösung wertet. Mit der Bewertung der Lösung ist der
führt. Das Ziel dabei ist, durch mehrmaliges Planungslauf für die betrachtete Prioritätsregel
Ausführen der Prozedur mit unterschiedlichen abgeschlossen. Dieser Planungslauf wird so oft
Einlastungsreihenfolgen verschiedene Bele- wiederholt, bis für jede Prioritätsregel ein be-
gungspläne zu erzeugen. Unter diesen Ent- werteter Belegungsplan vorliegt. Für jede der

14 productiv it y 22 (2017) 2
online EXKLUSIV

Entscheidungsalternativen wird anschließend


mit der beschriebenen Bewertungsmethodik
ein Zielfunktionswert ermittelt. Dieser wird als
Vergleichswert verwendet, wodurch der hin-
sichtlich des Zielsystems optimale Belegungs-
plan aus dem Entscheidungsfeld ausgewählt
werden kann.

In Bild 12 ist das oben beschriebene Verfahren


als Flussdiagramm zusammengefasst. Das auf-
gestellte Planungsmodell hat als heuristisches
Verfahren nicht die Berechnung einer optima-
len Lösung für ein spezifisches Belegungspro-
blem zum Ziel. Vielmehr können durch diese
allgemeine Methode zulässige Lösungen für
eine Vielzahl von verschiedenartigen Proble-
men ermittelt werden. Ebenfalls ist es über
eine Anpassung der Kriterien des Zielsystems
möglich, die jeweiligen Zielvorgaben für die
Belegungsplanung zu variieren.

Mehrstufige Maschinenbelegungs-
planung an einem realen Anwen-
dungsbeispiel
Im Folgenden soll das oben aufgestellte Mo-
dell zur Abbildung von Maschinenbelegungs-
problemen mithilfe einer Simulationsunter-
suchung an einem realen Planungsproblem
verifiziert werden. Die Simulation wurde mit
dem APS-System Asprova® [18] ausgeführt.

Problembeschreibung

In diesem Abschnitt wird ein reales Maschi-


nenbelegungsproblem eines Zulieferunter-
nehmens betrachtet, in dem Komponenten
aus Dämmschaum produziert werden. Der
Herstellungsprozess gliedert sich in die drei
Arbeitsgänge Hartschaum, Weichschaum und
einen abschließenden Beschnitt (siehe Bild 13).
Die Fertigungsstufen werden von den zu pro-
duzierenden Artikeln in identischer Abfolge
schleifenfrei durchlaufen. Einige Artikel lassen
einzelne Arbeitsgänge aus, jedoch werden alle
Artikel auf mindestens einer Fertigungsstufe Bild 12: Flussdiagramm
bearbeitet. Auf den Fertigungsstufen Hart- des heuristischen Pla-
schaum und Weichschaum stehen identische nungsmodells.
parallele Maschinen zur Verfügung. Bei dem
abschließenden Beschnitt handelt es sich um
heterogene parallele Maschinen. Auf allen Stu- Verfügung steht, kann nur eine begrenzte
fen ist die Maschinenauswahl aufgrund techni- Anzahl an Artikeln zwischengelagert wer-
scher Gegebenheiten eingeschränkt. Darüber den. Es liegt somit ein Flexible Flow Shop-
hinaus ist die Verwendung artikelspezifischer Problem mit beschränkten Zwischenlagerka-
Werkzeuge notwendig. pazitäten vor.

Zwei aufeinanderfolgende Fertigungs- Planungsaufgabe und Zieldefinition


stufen sind jeweils durch Entkopplungs-
puffer voneinander getrennt. Da für die- Ausgehend von dieser Problembeschreibung
se Puffer nur eine begrenzte Fläche zur lassen sich folgende Planungsaufgaben ablei-

15
online EXKLUSIV

für den betrachteten Zulieferer Konventional-


strafen infolge von verspäteten Lieferungen
die kostenmäßig größte Belastung darstellen,
werden die Terminabweichungskosten mit der
höchsten Gewichtung von 0,5 bewertet. Kapi-
talbindungskosten stellen den zweitgrößten
Kostenblock dar und werden mit dem Faktor
0,3 gewichtet. Rüstkosten gehen mit dem Fak-
tor 0,2 in das Gesamtergebnis ein. Zur besseren
Auswertbarkeit der Zielerreichungsgrade wur-
den im Vorfeld der Belegungsplanung Maxi-
malwerte der einzelnen quantitativen Kriterien
definiert. Bei Überschreitung dieser Obergren-
zen erhält der Belegungsplan für das entspre-
Bild 13: Struktur des ten: Für das beschriebene Produktionssystem chende Kriterium einen Zielerreichungsgrad
Produktionssystems sollen in einer definierten Planungsperiode die von 0.
im Anwendungsbei- Kundenbedarfe termin- und mengengerecht
spiel. erfüllt werden. Bei der Maschinenbelegungs- Bei der Berechnung des Zielfunktionswertes
planung sind die Rahmenbedingungen der Pro- spielen auch eventuelle Strafpunkte bei Nicht-
duktionsumgebung zu beachten (Einhaltung erfüllung der qualitativen Kriterien eine Rol-
der Maschinenfolgen, Mehrmaschinenbedie- le. Demnach werden in diesem Beispiel nicht
nung, Flächenrestriktionen, Werkzeuge …). Es ausführbare Belegungspläne mit 100 Straf-
sollen unterschiedliche zulässige Belegungs- punkten belastet, damit nur in der Produktion
pläne ermittelt werden, die direkt in der Pro- umsetzbare Pläne als beste Entscheidungsal-
duktion ausführbar sind. ternative in Betracht kommen. Die Belastung
für den Zulieferer infolge hoher Entkopp-
Des Weiteren werden für die Maschinenbe- lungspufferbestände wird ebenfalls mit Straf-
legungsplanung zusätzliche Annahmen ge- punkten berücksichtigt. Dazu ist nicht nur die
troffen. Das Lastmodell ist durch Kundenbe- qualitative Aussage, ob ein Belegungsplan die
darfe vorgegeben und schon zu Beginn der Bestandsrestriktion verletzt, relevant, sondern
Planungsperiode vollständig bekannt. Das auch die Höhe der Überschreitung der Rest-
Unternehmen hat eine hohe Belastung durch riktion. Das Maß für die Entkopplungsbestän-
Strafkosten infolge verspäteter Lieferungen. de ist die maximale Behälteranzahl während
Hohe Zwischenproduktbestände und häufige des Planungslaufes. Die Strafpunkte werden
Rüstvorgänge zeigen zudem die mangelnde ebenfalls über einen Zielerreichungsgrad be-
Abstimmung der einzelnen Fertigungsstufen. rechnet und liegen je nach Höhe der Bestands-
Folglich strebt das Unternehmen eine Mini- überschreitung in einem linksoffenen Intervall
mierung der ablaufbedingten Kostenarten zwischen 0 und 50. Ein Belegungsplan erhält
Terminabweichungs-, Kapitalbindungs- und keine Strafpunkte, wenn der Maximalwert der
Rüstkosten an. Summe der Entkopplungsbestände kleiner als
der festgelegte Wert der Bestandsrestriktion
Um die Erfüllung der Planungsaufgaben mess- ist. Mit den maximalen Strafpunkten (50) wird
bar zu machen, wird zunächst ein Zielsystem die Entscheidungsalternative belastet, die eine
aufgestellt, wonach die erzeugten Belegungs- definierte maximale Überschreitung der Rest-
pläne bewertet werden können. Die Ausführ- riktion übersteigt.
barkeit der Belegungspläne und die Beachtung
der Kapazität der Entkopplungspuffer werden Aufbau des Simulationsmodells
als qualitative Kriterien in das Zielsystem auf-
genommen. Mithilfe von quantitativen Kriteri- Zur Durchführung der Simulationsuntersu-
en als zeitbezogene Ersatzziele sollen die o. g. chungen erfolgt zunächst die Abbildung des
ablaufbedingten Kostengrößen berücksichtigt realen Produktionssystems des Unternehmens
werden (siehe Bild 14). in einem Produkt- und Ressourcenmodell. Die
Kundenbedarfe, die um das Kapazitätsangebot
Die Bewertung der Belegungspläne erfolgt ge- der verfügbaren Maschinen des Produktions-
mäß Abschnitt 4.2 mit einem Zielfunktionswert, systems konkurrieren, werden in einem Last-
der mithilfe von Zielerreichungsgraden der modell abgebildet.
quantitativen Kriterien berechnet wird. Jedes
dieser Kriterien wird mit einem Gewichtungs- Das Produkt- und Ressourcenmodell dient zur
faktor versehen, der anhand des Verhältnisses Abbildung relevanter Merkmale und Stamm-
der jeweiligen Kostensätze ermittelt wurde. Da daten des realen Produktionssystems. Welcher

16 productiv it y 22 (2017) 2
online EXKLUSIV

Artikel auf welcher Maschine gefertigt werden


kann, zeigt die Fertigungsmatrix, in der die Ar-
tikel zeilenweise und die Maschinen spaltenwei-
se aufgelistet werden. Die Elemente einer Zeile
nehmen den Wert 1 an, wenn die Bearbeitung
eines Artikels auf einer betreffenden Maschine
möglich, bzw. erhalten den Wert 0, wenn die
Bearbeitung nicht möglich ist. Sind für einen Ar-
tikel alle parallelen Maschinen einer Fertigungs-
stufe mit 0 bewertet, wird der entsprechende Durchführung der Simulation Bild 14: Zielsystem im An-
Arbeitsgang gemäß Arbeitsplan übersprungen. wendungsbeispiel.
Die nachfolgende Untersuchung dient der
Zur Erfassung der Bearbeitungszeiten der Ar- Planung der Maschinenbelegung eines realen
tikel wird eine Bearbeitungszeitmatrix aus- mehrstufigen Produktionssystems mit dem
gefüllt. Die parallelen Maschinen der Stufen Ziel der Ermittlung eines hinsichtlich des de-
„Hartschaum“ und „Weichschaum“ werden hier finierten Zielsystems optimierten Belegungs-
jeweils in einer Spalte zusammengefasst, da plans. Dazu werden die zusammengefassten
es sich um identische parallele Maschinen mit Daten als Simulationsmodell genutzt und in
einheitlichen Bearbeitungszeiten handelt. eine APS-Software übertragen. Diese Software
wird als Simulationswerkzeug verwendet, um
Zur Bearbeitung eines Vorgangs werden auf al- durch Parametervariationen Entscheidungsal-
len drei Stufen artikelspezifische Werkzeuge als ternativen zu generieren.
Produktionshilfsmittel benötigt. Es steht für je-
den Artikel nur eine begrenzte Anzahl an Werk- Zur Erfüllung der Planungsaufgabe ist auf-
zeugen zur Verfügung. Die bei Werkzeugwech- grund der hohen Komplexität des abgebilde-
sel notwendigen Rüstzeiten sind in diesem ten Produktionssystems ein automatisiertes
Beispiel artikel- und reihenfolgeunabhängig Planungsmodell erforderlich. Daher wird zur
sowie auf allen Maschinen einer Fertigungs- Generierung alternativer Belegungspläne die
stufe identisch. Folglich muss keine Rüstmatrix APS-Software Asprova® eingesetzt. Die Pla-
aufgestellt werden. nungslogik der Software lässt sich durch eine
Vielzahl vom Benutzer einstellbarer Parameter
Die Kapazitäten der Zwischenpuffer sind durch anpassen. Die wichtigsten sind nachfolgend
die Platzverhältnisse innerhalb der Produkti- zusammengefasst:
onsanlagen des Zulieferers begrenzt. Die ma- • Zur Festlegung der Einlastungsreihenfolge
ximale Anzahl einer Behälterart im Entkopp- können verschiedene Kriterien herange-
lungspuffer leitet sich aus der Anzahl der zur zogen werden, bspw. der Fälligkeitstermin
Pufferung vorgesehenen Stellplätze und dem oder eine vom Anwender definierte Priori-
Stapelfaktor her. sierung der Aufträge.
• Bei der Zuweisungsrichtung lässt sich zwi-
Das definierte Produkt- und Ressourcenmo- schen Vorwärts- und Rückwärtsterminie-
dell wird im Planungszeitraum durch Kunden- rung unterscheiden. Unter Zuweisungs-
bedarfe belastet. Die Bedarfsmengen sind in modus kann ausgewählt werden, ob die
Aufträge mit unterschiedlichen Fälligkeitster- Maschinenkapazität begrenzt oder infinit
minen gegliedert und bilden das Lastmodell ist.
des realen Systems ab. Alle Aufträge liegen zu • Unter Ressourcenauswahl können entweder
Planungsbeginn vollständig vor und werden priorisierte Ressourcen bevorzugt oder ein
als nicht veränderlich angenommen. Es wird Bewertungsmaßstab mit variabler Gewich-
somit ein statisches und deterministisches Pro- tung gewählt werden.
blem untersucht
In dieser Simulationsuntersuchung werden
Um die Durchführbarkeit der Belegungspläne Parametereinstellungen verwendet, die sich
auch bei ungeplanten Produktionsunterbre- in bisherigen Projekten als effizient herausge-
chungen zu garantieren und damit der Pla- stellt haben. Diese Werte werden als Grundein-
nungsaufgabe gerecht zu werden, wird für stellungen nicht variiert (siehe Bild 15).
jeden Auftrag ein Eskalationsspielraum von
sechs Stunden berücksichtigt. Das heißt, dass Die einzuplanenden Fertigungsaufträge wer-
der geplante Fertigstellungstermin jedes Auf- den absteigend nach ihrem Fälligkeitstermin
trags um mindestens diesen Zeitraum vor dem geordnet und entsprechend dieser Reihenfol-
im Lastmodell fixierten Fälligkeitstermin liegen ge in einer Rückwärtsterminierung den Ma-
muss. schinen zugewiesen. Die Planung erfolgt unter

17
online EXKLUSIV

(0,1|2|1|1) einen leicht erhöhten Zielfunktions-


wert von 97,35.

Ausgehend von der ermittelten optimierten


Kombination (0,1|2|1|1) wird nun eine weitere
Verbesserung des Zielfunktionswertes mit der
Variation der Parameter C und D geprüft. Im
analysierten Wertebereich konnte jedoch kei-
ne weitere Steigerung des Bewertungsergeb-
Bild 15: Grundeinstellun- Berücksichtigung der im Simulationsmodell nisses erzielt werden. Somit stellt die Kombina-
gen des Simulationswerk- definierten Maschinenkapazität. Stehen bei ei- tion (0,1|2|1|1) für dieses Anwendungsbeispiel
zeugs. nem Vorgang mehrere alternative Ressourcen die optimierte Parametereinstellung dar.
zur Auswahl, verwendet Asprova® eine inter-
ne Ressourcenbewertung, die vom Benutzer Interpretation und kritische Würdigung der
durch eine Gewichtung von Parametern beein- Ergebnisse
flussbar ist. Bild 16 zeigt eine Übersicht der Pa-
rameter mit veränderlicher Gewichtung, sowie Die in Abschnitt 5.6.4 dargestellten Simula-
deren Standardeinstellung, die mit (1|1|1|1) tionsuntersuchungen mit der APS-Software
gekennzeichnet wird. Um verschiedenartige Asprova® dienten der Ermittlung von Bele-
Belegungspläne als Entscheidungsalternativen gungsplänen zur Erfüllung der vorgegebenen
zu generieren, werden diese Gewichtungen als Planungsaufgabe. Mithilfe der Variation von
Stellgrößen variiert. Gewichtungen der Parameter zur Ressourcen-
bewertung wurden 108 Entscheidungsalterna-
Zunächst soll der Einfluss einzelner Parameter tiven erzeugt und anschließend anhand eines
auf den Zielfunktionswert ermittelt werden. multikriteriellen Zielsystems bewertet. Dabei
Dazu wird die Gewichtung jeweils eines Para- konnte das Primärziel einer termin- und men-
meters ceteris paribus variiert und der mit die- gengerechten Erfüllung der Kundenbedarfe
ser Einstellung generierte Belegungsplan nach bei 103 der untersuchten Kombinationen rea-
der in Abschnitt 4.2 entwickelten Methodik lisiert werden. Durch die Bewertung der alter-
bewertet. Unter den bewerteten Lösungen hat nativen Belegungspläne und der Berücksich-
die Alternative mit der Kombination (0,1|1|1|1) tigung von Strafpunkten bei Nichterfüllung
mit 96,76 den höchsten Zielfunktionswert. definierter Mindestanforderungen wurde au-
ßerdem eine Rangfolge der Alternativen nach
Die Abhängigkeit zwischen zwei Größen lässt der Minimierung der relevanten Zeitgrößen er-
sich allgemein mit einem Korrelationskoeffizi- mittelt. Allgemein wird unterstellt, dass mit der
enten beschreiben. Bild 17 zeigt die Korrelation Reduzierung der Zeitgrößen eine gleichgerich-
zwischen der Gewichtung der Parameter und tete Verringerung der ablaufbedingten Kosten
dem Zielfunktionswert. erzielt wird. In unserem Beispiel zeigt die Re-
duktion der summierten Rüstzeit um 10,9 Tage
Im vorangegangenen Abschnitt wurden loka- bzw. 21 % sowie die Veränderung der Entkopp-
le Maxima bei der Variation der Gewichtungen lungsbestände die Wirkungen der Parameter-
einzelner Parameter ermittelt. Ausgehend da- variationen und damit den entscheidenden
von soll nachfolgend das Bewertungsergebnis Einfluss der Wahl einer optimierten Parameter-
durch die Suche von optimierten Kombinati- einstellung auf die Produktionskennzahlen, die
onen verbessert werden. Zunächst wird das bereits bei einer endlichen Anzahl von Kombi-
lokale Maximum mit dem höchsten Zielfunkti- nationen der Gewichtungsfaktoren in einem
onswert bei (0,1|1|1|1) geprüft. begrenzten Wertebereich erzielt wurde.

Bild 16: Standardeinstel- Eine Variation der Parameter C und D liefer- Darüber hinaus wurde der Einfluss der ver-
lung der Stellgrößen des te kein neues Maximum. Die Untersuchung änderlichen Gewichtungen auf das Bewer-
Simulationswerkzeugs. des Parameters B liefert mit der Kombination tungsergebnis analysiert. Die am besten be-
wertete Parametereinstellung (0,1|2|1|1) hat
gegenüber der Standardeinstellung einen um
24 % höheren Zielfunktionswert (siehe Bild 18).

Fazit und Ausblick

Die Ausführung einer größeren Anzahl von


Planungsdurchläufen und anschließender,
zum Teil manueller Bewertung erwies sich in

18 productiv it y 22 (2017) 2
online EXKLUSIV

unserem Beispiel als sehr aufwendig. Für einen


praktischen Einsatz ist folglich die Anzahl der
zu untersuchenden Parametervariationen zu
begrenzen. Weiterhin beschleunigt eine au-
tomatisierte Bewertung der generierten Bele-
gungspläne in der APS-Software die Optimie-
rung erheblich.

Die realitätsgetreue Abbildung des jeweils


zugrundeliegenden Produktionssystems in muss das zugrundeliegende Produktionssystem Bild 17: Korrelation der
einem Simulationsmodell ist eine zwingende in einem Modell abgebildet werden. Die in der veränderlichen Parameter
Voraussetzung für auswertbare Ergebnisse. Literatur diskutierten Modelle können aufgrund mit dem Zielfunktions-
wert.
Eine einheitliche Struktur zur Aufnahme der ihrer geringen Komplexität und unrealistischer
Eingangsdaten, bspw. durch Standardarbeits- Annahmen nur als Ausgangspunkt dienen. Für
blätter, vereinfacht die Übertragung der Da- die Abbildung von Produktionssystemen mit
tengrundlage und verbessert deren Konsis- Reihenfertigung und einer Menge paralleler
tenz. Erweiterungen des Simulationsmodells Maschinen pro Arbeitsgang kann das Modell
sind bspw. durch die Berücksichtigung der des Flexible Flow Shop als Basis herangezogen
Personalplanung, von Ausschussraten oder werden. Dieses Modell wurde durch praxisty-
geplanten Maschinenausfällen durch Wartung pische Rahmenbedingungen erweitert, u. a. in
bzw. Reinigung denkbar. Form von beschränkten Entkopplungspuffern
und Losteilung der Fertigungsaufträge, hetero-
Im Rahmen dieses Beitrages wurde die Maschi- gene parallele Maschinen, reihenfolgeabhän-
nenbelegungsplanung mehrstufiger Produk- gige Rüstzeiten und Beschränkungen der Ma-
tionssysteme betrachtet. Der Fokus lag dabei schinenalternativen, die in Form von Matrizen
auf Systemen mit Rahmenbedingungen, die abgebildet wurden.
vor allem in der industriellen Stückgüterpro-
duktion zu finden sind. Das Ziel bestand darin, Unter Berücksichtigung dieser Rahmenbedin-
einen praxistauglichen Ansatz zur Abbildung gungen wurde schließlich ein Planungsmodell
mehrstufiger Produktionssysteme mit praxis- aufgestellt, das durch die Variation der Einlas-
typischen Restriktionen zu finden und eine tungsreihenfolge unterschiedliche Belegungs-
allgemeine Methodik zu entwickeln, nach der pläne generiert und mithilfe der entwickelten
alternative Belegungspläne bewertet werden Bewertungsmethodik ein optimiertes Ergeb-
können. nis durch eine Minimierung ablaufbedingter
Kosten bestimmt. Dazu wurde auf ein heuris-
Da in der Praxis bei einer Optimierung der Bele- tisches Lösungsverfahren zurückgegriffen und
gungsplanung mehrere Zielkriterien einzubezie- das erarbeitete Modell am Beispiel eines realen
hen sind, stellt ein multikriterielles Zielsystem den Produktionssystems verifiziert. Zur Lösung des
Bewertungsmaßstab dieser Methodik dar. Das Belegungsproblems wurde ein automatisiertes
Zielsystem besteht aus relevanten qualitativen Planungsmodell (APS-Software Asprova® ) ein-
und quantitativen Kriterien, um die verfolgten gesetzt. Dazu wurde das Produktionssystem
Sach- und Formalziele möglichst genau abzubil- in ein Simulationsmodell überführt, mittels
den. Zeitgrößen werden dabei als Ersatzkriterien Variation von Parametereinstellungen unter- Bild 18: Zusammenfas-
für die zu minimierenden ablaufbedingten Kos- schiedliche Belegungspläne generiert, der hin- sung der Ergebnisse der
tengrößen eingesetzt. Durch die Bewertung der sichtlich des multikriteriellen Zielsystems beste Simulationsuntersuchung.
Zielkriterien in ei-
nem Scoring-Mo-
dell ist es so mög-
lich, aus einem
Entscheidungsfeld
jenen Belegungs-
plan zu ermitteln,
der die überge-
ordneten Unter-
nehmensziele am
besten erfüllt.

Zur Lösung realer


Maschinenbele-
gungsprobleme

19
online EXKLUSIV

Belegungsplan und damit eine optimierte Para- der einzelnen Kriterien auf. Für einen praktischen
metereinstellung ermittelt. Einsatz, bspw. in einem Produktionsleitstand, ist
eine Automatisierung des Bewertungsprozesses
Die Anwendung auf das reale Belegungsproblem notwendig. Gezeigt wurden ebenfalls die Inter-
zeigt die Stärken und Schwächen des Verfahrens. dependenzen der Belegungsplanung auf andere
Zum einen bietet der vorgestellte Ansatz zur Ab- Teilbereiche der Produktionsplanung, wie Los-
bildung des Produktionssystems mit praktischen größenplanung (Bildung von Teillosen) und La-
Restriktionen die Möglichkeit einer einfachen gerbetrachtungen (Entkopplungspuffer), was die
und standardisierten Vorgehensweise zur Auf- Notwendigkeit einer simultanen Planung dieser
nahme der Daten und somit zur Erstellung eines Bereiche unterstreicht.
detaillierten und konsistenten Simulationsmo-
dells. Zum anderen ist mit der Anwendung der Weiterhin bleibt festzuhalten, dass für eine ver-
Bewertungsmethodik die Auswahl eines opti- besserte Abbildung der Realität das vorgestellte
mierten Belegungsplans möglich. Allerdings tre- Vorgehen bspw. durch die Einbeziehung stochas-
ten durch die Verwendung eines Scoring-Modells tischer und dynamischer Problemstellungen er-
die verfahrensspezifischen Probleme einer sub- weiterbar ist, um Unsicherheiten wie Ausschuss-
jektiven Gewichtung und der Substituierbarkeit raten und Maschinenausfälle zu berücksichtigen.

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