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Das große Schimpfwörterbuch

Herbert Pfeiffer

Das große
Schimpfwörterbuch
Über loooo Schimpf-,
Spott- und Neckwörter
zur Bezeichnung von Personen
Umwelthinweis:
Dieses Buch und der Einband wurden auf
chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.
Die Einschrumpffolie - zum Schutz vor Verschmutzung -
ist aus umweltverträglichem und recyclingfähigem PE-Material.

Ungekürzte Buchgemeinschafts-Lizenzausgabe
der Bertelsmann Club GmbH, Rheda-Wiedenbrück
der Bertelsmann Medien (Schweiz) AG, Zug
der Buchgemeinschaft Donauland Kremayr & Scheriau, Wien
und der angeschlossenen Buchgemeinschaften.
© Vito von Eichborn GmbH & Co. Verlag KG, Frankfurt am Main, August 1996.
Umschlaggestaltung: pellexxx, Gütersloh
Abbildungen: Ambrosius Gabler
Lektorat: Palma Müller-Scherf
Druck und Bindung: Bercker Graphischer Betrieb GmbH, Kevelaer
Printed in Germany • Buch-Nr. 05007 o
Inhalt

Vorwort mit Hinweisen zur Benutzung 7

Die Stichwörter von A bis Z 9

Kurze Liste abwertend verwendeter Adjektive 480

Nachwort von Wilfried Seibicke 494

Bibliographie 502

Personenregister 518

Register zusätzlicher Stichwörter 529


Vorwort mit Hinweisen zur Benutzung

„Raufereien, Mord und Todtschlag etc. etc., alle diese


schönen Sachen hätten niemals stattgefunden, wenn sich
die Menschen mit Schimpfwörtern begnügt hätten.“
(Erstes deutsches Schimpfivörter-Lexikori)

Begonnen hatte es mit dem beiläufigen Sammeln von gut zweitausend ausgefalle-
nen Schimpfwörtern und Kraftausdrücken ohne bestimmte Absicht, gewisserma-
ßen bloß für den eigenen Gebrauch. Schließlich aber bemerkte ich, daß dieser
Bereich unserer Sprache völlig unzureichend dokumentiert ist, daß in den Nach-
schlagewerken die gemeinen gegenüber den allgemeinen Wörtern zu kurz kom-
men, ja oft einer Selbstzensur der Wörterbuchschreiber zum Opfer fallen.
Außerdem gibt es zwar viele und teilweise sehr gute Schimpfwörterbücher in deut-
schen Mundarten, jedoch kein einziges an der Schriftsprache orientiertes, das auch
nur halbwegs brauchbar ist. Also machte ich mich an die Arbeit — vernünftigerwei-
se nicht am Computer, sondern mit einer herkömmlichen Zettelkartei.

Entstanden ist ein Schimpfwörterbuch in einem sehr allgemeinen Sinn. Möglichst


unterhaltsam, ausführlich und gut lesbar sollte der fragliche Wortschatz zusam-
mengestellt und erklärt werden. Das Ergebnis sollte leicht verständlich und den-
noch von wissenschaftlichem Interesse sein. Vollständigkeit war nicht ernsthaft
angestrebt. Manche werden das eine oder andere Wort vermissen.

Der Wortbestand des Lexikons beschränkt sich auf Personenbezeichnungen, die


geeignet sind, Menschen oder Menschengruppen zu beschimpfen, zu verspotten
oder abzuwerten, einschließlich Neckwörtern, ironischen Bezeichnungen
(„Menschheitsbeglücker“), Berufsschelten (Rechtsverdreher), Wörtern des Tadels,
ethnischer Schelten (Piefke), politischer Feindbezeichnungen (Imperialist), soge-
nannter kosender Schelten (Scheißerle) oder sonstiger Spezialfälle. Berücksichtigt
sind auch Mehrwortbenennungen (Graf Rotz von der Popelsburg) und produktive
Wortbildungsmittel (Schmalspur-). Durch die Einbeziehung vieler dezenter und
gehobener Ausdrücke vermeidet die Sammlung das Niveau einer Sumpfblütenlese,
eines bloßen Albums verbaler Derb- und Grobheiten.

Die etwa 6000 wichtigsten Wörter und Wendungen sind mit eigenen Stichwort-
artikeln vertreten, weitere werden zum Vergleich herangezogen und in einem Re-

7
gister aufgeführt. Alle Beispiele sind mit gleicher Bedeutung in Wörterbüchern
und/oder der Presse nachgewiesen. Den Ausschlag gab dabei oft d a s g r o s s e Wö r -
t e r b u c h d e r d e u t s c h e n Spr a c h e von Duden in der achtbändigen Neubearbeitung
von 1993-95. Auf Gelegenheits- und Individualbildungen oder eigene Schöpfungen
wurde ganz verzichtet, nicht dagegen auf unflätige, blasphemische, frauenfeindli-
che oder anderweitig heikle Stichwörter, sofern sie zur Sache gehören. Die Aufnah-
me nicht weniger veralteter Wörter scheint mir durch deren Weiterwirken in
literarischen Texten gerechtfertigt und dadurch, daß sie zwar kaum mehr in Ge-
brauch sind, aber meist noch gekannt werden. Mundartwörter sind nur einbezo-
gen, wenn ihre Bedeutung über eine bestimmte Sprachlandschaft hinausreicht.
Daß die südlichen Dialekte häufiger genannt werden, liegt vor allem an der Do-
minanz des Nordens im Hochdeutschen. Läßt sich das Sprachgebiet nicht genau
genug abgrenzen, so wurde die Kennzeichnung „landschaftlich“ verwendet.

Um dem engen Korsett schulmäßiger Lexikographie zu entgehen, mußten Unge-


nauigkeiten in Kauf genommen werden. So verwendete ich für Dialekte bzw.
räumliche Zuordnungen regionale anstelle der korrekten sprachwissenschaftlichen
Bezeichnungen. Aber, daß man bei Innsbruck Südbairisch und am Rhein Mittel-
fränkisch spricht, dürfte die Leser eher verwirren als informieren. Die Kennzeich-
nung „niederdeutsch“ habe ich meist durch „norddeutsch“ ersetzt, was nicht
immer ganz richtig ist, während ich die südliche Entsprechung „oberdeutsch“ oft
beibehalten habe. Das ist kaum anders zu benennen und bedeutet: zu den Mund-
arten gehörend, die in weiten Teilen Süddeutschlands, in Österreich, der Schweiz
und dem nördlichen Südtirol gesprochen werden. Die unklare Sammelbezeich-
nung „mitteldeutsch“ für den dazwischenliegenden Sprachraum von Sachsen bis
etwa zur Mosel habe ich nach Möglichkeit vermieden.

Das Wörterbuch besteht in der Hauptsache aus den Stichwörtern und den dazu-
gehörigen Artikeln in streng alphabetischer Reihenfolge. Umlaute ordnen wie ihre
Grundbuchstaben. Mehrwortlexeme sind bei ihrem ersten Buchstaben aufgeführt,
d.h. „linke Bazille“ steht bei „L“, worauf unter „Bazille“ verwiesen ist.

Die einzelnen Artikel sind folgendermaßen aufgebaut: Stichwort - stilistische Be-


wertungen, Gebrauchsangaben - Bedeutungserklärung -• Belege - Nest. Alle Teile
außer dem ersten können fehlen; zumindest aber wird auf einen anderen Eintrag
verwiesen, in dem der Begriff erklärt ist. Manche Artikel beziehen sich auf vorher-
gehende Informationen, sind also in sich nicht vollständig. Beispielsweise sind Bil-
dungen mit „Babbel-“ nur beim ersten Wort dieser Art ausführlich erklärt. Die
meisten Artikel schließen mit einem Nest, in dem verwandte und synonyme Wör-
ter sowie Querverweise alphabetisch aufgelistet sind. Um häufige Wiederholungen
zu vermeiden, sind Stichwörter, die unmittelbar davor oder danach stehen, in den
Nestern nicht genannt.

Schon jetzt möchte ich mich für Anregungen und konstruktive Kritik bedanken!

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Schimpfwörtern für gemeine, bösartige Men-
schen. Bismarck nannte einmal einen poli-
tischen Gegner „Aaskerl“, nämlich den
Reichstagsabgeordneten Eduard Lasker.
Die Anrede war ja fast korrekt. Er hatte le-
diglich das „L“ von „Lasker“ an das Ende
des Namens gesetzt. Untypisch für die Zu-
sammensetzungen mit ,Aas<( ist der seltene
spöttische Schülerscherz „Aasesser“, eine
Verballhornung von ,Assessor“, der wohl
auf den Hungerlohn der Beamtenanwärter
anspielt.
VgL: Aaskerl, Aaskröte (selten), Aasvogel, Aaszeug.

Aas auf der Baßgeige


(meint eigentlich die Note As auf dem
Aal Kontrabaß) anerkennend oder geringschät-
(eigentlich ein langer, schlangenförmiger zigfür einen cleveren Menschen, Anführer.
Fisch mit schlüpfriger Haut) seltene ab- VgL: Aas auf der Geige, As auf der Baßgeige (bei-
schätzige Bezeichnung für einen Menschen, des Varianten).
der „glatt wie ein Aal" ist, der sich immer
wieder geschickt herauswindet. Aasbande
derb für übles Gesindel, Pack.
VgL: Bande, —> -bande.
Aap
(mundartlich für einen Affen) ein vorwie-
Aaser
gend norddeutsches Schimpfwortfür einen äf-
fischen, albernen Menschen oder einen landschaftlich als Tadel oder abschätzig für
Angeber.
eine Person, die mit etwas verschwenderisch
VgL: -> Affe.
umgeht, die nicht haushalten kann.

Aasgeier
Aas
(eigentlich ein Geier, der sich von Aas er-
(eigentlich eine verwesende Tierleiche, Ka-
nährt) grobes Schimpfwortfür einen habgie-
daver; seit dem Spätmittelalter als Schimpf-
rigen Menschen, Ausbeuter, Wucherer.
wort) derbe Schelte für einen gemeinen,
VgL: Geier.
hinterhältigen Menschen; oft mit widerstre-
bender Anerkennung gesagt für eine schlaue,
Aasjäger
durchtriebene, geschickte Person. Nicht selten
ist das Wort mit einem treffenden Adjektiv abwertend für einen unweidmännischen,
verknüpft: ein falsches, selten dummes, blö- schlechten Jäger.
VgL: Afterjäger (veraltet).
des, gemeines, kleines Aas. Eine bombasti-
sche Steigerung liest man bei Johann Carl
Aasknochen
Wezel (1747-1819): „Da ist das kreuzhagel-
sappermentische Donneraas.“ (Erweiterung zu „Aas“) derbes Schimpfwort
VgL: dummes Aas, —> faules Aas, —» feines Aas, fre- für einen gemeinen, unsympathischen Men-
ches Aas, Galgenaas, —> Gewitteraas, —> Lügenaas, schen.
Lumpenaas, Mistaas, Nickelaas (selten), -4 Raben- VgL: Knochen.
aas, raffiniertes Aas, —> Schindaas, Stinkaas, Sün-
denaas (veraltet), vornehmes Aas. Aasstück
grobes Schimpfwort für einen nichtswürdi-
Aas- gen, widerlichen Menschen.
Bestimmungswort einer Reihe von groben VgL: —> Stück.

9
Abdecker abgebrochener Riese
(früher der Beseitiget von Tierkadavern; spöttisch-ironischfür einen kleinen Menschen
hier eine volksetymologische Umdeutung (der großtut); selten auch übertragen verwen-
von „Apotheker“) alter Berußspott für den det für jemanden, der hoch hinaus wollte,
Apotheker. aber gescheitert ist.
Vgl.: —> Apotheker. Vgl.: abgehackter Riese, abgesägter Riese.

Abderit abgetakelte Fregatte


(nach den Bewohnern der altgriechischen (zu seemannssprachlich „abtakeln“ = ein
Schiff durch Entfernen der Takelage außer
Stadt Abdera in Kleinasien, die als „Schild-
bürger“ bekannt waren) bildungssprachlich Dienst stellen) verächtlich für eine verblüh-
veraltet für einen einfältigen, engstirnigen te, verlebt unrkende ältere Frau.
Kleinstädter. In Deutschland hatte vor al- Vgl.: alte Fregatte, —> aufgetakeite Fregatte, -•»
Fregatte.
lem Christoph Martin Wieland in seinen
Ab d e r it e n , die von 1774 bis 1780 im t e ü t -
s c h e n m e r k u r erschienen, for die Verbrei- Abgewöhne
tung des Begriffes gesorgt. (nach der Redensart „etwas zum Abgewöh-
nen sein“ - sehr schlecht sein) schroffes ju-
Abenteuerin (Abenteurerin) gendsprachliches Schimpfwort (aus männ-
licher Sicht) für ein häßliches oder unsympa-
(weibliche Form zu .Abenteurer“ mit et-
thisches Mädchen.
was anderer Bedeutung) ofi geringschätzig
für eine Frau, die Abenteuer, insbesondere
Liebesabenteuer sucht. Abgott
(eigentlich ein heidnischer Gott, Götze) ofi
geringschätzig fiir einen vergötterten Men-
Abenteurer
schen, ein Idol oder ein verhätscheltes, von
abschätzig für einen unsoliden Menschen,
den Eltern angehimmeltes Kind.
Glücksritter.
Vgl.: Abgottei (schlesisch; Hätschelkind), Abgötter
Vgl.: politischer Abenteurer. (veraltet: Götzendiener).

Abenteurernatur Abhub
ofi ab wertend für einen Menschen, der sich (zu „abheben“) veraltend verächtlich fiir Ab-
immer wieder in Abenteuer stürzt. schaum, übles Gesindel: Abhub der menschli-
chen Gesellschaft.
Abführmittel
(eigentlich ein Mittel, das den Stuhlgang Abkassierer
fördert; hier ein Wortwirz zu „abfiihren“ abwertendfür jemanden, der auf unredliche
im Sinne von „nach einer Verhaftung in oder anrüchige Weise viel Geld einnimmt.
polizeilichen Gewahrsam nehmen“) scherz- „Weg mit diesen Abkassierern!“ (s pie g e l -
haft, auch abschätzig für einen Polizisten. Leserbrief über geldgierige Politiker, De-
Die Formulierung „in blaues Tuch gehüll- zember 1993).
tes Abführmittel“ war 1953 dem Bochumer
Schöffengericht als Beamtenbeleidigung Abklatsch
300 DM wert. (als Personenbezeichnung eher selten) ab-
fällig für einen Menschen, der jemandem
abgebrochener Gartenzwerg ähnlich ist, ihn nachzuahmen versucht, aber
spöttisch, auch abfällig für eine kleine, wich- nur eine schlechte Kopie darstellt. „Ich sei ein
tigtuerische Person. ziemlicher Abklatsch von meinem Bru-
Vgl.: abgebröckeker Gartenzwerg (spielerische der.“ (Walter Kempowski: t a d e l l o s e r ar
Verstärkung), —> Gartenzwerg, —> Zwerg. Wo l f , 1971).

IO
Abkodier menschlichen Gesellschaft, —» Auswurf der
abschätzig für einen Menschen, der andere Menschheit.
schröpft, ausnimmt, übervorteilt; gauner-
sprachlich auch für einen Heiratsschwindler. Abschleppdienst
(eigentlich ein Unternehmen, das liegenge-
Ableger bliebene Fahrzeuge abschleppt) spöttischfür
(eigentlich ein Trieb einer Pflanze, der zur eine Frau, die ihren (betrunkenen) Mann
Vermehrung dient) scherzhaft, oft leicht vom Wirtshaus abholt.
spöttisch für ein eigenes Kind; Sprößling.
Abschreiber
Abrone seltene abschätzige Bezeichnung für 1. einen
(zu griechisch „habros“ = weichlich; nach Schüler, der unerlaubt abschreibt. 2. einen
einem Mann namens Abron aus Argos, der Schriftsteller oder Wissenschaftler, der durch
in der Antike als Weichling bekannt war) Abschreiben ein Plagiat begeht.
bildungssprachlich selten für einen weichli- Vgl.: Abschriftsteller, —» Schreiber.
chen, verwöhnten Mann.
Abseiler
Absahner (wohl vom ausbrechenden Gefängnisinsas-
(zu „absahnen“ - den Rahm von der Milch sen übernommen, der sich mit Hilfe eines
abschöpfen) abfälligfür eine Person, die (auf Seils davonmacht) vorwiegend soldaten-
unredliche Weise) hohe Gewinne macht, sich sprachlich abwertendfür jemanden, der sich
große Vorteile verschafft, das Beste nimmt. vor einer Arbeit, vorm Dienst drückt.
„Der Absahner von Altötting“, so nannte
im März 1994 das ZDF einen Beitrag über Absonderling
den CSU-Politiker Gerold Tandler. (zu „absonderlich“) seltene geringschätzige
Vgl.: Oberabsahner. Bezeichnung für einen sehr seltsamen, be-
fremdlichen Menschen.
Abschaum (der/des ...) Vgl.: -ling, —> Sonderling.
(eigentlich der Schaum, der sich beim Ko-
chen oben absetzt; hier meist als Verkür- Abstauber
zung oder Variante des biblischen abwertendfür 1. jemanden, der etwas mitge-
„Abschaum der Menschheit“ zu verstehen) hen läßt; einen Schmarotzer, Nutznießer. 2.
verächtlich für 1. einen verkommenen, ehrlo- einen Sportler, vor allem bei Ballspieleti, der
sen, durch und durch schlechten Menschen. 2. mühelos, durch glückliche Umstände Treffer
übles Gesindel, Kriminelle, Asoziale. ,Ab- erzielt.
schaum von sklavischem Gesindel“, for-
mulierte Franz Grillparzer 1809, und bei Absteiger
Lessing ist vom „Abschaum aller Mörder“ oft abschätzig für 1. einen Sportler, der (mit
die Rede. seiner Mannschaft) in eine niedrigere Spiel-
Vgl.: —> Auswurf. klasse muß. 2. einen Menschen, dessen wirt-
schaftlicher und sozialer Status sich drama-
Abschaum der Menschheit tisch verschlechtern. 3. einen Klassenwieder-
(eine Fügung aus dem Neuen Testament, holer in der Schule.
i. Korinther 4,13, wo der Apostel Paulus Vgl.: Abstiegskandidat, Aufsteiger, sozialer Ab-
angesichts der Anfeindungen gegen ihn steiger.
sagt: „Wir sind geworden wie der Ab-
schaum der Welt, jedermanns Kehricht“) Abstinenzler
sehr verächtlich für kriminelle oder asoziale (zu lateinisch „abstinere“ = zurückhalten,
Elemente der menschlichen Gesellschaft; sel- abhalten; die wertneutrale Bezeichnung ist
ten für eine einzelne Person. .Abstinent“) oft geringschätzig für einen
Vgl.: Abschaum der Gesellschaft, Abschaum der Menschen, der enthaltsam lebt, besonders,

ii
was Alkohol betrifft; Antialkoholiker. Das Ackergaul
sind Leute, von denen der Volksmund be- (eigentlich ein schlechtes Pferd, wie man es
hauptet, daß sie Alkohol lieber aus Arznei- früher vor den Pflug gespannt hat) salopp
flaschen trinken. abwertendfür eine unattraktive Straßenpro-
Vgl.: —> -1er. stituierte.

Abtrünniger Ackerknecht
(zu „trennen“) leicht abwertendfür jeman- selten gebrauchtes Sportwortfür einen kleinen
den, der einem Glauben, einer Partei o.ä. un- Beamten oder Angestellten, dem die mühsa-
treu geworden, davon abgefallen ist. men und unangenehmen Arbeiten aufgehalst
werden.
Abweichler Vgl.: Knecht, -knecht.
meist abfällig für jemanden, der von einer
(politischen) Richtung, Lehrmeinungo.ä. ab- Adabei
weicht. Die Zeitschrift pr o f il beschrieb im (zusammengezogen aus mundartlich „a da-
Juni 1984 die Katharer als „die ersten Ket- bei“ - auch dabei; wahrscheinlich von dem
zer und Urväter aller Abweichler“. Wiener Schriftsteller Vinzenz Chiavacci,
Vgl.: Fraktionsabweichler, —> -1er, linker Abweich- 1847-1916, kreiert) beliebtes österreichisches
ler, —» Linksabweichler, Parteiabweichler, rechter Spott- und Scheltwort für einen neugierigen
Abweichler, —> Rechtsabweichler. Wichtigtuer, einen Menschen, der überall
auch dabeisein muß. Aus Darwins „Kampf
Abziehbild ums Dasein“ ist der „Kampf ums Dabei-
(eigentlich ein Bild, das sich durch An-
sein“ geworden. Im Mai 1969 sah die Wie-
feuchten, Aufdrücken und Abziehen über-
ner Tageszeitung d ie pr e s s e „die Königin
tragen läßt) landschaftliche Scheltefür einen
eingekeilt in einem Knäuel von Reportern
Versager, Gernegroß. und Adabeis“.
Vgl.: Abziehbildchen (hessisch).

Adept
Abzocker
(zu „zocken“ = um Geld spielen, Glücks- (aus lateinisch „adeptus“ = der etwas er-
spiele machen) abfälligfür einen Menschen, reicht hat) bildungssprachlich oft gering-
der andere übervorteilt, ihnen Geld abgaunert. schätzig für einen Schüler, Anhänger einer
Vgl,; —> Zocker. Lehre oder eines Lehrenden; einen unkriti-
schen Nacheiferer. In Wolfgang Pohrts
Achselträger Buch En d s t a t io n (1982) ist von „Bloch
(nach der Redensart „auf beiden Achseln und seinen auf erbauliche Zitate erpichten
tragen“ - es mit beiden Parteien halten) Adepten“ die Rede.
veraltet, noch landschaftlich für einen Men-
schen, derjedem nach dem Munde redet; Op- Adolar
portunist. (eigentlich ein männlicher Vorname mit
Vgl.: Mantelträger (selten). der wörtlichen Bedeutung „edler Adler“)
selten für einen Gecken, eitlen Burschen.
Achtgroschenjunge
(angeblich nach der Höhe der Entlohnung Advokat
von Berliner Polizeispitzeln im 18. Jahr- (eigentlich ein altes Wort für einen Anwalt,
hundert) verächtlich für 1. einen Spitzel, Zu- Rechtsanwalt; zu lateinisch „advocare“ =
träger; käuflichen Zeugen. 2. einen billigen herbei rufen) landschaftlich für einen recht-
Strichjungen. Eike Schönfeld, der in seinem haberischen, großsprecherischen Menschen.
Wörterbuch der Jugend- und Knastsprache
einen „Sieben-Groschen-Jungen“ nennt, Äffchen
scheint sich wohl verzählt zu haben. i. abschätzigfür einen kleinen —> Affen, ins-
Vgl.: Funfgroschenjunge, —»Junge. besondere für einen eitlen, gezierten Men-

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sehen. 2. in Zocker- und Gaunerkreisen fiir Affenfratze
einen Anfänger, Neuling. Schimpfwort für einen häßlichen, widerli-
Vgl.: -4 -chen (-lein), —> Klammeraffe (Klam- chen Menschen. „Das sind ja überhaupt kei-
meräffchen), —> Spiegeläffchen, Winseläffchen ne Menschen, sondern Affenfratzen“,
(selten: sentimentaler Dichterling). schimpfte der Fachmann Bernhard
Grzimek 1959 in seinem Buch s e r e n g e t i
Affe DARF NICHT STERBEN.
(geprägt durch das Bild vom Affen, das Vgl.: Fratze.
man früher aus dem Zirkus und von Jahr-
märkten hatte; selten verwendete weibliche Affengesicht
Form: Äffin) derbes Schimpfwortfiir 1. einen (eigentlich ein häßliches, affenartiges Ge-
blöden, dümmlichen Kerl. 2. einen eitlen, ge- sicht) verächtlich fiir einen häßlichen Men-
zierten, eingebildeten Menschen. Oft wird schen mit einer vorspringenden Mundpartie
ein Eigenschaftswort dazugestellt: ein blö- wie die eines Menschenaffen.
der, dämlicher, dummer, eingebildeter, ge- Vgl.: Affenarschgesicht (Schülerjargon), —> -ge-
striegelter, aufgeblasener, eitler Affe. sicht.
„Immer bleibt der Aff ein Affe, werd’ er
König oder Pfaffe“, heißt ein alter volks- Affenkopf
tümlicher Spruch, und von Lichtenberg selten fiir einen Menschen, der die Klugheit
kennt man: „Der Mensch kommt unter al- oder das Aussehen eines Affen hat. Christoph
len Tieren in der Welt dem Affen am näch- Martin Wieland schrieb von den „ver-
sten.“ Der Schriftsteller Paul von Heyse wünschten Affenköpfen, den Mannsperso-
(1830-1914, Nobelpreis 1910) gebrauchte nen .
Vgl.: —> -köpf (-kopp).
das Schimpfwort folgendermaßen:
„Wie doch diesen gespreizten Affen
Affenpinscher
Unter den Händen ihr Werk zerrinnt!
(eigentlich ein Zwerghund mit einem af-
Sie meinen, sie könnten ein Kunstwerk
fenähnlichen Kopf; hier als Weiterbildung
schaffen,
zu „Affe“) ein derbes Schimpfwort mit recht
Wenn sie recht unnatürlich sind.“
unterschiedlichen Bedeutungen vor allem fiir
Vgl.: —> Aap, Affenpeter, alter Affe, Aprilaffe,
einen dummen oder eitlen Mann.
Bähaffe (selten: Maulaffe), -» Bartaffe, Baumaffe
Vgl.: —> Pinscher.
(selten: eingebildet), Beutelaffe (bayrisch), blöder
Affe, -4 Brillenaffe, —» Brüllaffe, Drallaffe (hes-
sisch), Dreckaffe, Dultaffe, Gähnaffe (säch- Affenschwanz
sisch: gähnend), -4 geleckter Affe, Gieraffe allgemeines derbes Schimpfwort für eine
(Wortspiel), -> Halbaffe, Hansaff, -> Klammeraf- (männliche) Person.
fe (Klammeräffchen), Laberaffe (Schwätzer), Laus- Vgl.: —> Schwanz.
affe, —> Lackaffe, —> lackierter Affe, Langhaaraffe
(hat lange Haare), —» Maulaffe, —> Modeaffe, —>
Affenstall
Oberaffe, Putzaffe, -4 Rotzaffe, —» Schlaraffe, —>
Teigaffe, —> Zieraffe, Zottelaffe. abfällig fiir einen chaotischen, disziplinlosen
Haufen von Menschen.
Affe auf dem Schleifstein
Affenzippel
(meist in der Redensart „dasitzen wie ein
(eigentlich ein „Affenzipfel“ = Affenpenis)
Affe auf dem Schleifstein“ = krumm dasit-
vor allem rheinfränkisch derbfür einen eitlen
zen, eine schlechte Figur machen) seltene
Narren.
Spottbezeichnung für einen Motorrad- oder Vgl.: -4 Zipfel.
Fahrradfahrer.
Äffer
Affenarsch veraltetfiir einen Menschen, der andere ver-
ein sehr derbes Schimpfwort allgemeiner Art. ulkt, irrefuhrt.
Vgl.: —> Arsch, —» -arsch. Vgl.: —4 Nachäffer.

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After- xes aus dem biblischen Buch Esther, ein
einefrüher häufige, jetzt veraltete Vorsilbe, die fiktiver Name für den unerlösten „ewigen
wertneutrale Wörter verschlechtert im Sinne Juden“ aus der Sage, der zur Ruhelosigkeit
von „falsch, unzulänglich, übel“. Das folgen- bis zum Jüngsten Tag verdammt ist) eine
de Anwendungsbetspiel stammt aus Goe- seltene bildungssprachliche Bezeichnung für
thes MAXIMEN UND REFLEXIONEN: „Es gibt einen rastlosen, umherirrenden Menschen.
auch Afterkünsder, Dilettanten und Speku- Vgl.: Ahasverus (selten), -> ewiger Jude.
lanten; jene beiden treiben die Kunst um des
Vergnügens, diese um des Nutzens willen.“ ahnungsloser Engel
Kurt Hiller wetterte gegen „rechte wie linke (falsch zitiert oder abgeleitet aus „Du ah-
Schein- und Aftergeister“. nungsvoller Engel du!“ aus Goethes f a u s t
Vgl.: Afterdichter (schlecht), Afterkönig (unrecht- i, womit Mephisto auf Gretchens Ableh-
mäßig), Afterkritiker, Afterkünsder, Afterphilo- nung reagiert) spöttisch-ironisch fiir eine
soph (alle drei schlecht, unfähig). naive, ahnungslose Person; ein treuherziges
Mädchen.
Afterredner Vgl.: „Engel“.
veraltet fiir einen böswilligen Verleumder,
üblen „Nachredner“. Ajatollah
(eigendich ein Ehrentitel für einen hohen
Agent Geistlichen der Schiiten; bekannt gewor-
(zu lateinisch „agens“ = der Treibende) den durch den Ajatollah Chomcini, der
auch ab wertend gebrauchtfiir einen Spion. nach 1979 im Iran faktisch die Macht inne-
Vgl.: Agent provocateur (Lockspitzel, provoziert hatte) veraltend spöttisch oder geringschätzig
eine Straftat), Agenrenschwein, —> Ostagent, Poii- fiir einen führenden Provinzpolitiker mit ei-
zeiagent.
nem gewissen Hang zum Diktator. So gei-
ßelte der FDP-Politiker Rainer Brüderle
Aggressor
seine bayrischen Koalitionspartner als „ex-
(zu lateinisch „aggredi“ = heran geh en, an-
tremistische CSU-Ajatollahs“, und der
greifen; im engeren Sinn ein völkerrechtli-
saarländische Ministerpräsident Oskar La-
cher Terminus) häufig abwertend besonders
fontaine wurde in der Presse beispielsweise
in der DDR, für einen rechtswidrig handeln-
„rotgrüner Ajatollah von der Saar“ ge-
den Angreifer, einen Angehörigen eines Staa-
nannt.
tes, derfremdes Gebiet übefallt.
Vgl.: faschistische Aggressoren.
akademisches Proletariat
Agitator salopp, auch abschätzigfür die Masse der ar-
beitslosen oder unter Wert beschäftigten Aka-
(zu lateinisch „agitare“ = eifrig betreiben)
demiker.
meist abwertendfür jemanden, der aggressiv
Vgl.: Bildungsproletariat, -» Proletarier.
(politische) Propaganda betreibt; Hetzer. Ge-
gen 1870 nannte das sozialdemokratische
Akten-
Arbeiterblatt Pr o l e t a r ie r Jesus Christus
(die Akte als typisches Arbeitsmittel für
einen „herumziehenden Agitator“, wie das
Büroberufe) eine offene Reihe teils veralteter,
LIBERALE SCHIMPFLEXIKON (1870) entrüstet
spöttischer oder auch verächtlicher Bezeich-
vermerkte. Karl Kraus schrieb: „Das Ge-
nungen fiir Büroangestellte, Beamte.
heimnis des Agitators ist, sich so dumm zu
Vgl.: Aktengeier, Aktenheini (selten), Aktenkopf
machen, wie seine Zuhörer sind, damit sie (fränkisch), Aktenlöwe, Aktenmensch, Akten-
glauben, sie seien so gescheit wie er.“ schmierer, Aktenseele, Aktenwurm.
Vgl.: Agitationsredner.
Aktenfuchs
Ahasver abwertendfürjemanden, der penibel die Ak-
(nach der hebräischen Form „Achaschwe- ten studiert, die Unterlagen prüft.
rosch“ des persischen Königsnamens Xer- Vgl.: —> Fuchs.

14
Aktenhengst = Bürohengst alberner Pinsel
abfällig für eine törichte und selbstgefällige
Aktenkacker (männliche) Person.
derbes, verächtliches Wort für einen Beam- Vgl.: —> Pinsel.
ten, Juristen o.ä.
Vgl.: Kacker.
albernes Geschöpf
Aktenkrämer geringschätzigfür eine grundlos lustige, mehr
abfällig Jur einen kleinlichen Bürobedienste- oder weniger törichte (weibliche) Person, ein
ten, Beamten. albernes Mädchen.
Vgl.: Krämer, —> -krämer. Vgl.: alberne Pute, albernes Huhn, ... Ge-
schöpf.
Aktentaschenträger
spöttisch, auch geringschätzigJur einen unter- Alfanzer
geordneten Beamten oder Politiker ohne je- (zu italienisch „all’avanzo“ = zum Vorteil)
den Einfluß. landschaftlich für einen Hanswurst, Possen-
Vgl.: Aktenkofferträger, —> Kofferträger, Taschen-
reißer; Schwindler.
träger (selten).

Aktionist Alibifrau
(zu lateinisch „actio“ = Tätigkeit, Vorgang) (wohl vom Begriff der Alibifunktion über-
abschätzig Jur einen Menschen mit übertrie- tragen) abwertendfür eine Frau, die eine be-
benem Tätigkeitsdrang, der unüberlegt han- stimmte Position nur deswegen bekommt,
delt, „blindem Aktionismus“folgt. damit der Eindruck erweckt wird, man be-
Vgl.: —> -ist. mühe sich um Chancengleichheit. „... die ho-
hen Herren samt ihren Vorzeige- und
Al Bundy Alibifrauen ...“ (Petra Karin Kelly: u m
(eigentlich der tragikomische „Held“ einer HOFFNUNG KÄMPFEN, 1983).
amerikanischen derb-witzigen Fernsehse- Vgl.: Alibi-Ossi, —> Quotenfrau.
rie) ein seltenes, vorwiegend jugendsprachli-
ches Spottwort für einen tolpatschigen,
Alki
einfältigen Kerl. „Endlich kriegen wir auch
unseren Al Bundy“, jubelte eine s pie g e l - (Kurzwort zu „Alkoholiker“) jugendsprach-
Leserbriefschreiberin (Dezember 1993) lich abschätzigfür einen Trinker.
über Steffen Heitmann, den damaligen
CDU-Kandidaten für das Amt des Bun- Alkoholsünder
despräsidenten, der jedoch schon im Vor- auch abwertend für einen Kraftfahrer, der
feld der Wahl scheiterte. mehr Alkohol als zulässig ist, getrunken hat
Vgl.: Al (selten), Al-Bundy-Typ. (und erwischt wird).
Vgl.: —> Promillesünder, —» Sünder, —» -sünder,
Alberer —> Verkehrssünder.
(postverbal zu „albern“ = Dummheiten
machen, sich albern benehmen) landschaft- Allenvelts-
lich selten für einen albernen, kindischen
leicht abwertendfür i. jemanden, der in einer
Menschen.
bestimmten Hinsicht oder als Mensch durch-
Vgl.: Alberhans, Alberich (sächsisch), Alberjan
(norddeutsch), Albrian (veraltet). schnittlich ist, nichts Besonderes darstellt. 2.
einen Jedermannsfreund.
Alberling Vgl.: Allerweltsfreund, Allerweltsliebchen (leichtes
veraltend als Tadel oder leicht abwertendfür Mädchen), Allerweltsliebling, Allerweltsmann, Al-
einen albernen, sich kindisch benehmenden lerweltstyp.
Menschen.
Vgl.: -> -ling, Allesbesserwisser - Besserwisser

15
Allesfresser berc Wehner wurde in seiner politischen
(eigentlich ein Tier, das sowohl von pflanz- Laufbahn oft als „Altkommunist“ ge-
licher als auch von tierischer Nahrung lebt) schmäht, und Günter Grass war 1995 für
derb-spöttisch fiir einen Menschen, dem alles die t a z ein „Altsozi“, was wohl kaum abfäl-
zu schmecken scheint, demjedes Essen recht ist. lig gemeint war.
Vgl.: —> Fresser, —» -fresser. Vgl.: Altachtundsechziger, AJtgammler, Althippie,
Altkommunist, Altlinker, Altmaterial (selten: alte
Alleskönner Prostituierte), -> Altnazi, Altrocker (kaum abwer-
ironischfiir einen Menschen, der vieles kann, tend), Altsozi, Altstalinist, Uralt- (emotional ver-
aber glaubt, alles zu können. stärkend).

Alleswisser Alte
ironisch, auch abschätzig fiir einen Men- salopp, auch abschätzig fiir 1. die Ehefrau,
schen, der sehr viel weiß oder fiir einen, der Verlobte, Freundin, auch wenn sie nicht alt
glaubt alles zu wissen; unter Schülern auch sind. 2. eine (ältere) Chefin, Vorgesetzte. 3.
fiir den Klassenbesten. eine alte Frau. 4. die Mutter im Jargon der
Vgl.: —> Allesbesserwisser, Allwisser, —> Besserwis- Jugendlichen.
ser, —> Vielwisser.
Vgl.: -» Alter, Antike (jugendsprachliche Steige-
rung), komische Alte (auch Rollenfach am Thea-
Allmoi (Allmei)
ter), —> Olle.
(zusammengezogen aus .Alles mein“ bzw.
„Alles ist mein“) landschaftlich abschätzig
fiir einen selbstsüchtigen Menschen, der alles alte Eule
fiir sich haben will, besonders beim Essen und abfälligfiir eine häßliche, mißmutige (weib-
Trinken. liche) Person.
Vgl.: —> Eule.
Almosenempfänger
(aus griechisch „eleemosyne“ = Mitleid, Er-
alte Hexe
barmen) geringschätzigfiir i. einen Bedürfti-
gen, der auf öffentliche Unterstützung (auch eine Verstärkung von „Hexe“) ver-
angeiviesen ist. 2. jemanden, der nur einen ächtlich für eine unangenehme, zänkische
Hungerlohn erhält. (alte) weibliche Person.
Vgl.: Almosenfresser (selten), Almosenjäger, Al- Vgl.: —> Hexe.
mosensammler.

alte Jungfer
A...loch
verhüllende, aber trotzdem derbe Variante abschätzig für eine ältere, altmodische, zim-
von —> Arschloch. perliche, prüde (unverheiratet gebliebene)
Vgl.: —> Armloch, —> Loch. Frau.
Vgl.: abgestandene Jungfer (selten), Jungfer.
Alpenfex
spöttischfür einen leidenschaftlichen Bergstei-
alte Schachtel
ger oder Bergwanderer in den Alpen.
Vgl.: —> Bergfex, —> Fex. (aus der Jägersprache, wo damit eine sehr
alte Hirschkuh bezeichnet wird) abwertend
Alt- für eine ältere, ältliche, verschrobene Frau.
wertverschlechtemde Vorsilbe zur gering- „Alte Schachtel“ heißt auch die Vereins-
schätzigen Bezeichnung eines älteren Men- zeitschrift der Phillumenistischen Gesell-
schen, der etwas (Überkommenes) immer schaft, also der Sammler von
noch verkörpert, der darin unverbesserlich ist. Zündholzschachteln und zugehörigen Eti -
..Ihr blöden Alt-68er!“ schimpfte eine s pie - ketten.
GF.t-Leserbriefschreiberin (Mai 1994). Her- Vgl.: —» Schachtel.

16
alte Scharteke alte Wachtel
(eigentlich ein altes Buch; zu lateinisch salopp abwertendfiir eine (häßliche, unange-
„charta“ ~ Papier) abfälligfiir eine unsympa- nehme) alte Frau.
thische ältere Frau. Vgl: alte Spinatwachtel, -y Spinatwachtel, —>
Vgl.: Scharteke. Wachtel.

alte Schese (alte Schäse) Alteisen = altes Eisen


(zu französisch „chaise“ = Kutsche) vorwie-
gend bayrisch und österreichisch abfällig fiir Alter
eine alte Frau. salopp, auch abschätzigfiir i. den Ehemann,
Vgl.: —> Schese. Verlobten, Freund, auch wenn sie nicht alt
sind. 2. einen (älteren) Chef, Vorgesetzten. 3.
alte Scheune einen alten Mann. 4. den Vater im fargon
der Jugendlichen. „Der dröge Alte aus dem
(nach der sprichwörtlichen Redensart
Norden“, schrieb der s pie g e l im Dezem-
„Wenn alte Scheunen brennen, hilft kein
ber 1993 und meinte damit den CDU-Poli-
Löschen!“) spöttisch fiir eine in später Liebe
tiker Gerhard Stoltenberg aus Kiel.
entflammte (weibliche) Person.
Vgl.: —» Alte, Antiker (jugendsprachliche Steige-
rung), —» Oller.
alte Schraube
abschätzigfiir eine „verdrehte“, schrullige äl- alter Affe
tere Frau. Das Gedicht „Abschiedslied“ von Schimpfwort fiir einen dummen, läppischen
Paul Scheerbart beginnt so: oder unsympathischen Menschen, der keines-
„Fahr wohl, du alte Schraube! wegs alt sein muß.
Mir warst du sehr egal.“ Vgl.:-> Affe.
Vgl.: —> Schraube.
alter Bock
alte Schrippe derber Spott, auch abschätzigfiir einen 1. al-
besonders berlinisch abfällig fiir eine ältere ten Mann. 2. älteren Mann, der verliebt oder
Frau. hinter den Frauen her ist.
Vgl.: olle Schrippe (berlinisch), —> Schrippe. Vgl.: alter Gockel, alter Ziegenbock, —> Bock, —>
-bock.

alte Schwarte
alter Esel
landschaftlich derb abwertend fiir ein
abschätzig, auch spöttisch für einen Mann,
(schmutziges, liederliches) altes Weib.
der dadurch töricht oder lächerlich erscheint,
Vgl.: —> Schwarte.
daß er sich trotz vorgerückten Alters wie ein
Junger gebärdet, z.B. jungen Mädchen nach-
alte Sense
läuft.
seltene Scheltefür einen schlappen, unfähigen Vgl.: alter Narr, —> Esel.
Menschen; Versager.
alter Gauner
alte Unke (hat nichts mit dem Alter zu tun) 1. ab-
abwertend fiir jemanden, der (ständig) schätzigfiir einen gewohnheitsmäßigen, noto-
Schlimmes voraussagt, einen notorischen Pes- rischen Gauner. 2. gemütliche Schelte für
simisten. einen Mann. 3. geringschätzig, auch aner-
Vgl.: —» Unke. kennendfiir einen gerissenen, schlauen Kerl
Vgl.: —» Gauner.
alte Vettel
grobes Schimpfwort fiir eine liederliche, alter Knacker
schlampige alte Frau. i. salopp abwertendfür einen (gebrechlichen,
Vgl.: —> Vettel. wunderlichen) älteren Mann. 2. spöttisch

17
oder abschätzigfür einen älteren Mann „im ten Eisen zählen“) abfällig für alte, schwa-
zweiten Frühling“, der auferotische Abenteu- che, hinfällige, nicht mehr arbeitsfähige
er aus ist. 3. landschaftlich seltenfür einen no- Menschen.
torischen Geizhals. In einem s pie g e l - Vgl.: Alteisen.
Interview (Oktober 1996) zur Recht-
schreibreform sprach sich Walter Kem- altes Mädchen = spätes Mädchen
powski für die bisherige Schreibweise von
Wörtern aus: „Ich nehm’ dann immer die altes Reff
antike Version und oute mich als alter Schimpfwort für ein (böses) altes Weib, eine
Knacker.“ alte fungfer.
Vgl.: —> Knacker. Vgl.: —> Relf.

alter Knochen altes Register


i. salopp, auch leicht abioertendfür einen al- (nach der Redensart „ins alte Register kom-
ten, zähen, sturen Kerl. 2. eine vertrauliche, men“ = zu den Alten gehören, nichts mehr
selten geringschätzige Anrede für einen wert sein) scherzhaft, auch geringschätzig für
Mann. eine alte (weibliche) Person.
Vgl.: ausgekochter Knochen (eher anerkennend),
Vgl.: —> langes Register.
—> Knochen.

alter Nazi Altnazi = alter Nazi


(oft in Entgegensetzung zu „Neonazi“ ver-
wendet) abfälligfür einen —> Nazi in fortge- Amateur
schrittenem Lebensalter, insbesondere einen, (aus französisch „amateur“ = Liebhaber,
der schon während der nationalsozialisti- Freund) oft geringschätzig für eine?! Nicht-
schen Herrschaft einer war. fachmann, jemanden, der etwas aus Liebha-
Vgi.: Altnazi, Nazi. berei, nichtprofessionell (und damit schlecht)
betreibt. „Die Amateure im Arbeitsamt ko-
alter Sack sten die Schweiz Milliarden." (w e l t w o -
(auch als burschikose Anrede unter Freun- CHE, Dezember 1994).
den ohne jede Abwertung) abfälligfür 1. ei-
nen alten Mann. 2. einen unsympathischen Amateur-
oder unfähigen, dummen Kerl. geringschätzig oder spöttisch für eine Person,
Vgl.: alter Säckel (oberdeutsch), —> Sack, —> -sack. die eine Tätigkeit nicht als Beruf sondern
nur hobbymäßig und damit weniger gut aus-
alter Sünder übt. Für den s pie g e l war im Juni 1995 der
i. abschätzig, auch anerkennend für einen Führer der bosnischen Serben Karadzic
leichtsinnigen, durchtriebenen Menschen; ein „Amateurpoet und Amaceurpolitiker“,
Schwerenöter. 2. mit leichtem Tadel oder als und Marcel Re ich-Ranicki schrieb im Au-
scherzhaft drohende Anrede unter guten Be-
gust 1995 in einem als offener Brief an den
kannten. Autor formulierten Verriß des letzten Ro-
Vgl.: —> Sünder.
mans von Günter Grass e in w e it e s f e l d ,
der Schriftsteller Grass sei ein „leiden-
Altertümler
schaftlicher Amateurpolitiker “ geworden,
(zu „altertümeln“) oft geringschätzigfür eine
um dann ein wenig scheinheilig fortzufah-
Person, die in übertriebener Weise Altes,
ren: „Diese Vokabel sollte Sie nicht krän-
längst Vergangenes nachahmt.
ken“.
Vgl.. —> -1er.
Vgl.: Amateurflittchen, Amateurfotze (vulgär, sel-
ten), Amateurganove, Amateurnutte, Amateurpo-
altes Eisen litiker, Amateurpsychologe (selten), Amateuse
(eine andere Bezeichnung für ,Alteisen“ = (kaum abwertend: Gelegenheits-Prostituierte), —>
Schrott; meist in Redensarten wie „zum al- Feierabend-, Freizeit-, -> Hobby-, -» Sonntags-.

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Amazone Rede. Die z e it (Oktober 1993) schrieb in
(in der griechischen Sage ein kriegerisches, einer Glosse: „... wenn die Amigos in Wai-
berittenes Frauenvolk) veraltete Bezeich- gels Bergheimat ihren Spezln Millionen
nung fiir ein Mannweib, eine betont männ- Steuergelder in die Lederhosen stopfen ..."
lich auftretende, herrische Frau.
Amokfahrer
Ameisen s. blaue Ameisen (analog zu Amokläufer“) abfälligfür einen
Kraftfahrer mit einer aggressiven, rücksichts-
Amethodist losen, gefährlichen Fahrweise.
(zu „Methode“) veraltet abwertend fiir je-
manden, der unsystematisch, planlos vorgeht; Amokläufer
Pfuscher. (zu, Amok laufen“ = blindwütig umherlau-
Vgl.: —> -ist. fen und töten) in übertragener Verwendung
abwertend für einen unkontrolliert aggressi-
Ami ven, blindwütigen Menschen. „Er ist ein
(Kurzwort für .Amerikaner“; die zweite Amokläufer erster Sorte“, notierte Joseph
Bedeutung aus französisch „ami“ = Goebbels am 10.5. 1945 über Churchill in
Freund) i. salopp, auch geringschätzigfiir ei- seinem Tagebuch.
nen US-Amerikaner, besonders einen ameri-
kanischen Besatzungssoldaten. 2. landschaft- Amoralist
lich selten fiir einen unsympathischen Men- (zu griechisch „a-“ = un-, nicht- und „Mo-
schen. ral“) ein unmoralischer, verwerflicher
Vgl.: —> fieser Ami. Mensch.
Vgl.: —»-ist.
Amiflittchen
veraltend abschätzigfiir 1. eine jüngere Pro- Amsel
stituierte, die amerikanische Soldaten als besonders bayrisch fiir eine einfaltige, dümm-
Kunden hat. 2. (in den ersten Nachkriegs- liche Frau.
Vgl.: —> Dreckamsel, —> Mistamsel.
jahrzehnten) ein deutsches Mädchen, das sich
mit US-Besatzungssoldaten einläßt.
Amterjäger
Vgl.: Amihure, Aminutte, Amischickse (alle veral-
tend), —> -chen (-lein), —» Flittchen. abschätzigfiir einen Menschen, der aus Ehr-
geiz oder Eitelkeit nach möglichst vielen Äm-
Amigo tern strebt.
Vgl.: —> Jäger, —»Postenjäger, Sesseljäger, Stellen-
(aus spanisch „amigo“ = Freund; nach der
jäger.
Amigo-Affäre“ um den früheren bayri-
schen Ministerpräsidenten Max Streibl
Amüsiermatratze
und den Flugzeughersteller Burkhard
derb ab wertendfiir eine Prostituierte oder lie-
Grob, in der es um die anrüchige Vermi- derliche Frau.
schung privater Interessen mit dienstlichen Vgl.: Amüsierfleisch (selten), Lustmatratze (Wort-
Pflichten ging) im politischen Jargon spöt- spiel zu „Luftmatratze“), —> Matratze.
tisch-abfällig für einen mehr oder weniger
korrupten (bayrischen) Politiker oder seinen Amüsiernudel
wohlhabenden „Gönner“. Der griffige Ter- salopp abwertendfür eine vergnügungssüchti-
minus aus der Grauzone zwischen Lobby- ge weibliche Person.
ismus und Bestechung ist von den Medien Vgl.: —> Nudel, —> -nudel.
begierig aufgegriffen worden und scheint
sich vorerst zu halten. In der Presse ist von Analphabet
„CSU-Amigos“, „Ober-Amigos“, vom (aus griechisch „an-“ = nicht- und .Alpha-
„Amigo Stoiber“ oder von „Dr. Amigo“ bet“) i. ofi abschätzig für jemanden, der
(dem „Bäderkönig“ Johannes Zwick) die nicht lesen und schreiben kann. 2. in übertra-

19
gener Bedeutung ab wertendfiir eine Person, Anhänger
die aufeinem bestimmten Gebiet sehr wenig landschaftlich selten für einen Denunzian-
oder gar nichts weiß. Matthias Horx, ein ten. Bei Lessing finden wir einen „verhaß-
Sammler von „TrendWörtern“, gab an: ten Anbringer“.
„Medienanalphabeten: Belesene Leute, die
nicht mit dem Computer umgehen kön- Andenken
nen, sind die Analphabeten des nächsten (eigentlich ein Erinnerungsstück, Erinne-
Jahrtausends.“ Amüsanteren Nonsens bie- rungsgeschenk) seltenes Spottwort fiir ein
tet Ralph Boller. Für ihn sind Analphabe- uneheliches Kind.
ten „Leute, die des Nichtlesens und Vgl.: lebendes Andenken.
Nichtschreibens mächtig sind“.
Vgl.: Halbalphaber (selten), Halbanalphabet, poli-
Anfänger
tischer Analphabet. 1. geringschätzig für einen Neuling. 2.
Schimpfwort fiir einen ungeschickten Men-
Anarchist schen; Versager.
(zu griechisch „an-" = nicht- und „archein“ Vgl.: blutiger Anfänger.
= herrschen, führen) ab wertend und als po-
litisches Feindwort für einen Menschen, der Angeber
jede staatliche Ordnung ablehnt, bekämpf; (in der zweiten Bedeutung zu „angeben“ =
melden, denunzieren) 1. Schimpfwort fiir
Umstürzler. Im September 1973 schrieb der
s pie g e l : „Sie nennen sich Maoisten, Trotz- einen Menschen, der prahlt, sich wichtig tut.
kisten oder Kommunisten. Man nennt sie 2. ein Verräter, Denunziant. 1977 sagte
Chaoten. Sie sind Anarchisten.“ Herbert Wehner (SPD) im Deutschen
Vgl.: Anarch, —> -ist. Bundestag zu Helmut Kohl die schlichten
Worte: „Sie sind ein Angeber!“
Anarcho Vgl: alter Angeber (gewohnheitsmäßig), kleiner
vorwiegendjugendsprachlich fiir einen Men- Angeber.
schen, der sich (gewaltsam) gegen die beste-
hende bürgerliche Ordnung auflehnt. Das Angriffsfahrer
Wort bietet sich auch für Zusammenset- ein rücksichtsloser, aggressiver Autofahrer,
zungen an. In den Printmedien war bei- vor allem einer, der unbedingt überholen
spielsweise Fritz Teufel, der renitente will.
Altachtundsechziger, ein „Anarcho-
Angstarsch
Clown“ und der Rocksänger Udo Linden-
derbes Schimpfwort für einen Angsthasen,
berg ein „Uralt-Anarcho“.
Feigling.
Vgl.: —> Arsch, —> -arsch.
Anbeter
meist abschätzigfiir einen glühenden Vereh- Angsthase
rer, bedingungslosen Anhänger: eine Schar (vielleicht aus .Angsthose“ entstanden,
von Anbetern, Anbeter des Erfolgs, ein Anbe- vielleicht aber auch nach dem Verhalten
ter Hitlers. Ein Sprichwort sagt: „Es ist des Hasen, dessen stärkste Waffe im Über-
nichts so lächerlich, es findet Anbeter.“ Be- lebenskampf die Flucht darstcllt) abschät-
reits 1925 war in der österreichischen satiri- zig auch verächtlich fiir einen furchtsamen
schen Zeitschrift d er göt z von
Menschen, Feigling; ein ängstliches Kind.
b e r l ic h in g e n folgendes zu lesen:
Deutschlands erfolgsreichste Krimi-Auto-
„Ich hart einen Kameraden, rin Ingrid Noll bekannte in einem s pie g e l -
einen bessern findst du nit, Interview (August 1994): »Ich bin ein gro-
jedoch ich wurde später ßer Angsthase.“
ein Hakenkreuzanbeter, Vgl.; Angstbüxe, Angstkötel (norddeutsch), Angst-
er aber war Semit.“ lappen (selten), Angstmichel, Angstschcißer, Bam-
Vgl.: —> Görzenanbeter, —> Sonnenanbeter, —> melhase, Banghase, Furchthase, —> Hase.
Teufelsanbeter. Kaninchen, Schißhase.

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Ängstling ni nannte seinen Gegner Henry Maske ei-
selten für einen ängstlichen Menschen. nen Anpasser (Oktober 1995).
Vgl.: —» -Üng.
Anspitzer
Angstmacher
selten für einen Antreiber oder Hetzer,
abwertend für einen Menschen, der Angst
Scharfmacher.
schürt oder selbst Angst einflößt.
Vgl.: —> Bangemacher, —> -machen
Anstandswauwau
Angstmeier (zu kindersprachlich „Wauwau“ = Hund)
(„Meier“ als häufiger Familienname) salopp scherzhaft-spöttisch für jemanden, der über
abwertendfür einen ängstlichen Menschen. Sitte und Anstand wachen soll, besonders als
Vgl.: —> -meier. Begleitpersonfürjunge Mädchen oder Liebes-
paare.
Angstpeter Vgl.: Anstandsonkel (selten), Moral-Wauwau, —>
landschafilich leicht abwertend für einen Wauwau.
furchtsamen Jungen, selten für einen erwach-
senen Mann.
Anstifter
Vgl.: Angstmichel, —> Peter, —> -peter.
jemand der andere zu etwas Schlechtem ver-
Angstschisser leitet, der als treibende Kraft dahintersteckt.
derb abwertendfür einen ängstlichen, feigen „Reagan war der Anstifter im Iran-Contra-
Menschen. SkandaT, so überschrieb die f r a n k f u r t e r
Vgl.: Angstscheißer, —> Hosenscheißer (Hosen- Ru n d s c h a u im Januar 1994 einen Artikel.
schisser), —> Schisser.
Anstreicher
Anhang
(eigentlich jemand, der Malerarbeiten aus-
geringschätzig für x. lästige Verwandte, Be- führt) verächtlich für einen Kunstmaler.
gleiter. 2. ein Kind einer ledigen Frau.

Anhängsel Anti-
abschätzigfür x. einen (ständigen) eher lästi- ar negierende Vorsilbe zur geringschätzigen
gen Begleiter. 2. die Ehefrau, Partnerin; selte- oder auch verächtlichen Bezeichnung von
ner für den Mann. 3. ein Kind einer ledigen Personen, die ganz anders sind, eher das Ge-
Frau. genteil von dem, was das Grundwort angibt.
Bayerns Ministerpräsident Stoiber sah sich
Anmacher nach einigen unvorsichtigen Äußerungen
abschätzigfür eine Person, die 1. sich anderen dem Vorwurf,Antieuropäer“ ausgesetzt.
in aufdringlicher Weise nähert, sie belästigt, Vgl.: Antifußballer, Antiheld, Anti-Kerl, Anti-
behelligt oder ärgert. 2. sexuell zudringlich Kicker, Anti-Kumpel, Anti-Künstler, Antimora-
ist, heftig und einseitigflirtet. list, Antimutter (selten), Antisänger, Antischau-
spieler.
Vgl.: —> -machet.

Anöder Antichrist
selten für einen langweiligen, faden Men- (früher auch eine Bezeichnung für den
schen. Teufel) oft abwertend für einen Gegner des
Christentums, seltener für einen „Heiden"
Anpasser oderProtestanten aus katholischer Sicht. 1880
geringschätzig für jemanden, der sich über- wurde Richard Wagner in der w ie n e r a l l -
trieben anpaßt, ganz nach anderen richtet. g e m e in e n z e it u n g als „leibhaftiger Anti-
Der Berliner Boxprofi Graciano Rocchigia- christ der Kunst“ attackiert.

21
Antidemokrat Apostat
meist abfälligfiir einen Gegner der Demokra- (zu griechisch „apostasia“ - das Abfallen
tie. Das Wort ist auch Teil der Tirade in vom Herrscher) bildungssprachlichfür einen
Peter Handkes Pu b l ik u m s b e s c h im pf u n g . Abtrünnigen, besonders in bezug auf den
christlichen Glauben.
Antisemit
(um 1879 von dem deutschen Publizisten Apostel
W. Marr als politisches Kampfwort ge- (eigentlich einer der zwölf Jünger Jesu)
prägt) ein Judenfeind, Gegner des Juden- spöttisch-ironisch für einen eifrigen Verfech-
tums. ter einer (neuen) Welt- oder Lebensanschau-
ung, einer Heilslehre, moralischer Grund-
Antityp sätze o.ä.: ein Apostel der freien Marktwirt-
jugendsprachlich selten Jur einen äußerst un- schaft, der Mäßigung, derfreien Liebe.
sympathischen Menschen.
Vgl.: —> Typ, —> -typ, Untyp. -apostel
spöttisch-ironisch, auch abschätzig für einen
Antreiber
Apostel einer bestimmten Sorte, eines be-
abschätzig für einen Menschen, der andere stimmten Feldes seines großen Eifers. Das
(zur Arbeit) antreibt; selten für einen Zuhäl- Wortbildungsmuster ist vielseitig verwend-
ter.
bar, und vor allem zum Zwecke politischer
Vgl.: —» Treiber.
Polemik tauchen immer wieder neue
Anzetteler (Anzettler) „-apostel“ auf. In Otto Ladendorfs h is t o -
r is c h e m SCHLAGWÖRTERBUCH von 1906
(zu „Zetter* = Längsfaden, Kette in der
Weberei) jemand, der etwas Schlechtes im lesen wir „sozialdemokratische Hetzapo-
geheimen vorbereitet, dazu anstifiet. stel“. 1987 schimpfte der damals noch an-
Vgl.: —> -1er. griffslustige Edmund xStoiber von der CSU
im Ba y e r n k u r ie r über die ungeliebten
Apache FDP-Politiker „Baum, Hirsch und Co.“:
(eigentlich ein Angehöriger eines Indianer- „Scheinliberale Rechtsstaatsapostel“. Der
stammes im Südwesten der USA) 1. ein Berliner Ta g e s s pie g e l dagegen mokierte
Verbrecher der Pariser Unterwelt aus derZeit sich 1995 über den „TV-Apostel“ Ulrich
um dasJahr 1900. 2. ein Großstadtganove, ge- Wickert, den Fernsehstar, der inzwischen
walttätiger Verbrecher. auch mit erbaulichen Büchern Kasse
macht.
Apo-Opa Vgl.; Beschwichtigungsapostel, Bildungsapostd,
(ein Palindromwort; zu „Apo“ = Kurzwort Durchhalteapostel, Freiheitsapostel, —» Frie-
densapostel, Gesundheitsapostel, Heilsapostel
für .Außerparlamentarische Opposition“,
(selten), Humanitätsapostel, -> Kohlrabiapo-
eine lose linke Gruppierung, die sich wäh- stel, Lügenapostd (Lügner, Heuchler), Mäßig-
rend der Zeit der sogenannten Großen Ko- keitsapostel, -» Moralapostel, —> Naturapostel,
alition in der Bundesrepublik Deutschland Rohkostapostel, Sauberkeitsapostel, —» Sittenapo-
zwischen 1966 und 1969 ausgebildet hatte) stel, Sparapostel (selten).
spöttisch, auch geringschätzig fiir einen Alt-
linken, der schon in der Apo politisch aktiv Apotheker
war. Die f r a n k f u r t e r a l l g e m e in e Ze i - (wegen der hohen Preise für Arzneimittel)
t u n g brachte im März 1993 die Überschrift abfällig fiir einen teuren Kaufmann, der
,Apo-Opas treffen sich im Römer“, dazu „Apothekerpreise"nimmt; Wucherer.
den Untertitel „Kein Lachs auf Stadtko- Vgl.: —> Abdecker.
sten“. Gemeint waren Daniel Cohn-Ben-
dit, Peter Schneider, Joschka Fischer und Apparat
andere. vorwiegend jugendsprachlich für eine dicke
Vgl.-. Apo-Veteran, —> Opa. Frau, ein dickes Mädchen.

22
Apparatschik Arbeiterverräter
(russisch; zu russisch „apparat“ = Verwal- im Jargon der Politik verächtlich fiir einen
tungsbehörden) abschätzig fiir einen büro- Politiker, der die Interessen der Arbeiter
kratischen, sturen Funktionär in einem schlecht vertritt, verrät.
kommunistisch regierten Staat: ein blinder, Vgl.: —> Verräter, —> -Verräter.
gewissenloser Apparatschik. Für die w e l t -
w o c h e , die im Februar 1995 die Sprache Arbeitsbiene
von Michail Gorbatschow analysierte, war (eigentlich eine unfruchtbare weibliche
er ein „sprachlicher Apparatschik, der so Biene) abfälligfiir eine arbeitswütige weibli-
sprach, wie er es auf der Parteischule ge- che Person.
lernt hatte".
Arbeitsmaschine
Appelfatzke geringschätzig für einen Menschen, der un-
ein vorwiegend berlinisches Schimpfwortfiir entwegt arbeitet, stur und mechanisch seine
einen eitlen, aufgeblasenen Menschen. Arbeit verrichtet.
Vgl.: —> Fatzke. Vgl.: —> Maschine.

Arbeitsscheuer
Aprilgeck (Aprilsgeck) - Aprilnarr (Aprils-
narr) abwertend fiir jemanden, der nicht arbeiten
will, einen Faulenzer.
Vgl.: Arbeitsmuffel.
Aprilnarr (Aprilsnarr)
(nach dem Brauch des In-den-April-Schik- Arbeitssklave
kens, bei dem jemand durch einen unmög- emotional abwertendfür einen ausgebeuteten
lichen Auftrag oder eine erfundene Arbeiter. Er sei ja „nur ein deutscher Ar-
Nachricht zum Narren gehalten wird) spöt- beitssklave", so der deutsche Kanzler Hel-
tisch fiir eine Person, die sich am 1. April mut Kohl 1994 überaus jovial zum
(oder bei anderen Gelegenheiten) verulken russischen Präsidenten Boris Jelzin.
läßt. „Aprilgeck, steck de Nos in den Kaf- Vgl.: Sklave (...).
feedreck", lautet ein Spruch vom Nieder-
rhein. Zumindest in Hessen werden Leute Arbeitstier
auch in den Mai oder Juni geschickt.
oft abwertend fiir einen Menschen, der nur
Vgl.: Aprilaffe (oberdeutsch), Aprilgeck (Aprils-
seine Arbeit kennt, der unermüdlich werkelt
geck), Aprilschöps, Apriltrottel (beides selten),
und schuftet.
Maikalb (hessisch), —> Narr, -narr.
Vgl.: Arbeitsbestie (selten), Arbeitspferd (kaum ab-
wertend), Arbeitsvieh, —> Tier, —> -tier.
Aprilochse
derber Spottruffiir einen Menschen, der Op- Arlotto
fer eines Aprilscherzes geworden ist. (aus gleichbedeutend italienisch „arlotto“)
Vgl.: —> Ochse (Ochs). veraltet fiir 1. einen verfressenen Faulpelz. 2.
einen gerissenen, schmutzigen Kerl.
Arbeiterdenkmal
(eigentlich ein Denkmal, das Arbeiter dar- Arm
stellt; wohl ursprünglich dasjenige, das um (verhüllend fiir ,Arsch“) vorwiegend ju-
1900 auf dem Berliner Andreasplatz errich- gendsprachlich für einen —> Arsch.
tet wurde und u.a. einen Eisenarbeiter
zeigt, der sich auf seinen Hammer stützt) arme Sau
scherzhafi-spöttisch fiir einen Menschen, der oft geringschätzigfiir einen bedauernswerten,
sich untätig aufsein Arbeitsgerät stützt. armen oder armseligen Menschen.
Vgl.: Arbeiterstandbild (selten). Vgl.: —> armes Schwein, —> Sau.

23
Armeematratze armes Luder
vulgäres Schimpfwortfür i. eine Prostituierte salopp, auch abschätzig für einen bedauerns-
oder liederliche Frau. 2. eine Soldatenhure. werten, mittellosen Menschen. Dazu die hes-
Vgl.: Kasernenmatratze, —> Matratze, —» Offiziers- sische Version eines altbekannten Verses:
matratze, Regimentsmatratze. „Wer nix erheirat unn nix ererbt,
Der bleibt e aarm Luder bis er schderbt.“
Armeleutesohn Vgl: —> Luder.
veraltend abschätzig für einen Sohn armer
Leute (der von der Armut geprägt ist). armes Schwein
salopp, oft abfälligfür einen völlig mittellosen
armer Hund oder aus anderen Gründen bedauernswerten
Menschen, dem „es dreckig geht“. „Wienand
abschätzig für eine arme, mittellose, bedau-
ist kein Schwein, sondern ein armes
ernswerte (männliche) Person.
Schwein!“ sagte der SPD-Politiker Egon
Vgl.: Hund.
Bahr im Januar 1995 der Presse über den
früheren Parlamentarischen Geschäftsfüh-
armer Irrer rer der SPD Karl Wienand, der unter Spio-
(eigentlich eine mitleidsvolle Bezeichnung nageverdacht steht oder stand.
für einen Geisteskranken) milde Schelte für Vgl.: —> arme Sau, —> Schwein.
einen in seiner Einfalt bedauernswerten
Menschen. armes Würmchen
Vgl.: —> Irrer. emotional ab wertendfür einen bemitleidens-
werten, schwachen, armen und oft auch un-
armer Schlucker bedarften Menschen.
(ursprünglich einer, der aus Not alles Vgl: armes Wurm, —> -chen (-lein), —> Würmchen,
schlucken, also essen und trinken muß, was
man ihm vorsetzt) meist abschätzigfür einen armes Würstchen
völlig mittellosen, armen Kerl, bedauernswer- salopp abwertendfür einen armseligen, unbe-
ten Menschen. Aus dem Mittelfränkischen deutenden oder mitleiderregenden Menschen.
stammt die folgende Tanzliedsrrophe: Vgl.: armseliges Würstchen, —» -chen (-lein), —>
„Oh ihr arma Bauramadli, Würstchen.
Oh ihr arma Schluckerli:
Müßt ihr nit Kartoffeln fressen Armesünder (Armsünder)
Wie die junge Suckerli.“ (früher der zum Tod Verurteilte) seltene ab-
Vgl.: Kaldaunenschlucker, —> Schlucker. schätzige oder spöttische Bezeichnungfür einen
schuldbewußten, zerknirschten Menschen.
armer Teufel Vgl.: armer Sünder, -> Sünder, S -sünder.
(geht auf die Figur des betrogenen Teufels
in Schwänken, Erzählungen und den spät- Armleuchter
mittelalterlichen Fastnachtsspielen zurück) (eigentlich ein mehrarmiger Ixuchter; we-
oft geringschätzig für einen bedauernswerten, gen des Gleichklangs verhüllend für
glücklosen, armen Menschen. Ein Sprich- .Arschloch“) derbes Schimpfwort für einen
wort lautet: „Ein armer Teufel muß das Trottel, Dummkopf. Von dem evangeli-
Holz zur Hölle selber tragen.“ schen Theologen und Reichsbischof Lud-
Vgl.: Teufel. wig Müller, dem Vertrauensmann und
Bevollmächtigten Hitlers für Fragen der
Evangelischen Kirche, hieß es in der Nazi-
armer Tropf
zeit: „vom Kirchenlicht zum Armleuchter“.
abfälligfür einen einfältigen, bedauernswer-
Vgl.: akademischer Armleuchter, armer Leuchter.
ten Menschen. -> Arschloch, Kronleuchter (seltene Parallelbil-
Vgl/ armseliger Tropf, —» Tropf. dung), Leuchter.

24
/Armloch pathischen Menschen; seltener fiir eine dicke
(eigentlich der Ausschnitt für den Arm in oder auch dünne Person.
einem Kleidungsstück; wegen des Gleich- Vgl.: —> Affenarsch, —> Angstarsch, Babbel-
klangs verhüllend für „Arschloch“) derbes arsch, Bauernarsch, Bierarsch, Blaßarsch,
Blecharsch (selten: Klempner), —> Bleiarsch, —>
Schimpfwort im Sinne von —> Arschloch, Bloßarsch, Brabbelarsch, Bratarsch, Breitarsch,
kaum schwächer. Dickarsch, —> Dreckarsch, Elefantenarsch, —>
Vgl.: —» A...loch, —> Arm, —> Loch. Entenarsch, Faselarsch, Faularsch, Fettarsch, —>
Glanzarsch, Hängearsch, Hennenarsch (Feigling),
Armutschkerl, das —» Heularsch, Hühnerarsch (Feigling; dürr), —>
Kackarsch, Klugarsch, Knackarsch, —> Laber-
(zu „arm“; mit oberdeutscher Verkleine- arsch, —» Lab marsch, —> Lapparsch, —> Leckarsch,
rungsendung) in Österreich emotional ab- Nacktarsch, —> Pecharsch, —» Quadratarsch,
wertend für einen armen, bedauernswerten, Quälarsch, —» Quengelarsch, —> Rotarsch, —» Saft-
unfähigen Menschen. arsch, —» Schlapparsch, Schmarrarsch (fränkisch),
Stinkarsch, Tortenarsch (Ruhrgebiet: Trottel), -4
Wackelarsch, Zappelarsch, Zitterarsch (ängstlich).
Arrieregarde
(französisch; eigentlich militärsprachlich = Arsch mit Ohren
Nachhut) eine selten gebrauchte geringschät- derb abwertendfür 1. einen unsympathischen
zige bildungssprachliche Bezeichnung für Menschen. 2. jemanden mit einem feisten,
Personen, die (verspätet) modische Trends ausdruckslosen Gesicht. 3. einen sehr dum-
nachäffen. men, einfältigen Menschen.

Arrivist Arschbackengesicht
(zu „arrivieren“ = beruflich, gesellschaftlich (meint eigentlich das Gesicht selbst) ein
aufsteigen) seltenfür einen Emporkömmling. vorwiegend süddeutsches derbes Schimpfiuort
Vgl.: —» -ist. für eine Person mit dicken Backen (und ei-
nem dümmlichen Gesichtsausdruck).
Arsch Vgl.: Arschbackentoni (selten), -gesicht.
vulgäres Schimpfiuort fiir einen Dummkopf,
Trottel; einen unsympathischen, läppischen Arschficker
Menschen. Der äußerst beliebte Kraftaus- vulgäres Schimpfwortfiir einen Homosexuel-
druck wird gelegentlich auch als harmlose len.
Schelte verwendet und tritt in zahlreichen Vgl.: Arscheologe (selten: Wortspiel zu „Archeolo-
ge“), Arschpuderer, —> Ficker.
Wortverbindungen und Variationen auf.
Der TV-Entertainer Harald Schmidt ge-
Arschgeige
brauchte in einem Interview der w e l t w o -
derbes Schimpfwort besondersfiir einen Feig-
che (März 1994) beispielsweise die
ling oder Dummkopf.
Abwandlung „McArsch vom Dienst“. Vgl.: —•) Geige.
Vgl.: —> Arm, Arsch mit Beinen (selten: dicker
Mensch), Arscheimer (Versager, Trottel), Arsch-
geier (selten), Arschheimer (selten), Arschkanone
Arschgesicht
(jugendsprachlich), Arsch kn ochen, Arschkrücke, derb abivertend für 1. einen unsympathi-
Arschkrümel (kleiner, unbedeutender Mensch), schen, widerlichen Menschen. 2. jemanden,
Arschtrompeter (laut Furzender), Arschwisch der ein Arschgesicht hat, ein breites, pausbäk-
(Feigling), fauler Arsch, -» Gefreiter Arsch, Hans kiges, ausdrucksloses Gesicht.
Arsch (veraltet), lahmer Arsch, —> der letzte Arsch, Vgl.: Affenarschgesicht, Arschgefrieß (bayrisch),
Matrose Arsch, Schütze Arsch (im letzten/drit- —> -gesicht.
ten Glied).
Arschi
-arsch jugendsprachlich selten fiir einen unangeneh-
derbe Schimpfwörter fiir einen in einer be- men, ekelhaften Menschen.
stimmten Weise unangenehmen oder unsym- Vgl.: Arschingcr (selten).

*5
Arschkaffer nein, / Er ist fiir euch zu gut Im Januar
zumindest in der Pfalz und am Mittelrhein 1989 berichtete die s ü d d e u t s c h e Ze it u n g
ein grobes Schimpfwort fiir einen dummen über einen denkwürdigen Vorfall auf der
oder unzuverlässigen Menschen. Weihnachtsfeier der CSU-Landtagsfrakti-
Vgl.: Kaffer. on aus dem Jahre 1987. Da hatte nämlich
Max Streibl seinem Vorgänger im Amt des
Arschkerl bayrischen Ministerpräsidenten Franz Josef
ein landschaftliches derbes Schimpfwort all- Strauß an den Kopf geworfen: „Du bist das
gemeiner Artfiir eine männliche Person. größte Arschloch, das ich kenne!“
Vgl.: -» Kerl. Vgl.: -» A...loch, altes Arschloch, —> Armleuchter,
—> Armloch, Arschloch im Quadrat, Astloch,
Arschkipf Entenarschloch, Kanalarschloch, Kubikarschloch,
—> Loch, Locher! (österreichisch), Oberarschloch.
(zu „Kipf“ = längliches Brot) süddeutsches
Schimpfwort mit der Bedeutung —> Arsch.
Vgl.: —> Kipfel. Arschpauker
(Weiterbildung von „Pauker"; bezieht sich
Arschkratzer auf das früher weitverbreitete Züchtigen
ein oberdeutsches vulgäres Schimpfwort für von Schülern durch Schlagen auf das Ge-
einen Schmeichler, Kriecher. säß) derb abwertend oder spöttisch für einen
(prügelnden) Lehrer.
Arschkriecher Vgl.: Arschpatscher (selten), —» Hosenpauker, —>
Pauker, Prügelpauker, Steißpauker.
derb ab wertend fiir jemanden, der sich (bei
Vorgesetzten) einschmeichelt, anbiedert.
Vgl.: Hintenreinkriecher, —> Kriecher. Arschtrommler
(Verbildlichung der Vorstellung eines wild
Arschkrott prügelnden Lehrers) derb abwertendfiir ei-
besonders süddeutsch derb fiir ein kleines, nen Lehrer (der seine Schüler aufdas Gesäß
vorlautes Mädchen. schlägt).
Vgl.: —» Krott. Vgl.: —> -1er, —> Steißtrommler.

Arschlecker Aschenbrödel - Aschenputtel


derb abwertend für einen widerlichen, auf-
dringlichen Schmeichler, Kriecher. Aschenputtel
Vgl.: Armlecker (seken, verhüllend), —» Lecker, (seit dem 16. Jahrhundert eine Bezeich-
Lochlecker. nung für den Küchenjungen; eigentlich ei-
ner, „der in der Asche wühlt“; geläufig als
Arschloch Hauptperson eines in der ganzen Welt be-
(eigentlich eine Vulgärbezeichnung fiir den kannten Volksmärchens, das auch in der
After) ein sehr häufiges derbes Schimpfwort Grimmschen Sammlung enthalten ist) 1.
für einen widerlichen, völlig unfähigen oder emotional ab wertend oder mitleidig fiir eine
gemeinen Menschen. Eine bemerkenswerte arme, ständig zurückgesetzte weibliche Per-
Steigerung des Wortes fand um 1400 in den son, die niedere Arbeiten verrichten muß. 2.
Luzerner Ratsprotokollen ihren Nieder- landschaftlich abschätzigfiir ein unscheinba-
schlag, und zwar wurde eine Frau als „eines res, ungepflegtes Mädchen.
pfaffen arsloch“ beschimpft. In Ha n s - Vgl.: Aschenbrödel.
w u r s t s Ho c h z e it von Goethe kommt
eine „Jungfer Arschloch“ vor, und Kun Tu- Aso (Asso)
cholsky zog über Schriftstellerkollegen her: (Kurzwort zu „Asozialer“) eine vorwiegend
„Es sind Schlöcher, alle miteinander, diese jugendsprachliche abschätzige Bezeichnung
Kerle ..." In Jakob Haringers Gedicht fiir einen —> Asozialen, Penner, Unter-
„macht nichts“ von 1931 heißt eine Stelle: schichtler.
„Leckt mich am Arsch ihr Arschlöcher, Vgl.: Asi (selten), -»Assi.

26
asoziale Elemente Wind, wo die Asphaltcowboys zuhause
(meist in der Mehrzahl gebraucht) verächt- sind“.
lich für heruntergekommene, arbeitsscheue Vgl.: —> Cowboy.
(kriminelle) Personen am Rande der Gesell-
schaft. Asphaltliterat
Vgl.: asoziales Pack, —> Element. abschätzig für einen Literaten, Schriftsteller,
der in der Großstadt lebt und Themen der
Asozialer Großstadt aufgreift. Im Jargon der Nazis be-
abschätzig für eine heruntergekommene, ar- zeichnete das Wort einen intellektuellen
beitsscheue (kriminelle) Person am Rande der oder liberalen Autor. Joseph Goebbels
Gesellschaft. In der Zeit des Nationalsozia- schrieb 1934 in Sig n a l e der n e u e n z e it :
lismus diente die oft willkürliche Kenn- „... jene wurzel- und artlosen Asphaltlite-
zeichnung als Asozialer nicht selten als raten, die meistenteils nicht aus unserem
Rechtfertigung für die Einweisung solcher eigenen Volkstum hervorgegangen sind, es
„Feinde der Volksgemeinschaft“ ins KZ. aber als billigen und bequemen Ablade-
platz für die Ausschwitzungen ihres kran-
Asphalt- ken Gehirns benutzen möchten."
(eigentlich ein Gemisch aus Bitumen und Vgl.: Asphaltjournalist, —> Literat.
mineralischen Bestandteilen, das vor allem
als Straßenbelag verwendet wird; als nega- Asphaltpflanze
tive Metapher ftir die Unnatürlichkeit und eine veraltende abschätzige Bezeichnung für
Wurzellosigkeit der Großstadt, besonders i. eine (junge) Person in oder aus der Groß-
Berlins, gegen Ende des 19. Jahrhunderts in stadt. 2. eine Straßenprostituierte. Die fol-
den Kreisen des Naturalismus aufgekom- gende erste Strophe eines Liedes von Hans
men) eine Reihe abschätziger und teilweise Brennert entstand vermutlich kurz nach
veralteter Bezeichnungen für Personen, deren 1900 und besingt eine „Asphaltblume“:
verwerfliches Verhalten als typisch für die „Wer ist erst neunzehn Jahre
Großstadt erachtet wird. Vor allem die NS- und ist schon so verderbt?
Ideologie hat den Begriff mißbraucht und Wer trägt die schönen Haare
ihrem Mythos von „Blut und Boden“ ent- kastanienrot gefärbt?
gegengesetzt. Dabei ging es in erster Linie Wer schläft und träumt tagsüber
darum, die großstädtischen Intellektuellen betthimmelüberdacht?
zu diffamieren. Das ist die Asphaltblume,
Vgl.: Asphaltbiene, Asphaltblume (beides leichte der Stern der Mitternacht!“
Mädchen, Straßen prostituierte), Asphaltblüte
Vgl.: Asphaltblume, Asphaltblüte, Asphaltlilie (sel-
(Großstadtmensch), Asphaltdame (ironisch: Stra- ten) , Pflanze.
ßenprostituierte), Asphalthunne (rücksichtsloser
Kraftfahrer), Asphaltmensch, Asphaltschnepfe, As-
phaltspucker (Arbeitsscheuer), Asphaltwanze Asphaltschwalbe
(Straßenprostituierte). abschätzigfür eine Straßenprostituierte.
Vgl.: —> Bordsteinschwalbe, —> Schwalbe,
Asphaltcowboy Trottoirschwalbe.
(seit den 50er Jahren; bekannt geworden
durch den Spielfilm m id n ig h t -c o w b o y Assassine, der
von John Schlesinger aus dem Jahr 1970, (eigentlich ein Angehöriger einer moham-
der in der deutschen Fassung a s ph a l t - medanischen Sekte; zu „Haschisch“) veral-
c o w b o y heißt) 1. abschätzig für einen ju- tetfür einen Meuchelmörder.
gendlichen Herumtreiberin der Großstadt. 2.
salopp, kaum abwertend für einen Fernfah- Assel
rer, Berufskraftfahrer. In dem Song von (eigentlich ein kleiner Krebs) Schimpfwort
Udo Lindenberg „Du knallst in mein Le- für eine schmutzige, schlampige Frau.
ben“ heißt es: «... wieder raus in den rauhen Vgl: Kellerassel.

27
Assi Vgl.-. Asylbetrüger, —> Scheinasylant, Wirtschafts-
(Kurzwort zu „Asozialer“) besonders im asylant.
Sprachgebrauch der DDR und Ex-DDR ju-
gendsprachlich für einen —> Asozialen. Atheist
Vgl.: —> Aso (Asso). (zu griechisch „atheos“ = gottlos) oft ab wer-
tend für einen Gottesleugner, Ungläubigen.
Ästhet „Ich danke es dem lieben Gott tausendmal,
(aus griechisch „aisthetes“ = der Wahrneh- daß er mich zum Atheisten hat werden las-
mende) oft geringschätzig für einen Men- sen“, lautet ein Satz des alten Spötters Lich-
schen mit (übertriebener) Vorliebe für das tenberg. Eine kürzere Fassung des
Schöne, Kultivierte, Stilisierte. „Die Frauen- Gedankens wird Luis Bunuel zugeschrie-
Rächerin in Schwarz unterliegt dem kalten ben: „Gottseidank bin ich Atheist?“
Ästheten“, so überschrieb 1994 die s ü d - Vgl.: —»-ist.
d e u t s c h e z e it u n g einen Bericht zum Ur-
heberrechtsprozeß des Erotikkitsch- Atommafia
Fotografen Helmut Newton gegen die abfällig für diejenigen Leute, die aus Profit-
EMMA-Herausgeberin Alice Schwarzer. oder Machtinteresse und mit fragwürdigen
Hans Magnus Enzensberger sagte über sei- Mitteln die Atomwirtschaft vertreten.
nen Schriftstellerkollegen Peter Weiss in ei- Vgl.: —> Mafia, —> -mafia.
nem ZEiT-Intcrvicw (Januar 1995): „Ach,
der Weiss, der war ja in Wirklichkeit ein Atzel
Ästhet, ein Künstler, der in diesen politi- (eigentlich ein Mundartwort fiir eine El-
schen Strudel geraten ist und gar nichts ster) landschaftlich fiir eine diebische Person.
verstanden hat...“ Vgl.: —> diebische Elster, —> Elster.

Ästhetizist Ätztyp (Ätztype)


bildungssprachlich geringschätzig für einen (zu „ätzend“ = abscheulich; langweilig; toll)
Menschen, der das Ästhetische überbewertet. jugendsprachlich für einen widerlichen oder
Vgl.: —> -ist. völlig uninteressanten (jungen) Mann.
Vgl.:Ätz-Usche (selten: ätzende Frau), —> Typ, —>
Astloch -typ, -> Type.
(verhüllend für .Arschloch“) derbes
Schimpfwort mit der Bedeutung von —> Auch-
Arschloch. ironisch oder abschätzig für eine Person, die
Vgl.: —> Loch. in der im Grundwort der Zusammensetzung
genannten Funktion oder Tätigkeit unbedeu-
Astlochgucker tend, unfähig ist. Alexander Mitscherlich,
selten für einen Voyeur. der in den 60er Jahren durch kritische
Vgl.: —> Gucker, Schlüssellochgucker. Buchveröffentlichungen am Nationalstolz
der Deutschen kratzte, erhielt eine Flut von
Asylant anonymen Schmäh- und Drohbriefen. In
(nach Auffassung mancher Sprachwissen- einem der höflicheren heißt es: „Herr Pro-
schaftler abwertend wie viele andere Wör- fessor, Sie sind ein Repräsentant der Auch-
ter auf „-ant“ oder gar ein „Feindwort“; Politiker. Wechseln Sie Ihren Beruf..."
neutral ist die Bezeichnung Asylbewerber) Vgl.: Auchchrist, Auchdichter, Auchkünstler,
zumindest an Stammtischen oft abfällig für Auchmaler.
einen Menschen, der sich um Asyl bewirbt.
Ins Fürbittbuch von St. Martin in Bingen Aufdringling
hatte ein Kirchenbesucher eingetragen: seltene abschätzige Bezeichnung für einen
„Macht kaputt das widerliche Asylanten- aufdringlichen, lästigen Menschen.
vieh!“ (Gesellschaft für deutsche Sprache). Vgl.: Andringling (veraltet: zudringlich), -> -ling.

28
Auffahrsünder Aufmucker
ein Kraftfahrer, der zu dicht auffährt, zu ge- (von „aufmucken“ = aufbegehren, sich auf-
ringen Abstand hält und dadurch einen Un- lehnen) landschaftlich abwertend für einen
fall herbeizufuhren droht. rebellischen, sich widersetzenden Menschen.
Vgl.: Abstandsünder (selten), —> Sünder, —> -Sün- Vgl.: —> Mucker.
der, —> Verkehrssünder.
Aufpasser
aufgeblasener Frosch ofi abwertend für jemanden, der 1. andere
überwacht, kontrolliert. 2. bei einer Straftat
(nach der Redensart „sich aufblasen wie ein
Frosch“, die auf eine Fabel des Phaedrus, Schmiere steht, aufpaßt, um zu warnen.
ca. 15 v.Chr. - 50 n.Chr., zurückgeht, in
der von einem Frosch erzählt wird, der Aufreißer
groß wie ein Ochse sein wollte, sich mäch- eine vorwiegend jugendsprachliche, oft ab-
tig aufblies und zerplatzte) ein eingebildeter, schätzig, oft bewunderndgebrauchte Bezeich-
prahlerischer Mensch. nungfür einen Verführer, Frauenhelden.
Vgl.: aufgeblasener Affe (selten), —> Frosch. Vgl.: Aufreißertyp, Mädchenaufreißer.

Aufrührer
aufgeblasener Kerl
jemand, der Aufruhr stiftet, sich (gegen die
abfällig für einen eingebildeten, prahlenden
Staatsgewalt) auflehnt; ein Meuterer.
Kerl.
Vgl.: Aufruhrstifter.
Vgl.: aufgeblasenes Nachthemd (spöttisch), -4
Kerl.
Aufschneider
(vom überreichlichen Aufschneiden der
aufgestellter Mausdreck
Speisen bei Tisch) ein Prahler, Großspre-
(eigentlich ein Häufchen Mäusekot als In- cher; seltener scherzhaft-spöttisch für einen
begriff des Wertlosen und Banalen) vorwie- Chirurgen. „Der Auf-Schneider“, so lautete
gend bayrisch und österreichisch für eine ein Titel in der f r a n k f u r t e r a l l g e m e i -
kleine, schwächliche, unbedeutende Person n e n z e it u n g (April 1994) über den betrü-
(die sich aufspielt). gerischen Groß-Pleitier Jürgen Schneider.
Vgl.: aufgerichteter Mausdreck, aufgestellter Mau-
seknittel (hessisch), Dreck, Mäusedreck Aufsteiger
(Mausdreck).
(vom Aufsteigen beim Sport in die nächst-
höhere Spielklasse übertragen) oft abschät-
aufgetakelte Fregatte zig für eine Person, die beruflich und
(zu „auftakeln“ = ein Schiff mit Takelwerk gesellschaftlich einen höheren Rang erreicht
versehen, Segel setzen) spöttisch-abschätzig hat: ein karrieregeiler Aufsteiger. „Dieser
für eine ältere, auffällig herausgeputzte Frau. wild gewordene Aufsteiger!" bemerkte im
Vgl.: —> abgetakelte Fregatte, —> Fregatte. Dezember 1993 der deutsche Altbundes-
kanzler Helmut Schmidt über Bundesau-
Aufhetzer ßenminister Kinkel.
Vgl.: —> Absteiger, Aufsteiger typ, sozialer Aufstei-
abwertendfürjemanden, der andere aufwie-
ger (kaum ab wertend).
gelt, aufstachelt.
Vgl.: —> Hetzer.
Aufwiegler
jemand, der andere aufhetzt, zum Aufttand
Aufhusser anstiftet. „Wer mit Liebe und Sanftmuth,
(zu „hussa“, einem Ruf zum Antreiben von mit gutmüthigem Witz die Wahrheit zu
Pferden oder Hunden) vorwiegend österrei- Fürsten bringen will, wird nicht gehört,
chisch für einen Aufwiegler. wer sie bitter sagt, den nennt man einen

29
Aufwiegler.“ (Georg Friedrich Rebmann, Ausbund
1768 - 1824). (ursprünglich in der Sprache der Kaufleute
Vgl.: Abwiegler, —» -1er, Volksau Rviegler. ein besonders gutes Muster der Ware, das
als Schaustück außen auf die Packung ge-
-äuge bunden wurde; hier gekürzt aus negativen
(eigentlich eine Körperteilschelte, die auf Wendungen wie „Ausbund an Bosheit“)
den ganzen Menschen übertragen wird) sa- landschaftlich fiir einen Taugenichts, ein fre-
lopp ab wertend oder spöttisch für eine Person ches Kind.
mit abnormen, unschönen Augen (die als
Mangel der Persönlichkeit verstanden wer- Ausbund an/von ...
den). 1. in Verbindung mit negativen Kennzeich-
Vgl.: Blödauge, Froschauge, —» Glotzauge, —> nungen eine Verstärkung im Sinne von „In-
Glupschauge, Kuhauge, Matschauge, Scheelau- begriff, Muster": ein Ausbund an/von
ge (mundartlich: Schielauge), —> Schielauge, —»
Schlechtigkeit, Bosheit, Gemeinheit, Lieder-
Schlitzauge, Stielauge (selten), —> Triefauge.
lichkeit, Frechheit, Häßlichkeit, ein Ausbund
von einem Spitzbuben. 2. in Wendungen mit
Augendiener
an sich positiver Bedeutung oft ironisch für
(nach der Bibel, Epheser 6,6, wo der Apo- einen Menschen, der dies ganz und gar nicht
stel Paulus die Sklaven auffordert, ihren oder nur scheinbar ist: ein Ausbund an Tem-
Herren zu gehorchen: „nicht mit Dienst al- perament, von Güte, von Klugheit, an
lein vor Augen, als müßten sie Menschen Männlichkeit, von Gelehrsamkeit.
gefallen“) veraltet für einen Schmeichler,
Vgl.: —» Muster an ...
Kriecher. „... wo mir sonst ein ganzes Heer
geschäftiger Augendiener entgegenstürz-
te“, heißt es in Lessings e m il ia g a l o t t i . Ausbund an/von Tugend
Vgl.; —> -diener. ironisch fiir einen Tugendheuchler; einen we-
nig tugendhaften Menschen.
Augenwischer Vgl.: Ausbund der Tugend (Variante), Muster an
(nach der veralteten Redensart „jemandem Tugend.
die Augen auswischen“ = jemanden täu-
schen, betrügen) landschaftlich selten fiir ei- Ausfall
nen Blender, Sprücheklopfer. besonders im Sportjargon eine Bezeichnung
fiir eine Niete, einen Versager.
August Vgl.: glatter Ausfall, Totalausfall.
(nach dem „dummen August“, dem Spaß-
macher im Zirkus) Schimpfname fiir einen Ausgebuffter
wunderlichen, läppischen, unfähigen Mann.
(verwandt mit „puffen“; also eigentlich je-
Vgl.: Begrüßaugust, —> dummer August, Fratzen-
mand, der durch Püffe, Schläge erfahren
august (selten), Grüßaugust, Klassenaugust, —>
Nickaugust, —> Pflaumenaugust. ist) meist geringschätzig für einen raffinier-
ten, cleveren, „verschlagenen"Menschen.
Ausbeuter
abfällig fiirjemanden, der andere ausbeutet, Ausgeburt an/von ...
vor allem ihre Arbeitskraft gegen ihren Wil- verächtlich fiir eine Person, die etwas Negati-
len fiir sich nutzt. Thaddäus Troll, ein ves, eine schlechte Eigenschaft in höchstem
schwäbischer Heimatdichter, erhielt 1971 Maße verkörpert. In Hans Hellmut Kirsts
nach der Veröffentlichung seines Schimpf- Roman 08^5 aus dem Jahr 1954/55 ist Lore
kalenders eine Postkarte mit dem Text: eine .Ausgeburt von Faulheit und Bor-
„Gott strafe den Schmäher und Ausbeuter niertheit“.
unseres Schwabenlandes! Pfui!“ VgL: Ausgeburt von Dummheit.

30
Ausgeburt der Hölle Aussteiger
(nach der Zeile „O, du Ausgeburt der Höl- oft abschätzig für einen Menschen, der sich
le“ aus Goethes Ballade „Der Zauberlehr- (unvermittelt) seinen gesellschaftlichen Bin-
ling“ von 1797) eine veraltete pathetische dungen entzieht, seine Arbeit aufgibt. „Viele
Wendung zur Bezeichnung eines bösartigen, etablierte Politiker behaupten, die Grünen
verächtlichen Menschen. sind Aussteiger“ (Petra Karin Kelly: u m
HOFFNUNG KÄMPFEN, 1983).

Ausgeflippter
(aus englisch „to flip out“ = verrückt wer- Austräger
den) vorwiegend jugendsprachlich für einen besonders bayrisch fiir eine geschwätzige,
durchgedrehten, sich verrückt gebärdenden klatschsüchtige Person.
Menschen.
Vgl.: ausgeflipptes Huhn, —» Flippi (Flippie). Auswurf
(kurz für Wendungen wie ,Auswurf der
Auslaufmodell Menschheit“) verächtlich fiir einen schlech-
ten, ehrlosen Menschen oderfiir übles Gesin-
(eigentlich in der Kaufmannssprache ein
del, Abschaum.
Modell, das nicht mehr hergestellt wird)
spöttisch oder abwertendfiir eine Person (des
öffentlichen Lebens), deren Zeit vorüber ist, Auswurf der Gesellschaft = Auswurf der
die keine Zukunfi hat. „Das Auslaufmodell Menschheit
Karadzic“, schrieb der Berliner Ta g e s s pie -
g e l (November 1995) über den Kriegsfüh- Auswurf der Menschheit
rer der bosnischen Serben. eine sehr verächtliche Bezeichnungfiir krimi-
nelle oder asoziale Elemente der menschlichen
Auspuflzahn Gesellschaft; selten fiir eine einzelne Person
verwendet. In Stefan Zweigs Jo s e ph f o u -
(jugendsprachlich veraltend „Zahn“ -
c h £ (1929) ist vom „letzten schmierigsten
Mädchen) veraltende saloppe, oft gering-
Auswurf der Revolution“ die Rede, und in
schätzige jugendsprachliche Bezeichnung fiir
Peter Handkes Bühnenwerk pu b l ik u m s -
eine junge Beifahrerin auf einem Motorrad
b e s c h im pf u n g (1966) kriegt man für sein
oder Moped.
Eintrittsgeld „ihr Auswürfe der Gesell-
schaft“ an den Kopf geworfen.
Ausputzer Vgl.: —> Abschaum der Menschheit, Auswurf der
landschaftlich fiirjemanden, der andere aus- Gesellschaft.
nutzt; Schmarotzer.
Auswürfling
Außenseiter veraltet, noch landschaftlich fiir einen
(ursprünglich ein Rennpferd, auf das nicht schlechten, minderwertigen oder kränklichen
gewettet wird; Lehnübersetzung von eng- Menschen.
lisch „Outsider“) oft abschätzigfür einen Au- Vgl.: -ling.
ßenstehenden, Eigenbrötler. 1987 wurde der
FDP-Politiker Otto Graf Lambsdorff in Autogrammjäger
der CSU-Zeitung Ba y e r n k u r ie r als „que- oft leicht abwertend fiir einen begeisterten
rulatorischer Außenseiter“ bezeichnet. In (aufdringlichen) Sammler von Autogram-
der NS-Zeit verstanden die Machthaber men.
unter einem „destruktiven Außenseiter“ ei- Vgl.: Autogrammhyäne (selten), —» -jäger.
nen Kriminellen, einen „Volksschädling“,
der beispielsweise ausländische Rundfunk- Autokrat
sender hörte. (aus griechisch „autos“ = selbst und „krat-
Vgl.: —> Outsider. ein“ = herrschen) abwertend fiir einen 1.

31
diktatorischen Herrscher. 2. selbstherrlichen,
rechthaberischen Menschen.
Vgl.: —> -krat.

Automatenschreck
selten abschätzig, häufig anerkennendfiir ei-
nen Menschen, der an Spielautomaten sehr
oft gewinnt.
Vgl.- —> -schreck.

Autonarr
selten gebrauchte abschätzige Bezeichnung
für einen leidenschaftlichen Liebhaber von
Autos.
Vgl.-. —» Narr, —> -narr.

Aventurier
(aus gleichbedeutend französisch „aventu-
rier“; zu „aventure“ = unerwartetes Ereig-
nis) veraltet fiir einen Abenteurer,
Glücksritter.

Ayatollah = Ajatollah

Azubi
(Kurzwort für „Auszubildender“; seit 1969
die offizielle Bezeichnung, weil „Lehrling“
angeblich abwertend ist) selten scherzhaft-
spöttisch für eine noch lernende, unzurei-
chend ausgebildete Person.
Vgl.: Polit-Azubi (selten).

32
Vgl.: Babbelgrete (selten), Babbelsuse, —> Liese, —>
diese.

Babbelmaul
grobe Scheltefiir einen Schwätzer.
Vgl.: Babbelfotze (Schwätzerin), Babbelfritze,
Babbelhans, Babbelheini, Babbelmaschine (beides
selten), Babbelmeier, —> -maul.

Babbelschnute
(zu „Schnute“ = Mund) eine vorwiegend
norddeutsche Scheltefür einen geschwätzigen,
plappernden Menschen.

Babbitt
(nach dem Titelhelden eines Romans von
B.v.K. Sinclair Lewis aus dem Jahr 1922, der den
(Abkürzung von „Brett vorm Kopf', nach amerikanischen Kleinbürger schildert) ab-
der Redensart „ein Brett vor dem Kopf ha- fälligfür einen geschäftstüchtigen, selbstgefäl-
ben“) vorwiegendjugendsprachlich für einen ligen Spießbürger. 1968 urteilte der s pie g e l :
begriffsstutzigen, dummen Menschen. In „Der ,Sexual-Papst Kolle‘ ist weder Bohe-
Frankfurt heißt doppelsinnigerweise ein mien noch Rebell - eher schon ein Bab-
Schachverein „B.v.K.“. bitt.“

Baalspfaffe
Babbler (Babbeler)
(nach „Baal“, einem semitischen Wetter-
landschaftlich fiir einen Schwätzer, ober-
und Himmelsgott, der über das Alte Testa-
flächlichen Plauderer.
ment zum Inbegriff heidnischer Götzen
Vgl.: Blechbabbler, Dummbabbler, —» -1er.
wurde) veraltetfür einen falschen, abergläu-
bischen Priester.
Vgl.: Baalsdiener, Baalspriester, —> Pfaffe. Baby
geringschätzig für einen unselbständigen,
Babbel, der (die) hilflos erscheinenden Menschen; jugend-
(schallnachahmend; zu „babbeln“ sprachlich auchfiir Schulneulinge oderjünge-
schwatzen, plappern) landschaftliches mil- re Geschwister. In einem Songtext von Udo
des Schimpfivort für einen Schwätzer, eine Lindenberg: „Willst du was hinter die Oh-
Schwätzerin. ren, Baby?“
Vgl.: —» Elefantenbaby, Embryo (schülersprach-
Babbelarsch lich: Steigerung), Milchbaby, -> Riesenbaby, —>
Säugling.
derbes Schimpfwort für einen lästigen
Schwätzer.
Vgl.: —> Arsch, —» -arsch. Babyface
(englisch; eigentlich ein rundliches, glattes,
Babbelgosche wenig ausdrucksvolles Gesicht) spöttisch-
vorwiegend südwestdeutschfiir eine geschwät- abschätzigfür einen weichlich wirkenden er-
zige (weibliche) Person. wachsenen Menschen mit einem „Babyface“.
Vgl.: —> Gosche. Nach dem s pie g e l (1984) mußte der
CDU-Politiker Gerhard Stoltenberg schon
Babbelliese früh mit Spitznamen wie „Schnullermund“
landschaftlich für eine geschwätzige tveibliche oder „Babyface“ leben lernen.
Person. Vgl.: Babygesicht (selten).

33
Bacchant mit einem unsympathischen, dümmlichen
(nach dem griechisch-römischen Gott des oderfeisten Gesicht.
Weins Bacchus) in gehobener Sprache oft Vgl.; -> -gesicht, Watschengesicht (bayrisch und
abschätzig für einen weinseligen Trinker. österreichisch).
Vgl.: Bacchusb rüder, Bacchusdiener, Bacchus-
freund, Bacchusknecht (alle drei veraltet). Bad Boy (Bad Guy)
(englisch; wörtlich: böser Junge) oft leicht
Bacchantin abwertendfiir einenjungen Mann, besonders
(nach den ausschweifenden Festen zu Eh- einen aus Kunst oder Showbusiness, der die
ren des Bacchus, den Bacchanalen) bil- Öffentlichkeit schockiert, indem er gegen Mo-
clungssprachlichfiir ein sich wildgebärdendes, ral und Konventionen verstößt. „Bad Guy
rasendes Weib. aus Berlin“, so heißt ein TV-Film (Mai
1995) über den Berliner Box-Profi Gracia-
Bacchusbruder = Bacchant no Rocchigiani.

Bachei Bader
(vermutlich von „Bacchus“, der bei Umzü- (ursprünglich ein Barbier oder Heilgehilfe)
gen und auf Bildern auf einem Faß sitzend landschaftlich veraltend fiir einen schlechten
als dicker Knabe dargestellt wurde) beson- Arzt, Quacksalber.
ders schwäbisch fiir einen dummen, tolpat-
schigen Menschen. Baderwaschei (Badwaschel)
Vgl.: All mach tsbachel (Steigerung). (ursprünglich ein Mensch, der ein öffentli-
ches Bad betrieb) besonders in Bayern eine
Bachratz Berufsschelte für den Friseur; seltener für ei-
ein oberdeutsches Schimpfwort fiir eine nen Bademeister oder übertragen fiir einen
schlampige, schmutzige, unansehnliche Per- groben Kerl.
son. Vgl.: Baderzipfel (fränkisch), —> Waschei.
Vgl.: —> Ratz.
Badhur
Bachsimpel (nach den Huren in den Badehäusern des
oberdeutsch abfälligfiir einen Tölpel, Tauge- Mittelalters) in Bayern und Österreich ein
nichts. derbes Schimpfwort fiir eine Prostituierte
Vgl.: —» Simpel. oder liederliche Frau. Ödön von I lorvath
schrieb in seinen Ge s c h ic h t e n a u s d e m
Backfisch Wie n e r w a l d (1931): „Zieh dich an, aber
(eigentlich der junge, nur zum Backen ge- marschmarsch! Du Badhur!“
eignete Fisch) veraltendes mildes Spottwort Vgl.: —> Hure.
fiir ein junges (unreifes, schwärmerisches)
Mädchen. Mit sehr unterschiedlichen Zah- Bagage
lenangaben ist das folgende Gedicht be- (französisch; wörtlich: Reisegepäck; ur-
kannt: sprünglich eine Bezeichnung für den Troß
„Mit dreizehn Jahren und zwei Wochen, früherer Heere, der neben dem Gepäck
Da ist der Backfisch ausgekrochen. auch Huren, Marketender u.ä. mitführte
Mit siebzehn Jahren, zehn Sekunden, und daher einen schlechten Ruf bekam)
Da ist der Backfisch schon verschwun- starkes Schimpfwortfiir Gesindel oder Leute,
den." über die man sich ärgert; seltenerfür die Ver-
wandtschaft (anderer). In Volker Elis Pil-
Backpfeifengesicht (Ohrfeigengesicht) grims DER SELBSTBEFRIEDIGTE MENSCH
(zu landschaftlich „Backpfeife“ = Ohrfeige; (1979) wird „die Bagage der Aktionäre,
eigentlich ein Gesicht, das man ohrfeigen, Couponschneider und Rentiers“ vorge-
schlagen möchte) abfällig fiir eine Person führt.

34
Vgl.: Bettelbagage, bucklige Bagage (fränkisch: Balg, der (das)
Verwandtschaft), Hundsbagage, Hurenbagage, (eigentlich die Haut, das Fell; im 16. Jahr-
Lumpenbagagc, Mordsbagage, Saubagage.
hundert ein Schmähwort für Prostituierte
und Kupplerinnen) meist abschätzig fiir ein
Bählamm (ungezogenes) Kind; seltener für ein uneheli-
(ein kindersprachliches Wort für das ches Kind.
Lamm, zu „bähen“ = blöken) abschätzigfiir Vgl.: —» Dickbalg, Dreckbalg, —> FreßbaJg, —>
einen dummen, gutmütigen Menschen; Töl- Hurenbalg, Lasterbalg, Lausebalg (Lausbalg),
pel. In der gleichnamigen Bildergeschichte Lügenbalg, Saubalg, Schandbalg, Teufelsbalg,
von Wilhelm Busch ist „Balduin —> Wechselbalg.
Bählamm“ (1883) ein verhinderter Dichter
und eine lächerliche Figur. Bälgetreter
Vgl.: Bähschaf, Lamm. (eigentlich jemand, der den Blasebalg einer
Orgel tritt) eine veraltete abfällige Bezeich-
Bahnhofspenner nung fiir einen Menschen, der anspruchslose
Hilfsdienste verrichten muß.
(eigentlich ein Obdachloser oder Stadt-
streicher, der sich überwiegend im Bahn-
Balkewatz
hof aufhält) verächtlich fiir 1. einen
begriffsstutzigen, verschlafenen Menschen. 2. (wörtlich: Balken-Schwein) vorwiegend hes-
einen heruntergekommenen, widerlichen sischfür einen robusten Mann mit einem dik-
Kerl. ken Kopf; seltener ab Spottname für den
Vgl.: —> Penner.
Zimmermann.
Vgl.: -> Wutz (Watz).

Bähschaf = Bählamm
Balla
(vielleicht aus französisch „baladin“ =
Baias (Peias)
Gaukler, Komödiant) vorwiegend schwä-
(leitet sich her vom italienischen Spaßma- bischfiir einen dummen, ungeschickten Men-
cher „Bajazzo“) landschaftlich fiir einen när- schen.
rischen, albernen Menschen, Hanswurst.
Vgl.: —» Pojatz, —> Zappelbaias. Ballawatsch - Pallawatsch (Ballawatsch)

Bajazzo Ballerkopp
(eigentlich ein Spaßmacher des italieni- (zu lautmalend „ballern“ - knallen;
schen Theaters; aus gleichbedeutend vene- schimpfen) norddeutsches Schimpfwort fiir
zianisch „pajazzo", zu „paja“ = Stroh, eine laut schimpfende, jähzornige Person.
wegen seiner Bekleidung, die einem Stroh- Vgl.: Ballerjan, —> -köpf (-kopp).
sack ähnelte) bildungssprachlich seltenfür ei-
nen Possenreißer, albernen Menschen. Ballesterer
Marcel Reich-Ranicki nannte den Schrift- (zu „Ball“) österreichisch scherzhaft-spöttisch
steller Martin Walser einmal einen „geist- für einen Fußbalbpieler. „Wieder einmal
reichen Bajazzo der revolutionären Linken hatten nämlich unsere Ballesterer das übli-
in der Bundesrepublik Deutschland“. che Pech.“ (k r ö n En -Ze it u n g , Oktober
1968).
Baldower Vgl.: Balltreter.
(eigentlich gaunersprachlich für einen Aus-
kundschafter, der Gelegenheiten für Ein- Ballettomane
brüche o.ä. „ausbaldowert“) landschaftlich spöttisch oder geringschätzig für einen Men-
für einen Gauner; Faulenzer; Bettler. schen, der Ballett liebt, davon besessen ist.
Vgl.: Baldowerer (Variante). Vgl.: -omane.

35
Ballettratte -bände
(übersetzt aus dem gleichbedeutenden meist abfällig oder verächtlich für eine —>
französischen „rat de ballet“) scherzhaft, Bande oder kriminelle Bande von einer be-
kaum abwertendfür eine junge Ballettänze- stimmten Sorte. Ein Aphorismus von Karl
rin, Ballettschülerin. Kraus lautet: „Das Wort Familienbande
hat einen Beigeschmack von Wahrheit.“
Vgl.; —» Ratte.
Vgl.: -» Aasbande, -> Diebesbande, —» Drecks-
bande (Dreckbande), -> Gangsterbande, Gano-
Bamperletsch (Pamperietsch), der venbande, Gaunerbande, Hammel bande
(aus italienisch „bamboleggio“ = Kind- (selten), Kinderbande, Dusbande (Lausebande),
Lügenbande, —> Lumpenbande, Mafia-Bande,
chen) Österreichisch für i. ein kleines (unan-
Mordbande, —> Mörderbande, —> Rasselbande, —>
genehmes oder unerwünschtes) Kind. 2. einen Räuberbande, —> Rockerbande, —» Saubande,
unbeholfenen Menschen. Schieberbande, Schlägerbande, —> Schmuggler-
Vgl.; Bamberl (bayrisch), Pamper. bande, Schwefelbande, -> Schweinebande,
Schwindlerbande, -> Terrorbande (Terroristen-
bande), —> Verbrecherbande, Viererbande.
Bams
(eigentlich = Bauch, verwandt mit „Pan-
Bandit
zen, Pansen") in Bayern und Österreich sa-
(aus gleichbedeutend italienisch „bandito“,
lopp, auch abschätzigfür ein (freches, dickes)
eigentlich ein Verbannter, zu „bandire“ =
kleines Kind.
verbannen) Räuber, Berufsverbrecher; Gau-
Vgl.: —> Panze.
ner; Herumtreiber; selten auch fiir einen fre-
chen Jungen. Wohl inspiriert von Goethes
Bananenbieger „Mignon-Lied“ dichtete ein Volksschul-
(eine erfundene, unsinnige Berufsbezeich- lehrer namens Zerndt den folgenden Bän-
nung) schülersprachlich fiir einen dummen, kelsang (DVA, BL 7500):
unfähigen Menschen. „Im Süden, wo Citronen blühen,
Vgl.: Bananengradebteger. Wo lau und lind ist jede Nacht,
Wo zart die Goldorangen blühen
Banause Und ewig blau der Himmel lacht. -
(aus griechisch „banausos" = Handwerker; Dort geht mit einem lust’gen Lied,
Spießbürger) verächtlich fiir einen ungebil- Zum blut’gen Morde der Bandit.“
deten Menschen ohne Stil und Geist, ohne Vgl.: Banditenfiihrer, Bandttenhäuptling.
Sinn für die Kunst. Die oft polemisch ver-
wendete Vokabel ist ein beliebtes „Schlag- Bangbüx (Bangbüxe), die
wort bildungsstolzer Kreise“ (Otto (zu „bang“ = furchtsam und „Büx, Buxe“ =
Ladendorf 1906). Hose; wohl eine Anspielung auf das In-die-
Hose-Machen bei ängstlichen Menschen)
VgL: Erzbanause, —> Kulturbanause, —> Kunstba-
nause, Musikbanause (selten). norddeutsch für einen besonders furchtsamen
Menschen, Angsthasen; oft zu Kindern gesagt.
Vgl.: Angstbüxe, Banghase, Bangschieter, Jan
Bande Bangbüx (beides selten).
(eigentlich ein organisierter Zusammen-
schluß von Verbrechern) meist abfälligfür Bangemacher ‘
eine Gruppe von Personen; Gesindel; ausge- (zu „bange machen“ = einschüchtern) ab-
lassene Kinderschar: eine üble, freche, ausge- schätzig fiir einen Menschen, der anderen
lassene Bande, eine Bande von Ganoven, Angst macht.
Verbrechern, Herumtreibern. „... die Berufs- Vgl.: —> Angstmacher, —> -machen
zyniker und die Bande von Heuchlern und
Schwindlern der Literaturszene“ (Manin Bankert
Gregor-Dellin: it a l ie n is c h e s Tr a u m - (ursprünglich das uneheliche Kind, das
b u c h , 1986). nicht im Ehebett, sondern auf der Schlaf-

3^
bank der Magd gezeugt wurde) i. veraltend Barbar
abfällig fiir ein uneheliches Kind. 2. als Tadel (aus griechisch „barbaros“ - Fremder,
oder abwertend fiir ein freches Kind, einen Nichtgrieche; eigentlich = stammelnd, die
Lausbuben. Schon bei Hans Sachs heißt es in Sprache nicht beherrschend) Schimpfwort
einem Fastenspiel: „mein Vater macht mich für einen völlig ungebildeten, rohen, kultur-
auf eine Penk“. In einigen Mundarten ist losen Menschen. „Zola! —: das ist der stump-
der Spruch bekannt: „Wenn euer Bankert fe, grobe Barbar!“ schalt Gerhart
zu unserem Bankert noch einmal Bankert Hauptmann den französischen Kollegen,
sagt, sagt unser Bankert zu euerem Bankert und aus Goethes t a s s o kennen wir:
so lange Bankert, bis euer Bankert zu unse- „Und wer der Dichtkunst Stimme
rem Bankert nicht mehr Bankert sagt.“ nicht vernimmt, ist ein Barbar,
Vgl.: Bänkelkind, Bankeltochter (veraltet), Dreck-
er sei auch wer er sei.“
bankert, —» Heckenbankert, —> Hurenbankert,
Malefizbankert (selten), Mistbankert, Pfaffenban- Vgl.: Barbarenhorde, —» Kulturbarbar, Kunstbar-
kert, —> Rotzbankert, Saubankert. bar.

Bankrotteur Bärbeißer
(aus italienisch „banco rotto“, eigentlich = (früher ein zur Bärenjagd verwendeter an-
zerbrochener Tisch des Geldwechslers) oft griffslustiger Hund) ein mürrischer, ver-
abwertendfür jemanden, der bankrott, zah- drießlicher, grimmiger Mensch.
lungsunfähig, hoch verschuldet ist. Vgl.: —> Beißer.
Vgl.: Bankrottier (veraltet), Bankrottierer (veral-
tet), Bankrottskerl (selten), Bankrottskrämer. Bärenführer
(ursprünglich ein Schausteller, der Tanzbä-
Bär ren vorführt) scherzhaft-spöttisch fiir einen
abschätzig für eine große, tolpatschige, gut- Fremdenführer; seltener für einen Schlepper
mütige (männliche) Person; landschaftlich von Nachtbars und Bordellen. In einem ber-
auch Bedeutungen wie ungepflegt oder ver- linischen Wörterbuch steht als Erklärung:
kommen. „Fremdenführer, insbesondere durch ,Bar-
Vgl.: Bär auf Socken (plump), Bratbär (Ruhrge- lin4.“
biet: trottelig), —> Brummbär, —> Dreckbär, Eisbär
(gefühllos; mürrisch), Nasenbär, —> Saubär,
Schweinebär, —> Tanzbär, Tatzbär (bayrisch), —»
Bärenhäuter
ungeleckter Bär, —> Zottelbär. (nach der Redensart „auf der Bärenhaut lie-
gen“ = faulenzen; auf Grund der frei erfun-
Baraber denen Schilderungen von zechenden, auf
(Herkunft unklar; vielleicht zu italienisch Bärenhäuten lümmelnden alten Germanen
„parlare“ = sprechen, da das Wort ur- bei den Humanisten des 16. Jahrhunderts,
sprünglich nur für italienische Arbeiter ge- die auf Tacitus’ Ge r m a n ia zurückgehen
braucht wurde) oberdeutsch, besonders in und später in Studentenliedern kolportiert
Österreich und Bayern abwertend fiir 1. ei- wurden. Eingewirkt hat wohl auch das
nen Schwerarbeiter, Bauarbeiter. 2. einen volkstümliche Märchen vom Bärenhäuter,
Taugenichts, Vagabunden. der sich in einem Teufelspakt verpflichtet,
sieben Jahre lang ungewaschen und unge-
Barackler kämmt zu bleiben und weder Haare noch
(zu „Baracke“ - einfacher Holzbau als Not- Bart zu scheren) veraltet fiir 1. einen Faul-
unterkunft) oft abschätzigfiir einen Bewoh- pelz, Nichtstuer. 2. einen ungepflegten Men-
ner einer Baracke. „Ein Siedlungsjunge, ein schen.
typischer Barackler, nicht mal eine Hose
hat er über dem Hintern!“ (Leonie Ossow- Bärentreiber
ski: DIE GROSSE FLATTER, I977). (ursprünglich wie —> Bärenführer für einen
Vgl,: —> -1er. Schausteller mit dressierten Bären) vorwie-

37
gend süddeutsch fiir einen Zuhälter, Kuppler, Bartel (Barthel)
Schlepper von „Etablissements“. (kurz für den männlichen Vornamen Bar-
Vgl.: —> Hurentreiber, Schnallentreiber, tholomäus, nach einem der zwölf Apostel
Treiber. Jesu) i. ein schmutziger, verwahrloster
Mensch; wohl gekürzt aus „Dreckbartel“. 2.
barmherzige Schwester seltener scherzhaft-spöttisch fiir einen Bart-
(eigentlich eine katholische Ordensschwe- träger.
ster, die sich der Armen- und Krankenpfle-
ge widmet) spöttisch-ironisch fiir eine -bartel (-barthel)
Prostituierte (die einen Kunden gratis be- landschaftliche Schimpfwörter, vorwiegend
dient). fiir schmutzige Personen.
Vgl.: barmherzige Sau. Vgl.: -> Dösbattel (Dösbartel), -> Dreckbartel, —>
Dummbartel, Klönbartel (nord- und westdeutsch:
Baron Schwätzer), Mistbartel (süddeutsch), —> Saubartel,
Schmutzbartel, —> Schußbartel, Schweinebartel.
(eigentlich ein französischer Adelstitel, der
dem deutschen „Freiherr“ entspricht) i.
landschaftlich für einen Angeber, Prahlhans. Bartkratzer
2. ab wertendfür einen Nichtstuer, Arbeitslo- alter Berußspott für den Herrenfrisör, Bar-
sen. j. oft abschätzigfür einen Großunterneh- bier.
Vgl.: Bartkräusler (selten), Bartputzer, Bartscha-
mer, meist in Wortverbindungen wie
ber, Bartscherer, Bartschinder, Bartschrapper (be-
„Kohlenbaron sonders norddeutsch).

-baron Bartscherer = Bartkratzer


meist abschätzig oder spöttisch für einen füh-
renden Großunternehmer eines bestimmten Bassermannsche Gestalten
Wirtschaftszweiges. Zu den Gelegenheits- (nach einer Bemerkung des Reichskom-
bildungen zu rechnen sind beispielsweise: missars in Berlin Friedrich Daniel Basser-
„Fleischbaron“ (z e it ), „Milchbaron“ mann, der 1848 vor der Frankfurter
(w e l t w o c h e ), „Hühnerbaron“ (t a z : Be- Nationalversammlung in einer Rede seine
treiber von Legebatterien). Eindrücke von den Berliner Zuständen
Vgl.: Bankbaron, Drogenbaron, Industriebaron,
wiedergab und dabei zu der Formulierung
—» Kohlenbaron, Krautbaron, Liigenbaron,
Manschettenbaron (Modegeck), —> Mistgabelba-
griff: „Ich sah hier Gestalten die Straßen
ron, Ölbaron, Rübenbaron (selten), Ruhrbaron, bevölkern, die ich nicht schildern will.“)
—> Schlotbaron, Schrottbaron, Stahlbaron, Ze- veraltetfür Gesindel, zwielichtige Leute, Pro-
chenbaron. stituierte.
Vgl.: —> Gestalt.
Baron Koks (von der Gasanstalt) ~ Graf
Koks (von der Gasanstalt) Bastard
(aus altfranzösisch „bastard“ = unehelicher
Baron Rotz = Graf Rotz Sohn eines Adligen) 1. veraltet für ein un-
eheliches Kind (von Eltern aus unterschiedli-
Baron von Habenichts chen Gesellschaftsschichten). 2. Schimpfwort
spöttisch-abschätzigfiir einen Mittellosen mit für einen höchst unsympathischen, geringge-
großspurigem, herrschaftlichem Auftreten. achteten Menschen: du räudiger, elender,
Vgl.: —> Habenichts, Herr von Habenichts. verdammter Bastard.

Bartaffe Batailleur
(eigentlich ein Schmalnasenaffe mit einem (aus gleichbedeutend französisch „batail-
mähnenartigen Vollbart) spöttisch, auch ab- leur“, zu lateinisch „battuere“ = schlagen,
fällig fiir einen Mann mit Bart. klopfen) veraltetfiir einen Raufbold, Streit-
Vgl.: -> Affe. hammel.

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Batschel treiben, besteht seit dem Mittelalter und
(wohl zu mundartlich „bätschen“ = trat- wird durch den Hochmut der Stadtbevöl-
schen) landschaftlich für i. eine geschwätzi- kerung bis heute gepflegt, während auf
ge, klatschsüchtige (weibliche) Person. 2. dem Land „Bauer“ und „Bäuerin“ ehren-
einen tolpatschigen Menschen. volle Bezeichnungen fiir nicht selten wohl-
Vgl.: —> Patsche. habende Unternehmer sind. Sogar Martin
Luther war offenbar der Meinung: „Bauern
Batschmaul sind wie das liebe Vieh!"
(zu „bätschen“) süddeutsches Schimpfwort Vgl.: Bauer vom Land (selten), —> Dreckbauer,
fürjemanden, der etwas ausplaudert, verrät. dummer Bauer, -4 Kuhbauer, -4 Mistbauer, -4
Vgl.: —> -maul, —> Patsche. Saubauer.

Batzenlippel Bauern-
(wohl zu „Batzen“ = weicher Klumpen und
vorwiegend oberdeutsche, teils grobe Schimpf-
„Lippel“ = mundartliche Kurzform von
wörterfiir einen Bauern, Dorfbewohner oder
„Philipp“) bayrisch und österreichisch fiir ei-
einen bäurischen, ungehobelten Menschen.
nen ungeschickten, tölpelhaften Menschen.
Fast immer stellt das Grundwort der Ver-
Dazu ein oberbayrisches Schnaderhüpfel:
bindung bereits ein Schimpfwort dar. In
„Wer en Apfl schält,
einem Frankfurter Gedicht von 1905
Und er ißt ihn nit,
schreit ein Richter:
Wer e Dirndl liebt,
Und er küßt es nit, „Was soll denn das
Wer ins Wirtshaus geht, Sie rüder Bauernrüpel
Und er trinkt kei’n Wein Was wollen Sie denn vor Gericht
Muß e rechter Batzenlippel sein.“ Mit diesem dicken Knüppel?“
Vgl.: —> Lippel (Lipperi). Vgl,: Bauerjan (norddeutsch), Bauernarsch, Bau-
ernbub, Bauernbüffel, Bauernbummerl (stur),
Bauchdiener Bauerndirne, Bauerngans, Bauernkaffer (dumm),
Bauernkloben, Bauernlackel, Bauernluder (selten),
veraltet fiir einen Menschen, der nur sein
Bauernmensch (Mädchen vom Land), Bauern-
leibliches Wohl im Sinn hat. pack, Bauernrüpel, Bauernschwengel (selten),
Vgl.: Bauchknecht, -diener. Bauernsiach (grob, dumm), Bauernspitz (Bauern-
bursche), Bauernstier (stur), Bauerntrine, Bauern-
Bauchpinseler (Bauchpinsler) trottel, Bauernzipfel, —•> Dorf-.
(vielleicht zu „Pinsel“ = Penis) selten für
eine Person, die sich einschmeichelt, sich be- Bauernbursche
liebt machen möchte.
Vgl.: —> -1er, —> Pinseler (Pinsler).
geringschätzigfiir einen jungen Landbewoh-
ner oder einen groben Burschen ohne Manie-
ren.
Bauchschwester
(der Bauch als intime Region des Körpers) Vgl.: -4 Bursche.
scherzhaft-spöttisch fiir die Geliebte, Freun-
din eines Mannes (die er fiir seine Schwester Bauerndada
ausgibt).
(wohl zu kindersprachlich „Dada“ - Vater)
bayrisch fiir einen Trottel vom Land.
Bauer
abwertendfür eine grobe, ungebildete, unhöf-
liche, sture (männliche) Person; seltener fiir Bauernfänger
einen Betrogenen, das Opfer einer Bauern- (in der Berliner Gaunersprache ursprüng-
fängerei. Die Geringschätzung und Ver- lich jemand, der naive Landbewohner be-
spottung der Bauern, die nach Wladimir trügt) Schimpfwort für einen plumpen
Senakowsky „Ackerbau und Unzucht“ be- Betrüger, der „aufBauernfang ausgeht“.

39
Bauernflegel Baulöwe
(nach seinem Arbeitsgerät) Schimpfwortfiir meist abwertendfiir einen Großunternehmer
einen flegelhaften Bauern oder Landmen- im Baugewerbe (derfragwürdige oder illegale
schen. Mittel anwendet). „Großwildjagd auf Bau-
Vgl.: —> Flegel. löwen", so betitelte die s ü d d e u t s c h e Ze i -
t u n g (April 1994) einen Artikel über den
Bauernfünfer Super-Bankrotteur Jürgen Schneider.
(bezieht sich wohl auf die früheren Schran- Vgl.: Bau-Hai, Bauhyäne, Baumogul (selten), —>
nengerichte, bei denen auf dem Land fünf -löwe.
Bauern als geschworene Rechtsprecher
wirkten; vielleicht auch fiir die römische Baumafia
seltene abfällige Bezeichnung für eine Grup-
Fünf, die nach Einführung der arabischen
pierung einflußreicher Personen aus dem
Ziffern im 16. und 17. Jahrhundert altmo-
Baugewerbe, die ihre Interessen mit kriminel-
disch und somit typisch fiir die rückständi-
len oderfragwürdigen Mitteln durchsetzen.
ge Landbevölkerung geworden war)
Vgl.: —> Mafia (Maffia), —» -mafia.
Schimpfwort für einen Bauern oder einen
unhöflichen, grobschlächtigen Mann.
Baumfrevler
auch ab wertend verwendet für einen Men-
Bauernlümmel
schen, der Bäume beschädigt oder unnötig
Schimpfwort fiir einen (plumpen, rüpelhaf-
fällt.
ten) jungen Mann vom Land. Vgl.: —> Frevler, —> -1er, Waldfrevler.
Vgl.: Dorflümmel, —> Lümmel.

Baumschüler
Bauernrammei
(zu „Baumschule" = Gärtnerei fiir Bäume;
grobes oberdeutsches Schimpfwort für einen hier wohl als fiktive Steigerung von „Hilfs-
(plumpen, rüpelhaften) Mann vom Land. schule“) dummer Schüler, dummer Mensch.
Vgl.: —> Rammel.
Vgl.: —> Hilfsschüler.

Bauernsau Bauxerl, das


ein grobes, vorwiegend oberdeutsches (eigentlich ein mundartliches Kosewort für
Schimpfwortfiir einen Bauern oder Landbe- ein niedliches kleines Kind) vorwiegend
wohner. österreichisch spöttisch-abschätzig für einen
Vgl.: —> Sau, —> -sau, —> Saubauer.
kleinen, rundlichen Menschen.

Bauernschädel Bazi
abfälligfiir einen eigensinnigen, sturen Land- (gekürzt aus „Lumpazius“) 1. in Österreich
menschen. und Süddeutschland scherzhaft und meist ab-
Vgl.: —> -schädel.
wertend für einen durchtriebenen Kerl,
Schlingel; Gauner. 2. im nichtbayrischen
Bauerntölpe! Deutschland spöttisch-abschätzig fiir einen
Schimpfwort für einen Bauern oder einen Bayern. „Wienerbazi“ ist ein Spottwort für
dummen, ungeschickten Menschen (vom den Wiener.
Land). „Geh vor die Raben, dummer Bau- Vgl.: Hundsbazi (selten), -> Lumpazius (Lumpa-
erntölpel!“ heißt es bei Christoph Martin zi), Saubazi (verstärkt).
Wieland.
Vgl.; Dorftölpel, —> Tölpel. Bazille = linke Bazille

Bauern trampel, der (das), Beamtenheer


Schimpfiuort fiir eine plumpe, ungebildete, geringschätzig für die oder eine übergroße
einfaltige Frau (vom Land). Anzahl von Beamten.
Vgl.. —> Trampel. Vgl.: —> Heer ... (-heer), Heer von Beamten.

40
Beamtenschreck ner Kritiker verspotten wollte) abfällig fiir
abschätzigfiir eine Person, diefiir diensttuen- einen kleinlichen Kritiker, Nörgler.
de Beamte lästig, unangenehm ist, gewisser-
maßen einen Schrecken fiir sie darstellt. Beelzebub
Vgl.: Behördenschreck, —> -schreck. (eigentlich = „Herr der Fliegen“, Herr der
bösen Geister, Obergott; eine Gottheit der
Beamtenseele Philister aus der Bibel) selten fiir einen bö-
ab wertendfiir einen kleinlichen, engstirnigen sen, teuflischen Menschen.
Beamten; seltenerfiirjemanden, der so klein-
lich und engstirnig ist, wie man sich einen Beeri
Beamten vorstellt. (von der unreifen Frucht übertragen)
Vgl.: Buchhalterseele, Bürokratcnseele, —» Schrei- schweizerisch fiir eine langweilige, einfältige
berseele. Frau.
Vgl.: Verschüttbeeri (seltene Steigerung).
Beanus, der
(Kurzwort aus dem mittellateinischen Satz Befehlsempfönger
„beanus est animal nesciens vitiam studio- geringschätzigfiirjemanden, der nur Befehle
sorum“ = Beanus ist ein Wesen, das das auszufiihren hat, nichts selbst entscheiden
Studentenleben nicht kennt) veraltete ab- kann: ein bloßer, stummer, kleiner Befehls-
schätzige Bezeichnungfiir einen Grünschna- empfdnger.
bel, Studienanfänger, Erstsemester.
Begatterich
Beatle (Weiterbildung von „Gatterich“, einer
(nach dem Namen der „Beatles“, einer le- Scherzbildung zu „Gatte“; zu „begatten“ «
gendären englischen Popgruppe der 6oer sich paaren, geschlechtlich vereinigen)
Jahre, die durch eine charakteristische scherzhaft-spöttisch fiir einen Ehemann im
Langhaarfrisur der Musiker manche Ge- Hinblick aufseine geschlechtliche Funktion.
Vgl.: —> -erich (-rieh), Gatterich (kaum abwertend).
müter erregte) veraltend und häufig abschät-
zig fiir einen jungen Mann mit langen
Beglücker
Haaren.
ironisch fiir eine Person, die glaubt, andere
beglücken, glücklich machen zu müssen: ein
Beau
Beglücker des Volkes, der Menschheit.
(französisch, eigentlich = der Schöne) meist Vgl.: —> Menschheitsbeglücker.
spöttisch oder abschätzig für einen schönen
(selbstgefälligen, stutzerhaften) Mann. begossener Pudel
(nach der Wendung „wie ein begossener
beautiful people Pudel“) spöttisch-abschätzig fiir einen be-
(englisch-amerikanisch; wörtlich: schöne schämten, kleinlauten, enttäuschten Men-
Leute) eine meist leicht spöttisch oder gering- schen.
schätzig verwendete Zeitgeistvokabelfiir mo- Vgl.: —> Pudel.
dische, wohlhabende, smarte, in Cliquen
auftretende Pseudointellektuelle; Kultur- Behle (Bihle)
schickeria. (ursprünglich ein jüdischer weiblicher Vor-
name) besonders in Hessen und der Pfalz ab-
Beckmesser schätzigfiir eine schlampige alte Frau. Noch
(nach der Gestalt des reaktionären, pseu- bekannt ist das Gedicht:
dokünstlerischen Stadtschreibers Sixtus „Ich will der was verzehle
Beckmesser aus Richard Wagners Musik- von de ahle Behle,
drama DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG wannse kaa Kadoffele hat,
von 1862, mit der der Komponist einen sei- kann se aach kaa schäle."

41
VgL: Dreckbehle (schmutzig oder Steigerung), auf die alte Auffassung, die Leber sei der
Saubehle (Steigerung). Sitz des Gemüts, volksetymologisch ver-
knüpft mit der Geschichte von der Leber-
Beißer wurst, die vor Zorn zerplatzt ist, als die
oberdeutsch fiir einen ungehobelten, gewalt- Blutwurst vor ihr aus dem Wurstkessel ge-
tätigen Menschen. nommen wurde) spöttisch oder leicht abwer-
Vgl.: —> Bärbeißer, Bullenbeißer, —> Eisen hei- tend fiir eine Person, die (bei geringfügigem
ßer, —» Krippen heißer, —> Wadenbeißer (Wadl- Anlaß) beleidigt ist, schmollt.
beißer).
Vgl.: gekränkte Ixberwurst.

Beißzange
(eigentlich eine Zange, deren Schneideflä- Beiesprit
chen wie die Zahn reihen eines Gebisses (aus französisch „bei esprit“ - schöner
funktionieren) Schimpfwortfiir eine zänki- Geist) bildungssprachliches mildes Spottwort
sche, keifende Frau. „Halten Sie die Schnau- für einen Schöngeist.
ze, Sie ekelhafte Beißzange!" (Erich Maria Vgl.: —> Schöngeist.
Remarque: d e r s c h w a r z e o b e l is k , 1956)-
Vgl.: Kneifzange, —> Zange.
Bellizist
(zu lateinisch „bellum“ = Krieg) ein Befür-
Bekloppter
worter des Krieges, Kriegstreiber.
(von „bekloppt“, eigentlich = von einem
Schlag an den Kopf getroffen) salopp abfäl- Vgl.: —»-ist.
lig für einen begriffsstutzigen, blöden, nicht
zurechnungsfähigen Menschen. Dazu kur- bemoostes Haupt
siert der Spruch: „Selig sind die Beklopp- (vielleicht vom bemoosten Karpfen über-
ten, denn sie brauchen keinen Hammer tragen; zu „bemoost“ = mit Moos bewach-
mehr!“ sen, daher alt) geringschätzig fiir 1. einen
Vgl.: Behämmerter (selten, vorwiegend jugend- älteren, verbummelten Studenten. 2. einen
sprachlich). alten Mann, alten Herrn; Veteran.
Vgl.: Bemooster (Soldatenjargon), bemooster Bur-
beknackter Typ sche, Mooshaupt (alle veraltend).
(gehört zu der Wendung „einen Knacks ha-
ben“ = krank, geisteskrank sein) besonders
Bengel
jugendsprachlich abfällig fiir einen be-
schränkten, arg dummen oder unangenehmen (aus mittelhochdeutsch „bengel" = Stock,
(jungen) Mann. Knüppel) leicht abwertendfiir einen ungezo-
Vgl.: Beknackter (dümmlich), —> Typ. genen fungen, frechen Burschen; auch als Ko-
sewort. In Richard Dehmels (1863 - 1920)
Belami WIEGENLIED FÜR MEINEN JUNGEN heißt es:
(geht zurück auf die Titelgestalt des Ro- „Bengel, Bengel, brülle nicht,
mans Be l Am i von Guy de Maupassant aus du verdammter Strampelwicht!“
dem Jahr 1885 und wurde allgemein be- Vgl.: Bengelchen, Bengelschaft (Bande Jugendli-
kannt durch den gleichnamigen Film von cher), —> Engel mit einem B davor, Hausbengel
Willi Forst, 1939, und vor allem durch (nur zu Hause frech), -> Lausebengel, Rotzben-
Theo Mackebens Schlager aus diesem Film gel, —» Saubengel, —> Zierbengel.
„Du hast Glück bei den Frau’n, Bel ami“)
leicht spöttisch, auch geringschätzigfiir einen Benzer (Benze)
Frauenlieb Ung. (aus mundartlich „benzen“; fußt vielleicht
auf lateinisch „benedicere“ = lobpreisen,
beleidigte Leberwurst segnen) in Österreich und Bayern fiir einen
(nach der Redensart „die beleidigte/ge- Menschen, derbenzt, der aufdringlich bettelt,
kränktc Leberwurst spielen“; bezieht sich nörgelt, drängt.

42
Benzinkutscher Krieger im Bärenfell) meist abfällig fiir ei-
(nach dem Muster von „Pferdekutscher“ nen tobenden, äußerst wütenden, sich wild
gebildet) scherzhaft-spöttisch, auch als Be- gebärdenden Mann.
ruftschelte für einen Autofahrer.
Vgl.: Benzinhengst, Benzinkuli (selten: auch fiir ei- Berufs-
nen Tankwart), Benzinritter (selten), Benzinstin- (eigentlich jemand, der eine bestimmte Tä-
ker, Luftkutscher. tigkeit als Beruf ausübt, zum Beruf ge-
macht hat) abwertend fiir eine Person, die
Berber das im Grundwort genannte Tadelnswerte
(nach dem nordwestafrikanischen Volk, oder Verwerflichefortwährend oder gegen Be-
das teilweise ein Nomadenleben führte) zahlung tut. Für den s pie g e l (Januar 1994)
meist abschätzig für einen Nichtseßhaften, war der Literaturkritiker Marcel Reich-Ra-
Obdachlosen, Landstreicher. nicki ein „Berufsprovokateur“, und die
CDU/CSU im Deutschen Bundestag be-
-berger stand für Herbert Wehner (SPD) aus „Be-
(gedacht als Einwohner fiktiver Ortsna- rufsrandalierern“. Weitere Blüten aus den
men auf „-berg“) salopp abwertendfiir Men- Protokollen des Bundestages sind: Berufs-
schen mit einer bestimmten negativen denunziant, Berufssozialist, Berufsvertu-
Eigenschaft. scher. Interessant und spannungsgeladen
Vgl.; —> Drückeberger, —> Freiberger, Geschaftel-
ist die Gelegenheitsbildung „Berufsarbeits-
berger (geschäftig, vorwitzig), Greifenberger (Ta-
schendieb), Ölberger (schläfrig), Plattenberger loser“.
(glatzköpfig), —» Schlauberger, Süßenberger. Vgl.: Berufscasanova (Heiratsschwindler), Berufs-
flittchen (Prostituierte), Berufegammler (Arbeits-
scheuer), Berufsintrigant, Berufskiller, Berufs-
Bergfex nörgler, Berufspessimist, Berufsschnorrer, Berufs-
ein vorwiegend oberdeutsches Spottwort fiir sohn (fauler Sohn reicher Eltern), Berufsspieler,
einen leidenschaftlichen Bergsteiger oder Berufszigeuner (beruflich viel unterwegs), Berufs-
Bergwanderer. zocker, gewerbsmäßiger...
Vgl.: Atpenfex, —» Fex.
Berufsjugendlicher
Berliner Pflanze i. scherzhaft-spöttisch fiir einen Funktionär
halb abschätzig, halb anerkennendfiir einen in der Jugendarbeit, insbesondere in der FD]
waschechten, schlagfertigen (vorlauten) Berli- (Freie Deutsche Jugend) der’ DDR. 2. spöt-
ner; oft zu Mädchen undjungen Frauen ge- tisch-ironisch für einen Mann, der, wie viele
sagt. Dem „Preußischen Armeemarsch 113" bekannte Popsänger oder Filmschauspieler,
war als Text unterlegt: trotz fortgeschrittenen Alters an einem ju-
„Denkste denn, du Berliner Pflanze, gendlichen Image festhält. Die Filmschau-
denkste denn, ick liebe dir, spielerin und TV-Serienheldin Uschi Glas
weil ick mit dir tanze.“ wurde im s pie g e l (Februar 1995) als
Vgl.: Pflanze. „Ewigjugendliche“ bezeichnet.

Berolina Berufsrevolutionär
(eigentlich eine Frauengestalt als Sinnbild ofi abschätzigfürjemanden, der seine revolu-
Berlins; nach dem neulateinischen Namen tionäre Tätigkeit fast wie einen Beruf be-
der Stadt) ein vorwiegend berlinisches mildes treibt.
Spottwort fiir eine sehr stattliche, beleibte
Frau. Berufsverbrecher
Vgl.: Bärenlina (Verballhornung). jemand, der fortgesetzt Verbrechen begeht,
seinen Lebensunterhalt damit bestreitet; auch
Berserker als eine Art Steigerung von „ Verbrecher“ ver-
(ursprünglich ein „berserkerhafter“ Krieger wendet. Einen Richter als „Berufsverbre-
in altnordischen Sagen; wörtlich: Bärenfell, cher“ zu beschimpfen, brachte einen

43
temperamentvollen Zeitgenossen für fünf Vgl..- Beserl (österreichisch: leichtes Mädchen),
Dienstbesen (Hausangestellte), —> Donnerbesen,
Monate hinter Gitter (z e it , Dezember
-> Dorfbesen, Drahtbesen (zänkisch), Fegbesen
*993) • (wildes Mädchen), Gassenbesen (hessisch: Herum-
Vgl.: —> Verbrecher, —» -Verbrecher. treiberin), Hausbesen (Ehefrau), Hexenbesen (sel-
ten: böse), Hölienbesen (böse), Saubesen,
Besatzer Schandbesen (selten: böse), Scheißbesen, Zottelbe-
abwertend fiir einen Angehörigen einer Be- sen (mit wirrem Haar).
satzungsmacht.
Besen binder
Beschäler (eigentlich eine Berufsbezeichnung für ei-
(eigentlich ein Zuchthengst; zu „beschä- nen Hersteller von Besen) landschaftliches
len“ = decken, begatten bei Pferden und Schimpfwort fiir einen (unverschämten)
Eseln) vulgär fiir einen Beischläfer, Sexual- Mann.
partner.
Vgl.: Bezirksbeschäler (Hurenbock, Casanova), Besenstiel
Hilfsbeschäler (selten: Hausfreund). abschätzigfiir eine große, hagere Person.
Vgl.: Besenstange (selten).
Bescheißet
derbes Schimpfwort für jemanden, der be- Besitzbürger
trügt, andere übervorteilt, besonders beim geringschätzig fiir einen wohlhabenden Bür-
Spiel. ger (der aus seinem Besitz besondere Rechte
Vgl.: Beschisser (Variante), Leucebescheißer. fiir sich ableitet).
Vgl.: —> Bürger.
Beschöniger
seltene Bezeichnungfiir einen Menschen, der Besoffener
etwas beschönigt, schönfarbt, Dinge günstiger (zu „sich besaufen“ = sich betrinken) salopp
darstellt, als sie sind. abwertendfiir einen total Betrunkenen.
Vgl.: besoffenes Schwein, Stinkbesoffener, Stock-
besoffener.
Beschwichtiger
ofi abwertend fiir jemanden, der abwiegelt, Besoffski
andere beruhigt, berechtigte Bedenken zer-
(mit russischer Endung, wohl im Hinblick
streut oder Beschwichtigungspolitik betreibt.
auf die sprichwörtliche Trinkfreudigkeit
Vgl.: Beschwichtigungsapostel.
der Russen) abfälligfiir einen Betrunkenen,
Trunksüchtigen.
Besen
Vgl.: Besuffski (Variante), -» -inski, Volljesoffski
(vom Werkzeug der Hausfrau auf die Per- (selten).
son übertragen; wohl unter Einwirkung
der Vorstellung einer auf dem Besen reiten- Besserwessi
den Hexe; bereits irn 16. Jahrhundert in der (aus „Besserwisser“ und „Wessi“ gebildet,
Form „Hausbäsem“ als Scheltwort ge- mit jugendsprachlicher i-Endung) abschät-
braucht) I. Schimpfiuort fiir eine zänkische, zig fiir einen in bezug auf die Ostdeutschen
kratzbürstige Frau. 2. abfälligfür eine Prosti- (vermeintlich) arroganten, besserwisserischen
tuierte, liederliche Frau, ein leichtes Mäd- Westdeutschen. Die geglückte Wortbildung
chen. Im alten deutschen Recht war das wurde 1991 zum „Wort des Jahres“ gekürt.
sogenannte Besen tragen eine Strafe für Wenig Chancen sich zu behaupten, hat da-
zänkische, schimpfende Weiber. Die gegen die Revanche-Bildung „Besser-Os-
Gleichsetzung von Frau und Besen ist üb- si“, die der s pr a c h d ie n s t 1994 vorstellte.
rigens nicht auf unsere Kultur beschränkt. Der s pie g e l (Mai 1995) hat unter den Exil-
Im Japanischen wird das traditionelle Wort kubanern in Miami gar „karibische Besser-
für Frau, „Fujin“, mit demselben Schrift- wessis“ ausgemacht.
zeichen geschrieben wie „Besen“. Vgl.: —> Wessi.

44
Besserwisser Betriebsnudel
abfällig für einen Menschen, der glaubt, alles spöttisch-abschätzig fiir eine umtriebige, in
besser zu zoissen und uns aufdringlich belehrt. aufdringlicher Weise aktive und unterhaltsa-
Im August 1995 outete sich Marcel Reich- me (weibliche) Person.
Ranicki endlich als „professionellen Besser- Vgl.: —> Nudel, —) -nudel.
wisser“.
Vgl.: Allesbesserwisser, -4 Alleswisser. Betriebsunfall
(eigentlich ein Arbeitsunfall) spöttisch-ab-
Besteck schätzigfür ein ungewolltes Kind.
Schimpfwortfür eine (weibliche) Person: ein
faules, langes, dämliches Besteck; seltener als betrogener Betrüger
kollektive Schelte. (geht auf die sogenannte Ringparabel in
Lessings n a t h a n d e r w e is e von 1779 zu-
Bestie rück, wo es am Ende heißt: „Oh, so seid ihr
(aus lateinisch „bestia“ « wildes Tier) roher, alle drei / Betrogene Betrüger!“) bildungs-
grausamer Mensch, Unmensch. „... man sprachlich abwertend fiir einen Menschen,
wird dich schon kriegen, du vermaledeite der bei dem Versuch, andere zu betrügen,
Bestie!“ (Johann Martin Miller 1776 in selbst das Betrugsopfer wird. „Heute ein Be-
s ie g w a r t ). trüger, morgen ein Betrogener“, lautet ein
Vgl.: Arbeitsbestie (arbeitswütig), —> Biest, —» Sprichwort.
blonde Bestie, -4 Intelligenzbestie, Mordbestie,
Sexbestie (Lieblingswort der Boulevard presse). Betrüger
Schimpfwortfiir einen Menschen, der andere
Bestie in Menschengestalt täuscht, hintergeht, vor allem um sich zu be-
verächtliche pathetische Bezeichnung fiir ei- reichern. Die sehr allgemeine Bezeichnung
nen rohen, äußerst grausamen Menschen. wird meistens in entsprechenden Wortver-
Die Fügung ist auch Bestandteil von Peter bindungen verdeutlicht. „Bauern, Bonzen
Handkes Pu b l ik u m s b e s c h im pf u n g und und Betrüger“, so überschrieb die f r a n k -
Titel einer CD der deutschen Popgruppe f u r t er a l l g e m e in e z e it u n g (Januar
„Die Arzte“. 1995) mit Anspielung auf Hans Falladas be-
rühmten Romantitel b a u e r n , b o n z e n
Betbruder u n d b o m b e n (1931) einen Bericht über die

abfällig fiir einen scheinheiligen, frömmeln- neuen Zustände in der ostdeutschen Land-
den Mann. wirtschaft.
Vgl.: Betschwester, -4 Bruder, -4 -bruder. Vgl.: Asylbetrüger, Erzbetrüger, —> Leutebetrüger,
Sozialbetrüger (bezieht zu Unrecht Sozialleistun-
gen), Steuer betrüget, Volksbetrüger (selten),
Betonfraktion Wahlbetrüger.
abfällig fiir eine dogmatische Fraktion in ei-
ner politischen Gruppierung. Betschwester
Vgl.: Betonriege (besonders DDR). abfällig fiir eine frömmelnde, scheinheilige
Frau. Ein Sprichwort prophezeit: „Junge
Betonkopf Hure, alte Betschwester!“
abfällig für einen starrsinnigen, vor allem in Vgl.: —» Betbruder, Bettschwester (Anspielung auf
politischer Hinsicht völlig unbeweglichen, das Bett der Prostituierten).
unbelehrbaren Menschen. Für den streitba-
ren Würzburger Wirtschafrsprofessor Bettbrunzer
Wenger ist der Aufsichcsrat von Veba ein (zu landschaftlich derb „brunzen“ = urinie-
„Kartell der Betonköpfe“. ren) verächtlich für 1. einen Bettnässer. 2. ei-
Vgl.: Betonschädel (selten), -4 -köpf (-kopp), Ze- nen unreifen, läppischen oderfeigen Kerl.
mentkopf. Vgl.: -4 Brunzer.

45
Bettel- Bettelmensch, das
ei! „betteln“, einer Iterativbildung zu „bit- vor allem süddeutsch fiir eine (aufdringliche)
ten“, also eigentlich = wiederholt bitten) ge- Bettlerin oder eine Frau, die so schäbig aus-
ringschätzige oder verächtliche Bezeichnungen sieht wie eine Bettlerin.
fiir Bettler, aufdringlich bittende Menschen Vgl.: Betrelliese, Bettelsara (fränkisch), Betteltrine
oder arme, armselige Leute. Die Bettler waren (selten), -> Bettelweib, -> Mensch.
in früherer Zeit ein äußerst beliebtes Ziel
verbaler Attacken. Das d e u t s c h e s c h im pf - Bettelpack
w ö r t e r b u c h von 1839 nennt allein 22
verächtlich für Bettler, bettelnde Leute oder
Schimpfwörter mit „Bettel-“. Im folgenden armselige, schäbig gekleidete Menschen.
Vgl.: Bettelbagage, Bettelchores (Bettlergesindel),
volkstümlichen Vierzeiler aus Bayern ist
Betcelgesindel, -» Bettlergesindel, Bettlerpack
eine junge Bettlerin angesprochen. Die er-
(Variante), -» Pack, —> -pack.
sten beiden Zeilen reimen sich im Dialekt:
„Du Lumpenmensch, du Bettelfotz,
Bettelsack
du hast ein’ Rock, der ist zu kurz,
(eigentich ein Sack als Behälter für Erbet-
und auf die Stiefel hast ka Sohl’n,
teltes) abwertend fiir 1. einen Bettler oder
der Teufel soll di hol’n.“
bettelnden Menschen. 2. ein aufdringlich um
Vgl.: Bettelchores (Bettlergesindel), Bcttelfechter
(selten), Bettel junge, Bettelkind, Bcttelkönig, Bet- etwas bittendes Kind. Der Schwabe sagt da-
tellicse, Bettelloch (selten), Bettelmusikant, Bettel- zu: „Dr Bettclsack secht nia: I han gnuag.“
pfaffe, Bettel tri ne, Bettler-. Vgl.: —> Sack, —> -sack.

Bettelbruder Bettelvogt
abschätzig fiir einen (aufdringlich) betteln- (früher ein niederer Polizeibeamter, der
den Mann, Bettler. unbefugtes Betteln zu unterbinden hatte)
Vgl.: —> Bruder, -b rüder. ein aufdringlich bittender, bettelnder
Mensch.
Bettelbube
veraltet, noch landschaftlich für einen bet- Bettelvolk
telnden Jungen oder einen, der schäbig geklei- abschätzigfiir Bettler, bettelnde Leute.
det ist und armselig wie ein Bettler aussieht. Vgl.: —> Bettelleute, —> Bettelpack, —» Bettlerge-
Vgl.: Betceljunge, Bube (Bub). sindel, Betdervolk (seltene Variante), -» Volk, ->
-volk.
Bettelfurst
veraltete abschätzige Bezeichnung fiir einen Bettelweib
armen, verarmten, heruntergekommenen veraltet abschätzig für 1. eine Bettlerin. 2.
Fürsten. eine ständig bettelnde, bittende oder sich et-
Vgl.: Bettelkönig, -fürst. was borgende Frau.
Vgl.: —> Weib, —> -weib.
Bettelgesindel = Bectlergesindel
Berthäschen (Betthase)
Bettelleute (der Hase als Kuscheiner) salopp, auch ab-
(auch Mehrzahl von „Bettelmann“) veraltet schätzig für eine beischlafwillige, reizvolle,
fiir Bettler, bettelnde oder armselige, mittello- angenehm unkompliziertejunge Frau, an der
se Leute. der Partner ansonsten kein Interesse hat.
Vgl.: Bettblümchen (selten), Bettmäuschen, Bett-
Bettelmann mieze, Bettschwester, Bettwärmer mit Ohren,
veraltet für einen Bettler oder einen armen, Häschen, —> Hase.
verarmten, armseligen Mann. „Wer zuviel
kann, wird Bettelmann“, behauptet ein Betthupferl
Sprichwort. (eigentlich Süßigkeiten o.ä., die man Kin-
Vgl.: —> -mann. dern beim Zubettgehen gibt, damit sie ger-

46
ne ins Bett „hüpfen“) salopp, auch abschätzig Bettwanze
für eine reizvollejunge Frau, die nur als kurz- (eigentlich die bekannte blutsaugende
fristige Sexualpartnerin von Interesse ist. Hauswanze) abschätzigfür einen Menschen,
Vgl.: Betthupfer (auch männlich). der nicht aus dem Bett kommt, Langschläfer.
Vgl.: —> Wanze.
Bettler
i. oft abwertendfür einen Menschen, der um Beutedeutscher
Almosen bittet. 2. verächtlich fiir jemanden, ab wertendfür Angehörige anderer, vor allem
der unterwürfig, fortwährend um etwas bittet. osteuropäischer Staaten, die während der na-
3. seltener abfälligfür eine ärmliche, armselige, tionalsozialistischen Herrschaft ab Deutsche
schäbig gekleidete Person. Nach Ambrose anerkannt bzw. umdefiniert wurden und ab
Bierce ist ein Bettler „jemand, der sich auf 1938 „heim ins Reich* sollten. Nach 1945
die Hilfe seiner Freunde verlassen hat“. wurde die Bezeichnung auch für Heimat-
Vgl.: —> Bettel-, -1er.
vertriebene und für jene Ingenieure und
Wissenschaftler, die ins Ausland geholt,
Bettlergesindel also „erbeutet“ wurden, verwendet.
verächtlich fiir die Gesamtheit der —> Bettler
oder eine Gruppe von Bettlern.
Beutegermane
Vgl.: Bettelbagage, Bettelchores, Bettelgesindel
(Variante), —> Bettelpack, Bettlerpack, —> Gesin- scherzhaft-spöttisch, auch abschätzig für ei-
del, —> -gesindel. nen —> Beutedeutschen.

Bettnässer Beutel
(eigentlich jemand, der im Schlaf unge- (eigentlich eine Bezeichnung für den Ho-
wollt uriniert) seltene abfällige Bezeichnung densack und von daher auf den Mann
fiir einen Neuling, Grünschnabel, unreifen übertragen) oberdeutsches derbes Schimpf-
Mann. wort für einen dummen, läppischen Kerl;
meist in Zusammensetzungen verwendet. „A
Bettpisser so a Beidl!“ heißt es in d ie l e t z t e n t a g e
abfälligfiir 1. einen Bettnässer. 2. eine unrei- d e r Me n s c h h e it (1922) von Karl Kraus.
fe, unsympathische, gemeine (männliche) Vgl.: alter Beutel (alter Mann), Beuteltier (selten:
Person. 3. einen Feigling. Mann).
Vgl.: —> Pisser.
-beutel
Bettscheißer teils derbe Schimpfwörter, vorwiegend für
1. Scheltwortfür ein kleines Kind, das ins Bett Männer.
macht. 2. derb abwertendfür einen Feigling. Vgl.: -büdel (norddeutsch), —» Dummbeutel
Vgl.: Bettschisser (Variante), —> Scheißer. (Dummbüdel), Dumpfbeutel, Fegbeutel (schwä-
bisch), Hundsbeutel, —> Hurenbeutel, Kamille-
beutel (hessisch: einfältig), —» Lügenbeutel,
Bettschoner
Renommierbeutel, Rindsbeutel (dumm), Sau-
(der Betreffende schont auf diese Weise beutel, —> Schafbeutel, Schmarrbeutel (fränkisch:
sein Bett) scherzhaft-spöttisch, selten abwer- geschwätzig), Schmusbeutei (Schmeichler),
tendfiir einen Nachtschwärmer. Seichbeutel, —> Spruchbeutel, —> Stierbeutel, —»
Windbeutel, Zornbeutel.
Bettseicher
(zu mundartlich derb „seichen“ = urinie- Beutelschneider
ren) landschaftliches Schimpfwort für 1. ei- (ursprünglich ein Dieb, der seinen Opfern
nen Bettnässer. 2. eine unreife, unsympa- den Geldbeutel vom Gürtel abschneidet)
thische, gemeine (männliche) Person. 3. einen Schimpfwortfiir einen 1. Wucherer, betrüge-
Feigling. rischen Geschäftsmann. 2. Dieb, Taschendieb.
Vgl.: —> Seicher. Vgl.: Beutelfeger, Beutelmarder (beides veraltet).

47
Bewegungsmuffel mann“ nannte, hatte man ihm die Hölle
leicht ab wertendfiir einen Menschen, der sich heißgemacht.
zu wenig bewegt und dadurch ungesund lebt. Vgl.: Biederleute (seltene Mehrzahl), —> -mann.
„Bewegungsmuffeln droht Infarkt“, warnte
die f r a n k f u r t e r Ru n d s c h a u (Dezember Biedermeier
1993) ihre Leser. (zuerst 1846 in einem Gedicht von Ludwig
Vgl.: —> Muffel, —» -muffel, —> Sportmuffel. Pfau mit dem Titel „Herr Biedermeier.
Mitglied der besitzenden und gebildeten
Bezirks trottel Klasse“) veraltet fiir einen biederen, klein-
(eine Art Steigerung: der offizielle oder bürgerlichen, einfältigen Menschen.
oberste Trottel des Bezirks) Schimpfwort Vgl.: -»-meier.
fiir einen ganz besonders trotteligen Men-
schen. Bierarsch
Vgl.: —> Dorftrottel, —> Trottel, —> -trottel. derb abiuertendfiir einen Menschen mit ei-
nemfeisten, breiten Gesäß (das er vom reich-
Bibelhengst lichen Biertrinken hat).
spöttisch-abschätzigfiir einen Geistlichen. Vgl.: —» Arsch, —» -arsch.
Vgl.: Bibelhusar (auch Frömmler), —> Hengst, —»
-hengst. Bierbankpolitiker = Stammtischpolitiker

Bibliomane Bierbauch
(zu griechisch „biblion“ - Buch, Schrift) seltene spöttisch-abschätzige Bezeichnungfür
ein krankhafter Büchersammler, Büchernarr. einen Mann mit einem Bierbauch, einem
Vgl.: —> -omane. dicken Bauch (der durchfleißiges Biertrinken
erworben ist).
Bibliophobe
(zu griechisch „phobos“ = Furcht; weiblich: Bierbruder
die Bibliophobe) bildungssprachlich selten oft ab wertend für einen Mann, der (im
für jemanden, der Bücher mißachtet, einen Wirtshaus) oft und viel Bier trinkt; Biersäu-
Bücherfeind. fer.
Vgl.: —> Bruder, —» -brüder, Hopfenbruder.
Biederfrau
ironisch oder abschätzig für eine hausbacke- Bierdimpfei (Bierdümpfel)
ne, brave, treuherzige Frau. (zu „Dimpfel“ = Blutwurst, dicker
Mensch; vielleicht von mittelhochdeutsch
Biedermann „dimpfen“ = dampfen, dämpfen) vorwie-
(auch bekannt in bezug auf den Titel Bie - gend bayrisch abwertendfiir 1. einen gewohn-
d e r ma n n UND DIE BRANDSTIFTER eines heitsmäßigen Biertrinker. 2. einen (bier-
Theaterstücks von Max Frisch, das 1958 ur- trinkenden) Spießer, Stammtischbruder.
aufgefiihrt wurde und das konformistische, Vgl.: Dimpfel (bayrisch: Trottel).
feige Verhalten des satten Bürgers und Ge-
schäftemachers aufzeigt) abschätzig, auch Bierfaß
ironisch für einen rechtschaffenen, treuherzi- spöttisch-abschätzig für einen dicken Mann,
gen und andererseits spießigen, kleinbürgerli- dicken Biertrinker. Dazu ein Schnaderhüp-
chen Menschen. Als im Juli 1995 fel:
Umweltminister Schäfer von der SPD in „Der Michel sitzt meistens
Baden-Württemberg seinen Chef und im Wirtshaus beim Bier
Partner in der großen Koalition, den Mini- und ist ein lebendiges
sterpräsidenten Erwin Teufel (CDU) öf- Bierfäßle schier."
fentlich einen „machtorientierten Bieder- Vgl.: -» Faß, wandelndes Bierfaß, -> Weinfaß.

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Bierleiche Vgl.: -4 Bestie, freches Biest, -4 kleines Biest, sü-
scherzhaft-abiuertendfiir einen durch Bierge- ßes Biest (widerwillig anerkennend).
nuß sinnlos Betrunkenen.
Vgl.: Alkoholleiche, -4 Leiche, —> Schnapsleiche. Bigamist
(zu lateinisch „bi-“ = zwei und griechisch
Bierpanscher „gamein“ = heiraten) jemand, der eine Dop-
i. Berufsschelte für Brauer und Gastwirte. 2. pelehe führt; übertragen auch abwertendfür
abfälligfür einen Wirt, der das Bier panscht, einen Menschen, der neben seiner Ehe ein fe-
verwässert. stes, andauerndes Verhältnis hat; aus der
VgL: -4 Milchpanscher, —> Panscher, —> Wein- Sicht strenggläubiger Katholiken auch eine
panscher. wiederverheiratete geschiedene Person.
Vgl.: —> -ist.
Biersäufer
abfälligfiirjemanden, der sich (oft) mit Bier Bilderstürmer
betrinkt. (ursprünglich ein Gegner und Vernichter
Vgl.: Schnapssäufer, -4 Säufer, Weinsäufer. kirchlicher Kunstwerke, besonders wäh-
rend der Reformation) ofi abschätzigfür ei-
Biertippler nen (übereifrigen Bekämpfer von Tradi-
österreichisch abfällig fiir 1. einen notorischen tionen, besonders im Bereich von Kunst und
Biertrinker (auf einer Saufiour durch ein- Geistesleben. Die w e l t w o c h e (Februar
schlägige Lokale). 2. einen Trinker von Bier- 1994) machte dem Philosophen und Wis-
resten in Wirtshäusern. Von Josef senschaftskritiker Paul Feyerabend ein
Weinheber gibt es ein Gedicht mit dem zweischneidiges Kompliment. Er sei ein
langen Titel „Waast? Net? Verstehst? „brillanter Bilderstürmer“.
(Selbstgespräch eines Biertipplers)“. Vgl.: -4 Stürmer.
Vgl.: -4 -1er, —» Tippler.

Bildungsbürger
Biertischpolitiker = Stammtischpolitiker
meist geringschätzig für einen Bürger, der
sein gesellschaftliches Prestige aus seiner (auf-
Biertischstratege
gesetzten, altbackenen, ungenügenden) klassi-
spöttisch-abschätzigfiir einen Mann, der (am
schen Bildung herleitet. Thomas Manns
Biertisch) mit Vorliebe Kriegsereignisse und
vierbändiges Werk j o s e ph u n d s e in e Br ü -
Fußballspiele besserwisserisch beredet und be-
d e r (1926-1942) sei die „Enzyklopädie des
krittelt.
Bildungsspießers“, merkte Bert Brecht an.
Vgl.: Bierbankstratege, Bierheld, Bierkrieger (sel-
Vgl.: —> Bürger.
ten), Bierphilister (veraltet), Bierstratege, Bier-
tischpolitiker, Biertisch schwätzet, Biertischsieger,
-4 Stammtisch-stratege. Bildungsphilister
(seit Mitte des 19. Jahrhundert, nach 1873
Biest durch Friedrich Nietzsche bekannt gewor-
(aus lateinisch „bestia“ = wildes Tier) den) abfälligfür einen selbstgefälligen, spieß-
Schimpfwort für einen gemeinen, nieder- bürgerlichen Menschen, der auf sein
trächtigen, intriganten Menschen; meist zu angelesenes Bildungsgut außerordentlich stolz
Frauen gesagt: ein gemeines, raffiniertes, ist. Nietzsche, der zuvor schon von „Bil-
elendes, eiskaltes, herrliches Biest. Das Wort dungskosak“ und „Bildungskamel“ gespro-
kann ambivalent oder sogar lobend ver- chen hatte, schrieb 1873: „Der Bildungs-
wendet werden. So sei Vanessa Paradis, philister aber unterscheidet sich von der
eine kleine, magere 22jährige französische allgemeinen Idee der Gattung .Philister*
Sängerin und Schauspielerin, die zur Zeit durch einen Aberglauben: er wähnt selber
von den Medien gehätschelt wird, laut Musensohn und Kulturmensch zu sein.“ In
St e r n (November 1995) „vom Püppchen MICHAEL. EIN DEUTSCHES SCHICKSAL (1929)
zum Biest“ avanciert. vertrat Joseph Goebbels bereits die ver-

49
hängnisvolle Ansicht: „Wir Deutschen Bimbo
denken zu viel. Der Typ des deutschen Bil- (Herkunft unbekannt; vielleicht aus dem
dungsphilisters hat uns den Instinkt für die amerikanischen Slang übernommen, wo es
Politik genommen.“ die Bedeutungen „Nuttchen“ und „Niete“
Vgl.: Bildungsapostel, Bildungsfex, Bildungsham- hat) vorwiegendjugendsprachlichfiir i. einen
ster (beides selten), Bildungshuber, Kulturphili- Farbigen, Schwarzen. 2. jemanden, der min-
ster, —» Philister. derwertige Hilfsdienste leisten muß. In der
ersten Bedeutung ist das Wort typisch für
Bildungsprotz den Jargon der Neonazis.
abfällig für einen Menschen, der mit seiner VgL: Sozialbimbo (Szenesprache: Sozialarbeiter).
Bildung oder Halbbildung prahlt.
Vgl.: Kulturprotz, —> Protz (Protzer), -4 -protz.
Bindestrich-Frau
seltene, dezent spöttische Bezeichnung fiir
Bildungsschuster
jene Doppelnamen-Damen, denen man dies
salopp abwertendfiir einen (schlechten) Leh-
leicht als alberne emanzipatorische Geste aus-
rer, Dozenten o.ä.
legt.
Vgl.: —> Schuster,

Binkel (Blnkerl), der (das)


Bildzeitungs-Leser
(eigentlich = Bündel) in Österreich und
(nach dem Massenblatt „BILD", das für
Bayern ein mildes Schimpfwort fiir eine un-
Revolverjournalismus und sensationsgeile
angenehme (männliche) Person. „A so a Bin-
Aufmachung bekannt ist) spöttisch-abschät-
zigfiir einen Menschen, der seine Informatio- kel, wüll sich da aufbrausnen - was hom
denn Sö fürs Votterland geleistet?“ (Karl
nen und Meinungen aus der „Bildzeitung'
bezieht oder jedenfalls diesen Eindruck Kraus: d ie l e t z t e n t a g e d e r Me n s c h -
h e it , 1918/19). Anders in einem steirischen
macht.
Vgl.: Bild-Leser (Variante), Reader’s-Digest-Leser
Kindervers:
(selten). „I bin a kloans Binkerl
und stell ml ins Winkeri.
billiger Jakob Und weil i nix kann,
(eigentlich ein Verkäufer von Billigwaren so fang i nix an.“
aufJahrmärkten o.ä., der seine Waren laut- Vgl.: Mistbinkel (österreichisch: freches Kind), —»
stark an preist) seltene abschätzige Bezeich- Nervenbinkerl, —> Pinkel, Rotzbinkel, —> Zorn-
nung fiir einen marktschreierischen binkel.
Menschen (der aber nur Minderwertiges zu
bieten hat). Biofuzzi
(zu griechisch „bios“ = Leben; „Bio-“ als
billiges Flittchen Vorsilbe im Sinne von „naturgemäß") ju-
verächtlich fiir eine vulgär aussehende, nutti- gendsprachlich spöttisch und meist gering-
ge, leichtlebigejunge Frau; auch als Verstär- schätzigfiir einen Ökofreak, Naturapostel.
kung von „Flittchen Vgl.: —» Fuzzi, Ökofuzzi.
Vgl.: —> Flittchen.
Birne
Billigheimer (die Birne als weiche, im überreifen Zu-
(scherzhafte Bildung nach der Bezeich- stand „matschige“ Frucht in Form eines
nung für Einwohner eines Ortes auf Kopfes) Schimpfioort fiir einen blöden, läp-
„-heim“) spöttisch-abschätzig fiir eine Per- pischen Menschen. „Birne“ ist auch ein
son, die gerne Billigprodukte kauft; Billigan- Spitzname des deutschen Bundeskanzlers
bieter. Das Wort wird in Hessen oft Helmut Kohl (in erster Linie wegen der
verwendet, wo es sehr viele Ortsnamen auf Kopfform).
„-heim“ gibt. Vgl.: Birnemann (Ruhrgebiet), Matschbirne.

50
Bißgurn Blandine
(wohl zu mundartlich „Gurre“ = Stute, (aus lateinisch „blandiri" - schmeicheln)
schlechte Stute; demnach eigentlich = bis- veraltetfiir eine Schmeichlerin.
sige Stute) in Bayern und Österreich ein
Schimpfwort fiir ein zänkisches, streitsüchti- Blase
ges Weib. (ursprünglich studentensprachlich für eine
Vgl.: —> Gurre.
nichtschlagende Verbindung) Kollektiv-
schelte für eine unangenehme Gruppe von
Bitze (Bisse) Menschen, Gesindel, Bande; oft in der Wen-
(zu „beißen“) norddeutsch fiir eine zänki- dung „die ganze Blase'.
sche, „bissige" Frau.
Vgl.: olle Bisse (berlinisch).
Blasengel
Blackscheißer (Blackschieter) (eigentlich ein Posaunenengel, eine Dar-
stellung eines posauneblasenden Engels
(analog zu „Tintenscheißer“) vorwiegend
mit dicken Backen) landschaftlich spöttisch
norddeutsch abfälligfiir einen Vertreter eines
für einen Menschen mit pausbäckigem Ge-
schreibenden Berufs wie Schriftsteller, Ge-
sicht.
lehrter, Schreiber.
Vgl.: Blasengelgesicht (selten), —> Posaunenengel,
Vgl.: —> Scheißer, —» Schierer, Tincenscheißer.
Pusteengel.

Blader
Blasi
(eigentlich - Aufgeblähter; weibliche
Form: Blade) Österreichisch abschätzigfiir ei- (verkürzt aus dem Heiligennamen „Blasi-
nen dickleibigen Menschen. us“) oberdeutsches seltenes Schimpfwort fiir
einen Gecken, Gauner oder Angeber.
Blaffer (Bläffer)
(von „blaffen" = kläffen, bellen) abschätzig Blasphemist
für einen ivütend schreienden, schimpfenden (aus griechisch „blasphemia“ - Lästerung)
Menschen; ein Großmaul. eine seltene abfällige Bezeichnungfiirjeman-
den, der etwas Heiliges verhöhnt; Gottesläste-
Blag, das rer; in übertragener Verwendung ironischfiir
(wohl umgestellt aus „Balg“; vielleicht be- eine Person, die sich respektlos gegenüber ei-
einflußt von „plagen“; weibliche Form: die ner Autorität verhalten hat.
Blage) abwertendfiir ein kleines, wildes, un- Vgl.: —> -ist.
artiges Kind. „Alle Macht den Blagen!“ ist
ein jugendsprachlicher Slogan. Blaßgesicht
Vgl.: —» Balg, Blagenzuchc (Kinderhorde). oft abschätzig fiir einen Menschen mit blas-
sem Gesicht.
Blagueur Vgl.: Blaßarsch (hessisch, derb), Blaßschnabel
(von französisch „blague“ = Prahlerei, (blasses Kind), Bleichgesicht, -gesicht.
Schwindel) veraltet fiir einen Prahlhans,
Aufschneider. Bläßling
z. veraltet abschätzig fiir einen blassen, blei-
Bläker (Blöker) chen Menschen. 2. geringschätzig fiir einen
(von „bläken“, einer Nebenform von „blö- bläßlichen, farblosen, unscheinbaren Men-
ken“ = Lautäußerung des Schafes; weibli- schen. „Blender oder Bläßling“, so sah die
che Form: Bläke, fränkisch auch: Bläkerin) z e it im Juni 1995 das Kandidatenduell um
landschaftlich fiir i. einen Schreihals, Kra- den Parteivorsitz der FDP zwischen Mölle-
keeler. 2. ein heulendes, schreiendes Klein- mann und Gerhard. Der Bläßling hat sich
kind. übrigens durchgesetzt.
Vgl.: Bläkhals, Bläksau (beides selten). Vgl.: -Iing.
Blaubart (Ritter Blaubart) Blechbuckel
(nach einem französischen Märchen aus (stabreimend zum Arbeitsmaterial) ein vor-
dem 17. Jahrhundert vom Ritter Barbe- wiegend hessischer alter Spottname für den
Bleue, der seine Frauen umbrachte, weil sie Klempner.
ihm nicht gehorchten) ein Frauenmörder, Vgl.: Blecharsch (selten), Blechschuster.

blaue Ameisen Blechkopp (Blechkopf)


(wohl von der blauen Arbeitskleidung ge- (zu „Blech“ = Unsinn, dummes Gerede)
nommen, mit Anspielung auf die große Schimpfwort für einen sehr dummen Men-
Anzahl der Chinesen) ein veralteter gering- schen.
Vgl.: Blechschädel (selten), —> -köpf (-kopp).
schätziger Ausdruckfiir (große Gruppen von)
Chinesen.
Blechschwätzer
abfällig fiir jemanden, der dummes Zeug re-
blauer Engel
det.
(zu „blau“ = betrunken; nach einem der er-
Vgl.: Blechbabbler (hessisch), Blecher, Blechred-
sten deutschen Tonfilme, einer Verfil- ner, Schwätzer.
mung aus dem Jahr 1929 von Heinrich
Manns Roman pr o f e s s o r u n r a t unter Bleiarsch
dem Titel d e r b l a u e e n g e l mit Marlene (nach der Redensart „Blei im Arsch ha-
Dietrich und Emil Jannings) veraltet spöt- ben“) landschaftlich abschätzig fiir /. einen
tisch fiir eine betrunkenejunge Frau. schwerfälligen, phlegmatischen Menschen. 2.
Vgl..- „Engel“.
einen allzu ausdauernden Gast, Hocker.
Vgl.: —> Arsch, —> -arsch, B leih intern (selten).
Blaumacher
(aus „blaumachen“ = kurz für: einen blauen Bleichgesicht
Montag machen) ofi abwertend fiir einen (aus den Abenteuergeschichten bekannt als
Menschen, der ohne triftigen Grundzeitweise Bezeichnung der nordamerikanischen In-
der Arbeitfern bleibt. dianer für Weiße) scherzhaft-spöttisch fiir ei-
Vgl.: Krankmacher (selten), —> -machet. nen blassen, ungebräunten Menschen.
Vgl.: —» Blaßgesicht, Bleichling, Bleichschnabel
Blaustrumpf (schweizerisch), —> -gesicht.
(Lehnübersetzung von englisch „bluestok-
king“, dem Spottnamen für die gebildeten Bleiente (bleierne Ente)
Teilnehmerinnen eines schöngeistigen Zir- (nach der Redensart „schwimmen wie eine
kels in London um 1750, bei dem die Da- Bleiente/bleierne Ente“) Spottbezeichnung
men schließlich in blauen Wollstrümpfen fiir einen Menschen, der nur sehr langsam,
anstatt der üblichen schwarzseidenen er- schlecht oder gar nicht schwimmen kann.
schienen) veraltendfür eine un weiblich wir- Vgl.: Ente.
kende, intellektuelle Frau. Im folgenden
Gedicht von Emanuel Geibel aus dem Jahr Bleifuß
1838 glänzt der Blaustrumpf gleich im dop- (meist in der Wendung „mit Bleifuß fah-
pelten Sinn: ren“ = immerzu Vollgas geben) spöttisch-
„In der Gesellschaft, wo am blanken abschätzig fiir einen Menschen, der viel zu
Teetisch schnellfährt; Autoraser.
Das Wasser brodelt und der Blaustrumpf
glänzt, Blender
Und wo prosaisch bald und bald po- (ursprünglich ein Rennpferd, das besser
etisch aussieht als es läuft) abfälligfiir eine Person,
Des Geists Rakete durch die Luft sich die durch Schein und äußere Vorzüge über ei-
schwänzt,...“ gene Mängel und Fehler hinwegtäuscht. „Ein
Vgl.: Bas-bleu, Blaustrümpflerin (beides veraltet). intellektueller Blender“ sei August Strind-
berg, behauptete Gerhart Hauptmann ein- nannte Friedrich August von Holstein, die
mal. „graue Eminenz“ der deutschen Außenpo-
litik seiner Zeit, eine „Blindschleiche“,
Blendling wohl wegen seiner schlechten Augen.
veraltet fier einen —> Blender. 1783 reimte Vgl.: —> Schleiche.
Karl Leberecht Immermann: „Auch unter
Menschen wird der Blendling hochge- Blitzmerker
schätzt, / Der Würdige zurückgesetzt.“ (zu „blitzschnell, blitzartig“; eigentlich ein
Vgl.: -»ding. Mensch, der sehr schnell begreift) ironisch
fiir einen begriffsstutzigen, langsam denken-
Bleo = Blöo (Bleo) den Menschen.
Vgl.: Altmerker, Blitzspanner, Merker, Schnell-
merker, Spätmerker.
Blinder
(zu „blind“ im Sinne von „dumm, unein-
Blockflöte
sichtig, einfältig“) abwertend fiir einen
salopp abwertend für ein (führendes) Mit-
Menschen, der etwas aus Dummheit oder
glied einer der Blockparteien der DDR. Im
Sturheit nicht erkennt; Dummkopf.
Bundestagswahlkampf 1994 machte die
SPD die Information, 203 „CDU-Block-
blinder Hesse flöten“ säßen in deutschen Parlamenten,
(Herkunft dunkel; ursprünglich wohl ein zum Thema von Wahlplakaten. „Blockflö-
Stammes neckname) altes Scheltwort fiir 1. tist“ (s pie g e l ) ist eine Gelegenheitsbil-
einen geistig kurzsichtigen, beschränkten,
einfiiltigen Menschen. 2. jemanden, der un- Vgl.: Flöte.
aufmerksam ist, viel übersieht. 3. einen Hes-
sen. Blockierer
ofi ab wertendfiirjemanden, der (im Bereich
Blindfisch der Politik) etwas be- oder verhindert, ins
vorwiegend jugendsprachlich für einen Stocken bringt. „Bremser und Blockierer“
Blindgänger, Versager. seien sie, die ungeliebten Koalitionspartner
Vgl.: —> Fisch. von der FDP, stand 1986 im CSU-Blatt
BAYERNKURIER.
Blindgänger Vgl.: linke Blockierer (selten).
(eigentlich ein fehlerhaftes, nicht explodie-
rendes Geschoß) Schimpfwort fiir einen blöde Gans
Versager, untauglichen Menschen; auch fiir (Gänse gelten als dumm, vgl.: englisch „a
einen impotenten oder zeugungsunfähigen silly goose“) Schimpfwortfiir eine (in ärger-
Mann: ein totaler, völliger, absoluter, geisti- licher Weise) dummejunge weibliche Person.
ger Blindgänger. Vgl.: dämliche Gans, doofe Gans, —> dumme
Vgl.: bevölkerungspolitischer Blindgänger (scherz- Gans, Gans.
haft: Junggeselle), pädagogischer Blindgänger (un-
fähiger Lehrer), sozialpolitischer Blindgänger blöde Kuh
(scherzhaft: Junggeselle). (Kühe gelten als dumm und störrisch)
Schimpfwortfiir 1. eine dümmliche weibliche
Blindschleiche Person. 2. eine weibliche Person, über die
(eigentlich ein nicht giftiges, schlangenför- man sich geärgert hat. Nach einer Veröf-
miges Kriechtier, das wegen seiner sehr fentlichung der Zeitschrift a d a c m o t o r -
kleinen Augen für blind gehalten wurde) 1. w el t (Oktober 1994) kostete die
spöttisch fiir einen Menschen, der sehr Beleidigung einer Autofahrerin als „blöde
schlecht sieht; Brillenträger. 2. abfälligfiir ei- Kuh“ vor Gericht lediglich 150 DM und lag
nen hinterlistigen Schmeichler. 3. seltenerfiir damit preislich sehr günstig, während die-
einen Dummkopf; Versager. Bismarck selbe Verbalattacke gegenüber einer Hilfs-

53
polizistin mit 600 DM wesentlich teurer Blödian
kam. (mit lateinischer Endung oder zu „Jan“ -
Vgl.: —> dumme Kuh, —» Kuh, selten blöde Kuh. Johann) ein blöder Kerl, Dummkopf.
Vgl.: Blödianski (slawische Endung, selten), Blö-
Blödel dist, Blödrian (Variante), —> -ian (-jan).
ein oberdeutsches eher mildes Schimpfwort
für einen Dummkopf, TrotteL Blödkopf
ein dümmlicher, blöder Mensch.
Vgl.: —> Dummkopf, -4 -köpf (-kopp).
blöder Hammel = Blödhammel

blöder Hund Blödling


ein blöder, einfältiger Kerl, Dummkopf.
grobe Schelte für einen dummen, unsympa-
Vgl.: -> Dümmling, —> -ling.
thischen oder ungeschickten Menschen.
Vgl.: blöder Affe, Blöhu (jugendsprachliche Ab-
kürzung, wohl veraltet), damischer Hund (bay- Blödmann
risch), dummer Hund, —> Hund. ein blöder Kerl, begriffsstutziger Mensch.
Über den Hollywoodstar Tom Hanks gab
blöder Kerl die Frauenzeitschrift pe t r a 1994 den Kom-
abfällig für einen dummen oder unangeneh- mentar ab: „Ein Blödmann zum Verlie-
men oder ungeschickten, zu seinem eigenen ben“.
Schaden dummen Mann. Vgl.: Blöd man ns Egon (berlinisch), Blödmeier, —>
Vgl.: blöder Heini, dummer Kerl, —> Kerl. -mann.

blöder Sack Blödrian = Blödian


derb abwertendfür eine aufärgerliche Weise
dumme oder unsympathische (männliche) Blöker = Blaker (Blöker)
Person.
Vgl.: doofer Sack, dummer Sack, —> Sack. blonde Bestie
(nach Friedrich Nietzsche, der 1887 in sei-
blödes Volk ner Streitschrift z u r Ge n e a l o g ie d e r m o -
emotional abioertend für eine Gruppe (be- r a l von einer „nach Beute und Sieg lüstern
griffsstutziger, dummer Menschen), über die schweifenden blonden Bestie“ sprach,
man sich geärgert hat. Große Aufregung gab ohne damit allerdings die Deutschen zu
es im Mai 1994 im Hessischen Landtag. meinen) eine seltene emphatische Bezeich-
„Dummes Volk“ soll Ministerpräsident nung fiir einen raubtierhaft grausamen,
Hans Eichel (SPD) dazwischengerufen ha- blonden Menschen.
ben. Er stritt es zwar ab, jedoch zwei Da- Vgl.: —» Bestie, Bestie in Menschengestalt.
men der Opposition haben es ganz genau
gehört. blondes Gift
Vgl.: dummes Volk, -4 Volk. (Gift als etwas Gefährliches) scherzhaft,
auch geringschätzig für eine verführerische
Blödhammel junge Frau mit auffallend blonden, „gift-
(zusammengezogen aus „blöder Hammel“) blonden “ Haaren.
Schimpfwortfür eine blöde (männliche) Per-
son. Blöo (Bleo)
Vgl.: blöder Hammel, -4 Hammel, —> -hammel. (aus rumänisch „bleot“ = albern, tölpelhaft;
beeinflußt von „blöde“) Schimpfwortfür ei-
Blödheini nen einfältigen Kerl; Idiot.
(zusammengezogen aus „blöder Heini“)
Schimpfwort fiir einen dummen, einfältigen Bloßarsch
Mann. (vielleicht mundartlich für „Blasarsch“, zu
Vgl.: blöder Heini, —> Heini, —> -heini. „blasen“ = furzen oder im Sinne von „bloß“

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- nackt, blank) besondersfränkisch und hes- Bluthund
sisch fiir einen armen Schlucker; ungeschick- (eigentlich ein englischer Jagdhund) ein
ten Menschen. Das Wort wird auch als starkes Schimpfwort fiir einen 1. grausamen,
Abweisung auf neugierige Fragen verwen- gewissenlosen, niederträchtigen Menschen. 2.
det. So heißt es etwa auf die Frage „Wer überstrengen, sadistischen Ausbilder, Vorge-
war denn das?“: „Ei, der (Hans) Bloß- setzten o.ä. 3. Wucherer, Ausbeuter. In der
arsch!“ Bibel (Buch Jesus Sirach) heißt es: „Wer
Vgl.: —»Arsch, —> -arsch, —> Nacktarsch. dem Arbeiter seinen Lohn nicht gibt, ist
ein Bluthund.“ Der Satz spielte in der mar-
Blötschkopp xistischen Propaganda eine große Rolle.
an Rhein und Ruhr fiir einen Dummkopf, Man nannte die Kapitalisten „Bluthunde“
Trottel. oder „Bluthunde der Reaktion“. In einem
Vgl.: —»-köpf (-kopp). anonymen Flugblatt-Gedicht aus dem Jahr
1830 stehen die Zeilen:
Blubberkopf (Blubberkopp) „Auch habt mit den Gendarmen,
(zu schallnachahmend „blubbern“ = un- Mit dem Bluthund kein Erbarmen.“
deutlich sprechen; nörgeln) Schimpfiuort Vgl.: —» Hund, -hund.
für einen leicht erregbaren, aufbrausenden
Menschen; seltenerfiir einen Schwätzer. blutiger Anfänger
Vgl.: —> -köpf (-kopp).
(Steigerung von „Anfänger“) abfällige Be-
zeichnung fiir einen völlig unerfahrenen
Bluffer
Menschen, der von einer Sache (noch) nicht
(nach englisch „to bluff’ = prahlen, groß-
das geringste versteht.
tun) oft abschätzig fürjemanden, der andere
Vgl.: —> Anfänger, blutiger Laie.
bewußt irrefuhrt, durch Täuschen überrum-
pelt.
blutiger Laie - blutiger Anfänger
Blumennarr
Blutsauger
(im Gegensatz zur wertneutralen Bezeich-
(meint eigentlich den Vampir) ein skrupel-
nung Blumenfreund) meist abschätzig fiir
loser Ausbeuter, Wucherer.
eine Person, die eine übertriebene Vorliebe
Vgl.: Aussauger, Blutaussauger, Blutsäufer.
für Blumen hat.
Vgl.: —» Narr, —» -narr.
Blutschänder
Biunze (Biunzen), die verächtlich für eine Person, die Blutschande
(eigentlich eine Blutwurst) oberdeutsches begangen hat, dh. Geschlechtsverkehr mit ei-
Schimpfwort fiir eine dicke, plumpe Frau; nem der engsten Blutsverwandten hatte.
Vgl.: —» Schänder, -Schänder.
selten für einen Mann.
Vgl.: —» Blutwurst.
Blut-und-Boden-Dichter
Blutaussauger = Blutsauger seltene abschätzige Bezeichnung fiir einen
Vertreter der Blut-und-Boden-Dichtung, ei-
Blüte ner oft kitschigen, mythologisierenden Aus-
1. ein mehr oder weniger unfähiger Mensch, prägung der Heimat- und Bauemdichtung,
Versager. 2. eine zwielichtige, liederliche Per- die von heiliger Scholle und reiner Rasse
son; verkürzt aus Wörtern wie Sumpfblüte. schwärmte und vor allem unter dem Natio-
Vgl.: Asphaltblüte, —> Sumpfblüte, ulkige Blüte nalsozialismus gedieh.
(Sonderling).
Blutwurst
Blutegel abfällig für eine unförmig dicke (weibliche)
(eigentlich ein blutsaugender Ringelwurm) Person.
selten fiir einen Blutsauger, Schmarotzer. Vgl.: Biunze (Biunzen).

55
Blutzer = Plutzer Böhme (Behm)
(eigentlich ein Einwohner aus dem westli-
Boche chen Tschechien, vor allem ein früherer
(aus gleichbedeutend französisch „boche“; Gastarbeiter aus Böhmen oder Mähren,
weitere Herkunft unklar) Schimpf- und der in Österreich auf dem Bau oder etwa in
Spottwort der Franzosen für die Deutschen. den Ziegelfabriken sein Auskommen hatte)
österreichisch oft abschätzig fiir einen Böh-
men, Tschechen oder überhaupt einen rade-
Bock
brechenden Osteuropäer.
(übertragen vom Schaf- oder Ziegenbock)
Schimpfwort für einen Mann, vor allem für
Bohnenstange
einen sturen oder lüsternen. Wegen seiner
scherzhaft, auch abschätzigfür einen langen,
Affären mit Filmschauspielerinnen und
wegen seines Klumpfußes wurde Joseph dünnen Menschen.
Vgl.; Bohnenscecken (selten), —> Hopfenstange,
Goebbels als „Bock von Babelsberg“ ver-
lange Bohnenstange, —> Stange.
spottet. Babelsberg war Sitz der Ufa.
VgL: —> alter Bock, —> geiler Bock, —» lascher
Bock, —> steifer Bock, —> sturer Bock.
Böhnhase = Bönhase

-bock -bold
(Männervornamen wie Willibald oder
Schimpfwörterfiir eine meist männliche Per-
Theobald nachgebildet; von althoch-
son.
deutsch „bald“ = stolz, kühn) abschätzigfür
Vgl.; —> Geißbock, —> Holzbock, Hornbock, —>
Hurenbock, Klaubock (Ruhrgebiet: kleiner Dieb),
jemanden, der etwas Negatives häufig macht,
Rammelbock, —> Rasselbock, Schneiderbock, dafür bekannt ist. „Bold“ alleine kommt
Schusselbock (schusselig), —> Seichbock, —> Stän- kaum vor. In der witzigen Anmerkung
kerbock, —> Srinkbock, Stumpfbock, Trutzbock „Boide unter sich“ über die wenig witzige
(trotzig), —> Ziegenbock, —> Zottelbock. und wenig erfolgreiche Kabarettsendung
der ARD „Dieter und Hendrike“ meinte
Bodensatz die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
(eigentlich die festen Teilchen einer Flüs- (Oktober 1995) wohl eher eine Art Inbe-
sigkeit, die sich auf dem Boden des Gefäßes griff von Kennzeichnungen wie „Schcrz-
abgesetzt haben) abschätzig für kriminelle, bold“, „Jux-“ oder „Witzbold“. Neu- und
asoziale Elemente einer Gesellschaft, Stadt Gelegenheitsbildungen dieser Machart
o.ä. Die Zeitschrift t ip gebrauchte 1983 das sind nicht selten. So war Thomas Mann für
Wort so: „Herren im kriminellen Boden- den s pie g e l (April 1995) ein „literarischer
satz der Metropole“. Fleißbold“. Hierzu gehören „Streichbold“
für einen Zensor (Küpper) oder auch das
Bohemien Pseudonym, unter dem Friedrich Theodor
(französisch; zu mittellateinisch „bohe- von Vischer 1862 die Parodie f a u s t , d e r
TRAGÖDIE 3. TEIL veröffentlicht hat. Da ist
mus“ - Böhme; Zigeuner) oft geringschätzig
fiir einen leichtlebigen, ungebundenenjungen es: „Deutobold Symbolizetti Allegorio-
Menschen aus dem antibürgerlichen Studen- witsch Mystifizinsky“.
Vgl.: Jammerbold (veraltet), -> Juxbold, Klage-
ten- und Künstlermilieu.
bold (veraltet: Queralant), -> Kobold, Kurzbold
(veraltet: kurzer Mann), ->» Lügenbold, Neidbold
Böhmak (Nietzsche), -» Raufbold, -> Reimbold, -> Sauf-
(„Böhme“ mit tschechischer Endung) in bold, Scheltebold, —> Scherzbold, Schimpf-
Österreich, toeniger in Bayern, geringschätzig bold, Schmähbold, —> Schmückebold,
Schmusebold (selten), Spielbold, -» Streitbold,
fiir einen Menschen, der „böhmakelt“, der Stumpfbold (selten), Traumbold (verträumt),
schlechtes Deutsch mit böhmischem Akzent Trunkenbold, —» Tückebold, —> Tugendbold, —»
spricht. Witzbold, Zierbold.

56
Bölker Bolzer
(aus nord- und westdeutsch „bölken“ = abschätzigfür einen Fußballspieler, der plan-
brüllen; rülpsen; eigentlich das Blöken und los, schlecht, unfair spielt; vereinzelt auch auf
Brüllen von Rindern und Schafen) vorwie- andere Ballspiele übertragen.
gend norddeutsch fiir einen Schreihals, Brül-
ler. Bombe
Vgl.: Bolkhals. seltene abfällige Bezeichnungfiir einen unför-
mig dicken plumpen Menschen; eine üppige,
Bolle vollbusige Frau.
Vgl.: Sexbombe (kaum abwertend), —> Wasser-
(eigentlich eine Knolle, Zwiebel) abschätzig
stoffbombe.
für einen dicklichen oder schmutzigen Men-
schen.
Bomber
Vgl.: Dreckbolle, Mistbolle, —> Krampfbolle.
selten fiir einefette, wuchtige Person.
Vgl.: dicker Bomber.
Bollerkopp
(zu landschaftlich „bollern“ = knallen, pol- Bönhase
tern; schimpfen) nord- und mitteldeutsch (ursprünglich spöttisch für einen Hand-
für einen polternden, jähzornigen Menschen. werker, vor allem einen Schneider, der
Vgl.: —> -köpf (-kopp). ohne Genehmigung der Zunft heimlich
auf dem Dachboden und mehr schlecht als
Bolschewist (Bolschewik) recht sein Gewerbe ausübte; zu „Böhn" =
(zu russisch „bolschinstwo“ = Mehrheit; Dachboden, Bühne) ein norddeutsches
früher ein Angehöriger der Kommunisti- Scheltwortfiir einen schlechten Handwerker,
schen Partei der Sowjetunion) abfällig fiir Pfuscher.
einen Kommunisten. Das Wort war in der Vgl.: —> Hase.
NS-Zeit ein Schimpfwort für fast alle Ar-
ten politischer Gegner des Regimes und Bonhomme
wird oder wurde gelegentlich auch jenseits (aus gleichbedeutend französisch „bon-
aller Politik für einen irgendwie unliebsa- homme“, wörtlich: guter Mensch) bil-
men Menschen verwendet. dungssprachlich veraltet, meist abschätzigfiir
Vgl.: —> -ist, —> Kukurbolschewist, —> Salonbol- einen gutmütigen, etwas einfältigen Men-
schewist. schen; Biedermann.

Bolzen Bonsai
abschätzigfiir eine derbe, unhöfliche Person. (eigentlich ein künstlich wie kunstvoll
klein gehaltener japanischer Zwergbaum)
-bolzen vorwiegend jugendsprachlich spöttisch-ab-
schätzig fiir einen kleingewachsenen Men-
spöttisch oder abschätzig, meist fiir Men- schen. Das Wort ist in dieser Bedeutung
schen, die etwas Negatives in hohem Maße
recht neu und bezieht sich wohl auf den
haben, davor geradezu strotzen. Für den
unter jüngeren Leuten geläufigen kalauern-
streitbaren Spitzenpolitiker der Grünen den Spruch: „Ein Kerl wie ein Baum - sie
Joschka Fischer fand der s pie g e l (März
nannten ihn Bonsai!“ Das kannte offen-
1994) die Bezeichnung „Raufbolzen“.
sichtlich auch der SPD-Abgeordnete Horst
Vgl.; —> Dienstbolzen, Dummbolzen, —> Charme- Ehmke, als ersieh 1989 im Deutschen Bun-
bolzen, Ehebolzen (Ehefrau), Energiebolzen, Fett-
destag über den ausgesprochen kleinen
bolzen, Gefühlsbolzen, —* Intelligenzbolzen,
Kochbolzen (selten: Köchin), Kraftbolzen, Macht- Bundesarbeitsminister Norbert Blüm lu-
bolzen (selten), Mistbolzen (gerissen, übel), Rauf- stig machte: „Ein Mann wie ein Baum - sie
bolzen, —> Temperamentsbolzen. nannten ihn Bonsai!“

57
Bonvivant Böotier
(nach der altgriechischen Landschaft Böo-
(aus französisch „bon vivant“, wörtlich: gut
tien, deren Einwohner vor allem im alten
lebend.) veraltend geringschätzig für einen
Athen als plump und ungebildet galten)
Lebemann, flotten Genießer. Ein „käsesatter
veraltete Schelte fiir einen denkfaulen,
Bonvivant“ sei der TV-Moderator und
schwerfälligen Menschen.
Bestsellersch reiher Ulrich Wickert, stand
1994 im SPIEGEL.
Bordsteinschwalbe
(eine Vogelmetapher, wie oft für leichte,
Bonze „flatterhafte“ Mädchen) abschätzig für eine
(eigentlich ein lamaistischer Mönch, Prie- Prostituierte aufdem Straßenstrich.
ser; aus japanisch „bozu“ = Priester) 1. Vgl.: —> Asphalcschwalbe, Bordschwalbe (gekürzt),
Bordstein biene, Gehsteigschwalbe, —> Schwalbe,
Schimpfiuortfiir einen engstirnigen, arrogan-
Trottoirschwalbe.
ten hohen Funktionär von Parteien, Gewerk-
schaften o.ä. 2. eine häufige, eher diffuse
Börsenhai
Schelte des kleinen Mannes für eine ivohlha-
abfälligfiir eine Person, die sich durch zwie-
bende, einflußreiche Person. „Bonze“ war
lichtige Börsengeschäfte bereichert; auch sa-
ein Kampfwort der Arbeiterbewegung, er-
lopp abwertendfiir einen Börsenmakler.
fuhr dann eine gewisse Belebung durch den
Vgl.: Börsengeier, —» Hai (Haifisch), —> -hai.
Titel des bekannten satirischen Romans
BAUERN. BONZEN UND BOMBEN (1931) VOn
Börsenjobber = Börsenspekulant
Hans Fallada und wurde schließlich vom
Nationalsozialismus als Fahnenwort gegen
Börsenschwindler
die politische Linke aufgegriffen: „rote
abwertendfür eine Person, die unlautere, be-
Bonzen“, „Bonzenkäste“, „Bonzokratie“
trügerische Geschäfte an der Börse betreibt.
usf. Der Volksmund merkt dazu lakonisch Vgl.: Börsenschieber, —> -1er, —» Schwindler.
an: „Bonzen gingen, Bonzen kamen -
Amen!“ Ein inzwischen veraltendes „Bonn- Börsenspekulant
mot“ zur ehemaligen deutschen Bundes- 1. oft geringschätzigfür einen Menschen, der
hauptstadt ist das Wortspiel „Bonnze“.
Kursschwankungen an der Börse (aufriskan-
Vgl.; Bonzenheer (selten), Bonzenpack, Bonzen- te Art und Weise) nutzt oder zu nutzen ver-
schwein, Bonzokrat. sucht. 2. seltene scherzhafte, auch abschätzige
Bezeichnungfür einen Taschendieb. Er spe-
-bonze kuliert auf die Geldbörse.
Vgl.: Aktienspekulanc, Börsenjobber, Börsenritter,
ein —> Bonze einer größeren Organisation, Börsenspieler, Börsenzocker (selten), Börsewicht
Partei, Gewerkschaft, Firma oder einer (selten: Wortspiel zu „Bösewicht“), —> Spekulant,
Branche. Besonders in Zusammensetzun- —> -Spekulant.
gen mit Eigennamen können leicht neue
,,-bonzen“ geschaffen werden: ARD-Bon- Borstentier
ze, CSU-Bonze, Shell-Bonze, Opel-Bonze (eigentlich das Schwein) seltene abschätzige
usw. Bezeichnungfür einen „ borstigen d. h. mür-
Vgl.: Filmbonze, —> Gewerkschaftsbonze, Indu-
rischen, unverträglichen Menschen.
striebonze, —> Nazibonze, —> Oberbonze, —> Par- Vgl: —> Tier, —» -tier.
teibonze, Verlagsbonze.
böse Sieben
(nach der Sieben, der höchsten Karte im
Boofke
Karnöffelspiel, auf der zu Anfang der Teu-
(von preußisch „Bowke“ = Herumtreiber, fel, später ein böses Weib dargestelk war)
weitere Herkunft unklar) besonders berli- veraltendfiir ein böses Weib, eine zänkische,
nisch für einen Dummkopf, Tölpel. streitsüchtige Ehefrau. Eine Schrift von Cy-


riacus Spangenberg aus dem Jahr 1562, in Kind, wenn dich die bösen Buben locken,
der er Papst Pius IV. und sechs andere ka- so folge ihnen auf den Socken!“ Über den
tholische Männer bekämpfte, hieß ganz in kroatischen Tenniscrack Goran Ivanesevic,
diesem Sinne: „Wider die Bösen Siben ins der manchmal erstaunlich schwach spielt,
Teuffels Kan ö Beispiel“. In einem Bilderbo- schrieb der Ta g e s s pie g e l (Februar 1995):
gen aus Neuruppin beschreibt die letzte „Mal Musterknabe, mal böser Bube“.
Strophe eines Gedichts die Segnungen der Vgl.: Bube (Bub).
sogenannten Altweibermühle, in der alte
Frauen wieder jung gemahlen wurden, so- böser Onkel
fern man den alten Fastnachtsscherzen abfällig, oft kindersprachlich, fiir einen
glauben darf: Mann, der sich Kindern unsittlich nähert
„Zank und Hader wird vertrieben, oder sich an ihnen vergeht. Eine deutsche
Und aus jeder bösen Sieben Rockband hat sich den Namen „Böhse
Wird ein sanfter Engel gleich. Onkelz“ zugelegt.
Liebevoll und tugendreich.“ Vgl.: Bonbononkel (selten), falscher Onkel, —>
„guter Onkel“, —> Onkel, süßer Onkel (selten).
böse Zungen
boshafte Menschen, Lästerer. bösere Hälfte
Vgl.: böse Mäuler. (scherzhaft entstellt aus „bessere Hälfte“)
spöttisch, auch geringschätzigfür die (eigene)
Böser Ehefrau; selten aus der Sicht der Fraufiir den
abfälligfür einen bösen, gemeinen Menschen; Ehemann.
auch scherzhaft-schelmisch als gutmütige
Schelte unter Bekannten für einen Schlingel böses Maul
oder Schwerenöter. „Wenn der Böse schläft, (oft im Plural) abfälligfiir einen Menschen,
wiegt ihn der Teufel“, besagt ein Sprich- der über andere gehässig redet, sie verleumdet.
wort, und eine Strophe aus l e n c h e n Vgl.: freches Maul, —» Maul, ungewaschenes Maul
k o m m t a u f s l a n d von Wilhelm Busch (selten für eine Person).
lautet:
„Schweigen will ich von Lokalen, Bösewicht
Wo der Böse nächtlich praßt, (zusammengerückt aus mittelhochdeutsch
Wo im Kreis der Liberalen „boese wiht“) 1. veraltendfiir einen schlech-
Man den Heilgen Vater haßt.“ ten, bösen Menschen; Verbrecher; Sünder. 2.
scherzhaft-spöttisch fiir einen Schlingel,
böser Bube Schelm, ein unartiges Kind: kleiner Böse-
1. abschätzig oder ironischfür denjenigen, der wicht. Die weibliche Form „Bösewichtin“
an allem schuld ist, an allem schuld sein soll; (t a z ) kommt allenfalls gelegentlich vor. In
Buhmann. 2. veraltet oder scherzhaft-iro- Carl Maria von Webers Oper d e r Fr e i -
nisch für einen schlimmen Kerl, Bösewicht. s c h ü t z (1821, Text: Johann Friedrich
Allgemein bekannt sind die „bösen Buben“ Kind) heißt es, als der Teufelsbündner Kas-
aus der Bildergeschichte Dio g e n e s u n d par tödlich getroffen darniedersinkt, recht
DIE BÖSEN BUBEN VON KORINTH (1865) von
Wilhelm Busch, die so endet, wie sie eben „Er war von je ein Bösewicht;
enden mußte: Ihn traf des Himmels Strafgericht!“
„Die bösen Buben von Korinth Ein ähnlich grausames Schicksal hatte Wil-
Sind platt gewalzt, wie Kuchen sind.“ helm Busch seinen Helden m a x u n d m o -
Oft zitiert wird auch der biblische Lehrsatz r it z zugedacht:
(Sprüche Salomos 1,10): „Mein Kind, wenn ,„Her damit!4 Und in den Trichter
dich die bösen Buben locken, so folge Schüttet er die Bösewichter.“
nicht“, wovon es zahlreiche parodistische Heute ist das Wort Bösewicht kaum mehr
Abwandlungen gibt, beispielsweise: „Mein ernsthaft gemeint. So zeigt die Bezeich-

59
nung „greiser Bösewicht“, die der s pie g e l Brabbeler
(Oktober 1993) für den ehemaligen Stasi- (zu lautmalend „brabbeln“ - undeutlich
Chef Erich Mielke wählte, schon die Di- vor sich hin reden) landschaftlich fiir einen
stanzierung. Schwätzer.
Vgl.: böser Finger, böser Wicht, Bösian, —> Erzbö- Vgl.: Brabbelarsch. Brabbelkopp, —> -1er.
sewicht, Gutewicht (selten, scherzhaft-ironisch),
-> Wicht. Bramarbas
(der Name eines Großsprechers in dem an-
Bosnickel (Bosnigl) onymen satirischen Gedicht c a r t e l l d e s
(aus bayrisch „bos" = böse und „Nickel“) in BRAMARBAS a n DON q u ix o t e aus dem Jahr
Bayern und Österreich ein Schimpfwort fiir 1710; vielleicht zu spanisch „bramar‘ =
einen boshaften Menschen. schreien, heulen) bildungssprachlich fiir ei-
Vgl.: Bostnickel (schlesisch: jähzornig), —> Nickel, nen Prahlhans, Auficheider. So klagt bei Au-
—» -nickel. gust von Kotzebue (1804) ein Mädchen:
„Ach, da ist ein Bramarbas gekommen, der
Bosseler (Boßler) soll mein Mann werden.“
besonders hessisch fiirjemanden, der ausdau-
ernd und detailversessen an etwas herumba- Brandleger
stelt (und dabei recht sonderlich wirkt). österreichisch fiir einen —> Brandstifter.
Vg!.: —> -1er.
Brandstifter
Botokude (eigentlich eine Person, die einen Brand
(eigentlich ein Angehöriger eines südost- legt oder fahrlässig verursacht) abfällig fiir
brasilianischen Indianerstammes) bildungs- eine Person, die ah Anstifter, durch Hetze et-
sprachlich ab wertend fiir einen Menschen was Schlimmes herbeifuhrt. Ignaz Bubis, der
mit schlechtem Benehmen. Vorsitzende des Zentralrats der Juden in
Deutschland, bezeichnete 1994 Leute wie
den rechtsextremen Politiker Franz Schön-
Bourgeois
huber als „geistige Brandstifter“.
(französisch: Bürger) 1. bildungssprachlich Vgl.: geistiger Brandstifter, Kriegsbrandstifter.
abschätzig fiir einen wohlhabenden, konser-
vativen, zufriedenen Bürger. 2. ein veralten- Bratkartoffelverhältnis
des politisches Schlagwort zur abfälligen
(meint meistens die Beziehung, nicht die
Bezeichnung eines kleingeistigen, selbstzufrie-
Person) abschätzigfiir die Freundin, Gelieb-
denen, reaktionären Menschen. Für Fried-
te eines Mannes, der das Verhältnis vor allem
rich Engels war klar: „Der Bourgeois
der guten Verpflegung wegen eingeht.
nimmt dem Proletarier sein Geld.“
Vgl.: Stullen Verhältnis (ältere Bezeichnung).
Vgl.: —> Bürger, Großbourgeois (selten).

Braunhemden
Bowe! = Pofel
(meist in der Mehrzahl; nach den braunen
Uniformhemden) oft abwertend fiir (uni-
Boykotteur formierte) Angehörige einer nationalsoziali-
(nach dem englischen Hauptmann und stischen Organisation, besonders der SA.
Gutsverwalter Ch. C. Boycott, über den Vgl.: braune Kameraden (selten), Schwarzhemden
1880 die irische Landliga einen Bann ver- (Faschisten, besonders in Italien).
hängte, so daß niemand mehr für ihn ar-
beitete oder mit ihm verkehrte) oft Brausekopf
geringschätzigfür einen Menschen, der etwas Schimpfwortfiir einen aufbrausenden, hitzi-
oder jemanden boykottiert, also verhindert, gen Menschen.
behindert oder meidet. Vgl.: —> -köpf (-kopp).

60
Bräuterich Brett
(Wörtern wie Enterich nachgebildet) selte- spöttisch, auch abschätzig fiir eine magere,
ne scherzhaft-spöttische Bezeichnung ftir ei- fiachbrüstige Frau, ein dünnes Mädchen.
nen Bräutigam. Vgl.: Brett mit Warzen (jugendsprachlich), -» Bü-
Vgl.: -»-erich (-rieh). gelbrett, —> Plättbrett (mit zwei Erbsen).

Brechmittel Brettldiva
(eigentlich ein Arzneimittel, das Erbrechen (zu „Brettl“ = Kleinkunstbühne, Kabarett)
herbeiführt) verächtlich für einen als wider- spöttisch, auch geringschätzigfür eine Varie-
lich empfundenen, äußerst unsympathischen tesängerin, eine wenig erfolgreiche Bühnen-
Menschen. künstlerin.
Vgl.: —> Diva.
Breimaul
landschaftliches Schimpfwort fiir i. einen Breze (Brezel)
breit und undeutlich sprechenden Menschen. landschaftlich seltenfiir eine aufgetakelte, alt-
2. einen dummen Schwätzer. jüngferliche Frau oder einen Fiesling.
Vgl.: —> -maul. Vgl.: fieser Brezel (rheinisch).

Breitarsch Brillenaffe
derb ab wertend für einen sehr dicken Men- abfällig für einen (eitlen, „affigen“) Brillen-
schen (mit einem besonders breiten Gesäß); träger.
gelegentlich übertragen verwendet fiir einen Vgl: —> Affe, Brillaffe (Wortspiel zu „Brüllaffe“),
anmaßenden Menschen, der „sich breit Brillenhannes (hessisch), Brillenhengst.
macht“.
Vgl.: —> Arsch, -arsch. Brillenglotzer
abfälligfür einen Brillenträger, besonders fiir
breite Masse einen miteinerstarken oder ansonsten auffäl-
meist geringschätzig fiir einen großen Teil der ligen Brille.
Bevölkerung, vor allem der unteren Schich- Vgl.: —> Glotzer.
ten; eine namenlose, anonyme Masse von
Menschen. Brillenschlange
Vgl.; graue Masse, —> Masse, Masse Mensch. (eigentlich eine in Afrika und Asien heimi-
sche Giftschlange, die bei Erregung im
Breitmaul Nacken eine brillenförmige Zeichnung er-
grobes Schimpfwortfür i. eine Person mit ei- kennen läßt) scherz- und boshaft fiir eine
nem breiten Mund. 2. einen Schreihals, (weibliche) Person, die eine Brille trägt. Das
Prahler. Wort wurde schon von Jean Paul in dieser
Vgl.: —» Großmaul, -» -maul. Bedeutung verwendet.
Vgl.: Brillenmensch, —> Schlange.
Bremser
abschätzigfür einen Menschen, der etwas be- Brocken
hindert, stört, verzögert. meist abschätzig für einen dicken, massigen,
Vgl.: —> Hilfsbremser, —> Leichenwagen bremset, schwerfälligen Menschen: ein harter, fetter,
Reitschulbremser (selten: Gelegenheitsarbeiter), feister, großer, gesunder Brocken.
—> Schiffschaukelbremser, Schlußbremser Vgl.: Brocken Mannsbild (oft auch anerkennend),
(S chlech tes ter, Kl assenschlech tester). —» dicker Brocken, —> Kotzbrocken, schwerer
Brocken, zäher Brocken (kaum abwertend).
Bremsklotz
abfälligfiir eine Person, die etwas behindert, Brodler
stört, verhindert. (zu oberdeutsch „brodeln“ = trödeln, Zeit
Vgl.: —> Klotz. verschwenden) in Österreich fiir jemanden,

61
der langsam, unbeholfen ist, viel Zeit vertut; warmer Bruder, windiger Bruder (zwielichtig, un-
seltenerfür einen Schwätzer. zuverlässig).
Vgl.: —> -1er.
-Bruder
Brötchengeber alte und teilweise veraltende Schimpfwörter
(Verniedlichung von „Brotgeber“ = Arbeit- fiir Männer mit bestimmten Fehlem, Män-
geber) scherzhaft--spöttisch für einen Arbeit- geln, Unsitten o.ä. Einen deutlichen
geber, anspielend aufdie geringe Entlohn ung. Schwerpunkt bilden die Säufer.
Vgl.: —» Bacchusbruder, —> Betbruder, —> Bettel-
IS tuder, -> Bierbrüder, Branntweinbrüder, —> Dal-
Brotfresser lesbruder, -> Fechtbruder, Freßbruder,
(Verballhornung durch scherzhafte Umbil- Galgenbruder, Gammelbruder, —» Häfenbrü-
dung von „Professor“) Berufsspott oder salop- der, —» Hallelujabruder, Haschbruder, Heulbru-
per Schiilerscherz für einen Gymnasiallehrer, der, Hopfenbruder (Biersäufer), Jabruder,
Professor. Schon bei Grimmelshausen steht Juxbruder, Kittchenbrüder (selten), Klamaukbru-
„Brodfression“ für „Profession“. der, KJatschb rüder, -> Klaubruder, -> Knastbru-
der, —> Kneipbruder, —> Krampfbruder, —>
Vgl.: —> Fresser, —> -fresser.
Krawallbruder, —» Marmeladebruder, Marodebru-
der (veraltet: Plünderer), —> Pennbruder, —> Pi-
Bruchpilot chelbruder, —» Plattenbruder, —> Radaubruder, —>
(bekannt geworden durch den Spielfilm Saufbruder, —» Schluckbruder, Schmalzbruder
von 1941QUAX, d e r b r u c h pil o t ) i . abwer- (rührselig; Schmeichler), —» Schnapsbruder,
tendfiir einen Piloten, der mit seinem Flug- Schnorrbruder, —> Sektenbruder, —> Sonnenbru-
zeug eine Bruchlandung hatte. 2. spöttisch- der, —> Spinnbruder, —» Stammtischbruder, —>
Stempelbruder, Strampelbrüder (Radfahrer), Su-
abschätzig für einen Menschen, der geschei-
sannenbruder (veraltet: alter Lüstling), —> Tippel-
tert ist, einen Unfall hatte. Der FDP-Abge- bruder, -» Trinkbruder, —> Uzbruder, —>
ordnete Rainer Brüderle sprach 1988 über Walzbruder, Wermutbruder, Wichsbruder,
Franz Josef Strauß, der eine Bruchlandung Wirts!iausbrüder, —» Zechbruder, ZuchchausbrLi-
mit einem Sportflugzeug hinter sich hatte, der.
in zweifachem Sinne als einem „Bruchpilo-
ten“, der „mit dem Dolch in der Lederhose Bruder Hitzig
im Rücken des Kanzlers steht“. veraltend abwertendfür einen hitzigen, jäh-
zornigen Kerl.
Bruddler Vgl.: —> Hitzkopf.
(zu „bruddeln“, einer Nebenform von
„brodeln“) landschaftliches Scheltwortfiir ei- Bruder Leichtfuß = Leichtfuß
nen murrenden, nörgelnden, leise vor sich
hinschimpfenden Menschen. Bruder Liederlich
Vgl.: alter Bruddler, —> -1er. veraltende scherzhafte oder abschätzige Be-
zeichnung fiir einen liederlichen, leichtferti-
Bruder gen, lockeren, lebenslustigen Burschen.
abschätzig fiir einen Mann, von dem man Vgl.: Hans Liederlich, —» Liederjan, liederlicher
nicht viel hält; Kerl. Das Wort wird fast im- Strick, Liederling (selten).
mer mit einem abwertenden Adjektiv zu-
sammen verwendet. Viele der Fügungen Bruder Lustig
sind veraltend oder veraltet. (geht auf ein Märchen aus der Sammlung
Vgl.: Bruder Habenichts, Bruder Hallodri (selten), der Gebrüder Grimm zurück, in dem der
Bruder Leichtsinn, Brüder der Landstraße (Land- Held so heißt) veraltend leicht abwertend
streicher), —> falscher Bruder, feuchter Bruder fiir eine lebenslustige, etwas leichtfertige und
(Trinker), finsterer Bruder (unheimlicher Kerl),
langweiliger Bruder, linker Bruder (Sozialist; Gau-
sorglose (männliche) Person.
ner), lockerer Bruder, —> nasser Bruder, sauberer Vgl.: lustiger Bruder (selten).
Bruder (ironisch), —> schwuler Bruder, —> staubi-
ger Bruder, süßer Bruder (Homosexueller), —> Bruder Saufaus = Saufaus

6z
Bruder Straubinger Brummbart - Brummbär
(meint die bayrische Stadt Straubing, nach
einem sehr bekannten Trinklied, das um Brumme
1820 entstanden ist) eine veraltende abschät- ein seltenes landschaftliches Schimpfwort fiir
zige Scherzbezeichnung fiir einen Landstrei- eine (dicke) weibliche Person: eine alte, dicke,
cher. dumme Brumme.
Vgl.: Straubinger. Vgl.: —> Wuchtbrumme.

Brüder Brummeisen
(fußt vielleicht auf dem biblischen „falsche (eigentlich eine Maultrommel) landschaft-
Brüder“, 2. Korintherbrief 11,26) abfällige lich selten fiir eine mürrische, zänkische
Bezeichnungfiir unangenehme Leute. (weibliche) Person.

Brudermörder Brummer
(eigentlich jemand, der seinen Bruder er- abwertend fiir 1. einen dicken, stämmigen,
mordet hat) verächtlichfiir einen Menschen, plumpen Menschen; ein dickliches Kind. 2.
der seine eigenen Leute, Familienmitglieder, einen schlechter Sänger. 3. einen dummen
Angehörige seines eigenen Volkes umbringt oder komischen Kerl. 4. einen mürrischen,
oder ans Messer liefert. nörgelnden Menschen.
Vgl.: —> Mörder.
Brummkopf
Brüllaffe Schimpfwortfiir einen mürrischen, brummi-
(eigentlich ein Breitnasenaffe mit Greif- gen Menschen.
wickelschwanz und starker Stimme) grobes Vgl.: -köpf (-kopp).
Schimpfwort für einen laut schreienden,
schimpfenden Menschen. Im November Brummler
1995 schrieb die f a z , die jungen Leute (zu „brummeln“, einer Iterativbildung zu
heutzutage würden nicht verstehen, wie „brummen“) abschätzig fiir einen mürri-
ihre Großeltern diesem „Brüllaffen“ Hitler schen, vor sich hin brummenden Menschen.
erliegen konnten. Vgl.: —»-1er.
Vgl.: —» Affe, Brillaffe (Wortspiel: Brillenträger).
Brummochse
Brüller (meint eigentlich den Stier) kräftiges
abfälligfiirjemanden, der oft und laut brüllt, Schimpfwortfiir einen dummen, eigensinni-
überlaut spricht; auchfiir ein häufig schreien- gen, mürrischen Mann.
des Kleinkind. Vgl.: —» Ochse (Ochs).
Vgl.: Brüllhans.
Brummsuse
Brüllochse Scheltwort fiir ein übellauniges, nörgelndes
starkes Schimpfwort für einen brüllenden, kleines Mädchen.
Vgl.: Brummliese (selten), —> Suse, —> -suse.
schreienden, polternden Menschen.
Vgl.: Ochse (Ochs).
Brunnenvergifter
Brummbär (eigentlich jemand, der vorsätzlich das
Trinkwasser vergiftet) verächtlich fiir einen
(vom Brummen der Bären) abschätzig fiir
böswilligen Verleumder, der Zwietracht stif-
einen unfreundliche, mürrischen, „brummi-
tet.
gen“ Menschen. „Also, halts Maul, Brumm-
bär!“ heißt es bei Gottfried August Bürger.
Vgl.: alter Brummbär, —> Bär, Brummbart,
Brunzer
Brummbaß (alt, mürrisch), Brummelbär (Varian- (von landschaftlich derb „brunzen“ = uri-
te), Brummkater (männlich). nieren; verwandt mit dem Wort Brunnen)

63
oberdeutsches derbes Schimpfwortfiir 1. einen Brutalo (Brutalinski)
mißliebigen Mann. 2. einen Bettnässer. 3. ei- (zu lateinisch „brutus“ = roh, schwerfällig)
nen Mann, der am falschen Platz oder stö- vorwiegend jugendsprachlich abfällig fiir ei-
rend oft uriniert. In seinem bayrisch- nen gewalttätigen Mann, Schläger. „Die
österreichischen Schimpfwörterbuch Brutalinskis des Herrn Mielke“ (Theo
bringt Reinhold Aman eine Art Typologie, Sommer in der z e it , 1988). Der s pie g e l
die für unseren Schimpfwortschatz von (Juni 1986) sprach von „jungdeutschen
zentraler Bedeutung ist. Er erklärt: Ein Brutalos“ aus der Neonaziszene.
Pferd, eine Kuh, eine Frau und ein kräfti- Vgl: —> -inski.
ger Mann „brunzcn“; ein Mann, ein Bur-
sche, ein Hund „seichen“; ein Kind „Brutus“
„bieselt“, und ein Preuße (Preiß) „pißt“ (der Name von Marcus Iunius Brutus, dem
oder „pinkelt“. Haupt der republikanischen Verschwö-
Vgl.: —> Bectbrunzer, Eckenbrunzer (uriniert an rung gegen Cäsar und einem seiner Mör-
Hausecken o.ä.), —» Hosenbrunzer, —> Kutten- der, als Appellativum) bildungssprachlich
brunzer, —> Pisser, —> Schneebrunzer, —> Seicher, verächtlich fiir einen Verschwörer, Verräter
Teigbrunzer, Tintenbrunzer (Beamter, Bürokrat), in den eigenen Reihen.
Wonnebrunzer (Pfalz und Nürnberg).
Vgl.: —> „Goebbels“, „Hitler“, —» „Nero“.

Brunzkachel Bübchen (Büblein)


(eigentlich ein Nachttopf; zu oberdeutsch (eigentlich ein kleiner Junge) spöttisch oder
„Kachel“ ~ Schüssel, Topf aus Steingut) be- abschätzigfur einen jungen Mann, Burschen;
sonders in Süddeutschland derb ab wertend auch als drohende Anrede.
fiiri. eine Person, die sehr oft uriniert. 2. eine Vgl,: —» -chen (-lein), Mamabübchen, —> Mutter-
Frau. bübchen.
Vgl.: Brunzkathl (fränkisch: volksetymologische
Umdeutung), Brunzkunnel (fränkisch), Brunzlie- Bube (Bub)
sel (selten), —> Kachel, Pißkachel (selten), Seichka- (aus mittelhochdeutsch „buobe“ = Knabe;
chel (schwäbisch: alte Schlampe). Diener; zuchtloser Mensch; oberdeutsch:
Bub; seltene weibliche Form von „Bube":
Brut Bübin) i. veraltetes verächtliches Schimpf-
(eigentlich die Nachkommenschaft brut- wortfür einen Schurken, einen niederträchti-
pflegender Tiere; zu „brühen“ in der alten gen, gemeinen Kerl: ein feiger, hinterlistiger,
Bedeutung „erwärmen“) salopp abwertend böser, schändlicher Bube. 2. seltener spöttisch
fiir Gesindel; seltener fiir unangenehme Ver- oder abschätzigfiir einen unreifen, (zu) jun-
wandtschaft oder lästige, freche Kinder: eine gen Mann. Bei Schiller ist ein „ruchloser
gefährliche, böse, schlimme, elende, üble Bube“ am bzw. im Werk. Die f a z schrieb
Brut. Der Stabreim „braune Brut“ taucht 1994 über Leander Haußmann, den erst
gelegentlich auf und meint die Nazis. 36jährigen Shooting-Star unter den hiesi-
gen Theaterregisseuren, er sei eine „fröhli-
-brüt che Null" und ein „Shooting-Bub“;
letzteres wohl im Hinblick auf seinen Va-
Zusammensetzungen dieser Art stehenfür üb-
ter, der ein bekannter Schauspieler ist.
les, gefährliches Gesindel, das von etwas an
Schön zog auch Arno Schmidt über den
sich schon Schlechtem hervorgebracht wurde.
Kollegen Goethe her: „Pfui Deubel, der
In Friedrich Schillers d ie r ä u b e r heißt es:
Bube!"
„Menschen - Menschen! falsche, heuchle-
Vgl.; Bauernbub, Bettelbube, -> böser Bube.
rische Krokodil brüt!“ Erzbube (veraltet), —> Erzspitzbube, —> Gassenbu-
Vgl: Drachenbrut, -> Höllenbrut, Kainsbrut, be (Gassenbub), Hudelbube, —> Hundsbube, Hu-
-> Lügenbrut, Menschenbrut, -> Natternbrut, —> renbube (schwäbisch), —> Lausbub (Lausbube). —>
Ottern brüt, Raben brüt, -» Räuberbrut, —> Satans- Lotterbube, —> Malefizbube, Mistbube (Mist-
brut, —> Schlangenbrut, -4 Teufelsbrut. bub), —> Mord bube, —> Nachtbube, nasser Bube

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(unreif, „nicht trocken hinter den Ohren“), Büchsenmacher
Rotzbube (Rotzbub), —> Saubub, —> Schandbube, (eigentlich ein Handwerker, der Gewehre
-> Schnuderbube, -» Spitzbube.
herstellt) scherzhaft-spöttisch fiir einen Vater
vieler Töchter.
Bubi
Vgl.: Büchsenschmied.
(eigentlich ein Kosewort für einen kleinen
Jungen) i. spöttisch, salopp abwertendfiir ei-
Büchsenspanner
nen unreifen oder unreifwirkenden jüngeren
(eigentlich eine alte Bezeichnung für einen
Mann. 2. spöttisch für ein Muttersöhnchen,
Jagdhelfer, der das Gewehr schußbereit
einen unselbständigen kleinen Jungen.
macht) spöttisch oder abschätzig fiir einen
Vgl.: Haschbubi, Himbeerbubi, Jazzbubi (ver-
altet), Milchbubi, —> Milchreisbubi, Portokas- untergeordneten, dienstbeflissenen Helfer. Im
senbubi (—> Portokassenjüngling), Samtbubi, s pie g e l (April 1994) wurde der Fraktions-
Tangobubi, Zuckerbubi (verwöhnt). vorsitzende der CDU/CSU Wolfgang
Schäuble als „Büchsenspanner Helmut
Büchernarr Kohls“ dargestellt, und die s o n n t a g a k t u -
(seltene weibliche Form: Büchernärrin) oft e l l (März 1992) wußte über den deutschen
abschätzig fiir einen leidenschaftlichen Lieb- Kanzler noch viel mehr: „Gerade auf Wahl-
haber von Büchern. kampfreisen peinigt den Pfälzer unaufhör-
Vgl.: —> Narr, —> -narr. licher Appetit. Dann schickt er seine
Büchsenspanner los mit den Worten:
Bücherwurm .Kauft mal eine schöne Brotzeit.“’
(eigentlich ein kleiner Käfer, der auch Bü-
cher befällt und anbohrt) spöttisch, auch ab- Buchstabenkrämer
schätzig fiir einen leidenschaftlichen Leser eine seltene abfällige Bezeichnung fiir einen
(und Sammler) von Büchern, der dabei an- Wortklauber, Haarspalter.
deres vernachlässigt. Vgl.: Buchstabier (selten), —> Krämer, —> -krämer,
Vgl.; Bücherhengst, Büchermensch, Bücherrarte, Wortkrämer.
Wurm.
Buchstabenmensch
Buchgelehrter veraltet abschätzigfiir einen weltfremden Bü-
geringschätzigfiir einen wirklichkeitsfremden cherwurm, Buchgelehrten.
Gelehrten, der nur über angelesenes Wissen Vgl.: Buchstabengelehrter (selten).
verfugt. Von Franz Grillparzer (1791 — 1872)
stammt das folgende Epigramm mit dem Bucht
Titel „Literatoren“: (eigentlich ein kleiner Stall, Verschlag für
„Ein Buch ist ein gar schönes Ding, Haustiere) vorwiegend sächsisch fiir Gesin-
Ein Gelehrter ist noch viel werter, del, liederliche Gesellschaft; unangenehme
Doch beide vereinigt wiegen gering, Verwandtschaft.
Das Ganze heißt: Buchgelehrter.“
Vgl.: Büchergelehrter (Variante), Schreibtischge-
Buckelinski
lehrter, Sch ul gelehrter (selten), —> Stubengelehrter.
(scherzhafte Bildung mit slawischer En-
Büchse dung) spöttisch-verächtlich fiir jemanden,
(ursprünglich eine Vulgärbezeichnung für der „buckelt', kriecht, sich einschmeichelt.
Vgl.: Buckelorum (selten), —> -inski.
die Vagina als Behältnis für die Aufnahme
des Penis; von daher auf die Frau übertra-
gen) oberdeutsches Schimpfwort für 1. eine Buckerlmacher
weibliche Person. 2. eine leichtlebige, liederli- (zu österreichisch „Buckerl“ - Verbeugung
che Frau. als unterwürfige Geste) österreichisch selten
Vgl.: Dose, -4 Knotterbüchse, Quasselbuchse, für einen unterwürfigen, katzbuckelnden
rote Büchse (selten: rothaariges Mädchen), -» Menschen.
Schnatterbüchse, —> Spritzbüchse, Zappelbüchse. Vgl.: Buckerl reißer, Buckler, —> -macher.

<>5
bucklige Verwandtschaft Buhmann
(vielleicht zu rotwelsch „bockeiig“ = gierig; (eigentlich ein Schreckgespenst, Kinder-
vielleicht aber auch die unansehnliche und schreck; zu „buh“, einem Ausruf des Miß-
arme Verwandtschaft, deren man sich fallens) jemand, dem man öffentlich die
schämt) abfällige Bezeichnung fiir die (ent- Schuld an etwas zuschiebt.
fernte) Verwandtschaft. VgL: Buhfrau (selten), —> -mann.
Vgl.: bucklige Bagage, krummbucklige Verwandt-
schaft. Bulldogge
(eigentlich eine stämmige englische Hun-
Büffel derasse, die zur Stierhetze verwendet wur-
vom massigen Rind aufden Menschen über- de; zu englisch „bull“ = Stier und „dog“ =
tragen fiir ein grobes, stures oder ungestümes Hund) abfälligfiir einen barschen, vierschrö-
Mannsbild mit schlichtem Gemüt. Abraham tigen Menschen, der einer Bulldogge ähnelt.
a Sancta Clara kanzelte die Protestanten als
„Luthersbüffel“ ab. In der folgenden Stro- Bulle
phe aus einer Flugblatt-Dichtung des 19. (nach dem geschlechtsreifen männlichen
Jahrhunderts mit dem Titel „Weiberzank“ Rind, Zuchtstier) 1. salopp, meistabwertend
schilt sie ihn: für einen stämmigen, ungeschlachten, „bulli-
„O du Bengel, o du Büffel! gen“ (grimmig dreinblickenden) Mann. 2.
o du Schnaufer, o du Schliffel! geringschätzig fiir einen Polizisten, Krimi-
o du Flegel, o du Zoll, nalbeamten. 3. soldatensprachlich salopp,
0 du Rüpel, o du Knoll.“ auch geringschätzig für den Kompaniefeld-
Vgl.: Bauernbüffel. ivebel, den „Spieß“. Von großem, auch
praktischem Interesse ist die Frage, ob
Büffler denn nun die Bezeichnung Bulle für einen
(wohl beeinflußt von der Vorstellung des Polizisten eine Beleidigung darstellt. 1965
Büffels als Zugtier) geringschätzigfiir einen wurde der Ausdruck von einem Bonner
eifrigen, angestrengt lernenden Schüler, Stu- Gericht als beleidigend aufgefaßt und mit
denten u.dergl. jo DM Strafe belegt; in Nürnberg ent-
Vgl.: Büffelochse, —> -1er, Ochser (selten). schied 1970 ein Amtsgericht das Gegenteil:
nicht beleidigend. Anders wieder, also
Bügelbrett doch beleidigend, sah 1980 das Landgericht
abschätzig fiir eine flachbrüstige weibliche Essen den Fall. 1994 schließlich kam die
Person. Die Berliner sagen: „Büjelbrett! Frankfurter Staatsanwaltschaft zu der ab-
Vorne nischc und hinten nischt und in de wegigen Auffassung, die Bezeichnung Bul-
Mitte jerafft!“ le für Polizeibeamte werde mittlerweile
VgL: —> Brett, Bügelbrett mit Zöpfen, —> Plätt- „ohne jede abwertende Bedeutung“ ver-
brett (mit zwei Erbsen). wendet und wies die Klage eines Polizisten
zurück. Beleidigend seien nur erweiterte
Buhldirne Gebilde wie „Saubulle“, „Bullensau“,
(zu „buhlen“ in der alten Bedeutung „mit „Scheißbulle“, „Drecksbulle“ oder „Bullen-
jemandem kosen, eine Liebschaft haben“) schwein“ (f r a n k f u r t e r Ru n d s c h a u , De-
veraltet poetisch für eine Prostituierte, lieder- zember 1994). Freilich kann das Wort auch
liche Frau. wertfrei gemeint sein. So nennt sich eine
Vgl.: Buhlerin, BuMschwester (beides veraltet), —> Tanzgruppe von Polizeibeamten in Bonn
Dirne. „Bullenballett". 1972 suchte, gemeinsam
mit dem ADAC, einer Fernsehzeitschrift
Buhler und zwei Innenministern, Radio Luxem-
in gehobener Sprache eine seltene leicht ab- burg in einem Wettbewerb unter seinen
wertende Bezeichnung für eine Person, die Hörern einen neuen und freundlich klin-
um etwas buhlt, sich heftig darum bemüht. genden Spitznamen für Polizisten. Das

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böse Wort Bulle sollte zurückgedrängt wer- Bummelant
den. Allerdings belegte unter den etwa (zu „bummeln“ = schlendern; faulenzen;
loooo Einsendungen das kaum erfreuli- leichtsinnig leben) ein meist mildes
chere „Bulli“ hinter „Polli“ den zweiten Schimpfwort fiir 1. einen langsamen, trägen
Platz. Im Nachwort seines „tierfreundli- Menschen. 2. einen Faulpelz, Nichtstuer.
chen“ Schimpfwörterbuches schrieb Alfred
Härtling 1994: „Wäre ich Richter, würde Bummelfritze
ich bei jedem „Bullen“-Schimpfer auf Frei- ein Scheltwortfür eine männliche Person, die
heitsstrafe ohne Bewährung erkennen, und trödelt, sich allzuviel Zeit läßt.
zwar wegen schwerer Beleidigung eines Vgl.: Bummeljan (norddeutsch), —> Fritze, —> -frit-
nützlich-wertvollen Tieres ..." ze.
Vgl.-. Bullenpack, Bullensau, Bullenweib, Dorfbul-
le (Dorf-Casanova; Dorfbürgermeister o.ä.), Bummelliese
Drecksbulle, Geheimbulle, Grenzbulle, —> Kam-
ein Scheltwort fiir eine weibliche Person, die
merbulle, —> Küchenbulle, Polizeibulle, Saubulle
(selten), —> Scheißbulle, Sexbulle (hat nur Sex im trödelt, sich allzuviel Zeit läßt.
Sinn), Sittenbulle (Polizist im Sittendezernat). Vgl.: —> Liese, —> -liese.

Bulle von Kerl Bummelstudent


oft geringschätzig fiir einen stämmigen, vier- abschätzigfiir einenfaulen, nachlässigen Stu-
schrötigen Mann. „Ich bin nicht stark ge- denten.
nug, diesen Bullen von Kerl hinaus- Vgl.: ewiger Student, Gammelstudent (veral-
tend), Verbummelter (selten), —> verbummelter
zuschmeißen" (Hans Helmut Kirst: 08^5,
Student.
I954/55)-
Vgl.: -> Kerl.
Bummerl
(mit oberdeutscher Verkleinerungsen-
Bullenbeißer
dung; auch Bezeichnung für einen jungen
(ursprünglich die ausgestorbene Stamm- Stier) in Bayern und Österreich für 1. eine
form der doggenartigen Hunde) abfällig dicke oder mollige Person. 2. einen Tolpatsch.
für einen derben, unfreundlichen, bissigen 3. einen sturen, starrsinnigen Menschen.
Menschen. Vgl.: Bauernbummerl (bayrisch: stur), Klassen-
Vgl.: —> Beißer. bummerl (österreichisch: Klassenschlechtester).

Bullenschwein Bummler
derb abwertend für einen Polizisten, Krimi- i. abschätzig fiir einen trägen, langsamen
nalbeamten. Menschen; Arbeitsscheuer, 2. oft leicht abwer-
Vgl.: Bullensau, —> Schwein, —> -schwein. tend fiir einen Nachtschwärmer, späten Ze-
cher. „Bummler“ war im Revolutionsjahr
Bullerballer = Bullerjan 1848 ein abfälliges Schlagwort für einen
umherschlendernden Müßiggänger. An-
Bullerjan ders ist das Wort in einem Mannheimer
(zu „bullern“, einer Nebenform zu „bol- Kindervers verwendet: „Mir sin die Man-
lern“) norddeutsches Schimpfwort fiir einen nemer Bummler / un kaafe englisch oi..."
Polterer, Hitzkopf. Vgl.: —> -1er.
Vgl.: Bullerballer, Bullerbux (selten), —» -ian
(-jan). Bumser
(zu „bumsen“ in der Bedeutung „knallen,
Bullerkopf dröhnen“ und andererseits „koitieren“) 1.
besonders norddeutsch abfällig für einen derb, oft abschätzigfiir einen Menschen, der
leicht aufbrausenden Menschen. soeben oder häufig Geschlechtsverkehr hat. 2.
Vgl.: —» Bollerkopp, —> -köpf (-kopp). eine veraltete, meist abfällige österreichische

&7
Bezeichnungfiir einen (bombenlegenden) po- (November 1995) betitelte den ungestümen
litischen Extremisten in Südtirol. amerikanischen Indianerführer Russell
Vgl.: Rudelbumser (selten: Gruppensexliebhaber), Means mit „Häuptling Bürgerschreck“.
Sesselbumser (Beamter, im Büro Tätiger), Südti- Vgl.: -schreck, Spießerschreck.
rol-Bumser.
Bürgersöhnchen
Bumskapelle spöttisch-ironisch fiir einen wohlbehüteten,
(zu „bumsen“ = knallen, dröhnen, bzw. gut versorgten jüngeren Sohn einer Bürgerfa-
„Bums“ = minderwertiges, zwielichtiges Lo- milie: ein feines Bürgersöhnchen.
kal) veraltete Bezeichnung fiir eine schlechte Vgl.-. Bürgersohn (auch wertfrei), -> -chen (-lein).
Tanzkapelle (die in einem „Bums“aufiritt).
Biiro-
Bumskopp abschätzig fiir jemanden, der einen Büro be-
ein landschaftliches, besonders rheinisches rufausübt.
Schimpfwort fiir einen dickköpfigen, sturen Vgl.: Bürofritze, Büroheini, Büroschickse, Büro-
Menschen. schwengel, Bürotrottel (untergeordnet, unfähig),
VgL: —» -köpf (-kopp). Bürowanze.

Bunke Bürohengst
(geht zurück auf niederländisch „bonk“ = spöttisch-abschätzig fiir einen (bürokrati-
Lümmel) besonders im Ruhrgebietfiir einen schen, weltfremden) Büroangestellten.
Gauner, Rabauken. Vgl.: Aktenhengst, Bürostute (ungebräuchlich), —»
Hengst, —> -hengst, —> Schreibstubenhengst,
bunte Kuh Schreibtischhengst.
(wohl von der gefleckten oder der festlich
geschmückten Kuh übertragen) abschätzig Bürokrat
fiir eine geschmacklos, auffällig und bunt ge- abwertendfiir jemanden, der (als Beamter)
kleidete Frau. pedantisch und vermeintlich übergenau vor-
Vgl.; -> Kuh. geht, sich kleinlich an Vorschriften klammert.
Heutzutage ist oft von „UNO-Bürokraten“
Bünzli oder den „Brüsseler Bürokraten“ die Rede.
(nach der Figur des Züs Bünzli aus Gott- In der Operette d e r Ob e r s t e ig e r von Carl
fried Kellers Novelle d ie d r e i g e r e c h t e n Zeller (1842 - 1898) hat das Couplet des
k a m m a c h e r ) ein schweizerisches Spott- und Bergdirektors Zwack den Kehrreim:
Scheltwort fiir einen kleinkarierten Spieß- „Der Bürokrat tut seine Pflicht
bürger. von neun bis eins! Mehr tut er nicht!“
Vgl.: Bureaukrat (alte Schreibweise), Bürokraten-
Bürger seele, —> Eurokrat, —> -krat.
oft geringschätzig fiir einen konservativen,
behäbigen Angehörigen des Mittelstandes: ein Büromensch
angepaßter, biederer, satter Bürger. „Stiller meist abwertend für einen (pedantischen,
war im Grunde immer ein Bürger.“ (Max weltfremden) Menschen, der in einem Büro
Frisch: s t il l e r , 1954). angestellt ist. Der s pie g e l sprach von „hohl-
Vgl.: —> Besitzbürger, Bildungsbürger, wangigen Büromenschen“.
Bourgeois, braver Bürger, Bürgerpack, —> Klein-
bürger, —> Pfahlbürger, —» Schildbürger, —» Spieß- Bürschchen (Bürschlein.)
bürger, Wohlstandsbürger. abschätzigfiir einen unreifen, vorlauten jun-
gen Burschen; auch mit drohend-wamendem
Bürgerschreck Unterton oder ironisch: ein „sauberes, nettes
spöttisch-ironisch fiir jemanden, der durch Bürschchen".
sein unkonventionelles Auftreten den Nor- Vgl.: ausgekochtes Bürschchen (selten), Bürschel-
malbürger verschreckt, provoziert. Die z e it chen, —> -chen (-lein), —> Zigarettenbürschchen.

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Bursche Busengrapscher (Busengrabscher)
meist abschätzigfiir eine unsolide, zwielichti- abfälligfiir einen Mann, der eine Frau durch
ge (jüngere) männliche Person; ofi mit einem Begrapschen, Befummeln (des Busens) sexuell
Adjektiv verbunden: ein ausgekochter, gewis- belästigt. 1983, nachdem der Bundestagsab-
senloser, durchtriebener, leichtsinniger, unge- geordnete Klaus Hecker von den Grünen
hobelter, schräger, netter, leichter, finsterer, als „Busengrapscher“ in die Schlagzeilen
unverschämter Bursche. „Der alte Bursche kam, wurde „Busengrapschen “ zum „Wort
hat Hummeln im Arse“, heißt es bei Gott- des Jahres“ gewählt. Nach einem Bericht
fried August Bürger. der f r a n k f u r t e r Ru n d s c h a u hat 1995 der
Vgl.: —> Bauernbursche, bemooster Bursche (alter Bundesgerichtshof einem Hersteller unter-
Mann; ewiger Student), —» Laufbursche, —» Na- sagt, seine Liköre unter den Namen „Bu-
turbursche, „sauberer Bursche“ (ironisch), übler sengrapscher“ und „Schlüpferstürmer“ zu
Bursche, —> windiger Bursche. verkaufen.
Vgl.; Duttenpatscher (süddeutsch und österrei-
Bürscherl (Biirschl) chisch), —> Grapscher (Grabscher).
(oberdeutsche Verkleinerungsform) in
Österreich und Bayernfiir ein —> Bürschchen Buserant
(Bürschlein). Franz Josef Strauß hat einmal (geht wohl zurück auf das italienische
über seinen kleingewachsenen Freundfeind „buzzerone“ = Strichjunge) österreichisch
Kurt Biedenkopf von der CDU gesagt: abschätzigfiir einen Homosexuellen.
„Dem Bürschel hätte man rechtzeitig
Kunstdünger in die Schuhe schütten müs-
sen.“ Womöglich hat er ihm auch noch das Businessman
folgende alpenländische Schnaderhüpfel (aus englisch „businessman“ = Geschäfts-
gesungen und gejodelt: mann) seltene geringschätzige Bezeichnung
Du liederlichs Bürschl, fiir einen allzu profitorientierten Geschäfts-
mann; im Jargon der Drogenszene auch fiir
du mußt dich bekehr’n,
mußt’s Häuserl verkaufen einen Großdealer.
und Einsiedler werd’n.“
Büttel
Bürste (ein altes Wort für den Gerichtsboten oder
landschafiliches Schimpfwort fiir ein böses Henkersknecht) i. veraltend abschätzig fiir
Weib, freches Mädchen. einen Polizisten, Ordnungshüter. 2. verächt-
lich für einen Menschen, der dienstfertig
Vgl.: —> Kratzbürste, Wurzelbürste.
Weisungen, Wünsche von Obrigkeit und
Vorgesetzten ausfiihrt. 3. zumindest in
Büstenbinder Rheinhessen ein Schimpfwortfiir einen Gas-
(früher ein Hersteller von Bürsten und Be- senjungen, frechen Kerl. Gutmütig ist dage-
sen, der wie andere Wandergewerbetrei- gen der traditionelle Ortsneckname
bende einen schlechten Ruf hatte; dazu die „Määnzer Biddel“ für die Einwohner von
Redensart „saufen/trinken wie ein Bürsten- Mainz.
binder“) abfälligfiir i. einen Trinker. 2. ei- Vgl.: Dreckbüttel (selten), Polizeibüttel.
nen zwielichtigen, unzuverlässigen Kerl.
Buttje (Buttjer)
Buschklepper (zu „butt“ = plump, grob; frech) norddeut-
(früher ein Wegelagerer, der hinter dem sches Schimpfwort für 1. einen kleinen Jun-
Busch seinen Opfern auflauerte) veraltetes gen, Straßenjungen. 2. einen Herumtreiber,
Schimpfwortfür einen Strauchdieb. Stromer.
Vgl.: Buschreitcr (veraltet), —> Klepper. Vgl.: Butscher (orthographische Variante).

69
Butz (Butze), der
(ursprünglich ein Poltergeist, Kobold; Kin-
derschreck) abschätzig für i. ein kleines
Kind, einen Knirps. 2. einen Polizeibeamten,
Wachmann, Aufseher.
Vgl.: Butzemann, —> Putzemännchen.

Butzemann = Butz (Butze)

Byzantiner
(eigentlich ein Einwohner von Byzanz,
dem heutigen Istanbul) ein veraltetes
Schimpfwort für einen Schmeichler, Krie-
cher. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war
„liberaler Byzantiner“ ein geläufiges politi-
sches Schlagwort.

70
Cerberus = Zerberus

Chamäleon
(eigentlich eine auf Bäumen lebende kleine
Echse, die bei Gefahr rasch ihre Farbe än-
dern kann) abfällig für einen opportunisti-
schen, seine Meinung schnell ändernden
Menschen. Im Mai 1995, nach der Wahl
von Jacques Chirac zum französischen Prä-
?Iang» sidenten, stand in der w e l t w o c h e die
Schlagzeile: „Im Elysee regiert jetzt ein
Chamäleon“.

Chammer
(geht zurück auf jiddisch „chamo r“ = Esel)
seltenes Schimpfwortfür einen Dummkopf
Caliban - Kaliban
Chaot (Chaote)
Canaille = Kanaille
(Neuprägung zu „Chaos“ = völliges Durch-
einander, Wirrwarr) 1. meist abfälligfür ei-
Casanova
nen gewalttätigen, radikalen Anarchisten. 2.
(nach dem italienischen Abenteurer und abschätzig für einen hektischen, unberechen-
Schriftsteller Giovanni Giacomo Casano- baren Menschen. Der konservative Kölner
va, 1725 - 1798) spöttisch-abschätzig, auch Soziologe Erwin K. Scheuch räumte 1993
anerkennend für einen Frauenhelden, Ver- den Grünen ein, aus einem „Chaotenhau-
führer. Der deutschen Lyrikerin Julie fen“ sei eine Partei geworden.
Schrader („der welfische Schwan“, 1881 - Vgl.: Chaoten häufen, Chaotenvolk, Maot (zu
1939) wird, wie vieles andere, das Theater- „Mao“).
stück CASSERNOWER zugeschrieben.
Vgl.: Berufscasanova (Heiratsschwindler), Casano- Charakterkrüppel
va im Taschenformat, Casanoverer (bayrisch-
verächtlich für einen Menschen mit einem
österreichische Variante), Dorf-Casanova, Hinter-
hof-Casanova, Kleinstadt-Casanova, Möchtegern- schlechten Charakter, mit schweren charak-
casanova, Schmalspur-Casanova, Vorstadt-Casa- terlichen Defiziten.
nova. Vgl.: —> Krüppel.

Caudillo Charakterlump
(aus spanisch „caudillo“ = Heerführer, verächtlich für einen ehr- und gesinnungslo-
Häuptling; zu lateinisch „caput“ = Haupt) sen Menschen. Im Januar 1995 berichtete
oft abschätzigfiir einen politischen Machtha- der s pie g e l , der frühere Parlamentarische
ber, Diktator; Anführer. „Adios, roter Cau- Geschäftsführer der SPD Karl Wienand,
dillo!“ schrieb der s pie g e l 1994 etwas der der Spionage verdächtig ist, räsoniere
voreilig über Fidel Castro. im Krankenhaus mit schwacher Stimme
von „Charakterlumpen und Hurenbök-
Causeur ken“.
(aus französisch „causer“ ~ sich unterhal- Vgl.: —> Gesinnungslump, -4 Lump.
ten, plaudern; weibliche Form: Causeuse)
eine veraltete und oft geringschätzig verwen- Charaktersau
dete Bezeichnung für einen unterhaltsamen, derb abwertend für einen niederträchtigen,
oberflächlichen Plauderer oder einen Schwät- charakterlosen Menschen.
zer. Vgl.: Charakterschwein, —> Sau, —» -sau.

71
Charmebolzen Chef-
(neuerdings eine Steigerungsvorsilbe ähn-
spöttisch-abschätzig fiir einen aufdringlich
lich wie „Ober-“ oder „Super-“) vorwiegend
charmanten, schmeichlerischen Mann.
im Politjargon emotional abwertendfür eine
Vgl.: —> Bolzen, —> -bolzen. Person, die das im Grundwort genannte
Schlechte sozusagen als Chef leitet und orga-
Chausseegrabentapezierer nisiert. Hier einige Belege aus dem Deut-
(eigentlich jemand, der den Straßengraben schen Bundestag: „Chefagitator“ (Franz
tapeziert - was freilich niemand tut) seltene Josef Strauß über den damaligen hessi-
scherzhaft-spöttische Bezeichnung fiir einen schen Ministerpräsidenten Holger Börner
Mann, der (betrunken) im Straßengraben von der SPD, 1978), „Chefdemagoge“
liegt. (Roth von der SPD über Heiner Geißler
von der CDU, 1986), „Cheflügner“
(Schreiner von der SPD über Volker Rühe
Chauvi von der CDU, 1990); weiterhin: „Chef-
(Kurzwort aus „Chauvinist“) eine vorwie- schmuggler“, „Chefinflationist“ usf. Für
gend von Frauen gebrauchte abschätzige Be- Rudolf Augstein ist der Ministerpräsident
zeichnung fiir einen Mann, der sich betont von Niedersachsen Gerhard Schröder der
männlich oder als Gegner der Frauenbewe- „Chef-Opportunist der SPD“ (s pie g e l ,
gung zu erkennen gibt. Der feministische 1994) •
Verlag „Virago Press“ hatte dem englischen
Schriftsteller Anthony Burgess den zweifel- Cheib = Keib
haften Ehrentitel „Chauvi-Schwein" verlie-
hen. In seinem „Gorleben-Lied“ singt der -chen (-lein)
gute Mensch Wolf Biermann: (die üblichen Verkleinerungsendungen für
„Auf! Chauvies und Emanzen Substantive) vorwiegend spöttisch-abschätzi-
kommt mit uns paar Bäume pflanzen!“ ge Bezeichnungen fiir Personen, die nicht
Vgl.: Chauvischwein (sehen), Erzchauvi, Klemm-
ernst genommen iverden, die belanglos, un-
chauvi (Softie), Schowi (seltene eingedeutschte wichtig oder niedlich erscheinen. So spottete
Form). Goethe über Hölderlin: „Hölterlein“, und
in einem spiEGEL-Leserbrief (August 1995)
ist die Tennis-Größe Steffi Graf ein „heul-
Chauvinist
susiges Blondchen“. Als Jürgen Mölle-
(Herkunft unklar. Die übliche etymologi- mann von der FDP seine Parteifreundin
sche Herleitung des Wortes aus dem Na- und langjährige scharfe Konkurrentin Irm-
men Nicolas Chauvin des nationalistischen gard Schwaeczer mit „Irmchen aus Düren“
Rekruten aus einem Lustspiel der Gebrü- verniedlichte, dachte er vielleicht an Chri-
der Cogniard von 1831 scheint verkehrt zu stian Morgensterns „Klein Irmchen“.
sein) abfälligfiir 1. einen Menschen mit na- Vgl.; Abziehbildchen, -> Äffchen, Allerweltslieb-
tionalistischer Gesinnung, übersteigerter Va- chen, -> altes Mädchen, Amateurflittchen, —>
terlandsliebe. 2. einen Mann mit betontem Amiflittchen, —> armes Würmchen, —> armes
Männlichkeitsgehabe; Anhänger der traditio- Würstchen, Backenbirnenmännchen (sächsisch:
klein, schwach), Bengelchen, Berufsflittchen, Bett-
nellen männlichen Rolle in der Gesellschaft.
blümchen (selten), —» Betthäschen (Betthase),
3. einen Mann, der aus der Sicht von Femi-
Bettmäuschen, billiges Flittchen, Blondchen,
nistinnen ihrer Sache schadet oder sie nicht Blümchen-rühr-mich-nicht-an, —> Bübchen
mitträgt. Der volkstümliche Heidedichter (Büblein), bucklig Männlein, -4 Bürgersöhn-
Hermann Löns („Rose Marie, Rose Marie, chen, -» Bürschchen (Bürschlein), Bürschelchen,
sieben Jahre mein Herz nach dir schrie“) sei —* Christkindchen (Christkind), —> Cleverle, -4
als „Wüstling und Chauvinist“ entzaubert, Dämchen, —» Dickerchen, —> Dingelchen, Dirn-
chen, —> Doofehen, Dooferlein, Donnerlittchen
meldete der s pie g e l im November 1994.
(als Schimpfwort selten), —> Dr. Lieschen Müller,
Vgl.: Erzchauvinist, —> -ist. —> Dummchen (Dummerchen), Dunselchen,
Dusselchen, Eselchen, 4 Etepetetchen, Fäßchen, teltäubchen (Turteltauben), unschuldiges Lämm-
„feines Früchtchen“ (ironisch), Filmhäschen, —» chen, Verbrecherliebchen, 4 Versuchskaninchen
Filmsternchen, -4 Flittchen, 4 Frätzchen, -4 fre- (Versuchskarnickel), Vielliebchen, 4 Vögelchen,
ches Kerlchen, —> Frettchen, —> Freundchen, —» 4 Weibchen, 4 Wichtelmännchen (Wichtel-
Früchtchen (Früchtlein), Pummelchen (salopp: mann), 4 Würmchen, Würmlein, 4 Würstchen,
Mädchen), Gangsterliebchen, —> Gänschen (Gäns- ' Wurzelmännchen (Körnerfresser, Öko), Zeitungs-
lein), Gaunerpärchen, 4 Geilchen, Hackklötz- blättchen (tratscht), Zierpüppchen, 4 Zigaretten-
chen, Hänschen, Häschen, 4 häßliches Entlein, bürschchen, Zimperlieschen, 4 Zuckerpuppe
4 Hausmütterchen, Hauspusselchen, —> Hefekloß (Zuckerpüppchen), Zwerglein, 4 Zwetschgen-
(Hefeklößchen), 4 Heimchen, -4 Heimchen am männchen.
Herd, —» Herzchen, 4 Hudelvolk (Hudelvölk-
chen), 4 Hürchen, -4 Hutzelmännchen, 4 Hut- Chineser = Kineser (Chineser)
zelweib (Hutzelweiblein), Jesusmännchen (klein,
naiv), —-> Jüngelchen, Kaninchen (ängstlich), 4
Karbolmäuschen (Karbolmaus), Karlchen Miesnik Chlaus = Klaus
(mißmutig), —> Kerlchen, 4 Kindchen, -4 Klam-
meraffe (Klammeräffchen), kleines Würstchen, Choleriker
Knäblein, -4 Kräutchen, -4 Kräutchen Rührmich- (nach der Typenlehre des altgriechischen
nichtan, Krautmannl (österreichisch: häßlich), -4 Arztes Hippokrates; zu griechisch „chole“ =
I jimmchen, 4 Lärvchen, -4 Lausemädchen, Lebe-
Galle; Zorn) meist abschätzigfiir einen reiz-
dämchen, Lebefräulein, —> Leckermäulchen, -4
Liebchen, 4 Lieschen, —» Lieschen Müller, -4 Lu- baren, aufbrausenden, jähzornigen Men-
derchen, Luxusdämchen, 4 Luxuspuppe (Luxus- schen. Einer alten Volksweisheit zufolge ist
püppchen), —> Luxusweibchen, Mamabübchen, 4 der Choleriker „ein Mensch, der um so ro-
Mamakindchen (Mamakind), —> Mamasöhnchen, her wird, je mehr er kocht.“
4 Männchen (Männlein), Marzipanschwein
(M a rz ipanschwei n chen), Matrosen! i ebchen, 4
Chor, das
Mauerblümchen, -4 Mäuschen, Mickermänn-
chen, 4 Modedämchen, Modeherrchen (selten), (früher wertfrei fiir eine Gruppe von Men-
Modepüppchen, Mongölchen (mongoloides schen, dann Bedeutungsverschlechterung
Kind), Mopp eichen, 4 Möpschen, Mückenfürz- und Genuswechsel) landschaftlich abwer-
chen, Muttchen, 4 Mutterbübchen, —> Mutter- tendfiir Gesindel; auch fiirfreche Kinder.
söhnchen, Muttertöchterchen (selten), -4 Vgl.: Bettel chores, liederliches Chor, Lumpenko-
Naivehen, -4 Närrchen (Närrlein), Naschkätz- res.
chen, -4 Nesthäkchen, „nettes Früchtchen“ (iro-
nisch), Nickmännchen (Jasager), Nullmännchen,
Christkindchen (Christkind)
Nußtörtchen (hessisch: gezierte Frau), 4 Nutt-
chen (Nüttchen), -4 Nymphchen, Paradiesvögel- (eigentlich eine an Darstellungen des Jesus-
chen (selten), 4 Pfäfflein (Pfäffchen), 4 kindes orientierte Kindergestalt, die nach
Pferdchen, Pflänzchen, Pimpelchen, 4 Pimper! weitverbreitetem Kinderglauben die vielen
(Pimperlein), Pimperlieschen, -4 Pimpernellchen Geschenke herbeischafft) vorwiegend süd-
(Pimperneile), —> Plappermäulchen, Pöstchenjä- deutsch spöttisch-abschätzig für einen unbe-
ger, 4 Prise (Prislein), Profitchen (hessisch: Ge-
holfenen, einfältigen, empfindlichen (jungen)
schäftemacher), 4 Pummel (Pummelchen), 4
Püppchen, 4 Puttchen, 4 Putzemännchen, 4 Menschen; oft zu kleinen Mädchen gesagt.
Räbchen, 4 Rädchen im Getriebe, 4 Radieschen, Im Frankfiirterischen macht man aus dem
4 Rumpelstilzchen, „sauberes Bürschchen“, 4 „Christkindche“ gern ein „Grindkistche“.
„sauberes Früchtchen“, 4 Schäfchen (Schäflein), Vgl.: 4 -chen (-lein), Christkindl gschlamperts
Schlau!e (schwäbisch: Schlaumeier), Schlecker- (bayrisch: unordentlich, weiblich), Christkindlein
mäulchen, 4 Schmeichelkätzchen (Schmeichel- (schwäbische und fränkische Variante), 4 Kind,
katze), 4 Schneeflittchen, 4 Schneewittchen, 4 Kindchen.
Schönchen, Schulmeisterlein, 4 Schweinchen,
Schweinchen Dick, 4 Schweinchen Schlau, 4 Cicisbeo
Seelchen, 4 seltsames Völkchen, 4 Sensibelchen,
(aus italienisch „cicisbeo“ = Galan) eine bil-
4 Sparbrötchen (Sparbrot), 4 spätes Mädchen,
4 Spiegeläffchen, Stehaufchen (kurz für Stehauf- dungssprachliche, auch spöttisch-abschätzig
männchen), 4 Stehaufmännchen, 4 Sternchen, gebrauchte Bezeichnung fiir einen Haus-
Tagkätzchen, 4 Teufelchen, 4 Tönnchen, 4 freund, (vom Ehemann akzeptierten) Lieb-
Törtchen, Trotzköpfchen, 4 Trudchen, 4 Tur- haber der Frau. Bekannt dafür waren früher

73
Leipziger Studenten, die sich von Frauen sucht. Die Deutschen seien eine „Nation
aushalten ließen und fiir ihre Liebesdienste von Schlaumeiers und lauter Cleverles“,
mit „Schwanzdukaten“ oder einem „Schür- schrieb der s pie g e l im Juli 1995.
zenstipendium“ belohnt wurden. Vgl.: Schiaule (schwäbisch: Schlaumeier).

Circe Clique
(nach der griechischen Zauberin Kirke, die
(aus gleichbedeutend französisch „clique“)
in Homers o d y s s e e die Gefährten des
meist abschätzigfiir eine Personengruppe, die
Odysseus in Schweine verwandelt) abschät-
durch Vetternwirtschaft und hemmungslosen
zigfür eine verführerische, Männer betörende
Gruppenegoismus gekennzeichnet ist: eine
Frau.
verbrecherische Clique, die herrschende Cli-
que. Ein Schriftsteller, der Anerkennung
Clan
fände, „ohne von einer Clique zu seyn,
(aus gleichbedeutend englisch „clan“) i.
wäre eine noch viel größere Seltenheit.“
meist ironisch oder abschätzigfür eine Grup-
Das hatte schon 1782 Christoph Martin
pe, die durch Verwandtschaft oder gemeinsa-
Wieland erkannt. Die „Gruppe 47“, ein
me Interessen verbunden ist. 2. oft leicht
außerordentlich einflußreicher Kreis von
spöttisch oder geringschätzigfiir den Anhang
Schriftstellern und Kritikern, der 1947 von
das Team eines Prominenten.
Hans Werner Richter begründet worden
Vgl.; —■> Familienclan, Klan (eingedeutschte
Schreibweise). war und bis heute weiterwirkt, wurde oft
als „Clique 47“ bezeichnet.
Claque Vgl.: Führungsclique, —» Gaunerclique, —> Mili-
(zu französisch „claquer“ = klatschen) ab- tärclique.
fällig fiir eine Gruppe von Beifallklatschem,
die bestellt und mit Freikarten oder Geld ent- Clochard
lohnt wird. Franz Grillparzer schrieb 1857
(Herkunft umstritten, vielleicht zu franzö-
mit konkretem politischen Bezug ein klei-
sisch „clocher“ = hinken) oft abschätzig fiir
nes Gedicht mit dem Titel „Einem Mini-
(( einen Stadtstreicher (in französischen Groß-
srer : städten) oder bildungssprachlich allgemein
„Du dirigierst unsre Bretterwelt für einen sichtbar heruntergekommenen
Und hast den Erfolg im Sack. Menschen.
Wo irgend auftritt dein erster Held
Sorgst du für eine Claque.“
Das sarkastische Wort „Klatschvieh“ ist da- Clown
gegen ein Branchenausdruck für das Stu- (englisch; eigentlich der Spaßmacher im
diopublikum bei Fernsehshows. Zirkus und Variete) geringschätzig fiir eine
Person, die von anderen nicht ernst genom-
Claqueur men ivird, sich albern aufftihrt; Hanswurst.
abfällig fiir einen bestellten Beifallklatscher. 1986 berichtete der s pie g e l wieder einmal
Im Oktober 1979 fragte die Sa a r b r ü c k e r vom ,Anarcho-Clown Fritz Teufel“. Der
Ze it u n g : „Sind die Parteitagsdelegierten deutsche Bundesarbeitsminister Norbert
nur noch Statisten und Claqueure?“ Blüm, der sich gerne volkstümlich-lustig in
Vgl.: Klatscher, Rieurs (veraltet: bezahlte La- Szene setzt, wurde 1981 von Herbert Weh-
cher für Komödien). ner (SPD) als „Clown vom Dienst“ be-
zeichnet, und 1983 bekam er von Wehners
Cleverle Parteifreund Amling zu hören: „Dieser
(aus englisch „clever“ = geschickt, schlau) Clown! Der soll ernst bleiben, keine Späße
eine vorwiegend schwäbische spöttisch-gering- machen!“
schätzige Bezeichnung fiir einen geschickten, Vgl.: —> Klassenclown, —> Pausenclown, —> Polit-
raffinierten Menschen, der stets seinen Vorteil clown.

74
... & Co. Courschneider = Courmacher
(nach dem veralteten Muster von Firmen-
namen, z.B. „Müller & Co.“; zu „Co.“, der Cowboy
Abkürzung von „Kompanie“) abfällig fiir (aus gleichbedeutend englisch-amerika-
Personen, die als typisch angesehen und stell- nisch „cowboy“, wörtlich: Kuh-Junge; vor
vertretend genannt werden im Sinne von Ge- allem früher ein berittener amerikanischer
sindel, zwielichtige Leute. „Thälmann, Rinderhirte und zugleich ein verklärter
Ulbricht & Co.“ seien Stalins Kreaturen, männlicher Idealtypus, der durch unzähli-
so Wolf Biermann Dezember 1993 im s pie - ge Wildwestfilme geprägt wurde) meist
g el . spöttisch-ironisch fiir einen rüpelhaften, pro-
Vgl.: —> Konsorten, —>... und Konsorten. vozierenden, aggressiven Angeber. Ein
„schießwütiger Zelluloid-Cowboy“, so
Cochon Joschka Fischer von den Grünen 1983 über
(aus gleichbedeutend französisch „cochon“, den damaligen US-Präsidenten Ronald
eigentlich = Schwein) veraltetfiir einen un- Reagan, der in seiner Zeit als Filmschau-
anständigen Menschen. spieler auch in Western mitgewirkt hatte.
Vgl.: -» Asphaltcowboy.
Cockney
(englisch; eigentlich die Mundart der alt- Creme (der/des...)
eingesessenen Londoner Bevölkerung, die (meint eigentlich das Feinste, Erlesenste
als Zeichen mangelhafter Bildung gilt; aus von etwas) meist ironisch fiir die gesellschaft-
mittelenglisch „cockeney“ = verweichlich- liche Oberschicht bzw. einen bestimmten Teil
ter Mensch) veraltet geringschätzigfiir 1. je- davon: die Creme der Gesellschaft, die Creme
manden, der Cockney spricht. 2. ein von Lichtenfels, die Creme der unterfränki-
Muttersöhnchen. „Cockney“ war früher schen Sonderschullehrerinnen.
auch der Spottname für die Londoner
Spießbürger. Cr£me de la Cr&me
(eine französierende Bildung; wörtlich:
Corona = Korona Sahne von der Sahne) meist spöttisch-iro-
nisch fiir die höchsten Vertreter der gesell-
Couchpotato schaftlichen Oberschicht bzw. das, was dafür
(englisch-amerikanisch; wörtlich: Sofa- gehalten wird.
Kartoffel; nach einer amerikanischen
Spottfigur der späten 80er Jahre in Gestalt
einer Kartoffel) spöttisch-abschätziges Neu-
wort für einen passiven, fernsehsüchtigen
Menschen. Die Berliner t a z hat eine TV-
Kolumne mit den Titel „Couchpotato ’s
Chips & Tips“.
Vgl.: —> Kartoffel.

Couponschneider = Kuponschneider

Courmacher
(zu französisch „cour“ = fürstlicher Hof;
dazu die Redensart „jemandem die Cour
machen/schneiden“ - jemandem den Hof
machen) ofi abschätzigfiir einen (schmeich-
lerischen, aufdringlichen) Verehrer, Liebha-
ber einer Frau.
Vgl.: Courschneider, Hofmacher, —> -machet.

75
Dalk (Dalken.)
(eigentlich eine teigige Masse) in Österreich
und Süddeutschland abfälligfiir einen einfäl-
tigen und ungeschickten Menschen.

Dallesbruder
(zu „Dalles“ = Geldmangel, Armut) land-
schaftlich abschätzigfiir einen armen Schluk-
ker.
Vgl.: —» Bruder, -4 -bruder.

Dämchen
abschätzig, auch ironisch fiir 1. ein junges,
unreifes Mädchen, das als Dame Eindruck
machen möchte. 2. eine junge Prostituierte,
Dabbes = Taps Kokotte.
Vgl.: -chen (-lein), Lebedämchen, Luxusdäm-
chen, —» Modedämchen.
Dachs
(eigentlich ein Säugetier mit Rüsselschnau- „Dame“
ze und Grabkrallen) ein mildes Schimpfiuort spöttisch-ironisch, auch abschätzig für eine
fiir einen (jungen, unerfahrenen) Burschen; Frau, die ganz sind gar keine Dame ist (aber
Kerl gerne eine wäre); eine Prostituierte.
Vgl.: —> Frechdachs, —> frecher Dachs, —> junger Vgl.: Asphaltdame, Dame auf Abruf, Dame fürs
Dachs. Geld (sehen), Dame vom ambulanten Gewerbe,
Gänsefüßchendame, —> Halbweltdame, horizon-
tale Dame, —» Lebedame, leichte Dame.
Dackel
ein besonders in Schwaben sehr beliebtes Dämel
Schimpfiuortfür i. einen blöden, unbeholfe-
(zu niederdeutsch „dämelen“ = nicht recht
nen Kerl. 2. einen krumm- und kurzbeinigen
bei Verstand sein) Schimpfwort für einen
Mann. In einem Leserbrief an den s t e r n
einfältigen, verschlafenen Menschen; Dumm-
(Dezember 1995) stand, daß die Schwäbin-
kopf
nen ihren Dackel „Männle“ rufen und zu
Vgl.: Dämeljochen (selten), Dämelskopp.
ihrem Mann „du Dackel!“ sagen.
Vgl.: Allmachtsdackel, Grasdackel, Halbdackel
Dämelsack
(Vollidiot), krummbeiniger Dackel, Mordsdackel,
—> Quadratdackel, —» Saudackel, Volldackel (alles ein landschaftliches grobes Schimpfiuort fiir
Verstärkungen und vorwiegend schwäbisch). einen Einfaltspinsel, Dummkopf.
Vgl.: —» Sack, —> -sack.
Dadi = Thaddädl
Damian
Dahergelaufener = Hergelaufener (zu oberdeutsch „damisch“ = närrisch,
dumm, läppisch; in Anlehnung an den
männlichen Vornamen Damian bzw. den
Dalf Heiligennamen Damianus) ein vorwiegend
norddeutsches (jugendspraehliches ?) Schimpf- süddeutsches Schimpfiuort für einen törich-
wort fiir einen ungeschickten, lächerlichen ten, einfältigen Menschen.
Kerl. Vgl.: -ian (-jan).

7b
Dämlack (Dämelack) Dampfwalze
(zu „Dämel“, mit slawischer Endung) (eigentlich eine Straßenwalze mit Dampf-
Schimpfwortfiir einen dümmlichen, einfälti- antrieb) spöttisch-abschätzig fiir eine sehr
gen Menschen. dicke (weibliche) Person.
Vgl.: Walze.

Dämlichkeiten
Dandy
(mit scherzhafter Anlehnung an „däm- (aus gleichbedeutend englisch „dandy“;
lich“) spöttisch-abschätzig fiir (anwesende vielleicht als Koseform zu „Andrew“ - An-
oder bestimmte) Damen. dreas) bildungssprachlich abschätzig für ei-
nen übertrieben modisch gekleideten,
Dämling selbstgefälligen, oft snobistischen (jüngeren)
(aus „dämlich“ gebildet) Schimpfwort fiir Mann.
einen dämlichen Menschen, Dummkopf;
Tölpel. -Darsteller
Vgl.: -» -ling. spöttisch oder geringschätzig fiir eine Person,
die etwas Bestimmtes zu sein vorgibt. Die
Dämon CDU-Sozialausschüsse seien von „Arbei-
ter-Darstellern“ durchsetzt, sagte Wulf
(eigentlich ein meist böser Geist; aus grie- Schönbohm von der CDU 1994 gegenüber
chisch „daimon“ = göttliches Wesen; der Presse. In der Zeitschrift der IG Medi-
Schicksal) selten fiir einen unheimlichen, be- en schrieb der Schriftsteller Wolfgang Bitt-
drohlich erscheinenden Menschen. Der öster- ner 1994: „Die deutsche Literaturszene ist
reichische Kaiser Franz Joseph I. sei ein zu einem Tummelplatz für egozentrische,
„Dämon der Mittelmäßigkeit“, erklärte gewinn- und profilierungssüchtige Medi-
Karl Kraus in seiner f a c k e l . enleute, Dilettanten und Schriftsteller-
Darsteller degeneriert.“
Dampfer = Schraubendampfer Vgl.: —> Selbstdarsteller.

Dampfnudel Datterich = Tatterich


(eigentlich eine süße Mehlspeise aus Hefe-
teig; dazu die Redensart „aufgehen wie eine Dauerglotzer
Dampfnudel“ = dick werden) besonders abfälligfür einen unermüdlichen Fernsehzu-
süddeutsch fiir eine dicke Person, vor allem schauer.
fiir ein dralles, dickliches Mädchen. Vgl.: —> Glotzer.

Vgl.: —» Nudel, -4 -nudel.


Dauerredner
geringschätzig für einen Redner, der kein
Dampfplauderer (Dampfplaudrer) Endefindet, zu lange spricht.
(Dampf als Sinnbild des Substanzlosen, Vgl.: Dauerschwätzer, Dauersprecher.
Flüchtigen; weibliche Form: Dampfplau-
derin) oberdeutsche Schelte fiir eine Person, Däumchendreher
die viel Unsinn redet, übertreibt, lügt. Vor (nach der Redensart „Däumchen drehen“
allem Politiker scheinen das Wort gerne zu = untätig, gelangweilt sein) seltene Schelte
verwenden. So bekam beispielsweise der fiir einen Müßiggänger oder langsamen, fau-
deutsche Bundesarbeitsminister Norbert len Arbeiter.
Blüm (CDU) 1986 von der Opposition das Vgl.: Daumendreher (selten).
Kompliment: „Da kommt der fähigste
Dampfplauderer des Jahrhunderts!“ (Lutz Daumenlutscher
von der SPD). (über Heinrich Hoffmanns Kinderbuch
Vgl.: Dampfredner, Plauderer (Plaudrer). St r u w w e l pe t e r bekannt geworden) 1.

77
Scheltwort fiir ein Kind, das (häufig) am Volksaufwiegler. Heinrich Heine nannte
Daumen lutscht. 2. seltener abschätzigfiir ei- man einen „Salondemagogen“. Über den
nen Arbeitsscheuen, Nichtstuer. Rechtsaußen der österreichischen Politik
Vgl.: —> Lutscher. Jörg Haider schrieb die t a z (Oktober
199$), er sei ein „Demagoge mit Solarien-
Debattierklub bräunc“. In einem später veröffentlichten
(zu „debattieren“ = erörtern, lebhaft disku- Antwortschreiben auf einen nicht minder
tieren) abschätzigfür eine Gruppe von Perso- polemischen Leserbrief des Frankfurter
nen, meist Politikern, die ausgiebig Philosophen Jürgen Habermas spottete der
debattiert, ohne zu Ergebnissen oder Ent- ebenfalls in Frankfurt lebende Schriftsteller
scheidungen zu gelangen, wobei der Eindruck Eckhard Henscheid: „Sie sind ja ein richti-
entsteht, das Debattieren sei der eigentliche ger kleiner Demagoge.“
Zweck des Ganzen: ein bloßer, ein politischer
Vgl.: Demagogerich (Scherzbildung), Hofdem-
Debattierklub.
agoge (veraltet).

Debaucheur
(zu französisch „debaucher“ - ausschwei- Demimonde
fend leben) eine seltene veraltete Bezeich- (aus französisch „demi“ = halb und „mon-
nungfür einen Verführer. de“ = Welt. Der Ausdruck stammt aus dem
französischen Lustspiel l e d e m i -m o n d e
Defätist
von Alexandre Dumas dem Jüngeren aus
(zu französisch „defaitc“ = Niederlage, also
dem Jahr 1855. In der Vorrede des Stücks
eigentlich jemand, der von der eigenen definierte der Autor den Begriff: „Wir wer-
Niederlage überzeugt ist) bildungssprach-
den ein für allemal für die Lexikographen
lich abschätzigfiir einen Schwarzseher, Mies-
der Zukunft fesrstellen, daß die Demimon-
macher, vor allem in militärischer Hinsicht.
de keineswegs, wie man es glaubt und
Im Nationalsozialismus hatten gegen Ende
druckt, den großen Haufen der Kurtisa-
des Krieges „defätistische Meckerer“ die
nen, sondern nur diejenigen Frauen be-
Todesstrafe zu erwarten.
zeichnen soll, die aus der guten
Vgl.: Defaitist (schweizerische Form), —» -ist.
Gesellschaft in die schlechte gesunken
Defraudant sind.“ Trotzdem versteht man heute das
(aus lateinisch „defraudare“ = betrügen, Wort etwas anders) bildungssprachlich ge-
unterschlagen) veraltend abwertend fiir je- ringschätzig für die zwielichtige, sich elegant
manden, der betrogen, etwas unterschlagen gebende Halbwelt. 1977 sprach der s pie g e l
oder hinterzogen hat. von der „Münchner Demimonde mit der
Grünwalder Flimmerkulisse“.
Deibel
mundartliche Entstellung aus Teufel, be- Denunziant
kannt vom Ausruf„Pfui Deibel!'' (aus lateinisch „denunziare“ = ankündigen,
anzeigen) Schimpfwort fiir jemanden, der
Deiwel
andere aus niedrigen Beweggründen anzeigt,
eine insbesondere norddeutsche Entstellung
anschwärzt: ein mieser, kleiner Denunziant.
aus —> Teufel.
Der Schriftsteller August Heinrich Hoff-
mann von Fallersleben, der Dichter des
Deixel
„Deutschlandliedes“, der wegen seiner na-
eine besonders mittel- und oberdeutsche Ent-
tionalliberalen Einstellung ein Jahr zuvor
stellung aus Teufel.
des Landes verwiesen worden war, schrieb
Demagoge 1843 die bekannten Zeilen:
(zu griechisch „demos“ « Volk und „agein“ „Der größte Lump im ganzen Land,
- führen) abfällig für einen Volksverführer, das ist und bleibt der Denunziant.“

78
Depp Despot
ein häufiges, vorwiegend oberdeutsches (aus griechisch „despotes“ = Herr, Herr-
Schimpfwort für einen einfältigen, dummen scher; früher wertneutral, dann Bedeu-
Menschen; Trottel; auch abschätzigfür einen tungsverschlechterung im Zuge der fran-
Schwachsinnigen. Am Tag vor der bayri- zösischen Revolution) abfällig fiir 1. einen
schen Landtagswahl des Jahres 1966 schlug Gewaltherrscher, Tyrannen. 2. jemanden,
Franz Josef Strauß dümmlich-nationalisti- der herrisch, tyrannisch auftritt. Im „Ge-
sche Töne an, um auf diese Weise Wähler dicht eines Lebendigen“ von Georg Her-
der NPD für seine CSU zurückzugewin- wegh aus dem Jahr 1841 heißt es:
nen. Über die Deutschen sagte er: „Wir „Frühling sei es keinem Würger,
sind die Deppen der Welt. Zwischen uns Der sein Volk zum Staube zieht;
und dem berühmten Kompanie-Depp be- Frühling jedem bis zum Tod,
steht nur ein Unterschied. Der Kompanie- Frühling nie för den Despot.“
Depp holt das Bier und bekommt dafür
eine Brotzeit. Wir holen das Bier und zah- Detlev
len die Brotzeit.“ (oft mit langen, hellen e’s gesprochen, die
Vgl.: —> Dorfdepp, —> Erzdepp, —» Gemeinde- vermeintlich weiche, weibische Aussprache
depp, -» Halbdepp, Hausdepp (Pantoffelheld), —> von Homosexuellen nachahmend) spöt-
Klassendepp, —> Knalldepp, Kordeldepp (hessisch: tisch-abschätzig fiir einen Homosexuellen.
Hampelmann), der letzte Depp, Oberdepp (sel- Jugendsprachlich kommt gelegentlich
ten), Regimentsdepp, -> Volldepp.
auch die Bezeichnung „Erich“ vor, wobei
als Gag erklärt wird: „vorne er und hinten
Depper! ich“. Seltener ist das spöttische „Herbert“,
(oberdeutsche Verkleinerungsform) vor al- mit entsprechend weicher, gedehnter Aus-
lem in Bayern eine milde Schelte fiir einen sprache.
einfältigen, dummen, ungeschickten Men-
schen. Deubel
vorwiegend norddeutsch für —> Teufel.

(wohl zu „torkeln“ = schwanken, taumeln) Deutler


besonders schwäbisch abschätzig für ein klei- geringschätzigfür einen Menschen, der etwas
nes Kind oder einen kleinen, unscheinbaren kleinlich, spitzfindig auslegt; Krittler. Das
Menschen. Wort ist von Martin Luther oft verwendet
Vgl.; Derglich (schlesisch), Schnapsdergel (schwä- worden.
bisch: mickriges, im Rausch gezeugtes Kind), Vgl.: -» -1er.
Torkel.
Deutschenfresser
Derwisch - heulender Derwisch abschätzig fiir einen Feind oder Hasser der
Deutschen.
Vgl.: —> Fresser, —» -Fresser.
Deserteur
(zu französisch „deserter“ - verlassen, im deutscher Michel
Stich lassen) oft abfällig fiir einen Fahnen- („Michel“ ist die oberdeutsche Kurzform
flüchtigen, Überläufer.
von „Michael“. Die Fügung „deutscher Mi-
chel“ ist schon im 16. Jahrhundert belegt,
Desperado geht wohl auf den heiligen Michael, den
(aus amerikanisch „desperado“ = Verzwei- Schutzpatron der Deutschen, zurück und
felter) abschätzigfür einen politischen Aben- meinte ursprünglich den gutmütigen, tüch-
teurer, dem jede Verzeiflungstat zuzutrauen tigen deutschen Bauern. Erst nach 1848 ent-
ist; selten fiir einen Banditen (im Wilden We- wickelte sich die heurige, abwertende
sten). Bedeutung. In Karikaturen wird diese

79
Sinnbildgestalt des Deutschen regelmäßig 47, u. a. Enzensberger und Johnson, von
in Kniehosen und Zipfelmütze dargescellt) einer Amerikareise zurückkamen, wurden
spöttisch-abschätzigfiir i. einen Deutschen. 2. sie mit Hohn und Spott empfangen.
einen schwerfälligen, schlafinützigen, biede- „Dichter! Dichter!" rief man ihnen zu.
ren und etwas einfältigen Deutschen. Eine
Berliner satirische Zeitschrift mit dem Titel Dichterling
d e u t s c h e r m ic h e l hatte sich als Motto geringschätzig, auch verächtlich fiir einen
den Vers gewählt: schlechten, unbegabten Dichter. „Dichter-
„Verschlaf die Zeit, vergiß das Denken, ling“ war auch eines der Schimpfwörter,
veränd’re nie Dein Schafsgesicht, die der österreichische Bildhauer Alfred
Laß Dich von jedem Ochsen lenken, Hrdlicka 1994 gegen den Büchner-Preisträ-
und wenn er stößt, so muckse nicht!“ ger Wolf Biermann ausstieß. In dem Ge-
Die Zeitschrift erhielt jedoch keine Kon- dicht „Der Rattenfänger von Hameln“
zession; bereits die Probenummer der er- (1921) von Walter Mehring stehen die Zei-
sten Ausgabe von 1850 wurde verboten. len:
Vgl.: —> Michel, —> -michel, ceutscher Michel (alte
oder altertümelnde bzw. satirische Version). „Einst hat man Euch Dichterlinge
Aufgespießt wie Schmetterlinge.“
Deutschtümler Vgl.: Herrgoccsdichter (selten), —> -ling.
abschätzig fiir jemanden, der in übertriebe-
ner, aufdringlicher Weise seine deutsche We- Dick und Doof
sensart hervorhebt. (nach den amerikanischen Filmen mit dem
Vgl.: —> -1er.
Komikerpaar Stan Laurel und Oliver Har-
dy aus den Jahren 1927- 1940, die seit 1949
D evisenschieb er
unter dem Titel d ic k u n d d o o f in
(zu „Devisen“ = Zahlungsmittel in fremder
Deutschland liefen) abfällige Spottbezeich-
Währung) abfällig für eine Person, die be-
nung fiir zwei männliche Personen, von de-
trügerische Devisengeschäfte betreibt, Devi-
nen der eine dick und der andere mehr oder
sen verschiebt.
weniger doof ist. 1986 erheiterte der Frank-
Vgl.: Devisenjongleur (selten), Devisenschmugg-
ler, —> Schieber. furter SPD-Abgeordnete Voigt im Deut-
schen Bundestag die gelangweilten
Diabolus (Diabolos) Kolleginnen und Kollegen, indem er dem
(aus griechisch „diabolos“ - Verleumder; körperlich schwergewichtigen Bundeswirt-
Teufel) i. veraltetfiir einen bösartigen, teuf- schaftsminister Martin Bangemann von
lischen Menschen. 2. bildungssprachlich der FDP an den Kopf warf: „Sie verkörpern
scherzhaft-spöttischfiir einen Schlingel, raffi- Dick und Doof in einer Person! Das ist ihre
nierten Menschen. einzige Leistung!“
Vgl.: Diable (französisch, veraltet), —> Teufel.
Dickarsch
Dibbegucker derb abwertendfiir eine dicke Person (mit ei-
(zu mundartlich „Dibben“ = Topf, irdener nem besonders dicken Gesäß).
Topf) besonders in Hessen und der Pfalzfiir Vgl.: —> Arsch, —> -arsch.
einen —> Topfgucker.
Vgl.: —> Gucker.
Dickbalg
Dichter abfälligfiir einen dicken Menschen.
spöttisch-abschätzig fiir einen Schwindler, Vgl.: —> Balg.
Lügner oder einen Phantasten. „Du Dich-
ter!“ heißt es in einem Stück von Günter Dickbauch
Grass. Als Ende der 60er Jahre zur Zeit des meist abschätzigfiir eine (männliche) Person
Vietnamkrieges Schriftsteller der Gruppe mit einem dicken Bauch.

80
dicke Nudel Dickmops
abschätzig fiir eine dicke, kleine (weibliche) abschätzigfiir ein rundliches Kind, ein dickes
Person. Mädchen.
Vgl.: —> Nudel, —> -nudel. Vgl.: dicker Mops, Dickmoppel, —> Fertmops, —»
Mops.
Dicker
(weibliche Form: Dicke) salopp, auch ab- Dicknischel
fälligfür einen dicken Menschen. „Tschüß, (zu landschaftlich „Nischel“ = Kopf) ein
Dicker! Es ist Zeit für einen Wechsel“, ostmitteldeutsches Schimpfwort für einen ei-
stand im deutschen Bundestagswahl- gensinnigen Menschen, Dickkopf.
kampf 1994 in Potsdam auf Plakaten zu le-
sen. Gemeint war der Kanzler Helmut Dicksack
Kohl.
salopp abwertendfiir einen dicken Menschen.
Vgl.: dicker Sack, —> Fettsack, Sack, —> -sack.
dicker Brocken
abschätzig für einen dicken, massigen Men-
Dickschädel
schen.
Vgl.: —> Brocken, feister Brocken (selten), fetter
leicht ab wertendfiir einen eigensinnigen, stu-
Brocken, schwerer Brocken. ren Menschen. Ein „alter Dickschädel“ sei
der Schriftsteller und spätberufene PDS-
Dickerchen Bundestagsabgeordnete Stefan Heym
oft spöttisch oder geringschätzigfür einen klei- (PDS), bemerkte der s pie g e l (Februar
nen, dicken Menschen, ein dickliches Kind 1994) nicht ohne ein gewisses Wohlwollen.
Vgl.: —> -eben (-lein), Dickeri, Dickerlein (beides VgL: -schädel.
mundartliche Varianten).
Dicktuer (Dicketuer)
Dickhäuter abfälligfiir einen Wichtigtuer, Prahler.
(eigentlich ein veralteter Begriff für große, Vgl.: Dicktuender (selten), -tuer.
plumpe Säugetiere mit dicker, lederartiger
Haut, beispielsweise Elefanten oder Nas- Dickwanst
hörner) oft abschätzig fiir einen unempfind- abfälligfiir einen dicken, fetten Menschen.
lichen, phlegmatischen, gefühllos erscheinen- Vgl.: Dickwams (selten), —> Fettwanst, —» Wanst.
den, „dickfelligen0 Menschen.
„die da oben“
Dickkopf
geringschätzige Bezeichnung fiir die Herr-
Schimpfwort für einen rechthaberischen, ei-
schenden, Regierenden, dieführende Schicht.
gensinnigen Menschen; in manchen Mund-
„Haß auf die da oben“, lautete eine Schlag-
arten auch für einen prahlenden Reichen.
zeile der z e it (April 1994) über britische
Vgl.: —> -köpf (-kopp).
Rechtsextremisten.
Dickmadam
spöttisch-abschätzigfür eine dicke, schwerfäl- Dieb
lige Frau. Bekannt ist das Kindergedicht: meist abfällig für jemanden, der stiehlt oder
„Eine kleine Dickmadam gestohlen hat: ein raffinierter, kleiner, gemei-
Reiste in der Eisenbahn; ner, gerissener Dieb. „Der Dieb läßt das
Eisenbahn krachte, Stehlen nicht“, sagt ein Sprichwort.
Dickmadam lachte, Vgl.: Diebesvogel (selten), —> Ehrendieb, —> Eier-
dieb, Fotzendieb (hessisch: Casanova), —> Gau-
Lachte, bis der Schutzmann kam
dieb, Gewohnheitsdieb, —> Herzensdieb, —>
Und sie mit zur Wache nahm. Hühnerdieb, Karnickeldieb (kleiner Dieb), Roß-
Abends kam ihr Mann nach Haus, dieb (bayrisch: Gauner), Straßendieb (selten: Stra-
Klopfte ihr die Hosen aus.“ ßenräuber), —> Strauchdieb, —> Tagedieb
Vgl.: dicke Madam, Dickmamsell, —* Madam. (Tagdieb).

81
Diebesbande volle Staatsgewalt übertragen wurde, wie
abfälligfiir eine Bande von Dieben. es beispielsweise bei Cäsar der Fall war)
Vgl.: —> Bande, —> -bande, Diebespaar (kaum ab- abiuertend fiir i. einen unumschränkten
wertend), Diebesquartett. Machthaber an der Spitze eines Staates; einen
Gewaltherrscher. 2. einen herrischen, despoti-
Diebespack schen Menschen.
verächtlich fiir Diebe, diebisches Gesindel.
Vgl.: —> Pack, -pack. Dilettant
(aus italienisch „dilettarsi“ = sich ergötzen)
diebische Elster verächtlich für einen Nichtfachmann, einen
(nach der Gewohnheit der Elstern, u.a. allzu engagierten Laien; Pficscher. „Ver-
glitzernde Gegenstände in ihr Nest zu tra- fluchte Dilettanten!“ läßt Goethe im ersten
gen) abfälligfiir eine (weibliche) Person, die Teil des f a u s t den Kapellmeister schimp-
stiehlt, zum Diebstahl neigt. fen. In z w e i j ä h r e in pa r is (1846) schrieb
Vgl.: —» Atzel, —» Elster.
Arnold Rüge über den Philosophen Fried-
rich Wilhelm Joseph Schelling: „Er ist und
Diebsgelichter = Diebsgesindel
bleibt Dilettant und Gast an fremden Ti-
schen, Diener vergangener Götter.“ Paul
Diebsgesindel
Heyse (1830 — 1914) dagegen formulierte
verächtlich fiir Diebe, diebisches Gesindel;
eine vereinfachte Definition:
unehrliche Leute.
Vgl.: Diebsgelichter, Diebsvolk (Diebesvolk), „Dilettant heißt der kuriose Mann,
Diebszeug (veraltet), Diebszunfr, —> Gesindel, —> der findet sein Vergnügen dran,
-gesindel. etwas zu machen, was er nicht kann.“

Diebsvolk (Diebesvolk) = Diebsgesindel Dilldapp


landschaftliches weitverbreitetes Schimpfwort
-diener fiir einen einfältigen, ungeschickten Men-
abschätzig fiir jemanden, der anderen, einer schen. Von Tankred Dorst gibt es ein Mär-
Institution oder Sache unterwürfig dient. chenstück mit dem Titel w ie d il l d a pp
Vgl.: —> Augendiener, Baalsdiener, Bacchusdiener n a c h d e m r ie s e n g in g .
(veraltet: Trinker), —> Bauchdiener, Fetischdiener, Vgl.: —> Taps.
—> Fürstendiener, Götzendiener, —> Liebedie-
ner, —> Mammonsdiener, Pfaffendiener, Teufels-
diener. DiMiDo
(Kurzwort aus den Anfangsbuchstaben der
Dienstbolzen Wörter Dienstag, Mittwoch und Donners-
spöttisch-abschätzig fiir ein Dienstmädchen, tag) spöttisch und geringschätzig für jeman-
eine Köchin; seltenerfiir einen Diener. den, der nur dienstags, mittwochs und
Vgl.; —> Bolzen, —» -bolzen, Dienstbesen, Dienst- donnerstags arbeitet, zur Verfügung steht;
ling, Kochbolzen (Köchin). meist in Verbindung mit einer Amts- oder
Tätigkeitsbezeichnung. Oft sind Parlamen-
D iens tbotennatur tarier oder Professoren damit gemeint.
verächtlich fiir einen diensteifrigen, unter- Vgl.: DiMiDo-Beamter, DiMiDo-Professor, Di-
würfigen Menschen. MiDo-Student.

Dienstspritze Ding
abfällig fiir ein Dienstmädchen, einen Die- oft abschätzig fiir ein Mädchen, eine junge
ner, eine Hausangestellte. Frau; meist mit einem Adjektiv verbunden
verwendet; ein albernes, wüstes, armes, fre-
Diktator ches Ding. Ein alter „Schmachtfetzen“ von
(ursprünglich ein römischer Staatsbeam- Albert Sergei bringt die Zeilen:
ter, dem in Notzeiten vorübergehend die „Ich bin ein unscheinbares Ding

82
und habe dich lieb ohne Kranz und ropäischen Kino stehen sie hinter der Ka-
Ring.“ mera.“
Vgl.: —> dummes Ding, freches Ding, junges Vgl.: Dino (kaum abwertend, eher kosewörtlich),
Ding. Saurier.

Dingelchen Dippel
oftgeringschätzigfiir ein kleines, unscheinba- (ein süddeutsches Wort für einen Dübel,
res Mädchen. „Er hatte ein flachbrüstiges ... Zapfen) besonders schwäbisch für einen
Dingelchen geheiratet.“ (Elula Perrin: n u r Dummkopf
FRAUEN KÖNNEN FRAUEN LIEBEN, I977). Vgl.: —> Dübel (Dubbel), Oberdippel.
Vgl.: —» -chen (-lein).
Dirne
Dingerich (Dingrich) (früher und noch mundartlich für ein
eine vorwiegend ostmitteldeutsche abschätzi- Mädchen, eine Magd) 1. abschätzigfiir eine
ge Bezeichnung fiir einen unsympathischen Prostituierte. 2. besonders bayrisch gering-
Kerl; auch respektlos fiir einen Mann, dessen schätzig fiir eine einfache, derbe, einfältige
Namen man nicht weiß. Frau.
Vgl.: Bauerndirne (bayrisch), —> Buhldirne, Dirn-
Vgl.: Dingens (sächsisch).
chen, —> Edeldirne, Lustdirne (veraltet), -» Stra-
ßendirne.
Dingsbums, der, die
salopp, auch abwertendfür eine Person, de- „dirty old man“
ren Name einem unbekannt ist oder unwich- (amerikanisch; wörtlich: schmutziger alter
tigerscheint. In Peter Handkes pu b l ik u m s - Mann; bekannt geworden durch das Buch
b e s c h im pf u n g kommt das etwas weniger n o t e s OF a d ir t y o l d m a n von Charles
respektlose „Dingsda“ vor. Bukowski aus dem Jahr 1968) eine seltene
Vgl.: Dingsda, Frau Dingsbums, Frau Dingsda, abschätzige Bezeichnung fiir einen Mann,
Fräulein Dingsbums, Herr Dingsbums, Herr der Anstoß erregt, Konventionen verletzt,
Dingsda, Herr von Dingsbums (selten).
„schmutzige Tricks”anwendet.

Dinosaurier
Disko-Mieze
(eigentlich ein ausgestorbenes riesiges Rep- (zu „Disko“ = kurz für „Diskothek“) meist
til. Seit die „Dinos“ zu modischen Kuschel- spöttisch-abschätzig fiir eine junge Diskothe-
tieren der Konsum-Kinder geworden sind, kenbesucherin (die entsprechend aufgeputzt
ist die metaphorische Verwendung des ist und typisch erscheint).
Wortes sehr verbreitet) spöttisch-abschätzig Vgl.: —» Mieze.
für einen alten oder uralten Menschen, der
schon (allzu) lange eine bestimmte Funktion Disko-Torte
innehat. „Hardrock-Dinosaurier von Led jugendsprachlich abschätzig fiir eine junge
Zeppelin“ (s pie g e l , März 1995). Die s ü d - (gestylte, affige) Diskotheken besucherin.
d e u t s c h e Ze it u n g (Juni 1994) bezeichne- Vgl.: Disko-Häschen, Disko-Tussi, —> Törtchen,
te sogar Boris Becker, der zwar noch jung —> Torte.
ist, aber als Tennisprofi viele „Dienstjahre“
auf dem Buckel hat, als „Dino“. Wenn der Disputierer
altgediente CDU-Rechte Alfred Dregger (zu lateinisch „disputare“ = nach allen Sei-
in seiner Fraktion als „Saurier“ gilt, so auch ten erwägen) landschaftlich für einen Recht-
wegen seiner erzkonservativen und damit haber, Streithammel.
oft unbeweglichen politischen Haltung. Vgl.: Disputierhansel (oberdeutsch).
Zum Anlaß des 50. Filmfestivals von Vene-
dig schrieb Andreas Kilb in der z e it (Sep- Diva
tember 1993): „Bei Steven Spielberg rasen (eigentlich eine vom Erfolg verwöhnte
die Dinosaurier über die Leinwand, im eu- Film- oder Bühnenkünstlerin; aus latei-

83
nisch „diva“ = die Göttliche) spöttisch-ab- dein Leben lang ein Dodel, hat ihn sein
schätzigfiirjemanden, der durch exzentrisches Lehrer oft geneckt, heut is’ er Unterhosen-
Gebaren und mimosenhafte Empfindlichkeit model, ein Macho und ein Lustobjekt.“
auffällt. Für den Schriftsteller Paul Wühr ist
der russische Lyriker Jewgenij Jewtuschen- Dödel
ko „eine Operndiva, ein Torero ohne
(eigentlich ein Pflock, Zapfen; Penis) vor-
Stier“. Der Fußball-Recke Mario Basler
wiegend norddeutsch für einen Trottel, dum-
wurde im s t e r n (Dezember 1995) als
men Kerl.
„Werder-B remen-Diva“ kritisiert.
Vgl.: Atomdiva (selten: Diva mit »Atombusen“), Vgl.: —> Thaddädl, —> Zonendödel.
—> Brettldiva, —> Filmdiva, Kurvendiva.
Dogmatiker
Diversant (von „Dogma“ = Meinung, Lehrsatz) ab-
(aus gleichbedeutend russisch „diversant“; schätzig fiir einen starren, unkritischen Ver-
zu lateinisch „diversus“ = entgegengesetzt) fechter bestimmter Dogmen.
besonders im Sprachgebrauch der DDR eine
meist abfällige Bezeichnungfiir einen Sabo-
Dohle
teur, Störer. „SED-Genossinnen erblicken
in Nagellack und Lippenstift nicht länger (eigentlich ein schwarzer Rabenvögel) ein
die Werkzeuge imperialistischer Diversan- landschaftliches Schimpfwortfiir eine Prosti-
ten“ (z e it , Mai 1964). tuierte, liederliche Frau.
Vgl.: —» Hupfdohle.
Django
(nach dem von Franco Nero verkörperten Doktor Eisenbart (Doktor Eisenbarth)
erbarmungslosen, wortkargen Helden glei-
(nach dem deutschen Augen- und Wund-
chen Namens aus dem Italo-Western
arzt Johann A. Eisenbarth oder Eysenbarth,
d j a n g o von Sergio Corbucci aus dem Jahr
1663 - 1727, der zwar geschäftstüchtig, aber
1966 sowie zahlreichen Folge-Titeln) Spott-
auch angesehen und fachkundig war und
name für einen markig, cool und aggressiv
zu Unrecht als Kurpfuscher hingestellt
aufh'etenen Mann, der dabei prahlerisch und
wurde) scherzhaft-spöttisch, mitunter auch
lächerlich wirkt. Der langjährige CDU/
abschätzigfiir einen groben, wenig zimperli-
CSU-Fraktionsvorsitzende Alfred Dregger,
chen Arzt. Bekannt ist der Anfang eines
der als Hardliner und Mann starker Worte
Studentenliedes aus dem n e u e n k o m m e r s
bekannt war, wurde in der Presse des öfte-
b u c h von 1818:
ren als „Django“ tituliert.
Vgl.: Vorstadt-Django. „Ich bin der Doktor Eisenbarth,
Kurier die Leut’ auf meine Art...“
Docke
(zu landschaftlich „Docke“ = Puppe) ober- Doktor Seltsam
deutsches Schimpfwort fiir eine eitle, putz-
(Übersetzung des englischen „Dr. Srrangc-
und gefallsüchtige weibliche Person. Schon
love“; nach dem deutschen Titel des Spiel-
Abraham a Sancta Clara wetterte gegen die films DR. SELTSAM ODER WIE ICH LERNTE,
„aufgeblasenen Modedocken“.
Vgl.: Modedocke, Puczdocke.
zu l ie b e n von Stanley Kubrick
d ie b o m b e
aus dem Jahr 1963) eine seltene Spottbezeich-
nungfür einen seltsam anmutenden Doktor.
Dodel
(eine oberdeutsche Nebenform von „Dö-
del“) vorwiegend österreichisch und süd- Doktrinär
deutsch für einen dummen, trotteligen (zu lateinisch „doctrina“ = Lehre) bildungs-
Menschen. In dem Schlager „Macho-Ma- sprachlich abwertendfiirjemanden, der starr
cho“ sang Rainhard Fendrich: „Du bleibst und einseitig eine Lehre verficht.

84
Doldi zwei Monate später bezeichnete der s pie -
(vielleicht zu „toll“ = verrückt) fränkisch g e l Rudolf Scharping als „Dompteur der
und bayrisch abfällig fiir einen närrischen, SPD“.
ungeschickten Menschen.
Vgl.: Dolack. Don Juan
(nach der gleichnamigen Sagengestalt der
Dollbohrer spanischen Literatur, einem Frauenverfüh-
(ursprünglich ein Ixhrling, der Löcher für rer, der schließlich in die Hölle kommt)
Dollen, fiir Holzdübel, zu bohren hatte) spöttisch-abschätzig fiir einen Frauenhelden,
Schimpfwortfiir einen dummen, ungeschick- unermüdlichen Verführer.
ten Menschen.
Vgl.: Dollmann, Dollo (selten).
Don Quichotte
Dollbrägen (Dollbregen) (französische Schreibweise; nach dem
gleichnamigen Helden des Romans DON
(eigentlich = Tollkopf; zu „Bregen“ - Schä-
q u ij o t e d e ia . MANCHA von Miguel de
del) norddeutsch fiir einen Hitzkopf; Drauf-
gänger. Cervantes Saavedra, 1547 - 1616) spöttisch
oder abfälligfiir einen Schwärmer, der in lä-
cherlicher Weise an der Realität scheitert.
Döllmer
Herve Guibert ließ sich über Thomas
ein norddeutsches mildes Schimpfwortfiir ei-
Bernhard aus: „... ein armseliger, selbstver-
nen Dummkopf, Trottel.
liebter Don Quichotte, dieser elende, alles
verratende Wiener.“
Dolm
österreichisch fiir einen Idioten, Dummkopf.
Donja
Domestik (Domestike) (eigentlich eine spanische Anrede für eine
(aus lateinisch „domesticus" = zum Haus Frau) meist leicht abwertend fiir die Freun-
gehörend) geringschätzig fiir einen Dienst- din, Geliebte eines Mannes.
boten, Diener. „Araminte ist Witwe und
schön, Dubois nichts weniger als ein freß- Donna
gieriger, rüpelhafter Domestik ..." (Rolf (eigentlich eine italienische Anrede für
Schneider: No v e m b e r , 1979). Der Berliner Frauen aus bestimmten Adelsfamilien) eine
Ta g e s s pie g e l (Juli 1996) schrieb „Im Laufe veraltende abschätzige Bezeichnung fiir eine
seiner bald 14jährigen Kanzlerschaft ist Hausangestellte, ein Dienstmädchen.
Helmut Kohls Regierungsweise immer Vgl.: Donna Luzia (rheinisch: hochnäsige Frau),
,präsidentieller geworden: Er kümmert —» Primadonna.
sich ums große Ganze, überläßt die Details
den Domestiken." Donnerbesen
i. abschätzigfiir eine Frau mit wirren, unge-
Dompteur pflegten Haaren. 2. allgemeines Schimpfwort
(eigentlich ein Tierbändiger, der wilde Tie- fiir eine Frau.
re dressiert; weibliche Form: Dompteurin, Vgl.: —> Besen.
seltener Dompteuse) spöttisch-ironisch fiir
einen Menschen, der andere zähmt, „dres- Donnerkeil
siert" und vorfuhrt, so wie es ein Zirkusdomp- (eigentlich ein Ausruf oder Fluch) land-
teur mit seinen Tieren tut; im fargon der schaftliches Scheltwort fiir 1. einen frechen
Schüler auch fiir einen Lehrer. Die f r a n k - Jungen, Taugenichts. 2. einen bösartigen,
f u r t e r Ru n d s c h a u (Januar 1994) ge- streitsüchtigen Menschen. 3. einen Teufels-
brauchte für den früheren Fraktions- kerl, auch mit Anerkennung.
vorsitzenden der SPD, Herbert Wehner, Vgl.: Donnerkiel (Variante), Donnerlittchen,
den Ausdruck „Fraktionsdompteur“, und Donnerwetter (selten).

85
Doofehen Doppelzüngler
selten fiir ein einfältiges Mädchen, eine abfälligfür einen Menschen, der doppelzün-
dümmliche kleine Person. gig ist, der sichje nach Bedarfmal so und mal
Vgl.: —» -chen (-lein). so äußert. „Doppelzüngler“ war auch der
Titel der Stasi-Akte über die DDR-Schrift-
doofe Nuß - dumme Nuß
stellerin Christa Wolf.
Vgl.: —» -1er, Spaltzüngler.

Doofer
Dorf-
abfälligfür einen doofen Menschen. Eine In- Zusammensetzungen abschätzigen, auch
itiative des Berliner Ausländerbeauftragten spöttischen Charakters fiir provinzielle und
zum Thema Fremdenhaß unter Jugendli- damit unbedeutende Menschen oderfiir Per-
chen läuft unter dem Motto: „Keine Macht sonen, die sozusagen die offiziellen, obersten
den Doofen!“ Trottel usf des Dorfes sind Eine Gelegen-
Vgl.: Dooferlein (zumindest in Mittelfranken), —> heitsbildung aus dem Fernsehen ist „Dorf-
Oberdoofer. Schimanski“, nach dem Namen eines po-
pulären Film-Kommissars.
doofes Ei Vgl.: —> Bauern-, Dorfbulle (Dorf-Casanova;
abfälligfur i. einen sehr einfältigen Menschen. Dorfbürgermeister o.ä.), Dorf-Casanova, Dörfler,
2. jemanden, über den man sich geärgert hat. Dörfling, Dorfpomeranze, Dorfschulmeister,
Dorfschulmeisterlein, Dorftölpel, —> Provinz-.
Vgl.: dummes Ei. —* Ei.

Dorfbesen
Doofi
landschaftlich abfälligfür i. eine schwatzhaf-
ein mildes Schimpfwort fiir einen naiven, te, tratschende Dorfbewohnerin. 2. eine Her-
einfältigen jungen Menschen. umtreiberin, ein liederliches Mädchen eines
Vgl.: Bundesdoofi (seltener Steigerungsversuch), Dorfes.
Doofian, Doofiline (ungebräuchliche weibliche
Vgl.: —» Besen.
Form), —> klein Doofi (mit Plüschohren).

Dorfdepp
Doofkopp (Doofkopf)
grobes Schimpfwortfür 1. einen dorfbekann-
vorliegend norddeutschfiir einen beschränk- ten Schwachsinnigen, Dorfirottel. 2. einen
ten oder unsympathischen Menschen. besonders dummen Menschen.
Vgl.: —> -köpf (-kopp). Vgl.: —» Depp, —> Gemeindedepp.

Dooftnann Dorflümmel = Bauernlümmel


abfälligfiir einen sehr dummen Menschen.
Vgl.: —>-mann. Dorfschöne (Dorfschönheit)
spöttischfür ein hübsches Mädchen vom Dorf
Dopingsünder (mit schlichtem Gemüt).
Vgl.: —> „Schöne“.
ofi abschätzigfiirjemanden, der im Sport un-
erlaubte leistungssteigemde Mittel anwendet.
Dorftrottel
Vgl.: —> Sünder, —> -sünder.
ein grobes Schimpfwortfiir 1. einen im Dorf
bekannten Schwachsinnigen. 2. einen beson-
Doppeldecker ders trottelhaften Menschen.
(eigentlich ein Flugzeug mit zwei überein- Vgl.: —> Bezirkstrottel, —> Trottel, —> -trottel.
ander angeordneten Tragflächen; anderer-
seits zu „decken“ = begatten bei Dorfzeitung
Haustieren) spöttisch für einen untreuen seltene abfällige Bezeichnung fiir eine ge-
Mann, der zwei Frauen oder Freundinnen schwätzige, tratschsüchtige Dorfbewohnerin.
hat. Vgl.: Docfblättchen.

86
Dormel, der Drachen (Drache)
(wohl zu mittelhochdeutsch „turmeln“ = (eigentlich ein furchterregendes, großes,
schwindeln, taumeln) landschaftliches echsenartiges, feuerspeiendes Fabeltier) ab-
Schimpfwortfür eine schwächliche, einfältige fälligfür ein böses, zänkisches Weib; auch für
Person. eine strenge Frau in einer Aufpasserfunktion,
Vgl.: Dormeltier (hessisch). etwa eine Zimmerwirtin, Haushälterin,
Chefin. „Wie konnte Frau Tobler ihr zartes
Dösbattel (Dösbartel) Töchterchen diesem Drachen von Dienst-
(wörtlich eigentlich: dösender Bartholo- magd ausliefern?“ (Robert Walser: d e r g e -
mäus) ein vorwiegend norddeutsches h ü l f e , 1908). 1938 stand in der Zeitschrift
Schimpfwort für einen unaufmerksamen, b r e n n e s s e l : „Die Helden der Vorzeit zo-
dummen, langweiligen Menschen. Der gen aus, um gegen den Drachen zu kämp-
FDP-Abgeordnete Kleinert gab 1985 im fen; die Pantoffelhelden der Gegenwart
Deutschen Bundestag folgendes von sich: verlassen ihr trautes Heim, um dem Dra-
„Dat ick en Dösbüddel bin, dat ärgert mi chen aus dem Wege zu gehen.“ Aus dem
nich. Dat’n Dösbüddel mi dat secht, dat Gedicht „Künstler“ von Johannes Trojan
ärgert mi.“ ist die folgende Strophe:
Vgl.: —> Bartel (Barthel), —> -bartel (-barthel). „Mal uns, was wir gerne schaun,
Lust’ge, frische Sachen,
Dose Hübsche Mädel, junge Fraun,
vorwiegend jugendsprachlich abschätzig für Keine alten Drachen.“
eine Frau, ein Mädchen. Vgl.: alter Drachen, Drachenzahn (jugendsprach-
Vgl.: —> Büchse. lich veraltet: häßliches Mädchen), Drachscheit
(selten), —» Ehedrachen, —> Hausdrachen (Haus-
Dösel drache), Putzdrachen, Tugenddrache, —> Vorzim-
(zu „dösen“) abschätzig für einen dummen, merdrache.
langweiligen Menschen.
Drachenbrut
Döskopp (Döskopf) eine veraltende verächtliche Bezeichnung für
ein beliebtes Schimpfwortfür einen Dumm- übles Gesindel, Mordgesindel.
Vgl.: —> Brut, —> -brüt.
kopf, Trottel, langweiligen Menschen. In ei-
nem bekannten Kindergedicht:
Dragoner
„Meine Oma fährt Motorrad
(früher ein leichter Reiter beim Militär; zu
Ohne Bremse ohne Licht
französisch „dragon“ - feuerspeiender Dra-
Und der Schutzmann an der Ecke
che. Das war auch der Name einer Feuer-
Dieser Döskopp sieht es nicht.“
Vgl.: Dösknochen (selten), -köpf (-kopp). waffe, mit der die leichten Reiter im 16.
Jahrhundert ausgerüstet wurden) salopp ab-
Dotsch = Totsch wertend fiir eine energische, derbe, herrsch-
süchtige, männlich wirkende Frau. Den
Dotz schlechten Ruf, in dem die Truppen der
(meint eigentlich eine Beule; zu „dotzen“ = Dragoner standen, belegt der folgende
stoßen) westdeutsch spöttisch oder gering- Vers:
schätzigfür einen kleinen Menschen, Knirps. „Dragoner sind halb Mensch, halb Vieh,
Vgl.: Dotzchen. Aufs Pferd gesetzte Infanterie.“
Vgl.: Dragonerweib, Küchen dragoner.
Dr. Lieschen Müller
(weiterentwickelt aus „Lieschen Müller“) Drahdiwaberl
spöttisch-ironisch für eine Akademikerin mit (wörtlich: Drehdichweibchen; eigentlich
Halbbildung und Allerweltsgeschmack. ein Kinderspielzeug aus einer sich drehen-
Vgl.: —> -chen (-lein), Lieschen, —> Lieschen den Puppe) ein österreichisches Spottwortfür
Müller. eine unbeholfene, schioerfallige (weibliche)

87
Person; auch andere Bedeutungen. „Wann —> der letzte Dreck, —> Mäusedreck (Mausdreck),
S’ihn heut net wolln, kummen S’muring, -» Stück Dreck,
da kost er vierzehne, habdjehre, Sö Drahdi-
waberl Sö (Karl Kraus: d ie l e t z t e n Dreck- (Drecks-)
TAGE DER MENSCHHEIT, 1918/19). derb emotional abwertend fiir 1. schmutzige
Personen. 2. verabscheuungswerte, nieder-
Drahrer trächtige Menschen, 3. Personen, die man als
(zu „drahn", eigentlich = drehen) Österrei- widerwärtig empfindet, nicht ausstehen
chisch abschätzigfiir einen Nachtschwärmer, kann. Solche Wortverbindungen wirken
unsoliden Menschen. oft als Steigerungen.
Vgl.: Dreckaffe, Dreckammer (oberdeutsch),
Dreckbalg, Dreckbankert, Dreckbehlc (alte
Drahtpuppe = Marionette Schlampe), Dreckbolle (südwestdeutsch), Dreck-
fotze (selten: liederliche Frau), Dreckigel, Dreck-
Drahtzieher loch (schmutziges Weib), Drcckluder,
(wohl vom Puppenspieler übertragen; auch Dreckmolch, Dreckpippe (oberdeutsch: frech),
Dreckrammel (Bayern und Österreich), Drecks-
Berufsbezeichnung für einen Drahtherstel-
bulle (Polizist), Dreckschnabel (dreckig: vorwit-
ler) 1. abwertendfürjemanden, der aus dem
zig), Drecksgesindel, Dreckstößel (oberdeutsch:
Hintergrund agiert, andere fiir sich handeln schmutziger Kerl), Drecktier, Dreckurschel (sel-
läßt. 2. Berufssportfiir den Elektriker. ten), Dreckvogel, Dreckwatz, Dreckwutz.
Vgl.: Drähtleinszieher (Nürnberg: Elektriker), gei-
stiger Drahtzieher, —» Strippenzieher.
Dreckamsel
landschaftliches Schimpfwort fiir einen
Drämel schmutzigen Menschen oder eine unangeneh-
(zu „drömeln“ = langsam und unaufmerk- me, streitsüchtige Frau.
sam handeln; verwandt mit „träumen“) Vgl.: —> Amsel.
vorwiegend ostdeutsch fiir einen großen,
dummen, ungeschickten Kerl. Dreckarsch
derb ab wertend für einen widerlichen, nie-
Drängier derträchtigen Menschen.
(von „drängeln“, einer Iterativbildung zu Vgl.: —> Arsch, —> -arsch.
„drängen“) abschätzig fiir 1. jemanden, der
sich in einer Menschenmenge ungeduldig Dreckbär
nach vorne schiebt. 2. eine Person, die hart- abfällig für eine schmutzige, schlampige
näckig aufetwas dringt; ungeduldig ist. 3. ei- (männliche) Person.
nen Autofahrer, der zu dicht auffährt und Vgl.: —> Bär.
unbedingt überholen will.
Vgl.: —» -1er. Dreckbartel
ein oberdeutsches Schimpfwort für einen
Drangsalierer schmutzigen, ungepflegten Kerl.
seltene abschätzige Bezeichnung fiir jeman- Vgl.: —» Bartel (Barthel), —> -bartel (-barthel).
den, der anderen zusetzt, sie plagt, quält.
Dreckbauer
Draufgänger i. verächtlich für einen Bauern. 2. seltener
(zu „Gänger“ in der alten Bedeutung „Ge- Spottfiir den Mann von der Müllabfuhr.
hender“) oft auch abschätzig fiir einen Vgl.: —> Bauer.
furchtlosen, forschen, waghalsigen Menschen.
Dreckferkel
Dreck landschaftlich abfällig fiir ein schmutziges
ein grobes Schimpfwort fiir einen höchst un- Kind, eine schmutzige oder unsittliche Per-
sympathischen, verächtlichen Menschen. son.
Vgl.: —> aufgesreilter Mausdreck, Haufen Dreck, Vgl.: -> Ferkel.

88
Dreckfink Dreckpeter
abfällig fiir i. eine unsaubere Person» ein landschaftliche Scheltefür einen schmutzigen
schmutziges Kind. 2. einen Zotenreißer, Por- oder sich beschmutzenden Jungen.
nographen o.ä. Vgl.: —> Peter, —> -peter, Schmutzpeter.
Vgl.: —> Fink (Finke), -> Schmutzfink.
Drecksack
Dreckfresser derb emotional abwertend für einen gemei-
i. verächtlich fiir einen Geizhals. 2. abschät- nen, widerlichen Kerl; seltener fiir einen
zig fiir einen armen, völlig mittellosen Men- Schmutzfink. „Sie sind ein ausgesprochener
schen. Drecksack!“ sprach Hermsdorf von der
Vgl.: —> Fresser, —> -fresser. SPD zu Memmel von der CDUZCSU
(Deutscher Bundestag, 1966). Nicht selten
Dreckhammel ist die kräftige Bekräftigung „Drecksack,
(meint eigentlich den mit Köteln behafte- dreckiger!“
Vgl.: Drecksäckel (selten), —> Sack, -sack.
ten Hammel) grobes Schimpfiwortfiir 1. ei-
nen schmutzigen Kerl. 2. einen gemeinen,
verkommenen Mann. Drecksau
Vgl.: —> Hammel, —> -hammel, —> Misthammel. derbes Schimpfwortfür einen 1. sehr unrein-
lichen, verwahrlosten Menschen. 2. unanstän-
Dreckhaufen digen, obszönen Menschen. 3. ividerlichen,
gemeinen, hinterhältigen Menschen. Max
seltene verächtliche Bezeichnung fiir einen
Strauß, der Sohn des früheren Ministerprä-
widerlichen, gemeinen oder schmutzigen
sidenten von Bayern, beschimpfte den Re-
Menschen.
dakteur Michael Stiller von der s ü d -
Vgl.: —> Haufen, —» -häufen, Haufen Dreck, —»
d e u t s c h e n Ze it u n g , der es wagte, ihn zu
Misthaufen.
kritisieren, als „ausgemachte Drecksau“.
Dreckkäfer Ein anonymer Brief an den Schriftsteller
und Publizisten Alfred Kantorowicz (1899
(analog zu —> Mistkäfer) vorwiegend ober-
- 1979) aus den 60er Jahren begann mit
deutsch fiir einen schmutzigen Menschen.
den Worten: „Sie alte Drecksau! Ich schik-
ke Ihnen hiermit Ihren Dreck zurück ...“
Dreckliese Vgl.: —> Sau, —> -sau.
ah Tadel oder abschätzig fiir ein Mädchen,
das schmutzig ist oder sich schmutzig gemacht Drecksbande (Dreckbande)
hat. derb emotional abwertendfür übles, gemeines
Vgl.: —> Liese -liese, —> Schmutzliese. Gesindel.
Vgl.: —> Bande, —»-bande.
Dreckmatz
grobes Schimpfwort für eine schmutzige oder Dreckschlampe
üble, niederträchtige Frau. eine Steigerung von —> Schlampe mit Beto-
Vgl.: —» Matz. nung des Schmutzigen.

Dreckmaul Dreckschleuder
grobes Schimpfwort fiir einen böswilligen (eigentlich eine Körperteilschelte für den
Schwätzer, Verleumder. Mund eines solchen Menschen; ursprüng-
Vgl.: —» -maul. lich eine Vorrichtung, die bei Belagerun-
gen dazu diente, Fäkalien gegen den Feind
Dreckmensch, das zu schleudern) verächtlich fiir eine Person,
Schimpfwort fiir eine schmutzige, schlampige die ein freches Mundwerk hat, unflätig redet,
oder eine niederträchtige Frau. tratscht, schmäht, verleumdet. „Professor
Vgl.: —> Mensch. Dreckschleuder!“ titulierte 1982 der CDU/

89
CSU-Politiker Hauser den Prof. Dr. Horst eine Gruppe von drei (alles andere als anmu-
Ehmke von der SPD. tige) Frauen.

Dreckschwalbe Dreikäsehoch
(auf die Maurer bezogen, weil diese viel (scherzhafter Vergleich und Übertreibung)
Dreck machen und früher wie die Zugvö- 1. scherzhaft und neckend, kaum abwertend
gel nur in den wärmeren Zeiten des Jahres für einen kleinen Jungen, vor allem im Hin-
aufrauchten) i. abfällig fiir eine unsaubere, blick darauf, daß er etwas noch nicht kann.
schlampige (weibliche) Person. 2. eine alte 2. spöttisch und abschätzigfiir einen kleinge-
Handwerkerschelte fiir den Maurer, seltener wachsenen Menschen, dem man nichts rech-
fiir Maler, Töpfer u. dergl. tes zutraut.
Vgl.: —» Schwalbe. Vgl.: Dreihandkasehoch (hessisch).

Dreckschwein Drescher
(zu „dreschen" - prügeln) abschätzig für 1.
eine Steigerung von —> Schwein mit Beto-
einen prügelnden Lehrer. 2. einen schlechten,
nung des Schmutzigen.
bolzenden Fußballspieler.
Vgl.: dreckiges Schwein, —»-schwein.
Vgl.; Dreschflegel, —> Phrasendrescher, Skatdre-
scher (Skatspieler; schlechter Skatspieler), —> Zun-
Dreckseele gendrescher.
ein veraltetes starkes Schimpfwort für einen
gemeinen, charakterlosen Menschen. „So Dressman
wollt’ ich doch, daß du im Kloak erstickest, (eigentlich ein Mann, der Mode vorführt;
Dreckseelc du“, heißt es in Friedrich Schil- zu englisch „dress“ = Kleidung) eine seltene
lers DIE RÄUBER. spöttisch-abschätzige Bezeichnung fiir einen
übertrieben modebewußten, geckenhaften
Dreckskerl (Dreckkerl) jüngeren Mann.
verächtlich fiir einen widerlichen, gemeinen
Kerl. Drögeler (Drögler)
Vgl.: Kerl. schweizerisch oft ab wertend fiir einen Dro-
gensüchtigen.
Dreckspatz Vgl.: Drogen-Freak, der.
milde Schelte fiir eine schmutzige, sich oder
etwas beschmutzende Person; meist zu einem Drogenmafia
Kind gesagt. auch abwertendfür eine kriminelle Organi-
Vgl.: —» Sparz.
sation, die im Drogenhandel eine beherr-
schende Stellung innehat.
Vgl.: —» Mafia (Maffia), —> -mafia, Rauschgiftma-
Dreckstück fia.
derb emotional abwertendfür 1. eine nieder-
trächtige, charakterlose Person. 2. einen Men- Drogi
schen, aufden man sehr wütend ist. jugendsprachlich salopp, auch abschätzig fiir
Vgl.: —> Stück, —» Stück Dreck. einen Drogensüchtigen.

Drehpeter Drohne
vorwiegend hessischfiir einen umständlichen, (eigentlich das Männchen der Honigbiene,
langsamen und lustlosen Kerl. das nur der Fortpflanzung dient und mei-
Vgl.: —> Peter, —» -perer. stens von den Arbeitsbienen gefuttert wird)
abfällig für einen Schmarotzer, einen faulen
„drei Grazien“ Nutznießer der Arbeit anderer. Das Wort ist
(im Altertum die drei Göttinnen der An- oft in der politischen Polemik verwendet
mut) scherzhaft, ofi spöttisch-ironisch fiir worden, vor allem für Adlige und Kapitali-

?o
sten. So gibt es von Walter Mehring das Vgl.; Döbel (Nebenform), Doppeldubel (seltene
Gedicht „Arbeitsdrohnen“, und Hoffmann spielerische, stabreimende Steigerung), Dubbeler
von Fallersleben bedichtete 1842 die „adeli- (schwäbische Nebenform), Dübeli (schweize-
risch), Halbdubel.
chen Drohnen“, die schließlich in der gro-
ßen Drohnenschlacht den rebellischen
Bienen unterliegen müssen. Duckmäuser
(ursprünglich einer, der wie die Katze beim
Drop-out Mäusefangen schleicht; angelehnt an „duk-
(zu englisch „drop out“ = herausfallen, aus- ken“) abfälligfiir jemanden, der seine Mei-
scheiden) oft abwertend für einen jungen nung nicht zu sagen wagt, sich stets fugt; ein
Menschen, der als sozialer Aussteiger seine Leisetreter. „Man braucht Jasager, Stramm-
Ausbildung oder Arbeit aufgibt, aus dem El- steher, Heilrufer, Mitmacher, Duckmäu-
ternhaus flüchtet. ser.“ (Alfred Kantorowicz: d e u t s c h e s
TAGEBUCH, 1959).
Drops, der Vgl.: Ducker.
(eigentlich ein flacher, runder Fruchtbon-
bon) oft leicht ab wertendfiir einen eigenarti-
Dudeler (Dudler)
gen, auffälligen Menschen.
Vgl.: saurer Drops (mürrisch), ulkiger Drops. abschätzigfiir i. jemanden, der, vor allem auf
einem Blasinstrument, eintönige, klägliche
Drückeberger Klänge hervorbringt. 2. einen Säufer.
abfällig fiir 1. einen Menschen, der sich vor Vgl.: Dudelmann, -1er.
etwas drückt: vor der Arbeit, einer Pflicht,
der Verantwortung. 2. einen Wehrdienstver- Dukatenscheißer
weigerer.
(nach dem „Dukatenesel“ aus dem
Vgl.: —» -berger, Drückeberger mit Genehmigung
(selten: Wehrdienstverweigerer). Grimmschen Märchen „Tischchen, deck
dich!“) salopp abwertend für einen Geld-
Drücker protz, Verschwender.
i. geringschätzig fiir einen (aufdringlichen) Vgl.: Dukatenesel, Dukatenkacker (beides selten),
Handelsvertreter, Tür-zu-Tür-Verkäufer. 2. Dukatenschieter (norddeutsche Variante), —>
Scheißer.
eine seltene verächtliche Bezeichnung für ei-
nen Feigling; Deserteur.
Dullkopp = Tollkopf
Druckser
abschätzig für eine zaghafte, unentschlossene Dultaffe
Person oderjemanden, der nicht recht mit der (zu mundartlich „Dult“ = Jahrmarkt; ei-
Sprache herauswill, „herumdruckst“. gentlich ein Affe eines Schaustellers auf
Jahrmärkten) in Bayern und Österreich spöt-
Drummel tisch oder verächtlich fiir einen einfältigen,
(gehört zu „Trumm“) norddeutsch abschät- lächerlichen Menschen.
zigfür einen kleinen, dicken Menschen.
Vgl.: Affe.

Dübel (Dubbel)
(meint eigentlich die Drehkrankheit bei Dulzinea
Schafen) ein südwestdeutsches und schweize- (entlehnt aus spanisch „Dulcinea del To-
risches Schimpfwortfür einen dummen, nai- boso“, dem Namen der Angebeteten des
ven, läppischen Menschen. „Denn der Titelhelden aus dem d o n Qu ic h o t t e von
Allmacht Deiner Rubel / Unterwirft sich Cervantes; zu spanisch „dulce“ = süß, lieb-
jeder Dübel“, stand 1948 in der Schweizer lich) scherzhaft abwertendfiir eine Geliebte,
Tageszeitung d ie t a t . Freundin (in bezug aufden Mann).

5>i
Dumm- dumme Gans
mehr oder minder abfällige Wortzusammen- abfällig fiir 1. ein dummes, dummstolzes
setzungen zur Bezeichnung eines dummen Mädchen. 2. eine unerfahrene, ungeschickte,
oder dumm daherredenden Menschen. junge weibliche Person.
Vgl.: -4 blöde Gans, dumme Pute, —> Gans.
Vgl.: Dummbatz (selten), Dummbolzen, Dumm-
hans, Dummlaberer, Dummlack (ostdeutsch),
Dumm peter, Dummschnute (norddeutsch), dumme Kuh
Dummvolk. abfällig für eine dumme oder ungeschickte
Frau (über die man sich geärgert hat). „Freu
Dummbabbler Dich endlich, dumme Kuh“, sollen deut-
sche Fotografen zu der Skiläuferin Katja
besonders hessisch und pfälzisch abschätzig
Seizinger nach ihrem Olympiasieg gesagt
fiir einen dumm, unüberlegt redenden Men-
haben (f r a n k f u r t e r Ru n d s c h a u , De-
schen.
zember 1994).
Vgl.: —» Babbler (Babbelet), Blechbabbler,
Vgl.: —> blöde Kuh, dusselige Kuh, —> Kuh.
Dummlaberer, —> -1er.

dumme Nuß
Dummbach abfällig fiir einen einfältigen, langweiligen
(nach der Figur des „Dummbach“ als Ty- Menschen.
pus des Spießers in Ernst Elias Niebergalls Vgl.: blöde Nuß, —» doofe Nuß, —> Nuß.
Lokalposse d a t t e r ic h von 1841; auch ein
fiktiver Ortsname) landschaftlich abfällig dumme Sau
fiir einen dummen Menschen. derb emotional abwertend für einen dum-
men, törichten Menschen oder einen, über
Dummbart dessen Verhalten man sich sehr geärgert hat.
ein häufiges Schimpfwort fiir einen Dumm- Vgl,: blöde Sau, dummes Schwein, —> Sau.
kopf
dummer August
(eigentlich ein Zirkusclown, Spaßmacher)
Dummbartel
abfällig fiir 1. einen Possenreißer, Witzbold,
Schimpfwortfür einen Dummkopf Faxenmacher. 2. eine Person, die sich bla-
Vgl.: —> Barte! (Barthel), —» -barte! (-barthel). miert, zum Gespött macht.
Vgl.: —> August.
Dummbeutel (Dummbüdel)
(„Dummbüdel“ ist norddeutsch) ein grobes dummer Junge
Schimpfwortfiir einen Dummkopf i. leicht ab wertend fiir einen unerfahrenen
Vgl.: -4 Beutel, -beutel. und daher ungeschickten, töricht erscheinen-
den Jungen; auch wohlwollend. 2. abschätzig
oder verächtlich für einen unreifen jungen
Dummchen (Dummerchen)
Mann, den man nicht ernst nimmt. Die An-
eine milde Schelte, auch herablassend-gutmü- rede „dummer Junge“ war unter den bier-
tig fiir 1. ein kleines, noch unwissendes und seligen Verbindungsstudenten früherer
ungeschicktes Kind. 2. eine törichte (weibli- Tage eine typische grobe Beleidigungfor-
che) Person: Du kleines Dummerchen! mel, die fast zwangsläufig zu einem Fecht-
„Proust konnte seine Homosexualität spie- duell führte.
lend vor Celeste verheimlichen, sie war ja Vgl.: —> Junge.
ein Dummerchen vom Lande“ (Joachim S.
Hohmann: e n t s t e l l t e e n g e l , 1983). Ei- Dummerjan (Dummerian, Dummrian)
nen Artikel zum heutigen Autoritätsverlust (eigentlich = dummer Jan, dummer Jo-
der Väter überschrieb der s pie g e l 199$ mit hann) ein altes Schimpfwort fiir einen
.Abstieg zum Dummerchen“. Dummkopf, dummen Kerl.
Vgl,: —> -chen (-lein). Vgl.: dummer Jan, Dummerhemz (selten),

92
Dummhans, Dummheinrich (selten), Dummian Dummi
(Dummjan), Jan Dumm (norddeutsch, selten),
jugendsprachlich leicht abwertend fiir einen
Stockdummrian (Steigerung).
dummen (aber lieben) Menschen.
Dummerl (Dummerle)
(oberdeutsche Verkleinerungsformen) süd- Dummian (Dummjan) = Dummerjan
deutsch und österreichisch leicht abwertend, (Dummerian, Dummrian)
ofi mit einem gewissen Wohlwollen, fiir eine
naive, etwas einfältige Person; meist ist ein Dummkopf
Kind gemeint. ein sehr häufiges grobes Schimpfwort fiir ei-
nen einfältigen, dummen Menschen. Im
Dummerling Sprichwort heißt es: „Ein Dummkopf fin-
leicht ab wertend fiir einen dummen oder det immer einen noch Dümmeren, der ihn
dümmlichen Menschen. bewundert“, und in Friedrich Schillers
Vgl.: —> -ling. f ie s c o : „Herr, einen Schurken könnt Ihr
mich schimpfen, aber den Dummkopf ver-
dummes Ding bitt ich.“ Und Karl Kraus, dem großen
als Tadel oder abschätzig fiir ein unerfahre- Spötter, fiel der folgende Vers dazu ein:
nes, töricht handelndesjunges Mädchen. „Die Fülle meines Werks ist ungemein:
Vgl.: —» Ding, grünes Ding (selten), —> junges Mir fällt zu jedem Dummkopf etwas
Ding. ♦ «
exn.
Vgl.: —> Blödkopf, Erzdummkopf, —> -köpf
dummes Huhn (-kopp).
abschätzigfür eine junge (weibliche) Person,
die entweder dumm, einfältig oder naiv, un- Dümmling
erfahren ist. In Ludwig Thomas Gedicht abfälligfiir einen dümmlichen Menschen.
„Lilly“ lautet eine Strophe: Vgl.: -> -ling.
„In München ist es nicht dasselbe,
Hier kann man vieles eher tun Dummschwätzer
Als wie in Hamburg an der Elbe
emotional abwertend fiir einen Menschen,
Als unerfahr’nes dummes Huhn.“ der Unsinn, dummes Zeug redet.
Vgl.: blödes Huhn, —> Huhn.
Vgl.: Dummlaberer, Dummlaller (selten),
Schwätzer.
dummes Luder
abfällig fiir eine dumme oder töricht han-
Dummsülzer
delnde (weibliche) Person.
Vgl.: blödes Luder, dämliches Luder, dummes Aas,
jugendsprachlich abfälligfür eine Person, die
—> Luder. Unsinn redet, die arrogant, unverständlich
und viel zu viel spricht.
dummes Stück Vgl.: —> Sülzer.
derb emotional abwertend fiir eine dumme
(weibliche) Person oder eine, die vom Spre- Dumpfbacke
cher abgelehnt wird, über die er sich geärgert (zu „dumpf* = stumpfsinnig, geistig unbe-
hat. weglich) salopp abwertendfiir einen törich-
Vgl.: blödes Stück, —> Stück. ten, einfältigen, begriffsstutzigen Menschen.
Das Wort hat seit etwa 1985 eine gewisse
Dummfick Popularität erreicht, weil „Al Bundy“, der
(der oder die Betreffende wird für zu Fernsehheld einer amerikanischen Unter-
dumm gehalten, den Geschlechtsverkehr haltungsserie seine Tochter, ein hübsches,
auszuüben) ein vulgäres Schimpfwortfiir ei- blödes Blondchen, anstatt mit ihrem Na-
nen schrecklich dummen, tolpatschigen Men- men meistens mit „Dumpfbacke“ an redet.
schen. Vgl.: Dumpfbeutel (selten), Dumpfheini.

93
Dunkelmann Vgl.: Dunselchen (Bedeutung = 1).
(Lehnübersetzung des lateinischen „vir
obscurus“; nach den sogenannten d u n k e l - Duodezfürst
m ä n n e r b r ie f e n , einer satirischen Streit- (nach der geringen Größe der Duodezaus-
schrift des 16. Jahrhunderts gegen die gaben bei Büchern) meist spöttisch-ironisch
Anmaßung und das Unwissen der damali- fiir den Herrscher eines winzigen Fürsten-
gen „Wissenschaften“) abschätzig fiir eine tums.
zwielichtige Person im Hintergrund, einen Vgl.: —> -Fürst.
Drahtzieher; früher auch für einen Bildungs-
feind. Durak, der
Vgl.: —> -mann.
(aus russisch „durak polosaty“ = Dumm-
kopf) ein veraltetes Schimpfwort fiir einen
dunkler Ehrenmann
Narren.
(geht auf eine Stelle in Goethes f a u s t zu-
rück, wo Faust über seinen Vater sagt:
Durchgänger
„Mein Vater war ein dunkler Ehrenmann“,
was aber gar nicht negativ gemeint war) veraltendfiir einen Ausreißer.
eine seltene bildungssprachliche und abschät-
zige Bezeichnung fiir einen zwielichtigen Durchhalteapostel
Mann, der sich den Anschein eines Ehren- oft abschätzigfiirjemanden, der (eine militä-
mannes gibt. rische Auseinandersetzung) trotz offensichtli-
Vgl.: „Ehrenmann“, -mann, „sauberer Ehren- cher Aussichtslosigkeit nicht aufgeben will,
mann“ (Gauner, Betrüger). sondern aufDurchhalten beharrt.
Vgl.: Apostel, —» -aposcel.
Dünkling
veraltet abschätzig fiir einen dünkelhaften, Durchschnittsmensch
eingebildeten, hochmütigen Menschen. (eigentlich eine wertfreie Bezeichnung für
Vgl.: Dünkler, —> -ling.
einen Menschen ohne hervorstechende Ei-
genschaften, der den Durchschnitt der Be-
Dünnbrettbohrer
völkerung repräsentiert) nicht selten
(nach der Redensart „das Brett bohren, wo
geringschätzigfiir einen Menschen, der „ nur "
es am dünnsten ist“ - sich eine Sache
Durchschnitt ist, der all die Unzulänglichkeit
leichtmachen) abschätzig fiir i. jemanden,
und Gemeinheit eines im Grundefür schlecht
der den Weg des geringsten Widerstandes
gehaltenen, als schlecht erlebten Menschen
wählt. 2. einen dümmlichen, trägen Men-
aufweist. Der österreichische Schriftsteller
schen.
Robert Musil, der Autor des großen Ro-
manfragments DER MANN OHNE EIGEN-
Dünnmann
SCHAFTEN (1930fr.) beklagte: „Nicht das
verächtlich für einen Versager, Schivächling, Genie ist hundert Jahre seiner Zeit voraus,
Unbegabten. sondern der Durchschnittsmensch ist um
Vgl.: —> -mann.
hundert Jahre hinter ihm zurück.“ Mit iro-
nischem Unterton dagegen der Publizist
Dunsel und Friedensnobelpreisträger Carl von Os-
(in der ersten Bedeutung aus französisch sietzky (1898 - 1938): „Und neben diesem
„donzelle“ = Fräulein, launisches Mäd- großen Kessel, in dem es brodelt und nach
chen; die zweite Bedeutung vielleicht aus Form ringt, da wandelt noch immer einer,
„dunseln“ « dösen) i. westdeutsch spöttisch- den man nicht übersehen darf, so nichtig er
abschätzig fiir eine dummstolze, unangeneh- ist — Herr Durchschnittsmensch. “
me weibliche Person. 2. ostmitteldeutsch ab- Vgl.: der kleine Mann, der Mann auf/von der Stra-
fällig für einen dummen, tolpatschigen ße (beides kaum abwertend), Mann von der Stange
Menschen. (selten), —> Massenmensch.

94
dürre Geiß Dutzendmensch
(Ziegen sind sehr knochig und mager) be- abschätzig fiir einen mittelmäßigen Men-
sonders süddeutsch abschätzigfür eine dünne schen mit schwach entwickelter Individuali-
Frau, ein hageres Mädchen. Dazu ein tradi- tät. „Der Mörder trägt sein kariertes Sakko
tioneller Vierzeiler aus den Alpen in hoch- wie ein biederer Bankangestellter — ein
deutscher Übertragung: Dutzendmensch“ (Paul Noack und Bernd
„Mein Schatz ist ’ne Köchin, Naumann: w e r w a r e n s ie w ir k l ic h ? e in
eine zaundürre Geiß, BLICK HINTER DIE KULISSEN DER ELF INTER-

sie tut alleweil fressen, ESSANTESTEN PROZESSE DER NACHKRIEGS-

wird dennoch nicht feist.“ ZEIT, 1961). Peter Handke dagegen verfiel
Vgl.: —> Geiß. in seiner Pu b l ik u m s b e s c h im pf u n g von
1966 auf: „Ihr Dutzendwaren!“
Vgl.: —> Durchschnittsmensch, Dutzenderschei-
dürres Gestell
nung, Dutzendgesicht (als Personenbezeichnung
geringschätzigfür eine hagere, dürre Person. selten), Dutzendtyp, —> Massenmensch.
Vgl.: dürres Gerippe, klappriges Gestell, —» Kno-
chengestell, langes Gestell, Lattengestell (selten). Dutzendtyp = Dutzendmensch

durstige Kehle Düwel


spöttisch, auch abschätzig für einen Zecher, norddeutsch fiir einen Teufel.
Trunkenbold.

durstige Seele
(nach einem Bibelzitat aus Psalm 107,9, in
dem gefordert wird, Gott dafür zu danken,
„daß er sättigt die durstige Seele und die
Hungrigen füllt mit Gutem“) scherzhaft-
spöttisch für einen Durstigen, vor allem für
einen Trinker, Zecher.

Dussel
(Nebenform von „Dusel“, eigentlich = Be-
nommenheit, Schwindel; unverhofftes
Glück) Schimpfiuortfür einen dummen, trä-
gen, begriffsstutzigen Menschen.
Vgl.: Dusel (oberdeutsche Entsprechung), Dussel-
ehen, Dusselpeter, Schafsdussel.

Dusselkopf
abfällig fiir einen einfältigen, verschlafenen
Menschen.
Vgl.: —» -köpf (-kopp).

Dusseltier
Schimpfwort fiir einen Trottel, eine Schlaft
mütze.
Vgl.: —> Tier, -tier.

Düsterling = Finsterling

Dutterer (Dutter) = Tutterer

95
Edelhure = Edelnutte

Edelkommunist
spöttisch-ironisch für einen Intellektuellen,
der sich aus rein ideologischen Gründen oder
wegen der „Revolutions-Romantika zum
Kommunismus bekennt, ohne eine Revoluti-
on wirklich zu wollen.
Vgl.: Edelanarchist, -ist, —> Kommunist, —> Sa-
lonkommunist.

Edelnutte
i. meist abschätzigfiir eine attraktive, junge,
kostspielige Prostituierte mit Kundschaft aus
gehobenen Kreisen. 2. seltener abfällig für
eine junge Ehefrau, die Luxus erheiratet hat.
Vgl.; Edeldirne, Edelhure, Edelkokotte, Edelnym-
Eckenpisser
phe, Edelschickse, Feudalnutte, —» Luxusnutte, —>
derb abwertend für einen Mann, der unge- Nutte.
niert aufder Straße uriniert, etwa in Haus-
ecken. Effekthascher
Vgl.: Eckenbrunzer, —> Pisser. jemand, der übermäßig darauf bedacht ist,
Wirkung zu erzielen, Eindruck zu machen.
Eckensteher Vgl.: —» Hascher.
(bekannt geworden durch die Figur des
Eckenstehers Nante in dem Schwank e in Egghead, der
Tr a u e r s pie l in Be r l in von Karl von (amerikanisch; wörtlich: Eierkopf) bil-
Holtei aus dem Jahr 1832) veraltend abfällig dungssprachlich spöttisch oder geringschätzig
für einen Müßiggänger, Tagedieb (der bei- für einen Intellektuellen, weltfremden Theo-
spielsweise an Straßenecken herumlungert). retiker.
„Ein Eckensteher sind Sie!“ Qoschka Fi- Vgl.: —» Eierkopf (Eierkopp).
scher von den Grünen zu Heiner Geißler
von der CDU, Deutscher Bundestag, Egoist
1983). (zu lateinisch „ego“ = ich) abfälligfiir einen
selbstsüchtigen, übertrieben eigennützigen
Edel- Menschen: ein rücksichtsloser Egoist. Nach
(zu „Adel“) spöttisch-ironisch fiir Personen, einer volkstümlichen Definition von heute
die ab etwas Besseres, Besonderes gelten, die ist ein Egoist „ein Mensch, der im Kino
sozusagen die „Luxusausgabe“ von etwas dar- beide Armlehnen belegt“. Ambrose Bierce
stellen. (1842 - 1914), der mitunter sarkastische
Vgl.: Edelanarchist, Edelfreier (lohnender Kunde amerikanische Journalist und Schriftsteller,
im Milieu, bei Zockern), Edelgammler, Edelgang- umschrieb den Begriff anders: „Ein
ster, Edelkokotte, Edelmarke (Gauner, zwielich- Mensch von schlechtem Geschmack, mehr
tig), Edelnymphe (gehoben: Edelnutte), Edei- an sich als an mir interessiert.“ Goethe da-
schickse, Edelschnorrer.
gegen wiegelte seinerzeit ab. In den z a h -
m e n x e n ie n heißt es:
Edeldirne = Edelnutte
„Sie schelten einander Egoisten;
Will jeder doch nur sein Leben fristen.
Edelganove Wenn der und der ein Egoist,
abwertend für einen Ganoven mit Bildung, So denke, daß du es selber bist.“
guten Manieren und elegantem Äußeren. Vgl.: Ego (Kurzwort), Egoisrenschwein, Fachego-
Vgl.: Edeigangster, —> Ganove. ist, —> -ist.

96
Egomane freundlichen, dem Eheleben abgeneigten Ehe-
btldungssprachlich abschätzig fiir einen mann.
krankhaft selbstbezogenen Menschen. „Hans Vgl.: -> Heiratsmuffel, —> Muffel, -»-muffel.
Henny Jahnn war ein Egomane“, schrieb
die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Eheteufel
1994 zum Anlaß des 100. Geburtstages des abschätzig fiir einen unverträglichen Ehe-
Schriftstellers. In der f r a n k f u r t e r Ru n d - partner, meist eine zänkische Ehefrau.
s c h a u (Juli 1995) war über den umstritte- Vgl.: Teufel, —> -teufel.
nen CSU-Politiker Peter Gauweiler zu
lesen, er sei ein „begnadeter Egomane“. Ehetyrann
Vgl.: —> -omane. abfällig fiir einen tyrannischen Ehemann.
Vgl.: —> Haustyrann, —> Tyrann.
Egozentriker
Ehrabschneider
(zu lateinisch „ego“ = ich und „centrum“ -
meist emotional ab wertendfiirjemanden, der
Mittelpunkt) abschätzigfiir einen ichbezoge-
andere verunglimpft, in ehrenrühriger Weise
nen Menschen, der sich als den Mittelpunkt
verleumdet. In seinen Sin n g e d ic h t e n
der Welt ansieht.
(1791) warnte Friedrich Haug:
„Nie hat Ehre noch erstritten,
Ehebrecher
Der sie andern abgeschnitten.“
oft ab wertendfiir eine Person, die die eheliche
Treue verletzt, diefremdgeht.
Ehrendieb
veraltetfiirjemanden, der andere entehrt.
Ehedrachen Vgl.: —> Dieb, Ehrenräuber (veraltet).
abfällig fiir eine zänkische, herrschsüchtige
Ehefrau. Ehrenrundendreher
Vgl.: —> Drachen (Drache), Ehebolzen. im Jargon der Schüler spöttisch-abschätzig
fiir jemanden, der „eine Ehrenrunde dreht“,
Eheknochen d.h. eine Klasse wiederholen muß.
(vielleicht Anspielung auf den Penis) ab-
schätzig fiir einen (vom Ehealltaggezeichne- Ehrenschänder
ten) Ehemann. abfällig für eine Person, die andere entehrt,
Vgl.: Ehegockel, Eheschwanz, —» Knochen. ihnen Schande bereitet.
Vgl.: —> Schänder, —> -Schänder.
Ehekreuz
(gemeint ist das Kreuz Christi als Symbol Ehrgeizler = Ehrgeizling
für Mühsal, Leid und Qual) scherzhaft oder
abwertendfür eine (streitsüchtige, böse) Ehe- Ehrgeizling
frau. abschätzig fiir einen übertrieben ehrgeizigen
Vgl.: -» Hauskreuz. Menschen, Streber. „Die Ehrgeizlinge, Feig-
linge und Arschkriecher, die, die sich ziel-
Ehekrüppel bewußt von Stufe zu Stufe hochgedient
salopp abwertend, auch scherzhaft fiir einen haben“, hätten den Untergang der DDR
Ehemann, besonders einen, der von der Frau zu verantworten, meinte 1994 die ostdeut-
unterdrückt wird. sche Schriftstellerin Christa Wolf.
Vgl.: Eheknecht, Ehestandskrüppel, Ehetrottel, —> Vgl.: Ehrgeizler, —> -ling.
Krüppel.
Ei
EhemufFel salopp abwertendfiir eine Person, die einem
(im Gefolge des „Krawattenmuffels“ aufge- unsympathisch ist, von der man nicht viel
kommen) abschätzigfiir i. einen Mann, der hält.
partout nicht heiraten will. 2. einen un- Vgl.; doofes Ei, dummes Ei (selten), -> Gackei,

97
L-andci, Provinzei, rohes Ei (empfindlich), tau- Eigenbrötler
bes Ei (Versager), —> Weichei, weiches Ei, —> (ursprünglich ein südwestdeutsches Dia-
Windei. lekrwort fiir einen Junggesellen, der sein ei-
genes Brot backt) abschätzig für einen
Eierdieb Einzelgänger, Sonderling.
abschätzig für einen ganz kleinen Gauner, Vgl.: Einzelbrötler (scherzhafte Mischung aus
vor allem einen, der kleine Diebereien begeht, „Einzelgänger“ und „Eigenbrötler“), —» -ler.
etwas von sehr geringem Wert gestohlen hat.
Vgl.: —> Dieb, —> Hühnerdieb, Karnickeldieb. Eimer
(vielleicht aus Wörtern wie Ascheneimer
Eierkopf (Eierkopp) oder Mülleimer gekürzt) Schimpfwort für
(in der ersten Bedeutung dem amerikani- einen dummen, unfähigen, lächerlichen
schen „egghead“ entlehnt; die anderen Be- Menschen. „War nett, mit Euch geplaudert
deutungen sind älter) z. spöttisch, meist auch zu haben, Ihr Eimer. Tschau dann!“ steht
abschätzig, fiir einen Intellektuellen, Gebil- im Editorial von Heft 1 des „Girlie“-Co-
deten, weltfremden Intelligenzler. 2. ein mics TANK GIRL.
landschaftliches Schimpfwortfiir einen dum- Vgl.: Ascheimer (Versager), Arscheimer, Gesichts-
men, ungeschickten Menschen. 3. spöttischfiir eimer (jugendsprachlich: unschönes Mädchen),
einen Menschen mit einem irgendwie eiähn- Kalkeimer, leerer Eimer (dumm), Nachteimer (wi-
lichen Kopf Für den Verlagslektor Martin derlich), trüber Eimer (dumm).
Hielscher bilden die deutschen Literatur-
kritiker ein „Konzil der Eierköpfe“ (Okto- Einbläser
ber 1995). abfällig fiir eine Person, die anderen etwas
Vgl.: Egghead, —> -köpf (-kopp). heimlich einredet, sie aufhetzt.

Eiertänzer Eindringling
(nach der Redensart „einen Eiertanz auf- oft abschätzigfiir eine Person, die sich unbe-
führen/vollfiihren“ = sich winden, vorsich- fugt, unerwünscht (und gewaltsam) Zutritt
tig taktieren) seltene spöttisch-abschätzige verschafft: ein lästiger, heimlicher Eindring-
Bezeichnungfiir eine Person, die einen Eier- ling.
tanz auffiihrt, sich ziert, windet, langwierig Vgl.: -»-ling.
herumtut. Anfang 1995 bezeichnete der
Suhrkamp-Chef Siegfried Unseld den Dra- einer von der siebten Bitte
matiker Franz Xaver Kroetz als „Eiertän- (bezieht sich auf die siebte Bitte des Vater-
zer“, nachdem es zu einem offen unsers: „Und erlöse uns von dem Übel!“
ausgetragenen Streit zwischen den beiden Damit ist der Satan gemeint) eine land-
gekommen war. Der Verleger hatte näm- schaftliche Bezeichnung fiir einen schlechten
lich dummerweise ein Manuskript des be- Menschen; einen lästigen, üblen Kerl Im
rühmten Autors abgelehnt. Alemannischen etwa heißt es kurz: „sibti
Bitt“. Mit der weiblichen Version „eine
Eiferer von der siebten Bitte“ kann auch eine Pro-
(weibliche Form: Eiferin) abschätzig fiir stituierte gemeint sein.
eine Person, die, vor allem in politischen oder
religiösen Dingen, fanatisch ist: ein realitäts- Einfalt
fremder, rechter, linker, religiöser Eiferer. abfälligfiir eine einfältige Person.
Vgl.: —> Glaubenseiferer, —> Gotteseiferer, Kir-
cheneiferer (selten), Religionseiferer. Einfalt vom Lande
(auch eine Standardrolle in den Boule-
Eifersüchtler vardstücken des 19. und 20. Jahrhunderts)
eine seltene abschätzige Bezeichnung fiir ei- abschätzigfiir eine naive, einfältig wirkende
nen eifersüchtigen Menschen. (weibliche) Person, die aus einem Dorf, aus
Vgl; Eifersucht fing (selten), —> -ler. der Provinz stammt.

98
Einfaltspinsel Vgl.: Einsiedlernatur (kaum ab wertend), —> -1er.
Schimpfwort fier einen törichten, leichtgläu-
bigen Menschen. Einspänner
VgL: Einfältiger (selten), einfältiger Pinsel, —» Pin- (eigentlich ein Wagen, der von einem ein-
sel. zigen Pferd gezogen wird) scherzhaft-spöt-
tisch, auch geringschätzig fiir 1. einen
eingebildeter Kranker verschlossenen, eigenbrötlerischen Menschen.
(nach dem Titel d e r e in g e b il d e t e k r a n - 2. einen eingefleischten Junggesellen, Hage-
k e eines Lustspiels von Molare aus dem stolz
Jahr 1673. Die Formulierung ist eigentlich
falsch; gemeint ist: der eingebildet Kranke) „Einstein“
spöttisch, meist leicht abwertend fiir einen (nach dem Physiker Albert Einstein, 1879 —
Menschen, der sich (des öfteren) einbildet, 1955, Nobelpreisträger und Schöpfer der
krank zu sein. Relativitätstheorie, der als Urbild eines Ge-
nies gilt) spöttisch-ironisch fiir einen dum-
Einpauker men, begriffsstutzigen Menschen.
abfällig für einen Lehrer, der Unterrichtsstoff
durch mechanisches, stumpfsinnigen Auswen- Eintagsfliege
diglernen (und Prügel) beizubringen versucht. (meint eigentlich die Gewöhnliche Ein-
Vgl.: —» Pauker. tagsfliege, die als vollencwickeltes Insekt
meist nur einige Stunden lebt; übertragen
Einpeitscher auch fiir eine sehr kurzlebige Sache oder
i. abfällig fiir einen politischen Hetzer, Pro- Erscheinung) geringschätzigfiir einen Men-
pagandaredner. 2. spöttisch-abschätzigfiir ei- schen, der nurfiir sehr kurze Zeit Erfolg hat.
nen Nachhilfelehrer, Repetitor o.ä. Vgl.: -> Fliege.

einsamer Wolf Einzelgänger


spöttisch-ironisch für einen jungen Mann, oftgeringschätzigfiir einen ungeselligen Men-
der sich betont cool und unnahbar gibt und schen, der den Kontakt mit anderen scheut.
dabei versucht, rechtgefährlich zu erscheinen. Vgl.: Ei nzelb rotier (scherzhafte Mischung aus
Eduard Neumaier hatte es 1973 in der z e it „Einzelgänger“ und „Eigenbrötler").
wohl nicht spöttisch gemeint, als er Her-
bert Wehner den „einsamen Wolf der Eisberg
SPD“ nannte. abschätzig fiir einen kalten, gefühllosen, un-
Vgl.: -> Wolf. nahbaren Menschen.

Einschmeichler Eisblock
geringschätzig für eine Person, die sich ein- abfällig fiir 1. einen kalten, gefühllosen, un-
schmeichelt, sich durch Schmeicheln beliebt nahbaren Menschen. 2. eine gefühbkalte, ab-
macht. weisende Frau. Dazu gibt es auch das
Vgl.: —» -1er, —> Schmeichler. Wortspiel: „Meine Scheißolle ist eine Eis-
scholle.“ In einem s pie g e l -Leserbrief war
Einsiedler von einem „Eisblock mit Krawatte“ die Re-
selten ab abschätzige Bezeichnung für einen de.
unsozialen, kontaktscheuen, weltabgewand- Vgl.: Eisbär (mürrischer, abweisender Mann), Eis-
ten Menschen. Ein Tiroler Schnaderhüpfel klotz, Eisschrank (selten).
stellt den „Zweisiedler“ dagegen:
„Das Einsiedlerleben Eisen s. altes Eisen
Das geht mir nit ein,
I wollt’ schon viel lieber Eisenbart = Doktor Eisenbart (Doktor Ei-
A Zweisiedler sein.“ senbarth)

99
Eisenbeißer Ekelpaket
(ursprünglich ein Scheltwort auf einen (eine Art Steigerung: ein ganzes Paket da-
Landsknecht) abwertend für einen Rauf- von) abfällig fiir einen widerlichen, unaus-
bold, Draufgänger; Prahlhans. Der satiri- stehlichen Menschen.
sche Schriftsteller und Moralist Thomas
Murner (1475 - 1537) ließ in seiner s c h e l - Eklektiker
m e n z u n f t von 1512 einen Eisenbeißer auf-
(zu griechisch „eklektikos“, eigentlich =
auswählend, auslesend) bildungssprachlich
treten:
abwertend für eine unschöpferische Person,
„Ich byn der eyssen beysser knecht,
die nur nachahmt, Ideen anderer für sich
Der weyt vnd breyt groß lob erfecht.
nutzt.
Landt vnd leut hab ich bezwungen;
Doch thun ichs fast nur mit der zungen.“
Elefant
Vgl.: Beißer. eine abschätzige Bezeichnungfiir eine plum-
pe, schwere Person, ein großes, dickes Mäd-
Eisenfresser chen.
abfällig für jemanden, der sich besonders
kämpferisch und draufgängerisch gibt; Prahl- Elefant im Porzellanladen
hans. In Friedrich Schillers Wa l l e n s t e in (nach der Redensart „sich benehmen wie
heißt es: „So ein Bramarbas und Eisenfres- ein/der Elefant im Prozellanladen“) ab-
ser“. Die z e it (Mai 1994) schrieb über die schätzig fiir jemanden, der sich ungeschickt,
südafrikanische Politik: „Staatschef de tölpelhaft, taktlos verhält.
Klerk und die Eisenfresser seiner Nationa- Vgl.: Ochse im Porzellanladen (selten).
len Partei...“
Vgl: Feuerfresser (selten), Fresser, —> -fresser. Elefantenbaby
spöttisch-abschätzigfiir einen plumpen, mas-
sigenjungen Menschen.
eiserne Jungfrau
Vgl.: —> Baby, Elefantenkalb (selten), —> Riesenba-
(im Mittelalter ein Folterwerkzeug in Form by.
einer Art Rüstung, die innen mit Eisenspit-
zen versehen war) scherzhaft, auch abfällig Elefantenküken
für eine unnahbare, abweisende junge Frau. scherzhaft-spöttisch, auch abfällig fiir ein —>
Elefantenbaby.
eiskalter Rechner Vgl.: —> Küken.

verächtlich für einen berechnenden, skrupel-


Elegant
los seinen Vorteil suchenden Menschen.
meist abschätzig fiir einen auffällig modisch
Vgl.: kalter Rechner, kühler Rechner (kaum ab-
gekleideten Mann.
wertend).

Element
Eisklotz = Eisblock (meist im Plural) abwertendfiir eine Person,
die gemeinsam mit anderen als gesellschaft-
Eiszapfen lich minderwertig oder politisch bedrohlich
salopp abwertend für eine gefühlskalte, un- angesehen wird: schlechte, dunkle, gefährli-
nahbare, frostige (weibliche) Person. che, reaktionäre, arbeitsscheue Elemente.
„Ihr indiskutablen Elemente!“ heißt es in
Ekel, das Peter Handkes Pu b l ik u m s b e s c h im pf u n g .
Vgl.: —> asoziale Elemente, —» kriminelle Elemen-
Schimpfwort fiir einen unangenehmen, wi- te, reaktionäre Elemente, staatsfeindliche Elemen-
derwärtigen, unfreundlichen Menschen. te, subversive Elemente, üble Elemente.
Vgl.; altes Ekel, Betriebsekel, Ekelmensch, Ekel-
wessi, Halbekel (selten), —> Patentekel, Pottekel. Elend s. Häufchen Elend, s. langes Elend

100
Elender Emmes
emotional abwertendfür einen verächtlichen, (fußt auf jiddisch „emez“ = jemand) eine
gemeinen Menschen, einen erbärmlichen Kerl seltene abschätzige Bezeichnung für einen
Vgl.: elender Knochen, elender Krüppel, elender
Spießgesellen, Kumpan oder Geliebten.
T ropf.

Elendsgestalt Empörer
mitleidig, auch verächtlichfür eine erbärmli- in gehobener Sprache seltenfür einen Aufrüh-
che, jämmerliche Gestalt, einen armseligen rer, Aufwiegler, Meuterer.
Menschen.
Vgl.: armselige Gestalt, Gestalt, —> Jammerge-
Emporkömmling
stalt.
abfällig für jemanden, der sich aus kleinen
Ellbogenmensch (Ellenbogenmensch) Verhältnissen rasch hochgearbeitet hat. Bei
abschätzigfiir eine Person, die sich rücksichts- Heinrich Heine: „geldstolze Emporkömm-
los durchzusetzen versucht. linge".
Vgl.: Ellbögler (schweizerisch). Vgl.: —> -ling.

Else -ender
(nach dem weiblichen Vornamen) vorwie-
(in Verbindung mit einer Zahl wie acht
gend jugendsprachlich abwertend für eine
oder zwölf; eigentlich in der Jägersprache
dumme, häßliche, unsympathische weibliche
ein Hirsch, dessen Geweih an beiden Stan-
Person; ofi zu Mädchen gesagt: eine blöde,
gen zusammen die genannte Anzahl von
fiese, närrische Else. Das Wort war aller-
Enden hat) soldatensprachlich meist abschät-
dings bereits im Altfrankfurterischen als
zig oder spöttisch fier einen Soldaten, der die
Schimpfwort geläufig.
genannte Anzahl von Jahren Wehrdienst zu
Vgl.: dumme Else, Flennelse (hessisch), Greineise
(selten: heulendes Mädchen), Raucheise (hessisch).
leisten oder geleistet hat.
VgL: Dreiender (selten), Zehnender, Zwölfender.
Elster
(eigentlich ein schwarzweißer Rabenvögel, Enfant terrible
der die Nester kleiner Vögel plündert oder (französisch; wörtlich: schreckliches Kind)
auch glitzernde Gegenstände stiehlt) abfäl- bildungssprachlich geringschätzig für einen
lig für i. eine diebische Person. 2. einen ge- Menschen, der gegen gesellschaftliche Regeln
schwätzigen, prahlerischen Menschen. verstößt, durch unangebrachte Offenheit an-
Vgl.: —> Atzel, —> diebische Elster, —> Dohle.
dere in Verlegenheit bringt. Schon Goethe
hatte in seiner Leipziger Studentenzeit zwei
Emanze Schwestern so bezeichnet. Der umstrittene
(Kurzbildung zu „emanzipiert“; dies aus la- Chirurg und Medizinkritiker Julius Hak-
teinisch „emancipare“ = einen Sohn oder kethal sei ein „eitles, maßloses Enfant terri-
Sklaven in die Unabhängigkeit entlassen) ble der deutschen Medizin" (f r a n k f u r t e r
spöttisch-abschätzig für eine Frau, die sich Ru n d s c h a u , Juli 1995), und der afroameri-
betont emanzipiert gibt, sich aktiv für die kanische Jazz-Trompeter Miles Davis
Emanzipation von Frauen einsetzt (und da- (1926 - 1991) wurde im s pie g e l (Juni 1995)
bei vor allem auf viele Männer un weiblich als „Enfant terrible des Jazz“ bezeichnet.
und aggressiv wirkt). Der Schriftsteller Max
Goldt gebrauchte den Ausdruck „Frauen-
Frauen“ für „Emanzen“. Bekannt ist der „Engel“
Spruch: „Emanzen sind Schranzen.“ In ei- ironischfür einen Menschen, der so tut, als ob
nem s pie g e l -Leserbrief (Juli 1994) war von er unschuldig sei.
„fanatischen Emmas“ die Rede. Vgl.: —» ahnungsloser Engel, -4 blauer Engel, —>
Vgl.: Ernanzipationstante, Emma (Kurzform). gefallener Engel.

IOI
Engel mit einem B davor den, der sich leidenschaftlich für etwas begei-
(meint einen Bengel, scherzhaft gebildet stert; Schwärmer.
aus einem B und dem Wort Engel) als Ta- Vgl.: Fußballenthusiast (kaum abwertend).
del für ein freches Kind, einen ungezogenen
Entlein s. häßliches Entlein
Vgl.: —> Bengel, Engel in F-Dur (nach dem vorste-
henden Erniedrigungszeichen b der F-Dur-Tonlei-
ter). Epigone, der
(aus griechisch „epigonos" = Nachgebore-
Engelmacherin ner; weibliche Form: Epigonin) bildungs-
(früher eine Frau, die kleine, insbesondere sprachlich abschätzig für einen unschöpferi-
uneheliche Kinder in Pflege nahm, um sie schen Nachahmer ohne eigene Ideen. Der Be-
dann verhungern zu lassen; ein Euphemis- griff ist 1836 durch Karl Leberecht Immer-
mus: Angeblich wurden tote Ungeborene manns zeitkritischen Roman d ie Epig o -
sofort zu Engeln) verhüllend auch abwer- n e n weithin bekannt geworden. Im Juni
tendfür eine Frau, meist eine Hebamme, die 1994 hatte die z e it in einer Glosse über die
illegal Abtreibungen vornimmt. FDP deren Spitzenpolitiker Klaus Kinkel
Vgl.: Engel macher (seltene männliche Form), und Irmgard Schwaetzer als „sprach- und
-machet.
charakterlose Epigonen" abqualifiziert.
Ente
(nach dem bekannten Schwimmvogel, der Epikureer
einen wackelnden, schwerfälligen Gang (eigentlich ein Vertreter der Lehre des alt-
hat) spöttisch-abschätzig für eine watscheln- griechischen Philosophen Epikur, 341 —
de, plump gehende (weibliche) Person. 270 v.Chr.) bildungssprachlich oft gering-
Vgl.: Bleiente (bleierne Ente), Enterich -^> lah- schätzig für einen sinnenfrohen Genußmen-
me Ente, —> Wackelente, —> Watschelente. schen.

Entenarsch
Erben s. die lachenden Erben
(vom After der Ente, der sehr häufig kleine
Mengen ausscheidet) landschaftlich derb
abwertendfür eine schivatzhafte Person, de- Erbschleicher
ren Mundwerk nicht stillsteht. abfälligfür eine heuchlerische oder betrügeri-
Vgl.: —> Arsch, —> -arsch, Entenarschloch. sche Person, die sich eine Erbschaft zu er-
schleichen oder ergaunern sucht. „Adolf
Entenklemmer Hitler ist kein legitimer Erbe Caspar David
(ursprünglich ein Bauer, der Enten hinten Friedrichs, sondern nur ein Erbschleicher“,
abtastet, um zu spüren, ob sie Eier tragen) erklärte der Kunstmanager Christoph Vita-
vorwiegend schwäbisch für einen Geizhals. li aus der Schweiz in einem SPIEGEL-Inter-
Von Thaddäus Troll gibt es ein Lustspiel view (Januar 1995).
nach Molieres d e r g e iz ig e mit dem Titel Vgl.: Erbgewinnler (selten), Erbschleiche (seltene
DER ENTAKLEMMER (1976).
weibliche Form, an „Blindschleiche“ angelehnt),
—> Schleicher.
Entenmelker
(meint etwas besonders Unsinniges) vor al- Erbse
lem rheinisch für einen Phantasten, Spinner,
landschaftlich abschätzig für eine alberne,
dummen Menschen.
Vgl.: — > -melker. dümmliche Person.
Vgl.: —> Kichererbse, Knallerbse.
Enthusiast
(zu griechisch „entheos“ = voll von Gott, Erbsenprinzessin = Prinzessin auf der Erb-
g< > 11 b ege i s t c r t) oft geringschätzig für jeman- se

102
Erbsenzähler phe des Gedichts „Der Anarchistcrich“ von
Schimpfiuort fur einen kleinlichen, geizigen Erich Mühsam geht so:
Menschen. Das Wort kommt in dieser Ver- „War ’mal ein Anarchisterich,
wendung schon in Grimmelshausens s im - der hart’ den Attentatterich.
pl ic is s im u s von 1669 vor. Er schmiß mit Bomben um sich ’rum,
Vgl.: Graupenzähler (veraltet), Linsenzähler. es knallte nur so: bum bum bum!“
Als 1995 die Gesellschaft für deutsche Spra-
Erdenkloß che einen Wettbewerb ausschrieb, in dem
(geht wohl auf die Bibel zurück, 1. Moses eine Bezeichnung für den männlichen Kol-
2,7, in der alten Fassung) pathetisch oder legen der Politesse gefunden werden sollte,
spöttisch-ironisch für einen Menschen als un- wurde u.a. „Knöllerich“ vorgeschlagen.
bedeutendes, ohnmächtiges Wesen: ein armer Vgl.: Alberich (selten), —» Begatterich, Bräute-
Erdenkloß. rich, —> Datterich, Demagogerich, —> Dingerich
Vgl.: -> Kloß. (Dingrich), Dünkerich, Emmerich (berlinisch:
Kerl), Enterich (polygamer Mann), —> Fickerich,
Fisimatenterich, Flatterich (unstet), Foserich (sel-
Erdenwurm ten: Bordellkunde), Gatterich (kaum abwertend),
1. —> Erdenkloß. 2. norddeutsch abfällig für Hexerich, Knausrich, Knotterich (mürrisch), Krö-
einen geldgierigen, geizigen Menschen. terich, Lehnerich (früher: Faulpelz), Reimerich,
Vgl.: —> Wurm. Scheißerich (ängstlich), —» Schlenkerich (Schlenk-
rich), Schnatterich (Schwätzer), Schnulzerich,
Stänkerich, -> Tatterich, Wamprich (dickbäu-
Erfüllungsgehilfe
chig), —> Wüterich, Zitaterich, Zoterich.
(eigentlich ein juristischer Terminus für
eine Person, die für eine andere eine Lei- Erotomane
stung erbringt, zu der diese verpflichtet ist)
(zu griechisch „erotomania“ = rasende Lie-
abfällig für einen Handlanger; oft in politi- be) bildungssprachlich selten für einen sexbe-
scher Polemik. Dazu im Jahre 1990 der
sessenen Menschen.
deutsche Bundesminister für Arbeit und Vgl.: —»-omane.
Sozialordnung Norbert Blüm (CDU) in ei-
ner seiner rhetorischen Glanzleistungen: Erpresser
„Oskar Lafontaine ist der Erfüllungsgehilfe meist abfällig für jemanden, der andere be-
der SED!“ droht, unter Druck setzt, nötigt, um etwas zu
bekommen: ein kaltblütiger Erpresser.
Erfüllungspolitiker
besonders im nationalsozialistischen Sprach- Erster von hinten
gebrauch abfällig für einen Politiker (der scherzhaft-spöttisch für den Letzten, Schlech-
Weimarer Republik), dem man vorwirft, die testen, vor allem bei Sportwettbewerben oder
Forderungen der Alliierten, des Auslands zu in der Schule.
erfüllen. „Rathenau ... wurde von nationa- Vgl.: Bester von hinten, letzter Sieger (im Sport),
listischen Wirrköpfen exekutiert, die ihn Primus von hinten, —> zweiter Sieger.
als jErfüllungspolitikef diffamierten“
(Willy Brandt: Be g e g n u n g e n u n d e in - Erz-
s ic h t e n , 1976). (aus griechisch „archi-“ = der erste, oberste;
Vgl.: Erfüllungsjournaille, —> -politiker. nach dem Vorbild von „Erzbischof1, „Erz-
herzog“) eine Vorsilbe zur emotionalen Ver-
-erich (-rieh) stärkung abschätziger Personenbezeichnun-
(nach dem Muster von „Enterich“, „Gän- gen; selten zur Abwertung neutraler Wörter;
serich“ gebildet) ein sehr produktives Wort- oft im Sinne von „unverbesserlicher". Schon
bildungsmittel zur spöttisch-abschätzigen Martin Luther hatte solche Wörter häufig
Bezeichnung von Männern mit bestimmten verwendet. In Thomas Manns Jo s e ph be-
Fehlem, Eigenarten u.dergl. Gelegenheits- gegnet uns eine „Erzvettel“ und in Robert
bildungen sind nicht selten. Die erste Stro- Musils Ta g e b ü c h e r n ein „Erzphilister“.

103
Eine ungewöhnliche Wortbildung dieser Erzheuchler
Machart stand im s pie g e l (April 1994), emotional abtuertend fiir einen besonders
und zwar sei der eigenwillige CDU-Politi- heuchlerischen, verlogenen Menschen.
ker Heiner Geißler der „Erzfreund“ von Vgl: Heuchler, —> -1er, Oberheuchler (selten).
Bundeskanzler Helmut Kohl.
Vgl.: Erzbanause, Erzbetrüger, Erzbube (veraltet), Erzkatholik
Erzchauvi, Erzchauvi nist, Erzdummkopf, Etzfau- meist emotional abwertend fiir einen über-
lenzer, Erzgeizhals, Erzknauser, Erzknicker, Erz- zeugten Katholiken, einen strengkatholischen
konservativer, Erznazi, Erzossi (selten), Erzpedant,
Menschen.
Erzphilister (veraltet), Erzprotestant (sehen), Erz-
Vgl.: Erzprotestant (seltener), Stockkatholik.
rebell, Erzsäufer, Erzschlampe, Erzschi amper, Erz-
sozialist, Erzspießer, Erzteufel, Erztyrann,
Erzverschwender, Erzvettel (selten), Erzviech. Erzkommunist
meist emotional abwertend für einen über-
Erzbösewicht zeugten, kämpferischen Kommunisten.
(nach der alttestamentlichen Spruchweis- Vgl.: —> -ist, —» Kommunist.
heit „Wer sich vornimmt, Böses zu tun, den
heißt man billig einen Erzbösewicht“, Sprü- Erzlügner
che 24,8, in neuerer Übersetzung: „Ränke- abfälligfiir einen notorischen, dreisten Lügtier.
schmied“) veraltend emotional abwertendfür Vgl.: —> Lügner, —> notorischer Lügner.
einen durch und durch bösen Menschen.
Vgl.; —> Bösewicht, —» Wicht. Erzlump
emotional abwertendfiir einen besonders nie-
Erzdepp derträchtigen, gemeinen Menschen.
abfälligfür einen sehr dummen Menschen. Vgl.: —> Lump.
Vgl.: —> Depp.
Erznarr
Erzfaschist (weibliche Form: Erznärrin) abfällig für ei-
abfälligfiir einen überzeugten, unverbesserli- nen ganz und gar närrischen, dummen, tö-
chen Faschisten. richten Menschen.
Vgl.: —> Faschist, —> -ist. Vgl.: —> Narr, —> -narr.

Erzflegel Erzreaktionär
Schimpfwort fiir einen besonders flegelhaften abfällig für einen durch und durch reaktio-
Kerl. nären, fortschrittsfeindlichen Menschen.
Vgl.; —> Flegel. Vgl.: -> Reaktionär, Stockreaktionär, Ultrareak-
tionär.
Erzgauner
i. Schimpfivort fiir einen besonders gerisse- Erzschalk
nen, üblen Gauner. 2. scherzhaft, leicht ab- i. veraltet fiir einen Gauner, Spitzbuben. 2.
wertend fiir einen raffinierten Kerl, scherzhaft, auch leicht abwertendfür einen be-
Schlingel sonders schalkhaften, schelmischen Menschen.
Vgl.: —» Gauner, —» Obergauner. Vgl.: -> Schalk.

Erzgrobian Erzschelm
emotional abtuertend fiir einen schlimmen i. veraltet für einen Gauner, Betrüger. 2.
Grobian. scherzhaft, leicht abwertend für einen Spaß-
Vgl: —» Grobian. vogel, Schlingel.
VgL: —> Schelm.
Erzhalunke
(weibliche Form: Erzhalunkin) verächtlich Erzschurke
für einen besonders üblen Halunken. (weibliche Form: Erzschurkin) verächtlich
Vgl.: —» Halunke. für einen besonders schlimmen Schurken. Bei

104
Johann Carl Wezel (1747 - 1819) heißt es: Eselskopf
„Schreiben Sie ihm, daß er ein Erzschurke ein Schimpfwort für einen dummen Men-
ist, der nicht verdient, daß ihn die Sonne schen.
bescheint.“ Vgl.: —> -köpf (-kopp).
Vgl.: —> Schurke.
Establishment
Erzspitzbube (englisch; zu „to establish“ = ein richten,
emotional abwertend für jemanden, der festsetzen; vor allem in den späten 60er
durch und durch ein Spitzbube ist. Jahren ein politisches Schlagwort der Apo;
Vg!.: —> Bube (Bub), Erzbube (veraltet), —> Spitz- in der DDR fast unbekannt) abschätzigfür
bube. die Gesamtheit der einflußreichen Personen,
die die bestehende gesellschaftliche Ordnung
Esau s. haariger Esau aufrechterhalten und direkt von ihr profitie-
ren; es können auch konkrete Personen, etwa
Esel in einer bestimmten Stadt, gemeint sein. Aus
der Zeit der Studentenbewegung ist der
(schon bei den alten Römern als Schimpf- Slogan bekannt: „Wer zweimal mit dersel-
wort. Der langohrige, grauhaarige Ver- ben pennt, gehört schon zum Establish-
wandte des Pferdes gilt als störrisch und ment.“
dumm, ist aber in Wirklichkeit wohl klü-
ger als das Pferd) Schimpfwort für einen
Etappenhase = Etappenhengst
Dummkopf Tölpel: ein ausgemachter, alter,
eingebildeter, ausgewachsener Esel. Von
Gottlieb Conrad Pfcffel (1736 - 1809) Etappenhengst
stammt das folgende Gedicht mit dem Ti- soldatensprachlich abschätzig oder spöttisch
tel „Gruß und Gegengruß": für einen Soldaten, der hinter der Front, fern
vom Kampfgeschehen, ein ruhiges und siche-
„Zu einem Bauernweib, das eine Fahrt
res Lebenführt. Kurt Tucholsky sprach von
mit Futter
„Etappenkriegern“.
Auf ihren Langohr lud, sprach in ver-
Vgl.: Etappengockel, Etappenhase, Etappensau
trautem Ton
(selten), Etappenschwein, —> Hengst, —> -hengst.
Der junge Schloßkaplan: wie gehts, Frau
Esels mutter? Etappenschwein = Etappenhengst
Ganz wohl, versetzte sie, mein Sohn.“
Vgl.: —> alter Esel, Bieresel, Bücheresel (selten: An- Etepetetchen
tiquar), Dukatenesel (reich; Verschwender), Esel-
chen, Eselsfurz (unbedeutend; dumm), —> (zu „etepetete“ = geziert, zimperlich, eigen)
Goldesel, Hans Langohr (veraltet), Kubikesel landschaftlich spöttisch-abschätzig für eine
(Steigerung), -» Langohr, —> Maulesel, Nickesel, gezierte, überhebliche, pedantische Person.
—> Packesel, —> Palmesel, —> Quadratesel, Regi- Vgl.: —> -chen (-lein), Etepinkel.
mentsesel (Steigerung), Trojanischer Esel (selten:
politisch dumm, nach dem „Trojanischen Pferd“),
—> Waldescl, —> zweibeiniger Esel. Eule
Schimpfwortfür i. eine häßliche, ungepflegte,
Esel in der Löwenhaut zerzauste weibliche Person. 2. einen Brillen-
träger. „Als ich dann in den Sack haute,
(nach der Fabel Asops, in der ein Esel sich
hab’ ich noch ein bißchen Schmuck von
mit einem zufällig gefundenen Löwenfell
seiner Eule mitgehen lassen“ (Volker W.
verkleidet und Menschen und Tiere er-
Degener: He im s u c h u n g , 1975).
schreckt, bis man ihn durchschaut) eine sel-
Vgl.: —> alte Eule, Branntweineule (hessisch), —>
tene bildungssprachliche Bezeichnung für
Haareule, —> Nachteule, —» Saufeule, Schlafeule
einen wichtigtuerischen Dummkopf (weibliche Schlafmütze), —» Schleiereule,
Vgl.: Esel im Wolfspelz (selten). Schnapseule (hessisch), —> Volleule.

105
Eulenspiegel „Trau’ keiner Tochter Evas viel,
(nach dem Schalksnarren und Possenreißer sie treiben all ihr arges Spiel.“
Till Eulenspiegel, dem Helden eines 1515 Vgl.: Eva, Tochter Evas.
erschienenen Volksbuches, der aller Wahr-
scheinlichkeit nach wirklich gelebt hat und Everybody’s Darling
1350 gestorben ist) oft abschätzig für einen (englisch; wörtlich: jedermanns Liebling)
schelmischen, närrischen, stets zu Streichen spöttisch-abschätzig für eine Person (des öf-
aufgelegten Menschen. fentlichen Lebens), die sehr beliebt ist, sich
andererseits anbiedert und allen gefallen
Eumel möchte. „Everybody’s darling is everybody’s
(Herkunft unklar) ein mildes jugendsprach- Depp!“ Dieser Ausspruch Rudolf Schar-
liches Schimpfwort für einen dummen oder pings aus dem Bundestagswahlkampf 1994
unsympathischen Menschen. Das Wort kann wird auch Franz Josef Strauß zugeschrie-
aber auch zahlreiche andere Bedeutungen ben. In einer recht groben Abrechnung mit
haben. So gibt oder gab es in Beate-Uhse- dem hochgelobten Jungdichter Durs
Läden ein Sexual tonikum namens „Eumel- Grünbein (Büchnerpreis) rät Fritz Raddatz
Bull-Kraft“. in der z e it (Oktober 1995): „Durs Grün-
bein muß sich entscheiden. Will er das
Eunuche (Eunuch) sein, was er vermutlich .everybody’s dar-
(eigentlich ein Kastrat, früher im Orient ling‘ nennen würde: Dann darf und muß er
oft als Haremswächter) verächtlichfür einen weiter läppische Moritaten singen ...“
total unfähigen Mann. Gottfried Benn Vgl.: Allermannsfreund, Allerweksfreund, Al ler-
schimpfte über Schriftstellerkollegen: welcsliebling, jedermanns Liebling, —> Jeder-
„Zum Teufel alle diese Eunuchen!“ Der manns freund.
Maler Olaf Gulbransson dagegen knöpfte
sich die Kritiker vor: „Ein Kritiker ist wie ewiger Jude
ein Eunuche: er weiß, wie es geht, kann es (bezieht sich auf die Sage von Ahasver, dem
aber nicht!“ „ewigen Juden“, der wegen der Beteiligung
an Christi Tod bis zum Jüngsten Tag ruhe-
Eurokrat los umherziehen muß) veraltet, noch land-
(Kurzwort aus „Euro-“ und „krat“ für schaftlich für einen unruhigen, rastlosen
„Technokrat“; meist im Plural) ofi gering- Menschen; ein Kind, das bei Tisch nicht still
schätzig für einen Europaparlamentarier sitzt. Von Goethe gibt cs ein 1774 entstan-
oder -beamten. „Die hochbezahlten Büro- denes episches Fragment mit dem Titel
kraten“ (z e it , August 1996). DER EWIGE JUDE.
Vgl.. Brüsseler Eurokraten, —> -krat. Vgl.: —> Ahasver, -»Jude (Jud).

Eva = Evastochter ewiger Student


abschätzigfür einen Studenten, der nach sehr
Evangele vielen Semestern immer noch kein Examen
(zu „evangelisch“) abschätzigfür einen Pro- gemacht hat.
testanten. Vgl.: Ewiger (sehen), —» verbummelter Student,
Vgl.; -» Kathole. —> verkrachter Student.

Evastochter ewiger Verlierer


(nach der biblischen Eva, der Frau Adams, oft abschätzigfür eine Person, die immer wie-
die diesen, nach volkstümlicher Auffas- der verliert, versagt (und sich demgemäß ver-
sung, zur Sünde verführte) oft abschätzig hält).
für eine besonders weiblich erscheinende, ver- Vgl.: geborener Verlierer, —> Looser (Loser), -»
führerische Frau; ein kokettes Mädchen. Der Verlierer, Verlierer natur (kaum abwertend), —>
Volksmund warnt: Verlierertyp.

IO6
ewiger Zweiter Exot
ofi spöttisch oder leicht abwertend fiir eine (zu griechisch „exotikos“ = ausländisch)
Person, die (im Sport) nie gewinnt, aber meist geringschätzig fiir einen fremdartigen,
meist gut plaziert ist. schillernden Außenseiter. Die f r a n k f u r t e r
Vgl ewiges Talent (vielversprechend, aber ohne Ru n d s c h a u (Mai 1995) zitierte den syri-
große Erfolge). schen Dichter Adel Karasholi, der seit über
30 Jahren in Deutschland lebt, mit der Be-
estriger merkung, die tiefste Kränkung für einen
(nach einer Stelle in Friedrich Schillers ,Ausländerpoeten“ sei es, fern aller ästheti-
WALLENSTEINS t o d ) abfällig fiir eine rück- schen Kategorien als „interessanter Exote“
ständige, unverbesserlich reaktionäre Person, gelobt zu werden.
vor allem in bezug auf nationalsozialistische
Überzeugungen. „Experte“
Vgl.: ewig Vorgestriger, Gestriger (beides selten).
spöttisch-ironisch für jemanden, der ganz
und gar kein Experte ist, sondern tolpatschig
Exhibitionist
ist, etwas völligfalsch gemacht hat.
(zu lateinisch „exhibitio“ - das Vorzeigen)
bildungssprachlich abschätzigfiir I. eine Per- Exploiteur
son, die in anstößiger Weise dazu neigt, sich (aus französisch „exploiter“) veraltetfiir ei-
öffentlich zu entkleiden oder sexuell aufrei- nen Ausbeuter, Ausnutzer der Arbeitskraft
zend anzuziehen. 2. jemanden, der im über- anderer.
tragenen, geistigen Sinn „ablegt", sich zur
Schau stellt, sich produziert. Nach einer gän- Expropriateur
gigen Scherzwendung ist das „ein Mensch (zu französisch „exproprier“ = enteignen)
mit Blößen wahn“. Gottfried Benn schrieb besonders im marxistischen Sprachgebrauch
säuerlich über seinen französischen Schrift- abwertendJur einen Ausbeuter.
stellerkollegen Andr£ Gide: „Nehmen Sie
den alten Gide: der frühere ist bewun- Extremist
dernswert, aber jetzt auf der einen Seite ein abfällig fiir einen (politisch) extrem radikal
calvinistischer Puritaner und auf der ande- eingestellten Menschen; ofi als politisches
ren ein pedantischer Exhibitionist.“ Feindwort; seltener fiir jemanden, der extre-
Vgl.: —> -ist.
me Dinge tut.
Vgl.: —> -ist, Linksextremist, —> Rechtsextre-
Exi mist.
(wohl ein Kurzwort aus „Existentialist“; oft
in der Mehrzahl) im Jargon jugendlicher Exzentriker
Randgruppen eine veraltende abfällige Be- meist geringschätzig für einen exzentrischen,
zeichnungfür einen wohlsituierten, bürgerli- überspannten, verschrobenen Menschen.
chen Jugendlichen. Eine negative Definition versuchte der Phi-
losoph Paul Liessmann aus Wien im Ku r s -
Existenz b u c h (Nr. 118): „Der Exzentriker ist kein
(zu lateinisch „exsistere“ = ins Leben treten; Exot und kein Barbar, kein Utopist und
fast immer zusammen mit einem abwer- kein Nostalgiker.“
tenden Attribut) abfällig Jur einen zweifel-
haften, heruntergekommenen oder krimi-
nellen Menschen (der durch ein Attribut
näher charakterisiert wird): eine fragwürdi-
ge, traurige, gestrandete, kaputte, merkwür-
dige, verdächtige Existenz.
Vgl.: dunkle Existenzen, -4 gescheiterte Existenz,
gestrandete Existenz, —> katalinarische Existenz,
—> verkrachte Existenz, zweifelhafte Existenz.

107
Fachsimpel (Fachsimpler)
(aus „fachsimpeln“ gebildet) abschätzig für
einen Menschen, der sich auch privat nur
über Belange seines Faches, Berufes unterhält
(und andere dadurch anödet).
Vgl.: -> -ler, -> Simpel.

fade Nocken (fade Nocke)


in Süddeutschland und Österreich abschätzig
für eine langweilige, griesgrämige (loeibliche)
Person.
Vgl.: feder Zipf (bayrisch-österreichisch: feder
Kerl), -> Nocken (Nocke).

Fadian
(zu „fade“ = reizlos, schal; langweilig) Öster-
Fabelhans reichisch für einen faden, langweiligen Men-
ein landschaftliches Scheltwort für einen schen.
Prahler, Schwätzer, Fabulierer. Vgl.: Fadinger, Fadist, —> -ian (-jan).
Vgl.: —> Hans, —> -hans.
fahrendes Volk
Fabier (Fabelet) I. eine veraltete geringschätzige Bezeichnung
abschätzig für jemanden, der phantastische, für Schausteller, Wandergewerbetreibende,
erfundene, unwahre Geschichten erzählt. Landstreicher o.ä. 2. leicht spöttischfür Auto-
Vgl.: —> -ler. fahrer.
Vgl.t Fahrebund (dem „Vagabund“ nachgebildet:
Landstreicher), —> Volk, —> -volk.
Fabrikler
oft geringschätzig ftir einen Fabrikarbeiter.
Faiseur
Vgl.: Fabriksmensch (hessisch: Fabrikarbeiterin),
Fabrikschlitten (Nürnberg, derb: Fabrikarbeite- (eigentlich = Macher, zu französisch „faire“
rin), -ler. = machen) veraltet für einen Anstifter oder
Missetäter.
Fabulant
(zu lateinisch „fabulari“ = plaudern, Faktotum
schwatzen) bildungssprachlich für einen (aus lateinisch „fac tot um“ = mache alles!)
Schwätzer, Schwindler. oft geringschätzigfur i. ein „Mädchen für al-
Vgl.: Fabulierer. les”, einen Menschen, derfür allerlei unterge-
ordnete Arbeiten zuständig ist. 2. einen
Fabulierer = Fabulant älteren, etwas sonderbaren Menschen.

Fachidiot Fall s. hoffnungsloser Fall


(soll von Karl Marx stammen, ist aber
wahrscheinlich erst 1966 von Studenten Fallensteller
der Freien Universität Berlin geprägt wor- (eigentlich jemand, der Tiere in Fallen
den) verächtlich für einen Menschen, insbe- fängt) eine seltene abschätzige Bezeichnung
sondere einen Wissenschaftler, dessen für eine Person, die anderen Fallen stellt, sie
Kenntnisse und Interessen sich aufsein Fach- hereinlegen will.
gebiet beschränken. Der Begriff ist zu einem
feststehenden Schlagwort der politischen Fallobst
Linken geworden. (eigentlich das Obst, das von selbst vom
Vgl.: Fachegoist, —> Idiot. Baum gefallen ist) im fargon des Boxsports

108
abfällig fir einen Boxer, Boxgegner, der falscher Hund
chancenlos ist, schnell zu Boden geht; auch verächtlich fir einen heimtückischen, unehr-
mehrere können damit gemeint sein. lichen, unzuverlässigen Mann.
Vgl.: -> Hund.
Falott (Fallot)
(zu französisch „falot“ = lustiger Mensch)
falscher Prophet
Österreichisch für einen Gauner, Betrüger.
Karl Kraus schrieb in d ie l e t z t e n t a g e (beruht auf einer Bibelstelle aus Matthäus
d e r MENSCHHErrCEin verwesender Staat 7,15, in der Jesus spricht: „Sehet euch vor
exportiert seine Fäulnisprodukte, Falloten vor den falschen Propheten, die in Schafs-
und Diplomaten, Schieber und Schreiber“, kleidern zu euch kommen, inwendig aber
und in der f a c k e l über den Kaiser Franz sind sie reißende Wölfe“) abschätzigfir je-
Joseph: „dieser alte Staatsfallot“. manden, der falsche Behauptungen aufitellt,
nicht vertrauenswürdig ist. Das Zeitalter der
„falschen Propheten“ habe eben erst be-
falsche Katze
gonnen, prophezeite der s pie g e l im An-
abschätzigfir eine unaufrichtige, schmeichle- schluß an eine Besprechung des Buches
rische (weibliche) Person). Sc h a r l a t a n e (1994) von Gregor Eisenhau-
Vgl.: —> Katze. er.

falsche Schlange
falscher Siebzehner
(von der christlichen Symbollehre ausge-
hend, in der die Schlange als Versucherin (nach den früheren Siebzehnkreuzerstük-
ken in Österreich, die oft fälschlich für
und als Verkörperung des Teufels auftritt)
Zwanzigkreuzermünzen ausgegeben wur-
verächtlich für eine verräterische, hinterlisti-
ge, verlogene Frau. den) österreichisch veraltetfir einenfalschen,
hinterlistigen Menschen. In einer Frauen ar ic
Vgl.: Schlange.
aus dem romantischen Märchen d e r pr e is
e in e r l e b e n s s t u n d e (Musik: Josef Lan-
falscher Bruder
ner, Text: Karl Meisl), das 1836 uraufge-
(nach der Bibel, 2. Korintherbrief 11,26, wo führt wurde, heißt es:
der Apostel Paulus von der Gefahr „durch
„Die flatternden Männer,
falsche Brüder“ spricht) abfillig für einen
Die falschen Siebzehner,
hinterhältigen, betrügerischen Mann.
Sie wissen zu schwören,
Vgl.: —> Bruder, —» -bruder.
Um uns zu betören ...“

falscher Freund
Fälscher
abschätzig für einen Menschen, der „freund-
lich" ist, sich als Freund ausgibt, aber in meist abschätzig fir eine Person, die etwas
Wirklichkeit keiner ist. „Feldpost, Flips & fälscht, täuschend echt nachmacht und für
falsche Freunde“, so stabreimte d ie w o c h e echt ausgibt; selten auch fir einen Heirats-
im Januar 1996 zum Beginn des deutschen schwindler.
Nato-Einsatzes in Bosnien. Vgl.: —> Geschichtsfälscher, Verfälscher, Weinfäl-
scher.
Vgl.: —> Scheinfreund.

falscher Fuffziger Falschmünzer


(ursprünglich ein gefälschtes Fünfzigpfen- (eigentlich jemand, der Falschgeld her-
nigstück; wahrscheinlich in Berlin aufge- stellt) ab wertend für jemanden, der etwas
kommen) abfillig für einen falschen, Falsches, Wertlosesfir echt ausgibt, einen Be-
unaufrichtigen Kerl, einen unehrlichen trüger, Hochstapler: ein politischer, künstleri-
heuchlerischen Menschen. scher, literarischer Falschmünzer.

109
Falschspieler stimmten Person, Gruppe (oder Sache), oft
abfällig fur jemanden, der beim Spiel be- eines Idols. Wortverbindungen in den typi-
trügt; oft übertragen verwendet; auch für ei- schen Feldern des Fankults, z.B. „Fußball-
nen Musiker, der falsch spielt. Von Gerd fan“, „Madonna-Fan“, „HSV-Fan“, wirken
Schmalbrock gibt es das Buch d ie po l it i - weitgehend wertneutral. Manchmal wird
s c h e n Fa l s c h s pie l e r (1978). Der damali- das Wortbildungsmittel ,,-fan“ anstelle des
ge SPD-Vorsitzende Rudolf Scharping sei genaueren ,,-ffeak“ verwendet, etwa „Waf-
ein „Falschspieler", ließ sich im November fenfan“ anstatt „Waffenfreak“. Im s pie g e l
1994 der frischgebackene deutsche „Zu- (August 1994) wurde der deutsche Fußball-
kunftsminister“ Jürgen Rüttgers von der bundestrainer Berti Vogts als „bekennen-
CDU vernehmen. der Kohl-Fan“ vorgestellt. Broder
Vgl.: Linkspieler, —» Spieler. Carstensens a n g l iz is m e n -w ö r t e r b u c h
(i993ff.) nennt an Belegen aus Zeitungen
Falstaff und Zeitschriften u.a.: Adenauer-Fan
(nach dem Namen einer komischen Dra- (1962), Christus-Fan (1962), Küng-Fan
menfigur bei Shakespeare; bekannt gewor- (1978), Mao-Fan (1967), Papst-Fan (1970),
den jedoch vor allem durch Otto Nicolais Shakespeare-Fan (1964), Strauß-Fan
Oper d ie l u s t ig e n w e ib e r v o n w in d s o r (1970), Ulbricht-Fan (1969).
von 1849) bildungssprachlich für einen fetten Vgl.: —> -freak, Modefan, —> -narr.
Prahler oder Schemmer.
Fanatiker
Familie Neureich (zu lateinisch „fanaticus“ = von der Gott-
spöttisch-abschätzig für eine typisch neurei- heit ergriffen, rasend, begeistert) abwertend
che, primitive, protzige Familie. fürjemanden, der in blindem Eifer, unduld-
Vgl.: die Neureichs, Frau Neureich, Fräulein Neu-
sam, dogmatisch Ideen, eine Überzeugung
reich, Herr Neureich, —> Neureicher.
verficht: ein politischer, wilder, blinder, reli-
Familie Raffke giöser Fanatiker.
verächtlich für eine raffgierige, ungebildete
Familie. -fanatiker
Vgl.: Frau Raffke, Herr Raffke, —> Raffke. abfällig oder spöttisch für einen —> Fanatiker
im Hinblick auf den Gegenstand seines Fa-
Familienclan natismus, meist einen Wert oder vermeintli-
ofi ironisch oder geringschätzig für eine Fa- chen Wert.
milie, die samt entfernter Verwandtschaft als Vgl.: —> -aposrel, -Fetischist, Fortschrittsfa-
natiker, Frischluftfänatiker, —> Fußballfanatiker,
—> Clan in Erscheinung tritt.
—> Gerechtigkeitsfänatiker, —» GesundheitsFanati-
ker, Glaubensfänatiker, Hi-Fi-Fanatiker (selten),
Fan Ordnungsfanatiker, Pünktlichkeitsfanatiker, —>
(aus gleichbedeutend englisch-amerika- Rassenfanatiker, Reinlichkeitsfanatiker, Sauber-
nisch „fan“, gekürzt aus „fanatic“ = Fanati- keitsfanatiker, Sicherheitsfanatiker, Sparsamkeits-
ker) außerhalb der Bereiche Jugendsprache, fanatiker, —> Sportfänatiker, Wachstumsfanatiker,
Sport und Showbusiness meist spöttisch-iro- —» Wahrheitsfanatiker.
nisch für einen begeisterten Anhänger, Vereh-
rer einer Person oder Personengruppe, seltener Fanfaron
einer Sache. Das Wort wird meistens in Zu- (aus gleichbedeutend französisch „fanfa-
sammensetzungen verwendet. ron“) veraltet für einen Prahler, Großspre-
Vgl.: Fan-Gemeinde. cher.

-fan
(Zusammensetzungen mit Personennamen (eigentlich ein Eckzahn bei Haarraubwild
werden mit Bindestrich geschrieben) spot- und Hund) jugendsprachlich veraltend für
tisch-sronisch für einen —t Fan einer be- ein unnahbares, arrogantes Mädchen.

HO
Fant Faseler (Fasler)
(aus norddeutsch „Fent“ = Knabe, ver- abfällig fiir jemanden, der faselt, der wirr,
mischt mit italienisch „fante“ = Knabe, unsinnig, ungenau und weitschweifig daher-
Knecht) abschätzig fiir einen unreifen, jun- redet oder schreibt.
gen Burschen. Vgl.: Fasdarsch, Fasdkopp, Faselmeier, Faselstrip-
Vgl.: Fent. pe, —> -1er.

Farbenkleckser Faselfritze = Faselhans


spöttisch-abschätzig fiir einen Maler, Tün-
cher, Kunstmaler. Faselhans
Vgl.: Farbkleckser (Variante), —> Kleckser. abfällig oder als Tadel für eine männliche
Person, die (oft) faselt.
Farbkasten Vgl.: Faselfritze, Fasdhannes (Variante), —> Hans,
(eigentlich ein Malkasten) spöttisch, auch —> -hans.
abschätzigfiir eine stark geschminkte weibli-
che Person. Faselliese
Vgl.: Farbkübel, Malkasten, Tuschkasten. abfällig oder ab Tadelfiir eine lueibliehe Per-
son, die (oft) faselt.
Farceur Vgl.: —» Liese, —> diese.
(zu „Farce“ = Posse) eine veraltete, oft ab-
schätzig verwendete Bezeichnung fiir einen Faseltante
Possenreißer, Spaßmacher. abfällig fiir eine Frau, die (oft) faselt, dum-
mes Zeug redet.
Faschist Vgl.: —> Tante, —> -tante.

(zu italienisch „fascio“ « Rutenbündel, das


zusammen mit einem Beil als altes römi- Faß
sches Herrschaftssymbol vom Faschismus spöttisch, auch abschätzigfür einen sehr dik-
übernommen wurde) meist abfällig für ei- ken Menschen.
nen Anhänger oder Vertreter des Faschismus, Vgl.: Bierfaß, Faß ohne Boden (Trinker), Fäß-
chen, wandelndes Faß, —> Weinfaß.
einer rechtsradikalen, antidemokratischen,
autoritären politischen Bewegung. Im Wahl-
Fasseireiter
jahr 1994 griff die deutsche CDU Kurt
Schuhmachers Schmähung der Kommuni- (man stellt sich die betreffende Person auf
einem Faß reitend vor) vorwiegend österrei-
sten als „rotlackierte Faschisten“ wieder
auf. Im selben Jahr versprach der Minister- chisch fiir einen Menschen mit O-Beinen.
präsident Bayerns Edmund Stoiber: „Den
Faschisten Schönhuber nagele ich in jeder Fatalist
Veranstaltung immer wieder an die (zu lateinisch „fatum“ = Götterspruch;
Wand.“ Der Schriftsteller Martin Walser Schicksal; Verhängnis) oft abschätzig fiir
gebrauchte 1993 für rechtsradikale Skin- eine Person, die sich ergeben undpassiv in ihr
heads den Ausdruck „Kostümfaschisten“. (vermeintliches) Schicksalfügt.
Vgl.: —> Erzfäschist, Faschistensau (derb abwer- Vgl.: —»-ist.
tend, linker Politjargon), Hitlerfaschist (selten), —>
-ist, —» Links fasch ist, —> Neofaschist, Ökofaschist. Fatzke
(zu veraltet „fatzen“ = necken, verspotten;
Fascho mit der für Berlin typischen Verkleine-
(kurz ftir „Faschist“) vorwiegend jugend- rungsendung ,,-ke“) Schimpfwort für eine
sprachlich für einen Faschisten, besonders dünkelhafte, eitle (männliche) Person: ein ar-
einen —> Neofaschisten. „Neonazis, die in roganter, eitler, eingebildeter, alberner Fatzke.
der DDR Faschos heißen ...“ (f r e ie pr e s - „Es wäre an der Zeit, diesen spinneten Fatz-
s e , Februar 1990). ken mal gründlich zurechtzustauchen...“

in
(Wolfdietrich Schnurre: a l s v a t e r s b a r t fouler Strick
NOCH ROT WAR, 1958). abfälligfür einen faulen Menschen.
Vgl.: —> Appelfatzke, Gehirn fätzke (eitel; Intelli- Vgl.: —> Strick.
genzler), Geldfatzke, —> Hannefatzke, —> Hirn-
fatzke, Mordsfatzke (Steigerung), —> Patentfatzke,
faules Aas
Stadtfatzke (Städter).
derb abwertend fiir einen faulen Menschen,
foule Sau Nichtstuer.
Vgl.: Aas.
derb abwertend fiir i. eine sehr faule, träge
Person. 2. einen unfairen Sportler bei Mann-
faules Stück
schaftswettbewerben, insbesondere beim Fuß-
abfällig fiir eine faule, träge, nachlässige
ball.
Vgl.: faules Schwein, —» Sau, stinkfaule Sau (sehr (weibliche) Person.
arbeitsträge). Vgl.: faules Möbel (träger Mann), Stück.

foule Trine Faulpelz


als Tadel oder ab wertendfür eine träge, faule (ursprünglich eine Bezeichnung für die
weibliche Person. Schimmelschicht, die sich auf verfaulten
Vgl.: faules Geschöpf, faules Luder, —» Trine. Stoffen bildet) ein Schimpfwort fiir einen
sehr faulen, trägen Menschen oder einen Ar-
Faulenzer beitsscheuen. „Ein Faulpelz ist des Teufels
Schimpfzuort für einen faulen Menschen, Kopfkissen“, sagt ein Sprichwort.
Müßiggänger. Ein Sprichwort: Vgl.: Faultier.
„Der Faulenz und der Lüderli
sind zwei gleiche Brüderli.“ Faulsack = fauler Sack
Vgl.: Erzfaulenzer.
Faultier = Faulpelz
fauler Hund
derb abwertend fiir einen trägen, arbeits-
Faun
scheuen Menschen.
(ursprünglich ein altrömischer Feld- und
Vgl.: —> Hund.
Waldgott mit Hörnern und Bocksfüßen,
fouler Knochen später in Kunst und Literatur als lüsterner
abfälligfiir einen faulen, arbeitsscheuen Kerl Waldgeist) in gehobener Sprache abschätzig
Vgl.: —> Knochen. für einen Lüstling, triebhaften Menschen.

fouler Kunde Faxenmacher


abfällig fiir i. einen säumigen Schuldner, meist geringschätzig fiirjemanden, der Unsinn
schlechten Zahler. 2. einen unzuverlässigen, treibt, Grimassen schneidet, Witze reißt. Ein
zwielichtigen Menschen. hämischer Kommentar des s pie g e l z u Ru-
Vgl.: Kunde. dolf Scharpings politischer Deutschland-
Tournee im Sommer 1995: „Scharping di-
fouler Sack niert mit dem Faxenmacher Ron Williams.“
salopp abwertend oder verächtlich fiir einen Vgl.: Faxenheini, Faxenheinrich, Faxenheinz (bei-
faulen Kerl, trägen Menschen. Im Juni 1995 des selten), —» -machen
sagte der niedersächsische Ministerpräsi-
dent Gerhard Schröder gegenüber einer Fechtbruder
Schülerzeitung über die Lehrer: „Ihr wißt (nach den früheren wandernden Hand-
doch ganz genau, was das für faule Säcke werksburschen, die gegen Bezahlung ihre
sind.“ Aber nach einem Sturm der Entrü- Fechtkünste vor führten) abschätzig fiir ei-
stung mußte er sich entschuldigen. nen Bettler, bettelnden Landstreicher.
Vgl.: fauler Srinker (fränkisch), Faulsack, —> lah- Vgl.: —» Bruder, —> -bruder, Fechter, Fechtmajor
mer Sack, müder Sack. —» Sack. (selten), —» Klopffechter.

III
Fechter = Fechtbruder wort fiir ein böses Weib oder eine liederliche
Herumtreiberin.
Fecker Vgl.: —> Zankeisen.
(zu „feken“ = klauen, Kleinigkeiten steh-
len) schweizerisch für einen Landstreicher, Feger
Vagabunden. ein sehr vielseitiges und häufiges mildes
Schimpf- und Scheltwort für 1. ein wildes,
Federfechter - Federfuchser ungestümes Kind. 2. einen frechen Burschen;
Schürzenjäger. 3. ein leichtes Mädchen, eine
Federfuchser mannstolle Frau. 4. eine herrschsüchtige,
(ursprünglich wohl ein übergenauer zänkische Frau. 5. einen Verschwender. Zu
Schreiber) abfällig fiir i. einen kleinlichen, der letztgenannten Bedeutung gibt es die
pedantischen Menschen. 2. einen schlechten plattdeutsche Weisheit: „Op’n Heger
Schriftsteller. kümmt en Feger!“ (Auf einen Sparer
Vgl.: Federfechter. kommt ein Verschwender).
Vgl.: Fegbesen (wildes Mädchen), flotter Feger
Federhalterstemmer (liederliches Mädchen), geiler Feger (kaum abwer-
(nach dem früheren Schreibwerkzeug der tend), Handfeger, heißer Feger (jugendsprachlich:
eher anerkennend), wildgewordener Handfeger.
Büroangestellten) spöttisch-abschätzig fiir
einen Beamten, Büroangestellten, vor allem
im Hinblick aufseine geringen Körperkräfte. Fegnest
Vgl.: Bleist iftstemmer, Federhalterakrobat (sel- (zu mundartlich „fegen“ - reiben; unruhig
ten), Handkäsestemmer (hessisch: Gernegroß). sein) ein schweizerisches Scheltwortfiir einen
unruhigen, zappeligen Menschen, besonders
Federheld ein Kind.
eine veraltete spöttische oder abschätzige Be-
zeichnungfiir einen Schriftsteller. Feierabend-
Vgl.: —> „Held“, —> -held, „Held der Feder“. spöttisch-ironisch fiir eine Person, die etwas
nicht beruflich, sondern nur nebenher und
Federvieh damit weniger gut betreibt. Seltener, aber
(meint eigentlich Geflügel) spöttisch, auch mit der gleichen Bedeutung sind Zusam-
verächtlich fiir Schriftsteller, Journalisten mensetzungen mit „Freizeit-“. So bekam
u.dergl. Als Bismarck 1860 die deutsche der Fernsehmoderator Ulrich Wickert we-
Presse als „einfältiges Federvieh“ kritisierte, gen seiner erbaulichen Bücher vom s pie g e l
gab es einen Skandal. (November 1994) das Etikett „Freizeitphi-
Vgl.: Vieh. losoph“ umgehängt.
Vgl.: —> Amateur-, Feierabenddichter, Feierabend-
Fegefeuer kapitän, Feierabendkicker, Feierabendlyriker, Fei-
(nach katholischer Lehre der Ort der Läu- erabendpolitiker, Feierabendterrorist, Freizeit-, —»
terung, in dem die Verstorbenen ihre läßli- Hobby-, Sonntags-.
chen Sünden abbüßen, bevor sie in den
Himmel dürfen) in den Mundarten ein Feige
weitverbreitetes Schimpfwortfiir eine tempe- (eigentlich die Frucht des Feigenbaumes;
ramentvolle oder auch bösartige Frau. In ei- übertragen auch die Vulva und von daher
nem alten Sprichwort heißt es dazu: „Der die Frau) derb abwertendfür eine weibliche
ein böses Weib hat, der hat sein Fegefeuer Person, besonders für eine Hure.
im Hause.“ Vgl.: —> Lettfeige.

Fegeisen feiger Hund


(wohl eine Verschmelzung aus „Zankei- i. verächtlich für einen Feigling. 2. seltener
sen“ und „fegen“) ein oberdeutsches Schelt- im Sprachgebrauch von Kindern und Schü-

113
lern abfällig für einen unkameradschaftli- feines Aas
chen Jungen. meist geringschätzig für einen betuchten,
Vgl.: feige Sau, —> Hund. hochnäsigen, vornehmen oder sich vornehm
gebenden Menschen; auch anerkennend.
Feigling Vgl.: -> Aas, feines Luder, vornehmes Aas.
i. ein starkes Schimpfwort für einen feigen
Menschen: ein erbärmlicher, elender Feig- Feistling
ling. 2. vor allem schülersprachlich abfällig abfällig für einen ividerlich dicken, fetten
für einen Spielverderber, einen unkamerad- Menschen.
schaftlichen Mitschüler. Nach Ambrose Vgl: -> -ling.
Bierce (1842 - 1914), einem amerikanischen
Schriftsteller und Journalisten, ist ein Feig- (Feld-)Wald-und-Wiesen-
ling „jemand, der bei Gefahr mit den Bei- (auch in der Schreibweise „Feld-, Wald-
nen denkt“. Gegenüber der Deutschen und Wiesen-“) leicht abtoertendfiirjeman-
Presse-Agentur gab im November 1994 der den, der in der genannten Funktion nichts
Schriftsteller Wolf Biermann zu Protokoll, besonderes kann oder hat, sondern durch-
sein Kollege Stefan Heym sei „immer ein schnittlich ist.
großer Feigling“ gewesen. Vgl.: —> Allerwelts-, Feld-Wald-und-Wiesen-Ad-
Vgl.: Feigherz (selten), —> -ling. vokat, Feld-Wald-und-Wiesen-Anwalt, Feld-
Wald- und-Wiesen-Arzt, Feld-Wald-u nd-Wiesen -
Fcilscher Maler, Feld-Wald-und-Wiesen-Wissenschaftler.
oft abschätzig für jemanden, der hartnäckig
und kleinlich um den Preis handelt. Feld-Wald-und-Wiesen-Dichter
geringschätzig für einen unbedeutenden und
-feind nicht charakteristischen Dichter, für einen,
abschätzigfür eine Person mit einerfeindseli- der nur Allerweltspoesie verfaßt.
gen Einstellung gegenüber zentralen Werten, Vgl.t Feld-Wald-und-Wiesen-Schriftsteller, Wald-
und-Wiesen- D ich ter.
vor allem aufpolitischem oder moralischem
Gebiet. Von den Konservativen ihrer Zeit
wurden die frühen Sozialdemokraten als Feld-Wald-und-Wiesen-Doktor
„Reichsfeinde“ beschimpft. meist geringschätzig für einen praktischen
Vgl.: Christenfeind (veraltet), Fortschrittsfeind, —» Arzt (der nicht viel kann).
Friedensfeind, Glaubensfeind, Klassenfeind, Vgl.: Feld-Wald-und-Wiesen-Arzt, Wald-und-
Kukurfeind, Kunstfeind, —> Menschenfeind, Ver- Wiesen-Arzt, Wald-und-Wiesen-Doktor.
fassungsfeind, —> Volksfeind, —> Weiberfeind.
Feldwebel
feiner Hund (eigentlich ein militärischer Dienstgrad)
oft spöttischfür einen gutgekleideten, sich vor- abschätzigfür i. eine energische, herrschsüch-
nehm gebenden Mann; seltener ironisch für tige Frau, Ehefrau. 2. einen groben, barsch
einen niederträchtigen Kerl. erscheinenden Menschen. „Le Feldwebel“
Vgl.: —» Hund. war ein kaum schmeichelhafter Beiname,
den Helmut Schmidt während seiner
feiner Maxe (feiner Max) Amtszeit als deutscher Bundeskanzler,
salopp, meist abschätzigfür einen geckenhaf- wohl wegen seines zackigen Auftretens, in
ten Mann, der vornehm tut. der französischen Presse erhielt.
Vgl.: —> Karbol feldwebel.
feiner Pinkel
spöttisch-abschätzigfür einen Mann, der sich Fellow-traveller
als fetner, vornehmer Herr auftpielt. (englisch; eigentlich = Reisegefährte, Mit-
Vgl : feiner Popel (selten), Pinkel, —> vorneh- reisender) selten fiir einen politischen Mit-
mer Pinkel. läufer.

114
Femme fatale -fetischist
(französisch; wörtlich: verhängnisvolle abschätzigfiir einen —> Fetischisten in bezug
Frau) eine bildungssprachliche, auch ab- aufdas Objekt seiner Fixierung.
schätziggebrauchte Bezeichnungfiir eine ver- Vgl.: —» -apostel, —» -Fanatiker, -freak, Noren-
führerische, extravagante, charmante Frau, fetischist (überbewertet Zeugnisnoten), Quotenfe-
tischist (überbewertet TV-Einschaltquoten),
die ihren Partnern leicht zum Verhängnis
Wachstumsfetischist, Warenfetischist, Zahlenfeti-
wird; oft auch anerkennend. Die „Femme schist.
fatale“ ist ein häufiger Frauentyp in Roma-
nen und Filmen. Fett-
verächtlich fiir einen fetten Menschen, ein
Fent dickes Kind.
norddeutsch für einen Burschen, Kerl; ab- Vgl.: Fettauge (selten), Fettbacke, Fettbolzen
schätzig oder auch anerkennend. (schlesisch), Fetthammel, Fettmolch, Fettmoppel,
Fettwampe, Fettwanze.
Vgl.: —> Fant, fiese Fent.

Fettarsch
Ferkel derb ab wertendfiir eine dicke Person, beson-
(eigentlich ein junges Hausschwein) ein ders eine mit einem auffallendfetten Gesäß.
derbes Schimpfwort fiir i. einen schmutzigen Vgl.t —> Arsch, -arsch, Dickarsch, Fettbacke.
oder etwas beschmutzenden Menschen. 2. je-
manden, der sich unanständig benimmt. Fettbauch = Fettwanst
Vgl.: altes Ferkel, Dreckferkel, Ferkelskerl (wi-
derlich), Schwein, —> Schweinchen. fettes Schwein
derb abwertend fiir einen widerlich fetten
Ferkelchen und unsympathischen Menschen.
abgemildert aus —> Ferkel; auch als kosende Vgl.: Fette Sau, Fettsau, —> Fettschwein, —>
Schwein.
Schelte, vor allem Kindern gegenüber.
Vgl.: —> -chen (-lein), kleines Ferkel.
Fettfleck
eine seltene abschätzige Bezeichnung fiir ei-
Ferkelstecher nen dicken Menschen.
landschaftlich selten für einen Winkeladvo-
katen. Im Altfrankfurterischen sind „Fer- Fettkloß
kelstecher“ auch schmutzige Kinder. abfällig fiir einen dicken, massigen Men-
schen.
Fernsehmuffel Vgl.: Fettklumpen, Fleischkloß, Kloß.
leicht abwertendfürjemanden, der nicht ger-
ne fernsieht, das Fernsehen ablehnt (und an- Fettklumpen = Fettkloß
dere dadurch ärgert oder stört).
Vgl.: Muffel, —» -muffel, Telemuffel. Fettmops
abfälligfür einen dicken, kleinen Menschen.
Vgl.: —» Dickmops, fetter Mops, Fettmoppel,
Fetischist Mops.
(eigentlich ein Terminus aus der Psychopa-
thologie zur Bezeichnung eines Menschen, Fettsack
dessen sexuelles Interesse auf bestimmte Ge- derb abwertend fiir einen unsympathischen,
genstände fixiert ist) meist abschätzigfiir eine dicken Menschen.
Person, die bestimmten Dingen oder Themen Vgl.: —> Dicksack, fetter Sack, Sack, -sack.
eine übertriebene Bedeutung beimißt, sie ge-
wissermaßen verehrt. Das Wort wird fast im- Fettsau
mer in Zusammensetzungen verwendet. (eigentlich ein Mastschwein) verächtlichfiir
Vgl.: Fetischdiener, -ist. einen widerlich dicken, fetten Menschen.

115
Vgl.; fette Sau, Fettschwein, Mastsau, Sau, —> Glasscheibe und Drücken eines roten
-sau. Knopfes auszulösen ist) abfällig fiir einen
rothaarigen und unsympathischen Menschen.
Fettschwein = Fettsau Vgl.: Feuermeldergesicht (Mensch mit einem Ge-
sicht, in das man hineinschlagen möchte).
Fettwanst
derb abwertend für eine fette, dickbäuchige Feuerrüpel
Person. Der Schriftsteller Reinhard Lettau eine vorwiegend sächsische Handtverkerschel-
höhnte 1995 in einem Gespräch mit der tefür einen Schornsteinfeger.
Zeitschrift k o m m u n e über etablierte Lin- Vgl.: —> Rüpel.
ke: „die westdeutschen Fettwänste mit ih-
ren dazugehörigen Quotenfrauen“. Feuerteufel
Vgl,: Dickwanst, Fettbauch, Fettwampe (sel- i. meist abwertendfiir einen Brandstifter. 2.
ten), Schmerwanst, —> Speckwanst, —> Wanst. landschaftlich abschätzig fiir eine jähzornige
Person oder eine sehr energische, unfreundli-
Fetz che Frau.
(zu „Fetzen“) ein besonders süddeutsches Vgl.: —> Teufel, —> -teufel.
Schimpfwort für einen gerissenen, gemeinen
Menschen, Gauner. Vor allem im Schwäbi- Feuilletonist (Feuilletonschreiber)
schen gibt es eine Reihe von Verstärkungen (eigentlich weitgehend wertneutral für ei-
des „Fetz“, beispielsweise „Herrgottsfetz“ nen Verfasser von Feuilletons, von kultu-
oder „Malefizfetz“. rellen, literarischen oder unterhaltsamen
Vgl.: Granatenfetz (schwäbische Steigerung), Beiträgen in Zeitungen) meist geringschät-
Sau fetz (Steigerung). zigfiir einen oberflächlich, halbwissenschafi-
lich schreibenden Autor. „Schopenhauer
Fetzen und Nietzsche wurden mir angesichts sei-
(eigentlich ein Lumpen, ein abgerissenes ner (Kants) erhabenen Größe zu bloßen
Stück Stoff, Papier o.ä.) vor allem süd- philosophischen Feuilletonisten“ (Ernst
deutsch und österreichisch abfällig für 1. ein Niekisch: g e w a g t e s l e b e n , 1958).
liederliches, schlampiges Weib. 2. einen nie- Vgl.: Feuilletonschreiberling, —> -ist, —> Schreiber.
derträchtigen, gemeinen Menschen.
Vgl.: Fetzenkerl, Fetzenlump (beides schwäbisch), Fex
Kasernenfetzen (Soldatenhure), —> Pestfetzen.
(gekürzt aus älter „Narrifex“, Wörtern wie
Pontifex nachgebildet) süddeutsch und
Fetzenschädel Österreichisch abschätzig für einen Narren
ein grobes österreichisches Schimpfwortfiir ei- oder jemanden, der in etwas vernarrt ist.
nen Dummkopf
Mozart schrieb an die Kammerjungfer Ro-
Vgl.: -schädel.
salie Joly ein Gedicht mit den Schlußzei-
len:
Feuerkopf
„und auch — auweh, auweh, es schlägt
abschätzig fiir einen aufbrausenden Men-
iust sex,
schen; Hitzkopf.
und wers nit glaubt der ist — der ist —
Vgl.: —»-köpf (-kopp).
ein fex.“
Vgl.: Alpenfex, —> Bergfex, Bildungsfex, Firle-
Feuerlöscher fex (selten: Angeber), Modefex, Spontifex (Wort-
(eigentlich ein tragbares Feuerlöschgerät) spiel zu „Pontifex“: —> Sponti), Theaterfex, —>
jugendsprachlich veraltendfiir ein langweili- Versifex.
ges, reizloses Mädchen.
Ficker
Feuermelder (zu derb „ficken“ = koitieren, einer Inten-
(eigentlich ein „feuerrot“ gefärbtes Feuer- sivbildung zu „fegen“ im Sinn von hin und
alarmgerät, das durch Einschlagen einer her bewegen) eine vulgäre verächtliche Be-

116
Zeichnung fiir i. einen Mann, der Ge- fieser Ami
schlechtsverkehr hat. 2. einen Mann, dessen (aus französisch „ami“ = Freund) vorwie-
Hauptinteresse dem Geschlechtsverkehr gilt. gend westdeutsch abfälligfiir einen unsympa-
3. einen jungen Mann, derfiir eine Frau nur thischen, charakterlosen Mann.
die Funktion eines Beischläfers hat.
Vgl.: —> Arschficker, Fauscficker (Onanist), Fick- Fiesling
ding (selten: intime Freundin), Fickhengst, Schimpfivort fiir einen widerlichen, absto-
Hühnerficker, —> Kinderficker, —> Nabelficker, ßenden Menschen.
Ziegenficker. Vgl.: fiese Type, fieser Hund, fieser Kerl, fieser
Typ, -»-ling.
Fickerich
Figaro
(zu mundartlich „fickerig“ = unruhig, zap-
(nach der gleichnamigen Bühnenfigur in
pelig) landschaftlich abschätzig fiir einen
Beaumarchais’ Lustspiel d e r b a r b ie r v o n
nervösen, zappeligen Kerl.
Se v il l a und Mozarts Oper d ie h o c h z e it
Vgl.: —» -erich (-rieh).
d e s Fig a r o ) eine scherzhafte, oft leicht spöt-
tische Bezeichnungfiir einen Frisör.
Fickfacker
(zu „fickfacken“, einer ablautenden Wie- Figur
derholung zu „ficken“, vergleichbar „Bim- salopp-abschätzig für eine (männliche) Per-
bam“ oder „Zickzack“) ein Schimpfwortfiir son: eine undurchschaubare, merkwürdige,
einen unzuverlässigen Menschen, Aufschnei- unsympathische, lächerliche, komische, mie-
der. se, traurige Figur. 1809 beschrieb Joseph
von Eichendorff in seinem Tagebuch den
Fidschi Philosophen Johann Gottlieb Fichte als
(eigentlich ein Inselstaat im Südpazifik) in eine „höchst komische, kleine, lahme Fi-
der DDR und den neuen deutschen Bundes- gur mit versoffener Nase ... und Gama-
schen“.
ländern verächtlich fiir einen (in Deutsch-
Vgl,: Jammerfigur, Randfigur ( kaum ab wertend),
land lebenden) Vietnamesen.
—> Schachfigur, —> Schießbudenfigur, schillernde
Figur, schräge Figur, Wachsfigur (starr, langwei-
Fiedler lig), —» Witzblattfigur, —> Witzfigur, zwielichtige
Figur.
(früher ein Musikant in Gaststätten; zu
„Fiedel“ = scherzhaft oder abwertend für
Figurant
eine Geige) abschätzig fiir einen Geiger,
(zu lateinisch „figurare“ = bilden, darstel-
schlechten Geiger.
len) oft geringschätzig für eine Nebenfigur,
Vgl.: —•> -ler. einen Lückenbüßer.

fiese Möpp Filmdiva


(„Möpp“ ist eigentlich ein Mops oder oft abschätzigfür eine vom Erfolg verwöhnte,
mopsähnlicher Heiner Hund) westdeutsch berühmte, extravagante Filmschauspielerin.
für einen widerlichen Menschen, Fiesling. Vgl.: —» Diva.
Vgl.: fieser Hund, fieser Möpp (Variante), Möpp,
—> Mops.
Filmfritze
salopp, meist abschätzigfür einen Mann, der
beim Film arbeitet.
Fiesel
Vgl.: —» Fritze, -fritze.
(beeinflußt von „fies“) i. Schimpfwort für
einen Geizhals. 2. abfälligfiir einen Zuhälter Filmheini
oder Strichjungen, 3. ein allgemeines salopp-abschätzig für einen Mann, der beim
Schimpfwort. Film arbeitet.
Vgl.: -4 Kniefiesel, Ochsenfiesel (grober Kerl). Vgl.: Heini, —> -heini.

117
Filmsternchen Finanzhai
geringschätzig fiir eine junge (leichtlebige) abfälligfiir einen Menschen, einen Geschäfts-
Nachwuchsschauspielerin beim Film. mann, der sich rücksichtslos bereichert.
Vgl.: —> -chen (-lein), Filmhäschen, —> Starlet Vgl.: —> Geldhai, Hai (Haifisch), —» -hak
(Starlett), —> Sternchen.
Finanzhyäne
Filou abfällig für eine Person, die skrupellos Geld
(französisch; vielleicht aus englisch „fel- und Besitz anhäuft und andere dabei unter-
low“ = Bursche) abschätzig, oft mit wider- drückt, schädigt.
williger Anerkennung, fiir einen Gauner, VgL: Geldhyäne, —» Hyäne.
Schlaumeier, Schwerenöter. Wilhelm Busch
reimte: Finanzjongleur
„Trau keinem Filou, geringschätzig fiirjemanden, der mit großen
Und hätt er auch beide Augen zu.“ Summen riskante, fragwürdige Geldgeschäfte
betreibt.
Vgl.: Devisenjongleur, Geldjongleur, Millionen-
Filz
jongleur (alle selten).
(vom Filz der Lodenkleidung des Bauern)
Schimpfwort für 1. einen geizigen, habgieri-
Finger s. schlimmer Finger
gen Menschen. 2. einen groben, bäurischen
Kerl.
Fink (Finke)
1. vor allem schweizerisch für einen Schuf,
Filzer
unzuverlässigen Menschen. 2. kurz für
abfälligfiir i. einen diebischen Menschen. 2.
Schimpfwörter wie Dreckfink.
jemanden, der andere filzt, sie kontrolliert
Vgl.: —> Dreckfink, Mistfink, Rotzfink, —>
und dabei gründlich durchsucht. Schmierfink, Schmuddelfink, —> Schmutzfink.

Filzlaus finsterer Geselle


(eigentlich eine Laus, die sich fast aus- abwertend fiir einen mürrischen oder un-
schließlich in der Schambehaarung des heimlichen, feindselig wirkenden Mann.
Menschen aufhält) ein derbes Schimpfwort Vgl.: finsterer Bruder, finsterer Bursche, —> Gesel-
fiir i. eine lästige, aufdringliche Person. 2. ei- le.
nen Menschen, über den man sich geärgert
hat. $. einen Dieb, Taschendieb. Finsterling
Vgl.: —> Laus, —> Sackratte. (1788 vom deutschen Dichter Christoph
Martin Wieland geprägt) 1. veraltet für ei-
Filzokrat nen Feind von Aufklärung und Fortschritt,
(zu „Filz“ und griechisch „kratein“ = herr- einen Dunkelmann. 2. abschätzig für eine
schen; in Anlehnung an Wörter wie „De- mürrische, grimmige, unheimliche (männli-
mokrat“, „Bürokrat“) spöttisch-abschätzig che) Person, gaunersprachlich geringschät-
fiir jemanden, der an einer Filzokratie mit- zigfiir einen Geistlichen.
wirkt, nämlich an Vetternwirtschaft, Kor- Vgl.: -> -ling.
ruption, Amterhäufitng usf Zum skandal-
trächtigen Thema „Neue Heimat“ reimte Fips
1986 im Deutschen Bundestag der konser- landschaftlich abschätzig für einen kleinen,
vative Abgeordnete Gerster: unbedeutenden Menschen; selten auch für ei-
„Der Mieter weint, der Bonze lacht, nen Frauenhelden, Luftikus.
Genosse Filz dies möglich macht.“
Vgl.: Genosse Filz, —»-krat. Firlefanz
(frühereine Bezeichnung für einen lustigen
Finanzaristokratie = Geldadel Tanz; selten für eine Person) abschätzig für

n8
einen unernsten, unzuverlässigen Menschen, Flaneur
Possenreißer. (aus gleichbedeutend französisch „flä-
Vgl.: —» Alfanzer, Firl (schlesisch), Firlefex. neur“) bildungssprachlich oft abschätzig fiir
einen kultivierten Müßiggänger.
Fisch
abschätzigfiir einen „fischblütigen“, kühlen, Flapper, der
temperamentlosen Menschen. (aus gleichbedeutend englisch-amerika-
Vgl.: —» Blindfisch, kalter Fisch, —> kleiner
nisch „flapper“, zu „to flap“ - flattern)
Fisch, —> Stockfisch.
meist leicht abwertend fiir ein junges Mäd-
Fischkopf chen, das betont selbstbewußt und burschikos
scherzhaft, oft leicht abwertend fiir einen aufiritt.
Norddeutschen, norddeutschen Küstenbe-
wohner. Flaps (Flabbes)
Vgl.: —»-köpf (-kopp). (wohl zu „Flappe“ = Mund, schiefer
Mund; Schmollmund) Schimpfwortfiir ei-
Fischweib nen unreifen, flegelhaften jungen Menschen,
(eigentlich eine Marktfrau, die Fische ver- frechen Kerl.
kauft) abfällig fiir eine grobe, kräftige oder Vgl.: Flappmann (Ruhrgebiet), Flappohr.
geschwätzige Frau. „Die Fische sind stumm,
aber die Fischweiber nicht“, lautet ein Flasche
Sprichwort. ein grobes Schimpfwort fiir einen unfähigen
Vgl.: —» Marktweib, —» Weib, —> -weib. Menschen, Versager, vor allem beim Sport.
„Nur Flaschen müssen immer voll sein!“
Fisimatentenmacher war 1995 der Slogan einer Plakataktion ge-
(zu „Fisimatenten“ = Ausflüchte, Umstän- gen Alkoholismus.
de; Possen) abschätzig fiir einen albernen, Vgl.: Flaschenspieler (schlechter Fußballspieler).
umständlichen Menschen.
Vgl.: Fisimacenterich, —> -macher. Flaschenkopf
abfälligfür einen Tölpel, Versager. 1981 sagte
Flabbes = Flaps (Flabbes) Herbert Wehner von der SPD zum CSU-
Politiker Riedl aus München: „Sie ver-
Flachkopf wechseln wohl den Bundestag mit der Ok-
(zu „flach“ im Sinne von seicht, banal, toberwiesn, Sie Flaschenkopfl“
oberflächlich) ein Schimpfwort fiir einen Vgt.: —> -köpf (-kopp).
geistlosen, stumpfsinnigen Menschen.
Vgl.: —> -köpf (-kopp), Plattkopf (selten). Flattergeist
abschätzigfür einen unruhigen, unsteten, un-
Flachlandtiroler
aufmerksamen Menschen.
scherzhaft-spöttisch oder abschätzigfiir einen
Vgl.: Flatterich, Flatterwisch (selten).
Menschen, vor allem einen Touristen in den
Alpen, der sich wie ein Gebirgsbewohner klei-
Flattermann
det (und zu benehmen versucht), obwohl er
abfällig fiir einen nervösen, unsteten Mann.
in den Bergen fremd ist.
ein Flattermann, der plötzlich nicht
Vgl.: Flachlandindianer (selten: Nichtbergsteiger),
—» Salontiroler, Taunustiroler (hessisch: wie ein
mehr weiß, wohin mit den Händen“ (s pie -
Bergsteiger gekleideter Taunuswanderet). g e l , Februar 1976).
Vgk: Flatterheini (ängstlich), —>-mann.
Flachwichser
ein vulgäres jugendsprachliches Schimpfwort Flatteur
fiir einen dummen, großmäuligen oder ein- (aus gleichbedeutend französisch „flat-
fach nur unsympathischen Menschen. teur“; seltene weibliche Form: Flatteuse)
Vgl.: —> Wichser, —> -wichser. veraltetfiir einen Schmeichler.

119
Flaumacher = Miesmacher Fleisch vornimmt) spöttisch, auch abschät-
zig fiir einen Mann, der spärlich bekleidete
Flausenmacher Frauen lüstern betrachtet, etwa im
(zu „Flause“ = närrischer Einfall, Ausrede; Schwimmbad' seltenerfiir einen Musterungs-
eigentlich = Fadenende, Wollflocke, Fluse) arzt, Frauenarzt u.dergl.
abschätzig für einen Possenreißer, Spaßma-
cher oder einen unzuverlässigen Menschen. Fleischhacker
Vgl.: —> -macher. (eigentlich ein österreichisches Wort für
den Fleischer) in Österreich abfällig für ei-
Fläz nen groben, rohen Menschen; seltener fiir ei-
ein Schimpfwort für einen Lümmel, Flegel, nen Chirurgen.
ungehobelten Burschen. Vgl.: -» Hacker, Metzger.

Fledderer Fleischklops
(zu gaunersprachlich „fladern“ = waschen; meist abschätzig für einen großen, massigen
ausplündern; weibliche Form: Flcdderin) Menschen. Das z e it m a g a z in (Mai 1995)
eine seltene abfällige Bezeichnungfiirjeman- bezeichnete Wrestling-Veranstaltungen als
den, der andere, vor allem Wehrlose, Schla- „ Fleischklops-Marionettentheater“.
Vgl.: —> Klops.
fende, Tote, ausraubt, ausnimmt.
Vgl.: —» Leichenfledderer.
Fleischkloß = Fleischklumpen
Flederwisch
Fleischklumpen
(eigentlich ein Federbüschcl zum Staubfe-
salopp abwertendfiir einen unförmigen, gro-
gen) abfilligfiir einen unruhigen, oberfläch-
ßen, dicken Menschen.
lichen, leichtsinnigen Menschen, besonders
Vgl.: Fleischkloß, Fleischklotz, Fleischkoloß (sehr
ein flatterhaftes Mädchen. In einem schwä- groß).
bischen Volkslied heißt es: „Lieber will i
gar koi Schätzle, als en sötte Fledrawisch“. Fleischkoloß = Fleischklumpcn
Vgl.: Flatterwisch (seltene Nebenform).
Flenner
Flegel (weibliche Formen: Flennerin, Flenne) ge-
(ursprünglich kurz für einen Dreschflegel, ringschätzigfür einen heftig weinenden, heu-
ein Werkzeug zum Dreschen; dann zu- lenden Menschen.
nächst für den Bauern nach seinem typi-
schen Arbeitsgerät) ein iveitverbreitetes Flennliese
Schimpfivort fiir einen groben, ungezogenen landschaftlich als Tadel oder abschätzig für
Kerl ohne Manieren. Bei Goethe stehen die eine weinerliche weibliche Person, ein heftig
Zeilen: weinendes Mädchen.
„Da kommt ein Flegel ihm auf den Leib, Vgl.: Flenne, Flennelia (hessisch, selten), Flenneise
Frißt seine Äpfel, beschläft sein Weib.“ (rheinisch, hessisch), Flennjule (ostdeutsch, sel-
Vgl,: —> Bauernflegel, Dreschflegel, —> Erzflegel, ten), Flennsuse, Flenntante, —> Liese, -4 diese.
Jan-Flegel (norddeutsch), —» Siebensortenflegel,
Sortenflegel (Variante des vorigen). Fletsche
(wohl aus „fletschen“ = den Mund breit
Fleisch berg ziehen; weinen) abfilligfiir eine weinerliche
meist abschätzig fiir einen großen, massigen oder weinende weibliche Person; auch verall-
Menschen. gemeinerndfiir ein Mädchen, eine Frau.

Fleischbeschauer Flibustier
(eigentlich eine Person, die amtliche Un- (ursprünglich ein westindischer Seeräuber
tersuchungen von Schlachtvieh und in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts;

120
aus dem gleichbedeutenden französischen mus. „... allen voran Margarethe Schreine-
„flibustier“) veraltetfiir einen Seeräuber, ge- makers, das Flintenweib des neudeutschen
setzlosen Abenteurer. Triebjournalismus“ (s pie g e l , Dezember
1993)-
Flickschneider Vgl.: —> Weib, —> -weib.
meist abfällig für einen schlechten Schneider
oder einen, der (nur) Änderungen und Repa- Flippi (Flippie)
raturen durchfuhrt. (zu „ausflippen“) meist leicht abwertendfiir
Vgl.: —> Schneider. einen eigenwilligen, spontanen, flotten, leicht
verrückten, unberechenbaren (jungen) Men-
Flickschuster schen. 1983 machte der s pie g e l „Psycho-
(früher ein Schuster für Ausbesserungsar- Flippies in rosa Latzhose“ aus.
beiten) abfälligfürjemanden, der halbe Ar- Vgl.: —> Ausgeflippter.
beit macht, Flickzverk liefert; Stümper.
Vgl.: —> Schuster.
Flitscherl (Flitsche)
österreichisch und bayrisch für ein Flittchen,
Fliege
leichtes Mädchen.
eine seltene abschätzige Bezeichnung fiir ein
leichtes Mädchen, eine liederliche Frau.
Flittchen
Vgl.: —» Eintagsfliege, leichte Fliege.
(wohl zu „flittern“ = flimmern, glitzern)
Fliegenbeinzähler abfällig fiir eine leichtlebige, untreue junge
spöttisch-abschätzigfür einen kleinlichen, pe- Frau; ein flatterhaftes Mädchen: ein kleines,
dantischen Menschen; seltener fiir einen De- verkommenes Flittchen. „Die Flittchen se-
moskopen oder Statistiker. hen wie Damen, die Damen wie Flittchen
aus“ (Manfred Bieler: d e r Mä d c h e n k r ie g ,
Fliegenfänger 1975) •
Vgl.: Amateurflittchen, -» Amiflittchen, Berufs-
spöttisch oder abschätzigfiir i. einen Müßig-
flittchen, billiges Flittchen, —» -chen (-lein),
gänger, Nichtstuer, einen Beamten oder Bü- Schneeflittchen.
roangestellten, dem man Faulheit unterstellt.
2. einen schlechten, unsicheren Fußballtor- Floh
wart, der mit seinen Händen ins Leere greift,
geringschätzigfiir einen sehr kleinen oder lä-
als wollte er Fliegen fangen. cherlich unbedeutenden Menschen.

Fliegengewicht
Flohner
(eigentlich ein Sportler in der leichtesten
(eigentlich einer, der Flöhe fängt, also
Körpergewichtsklasse der Schwerathletik)
geringschätzig fiir einen hageren, kleinen nicht arbeitet) schweizerisch fiir einen Fau-
lenzer, Drückeberger, Tagedieb.
oder unbedeutenden Menschen „ohne Ge-
wicht".
Vgl: geistiges Fliegengewicht, -> Leichtgewicht. Flohpeter
ein landschaftliches Scheltwort fiir einen
Flintenweib Mann, der entweder ungepflegt, feige oder ein
(früher eine Bezeichnung für eine Frau, die Pantoffelheld ist.
eine Flinte, eine Feuerwaffe tragt) abfällig Vgl.: —» Peter, —> -perer.
für eine rigorose, kämpferische, aber dabei
verbissen und aggressiv wirkende Frau. Flöte
„Flintenweiber“ war auch die übliche Be- i. abfällig fiir einen dummen, langweiligen
zeichnung für weibliche Angehörige des so- Menschen. 2. schweizerisch fiir eine liederli-
wjetischen Heeres und der feindlichen che Frau, Prostituierte.
Partisanenverbände im Nationalsozialis- Vgl.: —> Blockflöte, -» Radauflöte, Tranflöte.

121
flotter Hirsch Fose
meist abschätzig, aber auch anerkennendfiir (wohl zu alemannisch „Fotz“ = Zotte, Fet-
einen Schürzenjäger, sexuellen Draufgänger. zen) ein derbes Schimpfwort fiir eine Frau,
VgL; —> Hirsch. eine Prostituierte.
Vgl.: Foserich (Freier, Kunde einer Hure), Offi-
Flunkerer ziers fose.
(von „flunkern“, ursprünglich = glänzen,
schimmern; weibliche Form: Flunkcrin) Fossil
leicht ab wertendfiir jemanden, der schwin- (eigentlich ein versteinerter Rest oder Ab-
delt, übertreibt, der nicht ganz bei der Wahr- druck eines urweltlichen Lebewesens; aus
heit bleibt. lateinisch „fossilis“ = ausgegraben) meist
abschätzig für einen älteren Menschen mit
Folterknecht überlebten Vorstellungen, fiir jemanden, der
(früher jemand, der von Amts wegen fol- aus einer vergangenen Zeit übriggeblieben zu
terte) verächtlich für eine Person, die andere sein scheint.
peinigt, quält, ihnen übermäßig zusetzt. Vgl.: Fossi (schülersprachlich: Erwachsener, Leh-
Vgl.: —> Knecht, —> -knecht. rer), Fossilien (jugendsprachlich: Eltern), Rockfos-
sil (altgedienter Rockmusiker, kaum abwertend).
Fopper
(aus der Gaunersprache) meist abschätzig Fotze
fiir jemanden, der andere neckt, veralbert, (eigentlich vulgärsprachlich für die Vulva
zum Narren hält; seltenerfiir einen Simulan- oder Vagina; Pars pro toto für das Folgen-
ten. de) ein derbes Schimpfwortfür eine Frau, lie-
derliche Frau oder Prostituierte. Bei
Formalist Gottfried August Bürger (1747- 1794) lau-
(zu lateinisch „forma“ = Gestalt, Form) tet eine Textpassage: „Die beiden Votzen
meist geringschätzig fiir einen Menschen, fiir schlafen in dem Bette; und die Schwänze
den das Formale im Vordergrund steht, der strakeln sich die paar Stunden auf dem
Äußerlichkeiten und Formfragen überbetont. Canapee.“ Eine Savoyardische Volksweis-
heit lautet: „Das Wetter und die Fotze tun
Vgl.: Formenmensch, —> -ist.
alles dir zum Trotze!“ In seinem Roman
KRiEGiiiRN beschimpfte Reinald Goetz
Förschler
eine Kollegin als „verhungerte Germani-
(zu „förscheln“, einer Iterativbildung zu stenfotze“.
„forschen“) schweizerisch leicht ab wertend
Vgl.: Amateurfotze, Babbelfotze (Schwätzerin),
fiir eine Person, die andere aushorcht, aus- Dreckfotze (selten), —> Hinrerfotz, —> Hundsfott,
fragt. Hundsfotze, Luxusfotze, männliche Fotze (Homo-
Vgl.: -1er. sexueller, Stricher), -> Matzfotz, Negerfotze (sel-
ten), verklemmte Fotze (selten: sprödes Mädchen),
Votze (orthographische Variante).
Fortschrittler
geringschätzigfiir einen fortschrittsgläubigen
Menschen. Fötzel, der
Vgl.: Fortschrictsglaubiger (selten), —> -1er, —> Pro- (wohl zu alemannisch „Fotz“ = Zotte, Fet-
gress ist (P rogressivist). zen; vielleicht auch zu „Hundsfott“) ein
derbes schweizerisches Schimpfwortfiir einen
Fortschrittsfanatiker Lump, Taugenichts. „Lumpenhunde! Ihr al-
abschätzig fiir einen leidenschaftlichen, un- le! Fötzel! Bis zum letzten Mann. Fötzel!“
kritischen Verfechter des Fortschritts. (Max Frisch: An d o r r a , 1961).
Vgl ; —» Fanatiker, —> -Fanatiker. Vgl.: —> fremder Fötzel.

122
Fotzenlecker Franzosenffesser
ein vulgäres Schimpfivortfiir i. einen weibs- (seit etwa 1830 in der Literatur) eine veral-
tollen Mann. 2. einen Liebediener, Kriecher. tende, oft abfällig gemeinte Bezeichnung fiir
Vgl.: Fotzenschiecker (Variante), Fotzenleckerin einen unversöhnlichen Feind und Hasser der
(lesbische Frau), —> Lecker. Franzosen.
Vgl.: Fresser, -besser.

FranzÖsling
(von der Funktion und von der Gestalt des
veraltet abfällig fiir einen Freund, Verehrer
Satzzeichens übertragen) abschätzig fiir 1.
und Nachahmer der Franzosen.
einen Ausfrager, unablässig fragenden Men-
Vgl.: Franzosenfreund (früher abwertend), -ling.
schen. 2. einen Menschen mit gekrümmter,
schlechter Körperhaltung.
Fratz
Vgl.: —> geschissenes Fragezeichen, lebendes Fra-
gezeichen (Ausfrager; Ratloser), wandelndes Frage-
(zu „Fratze") besonders süddeutsch und öster-
zeichen (Ausfrager). reichisch fiir ein ungezogenes Kind; ein fre-
ches, hochmütiges Mädchen; auch als kosende
Schelte oder Kosewort: ein kleiner, eitler, ver-
fragwürdiger Kantonist - unsicherer Kan-
zogener, ein süßer Fratz.
tonist
Vgl.: ungezogener Fratz.

Frankenstein Frätzchen
(nach der Titelfigur aus Mary W. Shelleys oft als Tadel oder abschätzigfur einen kleinen
Schauerroman Fr a n k e n s t e in o d e r d e r —> Fratz.
m o d e r n e Pr o m e t h e u s aus dem Jahr 1818, Vgl.: -chen (-lein).
die ein Monster erschafft) abfälligfiir einen
Arzt oder Wissenschaftler, der etwas Schauri- Fratze
ges tut oder getan hat, etwas Monströses ge- (vom widerlichen, häßlichen, verzerrten
schaffen hat; gelegentlich auch fiir einen Gesicht übertragen) verächtlich für einen
häßlichen Menschen, der an Frankensteins sehr unangenehmen, ekelhaften Menschen
Monster erinnert. Als an die Öffentlichkeit (mit einemfratzenhaften Gesicht). „Ihr Frat-
kam, daß Crash-Tests mit Leichen durch- zen!“ ist auch Bestandteil von Peter Hand-
geführt werden, sprach die z e it (Dezember kes PUBLIKUMSBESCHIMPFUNG.
1993) von „Prof. Dr. Frankenstein“. Vgl.: —» Affenfratze, Fratzengesicht.
Vgl.: Frankensteins Gesellenstück (jugendsprach-
lich; häßliches Mädchen). Fratzenmacher
abschätzigfurjemanden, der das Gesicht ver-
Frankomane = Gallomane zieht, Grimassen schneidet.
Vgl.: Fratzenschneider, Grimassenmacher (selten),
Franzmann —» -macher.

eine veraltende abschätzige Bezeichnung fiir


Frau mit Vergangenheit
einen Franzosen, französischen Soldaten. In
ironisch, auch abschätzigfur eine Frau, die in
den Zeiten der „Erbfeindschaft“ gegenüber
ihrem Leben zahlreiche Sexualpartner hatte.
Frankreich war dies ein häufiges Wort. Ge-
Vgl.: Mädchen mit Vergangenheit.
hässige nationalistische Töne schlug 1884
auch der Berliner k l a d d e r a d a t s c h an:
Frauenhasser
„Seinen Haß verbeißt der Franzmann, oft geringschätzig für einen Mann, der die
Ihren Neid die stolze Geldmacht, Frauen haßt, einen Weiberfeind.
Und sie fürchten unsern Landsmann,
Vgl.: Frauenfresser (selten, auch: Schürzenjäger),
Beugen sich vor unsrer Weltmacht.“ FrauenVerächter, —> Hasser, —> -hasser, Weiber-
Vgl.: —■> -mann. hasser.

123
Frauenheld = Weiberheld Fräulein Rührmichnichtan = Kräutchen
Rührmichnichtan
Frauenjäger
eine selten gebrauchte, meist abfällige Be- Freak
zeichnung für einen Mann, der ständig hin- (aus gleichbedeutend englisch „freak“; im
ter Frauen her ist, sie mit einer gewissen Deutschen vermutlich 1966 durch Frank
Besessenheit umwirbt. Zappas LP f r e a k o u t bekannt geworden)
Vgl.-. —> -jaget, Mädchenjäger, —> Schürzenjäger. oft geringschätzig für 1. einen Außenseiter,
Aussteiger, einen unkonventionellen, leicht
Frauenknecht = Weiberknecht verrückten (jungen) Menschen. 2. jemanden,
der sich in übersteigerter Weise für etwas be-
Frauenschreck geistert, etwas fanatisch betreibt. 3. einen
abfällig für i. einen Mann, der Frauen er- Rauschgiftsüchtigen.
schreckt, belästigt oder überfallt. 2. einen sehr
häßlichen, widerlichen Mann. -freak
Vgl.: —> -schreck, Weiberschreck (selten).
vorwiegend jugendsprachlich und meist ge-
ringschätzig für einen Freak in bezug auf
das Objekt seiner Leidenschaft, Besessenheit.
Frauensperson
Das Bestimmungswort entstammt in den
oft abschätzigfür eine Frau.
meisten Fällen dem Konsumbereich.
Vgl.: —> Person, —> Weibsperson.
Vgl.: Alt-Freak, —> -apostel, Autofreak, Compu-
terfreak (kaum ab wertend), Drogen- Freak, —>
Frauenzimmer -fan, —» -Fanatiker, —> -fctischist, Ges und he its freak
(aus spätmittelhochdeutsch „vrouwen- (spöttisch), Horrorfreak, Jesus-Freak, Körner-
zimmer“ = Frauengemach oder die dort Freak, Modefreak, Narko-Freak (süchtig nach
Narkotika o.a.), —> Ökofreak, Psycho-Freak, Ta-
lebenden weiblichen Personen; später
bletten-Freak, Videofreak (kaum abwertend),
ohne Wertung für die einzelne Frau) sa- Waffenfreak.
lopp ab wertendfür eine Frau, vor allem für
eine unangenehme, liederliche, unverschäm- Frechdachs
te Frau. (der Dachs gilt als frech, weil er gelegent-
lich Fuchsbaue besetzt und gegen den
Fraulein Fuchs verteidigt) oft leicht abwertend oder
(das Wort Fräulein in „amerikanischer“ als kosende Schelte für ein freches, pfiffiges
Aussprache ohne die Umlautung) eine ver- Kind, einefreche Person.
altete abschätzige Bezeichnung aus den Vgl.: —> Dachs, frecher Dachs, Frechmops (selten),
Nachkriegsjahren nach 194$für eine deutsche kleiner Frechdachs.
Freundin, Geliebte eines amerikanischen Be-
satzungssoldaten. freche Kröte
emotional abwertendfür eine freche (iveibli-
Fräulein che) Person.
Vgl.: freche Wanze, —> Kröte, unverschämte Krö-
(eigentlich eine neutrale Bezeichnung für
te.
eine ledige, meist junge Frau) selten als ver-
altete abschätzige Bezeichnungfür ein leicht- freche Person
fertiges oder leichtes Mädchen; eine junge (oft gegenüber Unbekannten) emotional
Prostituierte. abwertendfür einefreche weibliche Person.
Vgl.: Ami-Fräulein, lebenslängliches Fraulein (sel- Vgl.: —> Person, unverschämte Person.
ten: alte Jungfer).

freche Rübe
„Fräulein Mutter“ leicht abwertend für einen Lausbuben oder
ironisch für die Mutter eines unehelichen frechen Menschen.
Kindes. Vgl.: —> Rübe.

124
frecher Dachs = Frechdachs Freibiergesicht
abschätzig fiir einen Menschen, der immer
freches Kerlchen zur Stelle ist, wenn es etwas umsonst gibt,
leicht abwertend, auch anerkennend fiir ei- z.B. Freibier.
nen frechen, vorwitzigen, raffinierten kleinen Vgl.: —> -gesicht.

Vgl.: —» -chen (-lein), Kerl, -» Kerlchen. Freier


(ursprünglich jemand, der um ein Mäd-
freches Stück chen freit) i. salopp, oft geringschätzigfiir ei-
emotional abwertendfiir einen frechen Men- nen Kunden bei Prostituierten, Strichjungen,
schen, ein unverschämtes Mädchen. „Hier im „Milieu “. 2. spöttisch oder verächtlichfiir
hast du dein freches Stück von Sohn“ (Utta einen „Kunden“ der Zocker, ein Betrugsopfer
Danella: d a s h o t e l im pa r k , 1989). oder einen notorischen Verlierer.
Vgl.: freches Aas, freches Luder, —» Stück, unver- Vgl.: Edelfreier (wohlhabend), gestopfter Freier
schämtes Stück. (solvent), linker Freier (betrügerisch), Sandkasten-
freier (selten: Kinderschänder), Schockfreier (un-
Frechling zuverlässig), Seibelfreier (gemeiner Kerl).
emotional abwertend fiir einen unverschäm-
ten, dreisten Menschen. fremder Fötzel
Vgl.: —> -ling. in der Schweiz spöttisch-ironisch oder abfällig
fiir einen Fremden. Im Kauderwelsch-Band
Fregatte scHwnzERTüirrscH von Isabelle Imhof
(ursprünglich ein schnelles, dreimastiges wird die Fügung so erläutert: „Fremdi Föt-
Kriegsschiff) spöttisch-abschätzig für eine zel sind erst mal alle, die nicht aus dem ei-
ältliche, korpulente, „stattliche“ Frau. „Fre- genen Dorf stammen. In besonders
gatten lieber nicht begatten!“ lautet ein hinterwäldlerischen Gebieten kommt es
schlichter jugendsprachlicher Slogan. sogar drauf an, wie lange die Familie schon
Vgl.: —» abgetakelte Fregatte, alte Fregatte, —*> auf- im Ort ansässig ist.“
getakelte Fregatte, Fregattin (Wortspiel). Vgl.: Fötzel.

Fregger = Verrecket Fremdgänger


ein Ehebrecher, untreuer Mensch; übertragen
Freiberger auch fiir einen illoyalen Menschen.
(stammt aus dem fiktiven Ort Freiberg, wo Vgl.: Fremdgeher, Linksgeher.
es alles umsonst gibt) spöttisch-abschätzig
fiir einen Nassauer, einen Menschen mit Fremdkörper
Freikarten oder anderen Vergünstigungen. (eigentlich ein Körper, der von außen in ei-
Vgl.: —> -berger. nen Organismus eingedrungen ist) abschät-
zig für eine Person, die fremd ist, nicht
Freibeuter dazugehört; Eindringling.
(früher ein Seeräuber) abfälligfiirjemanden,
der rücksichtslos seinen Vorteil wahrnimmt, Fremdling
Profit macht. Um 1870 schrieb der liberale (bekannt geworden als Übersetzung des he-
Nü r n b e r g e r An z e ig e r über den verhaßten bräischen Wortes „ger“ in der Luther-Bi-
Jesuitenorden: „Meute jesuitischer Freibeu- bel: „Die Fremdlinge sollst du nicht
ter“. 1984 nannte im Deutschen Bundestag bedrücken; denn ihr seid auch Fremdlinge
der Abgeordnete Sauermilch von den Grü- im Ägypterland gewesen“; veraltete, meist
nen den damaligen Bundespostminister poetisch gebrauchte weibliche Form:
Christian Schwarz-Schilling einen „scham- Fremdlingin) veraltend, oft geringschätzig
losen Freibeuter im Ministersessel“. verwendetfiir einen fremden, nicht zugehöri-
Vgl.: Freibeuterin (nicht bei den Behörden gemel- gen Menschen; Ausländer. „Ihr habt mich
dete Prostituierte). stets als eine Feindin nur und Fremdlingin

125
betrachtet“, heißt es in Friedrich Schillers fresser (selten), Feuerfresser, —> Franzosenfresser,
MARIA STUART. Frauenfresser (auch: Schürzenjäger), Fremdenfres-
Vgl.: -> -ling. ser, Froschfresser, Gipfelfresser (fanatischer
Bergsteiger), Grasfresser (geizig), -hasser, —»Ju-
denfresser, -> Kilometerfresser, Knoblauchfres-
Fremdwörtler ser, —> Kommunistenfresser, —» Körnerfresser, —>
geringschätzig fiir jemanden, der fiemdwör- Krautfresser, Leurfresser (veraltet), Makkaroni-
telt, der zuviele Fremdtvörter gebraucht. fresser (Makkaroni), -> Menschenfresser, Müsli-
Vgl.: —> -1er. Fresser, -> Popelfresser, Sauerkrautfresser (Deut-
scher), Sozialistenfresser, —» Spaghettifresser (Spa-
ghetti), Tintenfresser (veraltet: Angehöriger eines
Freßbalg
schreibenden Berufs), —» Vielfresser.
verächtlich für einen unmäßig essenden, ge-
fräßigen Menschen.
Vgl.: —> Balg. Freßsack
ein derbes Schimpfwort für einen gefiäßigen
Fresser Menschen, ein Vielfraß.
derb abivertendfiir einen Menschen, der viel, Vgl.: Freßbcutel (selten), —> Sack, —» -sack.
unmäßig ißt (und andere dadurch finanziell
belastet): ein maßloser, großer Fresser. In der Freßwanst
Bibel (Matthäus 11,19) wird Jesus von sei- derb abwertend für einen gefiäßigen, dick-
nen Feinden ein „Fresser und Weinsäufer“ bäuchigen Menschen.
gescholten, weil er die strenge Askese ab- Vgl.: Wanst.
lehnte. Bei Luther ist von „Freßlingen und
Sauferkcln" die Rede. Der Volksmund Frettchen
sagt: „Nicht alle Fesser sind dick, aber alle (eigentlich ein gezähmter, zur Kaninchen-
Dicken sind Fresser!“ jagd verwendeter einheimischer Iltis) abfäl-
Vgl.: Freßbruder, Freßhals, Freßhansel (ober- lig für i. ein liederliches Mädchen, eine
deutsch), Freßkopp, Freßling, Freßmaschine, -» Prostituierte. 2. einen Dieb, Gauner.
unnützer Fresser.
Vgl.: —» -chen (-lein).

-fresser
Fretter
(hängt zusammen mit der Wendung „et-
was gefressen haben“) 1. geringschätzig fiir (zu „freiten“, von der Grundbedeutung
jemanden, der Menschen einer bestimmten „reiben, wund reiben“) süddeutsch und
Nationalität, Religion, politischen Richtung österreichisch fiir 1. einen armseligen Men-
nicht ausstehen kann, haßt. 2. spöttisch oder schen, Hungerleider. 2. einen Geizhals.
abfällig fiir eine Person, die mit einer typi-
schen oder Leibspeise identifiziert ivird; oft Freund s. falscher Freund
als Nationenschelte. „Blöde Knödelfresser!“
war der Kommentar deutscher Zeitungsle- -freund
ser zum unsportlichen Verhalten des ein- als abfällige Bezeichnung fiir jemanden, der
heimischen österreichischen Publikums es mit dem Feind oder Gegner hält, der für
beim Tennismatch Österreich gegen die andere Seite Partei ergreift; seltener in be-
Deutschland 1994, dem „Haßspiel von stimmten Zusammensetzungen fiir einen
Graz“, wie es in der Presse genannt wurde. Menschen, der es mit niemandem verderben
In einem Bekennerbrief der österreichi- will und insofern nicht loyal ist.
schen Briefbombenattentäter vom August Vgl.: Allermannsfreund, Allerweltsfreund, Franzo-
1996 heißt es über Bundeskanzler Franz senfreund (veraltet), Judenfreund (veraltend), Ka-
Vranitzky: „Ein ferngesteuerter Politiker, nakenfreund, Kommunistenfreund (veraltend).

nämlich Slawenhäuptling und Germanen-


fresser.“ Freundchen
Vgl.: —> Allesfresser. —> Brotfresser, —> Deutschen- (Bedeutungsumkehr) ironisch, oft als
fresser. —> Dreckfresser, —> Eisenfresser, Fastfood- scherzhafte oder drohende Anrede für einen

126
Mann, mit dem oder dessen Verhalten man schwarzgekleidetes ,Friedhofsgemüse“'
nicht einverstanden ist. (Walter Kempowski: t a d e l l o s e r & w o l f ,
Vgl.: —> -chen (-lein), Freunderi (österreichische 1971).
Form), „sauberes Freundchen“.
Vgl.: —> junges Gemüse, Kirchhofsgemüse.

Frevelzunge
Friedhofsschänder
eine seltene abschätzige Bezeichnung für ei-
nen frevelhaft redenden Menschen, Lästerer. jemand, der mutwillig Gräber, Friedhoftan-
Vgl.: —> Lästerzunge. lagen beschädigt oder verunstaltet.
Vgl.: —» Schänder, —> -Schänder.
Frevler
in gehobener Sprache abfälligfiir einen Men- Friemler
schen, der sich gegen die göttliche oder die
(zu mundartlich „friemeln", einer Neben-
menschliche Ordnung aufgelehnt, sie miß-
form von „pfriemeln“ = zwirbeln, hin und
achtet hat. „Mit dreister Hand hat ein
her drehen) landschaftlich fiir einen Pfu-
Fremder nach der Krone Frankreichs ge- scher, schlechten Handwerker.
griffen. Der Frevler mußte seine Züchti-
Vgl.: -ler.
gung erleiden" (Georg Kaiser: d ie Bü r g e r
v o n Ca l a is , 1914).
Vgl.: —> Baumfrevler, Freveltäter, Waldfrevler. Frischfleisch
(eigentlich eine Bezeichnung für frisches
Friedensapostel im Gegensatz zu konserviertem Fleisch) sa-
spöttisch-ironisch fiir jemanden, der allzu lopp und geringschätzigfiir Mädchen, junge
friedfertig und harmoniebedürftig erscheint. Frauen, seltenerjunge Männer, als Sexualob-
Vgl.; —> Apostel, —> -apostel, Friedenshetzer jekte. Zum Thema „Sex im Fernsehen“ be-
(scherzhaft-ironisch), Friedensschwärmer. schrieb die h ö r z u 1991 „Männer als platte
Lüstlinge, Frauen als Frischfleisch“.
Friedensbrecher
meist abschätzigfiir jemanden, der den (ver-
Frischling
einbarten) Frieden bricht.
(eigentlich ein junges Wildschwein im er-
Friedensfeind sten Lebensjahr) scherzhaft-spöttisch fiir ei-
meist abschätzigfiir einen Feind des Friedens, nen Neuling, Anfänger; ein junges Mädchen.
Kriegshetzer. Vgl.: -ling.
Vgl.: —> -feind.
Fritz
Friedensgewinnler (nach dem männlichen Vornamen, der als
(dem Wort Kriegsgewinnler nachgebildet) Kurzform von „Friedrich“ früher sehr häu-
verächtlich fiir eine Person, die in der Nach- fig war; auch Spitzname deutscher Kaiser)
kriegszeit durch Schiebereien, Wucher o.ä. im Ausland, vor allem in England, eine ver-
hohe Gewinne erzielt. altende, meist abschätzig verwendete Be-
Vgl.: —> -gewinnler, —> -ler. zeichnung fiir den Deutschen, deutschen
Soldaten.
Friedensstörer (Friedenstörer)
Vgl.: —> Schreifritz, —> Stinkfritz.
jemand, der den Frieden, die öffentliche Ord-
nung stört; Störenfried.
Vgl.: —> Störer.
Fritze
(der Vorname Fritz mit typisch berlini-
Friedhofsgemüse scher Erweiterung) salopp abwertend fiir
(seit etwa 1930) vorwiegendjugendsprachlich eine männliche Person, besonders einen Ver-
salopp abwertend fiir alte Menschen. „Aus käufer, Händler u.dergl.
den Fenstern der Straßenbahn blickte Vgl.: neugieriger Fritze.

127
-fritze VgL: —» Etappenschwein, Schwein, —>
i. vorwiegend nord- und mitteldeutsch ab -schwein.
Tadel oder abwertendfiir einen Mann, einen
Jungen, dessen Verhalten kritisiert wird. 2. Frosch
salopp, meist geringschätzigfiir eine männli- (nach der grünen Farbe, der feuchtkalten
che Person, die durch eine berufliche Tätig- Haut und der Redensart „sei kein Frosch“
= sei kein Spielverderber) 1. abschätzig für
keit charakterisiert wird.
Vgl.: Antiquitätenfritze, Autofritze, Babbelfritze, einen Spielverderber, einen unkamerad-
—> Bummelfritze, Bürofritze, —» Faselfritze, —> schaftlichen oder furchtsamen Menschen. 2.
Filmfritze, Forofritze, Gemüsefritze, Gokelfritze oft geringschätzigfiir ein kleines Kind, einen
(zündelt), Heulfritze, Immobilienfritze, —» Klek- kleinwüchsigen Menschen oder ein junges
kerfritze, Knickerfritze, —» Laberfritze, Lotterfrit- Mädchen. 5. abfälligfiir einen kalten, gefühl-
ze, Mährfrirze (langsam), —> Mäkelfritze, —>
losen Menschen. 4. selten ab spöttisch-ab-
Meckerfritze, Medien-Fritze, Modefritze, —> Nör-
gelfritze, Nuschel fritze, Parteifritze, Plapperfritze, schätzige Bezeichnung fiir einen Beamten in
Pusselfritze (pedantisch), —» Quackelfritze, —» grüner Uniform. Wellen geschlagen hatte
Quasselfritze, —> Quengel fritze, Schusselfritze, 1994 der „emotionslose Ochsenfrosch“,
Schwabbelfritze (geschwätzig), Schwiemelfritze den der Schriftsteller Ralph Giordano auf
(liederlich), Stadtfritze, Stänkerfritze, —> Trödel- einen Oberstaatsanwalt losgelassen hatte.
fritze, Versicherungsfritze, Werbefritze, Zappel- Vgl.: aufgeblasener Frosch, Froschnatur (kalt-
fritze, —> Zeitungsfritze, Zottelfritze. schnäuzig, leidenschaftslos), kalter Frosch, —>
Knallfrosch, —» Wetterfrosch.
Fritzki
(nach russisch „fric“ = Fritz; Mehrzahl: Froschfresser
„fricy“) eine veraltete russische Nationenschel- (bezieht sich auf die Froschschenkel, die in
te fiir den Deutschen, deutschen Soldaten. der französischen Küche immer noch als
Delikatesse gelten) eine ethnische Scheltefiir
Frohnatur einen Franzosen. „Bonjour, Froschfresser!
(eigentlich eine frohe, heitere Wesensart) Da sind wir wieder!“ feixte die Satire-Zeit-
leicht abwertendfiir einen Menschen mit ei- schrift TITANIC (AugUSt I994).
ner Frohnatur, der einem damit aufdie Ner- Vgl.: —> Fresser, -fresser.
ven geht.
Vgl.: —> rheinische Frohnarur. Frostbeule
(eigentlich eine durch Frost hervorgerufene
Frömmler entzündliche Schwellung) scherzhaft-spöt-
ein scheinheiliger, Frömmigkeit zur Schau tisch fiir jemanden, der leicht friert, kälte-
stellender Mensch. 1827 reimte Moritz empfindlich ist.
Doering:
„Wer Gebete plärrt und verstehet sie Frostkötel
nicht, derber Spott, auch leicht abwertendfür einen
Den Frömmler spielt und scheuet das sehr kälteempfindlichen Menschen.
Licht, Vgl.: Frostpeter (harmlose Schelte), —> Kötel.
Der erwarte mit Schrecken das jüngste
Gericht.“ Fröstling
Der s pie g e l (Oktober 1995) sprach vom selten für einen übermäßig kälteempfindli-
„SPD-Frömmler Johannes Rau“. chen Menschen.
Vgl.: Frommling, —» -ler, Vgl.: Fröstler, —> -ling.

Frömmling = Frömmler Frotzler


(Herkunft vielleicht von „Fratzen“) gering-
Frontschwein schätzig fiir jemanden, der seine Mitmen-
soldatensprachlich salopp, kaum abwertend schen gerne neckt, verspottet, foppt.
fiir einen Frontsoldaten. Vgl.: —> -ler.

128
Frucht der Liebe = Kind der Liebe Fuchsschwänzer (Fuchsschwänzler)
veraltet abwertend fiir einen Schmeichler,
Früchtchen (Früchtlein) Heuchler.
abschätzig, auch ironisch fiir ein mißratenes, Vgl.: Fuchsschwanz (veraltet), —> -ler.
ungezogenes Kind, einen jugendlichen Tau-
genichts, ein liederliches Mädchen: ein „aller- Fuchtel
liebstes", loses, böses, frühreifes, „schönes" (früher ein Degen mit breiter Klinge; zu
Früchtchen. Am Noliendorfplatz in Berlin „fechten“) Schimpfwort fiir 1. eine zänki-
gibt es einen Kinderausstatter mit dem Na- sche, herrschsüchtige Frau. 2. eine liederliche,
men „Früchtchen - Mode fiir die lieben mannstolle weibliche Person; Herumtreibe-
Kleinen“. rin.
Vgl.: —> -eben (-lein), „feines Früchtchen", „nettes
Früchtchen“, —> „sauberes Früchtchen“. Fuddler (Fuddeler)
westdeutsch abfällig fiir 1. einen Pfuscher. 2.
Früchteri
einen Falschspieler, Betrüger.
(oberdeutsche Verkleinerungsform) in Vgi.: Fuddelhannes (hessisch), Fuddelpeter, —»
Österreich und Bayern für ein Frücht- -ler.
chen; oft auch als drohende Anrede.
Fudel (Fuddel)
Frühstücksdirektor landschaftlich selten fiir einen schlampigen,
spöttisch-abschätzig für eine hochgestellte unsauberen Menschen.
Person ohne Einfluß und Entscheidungsbe-
fugnisse. Der SPD-Chef Rudolf Scharping Fuffziger s. falscher Fuffziger
habe sich zum Frühstücksdirektor ge-
macht, freute sich die f a z im Oktober 1995. Fummel, die
ein starkes österreichisches Schimpfwort fiir
Fuchs eine Frau, besonders fiir eine dumme,
(nach dem kleinen, vorsichtigen, als schlau schlampige, ordinäre. „Du saublöde Fum-
geltenden Raubtier mit rötlich-braunem mel!“ schreit einer in Heimito von Dode-
Fell) i. oft abschätzigfiir einen schlauen, ge- rers Roman d ie Dä m o n e n (1956).
witzten Menschen. 2. spöttisch oder abfällig
für eine rothaarige Person. Der Ausdruck Fummeltante = Fummeltrine
„geprellter Fuchs“ fiir einen überlisteten
Schlauen rührt von einem grausamen Ver- Fummeltrine
fahren bei früheren Fuchsjagden her. Man (zu „Fummel“ = schlechtes Kleid) salopp
warf die gefangenen Füchse auf einem abwertendfiireinen Transvestiten odereinen
straff gespannten Netz so lange in die Hö-
femininen Homosexuellen.
he, bis sie verendeten. Ein Nürnberger Vgl.: Fummeltante, —> Trine.
Gassenreim lautet auf Hochdeutsch:
„Roter Fuchs, dein Haar brennt an, Fummler
schütt’ ein Kübelchen Wasser dran!“ abschätzig fiir 1. einen ungeschickten, fahri-
Vgl.: —> Aktenfuchs, alter Fuchs (kaum abwer-
gen Menschen; Pfuscher. 2. einen Mann, der
tend), Fuchsbart (veraltet), geprellter Fuchs (s.o.),
Partei fuchs (selten), —> Rotfuchs, —> schlauer jemanden, meist eine junge Frau, (uner-
Fuchs, —> Schlaufiichs, -» Schulfuchs. wünschterweise) berührt, betastet, liebkost. 3.
einen Fußballspieler, der zuviel dribbelt.
Fuchser ~ Pfennigfuchser Vgl.: Fummelbruder, -»-ler.

Fuchsgesicht fünfte Kolonne


abschätzig für einen schlauen, durchtriebe- (aus dem spanischen „la quinta columna“;
nen Menschen. nach dem Franco-General Mola, der 1936
Vgl.: —> -gesicht. im spanischen Bürgerkrieg auf die Frage,

129
welche seiner vier Kolonnen das kommu- -fürst
nistisch besetzte Madrid einnehmen wer- spöttisch-abschätzigfiir eineführende Persön-
de, auf eine „fünfte Kolonne“ verwies, lichkeit eines bestimmten Bereiches, die wie
womit er die Anhänger Francos in der ein Fürst auftritt, agiert. Der italienische
Stadt selbst meinte) meist abwertend fiir Medienunternehmer und Politiker Silvio
eine feindliche Gruppe im eigenen Lager, ei- Berlusconi wird in der deutschen Presse des
nen Sabotagetrupp, Spione. In der Zeit nach öfteren als „Medienfiirst“ betitelt. Desglei-
1968 wurden die demonstrierenden Stu- chen liest man: „Hermann Kant, ehemals
denten oft als „die fünfte Kolonne Mos- DDR-Fürst“ (s pie g e l , 1994), „Kirchen-
kaus“ bezeichnet. fürst“ über einen Erzbischof, „Fußball-
Vgl.: Amors fünfte Kolonne (selten: die Prostitu- Fürst von Schalke 04“ über den zwielichti-
ierten). gen Expräsidenten des Vereins. Die s ü d -
d e u t s c h e z e it u n g (Juli 1996) sprach von
das fünfte Rad am Wagen den „Hamburger Redaktionsfürsten“ vom
abschätzig fiirjemanden, der in einer Grup- SPIEGEL.
Vgl.: Bettelfiirst, -» Duodezfürst, Konzernfürst
pe, bei einer Unternehmung überflüssig, nur
(selten), Landerfürst (Ministerpräsident eines
geduldet ist.
deutschen Bundeslandes), —> Provinzfürst, —>
schräger Fürst, Verbandsfürst.
Funze (Funzen)
(verwandt mit „Funzel“) ein vorwiegend Fürstendiener
österreichisches Schimpfwortfür eine dumm- veraltet abfiillig fiir einen Menschen, der ei-
stolze oder liederliche Frau. nem Fürsten unterwürfig dient. „Ich kann
nicht Fürstendiener sein“, heißt es bitter in
Funzel Friedrich Schillers d o n Ca r l o s .
Vgl.: —> -diener, Fürstenknecht.
(eigentlich eine trübe, schwach brennende
Lampe) ein Schimpfwortfiir eine langweili-
Fürstenknecht = Fürstendiener
ge, dümmliche (weibliche) Person.
Vgl.: -> Tranfunzel (Tranfunsel).
Furz
ein vulgäres Schimpfwortfiir einen lächerlich
... fiir Arme
unbedeutenden Menschen (der sich aufipielt).
eine salopp ab wertende oder spöttische Be- Vgl.: Eselsfurz, Furz mit Fransen (seltene Steige-
zeichnungfiirjemanden, der einer bestimm- rung), Fürzchen, Fürzepüppel (Ruhrgebiet; klein),
ten berühmten Person gleicht, gleichen kleiner Furz, lächerlicher Furz, Mückenfürz-
möchte, aber nur eine schlechte Kopie, einen chen (hessisch).
Abklatsch darstellt. Der Berliner Schauspie-
ler und Sänger Harald Juhnke sagt von sich Furzer
selbst, er sei ein „Sinatra fiir Arme“. derb abwertend fiir 1. jemanden, der unge-
VgL: Elvis für Arme, Madonna für Arme. niert Darmblähungen entweichen läßt. 2. ei-
nen gänzlich unbedeutenden Menschen (der
Furchenscheißer sich aufipielt).
Vgl.: Furzkanone, Kissenfurzer (Büromensch),
derb abwertendfiir einen Bauern, Agrarwis- kleiner Furzer, -» Sesselfurzer, Zivilfutzer.
senschaftler o.ä.
Vgl.: Furchenkacker, —> Scheißer. Furzklemmer
landschaftlich abfällig fiir einen geizigen
Furie Menschen.
(in der römischen Mythologie eine Furcht
und Schrecken verbreitende Rachegöttin) Furzknoten
abfällig für eine tuütende, rasende, jähzornige besonders in Ruhrpott und Rheinland ab-
Frau. schätzig fiir einen kleinen, unbedeutenden

130
Menschen, den man nichtfiir voll nimmt; ein spöttisch, oft abschätzig fiir einen lächerli-
vorlautes Kind, einen Jugendlichen, der sich chen, nicht recht ernst zu nehmenden, aber
aufspielt. nicht unsympathischen Menschen; in Zusam-
Vgl.: Furzkruke, —> Knote. mensetzungen wie ,,-fritze“für einen Reprä-
sentanten oder Protagonisten eines Beruft,
Fuschler (Fuscheier) einer Sache. Der Ministerpräsident von
(wohl schallnachahmenden Ursprungs) Niedersachsen Gerhard Schröder (SPD),
landschaftlich abschätzigfiir i. einen Summ- der sich des öfteren für Belange der Auto-
ier, Tätscheler. 2. einen Pfuscher, schlechten industrie eingesetzt hat, wurde im deut-
Handwerker. schen Wahlkampf von 1994 vom Grünen
Vgl.: —> -1er. Joschka Fischer als „Motor-Fuzzi“ verspot-
tet.
Fußabtreter (Fußabstreifer) Vgl.: Biofuzzi, ökofuzzi, Parteifuzzi, Pressefuz-
(eigentlich eine Matte oder ein Rost vor der zi, Technikfuzzi (alle drei selten).
Türe zum Säubern der Schuhe; oft in Wen-
dungen wie „ich bin doch nicht dein Fuß-
abtreter“) abwertendfiir jemanden, an dem
man seinen Ärger ausläßt; Sündenbock.
VgL: Fußabstreicher (Variante).

Fußballfanatiker
geringschätzig fiir einen fanatischen Anhän-
ger des Fußballsports.
Vgl.: —» Fanatiker, —> -fänatiker, Fußballdepp
(oberdeutsch, selten), Fußballenthusiast (kaum ab-
wertend), —> Sportfanatiker.

Fußballrowdy
ein randalierender, aggressiver Fußballfan.
Vgl.: —> Rowdy.

Fußvolk
(ursprünglich eine Bezeichnung für die
Truppe zu Fuß, die Infanterie) geringschät-
zigfür die bedeutungs- und einflußlose Masse
der Mitglieder in einer Gemeinschaft, Orga-
nisation, Partei o.ä.
Vgl.: Volk, —> -volk.

Fut
(vulgär für die Vulva; zu „Fotze“; Pars pro
toto) ein vulgäres Schimpfwort fiir 1. eine
weibliche Person. 2. eine liederliche Frau,
Prostituierte.
Vgl.: Hundsfut (allgemeines Schimpfwort), Nik-
kelfut (billige, verkommene Hure).

Fuzzi
(nach dem gleichnamigen mickrigen, kau-
zigen „Helden“ einer Serie von amerikani-
schen Wildwestfilmen der 50er und 60er
Jahre; zuerst jugendsprachlich) scherzhaft-

131
Gaillard
(aus gleichbedeutend französisch „gail-
lard“, eigentlich = munter; lustig, ausgelas-
sen) bildungssprachlich veraltetfiir einen —>
Bruder Lustig.

Gake
(schallnachahmend nach dem Schnattern
und Quaken von Gänsen, Enten usw.) ein
landschaftlich weitverbreitetes Schimpfiuort
jAffngsidjt für eine dumme, alberne, vorlaute weibliche
Person.
Vgl.: Stadtgake (selten: Mädchen aus der Stadt).

Galan
(aus spanisch „galano“ = hübsch, elegant;
Gack zu „Gala“) spöttisch-ironisch, auch abschät-
(wohl schallnachahmend zu Lauräußerun- zig fiir einen Liebhaber, Freund. In der
gen des Betreffenden; verwandt mit Weststeiermark gibt es die merkwürdige
„Geck“) ein seltenes Schimpfwort fiir einen volksetymologische Umbildung von „Ga-
Idioten, Kretin. lan“ zu „Kaplan“, mit der Bedeutung
„Liebhaber der Ehefrau“.
Gackei
(kindersprachlich für das Hühnerei) land- Galerie
schaftlich für einen dummen, einfältigen (wahrscheinlich hervorgegangen aus der
Menschen. Bedeutung „abgedeckter, unterirdischer
Vgl.: -> Ei. Gang“) in Österreich veraltend fiir die Un-
terwelt, Verbrecherwelt der Großstadt; eine
Gackei Verbrecherbande.
ein vorwiegend süddeutsches Schimpfwortfiir
i. einen hageren, hochaufgeschossenen Men- Galerist
schen. 2. eine eingebildete oder dumme Per- (auch als Selbstbezeichnung) österreichisch
son. veraltendfiir einen Verbrecher, Gauner, Un-
terweltler.
Gackes Vgl.: —> -ist.
(verwandt mit „Geck“) landschaftlich selten
für einen hochmütigen, dummstolzen Men- Galgen-
schen. (stammt aus der Zeit, als der Galgen einen
VgL: Arschgackes (fränkisch). Mittelpunkt des sozialen Lebens bildete)
teils veraltete starke Schimpfwörter für un-
Gaffer ehrliche, verbrecherische, heruntergekomme-
(von „gaffen“, wohl verwandt mit „gäh- ne Menschen (die man an den Galgen
nen“) abfälligfiir eine Person, die neugierig, wünscht). Bekannt ist das Gedicht „Der
sensationslüstern, aber untätig bei etwas zu- Zwölf-Elf“ von Christian Morgenstern, in
sieht. Das Wort wird neuerdings oft für stö- dem es heißt:
rende Schaulustige bei Verkehrsunfällen, „Die Galgenbrüder wehn im Wind.
für „Katasrrophentouristen“ o.ä. ge- Im fernen Dorfe schreit ein Kind.“
braucht. Bei dem großen österreichischen Erzähler,
Vgl.: GafFhans (veraltet), Katastrophengaffer (sel- Zeichner und Komponisten Johann Beer
ten). (1655- 1700) steht der Satz: „Hah, ihr Gal-

132
genschlingel, wer seid ihr und was habt ihr Gallomane
in meinem Edelhof zu tun“. (zu lateinisch „Gallus“ = Gallier, Franzose)
Vgl.: Galgenaas, Galgenbraten, Galgenbruder, meist abschätzig für eine Person, die alles
Galgenfresse, Galgenfutter (selten), Galgenhund, Französische bewundert, liebt und nach-
Galgenjunge, Galgenkerl, Galgenluder, Galgen-
schelm, Galgenschlingel.
ahmt.
Vgl.: Frankomane, —> -omane.

Galgengesicht
ein grobes Schimpfwort fiir einen zwielichti- Gamin
gen Menschen (mit einer Verbrechervisage). (aus gleichbedeutend französisch „gamin“)
„Der Führer schien ein Kleinbürger zu sein eine veraltete, meist leicht abwertende Be-
... Die übrigen waren wüste Galgengesich- zeichnung fiir einen Lausbuben, Gassenjun-
ter“ (Ernst Niekisch: g e w a g t e s l e b e n , gen.
1958).
Vgl.: Galgen fresse, —> -gesicht. Gammel
abfälligfiir eine schlampige, liederliche weib-
Galgenholz liche Person.
(dazu die Wendung „falsch wie Galgen-
holz“ = betrügerisch, treulos) veraltet, noch Gammelbiene
landschaftlich fiir einen Gauner, unehrlichen salopp abivertend fiir eine Gammlerin, eine
Menschen. schlampige Herumtreiberin.
Vgl.: Gammelgirl, Gammelzahn (veraltend),
Galgenschwengel Gammlerin.
(vergleicht den am Strick baumelnden Ge-
henkten mit dem Schwengel einer Glocke) Gammelbruder
ein landschaftliches Schimpfwort fiir einen abfälligfür einen ungepflegten (jungen) Her-
Taugenichts. umtreiber, Müßiggänger.
Vgl.: Schwengel. Vgl.: —> Bruder, —> -bruder, Gammelknabe (ju-
gendlich), Gammel mann, Gammelstudent (veral-
Galgenstrick tend), Gammeltyp, Gammel type.
1. veraltend abfällig fiir einen Taugenichts,
einen niederträchtigen, gemeinen Kerl. 2. ein Gammelhaufen
mildes Schimpfwort fiir einen mutwilligen, salopp abwertendfür einefaule Gruppe ohne
ausgelassenen fungen. Zucht und Ordnung, etwa eine Schulklasse
Vgl.: —» Strick. oder eine militärische Einheit.
Vgl.; —> Haufen, —> -häufen.
Galgenvogel
(meinte ursprünglich den Raben, der als Gammler
Aasfresser die Richtstätten bevölkerte) ein (vor allem in den 60er Jahren ein sehr häu-
grobes Schimpfwort für einen Strolch, Ver- figes Wort, ein beliebter Vorwurf und an-
brecher, Taugenichts; seltener fiir einen häß- dererseits die Verkörperung einer Art
lichen, zwielichtigen Kerl. Ideologie, eine Kultfigur in hunderttau-
Vgl.: —> Vogel, —» -vogel. send Exemplaren) ein veraltendes Schimpf-
wort fiir einen ungepflegten, aufsässigen
Galionsfigur jugendlichen Herumtreiber, Faulenzer.
(eigentlich eine geschnitzte Figur am „Pennbrüder, Gammler und andere ,zwie-
Schiffsbug, meist in Form einer Frauenge- lichtige Elemente4, die sich mit Vorliebe
stalt) oft geringschätzig fiir eine bekannte die großen Bahnhöfe als Treffpunkt aussu-
Persönlichkeit an der Spitze einer Partei o.ä., chen“ (MANNHEIMER MORGEN, Januar
die aber ohne Macht und Einfluß ist und nur 1966).
als Aushängeschild benutzt wird. Vgl.: Altgammler, Berufsgammler, Edelgammler,
VgL: —> Figur. —> -ler, Polit-Gammler.

133
Gandhi Vgl.: —> -bande, Gangsterquartett, Gangsterring,
(nach dem indischen Staatsmann und Re- Gangstersyndikat, Gangstertrio.
formator Mahatma Gandhi, 1869 - 1948,
der von kleiner, schmächtiger Gestalt war Gangsterboß
und u.a. durch Hungerstreiks gewaltfreien, oft ab wertend fiir den Boß einer Gangster-
passiven Widerstand leistete) spöttisch und bande.
geringschätzig fiir einen sehr mageren Men- Vgl.: Boß (kaum abwertend), Gangsterchef, Gang-
sterkönig, -» Mafiaboß, Unterweltboß.
schen.

Ganeff Gangsterbraut
(aus dem Jiddischen) besonders österrei- salopp, oft abschätzigfiir die Frau, Freundin,
chischfür einen Ganoven, Gauner, Dieb; sel- Geliebte eines Gangsters.
tener fiir einen Frauenhelden oder einen Vgl.: Gangsterliebchen.
Trottel. In Österreich wird das Wort auch
im Scherz als Bezeichnung des Schwieger- Gankerl, der (das)
sohns verwendet. (eigentlich ein Name für den Teufel; Her-
VgJ.: Kanuff. kunft unklar) in Bayern und Österreich als
Tadel oder abschätzigfiir einen übermütigen
Gang, die Kerl, ein wildes, freches Kind.
(aus englisch-amerikanisch „gang“ = Grup-
pe, Trupp; Bande) salopp, meist abschätzig Ganove
für i. eine Verbrecherbande. 2. eine Bande (ursprünglich gaunersprachlich, aus jid-
gezvaltbereiter, krimineller Kinder oder Ju- disch „gannew“) ein Schimpfwort fiir einen
gendlicher. „Sie gehört jetzt ganz der Wer- Verbrecher, Unterweltler, Spitzbuben; auch
mut-Gang an“ (s pie g e l , August 1977). Die salopp fiir einen unredlichen, durchtriebenen
TV-Moderatorin Margarethe Schreinema- Menschen.
kers, die den Sender Sat 1 verließ, erzählte Vgl.: Amateurganove, —> Edelganove, Ganoven-
dem s pie g e l (Juli 1995), der Programmge- bande, kleiner Ganove, —> Kleinganovc, Schmal-
schäftsführer von Sat i Fred Kogel herrsche spurganove, Vorstadt-Ganove (selten).
mit einer Clique, die intern nur „Handy-
Gang“ genannt werde. Gans
Vgl.: Motorrad-Gang, Rockergang (beides kaum ein mehr oder weniger starkes Schimpfwort
abwertend). fiiri. einjunges, naives Mädchen. 2. eine ein-
fältige, alberne (und eingebildete) junge
Gangster weibliche Person: eine alberne, eingebildete,
(englisch-amerikanisch; auch deutsch aus- doofe Gans.
gesprochen) i. ein Mitglied einer Verbre- Vgl.; Bauerngans, -> blöde Gans, —> dumme
cherbande, Schzoerverbrecher. 2. abfällig fiir Gans, Elegans (Wortspiel: elegant und dumm),
einen Gauner, Strolch, verbrecherischen Gänserich (selten), Ganseri (österreichisch: schwä-
cher), —> Halgans, junge Gans, Marcinigans (Er-
Menschen. Wegen der französischen Atom-
weiterung), Mastgans (fett), Schnattergans, —>
waffen tests von 1995 nannte die prominen- Schneegans, Weihnachtsgans (Erweiterung).
te Journalistin Peggy Parnass den Präsi-
denten von Frankreich Jacques Chirac öf- Gänschen (Gänslein)
fentlich einen Gangster.
ein mildes Schimpfwort für ein einfältiges,
Vgl.; Edelgangster (selten), Gangster im weißen
Kragen, —> Geiselgangster, Klingelgangster (über- unreifes junges Mädchen.
fällt an der Wohnungstüre), Mafia-Gangster, Vgl.: —> -chen (-lein), Ganseri, junges Gänschen.
Politgangster, Rauschgiftgangster, Schreibtisch-
gangster. ein ganz Schlimmer
leicht abwertend, auch anerkennend fiir ei-
Gangsterbande nen Schwerenöter, Schlingel.
eine Bande von —> Gangstem. Vgl.: —> Schlimmer.

134
Garderobenständer Architekt des Reichstags in Berlin, be-
(eigentlich ein Gestell mit vielen Kleider- schimpfte seinen schärfsten Kritiker, und
haken) ein seltenes SpottwortJur einen auf- zwar Kaiser Wilhelm II., in einem Brief als
fallend dürren Menschen. „kaiserlichen Gassenbuben, Schreier und
Schwätzer“.
Garnichts, der (das) Vgl.: —> Bube (Bub).
(Verstärkung von „Nichts“) eine abfällige
Bezeichnung fiir einen völlig bedeutungslo- Gassenengel
sen, für wertlos gehaltenen Menschen. (gehört zu der sprichwörtlichen Redensart
daß er mit all seinen schlimmen Kräf- „Gassenengel — Hausbengel“) landschaft-
ten bemüht war, aus dem Häftling ein lich abschätzig fiir einen Menschen, der in
schreiendes, angstvolles Garnichts zu ma- der Öffentlichkeit liebenswürdig, zu Hause
chen ...“ (Hans Fallada: j e d e r s t ir b t f ü r aber mürrisch und zänkisch ist.
SICH ALLEIN, I947). Vgl.: —» Bengel, —> „Engel“, —> Hausteufel, Stra-
VgL: —> Nichts, Nullkommanichts (Steigerung). ßenengel (selten).

Garniemand Gassenjunge
(Steigerung von —> Niemand) landschaft- abschätzigJur einen unerzogenen, wilden Jun-
lich abfällig fiir einen unbedeutenden Men- gen, der sich viel aufder Gasse herumtreibt.
schen, dem jeder persönliche Wert abge- Vgl.: Gassenbesen, Gassenhinkel (hessisch), Gas-
senmädchen, Gassenstreuner, —> Junge, —> Stra-
sprochen wird; auch fiirjemanden, der in ei-
ßenjunge.
nem bestimmten Bereich nichts zählt.
Gassenkinder
Garnitur s. zweite Garnitur
(dazu die ungebräuchliche Einzahl „Gas-
senkind“) eine Pluralbildung zu —> Gassen-
Garst junge und Gassenmädchen.
(aus mittelhochdeutsch „garst“ = ranzig,
verdorben) landschaftlich verächtlich fiir ei- Gassenmensch, das
nen schlimmen, „garstigen “ Kerl.
landschaftlich abfällig für ein Straßenmäd-
Vgl.: Garsthammel (selten).
chen, eine Prostituierte.
Vgl.: -» Mensch.
Gartenzwerg
spöttisch-abschätzigfiir einen kleinen, lächer-
Gassentreter - Pflastertreter
lichen, häßlichen, wichtigtuerischen Men-
schen: Sie mickriger, eingebildeter, komischer
Gast
Gartenziverg „Dieser uniformierte Garten-
(fast immer mit einem abwertenden Attri-
zwerg!“ heißt es in Hans Helmut Kirsts Ro-
but) besonders norddeutschfür einen unange-
mantrilogie 08^5 aus den Jahren 54/55. Und nehmen Menschen, Burschen: ein schlimmer,
im wirklichen Leben, nämlich im Deut-
seltsamer Gast.
schen Bundestag, hieß es 1990: „Wildge- Vgl.: —» steinerner Gast, ungebetener Gast.
wordener Gartenzwerg!“ (Schreiner, SPD,
zu Hauser von der CDU). Gatzer
VgL: —> abgebrochener Gartenzwerg, abgebröckel-
(postverbal zu „gatzen“, von mittelhoch-
ter Gartenzwerg, ausgestopfter Gartenzwerg (An-
geber, Versager), Bundesgartenzwerg (deutscher deutsch „gagzen“ = stammeln; gackern)
Politiker), geistiger Gartenzwerg, —> Vorgarten- vorwiegend fränkisch und bayrisch abschät-
zwerg, —> Zwerg. zig oder als Spottfiir einen Stotterer.

Gassenbube (Gassenbub) Gauch


veraltend, noch oberdeutschfiir einen wilden, (eigentlich eine Bezeichnung für den Kuk-
ungezogenen Jungen, der sich viel auf der kuck; schon um das Jahr 1000 in der Bedeu-
Gasse herumtreibt. Jean Paul Wallot, der tung „Narr“; der Kuckuck gilt als töricht)

135
ein veraltetes Schimpfwort fiir einen närri- Gebärmaschine
schen, einfältigen Menschen. „Ich Gauch! — spöttisch, auch geringschätzigfür eine Mutter
ich kam, so ganz mit Leib und Seel’ Euch in mit vielen Kindern oder eine Frau, die nur
die Arme mich zu werfen“, heißt eine Stelle als Gebärerin und Mutter angesehen wird.
in Lessings n a t h a n d e r w e is e (1779). Vgl.: —> Maschine.

Gaudibursche Gebißklempner = Zahnklempner


(zu „Gaudi“ = Spaß, Vergnügen) meist ge-
ringschätzigfiir einen Mann, der vor Heiter-
Geck
keit schier zu bersten scheint und mit derben
Späßen unter seinesgleichen für Stimmung (früher ein Scheltwort für einen Schwach-
sorgt. „Wir brauchen keine Juristen in der sinnigen; wohl lautnachahmenden Ur-
Politik, wir brauchen Gaudiburschen ..." sprungs nach der unverständlichen Sprache
(h ö r z u , November 1972). eines solchen Menschen; im 14. Jahrhun-
Vgl.: —> Bursche. dert auch Bezeichnung für die Hofnarren
der Bischöfe) abfälligfiir einen eitlen, gefall-
Gaudieb süchtigen Mann; ein Modenarr. Friedrich
ein norddeutsches veraltetes Schimpfwort fiir Heinrich Jacobi konnte Goethe nicht aus-
einen Gauner, raffinierten Dieb. stehen und nannte ihn einen „aufgeblase-
Vgl.: —> Dieh. nen Geck". Nach Immanuel Kant ist ein
alter Geck „das verächtlichste Geschöpf in
Gaukelspieler - Gaukler der Natur“.
Vgl.: —> Aprilgeck (Aprilsgeck), Fastnachtsgeck
Gaukler (kaum abwertend), —> Jeck, —» Modegeck, Salon-
(eigentlich jemand, der artistische oder geck (veraltet).
Zauberkunststücke vorführt) abschätzigfür
eine Person, die anderen etwas vormacht, sie gefallener Engel
trickreich beschwindelt und betrügt. „Gauk- (nach christlicher Überlieferung der Erzen-
ler oder Heiler. Was kann die Psychothera- gel Luzifer, der sich gegen Gott erhoben
pie?“ lautete ein SPiEGEL-Titel im Juli 1994. hatte, aber von seinem Kollegen Michael
Vgl.: Gaukelspielen —> -ler. und anderen loyalen Engeln besiegt und in
den Abgrund gestürzt wurde) in gehobener
Gauner Sprache für einen Menschen, der seine Un-
(aus dem älteren rotwelschen „Jauner“; ur- schuld verloren hat, tief gesunken ist; selten
sprünglich ein Spieler, Falschspieler) z. als Spottfür eine ledige Mutter.
Schimpfwortfiir einen Betrüger, Dieb, Spitz- Vgl.: „Engel“.
buben. 2. leicht abwertend oder als gemütli-
che Schelte fiir einen gerissenen, gewitzten
gefallenes Mädchen
Menschen.
Vgl.: —> alter Gauner, —> Erzgauner, Gauner im
veraltet, noch ironisch für eine junge Frau,
Frack (Wirtschaftskrimineller o.ä.), Gauner mit die plötzlich ihren guten Rufverloren hat, fiir
der weißen Weste (ebenso), Gaunergesindel, —» unmoralisch gehalten wird.
Jauner, kleiner Gauner, Oberammergauner
(Wortspiel zu „Oberammergau“), —> Obergauner,
Gefick
—> Weißer-Kragen-Gauner.
(wohl zu „ficken" = koitieren: eine fleisch-
Gaunerbande gewordene Folge des Fickens also) ein vul-
eine —> Bande von Gaunern. gäres Schimpfwortfür Pack, Gesindel.
Vgl.: —> -bande, Gaunerpaar, Gaunerpärchen. Vgl.: —> krummes Gefick.

Gaunerclique Gefreiter Arsch = Schütze Arsch (im letz-


eine Clique von —> Gaunern. ten/dritten Glied)

136
Gefrieß Arschgeier, Börsengeier, Geierer, -4 Geldgeier,
(eigentlich mundartlich für „Gesicht“, ver- Jochgeier (bayrisch und österreichisch). Karriere-
wandt mit „Fresse“) in Bayern und Öster- geier, Konsumgeier, —» Kuttengeier, -4 Pleitegei-
er, —> Profitgeier, Schmutzgeier, Zinsgeier.
reich verächtlich fiir einen Menschen mit
einem sehr häßlichen Gesicht.
Geierwally
Vgl.: Arschgefrieß, Scheißgfrieß.
(geht zurück auf den Roman von Wilhel-
Geheimbündler mine von Hillern d ie g e ie r -w a l l y . g e -
s c h ic k t e a u s d e n t ir o l e r b e r g e n aus
eine veraltende, auch abschätzig verwendete
dem Jahr 1875, der 1940 mit Heidemarie
Bezeichnungfiir jemanden, der Geheimbün-
delei betreibt, gemeinsam mit anderen kon- Hatheyer und 1956 mit Barbara Rütting in
der Titelrolle erfolgreich verfilmt wurde.
spirativ, im Verborgenen tätig ist.
Vgl.: —»-ler. Der einzige Umgang des Mädchens Wally
ist ein halbzahmer Geier) vorwiegend ju-
Geheimniskrämer gendsprachlich spöttisch-abschätzig fiir ein
jemand, der sich mit angeblichen Geheimnis- (herbes, unschönes) Mädchen.
sen wichtig tut.
Vgl.: Geheimnistuer, Geheimtuer, -4 Heimlich- Geiferer
keitskrämer, -krämer. (von „geifern“ = Speichel aus dem Mund
fließen lassen; gehässig keifen; weibliche
Geheimnistuer = Geheimniskrämer Form: Geiferin) verächtlich fiir 1. einen sab-
bernden Menschen, jemanden mit einer
Geheimtuer = Geheimniskrämer feuchten Aussprache. 2. einen gehässig reden-
den, keifenden Menschen.
Gehirnakrobat Vgl.: Geiferbart (veraltet), Geiferling, Geifermaul,
Geifermichel (selten).
scherzhaft-spöttisch fiir einen Intellektuellen,
Gelehrten aus der Sicht der weniger Geschei-
Geiferling = Geiferer
ten.
Vgl.: Gehirnathlet, Gehirnfatzke (selten), Hirn-
akrobat. Geige
(auch zu vulgär „geigen“ = koitieren) derb
Gehirnamputierter abwertend fiir 1. eine weibliche Person. 2.
spöttisch und/oder verächtlichfiir einen hirn- eine liederliche weibliche Person, Prostituier-
losen, blöden Menschen. te. 3. einen Trottel, Versager.
Vgl.: Hirnamputierter. Vgl.: alte Geige (alte Frau), —> Arschgeige, Baßgeige
(selten: unangenehme Frau), lange Geige (großer
Mensch), Zupfgeige (bayrisch: komische Frau).
Gehörnter
(eigentlich „mit Hörnern versehen“; zu der
Geilchen
Redensart „jemandem Hörner aufsetzen“ -
salopp abwertend fiir ein sehr sinnliches, lü-
den Ehemann betrügen) spöttisch-abschät-
sternes Mädchen.
zigfür einen durch die Frau, Ehefrau betro- Vgl.: —> -chen (-lein), geiler Feger, Geili (jugend-
genen Mann. sprachlich).
Vgl.: —> Hörnerträger (Hornträger).
geiler Bock
Geier abschätzigfür einen sexgierigen Mann.
(etymologisch verwandt mit dem Wort Vgl.: -4 alter Bock, -4 Bock, geiler Hengst (auch
Gier; wie andere Aasfresser unbeliebt) ein anerkennend), geiler Sack, Geilhuber.
kräftiges Schimpfwort fiir einen habgierigen,
rücksichtslosen Menschen; seltener fiir einen Geiselgangster
Menschen mit schmalem Gesicht und einer abfällig fiir jemanden, der Geiseln in seine
„ Geiemase“. Gewalt bringt.
Vgl.; —> Aasgeier, Aktengeier (Beamter o.ä.), Vgl.: —> Gangster.
Geiß Der Anfang von Erich Müh-
st er seh er s.
landschaftlich abfälligfiir i. eine dünne, kno- sams Spottgedicht „Psychologen":
chige weibliche Person. 2. eine dumme Frau, „Ach, ihr Seelendreher,
ein einfältiges Mädchen: eine blöde, eingebil- ach ihr Geisterseher,
dete, rappeldürre, zaundürre Geiß. kluge Psychologen!“
Vgl.: dumme Geiß, —» dürre Geiß, —> Habergeiß, Vgl.: Gespensterseher.
Schmalgeiß (mageres Mädchen).
Geistesgestörter
Geißbock selten als abwertende Bezeichnung fiir einen
(oberdeutsch fiir die männliche Ziege) ein Verrückten oder jemanden, dessen Denken
vorwiegend süddeutsches Schimpfwort fiir 1. und Handeln einem in ärgerlicher Weise
einen hageren, großen Mann. 2. einen starr- wirr, unverständlich erscheinen.
köpfigen Kerl. 3. einen übelriechenden, stin- Vgl.: Geisteskranker, Geisteskrüppel (verächtlich),
kenden Mann. 4. einen Schneider. Nach Gestörter.
einer alten Sage soll ein Schneider eine von
Feinden umzingelte und ausgehungerte geistige Null
Stadt gerettet haben. Die Belagerer zogen abfälligfiir eine sehr dumme, geistlose Person.
nämlich ab, nachdem sie aus der Ferne den Vgl.: -> Null.
Schneider mit seinem Spitzbart gesehen
hatten und nun glaubten, die Bevölkerung geistiger Kleingärtner = geistiger Schre-
der Stadt habe noch genügend Ziegen zu bergärtner
essen.
Vgl.: —> Bock, —> -bock, Schneiderbock, Schnei-
dergeiß, —> Ziegenbock.
geistiger Kleinrentner
salopp abwertend fiir einen beschränkten,
Geißel der Menschheit kleingeistigen Menschen.
in gehobener Sprache veraltet fiir einen Ty-
rannen oder monströsen Verbrecher. geistiger Nichtschwimmer
Vgl.: Geißel des Menschengeschlechts, Gottesgei- salopp abwertendfiir einen dummen, geistlo-
ßel (beides veraltet). sen Menschen.

Geist s. kleiner Geist, s. rastloser Geist, s. geistiger Normalverbraucher


subalterner Geist, s. unruhiger Geist meist geringschätzigfiirjemanden, der in gei-
stigen Dingen recht genügsam ist, einen Mas-
(der) Geist, der stets verneint sengeschmack hat.
(Im ersten Teil von Goethes f a u s t stellt Vgl.: —> Otto Normalverbraucher.
sich Mephisto mit den Worten vor: „Ich
bin der Geist, der stets verneint! / Und das geistiger Schrebergärtner
mit Recht; denn alles, was entsteht, / Ist salopp abwertendfiir eine kleingeistige, etwas
wert, daß es zugrunde geht.“) in gehobener beschränkte, halbgebildete Person. „Das ist ja
oder poetischer Sprache geringschätzigfiir ei- ein geistiger Kleingärtner, der da redet!" er-
nen Menschen, der sich allzu negativ äußert, klärte 1989 der deutsche SPD-Politiker
eine nihilistische Grundhaltung zeigt. Hans-Jochen Vogel und meinte damit Vol-
ker Rühe von der CDU.
Geisterfahrer s. politischer Geisterfahrer Vgl.: geistiger Kleingärtner, Schrebergärtner.

Geisterseher geistiger Tiefflieger


spöttisch oder abschätzigfur einen Menschen, (vielleicht in Entgegensetzung zu „geistigen
der Geister zu sehen glaubt, der Visionen hat. Höhenflügen" entstanden) scherzhaft-spöt-
Von Immanuel Kant gibt es eine berühmte tisch, auch verächtlich fiir einen Dummkopf.
Satire mit dem Titel t r ä u m e e in e s Ge i - Vgl.: geistiger Bodenturnen Tiefflieger.

138
Geistreichler Gelber
eine seltene abschätzige Bezeichnung fiir je- (die erste Bedeutung wegen der Hautfarbe)
manden, der geistreichelt, der krampfhaft i. leicht ab wertend fiir einen mongoliden
versucht, geistreich zu sein (und dabei auch Asiaten. 2. eine veraltete verächtliche Be-
vor Kalauern nicht zurückschreckt). zeichnungfiir ein Mitglied der systemkonfor-
Vgl.: -ler. men „gelben" Gewerkschaften vor 1938; aus
der Sicht eines aktiven Gewerkschafters ein
Geizhals Arbeiterverräter. „Sie sind ein Gelber, wei-
ter gar nichts! Man würde in der Arbeiter-
ein Schimpfwort fiir einen geizigen Men-
bewegung vor Ihnen ausspucken, wenn es
schen.
dies noch gäbe, Herr!“ (der SPD-Politiker
Vgl.: Erzgeizhals, Geizdrache, Geiziger, Geizkopf
Herbert Wehner 1979 zu Norbert Blüm
(selten), Geizwanst.
von der CDU, dem späteren Bundesmini-
ster für Arbeit und Sozialordnung, der da-
Geizhammel mals noch Vorsitzender der Sozialaus-
(analog zu Bildungen wie „Neidhammel“, schüsse war).
„Streithammel“) verächtlich fiir einen geizi- Vgl.: gelbe Gefahr (Chinesen, Ostasiaten).
gen Menschen.
Vgl.: —> Hammel, —> -hammel. Gelbschnabel
(meint eigentlich den jungen Vogel, dessen
Geiziger = Geizhals Schnabel an den Seiten noch gelb ist) ver-
altet abschätzig fiir einen unreifen, unerfah-
Geizknochen renenjungen Menschen, Goethe schrieb im
zweiten Teil des f a u s t :
salopp abwertend fiir einen sehr geizigen
„Wenn man der Jugend reine Wahrheit
Menschen. „Der Geizknochen wäre lieber
sagt,
verreckt“ (Erich Maria Remarque: d e r
SCHWARZE OBELISK, 1956).
Den gelben Schnäbeln keineswegs be-
sagt.“
Vgl.: —> Knochen.
Vgl.: Grünschnabel, —> Schnabel.

Geizkragen Geldadel
(analog zu „Geizhals“) ein altes Schimpfwort (eigentlich der gekaufte Adel bzw. Adelsti-
für einen geizigen Menschen. In Nürnberg tel) ofi geringschätzig, auch ironisch fiir die
gibt es dazu den Spottreim: „Geizkragen, Gesamtheit der Reichen und vor allem Neu-
Geizkragen, hast deine Mutter im Bett er- reichen eines Landes, einer Stadt.
schlagen!“ Vgl.: Finanzadel, Finanzaristokratie, Geldaristo-
kratie.
Geizteufel
Geldaristokratie = Geldadel
verächtlichfür einen sehrgeizigen Menschen.
Vgl.: —> Teufel, —> -teufel.
Geldgeier
salopp abwertendfiir einen habgierigen, gei-
gekränkte Leberwurst = beleidigte Leber-
zigen Menschen. Zum Thema der allzu ge-
wurst
schäftstüchtigen TV-Stars schrieb ein
STERN-Leser (September 1996): „Sie sollen
Gelackmeierter Leitfiguren unserer Gesellschaft sein. Tat-
(wohl zusammengewachsen aus „lackieren“ sächlich sind es Geldgeier der schlimmsten
und „meiern“, beides in der Bedeutung Sorte.“
„betrügen, übervorteilen“) salopp, meist Vgl.: —> Geier, Geldhyäne,
scherzhaft-spöttisch fiir jemanden, der betro-
gen, übertölpelt worden ist. Geldhai = Kredithai

139
Geldprotz Gelichter
verächtlich fiir jemanden, der mit seinem (von mittelhochdeutsch „gelihter“ = Sippe,
Geld, seinem Reichtum prahlt. Art; eigentlich = Geschwister) verächtlich
Vgl.: Geldfatzke (selten), —> Protz (Protzer), fiir Gesindel, heruntergekommene, verbreche-
—> -protz. rische Menschen. „Die meisten Literaten
sind ja schreckliches Gelichter, denken bei
Geldsack allem nur: schadet’s mir? nüczt’s mir?“ So
(zu der Redensart „auf seinem Geldsack sit- der deutsche Schriftsteller Emil Belzner
zen“ = reich, aber geizig sein) abfälligfiir ei- 1965 in einem Brief an Karlheinz Deschner.
nen sehr wohlhabenden (und geizigen) Vgl.: —4 Diebsgelichter.
Menschen, „Schneiden wir den Geldsäcken
ein bißchen in den Geldsack“, schlug in der
Gelse
Schweiz die w e l t w o c h e (September 1993)
vor. (eigentlich mundartlich für eine Stech-
Vgl.: -4 Sack, —> -sack. mücke; verwandt mit „gellen“) besonders
österreichisch fiir 1. eine Prostituierte. 2. eine
Geldscheffler aufdringliche Person. 3. einen dünnen, lang-
(zu „scheffeln“ = in großen Mengen anhäu- beinigen Menschen.
fen) geringschätzig fiir eine Person, die Geld
scheffelt, Reichtum anhäufi. Gelumpe (Gelump)
Vgl.: Dollarscheffler (selten), Geldmacher, Geld- (Kollektivbildung zu „Lump, Lumpen“)
raffer, —> -1er, Scheffler. abfällig für Gesindel, Menschen, die man
verachtet.
Geldschneider Vgl.: Glumpert.
(ursprünglich ein betrügerischer Kauf-
mann oder Geldwechsler, der sich durch -gemeinde
Beschneiden der Münzränder bereicherte)
abfällig fiir einen allzusehr auf seinen Ge- selten als spöttisch-ironische Bezeichnungfür
winn bedachten Geschäftsmann; Wucherer. eine treue, begeisterte Anhängerschaft.
VgL: Fan-Gemeinde, Fernsehgemeinde.
geleckter Affe
abfälligfiir einen eitlen, gezierten Menschen; Gemeindedepp
Geck. besonders süddeutsch abfällig fiir 1. einen
Vgl.: —> Affe, geleckter Pinscher (selten), —» Lack- Dorftrottel, einen ortsbekannten Dummkopf.
affe, -4 lackierter Affe. 2. einen besonders dummen Menschen.
Vgl.: —> Depp, —» Dorfdepp.
„Geleerter“
(spielt auf die Leere im Kopf des Betreffen- Gemeindestier
den an; ein alter Wortwitz) spöttisch, oft iro-
(eigentlich der beste Stier eines Ortes, einer
nisch für einen Gelehrten oder einen
Gemeinde, dessen Aufgabe die Befruch-
Scheingelehrten, einen unfähigen Wissen-
tung der Kühe ist) in Bayern und Österreich
schaftler. Zur endlosen Debatte um die
ein derbes, oft anerkennend verstandenes
Rechtschreibreform äußerte sich eine Lese-
Spottwort für einen notorischen Weiberhel-
rin im s pie g e l (Dezember 1994): „Am
den, Dorf-Casanova.
Schluss [!] brauchen wir keine Gelehrten
mehr zu fürchten — nur noch Geleerte.“ Vgl.: Gemeindebulle, —» Stier.
Vgl.: Gelehrter mit zwei e, -4 „Leerer“.
Gemensche
Gelegenheitsmacher eine seltene abschätzige Bezeichnungfiir eine
eine veraltete Bezeichnungfiir einen Kuppler. Ansammlung von Menschen, Menschenmen-
Vgl : —> -macher. ge

140
gemischte Gesellschaft Gerät
geringschätzig fiir eine unfeine, niveaulose, salopp, oft abschätzig, auch anerkennendfiir
gewöhnliche Gesellschaft. einejunge weibliche Person (aus männlicher
Vgl.: gemischtes Publikum, —» Gesellschaft. Sicht).
Vgl.: geiles Gerät, heißes Gerät, scharfes Gerät (alle
Gemüse = grünes Gemüse - junges Ge- für ein attraktives, leichtlebiges Mädchen).
müse ~ kleines Gemüse
Gerechtigkeitsfanatiker
Gemütsathlet abschätzig fiir eine Person mit übertriebener
i. oft leicht abwertend fiir einen Menschen Gerechtigkeitsliebe.
mit unerschütterlicher Ruhe. 2. ironisch fiir Vgl.: —> Fanatiker, —> -fanatiker.
einen taktlosen, herzlosen Menschen.
Vgl.: Gemütsakrobat (auch für einen Heuchler). Gerippe
meist abschätzigfiir einen hageren, abgema-
Gemütskrüppel
gerten Menschen.
abfällig fiir einen rohen, gefühllosen Men-
Vgl.: Beingerippe (selten), dürres Gerippe, —>
schen. Knochengerippe, langes Gerippe, Schwindsuchts-
Vgl.: Gefuhlskrüppel, Krüppel, Seelenkrüp- gerippe (Nürnberg), Totengerippe, —> wandelndes
pel. Gerippe.

Gemütsmensch Gernegroß
r. oft geringschätzig fiir einen phlegmati- abschätzig fiir einen Wichtigmacher, Ange-
schen, gutmütigen Menschen. 2. ironisch fiir ber. Im Sprichwort heiß es: „Gernegroß
einen egozentrischen Rohling. zieht Stiefeln an, in denen er nicht gehen
kann.“
„Genie“ Vgl.: —> kleiner Gernegroß.
ironisch fiir einen einfältigen Menschen, völ-
ligen Versager (der sich fiir ein Genie hält). Gerneklug
Vgl.: „Finanzgenie“, Mansardengenie (karg leben-
der begabter Künstler), Pumpgenie, —» „Uni-
abschätzig fiir jemanden, der als klug gelten
versalgenie“, —> verbummeltes Genie, —» möchte; Besserwisser.
verhindertes Genie, —» verkanntes Genie, verkom-
menes Genie, verkrachtes Genie, versoffenes Ge- Gerüchtemacher
nie.
abfällig fiir eine Person, die Gerüchte aus-
streut.
Gent Vgl.: Gerüchtekoch, —> -macher.
(aus englisch „gent“, einer Kurzform von
„gendeman“) abschätzig, auch ironisch fiir
Geschäftemacher
einen überaus modisch gekleideten, piekfei-
abfälligfiirjemanden, der aus allem ein Ge-
nen Mann.
Vgl.: Gent Lehmann (scherzhaft-ironisch zu
schäft macht: ein übler, gewissenloser, gerisse-
„Gentleman“). ner Geschäftemacher. „Heute ist Dali halb
gerissener Geschäftemacher, halb verspiel-
Genüßling (Genießling) ter Blagueur“ (Klaus Mann: d e r We n d e -
veraltend geringschätzig fiir einen Genuß- pu n k t , 1952).

menschen. Vgl.: —> -macher.


Vgl.: -ling.
Geschaftler (Gschaftler)
Genußspecht bayrisch und österreichisch abschätzig fiir ei-
Österreichisch salopp, selten abwertendfiir ei- nen übertrieben geschäftigen, dienstfertigen,
nen Genußmenschen, Genießer. wichtigtuerischen Menschen.
Vgl.; Genußmolch. Vgl.: —> -ler.

141
Geschaftlhuber (Gschaftlhuber) ... Geschöpf
(aus mundartlich „Gschaftl“ = Geschäft- i. in Genitiv-Fügungen eine meist abwerten-
chen sowie dem Familiennamen Huber) de Bezeichnungfiir eine Person, die von an-
ein besonders oberdeutsches Schimpfwort für deren gefördert, geprägt und abhängig ist. 2.
einen unerhört betriebsamen, geschäftigen in Verbindung mit bestimmten negativen At-
Wichtigtuer. tributen abschätzig für eine (weibliche) Per-
Vgl.: Geschaftelberger, —> -huber. son: ein armes, dummes, eingebildetes,
liederliches Geschöpf 1987 sagte der deut-
gescheiterte Existenz sche Abgeordete Hinsken von der CDU/
CSU zu seinem SPD-Kollegen Spöri die
meist abfällig für einen beruflich, im Leben
häßlichen Worte: „Erbärmliches Ge-
gescheiterten Menschen.
Vgl.: —» Existenz, gestrandete Existenz, —» ver-
schöpf!“
krachte Existenz. Vgl.: —> albernes Geschöpf, faules Geschöpf, un-
dankbares Geschöpf.

Gescherter = Gscherter (Gescherter)


Geschoß
gescherter Rammel = gscherter Rammel salopp abivertendfür ein häßliches, luuchtiges
(gescherter Rammel) Mädchen oder eine Sexbombe.

Geschichtsfälscher Geschwärl (Gschwarl)


verächtlich fürjemanden, der Geschichte ab- (gehört vielleicht zu „Schwarte“, vielleicht
sichtlich falsch darstellt, verfälscht. auch zu mittelhochdeutsch „geswehere“ =
Vgl.: —> Fälscher, Geschichtsklitterer. angeheiratete Verwandtschaft) eine ober-
deutsche Kollektivschelte für lästige, nichts-
geschissenes Fragezeichen nutzige Leute, Gesindel.
derb abwertend für eine Person in sehr
schlechter, krummer Körperhaltung. Von Geschwollkopf (Gschwollkopf)
Walter Kempowski stammt die erstaunli- ein vorwiegend süddeutsches Schimpfwortfür
che Aussage: „Ich bin der Sonnyboy der i. einen großspurigen, aufgeblasenen Men-
deutschen Gegenwartsliteratur. Ein hinge- schen. 2. jemand mit einem dicken, „aufge-
schissenes Fragezeichen.“ schwollenen “ Kopf.
Vgl.: —> Fragezeichen, hingeschissenes Fragezei- Vgl.: Geschwollschädel, -köpf (-kopp), —>
chen (Variante). Schwellkopf.

Geschmäckler Geselle
eine seltene geringschätzige Bezeichnung für oft abwertendfür einen Burschen, Kerl: ein
einen anspruchsvollen Menschen mit klein- übermütiger, widerlicher, langweiliger Gesel-
lich erlesenem Geschmack. le. Martin Luther nannte sich selbst einmal
Vgl.: —> -ler. einen „groben Gesellen“. Das Gedicht
„Die drei Gesellen“ von Erich Mühsam be-
Geschmeiß ginnt so:
(eigentlich ekelerregendes Ungeziefer) ein „Es war einmal ein Zimmergesell,
verächtliches Schimpfwort für widerliche ein arger Gesell, ein schlimmer Gesell,
Menschen, übelstes Gesindel. Goebbels be-
der ließ kein Weib in Ruh.“
schimpfte 1939 die von den Nazis so ge-
Vgl.; —> finsterer Geselle, gottloser Geselle,
haßten Intellektuellen als „parasitäres
Mordgeselle, saurer Geselle (mißgestimmt),
Geschmeiß, das die Luxusstraßen unserer
Schandgeselle, —> Spießgeselle, —> vaterlandsloser
großen Städte bevölkert“. Geselle, wilder Geselle, —> wüster Geselle, Zechge-
Vgl.: Lumpengeschmeiß, Natterngeschmeiß. selle.

142
Gesellschaft Gesindel
oft abschätzig fiir eine unliebsame, kritik- (ursprünglich eine kleine Gefolgschaft;
würdige Gruppe von Personen; Bagage; auch Verkleinerung von „Gesinde“) eine starke
in ironischer Verwendung: eine „feine“, lang- Kollektivscheltefiir heruntergekommene, ver-
weilige, steife, schlechte, üble, „schöne“, komi- brecherische Menschen, Pack: elendes, übles,
sche Gesellschaft. arbeitsscheues Gesindel Ein Scherzvers aus
dem 19. Jahrhundert:
Vgl.: ehrenwerte Gesellschaft (Mafia; mafiose
Gruppe), feuchte Gesellschaft (scherzhaft: Ze- „Doch was auch schwafelt das Gesindel,
cher), —> gemischte Gesellschaft, „saubere Gesell- rein war stets ihr Lebenswindel.“
schaft“ (ironisch). Kurt Hiller, der sich in den sechziger Jah-
ren mit der Zeitschrift k o n k r e t überwor-
Gesellschaftslöwe fen hatte, sprach in einem Brief an
Karlheinz Deschner vom „KONKRETge-
(aus dem englischen „social lion“ übersetzt;
sindel“.
seltene weibliche Form: Gesellschaftslö-
Vgl.: -4lichtscheues Gesindel.
win) abschätzigfiir einen eleganten, selbstge-
fälligen Mann, der bei seinen zahlreichen
gesellschaftlichen Antritten Eindruck schin- -gesindel
det, Frauen betört. verächtlich fiir —> Gesindel einer bestimmten
Sorte. Als Gelegenheitsbildungen sind Zu-
Vgl.: —> -löwe, —> Salonlöwe, —> Partylöwe.
sammensetzungen mit Berufsbezeichnun-
gen häufig, z. B. „Vertretergesindel“,
„Politikergesindel“.
spöttisch oder emotional abwertend für eine Vgl.: -bagage, -4 Bettelgesindel, -4 Bettlerge-
Person mit einem häßlichen oder in anderer sindel, —> Diebsgesindel, Drecksgesindel, Gauner-
gesindel, Hundsgesindel (selten), Hurengesindel,
Weise Ärger, Ablehnung hervorrufenden Ge-
Lottergesindel, —» Lumpengesindel, Nazigesindel,
sicht. 1870 schrieben die a u g s b u r g e r -4 -pack, Raubgesindel, -4 Verbrechergesindel,
Na c h r ic h t e n über katholische Patrioten: Zigeunergesindel.
„Idiotengesichter, denen die Stupidität
durch jedes Knopfloch schaut“. Und heut- Gesinnungsakrobat
zutage macht der s pie g e l Komplimente abfällig fiir jemanden, der stets geschmeidig
wie das folgende an die Schriftstellerin An- seine Gesinnung anpaßt, einen Opportuni-
nette Kolb (1870 - 1967): „Pferdegesicht sten.
mit Eleganz“. Vgl.: Gesinnungsathlet.
Vgl.: Affenarschgesicht, —> Affengesicht, —> Arsch-
backengesicht, —> Arschgesicht, Babygesicht (sel- Gesinnungslump
ten), —» Backpfeifengesicht (Ohrfeigengesicht),
verächtlichfiir einen gesinnungslosen oder op-
Blasengelgesicht, —» Blaßgesicht, —> Bleichgesicht,
Feuermeldergesicht, Fratzengesicht, —> Freibierge- portunistischen Menschen.
sicht, Fuchsgesicht, —> Galgengesicht, Käse- Vgl.: -4 Lump.
gesicht, Ludengesicht (selten), -4 Milchgesicht, —»
Mondgesicht, —> Mopsgesicht, Pfannkuchen- Gesinnungsschnüffler
gesicht, Pferdegesicht, Pickelgesicht, —> Poker- abfälligfiir eine Person, die heimlich die (po-
face (Poker gesicht), -> Puppengesicht, —>
Schafsgesicht, —> Vollmondgesicht, Watschenge- litische) Gesinnung anderer auskundschaftet,
sicht (besonders bayrisch). kontrolliert.
Vgl.: —> -1er, —> Schnüffler.

Gesichtsbaracke
Gesinnungswächter
eine seltene, verächtliche jugendsprachliche abfällig fiir jemanden, der über die (politi-
Bezeichnung fiir einen sehr häßlichen Men- sche) Gesinnung anderer wacht oder zu wa-
schen. chen versucht.
Vgl.-, Gesichtseimer (jugendsprachlich). Vgl.: -4 Sittenwächter, -4 Tugendwächter.

143
Gesocks VgL: dürres Gestell, —> Jammergestell, —» Klap-
pergestell, -» Knochengesteil, langes Gestell, Lat-
(Herkunft unklar; auch die Schreibweise
tengestell.
„Gesox“ kommt vor) verächtlich fiir Gesin-
del, verkommene Menschen.
Vgl.: Ausländer-Gesocks (Neonazi-Jargon).
Gestörter
(kurz fiir „Geistesgestörter“) besonders ju-
Gespann gendsprachlichfiir einen halbverrückten, un-
(eigentlich zusammengespannte Zugtiere) berechenbaren Menschen.
meist scherzhaft-spöttisch fiir zwei in be- Vgl.: —> Geistesgestörter.
stimmter Hinsicht zusammengehörende
Menschen, die aber schlecht zueinander pas- Gesundbeter
sen: ein merkwürdiges, komisches Gespann. oft abfälligfiirjemanden, der versucht, Kran-
In einem Sprichwort heißt es: „Junge Frau ke durch Beten u.dergl. zu heilen.
und alter Mann sind ein trauriges Ge-
spann.“ Gesundheitsapostel
Vg!.: seltsames Gespann. spöttisch fiir einen Menschen, der (in der Öf-
fentlichkeit) leidenschaftlich eine gesunde
Gespenst oder vermeintlich gesunde Lebensweise ver-
abschätzig fiir eine magere, bleiche, krank tritt. Die We l t w o c h e (September 1996)
aussehende Person. beschrieb „Sissi, die schöne Kaiserin und
Vgl.: Ehegespenst (scherzhaft zu „Ehegespons“), Gesundheitsfanatikerin mit Wespentaille“.
langes Gespenst, —» Schreckgespenst.
Vgl.: —> Apostel, —> -apostel, Gesundheitsfanati-
ker, Gesundheits freak.
Gestalt
(fast immer in Verbindung mit negativen
Gesundheitsfanatiker = Gesundheitsapo-
Attributen) meist abschätzigfiir eine (unbe-
stel
kannte) jämmerliche oder zwielichtige Per-
son: eine verdächtige, hohlwangige, seltsame,
triste, traurige, dubiose Gestalt. Gewächs
Vg!.: armselige Gestalt, —> Bassermannsche Ge- (analog zu „Pflanze“; meist mit einem ent-
stalten, —> Elendsgestalt, —> Figur, Greuelgestalt, sprechenden Adjektiv verbunden) oft ge-
—» Hungergestalt, —> Jammergestalt, jämmerliche ringschätzig fiir einen merkwürdigen,
Gestalt, Leidensgestalt, —> Mißgestalt, —> Ritter unangenehmen Menschen: ein sonderbares,
von der traurigen Gestalt, Schreckgestalt, seltsames, eigenartiges Gewächs.
schwankende Gestalt (Betrunkener), Ungestalt,
Vgl.: komisches Gewächs, —> Nachtschattenge-
zwielichtige Gestalt.
wächs, —> seltenes Gewächs.

Gesteck
Gewaltherrscher
(eigentlich ein Blumengebinde oder Hut-
schmuck; meist mit einem negativen Attri- ein Tyrann, Despot.
but verbunden) landschaftlich abschätzig Vgl.: Gewalthaber, Gewakherr (veraltet).
für ein Mädchen, eine Frau: du dürres, när-
risches, dummes, langes Gesteck. In Nürn- Gewaltmensch
berg kennt man den Spottreim: meist abfälligfür einen rohen, brutalen Men-
„Gestecklein mit deinem kurzen Röck- schen.
lein“. Vgl.: Gewaltnatur.
Vgl.; freches Gesteck
Gewaltnatur = Gewaltmensch
Gestell
geringschätzigfiir einen langen, dürren, kno- Gewaltverbrecher
chigen oderschiefgewachsenen Menschen: ein ein Verbrecher, der eine Gewalttat verübt
krummes, mageres, abgenagtes, schiefes, hat; ein gewalttätiger Verbrecher.
klappriges Gestell. Vgl.: —> Verbrecher, -verbrechet.

144
Gewandlaus Gewohnheitstrinker
bayrisch und österreichisch fiir einen lästigen, oft abschätzigfiir einen gewohnheitsmäßigen
aufdringlichen Menschen. Alkoholiker.
Vgl.: —> Laus. Vgl.: notorischer Trinker, —> Trinker.

Gewerkschaftsbonze Gewohnheitsverbrecher
abfällig fiir einen höheren Gewerkschafts- (auch ein juristischer Begriff) oft abschätzig
funktionär (der sich nicht genügend fiir die fiir eine Person, die immer wieder Verbrechen
Interessen der Arbeiter einsetzt). begeht, einen durch und durch verbrecheri-
Vgl.: —> Bonze, —> -Bonze. schen Menschen. In der f a c k e l schimpfte
Karl Kraus über seinen Kaiser Franz Jo-
seph: „dieser greise Gewohnheitsverbre-
-gewinnler
cher der Weltgeschichte".
(dem „Kriegsgewinnler “ nachgebildet) ab-
Vgl.: notorischer Verbrecher, —> Verbrecher, —>
schätzig fiir jemanden, der politische Verän- -verbrechet.
derungen, allgemeine Schwierigkeiten fiir
eigene Gewinne nutzt, etwa als Wucherer
Gewürm
oder Schieber. Die Bezeichnungen Wende-,
(Kollektivbildung zu „Wurm“) 1. verächt-
Einheits- und Vereinigungsgewinnler sind
lichfiir Gesindel. 2. leicht ab wertendfiir klei-
neu und beziehen sich auf die deutsche
ne Kinder.
Wiedervereinigung von 1989.
Vgh: -» Wurm.
Vgl.: Einheitsgewinnler, Erbgewinnler (selten), —>
Friedensgewinnler, Inflationsgewinnler, Konjunk-
turgewinnler, —> Kriegsgewinnler, Krisengewinn- Gezücht
ler, —> -ler, Vereinigungsgewinnler, —> Wende- (Kollektivbildung zu „Zucht“) verächtlich
gewinnler. fiir übles Gesindel.
Vgl.: Höllengezücht, —> Natterngezücht, —> Ot-
Gewitteraas terngezücht, —> Schlangengezücht, Teufelsge-
zücht, Wurmgezücht (veraltet).
landschaftlich abschätzig fiir eine dickköpfi-
ge, temperamentvolle weibliche Person; auch
anerkennend. Gfrast, das
Vgl,: —> Aas. (meint eigentlich Unrat, Zeug; Fraß) öster-
reichisch fiir einen Nichtsnutz, lästigen Kerl.
Gewitterhexe
Giaur
ein Schimpfwort fiir eine zänkische, böse
Frau. (aus dem Arabischen) von Angehörigen des
Islam oft abfällig fiir einen Ungläubigen,
Vgl.: —> Hexe, —> Wetterhexe.
Nichtmohammedaner.

Gewitterziege
Gickel
ein starkes Schimpfwort fiir eine streit- und
(lautmalend; mundartlich für einen Hahn)
zanksüchtige, häßliche Frau.
landschaftlich fiir einen närrischen, albernen
Vgl.: Gewitterzicke (Variante), —> Ziege.
oder eingebildeten Menschen.
Vgl.: Gockel, Hitzgickel (hessisch: jähzornig),
Gewohnheitstier närrischer Gickel, verrückter Gickel, Wutgickel,
(zu der Redensart „Der Mensch ist ein Ge- —» Zorngickel.
wohnheitstier“) selten als scherzhaft-ab-
schätzige Bezeichnung fiir einen Menschen, Gierhals
der allzusehr an seinen Gewohnheiten hängt, abfälligfiir einen gierigen Menschen, gierigen
immer dasselbe tut. Esser.
Vgl.: —> Tier, —> -tier. Vgl.: —»-hals.

145
Gierling Giftnatter
ein seltenes Scheltwort für einen gierigen (eigentlich eine giftige Schlange) abfällig
Menschen. fiir eine gehässige, boshafte Person.
Vgl.: -> -ling. Vgl.: Natter.

Gierschlund Giftnickel
ein unersättlicher, gieriger Mensch, besonders ein oberdeutsches Schimpfwortfür einen jäh-
beim Essen und Trinken. zornigen, zänkischen Menschen.
Vgl.: Gierschlung (norddeutsch). Vgl.: —> Nickel, -nickel.

Gift s. blondes Gift Giftnudel


salopp ab wertendfiir eine gehässige, mißgün-
Gift-
stige (weibliche) Person.
Bestimmungswortfiir eine Vielzahl abfälliger
Vgl.: —> Nudel, —> -nudel.
Bezeichnungen fiir boshafte, jähzornige, zän-
kische Menschen.
Giftscheißer (Giftschisser)
Vgl.; Gifthahn, Giftkoch (veraltet: Giftmischer;
Unheilstifter), Giftotter, Giftsack, Giftschleuder derb abwertend für einen gehässigen, zorni-
(selten), Giftspritzer, Giftzahn (veraltend: unleidli- gen Menschen.
ches Mädchen), Giftzange. Vgl.: —> Scheißer, —» Schisser.

Gifthäferl (Gifthaferl) Giftschlange


(zu mundartlich „Häferl“ = Töpfchen) (eigentlich eine Schlange mit Giftzähnen)
oberdeutsch abwertend fiir einen jähzorni- verächtlich fiir eine boshafte, niederträchtige
gen, leicht aufbrausenden Menschen. Frau.
Vgl.: -> Häferl (Haferl). Vgl.: —> Schlange.

Giftkröte Giftspinne
(bezieht sich auf das leicht giftige Sekret
(eigentlich eine für Menschen giftige Spin-
vieler Kröten) ein grobes Schimpfwortfiir ei-
ne; die Spinne als Ekeltier) eine zänkische,
nen gehässigen, boshaften Menschen.
bösartige Frau.
Vgl..- giftige Kröte, —> Kröte.
Vgl.: —» Spinne.

Giftler
Giftspritze
i. jemand, der „gifielt“, bösartige, gehässige
Bemerkungen macht. 2. vor allem in der abfällig fiir einen boshaften, gehässig reden-
Schweiz und in Österreich kaum abwertend den Menschen. Der CSU-Generalsekretär
fiir einen Drogensüchtigen. Erwin Huber beschimpfte den Kombat-
Vgl.: -ler. tanten Heiner Geißler von der schwesterli-
chen CDU als „politische Giftspritze“.
Giftmichel Vgl.: Giftspritzer (männliche Form).
landschaftlich abschätzigfür einejähzornige,
neidische (männliche) Person. Giftzwerg
Vgl.: —> Michel, —»-michel. (geht auf böse Zwerge in Volksmärchen
wie „Rumpelstilzchen“ zurück) ein beliebtes
Giftmischer Schimpfwortfiir einen boshaften, heimtücki-
i. abfälligfiirjemanden, der in mörderischer schen (kleingewachsenen) Menschen. Der
Absicht mit Gift hantiert. 2. scherzhaft-spöt- amerikanische Schriftsteller T ruman
tisch fiir einen Apotheker, Chemiker o.dergl. Capote sei „der größte Giftzwerg der ame-
3. verächtlich fiir einen Intriganten, Ränke- rikanischen Kunst- und Kulturszene“, gif-
schmied. tete in der z e it Katharina Döbler.
Vgl.: Giftkoch (veraltet). Vgl.: —» Zwerg.

146
Gigerl Gispel (Gischpel)
(eigentlich mundartlich für den Haushahn; (Nebenform von „Gaspel“ = Unruhe, Auf-
1885 in Wien von Eduard Pötzl in der heu- regung) oberdeutsch abschätzig oder ah Ta-
tigen Bedeutung eingefuhrt) österreichisch del fiir einen närrischen, überspannten
und süddeutsch spöttisch-abschätzigfiir einen Menschen, ein zappeliges Kind.
eitlen, geckenhafien Mann; Modenarr. Das
Wort war gegen Ende des 19. Jahrhunderts Gitsche (Gitschen), die
sehr verbreitet und kursierte in zahlreichen (Herkunft unklar) österreichisch abfälligfiir
Variationen, beispielsweise „Prater-Gi- ein Mädchen oder leichtes Mädchen.
gerl“. Um 1900 schrieb Oscar Blumenthal
ein Gedicht, dessen erste Strophe lautet: Glanzarsch
„Gigerl lebt im Modejoch, (Der Hosenboden ist abgenutzt durch das
Denken ist ihm widrig. viele Sitzen und glänzt) spöttisch, auch ge-
Seine Kragen sind sehr hoch, ringschätzig fiir einen Beamten, Büroange-
Seine Stirn sehr niedrig.“ stellten.
Vgl.: —> Arsch, —> -arsch.
Gigolo
(aus französisch „gigolo“ = junger Mann, Glatze
der in Tanzlokalen verkehrt) bildungs- (eigentlich eine größere kahle Stelle auf
dem Kopf) salopp, ofi abschätzigfur 1. einen
sprachlich veraltendfiir einen jüngeren (gut-
kahlköpfigen Menschen. 2. einen Skinhead.
aussehenden) Mann, der sich von Frauen
aushalten läßt. Das Wort ist auch bekannt
Glatzkopf
aus dem Refrain eines alten Schlagers:
meist geringschätzig fiir einen kahlen oder
„Schöner Gigolo, armer Gigolo, denke
fast kahlen Menschen. Ein altes Sprichwort
nicht mehr an die Zeiten ..." Hier ist aller-
sagt: „Ein Kahler schilt den anderen Glatz-
dings die Bedeutung „Eintänzer“ gemeint.
kopf.“
Vgl.: Glatzenheini, Glatzen könig, Glatzen-
schorsch (selten), Glatzentoni, -4 -köpf (-kopp).
(eigentlich ein Singvogel, und zwar der
Dompfaff, der auf dem Boden ungeschickt Glaubenseiferer
umherspringt und leicht zu fangen ist; zu (weibliche Form: Glaubenseiferin) meist
mittelhochdeutsch „gumpen“ = hüpfen, geringschätzigfür einen allzu eifrigen, eifern-
springen) ein Schimpfiuortfiir einen törich- den Verfechter seines Glaubens.
ten, ungeschickten Menschen. Ein Sprich- Vgl.: —> Eiferer, Glaubensfänatiker, Glaubens-
wort behauptet: „Junge Gimpel, alte schwärmer (selten), —> Gotteseiferer, Religionsei-
Simpel.“ Früher sprach Gerhard Schröder ferer.
einmal vom „Gimpel Kohl“.
Gleichmacher
Gipskopf abschätzig fiir jemanden, der Unterschiede
abfällig für einen einfältigen, uneinsichtigen grob vernachlässigt, alles über einen Kamm
Menschen. schert.
Vgl.: Gipsnischel (sächsisch), Gipsschädel (ober- Vgl.: —> -macher.
deutsch), —> -köpf (-kopp).
Gleisner
Giraffe (verwandt mit „gleich“) veraltet für einen
(eigentlich ein großes afrikanischen Her- Heuchler, Blender.
dentier mit extrem langem Hals) selten ah
Spottwortfiir eine Person mit einem auffällig Gloifel
langen Hals. (Herkunft unklar) ein oberdeutsches
Vgl.: Gier affe (Wortspiel: gieriger oder neugieriger Schimpfwortfiir einen groben Kerl, ungesitte-
Mensch). ten Menschen.

147
Glotzauge Glupschauge
(eigentlich ein starr blickendes, hervortre- (eigentlich ein stark hervortretendes Auge)
tendes Auge) emotional abwertendfiir einen norddeutsch abschätzig fiir jemanden, der 1.
starrenden, gaffenden Menschen. In Peter Glupschaugen hat. 2. Glupschaugen macht,
Handkes Pu b l ik u m s b e s c h im pf u n g be- d.h. neugierig, intensiv mit großen Augen
kommt man zu hören: „Ihr Glotzaugen!“ guckt, glotzt.
Vgl.: —> -äuge.
Vgl.: —> -äuge.

Glotzer
Gnatz
1. abfällig fiir einen neugierigen Zuschauer.
2. salopp abwertend für einen Fernsehzu- (aus schallnachahmend „gnatzen“) beson-
schauer. 3. zumindest in Franken gering- ders norddeutsch abfällig fiir einen mürri-
schätzigfiir einen, der beleidigt dreinblickt. schen, verdrießlichen Menschen.
Vgl.: —> Brillenglotzer, —> Dauerglotzer, Glotz-
bock (fränkisch: beleidigt). Gnatzkopf
ein besonders norddeutsches Schimpfwortfiir
Glotzkopf
einen mürrischen, übellaunigen Menschen;
abfälligfiir einen Menschen mit Glotzaugen,
Meckerer.
mit starrem Blick.
Vgl.: —> -köpf (-kopp). Vgl.: —> -köpf (-kopp).

Glucke Gnom
(eigentlich eine Henne, die brütet oder ihre (eigentlich ein Kobold, Zwerg; wohl eine
Küken führt) spöttisch-abschätzig fiir eine Wortschöpfung des deutschen Arztes und
allzu fürsorgliche Frau, Mutter. Naturforschers Paracelsus im 16. Jahrhun-
Vgl.: alte Glucke, Gluckhenne. dert) verächtlichfiir einen kleinen oder gänz-
lich unbedeutenden Menschen. „Lassen Sie
Glücksjäger mich doch in Ruhe, Sie Gnom!“ (Herbert
oft abschätzig für einen Menschen, der dem Wehner von der SPD zu Volker Rühe von
Glück nachjagt. der CDU, Deutscher Bundestag 1979).
Vgl.: —> -jäger.

Gockel
Glücksritter
geringschätzig fiir einen Abenteurer, der sich (eigentlich süddeutsch für einen Hahn; ge-
blind aufsein Glück verläßt. kürzt aus „Gockelhahn“) jt . abfällig für ei-
Vgl.: —> Ritter. nen eitlen, hochnäsigen Mann. 2. spöttisch
fiir einen Mann, der auf sexuelle Abenteuer
Glücksspieler aus ist. 3. aus der Sicht mancher Frauen ver-
(eigentlich jemand, der ein Glücksspiel be- ächtlichfiir einen Mann im Hinblick aufsei-
treibt) abschätzig fiir einen Menschen, der ne Geschlechtszugehörigkeit. Als feministi-
(bei einem Spiel) ein unnötiges Risiko eingeht scher Slogan ist geläufig: „Haut die Gockel
und sich dabei aufsein Glück verläßt. vom Sockel!“ Aus Hans Falladas Roman
Vgl.: —> Hasardspieler, —> Spieler. von I947 JEDER STIRBT FÜR SICH ALLEIN
stammt die schlichte Bemerkung: „Sie will
Glücksvogel von dem verliebten alten Gockel nichts
(dem „Pechvogel“ nachgebildet) leicht ab- wissen".
wertend fiir eine Person, die vom Glück be- Vgl.: alter Gockel, Ehegockel, Etappengockel (—>
günstigt ist, der alles zu gelingen scheint, die Etappenhengst), —> Gickel, Gockelhahn, Provinz-
gockel (selten), —> verliebter Gockel.
unverdientes Glück hat.
Vgl.: Glückspilz (heute kaum abwertend), —»
Pechvogel, Unglücksvogel, —> Vogel, —» -vogel. Gockelhahn = Gockel

148
„Goebbels“ leichtsinnig mit offenem Feuer spielt, han-
(der Familienname des nationalsozialisti- tiert.
schen Politikers Joseph Goebbels, der Vgl.: Gokelfritze (sächsisch), Gokelmann (selten),
„Reichsminister für Volksaufklärung und —> -ler.
Propaganda“ und später „Generalbevoll-
Goldesel
mächtigter fiir den totalen Kriegseinsatz“
(nach dem Esel im Grimmschen Märchen
war, als Appellativum) in politischer Pole-
„Tischchen, deck dich!“, der auf Wunsch
mik abfälligfürjemanden, der hetzt, aufwie-
Goldstücke ausschied) meist geringschätzig
gelt, verleumderische Reden fuhrt. „Sie sind
fiir eine Person, die nur als Geldquelle gese-
ein ganz übler Verleumder, Herr Bundes-
hen wird.
kanzler! Goebbels sind Sie, ein übler Ver-
Vgl.: Dukatenesel, —» Esel.
leumder!“ (Philipp Jenninger, CDU,
1974). Und ein Abgeordneter Kansy Goldfasan
(CDU/CSU) beschimpfte den damals (eigentlich ein Hühnervögel, dessen
noch Grünen Otto Schily 1983 als „Mini- Männchen ein sehr farbenprächtiges Gefie-
Goebbels“. der hat) i. oft abschätzigfür ein reiches Mäd-
Vgl,: „Brutus“, —> „Hitler“, kleiner Goebbels, chen, eine reiche Verlobte. 2. früher
—» „Nero“.
abwertend oder spöttisch fiir einen hohen na-
tionalsozialistischen Parteifunktionär (in sei-
Gof, der (das) ner ordensgeschmückten, prächtigen Uni-
schweizerisch salopp, auch abwertendfür ein form).
Kind, ungezogenes Kind.
Vgl.: Gofenpack. „Goldjunge“
spöttisch-ironisch fiir einen verwöhnten Lieb-
Gogolori (Kokolori) lingssohn.
(Herkunft unklar, vielleicht von althoch- Vgl.: „Goldsohn" („Goldsöhnchen“), —» Junge.
deutsch „goukalari“ = Zauberer, Gaukler)
Golem
I. oberdeutsch fiir einen dummen, läppischen
(in der jüdischen Sage ein aus Lehm oder
Menschen. 2. fränkisch spöttisch fiir einen
Ton künstlich erschaffenes menschliches
Liebhaber, intimen Freund einer (verheirate-
Wesen) landschaftlich selten fiir einen närri-
ten) Frau.
schen Menschen.

Goi Goliath
(hebräisch) eine oft geringschätzige jüdische (nach dem riesenhaften Krieger der Phili-
Bezeichnungfiir einen Nichtjuden, Christen; ster aus der Bibel, 1. Samuel 17, der im
mundartlich auch andere abwertende Bedeu- Zweikampf von David mit einer einfachen
tungen. Steinschleuder getötet wurde) oft spöttisch
Vgl.: Gewittergoi (Steigerung). fiir einen sehr großen (unbeholfenen) Men-
schen.
Goje Vgl.: Gollo (rheinhessisch: große, herbe Frau),
i. aus jüdischer Sicht ofi geringschätzig fiir Riese Goliath.
eine Nichtjüdin, Christin. 2. landschaftlich
Göre (Gör), die (das)
abfällig fiir eine alte oder schlampige oder
meist abschätzig fiir ein Kind, ein kleines
dumme Frau.
Mädchen, vor allem, wenn es frech und vor-
Vgl.: alte Goje.
witzig ist. 1995 plakatierte der Musik-Fern-
sehsender MTV in einer Werbeaktion eine
Golder (Kokler) „konsumgeile Göre“ und „verwöhnte Gö-
(von „gokeln“ - unvorsichtig mit Feuer ren .
umgehen; zu „gaukeln“) mitteldeutsch ab- Vgl.: kesse Göre (auch anerkennend), Lausegöre,
wertend oder als Tadel fiir jemanden, der Rotzgöre, Straßengör.

149
Gori (Gore) sen, schrieb Willi Winkler in der z e it (Au-
(Kurz- und Koseform von „Gregor“) vor- gust 1994).
wiegend süddeutsch abschätzig fiir einen ko-
mischen, schrulligen Menschen. Götze
(eigentlich ein Wesen, Bild oder Ding, das
Gorilla als Gott verehrt wird) in gehobener Sprache
(eigentlich der größte Menschenaffe, der in geringschätzigfiir einen übermäßig verehrten
Kamerun und im Kongogebiet heimisch Menschen; Abgott.
ist; übertragen ein Leibwächter) meist ge- Vgl.: Ölgötze.
ringschätzig für einen bulligen, brutal ausse-
henden Mann. Götzenanbeter = Götzendiener

Gosche Götzendiener
(eigentlich ein mundartliches Wort für den meist abfällig fiir einen Menschen, der Göt-
Mund) ein vorwiegend oberdeutsches zendienst treibt, etwas oder jemanden abgöt-
Schimpfwort fiir einen Schwätzer oder lau- tisch verehrt.
ten, schimpfenden Menschen. Vgl.: —»-diener, Götzenanbeter.
Vgl.: —> Babbelgosche, —> Großgosche, Lastergo-
sche, Plappergosche, —> Revolvergosche, Schlab- Gourmand
bergosche (schwäbisch), Schlappgosche, —> (aus gleichbedeutend französisch „gour-
Schwertgosche. mand“) abschätzig fiir einen Schlemmer, ei-
nen Vielfraß.
„Götter in Weiß“ = „Halbgötter in Weiß“
Gouvernante
Gotteseiferer (früher eine Hauslehrerin, Erzieherin; aus
(weibliche Form: GotteseiferinJ meist ge- gleichbedeutend französisch „gouvernan-
ringschätzigfiir einen glühenden, fanatischen te“) abschätzig fiir eine bevormundende, be-
Gottesverehrer (in einer anderen Religion). lehrende, altjüngferliche Frau.
Vgl.: —> Eiferer, —> Glaubenseiferer.

Grabschänder
Gotteslästerer
jemand, der ein Grab beschädigt oder verun-
(weibliche Form: Gotteslästerin) jemand,
staltet.
der Gott lästert, ihn beleidigt und beschimpft.
Vgl.: —> Schänder, —> -Schänder.
Vgl.: —> Lästerer.

Gottesleugner
Grabscher = Grapscher (Grabscher)
jemand, der die Existenz Gottes leugnet;
Atheist. Graf Koks (von der Gasanstalt)
(weibliche Form: Gräfin Koks) spöttisch-
Gottloser ironisch, auch abfällig fiir einen Angeber,
oft abschätzig fiir eine Person, die nicht an Großkotz, einen geckenhaft aufgeputzten,
Gott glaubt, Gott nicht achtet. vomehmtuenden Kerl.
Vgl.: gottloser Geselle. Vgl.: Baron Koks (von der Gasanstalt), Graf Koks
vom Gaswerk, Graf Koks von der Gasfabrik (sel-
ten).
Gottseibeiuns
(eine fromme verhüllende Bezeichnung für
Graf Rotz (von der Backe)
den Teufel in Form eines Satzwortes) i.
(weibliche Form: Gräfin Rotz) salopp ab-
veraltet für einen teuflischen Menschen. 2.
wertend fiir einen überheblichen, dreisten,
ironischfür einen Buhmann, einen von ande-
großspurig auftretenden Menschen.
ren für schlecht und bedrohlich gehaltenen Vgl.: Baron Rotz, Baron Rotz auf Arschlochshau-
Menschen. Bertolt Brecht sei ein sen, Graf Rotz von der Popelsburg, Graf Rotz von
„Gottseibeiuns der Adenauer-Zeit“ gewe- der Spuckburg (selten), Graf Rotz von Hohen-

I$O
schnoddern (Anspielung auf „Hohenzollern“), Grantscherben
Graf Rotz von Popelstein (selten), Gräfin Rotz auf (zu mundartlich „Scherben“ = Topf) ein
der Gießkanne (schlesisch).
oberdeutsches Schimpfwort fiir einen ver-
drießlichen, zornigen Menschen.
Gralshüter Vgl.: Grantnickel, Granttegel, —> Scherbe.
(in der Dichtung des Mittelalters ein Mit-
glied einer Schar auserwählter keuscher Grapscher (Grabscher)
Ritter und Jungfrauen, die den Gral hüten; salopp abwertend fiir einen Mann, der eine
fast immer in einer Genitiwerbindung) (weibliche) Person unsittlich berührt; land-
scherzhaft-spöttisch fiir anmaßende (selbster- schaftlich selten auch fiir eine gierige, raffgie-
nannte) Hüter und Wächter von Werten. rige Person.
„Diese griesgrämigen Gralshüter des guten Vgl.: —> Busengrapscher (Busengrabscher).
Geschmacks“ (t ip 12,1984).
Grasaffe
(Gras ~ grün = unreif) veraltend, noch land-
Grammatikaster schaftlich fiir einen unreifen, vorwitzigen
(Analogiebildung zu lateinisch „philoso- oder eitlen Menschen. „Der Grasaff, ist er
phaster“ = Scheinphilisoph) bildungs- weg?“ heißt es in Goethes f a u s t .
sprachlich abschätzig für einen Lehrer, Vgl.: Affe.
Schüler, Schriftsteller o.ä., dessen grammati-
sche Kenntnisse unzureichend sind. Grasel
(wohl nach dem berühmten Räuberhaupt-
Grammel, die mann Grasel, der 1818 in Wien gehängt
wurde) österreichisch abfälligfiir einen Gau-
(eigentlich eine Griebe) besonders Österrei- ner, Spitzbuben.
chisch fiir eine verwahrloste Frau; Prostitu-
ierte. Grashüpfer
(eigentlich eine Heuschrecke; grün für un-
Grammeier erfahren) landschaftlich abschätzigfur einen
landschaftlich abfällig fiir einen notorischen unerfahrenen, jungen Menschen.
Vgl.: —> Hüpfer.
Nörgler.
Vgl.: Grammelpeter, —> -1er.
Gräte
eine seltene, salopp abwertende Bezeichnung
Grammophon fiir eine magere weibliche Person.
(früher ein mit einer Kurbel betriebener
Plattenspieler) eine veraltete abschätzige Be- Gratwandler
zeichnungfiir einen Menschen, der viel redet geringschätzig fiir eine Person, die überaus
(und dabei immer wieder dasselbe erzählt). riskant handelt, eine Gratwanderung ris-
kiert.
Vgl.: Gratwanderer, —»-1er.
Grantler
bayrisch und österreichisch abschätzig fiir ei- graue Maus
nen nörgelnden, schimpfenden Menschen. abfälligfiir eine unscheinbare Person.
Vgl.: —> -1er. Vgl.; graues Mäuschen, —> Maus.

grauslicher Uhu
Grantlhuber
vorwiegend bayrisch fiir einen häßlichen, un-
in Süddeutschland und Österreich ein eher sympathischen Menschen.
mildes Schimpfwort fiir einen mürrischen, Vgl.: schiecher Uhu (bayrisch), —> Uhu.
(ewig) nörgelnden Menschen.
Vgl.: -huber. Grazien s. „drei Grazien“

Ui
Grebert Griesgram
landschaftlich abschätzig fiir einen jähzorni- (rückgebildet aus mittelhochdeutsch „gris-
gen (kleinen) Menschen. gramen“ = mit den Zähnen knirschen) ab-
schätzig fiir einen mürrischen, unfreund-
Greenager lichen Menschen.
(dem „Teenager“ nachgebildet unter Ein-
fluß von englisch „green“ = grün) oft ab- Griffelspitzer
schätzig fiir ein Kind zwischen Kleinkind- i. landschaftlich veraltendfiir einen kleinli-
und Teenageralter. chen, pedantischen Menschen. 2. spöttisch-
abschätzigfiir einen Angehörigen eines schrei-
Greenhorn, das benden Berufes.
(aus englisch „greenhorn“, eigentlich =
Tier mit „grünem“, noch nicht ausgewach- Grillenfänger
senem Geweih) meist abschätzig für einen (zu der Redensart „Grillen fangen“ = trü-
unerfahrenen (und vorwitzigen) Menschen, ben Gedanken nachhängen) abschätzigfür
unbedarften Neuling, Anfänger. Karl Mays einen trübsinnigen, wunderlichen, griesgrä-
Abenteuerroman w in n e t o u I beginnt mit migen Menschen. Aus der Volkspoesie:
den Worten: „Lieber Leser, weißt du, was „Wer allzeit hinterm Ofen sitzt
das Wort Greenhorn bedeutet? — Eine
und Grillen fängt und Hölzlein spitzt
höchst ärgerliche und geringschätzige Be-
und fremde Lande nie geschaut,
zeichnung für jeden, auf den sie angewen-
der bleibt ein Narr in seiner Haut.“
det wird!“
Vgl.: Grünhorn.
Grimassenschneider
Greifer abschätzigfür eine Person, die auflächerliche
(zu „greifen“ im Sinne von „festnehmen“) Weise Grimassen schneidet, das Gesicht ver-
salopp abtuertend fiir einen Polizisten; selte- zieht. Die Hamburger Zeitschrift s z e n e
nerfiir einen Dieb. (1984, Heft 8) warnte davor, den amerika-
Vgl.: Greifenberger (Taschendieb), —> Heldengrei- nischen Komiker Jerry Lewis als „infantilen
fer. Grimassenschneider“ zu verkennen.
Vgl.: Fratzenschneider, Grimassenmacher.
Greis
(eigentlich ein sehr alter und alt wirkender Grindkopf
Mensch) abschätzig fiir einen senilen, ver- (zu „Grind“ = Hautausschlag am Kopf,
greisten Menschen. „Niemand hört es gern, hervorgerufen durch Schmutz oder Krank-
/ Daß man ihn Greis nennt“, heißt es im heit) ein Schimpfwortfiir 1. einen unsaube-
zweiten Teil von Goethes f a u s t . Ein Leser- ren (grindigen) Menschen. 2. einen
brief-Schreiber meinte den Papst, als er im streitsüchtigen, ständig gereizten Menschen.
s pie g e l (Februar 1994) den „komischen Vgl.: Grindschüppel (österreichisch), —» -köpf
Greis in Rom“ erwähnte. Uber Erich Ho- (-kopp).
necker war „SED-Greis" zu lesen.
Vgl.: Frühgreis, Greise (jugendsprachlich: Eltern), Gringo
Heldengreis, Jammergreis, —» Jubelgreis, Jung- (aus gleichbedeutend spanisch „gringo“, zu
greis, Lebegreis, Lottergreis, -» Lustgreis, —> „griego" = Grieche; dazu die spanische Re-
Mummelgreis (Mümmelgreis), Sabbergreis (sel-
dewendung „hablar en griego“ = unver-
ten), seniler Greis, —> Tapergreis, Tätschelgreis, —>
Tattergreis, —» Wackelgreis, —> Zittergreis. ständlich sprechen) in Südamerika ab-
schätzigfiir einen Fremden nichtromanischer
Greißler Herkunft.
(eigentlich ein kleiner Lebensmittelhänd-
ler, Krämer) Österreichisch für einen Pedan- Grisette
ten, Kleinigkeitskrämer. (ursprünglich eine junge Pariser Näherin,
Vgl.: —> -ler. nach ihrem grauen Arbeitskleid; zu franzö-

152
sisch „gris“ = grau) bildungssprachlich ab- Propaganda verbreitet worden ist. Das Prä-
schätzigfiir ein leichtlebiges Mädchen. dikat „größter Feldherr aller Zeiten“ war
1914nach der Masurenschlacht bereits Hin-
grober Klotz denburg verliehen worden) eine seltene ab-
abfällig fiir eine grobe, plumpe, unhöfliche fällige Spottbezeichnung fiir einen Politiker,
(männliche) Person. Dazu das bekannte Staatsmann, der als überragender militäri-
Sprichwort: „Auf einen groben Klotz ge- scher Führer aufiritt und von seinen Anhän-
hört ein grober Keil.“ gern dafür gehalten wird. Im Februar 1991
Vgl.: —> Klotz, unbehauener Klotz, —> ungehobel- meinte der s pie g e l Saddam Hussein, als er
ter Klotz. schrieb: „Kniefall vorm babylonischen
Gröfaz“. Vor allem aber wird das Wort
Grobian spöttisch-ironisch in zahlreichen Abwand-
(scherzhafte Bildung aus „grob“ und der la- lungen verwendet. So fand der Fraktionsge-
teinischen Endung, in Anlehnung an Hei- schäftsfuhrer der SPD Peter Struck für den
ligen namen wie Cassian; wahrscheinlich Finanzminister Theo Waigel von der CSU
zum erstenmal 1482 in Zeningers v o c a b u - 1993 den Titel „Gröschaz“ für „größter
l a r iu s TEUTONICUS als deutsche Überset- Schuldenmacher aller Zeiten“, und Bun-
zung von „rusticus“) ein grobes Schimpfwort deskanzler Helmut Kohl war in der f r a n k -
für einen ebenso groben, unfretindlichen f u r t e r Ru n d s c h a u 1984 der „Grömaz“,
Menschen, einen ungehobelten, rücksichtslo- der „größte Maulheld aller Zeiten".
sen Kerl. In der ersten Ausgabe des n a r r e n -
s c h if f s (1494) stellt Sebastian Brant einen Gröler
heiligen Grobianus als Schutzheiligen un- (zu „Gral“; nach einem Zeremoniell der
flätiger Schlemmer vor. Bei Luther begeg- Gralsritter, das später zu einem wüsten, lär-
net ein „Hans Grobianus“. Die lateinische menden Turnierfest herabgesunken ist) ab-
Satire g r o b ia n u s von Friedrich Dedekind schätzig fiir i. einen schreienden, gräßlich
aus dem Jahr 1549 führt den Titelhelden als singenden (betrunkenen) Menschen. 2. einen
rüpelhaften, faulen und dabei schamlosen schlechten, übermäßig lauten Sänger.
Studenten vor. Ein lebendiges Bild des Vgl.: Grölmeier (selten).
Grobians gibt auch der folgende Grab-
spruch aus dem 19. Jahrhundert: Groschen
„Hier ruht Hans Kaspar Grobian, (vom geringen Wert der Münze übertra-
Ein Klotz, wie’s einen geben kann, gen; meist in Verbindung mit bedeutungs-
Lag’ er nicht ohne Hut im Grab, verschlechternden Adjektiven) ein land-
Er zog ihn selbst vor Gott nicht ab.“ schaftliches Scheltwortfiir einen geringgeach-
Vg).: —> Erzgrobian, grober Jan, Grobsack, -4 -ian teten Menschen: ein raffinierter, fieser, schee-
(-jan). ler Groschen.
Vgl.: —> schlechter Groschen.
Grobsack = Grobian
Größenwahnsinniger
abfälligfür einen Menschen, der an Größen-
Grobzeug = Kroppzeug
wahn leidet, krankhaft geltungsbedürfiig und
selbstgefällig ist.
„Gröfaz“
Vgl.: Wahnsinniger.
(Abkürzung von „größter Feldherr aller
Zeiten“, eine spöttische oder verächtliche großer Zampano = Zampano
Bezeichnung für Hitler, die schon lange vor
Kriegsende als eine Art Spitzname kursierte, großes Kind
ursprünglich jedoch allen Ernstes von Ge- meist leicht abwertend fiir einen unreifen,
neralfeldmarschall Keitel nach dem Blitz- naiven Erwachsenen mit einem kindlichen
krieg gegen Frankreich 1940 für Hitler Gemüt.
geprägt und über die nationalsozialistische Vgl.: Kind.
großes Tier = hohes Tier (großes Tier) dings doch. In seiner Schrift z u r
GENEALOGIE DER MORAL VOn 1887 ließ sich

Großfresse Friedrich Nietzsche über den Philosophen


(zu „Fresse“ = Mund, Mund des Schwär- und Nationalökonomen Karl Eugen
zers) derb ab wertend für einen prahlenden, Dühring aus: „Jener Berliner Rache-Apo-
geschwätzigen Menschen. stel, der im heutigen Deutschland den un-
anständigsten und widerlichsten Gebrauch
Großgosche vom moralischen Bumbum macht:
ein oberdeutsches derbes Schimpfwortfiir ein Dühring, das erste Moral-Großmaul, das
Großmaul, einen Prahlhans. es jetzt gibt, selbst noch unter seinesglei-
Vgl..- —> Gosche. chen, den Antisemiten.“
Vgl.; —» Breitmaul, Dickmaul, Großhals, Groß-
Großhans klappe (sehen), —> -maul.

abfällig fiir jemanden, der angibt, großtut,


mit seinem Reichtum prahlt. Großmogul
Vgh: —> Hans, —> -hans.
(eigentlich ein Titel nordindischer Herr-
scher vom 16. bis 19. Jahrhundert) abfällig
Großkapitalist fiir einen Prahler, Angeber oder Chef, Anfüh-
(eigentlich ein Vertreter des Großkapitals, rer.
Vgl.; —> Mogul.
Großunternehmer) ofi geringschätzigfiir ei-
nen Reichen.
Großschnauze
Vgl.; -» Kapitalist.
salopp abwertend fiir einen Großsprecher,
Aufschneider.
Großkopf
Vgl.: Dickschnauze, Riesenschnauze, —> -schnau-
landschaftlich selten für einen Menschen, der
ze.
mit seinem Besitz prahlt.
Vgl.: —> -köpf (-kopp).
Großsprecher
abfällig fiir einen Angeber, Aufschneider,
Großkopfeter (Großkopferter)
Prahlhans.
besonders österreichisch und bayrisch abfällig Vgl.: Klassengroßsprecher (schülersprachlich:
fiir eine einflußreiche, gesellschaftlich hochge- Klassensprecher).
stellte oder reiche Person; auch fiir einen
überheblichen, besitzstolzen Menschen; selte- Großtuer
nerfiir einen Akademiker, Intellektuellen aus abfälligfür einen Prahler, Wichtigtuer.
der Sicht der toeniger Gebildeten. Vgl.: —> -tuer.

Großkotz Groupie
(von jiddisch „großkozen“ = sehr reicher (zu englisch „group“ = Gruppe, Musik-
Mann; Wichtigtuer; volksetymologischer gruppe) i. kaum abwertend, allenfalls ge-
Anschluß an „kotzen“) salopp abwertendfiir ringschätzig fiir einen weiblichen Fan von
einen Angeber, widerlichen Protz. Rockmusikem, der (sexuellen) Kontakt mit
Vgl.: Kotz (Prahler; Lügner). ihnen sucht. 2. spöttisch-ironisch fiir eine
weibliche Person, die einem prominenten
Großmaul Mann nachreist, um seine Bekanntschaft zu
ein kräftiges Schimpfwortfiir einen Angeber, machen, in seiner Nähe zu sein. „Ich war die
anmaßenden Wichtigtuer. Ein altes Sprich- Ahnfrau aller Groupies“, bekannte Peggy
wort lautet: „Großmauls Degen sticht Guggenheim 1976. In der Illustrierten
nicht.“ Für den amerikanischen Boxcham- b u n t e stand im Oktober 1979: „Paul Breit-
pion Cassius Clay alias Muhammad Ali ist ner, der Kicker, ist einem Groupie in die
die Bezeichnung Großmaul zum Spitzna- Hände gefallen. Einem Groupie? Ganz
men geworden. Sein Degen stach aller- recht, so einem Mädel, das mit letztem kör-

154
perlichen Einsatz Zeit und Gunst Be- Grünling
rühmtheiten andient, bevorzugt Pop- abschätzigfur einen unreifen, unerfahrenen
Musikern.“ Menschen; seltenerfür eine Person in grüner
Uniform. „Der Lehrling, der zum Wissen
Grübler Einlaß begehrende Grünling ...“, heißt es
oft leicht abwertend fiir einen grüblerischen, in Thomas Manns z a u b e r b e r g .
versonnenen Menschen: ein ewiger, stiller, Vgl.: -ling.
düsterer Grübler. „Der Grübler ist wie ein
Beschenkter, der die Gabe entwertet, in- Grünschnabel
dem er mißtrauisch nach dem geheimen (dem „Gelbschnabel“ nachgebildet) ab-
Grund für sie fragt“ (Horst Stern: d e r schätzig für ein vorlautes Kind, einen Neu-
MANN AUS APULIEN, 1986)- ling, Anfänger.
Vgl.: Grüblernatur, —> -1er. Vgl.: —> Gelbschnabel, Grünnase (selten), —»
Schnabel.
Grummler
(von mundartlich „grummeln“) abschätzig Grünspecht
für einen brummenden, nörgelnden oder (eigentlich ein grün und rot gefärbter, gro-
murmelnden Menschen. ßer Specht) salopp ab wertendfür eine Person
Vgl.: —» -1er. in grüner Uniform, etwa einen Jäger oder Po-
lizisten; seltener für einen unreifen Men-
Grufti schen.
(zu „Gruft“, also eigentlich jemand, der
schon tot ist) jugendsprachlich meist ab- Grünzeug
schätzigfür i. einen alten Menschen. 2. einen (eigentlich Salate und Gemüse) abschätzig
nicht mehr jungen Erwachsenen, von dem fiir unerfahrene, unreifejunge Menschen.
man sich abgrenzen will, weil man ihn bei- Vgl.: Grünkram.
spielsweise als spießig oder altmodisch an-
sieht. Im Jargon von Jugendlichen gibt es Grüsel, der
eine ganze Reihe weiterer Ausdrücke, in schweizerisch abschätzigfur einen unappetit-
denen ältere Erwachsene als Leichen oder lichen Menschen.
Halbtote erscheinen, etwa „Vor-Grufti“
oder „Komposti“. Über seinen Partei- Grüßaugust
freund Zehetmaier lästerte 1989 der CSU- salopp abwertend fiir einen Empfangschef
Politiker Erich Kiesl: „... ein Verwesi, ein Hotelportier o.dergl.; seltenerfiir eine Person
Komposti ...“ in hoher Funktion, die nur Repräsentations-
aufgaben erfüllt. „Hans Adam will kein
Grundstücksspekulant Grüßaugust werden“, so überschrieb die
oft geringschätzig für eine Person, die mit We l t w o c h e (September 1993) einen Arti-
Grund und Boden spekuliert. kel über das Staatsoberhaupt von Liechten-
Vgl.: Bodenspekulant, —» Spekulant, -Speku- stein Fürst Hans Adam II.
lant. Vgl.: —»August, Begrüßaugust, Grußaugust (Vari-
ante), Grüß-Gott-August (selten), Grüßheini,
grüner Junge Grüßmaxe, Grüßonkel (selten), —> Nickaugust.
(Grün als Farbe unreifer Früchte) gering-
schätzig für einen unerfahrenen (vorwitzi- Grüßheini = Grüßaugust
gen) jungen Burschen.
Vgl.: grüner Bengel, —» Junge. Grützen
(Nebenform von „Grotzen“; eigentlich das
grünes Gemüse = junges Gemüse Kerngehäuse des Apfels) landschaftlich
scherzhaft oder abschätzig für einen kleinen
Grünhorn = Greenhorn Kerl.

155
Grützkopf energische Kulturreferent der Stadt Frank-
(sozusagen ein Kopf voller Grütze) ein furt am Main Hilmar Hoffmann.
Schimpfwortfiir einen Dummkopf. Vgl.: Guckindentopf (—» Topfgucker), Hans
Vgl.: —> -köpf (-kopp). Guckindieluft.

Gschaftler = Geschaftler (Gschaftler) Guckindiewelt


(Satzwort; eigentlich ein munteres, aufge-
Gschaftlhuber = Geschaftlhuber (Gschaftl- wecktes Kind) selten als leicht abwertende
huber) Bezeichnung fiir einen naseweisen jungen
Menschen.
Gscherter (Gescherter) Vgl.: Hans Guckindiewelt, —> Kiekindiewelt.
(zu „scheren“; nach dem früheren Leibeige-
nen oder Unfreien, der die Haare nicht Gummilöwe
lang tragen durfte) in Österreich und Süd- spöttisch und abschätzigfiir eine nur schein-
deutschland abwertend fiir einen dummen bar starke, in Wirklichkeit aber weiche, la-
Menschen ohne Manieren; Provinzler. sche Person. In den Jahren nach 1960 wurde
Vgl.: gscherter Hammel, gscherter Lackel. der CDU-Politiker und spätere (ab 1963)
deutsche Bundeskanzler Erhard oft so ge-
gscherter Raxnmel (gescherter Rammel) nannt. „Israels Militärs verglichen ihren
eine starke oberdeutsche Schelte fiir einen zaudernden Premier Levi Eschkol mit
Lümmel, unverschämten Kerl Deutschlands Gummilöwen Ludwig Er-
Vgl.: —> Rammel. hard“ (s pie g e l , Juni 1967).
Vgl.: Gummimann, Hartgummilöwe (selten), —>
Gschwuf (Geschwuf), der -löwe.
(wohl zu „schweifen, umherschweifen“)
österreichisch abschätzigfür einen Snob, An- Gunstgewerblerin
geber oder auch Liebhaber. (nach dem Vorbild von „Kunstgewerble-
rin“) scherzhaft-spöttisch fiir eine Prostituier-
Gspusi, das te.
(aus lateinisch „sponsa“ = Verlobte) süd- Vgl.: Miß Gunst.
deutsch und österreichisch geringschätzig für
eine Geliebte, heimliche Geliebte, ein Lieb- Günstling
chen. (Lehnübersetzung von französisch „favori“;
meist in einer Genitivverbindung) abfällig
Gucker für eine Person, die in der Gunst eines ein-
leicht abwertend fiir eine Person, die auf- flußreichen Menschen steht und bevorzugt
dringlich oder neugierig schaut, beobachtet; wird.
seltenerfiir einen Voyeur. Vgl.: -» -ling.
Vgl.: —» Astlochgucker, —» Dibbegucker, Hafen-
gucker, —> Häferlgucker (Haferlgucker), —> Him-
melsgucker, Schlüssellochgucker (neugierig), —> Gurgelabschneider = Halsabschneider
Sterngucker, Töpfchengucker, —> Topfgucker.
Gurke
Guckindieluft abwertendfiir 1. einen Versager. 2. einen ein-
(ein Satzwort, bekannt als „Hansguckin- fältigen Menschen. 3. eine komische, drollige
dieluft“ aus dem St r u w w e l pe t e r ) Tadel Person: eine ulkige, putzige Gurke. Oft zi-
oder leicht abwertend fiir einen Menschen, tiert wurde das Urteil „Gurkentruppe“, das
der beim Gehen nicht aufseinen Weg achtet; der Torwart Uli Stein 1986 über das bun-
ofi zu Kindern gesagt. In einer FDP-Wahl- desdeutsche WM-Team fällte. H. C. Art-
kampfbroschüre aus den 8oer Jahren steht mann urteilte über seine österreichische
„Die Geschichte von Hilmar Guck-in-die- Kollegin Ingeborg Bachmann: „Die Bach-
Luft“. Gemeint war damit der langjährige mann is a arrogante Gurkn.“

156
Gurre Gutmensch
(eigentlich ein altes, schlechtes Pferd; zu (wohl erst 1995 entstanden, offenbar im
mittelhochdeutsch „gurre, gorre“ = Stute) Anschluß an die Veröffentlichung der
landschaftlich abfälligfiir ein altes, schlammi- Sammlung Wö r t e r b u c h d e s g u t m e n -
ges, liederliches Weib. s c h e n ) ironisch, auch abschätzig fiir einen
Vgl.: —> Bißgurn. Menschen, der ständig (und in aufdringlicher
Weise) Gutes, vermeintlich Gutes tut, der in
Gurtmuffel den Bereichen Frieden, Frauen und öko
meist geringschätzig fiir jemanden, der beim „echt engagiert* ist. der deutsche Gut-
Autofahren den Sicherheitsgurt nicht anlegt. mensch, der stereotyp seine schaumige Be-
Vgl..- Anschnallmuffel, —> Muffel, -» -muffel. troffenheit direkt aus dem Bauch heraus in
die wohlfeile Trauerarbeit einbringt“ (Le-
Guru serbrief im s pie g e l , Oktober 1995).
(eigentlich ein geistlicher Lehrer im Hin- Vgl.: Gutewicht (selten: Wortspiel zu „Böse-
duismus) scherzhaft-spöttisch fiir eine (be- wicht“).
rühmte) Person, die in einer modischen
gutmütiges Schaf
Richtung, einem Trend, einem Bereich der
abschätzigfürjemanden, der zu geduldig, zu
Esoterik den Ton angibt. Im Ma n n h e im e r
seinem Schaden gutmütig ist. „Ich bin ein
m o r g e n Quli 1970) wurde Hermann Hesse
sehr gutmütiges Schaf!“ sprach der deut-
als „,Guru‘ der Hippies und anderer Drop-
sche Fußballbundestrainer Berti Vogts
outs" bezeichnet. Rudolf Augstein betitelte
(SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 1994).
im s pie g e l (Januar 1994) einen Artikel
Vgl.: gutes Schaf, Schaf.
über die Herren im Vatikan mit „Gurus in
Rom“. Eine schöne Attacke ritt der CDU-
Politiker Norbert Blüm 1983 gegen Hes-
sens Ministerpräsidenten Holger Börner
von der SPD, der, nachdem er ihnen zuvor
in einem vielbeachteten Ausfall Prügel mit
der „Dachlatte“ in Aussicht gestellt hatte,
eine Koalition mit den Grünen einging:
„Selbst der Dachlatten-Börner mendelt
jetzt zum Petersilien-Guru.“
Vgl.: Jct-set-Guru (selten), Psychoguru.

Gutedel
(eigentlich eine Rebsorte, die liebliche,
leichte Weine liefert) zumindest in Schwa-
ben ironisch fiir einen Taugenichts, ein „sau-
beres Früchtchen “.

„guter Onkel“
ironisch-abfdllig fiir einen scheinbar freund-
lichen Mann, der sich Kindern unsittlich nä-
hert, sich an ihnen vergeht.
Vgl.: Bonbononkel, —> böser Onkel, falscher On-
kel (selten), —> Onkel, —> -onkel, süßer Onkel.

gutes Tier
geringschätzig fiir eine Person, die gutmütig
und beschränkt ist.
Vgl.: gutes Schaf, —» Tier.

157
Haberecht
(Satzwort) veraltet, noch landschaftlich fiir
einen rechthaberischen Besserwisser.
Vgl.: —> Rechthaber.

Haberer
(wohl zu hebräisch „haver" = Gefährte)
österreichisch r. kaum ab wertend für einen
Liebhaber, Verehrer. 2. oft ironisch oder ge-
ringschätzig fiir einen Freund, Busenfreund,
Kumpan, Zechbruder. Wolfgang Teuschl
übersetzte die Bibel unter dem Titel d e r
j e s u s u n d s e in e HAWARA.ins Wienerische.

Habergeiß
Haareule (eigentlich eine Spukgestalt, ein Nachtge-
abschätzigfiir eine weibliche Person mit wir- spenst) besonders süddeutsch abschätzig für
ren, ungepflegten Haaren. eine lange, hagere weibliche Person. Johan-
Vgl,: —» Eule. nes Nefflen (1789- 1858) schrieb in seinem
v e t t e r a u s Sc h w a b e n : „Der will au a
haariger Esau Gschtell woa ebbes Floasch dra isch und ka
(nach der biblischen Gestalt des Esau, der so Habergoaß.“
„rauh wie ein Fell“ war, 1. Moses 25,25) Vgl.: -> Geiß.
scherzhaft-spöttisch fiir einen stark behaarten
Mann. Hachel = Hechel
Vgl.: behaarter Esau, rauher Esau (beides selten).
Hacho
Haarklauber
(in der Zigeunersprache ein Bauer) selten
veraltet fiir einen kleinlichen, pedantischen
für einen Trottel, Versager; in der Knastspra-
Menschen.
Vgl.: —> Klauber.
che ein unangenehmer Vollzugsbeamter.

Haarspalter Hack und Mack


abfällig fiir einen kleinlichen, spitzfindigen (ursprünglich Durcheinander oder Klein-
Menschen. gehacktes) norddeutsch abfällig fiir Leute
Vgl.: -» -Spalter. verschiedenster Art; Gesindel.
VgL: Hack und Mack und Fegesack (spielerische
Habenichts Erweiterung), Hackmack, -» Hans und Franz.
(Satzwort) abfällig fiir einen armen, völlig
mittellosen Menschen: ein hergelaufener Ha- Hackenbieter
benichts. In der Presse war seit Mitte der (eigentlich ein kleiner, bissiger Hund;
60er Jahre des öfteren von „atomaren Ha- wörtlich: Fersenbeißer) ein norddeutsches
benichtsen“ die Rede. Damit waren jene Schimpfwortfiir einen heimtückischen, „bis-
Länder gemeint, die keinen Zugang zu sigen“, aber letzten Endes ungefährlichen
Atomwaffen haben. Über einen, der arm Menschen.
ist, aber großtut, spottet der Volksmund: Vgl.: —» Wadenbeißer (Wadibeißer).
„Es ist der Herr von Habenichts, und Kuh-
dreck ist sein Wappen.“
Hackepack
Vgl.: -4 Baron von Habenichts, Bruder Habe-
nichts (veraltet), Hanshabenichts (selten), herge- westdeutschfür Pack, Gesindel
laufener Habenichts, —> Herr von Habenichts. Vgl.: Hackemack (Variante), —> Pack, -pack.

158
Hacker Hafen (Häfen)
abfällig fiir einen unfairen, rücksichtslosen (eigentlich mundartlich für Schüssel,
Fußballspieler. Topf) besonders bayrisch verächtlich für eine
Vgl.: —> Fleischhacker, —» Holzhacker. unansehnliche, heruntergekommene Frau.

Häfenbruder
Hackklotz
(zu „Häfen“ = Gefängnis) Österreichisch ab-
(eigentlich ein Holzklotz, auf dem Holz schätzigfiir einen Strafgefangenen, Häftling,
oder Fleisch zerhackt wird) landschaftlich Vorbestraften.
abschätzigfür einen derben, grobschlächtigen Vgl.: Bruder, —> -brüder.
Menschen.
Vgl.: Hackklötzchen (hessisch), —> Hauklotz, —> Häferl (Haferl)
Holzklotz, —> Klotz. (eigentlich ein Töpfchen, eine Tasse; vom
Überlaufen, Überkochen des Topfes über-
Hacksch tragen) in Österreich und Bayern abschätzig
(eigentlich ein Eber oder ein männliches fiir einen jähzornigen, cholerischen Men-
Kaninchen) ostdeutsch abfälligfiir einen Fle- schen.
gel, unflätigen Kerl, Zotenreißer. „Der Vgl.: —> Gifthäferl (Gifthaferl).
Hacksch macht bloß Gacksch“, sagt man
in Sachsen. Häferlgucker (Haferlgucker)
oberdeutsch leicht abwertend für einen neu-
Vgl.: —» Sauhacksch.
gierigen Menschen oder einen Topfgucker.
Vgl.: Gucker, Hafengucker, —> Topfgucker.
Haderer
abschätzig fiir einen Stänkerer, zänkischen Hagestolz
Menschen. (volksetymologisch umgedeutet aus alt-
hochdeutsch „hagustalt“, eigentlich = Hag-
Haderkatze besitzer, und zwar ein Besitzer eines
veraltend fiir ein zänkisches, streitsüchtiges Nebengutes, das zu klein war, um eine
Ehefrau mitzuernähren) veraltet, oft ab-
Weib.
schätzig oder spöttisch, für einen älteren, ein-
Vgl.: —> Katze.
gefleischten funggesellen: ein alter, unverbes-
serlicher Hagestolz. In der Novelle h a g e -
Haderlump s t o l z (1844) von Adalbert Stifter ist die Ti-
(zu „Hader“ = Lappen, Lumpen) ein ober- telfigur ein einsamer, verbitterter alter
deutsches Schimpfwortfür einen liederlichen Junggeselle. In Goethes f a u s t heißt es:
Kerl, Betrüger, Taugenichts. In Ludwig „Und sich als Hagestolz allein zum Grab zu
Thomas Komödie e r s t e r k l a s s e begrüßt schleifen, / Das hat noch keinem wohl ge-
der Landragsabgeordnete Josef Filser sei- <c
tan.
nen Freund Gsottmaier lachend mit: „Du
Haderlump, du ganz miserabliger!“ Hahn
Vgl.; —» Lump. abschätzig fiir 1. einen Mann, Ehemann,
Liebhaber. 2. einen Schürzenjäger.
Haderwachl, der Vgl.: —> Gickel, Gifthahn, —» Gockel, —> halber
Hahn, Kampfhahn, —> Knurrhahn, Kullerhahn
(zu „Hader“ = Lappen, Lumpen) österrei- (aufbrausend), scharfer Hahn (Schürzenjäger), —>
chisch abfälligfür einen läppischen, lächerli- Schnapphahn, —> Streithahn, Turmhahn, Wet-
chen Menschen. „Die Sozi — das sind die terhahn, Zinshahn.
größten Feinde von unsereinem, die’s gibt,
und überhaupt von jedem, der kein Hader- Hahnebampel (Hahnepampel)
wachl oder Lamperi ist“ (Heimito von Do- (zu „Hane“ = Kurzform von Johannes und
derer: d ie Dä m o n e n , 1956). „Pampel“ - Trottel) ein landschaftliches,

159
weitverbreitetes Schimpfwort fiir einen ein- Halb-
fältigen, schwerfälligen, ungeschickten Men- i. geringschätzig für jemanden, der etwas
schen. In der alten Frankfurter Literatur Wesentliches oder Positives nur zur Hälfte
(Quilling) findet sich das Gedicht: und damit gar nicht oder nur scheinbar dar-
„Der Gärtner Schenk, der wor gewese stellt. 2. leicht abgeschwächte abschätzige Be-
E braver Mann un aach belese zeichnungen und Schelten. 3. Ironisierung
Un alles könnt er aam erklärn und ironische Verstärkung durch formale,
Nor bei saam Bub wor er an Hambel scheinbare Abschwächung. Johann Gott-
Wos mer su sägt en Hannebambel.“ fried Herder (1744 - 1803) schrieb: „Die
Vgl.: —> Pampel. größten Veränderungen der Welt sind von
Halbwahnsinnigen bewirkt worden.“ Goe-
Hahnrei the führte 1809 in seinem Roman d ie
(eigentlich ein verschnittener Flahn, Ka- w a h l v e r w a n d t s c h a f f e n den Gedanken

paun; schon im. 13. Jahrhundert übertragen aus: „Toren und gescheite Leute sind gleich
verwendet, zuerst für den Mann, der seinen unschädlich. Nur die Halbnarren und
ehelichen Pflichten nicht nachkommt) Halbweisen, das sind die gefährlichsten.“
spöttisch-abschätzig für einen betrogenen Maurice Barres schließlich lieferte 1898 in
Ehemann. l e Jo u r n a l eine psychologische Erklärung
hierfür: „Nichts ist schlimmer als diese
Hai (Haifisch) Banden von Halbintellektuellcn. Halbbil-
dung zerstört den Instinkt ohne dafür ein
abfällig fiir einen skrupellosen, profitgierigen
Gewissen auszubilden.“
Geschäftsmann. „Schon sind die kleinen
Vgl.: Halbalphabet, Halbanalphabet, Halbdackel
und großen Haie, die Werbeagenten und (schwäbisch: Vollidiot), Halbdubel (südwest-
Ratenzahlungsverführer, kurz, die Schröp- deutsch: HaJbdepp), Halbekel, Halb gelehrter,
fer aus allen Branchen zur Stelle.“ (z e it , Halbincellekcueller, Halbling, Halbmann, Halb-
November 1979) mensch, Halbpelzer (Dummkopf), Halbsäckel,
Vgl.: Hai-Society (Wortspiel), kleiner Hai. Halbschwacher (zu „Halbstarker“), Halbsoldat,
Halbtrottel, Halbverrückter, Halbwahnsinniger,
Halbwilder, Halbwisser, Halbwüchsiger (heute
-hai leicht ab wertend).
abfällig fiir einen Geschäftsmann, der sich
auf einem bestimmten Gebiet rücksichtslos Halbaffe
bereichert. (eigentlich ein zu den Primaten gehörendes
Vgl.: Bankenhai, Bau-Hai, —» Börsenhai, —> Fi- Säugetier mit affenartigen Gliedmaßen
nanzhai, Geldhai, Immobilienhai, —> Kredit-
und auffallend großen Augen) ein Schimpf-
hai, —> Miechai.
wort für einen einfältigen, „äffischen “ Men-
schen, dem unterstellt wird, er sei halb Affe,
Hakenkreuzler
halb Mensch.
(nach dem Hakenkreuz als Symbol der Na- Vgl:-»Affe.
tionalsozialistischen Deutschen Arbeiter-
partei) eine veraltende abwertende Bezeich-
Halbdepp
nung fiir einen Nazi. In den ersten Jahren
(keine wirkliche Abschwächung) ein ober-
des Nationalsozialismus veröffentlichte die
deutsches Schimpfwort mit der Bedeutung
Wiener Zeitschrift d e r Gö t z v o n b e r l i -
von Depp.
c h in g e n eine Parodie auf „Der Gott der
Vgl.: —» Volldepp.
Eisen wachsen ließ“:
„Der Gott, der Stumpfsinn wachsen ließ, halbe Portion
wollt Hakenkreuzler haben, scherzhaft-spöttisch oder abschätzigfür einen
vor großen Nasen ist ihm mies, schwächlichen, unscheinbaren Menschen, je-
er liebt die Großmaulknaben.“ manden, den man nicht ernst nimmt.
Vgl.: —> -ler. Vgl.: halbes Portiönchen, knappe halbe Portion
(scherzhafte Steigerungen), Portiönchen, Viertel- sprachlich), -> Vollidiot.
portion (Steigerung).
Halbnarr
halber Hahn
abschätzigfiir einen närrischen, recht einfäl-
abfällig fiir einen schwächlichen, mickrigen
tigen Menschen. „Jesses Bub, du bist aber so
Burschen; Versager.
ein Trottel, so ein Halbnarr!“ heißt es bei
Vgl.: -4 Hahn.
Peter Rosegger.
halbes Hemd Vgl.: Dreiviertelsnarr (scherzhafte Steigerung), -4
Narr, —»-narr.
salopp abwertendfiir i. einen schmächtigen,
schwächlichen Mann. 2. einen jugendlichen
Gernegroß. Halbschuhtourist
Vgl.: dünnes Hemd, dürres Hemd, halbes Hand- abschätzigfur einen Bergwanderer oder Berg-
tuch, -4 Hemd, —» schmales Hemd. steiger, der ohne entsprechende Ausrüstung,
womöglich in Halbschuhen, schwierige Tou-
Halbgebildeter ren wagt.
geringschätzigfiirjemanden, der halbgebildet
ist, dessen Bildung oberflächlich und sehr lük- Halbseidene
kenhaft ist. Kurt Hiller rüffelte 1969 „die
(zu „Halbseide“ ~ seidig glänzendes Misch-
geldmachenden Drittelgebildeten“.
gewebe aus Seide und Baumwolle) abschät-
Vgl.: Halbgelehrter, Halb intellektueller, Halbwis-
ser (veraltet). zig fiir ein leichtes Mädchen, eine Frau mit
liederlichem Lebenswandel.
Halbgescheiter Vgl.: Halbseide (Kollektivbildung), halbseidenes
Mädchen.
landschaftlich abfälligfiir einen dümmlichen
Menschen.
Halbseidener
„Halbgott“ geringschätzigfür 1. eine zwielichtige Person
(Lehnübersetzung von lateinisch „semide- (aus dem halbkriminellen Milieu). 2. einen
us“; in der Mythologie ein Mensch mit ei- Homosexuellen. 3. einen schwer einzuschät-
nem göttlichen Ekernteil) ironisch fiir eine zenden, zweifelhaft erscheinenden Menschen.
mächtige, einflußreiche oder allgemein fiir
sehr bedeutend gehaltene Person. „Halbgott Halbstarker
Rommel konnte Afrika nicht halten“ (schon vor 1900 gebräuchlich, allgemein
(Erich Loest: pis t o l e m it s e c h z e h n , bekannt geworden durch die Verfilmung
1979)- der Erzählung d ie Ha l b s t a r k e n von Will
Tremper im Jahre 1956 mit Karin Baal und
„Halbgötter in Weiß“ Horst Buchholz, dem „deutschen James
(wegen der weißen Arbeitskleidung) iro- Dean“) eine veraltende abschätzige Bezeich-
nisch, meist abwertend für (selbstherrliche) nungfiir einen (randalierenden, provozieren-
Arzte, Krankenhausärzte, insbesondere die den) fugendlichen, der sich gegen die Normen
Geld scheffelnden Chefärzte. Deutschlands der Erwachsenen auflehnt.
Ärzte seien keine „Halbgötter in Weiß“
Vgl.: Dreiviertelstarker, Halbschwacher, Viertel-
mehr, so der s pie g e l (Oktober 1993) in ei- starker.
nem Bericht über finanzielle Einbußen bei
den Ärzten.
Halbweltdame
Vgl.: „Götter in Weiß”, „Halbgötter in Schwarz“
(Fußballschiedsrichter). (zu „Halbwelt", einer Lehnübersetzung
von französisch „demi-monde“) abschätzig
Halbidiot fiir eine sich mondän gebende weibliche Per-
abfälligfür einen dümmlichen Trottel. son von zweifelhaftem Ruf
Vgl.: —> Idiot, stillvergnügter Halbidiot (jugend- Vgl.: —» „Dame“, Halbweltlerin.

l6l
Halbweltler schied der Bundesgerichtshof in Karlsruhe,
abschätzig fiir einen zwielichtigen, halbkri- daß Halsabschneider ein diffamierendes
minellen oder kriminellen Typen mit einer Wort sei und widersprach damit einem Ur-
gewissen Eleganz. In Karikaturen wird er teil des Oberlandesgerichtes Köln. 1984
gern mit Goldkettchen, Kampfhund und veröffentlichte die n e u e j u r is t is c h e Wo -
Rüschenhemd dargestellt. c h e n s c h r if t die wenig überraschende
Vgl.: —» -ler, —> Unterweltler. Auffassung, auch die Notare seien Halsab-
schneider.
Hälfte s. bösere Hälfte Vgl.: Gurgelabschneider, Kehlabschneider (veral-
tet).
Haigans
(eigentlich eine junge, noch nicht gemäste- Halunke
te Gans) ein landschaftliches Scheltwort fiir (aus gleichbedeutend tschechisch „holo-
ein albernes, unreifes Mädchen.
mek“; weibliche Form: Halunkin) 1. ein
VgL: —» Gans.
Schimpfwort fiir einen Gauner, Betrüger. 2.
scherzhaft oder leicht abwertend fiir einen
Hallelujabruder
Schlingel Lausbuben. Recht anzüglich gibt
(zu „Halleluja“, dem liturgischen Freuden-
sich der volkstümliche Kinderrcim:
gesang) spöttisch und geringschätzig fiir ei-
nen männlichen Angehörigen der Heils- „Drei Mädchen wollten Wasser holn,
armee. drei Buben wollten pumpen.
Vgl.: —> Bruder, —> -bruder, Hallelujaschwester. Da guckt’ der Herr zum Fenster raus
und sagt’: Ihr seid Halunken!“
Hallelujamädchen Vgl.: —> Erzhalunke.
spöttisch fiir einejunge Angehörige der Heils-
armee. Hämeken
norddeutsch geringschätzigfür einen kleinen,
Hallodri
schmächtigen, schüchternen Menschen.
(wahrscheinlich zu „Allotria“ = Albernheit,
Unfug) abschätzigfiireinen unzuverlässigen,
leichtfertigen, lebenslustigen (jüngeren) Hammel
Mann. (eigentlich der verschnittene Schafbock)
VgL: Bruder Hallodri (veraltet). ein derbes Schimpfwortfür eine dumme, ro-
he, unmanierliche (männliche) Person.
-hals Vgl.: alter Hammel, —> blöder Hammel, gscherter
(der Hals als unmittelbar lebenswichtiger Hammel, sturer Hammel.
Körperteil stellvertretend für den ganzen
Menschen) eine Reihe alter Schimpfwörter -hammel
für Personen mit spezifischen negativen Ei-
abfälligfür einen Hammel mit bestimm-
genschaften, diejeweils im Bestimmungswort
ten üblen Eigenschaften.
genannt werden.
Vgl.: —> Blödhammel, —> Dreckhammel, Fett-
Vgl.: Bläkhals, Bölkhals, Dickhals, Erzgeizhals,
hammel, Garsthammel (selten), —> Geizhammel,
Freßhals, —> Geizhals, —» Gierhals, Großhals
(prahlerisch), Neidhals, Saufhals, Schluckhals, Haushammel (Mann, der die Hausarbeit besorgt),
Schrapphals (geizig), Schreihals, —» Wagehals —> Leithammel, —> Misthammel, -» Neidhammel,
Pfingsthammel, —» Pfundhammel, Sauhammel,
(Waghals), —» Wendehals.
Schmierhammel (schmutzig), —> Streithammel.

Halsabschneider
(vielleicht ursprünglich eine Übersetzung Hammelherde
von Ciceros „sectores collorum“) ein starkes salopp abwertend fiir eine undisziplinierte,
Schimpfwort für einen Betrüger, Wucherer, ungeordnete Menschengruppe.
unredlichen Kaufmann. Im April 1977 ent- Vgl.: —» Herde.

162
Hammer Genitivverbindungen verwendet: ein Hand-
selten abfällig für einen dummen, „behäm- langer der Unterdrücker, des Kapitals, des
merten “ Menschen; gelegentlich auch fiir ei- Regimes. Als der deutsche Kaiser Wilhelm
nen Schläger. H. den Reichskanzler Otto von Bismarck
als Handlanger seines Großvaters Wilhelm
Hampel I. bezeichnet hat, sahen das viele Deutsche
(zu „hampeln" = hin und her hüpfen) ein als persönliche Beleidigung an. 1994 kriti-
oberdeutsches Scheltwort fiir einen tölpelhaf- sierte Günter Wallraff die Chefs der Luft-
ten, einfältigen, willenlosen Menschen. hansa als „Handlanger der islamischen
Vgl.: Hampelpampel (seltene Streckform). Fundamentalisten“, nachdem die Flugge-
sellschaft sich geweigert hatte, den bedroh-
Hampelmann ten Schriftsteller Salman Rushdie zu
(eigentlich ein Kinderspielzeug, eine in den befördern. Bert Brecht sprach im Exil ein-
Gelenken bewegliche Gliederpuppe, die mal von „Kopflangern“.
durch Ziehen an einer Schnur zum „Ham-
peln“ gebracht werden kann) verächtlich, Handtuch = schmales Handtuch
auch spöttisch fiir eine willensschwache, nicht
ernst zu nehmende Person, die alles mit sich
Hänfling
geschehen läßt.
Vgl.: —> -mann. (eigentlich ein sehr kleiner Singvogel) ab-
schätzigfiir 1. einen schwächlichen, unschein-
Hamsterer (Hamster) baren Menschen. 2. einen leichtgewichtigen,
(nach dem Hamster, dem kleinen dickli- jungen Burschen.
chen Nagetier, das mit Hilfe seiner geräu- Vgl.: -> -ling.
migen Backentaschen Nahrungsvorräte für
den Winterschlaf zusammenträgt; weibli- Hänger
che Form: Hamsterin) meist geringschätzig
besondersjugendsprachlich fiir einen energie-
fürjemanden, der im Übermaß Vorräte hor-
losen, langweiligen Menschen, mit dem nichts
tet.
anzufangen ist: der letzte Hänger.
Vgl.: Hamsterliese (selten).
Vgl.: Diskotheken-Rumhänger, —> Kopfhänger,
Rumhänger (gelangweilt, müßig).
Hanake
(eigentlich ein Angehöriger einer Volks-
gruppe der in Mähren angesiedelten Sla- Hannefatzke
wonen, die bei den deutsch sprechenden norddeutsch abfällig fiir einen Wichtigtuer,
Böhmen schlecht angesehen waren) ein Angeber.
landschaftliches Schimpfwort fiir i. einen Vgl.: —» Fatzke.
Lump oder Tölpel. 2. ein freches, wildes
Kind; Gassenjunge.
Hannemann

Händelstifter (mundartliche Koseform von „Johannes";


bekannt aus der Redensart „Hannemann,
veraltend abschätzig fiir eine Person, die
geh du voran’"; nach dem Schwank von
Händel stiftet, Streit vom Zaun bricht, hand-
den Sieben Schwaben) ein mildes Schimpf-
greifliche Auseinandersetzungen anfangs.
Vgl.: Händelfuhrer (veraltet).
wortfiir einen Einfältigen; in Schleswig-Hol-
stein auch ein Spottname für die dänischen
Handlanger Nachbarn.
(eigentlich ein Hilfsarbeiter auf dem Bau, Vgl.: —»-mann.
ungelernter Arbeiter) 1. geringschätzig für
einen untergeordneten Helfer. 2. verächtlich Hannepampel = Hahnebampel (Hahne-
für einen Helfershelfer, Komplizen; meist in pampel)

163
Hannes Plapperhans, -» Prahlhans, Quackelhans, Schlab-
berhans, Schlamphans, —» Schmalhans, Schmud-
(kurz fiir „Johannes“) landschaftlich abwer-
delhans, Schwabbelhans, Spielhans, Zappelhans.
tendftir einen dummen, läppischen oder aus-
gelassenen Menschen; oftfür —> Hans.
Hans Dampf ~ Hansdampf
Vgl.: Brillenhannes (Brillenträger), Hannes Bloß-
arsch (hessisch), Lachhann es (selten: albern), Lü-
genhannes, Lumpe nhann es, Meckerhannes, Hans Guckindieluft = Guckindieluft
Nörgelhannes, —> Schinderhannes, —» Stotterhan-
nes, Wühlhannes. Hans Hagel = Janhagel

Hans Hans Hasenfuß = Hasenfuß


(als Kurzform von „Johannes“ früher der
häufigste deutsche Vorname, vor allem bei Hans Huckebein
den einfachen Leuten, und bald zum Gat- (nach der lustigen Bildergeschichte von
tungsnamen geworden; fast immer in Zu- Wilhelm Busch h a n s h u c k e b e in , d e r Un -
sammensetzungen oder Namensformeln) g l ü c k s r a b e aus dem Jahr 1867) eine seltene
veraltet oder landschaftlich sehr selten ftir ei- Bezeichnungfiir einen Pechvogel; seltenerfiir
nen dummen, närrischen Mann; auch eine einen Hinkenden.
veraltete Spottbezeichnung fiir einen Deut-
schen, deutschen Soldaten in Rußland und Hans im Glück
anderen Ländern. In Schlesien etwa galt (nach einer Märchengestak) oft geringschät-
„Du Hans!“ als Beleidigung. Verbindungen zigfiir einen jungen, etwas einfältigen Men-
nach dem Muster „Hans..." sind sehr häu- schen, der immer Glück hat; Glückspilz.
fig. Das DEUTSCHE SCHIMPFWÖRTERBUCH
von 1839 nennt allein 33 Stück. Fast alle Hans in allen Gassen = Hansdampf in al-
sind veraltet oder inzwischen ganz unbe- len Gassen
kannt. In manchen Mundarten, insbeson-
dere in Norddeutschland, sind manche
Hans Liederlich
solcher Schelten noch lebendig. Dort findet
veraltet abschätzigfiir einen unzuverlässigen,
man etwa den „Hans ohne Kopf (dumm,
liederlichen Menschen. Aus Goethes f a u s t
kopflos), den „Hans Wind“ (prahlerisch)
ist bekannt: „Du sprichst ja wie Hans Lie-
oder „Hans Einfalt“. Bei Goethe lesen wir
derlich“.
einen Vers zur Schöpfungsgeschichte:
Vgl.: ■—> Bruder Liederlich.
„Hans Adam war ein Erdenkloß, den Gott
zum Menschen machte.“
Hans Taps = Taps
Vgl.: dummer Hans, Hans AfFenschwanz, Hans
Arsch, Hans Arsch von Rippach (veraltec), Hans
Dumm, Hans Guckindiewelt, Hans Henne (veral- Hans und Franz
tet: Mann, der sich mit weiblichen Dingen befaßt), eine seltene abschätzige Bezeichnung für al-
Hans Immerdurst, Hans in allen Kassen (scherzhaft: lerlei zusammengewürfelte Leute; Gesindel
geschäftstüchtig, geldgierig), Hans Langohr (Esel), Vgl.: —> Hack und Mack, —> Hinz und Kunz.
Hans Narr, Hans Nimmernüchtern (Säufer), Hans
Ohnesorge (leichtfertig), Hans Unband (wilder
Hans Wurst = Hanswurst
Junge), Hansaff, Hänschen, Hanshabenichts.

-hans Hansdampf
(Dampf im Sinne von „Nichtigkeit, Schall
als Scheltxuortfiir einen Mann oder als Tadel
und Rauch“) Spott- und Schimpfwortfiir ei-
für einen Jungen, dessen Verhalten Anstoß er-
nen überaus geschäftigen, aber oberflächli-
regt.
chen und lächerlichen Menschen. In Gotha,
Vgl.: Alberhans, Babbelhans, Brüllhans, Dumm-
hans, Duselhans, —> Fabelhans, —> Faselhans, so wurde behauptet, sei ein Mann mit Na-
Gaffhans, —> Großhans, Kleckerhans, —> Knapp- men Hans Dampf eine stadtbekannte Per-
hans, Lügenhans, Nölhans, —> Pimpelhans, -» son gewesen, und man berief sich dabei auf

164
eine 1846 in Gotha anonym erschienene -hänsel
Dichtung mit dem Titel: „Die Wirkung besonders bayrisch und österreichisch spöttisch
des Dampfes oder das Leben auf der thü- oder abfälligfiir eine (männliche) Person, fiir
ringer Eisenbahn in Wahrheit und Lügen die ein bestimmtes kritikwürdiges Verhalten
geschildert und allen Freunden des Damp- typisch ist. In seiner Tagebuchveröffentli-
fes gewidmet von ...“, wo es in der 10, Stro- chung t a b u I aus dem Jahr 1995 nahm sich
phe heißt: Peter Rühmkorf auch den Bestseller-Kriti-
„Nun kommt auch Hans George, ge- ker Marcel Reich-Ranicki vor. Dieser sei
nannt der Hans Dampf, ein „Eitelkeitshansel“, der „sein Allerwelts-
Hat Abschied genommen, überstanden wissen immer noch für exklusiv hält“.
den Kampf, Vgl.: Disputierhansel (streitsüchtig), Freßhansel,
Er will gern mit fahren in die höllische Ixehrerhansel (bei Lehrern beliebter Schüler), —»
Mamahansel, —> Mutterhansel, —» Prozeßhansel,
Fremd’
Raufhansel, —> Sekkierhansel, Spiel hänsel, —>
Mit seinen sieben Sachen, zwei Strumpf Streithansel.
und ein Hemd;
Das Entree bezahlet das Mütterchen fein, Hanseln
Und nun fährt der Schlingel über den (Plural; meist zusammen mit einer Angabe
Rhein.“ zur Anzahl) ofi abschätzig fiir eine geringe,
Als im Frühjahr 1995 tatsächlich ein Herr zu geringe, lächerlich geringe Zahl von Men-
namens Hans Dampf für sein Engagement schen: die paar Hanseln.
in der Innung Sanitär-Heizung-Klima das
Verdienstkreuz 1. Klasse bekam, gab es eine Hansguckindieluft = Guckindieluft
Menge Anfragen irritierter Zeitgenossen
(s ü d d e u t s c h e z e it u n g ). Hanskasper
ein süddeutsches Schimpfwort fiir einen al-
Hansdampf in allen Gassen bernen, närrischen Menschen; Possenreißer.
(Kontamination von „Hansdampf' und Vgl.: —» Kasper, Narrenkasper.
„Hans in allen Gassen“; der Zusatz
„Dampf' tauchte erst Anfang des 19. Jahr- Hansnarr
hunderts auf) spöttisch und geringschätzig ein Narr, einfältiger Mensch.
fiirjemanden, der überall dabei ist, über alles Vgl.: Hans Narr, —» Narr, —> -narr.
ein wenig Bescheid weiß und vor lauter Be-
triebsamkeit etwas lächerlich wirkt. „Hans Hanswurst
Dampf in allen Gassen“ ist auch der Titel (zuerst im 16. Jahrhundert als Bezeichnung
einer Erzählung von Heinrich Zschokke eines unförmig dicken Menschen, der einer
(1771-1848). Der s pie g e l (Juli 1995) nann- Wurst gleicht; bald danach als Gestalt des
te den geldgeilen Tennis-Vater und mut- Narren im Lustspiel) abfällig fiir eine lä-
maßlichen Steuerbetrüger Peter Graf einen cherliche, alberne (männliche) Person, die
„Hansdampf in allen Kassen", und das sich zum Gespött der Leute macht. In Goe-
Ze it -Ma g a z in (Mai 1994) den vielbeschäf- thes „mikrokosmischem“ Drama Ha n s -
tigten TV-Unterhalter Hans Meiser einen w u r s t s Ho c h z e it gibt es auch eine
„Hans Dampf in allen Rollen“. „Hanswurstin“. Der Komiker Otto Waal-
Vgl.: Hans in allen Ecken (veraltet), Hans in allen kes sei ein „gescheiterter Film-Hanswurst“,
Gassen, Hansdampf in allen Kassen (scherzhaft: behauptete der s pie g e l (Juli 1994).
geschäftstüchtig, geldgierig).
Harem
Hansel (eigentlich die Ehefrauen eines reichen ori-
(Koseform von „Hans") oberdeutsch ab- entalischen Mannes, der mehrere Frauen
schätzig für einen einfältigen, ungeschickten hat) abschätzigfiir die Intimpartnerinnen ei-
Mann oder einen in ganz untergeordneter nes polygamen Mannes. „Paschas mit heim-
Funktion. lichem Harem dürfen sich nicht wundern,

165
wenn sie eines Tages verlassen werden“ chen Menschen. 2. oft abschätzig fiir einen
(h ö r z u , Oktober 1976). Konsumenten von Haschisch.
Vgl.: Beifallhascher, -» Effekthascher, Haschbru-
Häretiker der, Haschbubi (Drogenszene: Konsument wei-
cher Drogen), Hasch-Papi (veraltet, scherzhaft zu
(zu griechisch „hairetikos“ = auswählend; einem Produktnamen).
ketzerisch) bildungssprachlich fiir einen Ket-
zer.
Hascherl
(mundartliche Verkleinerung von —» Ha-
Harlekin scher) süddeutsch und österreichisch oft ge-
(eigentlich eine Hanswurstfigur der Com- ringschätzig für ein armes, bemitleidens-
media dell’arte) eine seltene, ofi abschätzige wertes Wesen; ein schwächliches, kränkliches
bildungssprachliche Bezeichnung fiir einen Kind. „... die Entwicklung einer jungen
albernen Spaßmacher. Frau, vom Hascherl zur selbständigen
Frau“ (pl a y g ir l , 5, 1991).
Harpagon Vgl.: armes Hascherl.
(nach der Hauptfigur in Molieres Lustspiel
d e r g e iz ig e ) bildungssprachlich veraltetfiir Haschmich
einen Geizhals. (Satzwort; meist als scherzhafter Ausruf;
auch in der Wendung „einen Haschmich
Hartgeldlude haben“ = übergeschnappt sein) selten fiir ei-
besonders im Jargon des „Milieus“ abschätzig nen Dummkopf.
für einen kleinen Zuhälter, der sich mit
„Kleingeld“ begnügt. Hase
Vgl.: —» Lude.
(Das Fluchtverhalten des Hasen wird als
Feigheit ausgelegt) abfällig fiir einen ängst-
Hartsäufer lichen Menschen.
(Schnaps als „hartes“ Getränk) salopp ab- Vgl.: —> Angsthase, Bammelhase, Banghase, —>
wertend fiir einen Schnapstrinker, Trunk- Betthäschen (Betthase), —> Bönhase, Etappen-
süchtigen. hase, Furchthase, Häschen, heuriger Hase, Ka-
Vgl.: —» Säufer. ninchen, —> Kiniglhas (Kinihas), —» Osterhase,
Sandhase, —> Schißhase, Unglückshase.
Hartschädel = Dickschädel
Haselant
Hasardeur (wohl zu französisch „harceler“ = necken,
(zu französisch „hasard“ = Glück, Glücks- plagen) veraltetfiir einen Possenreißer, Spaß-
spiel; selten gebrauchte weibliche Form: vogel.
Hasardeuse) abschätzig für einen waghalsi-
gen oder verantwortungslosen Menschen, der Hasenfuß
zuviel riskiert. Im Weltkrieg 1914-18 wurde abfällig, auch spöttisch für einen Feigling,
General Ludendorff von seinen Gegnern ängstlichen Menschen.
oft mit dem zweifelhaften Kompliment Vgl.: Hans Hasenfuß, Hasenpeter.
„genialer Hasardeur“ bedacht.
VgL: Hasardspieler. Hasenherz
veraltend fiir einen Hasenfuß. In Schil-
Hasardspieler « Hasardeur lers RÄUBERN heißt es: „... und das schreckt
dich, Hasenherz?“
Hascher
(die erste Bedeutung wohl zu „heischen“ ~ Haspel, der
betteln) 1. österreichisch meist geringschätzig (wohl zu „haspeln“ = überstürzt arbeiten,
für einen armen, bedauernswerten, kränkli- sprechen) besonders süddeutsch und österrei-

166
chisch abschätzig fiir einen ungeschickten, häßliches Entlein
aufgeregten, närrischen Menschen. (nach dem Märchen „Das häßliche junge
Vgl.: Haspler. Entlein“ des dänischen Schriftstellers Hans
Christian Andersen, 1805 — 1875, in dem
Hasser von einem Schwanenküken erzählt wird,
das unter Enten aufwächst und zuerst für
oft abschätzigfiir eine Person, die haßt, haß-
häßlich gehalten wird) geringschätzigfiir ein
erfüllt ist, zu Haßausbrüchen neigt. „Er war
unschönes, unscheinbares Mädchen (das ver-
ein Hasser“, schrieb die z e it (Januar 1994)
borgene, noch nicht erkannte Reize und Qua-
über den SPD-Politiker Herbert Wehner.
litäten hat).
Ein alter Stammbuchvers macht Hoff-
Vgl.: —> -chen (-lein), häßliche Ente.
nung:
„Laß den Neider neiden, Hatsche
laß den Hasser hassen: (eigentlich ein Mundartwort für einen
Was dir Gott bescheren tut, Pantoffel, alten Schuh) ein derbes österrei-
muß man dir doch lassen.“ chisches Schimpfwort fiir ein liederliches
Weib, eine Prostituierte; seltener fiir eine
-hasser Frau, die „hatscht“, aho schleppend, schwer-
fällig geht.
ofi abschätzigfiir eine Person, die jemanden
oder etwas Bestimmtes haßt. Hätschelkind
Vgl.: Deutschenhasser, —> Frauenhasser, -Fres- (zu „hätscheln“ = liebkosen; verwöhnen)
ser, Judenhasser, Kommunistenhasser, Männer-
geringschätzig fiir 1. ein verwöhntes, bevor-
hasserin, —> Menschenhasser, Weiberhasser.
zugtes Kind. 2. eine von bestimmten Leuten
bevorzugte, verwöhnte Person. Im Februar
der häßliche Deutsche 1996 berichtete der Berliner Ta g e s s pie g e l ,
(nach der Übersetzung d e r h ä s s l ic h e der „Demo-Clown“ Christian Specht aus
AMERIKANER des Buches THE UGLY AMERI- Berlin sei ein „Szene-Hätschelkind“ und
CAN von Eugene Burdick und William Le- die t a z habe dem amtlich anerkannten An-
derer aus dem Jahr 1959) eine abfällige alphabeten sogar eine „Schreibecke“ einge-
bildungssprachliche Bezeichnung fiir eine richtet.
Verkörperung des im Ausland wenig ge- Vgl.: Hätschel (schlesisch), Hätschelbübchen (hes-
schätzten Deutschen, der oft ab anmaßend, sisch), —> Kind.
protzig, egozentrisch und vulgär empfunden
wird. Im Deutschen Bundestag sagte 1980 Hatscher
der Abgeordente Roth von der SPD über (von „hatschen“ » schleppend, schwerfällig
den smarten Kollegen Todenhöfer (CDU/ gehen) oberdeutsch abschätzig fiir eine hat-
CSU): „Er sieht zwar aus wie ein Dress- schende Person.
man, aber in ganz Afrika ist er der häßliche
Haudegen
Deutsche!“ 1995 erschien ein Buch von
Wolf Oschlies mit dem Titel: w l a d im ir (ursprünglich ein zweischneidiger Degen,
SCHIRINOWSKI. DER HÄSSLICHE RUSSE UND
dann derjenige, der damit umging) oft ab-
DAS POSTKOMMUNISTISCHE OSTEUROPA.
schätzig fiir einen angriffslustigen, groben,
draufgängerischen Menschen. Daß auch die
Vgl.: der häßliche Amerikaner (im Ausland rück-
sichtslos, selbstsüchtig, primitiv).
Bezeichnung selbst zweischneidig ist und
durchaus anerkennend gemeint sein kann,
zeigt die Überschrift „Der habilitierte Hau-
häßlicher Vogel
degen“, unter der die f r a n k f u r t e r Ru n d -
salopp abwertendfür 1. einen häßlichen, wi- s c h a u im Oktober 1994 einen Nachruf auf
derwärtigen Menschen. 2. eine niederträchti- den amerikanischen Schauspieler Burt
ge, verkommene Person. Lancester brachte.
Vgl.: Häßling, —> Vogel, —» -vogel. Vgl.: alter Haudegen (kaum abwertend).

167
Hauderer Hauklotz
(eigentlich ein altes Wort für einen Fuhr- (eigentlich ein Hackklotz) abschätzigfiir ei-
mann, Mietkutscher) veraltet fiir einen nen grobschlächtigen, unsensiblen Menschen.
Bummler, Zögerer. Vgl.: —» Hackklotz, —> Holzklotz, —> Klotz.

Haupt s. bemoostes Haupt


Haudrauf
(Satzwort) eine seltene abschätzige Bezeich-
Häuptling
nungfiir einen Schläger, einen Menschen, der
(eigentlich der Führer eines Stammes oder
„draufhaut“; vielleicht auch für einen, auf
Dorfes bei Naturvölkern; seit den India-
den man draufhaut. So schrieb jedenfalls
nererzählungen von James Fenimore
der s pie g e l (Januar 1994), Herbert Weh-
Cooper in der ersten Hälfte des 19. Jahr-
ner sei „seit Beginn der Bundesrepublik der
hunderts; bekannt vor allem als Häuptling
Haudrauf der Konservativen“ gewesen.
nordamerikanischer Indianer) spöttisch-iro-
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
nisch für einen Anführer, Leiter, Chef. Der
dagegen gebrauchte 1995 das Wort für ei-
Schriftsteller Alfred Döblin ließ sich über
nen rohen, unsensiblen Boxer, im Gegen-
den „Milchbrei der Phrasen des Kommuni-
satz zu unserem „Gentleman“ Henry
stenhäuptlings Becher“ aus. Er meinte da-
Maske.
mit den „Staatsdichter“ der DDR Johannes
Vgl.: Haudruff (Variante).
R. Becher. Im Februar 1994 berichtete die
z e it über einen Aufruf der Karl May City
Häufchen Elend
AG aus Radebeul an Bundeskanzler Hel-
oft abschätzig fiir einen niedergeschlagenen, mut Kohl: „Winnetous Erben fordern den
betrübten oder einen schwächlich, krank, an- großen Häuptling in Bonn zum Rücktritt
gegriffen wirkenden Menschen. aufl“
Vgl.: Bündel Elend, Häufchen Unglück, Häuflein Vgl.: Banditenhäuptling, —> -ling, Oberhäuptling,
Elend (Variante, z.B. fränkisch), Stück Elend. Paneihäuptling, —> Schmierenhäuptling.

Häufchen Unglück = Häufchen Elend Hauptmacker


salopp abwertendfiir einen Anführer, Anstif-
Haufen ter.
oft geringschätzig fiir eine Personengruppe, Vgl.: —> Macker, —> Obermacker.
Ansammlung von Menschen; meist mit einem
entsprechenden Attribut: ein lahmer, müder, Hauruckfußballer
vergammelter Haufen. Schopenhauer abfällig für einen Fußballspieler, der zwar
sprach oft verächtlich vom „großen Hau- kraftvoll, aber plump und ohne technisches
fen“. Für den s pie g e l war 1993 die SPD ein Können und Eleganz spielt.
„bunter Haufen“. Vgl.: Hauruckfahrer (Autofahrer, der schlecht,
ruckartig fahrt).
Vgl.: Haufen Dreck, übler Haufen, verlorener
Haufen.
Haus s. „hochgelehrtes Haus“, s. tolles
Haus
-häufen
meist abfälligfiir einen ungeordneten, lieder-
Hausdrachen (Hausdrache)
lichen —> Haufen. Die Berliner FDP sei ein
(der Vergleich zwischen der Hausfrau und
„Irrenhaufen“, bekannte Anfang 1994 ein
einem Drachen ist uralt und steht schon im
Parteifreund gegenüber der Presse.
Alten Testament: „Mit einem Löwen, ei-
Vgl.: Ameisenhaufen (Gewimmel, Durcheinan-
nem Drachen wollt ich lieber hausen als
der), Chaotenhaufen, Deppenhaufen (selten),
Dreckhaufen, —> Gammelhaufen, —> Hühnerhau- mit einem bösen Weibe“, Sirach 25,22) spöt-
fen, Irrenhaufen, Krawallhaufen, Lotterhaufen, —> tisch-abschätzig fiir eine zänkische, herrsch-
Misthaufen, —> Pöbelhaufen, —> Sauhaufen, süchtige Ehefrau, Haushälterin o.dergl.
Scheißhaufen, Volkshaufen. Vgl.: —> Drachen (Drache).

168
Hausehre sches Beispiel für die differenzierte
spöttisch-ironisch fiir eine Hausfrau. Verwendung des Wortes lieferte Marcel
Reich-Ranicki I994im s pie g e l in einer Art
Hauskreuz Abrechnung mit der Schriftstellerin Chri-
(eigentlich die Störung des häuslichen Frie- sta Wolf, deren Stasi-Verstrickungen da-
dens; das Kreuz als christliches Symbol von mals ruchbar geworden waren. Er verpaßte
Leid und Mühsal) abfällig fiir eine zänki- ihr das Prädikat „ehrliche Haut“, das in
sche, böse Ehefrau. diesem Kontext nur ironisch gemeint sein
Vgl.: —> Ehekreuz. kann und etwa mit „bieder, blauäugig und
ein bißchen beschränkt“ übersetzt werden
Häuslebauer kann.
(zu „Häusle“, einer schwäbischen Verklei- Vgl.: „brave Haut“, faule Haut, „gute Haut“,
nerungsform von „Haus“) ofi spöttisch fiir Hauterl (österreichisch: gut; altersschwach),
einen (biederen, besitzstolzen) Eigentümer ei- schlechte Haut, wunderliche Haut.
nes neuen Einfamilienhauses.
Haute Volaute
H ausmütterchen (deutsch ausgesprochen; geht zurück auf
spöttisch-abschätzigfiir eine Frau, die immer französisch „haute volee“ = gesellschaftli-
daheim bleibt und mit Leib und Seele Haus- che Oberschicht) spöttisch-ironisch fiir die
frau ist. oberen Zehntausend, die tatsächlich oder an-
Vgl.: —» -chen (-lein), Hauspusselchen. geblich vornehmen Leute.

Hausteufel Häuter
abfälligfiir eine Person, die ihre Mitbewoh- (eigentlich ein abgemagertes Pferd) bay-
ner, Familienangehörigen tyrannisiert, vor risch und österreichisch abschätzig fiir einen
allem eine unverträgliche Ehefrau. armen Teufel oder dummen Kerl.
Vgl.: —» Teufel, —» -teufel.

Hautevolee
Haustrampel
(zu französisch „des gens de haute volee »
eine seltene abfällige Bezeichnung für eine
Leute von hohem Rang) meist spöttisch-iro-
plumpe, ungeschickte Hausfrau oder Hausge-
nisch fiir die vornehme Schicht der Gesell-
hilfin.
schaft, die feine oder „bessere“ Gesellschaft.
Vgl.: —» Trampel.
Vgl: Haut voll Flöh (scherzhafte Verballhornung).
Haustyrann
abfälligfiirjemanden, meist den Familienva- Hechel
ter, der die anderen Hausbewohner tyranni- (eigentlich ein kammartiges Gerät zur Be-
siert. Der Spielfilm d e r Ha u s t y r a n n mit arbeitung von Flachs- und Hanffasern; vgl.
dem Komiker Heinz Erhardt schildert ei- „durchhecheln“) landschaftlich abfällig für
nen solchen Menschen und sein schlimmes eine unverträgliche, zänkische, tratschsüchti-
Schicksal. ge Frau.
Vgl.: —> Ehetyrann, —> Tyrann. Vgl.: alte Hechel, böse Hechel, Hachel (Variante).

Haut Hecht
(im Mittelhochdeutschen ein Scheltwort; (früher mit der Bedeutung „räuberischer
fast nur in Verbindung mit Eigenschafts- Mensch“; meist in Verbindung mit einem
wörtern) oft leicht spöttisch, ironisch oder ge- Adjektiv) oft abschätzig fiir einen jungen
ringschätzig fiir einen Menschen, der Burschen, Kerl; auch anerkennend.
kritisiert oder herablassendgelobt, nicht ganz Vgl.: dünner Hecht, dürrer Hecht, feiner Hecht,
ernst genommen wird; in der Wiener Halb- flotter Hecht, —> junger Hecht, magerer Hecht,
welt auchfiir ein leichtes Mädchen. Ein hüb- toller Hecht (meist anerkennend).

169
Heckenbankert landschaftlich spöttisch, auch abschätzig fiir
(wohl ursprünglich das „hinter der Hecke“ ein dickes Kind, dickes Mädchen.
gezeugte, uneheliche Kind) landschaftlich Vgl.: —> -chen (-lein), —> Kloß.
ab Tadel oder abschätzigfür ein freches, vor-
lautes Kind; selten fiir ein uneheliches Kind. Hehler
Vgl.: —> Bankert. oft abschätzigfiirjemanden, der Eigentums-
delikte begünstigt, verheimlicht und mit der
Heckenschütze Beute Handel treibt; auch übertragen ver-
wendet. „Der Hehler ist schlimmer als der
(zu „Hecke“ als Ort des Heimlichen, Ver-
botenen) oft geringschätzig für jemanden, Stehler“, sagt ein Sprichwort.
der (feige) aus dem Hinterhalt schießt; oft
auch übertragen verwendet. Heide, der
(weibliche Form: Heidin) veraltend abtver-
tendfiir einen gottlosen, unchristlichen, pie-
Hedoniker = Hedonist
tätlosen Menschen.
Vgl.: Heidenpack, Heidenvolk.
Hedonist
(zu griechisch „hedone“ = Lust, Vergnü-
Heiducken
gen) bildungssprachlich oft spöttisch oder ab-
(meist in der Mehrzahl; ursprünglich An-
schätzig für jemanden, dem es vorwiegend gehörige einer ungarischen Söldnertruppe)
um Lust, Spaß und Genuß geht.
landschaftlich scherzhaft oder abschätzig fiir
Vgl.: Hedoniker, —> -ist.
freche Kinder, die immer irgendetwas anstel-
len.
Heer... (-heer)
eine große, allzu große Anzahl von Men- Heiliger s. komischer Heiliger, s. seltsamer
schen, die ab einheitliche Menge gesehen und Heiliger, s. sonderbarer Heiliger, s. wun-
ab störend oder bedrohlich erlebt werden: derlicher Heiliger
Heer von Urlaubern, Millionenheer.
Vgl.: —> Beamtenhcer, Bonzenheer.
heilloser Mensch
(nach dem i. Buch Samuel, wo in Vers
Hefe 25,17 Nabal, der unverschämte Gatte der
(eigentlich ein Gärungs- und Treibmittel klugen Abigail, als „heilloser Mann“ oder
aus Hefepilzen; meist mit einem abhängi- „heilloser Mensch“ bezeichnet wird) veral-
gen Genitiv) in gehobener Sprache abfällig tend abschätzig fiir einen nichtswürdigen,
fiir die unterste, verkommene geselbchaftliche gottlosen Menschen.
Schicht; Abschaum. „Hier verkehrte und
schlief nur das letzte an Hefe und Ausge- Heimatkrieger
stoßenen, Kroppzeug“ (Adam R. Lynen: veraltend fiir einen Mann, der gerne vom
KENTAURENFÄHRE, 1963).
Krieg erzählt, den er aber nur aus der Hei-
Vgl.: Hefe der Gesellschaft, Hefe der Stadt (selten).
mat, aus sicherer Entfernung kennt.

Hefe des Volkes Heimchen


(geht wohl auf das lateinische „faex civita- (eigentlich die wärmeliebende Hausgrillc,
tis“ aus Ciceros Verteidigungsrede „Pro die in Mitteleuropa im Freien nicht über-
Flacco“ zurück) in gehobener Sprache abfäl- wintern kann) geringschätzigfiir eine unauf-
ligfiir die unterste, verkommene Schicht eines fällige, unscheinbare Frau.
Volkes, den Abschaum. Vgl.: —»-chen (-lein).

Hefekloß (Hefeklößchen) Heimchen am Herd


(zu der Redensart „aufgehen wie ein Hefe- (Übersetzung des Titels der Weihnachsge-
kloß“ = schnell zunehmen, dick werden) schichte c r ic k e t o n t h e h e a r t h von

170
Charles Dickens aus dem Jahr 1846) gering- Heinrich (Heinerich)
schätzig fiir eine bedürfnislose Ehefrau, die z. selten fiir einen einfältigen Kerl; Tölpel. 2.
keine anderen Interessen als Familie und salopp, auch abschätzig fiir eine männliche
Haushalt hat. Person, deren Hamen man nicht kennt oder
nicht nennen will
Heimlichkeitskrämer = Heimlichtuer Vgl.: Faxenheinrich, Hein (beides selten), Hinnerk
(norddeutsch: Tölpel).
Heimlichtuer
Heinz
abschätzig für jemanden, der vieles geheim-
hält, heimlich tut oder der sich geheimnisvoll vorwiegend jugendsprachlich salopp ab wer-
gibt. tendfiir einen einfältigen, lächerlichen Bur-
Vgl.: Geheimnistuer, —> Geheimtuer, Heim-
schen.
lichkeitskrämer, —> -tuer. Vgl.: fauler Heinz, Faxenheinz, Heinzi.

Heimtücker Heiratsmuffel
oft abschätzig fiir eine (männliche) Person,
abfälligfiir einen heimtückischen, hinterhäl-
die partout nicht heiraten will, der Ehe ab-
tigen Menschen.
lehnend gegenübersteht.
Vgl.: Heimtück.
Vgl.: —> Ehemuffel, Muffel, —> -muffel.

Heini
Heiratsschwindler
(Koseform von „Heinrich“; Herkunft un-
jemand, der in betrügerischer Weise Heirats-
klar, wohl kaum nach dem mittelalterli-
absichten vorspiegelt.
chen verhüllenden Koboldnamen „Heini“ Vgl.: —> -ler, —> Schwindler.
für gefährliche Wesen, die man nicht bei
ihren Namen nennen wollte) ein Schimpf- Heißsporn
wort fiir eine etwas lächerliche, beschränkte
(Lehnübersetzung des Beinamens „Hot-
oder dumme männliche Person (über die
spur“ von Henry Percy in Shakespeares Kö -
man sich geärgert hat); auch ein veraltetes
n ig He in r ic h IV. durch August Wilhelm
angelsächsisches ethnisches Spottwort fiir ei-
Schlegel, das sich schließlich als Appellati-
nen deutschen Soldaten, Deutschen: du doo-
vum durchgesetzt hat) meist abschätzig fiir
fer, dämlicher, aufgeblasener, seltsamer
einen hitzigen, draufgängerischen Menschen.
Heini.
Vgl.: blöder Heini, grüner Heini (selten: unerfah-
Hektiker
ren), Heino (jugendsprachlich, selten), komischer
Heini. (ursprünglich ein medizinischer Terminus
für einen Schwindsüchtigen) geringschätzig
-heini fiir einen allzu betriebsamen, übernervösen
salopp abwertend, seltener spöttisch fiir eine Menschen. Ein „Hektiker in Cordhose“ war
männliche Person, die sehr allgemein durch Woody Allen im Frühjahr 1996 bei seinem
das im Bestimmungswort Genannte charak- Jazzkonzert in der Frankfurter Alten Oper
terisiert ist. Mehrere der Wörter betreffen für den Berliner Ta g e s s pie g e l .
Berufe und Branchen.
Vgl.: Aktenheini, Babbelheini,—> Blödheini, Bör-
„Held“
senheini, Bundesheini, Büroheini, Dumpfheini, (oft auch in ironischen Wendungen wie:
Faxenheini, —> Filmheini, Flatterheini (ängstlich), „Ihr Helden!“, „Du bist mir vielleicht ein
Glatzcnheini (selten), —> Grüßheini, —> Him- Held!“) spöttisch-ironisch fiir einen gar nicht
beerheini, Kulturheini, Laberheini, —> Pfeifenhei- heldenhaften Menschen, einen Feigling, Ver-
ni, —> Pomadenheini, Quasselheini, Reklameheini
sager, Maulhelden. „He is en Held in de
(in der Werbebranche tätig), —» Saftheini, —>
Samtheini, —> Schmalzheini, Schnüffelheini, Tat- Bottermelk“ (Er ist ein Held in der Butter-
terheini, Versicherungsheini, —» Waldheini, Wim- milch), sagt man in norddeutschem Platt
merheini (wimmernder Schlagersänger). von einem Feigling. Im Gö t t in g e r m u -

171
SENALMANACH von 1777 steht als spöttische Heldenmutter
Grabschrift auf einen Offizier und Weiber- abschätzig fiir eine Frau, die ihren Sohn als
helden das folgende Gedicht: künftigen Kriegshelden zur Welt bringt und
„Hier ruht, von Alters wegen, aufzieht. „Die Nazis haben niemals Mut-
terschaft gefördert, im Gegenteil wollten
Durch Bacchus blind, durch Venus
lahm, sie die .reine* Heldenmutter“ (s pie g e l , Juli
Ein Held, so tapfer wie sein Degen, 1981).
Der niemals aus der Scheide kam.“
Helfershelfer
Vgl.-. ausrangierter Held (veraltet: Invalide, Kriegs-
veteran), „Held der Arbeit“ (Faulenzer, nach dem
(ursprünglich ein Kampfgenosse) abfällig
Ehrentitel der DDR), „Held der Feder“ (veraltet), fiir einen Mittäter, Komplizen, Spießgesellen.
„trauriger Held“.
Hellseher
-held (eigentlich jemand, der hellsehen kann
bzw. dies vorgibt) selten 1. ironisch für einen
spöttisch-ironisch, auch abfällig fiir jeman-
Begriffsstutzigen. 2. abschätzigfiir einen Bes-
den, der aufeine bestimmte Weise kein rich-
serwisser, Überklugen.
tiger, gar kein Held oder ein „Antiheld“ ist.
Ein Beispiel für eine plausible Gelegen-
He-lüggt
heitsbildung lieferte im Januar 1996 Her-
bert Achternbusch in einem f o c u s - (wörtlich: er lügt) an der Nordsee ab scherz-
hafter Berufssport fiir Barkassenkapitäne, die
Interview anläßlich der damals bevorste-
henden Premiere seines neuen Theater- ihren Fahrgästen bei Hafenrundfahrten o.ä.
stückes d e r l e t z t e g a s t : „Früher war ich Seemannsgarn erzählen.
ja ein trauriger Wirtshausheld. Da war ich
oft der letzte Gast, so um zwei, drei Uhr. Hemd
Wenn alle draußen waren und der Wirt salopp abwertend fiir einen unreifen,
aufwischte, bin ich gern allein dagehockt. schwächlichen oder einfältigen Burschen.
Vgl.: aufgeblasenes Nachthemd (Angeber), dün-
Ein schönes Gefühl.“ In Joachim Perinets
nes Hemd, dürres Hemd (beides selten), —> hal-
Singspiel d ie Sc h w e s t e r n v o n pr ä g aus bes Hemd, Hemdling (unerfahren; Versager),
dem Jahr 1794 gibt es die Strophe: müdes Hemd, —» nervöses Hemd, -4 schmales
„Ich bin der Schneider Kakadu, Hemd.
Gereist durch alle Welt,
Und kurz vom Kopfe bis zum Schuh Hengst
Ein Bügeleisenheld.“ (schon in der Bibel ist von „unreinen Trie-
Vgl.: Antiheld, Becherheld, Bierheld, —> Feder- ben“ der Hengste die Rede, Ezechiel 23,20)
held, —> Frauenheld, Kathederheld (veraltet), —> salopp, abschätzig oder auch anerkennendfiir
Maulheld, —> Messerheld, —» Pantoffelheld, Phra- einen grobsinnlichen, wollüstigen Mann.
senheld, —» Pistolenheld, —> Revolverheld, —> Vgl.: alter Hengst, geiler Hengst, schwuler Hengst.
Srammtischheld, Theaterheld, Tugendheld, —>
Weiberheld, Westentaschenheld, —> Wortheld, -hengst
Zungenheld.
salopp abwertend oder spöttisch für einen
Mann, der im Bestimmungswort sehr allge-
Heldengreifer mein charakterisiert ist. Die Mehrzahl der
im Militärjargon salopp abtuertend fiir je- Wörter betrifft berufliche Tätigkeiten.
manden, dessen Aufgabe es ist, neue Soldaten „Versicherungshengste kriegen die Peitsche
in der Bevölkerung aufzuspüren und der Re- zu spüren“, versprach die w e l t w o c h e (Fe-
krutierung zuzufuhren. bruar 1995).
Vgl.: —> Greifer, Helden idau. Vgl.: —» Aktenhengst, Barrashengst, Benzinhengst
(Kraftfahrer), —» Bibelhengst, Brillantinehengst
(selten), Brillenhengst, Bücherhengst, —» Büro-
Hcldenklau = Heldengreifcr hengst, —> Etappenhengst, Federhengst (Schrift-

172
steiler o.ä.), Fickhengst, —> Hurenhengst, —> selbst dazu“, schrieb Christian Morgen-
Karrierehengst, Kathederhengst (Ixhrer), Kom- stern 191L
mißhengst, Kuttenhengst (Mönch), Ladenhengst Vgl.: —» Hammelherde.
(selten), Leithengst, —> Milicärhengst, Parade-
hengst, —> Paragraphenhengst, Partyhengst, —>
Pechhengst, Phrasenhengst, Pomadenhengst,
Herdenmensch
Poussierhengst, Pressehengst, —> Schreibstuben- (schon bei Nietzsche) abschätzig für einen
hengst, Schreibtischhengst, Schürzenhengst, Menschen, der alles so macht wie die anderen,
Tasten hengst, Weiberhengst. der nicht selbständig entscheidet und handelt.

Henker Herdentier
vom Scharfrichter übertragen fiir einen Mör- (Nietzsche sprach von der „Herdentier-
der von Amts wegen, einen „ Vollstrecker“ ei- Moral“) verächtlich fiir einen —> Herden-
ner Schreckensherrschaft. „Handel mit den menschen.
Henkern“, so betitelte die z e it (Januar Vgl.: Herdenvieh, —> Tier, —> -tier.
1994) einen Artikel über die florierenden
Geschäfte deutscher Firmen mit dem Iran. Herdenvieh = Herdentier
In Jakob Haringers Gedicht „macht
nichts“ (1931) stehen die Zeilen: Hereingeschmeckter
„O ihr bürgerlichen und geistigen Hen- süddeutsch oft abschätzigfiir eine Person, die
ker - neu zugezogen ist und aus einer ganz anderen
fiir euch war ich nicht auf der Welt!“ Gegend stammt; auch allgemein fiir einen
Neuling, Eindringling.
Vgl.: Reingeschmeckter (mundartliche Variante).
Henkersknecht
(eigentlich der Gehilfe des Henkers bei der
Hergelaufener
Hinrichtung) selten ab abfällige Bezeich- abfällig für eine Person von zweifelhafter
nungfür einen Büttel, Helfershelfer eines Herkunft, einen (verdächtigen) Fremden.
Henkers; veraltet auch ab allgemeines Vgl.: Dahergelaufener, hergelaufener Habenichts,
Schimpfwort. hergelaufener Kerl.
VgL: Knecht, —» -knecht.
Hering
Henne spöttisch-abschätzigfür einen mageren Men-
ein Schimpfwort für eine unsympathische schen: ein dünner, magerer Hering.
oder dümmliche weibliche Person. Vgl.: ausgenommener Hering (schwächlich, ma-
Vgl.: blöde Henne, dumme Henne, Fensterhenne ger), dürrer Hering, Heringseele, schmaler Hering.
(am Fenster sitzend), Gluckhenne, —> Huhn, —»
Krampfhenne, Streithenne (selten), Sumpfhenne, Heringsbändiger
Suppenhenne. eine gutmütige Berufischeltefür 1. jemanden,
der Fische verkauft oder fangt. 2. einen Ver-
Hennengreifer (Hennentaster) käufer oder Lehrling in einem Lebensmittel-
(ursprünglich jemand, der Hühner nach geschäft.
ungelegten Eiern abtastet) landschaftlich
selten für 1. einen kleinlichen, geizigen Men- Herostrat
schen. 2. einen Schürzenjäger, Frauenhelden. (nach dem Griechen Herostratos, der 356
v.Chr. den Artemistempel in Ephesos in
Herde Brand steckte, um dadurch berühmt zu
(eigentlich eine größere Anzahl zusammen- werden) bildungssprachlich für einen Ver-
gehörender Tiere) abfällig fiir eine größere brecher aus Ruhmsucht. Der s pie g e l , der im
Gruppe unselbständiger, willenlos erschei- November 1993 einen Artikel über den
nender Menschen, die sich treiben undfuhren Mord an John F. Kennedy mit „Herostrat
lassen. „Von hundert, die von ,Menge*, von in Dallas“ betitelte, meinte damit den At-
.Herde* reden, gehören neunundneunzig tentäter Lee Harvey Oswald.

173
„Herr“ „Herrenrasse“
(oft auch in ironischen Wendungen wie ironisch und abfälligfiir die Weißen (die sich
„ein sauberer, feiner Herr“) ironisch fiir ei- den anderen Rassen gegenüber fiir überlegen
nen Mann mit fragwürdigen Charakterei- halten).
genschaften, bei dem der höfliche Zusatz
„Herr" eigentlich nicht angebracht erscheint; „Herrenvolk“
meist in Fügungen zur Verstärkung oder Ver- abfällig, auch ironisch fiir ein Volk, das sich
deutlichung anderen Völkern überlegen vorkommt und
Vgl.: Herr Dingsbums, „Herr Dr. Schlau“ (sehen),
sich entsprechend verhält. „Das einstige wei-
Herr Neunmalgescheit, Herr Neureich, Herr Nie- ße Herrenvolk der Buren“ (s pie g e l , April
mand, Herr Oberlehrer, Herr Ohnemichel (veral- 1994)-
tet), Herr Raffke, Herr Saubermann (nach einer Vgl.: -> Volk, -volk.
OMO-Werbefigur), „Herr und Verbietet“ (scherz-
haft zu „Herr und Gebieter“), Herr von Dings- Herrgott s. hölzerner Herrgott
bums, Herren in Schwarz (Schiedsrichter).
Herumlungerer = Lungerer
Herr Neunmalklug
(ein sprechender Eigenname) spöttisch-iro- Herumtreiber
nisch fiir einen männlichen —> Neunmalklu- i. abschätzigfür einen Menschen mit unsoli-
gen. dem Lebenswandel; Müßiggänger. 2. scherz-
Vgl.: Frau (Fräulein) Neunmalklug, Herr Neun- haft, auch tadelnd für jemanden, der kaum
malgescheit, Herr Neunmalschlau (selten). daheim ist, sich oft auswärts vergnügt.
Vgl.: Herumstreicher, Herumstreuner, Rumtrei-
Herr von Habenichts = Baron von Habe- ber, —> Treiber.
nichts
Herumtreiberin
i. ein weiblicher —> Fierumtreiber. 2. ein le-
„Herr von und zu
benslustiges oder leichtes Mädchen, das sich
(nach der Anredeformel bei Adligen) beson- mit Männern, mit Kerlen herumtreibt.
ders österreichisch spöttisch-ironisch fiir einen
Vornehmtuer. Herzchen
(auch als herablassende Anrede) 1. abschät-
„Herren der Schöpfung“ zigfiir eine gutgläubige, naive Person. 2. iro-
(scherzhafte Bildung mit Bezug auf die bi- nisch und abfällig fiir eine harmlos
blische Schöpfungsgeschichte) spöttisch- erscheinende, aber niederträchtige (weibli-
ironisch fiir bestimmte Männer oder die che) Person.
Männerwelt. Vgl.: —» -chen (-lein).
Vgl.: „Krone der Schöpfung“ (selten: die Frauen).
Herzensbrecher
Herrenfahrer (zu der Redewendung „einer Frau das Flerz
brechen“ = sie in sich verliebt machen und
(dem „Herrenreiter“ nachgebildet) ironisch
sie dann verlassen) geringschätzig, auch an-
für einen Fahrer eines teuren Autos, der so
erkennend für einen Mann, der bei Frauen
fahrt, als ob ihm die Straße gehöre.
viel Erfolg hat, viele Frauenherzen gebrochen
hat. Nach einer bekannten Volksweisheit
Herrenmensch bricht er allerdings vor allem solche Her-
(durch Friedrich Nietzsches Za r a t h u s t r a zen, die schon einen Knacks haben.
von 1883 ein Modeschlagwort geworden)
bildungssprachlich abfälligfürjemanden, der Herzensdieb
sich anderen überlegen fühlt und Herrschaft veraltend, noch scherzhaftfür einen Her-
für sich beansprucht. zensbrecher.
VgL: Herrennatur. Vgl.: —> Dieb.

174
Hesse s. blinder Hesse Heuhüpfer
(eigentlich eine Heuschrecke) landschaft-
Hetäre lich abschätzig fiir eine unstete, sprunghafte
(aus gleichbedeutend griechisch „hetaira“, Person.
eigentlich = Gefährtin) bildungssprachlich Vgl.: —> Grashüpfer, —» Hüpfer.
veraltend, noch spöttisch jur eine käufliche
Geliebte, eine gehobene Prostituierte. Heularsch
derb ab wertend oder tadelndfiir eine weiner-
Hetzer liche oder weinende Person, ein heulendes
verächtlich jur einen Aufwiegler, Verleum- Kind.
der, gehässigen Unruhestifter. Zu einer ge- Vgl.: —» Arsch, -arsch.
wissen Berühmtheit gelangt und vielzitiert
ist Willy Brandts Bemerkung über den Heulboje
CDU-Politiker Heiner Geißler: „Der (eigentlich eine Boje mit eingebauter Sire-
größte Hetzer seit Goebbels“. ne) abfällig fiir 1. einen laut und unschön
Vgl.: —> Aufhetzer, Asyl-Hetzer (selten), Friedens- singenden Sänger, Popsänger. 2. eine weiner-
hetzer (ironisch), Hetzbruder (selten), —> Kriegs- liche oder laut weinende Person. Die Rock-
hetzer, Rassenhetzer, Revancheheczer, —»
sänger der 50er und 60er Jahre, allen voran
Volksverhetzer.
Elvis Presley, wurden sehr oft so genannt.
Hetzredner
jemand, der aufhetzende, aufwiegelnde (poli- heulender Derwisch
tische) Reden fuhrt. (Ein Derwisch ist ein Mitglied eines islami-
schen Ordens, zu dessen Ritual Musik und
Heuchler Tanz gehören) spöttisch und abschätzig fiir
abfällig für einen Menschen, der ständig, oft einen Schlager- oder Popsänger, der mehr
oder in einer wichtigen Angelegenheit heu- heult als singt.
chelt. Der Stuttgarter Oberbürgermeister Vgl.: Derwisch.
Manfred Rommel begab sich auf die Suche
nach dem Guten: „Nach meiner etwas Heuler
pragmatischen Einstellung ist Heuchelei abschätzigfiir i. einen Schlager- oder Popsän-
besser als gar keine Moral, der Heuchler ger, der bei seinem Gesangsvortrag kreischt,
weiß wenigstens, wie er sein sollte.“ (f a z - schluchzt, heult u.dergl. 2. eine laut weinen-
m a g a z in , September 1993). Von Sigmund de, schreiende Person.
Freud stammt die Gelegenheitsbildung Vgl.: —> der letzte Heuler.
„Kulturheuchler“. 1919 brachte die öster-
reichische satirische Zeitschrift d a s n a r - Heulliese = Heulsuse
r e n s c h if f ein Titelgedicht zur ersten
Nummer mit folgender Strophe: Heulmeier
„Tagdiebe seid ihr, Heuchler nur, abschätzig fiir eine weinende oder weinerli-
wertlos bis in die Knochen che Person, ah Tadel fiir ein oft weinendes
und viel habt ihr an der Natur, Kind. Die Bezeichnungen Heuler und
an Menschen schon verbrochen. Heulmeier wurden 1848 zu charakterisie-
Vgl.: —> Erzheuchler, —» -ler, Oberheuchler, renden Schimpfwörtern für die deutschen
T ugendheuchler. Reaktionäre.
Vgl.: —> -meier.
Heugeige
(eigentlich eine lange Stange zur Befesti- Heulpeter
gung des Heus auf dem Heuwagen) ober- landschaftlich ah Tadel oder abschätzig fiir
deutsch spöttisch-abschätzig für eine große, einen oft weinenden Jungen.
hagere Person, ein dünnes Mädchen. Vgl.: Heulbruder, Heulfritze, Heulmichel, —> Pe-
Vgl.: —> Geige. ter, —> -peter.

175
Heulsuse Hiesel (Hiasl)
tadelnd oder abschätzig fiir eine häufig wei- (eigentlich die Koseform des Vornamens
nende (weibliche) Person: du kleine, alte, hy- Matthias; bekannt auch durch den „bayri-
sterische Heulsuse. Für den Grünen- schen Hiesel“, den Wilderer und Räuber
Sprecher Jürgen Trittin ist Margarethe Matthias Klostermayer im 18. Jahrhundert)
Schreinemakers die „Heulsuse der Nati- in Bayern und Österreich abfällig für einen
on . einfältigen, groben Kerl.
Vgl.: Flennsuse, Heulliese, Heulmemme (selten),
Heultrine, Suse, —> -suse, —> Tränensuse. Highbrow
(aus gleichbedeutend englisch „highbrow“,
Heultrine - Heulsuse
eigentlich - hohe Stirn) bildungssprachlich
Heuochse spöttisch-abschätzig fiir einen (arroganten)
(eigentlich ein Heu fressender Ochse; hier Intellektuellen.
Vgl.: Lowbrow (im Deutschen selten: kulturlos).
als Steigerung) ein kräftiges Schimpfwortfür
einen bornierten, begriffsstutzigen Menschen.
Vgl.: —> Ochse (Ochs).
High-Snobiety
(scherzhafte Analogiebildung zu „High-So-
Heupferd ciety“ mit Anlehnung an „Snob“; in engli-
(eigentlich ein volkstümlicher Name der schen Wörterbüchern nicht belegt)
Heuschrecke) Schimpfwort fiir einen dum- spöttisch-ironisch und abschätzigfur eine ge-
men Menschen. sellschaftliche Gruppe snobistischer Leute, die
Vgl.: -> Pferd. vornehm tun und sich irrtümlicherweise für
extraordinär halten.
heuriger Hase Vgl.: Snobiety.
(eigentlich ein Hase in seinem ersten Le-
bensjahr, wenn er noch leichter zu jagen Hilfsbremser
ist; meist in der Negation „kein heuriger (übernommen von den frühen Eisenbah-
Hase“) geringschätzig fiir einen unerfahre- nen) scherzhaft-spöttisch fiir eine Person, die
nen Menschen, Neuling vorübergehend eine Hilfitätigkeit ausübt,
Vgl.: —> Hase. etwa als Hilfslehrer, studentische Hilfskraft,
Hochschulassistent, Hilfigeistlicher usw.
Heuschrecke Vgl.: —> Bremser.
(eigentlich ein großes, pflanzenfressendes
Insekt mit langen Sprungbeinen) ein Hilfsschüler
Schimpfwort für eine unsympathische ältere (die frühere Bezeichnung für einen Sonder-
Frau. schüler) i. geringschätzig für einen Sonder-
schüler. 2. spöttisch-abschätzig fiir eine
Hexe
beschränkte, unwissende Person, der man un-
(im Volksglauben eine weibliche Person,
terstellt, sie habe nur „Hilfsschulbildung".
die mit dem Teufel im Bunde steht und
„... nachdem das Wort ,Hilfsschüler' zum
sich auf schwarze Magie versteht; im Mär-
Schimpfwort geworden ist" (Ma n n h e im e r
chen eine böse, häßliche, alte Zauberin) ein
m o r g e n , September 1975).
Schimpfwort für i. eine bösartige, zänkische
Vgl.: —> Baumschüler.
(häßliche) Frau. 2. eine niederträchtige,
heimtückische und dadurch gefährliche Frau.
Hillbilly
„Die Frau Bürgermeister wurde als manns-
(aus gleichbedeutend amerikanisch „hill-
tolle Hexe verschrien“ (Ludwig Fels: d ie
SÜNDEN DER ARMUT, I975).
billy“, dies aus „hill“ = Hügel und „Billy“,
Vg].: —> alte Hexe, —) Gewitterhexe, Keifhexe, —»
der Koseform von „William“) abfällig fiir
kleine Hexe, Kräuter hexe, rote Hexe (rothaa- einen Hinterwäldler, vor allem einen Weißen
rig), Schlothexe (fränkisch), Schrapphexe (geizig), ohne Bildung und Besitz aus dem Süden der
schwarze Hexe (schwarzhaarig), —> Wetterhexe. USA. ,Hillbillies‘, Bewohner abgelege-

176
ner gebirgiger Gebiete Amerikas: trinkfest, Hinkebein
primitiv, von religiösem Fanatismus er- (eigentlich das Bein des Hinkenden; An-
füllt“ (s pie g e l , Mai 1949). klang an den Teufel. Im Volksglauben
bringt die Begegnung mit einem Hinken-
Himbeerbubi den Unglück) abschätzig ftir eine hinkende
(Das Rosa der Himbeere, von Himbeer- Person. „Da kommt das lange Hinkebein
bonbons steht für Süß- und Weichliches vom Nebenhaus. Der ungesellige Krüppel“
und ist andererseits die Farbe der Homose- (Botho Strauß: n ie m a n d a n d e r s , 1987).
xuellen) abfälligfür 1. einen verweichlichten, Vgl.: Hinkefiiß.
schlaffen Burschen. 2. einen jungen Antialko-
holiker. 3. einen jugendlichen Homosexuel- Hinkeftiß = Hinkebein
len. In der frühen NS-Zeit wurde Ernst
Röhms Stabswachmannschaft als „Him- Hinkel, das
beerbubis“ verspottet. (ein Mundartwort für ein Huhn; meist mit
Vgl: -> Bubi. einem abwertenden Adjektiv) ein beliebtes
westmitteldeutsches Scheltwortftir eine täppi-
Himbeerheini sche, unaufmerksame, dumme oder schwerhö-
spöttisch-abschätzig für 1. ein Muttersöhn- rige (weibliche) Person: ein taubes, dummes,
chen. 2. einen jugendlichen Antialkoholiker. blödes, tolles, närrisches HinkeL
Vgl.: —> Heini, -heini, Himbeer-Toni.
Hinterbänkler
Himmelhund
(wohl nach dem englischen „backbencher“
(„Himmel-“ als Verstärkung wie bei Flü- für einen Abgeordneten, der weder zur Re-
chen) I. abfällig fiir einen Schuft, nieder- gierung noch zum Schattenkabinett der
trächtigen Kerl. 2. abschätzig, aber oft mit
Opposition gehört; dazu die gängige, aber
widerstrebender Anerkennung, für einen nicht durchwegs richtige Einschätzung, die
Draufgänger, Teufelskerl. wichtigen Abgeordneten seien vorne zu
Vgl.: Himmelhöllenhund, —> Hund, —» -hund.
finden) abschätzig fiir einen Abgeordneten,
der im Parlament wenig hervortritt und
Himmelsgucker = Sterngucker
kaum Einfluß hat, dessen eigentliche Aufga-
Himmelskomiker ben aus Klatschen und Abstimmen bestehen.
Vgl.: -ler.
scherzhaft-spöttisch und geringschätzig für
einen Geistlichen; seltener für einen
Hinterbringer
Frömmler.
geringschätzig fiir jemanden, der etwas
Vgl.: Himmelfahrtskomiker, —> Komiker.
zuträgt, heimlich mitteilt, verrät.
Himmelskutscher
scherzhaft, leicht spöttisch für einen Flug- Hinterfotz
zeugführer. (zu „Fotze“) eine vorwiegend oberdeutsche
derbe Schelte fiir einen hinterhältigen Men-
Himmelsstürmer (Himmelstürmer) schen.
ein übereifriger (jugendlicher) Idealist. Vgl.: —» Fotze, Hinterfotziger (sehen).
Vgl.: —> Stürmer, Wolkenstürmer.
Hinterlader
Himmelsziege (eigentlich eine Schußwaffe, die im Gegen-
(eigentlich ein Vogel, eine Bekassine; nach satz zum Vorderlader vom hinteren Ende
einem typischen Fluggeräusch des Vogels, des Laufs geladen wird; hier Anspielung auf
das an das Meckern einer Ziege erinnert) den Analverkehr) salopp abwertend fiir ei-
ein grobes Schimpfwortfiir eine verschrobene, nen Homosexuellen. „Hinterlader! kreisch-
ältliche Frömmlerin. ten sie auf der Dorfstraße hinter mir her“
Vgl.: —> Ziege. (Claude Borell: v e r d a m m t n o c h m a l -

177
1979). Um 1870 nannten
i c h l ie b e d ic h , Hippie
die liberalen n e u e s t e n Na c h r ic h t e n den (zu englisch „hip“ = informiert, modern;
Papst einen „Wunderwirker mit französi- unter Drogeneinfluß stehend) 1. eine veral-
schen Hinterladern“. tende, auch abschätzig verwendete Bezeich-
Vgl.: Hinterpommer. nung für ein „Blumenkind, einen anti-
bürgerlichen, meist jugendlichen Aussteiger
Hinterpommer - Hinterlader in der Hippie-Bewegung oder ihren Ausläu-
fern. 2. in konservativ-bürgerlichen Kreisen
Hinterrücksler spöttisch oder abfällig für einen irgendwie
vorwiegend schweizerisch fiir einen heimtük- ausgeflippt erscheinenden Jugendlichen im
kischen Menschen. „Hippie-Look“.
Vgl.: —»-ler. Vgl.: Althippie, Hippie-Veteran, Yippie (radikal).

Hintertücker Hirnfatzke
(zu „hintertückisch“, einer Vermischung verächtlich fiir einen Intellektuellen.
von „hinterrücks“ und „heimtückisch“) Vgl.: Fatzke, Gehirnfatzke (Nebenform).
landschaftlich für einen hinterlistigen, tücki-
schen Menschen. Hirni
besonders jugendsprachlich abfällig fiir 1. ei-
Hinterwäldler nen dummen, hirnlosen Menschen. 2. einen
(Lehnübersetzung von englisch „back- Intellektuellen oder Intelligenzler. Im Mai
woodsman“, ursprünglich einer Bezeich- 1989 berichtete der s pie g e l von einer „Fie-
nung für Siedler im Osten Nordamerikas sta furiosa für Suffkis, Hirnis und Randa-
jenseits des Alleghenygebirges) spöttisch-ab- los“.
schätzig fiir einen weltfremden, rückständi-
gen, bäurischen Menschen. Friedrich Hirnmensch
Nietzsche bildete mit „Hinterweltler“ eine selten für einen reinen Verstandesmenschen.
Art Steigerung.
Vgl.: -> -ler. Hirnöderi, das
(wohl zu „öde“) in Österreich salopp abiuer-
Hinz und Kunz tendjur einen einfältigen Menschen.
(nach den Kurzformen der verbreiteten
Vornamen Heinrich und Konrad) verächt- Hirnwichser
lichfiir alle möglichen Menschen, jedermann, derb abiuertendfür einen weltfremden Intel-
für nicht standesgemäße Leute. Von Erich lektuellen, reinen Theoretiker.
Kästner (1899 — 1974) stammt das Epi- Vgl.: —> Wichser, —> -wichser.
gramm:
„Der Hinz und der Kunz Hirsch
Sind rechte Toren: salopp, abschätzig oder ah Schimpfwortfiir 1.
Lauschen offenen Munds, einen Mann, jungen Burschen. 2. einen
Statt mit offenen Ohren.“ Dummkopf 3. einen betrogenen Ehemann,
Vgl.: —> Hans und Franz. dem seine Frau „Hörner aufgesetzt“ hat. „Es
gibt Menschen, es gibt auch Hirsche!" sagt
Hippe man als Kommentar zu törichten Hand-
(eigentlich eine Ziege) Schimpfwortfür eine lungen.
häßliche, zänkische weibliche Person: du Vgl.: —> flotter Hirsch, Heimathirsch (Lokalpatri-
neugierige, aufgetakelte, dünne Hippe, „z ie h ot), junger Hirsch, —> Platzhirsch.
d ic h a u s d u a l t e h ippe “ heißt ein Krimi-
nalroman des Musikers und Komikers Hirt (Hirte)
Helge Schneider aus dem Jahr 1994. landschaftlich abschätzig fiir eine männliche
Vgl.; ake Hippe, dürre Hippe. Person: du blöder Hirte.

178
„Hitler“ Wohlstand, Bildung oder eine hohe gesell-
(der Name des nationalsozialistischen schaftliche Stellung vortäuscht; Aufschneider.
deutschen „Führers“ Adolf Hitler als Ap- Der Schriftsteller Alfred Döblin über einen
pellativum) selten als abfällige Bezeichnung Kollegen: „Ich bin dafür, den aufgeblase-
fiir einen tyrannischen, machtbesessenen nen Hermann Broch zu entlarven als litera-
(rechtsradikalen) Menschen, der insofern rischen Hochstapler.“
Hitler vergleichbar ist. Die Boulevardpresse Vgl.: —> -1er, —» Tiefstapler.
gebrauchte fiir den rechtsradikalen russi-
schen Politiker Schirinowski den Ausdruck Hochverräter
„Russen-Hitler“. jemand der ein Verbrechen gegen den inne-
Vgl.: —» „Brutus“, —» „Goebbels“, kleiner Hitler, ren Bestand oder die verfassungsmäßige Ord-
„Nero". nung eines Staates begeht.
Vgl.: —» Verräter, —> -Verräter.
Hitzeblitz
(zu „hitzig“ = aufbrausend, ungestüm; Hockenbleiber
„Blitz“ als binnenreimende Verstärkung) (analog zu —> Sitzenbleiber) landschaftlich
ein süddeutsches Scheltwort fiir einen jähzor- abschätzigfiir I. einen Schüler, der die Klasse
nigen, hitzköpfigen Menschen. wiederholen muß. 2. einen Gast, Wirtshaus-
gast, der nicht rechtzeitig geht. 3. eine Person,
Hitzkopf die nicht geheiratet oder vom Partner verlas-
abfällig fiir einen leicht aufbrausenden, un- sen ivird.
besonnenen Menschen.
Vgl.: —> Bruder Hitzig, Hitzgickel (hessisch), —> Hocker
-köpf (-kopp). abschätzig für jemanden, der allzulange ir-
gendwo herumsitzt, der nicht gehen will.
Hiwi
(Kurzwort fiir „Hilfswilliger“) abschätzig -hocker
für jemanden, der untergeordnete Hilfsdien- geringschätzigfür einen Menschen, der zu oft
ste leistet. und/oder zu lange in einer bestimmten Ört-
lichkeit sitzt, verweilt.
Hobby- Vgl.: Daheimhocker, Dauerhocker, —> Kneipen-
i. oft spöttisch oder geringschätzig fiir eine hocker, —» Nesthocker, Ofenhocker, Sesselhok-
Person, die eine anspruchsvolle Tätigkeit nur ker (schweizerisch: klebt am Amt), —> Stuben-
als Hobby und somit unfachmännisch be- hocker, —> Wirtshaushocker.
treibt. 2. spöttisch-abschätzig für jemanden,
der von seinem Beruf wenig versteht, ihn wie hoffnungsloser Fall
ein Amateur ausübt. (aus dem Wortschatz der Ärzte) scherzhaft,
VgL: Amateur-, Hobby-Archäologe (selten), auch abschätzig für einen Menschen, der in
Hobby-Kapitän, Hobby-Philosoph, Hobby-Poli- einer bestimmten Hinsicht unverbesserlich er-
tiker, Hobby-Soldat (Offizier auf Zeit). scheint.

„hochgelehrtes Haus“ Hofkamarilla


(zu „gelehrtes Haus“ bzw. altertümelnd geringschätzig fiir eine mitregierende, ein-
„hochgelahrtes Haus“ für einen sehr ge- flußreiche Clique bei Hof.
lehrten Menschen) selten als ironische Be- Vgl.: Hofklüngel, -> Kamarilla.
zeichnung für eine Person, die mit ihrem
Wissen, ihrer Bildung prahlt. Höfling
(eigentlich ein Mitglied eines Hofes, Hof-
Hochstapler staates) abfälligfür einen unterwürfigen, sei-
(aus gaunersprachlich „hoch“ = vornehm nem „Herrn" treu ergebenen Menschen. In
und „stapeln“ = betteln, tippeln) abfällig der Programmzeitschrift t v -s pie l f il m
für jemanden, der in betrügerischer Absicht (November 1995) stand über den Boxwelt-

179
meister Henry Maske, er „degradiert sich definierte in seinem h is t o r is c h e n
zum beredten Höfling seines Haussenders Sc h l a g w ö r t e r b u c h von 1906 das „große
RTL.“ Der s pie g e l (August 1995) schrieb Tier“ so: „pomphaft auftretender Würden-
über den deutschen Bundesminister für be- träger oder sonstiger Wichtigtuer“.
sondere Aufgaben Friedrich Bohl: „Wenn Vgl.: berühmtes Tier, großes Vieh, hohes Vieh, —>
Kohl in seiner Nähe erscheint, schrumpft Tier.
der Minister zum Höfling.“
Vgl.: -> -ling. Hohler
(zu „hohl“ = dumm) jugendsprachlich abfäl-
Hofnarr lig für einen dämlichen oder äußerst unsym-
(früher ein Spaßmacher und Unterhalter pathischen Kerl.
an einem Hof) spöttisch-abschätzig für eine
clownhafie, alberne Person. Der Berliner TA- Hohlkopf
GESSPIEGEL berichtete im Februar 1966 von Schimpfwort fiir einen dummen, geistlosen
einem Film über den Berliner „Demo- Menschen. Goebbels sprach 1939 von
Clown“ Christian Specht. Als Überschrift „übergescheiten Hohlköpfen“.
wählte man: „Der Hofnarr legt die Papp- Vgl.: hohler Kopf, —> -köpf (-kopp).
nase ab".
Vgl.: Hofzwerg, Narr, —> -narr. Holdrio
(eigentlich ein Freudenrufoder Jodler) eine
Hoffat veraltete, ofi geringschätzig verwendete Be-
(früher und noch in Österreich ein Ehren- zeichnung für einen leichtlebigen Genuß-
titel für Beamte) österreichisch abschätzig menschen.
für einen umständlichen, langsamen Büro-
kraten. Höllenbraten = Satansbraten

Hofschranze, die (der) Höllenbrut


verächtlich fiir einen schmeichlerischen —> ein veraltendes starkes Schimpfwortfiir übles
Höfling. Um 1870 gebrauchte der Nü r n - Gesindel.
b e r g e r An z e ig e r für die Heiligen den lä- Vgl.: —> Brut, —> -brüt, Höllengezücht, Höllen-
sterlichen Ausdruck: „himmlische Hof- pack (selten), —» Satansbrut, —» Teufelsbrut.
schranzen“.
Vgl.; —> Schranze. Höllenhund
(in der Mythologie der Wachhund am Ein-
Hofschreiber gang zur Unterwelt) ein übler, niederträch-
(früher ein Schreiber bei Hof) spöttisch-iro- tiger Kerl; auch widerwillig anerkennend im
nisch für einen Journalisten oder Schriftstel- Sinne von „ Teufelskerl“.
ler, der stets ganz im Sinne einer Regierung, Vgl.: —> Hund, —» -hund.
Partei, Firma o.dergl. schreibt.
Vgl.: Hofliterat, —> Schreiber. Holofernes
(der Name des assyrischen Feldhaupt-
Höhenflieger manns aus dem Alten Testament, der von
(zu „Höhenflug“, eigentlich = Flug in gro- Judith erschlagen wurde) landschaftlich ab-
ßer Höhe) selten als geringschätzige Bezeich- fällig fiir einen plumpen, ungeschickten, ein-
nung fiir jemanden, der „abhebt“, sich fältigen Mann.
Illusionen und Spekulationen hingibt.
Vgl.: geistiger Höhenflieger. Holzbock
(nach dem groben Holzgestell) landschaft-
hohes Tier (großes Tier) lich abwertend fiir eine langweilige, sture,
meist leicht ab wertend für eine Person von plumpe Person.
hohem Rang und Ansehen. Otto Ladendorf Vgl.: —> Bock, —> -bock.

180
hölzerner Herrgott Honigkuchenpferd
(geht auf einfache Holzplastiken des Ge- (eigentlich ein lebkuchenartiges Gebäck
kreuzigten zurück) selten fiir einen unbehol- in Form eines Pferdes; nach der Wendung
fenen, ungelenken Mann. „grinsen/lachen/strahlen wie ein Honig-
kuchenpferd“ = sich sichtlich freuen) ab-
Holzer schätzig fiir einen einfältigen, läppischen
(meint eigentlich den Holzhacker) abschät- Menschen.
zig fiir einen sehr unfairen und schlechten Vgl.: Pferd.
Fußballspieler.
Honigmaul
Hoizhacker eine seltene derbe Scheltefiir einen Schmeich-
(eigentlich ein Holzfäller oder ein Mensch, ler.
der Holz kleinhackt) abfällig für i. einen Vgl.: —> -maul.
unfair spielenden und schlechten Fußballer.
2. einen gefühllosen Klavierspieler. Honigscheißer
Vgl.: —» Hacker. derb abwertendfür einen Schmeichler, heim-
tückischen Menschen.
Holzhammer- Vgl.: —■» Scheißer.
(der Holzhammer als sprichwörtliches
Werkzeug für plumpe, rücksichtslose Be- Hooligan
einflussung) eine geringschätzige Bezeich- (Herkunft unklar, vielleicht der Name ei-
nung fiir jemanden, der in seinem Beruf ner irischen Familie von notorischen Rauf-
Holzhammermethoden anwendet, der auf bolden) abwertend fiir einen jungen Mann
plumpe, grobe Weise aufandere einwirkt, et- oder jugendlichen, der meist gemeinsam mit
wa, um ihnen etwas beizubringen, einzu- Gleichgesinnten provozierend und gewalttä-
bleuen. tig auftritt; insbesondere ein Fußballrowdy.
Vgl.: Holzhammerkomiker (derbe, schlichte Spä- Vgl.: Fußball-Hooligans, Hools (Kurzform).
ße), H olzham merpädagoge, H olzham merp ol iti -
ker. Hopfenstange
(eigentlich die lange Stange, an der sich der
Holzklotz Hopfen emporrankt) spöttisch-abschätzig
abschätzig fiir einen plumpen, sturen, unge- fiir eine lange, dürre (weibliche) Person.
hobelten Menschen. Vgl.: —> Bohnenstange, —> Stange.
Vgl.: —> Hackklotz, —> Hauklotz, —» Klotz.
Hoppla-jetzt-komm-ich-Typ
Holzknecht (nach dem beschwingten Motto „Hoppla,
(früher ein Holzfäller) landschaftlich selten jetzt komm ich!“, das durch den Spielfilm
für einen groben, ungehobelten Kerl. d e r Sie g e r mit Hans Albers aus dem Jahr
1932 sehr bekannt wurde) veraltend und
Holzkopf meist abschätzig fiir einen Draufgänger oder
abfällig fiir einen geistig unbeweglichen, be- einen egozentrischen, aufdringlichen Men-
griffsstutzigen Menschen. schen.
Vgl.: —> -köpf (-kopp). Vgl.: —> Typ, —» -typ.

Holzwurm Hopsdohle = Hupfdohle


(eigentlich eine im Holz lebende Larve) Be-
rufsschelte für Schreiner, Tischler, Zimmer- Hopser
leute. eine seltene abschätzige Bezeichnung fiir ei-
Vgl.: -> Wurm. nen wilden oder schlechten Tänzer.

181
Horcher Hornvieh
jemand, der lauscht, heimlich mithört. Be- (analog zu Rindvieh) ein grobes Schimpf-
kannt ist das Sprichwort: „Der Horcher an wort für einen sehr dummen Menschen.
der Wand hört seine eigne Schänd!“ Friedrich Nietzsche beklagte sich 1889 in
Vgl.: Aushorcher, Horcher an der Wand. ECCE h o m o : „Gelehrtes Hornvieh hat
mich ... des Darwinismus verdächtigt.“
Horde Vgl.: Hornviech (Variante), —> Vieh.
meist abschätzig fiir eine lästige, bedrohliche
Schar von Kindern, Reportern, Urlaubern, Hose s. tote Hose
plündernden Landsknechten usf. In Peter
Handkes Pu b l ik u m s b e s c h im pf u n g wer- Hosenbrunzer
den die Zuschauer mit dem Anwurf „Ihr oberdeutsch derb abwertend fiir einen Feig-
roten Horden!“ kurzfristig erheitert. ling oder unreifen Burschen.
Vgl.: braune Horden (Nazis). Vgl.: Brunzer, Hosenpisser.

-horde
Hosenkacker = Hosenscheißer (Hosen-
mehr oder weniger abwertend für eine —>
schisser)
Horde einer bestimmten Sorte. Das Bestim-
mungswort selbst muß nicht abwertend
sein. Schlimm, was Jean Paul nach einer Hosenpauker
Begegnung mit Friedrich Wilhelm Joseph veralteter Berufispottfiir einen Lehrer.
Vgl.: —» Arschpauker, —> Pauker, Prügelpauker,
Schelling im Jahre 1797 an Ch. Otto
Steißpauker.
schrieb: „Schelling sprach ich im Museum;
er gefällt mir so wenig als die ganze ver-
Hosenscheißer (Hosenschisser)
fluchte Philosophen-Horde“.
i. derb abwertend für einen Angsthasen,
Vgl.: Barbarenhorde, Jungenhorde (kaum abwer-
tend), Menschenhorde, —» Räuberhorde. Feigling. 2. kosende Scheltefiir einen kleinen
Jungen, Säugling.
Horizontalgewerblerin Vgl.: Hosenkacker, Scheißer, —> Schisser.
(zu „horizontales Gewerbe“ = Prostitution)
salopp, auch abwertendfür eine Prostituierte. Hosenseicher
Vgl.: Horizontale, horizontale Dame, horizontales oberdeutsch derb abwertend fiir einen Feig-
Mädchen. ling, Angsthasen.
Vgl.: Hosenpisser, —> Seicher.
Hörnerträger (Hornträger)
(zu der Redensart „jemandem Hörner auf- Hosentrompeter
setzen“ = den Ehemann betrügen) veral- derb abwertendfiir 1. einen Hosenscheißer
tend spöttisch-abschätzig für einen von der (Hosenschisser). 2. einen laut furzenden
Frau betrogenen Mann, Ehemann. Von Menschen.
Christoph Ludwig Pfeiffer (1730*-?)
stammt ein „Scherzhaftes Lobgedicht auf
Hospes
den Knastertobak“, in dem es heißt:
(aus lateinisch „hospes“ « Gastfreund) be-
„Seht jenen alten Hörnerträger,
sonders süddeutsch abschätzig fiir einen när-
dem dort sein Weib bei Tag und Nacht
rischen, albernen, schusseligen Menschen.
So manches Dutzend junge Schwäger
In seinem frommen Beisein macht!“
Hottentotte
Vgl.: —> Gehörnter, Hornbock, Hornhans (beides
selten). (eigentlich ein Angehöriger eines Misch-
volkes in Südwestafrika; aus niederländisch
Hornochse (Hornochs) „hotentot“ = Stotterer, da deren Sprache
ein Schimpfwortfiir einen dummen, begriffs- den Kolonialherren völlig unverständlich
stutzigen Menschen. war) ein Schimpfwort fiir einen dummen,
Vgl.: —» Ochse (Ochs), Riesenhornochse. unkultivierten, lächerlichen Menschen. In

182
seinem Gedicht „macht nichts“ aus dem Hüftwackler (Hüftenwackler)
Jahr 1931 schimpft Jakob Haringer: „Oh ihr veraltend spöttisch-abschätzig fiir einen
falschen Hottentotten“. Rock n Roll-Sänger, der bei Bühnenauftritten
Vgl.: Hottentottenboy (veraltet: lächerlicher seine weiblichen Fans mit heftigen Hüftbewe-
Geck), Hottentottenvenus (selten: dicke Frau).
gungen entzückt.
Vgl.: Hüftenverrenker, —> -ler.
-huber
(nach dem häufigen Familiennamen Hu-
Huhn
ber) abwertend fiir eine männliche Person,
die etwas Bestimmtes übertrieben und eng- (fast immer mit einem negativen Attribut)
stirnig betreibt. ein häufiges mildes Schimpfwortfiir eine son-
Vgl.: Bildungshuber, Faktenhuber, Geilhuber, —> derbare (weibliche) Person: ein ulkiges, ah-
Geschaftlhuber (Gschaftlhuber), —> Grantlhuber, nungsloses, armes, junges, total ausgeflipptes
—» Krafthuber, —> Kunsthuber, Parteihuber (sel- Huhn. „Ihr seid ja nervöse Hühner!“ erwie-
ten), Pulverhuber (veraltet: Militarist), Reformhu- derte 1980 der damalige deutsche Bundes-
ber, —» Schwindelhuber, —» Stoffhuber, —» kanzler Helmut Schmidt auf erregte
Wühlhuber.
Zurufe aus den Reihen der konservativen
Opposition.
Hübschling = Schönling
Vgl.: albernes Huhn, ausgeflipptes Huhn (jugend-
sprachlich), blindes Huhn, blödes Huhn, dum-
Huckebein s. Hans Huckebein mes Huhn, gelehrtes Huhn, —» Henne, Hühner
(Mädchen, „Weiber“), Junghühner (Mädchen),
Hudei, der komisches Huhn, lahmes Huhn, leichtsinniges
Huhn, närrisches Huhn, Schneehuhn (selten: fri-
(eigentlich ein Lappen, Stoffetzen) land- gide Frau), —» Sumpfhuhn, —> Suppenhuhn, tolles
schaftlich weit verbreitet für einen verkom- Huhn, Unglückshuhn, verdrehtes Huhn, vergeßli-
menen, liederlichen Menschen; Schlampe. ches Huhn, —> verrücktes Huhn, —> versoffenes
Vgl.: Hudelbube (schweizerisch), Hudelmetz (ver- Huhn.
altet).
Hühnerdieb
Hudeler (Hudler)
abschätzig fiir einen kleinen Gauner, Klein-
(zu „hudeln“) landschaftlich abschätzigfürje- kriminellen.
manden, der übereilt, hastig arbeitet, handelt.
Vgl.: —> Dieb, —» Eierdieb, Karnickeldieb.
Vgl.: -ler, —> Lobhudler (Lobhudeler).

Hühnerficker
Hudelpack
landschaftlich für Gesindel, Lumpenpack. ein vulgäres Schimpfwort fiir einen äußerst
Vgl.: —» Pack, —> -pack.
unsympathischen, abscheulichen Kerl.
Vgl.: —> Ficker, Hennenvögler (bayrisch).
Hudelvolk (Hudelvölkchen)
veraltetfiir verwahrloste, zerlumpte Leute. Hühnerhaufen
Vgl.: —> -chen (-lein), Volk, —> -volk. (übertragen von der Vorstellung durchein-
anderrennender aufgescheuchter Hühner)
Hudriwudri, der abschätzigfiir eine planlos, konfus agierende
(Wortklangspiel) österreichisch abschätzig Gruppe von Personen. Im Februar 1995 be-
fiir einen unkonzentrierten, unruhigen, zeichnete ihr Präsident die Fußballmann-
schusseligen Menschen. „Vergesse ich denn schaft der Frankfurter Eintracht öffentlich
so etwas - bin ich denn ein solcher Hudri- als „Hühnerhaufen“. Der CSU-Generalse-
Wudri, ein oberflächlicher“ (Hugo von kretär Erwin Huber über die Schwesterpar-
Hofmannsthal: d e r u n b e s t e c h l ic h e , tei CDU im November 1993: „aufge-
1923, gedr. 1956). scheuchter Hühnerhaufen“.
Vgl,: Hudriwusch (Nebenform). Vgl.: —> Haufen, —> -häufen.

183
Hulda Vgl.: Bettelhund (selten), Bluthund, Galgen-
hund, —> Himmelhund, —> Höllenhund, Hunde-
(nach dem weiblichen Vornamen „Hulda“;
hund (norddeutsch), -> Jagdhund, Kettenhund,
zu „hold“; bekannt geworden durch den Küchenhund (kriecherisch), Lausehund (Laus-
Schlager „Ist denn kein Stuhl da für meine hund), -> Lumpenhund, -> Misthund, Neidhund,
Hulda?“) salopp abwertend fiir eine weibli- —> Sauhund, Scheißhund, —> Schweinehund, —>
che Person (als Frau, Partnerin, Begleiterin Spürhund, —> Wachhund, —> Windhund.
eine Mannes); ofifiir ein geziertes Mädchen.
Hund von einem ...
Humanitätsapostel i. Verstärkung eines Schimpfworts im Sinne
ironisch fiir jemanden, der in idealistischer von „besonders gemeiner ...“, etwa „Hund
Weise humanitäre Ziele einfordert. von einem Verräter“. 2. Abwertung eines
VgL: “> Apostel, —» -apostel. neutralen Wortes, meist einer Berufs- oder
Amtsbezeichnung, im Sinne von —> Hund,
Hummel beispielsweise „Hund von einem Verleger“.
geringschätzig fiir eine aufgeregte, unruhige
Person; ein unstetes, leichtfertiges Mädchen. Hunde-, Hunds-
Vgl.: närrische Hummel, —> wilde Hummel. iiberwiegend Verstärkungen von Schimpf-
wörtern fiir besonders verachtete, nichtswür-
Hund dige Personen oder Beschimpfungen über
i. ein grobes Schimpfwort für einen nieder- Körperteile des Hundes.
trächtigen, gemeinen Kerl; Lump; landschaft- Vgl.: Hundehund (norddeutsch), Hundekerl
lich auch mit widerwilliger Anerkennung 2. (Hundskerl), Hundekopp (verschlagen), Hunde-
in Verbindung mit einem entsprechenden At- pack, Hundeschnauze (gefühllos), Hundsbagage,
tribut abschätzig oder verächtlich fiir eine Hundsbeute!, Hundsfotze (Hure; Feigling, Verrä-
(männliche) Person: ein hinterhältiger, ver- ter), Hundsgesindel, Hundsteufel (bayrisch).
rückter, dummer, gottverdammter, dami-
Hundenarr
scher, selten dämlicher, eiskalter, elender,
meist geringschätzigfiir eine Person mit einer
verlogener Hund. „Eigentlich ein Hund,
übersteigerten, als närrisch empfundenen
dieser Goethe. Er wußte doch, daß er
Vorliebe fiir Hunde.
Schwindel trieb urteilte Gottfried
Vgl.: —> Narr, —> -narr.
Benn. Jean Paul Wallot, der Architekt des
Reichstags in Berlin, notierte über Kaiser Hundertfünfundsiebziger
Wilhelm II., der seine Arbeit bekrittelte (nach dem einschlägigen ehemaligen Para-
und behinderte, wo er nur konnte: „ein ge- graphen 175 des Strafgesetzbuchs; ur-
wöhnlicher, niederträchtiger Hund!“ Scho- sprünglich wohl verhüllend) veraltend
penhauer dagegen pflegte seinen Pudel mit abschätzigfür einen Homosexuellen.
einem groben „Mensch!“ zu beschimpfen,
wenn dieser sich schlecht benahm. Hundertfünfzigprozentiger
Vgl.: —> armer Hund, —> blöder Hund, bunter (als scherzhafte Steigerung zu „hundert-
Hund (auffällig), —> falscher Hund, —> fauler
prozentig“ gebildet) spöttisch-abschätzig
Hund, —» feiger Hund, feiner Hund, fieser
Hund, frecher Hund, gemeiner Hund, gerissener fiir einen übereifrigen, fanatischen Anhän-
Hund, Hund mit Geweih (selten: dumm), —» ger, Verfechter, Vertreter einer Ideologie, Re-
krummer Hund, raffinierter Hund, räudiger ligion o.ä. Fast immer.sind National-
Hund, —» scharfer Hund, sturer Hund, toller sozialisten oder Kommunisten damit ge-
Hund, tollwütiger Hund, —> Underdog, ver- meint.
fluchter Hund, zäher Hund (auch anerkennend).
VgL: Hufu (Abk. aus DDR-Zeiten), Hundertpro-
zentiger (schwächer), Zweihundertprozentiger
-hund (stärker).
Schimpfwortfiir eine (männliche) Person; ofi
eine Verstärkung von „Hund“. Das Bestim- Hundeseele
mungswort ist fast immer ein abwertendes verächtlichfür einen kriecherischen, würdelos
oder negativ besetztes Substantiv. ergebenen Menschen.

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Hundesohn Hungerleider
ein derbes Schimpfwort fiir einen nieder- abschätzigfur i. einen mittellosen Menschen,
trächtigen, gemeinen Mann. der in ärmlichen Verhältnissen lebt. 2. einen
Vgl.: —> Sohn einer Hündin. Geizkragen. Friedrich Rückert reimte:
„Daß nicht alt und junge Neider
Hündin s. läufige Hündin, s. Sohn einer Mich verschrein als Hungerleider.“
Hündin
Hungerturm
Hundling (früher ein Gefängnisturm, in den man je-
besonders süddeutsch fiir einen Hund, ofi manden warf, um ihn verhungern zu las-
anerkennend gebraucht. sen) scherzhaft-spöttisch ftir einen dünnen,
Vgl.: —> ding. hochaufgeschossenen Menschen.

Hundsbube Hunne
ein oberdeutsches grobes Schimpfwort fiir ei- (eigentlich ein Angehöriger eines früheren
nen frechen fungen, einen fungen, über den asiatischen Nomadenvolkes, das auf seinen
man sich ärgert. „Hundsbuam Miserablige“ Eroberungszügen Angst und Schrecken
ist der Name einer Rockband (1996). verbreitete) 1. abfällig fiir einen barbari-
Vgl.: —> Bube (Bub). schen, zerstörungswütigen Menschen. 2. ein
veraltender Spott- und Schimpfname beson-
Hundsfott ders der Engländer fiir einen Deutschen,
(eigentlich das Geschlechtsteil der Hün- deutschen Soldaten. Den Anstoß dazu liefer-
din; wohl nach dem Verhalten der läufigen te eine dümmlich-nationalistische Rede
Hündin, das als schamlos empfunden von Kaiser Wilhelm II. im Jahre 1900 vor
wird) derb abwertendfiir einen niederträch- deutschen Soldaten, die zur Niederwer-
tigen, ehrlosen Kerl, Schuft. Die Mehrzahl fung des Boxeraufstandes nach China fuh-
„Hundsfötter“ kommt auch in Mozarts ren: „... Wie vor tausend Jahren die
Briefen vor. Hunnen unter ihrem König Etzel sich ei-
Vgl.: —» Fotze, Hundsfotze. nen Namen gemacht, der sie noch jetzt in
der Überlieferung gewaltig erscheinen läßt,
Hundsknochen so möge der Name Deutschland in China
derbes Schimpfwortfiir einen elenden, gemei- in einer solchen Weise bekannt werden,
nen Menschen. daß niemals wieder ein Chinese cs wagt,
Vgl.: —» Knochen. etwa einen Deutschen auch nur scheel an-
zusehen.“
Hundskrüppel Vgl.: Asphalthunne (rücksichtsloser Kraftfahrer),
Benzinhunne (veraltet), Motorradhunne (selten).
ein vorwiegend süddeutsches derbes Schimpf-
wort fiir einen niederträchtigen Menschen Hupfdohle
oder einen unfolgsamen, frechen fungen. scherzhaft-spöttisch für eine Tänzerin, Re-
Vgl.: elender Hundskrüppel, —> Krüppel.
vuetänzerin, Ballettänzerin. „Die Entwick-
lung des Revuetanzes zeigt ganz deutlich,
Hünenweib
daß die Hupfdohlen von 1847 schon mehr
(zu „Hüne“, eigentlich = Hunne) scherz-
zeigten als verhüllten“ (Ma n n h e im e r m o r -
haft, auch abschätzigfur eine „hünenhafte“, g e n , Oktober 1976).
große und starke Frau. Vgl.: —> Dohle, Hopsdohie (Variante), Hupfjule
Vgl.: —> Riesenweib, —> Weib, —> -weib. (selten), Hupftöle (entstellt, angelehnt an „Töle“),
Huppdolle.
Hungergestalt
geringschätzig fiir einen abgemagerten, dür- Hüpfer
ren Menschen. i. geringschätzigfiir einen unternehmungslu-
Vgl.: —» Gestalt. stigen, unerfahrenen jungen Burschen, den

185
man nicht ernst nimmt; meist: ein junger Hurenbock
Hüpfer. 2. selten spöttisch fiir einen Hinken- ein derbes Schimpfwort fiir 1. einen herum-
den. hurenden, wollüstigen, sexuell ausschweifen-
Vg!.: —> Grashüpfer, —> Heuhüpfer, Hupfer den Mann. 2. einen Zuhälter.
(mundartliche Variante), —> junger Hüpfer. Vgl.: —> Bock, -bock, Hurenkerl.

Hürchen Hurenhengst
derb abwertend fiir einen herumhurenden,
abschätzigfiir eine junge —> Hure.
sexuell ausschweifenden Mann.
Vgl.: —> -chen (-lein). Vgl.: —» Hengst, -> -hengst.

Hure Hurenjäger
(zu althochdeutsch „huor“ = Ehebruch) i. abfilligfiir einen häufigen Besucher von Bor-
meist abschätzig fiir eine Prostituierte. 2. ein dellen.
derbes Schimpfivortfür eine sehr leichtlebige, Vgl.: -> -jäger.
liederliche oder untreue Frau.
Hurenkerl = Hurenbock
Vgl.: Amihure (veraltet), —> Badhur, Bahnhofshu-
re (heruntergekommen), —> Edelhure, Hafenhure,
Hure von Babylon (veraltet), Landsknechtshure
Hurenkind
(veraltet), Luxushure, —> Maulhure (Maulhurer), i. eine seltene abfällige Bezeichnung fiir das
Negerhure (vor allem nach 194$), Pfäffenhure Kind einer Prostituierten. 2. verächtlich für
(heimliche Geliebte eine Geistlichen), Soldatenhu- ein uneheliches Kind. Uneheliche oder Kin-
re, Straßenhure. der von Prostituierten galten früher als vom
Glück begünstigt. Daher auch das Sprich-
Huren- wort: „Dem Hurenkind den Daumen
i. abfällig fiir eine Person, die in der im drücken, ist besser als die Mutter ficken!“
Grundwort genannten Weise mit einer Hure,
mit Huren zu tun hat, beispielsweise als Frei- Hurenmensch, das
er. 2. Steigerung von Schimpfwörtern ohne landschafilich derb ab wertend fiir 1. ein lie-
direkten Bezug zu Prostituierten. derliches Mädchen. 2. einejunge Prostituierte.
Vgl.: —> Mensch.
Vgl.: Hurenbagage, Hurengesindel, Huren mutter
(Bordellwirtin), Hurenpack, Hurensack (schwä-
bisch), Hurensiech (besonders südwestdeutsch). Hurensäckel
ein landschafiliches derbes Schimpfivort fiir
Hurenbalg einen verächtlichen Kerl oder einen Mann,
über den man sich sehr geärgert hat.
verächtlich fiir ein uneheliches Kind. Thad-
Vgl.: —> Säckel.
däus Troll nannte es „Fallobst vom Baum
der Erkenntnis“. Hurensohn
Vgl.: —» Balg. (Übersetzung von englisch „son ofa bitch“;
seit dem 15. Jahrhundert) ein derbes
Hurenbankert Schimpfivort fiir einen gemeinen, nieder-
abfällig fiir 1. ein uneheliches Kind. 2. einen trächtigen Kerl.
mißliebigen Burschen.
Vgl.: —> Bankert, Nuttenbankert (unehelich; Kind
Hurentreiber = Schnalientreiber
einer Prostituierten).
Hurenweib
selten fiir eine —> Hure.
Hurenbeutel
Vgl.: —> Weib, —> -weib.
derb abwertend fiir 1. einen geilen Mann;
Freier. 2. einen Zuhälter. 3. einen mißliebi- Hurenwirt
gen Menschen. salopp abwertendfür einen Inhaber, Betrei-
Vgl.: —> Beutel, —» -beutel. ber eines Bordells. Aus den ersten Reforma-

186
tionsjahren stammt der folgende Anfang Hutzel
eines Briefes an die Äbtissin des Klosters (eigentlich eine gedörrte Frucht, vor allem
Rissau in Sachsen: „Der würdigen Erzhure eine Birne) salopp, auch abschätzig fiir ein
und Äbtissin zu Rissau, meiner gnädigen runzliges altes Weib. In seinem schwäbi-
Hurenwirtin, zu Händen“. schen Schimpfwörterbuch weist Thaddäus
Troll darauf hin, daß die Zeit als saftige
Hurer Birne kürzer ist als die Hutzelzeit. Und er
veraltet derb abwertendfiir einen herumhu- fügt hinzu: „Denk dra, Mädle!“
renden, unzüchtigen Mann. Vgl.: alte Hutzel, Hutzelweib (Hutzelweiblein).
Vgl.: Maulhure (Maulhurer).
Hutzelmännchen
Hurrapatriot (im Märchen ein „Heinzelmännchen“, ein
(zu dem Beifalls- und Begeisterungsruf hilfreicher Zwerg) landschaftlich abschätzig
„hurra!") abschätzig für einen übereifrigen, fiir ein kleines, unscheinbares, verschrumpel-
glühenden Patrioten. tes Männchen.
Vgl.: Hurra-Europäer (kritikloser, eifriger Ver- Vgl.: —> -chen (-lein), Männchen (Männlein).
fechter eines geeinten Europas).
Hutzelweib (Hutzelweiblein) = Hutzel
Husar
Hyäne
(früher ein Soldat der leichter Reiterei in
(eigentlich ein vorwiegend Aas fressendes,
ungarischer Nationaltracht. Die Husaren
nachtaktives Raubtier; oft in zusammenge-
galten als verwegen, derb und als stürmi-
setzten Wörtern) verächtlich fiir einen hab-
sche Liebhaber) i. abschätzig für einen wil-
gierigen, skrupellosen Menschen. Oft zitiert
den, draufgängerischen Kerl 2. scherzhaft-
wird aus Friedrich Schillers „Lied von der
spöttisch für ein robustes Frauenzimmer.
Glocke“:
Vgl.: Bibelhusar (Geistlicher, Prediger; Frömmler).
„Da werden Weiber zu Hyänen
Und treiben mit Entsetzen Scherz.“
Huschei
Vgl.-. Autogrammhyäne, Bauhyäne, —> Finanzhyä-
(zu „huscheln“, einer Intensivbildung zu ne, Geldhyäne, Konjunkturhyäne, Profithyäne.
„huschen“) landschaftlich abfällig fiir eine
schlampige und/oder liederliche weibliche Hypochonder
Person. (zu griechisch „hypochondria“ - der wei-
Vgl.: Huschelliese, Huschelmetz, Huschelpeter. che Teil des Leibes unter den Rippen, wo
nach antiker Vorstellung die Gemüts-
Huschelliese = Huschei krankheiten lokalisiert sind) meist abschät-
zig fiir einen Menschen, der ständig Angst
Hutsche hat, krank zu sein, ein eingebildeter Kranker.
(eigentlich eine Schaukel) ein österreichi- Vgl.: Ökochonder (Neuwort: hat übertriebene
sches Schimpfwort für eine lueibliche Person. Angst vor Umweltgiften).
„Kannst net ruhig sein? Was willst denn,
blöde Hutschen!“ (Elias Canetti: d ie Bl e n - Hypokrit
d u n g , 1936). (aus gleichbedeutend griechisch „hypokri-
Vgl.; Hutschpferd (wienerisch: Prostiuierte; tes“) bildungssprachlich veraltet fiir einen
Dummkopf). Heuchler.

Hutsimpel Hysteriker
(meint „die Hut“, wie noch in dem Wort (zu griechisch „hystera“ = Gebärmutter, die
behüten, nämlich die Bewachung früherer nach antiker Vorstellung Ausgangspunkt
Städte) ein landschaftliches Schimpfwortfiir solcher Störungen war) geringschätzig fiir
einen einfältigen Menschen. einen überaus nervösen und leicht erregbaren,
Vgl.: —> Simpel. überspannten Menschen.

187
dafür vergießt!“ (Robert Hamerling: Da n -
t o n UND ROBESPIERRE, 1870).
Vgl.: —» -ist.

Ideologe
geringschätzigfür einen weltfremden Theore-
tiker. Auf den italienischen Medienzar und
Politiker Silvio Berlusconi münzte die z e it
(Mai 1994) die Wortschöpfung „Videolo-
ge •
JDittla-^atecijer Vgl.: Rassen Ideologe.

Idi
(kurz aus „Idiot“) vorwiegendjugendsprach-
lich fiir einen etwas einfältigen Menschen.

-ian (-jan) Idiot


(Herkunft der Endung umstritten; wahr- (aus griechisch „idiotes“ = Privatmann,
scheinlich eine Vermischung bzw. ein Laie, im Gegensatz zum Fachmann; bereits
Wechsel zwischen der Herleitung aus der im ersten deutschen Fremdwörterbuch von
niederdeutschen Kurzform Jan für „Jo- Simon Rot aus dem Jahr 1571) ein sehr häu-
hann“ einerseits und andererseits der latei- figes starkes Schimpfwortfiir einen in ärgerli-
nischen Namensendung -ian bzw. -ianus, cher Weise törichten Menschen: ein totaler,
die aus Heiligennamen allgemein bekannt völliger, kompletter, unglaublicher, blutiger
war) zahlreiche alte und sehr alte Schimpf- Idiot. Marx und Engels sprachen des öfte-
wörterfiir überwiegend männliche Personen. ren von „gekrönten Idioten“. Der norwe-
Die meisten sind veraltet, aber noch land- gische Autor Jens Bjorneboc, der nach
schaftlich in Gebrauch. Neu- oder Gele- kritischen Veröffentlichungen schlimmen
genheitsbildungen sind selten geworden. Anfeindungen ausgesetzt war, schrieb 1969
Vgl.: Alberjan, BaJlerjan, Bauerjan, —» Blödian, —> seinem Freund und Kollegen Karlheinz
Blödrian, Bösian, —> Bullerjan, Bummeljan, —» Deschner, dem es in Deutschland nicht
Damian, Doofian, —> Dummerjan (Dummerian, viel anders erging: „Einmal von jedem klei-
Dummrian), —> Dummian (Dummjan), —> Erz- nen Zeitungsidioten mit all der Scheiße be-
grobian, —> Fadian, —> Grobian, Laberjan, Läster- kleckst zu werden, die es auf Gottes
jan, —> Liederjan, —> Liedrian, —> Lotterjan, —>
Luderjan, Plumperjan, Plumprian, —> Poltrian
schöner Erde gibt, durch Jahre hindurch, -
(Pokerjan), Schabian, Schimpfian, Schlendri- das ist gesund und gut.“
an, —» Schludrian (Schluderjan), Schlufian, Schlu- Vgl.: —» Fachidiot, —» Halbidiot, heiliger Idiot
rian, Schmierian, -4 Schmuczian, Schuftian, (selten), hirnverbrannter Idiot, —> Kalenderidiot,
Schundian (geizig), —> Sidian, —> Stolprian, —> Konsumidiot, —» der letzte Idiot, Mordsidiot,
Urian, Wildrian. —> nützlicher Idiot, TV-Idiot (selten), Universal-
idiot, —> Videot, —> Vollblutidiot, —» Vollidiot.
Ichmensch
meist geringschätzigfiir einen Egoisten. Idylliker
Vgl.: Ichsüchtler. (zu griechisch „eidyllion“ = Hirtengedicht,
eigentlich » Bildchen) bildungssprachlich
Idealist oft leicht spöttisch oder geringschätzig für je-
oft abschätzig fiir einen Schwärmer, einen manden mit einem Hang zum schlichten, zu-
selbstlosen, nach Idealen strebenden, aber rückgezogenen, beschaulichen Leben. In
wirklichkeitsfremden Menschen: ein blauäu- einem Brief an Karlheinz Deschner aus
giger, glühender, leidenschaftlicher Idealist. dem Jahre 1964, der sich auf Deschners li-
„O ihr verwünschten Idealisten! an euren teraturkritisches Werk TALENTE, DICHTER,
Theorien ist nichts reell als das Blut, das ihr Dil e t t a n t e n bezieht, ist die Rede von

188
„unserem Böll, dem Wurstbuden-Idylli- Imitator
ker“. oft geringschätzig fiir eine Person, die etwas
oder jemanden nur imitiert, nachmacht: ein
Igel geistloser Imitator.
abfällig für i. einen widerborstigen, kratz-
bürstigen Menschen. 2. ein wildes, unartiges Immoralist
Kind. 3. einen Schmutzfink. „Zu Haus ein (im Gegensatz zum Moralisten) bildungs-
Igel, draußen ein Schniegel“, lautet ein sprachlich für einen Menschen ohne Moral,
Sprichwort. einen unmoralischen Menschen.
Vgl.: Dreckigel, Lausigel, —> Sauigel, Schmutzigel, Vgl.: —» -ist, —> Moralist.
—> Schweinigel.
Imperialist
Ignorant (zu lateinisch „imperare“ = befehlen, be-
(aus lateinisch „ignorans" = Nichtwissen- herrschen) im Politjargon und vor allem in
der) emotional abwertend fiir einen unwis- politischer Polemik abwertendfiir einen An-
senden, bornierten, beschränkten Menschen. gehörigen oder Anhänger eines imperialisti-
Die Tatsache, daß der Bestseller-Kritiker schen Systems, eines Staates, der nach
Marcel Reich-Ranicki kein einziges von Machterweiterung strebt. „Imperialist“ war
Rolf Hochhuths Gedichten in seine eines der Lieblingswörter des n e u e n
f r a n k f u r t e r An t h o l o g ie aufgenommen De u t s c h l a n d , der offiziellen und natür-
hat, laßt, wie dpa im August 1995 meldete, lich größten Zeitung der DDR, meist mit
nach Auffassung des gekränkten Dichters Attributen wie „westdeutsche“, „amerikani-
und Dramatikers „den Schluß zu, daß Sie sche Imperialisten“. Wladimir Schirinow-
entweder ein barbarischer Ignorant sind ski, der Führer der russischen extremen
oder ein bösartiger Heuchler!“ — Keine Rechten, war für den s pie g e l (Dezember
leichte Entscheidung! 1993) ein „Neoimperialist“.
Vgl.: Dollar-Imperialist, —> -ist, Ultraimperialist,
Illiterat USA-Imperialist.

bildungssprachlich abschätzigfür einen unge-


Impotenzler
lehrten, ungebildeten Menschen.
eine seltene abfällige Bezeichnung für einen
impotenten Mann.
Illusionist
Vgl.: -ler.
bildungssprachlich geringschätzig fiir jeman-
den, der Illusionen hegt, unrealistisch ist. Im
Indianer
Dezember 1993 tappte der frischgekürte
Bayrische Ministerpräsident Edmund salopp abwertendfiir einen dümmlichen, lä-
Stoiber in ein größeres Fettnäpfchen. Ent- cherlichen Mann.
gegen der mehr oder weniger zwingenden Vgl.: Flachlandindianer, Oberindianer (Anführer,
diplomatischen Gepflogenheit, den eige- „Häuptling“), —> Plattfußindianer, —> Rucksack-
indianer, —> Schweißfußindianer.
nen Regierungschef im Ausland nicht zu
kritisieren, schilderte er Helmut Kohl als
„Europa-Illusionisten“. Individuum
Vgl.: —> -ist. (eigentlich ohne Wertung für den Men-
schen als Einzelwesen) abwertend für eine
negativ eingeschätzte Person, einen Menschen
Imi
fragwürdigen Charakters.
(verkürzt aus „imitiert“) besonders im Vgl.: Individibum (scherzhaft entstellt im Hin-
Rheinland geringschätzig fiir einen Zuge- blick auf eine leichtere Aussprache), —> verdächti-
wanderten. ges Individuum.

189
Industrieritter Insurgent
(nach dem Vorbild von französisch „Cheva- (zu lateinisch „insurgere“ = sich erheben)
lier d’industrie“) veraltet fiir einen Hoch- bildungssprachlich veraltend fiir einen Auf-
stapler, betrügerischen Glücksritter. rührer, Aufwiegler.
Vgl.: —> Ritter.

Infiltrant (Infiltrator) Intellektualist


(zu „infiltrieren“) bildungssprachlich oder eine seltene geringschätzige bildungssprachli-
im Sprachgebrauch der Politik abwertendfiir che Bezeichnungfür eine Person, die den Ver-
einen Eindringling, der einen Staat, eine Or- stand, den Intellekt übermäßig betont.
ganisation unterwandert Vgl.: —> -ist.

Injuriant
(aus lateinisch „iniuriare“ = unrechtmäßig, Intellektueller
gewalttätig handeln) bildungssprachlich ver- (meist neutral oder mit positiver Wertung
altetfiir einen Ehrabschneider, Beleidiger. für einen gebildeten Menschen, der geistig
arbeitet, sich geistig mit seiner Welt ausein-
Inkarnation des Bösen andersetzt) oft geringschätzigfiir einen Men-
(auch eine Bezeichnung für den Teufel; zu schen, der übermäßig vom Verstand bestimmt
lateinisch „incarnatio“ - Fleischwerdung) ist, wobei der Vorwurf der Besserwisserei und
eine seltene scherzhafi-pathetische Bezeich- des Theoretisierens mitschwingt. Dietz Be-
nungfür einen Bösewicht, Schlingel. ring hat dem schillernden und immer wie-
der mißbrauchten Begriff ein vielbe-
Inquisitor achtetes Buch gewidmet: d ie in t e l l e k t u -
(früher ein Richter der Inquisition) bil- e l l e n . GESCHICHTE EINES SCHIMPFWOR-
dungssprachlich scherzhaft-spöttisch, auch TES, 1978. Linke wie rechte Diktaturen
abschätzig für einen lästigen, hartnäckigen haben „Intellektueller“ als politisches
Fragesteller, Untersucher, Prüfer. Feindwort verstanden und benutzt. Lenin
Vgl.: Großinquisitor. forderte: „Die Intellektuellen müssen im-
mer mit eiserner Faust angepackt werden.“
Insinuant Vor allem aber die Nationalsozialisten ent-
(aus lateinisch „insinuare“ = einflüstern; warfen ein übles Zerrbild des Intellektuel-
hineinstecken) bildungssprachlich veraltet len, an dem sie dann ihre vernichtende
fiir einen Einschmeichler oder einen beschul- Kritik festmachen konnten, die letzten En-
digenden Zuträger. des auf die Juden und die politischen Geg-
ner zielte. Goebbels sprach 1931 im An g r if f
-inski von dem „dekadenten Hornbrillenwesen,
(nach slawisch „-inski“, einer häufigen En- das sich ,Intellektueller nennt.“ Im Welt-
dung von Personennamen; meist im An- bild der Nazis erschien der Intellektuelle
schluß an den Buchstaben 1; aus pho- „blutleer“, wurzellos, parasitär und ohne
netischen Gründen oft andere Formen) ein Charakter. 1934 stand in der d e u t s c h e n
Wortbildungselement zur abwertenden, selte- a po t h e k e r -z e it u n g ein Schmähgedicht,
nerspöttischen Kennzeichnung von Personen. das damals die Runde machte:
Sehr selten oder eine Gelegenheitsbildung
„Hinweg mit diesem Wort, dem bösen,
ist das Wort Schofelinski, das Günter Grass
und seinem jüdisch grellen Schein!
in seinem Roman e in w e it e s FELD (1995)
Wie kann ein Mann von deutschem We-
verwendete.
sen
VgL —> Besoftski, Blödianski, -» Brutalo (Bru-
tal inski), —> Buckelinski, Klimbimski (selten: klei-
ein Intellektueller sein!“
ner Dieb), Liberaiinski, Pickelinski (pickelig), —> Vgl.: Halbintellektueller, Kaffeehausintellektuel-
Radikalinski, Schablonski (selten: schablonenhaft ler, Ltnksintellektueller (Steigerung), Pseudo-In-
denkend, handelnd), Schwulinski, Strubbelinski. tellektueller, Überi n tellektueller.

190
Intelligenzbestie Ironiker
i. salopp, ofi widerwillig anerkennendfiir ei- ofi geringschätzig für einen Menschen mit
nen ungewöhnlich intelligenten Menschen. 2. ironischer Geisteshaltung, der mit feinem,
geringschätzigfiirjemanden, der seine Intel- verdecktem Spott vieles lächerlich macht.
ligenz aufdringlich zur Schau stellt. 3. iro- Thomas Mann sei ein „ewiger Ironiker“ ge-
nisch fiir einen offensichtlichen Dummkopf wesen, schrieb Benjamin Henrichs 1995 in
Vgl.: Bestie, Intellektbestie (auch: kalt berech- der z e it .
nender Mensch).
irrender Ritter
Intelligenzbolzen. (nach französisch „chevalier errant“, dem
Beinamen eines Ritters der Artusrunde)
salopp, ofi geringschätzig fiir eine Person, die
eine bildungssprachliche Bezeichnung fiir ei-
als sehr intelligent gilt.
nen Abenteurer.
Vgl.: —> Bolzen, —» -bolzen.
Vgl.: —> Ritter.

Intelligenzija Irrenhäusler
(die russische Version des lateinischen „in- veraltend abschätzig fiir einen Insassen einer
teiligen tia“) ofi leicht abwertend fiir die in- Irrenanstalt.
tellektuelle Elite eines Landes. Vgl.: —> -ler, —> Narrenhäusler, —> Tollhäusler.

Intelligenzler Irrer
1. geringschätzigfiir einen Geisteskranken. 2.
meist abschätzigfür einen wissenschaftlich ge-
bildeten, intellektuellen Menschen. 1925 no- abfällig fiir einen Menschen, der sich höchst
tierte Joseph Goebbels in seinem unvemünfiig, fast wie ein Wahnsinniger ver-
Tagebuch, er habe während eines Ferien- hält.
Vgl.: —> armer Irrer, harmloser Irrer, Irrenhaufen,
aufenthaltes einen Oberlehrer, „einen soge-
Irrgeisc (veraltet), Irrsinniger.
nannten Intelligenzler“, getroffen und zu
ihm gesagt, er sei ein „elender Schleimer
Irrsinniger = Irrer
und Spießer“. In dem Roman m a n n e s j a h -
r e (1964) des DDR-Autors Jurij Brezan
Irrwisch
finden wir einen „zurückgebliebenen bür-
(eigentlich ein Irrlicht) abschätzigfiir 1. ein
gerlichen Intelligenzler“.
sehr lebhaftes, unruhiges Kind. 2. einen un-
Vgl.: Intellenzler (scherzhaft-ironische Entstellung
steten, wirrköpfigen Menschen.
im Sinne einer Vereinfachung für weniger Intelli-
gente), —» -ler.
Ische
(aus dem Jiddischen) landschaftlich abfällig
Intrigant
fiir eine schlampige, komische Frau oder ein
abschätzigfürjemanden, der intrigiert; Rän- leichtes Mädchen.
keschmied. „Es gibt geborene Intriganten,
vor allem in der Politik“, stellte die b e r l i - Isegrimm
n e r m o r g e n po s t fest (Januar 1996).
(in der Tierfabel Name für den Wolf; aus
Vgl.: Berufsintrigant. dem althochdeutschen Männernamen
Isangrim, eigentlich - Eisenhelm) emotio-
Invalide nal abwertendfiir einen mürrischen, ungesel-
(eigentlich ein durch Unfall, Krankheit, ligen Menschen: du oller Isegrimm.
Verwundung o.ä. arbeitsunfähig Geworde-
ner) gutmütiger Spott fiir jemanden, der -ist
durch einen kleineren Unfall o.ä. vorüberge- (meist zu Adjektiven auf die Endung
hend arbeitsunfähig geworden ist. -iscisch oder Substantiven auf ,,-ismus“)
Vgl.: geistiger Invalide (selten: Dummkopf). Endung zahlloser mehr oder weniger abwer-
tender Personenbezeichnungen überwiegend Vgl.: Iwanella (veraltet: Spotrwort ftir ein Mäd-
fiir Anhänger einer bekannten Person oder chen, das sich mit russischen Soldaten ein läßt).
Verfechter, Vertreter einer Idee, Partei, Welt-
anschauung o.ä. Auffallend sind eine starke
Kategorisierungstendenz und der Um-
stand, daß die Wertung schwankt oder
wechselt, ja nachdem, ob ein Freund oder
Feind der Weltanschauung, Partei o.dergl.
das Wort verwendet. Die vielen nichtab-
wertenden Wörter auf „-ist“ bleiben hier
freilich unberücksichtigt. Im Anschluß
sind nur einige Beispiele genannt.
Vgl.; —> Amoralist, —> Anarchist, —» Ästhetizist,
Bellizist, Blasphemist, -» Edelkommunist, —»
Exhibitionist, Extremist, —> Faschist, —> Fata-
list, —> Fetischist, —» Großkapitalist, —> Immora-
list, —> Intellektualist, —> Kapitalist,
Kathedersozialist, —> Klatschkolumnist, -> Kon-
formist, —> Kopist, —> Linksfaschist, -» Machia-
vellist, —> Manierist, —> Militarist, —»
Nationalsozialist, —> Nazist, —> Opportunist, —>
Pamphletist, —> Pietist, —> Propagandist, —> Re-
nommist, —> Revanchist, —» Salonbolschewist, —>
Sexist, —> Stalinist, —> Utopist, —> Zweckoptimist.

Itaker
(zu „Italien“; anfangs nur auf italienische
Soldaten bezogen) abfällig fiir einen Italie-
ner.
Vgl.: Italianski (selten).

I-T üpferl-Reiter
österreichisch abschätzig fiir einen pedanti-
schen, übergenauen Menschen.
Vgl.: —> Tüpfelscheißer.

Itzig
(nach dem männlichen Vornamen Isaak) i.
veraltet abwertendfür einen Juden. 2. land-
schaftlich abfällig ftir einen schlauen, durch-
triebenen Mann.

Iwan
(nach dem im Russischen sehr häufigen
männlichen Vornamen Iwan = Johannes)
scherzhaft, oft abschätzig fiir einen Russen,
russischen Soldaten. In der DDR war auch
die Verkleinerungs- oder Koseform von
„Iwan“, nämlich „Vanja“, als Anrede für
russische Soldaten üblich. 1951 herrschte
Franz Josef Strauß im Deutschen Bundes-
tag den KPD-Abgeordneten Renner nach
einem Zwischenruf an: „Ruhig, Iwan!“

192
Jaherr
(Satzwort) verächtlich fiir einen unterwürfi-
gen Menschen, der anderen immer Recht
gibt.
Vgl.: —> Jasager.

Jakob s. billiger Jakob

Jakobiner
(ursprünglich ein Mitglied des radikalsten
und wichtigsten politischen Klubs wäh-
rend der französischen Revolution) veraltet
fiir einen radikalen politischen Eiferer; heute
nur noch historisch und in der Literatur.

Jammerbild
Jabruder = Jasager meist geringschätzig fiir einen armen, elen-
den, bedauernswerten Menschen.
Jäckel Vgl.: Bild des Jammers.

(Koseform von „Jakob“) ein mildes


Schimpfwortfiir einen dummen, ungeschick- Jammerer
ten Menschen. abschätzig fiir einen jammernden, wehkla-
genden Menschen.
Vgl.: Jammerbold (veraltet), Jammerjette (schle-
Jagdhund sisch), Jammerkloß, Jammermeier, Jammerpott
spöttisch-abschätzigfiir einen Polizisten, Kri- (norddeutsch), Jammersack, Katzenjammerer (sel-
minalbeamten. ten).

Vgl.: -» Hund, —» -hund, —> scharfer Hund,


scharfer Jagdhund. Jammergestalt
I. geringschätzig fiir eine ärmliche, kränkli-
che, heruntergekommene Person. 2. abfällig
Jagdscheinbesitzer
fiirjemanden, der bei etwas einejämmerliche
(nach der Wendung „den Jagdschein ha- Figur macht, nicht überzeugen kann.
ben“ = vom Gericht fiir unzurechnungsfä- Vgl.: —> Elendsgestalt, —> Gestalt, Jammerfigur,
hig erklärt worden sein) eine seltene jämmerliche Gestalt.
spöttisch-abschätzige Bezeichnung für einen
sehr dummen Menschen, Trottel. Jammergestell
abschätzig fiir einen abgemagerten, hinfällig
-Jäger wirkenden, mitleiderregenden Menschen.
überwiegend geringschätzige Bezeichnungen Vgl.: -» Gestell.
fiir Menschen, die nach etwas jagen, etwas
unbedingt bekommen wollen. Jammerlappen
Vgl.: Almosenjäger (selten), —»Ämterjäger, —» Au- (eigentlich das Tuch zum Abwischen der
togrammjäger, —> Frauenjäger, —» Glücksjäger, Tränen) verächtlichfiir einenfeigen, energie-
Hexenjäger (selten), —» Hurenjäger, Kommuni- losen, wehleidigen Menschen.
stenjäger, Mädchenjäger, —» Menschenjäger, Vgl.: Jammer fetzen, Lappen.
Mitgiftjäger, Ordensjäger, Pöstchenjäger, —> Po-
stenjäger, —> Profitjäger, Quotenjäger (TV-Ein-
Jämmerling
schaltquoten), Schnäppchenjäger (kaum
abwertend), —» Schürzenjäger, Sesseljäger (schwei- verächtlich fiir einen Feigling, Schwächling
zerisch: Ämterjäger), —» Speckjäger, Stellenjäger, jämmerlichen Kerl.
-> Titeljäger, Zitatenjäger. Vgl.: —> -ling.

193
Jammerossi formen und Entstellungen vorwiegend west-
aus der Sicht von Wessis spöttisch-abschätzig mitteldeutsch leicht abwertend fiir einen
fiir einen Bewohner der neuen deutschen Hanswurst, komischen Menschen; selten als
Bundesländer, der über seine soziale Situati- Regionalspott fiir französische Nachbarn,
on, politische und wirtschafiliche Schwierig- etwa die Elsässer. Der französische Ur-
keiten nach der Wiedervereinigungjammert. sprung ist in den verschiedenen mundart-
Vgl.: —» Ossi, Zitterossi (sehen). lichen Varianten des Wortes oft kaum
mehr zu erkennen, etwa bei „Schambe-
Jammertante daasch“, „Schambel“, „Schambedissel“
abschätzig fiir eine jammernde, wehleidige oder „Schambes“.
(weibliche) Person. Vgl.: Schambes.
Vgl.: Jammerjetce (schlesisch), —> Tante, —> -tante.
Jeck
-jan - -ian (-jan) (rheinische Lauevariante von „Geck“) be-
sonders rheinisch 1. fiir einen Narren. 2. al-
Janhagel lenfalls leicht abwertend fiir einen
(zuerst im 17. Jahrhundert im Niederländi- Fastnachtsnarren, Karnevalisten. Christian
schen als Schelte für einen Mann, der stän- Wernike dichtete 1704:
dig flucht: „De hagel sla hem!“ = Der Hagel „Dumm ist er nicht, er ist nur keck,
soll ihn erschlagen!) besonders norddeutsch Er ist kein Narr und nur ein Jeck.“
veraltetfiir Gesindel, Pöbel. Vgl.: Allermannsjeck, Fastnachtsjeck (auch: far-
Vgl.: Hans Hagel, Janhagelspack (selten). bentragender Verbindungsstudent), —» Geck, Kar-
nevalsjeck (kaum abwertend).
Japs
(verkürzt aus „Japanese“) abschätzig fiir ei- Jeckes
nen Japaner. (meist Mehrzahl) hauptsächlich in Israel ge-
Vgl.: Japanese (eher scherzhaft). ringschätzig für deutschstämmige Israelis.
Die meisten von ihnen sind in den Jahren
Jasager zwischen 1933 und 1939 von Deutschland
abfällig für jemanden, der zu allem ja sagt, und Österreich nach Palästina ausgewan-
nie widerspricht, vor allem gegenüber Vorge- dert und gelten als Sonderlinge und arro-
setzten, Autoritätspersonen. In der DDR war gante Besserwisser.
dies auch eine volkstümliche ironische Be-
zeichnung für Volkskammerabgeordnete. Jedermannsffeund
Von Bert Brecht gibt es das Lehrstück d e r abschätzig fiir jemanden, der es mit keinem
JASAGER UND DER NEINSAGER verderben will, der es mit allen hält.
Vgl.: Jabruder, —> Jaherr, Jawollsager, —> Jeinsager, Vgl.: Allermannsfreund, Allerweltsfreund, Aller-
—> Neinsager. weltsliebling, Everybody’s Darling, -> -freund,
jedermanns Liebling.
Jauner
(das alte Wort für „Gauner“) veraltet, noch Jeinsager
landschaftlichfiir einen Gauner, Betrüger, li- (zu „jein“, einer scherzhaften Zusammen-
stigen Kerl In Friedrich Schillers f ie s c o : ziehung von „ja“ und „nein“) scherzhaft,
„Schafskopf von einem Jauner! Den Gal- auch abschätzigfür einen Menschen, der sich
gen hast du verdient“. nichtfestlegt, wederja noch nein sagt.
Vgl.: —> Gauner. Vgb: —> Jasager, —> Neinsager.

Jean Potage Jeremias


(die französische Bezeichnung für einen (nach dem biblischen Propheten Jeremias,
Hanswurst auf der Bühne und im Leben; dem die Klagelieder zugeschrieben werden,
wörtlich: „Hans Suppe“, da die Franzosen die die Zerstörung Jerusalems durch die
häufig Suppe essen) in verschiedenen Laut- Babylonier im Jahre 587 v.Chr. betrauern)

194
eine seltene abfällige Bezeichnung fiir einen englischen Lied: „We don’t want to fight,
wortreich jammernden, klagenden Men- but, by Jingo! if we do, / We’ve got the
schen. ships, we’ve got the men, we’ve got the
money too!“) eine englische Bezeichnungfiir
Jesuit einen (britischen) Nationalisten, Hurrapa-
(eigentlich ein Mitglied des Jesuitenordens; trioten.
nach dessen Namen „Societas Jesu“) abfäl-
ligfiir einen Menschen, der geschliffen, spitz- Jobber
findig argumentiert und dabei die Worte (ursprünglich ein Händler an der Londo-
verdreht. Der Ruf des mächtigen Jesuiten- ner Börse; aus gleichbedeutend englisch
ordens war allgemein sehr schlecht. So „jobber“, zu „job“ = Arbeit, Arbeitsstelle)
schrieb 1870 der Nü r n b e r g e r An z e ig e r # abschätzigfiir 1. einen Börsenspekulanten. 2.
„Die Jesuiten sind schlimmer als die Teu- einen skrupellosen Geschäftemacher, Wuche-
fel.“ Im italienischen Teil seiner r e is e b il - rer. 1873 brachte der k l a d d e r a d a t s c h
d e r (1826 - 1831) wählte Heinrich Heine über die grassierende Aktienspekulation im
denselben Vergleich: „Der Teufel, der Adel damaligen Preußen das folgende Spottge-
und die Jesuiten existieren nur so lange, dicht:
wie man an sie glaubt.“ „Es jobbert der Jude, es jobbert der
Vgl.: Jesuitenzögling, Jesuiter (veraltet).
Christ,
Es Jobbern die Krämer und Schreiber,
Jet-set
Es jobbert der Gastwirth, der Procurist,
(zu englisch „jet“ = Düsenflugzeug und Der Rechtsanwalt und sein Copist,
„set“ ~ Gruppe) ofi ironisch oder auch ge- Es Jobbern die Kinder und Weiber.“
ringschätzig fiir jenen Teil der internationa- Vgl.: —» Börsenjobber.
len Luxusgesellschaft, über deren (angebliche)
Extravaganzen und Eskapaden die Skandal-
Job-hopper
presse laufend berichtet.
(englisch; wörtlich: Arbeitsstellen-Hüpfer)
oft abschätzig für jemanden, der häufig die
Jet-setter
Firma oder Arbeitsstelle wechselt, um in hö-
ein Mitglied des —> Jet-set; gelegentlich auch
here Positionen zu gelangen. Uber den eben-
ironisch fiir eine Person, die beruflich viel mit
so umtriebigen wie umstrittenen Jürgen
dem Flugzeug unterwegs ist. 1978 erkannte
Möllemann von der FDP schrieb der s pie -
die Zeitschrift b u n t e : „Der Kampf ums
g e l (November 1994): „der rücksichtslose
große Geld hat im Gesicht der Jet-Setterin
Job-hopper Möllemann“.
Bianca Jagger seine Spuren hinterlassen.“
Vgl.: Jet-set-Guru, Jet-set-Mieze, Jet-set-Tussi.
Jockel
Jeunesse doree (eine Kurzform von „Jakob“) vor allem süd-
(zur Zeit der französischen Revolution ein westdeutsch und in der Schweiz abschätzig
Propagandawort der Jakobiner für die fiir einen dummen, einfältigen Menschen.
monarchisch gesinnte, elegante männliche Vgl.: —> Jäckel.
Jugend des Pariser Großbürgertums nach
dem Sturz Robespierres; wörtlich: vergol- Joseph s. keuscher Joseph
dete Jugend) bildungssprachlich veraltet und
meist geringschätzigfür die leichtlebige, ver- Journaille
gnügungssüchtige Jugend der reichen Ober- (französierende Bildung zu „Journal“ unter
schicht. Einfluß von „Canaille“; angeblich zu Be-
ginn des 20. Jahrhunderts von Karl Kraus
in Umlauf gebracht) eine veraltende Kollek-
(nach der Wendung „by Jingo“ = bei Gott, tivscheltefiir die Sensationspresse, verantwor-
Donnerwetter, in einem chauvinistischen tunglose, verleumderische Journalisten.

195
Jubelgreis Jude Einstein“, sogar wenn derjenige gar
ofi spöttisch-abschätzig fiir einen lebenslusti- kein Jude war, z.B.: „der Jude Kiepura“, ein
gen alten Mann (der jungen Frauen und berühmter polnischer Sänger. Die kurze
Mädchen nachsteigt). Ära der nationalsozialistischen Herrschaft
Vgl.: —> Greis, —> Lottergreis, —> Lustgreis. prägte oder verbreitete eine Unzahl zusam-
mengesetzter Schimpfwörter für Juden,
Jubelperser beispielsweise „Judensau“, „Judenhure“,
(oft Plural; nach den bestellten persischen „Judenlümmel“, „Judenbengel“, „Juden-
Zujublern bei öffentlichen Auftritten des knecht“, „Jüdlein“, „Drecksjude“. Kunst-
Schahs, wie 1967 in Berlin) abfälligfiir eine schaffende, die Juden waren oder deren
Person, die für Beifallsbekundungen u.dergl. Werke den Machthabern irgendwie „jü-
zu sorgen hat; Claqueur. Für Wolf Bier- disch“ vorkamen, beispielsweise die Kom-
mann war der DDR-Politiker Egon Krenz positionen Paul Hindemiths, wurden als
ein „Jubelperser des Politbüros". „Kulturjuden“ klassifiziert. In Peter Hand-
Vgl.: Jubeldeutscher (seltene analoge Bildung). kes Pu b l ik u m s b e s c h im pf u n g heißt es:
„Ihr Saujuden!“ In anonymen Briefen, die
Judas ja sehr oft antisemitischen Inhalts sind,
(nach Judas Ischariot im Neuen Testa- scheint dagegen „Judensau“ das häufigste
ment, einem der zwölfApostel Jesu, der für Schimpfwort zu sein.
dreißig Silberlinge Jesus an die Obrigkeit Vgl.: christlicher Jude (geldgieriger Nichtjude), —>
verriet) verächtlich fiir einen hinterhältigen ewiger Jude, getaufter Jude (geldgieriger Nichtju-
Menschen, der jemanden verrät, ans Messer de), Judenlümmel, Judenschicksei, Saujude, wei-
ßer Jude (geldgieriger Nichtjude).
liefert. „Schreib, Judas!“ heißt es knapp in
Schillers Pic c o l o m in i .
Vgl.: Judasbruder (selten), Judasstrick. Judenfresser
abschätzigfur einenfanatischen Antisemiten.
Jude (Jud) Vgl.: —> -fresser.
(in der Form „Jude“ heute meist wertneu-
tral für einen Angehörigen eines semiti- Jugend s. die reifere Jugend
schen, nach dem Stamm Juda benannten
Volkes, das über die ganze Erde verstreut Jule
lebt und bei allen Unterschieden einige re-
ligiöse und andere Gemeinsamkeiten hat. (Kurzform von Julia) eine seltene gering-
Die Geringschätzung der Juden ist bereits schätzige Bezeichnungfiir eine komische älte-
re Frau.
im Johannesevangelium angelegt, das nach
der endgültigen Trennung von Christen- Vgl.: schwule Jule (reimend: lesbische Frau).
tum und Judentum entstanden ist und in
oft polemischer Weise die Juden mit den Junge
Gegnern Jesu gleichsetzt) 1. veraltet und ofi einem erwachsenen Mann gegenüber als bur-
geringschätzig für einen (jüdischen) Kauf- schikose Anrede oder ofi geringschätzig im
mann, Händler, Pfandleiher u. dergl., vor al- Sinne von „unreif, nicht ernst genommen“;
lem auf dem Land. 2. veraltet, noch land- meist mit einem wertverschlechtemden Attri-
schaftlich abfälligfiir einen Geschäftemacher, but.
Wucherer, habgierigen Menschen. 3. beson- Vgl.: —»Achtgroschenjunge, Betteljunge, -» dum-
ders im Nationalsozialismus verächtlich fiir mer Junge, feuchter Junge (unreif, „noch naß hin-
einen fuden. Zur zweiten Bedeutung: „Wil- ter den Ohren“), Galgenjunge, —» Gassenjunge, —>
li, die deutschen Bauern — das sind alles Ju- „Goldjunge“, großer Junge, —> grüner Junge, —»
Laufjunge, —» Lausejunge, nasser Junge (unreif),
den“ (Edgar Hilsenrath: d e r n a z i & d e r
-» Prügeljunge, -> Pupe (Pupenjunge), -» Rotz-
Fr is e u r , 1977). Von den Nazis wurde das junge, schlimmer Junge, —» schwerer Junge, —»
Wort Jude auch als brandmarkender Zu- Straßenjunge, -» Strichjunge, süßer Junge (homo-
satz zum Namen gebraucht, etwa bei „der sexuell).

196
Jüngelchen Jüngerschaft
abfällig fur einen unreifen, nicht ernst ge- ofi spöttisch-abschätzig fiir die Gesamtheit
nommenen jungen Mann. der —> Jünger einer Person oder Sache.
Vgl.: —> -chen (-lein).
junges Ding
junger Dachs
meist geringschätzigfiir ein junges Mädchen,
(nach den vorwitzigen, oft unvorsichtigen
eine unreifejunge Frau.
Dachsj ungen) meist abschätzigfur einen un-
Vgl.: —» Ding, grünes Ding.
erfahrenenjungen Mann.
Vgl.: —> Dachs.
junges Gemüse
junger Hecht scherzhaft-spöttisch, auch abfällig fiir (uner-
geringschätzig undJoder anerkennendfür ei- fahrene, unreife) Jugendliche, Kinder; junge
nenjungen Draufgänger. Mädchen.
Vgl.: —> Hecht. Vgl.: Frühgemüse, Gemüse, grünes Gemüse, Jung-
gemüse, kleines Gemüse, Kleingemüse.
junger Hüpfer
geringschätzig fiir einen unerfahrenen (vor- Jungfer
witzigen) jungen Menschen. (früher eine wertfreie Bezeichnung fiir eine
Vgl.: —» Hüpfer. noch nicht verheiratete, meist jüngere Frau)
abschätzig fiir eine unverheiratet gebliebene,
junger Schnaufer verschrobene, prüde ältere Frau. „Sie hat
vorwiegend schweizerisch abschätzig fiir ein jetzt etwas von einer dünnen, puritani-
unreifes Bürschchen. schen, bösen Jungfer“ (Erich Maria Remar-
Vgl.: Schnaufer. que: DER SCHWARZE OBELISK, 1956).
Vgl.: abgestandene Jungfer (selten), —> alte Jung-
junger Springer fer, Jungfer Naseweis (veraltet: naseweises Mäd-
geringschätzigfür einen unerfahrenen (leicht- chen), Jungfer Zart (hessisch, veraltet: gefühls-
betontes, zimperliches Mädchen).
sinnigen) jungen Mann. „Junger Springer,
alter Stelzer!“ sagt ein Sprichwort.
Vgl.: junger Springinsfeld (leichtfertig). Jungfrau s. eiserne Jungfrau

junger Spritzer Jüngling


abschätzig fiir einen unreifen (übermütigen) (eigentlich ein junger Mann, der noch
jungen Kerl. nicht ganz erwachsen ist) oft abschätzig,
auch ironisch für einen unreifen jungen
junger Spund Mann, den man nicht recht ernst nimmt.
(vielleicht zu der Nebenbedeutung „Sie ungezogener Jüngling!“ sagte 1976 im
„Spund“ = Penis) abschätzigfiir einen uner- Deutschen Bundestag der SPD-Abgeord-
fahrenen, unreifen (vorlauten) jungen Bur- nete Schäfer zu seinem Kollegen Witt-
schen. mann von der CDU.
Vgl.: Jungspung, —> Spund. Vgl.: —> -ling, —> Portokassenjüngling, Tango-
jüngling.
Jünger
(eigentlich einer der zwölf Apostel Christi) Junker
meist spöttisch-abschätzig fiir einen über- (früher ein junger Edelmann, adliger Guts-
zeugten Anhänger einer Person oder Sache. besitzer) veraltet abwertendfiir einen (ostel-
Walter Jens sprach in der z e it (1994) von bischen) Großgrundbesitzer. Hochmut und
„Lenin-Jungern“, und im geradezu haßer- Prasserei unter den Junkern führten zu ei-
füllten Text einer Strafanzeige einer „Auto- ner Abwertung des Wortes. Der adlige
fahrer- und Steucrzahlerpartei“ (München, deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck
Mai 1995) ging es gegen „Marcuse-Jünger“. ist oft als „Junker“ verspottet worden. Im

197
„Wahlcampagnelied“ des Deutschen Re-
formvereins zu Breslau von 1881 heißt es:
„Junker, Pfaffen, bellt die Meute,
Müssen ’raus, denn sie sind heute
Uebrig im modernen Staat.“
Vgl.: Junker Leichtfuß, Junker Naseweis (beides
veraltete sprechende Eigennamen), —> Krautjun-
ker, Landjunker, —> Schlorjunker.

Junkertum
veraltetfiir die Gesamtheit der —> Junker.
Vgl.: Junkerkaste, Junkerschaft (beides veraltet).

-Junkie
(eigentlich englisch-amerikanisch fiir einen
Rauschgiftsüchtigen, Drogenabhängigen)
besonders jugendsprachlich meist abschätzig
für eine Person, die nach etwas süchtig oder
„süchtig” ist, das üblicherweise nicht zu den
Drogen zählt und im ersten Teil der Wort-
verbindung genannt ist. In einer TV-Repor-
tage des Bayerischen Rundfunks (Mai
1996) tauchte der Begriff „Lindenstraßen-
junkie“ auf.
Vgl: Kredit-Junkie (Konsumsüchtiger mit Kredit-
karten), Atari-Junkie (computersiichtig), Telefon-
Junkie (telefoniert ständig).

Juxbold
(dem „Witzbold“ nachgebildet; zu „Jux“,
einer studentensprachlichen Entstellung
von lateinisch „iocus“ = Scherz) ofi spöttisch
oder geringschätzig fiir einen Spaßmacher,
Witzbold.
VgL: —> -bold, Juxbruder, Juxmacher.

198
Kacker
derbes Schimpfwort fiir einen widerlichen,
äußerst unangenehmen Kerb Sie kleiner,
elender Kicker.
Vgl.: -» Aktenkacker, alter Kacker (alter Mann),
Dukatenkacker (selten: Geldprotz), Furchenkak-
ker (Landwirt), —> Hosenkacker, intellektueller
Kacker, Kacktyp, —> Korinthenkacker, —> Krümel-
kacker, Lord Kacke (eingebildet).

Kackmeier
ein allgemeines derbes Schimpfwortfiir einen
Mann.
Vgl.: —> -meier.

Kackstiefel
Kabalist nord- und westdeutsch derb ab wertendfiir ei-
(zu französisch „cabale“, eigentlich = jüdi- nen sehr schmutzigen oder erbärmlichen
sche Geheimlehre) veraltet fiir einen heim- Menschen.
tückischen Gegner, Ränkeschmied. Vgl.: —> Stiefel.
Vgl.: —> -ist.

Kadaver
Kabänes
(eigentlich ein toter Körper, Aas) abschätzig
(Herkunft unklar) westdeutsch abschätzig
fiir einen Menschen im Hinblick auf seine
für einen großen, kräftigen, vierschrötigen
Leiblichkeit.
Kerl.

Kabrusche Kadett
(aus dem Jiddischen) eine seltene Bezeich- (eigentlich ein Zögling eines Internats für
nungfiir eine Diebesbande. Offiziersanwärter) oft abschätzig ftir einen
Burschen, Kerl; in der Mehrzahl auchftir un-
Kachel gehorsame Kinder.
(eigentlich ein Topf, ein irdenes Gelaß und
von daher umschreibend für das weibliche Kaffeehaus-
Geschlecht im zweifachen Sinn) landschaft- (nach dem früheren Kaffeehaus, wie es vor
lich abschätzigfür eine (alte, zänkische, dik- allem in Österreich existierte, in dem man
ke) weibliche Person. Martin Luther spielen, Zeitung lesen und sich mehr oder
schrieb: „Abraham, der Sara, die alte Ka- weniger geistreich unterhalten konnte) ge-
chel, zum Weibe gehabt.“ ringschätzigfiir jemanden, der etwas nur im
Vgl.: alte Kachel, Brunzkachel, Pißkachel (sel- Kaffeehaus oder unernst, beiläufig und ama-
ten), Seichkachel (schwäbisch: alte Schlampe). teurhaft betreibt. Viele dieser Wörter sind
veraltet. „Martin Buber ist ein Kaffeehaus-
Kackademiker (Kakademiker) anarchist“, schrieb 1914 der deutsche Politi-
derb abwertend fiir einen (bildungsstolzen) ker Werner Schölern an seinen Bruder
Akademiker. Gershom. Max Weber hetzte 1918 gegen
„Tagediebe und Kaffeehausintellektuelle“
Kackarsch und verglich sie mit den Arbeitermassen,
(eine Art Steigerung von „Arsch“) eine vul- denen er allerdings mehr demokratische
gäre emotionale Schelte fiir einen widerli- Gesinnung zutraute.
chen, sehr unsympathischen Menschen. Vgl.: Kaffeehausgeiger, Kaffeehausintellektueller,
Vgl: —> Arsch, —» -arsch. Kaffeehausm usi ker, Kaffeehausschachspieler.

199
Kaffeehausliterat Kahlkopf
(geht auf den österreichischen Politiker (eine neue Wortbildung Luthers in der Er-
Georg Ritter von Schönerer zurück, der zählung von den Knaben, die von Bären
den Begriff 1882 im Programm der antise- gefressen wurden, weil sie den Propheten
mitischen deutschnationalen Bewegung Elischa als „Kahlkopf' verspottet hatten, 2.
verwendete) abschätzigfiir einen (oberfläch- Buch der Könige z,23f.) oft leicht abwertend
lichen, unbedeutenden) Schriftsteller, der oft für einen Mann mit Glatze. Lenin, der
im Kaffeehaus sitzt und dort seine Werke ver- kaum Haare auf dem Kopf hatte, wurde in
faßt. Das folgende kleine Gedicht mit dem der Presse als „Radikahlkopf' verspottet.
Titel „Der Cafe-Literat“ hat Christian Vgl.: Glatzkopf, -> -köpf (-kopp).
Morgenstern (1871— 1914) geschaffen.
Kakerlak
„Täglich sitzt er im Cafe
(eigentlich eine Küchenschabe) ein grobes
unter Zeitungspfaffen.
Schimpfwort fiir einen ividerlichen Men-
Glaubt ihr, dieser Mann wird je
schen.
Etwas Großes schaffen?“
Vgl.: —> Literat.
Kakophoniker
(eigentlich ein Fachausdruck für einen
Kaffeehausspieler Komponisten, der des öfteren Kokophoni-
meist geringschätzigfiir eine Person, die häu- en, d.h. Mißklänge, Dissonanzen verwen-
fig im Kaffeehaus spielt; auch fiir einen ama- det) selten als bildungssprachliche und
teurhaft schlechten Spieler. spöttisch-abschätzige Bezeichnung fiir einen
Vgl.: Kaffeehausschachspieler, —> Spieler. Musiker, Komponisten von scheußlicher,
mißtönender Musik. Bei Hans Magnus
Kaffeesachse Enzensberger gibt es auch das Wort Kako-
graph für einen, der Scheußliches schreibt.
(nach dem sprichwörtlichen Lieblingsge-
tränk der Sachsen) gutmütiger Regionalspott
Kalb
fiir einen Sachsen.
abfällig fiir einen albernen, unreifen jungen
Menschen. „Was verstehst du denn vom
Kaffeesieder Schach? Scheckertes Kalb!“ (Elias Canetti:
(auch als amtliche Bezeichnung) österrei- d ie Bl e n d u n g , 1936). Im Sprichwort heißt
chisch abschätzig fiir einen Kaffeehausbesit- es: „Nur die allerdümmsten Kälber wählen
zer. ihre Metzger selber!“
Vgl.: Elefantenkalb (plumpes Mädchen), —>
Mondkalb, Muhkalb (selten).
Kaffeetante
i. kaum abwertend fiir eine Frau, die sehr Kalb Moses
gerne und viel Kaffee trinkt. 2. abschätzigfür
(bezieht sich auf Aarons goldenes Kalb aus
eine geschwätzige Teilnehmerin beim Kaffee-
der Bibel, 2. Moses 32,iffd abfälligfiir einen
klatsch.
dummen, einfältigen Menschen.
Vgl.: Kaffeebase (selten), Kaffeeschwester, —> Tan-
te, —» -tante.
Kalbskopf
ein Schimpfwortfür einen einfältigen, unge-
Kaffer schickten Menschen.
(aus jiddisch „kapher“ = Bauer, volksety- Vgl.: -4 -köpf (-kopp).
mologisch auf den Bantustamm der „Kaf-
fem“ bezogen) ein grobes Schimpfwort fiir Kalenderidiot
einen dummen, unkultivierten Menschen. (eigendich ein psychologischer Fachaus-
Vgl.: -4 Arschkaffer, Bauernkaffer (selten), Knall- druck, der wertfrei sein sollte) bildungs-
kaffer, Spitzkaffer, —> Zulukaffer. sprachlich salopp, auch abschätzig fiir eine

200
Person, die aufeinem bestimmten Gebiet au- kalter Fisch
ßerordentlich viele Fakten und Daten kennt, geringschätzig für einen gefühbkalten, herz-
ohne aber die Zusammenhänge verstehen zu losen Menschen.
können. Vgl.: —> Fisch, kalter Frosch.
Vgl.: Idiot.
kalter Hund
Kalfakter (Kalfaktor)
abfälligfür einen gefühllosen Mann.
(ursprünglich der mit dem Einheizen be-
Vgl.: eiskalter Hund, —> Hund.
traute Schüler oder Hausmeister; zu latei-
nisch „calfactor“ = Warmmacher) i.
kalter Krieger
geringschätzig für jemanden, der einfache
(zu „kalter Krieg“, einer Lehnübersetzung
Hilfsdienste verrichtet. 2. meist abschätzigfür
von englisch „cold war“, die seit 1947 in der
einen Gefangenen einer Strafanstalt, der dem
deutschen Presse auftaucht und ein kriegs-
Personal Hilfsdienste leistet. 3. landschaftlich
ähnliches Spannungsverhältnis zwischen
abfällig jur einen Schmeichler, Aushorcher
zwei Staaten ohne Waffengewalt bezeich-
und Denunzianten.
net) abschätzig für einen Politiker, der den
Zustand des kalten Kriegs unterstützt, auf-
Kaliban
rechterhält.
(nach „Caliban“, einer Figur aus Shake-
speares Drama t e m pe s t J bildungssprachlich
Kamarilla
für einen grobschlächtigen, primitiven Men-
schen. Für den Philosophen Schopenhauer (aus spanisch „camarilla“ = Privatkabinett
war sein Kollege Hegel ein „geistiger Kali- des Königs, eigentlich = Kämmerchen) ab-
ban“. schätzigfür eine Hofpartei, Clique in der un-
mittelbaren Umgebung eines Herrschers, die
großen Einfluß ausübt, aber keiner Kontrolle
Kalkleisten
unterliegt. Nach Otto Ladendorf gehörte
(meist Plural; Anspielung auf die Arterien-
das Wort schon im 19. Jahrhundert „zu den
verkalkung) jugendsprachlich salopp abwer-
unentbehrlichsten Trümpfen der Liberalen
tendfür i. die Eltern. 2. ältere Menschen.
und Demokraten“. In jüngerer Zeit sprach
Vgl.: Kalkeimer, Kalkhaufen.
die Presse von der „Strauß-Kamarilla“ oder
von Johannes Rau „und seiner Düsseldor-
Kalle, die
fer Kamarilla“ (s pie g e l , Oktober 1995). Et-
(aus hebräisch „kaila“ = Braut) oft abschät-
was merkwürdig gebrauchte der Berliner
zig für eine Prostituierte. Satiriker Wiglaf Droste den Begriff, nach-
dem er von Feministinnen angefeindet und
Kalmäuser bedroht worden war, über seine Widersa-
(Herkunft unklar) r. veraltet und leicht ab- cherinnen: „Kiez-Camarilla, die durch die
wertendfür einen Grübler, Stubengelehrten. Gegend streift, aufgepeitscht und gierig,
2. landschaftlich abfälligfür einen Geizhab. auf der Suche nach Tätern.“
Vgl.: —> Hofkamarilla, Militärkamarilla, Offiziers-
Kalmücke kamarilla.
(eigentlich ein Angehöriger eines west-
mongolischen Volkes) ein Schimpfwort für Kamel
einen dummen oder hinterhältigen Men- ein beliebtes Schimpfwort für einen Dumm-
schen. kopf, Trottel. Von Arthur Schopenhauer
stammt die Weisheit: „Es gibt Kamele mit
Kalomes einem Höcker und welche mit zweien.
(wohl aus dem Jiddischen, weiteres unklar) Aber die größten haben gar keinen.“ Nietz-
ein süddeutsches Schimpfwort für einen sche dagegen ließ sich über die „Bildungs-
Spitzbuben, Gauner. kamele“ aus. Von der in der Schweiz
geborenen Lyrikerin Mascha Kaleko Kamoppel
stammt der anspruchslose Spottvers: (Herkunft unklar, volksetymologisch zu
„Bedauernswert ist das Kamel! „Kamel“) fränkisch und bayrisch fiir einen
— Das Tier muß es ertragen, dummen, unachtsamen Menschen.
daß seine Freunde, geht was fehl, Vgl.: —> Kamel, —> Moppel, —» Rindskamoppel.
,Du Mensch* verächtlich sagen.“
Vgl.: größtes Kamel auf Gottes Erdboden, —> Ka- Kämpe
moppel, —> Kamuffel, Mordskamel, —> Riesenka- veraltet, noch scherzhaft-ironisch für einen
mel, —> Seele von (einem) Kamel. Kämpfer, Streiterfür eine gerechte Sache.
Vgl.: alter Kämpe.
Kamel mit Locken
vorwiegendjugendsprachlich für einen dum- Kampei
men, trotteligen Menschen. (zu „kampeln“ = sich zanken, streiten)
oberdeutsch abschätzigfiir einen rauflustigen,
Kameltreiber närrischen Kerl.
(eigentlich jemand, der Kamele hält und
führt) i. abfällig für einen Araber. 2. spöt- Kampfbahn
tisch-abschätzigfür einen Ausbilder, Lehrer. (eigentlich ein Hahn für Hahnenkämpfe;
3. seltenerfür einen Zuhälter. hier meist in der Mehrzahl) oft abschätzig
Vgl.: Kamelarii (Plural, scherzhafte Latinisierung), für einen Menschen, der sich (oft) streitet,
Treiber. prügelt.
Vgl.: Hahn.
Kamerad Schnürschuh
(nach den Schnürschuhen der Soldaten der Kampftrinker
k.u.k.-Armee) soldatensprachlich veraltet meist abschätzig für jemanden, der sich bis
und oft geringschätzig für einen österreichi- zur Besinnungslosigkeit betrinkt, insbesonde-
schen Soldaten, Österreicher. re um damit zu prahlen und Wetten zu ge-
Vgl.: Kamerad Krummstiefel (österreichisch: deut- winnen. Im Januar 1995 berichtete der
scher Soldat). s pie g e l von pöbelhaften „sächsischen
Kampftrinkern“, die in Tschechien einfal-
Kameradensau len.
Vgl.: —> Trinker.
soldatensprachlich derb abwertendfür einen
unkameradschaftlichen Soldaten.
Kamuffel, das
Vgl.: Kameradenschwein, —> Sau, -sau.
(geht zurück auf spätlateinisch „camuflare“
= betrügen, täuschen; wohl beeinflußt von
Kamikazefahrer
„Kamel“ und „Muffel“) ein eher mildes
(zu „Kamikaze“ für einen japanischen Flie-
Schimpfwort für einen dummen, tolpatschi-
ger des 2. Weltkrieges, der sich mit seinem
gen Menschen.
Bombenflugzeug auf sein Ziel stürzte und
Vgl.: —» Kamel, —> Kamoppel, —> Muffel, Rinds-
dabei sein Leben opferte) abfälligfiir einen kamuffel (selten).
Kraftfahrer, der unverantwortlich riskant
fährt. Kanaille
Vgl.: Teufelsfahrer. (aus italienisch „canaglia“ = Hundepack,
Gesindel; zu „cane“ = Hund) 1. verächtlich
Kammerbulle für eine gemeine, niederträchtige (weibliche)
(zu „Kammer“ = Magazin für Ausrüstung Person. 2. seltener für Gesindel, schurkische
und Bekleidung in Kasernen) salopp, auch Menschen. Friedrich der Große wird mit
abschätzig fiir einen Soldaten, der die Kam- dem Satz zitiert: „Geh er mir aus den Au-
mer verwaltet. gen, Kanaille!“ Unter den mehr als 36000
Vgl.. —> Bulle. eingesandten Gedichten zum I.imerick-

202
Wettbewerb der Badischen Tabakmanu- rem sucht); seltener für einen gemeinen,
faktur Roth-Händle Ende der 70er Jahre rohen KerL
befand sich auch das folgende, verfaßt von Vgl.: —> Strotter.
Margret Cijunelis aus Bad Salzuflen:
„Es bekam wegen Busen und Taille
Kannegießer
eine Frau eine Schönheitsmedaille.
Doch das schaffte ihr leider (nach der Figur des dümmlich politisieren-
den Zinngießers in der Komödie d e r po l i -
weibliche Neider.
t is c h e Ka n n e g ie s s e r des dänischen
Sie nannten sie nur noch: Kanaille.“
Dichters Ludwig Holberg aus dem Jahr
VgL: Canaille grande (scherzhafte Steigerung mit
lautlicher Entsprechung zu „Canal Grande“), Ka- 1722) veraltend spöttisch-abschätzig für einen
nal i (bayrisch-österreichisch). politischen Schwätzer, Stammtischpolitiker;
seltener allgemein fiir einen unwissenden
Kanake Dummschwätzer.
(eigentlich ein Südseeinsulaner, aus poly- Vgl.: politischer Kannegießer.
nesisch „kanaka“ = Mensch) abfällig für 1.
einen Ausländer aus einem südlichen Land, Kannibale
Gastarbeiter, besonders einen Türken. 2. ei-
(eigentlich ein Menschenfresser; ein Einge-
nen dummen, einfältigen, ungebildeten
borener, dessen Volk Kannibalismus prak-
Menschen.
tiziert) verächtlich fiir einen rohen, brutalen
Vgl.: Kanakenschwein (Jargon der extremen poli-
Menschen.
tischen Rechten).

Kanaker Kanone
(Nebenform) ein häufiges emotionales abfällig fiir eine dicke (weibliche) Person.
Schimpfwort der politisch rechten Szene für „Ich wiederhole: die bundesdeutsche
—> Kanake; seltener ab allgemeines Schimpf- Atomkanone Franz Josef Strauß!“ (Abge-
wort. ordneter Mommer von der SPD über Bun-
Vg].: Scheißkanaker. desverteidigungsminister Strauß, Deutscher
Bundestag 1958).
Kanalarbeiter VgL: dicke Kanone, —> Stimmungskanone.
(eigentlich ein Arbeiter, der in der Kanali-
sation arbeitet; in der nachstehenden Be- Kanonenfutter
deutung zuerst in einer Bemerkung des
(geht wohl auf die englische Wendung
SPD-Ministers Karl Schiller in den 60er
„food for powder“ aus Shakespeares Kö-
oder 70er Jahren) im Politikjargon oft ge-
nigsdrama He in r ic h IV. zurück) salopp ab-
ringschätzig für jemanden, der Dinge vorbe-
wertend fiir Soldaten, die im Krieg sinnlos
reitet und unterstützt, ohne selbst in
und ohne Skrupel geopfert werden. „Die
Erscheinung zu treten; vorwiegend für be-
Männer führen sinnlosen Krieg. Die Wei-
stimmte konservative Hinterbänkler der
ber wollen nicht mehr. Sie haben Kano-
SPD.
nenfutter geboren“ (Adam R. Lynen:
KENTAURENFÄHRE, 1963).
Kanalratte
(eigentlich eine Ratte, die in der Kanalisa-
tion lebt) verächtlich fiir einen schmutzigen, Kanonenkönig
ekelhaften oder heimtückischen Menschen. ofi ironisch, auch abschätzigfiir einen Groß-
Vgl.: Kanalratz (Variante), —> Ratte. industriellen, der durch Herstellung und Ver-
kauf von Kriegswaffen sehr reich geworden
Kanalstrotter ist. Oft ist vom „Kanonenkönig Alfred
österreichisch abschätzigfür einen Stadtstrei- Krupp“ die Rede.
cher (der im Kanabystem nach Verwertba- Vgl.: —» -könig.

203
Kanonenstöpsel Kapitulant
landschaftlich geringschätzig für eine kleine, (zu „kapitulieren“ = resignieren, aufgeben)
gedrungene Person, einen dicken Knaben. bildungssprachlich selten und oft abschätzig
Vgl.: Kanonenpfropf, Kanonenstopfer (beides sel- fürjemanden, der bei Schwierigkeiten (allzu
ten), —> Stöpsel. leicht) kapituliert.

Kantonist s. fragwürdiger Kantonist, s. un- Kapo


sicherer Kantonist (kurz für französisch „caporal“ = Anführer,
Hauptmann, Korporal) oft spöttisch oder sa-
Kanuff lopp abwertend für einen Vorgesetzten, Lei-
(aus jiddisch „ganew“ = Dieb) besonders ter, Wortführer.
westmitteldeutsch für einen heimtückischen
Menschen, Gauner. Kappeskopf (Kappeskopp)
Vgl.; —> Ganeff.
(eigentlich ein Kohlkopf, zu „Kappes“ =
Weißkohl; Unsinn) ein westdeutsches
Kanzelschwalbe
Schimpfwortfür einen Dummkopf, Dumm-
spöttisch-abschätzig für eine sehr eifrige
schwätzer.
Kirchgängerin.
Vgl.: —> -köpf (-kopp).
Vgl.: —> Schwalbe.

Kaprizenschädel
Kapaun
(zu „Kaprice“ = Eigensinn; Laune) österrei-
(eigentlich ein kastrierter und gemästeter
Hahn) ein abfälliges Spottwort für einen chisch für einen Dickschädel.
schwächlichen, impotenten, schüchternen Vgl.: —> -schädel.
Mann oderauch einen betrogenen Ehemann.
kaputter Typ (kaputte Type)
Kapitalist abfällig für einen heruntergekommenen, aso-
meist abschätzigfür einen sehr reichen (unso- zialen oder gesundheitlich völlig ruinierten
zialen) Menschen. Nach Ansicht der s ü d - Menschen.
d e u t s c h e n Ze it u n g (September 1996) Vgl.: kaputte Existenz, —> Typ, —> Type.
sind die Zigarrenraucher von heute „Kapi-
talisten oder Subversivlinge“. Kaputtnik
VgL: —> Großkapitalist, —» -ist, Kapitalistenklasse i. in den neuen deutschen Bundesländern ab-
(politisches Schlagwon), Kapitalistenknecht schätzig für einen unsympathischen, eigen-
(Schlagwort: Arbeitnehmer), Kapitalistenlump brötlerischen Menschen. 2. im Westen
(selten), Kleinkapitalist, Manchesterkapitalist (sel-
vorwiegendjugendsprachlich salopp für einen
ten), —> Monopolkapitalist.
Kranken oder Behinderten.
Kapitalistenschwein
Karbolfeldwebel
besonders im Sprachgebrauch der extremen
politischen Linken derb abwertendfür einen (zu „Karbol“, einem Alkohol mit aufdring-
Kapitalisten. lichem Geruch, der früher zum Desinfizie-
Vgl.: Kapitalistensau, —> Schwein, —» -schwein. ren benützt wurde) veraltet abschätzig für
eine herrische, andere herumkommandieren-
Kapitalverbrecher de Stations- oder Oberschwester.
eine Person, die ein Kapitalverbrechen, ein Vgl.: —> Feldwebel, Karboldragoner (veraltet).
besonders schweres Verbrechen wie Mord, be-
gangen hat; eher scherzhaft auch für jeman- Karbolmäuschen (Karbolmaus)
den, der mit seinem Kapital Verbrechen ein Neckwortfür eine (hübsche) junge Kran-
begeht, etwa ein Finanzhai. kenschwester.
Vgl: —> Verbrecher, —» -Verbrecher. Vgl.: —» -chen (-lein), —> Maus, —> Mäuschen.

204
Privatleben und Familie ihren beruflichen
(eigentlich eine Ratsche, ein hölzernes Aufstieg betreibt.
Lärminstrument, mit dem in katholischen Vgl.: Karrieremädchen (auch unter Einsatz eroti-
ländlichen Gegenden der Beginn der Mes- scher Mittel), Karriereschnepfe, Karriereweib.
se angezeigt wird, wenn die Glocken nicht
geläutet werden) in Süddeutschland und Karrierehengst
Österreich abfällig fiir eine schwatzhafte, salopp abwertendfiir einen Mann, der rück-
klatschsüchtige Frau. sichtslos seine Karriere verfolgt.
Vgl.: —> Ratsche.
Vgl.: —> Hengst, -hengst, Karrieregeier, Karrie-
reritter (veraltet).
Karikatur
abschätzig fiir eine lächerliche, komisch wir- Karrieremacher
kende Person.
abschätzigfiir einen Mann, der rücksichtslos
nach beruflichem Erfolg strebt. Geflügelt ist
Karline
ein Satz aus dem Gedicht „Für meine Söh-
(verkürzt aus dem weiblichen Vornamen ne“ (1854) von Theodor Storm: „Hüte dei-
Karoline) ein veraltendes Schimpfwort fiir ne Seele vor dem Karriere-Machen.“
eine weibliche Person, vor allem fiir eine
Vgl.: Karrieremensch (selten), Karrieretyp, ->
dumme, unordentliche oder ungeschickte: -machen
eine dumme, alte, olle Karline.
Vgl.: Lauskarline, Saufkariine, Schnapskarline,
Karrieremann
Schwatzkarline.
oft geringschätzigfiir einen überaus karriere-
Karnickel bewußten Mann.
(eigentlich landschaftlich und umgangs- Vgl.: -mann.
sprachlich für ein Kaninchen) abfällig fiir
einen dummen, begriffsstutzigen Menschen; Karrierist
auch für einen Sünden bock, Schuldigen. abschätzig fiir einen rücksichtslosen —> Kar-
Vgl.: Karnickelfamilie, Karnickelstall (beides: kin- rieremacher. „Ein deutscher Karrierist“, so
derreiche Familie), Unschuldskarnickel, —> Ver- überschrieb der s pie g e l (Oktober 1995) ei-
suchskaninchen (Versuchskarn ickel).
nen Beitrag über Albert Speer, den Archi-
tekten und Rüstungsminister der Nazis.
Karniffel (Karnüffel)
Vgl.: —»-ist, Polit-Karrierist.
(zu „karnüffeln“ - plagen, schikanieren)
landschaftlich selten fiir einen groben, launi-
Karteileiche
schen Menschen.
oft geringschätzigfiir eine Person, die in einer
Organisation, einem Verein als Mitglied
Karpf (Karpfen)
nicht mehr aktiv ist. Der bekannte Jesuiten-
(wohl nach dem blöde wirkenden Gesicht
pater Leppich übertrug das Wort um 1960
des Fisches) österreichisch fiir einen Dumm-
auf Menschen, die nur deswegen Mitglied
köpf.
der Kirche bleiben, um eines Tages ein
christliches Begräbnis zu erhalten.
Karrengaul
Vgl.: Leiche.
abschätzig fiir I. einen sturen, geistig unbe-
weglichen Menschen. 2. eine plumpe, schwer-
gewichtige Frau. Kartoffel
süddeutsch fiir 1. eine dumme Person. 2. ein
Karrierefrau unschönes Mädchen.
(neben der anerkennenden, positiven Wer- Vgl.: —> Couchpotatoe, häßliche Kartoffel.
tung) geringschätzigfür eine Frau, die rück-
sichtslos und unter Vernachlässigung von Kaschperl = Kasperl (Kasperle)

205
Kaschube Kasperlkopf
(eigentlich ein Angehöriger eines westsla- oberdeutsch abfiillig für einen närrischen,
wischen Volksstammes; weibliche Form: einfältigen oder ständig grinsenden Men-
Kaschubin) besonders berlinisch für einen schen.
bäurischen, hinterwäldlerischen Menschen. Vgl.: —> -köpf (-kopp).

Käsegesicht Kassandra
abschätzigfür einen Menschen mit auffallend (nach der Seherin Kassandra in der griechi-
blassem Gesicht, blasser Haut. schen Mythologie) oft leicht spöttisch fiir
Vgl.: —> -gesicht, —> Milchgesicht. eine (weibliche) Person, die in pessimistischer
Weise vor künftigen Ereignissen warnt. Nach
Käsekopf
1974, als die Arbeitslosenzahlen stark an-
(zu „Käse" im Sinne von „Geschwätz, Un-
stiegen, wurde der damalige Präsident der
sinn“) abfällig für einen Dummkopf,
Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg Josef
Dummschwätzer.
Stingl, der regelmäßig über die ungünstige
Vgl.: —> -köpf (-kopp).
Entwicklung zu berichten hatte, in den
Käsköppe Medien oft „die Kassandra von Nürnberg“
(fast immer in der Mehrzahl; die Nieder- genannt.
lande als Heimat berühmter Käsesorten)
spöttisch-abschätzigfür die Niederländer ins- Kaste
gesamt oderfiir bestimmte Niederländer. An- (eigentlich eine Gruppe in der hinduisti-
läßlich des bedrohlichen Hochwassers schen Gesellschaftsordnung) abschätzig für
Anfang 1995 in den Niederlanden alberte eine sich gegenüber anderen streng abson-
die Satire-Zeitschrift t it a n ic an die Adres- demde Schicht oder Gruppe der Gesellschaft
se der nördlichen Nachbarn: „Tja, Käsköp- mit einem gewissen Standesdünkel. In Be-
pe, jetzt habt Ihrs mit der Angst zu tun kennerschreiben machten sich 1996 die
gekriegt, wie? Da seid Ihr zu Hunderttau- rechtsextremistischen österreichischen
senden aus Euren Poldern gekrochen, Bombenattentäter über die „herrschende
was? Tschuschenkaste“ lustig.
Vgl.: —> -köpf (-kopp). Vgl.: Beamtenkaste, Herrscherkaste, Junkerkaste
(veraltet), Militärkaste.
Kasper
(nach einer lustigen männlichen Hauptfi- Kasten
gur in Puppenspiel und Volkstheater) ab- selten als geringschätzige Bezeichnung fiir
schätzig für eine alberne, närrische, nicht eine große, starke, voluminöse (weibliche)
ernst genommene (männliche) Person. „Er ist Person.
der Kasper vom Dienst hier!“ (Abgeordne- Vgl.: Kastenweib.
ter Schreiner von der SPD über Scharren-
broich, CDU/CSU, Deutscher Bundestag Kastrat
1989). (eigentlich eine entmannte männliche Per-
Vgl.: Affenkasper (selten), —» Hanskasper, Holz- son) spöttisch-abschätzigfiir einen impoten-
kasper (fränkisch), —> Klassenkasper, —> Narren-
ten, sexuell gehemmten oder einen mut- und
kasper, Rappelkasper, —> Suppenkasper.
kraftlosen, unmännlich wirkenden Mann.
Kasperl (Kasperle) Schopenhauer sprach von „geistigen Ka-
(Verkleinerung von „Kasper“) in Österreich straten“.
und Bayern fiir einen Kasper. „Die Ge-
nies haben immer denselben Leidensweg Kasuist
zu durch messen: vom Kasperl zum Semi- (zu lateinisch „casus“ = Fall) bildungs-
nar.“ (Egon Fridell) sprachlich abschätzigfiir einen spitzfindigen,
Vgl.: Kasch perl (mundartliche Variante), Kasperli haarspalterischen Menschen.
'schweizerisch). Vgl.: —> -ist.

206
Katastrophen-Touristen Katze
(meist Mehrzahl) ein abschätzig verwendetes abschätzigfiir eine falsche, hinterlistige weib-
Neu wortfür Personen, die aus Sensationslust liche Person. „Die kleine Katze mit ihren
Schauplätze von Katastrophen aufiuchen Schlitzaugen und dem galligen Teint“
(und dadurch die Arbeit der Helfer behin- (Hans Fallada: j u n g e r h e r r - g a n z
dern). g r o s s , 196$). In einem alten Volkslied:
Vgl.: Katastrophengaffer. „O Weib, o Weib, du böse Katz’,
Ich hab* für dir kein sichern Blatz,
Kater Zerkratzt mir oft das Angesicht mein,
scherzhaft-spöttisch für einen verliebten, lie- Der Teufel soll dein Löhner sein.“
bestollen Burschen. Vgl.: —> fälsche Katze, Geldkatze (geldgierig, Pro-
Vgl.: alter Kater, Brummkater, Märzenkater stituierte), —» Haderkatze, —» Naschkatze,
(österreichisch), —> Rußkater, verliebter Kater. Schmeichelkätzchen (Schmeichelkatze), Wildkat-
ze.
Kathedersozialist
Katzelmacher
(nach der Schrift d e r k a t h e d e r s o z ia l is -
(ursprünglich eine Bezeichnung für einge-
m u s von Heinrich Bernhard Oppenheim
wanderte italienische Handwerker, die vor
aus dem Jahr 1872) im politischen Sprachge-
allem Löffel herstellten; zu venezianisch
brauch eine seltene spöttisch-abschätzige Be-
„cazza“ = ZinnlöfFel) abfällig für einen Ita-
zeichnung für einen Verfechter von aus-
liener.
gleichenden Sozialreformen in der Volkswirt- Vgl.: —> -macher.
schaft.
Vgl.: —> -ist. Katzoff (Katzuff)
(aus gleichbedeutend jiddisch „kazowe“)
Kathole eine alte, noch landschaftliche Handwerker-
(entstellt aus „Katholik“) abwertendfür ei- scheltefür den Metzger.
nen Katholiken.
Vgl.: —» Evangele, Katholiker (analog zu „Alkoho- käufliches Mädchen
liker“: Angehöriger einer katholischen Studenten- früher verhüllend, heute scherzhaft-ironisch
verbindung). für einejunge Prostituierte.
Vgl.: käufliche Dame (ironisch).
katilinarische Existenz
(nach dem Verschwörer Catilina im alten Kauz
Rom und einer Bemerkung von Bismarck oft geringschätzig oder spöttischfür einen selt-
aus dem Jahr 1862: „Im Lande gibt es eine samen, eigenbrötlerischen Mann: ein gelehr-
Menge catilinarische Existenzen, die ein ter, drolliger, sonderbarer, kurioser, schnur-
großes Interesse an Umwälzungen ha- riger Kauz. Uber den voraussichtlich letz-
ben.“) bildungssprachlich veraltendfür einen ten deutschen Postminister, den CSU-Po-
heruntergekommenen, unberechenbar ge- litiker Wolfgang Bötsch, bemerkte der
fährlichen Menschen, der nichts mehr zu ver- s pie g e l (Oktober 1995): „Bonner Postmi-
lieren hat. nister und Politkauz“.
Vgl.: —> Existenz. Vgl.: alter Kauz, —> komischer Kauz, merkwürdi-
ger Kauz, närrischer Kauz, philosophischer
Kauz (weltfremder Stubengelehrter), -4 Uhu, ->
Katonga
Vogel, wunderlicher Kauz.
(Herkunft unklar) jugendsprachlich für ein
häßliches, molliges Mädchen, einefette Frau. Kavenzmann
(bezeichnet ganz allgemein etwas beein-
Katzbuckler druckend Großes) westdeutsch meist ab-
abfällig fiir eine unterwürfige, dienstfertige schätzig für eine große, schwere (männliche)
Person. Person.
Vgl.: Buckler, Krummbuckler, —> -1er. Vgl.: -mann.
Kebse Keppelweib
veraltetfür eine Prostituierte, Konkubine. Österreichisch abfälligfür eine unverträgliche,
Vgl.: Kebsweib. keifende Frau.
Vgl.: Frau Keppelmeier, Keppler (seltene männli-
Kebsweib = Kebse che Form), Kepplerin, Weib, —> -weib.

Kegel Kepplerin = Keppelweib


landschaftlich abschätzig für ein uneheliches
Kind. Kerl
(meist in Zusammensetzungen oder mit ei-
Kehle s. durstige Kehle nem negativen Attribut; verwandt mit dem
Vornamen Karl) meist abschätzig für 1. ei-
Keib nen Mann, Burschen, unangenehmen Mann.
(auch in der Bedeutung „Aas, Leichnam“; 2. einen Verehrer, Liebhaber, Freund einer
oft mit einem treffenden Adjektiv) ein vor- Frau: du blöder, mieser, unmöglicher, gemei-
wiegend schweizerisches und schwäbisches ner, fieser, langweiliger, dummer, ungehobel-
grobes Schimpfwort für einen Schuf, gemei- ter, widerlicher, närrischer, schlechter, total
nen Kerl. In einem schweizerdeutschen Ge- ausgeflippter Kerl. Beethoven begann 1825
dicht von Niklaus Manuel aus seinem e l s l i einen Brief an den Kopisten Wolanek mit:
t r a g d e n k n a b e n (um 1528) heißt es: „Dummer eingebildeter eselhafter Kerl!“
„Schelm, schelm, keib, keib, böswicht, Vgl.: Aaskerl, armer Kerl, —> Arschkerl, —> aufgebla-
ketzer, sener Kerl, Bankrottskerl (selten), —> blöder Kerl, —>
Mörder, lotter, lügner, schwaetzer!“ Bulle von Kerl, Donnerwetterkerl, —> Dreckskerl
Vgl.: Cheib (orthographische Variante), dummer (Dreckkerl), Ferkelskerl, Fetzenkerl, Galgenkerl,
Keib, Erzkeib, Keibenkeib, Saukeib (drei Steige- hergelaufener Kerl, Hundekerl (Hundskerl), —>
rungen), Spinnkeib (Wirrkopf). Hurenkerl, komischer Kerl, —> Lausekerl (Mus-
kerl), —> Lumpenkerl, —> Malefizkerl, —» Mistkerl,
Keife —» Rotzkerl, -> Satanskerl, —> Saukerl, —> Schand-
(seltene männliche Form: Keifer) land- kerl, —> Scheißkerl, Schietkerl, —> Schißkerl,
Schmuddelkerl, —> Schweinekerl, spinnerter Kerl,
schafilich abfällig für eine zänkische, laut
—> Teufelskerl, unverschämter Kerl, verfluchter
schimpfende Frau. Kerl, versoffener Kerl, —» Viechskerl.
Vgl.: Keifhexe.
ein Kerl wie ein Pfund Wurst
Keifzange
vorwiegend norddeutsch für einen Menschen
besonders bayrisch abfälligfür eine Keife.
ohne Rückgrat und Emsthafigkeit.
Vgl.: —> Zange.

Kellerassel Kerlchen
(eigentlich eine Assel, die in Kellern, feuch- (auch Kosewort für einen kleinen Jungen)
ten Gärten u.dergl. lebt) verächtlich für ei- ofi spöttisch-abschätzig für einen kleinen,
nen schmutzigen, widerlichen Menschen. schmächtigen oder läppischen, nicht ernst ge-
Vgl.: —> Assel. nommenen Mann: ein kleines, komisches,
mickriges Kerlchen. In seiner Tagebuchver-
Kellerkind öffentlichung von 1995 TABU I schildert Pe-
(eigentlich jemand, der als Kind in einer ter Rühmkorf seinen feinsinnigen Kollegen
Kellerwohnung aufwächst oder aufgewach- Peter Handke so: „verwöhntes Kerlchen,
sen ist) i. ofi geringschätzigfür ein Kind, das das seine Gereiztheiten als innere Verwer-
in ärmlichen Verhältnissen aufwächst. 2. ab- fungen ausstellt.“
schätzig für jemanden, der aus ärmlichen Vgl.: —» -chen (-lein), —> freches Kerlchen.
Verhältnissen stammt. 3. im Plural scherz-
haft-spöttisch für Sportmannschafen, Sport- Kerzeischlucker
ler, die am Tabellenende stehen. (eigentlich der arme „Schlucker“, der den
Vgl.: Kellerwurm (selten), —> Kind. Kirchgängern Kerzen verkauft) österrei-

208
chisch abfällig fiir einen Frömmler, bigotten Ketzer
Mann. (nach dem Namen der Katharer, einer
Vgl.: —> armer Schlucker, —> Schlucker. streng asketischen Sekte des Mittel alters) /.
in der katholischen Kirche jemand, der von
Kerzelweib der offiziellen Lehre der Kirche abweicht. 2.
österreichisch fiir eine Frömmlerin. meist emotional abwertendfiir eine Person,
Vgl.: —» Weib, —» -weib. die offen von der herrschenden Meinung ab-
weicht.
kesse Motte
vorwiegend berlinisch oft leicht abwertend Keule
fiir ein lebenslustiges (freches, flatterhaftes) I. salopp, auch abschätzigfiir einen Kumpel,
Mädchen; auch anerkennend. „Eine kesse Bruder. 2. oft abfällig für ein (häßliches)
Motte, die Lieselotte. Trotzdem Fräulein Mädchen. 3. abschätzig fiir einen Schläger,
geblieben“ (Manfred Bieler: d e r b ä r , rauflustigen Kerl
1983). Vgl.: Brietzkeule (berlinisch: älterer Bruder), —»
Vgl.; flotte Motte, kesse Pflanze. Loofkeule.

Kesselflicker keuscher Joseph


(eigentlich ein Handwerker, der Kessel u.ä. (nach der Weigerung des biblischen Jo-
repariert. Die von Dorf zu Dorf ziehenden seph, des Sohnes des Patriarchen Jakob,
Kesselflicker hatten wie andere Wanderge- mit Potiphars Frau zu schlafen, Genesis 39)
werbler einen schlechten Ruf; oft in der eine seltene spöttische Bezeichnung fiir einen
Mehrzahl gebraucht) abfällig fiir einen un- sehr sittsamen, zurückhaltenden Mann.
zuverlässigen Mann, Gauner; im Pluralfiir
Gesindel. Kiberer
Vgl.: Kesselflickervolk, Kesselvolk (veraltete Kol- (aus der Gaunersprache) österreichisch ab-
lektivschelten). fälligfür einen Kriminalbeamten; seltenerfiir
einen anderen Polizisten oder einen Detektiv.
kesser Rabe Vgl.: Krimineser (österreichisch).
selten fiir einen frechen Burschen.
Vgl.; -» Rabe. Kichererbse
(eigentlich eine alte Kulturpflanze, deren
kesser Vater Samen als Nahrungsmittel dienen) gering-
salopp ab wertendfiir eine maskulin wirkende schätzigfiir ein albernesjunges Mädchen, das
lesbische Frau. 1974 stand im s pie g e l , die oft ohne erkennbaren Grund kichert.
„kessen Väter“ verhielten sich Frauen ge- Vgl.: Erbse, Kicherliese.
genüber „genauso sexistisch wie normale
Chauvies“. Kicherliese = Kichererbse

Kettenhund Kicker
(eigentlich ein Wachhund, der an einer (zu englisch „to kick“ = stoßen) oft gering-
Kette gehalten wird) abfälligfiir einen Poli- schätzigfür einen Fußballspieler.
zisten, Angehörigen der Feldgendarmerie o.ä. Vgl.: Hinrerhofkicker.
Vgl.: —> Hund, —> -hund.
Kids
Kettenraucher (fast immer in der Mehrzahl gebraucht; aus
(von der Vorstellung eines Rauchers, der englisch-amerikanisch „kid“ - Jugendli-
sich die Zigaretten an der jeweils zuvor ge- cher; abwertend fast nur in entsprechenden
rauchten anzündet) oft abschätzigfiir einen Zusammensetzungen) ein auch geringschät-
Menschen, der ständig raucht, eine Zigarette zig verwendetes Modewort fiir Kinder und
nach der anderen raucht. Jugendliche zwischen etwa 6 und 16 Jahren.

209
„Die reichen Kids mit Papas Kohle“, dings ist auch von „grünen Jobkkillern“ die
schrieb der s pie g e l (Juli 1980). Rede.
Vgl.: Cashmere-Kids (mit teurer Kleidung), Com- Vgi.: Berufskiller, -» Ladykiller, —> Pointenkiller.
puter-Kids, Fascho-Kids, Nazi-Kids (selten), Pro-
Io-Kids. Kilometerfresser
scherzhaft, oft abwertendfiir einen viel und/
Kiebitz oder schnellfahrenden Kraftfahrer.
(eigentlich ein Regenpfeifervogel mit ei- Vgl.: -» Fresser, -> -fressen
nem typischen Warn- und Lockruf; zu
gaunersprachlich „kiebitschen“ = untersu- Kinäde
chen, durchsuchen, mit Anlehnung an den (aus griechisch „kinaidos“ = Unzüchtiger;
Vogelnamen) meist abschätzig für 1. einen männliche Hetäre) bildungssprachlich selten
(lästigen, sich einmischenden) Zuschauer bei fiir einen Päderasten, Wüstling.
Spielen wie Schach oder Skat. 2. einen uner-
wünschten, lästigen Zuschauer. Kind
Vgi.: scheeler Kiebitz (hessisch: schlecht sehend (abwertend fast nur in bestimmten Fügun-
oder schielend). gen und Zusammensetzungen) 1. herablas-
send fiir einen jungen, nicht ganz ernst
Kiekindiewelt genommenen Erwachsenen. 2. oft gering-
(Satzwort, zu „kieken“ = gucken, neugierig schätzig fiir einen unreifen, naiven jungen
schauen; oft ohne Wertung für ein kleines Menschen mit einem kindlichen Gemüt: ein
Kind) norddeutsch leicht abwertend fiir ei- törichtes, unreifes, richtiges, albernes Kind.
nen unreifen, vorwitzigen jungen Menschen. Vgl.: Bänkelkind (veraltet: uneheliches Kind), Bet-
Vgl.: —» Guckindiewelt. telkind, Christkindchen (Christkind), Gas-
senkinder, großes Kind, —> Hätschelkind, —>
Kielkropf Hurenkind, —> Kellerkind, Kind goldenes (naiv,
ein veraltetes Schimpfwortfiir einen Wechsel- einfältig), kluges Kind (ironisch: Besserwisser), —»
balg, eine Mißgeburt. Mamakindchen (Mamakind), Miamikind (Varian-
te), —> Protektionskind, -4 Schmuddelkind, —>
Schoßkind, Schürzenkind, Sonntagskind (vom
Kielschwein Glück begünstigt), Spielkind, Verlobungskind
(eigentlich ein Balken zur Verstärkung des (vor der Hochzeit geboren), verwöhntes Kind, —>
Kiels) ein Spottwort fiir einen untätigen, Weltkind, Wickelkind.
überzähligen Mitfahrer in einem Boot (der
aufdem „Kielschwein “sitzt). Kind der Liebe
Vgl.: —> Schwein, —» -Schwein. verhüllend, auch spöttisch-ironisch fiir ein
uneheliches Kind.
Kiffer Vgl.: Frucht der Liebe.
(zu englisch „kef, kif‘ = Haschisch) oft ab-
schätzigfiir einen Haschisch- oder Marihua- Kind der Sünde
nakonsumenten. eine veraltete pathetische und ab wertende Be-
Vgl.; Kiffkopp (selten). zeichnungfür ein uneheliches Kind.

Killer Kind Gottes in der Hutschachtel


(aus englisch „to kill“ = töten) abschätzig (scherzhafte Erweiterung der Anrede „Kind
für i. einen skrupellosen Mörder, bezahlten Gottes“ für einen naiven, etwas einfältigen
Mörder: ein kaltblütiger, eiskalter Killer. 2. Menschen) scherzhaft, auch abschätzig fiir
eine Person, die etwas zunichte macht oderje- eine einfältige Person.
manden „abschießt“. „Katzer und Schiller =
Handwerkskiiler“, hieß es 1969 zur deut- Kindchen
schen Mittelstandspolitik. Beliebt ist in der öjf geringschätzig oder ah herablassende An-
Presse das Wort „Kanzler-Killer“. Franz Jo- rede fiir eine junge, nicht ernst genommene
sef Strauß wurde oft so bezeichnet. Neuer- (weibliche) Person.

210
Vgl.: —» -chen (-lein), —> Christkindchen (Christ- rischen, eigenartigen oder dummen Men-
kind), —> Mamakindchen (Mamakind). schen. Beide Bedeutungen finden sich in
einem Dialog aus dem Antikriegsdrama
Kinderficker
DIE LETZTEN TAGE DER MENSCHHEIT (1918/
derb abwertendfiir einen Kinderschänder. 19) von Karl Kraus: „Japaner san a no in
Vgl.: —> Ficker, Kifi (Abkürzung im Knastjargon). Wean! Aufhängen sollt ma die Bagasch bei
ihnare ZöpfT Einer: ,Loßts es gehn! Dös
Kindermörder
san ja Kineser!' Zweiter: ,Bist selber a Kine-
i. jemand, der einen Kindermord begangen
ser!
hat. 2. von strengkatholischen und anderen
Vgl.: —> Piefkineser.
rigorosen Abtreibungsgegner oft verächtlich
für einen Arzt, der Abtreibungen vorgenom-
men hat.
(von englisch „king“ = König) oft ironisch
Kinderschänder und geringschätzigfiir einen Leiter, Boß, An-
oft abfälligfiir eine Person, die ein Kind sexu- führer oderjemanden, der so tut, der sich ab
ell mißbraucht. Anführer auftpielt. „Die Anstalt wird von
Vgl.: „Kinderfreund“ (ironisch), —> Schänder, —> Kaplan G. geleitet. Er ist der King, der Al-
-Schänder. leinherrscher (Alexander Ziegler: Ge s e l l -
s c h a f t s s pie l e , 1980).
Kinderschreck
i. abschätzigfiir eine häßliche oder grimmige
Kiniglhas (Kmihas)
Person, vor der sich Kinder furchten. 2. —>
Kinderschänder. (geht zurück auf lateinisch „cuniculus“ =
Vgl.: —> -schreck. Kaninchen) in Österreich und Bayern 1. ab-
schätzig fiir einen ängstlichen, verschreckten
Kinderverzahrer Menschen. 2. scherzhaft-spöttisch fiir eine
(zu „verzahren“ ~ wegbringen; verfuhren) Person mit vorstehenden Schneidezähnen.
österreichisch fiir einen Kinderverfiihrer, Vgl.: —> Hase, Kaninchen.
Kinderschänder, „kindafazara“ ist auch der
Titel eines schaurigen Gedichtes von H.C. Kipfel, das
Artmann.
(eigentlich ein kleines Weißbrotgebäck) in
Österreich und Süddeutschland eine milde
Kindesmörderin (Kindsmörderin)
Schelte fiir einen etwas beschränkten, unge-
1. eine Frau, die ihr Kind (tvährend oder
schickten Menschen.
nach der Geburt) getötet hat. 2. von rigorosen
Vgl.: —> Arschkipf, Kipf (Variante).
Abtreibungsgegnem verächtlich für eine
Frau, die abgetrieben hat.
Vgl.: —> Mörder. Kippenquäler
(zu „Kippe“ - Zigarettenstummel) ein selte-
Kindskopf nes Spottwortfiir einen gierigen und geizigen
abschätzig fiir einen Menschen, der sich kin- Raucher, der an seinen Zigarettenkippen so
disch und albern benimmt. „Mit immer raf- lange saugt, bis er sich die Finger verbrennt.
finierterer Technik locken die Videospiel- Vgk: Quäler.
Konzerne Kinder und Kindsköpfe in ihre
bunten Spielwelten“ (s pie g e l , Dezember
Kipper
1994).
Vgl.: -4 -köpf (-kopp). (ursprünglich ein betrügerischer Händler,
der von Münzen etwas abschneidet; wohl
Kineser (Chineser) zu „Kippe“ - Goldwaage) veraltetfür einen
besonders österreichisch 1. scherzhaft-spöttisch Betrüger, Falschmünzer.
für einen Chinesen. 2. abfälligfiir einen när- Vgl.: Kipper und Wipper (veraltet).

211
Kirchenlicht Klafte, die
(Lehnübersetzung von lateinisch „lumen (zu „kläffen“) abschätzigför 1. eine nörgeln-
ecclesiae“ für einen hervorragenden Theo- de, zänkische Frau. 2. eine unentschlossene,
logen des Mittelalters; meist in negativ for- unangenehme Kundin, 3. ein unsympathi-
mulierten Wendungen wie „kein großes sches, häßliches Mädchen.
Kirchenlicht sein“ = nicht gerade klug sein)
eine seltene ironische Bezeichnung fär einen Klammeraffe (Klammeräffchen)
etwas einfältigen Menschen. Um 1870 be- (eigentlich ein Affe, der sich mit seinem
richtete die Presse über einen unglaubli- Greifschwanz und seinen langen, dünnen
chen Vorfall, und zwar hatte der liberale Gliedmaßen gut festklammern kann)
Bürgermeister Fischer von Augsburg in öf- scherzhaft-spöttischfärjemanden, der sich ir-
fentlicher Versammlung den Hochw. Erz- gendwo anklammert, insbesondere eine Bei-
bischof von München als „großes dickes fahrerin aufeinem Motorrad. „Kinkel wird
Kirchenlicht“ beschimpft. jetzt endgültig das Klammeräffchen beim
Bundeskanzler machen.“ (Joschka Fischer
Kirchenmaus von den Grünen im Mai 1995 gegenüber
(nach der Wendung „arm wie eine Kir- der z e it , als der Bundesaußenminister
chenmaus sein“) eine seltene spöttische Be- Klaus Kinkel als Parteivorsitzender der
zeichnung fär einen völlig mittellosen FDP zurückgerreten ist).
Menschen. Vgl.: —> Äffchen, —» Affe, —» -chen (-lein).
Vgl.: —> Maus.
Klamüser - Kalmäuser
Kissenpuper
spöttisch-abschätzig fär einen Beamten oder Klan = Clan
Büroangestellten.
Vgl.: Kissenfurzer, —> Puper. Klapper
(eigentlich ein Gerät zum Klappern) abfäl-
Kiste ligfär eine schwatzhafte Person.
abfälligfär eine dicke, plumpe Frau.
Klappergestell
Kitschier emotional, meistgeringschätzigfiir einen sehr
abschätzig fär einen kitschigen, fär Kitsch hageren Menschen.
empfänglichen Menschen. Vgl.: —> Gestell, Klappergerüst, klappriges Gestell.

Klachel Klapperschlange
(eigentlich etwas Baumelndes, etwa ein (eigentlich eine gefährliche Giftschlange,
Glockenschwengel) besonders bayrisch und die mit einer Art Rassel am Schwanzende
österreichischfär einen ungehobelten Kerl. ein klapperndes Geräusch erzeugt) 1. eine
Schwätzerin. 2. eine zänkische, „giftige“
Kläffer Frau. 3. scherzhaft, auch leicht ab wertendfiir
(eigentlich ein laut und häufig bellender eine Stenotypistin.
Hund) abfälligfär einen bösartigen Schwät- Vgl.: —> Schlange.
zer, Schimpfer, Hetzer. Der damals glücklo-
se deutsche Fußballbundestrainer Berti Klapsdoktor
Vogts habe sich vom „Wadenbeißer“ in ei- (zu „Klaps" = Verrücktheit, Geistestrü-
nen „zahnlosen Kläffer“ verwandelt, erei- bung) salopp, auch geringschätzig fär einen
ferte sich im s pie g e l (August 1994) ein Nervenarzt, Psychiater.
Leserbriefschreiber. Vgl.: Klapsmüller (zu „Klapsmühle“), Klapsrat
Vgl.: kleiner Kläffer. (selten).

212
Klapsmann Klatsche
salopp abiuertendfür i. einen Patienten einer abfällig für 1. eine —* Klatschbase. 2. eine
Nervenheilanstalt, 2. einen Mann, der „einen Person, diejemanden verrät, verpetzt.
Klaps hat“, nicht recht bei Verstand ist. Vgl.: Dorfklatsche, Generalklatsche (Steigerung),
Vgl.: Klapsrese, Klapsrieke (beides verrückte Frau- —» Stadcklatsche.
en), —»-mann.
Klatscher
Klassenclown = Klassenkasper abwertend für 1. einen verleumderisch
schwatzhaften Menschen. 2. einen bezahlten,
Klassendepp bestellten Beifallklatscher, 3. einen Schläger,
Raufbold.
oberdeutsch abfälligfür den Klassenschlechte-
Vgl.: Vorklatscher (Beifall).
sten in der Schule.
Vgl.: —> Depp, Klassenbummerl (österreichisch),
Klatschkolumnist
Klassenheini, Klassenpepi (österreichisch), Klas-
sentrottel. geringschätzig fiir einen Journalisten, der re-
gelmäßig fiir eine bestimmte Zeitung oder
Klassenfeind Zeitschrift über gesellschaftlichen Klatsch
schreibt.
im kommunistischen Sprachgebrauch ein
Feind der Arbeiterklasse, aber auch ein belie-
Klatschmaul
biger bedrohlich erscheinender Andersden-
kender. salopp abwertend fiir einen geschwätzigen
Menschen, der schlecht über andere redet.
Vgl.: —> -feind, Klassengegner.
Vgl.: Klatsch Bruder, —» -maul.

Klassenkasper
Klatschreporter
abschätzig fiir 1. einen Schüler, der in seiner
abschätzig fiir einen Reporter, der hinter
Klasse die Rolle des albernen Spaßmachers
Klatschgeschichten her ist.
spielt, sich zum Clown macht. 2. jemanden,
Vgl.: Klatschjournalist.
der als Erwachsener in einer Gruppe ständig
derbe Späße macht.
Klatschschwester - Klatschbase
Vgl.: Kasper, Klassen august, KI assen clown.

Klatschtante = Klatschbase
Klassenschreck
abfälligfiir einen strengen, gefürchteten Leh- Klatschweib = Klatschbase
rer.
Vgl.: —> -schreck. Klauber = Wortklauber

Klater, der Klaubruder


(eigentlich Schmutz oder zerlumpte Klei- salopp abwertendfiir einen kleinen Dieb.
dung) eine norddeutsche herbe Schelte fiir Vgl.: -» Bruder, -» -bruder, Klaubock (Ruhrge-
eine schmutzige, verkommene Frau. biet).
Vgl.: Klater-Jan (Lumpenkerl).
Klaus
Klatschbase (nach dem Vornamen Klaus, einer Kurz-
abfällig fiir eine (weibliche) Person, die sich form von „Nikolaus“) schweizerisch und
häufig über das Privatleben anderer Men- norddeutsch fiir einen Dummkopf.
schen unterhält; böswillige Schwätzerin.
Klavierlöwe
Vgl.: Klatschliese, Klatschmadam, Klatschschwe-
ster, Klatschtante, Klatschtrine, Klatschweib, milder Spottfiir einen Pianisten.
Tratschbase. Vgl.: —> -löwe, Tastenlöwe.

213
Kleber gen, sehr konventionellen Menschen; Spie-
abschätzig fiir i. einen sitzengebliebenen ßer. Der Unternehmer Eduard Zwick,
Schüler. 2. einen Menschen, der nicht recht- Steuerflüchtling und CSU-Gönner, räso-
zeitig geht. nierte einst in einem Brief an seinen Spezi
VgL: Klebarsch (will nicht gehen). Franz Josef Strauß über „die manipulierte
Schicht der Kleinbürger“. Nicht selten
Kleckerffitze wird Fußballstars ihre Kleinbürgerlichkeit
abschätzig oder tadelnd fiir einen Mann, vorgeworfen. So ist Mario Basler für die
häufiger einen kleinen Jungen, der beim Es- t v -s pie l f ii .m (November 1995) ein „entfes-
sen kleckert. selter Kleinbürger“, und Helmut Böttiger
Vgl.-. —> Fritze, —» -fritze, Kleckerhans. lästerte in der f r a n k f u r t e r Ru n d s c h a u
(Juni 1994) über Lothar Matthäus: „In ihm
Kleckerliese radikalisiert sich der deutsche Kleinbürger,
abschätzig oder tadelnd fiir eine zveibliehe er darf ab und zu mal über die Stränge
Person, die beim Essen kleckert; meistJur ein schlagen, ein bißchen grölen und Stamm-
kleines Mädchen. tischwitze zum besten geben, aber dann
Vgh: -» Liese, —» -liese. wieder zurücktreten ins Glied.“
VgL: —» Bürger, Kleinbürgerseele.
Kleckser
I. abschätzig fiir jemanden, der Kleckse
macht, unsauber malt, unsauber mit Tinte kleine Hexe
o.ä. schreibt. 2. verächtlich fiir einen Kunst- abschätzig, auch widerwillig anerkennend
maler, den man Jur unfähig und dessen Bil- fiir ein raffiniertes, durchtriebenes (tempera-
der man für wertlos hält. 3. abfälligfiir einen mentvolles, verführerisches)junges Mädchen,
schlechten oder unseriösen Schriftsteller, Jour- Vgl.: —> Hexe.
nalisten. In Lessings Sinngedichten heißt
ein schlechter Bildnismaler „Simon kleine Kröte
Klecks“.
abschätzig oder auch nur scherzhaft fiir ein
Vgl.: —> Farbenkleckser, Maler Kleckse!, —> Tin-
freches kleines Mädchen.
tenkleckser.
Vgl.; -4 Kröte.
Kleiderständer
spöttisch-abschätzig fiir 1. einen dürren, lan- der kleine Moritz
gen Menschen. 2. eine geckenhafte, herausge- (meist in der Wendung „wie sich der kleine
putzte Person. Moritz etwas vorstellt“; wohl nach einer Fi-
gur des Karikaturisten Adolf Oberländer,
Klein Doofi (mit Plüschohren) 1845—1923) spöttisch-abschätzigfiir eine Per-
spöttisch-abschätzig fiir einen gutgläubig-ein- son, die von einer Sache keine Ahnung hat,
fältigen Menschen. In seinem umgangs- ihr ganz naiv gegenübersteht.
sprachlichen Wörterbuch (1987) nennt
Heinz Küpper noch weitere scherzhafte Er-
kleiner Fisch
weiterungen, und zwar: „... mit Blechoh-
ren, mit angebrannten Plüschohren, mit geringschätzig fiir 1. einen unbedeutenden
Plüschohren und Gummibauch, mit Menschen ohne Einfluß. 2. einen kleinen
Blechohren und Plüschüberzug, mit Woll- Gauner, Kleinkriminellen. „Die großen Fi-
nase“. sche fressen die kleinen“, lautet ein Sprich-
Vgl.: —> Doofi, Klein Doofi mit Plüschohren und wort, das es praktisch auf der ganzen Welt
Samtpfoten. gibt. Im Volkslied stehen „kleine Fische“
oft für junge Mädchen, h a ie u n d k l e in e
Kleinbürger f is c h e ist der Titel eines deutschen U-
(eigentlich ein Angehöriger des unteren Boot-Films aus dem Jahr 1957.
Mittelstandes) abfällig fiir einen engstirni- Vgl.: —> Fisch, kleine Nummer,

214
kleiner Furz kleines Biest
derb abwertendfiir einen kleinen, unbedeu- leicht abwertend mit dem Unterton wider-
tenden Menschen ohnejedes Gewicht. strebender Anerkennung fiir 1. ein raffinier-
Vgl.: Furz, Fürzchen. tes, freches kleines Mädchen. 2. eine bewußt
verführerische, durchtriebenejunge Frau.
kleiner Geist Vgl.: —S Biest, süßes Biest.
bildungssprachlich abschätzigfur einen Men-
schen mit geringen Geistesgaben. „Die gro- kleines Gemüse = junges Gemüse
ßen Geister sind den kleinen Geistern
deshalb einige Schonung schuldig: weil sie kleines Licht
eben nur vermöge der Kleinheit Dieser abschätzig fiir eine unbedeutende Person.
große Geister sind.; indem Alles relativ ist.“ Zur skandalträchtigen Verleihung des
(Arthur Schopenhauer). Jean-Paul-Preises 1993 an die 1912 geborene
Vgl.: —> Kleingeist. österreichische Schriftstellerin Gertrud
Fussenegger kommentierte der s pie g e l
kleiner Gernegroß (Oktober 1993): „Frau Fussenegger war im
spöttisch-abschätzig fiir einen unbedeuten- Dritten Reich ein kleines Licht, nachher
den, aber geltungssüchtigen, wichtigtueri- eine katholische Leuchte.“
schen Menschen. Vgl.: „großes Licht“ (ironisch), -» Kirchenlicht,
Vgl; Gernegroß. kleines Kirchenlicht (selten), —> Leuchte.

kleiner Knopf kleines Luder


i. salopp, auch abschätzig fiir einen kleinge- meist leicht abwertendfür eine kokette, raffi-
wachsenen (gedrungenen) Menschen. 2. oft nierte, durchtriebene, junge weibliche Per-
leicht abwertend fiir einen (frechen) kleinen son; oft mit widerstrebender Anerkennung.
Jungen. 3. abfällig fiir einen kleinen, unrei- Vgl.: Luder.
fen, nicht ernst genommenen (vorwitzigen)
Burschen. Kleinganove
Vgl.-. —> Knopf. abfälligfiir einen kleinen, unbedeutenden
Ganoven.
kleiner Schäker Vgl.: kleiner Ganove.
ein gemütliches Scheltwort fiir einen necki-
schen, scherzhaften Menschen. Kleingärtner s. geistiger Kleingärtner
Vgl.: —» Schäker.
Kleingeist
kleiner Scheißer abfällig fiir eine beschränkte, kleinlich den-
i. eine sogenannte kosende Schelte ohne Ab- kende Person. Als Antwort auf einen kriti-
wertung fiir ein Kleinkind. 2. derb abwer- schen Leserbrief in der s ü d d e u t s c h e n
tend für einen unbedeutenden, geringgeach- Ze it u n g (Dezember 1993) stellte ein CSU-
teten oder verachteten Menschen. Politiker, ebenfalls in einem sz-Leserbrief,
Vgl.: kleiner Pisser, —> Scheißer. klar: Bayerns Ministerpräsident Edmund
Stoiber ist kein „Kleingeist", sondern „eine
kleiner Schelm Persönlichkeit“.
oft leicht abwertend fiir einen Schlingel, Vgl.: —> kleiner Geist.
schelmischen Menschen.
Vgl.: —> Schelm. Kleinigkeitskrämer
abschätzig fiir einen Menschen, der Kleinig-
kleiner Teufel keiten übertrieben wichtig nimmt.
eine eher milde Schelte fiir ein wildes Kind Vgl.: Bagatellenkrämer (selten), Detailkrämer,
oder einen boshaften Menschen, Quälgeist. Kleinkrämer, Kleinlichkeicskrämer, —> Krämer, —»
Vgl.: —> Teufel, —> -teufel, —» Teufelchen. -kramer.

215
Kleinkrämer = Kleinigkeitskrämer „Kleptokrat“ auf, wohl für ein Mitglied ei-
ner Regierung, die dem Bürger zu tief in
Kleinlichkeitskrämer = Kleinigkeitskrä- die Taschen greift oder einen korrupten
mer Politiker.
Vgl.: -» Nepptomane, —> -omane.
Kleinrentner s. geistiger Kleinrentner
Klesche
Kleinstädter (zu „kleschen“ = klatschen; ohrfeigen)
oft geringschätziger eine Person, die in einer Österreichisch fiir ein liederliches Weib oder
Kleinstadt lebt oder aus einer Kleinstadt einen Dummkopf
stammt und von ihr geprägt ist.
Vgl.: Kleinstadt-, Kleinstadt-Casanova. Klette
(eigentlich eine Pflanze bzw. ein kugeliger,
Klemmi mit Widerhaken versehener Blütenkopf
jugendsprachlich abwertend für einen ver- dieser Pflanze) abschätzigfiir eine in lästiger
klemmten, gehemmten Menschen. Weise anhängliche Person.
Vgl.: Klemmchauvi (verklemmter —> Chauvi).

Kietze
Klempner
(eigentlich eine getrocknete Birne) in Bay-
(Abwertung durch die Gleichsetzung mit
ern und Österreich abfälligfiir 1. einen lang-
einem einfacheren Beruf von geringem
weiligen Kerl. 2. eine alte, faltige Frau.
Prestige; Anspielung auf „Blech“ in der Be-
Vgl.: KJetzenbene, Kletzensepp.
deutung „Unsinn, Wertloses“) Spott und
Scheltefiir einen (schlechten) Arzt, Zahnarzt;
Klimperer
meist in Zusammensetzungen. In den frühen
90er Jahren lief in der ARD ein kritischer (schallnachahmend; weibliche Form:
TV-Film über neurochirurgische Experi- Klimperin) abfälligfiirjemanden, der stüm-
mente unter dem Titel „Klempner am Ge- perhaft aufdem Klavier spielt.
hirn“. Im f o c u s (März 1996) wurde der
Fernsehmoderator Friedrich Küppersbusch Klinkenputzer
(ARD: „ZAK“) als „Kalauer-Klempner“ abfällig fiir einen Bettler, Bittsteller oder
kritisiert. Hausierer, Vertreter.
Vgl.: —» Gebißklempner, Goschenklempner (sel- Vgl.: Türklinkenputzer.
ten: Zahnarzt), Knochenklempner (Orthopäde),
Maulklempner (Zahnarzt), Rechtsklempner (sel- Klippschüler
ten: Anwalt, Jurist), —> Seelenklempner, Sozial-
(eigentlich ein Grundschüler) eine seltene
klempner (Sozialarbeiter o.ä.).
geringschätzige norddeutsche Bezeichnung
fiir einen Schüler einer kleinen und schlech-
Klepper
ten Schule.
(eigentlich ein ausgemergeltes Pferd; ver-
wandt mit „klappern“) geringschätzigfiir ei-
nen alten, gebrechlichen Menschen. Kloben
Vgl.: —> Buschklepper, Kleppergaul (alte, magere (eigentlich ein grober Holzklotz) abfällig
Frau), Klepperhannes. fiir eine ungehobelte, unhöfliche (männliche)
Person.
Kleptomane Vgl.: Bauernkloben, Saukloben (beides schwä-
(eigentlich ein psychologischer Fachaus- bisch) .
druck; zu griechisch „kleptein“ = stehlen;
weibliche Form: Kleptomanin) abschätzig Klopffechter
für einen stehlsüchtigen, zwanghaft stehlen- (früher ein umherziehender Ritter, der ge-
den Menschen; Gewohnheitsdieb. In der gen Bezahlung seine Fechtkünste vorführ-
z e it (August 1994) tauchte der Begriff te) abschätzig fiir 1. jemanden, der sich fiir

116
Geld schlägt. 2. einen streitsüchtigen, bissigen Klügler
Publizisten. (zu „klügeln“ - grübelnd nachsinnen) meist
Vgl.: —» Fechter. geringschätzig für eine grübelnde, spitzfindig
nachsinnende Person.
Klopper (Klopfer) Vgl.: —»-1er, Staatsklügler (selten).
abwertendfiir i. einen Raufbold, Schläger. 2.
einen Aufschneider, Lügner, Sprücheklopfer. Klügling
3. einen rohen, ruppigen, unfairen Fußball- (ein Lieblingswort Luthers) veraltet ab-
spieler. 4. einen dummen, „bekloppten“Men- schätzig fiir einen Menschen, der sich beson-
schen. J. einen Hausierer, Drücker. ders klug vorkommt.
Vgl.: Skatklopfer, —> Sprücheklopfer, —» Steiß- Vgl.: —»-ling.
kiopper (Steißld Opfer), Tastenklopfer.
Klugredner = Klugschwätzer
Klops
(eigentlich ein gebratenes Fleischklößchen) Klugscheißer (Klugschisser)
abschätzig fiir einen dicken, rundlichen derb abwertend fiir einen Besserwisser, ver-
Menschen. meintlich Klugen. Über den Grafen Lambs-
Vgl.: —> Fleischklops, Klops mit Beinen (berli- dorff vom Koalitionspartner FDP bemerkte
nisch). der deutsche Bundesfinanzminister Theo
Waigel (CSU): „adeliger Klugscheißer“.
Kloß
Wolf Biermann sei ein „intellektueller
abfällig fiir einen dicken, plumpen Men-
Klugscheißer“, schrieb ein SPIEGEL-Leser im
schen.
Juli 1994 an das Nachrichtenmagazin, das
Vgl.: dicker Kloß, —> Erdenkloß, —> Fettkloß, —>
Fleischkloß, —> Hefekloß (Hefeklößchen), Jam- zuvor zwei recht mißratene Artikel des
merkloß, Trankloß, —> Trauerkloß, trauriger Schriftstellers veröffentlicht hatte.
Kloß, Wonnekloß (rundliches Kind). Vgl.: Klugarsch, Klugschieter (norddeutsch), —>
Scheißer, —> Schisser.
Klößkopp (Kloßkopp)
landschaftlich abfällig fiir einen dummen Klugschnacker
oder eigensinnigen Menschen. (zu „schnacken“ = reden, plaudern) nord-
Vgl.: —> -köpf (-kopp). deutsch für einen Klugschwätzer.

Klotz Klugschwätzer
salopp abwertend für eine grobe, unbeholfe- abfällig für einen aufdringlichen Besserwis-
ne, unhöfliche Person. „Du ungehobelter ser.
Klotz, nimm ein Glas, wenn du trinken Vgl.: Klugredner, Klugschnabel (veraltet), Klug-
willst!“ (h ö r z u , Oktober 1976). schnute (selten), —> Schwätzer.
Vgl.: Betonklotz, —> Bremsklotz, Fleischklotz, —»
grober Klotz, —> Hackklotz, —> Hauklotz, —» Klüngel
Holzklotz, unbehauener Klotz, —> ungehobelter (eigentlich ein Knäuel) abschätzig für eine
Klotz. Gruppe, Clique von Personen, die sich gegen-
seitig Vorteile zuschanzen; seltener, besonders
Klotz am Bein norddeutsch, fiir einen nachlässigen, schlam-
(nach dem Holzklotz, den man dem Vieh pigen Menschen.
oder Gefangenen an die Beine band, um sie Vgl.: Hofldüngel, Klüngelpeter (norddeutsch: um-
am Weglaufen zu hindern) abschätzig fiir ständlich, langsam), Militärklüngel, Parteiklüngel,
einen Menschen, der einem hinderlich, lästig Politklüngel (selten).
ist.
Klüngler
Klotzkopf (zu „klüngeln“) westdeutsch abfällig fiir ei-
ein Schimpfwortfür einen sturen, starrsinni- nen Menschen, der im Sinne eines —> Klün-
gen Menschen. gels tätig ist.
Vgl.: —> -köpf (-kopp). Vgl.: —> -1er.

217
Klunte Knallfrosch
besonders norddeutsch abschätzig für ein (eigentlich ein kleiner Feuerwerkskörper)
Mädchen oder eine Prostituierte. salopp abwertend für eine verrückte Person,
die „einen Knall hat".
Knabe Vgl.: —> Frosch.
selten als abschätzige Bezeichnung fiir einen
unreifen, törichten jungen Mann. Knallkopf (Knallkopp)
Vgl.: Knäblein, Lustknabe (veraltet), Muster- salopp, mehr oder weniger abfällig für einen
knabe, —> Prügelknabe, „sauberer Knabe“ (iro- dummen, einfältigen, beschränkten Men-
nisch: Taugenichts), Schweizerknabe (spöttisch- schen; soldatensprachlich auch fiir einen nor-
ironisch: Schweizer). malbegabten Kameraden von der Artillerie.
Über seinen Schriftstellerkollegen Adalbert-
Knabenschänder Stifter gab Eckhard Henscheid zu Proto-
abfällig für jemanden, der männliche Min- koll: „Er war einfach ein Knallkopf.“
derjährige sexuell mißbraucht. Vgl: Knallerbse, Knall kaffer, Knallkörper (selten),
Vgl.: —> Schänder, —> -Schänder. Knalltype, —» -köpf (-kopp).

Knackarsch Knallprotz
besonders süddeutsch derb abwertendfiir ei- (verstärkend zu „Protz“) salopp abwertend
nen Dummkopf, Versager. fiir einen widerwärtigen Prahlhans, protzi-
Vgi.: —> Arsch, -arsch. gen Emporkömmling.
Vgl.: —> Protz (Protzer), —> -protz.
Knacker
abfällig fiir i. einen alten Mann. 2. einen Knallschote
Geizhals. (eigentlich eine Hülse des gelben Blasen-
Vgl.: —> alter Knacker, —» Nußknacker. strauches, die knallt, wenn sie zerdrückt
wird) salopp abwertend fiir 1. einen groß-
Knacki mäuligen Dummkopf. 2. eine —> Knallchar-
(zu gaunersprachlich „knacken, verknak-
ken“ = verhaften, ins Gefängnis bringen) Vgl.: —» Schote.
vorwiegend jugendsprachlich oder im ein-
schlägigen Jargon oft abschätzigfiir einen Ge- Knalltüte
fängnisinsassen, Gefängnisentlassenen. (übertragen von der aufgeblasenen Tüte,
Vgl.: —> Knasti. die man mit einem Schlag zum Platzen und
Knallen bringt) ein dummer, lächerlicher,
Knallcharge „aufgeblasener“Mensch. „Unbegabte Knall-
(eigentlich eine Bühnenrolle, die durch tüten mit der Berufsbezeichnung Jurist“
Übertreibung und derbe Komik bestimmt hätten in der,Autofahrerpartei“ viele Que-
ist) i. meist geringschätzig fiir einen Schau- relen gestiftet, beklagte der Bilder- und
spieler, der immer wieder als Knallcharge Hitler-Tagebücher-Fälscher Konrad Kujau
aufiritt oder einen, der grundsätzlich vergrö- (f o c u s , Januar 1996).
bert. 2. ein Dummkopf Trottel Vgl.: —> Tüte (Tute).

Knalldepp Knapphans
(eine Verstärkung von „Depp“; zu der veraltet abfälligfür einen Geizhals.
Wendung „einen Knall haben“ = verrückt Vgl.: —> Hans, —> -hans.
sein) ein starkes oberdeutsches Schimpfwort
für einen Dummkopf Knast - Knaster (Knasterer)
Vgl.: —Depp.
Knastbruder
Knaller abschätzigfiir einen Mann, der im Gefängnis
eine verrückte, einfältige Person. sitzt oder öfters im Gefängnis ivar.

218
VgL: —> Bruder, —» -bruder, Kittchenbruder, Knecht
Knastler, Knastschieber, Knastvogel.
meist abschätzig für eine Person, die zu die-
nen, zu gehorchen hat; Handlanger; oft in ei-
Knaster (Knasterer)
ner Genitivfiigung: ein Knecht der Reichen,
abschätziger einen verdrießlichen, brummi-
Knecht seines Ehrgeizes. 1848 verfaßte Franz
gen (alten) Mann. Die zweite Strophe eines
Grillparzer ein Epigramm gegen die radi-
Gedichtes von Wilhelm Busch lautet:
kale Presse:
„Doch schmerzlich denkt manch alter
Knaster, „Freiheit wär eben das rechte
der von vergangnen Zeiten träumt, Für euch und euer Geschrei.
an die Gelegenheit zum Laster, Ihr seid die gebornen Knechte
die er versäumt." Der Dummheit und Schurkerei.“
Vgl.: alter Knaster, Knast.
Vor der ersten demokratischen Wahl in
Südafrika 1994 prophezeite auch der s pie -
Knasterbart
g e l einen „Sieg der Knechte“.
(heute vielfach auf den Geruch des Betref-
Vgl.: Knecht des Mammons, Knechtseele.
fenden nach übelriechendem Tabak bezo-
gen) abfällig für i. einen alten, ungepflegten,
bärtigen Mann. 2. einen mürrischen, bärbei- -knecht
ßigen Mann. verächtlichfiir einen Knecht, Helfershelfer
in Bezug auf ein bestimmtes Objekt, be-
Knasti stimmte Personen. Heinrich Heine sprach
jugendsprachlich oder im Jargon oft abschät- Klartext: „Daß ich dem Aristokraten-
zigfür einen Strafgefangenen. knecht Göthe mißfalle, ist natürlich. Sein
Vgl.; Knacki. Tadel ist ehrend, seitdem er alles Schwäch-
liche lobt. Er furchtet die anwachsenden
Knastologe Titanen.“ Der Dichter Wolf Biermann be-
(scherzhafte Bildung nach dem Muster von zeichnete die beiden PDSler Gregor Gysi
Wörtern wie Theologe) scherzhaft-spöttisch, und Stefan Heym Ende 1994 recht pathe-
auch abschätzigfur einen erfahrenen Strafge- tisch als „Tyrannen-Knechte“.
fangenen. Vgl.: —> Ackerknecht, Bacchusknecht, Bauch-
Vgl.-. Knast-Ehrenbürger (Scherzbildung für einen knecht (beides veraltet), Eheknecht, Folter-
Gefangenen, der sehr lange oder häufig einsitzt), knecht, —> Frauenknecht, —» Fürsten knecht, —=>
Knastrologc (orthographische Variante). Henkersknecht, Kapitalistenknecht, Mädchen-
knecht, Mammonsknecht, Mordknecht, —> Pfaf-
Knatscher fenknecht, Satansknecht, Schalksknecht,
(zu „knatschen" = nörgeln, quengeln) west- Schinderknecht, Stasi-Knecht (selten), Tyrannen-
mitteldeutsch fiir einen wehleidigen, nörgeln- knecht (veraltet), —> Weiberknecht.
den Menschen.
Vgl.: Knatschkopp, Knatschsack. Kneifer
(zu „kneifen“ = sich vor etwas drücken, ur-
Knatterprotz sprünglich als schlagender Student bei der
eine seltene abfällige Bezeichnung fiir einen Mensur vor Angst den Kopf einziehen) ab-
jugendlichen Motorrad- oder Mopedfahrer, fälligfiir einen Feigling.
der laut knatternd durch die Gegend fahrt,
um aufsich aufmerksam zu machen. Kneifzange = Beißzange
Vgl.; —> Protz (Protzer), —» -protz.

Knauser Kneipbruder
abschätzig fiir einen übertrieben sparsamen, (zu „Kneipe“) oft abschätzig fiir einen Zech-
geizigen Menschen. bruder oder Saufkumpan.
Vgl.: alter Knauser, Erzknauser, Knauserer, Knau- Vgl.: —> Bruder, —> -bruder, Kneipkumpan, -»
sert, Knausrich (drei mundartliche Varianten). Saufbruder, Trinkbruder, —> Zechbruder.

ZI9
Kneipenhocker Knirps
leicht abwertend für jemanden, der lange (ohne Abwertung für einen kleinen Jun-
und oft in der Kneipe sitzt. gen) geringschätzig für einen kleinen, un-
Vgl.: Hocker, —■> -hocker, —» Wirtshaushocker. scheinbaren oder unbedeutenden Mann.
„Nichtige Knirpse haben es leicht, Freiden-
Kneipier ker zu sein“ (Franz Werfel: d a s l ie d v o n
(Endung französisch ausgesprochen) heute BERNADETTE, I941).
kaum mehr abwertend fiir den Wirt einer
Kneipe. Knispel
(ursprünglich ein kleinwüchsiger Junge)
Knicker ein Pedant oder ein lästiger Mann.
abfällig für einen geizigen, allzu sparsamen
Menschen: ein elender, alter Knicker. Knoblauchfresser
Vgl.; Erzknicker, Knickerfritze, Knickersack, abfälligfür einen (südländischen) Menschen,
Knickset (Variante), —> Läuseknicker (Lausknik-
der stark nach Knoblauch riecht.
ker).
Fresser, —> -besser.
Knickstiebel (Knickstiefel)
(zu „knickern“ = geizig sein) landschaftlich Knochen
abfälligfür einen Geizhals. meist geringschätzigfiir eine (männliche) Per-
VgL: Knackstiefel (Variante), —> Stiefel. son; Kerl. „Ich war schon immer ein sturer
Knochen“, bekannte der CDU-Politiker
Kniebohrer Wolfgang Schäuble; nicht erst der Rollstuhl
eine seltene landschaftliche Spottbezeichnung habe ihn hart gemacht, wie der frühere
für einen Menschen mit Säbelbeinen. SPD-Fraktionschef Hans-Jochen Vogel be-
hauptet hatte (s pie g e l , März 1994).
Kniefiesel Vgl.: —» Aasknochen, —> alter Knochen, Arsch-
(Herkunft unklar) süddeutsch abfällig für ei- knochen, Dösknochen (unaufmerksam), —> Ehe-
nen Pedanten oder Geizhals. knochen, elender Knochen, Elendsknochen, —>
läuler Knochen, fieser Knochen, —> Geizknochen,
Vgl.: Fiesel.
—> Hundsknochen, Kommißknochen, Motzkno-
chen, müder Knochen, Ohnmachtsknochen, —>
Knierutscher
Rindsknochen, Satansknochen.
verächtlich für i. einen Schmeichler, unter-
würfigen Menschen. 2. einen Frömmler, Knochenbrecher
übereifrigen Kirchenbesucher. 3. einen Ka-
i. abfällig fiir einen Schläger, Raufbold. 2.
tholiken. Bei Peter Rosegger ist die Figur
meist geringschätzig fiir einen strengen, rück-
des „Knierutscher-Johann“ ein Frömmler.
sichtslosen Ausbilder, Trainer o.ä. 3. scherz-
Vgl,: Bauchrutscher (unterwürfig).
haft-spöttischfür einen Chirurgen, Sanitäter,
Orthopäden u.dergl.
Knieskopp
nord- und westdeutsch abschätzig fiir einen
geizigen Menschen. Knochengerippe
abschätzigfür einen sehr hageren Menschen.
Vgl.: Kniesbock, Kniesei, Kniesohr.
Vgl.: —> Gerippe.
Knilch
salopp ab wertend für einen unangenehmen, Knochengerüst
widerlichen Kerl. (eigentlich ein Skelett) abschätzig für eine
Vgl.: Knülch (Nebenform). sehr dünne, knochige Person.
Vgl.: Gerüst, Knochengestell.
Knirfix
(Herkunft unklar) selten fiir einen Knirps, Knochengestell = Knochengerüst
kleinen Menschen oder einen Gernegroß.
Vgl.: Knirrfickcr (Nebenform). Knochenschlosser = Knochenschuster

220
Knochenschuster Knote
spöttisch-abschätzigfiir einen Arzt, besonders (wohl zu „Knoten, Astknoten“) ein
fiir einen Orthopäden oder Chirurgen, Schimpfwort fiir eine grobe, ungebildete
Vgl.: Knochenklempner, Knochenschlosser, —> (männliche) Person.
Schuster. Vgl.: Ärgerknoten (schlesisch: ungeratenes Kind),
—» Furzknoten, Knoten (Variante).
Knödeltenor
(zu „knödeln“ = kehlig, undeutlich singen Knotteler
oder sprechen) abschätzig fiir einen Tenor, westmitteldeutsch abschätzig fiir einen unge-
der knödelt. schickten, langsamen Arbeiter, Pfuscher.
Vgl.: alter Knotteler, Knottelliese, Knottelpeter
Vgl.: Knödel-Bariton, Knödelsänger.
(beides selten).

Knödler
Knotterbüchse
abschätzigfiir einen Sänger oder Sprecher mit (zu „knottern“ = nörgeln) besonders hessisch
undeutlicher, kehliger, knödelnder Stimme. fiir eine nörgelnde, vor sich hin schimpfende
Vgl.: -1er. Frau.
Vgl.: —» Büchse, Knotterliese.
Knolle
geringschätzig fiir eine kleine, untersetzte Knotterer
Person. westmitteldeutsch abschätzig fiir eine brum-
mig nörgelnde Person.
Knopf (Knopp) Vgl.: Knotterich, Knotterhannes, Knotterpott.
(meist mit einem negativen Attribut) ofi
ab wertendfiir i. einen kleinen Kerl, Knirps. Knubbel
2. einen groben, ungesitteten Mann: ein ei- (eigentlich eine knotige Verdickung) meist
gensinniger, armer, sonderbarer, „feiner", abschätzigfiir eine kleine, dickliche Person.
mieser Knopf Vgl.: kleiner Knubbel.

Vgl.: alter Knopf, armer Knopf, geiziger Knopf,


häßlicher Knopf, kleiner Knopf, —» komischer Knülch = Knilch
Knopf, —» Kommißknopf, —» reicher Knopf, ulki-
ger Knopf. Knüppel
(eigentlich ein derber Stock) abfälligfiir ei-
Knorren nen groben, plumpen Kerl.
(eigentlich ein Baumstumpf, Holzklotz) Vgl.: Sündenknüppel (Missetäter).
eine Schelte fiir einen groben, mürrischen, ei-
gensinnigen Menschen. Knurrhahn
(eigentlich ein Meeresfisch mit großem
Knorz Kopf, der an der Luft ein knurrendes Ge-
räusch macht) eine milde Schelte fiir einen
(eigentlich ein grobes Stück Holz, Knor-
ren) abschätzig fiir einen kleinen, gedrunge- mürrischen, verdrießlichen Menschen.
Vgl.: —> Hahn, Knurrkopf (Knurrkopp), Knurr-
nen, plumpen Mann.
pott, Knurrsack.

Knorzer Kober
schweizerisch fiir einen übertrieben sparsa- abschätzig fiir einen Freier, Prostituierten -
men, geizigen Menschen; in Hessen auch für kunden oder auch einen Zuhälter.
einen Pfuscher, schlechten Arbeiter.
Koberer
Knösel (von mittelhochdeutsch „koberen“ = be-
abschätzig fiir einen kleinen Menschen, herbergen) oft abschätzigfiir den Wirt einer
Knirps. Spelunke oder eines Bordellbetriebs.

221
Kobold Kojote
(eigentlich ein gutmütiger kleiner Haus- (eigendich ein nordamerikanischer Prärie-
geist) ofi leicht abwertend fiir ein lebhaftes, wolf) Schimpfwortfür einen Schuft.
wildes Kind.
Vgl.: —> -bold. Kokette
(aus gleichbedeutend französisch „coquet-
Kodderschnauze te“, eigentlich = Halmen hafte, zu „coq“ =
(zu „koddern“ = sich übergeben; spucken) Hahn) bildungssprachlich veraltet für eine
landschaftlich salopp abwertendfür eine Per- kokette Frau, eine Frau, die sehr darauf be-
son mit einem unbekümmertfrechen Mund- dacht ist, aufMänner zu wirken: eine eitle,
werk. kleine, selbstsüchtige Kokette.
Vgl.: —> -schnauze.
Kokolori = Gogolori (Kokolori)
Koffer
abfällig für eine dicke, wuchtige (weibliche) Kokotte
Person; in Wien auch für einen Dummkopf. (aus gleichbedeutend französisch „cocot-
Vgl..- lahmer Koffer (langweiliges Mädchen). te“, eigentlich = Henne, Hühnchen) bil-
dungssprachlich veraltend und meist gering-
Kofferträger schätzig für eine „Dame“, die sich aushalten
veraltend abschätzigfur einen Menschen, der läßt.
jemandem untergeordnete Hilfsdienste leistet. Vgl.: Edelkokotte, Rokokokokotte (Zungenbre-
Vgl.: Aktenkoffer träger, —> Aktentaschen träger, cher: ältere Halbweltdame).
Taschenträger (selten), —> Wasserträger.
Kollaborateur
Kohlenbaron (aus dem Französischen; zu spätlateinisch
veraltend abwertend fiir einen Eigentümer „collaborare“ = mitarbeiten) ofi ab wertend
von Kohlengruben. fiirjemanden, der mit dem Feind, der Besat-
Vgl.: —> Baron, —> -baron. zungsmacht zusammenarbeitet.
Vgl.: Kollaborationist (veraltet).
Kohlkopf
(zu „Kohl“ - ungereimtes Zeug, Unsinn) Kollege von der anderen Fakultät
abfällig fiir einen Lügner, Angeber, Dumm- (aus dem Sprachgebrauch der Studenten
schivätzer. übernommen) ofi abschätzigfiir i. einen Ho-
Vgl: —> Kappeskopf (Kappeskopp), -> -köpf mosexuellen. 2. jemanden, der die andere Sei-
(-kopp), Krautkopf (selten: Dummkopf). te, den Gegner, die andere Konfession,
Ideologie o.ä. vertritt. „Und der Leutnant
Kohlrabiapostel schüttelte sich ein wenig: dieser Bursche von
spöttisch fiir einen Vegetarier, Gesundheits- der anderen Fakultät war ihm reichlich zu-
apostel. wider“ (Hans Hellmut Kirst: 084$, 1954/55).
Vgl.: —> Apostel, —> -apostel, RohkostaposteL
Kollege-kommt-gleich
Kohorte (nach einer berufstypischen Redewen-
(eigentlich eine altrömische Truppenein- dung) scherzhafi-spöttisch für einen Kellner.
heit, der io. Teil einer Legion; zu gleichbe-
deutend lateinisch „cohors“) bildungs- Kollektivist
sprachlich abschätzigfur eine Gruppe, Schar, bildungssprachlich oder im Politjargon eine
Meute, Bande. In Klaus Manns Roman d e r seltene, meist geringschätzige Bezeichnungfiir
We n d e pu n k t (1952) ist von einer „Kohorte jemanden, der dem Kollektiv den Vorrang
böser Gassenjungen, die uns auf dem Spa- vor dem Individuum einräumt oder für
ziergang zu belästigen pflegten“, die Rede. staatliche Planioirtschafi eintritt. Das Wort

222
kommt auch in Peter Handkes pu b l ik u m s - Komedo
BESCHIMPFUNG VOE (zu lateinisch „comedere“ = aufessen, ver-
Vgl.: -4 -ist. zehren) bildungssprachlich veraltet für einen
Schlemmer, Fresser.
Kolonialist
Komiker
(zu lateinisch „colonia“ = Länderei, Ansied-
(eigentlich ein Darsteller komischer Rol-
lung) abschätzigfiirjemanden, der an Unter-
len, witziger Vortragskünstler) I. abschätzig
drückung und Ausbeutung unterentwickelter
für einen wunderlichen, nicht ernst genom-
Länder beteiligt ist oder dies gutheißt. In der
menen Mann. 2. barsche Abweisung fiir ei-
Presse taucht gelegendich der Ausdruck
nen Mann; Kerl y eine scherzhaft-spöttische
„Kolonialherren” für geschäftstüchtige
Verballhornung von „Chemiker" fiir einen
Westler, die in den neuen deutschen Bun-
Chemielehrer, Chemiker.
desländern agieren, auf.
Vgl.: Grabsteinkomiker (nicht witzig), Himmel-
Vgl.: —» -ist, Neokolonialist. fahrtskomiker, —* Himmelskomiker.

Kolonne s. fünfte Kolonne komische Kruke


meist leicht abivertendfiir einen sonderbaren,
schrulligen Menschen.
Kolonnenspringer
Vgl: —» Kruke, ulkige Kruke, wunderliche
(zu „Kolonne“ im Sinne von „Fahrzeugko- Kruke.
lonne“) meist abschätzigfür einen Kraftfah-
rer, der in einer Kolonne öfters durch gewagte komische Marke
Manöver überholt. salopp, auch geringschätzig fiir einen komi-
schen Menschen.
Koloß Vgl.: komische Nummer, komische Type, -4 Marke.

(aus griechisch „kolossos“ = Riesenstand-


komische Nudel
bild) scherzhaft, auch abschätzig fiir einen
spöttisch, auch geringschätzig für eine ko-
großen, dicken, schiveren Menschen: ein Ko-
misch wirkende, seltsame (weibliche) Person.
loß von einen Mann, ein Koloß von Weib.
Vgl.: —> Nudel, -nudel.
Vgl.: —» Fleischkoloß.
komische Tante
Koloß auf tönernen Füßen abschätzig für eine auf unangenehme Weise
(nach der Schilderung eines Traums des komische ältere Frau.
Königs Nebukadnezar aus dem Buch Da- Vgl.: seltsame Tante, —> Tante.
niel des Alten Testaments, in dem sich der
Herrscher als schwere Figur aus Gold, Sil- komischer Heiliger = sonderbarer Heiliger
ber und Eisen, aber mit Füßen aus Ton ge-
sehen hatte, die schließlich durch einen komischer Kauz
herabstürzenden Stein zerstört wurde) sel- meist leicht abwertendfiir einen Sonderling
ten als bildungssprachliche abschätzige Be- einen wunderlichen, aber nicht unsympathi-
zeichnung fiir eine nur scheinbar mächtige, schen Mann.
anfällige Person. Vgl.: —> Kauz, komischer Uhu, komisches Huhn,
-4 närrischer Kauz, seltsamer Kauz, —> Uhu, -4
Vogel, wunderlicher Kauz.
Kolporteur
(früher ein fliegender Händler mit Bü- komischer Knopf
chern und Zeitungen; aus französisch „coi- geringschätzig fiir einen komischen, kleinen
po rteur“ = Hausierer) meist abschätzig für Mann.
eine Person, die Gerüchte verbreitet. Vgl.: —> Knopf.

223
komischer Vogel nicht sehen, welche gewaltige Umwälzung
abfällig fiir einen Menschen, der durch seine hereinzubrechen droht; er sucht sich zu
komische Art unangenehm auffallt; Sonder- helfen, indem er Schweigen auferlegt, und
ling. wer ein unangenehmes Wort davon verlau-
Vgl.: komischer Uhu, komisches Huhn, —> rarer ten läßt, für den hat man alsbald das nagel-
Vogel, —> seltener Vogel, seltsamer Vogel, sonder- neue Ketzerwort Communist in Bereit-
barer Vogel, —> Vogel, —> -vogel. schaft und er ist gerichtet.“ Der Regierende
Bürgermeister von Berlin Eberhard Diep-
Kommandeuse gen (CDU) bezeichnete im Mai 1995 die
(weibliche Form zu „Kommandeur“) ab- Bündnisgrünen als „Ersatzkommunisten“.
schätzigfiir eine Frau, die gerne Befehle gibt,
Vgl.: Altkommunist, -4 Edelkommunist, -» Erz-
andere herumkommandiert. kommunist, Gulaschkommunist (will Wohlstand
anstatt Ideologie), -» -ist, —> Salonkommunist.
Kommißhengst
salopp ab wertend für einen Mann, der mit Kommunistenfresser
Leib und Seele Soldat ist; ein kleinlicher, bar-
abschätzig fiir einen erbitterten Feind des
scher Vorgesetzter beim Militär.
Kommunismus.
VgL: Barrashengst, —> Hengst, —» -hengst, Mi-
litärhengst. Vgl.: —> Fresser, —> -fresser, Sozialisten fresset.

Kommißknopf - Kommißkopf (Kom- Kommunistenschwein


mißkopp) derb abwertendfiir einen Kommunisten.
Vgl.: Kommunistensau, —» Schwein, —> -schwein.
Kommißkopf (Kommißkopp)
salopp abwertendfiir einen Mann, der durch Komödiant
und durch Soldat ist, einen barschen Vorge-
i. geringschätzig fiir einen Schauspieler. 2.
setzten beim Militär; seltenerfür einen Zivi-
abfällig fiir jemanden, der „schauspielert“,
listen mit Befehlston. Der ehemalige
anderen etwas vormacht; Heuchler. Um
Ministerpräsident von Baden-Württem-
1870 waren die Jesuiten für die liberale
berg Lothar Späth bezeichnete 1987 die
Presse u.a. „schwarze Komödianten“. Der
Kollegen von der CDU/CSU-Fraktion in
NIEDERBAYRISCHE KURIER Schmückte dies
Bonn als „Kommißköpfe“.
aus: „breit behütete Komödienhäuptlin-
Vgl.: Kommißknochen, Kommißknopf, Kom-
mißkniippel, Kommißstiefel, -> -köpf (-kopp), -» ge“-
Militärkopf (Militärkopp). Vgl.: —> Schmierenkomödiant.

Kommune Kompilator
(zu vulgärlateinisch „communia“ = Ge- (zu lateinisch „compilare“ = ausplündern,
meinde) 1. veraltet abtvertend fiir die Ge- berauben) bildungssprachlich, meist abschät-
samtheit der Kommunisten. 2. aus bürger- zigfürjemanden, der ein Werk ohne eigenen
licher Perspektive oft abschätzigfiir eine poli- Wert aus anderen zusammenstellt.
tisch orientierte, bürgerliche Lebensformen
ablehnende Wohngemeinschaft.
Komplize (Komplice)
abwertendfür einen Mittäter bei einer Straf-
Kommunist
tat, Helfershelfer. In der Presse war Anfang
oft abivertend fiir 1. einen Anhänger, Ver-
fechter des Kommunismus; ein Mitglied einer der 90er Jahre von „Honecker-Komplizen“
die Rede.
kommunistischen Partei. 2. einen Bürger ei-
nes kommunistisch regierten Staates. $. einen
Linken, Linksliberalen. 1846 schrieb der Komplotteur
Schriftsteller und liberale Kulturpolitiker veraltetfür einen Teilnehmer an einem Kom-
Berthold Auerbach: „Der Polizeistaat will plott, Verschwörer.

224
Komposti Königsmörder
(zu „Kompost“ - natürliche Abfälle als in gehobener Sprache eine seltene abschätzige
Dünger) jugendsprachlich scherzhaft-spöt - Bezeichnungfiirjemanden, der eine mächtige
tisch bis verächtlich für einen alten oder für Person, einen Herrscher zu Fall bringt,
alt gehaltenen Menschen. stürzt. Nach Auffassung der w e l t w o c h e
(Januar 1994) versuchte Frau Seebacher,
Kompromißkandidat die Witwe Willy Brandts, Herbert Wehner
besonders im Jargon der Politiker meist ge- als „Königsmörder“ darzustellen, ihm die
ringschätzig fiir einen Kandidaten fiir eine Schuld am Kanzlersturz anzulasten.
Wahl, aufden man sich in Ermangelung ei- Vgl.: —> Mörder.
nes besseren schließlich geeinigt hat.
Vgl.: Verlegenheitskandidat. Konjunkturritter
abschätzig fiir jemanden, der eine günstige
Kompromißler Lage rasch zu seinem Vorteil nutzt.
abschätzigfiirjemanden, der zu Kompromis- Vgl.: —» Ritter.
sen neigt.
Vgl.: —> -ler. Konkubine
(aus lateinisch „concubina = Beischläferin)
Konfident abschätzig, auch scherzhafi-spöttisch fiir eine
(zu lateinisch „konfidere“ - vertrauen) Geliebte.
österreichischfiir einen Spitzel, Polizeispitzel.
Konsorten
Konformist (Mehrzahl; zu lateinisch „consors“ = Ge-
nosse; meist in der Fügung „... und Kon-
(aus gleichbedeutend englisch „confor-
sorten“) abfällig fiir Mitbeteiligte bei
mist“) meist abschätzig fiir eine Person, die
unsauberen Geschäften und dergleichen.
sich grundsätzlich nach der herrschenden
„Denn Frontmann David Coverdale ist
Meinung richtet.
nicht nur ein gefundenes Fressen für die
Vgl.: —> -ist.
Groupies, sondern auch für Alice Schwar-
zer und Konsorten“ (Ma n n h e im e r m o r -
Konfusionsrat
g e n , Mai 1981).
(schon 1839 als Schimpfwort gebucht, 1846
Vgl.: —>...& Co., —> ... und Konsorten.
als Titel einer Posse von W. Friedrich) ver-
altend scherzhafi-spöttisch, auch abschätzig
Konspirateur (Konspirant, Konspirator)
fiir einen konfusen, zerstreuten, wirrköpfigen
(zu lateinisch „conspirare“) bildungssprach-
Menschen.
lich fiir einen (politischen) Verschwörer.
Vgl.: Ko nfusio narius (veraltet), Konfusius (scherz-
haft zu „Konfuzius“, dem Namen eines chinesi-
schen Philosophen). Konsumidiot
salopp abwertendfür einen kritiklosen, eifri-
gen Käufer, Konsumenten.
spöttisch-abschätzig fiir einen König im Ne- Vgl.: —> Idiot, Konsumfetischist, Konsumgeier,
gativen. „Rühe, der Bananenkönig!“ juxte Konsumtrottel (selten).
Frau Vollmer von den Grünen 1990 im
Deutschen Bundestag über Volker Rühe Konversationslexikon s. wandelndes Kon-
(CDU). Auch ein „Pöbelkönig“ taucht in versationslexikon
den Protokollen auf. Ein altes Sprichwort
lautet: „Der Narrenkönig hat die meisten Koofmich
Untertanen.“ (zu berlinisch „koofen“ = kaufen) land-
Vgl.; Gangsterkönig, Glatzenkönig, —> Kanonen- schaftlicher Berufsspottfiir einen Kaufmann.
könig, Nasenkönig, Schnulzenkönig. Vgl.: Koofmichei (Nebenform).

225
-köpf (-kopp) kopp, Preußenkopf, —> Primelkopp (Primelkopf),
Pulverkopf, Quarkkopf, Quarrkopf, —» Quas-
(der Kopf steht für den ganzen Menschen) selkopf, —> Quaterkopp, Quatschkopf, -»
Wortbildungsmittel für eine Unzahl von Querkopf, Quesenkopp, Rappelkopf,
überwiegend starken Schimpfwörtern für Rotkopf, Ruschelkopf (oberflächlich), —> Sabbel-
Personen, deren Wesen oder Verhalten An- kopf, Sabberkopf, —» Saufkopp (Saufkopf),
Saukopf, -> -schädel, -» Schafskopf (Schafkopf),
stoß erregt. Die größte Gruppe bilden die
Schiefkopf (wirrköpfig), —> Schlaukopf,
Dummen. Nach wie vor entstehen neue Schlummerkopf, Schlunzkopp, Schmarrkopf, —>
oder Gelegenheitsbildungen. So ist der Schwachkopf, Schwallkopf, Schwatzkopf, ->
amerikanische Schriftsteller William S. Schweinskopf, —» Schwellkopf, -» Schwiemel-
Burroughs (1875 - 1950) für die w e l t w o - kopf, Schwollkopf, Semmelkopp (Semmel-
che (Februar 1994) ein „legendärer kopf), Siffkopf, -» Spatzenkopf, Spitzkopf, —»
Rauschkopf'. Eine weitere seltene Spezies Spritkopp (Spritkopf), —> Sprudelkopf, —> Starr-
kopf, -> Steckkopf, -» Strobelkopf, —» Strohkopf,
ist der „ Plattkopf z.B. in einem Brief He-
—> Strubbelkopf, —> Strudelkopf, —> Struwwel-
gels von 1811 an D. I. Niethammer, und kopf, Sturkopf, Stutzkopf, —> Suffkopp (Suff-
zwar in einer Bemerkung über seinen Kol- kopf), Sülzkopp (Sülzkopf), -> Tollkopf, —>
legen Jakob Friedrich Fries: „Die Paragra- Torfkopp (Torfkopf), Trankopp, —> Trotzkopf,
phen seiner ,Logik' sind ... gänzlich seicht, Tiitenkopp, Wasserkopf, Wirbel köpf, —> Wirr-
geistlos, kahl, trivial, das saloppeste, unzu- kopf, Wuschelkopp, Zementkopf, —> Zottelkopf.
sammenhängendste Kathedergewäsch, das
nur ein Plattkopf in der Verdauungsstunde Kopfhänger
von sich geben kann.“ (nach Jesaja 58,5, wo es heißt: «... wenn ein
Vgl.: —> Affenkopf, Aktenkopf (fränkisch: Beam- Mensch seinen Kopf hängen läßt wie
ter), —> Ballerkopp, Ballonkopp (hamburgisch), Schilf') oft abschätzig für einen mutlosen,
Baselkopp (zerstreut), —> Betonkopf, Blasenkopf trübsinnigen Menschen. Ein Epigramm von
(dumm), —> Blechkopp (Blechkopf), —> Blödkopf, Wilhelm Müller aus dem 19. Jahrhundert:
—> Blötschkopp, —> Blubberkopf (Blubberkopp),
—> Bollerkopp, Brabbelkopp, —> Brausekopf, —> „Wenn die Kopfhänger all’ in den Him-
Brummkopf, —> Bullerkopf, —> Bumskopp, Dä- mel kommen,
melskopp, —> Dickkopf, —> Doofkopp (Doof- Erbarme dich, Gott, der fröhlichen
kopf), —> Döskopp (Döskopf), Drehkopf, —» Frommen!
Dummkopf, —> Dusselkopf, —> Eierkopf (Eier-
Sie desertiren aus deinem Saal
kopp), Eisenkopf, Erzdummkopf, —> Eselskopf,
Faselkopp, —> Feuerkopf, —> Fischkopf, —> Flach- Vor langer Weil’ in die Höllenqual.“
kopf, —> Flaschenkopf, Flintkopp (stur), Freß- Vgl.: —> Hänger.
kopp, Gänsekopf, Geizkopf, —> Geschwollkopf
(GschwoJlkopf), —> Gipskopf, —» Glatzkopf, —>
Glotzkopf, —> Gnatzkopf, —» Grindkopf, —>
Kopfmensch
Großkopf, Grützkopf, Hartkopf, —» Hitzkopf, oft geringschätzigfiir einen einseitig vom Ver-
—> Hohlkopf, —> Holzkopf, —> Kahlkopf, Kaktus- stand bestimmten Menschen.
kopf, —» Kalbskopf, —> Kappeskopf (Kappeskopp),
—> Käskopf, —> Käsköppe, —> Kasperlkopf, —>
Kindskopf, —> KJößkopp (Kloßkopp), —> Klotz- Kopfhicker
kopf, —> Knallkopf (Knallkopp), Knatschkopp, abfälligfür eine Person, die zu allem ja sagt,
Knäulkopp (stur), Knibbelkopp, —» Knieskopp,
nie widerspricht.
Knötterkopp, Knurrkopf (Knurrkopp), -> Kohl-
kopf, —> Kotnmißkopf (Kommißkopp), —> Kraus- Vgl.: —> Nickaugust, —» Nicker.
kopf, —> Krautkopf, Kreuzkopf (katholisch), —»
Krawallkopf, Kuhkopf, Kürbiskopf, —> Laber- Kopist
kopf (Laberkopp), Mauskopf, Militärkopf
(Militärkopp), —> Mostkopf, —> Motzkopf, —> (zu „kopieren“) oft abschätzig fiir einen
Muffkopp (Muffkopf), Murrkopf, Mutzkopf, Nachahmer, Abschreiber.
Narrenkopf, —> Neidkopf, -nischel (ostmittel-
Vgl.: -ist.
dcutsch), Nölkopp, Nudelkopf, —» Ochsenkopp
(Ochsen köpf), Öl köpf (Langweiler; Säufer), —>
Pfeifenkopf, Pieselkopp, Plattkopf, —» Pomuchels- Korah s. Rotte Korah

226
Korinthenkacker TV-Spie l f il m (Ende Juli 1996): „Kukfigur
(zu „Korinthe“ ~ kleine, kernlose Rosine, oder Kotzbrocken?“
nach dem Namen der Stadt Korinth) ein Vgl.: —> Brocken.
derbes Schimpfwort für einen kleinlichen,
engstirnigen, pedantischen Menschen. Krabbe
Vgl.: —> Kacker, —> Krümelkacker. (eigentlich ein kleiner Krebs) leicht abwer-
tend für ein wildes, unartiges, streitsüchtiges
Körnerfresser Kind.
spöttisch-abschätzig fiir eine Person, die sich
hauptsächlich von Müsli, Vollkornbrot u. Kracher
dergl. ernährt. (meisr in der Fügung „alter Kracher“;
Vgl.: —> Fresser, —> -fresser. wahrscheinlich auf das Knacken der Gelen-
ke bezogen) abschätzig für einen alten
Korona Mann.
(zu lateinisch „corona“ = Kranz, Krone) oft Vgl.: alter Kracher, —» Knacker.
abschätzigfiir eine Schar, Horde, Bande.
Krachmacher
Korps abschätzig fiir einen lärmenden oder streit-
(zu lateinisch „corpus“ = Körper) land- süchtigen Menschen.
schaftlich abschätzigfiirfreches Pack, Gesin- Vgl.: Krachmeier, Krachscheic (zänkisch), Krach-
del. Die folgende Strophe stammt aus schläger (Zänker, Aufwiegler), —> -machen
einem „Hakenkreuzlerlied“ und stand 1924
in der Österreichischen satirischen Zeit- Kracke, die
schrift DIE LEUCHTRAKETE: (eigentlich ein altes, schwaches Pferd) ge-
„Knirpse, kaum drei Käse hoch, ringschätzig fiir einen alten, gebrechlichen,
gehn auf die Passanten los; schwachen Menschen.
Buben, naß noch hinterm Ohr, Vgl.: alte Kracke.
bilden dieses saubre Korps,“
Vgl.: -» Chor, Korps der Rache (veraltet). Krafthuber
abschätzig fiir einen starken, aber unintelli-
Kötel genten Mann, der mit seiner Kraft prahlt.
(eigentlich ein Kotklümpchen) eine nord- Vgl.: —» -huher.
deutsche Schelte fiir ein freches kleines Kind.
Vgl.: Angstkötel, —> Frosckötel, Neidkötel, Rotz- Kraftlackel
kötel. in Österreich und Bayern abschätzig für ei-
nen dümmlichen Mann, der mit seiner Kraft
Köter prahlt.
(eigentlich ein Schimpfwort fiir einen Vgl.: —> Lackel (Lacki).
Hund) selten als abfällige Bezeichnung fiir
einen wüst schimpfenden, „kläffenden" Men- Kraftmeier
schen. (ein älteres Wort, das aber 1897 durch die
Titelfigur des „Kraft-Mayr“, des kraftvol-
Koterie len Pianisten Florian Mayr in Frh. v. Wol-
(aus gleichbedeutend französisch „coterie“) zogens Liszt-Roman bekannt wurde) meist
veraltet abschätzigfür eine Clique, Sippschaft abschätzigfür einen sehr starken Mann (der
oder Kaste. mit seiner Körperkraft prahlt). Markus Lü-
pertz, gefeierter Künstler und nebenher
Kotzbrocken Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie,
emotional abwertend für einen widerlichen sei „der Kraftmeier unter den Künstlern“,
Menschen. Über den „Metzger, Musiker so die s ü d d e u t s c h e z e it u n g (Juli 1994).
und Moderator“ Stefan Raab schrieb die Vgl.: Kraftbolzen, —>-meier.

227
Kraftprotz krämer (kleiner Krämer), -> Lumpenkrämer, —>
abfälligfürjemanden, der mit seiner Körper- Mausefallenhändler (Mausefellenkrämer),
Neuigkeitskrämer, Pfennigkrämer, —> Prozeßkrä-
kraft protzt.
mer, —> Umstandskrämer, Wortkrämer.
Vgl.: Kraftmotz, —> Protz (Protzcr), —» -protz.

Krämergeist = Krämerseele
Krähe
abfällig für eine unangenehme, häßliche (al-
te) Frau. 1970 beschimpfte Herbert Weh- Krämerseele
ner (SPD) den Abgeordneten Jürgen abschätzig für einen engstirnigen, kleinlich
Wohlrabe aus dem Lager des politischen gesinnten Menschen.
Gegners als „Übelkrähe“. Vgl.: Krämergeist.
Vgl.: alte Krähe, -*■ Nebelkrähe, Saatkrähe.
Krämervolk
Krähwinkler (in Luthers Bibelübersetzung eine Bezeich-
(nach dem fiktiven Ortsnamen „Krähwin-
nung für die Händler in einem bestimmten
kel“, der zuerst 1801 in Jean Pauls Satire d a s
Viertel Jerusalems, denen der Untergang
HEIMLICHE KLAGELIED DER JETZIGEN MÄN-
geweissagt wird; vor und nach dem 1. Welt-
NER und 1803 in Kotzebues Lustspiel d ie
krieg gegen die Engländer verwendet, nach
d e u t s c h e n Kl e in s t ä d t e r verwendet wur-
Adam Smith, der 1776 von einer „nation of
de) spöttisch-abschätzig für einen spießbür-
shopkeepers“ sprach) veraltet abschätzigfür
gerlichen Provinzler. Das folgende Spottlied
eine handeltreibende Nation.
entstand in den Befreiungskriegen gegen
Vgl.: —> Volk, —> -volk, Volk von Krämern.
Napoleon (1813- 1815):
„Immer langsam voran,
immer langsam voran, Krampe (Krampen)
daß der Krähwinkler Landsturm landschaftlich abschätzigfur 1. einen Versa-
mitkommen kann ..." ger. 2. ein ungezogenes Kind.
Vgl.: —> -1er. Vgl.: Kram perl (österreichisch: schwächlich).

Krakeeler Krampfadergeschwader
abfälligfür eine laut schreiende, schimpfende, (Anspielung auf Krampfadern bei älteren
sich streitende Person. Frauen) spöttisch-abschätzigfiir eine Gruppe
Vgl.: —> -Icr. zusammengehörender Frauen.

Krämer
Krampfboile
(eigentlich ein altes Wort für einen kleinen
Lebensmittelhändler) abfällig für einen (zu mundartlich „Krampf* = Unsinn,
kleinlichen, engstirnigen, geizigen Menschen: Wertloses) besonders fränkisch und schwä-
ein kleiner, erbärmlicher, mieser Krämer. bisch für einen geschwätzigen Aufschneider
Den schlechten Ruf, in dem das Gewerbe oder einen dicken Menschen.
des Krämers schon früh stand, zeigt das Vgl.: —> Bolle.
Sprichwort: „Betrug ist der Krämer Acker
und Pflug.“ Krampfbruder
oberdeutsch abschätzigfiir einen sprücheklop -
-krämer fenden, närrischen Mann oder einen unseriö-
abwertendfür eine Person, die sich in klein- sen Geschäftemacher.
licher, krämerhafter Weise mit etwas befaßt. Vgl.: —» Bruder, —»-bruder.
Vgl.: Ablaßkrämer (Geistlicher), —> Aktenkrämer,
Bagacellenkrämer, Bankrottskrämer, —> Buchsta-
Krampfet
ben krämer, Detailkrämer, —> Geheimniskrämer,
—» Heimlichkeitskrämer, —> Kleinigkeitskrämer, schweizerisch oft abschätzig fiir einen verbis-
—* Kleinkrämer, -» Kleinlichkeitskrämer, Klipp- senen Arbeiter, Streber

228
Krampfhenne Krätscher
landschaftlich salopp abwertend für eine westmitteldeutsch für einen Nörgler, Besser-
überspannte, verstiegene, unseriöse Frau; sel- wisser.
tener für einen Menschen, der unter Krämp-
fen leidet. Krattler
Vgl.: Henne. (eigentlich ein Händler, der mit einem
Handkarren, einer „Kratte“, herumzieht)
Kranker s. eingebildeter Kranker süddeutsch abfällig fiir einen Taugenichts,
Hungerleider.
Vgl.: —> -1er.
Krankfeierer
eine seltene abschätzige Bezeichnung fiir ei-
Kratzbürste
nen Arbeitnehmer, der wegen einer angebli-
(eigentlich eine Drahtbürste) meist abschät-
chen Erkrankung seiner Arbeit fembleibt,
zigfiir eine zänkische, widerspenstige Person,
ohne wirklich arbeitsunfähig zu sein.
ein unfreundliches, widerborstiges Mädchen;
VgL: Krankmacher (selten).
selten für einen unrasierten Mann.
Vgl.: —> Bürste.
Kränkling
veraltend und oft geringschätzig fiir einen Krauskopf
kränklichen Menschen. abfälligfiir einen wirrköpfigen, eigensinnigen
Vgl.: Kränklet, —> -ling. Menschen. Dazu das Sprichwort: „Krauses
Haar, krauser Sinn.“
Krapüle, die Vgl.: —> -köpf (-kopp).
(aus gleichbedeutend französisch „crapu-
lc“) bildungssprachlich selten fiir Gesindel. Kraut, der
„Die Sorge um Volk und seine Jugend! (schon 1841 in dieser Bedeutung; kurz für
Mein Gott! Wer noch dran denkt! Diese „Sauerkraut“, dem angeblichen Lieblings-
crapule, ob jung oder alt, einen Dreck geht gericht der Deutschen) eine abwertende
es mich an!“ (Gottfried Benn). amerikanische, weniger englische Bezeich-
nung fiir einen Deutschen, deutschen Solda-
ten. Die 86. Straße in New York, in der
Krat, der (die)
viele Deutsche wohnen, heißt im Volks-
(wahrscheinlich zu „Kröte“ zu stellen) ein
mund „Sauerkraut-Street“. Zum Bild des
seltenes Schimpfwortfiir einen verkommenen
Deutschen in der britischen Karikatur fiel
Mann; Primitivling.
der f r a n k f u r t e r a l l g e m e in e n z e it u n g
(Januar 1994) der Titel ein: „Bei den Krauts
-krat ist ein Gen locker“.
(zu griechisch „kratein“ = herrschen) ein Vgl.: —» Krautfresser, —> Sauerkraut, Sauerkraut-
Wortbildungselement fiir abwertende und fresser.
scherzhaft-spöttische Bezeichnungen fiir Ver-
treter einer bestimmten Herrschafisform oder Kräutchen
Verhaltensweise. Gelegenheitsbildungen abschätzig fiir 1. ein —> Kräutchen Rührmi-
sind häufig. So war in einem SPIEGEL-Le- chnichtan. 2. einen mißratenen Menschen,
serbrief (November 1993) von „Bananokra- Taugenichts.
ten“ die Rede, und die z e it (August 1994) Vgl.: —» -dien (-lein), Kräutchen auf jeder Suppe
nannte „Kleptokrat“. Der d u d e n bringt (mischt sich überall ein, ist immer dabei), Kräut-
lein (Variante).
natürlich die Scherzbildung „Grammato-
krat“.
Kräutchen Rührmichnichtan
Vgl.: —> Autokrat, Bonzokrat, —> Bürokrat, —> Bü-
(der Name des Springkrauts, dessen reife
rokrat, "4 Filzokrat, Geldaristokrat (selten), Ge-
rontokrat, Phallokrat, Plutokrat, Pornokrat, Fruchtkapseln bei der geringsten Berüh-
—> Technokrat. rung aufspringen und die Samen heraus-

229
schleudern) ofi: geringschätzig fiir einen Krautscheuche
überempfindlichen, leicht beleidigten Men- (eigentlich eine Vogelscheuche im Gemü-
schen. segarten) süddeutsch und österreichisch ab-
Vgl.: Blümchen Rührmichnichtan, —> -chcn fälligfiir eine häßliche, ältere Frau.
(-lein), Fräulein Rührmichnichtan, Kräutlein Vgl.: Krautmannl (österreichisch: häßlicher, un-
Rührmichnichtan (Variante), Nolimetangere (la- scheinbarer Mann), —> Scheuche, —> Vogelscheu-
teinisch), Rührmichnichtan. che.

Krauter
Krawall ant
(früher eine Bezeichnung der Gesellen für
(Neuwort seit 1980) abschätzig für jeman-
ihren Meister, der Ihnen „Kraut“, also Kost
den, der Krawall macht, sich an Krawallen,
gab) salopp abwertend fiir i. einen Men-
Tumulten, gewalttätigen Demonstrationen
schen, der Gemüse anbaut. 2. einen kleinen,
beteiligt.
unbedeutenden Geschäftsmann, Handwerker
o.ä. „Es waren kleine Krauter aus Deutsch-
Krawallbruder
land, die am Atomprogramm des Saddam
abfällig fiir einen lärmenden oder streitsüch-
Hussein einen nicht geringen Anteil hat-
ten“ (s pie g e l , August 1994). tigen, aufrührerischen Mann.
Vgl.: —> Bruder, —» -bruder.
Krauterer
(zu „krautern“ = langsam und mühsam ar- Krawaller = Krawallmacher
beiten wie beim Ausreißen des Unkrauts)
abschätzigfiir 1. einen langsamen, nichts zu- Krawallkopf
wege bringenden, alten Mann. 2. einen Pfu- abfälligfiir einen aufrührerischen, gewalttä-
scher. 5. einen Gemüsehändler, Gärtner tigen Menschen.
o.dergl. In einem Lied aus der Operette d e r Vgl: —> -köpf (-kopp).
v o g e l h ä n d l e r heißt es:
»Als mei Ahnerl siebzig Jahr Krawallmacher
Und a alter Krautrer war.“ abfällig fiir einen lärmenden, streitsüchtigen
Vgl.: alter Krauterer, Gemüsekrauterer (selten). oder sich an Krawallen, Ausschreitungen be-
teiligenden Menschen.
Kräuterhexe Vgl.: Krawaller, Krawalljacke, Krawallschani
salopp abwertendfiir eine alte Kräutersamm- (österreichisch: Stänkerer, Lärmmacher), Krawall-
lerin. schläger, Krawallschuster (selten), Krawalltüte, —>
Vgl.: —> Hexe. -machen

Krautfresser Krawallo
i. salopp abwertend fiir einen —> Kraut. 2. vorwiegend jugendsprachlich fiir jemanden,
abschätzig fiir einen ärmlich lebenden Men- der Streit sucht, lärmt oder sich an öffentli-
schen. 3. spöttisch-abschätzigfiir einen Vege- chen Krawallen beteiligt.
tarier. 4. in Österreich salopp abwertendfiir
einen Strafgefangenen. Krawallschachtel
Vgl.: —> Fresser, —> -fresser, Sauerkrautfresser.
salopp abwertend für eine Frau, die Lärm
schlägt, laut streitet, schreit.
Krautjunker
eine frühere abschätzige Spottbezeichnung Vgl.: Krawallkathel (österreichisch), Krawallnudel,
—» Schachtel.
fiir einen Landadligen, bäuerlichen Land-
edelmann (der wie ein Bauer auftrat).
Krawalltüte = Krawallmacher
Vgl.: Krautbaron, —> Junker.

Krautkopf Krawat (Krowot)


ein dummer, läppischer Mensch, Trottel (eigentlich ein Kroate) landschaftlich abfäl-
Vgl.: —t -köpf (-kopp). lig fiir i. einen groben, primitiven, ungestü-

230
men Kerl. 2. einfreches, wildes Kind. 3. einen Kren
Kroaten. (eigentlich Meerrettich; vielleicht auch zu
jiddisch „keren“ = Kapital) österreichisch sa-
Krawattenmacher lopp, auch abschätzig fiir einen einfältigen,
(zu gaunersprachlich „Krawatte“ = Hen- arglosen Menschen; Betrugsopfer.
kerstrick) abfälligfiir einen Wucherer, Hals- Vgl.: -» Mandl mit Kren.
abschneider, Betrüger.
Vgl.: —»-machen Krepiert das (der)
(zu „krepieren“ = elend sterben) in Bayern
Krawattenmuffel
und Österreich salopp abwertendfiir eine sehr
(1964 von der Werbung aufgebracht)
schwache, krank aussehende, unscheinbare
scherzhaft-spöttisch, selten abwertend fiir ei-
Person.
nen Mann, der ungern oder nie eine Krawat-
te trägt.
Krethi und Plethi
Vgl.: —> Muffel, —» -muffel.
(geht auf die Stelle in 2. Samuel 8,18 in Lu-
Krawattentenor (Krawatteltenor) thers Bibelübersetzung zurück, wo von Da-
vids Leibwache gesagt wird, sie bestehe aus
ein abschätziges Spottwort für einen schlech-
„Krethern und Plethern“, was wohl für die
ten Tenor mit gepreßter Stimme.
alten hebräischen Bezeichnungen für
Scharfrichter und Eilboten steht; vielleicht
Kraxe (Kraxen)
auch in der Bedeutung „Kreter und Phili-
(eigentlich ein Rückentragekorb) österrei-
ster“) abfälligfiir alle möglichen Leute, Hinz
chisch derb abwertendfür eine (verkommene)
und Kunz; Gesindel.
häßliche Frau.

Kretin
Kraxler
(zu „kraxeln“ ~ bergsteigen, mühsam klet- (etymologisch verwandt mit dem Wort
tern) oft leicht ab wertendfiir einen Bergstei- Christ) verächtlich fiir einen dummen, tö-
richt handelnden Menschen.
ger, Kletterer.
Vgl.: —> -1er.
Kreuzlschreiber
Kreatur (zu den drei Kreuzen, die der Analphabet
(eigentlich ein Geschöpf, Lebewesen; zu la- ersatzweise als Unterschrift leistet) österrei-
teinisch „creare“ = erschaffen) verächtlich chisch spöttisch-abschätzig fiir einen Schreib-
fiir i. einen armseligen oder niederträchtigen unkundigen.
Menschen: eine elende, widerliche, erbärmli-
che, üble, gemeine, verächtliche Kreatur. 2. Kriecher
ein gehorsames Werkzeug anderer ohne eige- (vielleicht verkürzt aus ,Arschkriecher“)
nen Willen, einen abhängigen Günstling. verächtlich fiir eine Person, die sich unter-
Der Schriftsteller Wolf Biermann ge- würfig, anbiedemd gegenüber Höhergestell-
brauchte im s pie g e l (Dezember 1993) für ten verhält.
die Politiker „Thälmann, Ulbricht & Co.“
VgL: —» Arschkriecher, Hintenreinkriecher.
den Ausdruck „Stalins Kreaturen“.
Vgl.: armselige Kreatur, willenlose Kreatur.
Kriechling

Kredithai selten fiir einen unwürdigen Schmeichler,


(wohl eine Lehnübersetzung des englischen Kriecher.
„Ioan shark“) abfällig fiir einen wucheri- Vgl.: —> -ling.
schen, betrügerischen Kreditgeber.
Vgl.: —>> Hai (Haifisch)—» -hai. Krieger s. kalter Krieger, s. müder Krieger

2.31
Kriegsgewinnler Krispel (Krisperl), das
abfälligfiirjemanden, der am Krieg verdient, (Herkunft unklar, vielleicht zu mittelhoch-
z.B. als Waffenhändler. deutsch „kruspel“ = Knorpel, Knorren) in
Vgl.: —»-gewinn ler, Kriegshabicht (selten), Kriegs- Österreich und Süddeutschland geringschät-
profider, Kriegsverdiener, —> -ler. zig für eine schmächtige, schwächliche
(männliche) Person.
Kriegshetzer
abfällig für jemanden, der Hetzreden fuhrt, Krispindel (Krispinderl), das (der)
der den Krieggutheißt, zum Krieg auffordert. (leitet sich her von „Krispinus“, dem
Vgl.: —> Hetzer. Schutzheiligen der Schuster, beeinflußt
von „spindeldürr“) vorwiegend österrei-
Kriegstreiber
chisch geringschätzig für einen mageren,
abfällig für jemanden, vor allem einen Poli-
schwächlichen Menschen; ein unterentwik-
tiker, der zum Krieg aufhetzt, eine Politik be-
keltes, kleines Kind.
treibt, die zum Krieg fuhrt. Der s pie g e l
(Februar 1995) sprach vom „Belgrader
Kritikaster
Kriegstreiber Milosevic“.
(Analogiebildung zu „Philosophaster“; zu-
Kriegsverbrecher erst 1767 bei Lessing) bildungssprachlich ab-
meist abfällig fiir jemanden, der ein Kriegs- schätzig für einen kleinlichen, nörgelnden
verbrechen begangen hat oder an einem Krieg Kritiker. In seinem Gedicht „Ein silbern
mitschuldig ist. In einem politischen Kom- ABC“ (1799) gibt uns Matthias Claudius
mentar zur Lage in Bosnien schrieb die den Rat: „Vor Kritikastern hüte dich; wer
FRANKFURTER RUNDSCHAU (Juli I995) über Pech angreift, besudelt sich“.
den „Zyniker und Kriegsverbrecher Rado-
Kritikerpapst
van Karadzic.
Vgl.: —> Verbrecher, —> -Verbrecher. (im Anschluß an die Unfehlbarkeitserklä-
rung des Papstes von 1870) meist spöttisch-
kriminelle Elemente abschätzigfür einen Kritiker, der als unum-
(meist Mehrzahl) verächtlich fiir verbreche- schränkte Autorität gilt (und sein Urteilfür
rische Menschen, übles Gaunergesindel. unfehlbar hält).
Vgl.: —> Element, kriminelles Subjekt. Vgl.: -papst.

Krimineller Kritikus
oft abschätzigfürjemanden, der straffällig ge- (aus gleichbedeutend lateinisch „criticus“)
ivorden ist, einen verbrecherischen Menschen. veraltet, noch scherzhaft, auch abtuertendfur
Vgl.: Umweltkrimineller, —> Wirtschaftskriminel- einen (kleinlichen) Kritiker. Von Paul Hey-
ler. se (1830- 1914) stammt das Gedicht:
„Willst du beim Publikum was gelten
Krippenbeißer
und dich als Kritikus erproben,
(eigentlich ein Pferd, das in die Krippe
dann rate ich dir: Lobe selten,
beißt) eine landschaftliche, weitverbreitete
denn Tadeln fällt mehr auf als Loben.“
Schelte für einen neidischen oder zänkischen,
streitsüchtigen Menschen; auch unterschiedli-
Krittler (Kritteler)
che andere Bedeutungen.
abschätzig fiir eine kleinlich tadelnde, kriti-
Vgl.: —> Beißer.
sierende Person. In seinem d iv a n bemerkte
Krischer Goethe selbstbewußt über seine Lieder:
(verwandt mit „kreischen“) westmittel- „Die schreib ich immer schöner,
deutsch abfällig fiir einen zänkischen Men- Trotz Krittler und Verhöhner“.
schen, Schreihals. Die Einwohner der Pfalz Christian Friedrich Daniel Schubart wet-
heißen im Volksmund „Pälzer Krischer“. terte 1787 gegen die „Kunstkrittler“, die
Vgl.: Großkrtscher (Großmaul). „aus Seichtheit an Kenntnis und Ge-

232
schmack, auch aus Parteisucht meist das Krücke
Schlechte loben und das Gute tadeln.“ Schimpfwort für einen Versager, Schwäch-
Vgl.: Bekrittlet-, Kritisierer (kaum abwertend), ling unfähigen Menschen.
Krittelpitter, Kunstkrittier (beides selten), -1er. Vgl.: Arschkrücke, Ehekrücke (selten: Ehefrau),
lahme Krücke.
Kroppzeug
(zu norddeutsch „Krop“= kriechendes We- Kruke, die
sen) verächtlich für Gesindel, Pack. (eigentlich ein Krug, eine dicke Flasche aus
Vgl.: Grobzeug (Variante), Zeug. Ton, Steingut o.ä.) besonders norddeutsch
salopp, auch abschätzigfiir einen komischen,
Krösus schrulligen Menschen: eine dämliche, komi-
(nach Kroisos, dem letzten und außeror- sche, putzige, kleine, wunderliche Kruke.
dentlich reichen König von Lydien im 6. Vgl.: Essigkruke (mürrisch), Furzkruke (wider-
Jahrhundert v.Chr.) ofi leicht spöttisch oder lich), —> komische Kruke, —> ulkige Kruke.
geringschätzigfiir einen steinreichen Mann.
Krümel
Kröte (eigentlich eine kleine Krume, etwa von
abfällig fiir i. eine widerwärtige, gemeine, Brot) ofi geringschätzig für ein kleines Kind,
häßliche oder dumme Person: du verdammte, eine kleine (vorlaute) Person. Bekannt ist der
alte, häßliche, unverschämte, widerliche, angeberische Prolospruch: „Wenn der Ku-
dumme Kröte. 2. ein freches Kind, ein unver- chen redet, haben die Krümel Pause!“
schämtes Mädchen. Erstaunlich aggressiv Vgl: Arschkrümel.
äußerte sich Erich Kästner in einem Ge-
Krümelkacker
dicht von 1930 über „Sogenannte Klasse-
derb abwertendfür einen in ärgerlicher Wei-
frauen“:
se kleinlichen Menschen.
„Wenn’s doch Mode würde, diesen Krö-
Vgl.: —> Kacker, —> Korinthenkacker.
ten
jede Öffnung einzeln zuzulöten!“
Krümelsucher
Bei Wilhelm Raabe gibt es einen „wüsten besonders hessisch fiir einen kleinlichen, pe-
Kröterich“. Diese unübliche männliche dantischen Menschen.
Form des Wortes wurde 1988 in der Mo-
natsschrift der CDU-Sozialausschüsse ge- Krummbuckel
gen Franz Josef Strauß verwendet: „Einst abschätzig für 1. einen Menschen mit einem
ein brüllender, kraftstrotzender Löwe, hat- Buckel, einem krummen Rücken. 2. einen
te ihn die unbarmherzige Alters-Fee — auch Kriecher, unterwürfigen Menschen.
zuständig für geistigen und körperlichen Vgl.: —> Buckelinski, Krummbuckler.
Verfall aber auch der Seclentröster Alko-
hol in die Gestalt eines nurmehr in »öffent- krummer Hund
lichen Briefen' raunzenden ,Kröterichs‘ (seit mittelhochdeutscher Zeit: krumm =
verwandelt.“ unmoralisch, dazu das Sprichwort: „Je
Vgl.: Aaskröte, freche Kröte, giftige Kröte, —» krümmer, je schlimmer!") ein zwielichtiger,
Giftkröte, —> kleine Kröte, Kröterich, Schietkröte heimtückischer Bursche; Betrüger.
(norddeutsch). Vgl.: —> Hund.

Krott krummes Gefick


(ältere Lautform zu „Kröte“, noch mundart- derb abwertendfür 1. einen Menschen in ge-
lich) landschaftlich abschätzig fiir ein freches krümmter Haltung. 2. einen Versager.
Kind, vor allem ein vorlautes, ungezogenes Vgl.: Gefick.
Mädchen.
Vgl.; —> Arschkrott, kleine Krott, —> Lausekrott. Krummnase
abfällig fiir eine Person mit einer krummen
Krowot = Krawat (Krowot) Nase, Hakennase.

233
Krummstiefel Küchenlateiner
(zuerst auf den Infanteristen bezogen) abfäl- (nach dem italienischen Humanisten L.
lig fiir einen Menschen mit krummen Beinen Valla, 1407 - 1457, der seinem Landsmann
oder sehr schlechter Haltung; seltenerfiir einen G.F. Poggio Bracciolini vorwarf, er habe
Versager oder heimtückischen Menschen. von einem Koch Latein gelernt und zerbre-
Vgl.: Kamerad Krummstiefel (österreichisch: deut- che die Regeln des Lateins wie jener das
scher Soldat), Krummstiebei (Variante), —» Stiefel. Geschirr) spöttisch-ironisch fiir einen Men-
schen, der schlechtes, fehlerhaftes Latein
Krüppel spricht oder schreibt.
i. emotional, meist abwertendfiir einen dau-
erhaft körperbehinderten Menschen. 2. ein Küchentrampel
derbes Schimpfwort für einen verächtlichen, abfälligfiir eine derbe, plumpe Küchenmagd,
niederträchtigen Menschen. landschaftlich Köchin.
abschätzigfiir ein freches Kind. Böse schimpf- Vgl.: Küchenpampel (selten), —> Trampel.
te Friedrich Nietzsche über den großen Im-
Kücken = Küken
manuel Kant. Dieser sei der „verwachsenste
Begriffs-Krüppel, den es je gegeben hat“ Kuckuck
(g ö t z e n -d ä m m e r u n g , 1888). Neuerdings veraltet ab abschätzige Bezeichnung für ein
hört man in Deutschland vereinzelt wieder von der Mutter untergeschobenes Kind eines
Nazisprüche wie „Krüppel ins Gas!“ außerehelichen Vaters; seltener fiir den dabei
Vgl.: —> Charakterkriippel, —> Ehekrüppel, Ehe- betrogenen Ehemann.
standskriippel (selten), elender Krüppel, Gefühls-
krüppel, Geisteskrüppel, geistiger Krüppel, —»
Kuckuck unter Nachtigallen
Gemütskrüppel, Gesinnungskrüppel, Gewissens-
(wohl nach der Fabel von Christian Fürch-
krüppel, —> Hundskrüppel, Kröpel (Nebenform),
Mistkrüppel, Saukrüppel, —> Seelenkrüppel, seeli- tegott Gellert, 1715 - 1769, in welcher der
scher Krüppel, —> Staatskrüppel. Kuckuck sich auf einen Gesangswettstreit
mit der Nachtigall einläßt) scherzhaft-spöt-
Küchenbulle tischfiir einen Laien unter lauter Fachleuten.
besonders soldatensprachlich salopp, auch ge-
ringschätzigfiir einen Koch, Kantinenkoch. Kuckucksei
Vgl.: -> Bulle. (eigentlich das Ei eines Kuckucks, der seine
Eier gelegentlich in fremde Nester legt) sa-
Küchendragoner lopp, auch abschätzigfiir ein Kind einer Fa-
(ursprünglich eine amtliche Bezeichnung milie, das von einem fremden Vater stammt.
für bestimmte Regimenter am preußischen
Kugel
Hof) scherzhaft-spöttisch, kaum abwertend
selten ab abschätzige Bezeichnung für einen
fiir eine energische, derbe Köchin, Küchenhilfe.
dicken Menschen.
Vgl.: -4 Dragoner, Kucheldragoner (österreichi-
sche Variante), Küchenhusar (veraltet).
Kuh
Küchenkabinett abfällig fiir eine dicke, plumpe oder dumme
Frau; selten auch für eine Frau mit einem
(Lehnübersetzung von englisch „kicchen
großen Busen: eine alte, faule, dämliche, doo-
cabinet“, ursprünglich = Beraterstab des
fe, romantische, dicke Kuh. Friedrich Nietz-
amerikanischen Präsidenten) bildungs-
sche mochte auch George Sand nicht:
sprachlich scherzhaft, auch leicht abwertend
„Diese unausstehliche Künstlerin, diese
für eine Gruppe inoffizieller Berater eines Po-
fruchtbare Schreibe-Kuh ...“ (s t r e if z ü g e
litikers. „Kernproblem der Regierung ist
der Regierungsstil des Kanzlers. Kohl hält EINES UNZEITGEMÄSSEN, 1873).
VgL; alte Kuh, blöde Kuh, Bruchkuh (einfältig,
sich gern, allzu gern, an vertraute Gesich-
ungeschickt), bunte Kuh, —> dumme Kuh, dus-
ter, hält sich an eine Art Küchenkabinett“ selige Kuh, —> Melkkuh, Milchkuh, Muhkuh
(r h e in Pf a l z , November 1984). (unbeholfen), -> Schneekuh.

234
Kuhbauer Kulturbarbar
abfälligfur i. einen Bauern. 2. einen ungeho- abfälligfär einen völlig unkultivierten Men-
belten, bäurischen Menschen. schen.
Vgl.: —» Bauer. Vgl.: Barbar, Kuiturprolet, Kunstbarbar.

Kuhkopf Kulturbolschewist
ein seltenes Schimpfwort fär einen Dumm- (zu „Kulturbolschewismus“ als dem Ver-
kopf „Wie je ein Halbgebildeter immer ge- such, marxistische Kunst zu schaffen und
fährlicher ist als ein Kuhkopf“ (Kurt politisch zu nutzen; in der NS-Zeit Schlag-
wort gegen „entartete“ Kunst) spöttisch-ab-
Tucholsky).
schätzig fär einen Menschen ohne höhere
Vgl.: -köpf (-kopp).
Kultur, einen Banausen.
Vgl.: —» Bolschewist (Bolschewik), —»-ist.
Kujon
(aus französisch „couillon“ = Schuft, Mem- Kulturmuffel
me; eigentlich = Entmannter, zu lateinisch abschätzigfär einen Menschen ohne Sinnfär
„coelus“ = Hodensack) veraltend fiir einen Kulturelles.
Schuft, Feigling, Quäler. Vgl.: Kulturfeind, —» Muffel, -muffel.

Küken Kulturpapst
z. oft geringschätzig fär ein unreifes junges (im Anschluß an die Unfehlbarkeitserklä-
Mädchen. 2. scherzhaft, kaum abwertendfär rung des Papstes von 1870 aufgekommen)
das jüngste Mitglied einer Gruppe, Familie. scherzhaft-spöttisch, auch abschätzigfär eine
Vgl.: —» Elefantenkühen, Kücken (orthographi- Person, die in kulturellen Fragen ah unum-
sche Variante), Küken fleisch (junge Mädchen), schränkte Autorität gilt oder sich diesen Rang
Nestküken. anmaßt.
Vgl.: —» -papst.
Kuli
(eigentlich ein ostasiatischer Tagelöhner, Kümmelspalter
Lastträger; nach dem Namen eines Volks- (Schon in Platons Sy m po s io n ist von einem
stammes in Westindien) salopp, auch ab- Menschen die Rede, der aus Geiz ein Küm-
schätzig fär einen Untergebenen, insbeson- melkorn spaltet) abfällig fär einen kleinli-
dere einen ausgebeuteten Arbeiter. chen, geizigen oder pedantischen Menschen.
Vgl.: Benzinkuli (Fahrer;Tankwart),—»Tintenkuli. Vgl.: Kümmelkernspalter (seltene Variante), —)
-spalter.

Kulissenschieber Kümmeltürke
(zu „Kulisse“ - verschiebbarer Teil der (um 1790 eine Bezeichnung fiir einen Stu-
Bühnendekoration im Theater) 1. scherz- denten aus dem Umland von Halle, der im
haft, auch geringschätzigfär einen Bühnen- Volksmund so genannten „Kümmeltürkei“;
arbeiter. 2. salopp, oft geringschätzig fär seltene weibliche Form: Kümmeltürkin) z.
einen Politiker oder Funktionär, der wir- ein allgemeines Schimpfwort: 2. abfälligfär ei-
kungsvoll aus dem Hintergrund agiert, ande- nen Türken, türkischen Gastarbeiter, 3. selte-
re in Szene setzt. Er sei „allenfalls Souffleur, nerfär einen Säufer, Kümmelschnapstrinker.
Kulissenschieber“, rückte der langjährige
Kanzlerberater Eduard Ackermann 1994 in Kümmerer = Kümmerling
seinen Memoiren zurecht.
Kümmerling
Kulturbanause geringschätzig fär einen schwächlichen, zu-
abfällig oder scherzhaft-tadelnd fär jeman- rückgebliebenen, verkümmerten Menschen.
den ohne Kunstverständnis, ohne Bildung. „Frei von jeglicher Sünde - gut, aber frei
Vgl.: —> Banause, Kulturbremse, Kulturphilister von jeglicher Lust, das kann nicht sein. Man
(veraltet), —» Kunstbanause. würde Jesus sonst zu einem rechten Küm-

235
merling machen“ (Uta Ranke-Heinemann: Kunstmalör, der (das)
EUNUCHEN FÜR DAS HIMMELREICH, 1989). (scherzhaft entstellt aus „Kunstmaler“ mit
Vgl.: Kümmerer, —»-ling. Anspielung auf französisch „malheur“ =
Mißgeschick, Unglück, Pech) scherzhafi-
Kumpan spöttisch, auch abschätzig fiir einen Maler,
(ursprünglich = Brotgenosse, zu lateinisch meist einen modernen bildenden Künstler
„panis“ = Brot) meist abschätzig fiir einen (dessen Bilder einem mißfallen).
Gefährten bei bestimmten Unternehmungen, Vgl.: Malör.
Mittäter, Spießgesellen.
Kunz s. Hinz und Kunz
Vgl.: Knastkumpan, Kneipkumpan, —> Saufkum-
pan, Trinkkumpan, Zechkumpan.
Kuppelmutter
meist abfälligfiir eine Kupplerin, Bordellwir-
Kunde
tin o.dergl.
1. gaunersprachlich für einen Landstreicher. Vgl.: Kuppelweib, Kupplerin.
2. abfälligfiir einen üblen Burschen, Kerl.
Vgl.: —> fauler Kunde, „sauberer Kunde“, „schöner Kuppler
Kunde“ (beides ironisch), —> übler Kunde, unsi- ofi abschätzigfiirjemanden, der Kuppelei be-
cherer Kunde. treibt, Prostitution vermittelt oder ein Paar
„verkuppelt“.
Kunkel (Kunkeler) Vgl.: —•> -1er.
(zu „kunkeln“ = plaudern; tratschen; intri-
gieren) eine norddeutsche Scheltefiir eine lie- Kürassier
derliche Frau oder einen verleumderischen (eigentlich ein Soldat der schweren Reite-
Schwätzer. Die „Ballade in U-Dur“ von rei) spöttisch-abschätzig fiir eine stämmige,
Detlev von Liliencron (1844 - 1905) be- robuste Frau.
ginnt mit:
Kurpfuscher
„Es lebte Herr Kunz von Karfunkel
abfällig fiirjemanden, der eine ärztliche Tä-
Mit seiner verrunzelten Kunkel
Auf seinem Schlosse Punkpunkel tigkeit schlecht und/oder ohne die erforderli-
che Qualifikation ausübt.
In Stille und Sturm.“
Vgl.: Kurschmied, —> Pfuscher.
Vgl.: Kunkelpott, Kunkelweib, —> -1er.
Kurtisane
Kunktator (früher die Geliebte eines Adligen; zu ita-
(aus gleichbedeutend lateinisch „cuncta- lienisch „corte“ = Hof, Fürstenhof) ofi ge-
tor“; Beiname des römischen Diktators ringschätzig fiir eine vornehme Prostituierte,
Quintus Fabius Maximus, der Hannibal Halbweltdame.
mit einer Verzögerungstaktik und kleinen
Gefechten zu bekämpfen suchte) bildungs- Kuscher
sprachlich veraltetfür einen Zauderer. eine seltene abschätzige Bezeichnung fiir je-
manden, der kuscht, sichfugt, unterwürfig ist.
Kunstbanause
abschätzigfiir eine Person, die der Kunst un- Kuttenbrunzer
verständig und ablehnend gegenübersteht. (nach der Kutte, dem langen, weiten
Mönchsgewand) derb abwertend fiir einen
Vgl.: —> Banause, —> Kulturbanause, Kunstbarbar.
Mönch oder Geistlichen.
Kunsthuber Vgl.: —> Brunzer, Kuttenbruder, Kuttenjosef (sel-
ten),
abschätzigfür eine Person, die sich oberfläch-
lich und ohne wirkliches Verständnis mit Kuttengeier
Kunst beschäftigt. abfälligfiir einen Geistlichen oder Mönch.
Vgl.: -huber. Vgl.: —> Geier, Kuttenhengst, Kuttenmolch.

236
Laberkopf (Laberkopp)
salopp abwertend fiir einen Viel- oder
Dummschwätzer.
Vgl.: —»-köpf (-kopp).

Laberl, das
(mundartlich für „Laibchen, kleiner Laib")
Österreichisch fiir einen Schwächling, Trottel
oder Betrogenen.

Labersack
derb abwertendfiir einen Laberer.
Vgl.: —> Sack, —> -sack.

Labertasche
abfällig fiir eine dümmlich und zuviel
Laban schwätzende Frau.
Vgl.: Iabersuse, Labertante, Labertüte, Laberziege,
(vielleicht nach dem biblischen Laban,
—> Tasche.
vielleicht auch ein Hehlname zu „Lapps,
Lappes“) landschaftlich abschätzigfiir einen
die lachenden Erben
faulen, unbeholfenen oder langen, dünnen
(schon in mittelhochdeutscher Zeit) scherz-
Kerl.
haft, auch geringschätzig ftir Menschen, die
Vgl.: —> langer Laban. sich übereine (zu erwartende) Erbschaftfreu-
en. Ein Sprichwort sagt: „Der Geizhals hin-
Labbe terläßt lachende Erben.“ In Friedrich von
selten für einen Schwätzer oder Angeber. Logaus Sinngedicht „Lachende Erben" aus
dem Jahr 1654 heißt es:
Laberarsch „Wann Erben reicher Leute die Augen
(zu „labern“ = schwätzen, dummschwät- wäßrig machen,
zen) derb ab wertendfür einen wortreich und Sind solcher Leute Tränen nur Tränen
unsinnig daherredenden Menschen. von dem Lachen.“

Vgl.: —> Arsch, —> -arsch.


Lachtaube
(eigentlich eine Taube, deren Männchen
Laberer
einen kichernden Ruf ausstößt) oft gering-
abfällig fiir einen Schwätzer, Dummschwät- schätzig fiir ein häufig lachendes, albernes
zer oder jemanden, der von Beruft wegen öf- Mädchen.
fentlich redet. Eine hübsche Gelegenheits-
bildung gebrauchte 1991 im Deutschen Lackaffe
Bundestag der Abgeordnete Faltlhauser
abfällig fiir einen herausgeputzten, gecken-
von den Konservativen gegenüber seinem
haften Mann.
SPD-Kollegen Habermann: „Herr Haber- Vgl.: —> Affe, lackierter Affe.
mann, Sie sind ein Labermann!"
Vgl.: Dummlaberer (selten), I .ab eraffe. Lackel (Lacki)
besonders in Österreich und Süddeutschland
Laberfritze abfällig fiir einen Flegel oder Tölpel. Eines
besonders norddeutsch fiir einen männlichen der vielen auf Geistliche gemünzten Schna-
Laberer. derhüpfel geht so:
Vgl.: —> Fritze, —> -firitze, Laberheini, Laberjan „Der Pfarrer von Speyer
(norddeutsch), Labermichel. hat blecherne Eier,

237
gibt das ein Spektakel, Lahmarsch
wenn er vögelt, der Lackel.“ ein derbes Schimpfwort für einen trägen,
Vgl.: Bärenhckel (plump), Bauernlackel, —> Kraft- langweiligen Menschen.
lackel, Mordslackel, Quadradackel. Vgl.: -»Arsch, —> -arsch, lahmer Arsch.

lackierter Affe = Lackaffe lahme Ente


(die zweite Verwendung als Übersetzung
Laden s. lahmer Laden, s. müder Laden des gleichbedeutenden englisch-amerikani-
schen „lame duck“) x. abschätzig für einen
Ladenhüter schwunglosen, schwerfälligen, langsamen
(eigentlich ein kaum verkäuflicher Artikel) Menschen. 2. im Sprachgebrauch der Politik
z. scherzhaft-spöttisch für einen Torwart. 2. geringschätzigfür einen handlungsunfähigen
abschätzigfür ein unsympathisches, häßliches führenden Politiker. „Wenn der Chef zur
Mädchen, 3. geringschätzig für eine ledig ge- .lahmen Ente‘ wird“ (Überschrift eines Ar-
bliebene Person. tikels in der z e it , November 1993, über
den deutschen Kanzler Helmut Kohl).
Ladenschwengel
Vgl.: —» Ente, lame duck, lahmes Huhn.
(ursprünglich studentensprachlich; dem
„Galgcnschwengel“ nachgebildet; vielleicht lahmer Laden
zu „Schwengel“ im Sinne von „Penis“) ab- abschätzig fiir eine militärische Einheit,
schätzigfür einen jungen Verkäufer in einem Schulklasse, Firmenbelegschafi o.ä. ohne
Laden. Schwung und Aktivität.
Vgl.: Büroschwengel, Ladenhengst, Ladenschwanz, Vgl.: —» müder Laden, schlapper Laden, trauriger
Ladenschwung (schlesisch), —> Schwengel. Laden.

Ladykiller
lahmer Sack
(englisch, wörtlich: Damenmörder; im
salopp abwertend fiir einen energielosen,
Deutschen in den 60er Jahren als Titel des
langsamen, langweiligen Mann.
Films Th e La d y k il l e r s von M. Balcon be-
Vgl.; lahme Krücke, müder Sack, —» Sack, schlap-
kannt geworden) scherzhaft, geringschätzig per Sack.
oder auch anerkennendfür einen Frauenbe-
törer, Verführer. Über den schönen Film- lahmer Verein
schauspieler Omar Sharif faselte 1969 die abschätzig fiir eine langweilige, schwunglose
Zeitschrift Ru n d f u n k u n d Fe r n s e h e n : Gesellschaft, eine Truppe ohne Angriffsgeist
..... Doch als ich den ,Ladykiller treffe, o.dergl.
schaut er mich mit seinen samtenen Augen Vgl.: lahmer Haufen, langweiliger Verein, —» mü-
an und lächelt: .Ladykiller — dazu bin ich der Verein, schlapper Verein.
viel zu müdef“
Vgl.: -> Killer. Laie
(eigentlich ein Nichtfachmann) ofi gering-
Laffe schätzig für eine Person, die zuwenig fach-
(vielleicht zu frühneuhochdeutsch „laffe“ = kundig ist, laienhaft vorgeht, keine Ahnung
Hängelippe, demnach einer, der mit offe- hat: ein totaler, völliger, ziemlicher Laie.
nem Mund gaffend zusieht) veraltend fiir Vgl,: —» blutiger Laie.
einen eitlen, läppischen, einfältigen Mann:
ein geschniegelter, geleckter Laffe. Im u r - Laien-
f a u s t heißt es: (meist in Verbindung mit Berufsbezeich-
„Zwar bin ich gescheuter als alle die nungen) oft abschätzig für einen Menschen,
Laffen, der etwas Bestimmtes laienhaft, mit unzurei-
Docktors, Professors, Schreiber und chender Sach- und Fachkenntnis betreibt.
Pfaffen.“ Vgl.: —» Amateur-, Hobby-, Laienpolitiker,
Vgl.: eitler Rotzlaffe. Laien psychologe.

238
Laienspieler Lamm
(kurz für „Laienschauspieler“; eigentlich oft geringschätzig, auch ironisch fiir einen
ein Schauspieler, der die Schauspielerei (allzu) sanftmütigen, geduldigen, unschuldi-
nicht beruflich betreibt) vor allem in politi- gen Menschen.
scher Polemik spöttisch-ironisch, auch ab- Vgl.: —> Bählamm, frommes Lamm, Opferlamm,
schätzig fiir jemanden in einer (politischen) —> Unschuldslamm.
Führungsposition, der in ärgerlicher oder lä-
cherlicher Weise laienhaft agiert. „Das ist der Lämmchen
größte Laienspieler der deutschen Politik“, eine Verkleinerung und gleichzeitig Verstär-
bemerkte 1977 der SPD-Politiker Horst kung von —> Lamm im Sinne von „besonders
Ehmke über Helmut Kohl, und der Polito- sanftmütig usw."
loge Arnulf Baring sagte dem deutschen Vgl.: —» -chen (-lein), unschuldiges Lämmchen,
Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) Unschuldslämmchen (beides oft ironisch).
ins Gesicht, er sei ein „Laienschauspieler,
über den das Land zu lachen beginnt“ Lamperi
(s pie g e l , April 1994). (mundartliche Verkleinerungsform von
Vgl.: Laienschauspieler, Laienspielgruppe, Laien- „Lamm“) besonders österreichisch und bay-
spielschar (selten), politischer Laienspieler, —> risch abschätzigfür einen harmlosen, gutmü-
Spieler. tigen, naiven Menschen.

Lakai Landei
(früher ein herrschaftlicher Diener) abfällig (eigentlich ein frisches Ei von natürlich ge-
fiir einen unterwürfigen, kriecherischen haltenen Hühnern auf dem Bauernhof)
Menschen. Für die CDU-Sozialausschüsse scherzhafi-spöttisch, auch abwertend fiir ein
war 1988 die schwesterliche CSU eine (naives, plumpes) Mädchen vom Land.
„Runde intelligenter Lakaien und Vasallen, Vgl.: —> Ei, Provinzei.
mißtrauisch untereinander, großgeworden
im Nepotismus und wohlgeübt im dieneri- Landesverräter
schen Ja-Sagen.“ jemand, der Landesverrat begangen hat.
„Dieser Lümmel erdreistet sich, uns Lan-
Lakaienseele desverräter zu nennen!“ (Abgeordneter
Renner von der KPD zu von Thadden,
verächtlich für jemanden, der durch und
fraktionslos, Deutscher Bundestag, 1952).
durch ein —> Lakai ist.
Vgl.: —> Verräter, —> -Verräter, Staatsverräter.
Vgl.: Bedientenseele.
Landplage
Lällbeck (eigentlich eine landesweite Plage oder Be-
westdeutschfür einen Grünschnabel eine un- lästigung; oft auf mehrere Menschen bezo-
reife, dumme Person. gen) abfällig für einen lästigen, unaussteh-
lichen Menschen.
Lalli
Landpomeranze
(zu „lallen“) ein landschaftliches Scheltwort
fürjemanden, der dummes Zeug redet. (zu „Pomeranze“ = orangefarbene, runde
Zitrusfrucht, wegen der rosigen Gesichts-
Vgl.: Lalle (Variante), Laller (fränkisch: dumm,
farbe vieler Landmädchen; vielleicht auch
kindisch), Löli.
zu „Pommer“) scherzhaft-spöttisch, auch ab-
schätzig für ein unbeholfen urirkendes Mäd-
Lamentierer
chen vom Land.
landschaftlich abschätzig fiir einen ständig Vgl.: Dorfpomeranze, Pomeranze, Stallpomeranze
jammernden, nörgelnden Menschen. (selten: Viehmagd).

239
Landratte langes Laster
(Lehnübersetzung von englisch „land-rat“) scherzhaft, oft abschätzig fiir einen sehr gro-
aus der Sicht von Seeleuten, Küstenbewoh- ßen, hageren (faulen, ungeschickten) Men-
nern o.ä. scherzhaft oder geringschätzig für schen.
jemanden, der mit Schiffahrt und Meer Vgl.: —> Laster.
nichts zu tun hat.
Vgl.: —> Ratte. langes Leiden
scherzhaft, auch geringschätzig für einen
Landstörzer großwüchsigen, schmächtigen Menschen.
(zu mittelhochdeutsch „sterzen“ = umher-
ziehen) veraltet fiir einen —> Landstreicher. langes Reff
scherzhaft, auch abschätzigfiir einen langen,
dünnen Menschen.
Landstreicher
Vgl.: dürres Reff, —> Reff.
(eigentlich jemand, der im Land umhcr-
streicht) meist abschätzig fiir einen Men-
langes Register
schen ohne festen Wohnsitz und Arbeit, der
scherzhaft, auch geringschätzig fiir einen sehr
von Ort zu Ort zieht. Wobei Begleitum-
großen Menschen.
stände wie Schmutz, Verwahrlosung,
Hang zu Kleinkriminalität, Alkoholismus
Langfinger
mitgedacht werden.
meist abschätzig fiir einen Dieb, Taschen-
Vgl.: Landstreuner.
dieb.

lange Latte
Langohr
scherzhaft, auch abschätzigfiir einen langen,
(eigentlich eine alte poetische Bezeichnung
dünnen Menschen.
für den Esel) abfällig fiir einen dummen,
Vgl.: lange Stange, Latte, —> tapezierte Latte, —»
einfältigen Menschen. Dazu gibt es das
Zaunlatte.
Sprichwort: „Ein Esel schimpft den andern
Langohr.“
langer Laban
Vgl.: —> Esel, Hans Langohr (veraltet).
scherzhaft, auch abschätzigfiir einen langen,
hageren (unbeholfenen, schlaffen) Mann. Langschläfer
Vgl.: -» Laban. ein mildes Scheltwort fiir einen Menschen,
der lange schläft, morgens nicht aus dem Bett
langer Lulatsch kommt.
(Herkunft unbekannt; vielleicht eine Ver- Vgl.: —> Schläfer.
ballhornung von „Ludwig“) scherzhaft,
meist abschätzigfiir einen langen, dünnen, Langweiler
schlaksigen Menschen. emotional abwertendftir i. einen Menschen,
Vgl.: —> Lulatsch. der auf andere langweilig wirkt, sie lang-
weilt. 2. eine langsame, zögerliche Person.
langes Elend Der Hamburger Freizeit-Forscher Horst
(Es fällt auf, daß solche Bezeichnungen fiir Opaschewski bezeichnete die Deutschen
eine lange, dünne Person fast durchwegs als ein Volk von Langweilern. Nach Marie
dem Muster „lang... L...“ folgen, nämlich: von Ebner-Eschenbach (1830- 1916) ist ein
langes Leben, langes Leiden, langer Lu- Langweiler jemand, der „ein paar alte Ge-
latsch, langer Laban, lange Latte, langes La- danken hat, die ihm alle Tage neu einfal-
ster. Auch das „lange Elend“ paßt dazu) oft len“. Der österreichische Publizist Günther
geringschätzig ftir einen hochgewachsenen, Nenning bezeichnete seinen Landsmann,
mageren Menschen. den gefeierten Dichter Peter Handke, als
Vgl.: langes Ixben. „bedeutenden Langweiler“ (Oktober 1995),

240
und Ulrich Weinzierl von der f r a n k f u r - Lärmmacher
t e r ALLGEMEINEN ZEITUNG Wähnte sich oft abschätzigfiir eine Person, die Lärm ver-
beim Ingeborg-Bachmann- Wettbewerb ursacht, laut schreit.
1995 in Klagenfurt auf der „Jahreshauptver- Vgl.: Lärmer, Lärmsünder, —> -machet.
sammlung der Langweiler“.
Vgl.: Langweil (hessische Variante), Oberlangwei- Lärvchen
ler.
(Verkleinerung von „Larve“) leicht abwer-
tend fiir ein hübsches, puppenhaftes Mäd-
langweiliger Peter
chen.
abschätzig fiir einen langweiligen, langsa-
Vgl.: —> -eben (-lein).
men, umständlichen Mann; auch als Tadel
für einen herumtrödelnden Jungen.
lascher Bock
Vgl.: langweiliger Patron, —» Peter.
vorwiegend jugendsprachlich abschätzig fiir
einen langweiligen, schlappen, wenig unter-
Lapp
nehmungslustigen Burschen.
(von mittelhochdeutsch „lappe“ = einfälti-
Vgl.: —> Bock.
ger Mensch) besonders österreichisch und
süddeutsch abfällig fiir einen einfältigen,
Laschi
schlappen Menschen. „Jedem Lapp gefällt
jugendsprachlich abschätzig fiir einen lang-
seine Kapp“, lautet ein Sprichwort.
weiligen, energielosen, weichlichen Mann.
Vgl.: I^apperl (oberdeutsche Verkleinerung).

Laster
Lapparsch
ein grobes Schimpfwortfiir eine unsolide, la-
besonders westdeutsch derb abwertendfiir ei-
sterhafte Frau.
nen dümmlichen, energielosen Menschen.
VgL: —» langes Laster, wüstes Laster (liederliche
Vgl.: —> Arsch, —> -arsch.
Frau).

Lappen
Lästerer
landschaftlich abfällig fiir einen Schwäch-
(weibliche Form: Lästerin) meist abschätzig
ling, Feigling. „Du wolltest mir beweisen,
fürjemanden, der oft undgerne lästert, ande-
was für ein Lappen ich bin mit meinen gro-
re verunglimpft, boshaft über sie redet.
ßen Sprüchen“ (Thomas Brasch: v o r d e n
Vgl.: —» Gotteslästerer.
VÄTERN STERBEN DIE SÖHNE, 1977).
Vgl.: Angstlappen, —> Jammerlappen, Lappländer
Lästermaul
(Wortspiel: närrisch; zerlumpt), nasser Lappen,
Putzlappen (Pantoffelheld), —> Sauflappen, —» (geht ebenso wie „Lästerzunge“ auf Luther
Schmachdappen, Schmalzlappen, —» Schmierlap- zurück, der in Sprüche 4,24 übersetzt: „Tu
pen, —> Schmuslappen, —> Waschlappen. von dir die Falschheit des Mundes und sei
kein Lästermaul“) salopp abwertend für je-
Lappi manden, der boshaften Klatsch verbreitet: ein
schweizerisch und südwestdeutsch fiir einen altes, elendes, rechtes Lästermaul. Für den
Dummkopf, beschränkten Menschen. s pie g e l (Januar 1988) war Englands größ-
ter Satiriker Jonathan Swift ein „pfiffiges
Lapps (Lappes) Lästermaul“. Auch eine alte Hausinschrift
landschaftlich abschätzigfiir eine flegelhafte, verwendete das Wort:
unzuverlässige (männliche) Person. „Wer sonst nichts kann und weiß
Als andre Leute schmähen,
Lappsack Ein solches Lästermaul
landschaftlich abfällig für einen dümmli- Soll in mein Haus nicht gehen.“
chen, trägen Menschen. Vgl.: Lästerbalg (veraltet), Lästergosche, Lästerjan
Vgl.: —> Sack, —> -sack. (norddeutsch), Lästerzunge, -4 -maul.

241
Lästerschwein Volmer 1994 als „Laufburschen des VW-
(Schüttelreimwort zu „Schwesterlein“) Vorstands“.
scherzhaft, auch abschätzig fiir eine (lästern- Vgl.: -» Bursche, Laufjunge.
de) Schwester; selten fiir eine Krankenschwe-
ster. laufender Meter
Vgl.: —» Schwein, —> -Schwein. spöttisch-abschätzigfiir einen kleinwüchsigen
Menschen.
Lästerzunge = Lästermaul
läufige Hündin
Latin Lover (eigentlich eine brünstige Hündin) derb
(englisch, wörtlich: lateinischer Liebhaber) abwertendfür eine geile, mannstolle Frau.
oft leicht spöttisch fiir einen heißblütigen süd- Vgl.: -> Hund.
ländischen Liebhaber; Papagallo. „Vorbei
also die Zeit des ,Latin Lover, des glutäu- Laufjunge = Laufbursche
gig-verruchten Verführers, der die Dame
mit Macho-Mimik und loderndem Blick Laumalocher
zu schwülen Nächten und wilden Aben- (zu „für lau“ = unentgeltlich) abfälligfiir ei-
teuern zu verlocken gedachte.“ (s pie g e l , nen arbeitsscheuen Menschen; Schmarotzer.
Mai 1989). Vgl.: —» Malocher.

Latsch Laumann
(wohl zu „latschen“) abschätzigfiir eine Per- (zu „lau“ = unentschlossen, halbherzig,
son mit nachlässigem, schwerfälligem Gang bzw. „fiir lau“ = unentgeltlich) abfälligfär
Vgl.: Hauslatsch (selten: Ehemann), Latscher, Lac- i. einen unzuverlässigen, undurchsichtigen
schi (schweizerisch), Latschmichel, Latschpeter. Menschen. 2. einen schwachen, tempera-
mentlosen Menschen. 3. jemanden, der auf
Latsche, die Kosten anderer lebt; Schnorrer.
eine liederliche, schlampige weibliche Person. Vgl.: Lauling (unentschlossen), —> -mann.

Latscher = Latsch Laus


selten fär einen unbedeutenden, aber lästigen
Latte = lange Latte Menschen.
Vgl.: —» Filzlaus, -» Gewandlaus.
Latte s. tapezierte Latte
Laus-, Lause-
(zuerst für verlauste Menschen verwendet,
Laubenpieper
dann für Personen niedrigen Standes,
(eigentlich ein Vogel, der in einer Laube
schließlich als Schimpfwort) ein abwertendes
nistet) besonders berlinisch scherzhaft und oft
Kompositionsglied allgemeiner Art, meist als
leicht spöttisch fiir einen Kleingärtner, Schre-
Steigerung althergebrachter Schimpfwörter.
bergärtner.
Vgl.: Lausaffe, Lausbande (Lausebande), Lausban-
kert, Lausegöre, Lausepriester, Lausewanst, Laus-
Laufbursche igel, Lauskarline, Lauspeter.
(eigentlich eine veraltete Bezeichnung für
einen jungen Mann, der in einer Firma Bo- Lausbub (Lausbube)
tengänge erledigt) spöttisch-abschätzig fiir (durch Ludwig Thomas l a u s b u b e n g e -
eine Person, die fiir andere mindere Hilfs- s c h ic h t e n von 1905 sehr bekannt gewor-
dienste zu leisten hat. Den Ministerpräsi- den; ungebräuchliche weibliche Form:
denten von Niedersachsen Gerhard Lausbübin) tadelnd oder leicht abwertend
Schröder (SPD), der sich des öfteren fiir fär einen frechen, zu Streichen aufgelegten
Belange der Autoindustrie eingesetzt hat, kleinen Jungen; oft mit Wohlwollen gesagt.
bezeichnete der Grünen-Sprecher Ludger Vgl.; —> Bube (Bub).

242
Lauschepper Lauselümmel
(zu „für lau“ = unentgeltlich) westdeutsch salopp abwertend fiir einen unverschämten,
abschätzigfiir einen Schnorrer, Schmarotzer, flegelhaften jungen Mann.
insbesondere was Rauchen und Trinken an- Vgl.: —> Lümmel.
geht.
Lausemädchen
I^ausebalg (Lausbalg) tadelnd oder leicht ab wertendfiir ein freches,
eine milde Schelte fiir ein ungezogenes Kind. zu Streichen aufgelegtes kleines Mädchen; oft
Vgl.: —> Balg. wohlwollend.
Vgl.: Lausegöre, Lauskarline (selten).
Lausebengel
meist leicht abwertend oder als Tadelfiir ei- Lausepack
nenfrechen, mutwilligen Jungen; gelegentlich salopp abwertendfiir Gesindel.
auch wohlwollend. Vgl.: Lausbande (Lausebande), Pack, —> -pack.
Vgl: —» Bengel, Lausbankert.
Lauser (Lausert)
Lausehund (Laushund) (im 16. Jahrhundert für einen verlausten
Kerl, später für einen Lump) landschaftlich
Schimpfwort fiir i. einen niederträchtigen
meist leicht abwertend oder wohlwollendfiir
Kerl. 2. einen Geizhals.
einen frechen, mutwilligen Jungen.
Vgl.: —> Hund, -hund.

Lausewenzel
Lausejunge
i. abfällig fiir einen verlausten, ungepflegten
tadelnd oder abschätzig fiir einen ungezoge-
Mann. 2. ein Geizhals. 3. selten fiir einen
nenJungen, einenfrechen Burschen; gelegent-
Lausejungen. Bei Friedrich Müller (1749 -
lich mit Wohlwollen. In dem Gedicht „Vier
182$) heißt es: „Der? Der Maulaffe? Der
neue Kinderspiele“ empfiehlt Joachim
Lauswenzel?“
Ringelnatz:
Vgl.: -wenzel.
„Steckt eurem Vater frech die Zunge
Heraus. Und ruft:,Prost Lausejunge!*
Lausmensch (Lausemensch), das (der)
Dann - wenn er vorher auch noch
i. ein allgemeines Schimpfwort. 2. land-
grollte — schaftlich fiir eine liederliche weibliche Per-
Vergißt er, daß er euch prügeln wollte.“
son, junge Prostituierte.
Vgl.: —> Junge. Vgl.: Mensch.

Lausekerl (Lauskerl) Lausnickel


salopp ab wertend Jur einen unverschämten, oberdeutsch fiir einen frechen, mutwilligen
nichtsnutzigen Kerl. Jungen.
Vgl.: -> Kerl. Vgl.: —> Nickel, -nickel.

Läuseknicker (Lausknicker) Lauszipfel


(vom „Knicken“, Zerdrücken der Läuse) eine landschaftliche derbe Schelte für einen
abfälligfiir einen geizigen oder pedantischen frechen Jungen (der etwas angestellt hat, über
Menschen. den man sich ärgert).
Vgl.: —» Knicker. Vgl.: Zipfel.

Lausekrott (Lauskrott) Lautsprecher


landschaftlich als milde Scheltefür ein unge- selten als abfällige Bezeichnung Jur einen
zogenes Kind, ein freches Mädchen. Schwätzer, Vielredner. Das Wort war auch
Vgl,: —> Krott. ein Spitzname von Joseph Goebbels.

243
Law-and-order-Politiker Leckarsch
(aus englisch „law and order“ = Gesetz und (imperativische Wortbildung) ein derbes
Ordnung) im politischen Sprachgebrauch Schimpfwort allgemeiner Art.
ironisch oder abschätzig fiir einen Politiker, Vgl.: —> Arsch, —> -arsch.
der (aus populistischen Gründen) harte staat-
liche Maßnahmen, drastische Gesetze o.ä. zur Lecker
Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung i. ein Lausbub, Schlingel. 2. abfällig fiir ei-
fordert. nen unreifen (vorwitzigen) jungen Mann. 3.
abschätzigfur einen Schlemmer, eine Nasch-
Vgl.; Law-and-order-Typ, -politiker.
katze.
VgL: Armlecker (selten: verhüllend fiir Arschlek-
Lebedame
ker), —> Arschlecker, —> Fotzenlecker, Lochlecker,
(dem älteren „Lebemann“ nachgebildet) —> Pottlecker (Pottlicker), Schmecklecker, —>
meist abschätzig für eine luxuriös und aus- Speichellecker, —> Stiefel lecker, —> Tellerlecker.
schweifend lebende Frau.
Vgl.: —> „Dame“, Lebedämchen (selten), Lebe- Leckermaul
fräulein, Lebemädchen. scherzhaft, auch abschätzig fiir einen Fein-
schmecker oderjemanden, der oft Süßes nascht.
Lebemann Vgl.: Leckerbeck, I^ckerfritze, Leckerliese, —>
-maul, Schleckermaul.
(1794 zuerst von dem deutschen Schrift-
steller Ernst Langbein anstelle von „Bonvi-
Leckermäulchen
vant“ und „viveur“ verwendet) meist ab-
scherzhaft oder tadelndfiir ein kleines, kind-
schätzigfiir einen wohlhabenden, genußfreu-
liches —> Leckermaul
digen Mann mit lockerem Lebenswandel.
Vgl.: —» -chen (-lein).
Vgl.: Lebegreis, Lebeherr, —» -mann.
(ein) lederner Mensch
lebendiger Leichnam (lebender Leich- selten als geringschätzige Bezeichnungfiir ei-
nam) nen langweiligen, steifen Menschen.
meist geringschätzigfiir einen körperlich total
verfallenen oder seelisch abgestorbenen Men- „Leerer“
schen. In Gustav Meyrinks Roman d e r g o - (scherzhaft entstellt aus „Lehrer“, mit An-
l e m (1915) gibt es den eindrucksvollen Satz: spielung auf den „leeren“ Kopf) ein schüler-
„Wunschlos, teilnahmslos, ein lebender sprachliches Scherz- und Spottwortfür einen
Leichnam, ging ich langsam hinein in die (schlechten, nicht besonders klugen) Lehrer.
lichtlosen Häuserreihen.“ Dasselbe Spielchen verwendet die Steige-
Vgl.: lebende Leiche, —> Leiche, wandelnder rung „leer - leerer - Oberlehrer“.
Leichnam. Vgl.: —» „Geleerter“, „Leerkörper".

Lebensverächter leibhaftiger Teufel


oft geringschätzigfiir einen Verächter des Le- abfälligfür einen teuflischen, bösartigen, hin-
bens. terhältigen Menschen. „Du eingefleischter
Teufel!“ heißt es bei Johann Carl Wezel.
Vgl.: leibhaftiger Satan, —> Teufel.
Leberwurst s. beleidigte Leberwurst, s. ge-
kränkte Leberwurst
Leiche
(meist in Zusammensetzungen) gering-
Lebewelt
schätzig fiir i. eine schwächlich, krank, hin-
meist geringschätzig für Leute, die dem Lu- fällig erscheinende Person. 2. einen völlig
xusleben und oberflächlichem Genußfrönen; betrunkenen Menschen.
auch für die Gesamtheit der —> Lebemänner Vgl.: Alkohol lei ehe, aufgewärmte Leiche, Bier-
und Lebedamen. leiche, lebende Leiche, —> Karteileiche, Leiche in

244
Zivil, politische Leiche (einflußlos geworden), —» leichter Vogel
Schnapsleiche, —» Sozialleiche, —> Streberleiche, geringschätzig fiir einen leichtlebigen Men-
—» wandelnde Leiche.
schen.
Vgl.: leichtes Vögelchen, leichtsinniger Vogel,
Leiche auf Urlaub —» lockerer Vogel, —> Vogel.
(aus der Soldatensprache) scherzhaft-spöt-
tisch fiir einen bleichen, krank aussehenden leichtes Mädchen
Menschen. „Leichen auf Urlaub“, bemerkte eine verhüllende oder ironische abschätzige
im April 1995 der vorübergehend in der Bezeichnungfiir 1. eine leichtlebige, unsolide
Türkei inhaftierte deutsche Demonstrant junge Frau. 2. eine junge Prostituierte. Be-
Klaus Schikora über freigelassene türkische kannt ist der Spruch: „Lieber leichte Mä-
Menschenrechtler. In Nürnberg gibt es da- dels als schwere Jungs!“
für die Bezeichnung „Tod von Forch- Vgl.: halbschweres Mädchen, Leichte, leichte Da-
heim“. me, leichtes Mädel (Variante).
Vgl.: Tod auf Urlaub.
leichtes Tuch
Leichenbitter (Anspielung auf die im Wind flatternde
(früher auf dem Land ein Bote, der Todes- Fahne) abschätzig fiir einen unbekümmer-
fälle bekanntgab und „zur Leiche bat“, d.h. ten, leichtsinnigen Menschen, ein „flatterhaf-
zur Beerdigung einlud; hier übertragen von tes” Mädchen.
der sprichwörtlichen „Leichenbittermie - Vgl.: leichtsinniges Tuch.
ne“) geringschätzigfiir einen überaus ernsten,
düster blickenden Mann. Leichtfuß
scherzhaft, oft abschätzigfiir eine leichtlebige,
Leichenfledderer leichtsinnigejunge (männliche) Person.
abschätzig fiir jemanden, der Tote, Ohn- Vgl.: Bruder Leichtfuß (veraltend), Junker Leicht-
mächtige oder „Alkoholleichen”, ausplündert, fuß (veraltet).
bestiehlt; auch übertragen verwendet, etwa
fiir einen Spieler, der Betrunkene oder An- Leichtgewicht
fänger abzockt. (eigentlich eine mittlere Körpergewichts-
Vgl.: —> Fledderer. klasse im Sport; auch scherzhaft für einen
leichtgewichtigen Menschen) meist aufPo-
Leichenschänder litiker bezogen spöttisch-abschätzig fiir eine
abschätzig fiir jemanden, der eine Leiche Person ohne Kompetenz, Einfluß und Ge-
schändet, etwa indem er sexuelle Handlungen wicht. So ist der deutsche Bundeswirt-
an ihr vornimmt; auch übertragen fiir einen schaftsminister Günter Rexrodt (FDP) laut
Sexualpartner eines älteren Menschen. FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG (1995)
Vgl.: —> Schänder, —> -Schänder. ein solches „Leichtgewicht“.
Vgl.: —> Fliegengewicht, Leichtgewichtler (seltene
Leichenwagenbremser Variante), —» politisches Leichtgewicht.
(ein Bild fiir eine nutzlose Tätigkeit) spöt-
tisch-abschätzig fiir einen trägen, langweili- leichtsinniger Vogel
gen, unfähigen Menschen. salopp abwertend fiir einen leichtsinnigen
Vgl.: Bremser. Menschen.
Vgl.: Bruder Leichtsinn (veraltet), —» Vogel.
Leichenzehrer
(Schüttelreimwort zu „Zeichenlehrer“) leichtsinniges Huhn
schülersprachlich mehr scherzhaft ah spöttisch salopp abwertend fiir eine leichtsinnige
für einen Zeichenlehrer. (iveibliche) Person.
Vgl.: —> Huhn.
Leichnam s. lebendiger Leichnam (leben-
der Leichnam) Leiden s. langes Leiden

245
Leiden Christi Lenz
(meint eigentlich den Leidensweg Christi; (Kurzform von „Lorenz“) abschätzigfiir ei-
dazu die Redensart „aussehen wie das Lei- nen faulen, trägen Mann.
den Christi“) geringschätzig, auch spöttisch- Vgl.: fauler Lenz.
ironisch fiir einen wehleidigen, klagenden
oder einen bemitleidenswerten, kränklichen -ler
Menschen. zahllose — neben den vielen neutralen Wör-
Vgl.: Leidensgestalt. tern mit dieser Endung - mehr oder weniger
abwertende Personenbezeichnungen. In der
Leimsieder Mehrzahl der Fälle ist die Person durch
eine negativ bewertete Tätigkeit charakte-
(vielleicht von der eintönigen Arbeit des
Leimsiedens übertragen) landschaftlich ab- risiert, wobei das Wort sehr oft von einem
schätzig fiir einen trägen, unbeholfenen, Verb auf ,,-elen, -ein“ abgeleitet ist. Eine
langweiligen Menschen. gewisse Häufung besteht im oberdeutschen
Gebiet, also in der Schweiz, in Österreich
Vgl.: —» Seifensieder.
und Süddeutschland. Zumindest seit Lu-
ther wird die abwertende Kraft der Endung
-lein = -chen (-lein)
-ler fiir Neubildungen genutzt. So prägte
Luther beispielsweise „Schriftler“, und bei
Leisetreter
Goethe findet man Wörter wie »Altertüm-
abfälligfiir einen Duckmäuser, Schmeichler, ler“ oder „Mittelältler“. Alfons Fridolin
Heimtücker. In einer Werbeanzeige des Müller, der in seiner Dissertation von 1953
Jahres 1995 für Sioux-Mokassins spricht ein über DIE PEJORATION VON PERSONENBE-
Indianerhäuptling zum Leser: „Bruder, ich
ZEICHNUNGEN DURCH SUFFIXE IM NEU-
sage Dir, nicht jeder, der auf leisen Sohlen HOCHDEUTSCHEN auch auf die Endung -ler
kommt, ist ein Leisetreter.“ eingeht, weist darauf hin, daß es in ober-
Vgl.: Leisefuß, Leisetritt (veraltet). deutschen Mundarten zahlreiche solche
Wörter gibt, die nicht schriftsprachlich ge-
Leithammel worden sind. Für das Schweizerdeutsche
(eigentlich das Leittier einer Schafherde) nennt er u.a. das Spottwort „Veerslibrünz-
abfälligfiir eine Person, der andere blind ge- ler" fiir einen schlechten Dichter. Der
horchen und folgen. Der schweizer Schrift- Turnvater Jahn schrieb im frühen 19. Jahr-
steller Urs Widmer hat scharf beobachtet: hundert, wir Deutschen hätten „durch die
„Die Leithammel unserer Gesellschaft sind Immerzüngler und Näseler unser bieder-
dynamisch und braungebrannt, wenn sie herziges Volk verdorben, unsere sinnigen
sich einen Augenblick nicht ganz wohl füh- Weiber verpuppt." Heimito von Doderer
len, essen sie schnell ein ,Mars‘.“ münzte auf Leute, die sich allzuviel mit ih-
Vgl.: —» Hammel, —» -hammel, Leitbulle (selten). rer Abstammung beschäftigen, das Wort
Herkünftler. In einem SPIEGEL-Leserbrief
Lemminge (November 1986) wurde Helmut Kohl als
(eigentlich Wühlmäuse, die infolge von „Stilblütler aus der Pfalz“ bezeichnet. Ru-
Überbevölkerung alle 3 bis 4 Jahre in riesi- dolf Augstein dagegen ist fiir d ie w o c h e
gen Scharen ihr angestammtes Gebiet ver- (Februar 1996) ein „Nationalstaatler“. Bei
lassen und sich nach volkstümlicher der nachstehenden Liste wurde auf erklä-
Auffassung massenweise ins Meer stürzen) rende Hinweise verzichtet.
abschätzig fiir Menschen, die in großer Zahl Vgl.: —> Abstinenzler, —» Abweichler, Abwiegler,
in ihr offensichtliches Unglück laufen. „Lem- -» Altertümler, Altgammler, —> Anzetteler (An-
minge auf dem Floß“, überschrieb der zettler), Armenhäusler, -»Arschtrommler, —» Auf-
wiegler, —» Babbler (Babbelet), —» Barackler, —»
s pie g e l 1994 einen Bericht über Kuba-
Bauchpinseler (Bauchpinsler), —> Baumfrevler,
Flüchtlinge, die unter Lebensgefahr in Bekrittler, Berufsgammlet, —> Bettler, Bierpritsch-
selbstgebauten Flößen ihre Insel verließen. ler, —» Biertippler, Blechbabbler, Börsen-

246
Schwindler, —> Bosseler (Boßler), —» Brabbeler, —» Sei bst ler, Selbstsüchder, Sittenschnüffler, —> S ku-
Brodler, —> Bruddler, —> Brummler, Buchstabier, bier, Spaltzüngler, Spektaklet, Spöttler, Stamm-
Buckler, —» Büffler, Bummler, Dekadenzler, tischler, —> Steißtrommler, —» Stichler, Strampler,
Deutler, —> Deutschtümler, Dolchstößler, Dollar- —> Strudler, —> Sudler (Sudeler), —> Süffler,
scheffler, —> Doppelzüngler, Dörfler, Drängier, Süßholzraspler, —» Tändler (Tändeler), —> Tät-
—> Drögeler (Drögler), —> Dudeler (Dudler), —» scheler (Tätschler), —> Tiefstapler, —» Tippler, —»
Dummbabbler, Dunkler, Edelgammler, —» Eifer- Tollhäusler, —> Trendler (Trendel), Tri ekler, —>
süchtler, —> Eigenbrötler, Eigendünkler, Einheits- Tritschler, -> Trommler, Tschinggeler, —»Tu-
gewinnler, —> Einschmeichler, —> Einsiedler, gendheuchler, Überhöckler, —> Umstürzler, —»
Einzelbrotier, Ellbögler, -> Erzheuchler, —> Fabier Unterschichder, —> Unterwelder, —» Unzüchtler,
(Fabeler), —> Fabrikler, —> Fachsimpel (Fachsim- Vereinigungsgewinnler, —» Vernünftler, Ver-
pler), —> Faseler (Fasler), —» Fiedler, —> Förschler, söhnler, Volksaufwiegler, —» Volkstümler, ->
—> Fortschrittler, Fraktionsabweichler, -» Fremd- Wafler (Wafer), Waldfrevler, Wandervögler, —»
wörder, —> Frevler, —> Friedensgewinnler, —» Wendegewinnler, Werbetrommler, —» Westler, —»
Friemler, —» Frömmler, FrÖsder, —> Frotzler, Winsler, Wirtshäusler, —» Witzler, Wohlständler,
Fuchsschwänzer (Fuchsschwänzler), —> Fuddler —» Wursder, —> Zappler (Zappeler), Zucht-
(Fuddeler), —» Fummler, —> Fuschler (Fuscheier), häusler, Zündler, —» Zweifler.
—> Gammler, Gaukler, —» Geheimbündler,
Geistreichler, —> Geldscheffler, —> Geschaftler Lercheri
(Gschaftler), —» Geschmackler, —» Gesinnungs-
(mundartliche Verkleinerung von „Ler-
schnüffler, —> -gewinnler, —> Giftler, Gokler
che“) österreichisch i. abschätzig fiir eine
(Kokler), —» Grammeler, —> Grantler, —> Grat-
wandler, —> Greißler, —» Grübler, —> Grummler, mannstolle Frau; Prostituierte. 2. scherzhaft,
—> Hakenkreuzler, —> Halbweltler, Haspler, —> auch geringschätzigfiir einen Ostjuden.
Heiratsschwindler, Herrenhäusler, —> Heuchler,
—» Hinterbänkler, Hinterrücksler, —> Hinter- Lerge (Large)
wäldler, —» Hochstapler, Hofjubler, —> Hudeler (Herkunft unklar) landschaftlich fiir einen
(Hudler), Hüftwackler (Hüftenwackler), Ich-
Dummkopf, Tölpel; auch Regionalspott fiir
süchtler, —> Impotenzler, Inflationsgewinnler, In-
tellenzler, —» Intelligenzler, Irrenhäusler, —> den Schlesier.
Katzbuckler, —» Klügler, —> Klüngler, Knasder, —>
Knödler, —> Knotteler, Komplexler, —> Kompro- Leseratte
mißler, Konjunkturgewinnler, -» Krähwinkler, —> scherzhaft, auch leicht abwertend fiir eine
Krakeeler, Kränkler, Kratder, Kraxler, Person, die sehr viel liest, wahllos alles mögli-
Kriegsgewinnler, Kriegsprofitler, Krisengewinnler,
che liest.
—> Krittler (Kritteler), —» Kunkel (Kunkeler),
Vgk: Bücherratte, —» Ratte.
Kunstkrittler, —> Kuppler, Leichtgewichtler, —>
Linksabweichler, Linkstatzler, —> Lispler, —> Lob-
hudler (Lobhudeler), Mäkler, —> Massier, -» Lettfeige
Mäuler, —> Mauschler, -> Meuchler, Miet-Ramm- (zu „Lett“ = Dreck) ein grobes oberdeutsches
ler, —> Milchpritschler, —> Mogler, —» Nachzügler, Schimpfwortfiir einen schwächlichen, feigen,
Narrenhäusler, -4 Nörgler, Oberheuchler, —> schüchternen Mann.
Ökopaxler, Ostler, Parteiabweichler, —> Pichler
Vgl.: Feige.
(Picheler), —» Pinseler (Pinsler), —» Plänkler, —»
Pöbler, Polit-Gammler, Popotätschler, Prahler,
der letzte Arsch
Pritschler, Privatschnüffler, Profitier —> Pro-
testler, —> Provinzler, Prügler, —» Quackeler (meint als Superlativ den Letzten in einer
(Quackler), —> Quassler (Quasseler), Quengler Reihe der Steigerung) eine Verstärkung von
(Quengeler), Radler, —> Rammler, —> Rechtsab- Arsch für einen ganz besonders widerli-
weichler, Reimler, Rotfrontier, -> Rückschrittler, chen oder dummen, unfähigen Menschen.
Rückständler, Sabbeler (Sabbler), —> Säbelraß- Vgl.: der allerletzte Arsch, der hintedetzte Arsch
ler, —> Sandler, —» Scharwenzel (Scharwenzler), -» (beides Versuche einer weiteren Steigerung).
Schaukler, Scheffler, Scheurepurzler, —>
Schmähtandler, —> Schmeichler, Schmuddler,
der letzte Dreck
Schnapsler (Schnapsler), —> Schnüffler, Schön-
geistler, —> Schummler, Schwabbeler, —> Schwaf- salopp abwertend, verächtlichfiir Abschaum,
ler (Schwafeier), —> Schwaller, —> Schwänzlet, —> Gesindel, einen widerlichen, verächtlichen
Schweflet, Schweifwedler, -» Schwiemel Menschen.
(Schwiemler, Schwiemeler), —» Schwindler, —» Vgl.: —> Dreck.

247
der letzte Heuler Leuchte der Wissenschaft - hinter Homer)
vorwiegend jugendsprachlich und meist ab- heute nur noch pathetisch verwendet oder
fällig für einen äußerst unsympathischen, spöttisch-ironisch fiir einen Scheingelehrten,
dummen, komischen Menschen. Pseudowissenschaftler, einen populären wis-
Vgl.: —» Heuler, der letzte Hänger. senschaftlichen Scharlatan.
Vgl.: „Säule der Wissenschaft“.
der letzte Idiot
eine verächtliche Bezeichnungfiir einen ganz Leuchter
besonders idiotischen Menschen, jemanden, (verkürzt aus ,Armleuchter“, sozusagen
überdessen idiotisches Verhalten man sich ge- eine Verhüllung der Verhüllung) ein selte-
ärgert hat. nes derb abwertendes Hüllwortfiir —> Arm-
Vgl.: —> Idiot, der letzte Depp. leuchter, dasfiir Arschloch steht.
Vgl.: armer Leuchter, Kronleuchter.
der letzte Leo
besonders jugendsprachlich salopp abwertend
Leutebetrüger
für einen sehr unsympathischen oder dum-
veraltet fiir einen Betrüger, betrügerischen
men, unfähigen, komischen Kerl.
Menschen.
der letzte Mensch Vgl.: —> Betrüger, Leutebescheißer.

(oft in der vergleichenden Wendung „wie


der letzte Mensch“) salopp abwertendfiir ei- Leuteschinder
nen besonders unangenehmen oder unfähi- abfällig fiir jemanden, der Untergebene,
gen, dummen usf. Menschen. „Mitarbeiter“ schlecht behandelt, rücksichts-
Vgl.: der Letzte, die letzte Frau. los ausnutzt.
Vgl.: Menschenschinder, -4 Schinder.
der letzte Mohikaner
(nach dem ausgestorbenen nordamerikani - Levantiner
schen Indianerstamm, bekannt geworden (eigentlich ein Bewohner der Mittelmeer-
durch den vielgelesenen Roman d e r l e t z - länder östlich Italiens) veraltet abschätzig
t e d e r Mo h ik a n e r von James Fenimore fiir einen gerissenen (betrügerischen) Händ-
Cooper, der 1826 auf deutsch erschien) ler, Kaufmann.
scherzhaft, auch spöttisch oder leicht abwer-
tendfiir den Letzten einer Anzahl oder Grup- liberaler Scheißer
pe von Personen, einen Ubriggebliebenen
(als Schlagwort zur Diffamierung gemäßig-
oder Nachzügler.
ter und verständigungsbereiter Hochschul-
Vgl.: der letzte der Mohikaner (Variante).
lehrer und Politiker in Apo-Kreisen gegen
Ende der 60er Jahre aufgekommen) eine
Leuchte
veraltende derb ab wertende Bezeichnung fiir
(oft in der Negation verwendet: „keine
eine Person mit einer gemäßigten, nicht-radi-
Leuchte“, „nicht gerade eine Leuchte“;
kalen oder unentschiedenen, wankelmütigen
auch der „Armleuchter“ schimmert durch)
politischen Haltung.
spöttisch-ironisch fiir 1. einen überklugen,
Vgl.: Liberalinski, -> Scheißer.
besserwisserischen Menschen. 2. einen dum-
men, begriffsstutzigen Menschen.
Vgl .: —> Kirchenlicht, —> kleines Licht, -4 Schluß- Libertin
leuchte (Schlußlicht). (aus gleichbedeutend französisch „liber-
tin“, zu lateinisch „Über“ = frei) 1. veraltet
„Leuchte der Wissenschaft“ und oft geringschätzig fiir einen Freigeist. 2.
(früher ernsthaft für einen hervorragenden in gehobener Sprache veraltet abschätzig fiir
Gelehrten. Schon Plinius nannte Cicero einen ausschweifenden Menschen, Wüstling
„Lux doctrinarum altera“ = die zweite Vgl.: Libertiner (Variante).

248
Libidinist Lieschen Müller
(eigentlich ein psychologisch-medizini- (bezieht sich auf die Häufigkeit und
scher Fachausdruck fiir einen sexuell sehr Durchschnittlichkeit der beiden Namen)
triebhaften Menschen; zu lateinisch „libi- spöttisch-abschätzig fiir eine durchschnittli-
do“ = Lust, Begierde) bildungssprachlich sel- che, anspruchslose Frau mit dem allgemein
ten fiir einen Lüstling, Wüstling. üblichen schlechten, seichten, kitschigen Ge-
Vgl.: —»-ist. schmack. Die kritische Theologin Uta Ran-
ke-Heinemann sprach in der w e l t w o c h e
Licht s. kleines Licht (Januar 1995) von „Lieschen und Otto
Müller“.
lichtscheues Gesindel Vgl.: Dr. Lieschen Müller, —» -chen (-lein),
abfälligfiir übles, verbrecherisches Gesindel. Gottlieb Schulze (selten: männliches Pendant).
Vgl.: —» Gesindel.
Liese
Liebchen (Kurzform von „Elisabeth“; meist in zu-
(früher als Anrede oder Bezeichnung für sammengesetzten Wörtern) abschätzig oder
eine geliebte Frau) abschätzig fiir eine Ge- als Tadelfiir eine weibliche Person, besonders
liebte. fiir ein Mädchen.
Vgl.: Allermannsliebchen, Allerweltsliebchen, —> Vgl.: dumme Liese, liederliche Liese.
-eben (-lein), Gangsterliebchen, Jedermannslieb-
chen, Luxusliebchen, Matrosenliebchen, Pfarrers- -liese
liebchen, Verbrecherliebchen, versoffenes Lieb- tadelnd oder (leicht) abwertend fiir eine
chen (trunksüchtiger Ehemann, Partner), Viellieb-
Liese einer bestimmten Sorte, meist für ein
chen (liederliches Mädchen).
junges Mädchen, ein weibliches Kind, dessen
Verhalten gerügt wird.
Liebediener
Vgl.: —» Babbelliese, Bettelliese, Brummliese,
abfällig fiir einen Kriecher, Schmeichler, vor
Bummelliese, —» Dreckliese, —> Faselliese, —>
allem Vorgesetzten gegenüber. Flennliese, Fürchtliese, Hamsterliese, —» Heullie-
Vgl.: —» -diener. se, —» Huschelliese, —» Kicherliese, Klatschliese, —»
Kleckerliese, —» Mährliese, —» Meckerliese, —»
Liebling Nölliese, —> Nörgelliese, Nuschelliese, —» Pimpel-
(meist in Genitivfügungen) oft geringschät- liese, —> Pimperliese, —»Plapperliese, Plärrliese,
Quackelliese, Quasselliese, —» Quatschliese,
zigfiir einen Günstling, Schützling. Im s pie -
Quengelliese, Sabbelliese, Sabberliese, Schlumplie-
g e l (April 1994) war vom „Strauß-Liebling
se (schlampig), Schmuddelliese, Schmutzliese,
Peter Gauweiler“ die Rede. Schnäbbelliese (geschwätzig), —» Schnatterliese,
Vgk: Liebling des Lehrers, —» -ling, Mamas Schrumpelliese, Schwabbelliese (geschwätzig), —»
Liebling, —» Muttis Liebling. Schwatzliese, —> Struwwelliese, Trampelliese, Trä-
nenliese, Tranliese, —> Tratschliese, —»Trödelliese,
Liederjan Traumliese, Zappelliese, —» Zimperliese, Zumpell-
liese, Zwitscherliese (säuft).
(ursprünglich für „liederlicher Jan“) ab-
schätzigfiir einen liederlichen Menschen.
Liliputaner
Vgl.: —> -ian (-jan), Lieder lack (schlesisch), Lieder-
ling, Liedrian, Luderjan, Lüderjan, Ludrian, Lü- (nach dem fiktiven Land „Liliput“ in Jo-
drian (Nebenformen). nathan Swifts GULLIVERS REISEN VOn 1726)
oft geringschätzig fiir einen zwergenhaft
Liedrian = Liederjan kleinwüchsigen Menschen.

Lieschen Lilith
(Kurz- und Koseform von „Elisabeth“, (in der Überlieferung des Talmud die erste
Verkleinerung von „Liese“) oft abschätzig Frau Adams, die nach jüdischem Aberglau-
fiir ein (einfältiges, ungeschicktes) Mädchen. ben als Dämon sich nachts an Männer und
Vgl.: —> -chen (-lein) Pimperlieschen. Kinder heranmacht, um ihnen zu schaden)

249
bildungssprachlich abwertend fiir eine ver- ling, —> Primitivling, -4 Quisling, -4 Reimling
führerisch schöne, dämonische Frau. (Reimerling), —> Rohling, —> Römling, —> Säug-
ling, -4 Schädling, Schläuling, -4 Schlei ml ing,
Schlimmling, Schmachtjüngling, Schmächtling,
-4 Schmetterling, —> Schmierenhäuptling, Schnei-
(überwiegend aus Adjektiven gebildet. Im derling, —> Schönling, —» Schreiberling, -4
Mittelhochdeutschen hatte die Endung Schwächling, Schwülstling, Seichling, —> Seicht-
ling, —4 Selbstling, Selbstsüchtling, —> Sendling,
kaum werrversch lech ter nde Wirkung.
Siechling, —> Söldling, -4 Sonderling, Sozialschäd-
Doch wurde das Wortbildungsmodell ling, —> Steuerflüchding, -4 Sträfling, Streberling,
schon vor 1800 rege benutzt, zuerst fast Süchtling, -4 Süffling, —» Süßling, —» Tango-
ausschließlich mit einsilbigen Wörtern) jüngling, Trebling, Trübling, Umwekschädling,
eine abwertende Bezeichnung fiir eine in der Unzüchtling, Verreckling, —> Volksschädling,
Mehrzahl der Fälle männliche Person, die Vornehmling, Weibling, —> Weichling, -4 Wider-
ling, -4 Wildling, Wimmerling, —> Winzling,
durch eine bestimmte Eigenschaft oder ein
Wirrling, -4 Wirtschaftsflüchding, -4 Witzling,
Merkmal negativ charakterisiert ist, und -4 Wollüstling, —> Wunderling, —> Wüstling, -4
zwar meist im Sinne von schlecht, unge- Zärtling, -4 Zimperling, —> Zögerling, -4 Zög-
schickt, arrogant, unbedeutend. In seiner ling, Züchtling, Zwergling (selten).
Dissertation von 1953 weist Alfons Fridolin
Müller daraufhin, daß vor allem die Gau- linke Bazille
nersprache und die Sprachpuristen eine vorwiegend jugendsprachlich abfällig für 1.
Vorliebe für Ableitungen auf „-ling" hat- einen unehrlichen, zwielichtigen Menschen.
ten. Die s ü d d e u t s c h e z e it u n g (Mai 2. einen politisch Linken.
1995) belegte den Fußballstar Mario Basler
mit der Bezeichnung „Arroganzling“, und linke Titte
der s pie g e l (Juni 1995) schrieb über den salopp abwertendfiir 1. eine hinterlistige, ge-
Verleger Axel Springer: „Er hat sich ja meine (weibliche) Person. 2. eine politisch
nicht mal gebückt, wenn ihm ein Zettel auf links engagierte Frau.
den Boden fiel. Dafür hatte er seine Bück- Vgl.: —> Titte.
linge.“
linke Type
Vgl.: -4 Absonderling, —> Alberling, Andringling, (zu „link“) abschätzigfiir eine niederträchti-
—» Ängstling, -4 Aufdringling, Auswürfling,
ge, betrügerische Person.
Banditenhäuptling, -4 Bläßling, Bleichling, -4
Vgl.: linker Typ, -4 Type.
Blendling, —> Blödling, Brävling, —> Dämling,
Däumling, Denkschwächling, —> Dichterling,
Dienstling, Dörfling, -4 Dummerling, -4 Dümm- Linker
ling, —> Dünkling, —> Düsterling, —> Ehrgeizling, (die erste Bedeutung ursprünglich nach der
Eifersüchtling, -4 Eindringling, —> Emporkömm- Sitzordnung im französischen Parlament;
ling, —> Feigling, Feisding, Feuilletonschreiber- die zweite Bedeutung zu „link“) 1. oft ab-
ling, —> Fiesling, Filmschönling, —> Finsterling, -4 schätzigfür eine Person, die den Linkspartei-
Französling, -4 Frechling, —> Fremdling, Preßling,
en nahesteht oder zugehört; Kommunist,
—> Frischling, -4 Frömmling, —> Fröstling,
Sozialist. 2. verächtlich fiir einen unehrli-
Geiferling, -4 Genüßling (Genießling), —> Gier-
ling, Grämling, —> Grünling, —> Günstling, Halb- chen, heimtückischen Mann; Verräter; Be-
ling, Hänfling, Häßling, —> Häuptling, trüger. 3. meist abschätzig fiir einen
Hemdling, —> Höfling, -4 Hübschling, —> Hund- Homosexuellen.
ling, —> Jämmerling, jedermanns Liebling, Jesui- Vgl.: Aldinker (politisch), linke Socke, linker Bru-
ten zögling, -4 Jüngling, -4 Klügling, Kon- der, linker Spinner, Ultralinker (politisch).
servativling, —> Kränkling, —> Kriechling, -4
Kümmerling, Lauling, -4 Liebling, Liebling des
linker Typ = linke Type
D’hrers, LiederJing, -4 Lüstling, -4 Mamas Lieb-
ling, —> Mickerling, —> Miesling, -4 Mietling,
linker Vogel
Milchbärtling, Modejüngling, Müdling, —> Mut-
tis Liebling, -4 Naivling, —> Neidling, -4 Neuling, (zu „link“) abfällig für einen heimtücki-
Oberflächling, Oberhäuptling, Parteihäupt- schen, verschlagenen Menschen.
ling, Pfäffling, Pimperling, —> Portokassenjüng- Vgl.: linke Ratte, linker Freier, —-> Vogel.

250
Linksabweichler Literat
besonders im kommunistischen Sprachge- (ursprünglich ein Schriftkundiger, Sprach-
brauch abschätzig fiir eine Person, die links gelehrter) oft geringschätzig fiir einen (un-
von der Parteilinie abweicht. schöpferischen, oberflächlichen) Schriftsteller.
Vgl.: —> Abweichler, —> -ler, linker Abweichler. Von Kurt Tucholsky stammt der Satz:
„Nichts ist verächtlicher, als wenn Litera-
Linksanwalt ten Literaten Literaten nennen.“
(scherzhaft als Gegensatz zu „Rechtsan- Vgl.: —> Asphaltliterat, Hofliterat, —> Kaffeehaus-
walt“ gebildet) spöttisch-abschätzigfiir einen 1 iterat, Saloni iterat, Schmutzli terat (selten),
Winkeladvokaten, unfähigen Rechtsanwalt. Schundliterat.

Linksextremist Literaturpapst
oft abfällig oder als politisches Feindwort fiir spöttisch-ironisch fiir einen maßgeblichen Li-
einen linken Extremisten. teraturkritiker (der sein Urteilfiir unfehlbar
Vgl.: —> -ist, Linksterrorist, —> Rechtsextremist. hält).
Vgl.: —» -papst.
Linksfaschist
im Jargon der Politik oft abwertendfiir einen Litfaßsäule s. wandelnde Litfaßsäule
Vertreter eines linksgerichteten Faschismus.
„Dann bekam Habermas auf dem hanno- Lobbyist
verschen Treffen ... Streit mit Dutschke
(zu „Lobby“, der englischen Bezeichnung
und sprach ... von ,Linksfaschisten'“ (Ger-
für die Vorhalle im Parlament, wo sich Ab-
hard Zwerenz: k ö pf u n d b a u c h , 1971).
geordnete und Interessenvertreter treffen)
Vgl.: —» Faschist, —> -ist.
oft geringschätzigfiir eine Person, die aufAb-
geordnete Einfluß nimmt und siefiir ihre In-
Linksradikaler
teressen zu gewinnen sucht. Die Lobbyisten
oft abwertend fiir einen radikalen Vertreter
selbst deklarieren ihre Aufgabe als „prakti-
oder Anhänger der extremen Linken.
sche Politikberatung“. Die Methoden ge-
Vgl.: -» Rechtsradikaler.
hen jedoch weit über eine Beratung hinaus;
auch Erpressung und Bestechung sind
Linkssektierer
nicht selten. Im Oktober 1993 brachte der
im politischen Jargon abschätzig fiir einen
s pie g e l die Titelgeschichte „Die heimli-
linken —> Sektierer.
chen Herrscher — wie die Lobby den Staat
regiert“. In der Presse ist von „Atomlobby-
Linkstatsche
isten“, „Flick-Lobbyisten“ oder einem
(zu „Tatze“) x. spöttisch fiir einen Linkshän-
„Chef-Lobbyisten des Axel-Springer-Ver-
der. 2. abschätzig fiir einen ungeschickten,
lags“ (f a z über den Sozialdemokraten Vol-
„linkischen "Menschen.
ker Hauff) die Rede. Der „Ober-Lobbyist“,
Vgl.: Dotsch, Linkstapper, Linkstatzler, —>
Totsch. war laut s pie g e l (Oktober 1993) Constan-
tin Freiherr von Heeremann, unter dessen
Lippel (Lipperi) Führung der deutsche Bauernverband ge-
(nach dem Vornamen Philipp) in Öster- radezu abenteuerliche Subventionen
reich und Bayern abfälligfür einen dummen, durchboxen konnte.
plumpen Kerl. Vgl.: Atomlobbyist, —»-ist.
Vgl.: —» Baczenlippel.
Lobhudler (Lobhudeler)
Lispler abfällig fiir jemanden, der sich durch über-
oft geringschätzig für einen Menschen, der lis- triebenes, oft unberechtigtes Lob bei anderen
pelt, mit der Zunge anstößt oder der mit ton- einzuschmeicheln sucht.
loser Stimme zaghaft spricht. Vgl.: —> Hudeler (Hudler), —» -ler, Lobredner
Vgl.: —> -ler, Lispelzunge (veraltet). (schwächer).

2-51
Loch Löffel
i. ein vulgäres Schimpfwort fiir eine weibli- landschaftlich fiir einen Dummkopf, Tölpel
che Person. 2. kurzfür —> Arschloch. 3. abfäl- VgL: —> Rotzlöffel.
ligfiir einen verfressenen oder trinkfreudigen
Menschen.
Lögenfatt
Vgl.: —> A...Ioch, —> Armloch, —> Astloch, besoffe-
(wörtlich: Lügenfaß) norddeutsch für einen
nes Loch, Bettelloch, Dreckloch, Kubikarschloch,
Leihloch (sehen: Prostituierte), das letzte Loch Lügner, Aufschneider.
(sehen: häßliche Frau), Locherl (österreichisch),
Oberarschloch, —> Riesenarschloch, —> Saufloch,
Lohndrücker
verschissenes Loch, versoffenes Loch.
abwertend fiir eine billige Arbeitskraft, die
dazu beiträgt, daß die Löhne sinken oder
Lochschwager
niedrig bleiben. Von Fleiner und Inge Mül-
scherzhaft, oft spöttisch oder abschätzigfiir ei-
ler gibt es ein Theaterstück aus dem Jahr
nen Mann, der mit derselben Frau ge-
1958 mit dem Titel d e r Lo h n d r ü c k e r .
schlechtlich verkehrt wie ein anderer.
Vgl.: Bauchschwager (sehen), Bettschwager (Lieb-
haber). Lohnsklave
abschätzigfiir einen Arbeitnehmer, der über
lockerer Vogel die geringe Entlohnungseiner Tätigkeit völlig
salopp abwertend fiir einen leichtfertigen, abhängig ist.
leichtsinnigen Menschen. Vgl.: —•> Sklave (...).
Vgl.: —» leichter Vogel, —> leichtsinniger Vogel,
lockerer Bruder, —» loser Vogel, —> Vogel.
Lokalmatador
(zu spanisch „matador“ = Stierkämpfer) oft
lockerer Zeisig
spöttisch-ironisch oder geringschätzigfiir eine
(nach dem Zeisig, einer Finkenart) scherz-
Berühmtheit, einen gefeierten Sportler oder
haft, auch abschätzigfiir einen leichtsinniger,
dergl, in einem Ort, einer eng begrenzten Re-
liederlichen Menschen. Bei Goethe finden
gion. Der s pie g e l (März 1994) schilderte
wir: „Ihr säubern Zeisige!“
anläßlich eines Besuches des konservativen
Vgl.: Zeisig.
Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Schäuble
in der Provinz einen „vor Ergriffenheit be-
Lockspitzel
benden Lokalmatador der Union“.
(als Übersetzung des französischen „agent
provocateur“ zuerst 1888 im satirischen
Loli
„Lockspitzellied“ von Karl Henckeil) abfäl-
lig fiir einen Agenten, der aufwiegelt, zu (Herkunft unklar) schweizerisch und süd-
strafbaren Handlungen anstiftet. westdeutsch fiir einen Dummkopf, Trottel;
Vgl.t Agent provocateur, —> Spitzel. auch Regionalspott in manchen deutschen
Gegenden fiir die Nachbarn in der Schweiz.
Lockvogel Vgl.: —> Lalli, Lohie (schwäbisch).
(schon in der Bibel; eigentlich ein gefange-
ner Vogel, der andere Vögel anlocken soll) Lolita
abwertendfür jemanden, der andere anlok- (nach der Heldin des gleichnamigen Ro-
ken, verleiten, in eine Falle locken soll. mans von Vladimir Nabokov aus dem Jahr
Vgl.: —» Vogel, —» -vogel. 19 55) oft leicht abwertendfür eine verführeri-
sche, raffinierte, unschuldig wirkende Kind-
Loddel frau; ein frühreifes Mädchen. Heinz Küpper
(wohl zu „lottern“ ~ schlampig sein, lieder- nennt in seinen umgangssprachlichen
lich leben) salopp, auch geringschätzigfiir ei- Wörterbüchern auch eine „kniekehlenfreie
nen Zuhälter. Spät-Lolita“.

252
Lolloffigida Lork, der (das)
(zum Namen der kurvenreichen und aler- (eine mundartliche Form von „Lurch“)
ten italienischen Filmschauspielerin Gina norddeutsches Scheltwort für einen Schuft,
Lollobrigida und dem Wort frigid = kühl, Lump, Flegel.
geschlechtskalt bei Frauen) scherzhaft-spöt -
tisch fiir eine attraktive, aber kalte, tempera- Loser
mentlose junge Frau. (zu „los, lose“ = leichtfertig; dreist) eine ge-
mütliche Schelte fiir einen Schlingel, frechen
Burschen.
Loofkeule
(zu berlinisch „loofen“ = laufen) besonders loser Vogel
berlinisch scherzhaft-spöttischfiir einen Lauf- salopp abwertend Jur einen leichtsinnigen,
burschen, Boten. liederlichen Menschen.
Vgl.: Keule. Vgl.: —> lockerer Vogel, loser Strick, —> Vogel.

loses Mädchen
Looser (Loser)
veraltet oder spöttisch-ironisch Jur ein leicht-
(aus englisch „loser“ ~ Verlierer) salopp, lebiges Mädchen mit lockerem Lebenswandel.
auch verächtlich fiir einen Verlierer, Versa- Vgl.: —» leichtes Mädchen.
ger, ewigen Verlierer. Die w e l t (November
1976) versuchte den Begriff zu erläutern: Lottel
„Looser ist englisch und heißt Verlierer. (fußt auf mittelhochdeutsch „loter“ = lok-
Das Wort hat sich in unseren Sprachge- ker, leichtsinnig) besonders südwestdeutsch
brauch gedrängt. Als willkommener abschätzig fiir einen trägen, nachlässigen,
Fremdling. Ein Schimpfwort ist es noch verkommenen Menschen.
nicht ganz, aber beinahe. Es hat schon den
mitleidig-kühlen, herablassend-gering - Lotter
schätzigen Beigeschmack. Looser, das ist (zu mittelhochdeutsch „loter“) abfällig Jur
einer, der wird’s nie schaffen.“ Der s pie g e l einen liederlichen, faulen Menschen.
(April 1990) zitierte den Münchner CSU- Vgl.: Lotterer (Verschwender), Lottergesindel,
Chef Peter Gauweiler mit den Worten: Lottergreis, Lotterhaufen, Lotterweib.
„Mir san die Looser.“ Neuerdings begegnet
man auch dem „charming loser“, dem Typ Lotterbube
des sympathischen Verlierers, wie er etwa ein veraltetes SchimpfwortJur einen liederli-
in den Filmen Woody Aliens Gestalt ge- chen, verwahrlosten Kerl, Herumtreiber.
winnt. „Pack dich, verschissener Lotcerbub!“ heißt
es bei Grimmelshausen.
Vgl.: Loosertyp.
Vgl.: —> Bube (Bub), Lotterfrirze, Lotterkerl (sel-
ten), Lottermädchen.
Lorbaß
(aus dem gleichbedeutenden litauischen Lotterjan
„liurbis“) vorwiegend nordostdeutsch fiir ei- (zusammengewachsen aus „lottern“ und
nen Lümmel, Nichtsnutz. „Jan“ = Johann) nord- und westdeutsch für
einen Müßiggänger, Nichtsnutz.
Vgl.: —> -ian (-jan).
Lorette
(aus gleichbedeutend französisch „lorette“, Louis (Lui)
nach dem Namen der Pariser Kirche „Not- (das französische Wort für „Ludwig", viel-
re-Dame de Lorette", die in einem Prosti- leicht wegen der vielen französischen Köni-
tuiertenviertel liegt) eine veraltete Bezeich- ge namens Ludwig, die für ihre zahlreichen
nung fiir ein leichtes Mädchen, eine Lebeda- Mätressen bekannt waren) salopp, auch ab-
me (im Paris des jy. Jahrhunderts). schätzigfiir einen Zuhälter.
Vgl.: Frankfurter Louis (rhein hessisch: auch Ho- son: du geiles, raffiniertes, verkommenes Lu-
mosexueller), —> Lucki, —> Lude, —> Pufflouis, der. Die erste der Bedeutungen in einem
Stehkragenlouis (eleganter Zuhälter), Trottoir- Schnaderhüpfel:
Louis (selten: auch geckenhafter, leichtsinniger
„Meine Mutter, das Luder,
Bursche).
macht die Knödel so klein,
Löwe s. zahnloser Löwe mein Vater, der Kater,
frißt sie alle allein.“
Vgl.: -> armes Luder, Bauernluder, Dreckluder,
-löwe
dummes Luder, faules Luder, feines Luder, freches
(bezieht sich auf den Löwen als mächtigem Luder, Galgenluder, —> kleines Luder, Malefizlu-
Raubtier und „König der Tiere“ in der Fa- der, Sauluder, -» Schindluder, Zankluder.
bel; seltene weibliche Form: -löwin) spöt-
tisch-ironisch oder abschätzig fiir eine meist Luderchen
männliche Person, die in der Öffentlichkeit oft abschätzig, auch mit widerwilliger Aner-
eine irgendwie dominierende Rolle spielt. kennung, fiir ein freches, raffiniertes, leicht-
VgJ.: Aktenlöwe (Beamter, Büromensch), Bailöwe, fertiges Mädchen.
—> Baulöwe, Garnisonslöwe, —> Gesellschaftslöwe, Vgl.: —> -chen (-lein).
—> Gummilöwe, Hartgummiiöwe, —> Klavierlöwe,
Kongreßlöwe, —> Partylöwe, —> Salonlöwe, —>
Luderer (Ludrer)
Stammtischlöwe, —> Strandlöwe, Tastenlöwe,
Vorzimmerlöwe (Vorzimmerlöwin). eine veraltete Schelte fiir einen liederlichen
Menschen; seltener fiir einen Verschwender.
Lückenbüßer In einem Frankfurter Druck von 1549
(ursprünglich jemand, der eine Lücke aus- (Renner) heißt es:
bessert, flickt) abschätzig fiir einen Men- „Schmeicheler, Luderer, Ohrenbläser,
schen, der als schlechter Ersatz fiirjemanden Seindt des Teufels Stattverweser.“
einspringen muß.
Vgl.: Lückenfüller, Lückenstopfer (hessisch). Luderjan = Liederjan

Lückenfiiller = Lückenbüßer Luftikus


(studentensprachlich latinisierend aus „luf-
Lucki tig“ gebildet) abschätzigfiir eine leichtsinni-
(Kurz- und Koseform von „Ludwig“) süd- ge, oberflächliche, unzuverlässige (männliche)
deutsch abschätzig fiir i. einen Zuhälter. 2. Person. „Ich bin kein Luftikus!“ gab der
einen geckenhaften, zwielichtigen Burschen deutsche Außenminister Klaus Kinkel be-
(aus der Vorstadt). kannt (s pie g e l , April X994).
Vgl.: —> Louis (Lui).
Luftkutscher
Lude scherzhaft-spöttisch fiir einen Flugzeugpilo-
(Kurzform von „Ludwig“) salopp abwer- ten.
tendfiir i. einen Zuhälter. 2. einen schmutzi- Vgl.: Barkassenkutscher (norddeutsch: Barkassen-
gen, liederlichen Kerl, Herumtreiber. kapitän), Benzinkutscher.
Vgl.: —> Hartgeldlude, —» Louis (Lui), Luden-
Toni (bayrisch), Ludewig, Ludwig, Saulude Lügen-
(schwäbisch). zusammengesetzte Wörter zur genaueren Be-
zeichnung von Lügnern. Eine Besonderheit
Luder aus dem Bereich der Politik sind Bildungen
salopp abwertend oder als Schimpfwortfiir 1. wie „Lügenminiscer“ oder „Lügenkanzler“.
einen niederträchtigen, gerissenen, unver- Im Deutschen Bundestag wurden zumin-
schämten Menschen: ein blödes, unverschäm- dest Adenauer und sein „Enkel“ Kohl
tes, verwöhntes, verrücktes, gemeines, falsches, schon als „Lügenkanzler“ beschimpft.
dämliches, gerissenes, saudummes Luder. 2. Vgl.: Lügenapostel, Lügenbalg, Lügenbande, Lü-
eine liederliche, unmoralische weibliche Per- genfresse (selten), Lügengosche, Lügenhals, Lü-

254
genhans, Lügenkerl (selten), Lügenmajor, Lügenschüppel
Lügenmensch (Lügnerin), Lügenpack, Lügenzum- österreichisch und süddeutsch fiir einen verlo-
pel (selten).
genen Menschen.
Vgl.: —> Schuppet
Lügenaas
landschaftlich selten und abfällig für einen Lügner
Lügner. abwertend fiir eine Person, die zum Lügen
Vgl.: —> Aas. neigt, häufig lügt oder soeben gelogen hat: ein
dreister, ftecher, unverschämter, infamer,
Lügenbaron elender Lügner. „Ich nenne Sie einen gemei-
(eigentlich der Übername des Freiherrn nen Lügner“ (Johannes Mario Simmel: Af -
von Münchhausen, der oft im Bekannten- f ä r e Nin a b ., 1958). Im Sprichwort heißt
kreis frei erfundene und „selbsterlebte“ es: „Der Lügner trägt des Teufels Livree.“
Abenteuer erzählte und unter dessen Na- Vgl.: —> Erzlügner, —> notorischer Lügner, Regi-
men eine große Anzahl von Lügenge- mentslügner (Steigerung).
schichten veröffentlicht und berühmt
wurde) scherzhaft-spöttisch, kaum abwer- Lui = Louis (Lui)
tendfiir einen notorischen Lügner, Schwind-
ler. Lukullus
Vgl.: Baron, —> -baron, —> Münchhausen. (nach dem altrömischen Feldhcrrn Lucul-
lus, der ein Leben in Saus und Braus führ-
Lügenbeutel te) bildungssprachlich scherzhaft, auch
ein landschaftliches Schimpfwort fiir einen abschätzigfiir einen Schlemmer.
Lügner.
Vgl.: -+ Beutel, —» -beutel. Lulatsch
(Herkunft unbekannt; meist in der Fügung
Lügenbold „langer Lulatsch“) landschaftlich abschätzig
Schimpfwort fiir einen gewohnheitsmäßigen fiir i. einen langen Lulatsch. 2. einen trä-
Lügner. gen, ungeschickten Kerl.
Vgl.: —> -bold.
Lulle
Lügenbrut (wohl zu „lullen“ = saugen) landschaftlich
eine veraltete verächtliche Bezeichnung fiir selten fiir eine dumme, langweilige Person.
eine Gruppe verlogener Menschen. Vgl.: Luller.
Vgl.: —> Brut, —> -brüt, Lügen bande, Lügen pack.
Lolli
Lügenmaul besonders jugendsprachlich abfälligfür einen
ein derbes Schimpfwort fiir einen unver- schlaffen, trägen Typ.
schämten Lügner, verlogenen Menschen.
Vgl.: Lügen fresse (selten), Lügengosche, Lügen- Lumich (Lumig)
hals, -maul. (vielleicht zu „lui“ = faul, träge) nord-, ost-
und mitteldeutsch fiir einen Taugenichts,
Lügenpeter Flegel.
ein Scheltwortfür eine lügende oder verlogene
männliche Person. Lümmel
Vgl.: Lügenhans, —> Peter, —> -peter. (verwandt mit „lahm“) ein beliebtes
Schimpfwortfiir einen groben, frechen, flegel-
Lügensack haften jungen Mann. In Gerhart Haupt-
eine vorwiegend norddeutsche herbe Schelte manns BAHNWÄRTER THIEL (1892) wird
fiir einen Lügner. vom Leder gezogen: „Du erbärmlicher,
Vgl.: —> Sack, —> -sack. niederträchtiger, hinterlistiger, hämischer,

255
feiger, gemeiner Lümmel!“ Bei Lana in Nepomuk Nestroy aus dem Jahr 1833)
Südtirol findet oder fand sich der scherzhaft, auch abschätzig für einen Vaga-
Marterlspruch (Sammlung Hans Roth): bunden, Herumtreiber.
„Von sieben Stichen todtgebohrt
Starb Peter Hofer hier am Ort Lumpen-
Der gerechte Gott im Himmel (nach der abgetragenen, zerschlissenen
Wird strafen einst auch diesen Lümmel.“ Kleidung früherer Besitz- und Ehrloser) ein
Vgl.: —> Bauernlümmel, —> Dorflümmel, —> Lau- häufiges Wortbildungsmittel zur emotionalen
sei ümmel, Rotzlümmel, —» Saulümmel, Steinzeit- Verstärkung von Schimpfwörtern.
lümmel (ohne Manieren), Straßenlümmel, Vgl.: Lumpenaas, Lumpenbube, Lumpendorl (sel-
unverschämter Lümmel. ten, Nürnberg: schlampiges Weib), Lumpenhan-
nes, Lumpenkores (Gesindel), Lumpenlene
Lump (selten), Lumpen matz, Lumpenzipfel, Lumpenzo-
(ursprünglich ein Mensch in zerlumpten res (Gesindel).
Kleidern) ein grobes Schimpfwortfiir eine ge-
sinnungslose, betrügerische, heruntergekom- Lumpenbagage = Lumpengesindel
mene (männliche) Person: ein elender, feiger,
gemeiner Lump. Von Goethe gibt es das Lumpenbande
Epigramm: emotional ab wertendfür eine Gruppe nieder-
„Freund, wer ein Lump ist, bleibt ein trächtiger, heruntergekommener oder sehr
Lump, unsympathischer Menschen.
Zu Wagen, Pferd’ und Fuße; Vgl.: —> Bande, —> -bande.
Drum glaub’ an keinen Lumpen je,
An keines Lumpen Buße.“ Lumpengesindel
Daran hat sich wohl wenig geändert. „Wir ein verächtliches Schimpfwortfür Pack, übles
kämpfen gegen die kommunistischen Gesindel.
Lumpen“, tönte der CSU-Vorsiczende und Vgl.: —» Gesindel, —> -gesindel, Lumpenbagage,
Lumpengeschmeiß, Lumpenkores, Lumpenvolk,
deutsche Bundesfinanzminister Theo Wai-
Lumpenzores.
gel im Wahlkampf 1994 über das Verhält-
nis seiner Partei zur Linkspartei PDS. Im
Lumpenhund
folgenden Schnaderhüpfel dagegen ist der
ein starkes Schimpfwortfür eine niederträch-
„Lump“ ein untreuer Mann:
tige, gemeine (männliche) Person.
„Mein Schatz ist ein Jäger,
Vgl.: —> Hund, —> -hund.
ein Lump, ein verdrehter,
er geht aus mit der Büchs’, Lumpenkerl
aber heim bringt er nix.“
Schimpfwort fiir einen niederträchtigen, ge-
Vgl.; —>> Charakterlump, —> Erzlump, Fetzen-
meinen Kerl.
lump, —» Gesinnungslump, —» Haderlump, Jesus-
lump (schwäbische Steigerung), Lumpes Vgl.: -» Kerl.
(westdeutsch), Malefizlump, Mordslump, —> Sau-
lump, Schnapslump, Siebensortenlump (hessisch). Lumpenkrämer
landschaftlich abfälligfür 1. einen Altwaren-
Lumpazius (Lumpazi) händler o.dergl. 2. einen Lump oder herun-
(scherzhafte latinisierende Bildung zu tergekommenen Kerl.
„Lump“) eine veraltende scherzhafte, auch Vgl.: —> Krämer, -»-krämer.
abschätzige Bezeichnung für einen Gauner,
Strolch, Vagabund. Lumpenmensch, das
Vgl.: —» Bazi. landschaftlich abfällig für eine unzuverlässi-
ge, gemeine Person; ein liederliches Mädchen.
Lumpazivagabundus In einem offenbar volkstümlichen schwä-
(nach dem Titel und der gleichnamigen bischen Gedicht heißt es:
Ticeigestalt einer Zauberposse von Johann „’s gibt Stuttgarter Mädle,

256
hent weiße Schürz a, Lusche
und unte am Zipfel (wohl zu ostmitteldeutsch „Lusche“ -
steht Lompemensch dra.“ Hündin, läufige Hündin) verächtlich für 1.
Vgl.: —>Mensch. eine liederliche Person, Schlampe, ein leichtes
Mädchen. 2. einen Versager, Nichtskönner.
Lumpenpack
emotional abwertendfür übles Gesindel. Das Lustgreis
„Lumpenlied“ von Erich Mühsam (1878 — spöttisch-abschätzig fiir einen älteren Mann
1934) beginnt so: mit übersteigertem sexuellen Interesse.
„Kein Schlips am Hals, kein Geld im Vgl.: —> Greis, Lebegreis, —> Lottergreis.
Sack.
Wir sind ein schäbiges Lumpenpack, lustige Witwe
auf das der Bürger speit.“
(nach dem Titel der Operette d ie l u s t ig e
Vgl.: —> Pack, —> -pack. Wit w e von Franz Lehar) scherzhaft-spöt-
tisch fiir eine auffällig gutgelaunte Witwe
Lumpenproletariat oder eine Frau, die sich bei längerer Abwesen-
(im Marxismus die unterste Gesellschafts- heit ihres Ehemannes mit einem Ersatzmann
schicht, die angeblich kein Klassenbewußt- tröstet.
sein hat) meist abschätzigfiir die Gesamtheit
der Asozialen (in Großstädten). Lüstling
veraltend abschätzig, heute eher scherzhaft,
Lumpenproletarier fiir einen Mann mit übersteigertem Interesse
ein Angehöriger des —> Lumpenproletariats. an sexuellen Dingen. Christoph Martin
Vgl.: —» Proletarier. Wieland (1733 -1813) öffnet uns die Augen:
„Sieh, Lüstling, sieh den grinsenden
Lumpensack Schädel hier,
Schimpfwort fiir einen Lump oder einen Statt wallender Locken von Maden um-
schäbig gekleideten, schmuddeligen Men- krochen!“
schen. Vgl.: —> -ling, —> Wollüstling.
Vgl.: —> Sack, —> -sack.
Lustmolch
Lumpensäckel scherzhaft, auch abschätzig oder tadelnd fiir
besonders südwestdeutsch abfällig für einen einen lüsternen, ausschweifenden Mann.
niederträchtigen, verkommenen Kerl. Vgl.: alter Lustmolch, Genußmolch, —> Molch.
Vgl.: —> Säckel.
Lutscher
Lumpenvolk = Lumpengesindel besonders gauner- und jugendsprachlich fiir
einen laschen, schwachen, feigen Kerl; unter
Lumpenzeug Spielern auch fiir einen, der ganz vorsichtig
landschaftlich verächtlich fiir ungepflegte, nur um kleinste Einsätze spielt: ein langwei-
zerlumpte Leute oderfür Gesindel liger, dämlicher, kleiner Lutscher.
Vgl.: Lumpenzores, Zeug. Vgl.: Daumenlutscher.

Lungerer Luxusbiene = Luxuspuppe (Luxuspüpp-


(ursprünglich = lauern; ungebräuchliche chen)
weibliche Form: Lungerin) eine seltene ab-
schätzige Bezeichnung fiir jemanden, der ir- Luxusgeschöpf
gendwo herumlungert, sich herumtreibt. meist abschätzigfiir eine verwöhnte Frau, die
Vgl.: Herumlungerer. hohe materielle Ansprüche stellt.

257
Luxusnutte
abfällig fiir eine attraktive, elegante, teure
Prostituierte.
Vgl.: —> Edelnutte, Feudalnutte, Luxusfotze (vul-
gär), Luxushure, —> Nutte.

Luxuspuppe (Luxuspüppchen)
salopp ab wertendfiir eine verwöhnte, attrak-
tive junge Frau, die hohe materielle Ansprü-
che stellt (und sich aushalten läßt).
Vgl.: —» -chen (-lein), Luxusbiene, Luxusdäm-
chcn, Luxusweib, Luxusweibchen, —» Püppchen,
—» Puppe.

Luxusweibchen ~ Luxuspuppe (Luxus-


püppchen)

258
Streichemacher, Stunkmacher, —> Versema-
cher, —> Weismacher, —> Wichtigmacher, —>
Windmacher, —> Witzemacher, —> Wortemacher,
Zoffmacher.

Machiavelli
(nach dem italienischen Politiker, Ge-
schichtsschreiber und Dichter Niccolo Ma-
chiavelli, 1469 - 1527, dessen politische
Lehre der Macht den Vorrang vor der Moral
Zantieisn gibt; hier als Appellativname) im politischen
Sprachgebrauch spöttisch oder abschätzigfiir
einen ausgeprägten Machtmenschen, Macht-
politiker. „Ein Machiavelli aus Zelluloid“
sei der italienische Medienzar und einstige
politische Senkrechtstarter Silvio Berlusco-
Macher ni, schrieb die z e it (April 1994). Hamburgs
i. abschätzigfiir einen Antreiber, Anstifter. 2. Regierender Bürgermeister, der Sozialde-
oft geringschätzigfiir einen überaus geschäfti- mokrat Henning Voscherau, nannte 1995
den Grünen Joschka Fischer einen „Öko-
gen, wichtigtuerischen Menschen. 3. gauner-
sprachlich fiir einen Betrüger, Falschspieler. Machiavelli“.
Vgl.: kleiner Macher (unbedeutender Geschäfts- Vgl.: Westentaschen-Machiavelli (selten).
mann).
Machiavellist
-macher im politischen Sprachgebrauch meist abschät-
(fast immer mit einem Substantiv gebildet) zig fiir einen bedenkenlosen Machtpolitiker
ein sehr ftuchtbares Wortbildungsmittel zur oder einen Verfechter des Machiavellismus.
abschätzigen, seltener spöttischen Bezeich- Vgl.: —■> -ist.
nung von meist männlichen Personen.
Vgl.: —> Angstmacher, —> Anmacher, —> Bange-
Macho
macher, Blaumacher, —) Büchsenmacher, —>
Buckerlmacher, —» Courmacher, —> Engelmache- (aus amerikanisch-spanisch „macho“ =
rin, Faxenmacher, —» Fisimatentenmacher, —> Männchen, männliches Tier) 1. spöttisch-
Flaumacher, —> Flausenmacher, —> Fratzenma- abschätzigfiir einen unsensiblen, arroganten
cher, Geldmacher (geschäftstüchtig), —> Gelegen- Mann, der sich besonders gegenüber Frauen
heitsmacher, —> Gerüchtemacher, —» Geschäfte-
übertrieben männlich gibt. 2. in feministi-
macher, —> Gleichmacher, Grimassenmacher,
Groschenmacher (Ausbeuter, kleiner Betrüger), schen Kreisen meist verächtlichfiir einen nor-
Hofmacher, Juxmacher, —> Karrieremacher, —> malen, selbstbewußten Mann. Im Refrain
Katzelmacher, Komplimentemacher, —> Krachma- von Rainhard Fendrichs erfolgreichem
cher, Krankmacher (selten: Blaumacher), —» Kra- Schlager „Macho, Macho“ (Ende der 80er
wallmacher, —» Krawattenmacher, iJirm- Jahre) heißt es ironisch mit österreichi-
macher, —> Meinungsmacher, —> Miesmacher, schem Akzent: „Macho, Macho kannst net
Minusmacher,f—> Obermacher, —> Panikmacher,
—> Partitenmacher, Phrasenmacher, Plänema- lernen. Macho, Macho muß ma sei.“ Zum
cher, —> Plattmacher, Pleitemacher, Plusma- Tod des langjährigen Darstellers der Ziga-
cher, —> Possenmacher, Profitchenmacher, —> rettenreklame für die Marke Marlboro, der
Profitmacher, —> Projektemacher (Projektenma- an Lungenkrebs starb, schrieb die z e it (De-
cher), Propagandamacher, —> Proselytenmacher, zember 1993): „Der Macho hat ausgeraucht.
—> Quatschmacher, —> Rabatzmacher, —> Radau-
Camel-man ist abgetreten. Mariboroman
macher, Randalemacher, —» Scharfmacher,
Schmumacher, —> Schuldenmacher, Spektakel- will nicht mehr reiten ..."
macher, Sperenzchenmacher (selten), —» Vgl.: Kleinstadt-Macho (selten), Machomann,
Sprüchemacher, —> Stimmungsmacher, —> Machotyp, Obermacho.
Machthaber Mädchenhirt
meist geringschätzig fiir jemanden, der die schweizerisch fiir einen Zuhälter.
Regierungsgewalt ausübt, an der Macht ist;
Diktator. Mädchenschmecker
Vgl.: Gewalthaber, NS-Machthaber. süddeutsch meist abschätzigfiir einen jungen
Mann, der ständig hinter Mädchen her ist.
Machtpolitiker Vgl.: Mädchenjäger, Mädelfetzer.
meist geringschätzigfiir einen Vertreter einer
einseitig aufMacht ausgerichteten Politik. Madensack
Vgl.: —> -politiker. (meint eigentlich den menschlichen Leib
in seiner Vergänglichkeit) abfälligfiir einen
Macker
faulen, trägen Menschen.
(eigentlich ein norddeutsches Wort fiir ei-
Vgl.: —» Sack, —> -sack.
nen Arbeitskollegen; auch jugendsprach-
lich neutral für den festen Freund eines
Mafia (Maffia)
Mädchens) i. jugendsprachlich distanzie-
(eigentlich eine ursprünglich italienische,
rend und meist geringschätzig für einen
weltweit tätige Organisation von Verbre-
Mann, Burschen, Kerl (der älter ist als man
chern und Geschäftsleuten; zu italienisch
selbst). 2. besonders jugendsprachlich salopp,
„mafia, maffia“, eigentlich = Anmaßung,
oft abschätzig für einen Anführer, Wortfüh-
Überheblichkeit) abfälligfür 1. organisierte
rer, Macher. 3. aus der Sicht von Szenefrauen
Verbrecher, Schwerverbrecher. 2. eine
0. dergl. verächtlich für einen („mackerhaf-
Gruppierung, die ihre Interessen skrupellos
ten ", als frauenfeindlich erkannten) Mann,
durchsetzt. In der Presse ist von der „ra-
der sie „anmacht“, sich um sie bemüht, jedoch
benschwarzen Bonner Mafia“ (Leserbrief,
nicht gefallt. „Aber die Thatcher ist doch
s pie g e l , November 1994) oder der „heili-
noch mehr Macker als mancher Mann“
gen Mafia des Papstes“ (s pie g e l , Februar
(s pie g e l , Mai 1986). Eine üppige Weiter-
1995, über den katholischen Geheimbund
entwicklung des Wortes prägte Ralph Kö-
Opus Dei) die Rede. Oft wird die „Mafia“
nigs in seiner Comic-Kroteske d a s Ko n -
regional zugeordnet, etwa 1960 bei der „Iri-
d o m d e s g r a u e n s in der Figur des „Luigi
schen Mafia“ in den USA als Bezeichnung
Mackeroni“, des „Porno-Cops“.
fiir die Kennedy-Familie und ihren Clan
Vgl.: —> Hauptmacker, Mackerine (seltene weibli-
oder in dem davon abgeleiteten Ausdruck
che Form, spielt auf „Margarine“ an - warum?),
Mackertyp, -> Obermacker, Polit-Macker. „norddeutsche Mafia“ fiir die Wahlhelfer
Willy Brandts.
Madam VgL: ehrenwerte Gesellschaft (ironisch), Mafia-
(aus gleichbedeutend französisch „ma- Bande, Mafia-Gangster.
dame“) scherzhafi-spöttisch fiir eine dickliche,
behäbige (vornehmtuerische) ältere Frau. -mafia
Vgl.: dicke Madam, —* Dickmadam, Klatschma- i. eine Verbrecherorganisation, die auf dem
dam (selten), Schlappmadam. im Bestimmungswort genannten Gebiet tätig
ist. 2. abfällig fiir eine einflußreiche Perso-
Mädchen s. altes Mädchen, s. gefallenes nengruppe, die ihre Interessen aufdem jeweils
Mädchen, s. käufliches Mädchen, s. leich- genannten Gebiet systematisch und skrupellos
tes Mädchen, s. loses Mädchen, s. spätes durchsetzt. Manchmal ist der erste Teil des
Mädchen Wortes ein Eigenname. Man sprach bei-
spielsweise von der „Strauß-Mafia“. In der
„Mädchen fiir alle“ Schweiz fällt erfolglosen Pilzesammlern
(nach der festen Fügung „Mädchen fiir al- bzw. -Suchern oft als Erklärung die legen-
les“ = Person für alle anfallenden Arbeiten) däre „italienische Pilzmafia“ ein. Die
spöttisch-ironisch, auch abschätzig fiir eine We l t w o c h e (September 1996) schrieb da-
junge Prostituierte. zu: „Sie kommen in Scharen und sind mit

260
Funkgeräten ausgerüstet - und keiner hat Bezeichnung eines betrügerischen, unzuver-
sie je gesehen.“ lässigen Mannes.
Vgl.: —> Atommafia, —> Baumafia, —> Drogenma- Vgl.: Fechtmajor (selten: Bettler), Lügenmajor, —>
fia, Kritikermafia, Kulturmafia (selten), Kunsrma- -meier, Schuldenmajor, Schwindelmajor.
fia, Müllmafia (selten), Rauschgiftmafia, Russen-
Mafia.
Mäkelfritze = Mäkler
Mafiaboß
ein einflußreiches, führendes Mitglied der Makkaroniffesser (Makkaroni)
oder einer Mafia. (nach den langen, röhrenförmigen Nu-
Vgl.: Boß (kaum abwertend), —> Gangsterboß, deln, die als typische italienische Speise be-
Unterweltboß. kannt sind) derb abwertend fiir einen
Italiener.
Mafioso (Mafiote)
Vgl.: -> Fresser, —> -besser, Makkaroni-Mann
ein Angehöriger der oder einer Mafia. Jene (selten), —> Spaghettifresser (Spaghetti).
Grünen, die bei einer Demonstration ein
Transparent mit der Aufschrift „Ja zum
Mäkler
Kruzifixurteil“ hochgehalten hatten, be-
abschätzig fiir jemanden, der oft mäkelt,
richteten, sie seien „Hirnarsch“ und
kleinlich tadelt, nörgelt.
,Atheistenmafioso“ genannt worden (z e it ,
Oktober 1995). Vgl.: —> -1er, Mäkelfritze.

Mähre Malefikant (Malefikus)


(ursprünglich für eine Stute, dann erwei- (zu lateinisch „maleficium“ = böse Tat,
tert zu der Bedeutung „abgemagertes, un- Frevel) veraltetfiir einen Übeltäter, Missetä-
brauchbar gewordenes Pferd“) in den ter.
Mundarten ein weitverbreitetes Schimpfwort
für eine liederliche (junge) oder eine böse alte Malefiz-
Frau. In Friedrich Schillers k a b a l e u n d
besonders süddeutsch emotional verstärkend
l ie b e heißt es: „Wer das Kind eine Mähre
in Zusammensetzungen mit Schimpfwörtern.
schilt, schlägt den Vater ans Ohr“.
Vgl.: Malefizkrott, Malefizluder, Malefizlump.
Vgl.: —» Schindmähre.

Mährliese Malefizbube = Malefizkerl


(zu mundartlich „mähren" - langsam ar-
beiten, umständlich reden) besonders ost- Malefizer = Malefizkerl
mitteldeutsch abschätzig oder tadelndfür ein
langsames, umständliches Mädchen. Malefizkerl
Vgl.: —> Liese, —»-liese, Mährsuse. süddeutsch und österreichisch 1. emotional
abiuertend fiir einen Mann, über den man
Mährsack
sich geärgert hat, der einem zuwider ist. 2. sa-
besonders ostmitteldeutsch abfällig für einen
lopp, abschätzig oder anerkennend fiir einen
langweiligen, zögerlichen oder auch einfälti-
Draufgänger, Teufelskerl, gewitzten Bur-
gen Menschen.
schen.
Vgl.: Mährfritze, Mährpeter, —» Sack, —> -sack.
Vgl.: Kerl, Malefizbube, Malefizer.

Maitresse = Mätresse
Malheur
-major (aus französisch „malheur“ = Mißgeschick,
(wohl aus ,,-meier“ entstellt bzw. volksety- Unglück) abschätzig oder spöttisch fiir ein
mologisch umgedeutet) ein landschaftli- unerwünschtes, vor allem uneheliches Kind.
ches, seltenes Wortbildungselement zur Vgl: —> Stück Malheur.

261
Malocher fällig fiir eine sich wild gebärdende, rasende
(aus jiddisch „melocho“ = Arbeit) salopp, Frau.
auch geringschätzig fiirjemanden, der schwe- Vgl.: —» Bacchantin.
re, unangenehme Arbeit verrichten muß.
Vgl.: —» Laumai ocher. Mandl (Manderl)
(mundartliche Verkleinerungsform von
Mamahansel = Mutterhansel „Mann“) in Österreich und Bayern meist
leicht ab wertendfiir einen kleinen, unschein-
Mamakindchen (Mamakind) baren, nicht ernst genommenen (alten)
abschätzig fiir ein verwöhntes, verzärteltes Mann.
Kind, das ängstlich ist und nicht von der Seite Vgl.: -> Männchen (Männlein), -> Simandi, Steh-
aufmanderl.
der Mutter weicht.
Vgl.: —> -eben (-lein), —> Kind, —> Kindchen, Ma-
mabübchen, Mamikind (Variante), Mutterkind, Mandl mit Kren
Mutterkindchen. (wörtlich: Männchen mit Meerrettich)
bayrisch und österreichisch spöttisch-abschät-
Mamas Liebling zig fiirjemanden, der als starker Mann auf-
spöttisch-abschätzig fiir einen verwöhnten tritt; Angeber.
Jungen, Burschen oder Ehemann. Vgl.: —> Kren.
Vgl.: —» Liebling, —> -ling, Mamis Liebling (Vari-
ante), Mutters Liebling. Maniak
(aus gleichbedeutend englisch „maniac“)
Mamasöhnchen = Muttersöhnchen abschätzig fiir einen verrückten, von einer
Sache besessenen Menschen. Hitlers Buch
Mameluck m e in k ä m pf sei blutrünstig und „der Ekel-
(früher ein Sklave oder Söldner islamischer brei eines nach Hose riechenden Maniaks“,
Herrscher; zuerst auf Ketzer übertragen) schrieb die z e it (August 1979).
landschaftlich abfällig fiir einen heimtücki- Vgl.: Sex-Maniak, Technik-Maniak.
schen, scheinheiligen Menschen.
Manierist
Mammonist = Mammonsdiener (eigentlich ein Vertreter des Manierismus
in Kunst oder Literatur) bildungssprachlich
Mammonsdiener meist geringschätzigfiir einen Kunstschaffen-
(nach Lukas 16,13: „Ihr könnt nicht Gott den, dessen Werke als unnatürlich, gekünstelt
dienen und dem Mammon“; zu arabisch angesehen werden.
„mamona“ = Besitz, Habe) veraltet abfällig Vgl.: —> -ist.
fiir einen geldgierigen Menschen.
Vgl.: —> -diener, Knecht des Mammons (poetisch), Manipulant (Manipulator, Manipulierer,
Mammonist, Mammonsknecht. Manipulateur)
(zu „manipulieren“) oft geringschätzig fiir
Mamsell eine Person, die andere gegen ihren Willen
(Kurzform von „Mademoiselle“) veraltet, oder Nutzen gezielt beeinflußt.
noch scherzhaft-spöttisch fiir eine (komische,
dickliche) Frau; oft als Anrede. -mann
Vgl.: Dickmamsell (selten), Tippmamsell (veral- ein sehr häufiges Wortbildungselement fiir
tet). spöttische oder abschätzige, sehr oft saloppe
Bezeichnungen fiir männliche Personen. Die
Mänade s ü d d e u t s c h e z e it u n g (Frühjahr 1995)
(in der Antike eine ekstatische Anhängerin nannte den Hollywoodstar Clint Eastwood
des Weingottes Dionysos; eigentlich - die einen „Film-Ballermann“, und die Frauen-
Verzückte, Rasende) bildungssprachlich ab- zeitschrift e m m a tat den inzwischen ver-

262
storbenen Sexualwissenschaftler Ernest Männeken
Bornemann als „senilen Pornemann“ ab. norddeutsch, besonders berlinisch fiir ein
Eine gewisse Portion Verachtung und Männchen (Männlein).
Spott liegt auch in der Bezeichnung „Nek-
kermänner“ für Touristengruppen von Bil- Männerschreck
liganbietern wie Neckermann, deren An- salopp abwertendfiir eine häßliche Frau.
blick noch in der finstersten Pyramiden- Vgl.: —»-schreck.
kammer das Auge des gehobenen oder Bil-
dungs-Reisenden beleidigt. Mannsbild
Vgl.: Ballermann (schießwütig), Bettelmann, (meinte ursprünglich die Gestalt eines
—» Biedermann, Birnemann (Ruhrgebiet: dumm), Mannes) emotional leicht abwertend oder
—» Blödmann, —> Buhmann, —> Butzemann, Doll- auch anerkennend, sogar bewunderndfiir ei-
mann (verrückt), Doofmann, Dudelmann, —> nen Mann: du saudummes, siebengescheites
Dunkelmann, —» Dünnmann, „Ehrenmann“ (iro-
Mannsbild. Ein Sprichwort lautet: „Ein
nisch), Flachmann, Flappmann (Narr; Trottel), —>
Flattermann, —» Franzmann, Gammelmann,
Mannsbild ist keinen Groschen wert, und
Gokelmann, Gummimann (zu nachgiebig), wenn’s einen Taler im Maul hat.“
Hampelmann, —> Hannemann, —> Karrieremann, Vgl.: Brocken Mannsbild, Mannskerl.
—> Kavenzmann, —> Klapsmann, —> Laumann, —»
Lebemann, —> Medizinmann, —> Minusmann, -4 Mannweib
Müdmann, Nickemann (Jasager), Pannemann abschätzigfiir eine kräftige, in Aussehen und
(närrisch), —> Saubermann, —» Schlappmann, —>
Auftreten männlich wirkende Frau.
Strahlemann, —» Strohmann, —> „Supermann“, —>
Übel mann, —> Watschenmann, Wehmann (weh- Vgl.: —» Weib, -4 -weib.
leidig, schlapp), —> Weichmann, —» Weihnachts-
mann, —> Wichtelmännchen (Wichtelmann), Märchenonkel
Zappelmann. (zu „Märchen“ in der Bedeutung „Lüge, er-
fundene Geschichte“) oft abschätzig fiir ei-
Mann von der Stange nen Schwindler, Phantasten.
(nach der Wendung fiir Textilien „von der Vgl.: Onkel, —»-onkel.
Stange“ = nicht nach Maß, sondern als fer-
tige Konfektionsware hergestellt) eine selte- Märchentante
ne geringschätzige Bezeichnung fiir einen das weibliche Gegenstück zum Märchen-
durchschnittlichen Mann ohne besondere Ei- onkel.
genschaften oder Fähigkeiten. Vgl.: —» Tante, —> -tante.

Vgl.: Mädchen von der Stange.


Marder
(nach dem kleinen Raubtier) oft emotional
Männchen (Männlein)
abwertendfiir einen Dieb.
meist geringschätzig oder spöttisch fiir einen
kleinen, schwachen, bedauemszuerten, nicht
-marder
ernst genommenen Mann: ein kleines, komi-
(fast durchwegs mit der Bezeichnung des
sches, mickriges Männchen. Den kleinge-
Diebesgutes) meist emotional abwertendfür
wachsenen TV-Entertainer Thomas
einen spezialisierten Gewohnheitsdieb.
Koschwitz nannte der s t e r n (November Vgl.: Automarder, Briefkastenmarder, Büchermar-
1995) ein „ulkiges Männlein“. der, Fahrradmarder, Gepäckmarder, Handta-
Vgl.: Backenbirnenmännchen (sächsisch: klein, schenmarder, Ideenmarder, Kleidermarder,
schwach), bucklig Männlein (Kobold; unbere- Telefonmarder.
chenbar), —4 -chen (-lein), HB-Männchen (veral-
tet: geht in die Luft), —> Hutzelmännchen, Marionette
Jesusmannchen (klein, naiv), Mickermän neben, (das französische Wort für „Mariechen“;
Nullmännchen, —> Putzemännchen, —> Stehauf-
eigentlich eine Gliederpuppe, die an Fäden
männchen, —»Wichtelmännchen (Wichtelmann),
Wurzelmännchen (ernährt sich gesund), —» hängt und bewegt wird) verächtlich fiir ei-
Zwetschgen männchen. nen unselbständigen, von anderen benützten

263
und gesteuerten Menschen. Ein Gedicht des Marxist
schweizer Schriftstellers Heinrich Leuthold ofi abschätzig oder als politisches Feindwort
(1827 — 1879) beginnt mit den Zeilen: fiir einen Anhänger der von Marx und Engels
„Mein Kind, sieh! Jeder Landesvater begründeten sozialistischen Lehre oder ganz
besitzt wie du ein Puppentheater; allgemeinfiir eine Person, die politisch beäng-
bald an Fäden, bald an Ketten stigend weit links steht. Norbert Blüm, der
baumeln seine Marionetten;..." kleine, lustige Sozialpolitiker der CDU,
wird in den Medien gelegentlich als „Herz-
Vgl.: Drahtpuppe, Gliederpuppe.
Jesu-Marxist“ verunglimpft.
Vgl.: -» -ist, Murxist (Wortspiel), Salonmarxist,
Marionettenregierung
Vulgärmarxist.
abschätzigfur eine unselbständige, von einem
fremden Staat gelenkte Regierung; Scheinre- Marxologe
gierung. scherzhaft, auch abschätzig fiir einen reinen
Theoretiker des Marxismus.
Marke
salopp, auch leicht abwertendfür einen selt- Märzgefallener
samen, komischen Menschen. (eigendich die bei der Revolution im März
Vgl.: Edelmarke (ironisch: unzuverlässig, charak- 1848 Gefallenen) ironisch fiir eines derjeni-
terlos), „feine Marke“ (ironisch), —> komische gen Mitglieder der NSDAP, die nach dem
Marke. Wahlsieg im März 1933 aus Opportunismus
schleunigst in die Partei eintraten.
Marktschreier
(eigentlich ein Markthändler, der seine Maschine
Waren laut anpreist) abfälligfiirjemanden, abschätzig fiir 1. eine dicke (weibliche) Per-
der in grober, aufdringlicher Weise fiir seine son. 2. jemanden, der automatisch, seelenlos
Sache, sein Anliegen wirbt. Der rechtsextre- funktioniert, arbeitet. „Kohl, die Machtma-
me russische Politiker Wladimir Schiri- schine, zeigt kaum Verschleißerscheinun-
nowski sei ein „postkommunistischer gen“, wunderte sich der s pie g e l (Oktober
Marktschreier“, so der s pie g e l (Dezember 1995)-
1993)- Vgl.: Abstimmungsmaschine (Abgeordneter, der
ohne zu überlegen im Sinne seiner Partei ab-
Vgl.: Jahrmarktschreier, —> Schreier.
stimmt), —> Arbeitsmaschine, Babbelmaschine
(sehr geschwätzig), Gebärmaschine.
Marktweib
salopp, leicht ab wertendfiir eine derbe, robuste Maschinengewehr Gottes
(laute, schreiende, schimpfende) Markfrau. (in den 50er Jahren oft auf den wortgewal-
Vgl.: —> Fischweib, —> Weib, —»-weib. tigen Jesuitenpater Johannes Leppich ange-
wandt) spöttisch-abschätzig fiir einen
Marmeladebruder wortgewandten, schnell sprechenden Massen-
prediger.
(oft in der Mehrzahl; nach der vermeintli-
Vgl.: Maschinengewehrschnauze.
chen Vorliebe der Deutschen für Marmela-
de) eine veraltete österreichische Spott-
Maschinenstürmer
bezeichnungfür einen Deutschen.
(eigentlich ein Beteiligter an der Maschi-
Vgl.: —> Bruder, —»-bruder, Marmeladinger.
nenstürmerei zu Beginn der industriellen
Revolution, bei der Spinn- und Webma-
Marodeur schinen als Ursachen der Arbeitslosigkeit
(aus gleichbedeutend französisch „marau- erkannt und zerstört wurden) abschätzigfur
deur“) veraltetfiir einen plündernden Nach- einen Menschen, der sich gegen technische
zügler einer Truppe. Neuerungen wehrt, sich ihnen verweigert.
Vgl.: Marodebruder (veraltet). Vgl.: —> Stürmer.

264
Maschores Menschen, besonders fiir einen Hitz- oder
(fußt auf jiddisch „meschores“ = Diener) Dickkopf auch andere Bedeutungen.
landschaftlich abwertendfiir i. einen Anfüh-
rer, Leiter, Aufseher. 2. einen Diener, Knecht. Massier
3. einen unzuverlässigen, närrischen Men- in Bayern und Österreich fiir einen Nörgler.
schen. Vgl.: —»-1er.
Vgl.: Obermaschores.
Mastochse
Masochist (eigentlich ein gemästeter oder zur Mast
(eigentlich jemand, der bei Mißhandlung bestimmter Ochse; hier eine Art Verstär-
durch den Partner sexuelle Erregung emp- kung von „Ochse“) verächtlich für einen
findet) scherzhaft, auch abschätzig ftir je- völlig uneinsichtigen, dummen Menschen.
manden, der freiwillig etwas Unangenehmes Vgl.: —> Ochse (Ochs).
tut.
Vgl.: —> -ist, Maso (Kurzform). Mastschwein
derb abwertendfür einen dicken, gefräßigen
Masse Menschen.
oft abschätzigfiir einen großen Teil der Be- Vgl.: Mastsau, —» Schwein, —»-schwein.
völkerung oder eine große Menschenmenge ab
Gegensatz zum denkenden, selbständigen In- Materialist
dividuum: eine anonyme, gesichtslose, na- geringschätzig fiir einen Menschen, der nur
menlose Masse. Im Anschluß an den Titel am eigenen Vorteil und an der Anhäufung
eines Schauspiels aus dem Jahr 1921 von von Besitz interessiert ist.
Ernst Toller, dem „Dramatiker des deut- Vgl.: —> -ist.
schen Proletariats“, spricht man auch von
der „Masse Mensch“. Von Sigmund Graff Matratze
stammt der schlimme Satz: „Das Glück der (wohl scherzhaft aus „Mätresse“ entstellt)
Masse heißt Zwang.“ derb abwertend ftir 1. eine Prostituierte. 2.
Vgl.: —> die breite Masse, graue Masse, Masse eine Frau, ein Mädchen ab (mögliche) Sexu-
Mensch. alpartnerin. 3. eine liederliche, sittenlose jun-
ge Frau.
Massenmensch Vgl.: —> Amüsiermatratze, —> Armeematratze,
oft geringschätzig für einen Durchschnitts- Ehematratze, Kasernen matratze (Soldatenhure),
menschen ohne wesentliche individuelle Zü- Lustmatratze (Scherz zu „Luftmatratze“), —> Offi-
ziersmat ratze, Regimentsmat ratze.
ge-
Vgl.: —> Durchschnittsmensch, —> Dutzend-
mensch. Mätresse
(früher die Geliebte eines Adligen; aus
Massenmörder gleichbedeutend französisch „maitresse“,
jemand, der mehrere Morde begangen hat eigentlich = Herrin) meist abschätzigfiir die
oder daran beteiligt war. Das Wort wird ge- Geliebte eines verheirateten Mannes.
legentlich auch emotional abwertend ver- Vgl.: Maitherese (Scherzbildung im Hinblick auf
wendet für Abtreibungsärzte, Soldaten, den „Wonnemonat“ Mai), Maitresse (orthogra-
bestimmte Politiker u. dergl. Für Albert phische Variante).
Einstein war Deutschland das „Land der
Massenmörder“. Matrone
Vgl.: —> Mörder. (aus lateinisch „macrona“ = ehrbare, verhei-
ratete Frau) abschätzigfiir eine füllige ältere
Massik Frau. „Frauen um die fünfzig sind keine
(eigentlich ein störrisches Pferd; von jid- ,Omas‘, keine Matronen“ (h ö r z u , März
disch „masik“ = Dämon; Unhold) vorwie- 1975). Die gealterte Filmdiva Anita Ekberg,
gend westdeutsch fiir einen unsympathischen so der s pie g e l (November 1987), sei „nun

265
eine imposante Matrone mit vielen schwer -maul
schaukelnden Pfunden“. (bezieht sich ausschließlich auf Handlun-
gen, die mit dem Mund erfolgen) derb ab-
Matschauge wertend fär einen Menschen, der entweder
(eigentlich ein blaues, triefendes oder auf lästert, schmeichelt, verleumdet, angibt, lügt,
andere Weise lädiertes Auge) salopp abwer- schwatzt, tratscht oder schlemmt. Franz Josef
tend fiir einen dümmlichen, „bematschten“ Strauß bezeichnete den früheren SPD-
Mann. Fraktionsvorsitzenden im Bayrischen
Vgl.; —> -äuge. Landtag Helmut Rothemund gerne als
„Rotmaul“.
Matschpflaume Vgl.: Babbelmaul, —> Batschmaul, —> Breimaul,
besonders jugendsprachlich abfälligfür einen -> Breitmaul, Dickmaul (prahlt), —> Dreckmau!,
Fluchmaul (selten), -fresse, Froschmaul (großmäu-
dummen, einfältigen Menschen.
lig), Geifermaul, -gosche, —> Großmaul, —> Ho-
Vgl.: Matschbirne, —> Pflaume. nigmaul, —> Klatschmaul, —> Lästermaul, —>
Leckermaul, —> Lügenmaul, —* Naschmaul, —>
Matz Plappermaul, —> Plärrmaul, -> Quatschmaul,
(Koseform von „Matthias“; in der zweiten Ratschmaul, Sabbelmaul, —> Sabbermaul, —>
Schandmaul, —> Schiefmaul, —> Schlabbermaul,
Bedeutung kurz für „Mechthild“ und zu
—> Schleckermaul, -> Schleckmaul, Schmähmaul,
oberdeutsch „Matz“ = Hündin) z. ein allge- —> Schnattermaul, —> -schnauze, Schreimaul, —>
meines Schimpfwort, meist fiir eine männli- Schwatzmaul, —> Süßmaul, Schwertmaul (lästert),
che Person. 2. —> Metze. Tratschmaul, Wettermaul (veraltet).
Vgl.: —> Dreckmatz, Hosenmatz (eher kosewört-
lich), Lumpenmatz, —> Piepmatz, Saumatz, Maulaffe
Schweinematz.
(wohl volksetymologisch aus „Maulauf‘,
einer Bezeichnung für einen Kienspanhal-
Matzbläke
ter in Form eines Kopfes mit offenem
(zu „bläken“ = laut weinen, schreien) land-
Mund, in dem der Kienspan steckt) derb
schaftlich abfällig fiir einen Dummkopf
abwertendfiir 1. einen Gaffer. 2. einen dum-
Trottel.
men, albernen Menschen. 3. einen Schwät-
zer, Prahler.
Matzfotz
Vgl.: —> Affe, Maulaffenfeilhalter, Maulaufreißer
landschaftlich derb abwertend fiir einen (beides selten).
Schwächling, Weichling, Feigling.
Vgl.: —> Fotze. Maulchrist
eine veraltete, derb abwertende Bezeichnung
Mauerblümchen
fiir einen Menschen, der „nur mit dem Maul“
(Vergleich mit einer Blume, die im Schat- ein Christ ist, der ein unchristliches Leben
ten steht und „im Verborgenen blüht“) ab- führt.
schätzig fiir ein unscheinbares, schüchternes
Vgl.: Scheinchrist.
Mädchen, das beispielsweise bei Tanzveran-
staltungen keine Beachtungfindet.
Mäuler
Vgl.: —> -chen (-lein).
selten fiir jemanden, der schmollt, nörgelt,
Maul schimpft.

(nur mir Attribut) in Verbindung mit einem


treffenden Adjektiv verächtlich fiir einen ge- Maulesel
hässig, respektlos, unflätig (über andere) re- (eigentlich ein aus Pferd und Esel gekreuz-
denden Menschen: ein freches, ungewaschenes, tes Tier) abfällig fär einen dummen, störri-
gottloses Maul. schen Menschen.
Vgl.: —> böses Maul. Vgl.: —> Esel.

266
Maulheld Mauschler
ein starkes Schimpfwort für einen Großspre- (zu „Mauschel“, eigentlich jemand, der wie
cher, Prahler. Der Bundesarbeitsminister ein jüdischer Händler Geschäfte macht)
Norbert Blüm über die deutschen Arbeit- eine seltene abschätzige Bezeichnung fiir ei-
geber: „eine ganze Kompanie von Maulhel- nen Menschen, einen Geschäftsmann, der
den“ (z e it , Januar 1995). Für die heimlich Absprachen trifft, in undurchsichti-
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG (Juli 1994) ist der ger, dubioser Weise Geschäfte aushandelt.
Künstler Markus Lüpertz ein „amüsanter Vgl.: -> -ler.
Maulheld“.
Vgl.: —> „Held“, —> -held, Maulfechter, Maulpoli- Mäusedreck (Mausdreck)
tiker, Maultrommler, Phrasenheld, —> Wortheld,
spöttisch-abschätzigfür einen kleinen, unbe-
Zungenheld.
deutenden Menschen (der sich auftpielt).
Maulhure (Maulhurer) Vgl.: —» aufgestellter Mausdreck, —> Dreck.
derb abwertendfür eine Person, die mit (an-
geblichen) sexuellen Erlebnissen prahlt oder Mausefallenhändler (Mausefallenkrämer)
überhaupt obszöne Reden fuhrt. (früher ein italienischer Händler, der mit
Vgl.: —> Hure, —» Hurer. selbstgefertigren Mausefallen in Deutsch-
land hausieren ging) abfällig fiir 1. einen
Maulwurf Italiener. 2. einen Hausierer. 3. einen mittel-
1. ein Agent 0. dergl im Untergrund. 2. spöt- losen, zerlumpten Mann.
tischfiir einen Tiefbau-, Erdarbeiter oder Ar- Vgl.: Krämer, —> -krämer.
cheologen, 3. selten ab abschätzige Bezeich-
nungfiir einen täppischen Mann. Mäusemelker
(ein Bild für etwas sehr Unsinniges oder
Maurer auch Kleinliches) landschaftlich selten fiir
abschätzigfiir einen Spieler, insbesondere ei- eine pedantische, kleinliche Person.
nen Kartenspieler, der nichts wagt, übertrie- Vgl.: —»-melket.
ben defensiv spielt.
Vgl.: Maurermeister.
Mauser
(„mausen“ meint eigentlich das Mäusefan-
Maus
gen) eine seltene geringschätzige Bezeichnung
(meist in Zusammensetzungen) 1. gering-
für i. jemanden, der etwas wenig Wertvolles
schätzigfür eine kleine, unscheinbare Person.
stiehlt, mitgehen läßt. 2. einen Schürzenjäger.
2. spöttisch-abschätzig fiir jemanden mit ei-
nem spitzen Gesicht und/oder „Mausezäh- Dazu ein Vierzeiler:
nen“. „Mein Vater ist ein Mauser,
Vgl.: —» graue Maus, Karbolmäuschen (Karbol- meine Mutter klaut mit,
maus), —> Kirchenmaus, Mickymaus, —> Spitz- ich bin der junge Mauser,
maus, —> Wühlmaus. dann klauen wir zu dritt.“
Dieses Schnaderhüpfel aus der Sammlung
Mauschel, der von Holzapfel ähnelt allerdings sehr dem
(Weiterbildung aus dem jüdischen Vorna- weiter oben beim Stichwort Schieber zitier-
men Moses) ein veralteter Spottnamefiir ei- ten. Ein Fall von geistiger Mauserei?
nen Juden, jüdischen Händler.
Mauskopf
Mäuschen
eine veraltete Scheltefiir einen Dieb.
selten ab geringschätzige Bezeichnung fiir 1.
Vgl.: —> -köpf (-kopp).
einen kleinen, unscheinbaren, nicht ernst ge-
nommenen Menschen. 2. ein leichtlebiges
oder leichtes Mädchen. Mauvais sujet
Vgl.: Bettmäuschen, —> -chen (-lein), graues (aus gleichbedeutend französisch „mauvais
Mäuschen, —» Karbolmäuschen (Karbolmaus). sujet“, wörtlich: „schlechter Gegenstand “)

267
bildungssprachlich selten fiir einen Tauge- Sprache für eine wutentbrannte, böse Frau;
nichts, Gauner. Furie.

Maxe s. feiner Maxe (feiner Max) Mehlsack


landschaftlich abschätzig fiir einen plumpen,
Mazette schwerfälligen Menschen.
(aus französisch „mazette“ = Schindmähre) Vgl.: Mehlsack mit Beinen (selten), —> Sack, —>
veraltet fiir einen niederträchtigen Menschen -sack.
oder einen Stümper.
Mehlwurm
Meckerer (eigentlich ein Schädling, nämlich die Lar-
(weibliche Form: Meckerin) abfällig fiir ve des Mehlkäfers) eine alte Berufischeltefür
eine Person, die (ständig) meckert, aufdring- den Bäcker oder den Müller.
lich kritisiert und nörgelt. In der Zeit des Vgl.: —> Wurm.
Nationalsozialismus war das Wort üblich
als Bezeichnung für politisch Unzufriede- Mehrheit s. schweigende Mehrheit
ne, Oppositionelle.
Vgl.: Meckerarsch, Meckerfott (an Rhein und -meier
Ruhr), Meckergeiß, Meckerpott (norddeutsch),
(nach dem häufigen Familiennamen) über-
Mecker tüte.
wiegend salopp abwertend für eine meist
Meckerfritze männliche Person.
salopp abwertend oder als Tadel fiir eine Vgl.: —> Angstmeier, Babbelmeier, —> Biedermei-
er, Blödmeier, Faselmeier, Gescheitmeier (bay-
(ständig) meckernde männliche Person.
risch), Grölmeier (selten), —> Heulmeier,
Vgl.: —> Fritze, -Fritze, Meckerhannes (selten).
Jammermeier, —> Kackmeier, Krachmeier, Kraft-
meier, —> -major, Piepmeier (schwach, feig), Quas-
Meckerliese selmeier, Quatsch meier, —•> Schlaumeier,
salopp abwertend oder als Tadel fiir eine Schwabbelmeier, —> Schwindelmeier, Umstands-
(ständig) meckernde weibliche Person. meier, —> Vereinsmeier.
Vgl.: —> Liese, —> diese, Meckerjule (selten).
Meinungsmacher
Meckerziege oft geringschätzig fiir einen Beeinflusser der
salopp abwertend fiir i. eine oft meckernde öffentlichen Meinung.
weibliche Person 2. eine weibliche Person, die VgL: —> Macher, -machen
mit meckernder Stimme aufdringlich lacht.
Vgl.: Meckergeiß, —•> Ziege. -melker
(die Absicht, ein Tier zu melken, das keine
Medikaster
oder praktisch keine Milch gibt, als Bild ei-
(nach dem Vorbild von „Kritikaster“ gebil-
ner unsinnigen Tätigkeit) eine Reihe land-
det; zu lateinisch „medicus“ = Arzt) veral-
schaftlicher Spott- und Scheltwörter für eine
tendfür einen Kurpfuscher, Quacksalber.
dumme, eigensinnige oder kleinliche Person.
Vgl.: —> Entenmelker, Gänsemelker (norddeutsch:
Medizinmann kleinlich), Hühnermelker (schwäbisch), Katzen-
(eigentlich ein Priesterarzt, heilkundiger melker, Mäusemelker, Ochsenmelker (südhes-
Magier bei Naturvölkern) scherzhaft, auch sisch: dumm), Rabenmelker (hessisch: dumm,
leicht spöttisch fiir einen Arzt. eigensinnig), Taubenmelker (norddeutsch: Tau-
Vgl.: —> -mann. benliebhaber).

Megäre Melkkuh
(in der griechischen Mythologie eine der (eigentlich eine Milchkuh, die täglich ge-
Erinnyen; aus griechisch „Megaira“, ei- molken wird) geringschätzigfiir einen Men-
gentlich = die Neidische) in gehobener schen, der ausgenutzt, ausgeplündert wird

268
Der Steuerzahler wird oft als „Melkkuh der ches Wesen, das mit anderen das gerne tut,
Nation“ bezeichnet. was man selbst gern mit ihm täte, do dät.“
Vgl.: -4 Kuh, Melkkuh der Nation. Frauen- und fremdenfeindlich zugleich
gibt sich das folgende ältere Schnadhüpfel:
Melomane „’s Mensch is von Böhmen
(zu griechisch „melos“ = Lied) bildungs- und lebt vom Betrug.
sprachlich selten fiir einen musikbesessenen hat ausgestopfte Duttln
Menschen. und a blecherne Fud.“
Vgl.: —> -omane. Vgl.: Bauernmensch, —> Bettelmensch, -4 Dreck-
mensch, Fabriksmensch, Fraumensch, —> Gassen-
Memme mensch, —> Hurenmensch, Kruzifixmensch, —>
(geht zurück auf mittelhochdeutsch „mein- Lausmensch (Lausemensch), liederliches Mensch,
—> Lügenmensch, -4 Lumpenmensch, Menscherl
me, mamme“ = Mutterbrust) verächtlich
(oberdeutsche Verkleinerungsform), Rotzmensch,
für einen furchtsamen, zimperlichen Men- —» Saumensch, schlechtes Mensch, -4 Teufels-
schen. „Nie werdet ihr richtige Männer mensch, Weibsmensch.
werden. Ihr Memmen!“ (Günter Grass:
d e r b u t t , 1977). Uli Hoeneß, Manager Mensch zweiter Klasse
beim Fußballverein Bayern München, be- (meist im Plural oder in der vergleichenden
zeichnete deutsche Nationalspieler als Wendung „wie ein Mensch zweiter Klas-
„ferngesteuerte Memmen“ und meinte da- se“) selten als abschätzige Bezeichnung fiir
mit wohl den großen Einfluß von Frauen eine geringgeachtete Person.
der Fußballer (f r a n k f u r t e r a l l g e m e in e VgL: Mensch dritter Klasse (Verstärkung).
ZEITUNG, 1994).
Menschenfeind
Mensch s. heilloser Mensch, s.(ein) leder- jemand, der die Menschen verachtet, ein Mis-
ner Mensch, s. der letzte Mensch, s. nach- anthrop.
gemachter Mensch, s. unmöglicher Vgl.: —> -feind, Menschenhasser, Menschenver-
Mensch ächter.

Mensch, das Menschenfresser


(bis ins 17. Jahrhundert hinein ohne jede (eigentlich jemand, der Menschenfleisch
Abwertung für einen weiblichen Dienstbo- verzehrt) selten ah abwertende Bezeichnung
ten; Plural: Menscher; in sehr vielen Zu- fiir einen unverträglichen, bösartigen Men-
sammensetzungen) eine meist abfällig schen.
gebrauchte, landschaftliche Bezeichnung für Vgl.: —> Fresser, -4 -fresser, —> Kannibale.
eine weibliche Person, besonders für ein leich-
tes Mädchen oder eine Schlampe: ein schlim- Menschenhändler
mes, raffiniertes, verlogenes, nichtsnutziges, meist abschätzigfiirjemanden, der mit Men-
wüstes Mensch. In einem Brief an Karl Marx schen Handel treibt. Im s pie g e l (Dezember
erging sich Friedrich Engels 1864 über die 1993) bezeichnete der Schriftsteller Wolf
Beziehung Ferdinand Lassalles zu einer Biermann den Unterhändler der DDR in
Helene von Dönniges. Lassalle sei „offen- Fragen des Flüchtlings-Freikaufs, den An-
bar daran kaputtgegangen, daß er das walt Vogel, als „Menschengroßhändler“.
Mensch nicht sofort in der Pension aufs Vgl.: -4 Sklavenhändler.
Bett geworfen und gehörig hergenommen
hat“. Und weiter schrieb er: „Sie wollte Menschenhasser = Menschenfeind
nicht seinen schönen Geist, sondern seinen
jüdischen Riemen ..." In seinem schwäbi- Menschenjäger
schen Schimpfwörterbuch beschrieb Thad- abwertend fiir jemanden, der (unschuldige)
däus Troll das „Menschle“, die Vernied- Menschen jagt, systematisch verfolgt.
lichung des „Mensches“, als „junges weibli- Vgl.: -jäger.

269
Menschenmaterial allzu modisch gekleidete Dame (aus dem
(wohl dem „Kriegsmaterial“ nachgebildet) Frankreich des späten 18. Jahrhunderts).
geringschätzig fiir Menschen, fiir »die Ware
Mensch “ im Hinblick aufihre Verwendbar- Messalina
keit ab Soldaten, Arbeitskräfte o.ä. (der Name der Frau des römischen Kaisers
Vgl.: Patientenmaterial, Schüler material. Claudius, die wegen ihrer Sittenlosigkeit
berüchtigt war) veraltet für eine ausschwei-
Menschenräuber fend lebende, liederliche Frau.
jemand, der Menschen gewaltsam entfuhrt
undfesthält. Messerheld
Vgl.: —> Räuber, —> -räuber. I. abfällig für einen gefährlichen Raufbold,
der schnell zum Messer greift. 2. scherzhaft-
Menschenschinder = Leuteschinder spöttischJur einen Chirurgen. 3. spöttisch-ab-
schätzigJurjemanden, der bei Tisch mit dem
Menschenverächter - Menschenfeind Messer nicht richtig umgeht, damit herum-
fuchtelt, Bissen damit zum Munde fuhrt
„Menschheitsbeglücker“ o.dergl.
ironisch fiir eine Person, die behauptet oder Vgl.: —> „Held“, -»-held.
den Eindruck erweckt, der Menschheit beson-
dere Dienste zu erweisen. Messerstecher
Vgl.: —» „Beglücker“. abfälligfür einen üblen Raufbold, der andere
mit dem Messer bedroht oder verletzt.
menschliche Ruine - Ruine Vgl.: —> Stecher.

menschliches Strandgut Meter s. laufender Meter


(zu „Strandgut“ = an den Strand gespülte
Gegenstände) abschätzig fiir herunterge- Methusalem
kommene Menschen unterschiedlicher Art; (der Name einer biblischen Gestalt aus 1.
Gesindel. Moses 5,25fr., die 969 Jahre alt geworden
sein soll) scherzhaft, auch leicht abwertend
menschliches Wrack = Wrack oder spöttisch für einen alten und in be-
stimmter Hinsicht zu alten Mann.
Mephisto (Mephistopheles)
(nach der gleichnamigen Gestalt in Goe- Mette
thes f a u s t ) bildungssprachlich abschätzig (eigentlich ein Früh- oder Nachtgoctes-
fiir einen teuflisch schlauen, zynischen Men- dienst) eine seltene Kollektivschelte fiir eine
schen. Joseph Goebbels wurde gelegentlich lärmende, ausgelassene Geselhchaft.
„Mephistopheles“ genannt, auch wegen
seines Klumpfußes. Metze
(im Mittelhochdeutschen eine Kurzform fiir
Merkwürden die weiblichen Vornamen Mathilde und
(Verballhornung von „Hochwürden“, ei- Mechthild) veraltetfür eine Prostituierte, lie-
ner Anrede für Geistliche) scherzhaft-spöt- derliche Frau. „Du Buhle, ach, du Metze“,
tisch fiir einen merkwürdigen, komischen heißt es in einem Stück von Peter Hacks.
Menschen; seltenerfiir einen Geistlichen. Vgl.: Hudelmetz (schwäbisch), —» Matz.
Vgl.: Euer/Sei ne Merkwürden (als Anrede).
Metzger
Merveilleuse spöttisch-abschätzigfiir einen Arzt, insbeson-
(französisch, eigentlich = die Wunderbare) dere einen Chirurgen. Wie die z e it (De-
bildungssprachlich oder im Jargon der Mode zember 1993) berichtete, brachte die
spöttisch-ironisch Jur eine Modenärrin, eine respektlose Titulierung eines Arztes als

270
„Metzger“ einem 55jährigen, sehr eigenwil- Mickerling
ligen Mann 4 Monate Gefängnis ein. In (zu „mickerig“ - klein, schwach, kümmer-
seiner Nürnberger Schimpfwörtersamm- lich) abfälligftir eine mickerige, unscheinba-
lung nennt Herbert Maas die seltene Be- re (männliche) Person. Über den deutschen
rufsschelte „Haarmetzger“ für den Friseur. Bundesminister für besondere Aufgaben
Vgl; —> Fleischhacker. Friedrich Bohl schrieb der s pie g e l (August
1995): „Daß so ein Mickerling es geschafft
Meuchelmörder hat, sich nach oben zu boxen, ist schwer zu
abfälligfiir einen Menschen, der einen beson- fassen.“
ders heimtückischen Mord begangen hat. Vgl.: —> -ling, Mickermännchen, Mickertyp (sel-
Vgl.: Meuchler, —> Mörder. ten).

Meuchler = Meuchelmörder Midinette


(eigentlich eine volkstümliche französische
Bezeichnung für eine Pariser Näherin, Mo-
Meute
distin) veraltend abschätzig fiir ein leichtle-
(in der Sprache der Jäger eine Gruppe ab-
biges Mädchen.
gerichteter Jagdhunde) abfällig für eine
(wilde, zügellose) Horde, Schar, Bande: eine
johlende Meute, die Meute der Verfolger. miese Ratte
1978 schrie Herbert Wehner im Deutschen derb abwertend fiir einen widerlichen, nie-
Bundestag in Richtung CDU/CSU: „Ich derträchtigen Menschen.
frage Sie: Wo und wie sollen Sie das denn Vgl.: miese Type, —» Ratte.
verantworten, Sie feixende Meute - ja, das
sind Sie!“ Miesepeter
Vgl.: Journalistenmeute, Menschen meute. abschätzig fiir eine ständig verdrießliche,
mürrische (männliche) Person.
Meuterer Vgl.: Mieseipriem (nordostdeutsch), Miesepampel
(unsympathisch), Miesepitter (Variante), —> Peter,
(älter: „Meuter“; verwandt mit „Meute“; —> -peter.
seltene weibliche Form: Meuterin) oft ab-
schätzigfiir jemanden, der sich auflehnt, re- Miesling
belliert oder aufbegehrt, heftig widerspricht.
verächtlich fiir einen zutiefst unsympathi-
schen, niederträchtigen Menschen. „Von
Michel christlichem Umgang reden und dann het-
(fußt auf dem deutschen Nationalheiligen zen! Schande! Miesling!" (Vogel, SPD, zu
Michael) z. abschätzigfür einen gutmütigen, Gerster, CDU, Deutscher Bundestag
tölpelhaften, einfältigen Mann. 2. ein Spott- 1989).
name für den Deutschen. Vgl.: -ling.
Vgl.: —> deutscher Michel, teutscher Michel.
Miesmacher
-michel abfällig fiir einen Menschen, der etwas oder
abwertend oder tadelndftir eine meist männ- jemanden (oder alles und jeden) schlecht-
liche Person, deren Verhalten Anstoß erregt. macht, der trübe Stimmung verbreitet.
Vgl.: Angstmichel, Blaubeermichel (selten: arm; „Miesmacher“ wurde 1934 durch den Pro-
schmutzig), Geifermichel (selten), —» Giftmichel, pagandaminister Joseph Goebbels zum
Heul michel, Koofmichei (Kaufmann o.ä.), Kotz- Schlagwort gegen politische Gegner um-
michel, Labermichel, Linkmichel, —> Ohnemichel,
funktioniert. Dazu formulierte man den
Profitmichel, —> Quatschmichel, Rotzmichel
Anzeigentext: „Meckerer sucht Miesma-
(schnieft o. dergl.), Sabbermichel, Schlabbermi-
chel, Schlafmichel (langweilig), Schlappen michel cher zum Nörgeln.“
(Pantoffelheld), Schlunzmichel, Schnapsmi- Vgl.: —> -macher, „old miesmaker“ (scherzhaft in
chel, Stöhn michel, Stunkmichel, Zornmichel. Sauerkrautenglisch).

271
Miesnik wöhnten, wehleidigen Burschen. 3. einen Al-
(vielleicht aus jiddisch „misnick“ = koholgegner im Urteil der Freunde des
schlecht; unerfahren; bekannt geworden in Alkohols.
der von David Kalisch geschaffenen ste- Vgl.: —> Bubi, Milchbaby, Milchbübchen (Varian-
henden Figur des „Karlchen Mießnick“, te), Milchreisbubi.
des ewigen Quartaners, in der satirischen
Zeitschrift d e r k l a d d e r a d a t s c h ab 1848) Milchgesicht
salopp abwertend fiir einen unfähigen, wi- spöttisch-abschätzig fiir einen unreifen oder
derlichen, unsympathischen Kerl. blassen, zarten jungen Mann.
Vgl.: Karlchen Miesnik. Vgl.: -> -gesicht, —> Käsegesicht, Milchsuppenge-
sicht (selten).
Miethai
abfällig fiir einen Vermieter, der Mieter be- Milchkuh
trügt und überhöhte Mieten verlangt. abschätzig fiir 1. einen ausgenutzten, ausge-
„Macht Miethaie zu Fischstäbchen!“ stand beuteten Menschen. 2. eine üppige, vollbusige
nach der Wende an ostdeutschen Häusern. Frau. In s t r e if z ü g e e in e s u n z e it g e m ä s -
Vgl.; —> Hai (Haifisch), -hai, Mietwucherer. s e n (1873) lästerte Friedrich Nietzsche wie-
der einmal über die Schriftstellerin George
Mietling Sand: „... oder .lactea ubertash auf deutsch:
abschätzig für einen Mann, der seine Gesin- die Milchkuh mit ,schönem Stil‘.“ Im Ja-
nung verkauft, korrupt ist; Söldling. In ähn- nuar 1994 stellte die w e l t w o c h e einen Be-
licher Bedeutung kommt das Wort schon richt darüber, daß die Ausländer in der
in der Bibel (Johannesevangelium 10, n-13) Schweiz überproportional viel zu den
vor: „Der gute Hirte laßt sein Leben für sei- Staatsfinanzcn beitragen, unter das Motto:
ne Schafe. Der Mietling aber sieht den „Die Ausländer als Milchkuh“.
Wolf kommen und verläßt die Schafe und Vgl.: —> Kuh, Melkkuh.
flieht“.
Vgl.: —> -ling. Milchpanscher
i. abwertend fiir jemanden, der Milch ver-
Mietwucherer - Miethai wässert und in den Handel bringt. 2. Beruß-
spottfiir den Milchhändler.
Mieze Vgl.: —> Panscher.
(eigentlich ein Kosewort für eine Katze) sa-
lopp, oft geringschätzigfiir ein Mädchen, eine Milchpritschler
junge Frau (ah mögliche Sexualpartnerin des (zu mundartlich „pritscheln“ = mit Wasser
Mannes). spritzen, panschen) in Bayern und Öster-
Vgl.: Bettmieze, Disko-Mieze, flotte Mieze. reich fiir einen —> Milchpanscher.
Vgl.: Bierpritschler, —»-ler, Pritschler.
Mikrologe
(aus gleichbedeutend griechisch „mikrolo- Milchreisbubi = Milchbubi
gos“) veraltetfiir einen Kleinigkeitskrämer.
Miles gloriosus
Milchbart (aus lateinisch „miles gloriosus“ = ruhmre-
(nach den hellen ersten Barthaaren) spöt- diger Soldat, bekannt als Titelheld einer
tisch-abschätzigfür einen jungen, unerfahre- Komödie von Plautus) bildungssprachlich
nen (vorlauten) Mann. fiir einen Aufschneider, Prahlhans.
Vgl.: Milchbärtling.
Militärclique
Milchbubi abschätzigfiir eine Clique hoher Offiziere.
spöttisch-abschätzig für 1. einen unreifen, Vgl.: —> Clique, Militärkamarilla, Militärkaste,
unerfahrenen jungen Mann. 2. einen ver- Militärklüngel.
Militärhengst Minna
salopp abwertend fiir einen begeisterten Sol- (nach dem früher häufigen weiblichen
daten. Vornamen Minna) 1. veraltet, noch scherz-
Vgl.: Barrashengst, -» Hengst, —> -hengst, —> hafi-spöttisch fiir eine Hausangestellte, ein
Kommißhengst. Dienstmädchen. 2. selten abfällig fiir eine
dumme, alberne Frau.
Militarist Vgl.: dolle Minna (eigentlich niederländisch: Frau-
enrechtlerin).
abschätzig fiir jemanden, der das Militäri-
sche überbetont, zu sehr in militärischen Ka-
Minuskavalier
tegorien denkt.
abschätzigfiir einen Mann, der sich Frauen
Vgl.: —> -ist.
gegenüber sehr unhöflich benimmt.

Militärkopf (Militärkopp)
Minusmann
salopp ab wertendfür einen Soldaten, der ein- geringschätzig fiir 1. einen Mann mit ausge-
seitig und engstirnig aufdas Militärische aus- prägten negativen Eigenschaften. 2. einen
gerichtet ist. Mann, der Minus macht, schlechte Ergebnisse
Vgl.: —» Kommißkopf (Kommißkopp), —» -köpf hat, Verluste beschert. Wegen des deutschen
(-kopp). Rekord-Schuldenbergs wurde Bundesfi-
nanzminister Theo Waigel im s t e r n
Mimose (März 1996) als „Minus-Mann“ kritisiert;
(eigentlich eine Pflanzengattung, die in wegen der schlechten Einschaltquoten hieß
manchen Arten bei Berührung eine Art es in der b il d a m So n n t a g (Juni 1995):
Abwehrreaktion zeigt) abschätzig fiir einen „RTL-Minusmann Thomas Koschwitz“.
überempfindlichen, leicht gekränkten Men- In dem Roman d e r m in u s -m a n n (1978)
schen. „Stiller scheint wirklich der Inbegriff schlug und schlägt der Autor Heinz Sobota
einer männlichen Mimose gewesen zu aus seiner kriminellen Vergangenheit Ka-
sein“ (Max Frisch: s t il l e r , 1954). pital.
Vgl.: Mimöschen (selten). Vgl.: —> -mann, Minusdame (selten), Minusma-
cher (macht hohe Verluste), Minustyp.

Mini- (Miniatur-)
Minustyp = Minusmann
meist spöttisch oder salopp abwertend fiir je-
manden, der, gemessen an etwas oder jeman-
Misanthrop
dem, sehr klein und unbedeutend ist. Die
(aus griechisch „misos“ = Haß und „an-
Presse verwendet solche Wörter gerne: „Mi-
thropos“ = Mensch) bildungssprachlich ab-
ni-Mao“ (s pie g e l ), „Mini-Kapitalist"
schätzigfiir einen Menschenfeind, Menschen-
(z e it ), „Mini-Napoleon“ (z e it -m a g a z in ).
hasser. Von Moliere gibt es das Lustspiel
1983 bezeichnete der konservative deutsche
DER MISANTHROP (l666).
Abgeordnete Kansy seinen Kollegen Schily,
der damals noch bei den Grünen war, als
Mischpoke (Mischpoche)
„Mini-Goebbels“. Für den Ministerpräsi-
denten von Niedersachsen Gerhard Schrö- (aus jiddisch „mischpocho“ = Familie) ab-
der (SPD) war 1995 sein CDU-Konkurrent fälligfür 1. die Familie, den verwandtschaft-
Wulff ein „Mini-Stoiber“, und Oskar La- lichen Anhang einer Person. 2. Gesindel
fontaine sagte zu SPD-Fraktionschef Hans- Sippschaft, unangenehme Leute.
Ulrich Klose wegen dessen gegensätzlicher
Haltung zu möglichen Kampfeinsätzen der Misogyn
Bundeswehr: „Du Mini-Metternich!“ (aus griechisch „misos“ = Haß und „gyne“
Vgl.: ... en miniature, Miniaturausgabe, Mini- - Frau) bildungssprachlich selten fiir einen
Hirn, Mini-Kapitalist. Weiberfeind, Frauenverächter.

273
Missetäter Mistbock
i. veraltet und meist abschätzig fiir jeman- derb abwertend für einen schmutzigen, un-
den, der eine verwerfliche Tat, ein Verbre- flätigen oder moralisch verkommenen, gemei-
chen begangen hat. 2. scherzhaft, auch nen Mann.
tadelnd oder leicht abwertendftirjemanden, Vgl.: —> Bock, —» -bock.
der etwas angestellt hat.
Mistbube (Mistbub)
Mißgeburt besonders bayrisch und österreichisch emotio-
(eigentlich ein schwer mißgebildetes Neu- nal ab wertend oder als Tadel für einen un-
geborenes) 1. verächtlich fiir einen höchst folgsamen Jungen, Taugenichts.
unsympathischen, bösartigen Menschen. 2. Vgl.: —> Bube (Bub), Mistbankert.
selten abfälligfür eine körperbehinderte Per-
son. Jean Paul schrieb 1785 über Immanuel Mistfink
Kant: „Kant ist in gewissem Betrachte eine ein Schimpfwort fiir 1. eine schmutzige,
Mißgeburt.“ schlampige Person. 2. einen unanständigen,
obszön redenden Menschen. 3. einen Lump.
Mißgestalt Vgl.: —> Dreckfink, Fink (Finke), Optimistfink
meist abschätzig für einen mißgestalteten, (Wortspiel: Schönfärber).
häßlichen Menschen.
Vgl.: —> Gestalt, Ungestalt (selten). Mistgabelbaron
(ursprünglich ein geadelter Großgrundbe-
Missionar sitzer) selten scherzhaft-spöttisch fiir einen
(eigentlich ein christlicher Geistlicher, der Bauern, Großbauern. In Ludwig Thomas
Andersgläubige dem Christentum zufüh- Komödie e r s t e r k l a s s e begrüßt der Öko-
ren soll) selten geringschätzigfiir eine Person, nom Gsottmaier seinen Freund, den Land-
die mit Eifer bemüht ist, andere zu überzeu- tagsabgeordneten Josef Filser, mit den
gen. Worten: „Bischt do, du plattara Mistgabl-
baron?“
Mist- Vgl.: —> Baron, -baron.
ein wertverschlechterndes Wortbildungsmit -
tel zur Steigerung von Schimpfwörtern; selten Misthammel
fiir Personen aus dem bäuerlichen Bereich.
ein derbes oberdeutsches Schimpfwort fiir ei-
Vgl.: Mistaas, Misebankert, Mistbartel, Mistbinkel
nen groben, unmanierlichen, ungepflegten
(österreichisch: freches Kind), Mistbolle, Mistbol-
zen (Ruhrgebiet), Mistschlampe, Mistvogel. oder niederträchtigen Mann.
Vgl.: —> Dreckhammel, —> Hammel, —> -hammel.
Mistamsel
derb abwertendfiir eine schmutzige (weibli- Misthaufen
che) Person. derbes Schimpfwort für einen oder mehrere
Vgl.: —» Dreckamsel, —> Amsel, Miscvogel. Menschen, meist im Sinne von „niederträch-
tig charakterlos”. Von Valerie Solanas wird
Mistbauer gerne zitiert: „Tief in seinem Innern weiß
i. derb abwertendftir einen Landwirt. 2. sel- jeder Mann, daß er ein wertloser Misthau-
tener Berufssport fiir einen Arbeiter von der fen ist. Er ist geil wie ein Vieh und schämt
Müllabfuhr. sich deswegen zutiefst.“
Vgl.: —> Bauer. Vgl.: —> Dreckhaufen, —» Haufen, -»-häufen.

Mistbiene Misthund
(eigentlich der Name der Schlammfliege) ein grobes Schimpfwort Jur einen sittenlosen,
ein derbes Schimpfwort fiir eine schmutzige „hundsgemeinen " Kerl.
oder niederträchtige weibliche Person. Vgl.: —» Hund, —> -hund.

274
Mistiker Mitläufer
(scherzhaft aus „Mystiker“ und „Mist" ge- I. geringschätzig fiir eine Person, die bei et-
bildet) scherzhafi-spöttisch für einen Studen- was, das positiv oder neutral gewertet wird,
ten der Landwirtschaft oder einen Agrar- mitmacht, ohne sich stark zu engagieren. 2.
wissenschaftler. Gelegentlich spricht man abfällig fiir einen Mitläufer des Faschismus,
auch von „Ackerdemikern". Mitläufer der Nazis o.ä. In einem Interview
Vgl.: Dr. mist, (scherzhaft: promovierter Land- gegenüber der Zeitschrift f o c u s (April
wirtschaftswissenschaftler) , Mistologe. 1995) urteilte der Choreograph Johann
Kresnik sehr milde über Gustaf Gründgens
Mistkäfer und andere: „... ganz klar ein Mitläufer des
(eigentlich ein Käfer, der von Exkrementen Faschismus, in einem Atemzug zu nennen
lebt) i. ein allgemeines derbes Schimpfwort. mit Leni Riefenstahl, Arno Breker, Kara-
2. derb abwertendfiir einen schmutzigen oder * ec
jan.
unanständigen Menschen. Vgl.: Mitmacher.

Mistkerl Mitwisser
ein derbes Schimpfwort für einen gemeinen, meist abschätzigfurjemanden, der von einem
niederträchtigen Kerl. verwerflichen, ungesetzlichen Tun weiß: ein
Vgl.: —> Kerl. lästiger, gefährlicher Mitwisser, ein Mitwisser
des Verbrechens.
Mistsau
ein oberdeutsches derbes Schimpfwort mit der Mob
Bedeutung von —> Sau. (aus gleichbedeutend englisch „mob“, ei-
Vg!.: —> -sau.
gentlich = aufgewicgclte Volksmasse, über-
setzt und gekürzt aus lateinisch „mobile
Miststück
vulgus“) abfällig fiir Pöbel, verbrecherisches
ein derbes Schimpfwortfür eine gemeine, ver-
Gesindel.
ächtliche (weibliche) Person: du altes, elen-
des, kleines Miststück.
Mobster
VgL: Riesenmiststück, —> Stück, Stück Mist.
(englisch-amerikanisch; zu „Mob“) selten
fiir einen Gangster, Verbrecher.
Mistvieh (Mistviech)
derb abwertendfür einen gemeinen, bösarti-
Möchtegern
gen, heimtückischen Menschen.
spöttisch-abschätzig fiir jemanden, der sich
Vgl.: —> Viech, —> Vieh.
aufspielt, einen Gernegroß. „Kampf den
Mistweib hochgedienten Möchtegernen“ (f o c u s ,
derb abwertendfür eine gemeine, hinterhäl- November 1995).
tige, bösartige Frau.
Vgl.t Mistschlampe, —> Weib, —»-weib. Möchtegern-
en sehr lebendiges Wortbildungselement zur
Mitesser spöttisch-abschätzigen Bezeichnung eines
(eigentlich eine Talgabsonderung in einer Menschen, der etwas Bestimmtes sein möchte,
Hautpore) scherzhaft, selten abschätzig fiir einer bestimmten Person zu gleichen versucht
jemanden, der (als Gast) mitißt. oder sich wegen einer geivissen Ähnlichkeit
dafür hält. 1989 wurden in der z e it die
Mitgiftjäger Frankfurter Schriftsteller Eckhard Hen-
(zu „Mitgift“ = Aussteuer, Heiratsgut der scheid und Robert Gernhardt als „neidzer-
Braut) abfällig fiir einen Mann, der eine fressene Möchtegern-Klassiker“ hinge-
Frau nur wegen ihres Vermögens heiratet stellt. Der deutsche Bundestagsabgeordne-
oder heiraten will. te Eylmann von der CDU/CSU machte
Vgl.: -»-jäger. dagegen 1990 seinen Kollegen Gansel
(SPD) als „Möchtegern-Schimanski von Modeaffe
der Wasserkante mit Thermosflasche und salopp ab wertendfür einen eitlen, geckenhaf-
rotem Schlapphut“ lächerlich. ten, übertrieben modisch gekleideten Men-
Vgl.: Möchtegernaufsteiger, Möchtegerncasanova, schen.
Möchtegern-Generaldirektor (selten), Möchtegern- Vgl.:-> Affe.
genie, Möchtegern minister, Möchtegernrennfahrer,
Möchtegern- Revol uc ionär, Möchtegernstar. Modearzt
meist abschätzigfiir einen bekannten, belieb-
Möchtegerndichter ten Arzt mit überhöhten Preisen, therapeuti-
spöttisch-abschätzig für jemanden, der schen Extravaganzen und etwas Hokuspokus.
schreibt und sehr gerne als Dichter gelten
würde, sich zu Unrecht als Dichterfühlt und Modedämchen
gibt. Im Januar 1994 brachte die z e it eine geringschätzig für eine eitle junge Frau, die
Besprechung der Neuausgabe des a l l g e - sich nach der allemeuesten Mode kleidet.
m e in e n DEUTSCHEN REIMLEXIKONS VOH Vgl.: —> -chen (-lein), —> Dämchen, Modeherr-
Peregrinus Syntax. Die Rezension von chen (veraltet).
Thomas von Randow war von Anfang bis
Modegeck
Ende gereimt. Über Hans Magnus Enzens-
abschätzigfür eine eitle, übertrieben modisch
berger, der das Vorwort beigesteuert hat,
gekleidete (männliche) Person.
hieß es da: „Auch bringt er uns Möchte-
Vgl.: —» Geck, Modefex (veraltet), Modejüngling.
gerndichtern bei, / wie das Reimlexikon zu
handhaben sei.“ Modenarr
(weibliche Form: Modenärrin) abfiilligfür
Möchtegernkanzler eine eitle, übertrieben modisch gekleidete Per-
spöttisch für einen führenden Politiker, der son.
gerne Kanzler werden würde, oder dem man Vgl.: Kleidernarr, Modefreak, Modetor, -> Narr,
solche Ambitionen nachsagt. Dieses Spott- —> -narr.
wort hat schon viele getroffen, so auch Lo-
thar Späth 1988 aus dem Munde von Modepüppchen
Rainer Brüderle von der FDP: „baden- (nach dem Kinderspielzeug) abschätzig fiir
württembergischer CDU-Möchtegern- ein übertrieben modisch gekleidetes, puppen-
kanzler“. haft wirkendes Mädchen.
VgL: —> -chen (-lein), —* Püppchen.
Vgl.: Möchtegernminister.

Modepuppe
Möchtegernkünstler abschätzig für ein übertrieben modisch ge-
spöttisch-abschätzig für jemanden, der gerne kleidetes (hübsches) Mädchen, eine ebensolche
als Künstler gelten möchte, sich für einen junge Frau.
Künstler hält, obwohl er keiner ist. Vgl.: Modedocke (veraltet), Modetucke, -» Pup-
pe.
Möchtegernschriftsteller
Modernist
spöttisch-abschätzig fiir einen Schriftsteller,
(zu „modern“) oft abschätzigfiir einen Men-
der kein richtiger Schriftsteller ist, iveil seine
schen, der sich übertrieben modern gibt, der
Texte nicht gut genug sind oder weil sie nicht
unkritisch alles Moderne bejaht.
gedruckt werden.
Vgl.: —> -ist.
Vgl.: Möchtegernautor.
Modeschriftsteller
Mocke (Muck) oft geringschätzig für einen vielgelesenen
(eigentlich ein Zuchtschwein) oberdeutsch Schriftsteller, dessen Werke in Mode sind oder
derb ab wertend für eine dicke schlampige waren.
Frau. Vgl.: Modedichter.

276
Modezicke Molch
emotional abwertend fiir eine übertrieben (eigentlich ein im Wasser lebender
modisch gekleidete weibliche Person. Schwanzlurch; meist in Zusammensetzun-
Vgl.: Modefotze (vulgär), Zicke. gen) besonders jugendsprachlich und meist
salopp abwertend fiir eine (männliche) Per-
Mof son: ein alter, trüber Molch.
(seit dem 16. Jahrhundert; stand ursprüng- Vgl.: Dreckmolch, Fettmolch, Genußmolch, Kut-
lich für einen mürrischen, ungehobelten tenmolch (Mönch), —» Lustmolch, Stinkmolch.
Menschen; meist in der Mehrzahl ge-
braucht: Moffen) Scheltname der Nieder- Monarch
länderfiir einen Deutschen. (eigentlich ein gekrönter Herrscher, ein
Vgl.: —> Muff. Kaiser oder König) landschaftlich fiir einen
Landstreicher oder einen fiesen, unangeneh-
Mogler men Menschen.
meist leicht abwertend fiir eine Person, die
ein wenig betrügt, schwindelt oder falsch- Mondgesicht
spielt. abfällig ftir eine Person mit einem runden,
Vgl.: —> -1er, Mogelant, Mogelbruder (selten). ausdruckslosen Gesicht.
Vgl.: —> -gesicht, Vollmondgesicht.
-mogul
(eigentlich ein Herrscher einer mohamme- Mondkalb
danischen Dynastie mongolischer Abstam- (eigentlich eine Mißgeburt der Kuh, die
mung in Indien; aus persisch „mogol“, man dem schädlichen Einfluß des Mondes
eigentlich ~ der Mongole) oft geringschätzig zuschrieb) salopp abwertendfiir einen dum-
fiir einen Großunternehmer, der in einem be- men, einfiiltigen Menschen.
stimmten Gebiet sehr einflußreich ist. In ei- Vgl.: Kalb.
nem SPIEGEL-Essay (April 1994) schrieb der
SPD-Politiker Peter Glotz über die großen Mondsüchtiger
Medienkonzernc: „... die Mogule (Leo (eigentlich jemand, der an Schlafwandel
Kirch, Berlusconi, Murdoch) sind natür- leidet) oft leicht abwertendfiir einen Nacht-
lich konservativ.“ Überhaupt scheint der schwärmer, späten Zecher.
eine besondere Vorliebe für das
s pie g e l
Wort Mogul zu haben: Der Steuerflücht- Moneymaker
ling und CSU-Spezi Eduard Zwick ist ein (englisch, wörtlich: Geldmacher) abschät-
„Bäder-Mogul“ und „Heißwasser-Mogul“, zig für einen gerissenen Geschäftsmann, cle-
Silvio Berlusconi ein „Medlen-Mogul“, veren Großverdiener. ,Adnan Kaschoggi,
und in einem Artikel über Leo Kirch be- der entthronte König der Moneymaker ...“
zeichnet der Autor ihn auf einer halben Sei- (s pie g e l , 1989). Im Moselfränkischen gibt
te nacheinander als „Filmmogul“, „TV- es auch das Wort „Monneemacher“ fiir ei-
Mogul“ und „Medienmogul“. nen Geldscheffier, das aber sicherlich auf
Vgl.: Baumogul, —> Großmogul, KJeinmogul, Me- französisch „monnaie“ zurückgeht.
dienmogul. Vgl.: Mr. Moneymaker.

Möhlenperd Mongo
(wörtlich: Mühlenpferd) norddeutsch abföl- (ein Kurzwort zu „Mongolismus“ = Form
Hgfiir eine derbe, dicke Frau. des Schwachsinns mit mongoloiden Ge-
Vgl.: -4 Pferd. sichtszügen) I. salopp, kaum abwertendfiir
ein Kind, das an Mongolismus leidet. 2. ju-
Moiproter gendsprachlich abfällig für einen dummen,
(wörtlich: Schönplauderer) norddeutsch ab- halbverrückten oder unsympathischen Men-
schätzigfiir einen Schönredner, Schmeichler. schen.

277
Vgl.: Mongi (jugendsprachliche Variante), Mon- dickes Kind), Fettmoppel, —» Kamoppel, Moppel-
gölchen (kaum abwertend, auch Medizinerjar- chen, Mopper (süddeutsche Variante), —> Rinds-
gon). kamoppel, -» Tugendmoppel.

Monomane Mops
(aus griechisch „monos“ = einzeln, einzig; (eigentlich eine kleine, kurzbeinige, dickli-
weibliche Form: Monomanin) oft abschät- che Hunderasse; seltene weibliche Form:
zig fiir eine Person, die von einer einzigen Möpsin) i. scherzhaft-spöttisch, auch ab-
Idee, Vorstellung oder Sache besessen ist. schätzig fiir eine kleine, dicke Person. 2. ab-
Vgl.: -omane. fällig fiir einen mürrischen, verdrießlichen
Menschen. 3. ein Langweiler, träger Mensch.
Monopolist = Monopolkapitalist „Der Mops aus Mainz“, freute sich der Ab-
geordnete Kleinert von den Grünen, als
Monopolkapitalist 1987 im Deutschen Bundestag der dickli-
(zu „Monopol“ = alleiniger Anspruch, Vor- che Kollege Gerster (CDU) vortrat.
herrschaft auf dem Markt; ein häufiges
Vgl.: dicker Mops, -» Dickmops, —> Fettmops,
Wort in der DDR-Propaganda) abschätzig Frechmops (selten), —> Rollmops, saurer Mops
für den Eigentümer oder Vertreter eines (mürrisch, unsympathisch).
marktbeherrschenden Unternehmens.
Vgl.: —> -ist, —> Kapitalist, Monopolherr, Mono- Möpschen
polist.
meist scherzhaft-spöttisch für einen kleinen ->
Mops; auch als Koseioort.
Monster
(eigentlich ein furchterregendes Geschöpf Vgl.: —> -chen (-lein).
oder Fabeltier; geht zurück auf gleichbe-
deutend lateinisch „monstrum“, eigentlich Mopser
= Mahnzeichen) abfälligfiir eine Person, die (zu „mopsen“ = kleine Dinge stehlen, mit-
grausam, unmenschlich ist oder wirkt; Unge- gehen lassen) selten und leicht abwertendfiir
heuer. jemanden, der etwas mopst, heimlich nimmt.
Vgl.: kleine Monster (freche, wilde Kinder), —»
Sexmonster. Mopsgesicht
(nach dem Gesicht des kleinen Hundes,
Monstrum
das einen mürrischen Ausdruck hat) abfäl-
emotional ab wertendfiir i. eine große, häßli-
lig fiir einen Menschen mit einem dümmli-
che, angsteinflößende Person. 2. eine grausa-
chen, mürrischen oderfeisten Gesicht.
me, schreckliche, unmenschliche Person;
Vgl.: -gesicht.
Ungeheuer.

Moralapostel
Möpp = fiese Mopp
abschätzig fiir jemanden, der sich in auf-
dringlicher und kleinlicher Weise ein Urteil
Moppel
über die Moral anderer anmaßt. Der
(mundartliche Verkleinerungsform von
Schriftsteller Wolf Biermann sei ein „hu-
„Mops“) scherzhaft, auch spöttisch-abschät-
zigfiir eine kleine, dickliche Person, ein dickes morloser Moralapostel“, schrieb 1994 ein
Kind. Das folgende Schüttelreimgedicht SPIEGEL-Leser an die Redaktion.
von Harun Dolfs stammt aus dem Jahr Vgl.: —> Apostel, —> -apostel, Sittenapostel.
1896:
„Weil die beiden Moppel dort Moralhüter
Gar so gräßlich zwiegesungen, meist abschätzig fiir eine Person, die sich an-
Hat durch einen Doppelmord maßt, über die Moral anderer zu befinden
Man zum Schweigen sie gezwungen.“ und zu wachen.
Vgl.; Dickmoppel, Doppelmoppel (selten: sehr Vgl.: Tugendhüter.

278
Moralist fährdet. Der berühmte Satz Kurt Tuchol-
abschätzig fiir einen sittenstrengen, ständig skys „Soldaten sind Mörder“ wird
moralisierenden Menschen. Er sei ein „wein- sicherlich noch lange die Rechtsprechung
froher Moralist“, spottete 1994 der s pie g e l beschäftigen. Bundespräsident Herzog
über den TV-Moderator und Erfolgsautor merkte dazu 1996 an: „Soldaten sind keine
Ulrich Wickert. Der Deutsche Außenmi- Mörder, im Gegenteil.“ Präzise und sach-
nister Kinkel ist für die Bündnisgrüne Ant- lich ist dagegen die oft getroffene Feststel-
je Vollmer (1996) sogar ein „Einser- lung: „Raucher sind potentielle Mörder.“
Moralist“. Vgl.: —> Brudermörder, Justizmörder, S Kinder-
Vgl.: Antimoralist, —> Immoralist, —> -ist, Morali- mörder, —) Kindesmörderin (Kindsmörderin),
sieret (selten). Verbal moralist. Königsmörder, —» Massenmörder, —> Meuchel-
mörder, Mordbestie, Rufmörder, —> Schreibtisch-
Moralpauker = Moralprediger mörder, —» Selbstmörder.

Moralprediger Mörderbande
(bereits 1882 in Friedrich Nietzsches Schrift emotional abwertendfür eine -> Bande von
DIE FRÖHLICHE WISSENSCHAFT) abschätzig
Mördern.
ßir jemanden, der andere in moralischen Vgl.: —> -bande, Mordbande (Variante).
Fragen aufdringlich belehrt und ermahnt.
Vgl.: Moralfex (selten), Moralgigant (selten, iro- Mordgeselle
nisch), Moralpapst, Moralpauker, Moraltante (sel- eine veraltende und emotional abwertende
ten, eher weiblich), Moral-Wauwau, —> Prediger, Bezeichnung fiir einen Mörder oder dessen
Sittenprediger, Tugendprediger. Komplizen.
Vgl.; Geselle.
Moraltrompeter
(Friedrich Nietzsche verspottete 1888 Schil- Mords-
ler wegen dessen Idealismus als „Moral- ein Wortbildungselement mit emotional ver-
trompeter von Säckingen“) spöttisch- stärkender Wirkung bei unterschiedlichen
abschätzigfür einen —> Moralprediger. Schimpfwörtern.
Vgl.: Mordsdackel (südwestdeutsch), Mordsfatz-
Morchel ke, Mordsidiot, Mordskamel, Mordslackel (ober-
(eigentlich eine Pilzgattung; hier wohl ver- deutsch), Mordslump (selten), Mordsrindvieh,
kürzt aus „Stinkmorchel “) abfälligßir eine Mordssäckel, Mordtrumm, —> Riesen-.
schlampige, unangenehme Frau.
Vgl.; alte Morchel, —» Stinkmorchel. Mordsbagage
emotional abwertend fiir übles Gesindel,
Mordbrenner Pack.
emotional abwertend für einen skrupellosen Vgl.: —> Bagage.
Brandstifier und Mörder. Das Wort ist 1994
durch die „Mordbrenner von Solingen“ Morgenmuffel
wiederbelebt worden. scherzhaft, auch leicht abwertend fiir einen
Menschen, der morgens meist mürrisch und
Mordbube wortkarg ist.
veraltetfiir einen Mörder. Vgl.: Abendmuffel (selten), —> Muffel, —» -muffel.
Vgl.: —> Bube (Bub).
Moritz s. der kleine Moritz
Mörder
emotional abwertendfiir I. einen Menschen, Möse
der einen Mord begangen hat: ein gedunge- (eigentlich eine saloppe Bezeichnung für
ner, kaltblütiger, eiskalter, grausamer Mör- das weibliche Geschlechtsteil) derb abwer-
der. 2. jemanden, der etwas vernichtet oder tendfür 1. eine weibliche Person. 2. eine Pro-
der in unverantwortlicher Weise Leben ge- stituierte.
Moses Muck = Mocke (Muck)
(nach dem biblischen Moses, dem Stifter
der israelitischen Religion, der als Säugling Mücke
in einem Binsenkorb ausgesetzt worden geringschätzig für einen kleinen, schwächli-
sein soll) i. selten abschätzigfiir einen lang- chen oder unbedeutenden Menschen.
weiligen Mann oder Jungen. 2. spöttisch für Vgl.: —> Schmeißmücke.
das jüngste Mitglied einer Schiffibesatzung.
Vgl.: —> Kalb Moses. Mucker
(zuerst ein Spitzname der Pietisten um den
Mostkopf Jenaer Professor Johann Franz Budde zu
südwestdeutsch und schweizerisch für einen Beginn des 18. Jahrhunderts) 1. abfälligfiir
Dummkopf Einfaltspinsel. einen Duckmäuser, Heuchler, Frömmler. 2.
Vgl.: -köpf (-kopp), Mostschädel. landschaftlich abschätzig fiir einen mürri-
schen, verdrießlichen Menschen. 1748 er-
Motherfticker schien die deutsche Übersetzung des

(im Amerikanischen ein vulgäres, sehr belei- t ar t uffe von Moliere unter dem Titel:
DER MUCKER ODER MOLI^RENS SCHEINHEI-
digendes Schimpfwort mit der wörtlichen
Bedeutung „Mutterficker“) jugendsprach- LIGER Be t r ü g e r t a r t ü f f e . In einem
lich, besonders im Szenejargon verächtlich Schlager von 1925 heißt es: „Und weil ich
oder als grobe Abweisung für einen äußerst durchaus kein Mucker, nahm ich meinen
unsympathischen Mann. Der Jazztrompeter Operngucker ...“ Dazu der Buchstabe M
Miles Davis sagte einmal, er werde ein aus einem Schüttelreim-ABC von Benno
Wörterbuch schreiben, das mit seinem Papentrigk:
Lieblingswort „motherfticker“ beginne. „Die Maus sich um den Zucker müht.
Darauf hingewiesen, daß Wörter mit „m“ Ein mürrisch Maul der Mucker zieht.“
im Alphabet erst weiter hinten kommen, Vgl.: —»Aufmucker.
erwiderte er, dann solle es eben mit „a mo-
therfticker“ beginnen. müder Krieger
spöttisch-abschätzig für einen müden, abge-
Motte arbeiteten oder überhaupt trägen, schwunglo-
(vielleicht nach dem unruhigen, taumeli- sen Menschen.
gen Flug des winzigen Schmetterlings, des- Vgl.: müder Knochen, müder Sack.
sen Raupen Löcher in Kleidung fressen
möchten) veraltend abschätzig fiir 1. ein müder Laden
leichtlebiges, flatterhaftes Mädchen. 2. einen salopp abwertendfür eine langweilige Gesell-
Sonderling oder Spaßvogel. schaft, faule Belegschaft, langsam arbeitende
Vgl.: flotte Motte, —> kesse Motte, —> tolle Motte. Behörde, schwunglose Mannschaft o.ä.
Vgl.: —> lahmer Laden, müder Haufen, müder
Motzer Verein, schlapper Laden (selten).

abschätzig fiir einen (ständig) nörgelnden,


müder Verein = müder Laden
schimpfenden, meckernden Menschen. In der
Figur des ewig motzenden „Friedhelm
Motzki“ aus der ARD-Fernsehserie m o t z - Müdmann
k i (um 1990) hat dieser Menschentyp Ge- abfälligfür einen trägen, energielosen Mann;
stalt angenommen. Faulenzer.
Vgl.: Morzb rocken (selten, zu „Kotzbrocken“), Vgl.: —» -mann, Müdling.
Motzke (berlinisch), Motzki (nach der TV-Figur),
Motzknochen, Motzkopf. Muff
abschätzig fiir einen mürrischen, schmollen-
Motzkopf = Motzer den, finsteren Menschen.

280
Muffel Muhagel (Muhackel)
(zu „muffeln“ = mürrisch sein) abschätzig (vielleicht aus mittelhochdeutsch „müc“ »
fiir i. einen mürrischen, unfreundlichen Mühe, Verdruß und „hache“ - Bursche)
Menschen. 2. jemanden, der sich (Neuem, ein süddeutsches Schimpfwort fiir einen gro-
Ungewohntem gegenüber) ablehnend, unin- ben, ungehobelten Kerl.
teressiert zeigt. L.H. von Nicolay übersetzte
1819 Molares t a r t u f f e unter dem Titel Muli
MUFFEL ODER DER SCHEINHEILIGE. (eigentlich ein Maulesel, aus lateinisch
Vgl.: —> Kamuffel. „mulus“) i. abfällig fiir einen dummen,
starrköpfigen Menschen. 2. soldatensprach-
-muffel lich scherzhaft-spöttisch fiir einen Gebirgsjä-
(nach der Prägung „Krawattenmuffel“, die ger.
1966 in der Werbung auftauchte; grund- Vgl.: Bergmulis (Plural, Gebirgsjäger).
sätzlich mit Substantiven gebildet) meist sa-
lopp und leicht abwertend fiir eine Person, Mulscheister
die einer bestimmten Sache gleichgültig oder (verdreht aus „Schulmeister“, Anspielung
ablehnend gegenübersteht. Die große Zeit auf „Maul“ und „scheißt er“) ein derber,
dieses Wortbildungselements scheint vor- auch abfälliger Schülerscherz fiir einen Leh-
über. Nur noch selten findet man neue rer, schlechten Lehrer.
„-muffel“. In der f r a n k f u r t e r r u n d - Vgl.: —> Schulmeister.
s c h a u (Juli 1994) wurden die Deutschen
als „geeintes Volk von Impfmuffeln“ geta- Mumie
delt. Neuere Gelegenheitsbildungen sind (eigentlich eine durch Ein balsami er en oder
auch „Technologiemuffel“ und „Karriere- Austrocknen vor der Verwesung geschützte
muffel“. Leiche) besonders jugendsprachlich salopp
Vgl.: Abendmuffel, An sehn all muffel, Arbeitsmuf- ab wertend für einen alten oder nicht mehr
fe!, Automuffel, Behörden muffel, Benimm-Muf- jungen Menschen; im Plural vor allemfär die
fel, —» Bewegungsmuffel, Bildungsmuffel, Eltern. Die Jury bestehe aus „lauter Mu-
Büchermuffel, Disko-Muffel, —> Ehemuffel, Fa-
mien, die darum ringen, etwas Wichtiges
schingsmuffel, Fastnachtsmuffel, Ferienmuffel, —>
Fernsehmuffel, Fußballmuffel, Gesellschaftsmuf- zu sagen“, fand eine teilnehmende Autorin
fel, Gesprächsmuffel, —» Gurtmuffel, Haushalts- beim Wettlesen um den Ingeborg-Bach-
muffel, —> Heiratsmuffel, Karnevalsmuffel, mann-Preis 1995 in Klagenfurt. Eine gele-
Kirchen muffel, Konsummuffel, —» Krawatten- gentlich verwendete neue Steigerung ist
muffel, —> Kulturmuffel, Lesemuffel, Modemuf- „Ötzi“, eigentlich ein Wort für die mumi-
fel, —> Morgen muffel, Reisemuffel, Schreibmuffel,
fizierte Leiche, die Anfang der 90er Jahre in
—> Sex muffel, —» Sportmuffel, Telemuffel,
den Ötztaler Alpen gefunden wurde. So
Trinkgeld muffel, Umweltmuffel, Vereinsmuffel,
Wei hn ach tsm u ffel. mußte sich Otto Waalkes, dessen Gealbere
und Gehopse mittlerweile etwas altbacken
Muffkopp (Muffkopf) wirken, im s pie g e l (1995) als „Komiker-
abfällig fiir eine unfreundliche, mürrische, Ötzi“ bezeichnen lassen.
wortkarge Person. Vgi.: Spießer-Mumie.
Vgl.: -> -köpf (-kopp), Muffer (auch für einen
Stinker), Muffsack (selten). Mumienschänder
besonders jugendsprachlich scherzhaft-spöt-
Mufti tisch, auch abfällig fär einen Sexualpartner
(eigentlich ein islamischer Rechtsgelehrter einer deutlich älteren Frau.
und Gutachter) vorwiegend jugendsprach- Vgl.: —> Schänder, —> -Schänder.
lich abschätzig fiir 1. einen faden, langweili-
gen Kerl 2. einen Angeber, Gernegroß. 3. Mummelgreis (Mümmelgreis)
einen unfreundlichen, „muffigen“Menschen. (zu „mummeln, mümmeln“ = unverständ-
Vgl.: Großmufti, —» Obermufti. lich murmeln; zahnlos kauen) geringschät-

281
zig fiir einen gebrechlichen (zahnlosen) alten Musche
Mann. (aus spätmittelhochdeutsch „mutze“ =
Vgl.: —> Greis. Vulva) landschaftlich salopp abwertendfür 1.
eine leichtlebige, liederliche weibliche Person.
Mumpfel 2. eine Prostituierte.
(Nebenform zu „Muffel“) vorwiegendfrän-
kisch abschätzigfur eine mürrische, wortkar- Muschkote
ge Person. (entstellt aus „Musketier“) im Jargon der
Soldaten veraltend abschätzigfür einen Fuß-
Münchhausen soldaten, einfachen Soldaten ohne Rang oder
(nach dem Freiherrn von Münchhausen, übertragen fiir einen einfachen Menschen.
1720 - 1797, dessen phantasievolle Lügen- „Sie sind ja nur Muschkoten, und er ist ein
geschichten vor allem durch die von Gott- hohes Tier“ (Erich Maria Remarque: im
fried August Bürger besorgte Buchausgabe WESTEN NICHTS NEUES, I929).
außerordentliche Verbreitung fanden) ofi Vgl.: Muschko (Kurzform).
leicht abwertendfiir einen wortreichen Prah-
ler, Aufschneider. Museumsstück
Vgl.: —» Lügenbaron. spöttisch-abschätzig fiir eine ältliche (zueibli-
che) Person.
Mündungsschoner Vgl.: —> Stück.
(eigentlich eine Verschlußkappe für die
Mündung einer Schußwaffe) veraltend Muskelprotz
spöttischfür einen kleinwüchsigen Menschen. abschätzig fiir einen Menschen, der mit sei-
nen Muskeln, mit seiner Körperkraft prahlt.
Murkel VgL: geistiger Muskelprotz, —> Kraftprotz, -»
(ursprünglich ein Krümel, kleines Stück- Protz (Protzer), —> -protz.
chen) landschaftlich oft abschätzig fiir ein
kleines Kind, einen kleingewachsenen Men- Müsli
schen. (eigentlich ein Rohkostgericht aus Hafer-
flocken, Milch und Früchten) scherzhaft-
Murkser spöttischfiir einen Menschen, der sich vorwie-
salopp abwertendfiir einen Pfuscher, Stüm- gend von Vollwertkost ernährt (und einen
Kult daraus macht).
per.
Vgl.: Müsli-Fresser, Müsli-Typ.

Murmeltier
Müßiggänger
(eigentlich ein kleines Nagetier, das vor al-
abschätzig fiir einen gelangweilt untätigen
lem im Hochgebirge vorkommt und für
Menschen, Faulenzer. Ein Epigramm von
seinen langen Winterschlaf sprichwörtlich
Friedrich von Hagedorn (1708 — 1754):
bekannt ist) leicht abwertendfiir 1. jeman-
den, der sehr lange oder sehrfest schläft. 2. ei- „Langweiliger Besuch macht Zeit und
nen trägen, langweiligen Menschen. 3. Zimmer enger:
O Himmel schütze mich vor jedem
jemanden, der undeutlich spricht, „mur-
Müßiggänger!“
melt“.
Vgl.: —> Tier, —> -tier.
Muster
Murrkopf oberdeutsch leicht ab wertend oder tadelndfür
eine veraltende abschätzige Bezeichnung fiir ein freches, faules oder liederliches Mädchen.
einen mürrischen, oft verdrießlichen Men-
schen. Muster an...
Vgl.; -köpf (-kopp), Murrjan (norddeutsch), (auch pathetisch verwendet) ironischfür ei-
Murrkater, Murrpeter. nen Menschen, der keineswegs ein Vorbild,

282
ein Muster an ... ist, sondern eher das Gegen- Mutti
teil: ein Muster an Hingabe, Kollegialität, (eigentlich ein familiäres oder Kosewort für
das Muster eines guten Schülers. die Mutter) salopp, auch leicht abwertend
fiir eine mütterlich, bieder, treuherzig wir-
Muster ohne Wert kende Frau. Über die damalige deutsche
landschaftlich selten als Schelte für ein dum- Bundesfamilienministerin schrieb die
z e it (April 1994): „Hannelore Rönsch ist
mes, faules, durchtriebenes Mädchen, eine
keine Mutti. Schwarze Pumps, schlanke
ebensolche Frau.
Waden ..."
Vgl.: Katzenmutti, Muttchen.
Musterknabe
abschätzig fiir eine überaus gehorsame, Muttis Liebling = Mamas Liebling
dienstfertige (männliche) Person (die da-
durch fiir andere ein Ärgernis ist); auch iro- Mystifikator
nisch verwendet. selten als geringschätzige bildungssprachliche
Vgl.: —> Knabe. Bezeichnung fiir jemanden, der Dinge mysti-
fiziert, ihnen ein geheimnisvolles Gepräge
„Mutter der Nation“ verleiht und sie dadurch überhöht und ver-
oft spöttisch oder leicht abwertendfiir eine be- schleiert.
rühmte ältere Frau, die zum Inbegriff der Vgl.: Mystifikateur (Variante).
Mütterlichkeit geworden ist. Die Schauspie-
lerin Inge Meysel wurde früher oft so ge-
nannt, ebenso die „Mutter Beimer“ aus
Hans W. Geissendörfers endloser Fernseh-
serie Lin d e n s t r a s s e . Die Sexartikelhänd-
lerin Beate Uhse wurde dagegen zur
„Porno-Mutter der Nation“ befördert
(z e it , Juni 1994).

Mutterbübchen = Muttersöhnchen

Mutterhansel
süddeutsch abschätzigfiir einen verweichlich-
ten, von der Mutter völlig abhängigen Jun-
gen.
Vgl.: —» Hansel, —> -hänsel, Lehrerhansel, Mama-
hansel.

Muttersöhnchen
abfällig fiir einen verwöhnten, unselbständi-
gen Jungen oderjungen Mann.
Vgl.: -chen (-lein), Mamabübchen, Mama-
söhnchen, Mutterbübchen, Mutterkind, Mutter-
knabe (selten), Muttertöchterchen, Vatersöhnchen
(selten).

Muttertier
spöttisch-abschätzig fiir eine Frau, die ganz
in ihrer Mutterrolle aufgeht.
Vgl.: —> Tier, —> -tier.

283
Nachsitzer
abschätzig fär einen Schüler, der zur Strafe
länger in der Schule bleiben muß.
Vgl.: Nachbleiber.

Nachsprecher
eine blasse Schelte fär jemanden, der Worte
anderer gedankenlos wiedertgibt.

üan»ia Nachtbube
(oft: Plural) schweizerisch abschätzig fär ei-
nen jugendlichen Nachtschwärmer, einen
Burschen, der sich nachts herumtreibt.
Vgl.: -> Bube (Bub).

Nabelficker Nachteule
derb abwertend für einen egozentrischen, i. Nachtschwärmer, später Zecher. 2. häßli-
ganz mit sich selbst beschäftigten Menschen. ches altes Weib, 3. Spottfär eine Person, die
Vgl.: Ficker. Nachtdienst hat.
Vgl.: —> Eule.
Nabob
(von arabisch „nuwwab“ = Stellvertreter, Nachtfalter = Nachtschwärmer
Statthalter) oft leicht spöttisch fiir einen
steinreichen Mann, der pompös auftritt. Nachtlicht
vor allem in Süddeutschland oft abschätzig
Nachäffer
für jemanden, der die Nacht zum Tage
eine Person, die etwas oderjemanden aufein-
macht.
fallslose Weise nachahmt und dabei vergrö-
bert und übertreibt.
Nachtmütze = Schlafmütze
Vgl.: Äffer, Nachahmer (schwächer), Nachma-
cher.
Nachtrabe
Nachbeter geringschätzigfär jemanden, der sich nachts
jemand, der geist- und kritiklos Meinungen herumtreibt.
anderer zum besten gibt. Vgl.: -4 Rabe.

nachgemachter Mensch Nachtschattengewächs


abfällig fär einen belanglosen, läppischen
(eigentlich eine Pflanzenfamilie, zu der
Menschen, das Gegenteil einer Persönlichkeit.
auch Kartoffel und Tomate gehören) spöt-
tisch, auch abschätzigfär 1. eine nachts tätige
Nachläufer
Prostituierte. 2. einen Nachtschwärmer.
ein unkritischer, leichtgläubiger Anhänger.
Vgl.: Gewächs.
Nachplapperer
(weibliche Form: Nachplapperin) abwer- Nachtschwärmer
tend fär jemanden, der etwas nachspricht, (eigentlich ein Nachtfalter, ein Schmetter-
ohne den Inhalt verstanden zu haben. ling, der in der Nacht aktiv ist) oft abschät-
„Nachplapperer rechter Parolen“ (s pie g e l , zig fär einen Menschen, der sich nachts
Mai 1994). vergnügt, der nicht nach Hausefindet und ei-
Vgl.; Nach Schwätzer (selten), —» Plapperer (Plapp- nen lockeren Lebenswandel hat.
rer). Vgl.: Nachtfalter.

284
Nachttopfschwenker Namenchrist
harmloser Spott fiir Zivildienstleistende, jemand, der nur scheinbar, „dem Namen
Krankenpfleger u.dergl nach“, ein Christ ist.
Vgl.: —> Pißpottschwenker. Vgl.: kalter Christ, Kirchensteuerchrist, —» Maul-
christ, —> Scheinchrist, Steuerchrist, —> Tauf-
scheinchrist.
Nachtvogel
abfällig für einen Nachtschwärmer oder
Napfkuchen (Nappkuchen)
überhaupt für jemanden, der nachts unter-
(eigentlich ein runder, in einem Napf ge-
wegs ist.
backener Kuchen) dümmlicher, tölpelhafter
Vgl.: —> Vogel, —> -vogel.
Mensch.

Nachtwächter
Nappsülze
ein geistesabwesender, schläfriger Mensch (zu „Napf“) ein energieloser, dummer, unfä-
ohne Elan; Versager. In diesem Sinne kom- higer Mensch.
mentierte d ie Wo c h e (November 1994)
den äußerst knappen Machterhalt der
Narr >
Bonner Regierungskoalition bei der Bun-
(weibliche Form: Närrin) ein einfältiger, tö-
destagswahl mit dem Wortspiel „Macht-
richter oder verrückter Mensch; oft auch je-
wächter“. Das ist auch der Name eines
mand, der sich albern auffährt, sich „zum
Kölner Kabaretts.
Narren macht“: ein eitler, aufgeblasener, ein-
gebildeter, alberner, sentimentaler Narr.
Nachzügler Friedrich Rückert beschrieb das Wesen der
geringschätzig oder tadelnd fär jemanden, Narren in einem Epigramm:
der verspätet kommt oder bei etwas hinterher- „Das sind die Weisen,
hinkt. Die durch Irrtum zur Wahrheit reisen.
Vgl.: —> -ler. Die bei dem Irrtum verharren,
Das sind die Narren.“
Nacktarsch Vgl.: alter Narr, gelehrter Narr, gutmütiger Narr,
derb und oft spöttisch-abschätzigfär 1. einen hundertelfprozentiger Narr (hundert plus die Kar-
Nackten. 2. einen völlig Mittellosen, eine nevalszahl Elf: Fastnachtsgeck), Narrenkopf,
verliebter Narr.
Frau ohne Aussteuer.
Vgl.: —> Arsch, -arsch, -» Bloßarsch.
-narr
i. meist abschätzigfär eine Person mit einer
Naderer
übertriebenen und ah „närrisch“ bewerteten
(hängt vielleicht mit dem Wort Natter zu- Vorliebefär etwas Bestimmtes. 2. seltenerfär
sammen) österreichisch fär einen Spitzel, einen -> Narren einer besonderen Art oder
Verräter. Ausprägung.
Vgl.: —> Aprilnarr (Aprilsnarr), —» Autonarr, Bat-
Nagel zum Sarg = Sargnagel zennarr (geizig), Blumennarr, —> Büchernarr,
Dreiviertelsnarr, —» Halbnarr, —> Hansnarr, —>
Hundenarr, Liebesnarr, —> Modenarr, Musiknarr,
Naivehen
—> Pferdenarr, Putznarr, —> Schalksnarr, Titelnarr,
ein treuherzigerjunger Mensch, naives Mäd- —> Waffennarr, —» Weibernarr, Ziernarr.
chen.
Vgl.: —> -chen (-lein). Narr in Christo
(stammt aus dem Titel des Romans d e r
Naivling NARR IN CHRISTO EMANUEL QUINT V0H
ein allzu argloser, gutgläubiger (törichter) Gerhart Hauptmann aus dem Jahr 1910;
Mensch. nach einer Stelle aus dem Neuen Testa-
Vg}.: —> -ling, Naivian (selten, Palindrom). ment, in der es heißt: „Wir sind Narren um

285
Christi willen“) bildungssprachlich selten fiir Naschmaul
einen weltfremden christlichen Idealisten, salopp oder derb fiir einen —> Nascher.
Auch die Bezeichnung „heiliger Narr“ Vgl.: Leckermaul, -maul, Schleckermaul,
kommt vor, etwa in dem Sachbuchtitel Süßmaul.
PAPST WOJTYLA. DER HEILIGE NARR (1983)
von Horst Herrmann. Nasenbär
(eigentlich ein in Süd- und Mittelamerika
Närrchen (Närrlein) heimischer Kleinbär mit langer, rüsselför-
meist neckend oder als gutmütige Schelte fiir miger Nase) allgemeiner Spottname, auch
einen kleinen -> Narren. Kus dem Gedicht abschätzig, besonders fiir einen großnasigen
„Raucherweisheit“ von Edwin Bormann oder tolpatschigen Menschen.
(1851-1912): Vgl.: —> Bär.
„Wer nicht liebt Wein, Weib und Ge-
Nasenbohrer
sang,
vor allem bayrisch abfällig fiir i. einen Men-
Der bleibt ein Narr sein Leben lang.
schen, der in Gegenwart anderer in der Nase
Und wer nicht liebt ein Zigärrchen,
Bleibt mindestens ein Närrchen.“ bohrt. 2. einen langweiligen Menschen; unbe-
Vgl.: —> -chen (-lein). darften Burschen.

Narrenhäusler Nasenkönig
abfällig fiir einen Insassen einer Anstalt fiir Spottname für einen Menschen mit auffal-
Geisteskranke. lend großer Nase.
Vgl.; —> Irrenhäusler, —> -1er, —» Tollhäusler. Vgl.: —> -könig.

Narrenkasper Nasenpopel
(nach dem Vornamen Kaspar) Steigerung (eigentlich ein Stück fest gewordener Na-
von —» Narr; närrischer, zappeliger Kerl senschleim) emotional abwertend fiir einen
Vgl.: —> Hanskasper, —> Kasper. völlig unbedeutenden, unscheinbaren Men-
schen.
närrischer Kauz Vgl.: —> Popel.
abschätzig fiir eine unvernünftige, skurrile
(männliche) Person. Naseweis
Vgl.: —> Kauz, —> komischer Kauz, närrischer Gik- (Als „nasewis“ galt ursprünglich ein scharf
kel, närrisches Huhn, —> Uhu, wunderlicher Kauz. witternder Jagdhund, der mit seiner Nase
die Spur „weisen“ konnte) vorlauter junger
Narziß Mensch; vorwitzigfragendes Kind.
(nach Narkxssos, dem schönen Jüngling Vgl.: Jungfer Naseweis (veraltet), kleiner Naseweis.
aus der griechischen Sage, der sich in sein
Spiegelbild verliebte und schließlich in eine Nassauer
Narzisse verwandelt wurde) bildungssprach- (Scherzbildung zum Ortsnamen Nassau;
lich für einen egozentrischen, selbstgefälligen wohl zu „naß“ im Sinne von „mittellos,
Menschen. umsonst“) ungebetener Tischgenosse, Schma-
rotzer.
Nascher (Näscher) Vgl.: —> Sozialnassauer.
jemand, der, meist heimlich und in kleinen
Happen, Süßigkeiten oder andere Genußmit- nasser Bruder
tel zu sich nimmt. Säufer, Betrunkener; Zechkumpan.
Vgl.: —» Bruder, —> -bruder, feuchter Bruder.
Naschkatze
Scherz und milder Tadel für einen -> Na- nasser Sack
scher; meistfiir ein Kind. ein plumper Mensch; schlaffer, haltloser Kerl.
Vgl.: —> Katze, Naschkater, Naschkätzchen. Vgl.: —> Sack.

286
Nationalist Nazi
ein meist engstirniger, intoleranter Mensch mit I. in der Schweiz und Süddeutschland veral-
übersteigertem Nationalgefiihl. Der Frankfur- tet fiir einen lächerlichen, einfältigen Mann,
ter Kabarettist Matthias Beltz gestand im einen Tölpel; verkürzt aus dem katholischen
s pie g e l (März 1994): „Wenn ich Fußball männlichen Vornamen Ignatius. 2. Kurzwort
guck’, bin ich Nationalist, da gibt’s nichts.“ fiir —> Nationalsozialist mit Bedeutungsver-
Vgl.: Deutschnationaler, —> -ist, Ultranationalist. schlechterung im Sinne von Ultranationalist,
Faschist. Dabei entstand die handlich kurze
Nationalsozialist Bezeichnung als parodistische Analogiebil-
ah politische Feindbezeichnung oder abschät- dung zum älteren Won Sozi, wie 1944
zigfiir einen Vertreter oder Anhänger des Na- Franz H. Mautner in seinem Aufsatz n a z i
tionalsozialismus. u n d SOZI ausführte. Zuerst bezog sich das

Vgl.: —> -ist. Wort 1903 auf die „Nationalsozialen“ des


Friedrich Naumann. Aber schon 1923
Natschalnik meinte Kurt Tucholsky damit die Natio-
nalsozialisten. Während der Naziherrschaft
(das russische Wort für ,,Chef‘) vor allem
im Sprachgebrauch der DDR veraltend ab- war das Wort in Deutschland freilich ver-
boten, während es im Ausland, insbeson-
wertend oder auch nur scherzhaft fiir einen
dere im englischen Sprachraum, mehr und
Vorgesetzten, Leiter, Chef.
mehr zu einem Synonym für den Deut-
schen wurde. Heutzutage ist die Titulie-
Natter
rung als „Nazi“ in der politischen
(eigentlich eine meist nicht giftige Schlan-
Auseinandersetzung recht häufig. „Ihr seid
ge) ein gehässiger, falscher Mensch, meist eine
die Nazis von heute!“ rief ein Abgeordneter
Frau.
namens Müller von der CDU/CSU-Frak-
Vgl.: —> Giftnatter.
tion 1986 den Grünen zu, während Henryk
M. Broder in dem streitbaren Bildhauer
Natternbrut Alfred Hrdlicka einen „linken Nazi“ zu er-
verächtlich fiir heimtückische, böse Men- kennen glaubte (pr o f il , Ende 1994). In ei-
schen; eine üble Gesellschaft. nem Interview der Zeitschrift Focus
Vgl.: Brut, -» -brüt, Natterngeschmeiß, Nat- (Januar 199(2) drohte der Fälscher der „Hit-
ter ngezücht, —> Ottern brüt, Schlangenbrut. ler-Tagebücher“ Konrad Kujau: „Wenn ei-
ner Nazi sagt, kriegt er eine geknallt. Da
Natterngezücht = Natternbrut gibt es keine Klage, sondern als Sofortmaß-
nahme eine Ohrfeige.“ Auf eine ganz ande-
Naturapostel re Idee verfiel ein österreichischer Politiker
spöttisch-ironisch, auch geringschätzigfür je- von der rechtslastigen FPÖ. Für ihn war
manden, der ein betont einfaches, naturver- „Nazi“ die Abkürzung von „neu, attraktiv,
bundenes Leben fuhrt und dabei etwas zielstrebig, ideenreich“.
wunderlich erscheint. Vgl.: alter Nazi, —» Alcnazi, Erznazi, Jungnazi,
Vgl.: —> Apostel, —> -apostel. —> Neonazi, —> Sozi.

Naturbursche Nazi-
(ursprünglich ein Rollenfach im Theater) mehr oder iveniger abwertendfiir einen nä-
ein einfacher, urwüchsiger (junger) Mann; her bestimmten Nazi. 1951 nannte der
ofi mit dem Vorwurfeiner gewissen Unkulti- SPD-Politiker Herbert Wehner im Deut-
viertheit und eines allzu schlichten Gemüts. schen Bundestag den Abgeordneten von
So rüffelte der s pie g e l (November 1994) Thadden einen „Naziflegel“. Das Grund-
den Heimatdichter Hermann Löns als wort der Zusammensetzung kann auch
„erzdumpfen Naturburschen“. neutral sein, etwa eine Berufsbezeichnung
Vgl.: —> Bursche. wie bei „Nazi-Richter“. Von ähnlicher Be-
deutung, aber allgemein kraftloser sind Neger
Verbindungen mit „NS-“, beispielsweise (eigentlich ein Angehöriger der negriden
„NS-Schulungsredner“ (wiederum der gro- Rasse; von lateinisch „niger“ = schwarz) 1.
ße Schimpfbold Herbert Wehner, diesmal veraltend oder salopp fiir einen Schwarzen;
über Rainer Barzel von der CDU, 1959). von vielen Schtoarzen ah beleidigend emp-
Vgl.: Nazifiihrer, Nazigesindel, Nazigröße, Nazi- funden. Der Spr a c h d ie n s t berichtete
ideologe, Nazi-Scherge, Nazischwein. 1994, daß vor allem im Osten Deutsch-
lands die Frauen und Freundinnen von
Nazibonze Farbigen, auch wenn diese anderen Rassen
verächtlich fiir einen (engstirnigen, überheb- angehören, als „Negerhure“, „Neger-
lichen) hohen Funktionär bei den Natio- schlampe“ o.ä. beschimpft werden. Dazu
nalsozialisten. Diese setzten ihrerseits ein Beleg aus der „Neuen Frankfurter
ebenfalls die Bezeichnung Bonze als politi- Schule“, und zwar giftet in einer Karikatur
sches Fahnenwort gegen Leute aus dem lin- von Robert Gernhardt (t it a n ic , 1993) eine
ken Lager ein. Frau einen Mann mit den Worten an:
Vgl.: —» Bonze, —> -bonze, Nazigröße, NS-Bonze. „Schon, daß du immer Neger sagst statt
Schwarzer, das empfinde ich schlicht als
Nazisse frauenfeindlich!“ 2. Spottwort für einen
(scherzhafte Bildung einer weiblichen Form dunkelgebräunten „Sonnenanbeter", 3. land-
zu „Nazi“ in Anlehnung an den Blumenna- schaftlich, vor allem bayrisch, fiir einen dum-
men Narzisse) ein seltenes, oft abschätziges men, unkultivierten Mann. 4. geringschätzig
Wort fiir eine überzeugte Anhängerin oder für einen unterbezahlten Arbeitnehmer; fiir
Vertreterin des Nationalsozialismus. jemanden, der niedrige Arbeiten fiir andere
leisten muß; Lehrling, Rekrut. 3. in Öster-
Vgl.: Nazistin.
reich meist scherzhaft-spöttisch für einen Mit-
tellosen, „Abgebrannten “, nach der Redensart
Nazist
„neger sein ". 6. salopp, oft spottendfür einen
eine seltene abtvertende Bezeichnung für ei-
Ghostwriter, einen unbekannten, verheim-
nen -> Nationalsozialisten.
lichten Verfasser von Politikerreden, fremden
Vgl.: —> -ist.
Doktorarbeiten, Fußballer-Biographien oder
auch von manchem Erfolgsroman. Von Alex-
N aziverbrecher
andre Dumas, dem Alteren, wurde be-
jemand, der als -> Nazi Verbrechen begangen hauptet, er habe zeitweilig über siebzig
hat. „Neger“ beschäftigt.
Vgl.: NS-Verbrecher, Verbrecher, —> -verbre- Vgl.: Bambusneger (primitiv), Busch neger (Hin-
chet. terwäldler), Nappneger (einfaltig), Negerschickse,
—> Nigger, —» Saftneger, —> Topfenneger.
Nebbich.
(jiddisch) ein unbedeutender Mensch; Tölpel Neider
ein Mensch, der anderen etwas neidet, miß-
Nebelkrähe gönnt; gelegentlich wie das stärkere -> Neid-
(eigentlich ein grauer Krähenvogel) häßli- hammel verwendet. Ein Epigramm von
ches Weib; auchjugendsprachlich fiir ein un- Andreas Tscherning aus dem Jahre 1642:
attraktives Mädchen. „Du kannst dir jeden Feind versöhnen
Vgl.: —> Krähe. und verbinden,
Nur bei dem Neider wirst du niemals
Negativist Gnade finden.“
jemand, der grundsätzlich alles ablehnt und
bekrittelt. Neidhammel
Vgl.: —» -ist, Negierungsrat (Wortspiel zu „Regie- (vom Futterneid der Hammel gegenüber
rungsrat"). den Widdern) ein altes Schimpfwort fiir ei-

288
nen neiderfüllten, mißgünstigen Menschen. Neonazi
Harry Rowohlts Kolumne „Pooh’s Cor- i. den Nachkriegsgenerationen angehörender
ner“ in der z e it (November 1996) trug den Anhänger des Nationabozialismus; junger
Untertitel „Meinungen eines Neidham- Nazi. 2. -+ Neofaschist.
mels von hohen Graden“. Vgl.: Jungnazi, —> Nazi, Neonazist.
Vgl.: —> Hammel, —> -hammel, Neidbold, Neid-
hals, Neidhund, Neiding, Neidkopf, Neidkötel Nepper
(selten), Neidling, Neidteufel. jemand, der andere durch Wucherei übervor-
teilt.
Neidhart Vgl.: Neppbnrder.
(ein zum Appellativ gewordener männli-
Nepptomane
cher Vorname; schon im 14, Jahrhundert)
(scherzhafte Bildung zu „Kleptomane“ und
Scheltefiir einen neidischen Menschen; heute
„Nepp“) ein Wirt, der seine Gäste mit Wu-
nur noch in einigen Mundarten gebräuch-
cherpreisen neppt.
lich.
Vgl.: —> -omane.

Neidkopf = Neidhammel Nerd


(amerikanisch; im Deutschen ein Mode-
Neidkragen oder Szenewort) miese, reaktionäre Type;
(dem Wort -» Geizkragen nachgebildet) Sonderling Außenseiter.
süddeutsch und österreichischfiir 1. einen nei-
dischen, mißgünstigen Menschen. 2. einen „Nero“
Geizhab. (Name eines berüchtigten römischen Kai-
sers) bildungssprachlich selten und abfällig
fiir einen despotischen, größenwahnsinnigen
Neidling = Neidhammel
Mann.
Vgl.: —> „Brutus“, —» „Goebbels“, —> „Hitler“,
Neidnickel kleiner Nero.
bayrisch fiir einen mißgünstigen Kerl.
Vgl.: —> Nickel, -4 -nickel, —> Notnickel. Nervenbinkerl
österreichisch für einen übernervösen Men-
Neidsack schen.
Vgl.: —» Binkel (Binkerl).
vor allem süddeutsch derb abwertendfiir ei-
nen —> Neidhammel, insbesondere einen
Nervenbündel
Mann.
hochgradig nervöser, nervlich überlasteter
Vgl.; —> Sack, —> -sack. Mensch.
Vgl.: Bündel Nerven (selten).
Neinsager
abfälligfiirjemanden, der grundsätzlich alles Nervensäge
ablehnt. Joseph Goebbels sprach des öfte- ein sehr lästiger Mensch, der einem auf die
ren von berufsmäßigen, gewerbsmäßigen Nerven geht.
oder ewigen Neinsagern. Vgl.: Nervi (jugendsprachlich), —» Säge.
Vgl.: —» Jasager, —> Jeinsager.
Nerverl
(Verkleinerung von „Nerv“) in Österreich
Neofaschist
und Bayern abschätzig fiir einen nervösen,
(zu griechisch „neos“ = neu, jung) ein zappeligen Menschen.
Rechtsradikaler, der eine Wiederbelebung des
Faschismus anstrebt; oft ab ab wertendes poli- nervöses Hemd
tisches Kampfwort. ein unruhiger, aufgeregter Kerl.
Vgl..- Faschist, —> -ist, Neufaschist (selten). Vgl.: —> Hemd, nervöser Zipfel.

289
Nervtöter Neuling
ein Mensch, der durch sein Verhalten äußerst oft abschätzig fär jemanden, der auf einem
lästig fällt, einem „den Nerv tötet“, z.B. bestimmten Gebiet, bei einer bestimmten Tä-
durch Geschwätz oder hektische Betriebsam- tigkeit noch ohne Erfahrung ist; Anfänger.
keit. Vgk: -> -ling.
Vgl.: Nerventöter (seltene Variante).
Neunmalgescheiter = Neunmalkluger
N estbeschmutzer
abfällig fiir jemanden, der dem Ansehen der N eunmalkluger
eigenen Familie, Partei o.dergl. schadet, (hängt vielleicht mit der alten Sitte zusam-
meist dadurch, daß er schlecht über sie men, bei manchen Entscheidungen eine
spricht; ofi für einen Vaterlandsbeschimpfer. Jury von sieben oder neun Schiedsrichtern
In Thomas Murners s c h e l m e n z u n f t einzusetzen) Mensch, der sich zu Unrechtfär
(1512) heißt es: „Der Vogel kann nit sein besonders klug hält; Besserwisser.
der best, / Der scheisset in sein eigen nest.“ Vgl.: Herr/Frau/Fräulein Neunmalgescheit, Herr/
Peter Handke wählte in seiner pu b l ik u m s - Frau/Fräulein Neunmalklug, Herr/Frau/Fräulein
b e s c h im pf u n g die Form: „ihr Beschmut- Neunmalschlau, Neungescheiter, Neunmalge-
zer des eigenen Nests“. scheiter, Neunmalschlauer, -4 Siebengescheiter,
Superkluger.

Nesthäkchen
Neureicher
(eigentlich: „kleiner Nesthocker“) scherz-
Emporkömmling; sozialer Aufsteiger, der sei-
haft, oft neckend fär das jüngste und nicht
nen neuen Reichtum zur Schau stellt und den
selten verwöhnte Kind einer Familie.
rechten Stil vermissen läßt.
Vgl.: —» -eben (-lein), Nesrhökchen (veraltete
Vgl.: —> Familie Neureich, Herr/Frau/Fräulein
Form), Nestküken, Nestquack.
Neureich, Neuarmer (Wortspiel: sozialer Abstei-
ger), (die) Neureichs.
Nesthocker
(eigentlich ein Vogeljunges, das verspätet Neurotiker
flügge wird) meist leicht abwertendfär 1. ein (eigentlich fachsprachlich für jemanden,
-4 Nesthäkchen. 2. ein Kind, das bettlägerig der an einer Neurose leidet; zu griechisch
ist oder nicht aufitehen will. 3. eine ledige, „neuron“ = Nerv) oft geringschätzigfär ei-
„sitzengebliebene“ (junge) Frau. nen übernervösen, verhaltensgestörten,
Vgl.: —> Hocker, —> -hocker, Nesthöckerl. schwierigen Menschen.
Vgl.: Neuroseri (Österreich), -» Profilneurotiker,
Nestküken = Nesthäkchen Stadtneurotiker, —> Zwangsneurotiker.

Nestscheißerl Neutöner
eine sogenannte kosende Scheltefär das jüng- eine geringschätzige bildungssprachliche Be-
ste und von den Eltern verwöhnte Kind. zeichnung fär einen Vertreter der sogenann-
Vgl.; Nestkack (kack = federlos), Nestkacker, —> ten Neuen Musik, insbesondere fär einen
Scheißeri (Scheißerle, Scheißerchen, Scheißerlein). Komponisten einer „hypermodernen“ und
von der Allgemeinheit nicht mehr als schön
Neugieriger empfandenen Richtung; oft als Kollegenschel-
selten fär einen neugierigen Menschen. te.
Vgl.: Neugier (hessisch).
Neutrum
N euigkei tskrämer (eigentlich: sächliches Geschlecht) abschät-
tratschsüchtiger Mensch, der mit Neuigkeiten zig fär einen Menschen ohne jede erotische
sozusagen hausieren geht. Ausstrahlung; seltenfärjemanden ohne eige-
Vgl.: —> Krämer, ~4 -krämer. ne Meinung.

290
Nichts -nickel
verächtlich fiir einen unbedeutenden, als Der „Nickel“ tritt in vielen Zusammenset-
minderwertig eingeschätzten Menschen; Ver- zungen aufund liefert dabei eine Menge sehr
sager. alter kräftiger Schimpfnamen fiir Personen
Vgl.: —> Garnichts, Nichtser, Niemand, —» No- beiderlei Geschlechts mit üblen Charakterei-
body, —> Null, Nullkommanichts (selten). genschaften. In Österreich heißt es im allge-
meinen „-nigel“. Marie von Ebner-
Nichts- Eschenbach (1830 — 1916) schrieb: „Fürcht
reihenbildend für einige abwertende oder dich, du Bosnickel, du Trotznickel.“
spöttische Bezeichnungen von Personen, die Vgl.: —» Bosnickel (Bosnigel), Filznickel (geizig),
etwas Bestimmtes nicht können oder verwei- Giftnickel, Grantnickel (bayrisch: zornig), —>
gern; Versager. Lausnickel, —» Neidnickel, —> Notnickel, —> Pum-
pernickel, —» Rotznickel, —> Saufnickel, —> Sau-
Vgl.: Nichtsglauber, Nichtsticker (jugendsprach-
nickel, Schandnickel, —» Schundnickel, Wut-
lich: Begriffsstutziger).
nickel, —> Zornnickel.

Nichtschwimmer s. geistiger Nicht- Nicker


schwimmer
abwertendfiir 1. einen Empfangschefo.ä. 2.
jemanden, der zu allem ja sagt; Liebediener.
Nichtskönner Vgl.: —> Kopfnicker, —» Nickaugust, Nickemann,
Niete, Stümper; Versager Nickesel (selten), Nickmännchen.

Nichtsnutz Niemand
Taugenichts; ein Mensch, der nur Unsinn (vielleicht aus englisch „nobody“) meist ab-
treibt; freches oderfaules Kind. schätzigfiir einen völlig unbekannten, unbe-
deutenden Menschen. „Er besiegte Lendl
Nichtstuer und verlor gegen einen Niemand. Boris
war im Nebel.“ (b il d a m s o n n t a g , Sep-
sehrfauler Mensch, Müßiggänger.
tember 1986).
Vgl.: —> Garnichts, —» Garniemand, Herr Nie-
Nichtswisser mand, —» Nichts, —> Nobody, Null.
ein unwissender, ungebildeter, oft auch dum-
mer Mensch. Schopenhauer wetterte 1820 Nieselpriem
in seiner Berliner Disputation gegen He- ein langweiliger, mürrischer Mensch; man-
gel: „Da zeigte sich Monsieur Nichtwisser!“ cherorts auch etwas abweichende Bedeutun-
gen.
Nickaugust Vgl.: Mieseipriem (Nebenform).
spöttisch-abschätzig fiir einen Empfangschef
o.ä.; Mann, dessen berufliche Tätigkeit aus Niete
Kopfnicken und Verbeugen zu bestehen (eigentlich ein Los, das nicht gewinnt; aus
scheint. niederländisch „niet“ = nichts) 1. Nichts-
Vgl.: —» August, —> Grüßaugust, —> Kopfnicker, könner, Versager, insbesondere im Sport. 2.
Nicker. geringschätzig fiirjemanden, mit dem nichts
anzufangen ist, der nicht mitmacht.
Nickel Vgl.: Mathe-Niete, Sportniete.
(Kurzform des männlichen Vornamens
Nikolaus, auch eine vermummte Schreck- Nigger
gestalt im Brauchtum) 1. eigensinniges, trot- (aus gleichbedeutend amerikanisch „nig-
ziges, schwieriges Kind. 2. boshafter, ger“) verächtliche Bezeichnungfiir einen An-
mutwilliger (kleingewachsener) Mensch, gehörigen der negriden Rassengruppe, vor
meist ein Mann. 3. liederliches Weib, Prosti- allem im Hinblick auf die alte Bedeutung
tuierte. „Negersklave“. 1989 beschimpfte der Kölner

291
Fußbaliprofi Paul Steiner seinen farbigen (eigentlich eine beliebte alpenländische
Gegenspieler Souleyman Sane mit: Mehlspeise) in Bayern und Österreich fiir
„Scheiß-Nigger, hau ab!“ eine dumme, langweilige, aber trotzdem ein-
Vgl.: —» Neger. gebildete Frau.
Vgl.: —» fade Nocken (fade Nocke).
Nihilist
(zu lateinisch „nihil“ = nichts) bildungs- Nockerl
sprachlich fiir einen Menschen, der Normen (Verkleinerung von „Nock“ - Kuppe, Hü-
und Werte grundsätzlich ablehnt. gel; eigentlich ein Suppenklößchen) bay-
Vgl.: —» -ist. risch und Österreichisch fiir ein dümmliches,
einfältigesjunges Mädchen.
Nillenflicker (Nüllenflicker)
(von „Nille“ = Penis) i. derb, selten abschät- Nöler
zigfiir einen Facharztfiir Geschlechtskrank- besonders norddeutsch abschätzigfür 1. einen
heiten. 2. in der Soldatensprache scherzhafi- sehr langsamen, schwerfälligen Menschen. 2.
spöttisch fiir einen Sanitäter. jemanden, der unangenehm jammert und
Vgl.: Biichsenflicker (Frauenarzt). nörgelt.
Vgl.: —»-1er, Nöle, Nölkopp, Nölpott.
Nilpferd
abfiillig fiir einen Menschen, der ebenso dick Nölliese
und plump erscheint wie das massige Fluß- besonders norddeutsch fiir eine saumselige,
pferd. herumtrödelnde Person; vor allem zu kleinen
Vgl.: —> Pferd. Mädchen gesagt.
Vgl.: —» Liese, —» -liese, Nölsuse.
Nimmersatt
ein Vielfraß; unersättlicher Mensch. Nölpeter
besonders norddeutsch fiir einen saumseligen,
Nobody herumtrödelnden Jungen.
(aus englisch „nobody“ = niemand) i. eine Vgl.: Nölhans, —» Peter, —»-peter.
unbedeutende Person, ein Niemand. 2. eine
noch unbekannte, noch unbedeutende Per- Nölsuse = Nölliese
son. Das Wort findet sich schon bei Goethe
und hat es in den letzten Jahren zu erhebli- Nonvaleur
cher Popularität gebracht. Das lag offenbar (französisch „non-valeur“ - nicht-Wert)
am deutschen Titel des Italo-Western m e in bildungssprachlich veraltend für einen unfä-
n a m e is t n o b o d y (1973). Ein Beleg aus der higen Menschen, Versager.
Hö r z u (Februar 1986): „Arnold Schwar-
zenegger und Sylvester Stallone haben es Nordlicht
geschafft. Aus Nobodys wurden Millionäre (eigentlich ein nördliches Polarlicht; als
<1 Spottwort wiederbelebt durch Franz Josef
Vgl.: —> Garnichts, Mr. Nobody, —» Nichts, —» Strauß, der 1976 führende norddeutsche
Niemand, —»Null. CDU-Politiker wegen ihrer schlechten
Wahlergebnisse angriff und als „Nordlich-
Noch- ter“ verhöhnte) vor allem süddeutsch 1. eine
reihenbildendfiir überwiegend ironische Be- fnihere abschätzige Bezeichnung fiir jene
zeichnungen von Personen, die im Begriff Wissenschaftler und Künstler, die von bayri-
sind, den betreffenden Status, Rang o.ä. zu schen Königen aus dem deutschen Norden
verlieren. und sogar aus Preußen geholt worden waren
Vgl.: Nochkanzler, Nochoberligist. und deren Aufnahme in Bayern alles andere
als herzlich war. 2. als mildes Spottwort Jur
Nocken (Nocke), die Norddeutsche, norddeutsche Politiker.

2^)2
Nörgelfritze notorischer Lügner
ein Mensch, vor allem ein Mann, der ständig (zu spätlateinisch „notorius“ - anzeigend,
nörgelt, der mit nichts zufrieden ist. kundtuend) ein gewohnheitsmäßiger Lüg-
Vgl.: —> Fritze, —> -fritze, Nörgelhannes, Nörgel- ner; Mensch, derfiir seine Lügen bekannt, be-
peter, Nörgelsack. rüchtigt ist.
Vgl.: Erzlügner, gerichtsnotorischer Lügner
Nörgelliese (eher fachsprachlich), —» Lügner.
abschätzig oder ab Tadelfür eine nörgelnde
weibliche Person, vor allem ein kleines Mäd- notorischer Säufer
chen. gewohnheitsmäßiger Trinker; ein Trunken-
Vgl.: —> Lie.se, —> -liese. bold, der ab solcher bekannt ist.
Vgl.: notorischer Trinker, —> Säufer.
Nörgler
ein griesgrämiger, kleinlicher Tadler. Notstopfen = Notnagel
Vgl: Berufsnörgler, ewiger Nörgler, —> -ler.
Nudel
Normalo (fast immer in Verbindung mit einem Ad-
jektiv) scherzhafi-spottend fiir eine (tveibli-
(mit typisch jugendsprachlicher o-Endung
che) Person, die entweder dick, dicklich oder
wie bei „Brutalo“, „klaro“ usw.) im Jugend-
aufunterhaltsame Weise seltsam ist; auch an-
jargon meist geringschätzigfiir einen unauffäl-
dere Bestimmungen: eine giftige, freche, ver-
ligen Durchschnittsmenschen, Normalbürger.
soffene, doofe, verrückte Nudel. Ohne
Vgl.: Nullachtfunfzehn-Normalo, Stinknormalo.
Eigenschaftswort bezeichnet „Nudel'* am
ehesten ein pummeliges, dralles Mädchen.
Normalverbraucher s. geistiger Normalver-
Nach GRIMMS DEUTSCHEM WÖRTERBUCH
braucher, s. Otto-Normalverbraucher
wird die Bezeichnung Nudel seit dem 18.
Jahrhundert scherzhaft auf Kinder oder
Nostalgiker Frauen „mit vielem elastisch-weichem
(aus griechisch „nostos“ = Rückkehr und Fleisch“ übertragen.
„algos“ = Schmerz) eine bildungssprachliche, Vgl.: —> dicke Nudel, gelungene Nudel, kesse Nu-
meist geringschätzige Bezeichnung für einen del, -> komische Nudel, Nudel köpf (einfältig),
Menschen, der sich der Nostalgie überläßt, putzige Nudel, tolle Nudel, —> ulkige Nudel.
der eine unbestimmte, verklärende Sehnsucht
nach den alten Zeiten hegt. Auf jene, die -nudel
dem „realexistierenden Sozialismus“ nach- meist spöttisch oder geringschätzig für eine
trauern, ist das Wortspiel „Ostalgiker“ ge- meist weibliche Person, die in näher be-
münzt. stimmter Weise lächerlich oder unangenehm
Vgl.: DDR-Nostalgiker, Nostalgist (selten). ist. Neu- oder Gelegenheitsbildungen nach
diesem Modell sind nicht selten. Ein Bei-
Notnagel spiel: „Pornonudel Ilona Staller“ (w e l t -
WOCHE, 1994).
ein Lückenbüßer; jemand, mit dem man vor-
lieb nehmen muß, wenn „Not am Mann "ist; Vgl.: —» Amüsiernudel, —> Betriebsnudel, —>
auch fiir einen wenig zufriedenstellenden Dampfnudel, Gefühlsnudel, Gesangsnudel (sel-
ten), —> Giftnudel, Humornudel, Krawallnudel,
Ehemann.
Kulturnudel (selten), Provinznudel, Reklamenu-
Vgl.: Notstopfen. del, Schmalznudel (sentimental), —> Sexnudel, —>
Skandalnudel, Temperamentsnudel, —> Ulknudel.
Notnickel
vor allem süddeutschfiir einen armen Schluk- Nudeldrücker
ker oder einen Geizkragen. (eigentlich ein Küchengerät, mit dem Nu-
Vgl.: —» Neidnickel, —» Nickel, —» -nickel. deln hergestellt werden) besonders bayrisch
und Österreichisch fiir einen geizigen, pedan- Nulpe
tischen, kleinlichen Menschen. (Weiterbildung von „Null“, vielleicht auch
herkommend von mitteldeutsch „Nuppel“
Null = Gummisauger, Schnuller) ein schlapper,
(von lateinisch „nullus“ = keiner) unbedeu- unfähiger, unbedeutender Mensch; Dumm-
tender oder völlig unfähiger Mensch, Versa- kopf „Narren und Nulpen“ überschrieb
ger: eine glatte, totale, reine, absolute, der s pie g e l im April 1995 einen Artikel
regelrechte Null. 1982 urteilte Herbert Weh- über Generäle.
ner über den damaligen Bundestagsvize-
präsidenten Wurbs von der FDP: „Der Nummer
Mann ist eine völlige Null!“ i. ein Mensch, der „nur eine Nummer ist“,
Vgl.: geistige Null, —» Nichts, —» Niemand, —» dessen Persönlichkeit und Schicksal nichts
Nullerl, Nulli (jugendsprachlich), Nullkomma-
zählen. 2. meist mit einem Adjektiv verbun-
nichts, Nullmännchen, Vollnull (beides jugend-
sprachlich). den spöttisch-abschätzig fiir eine lächerliche,
nicht ernst genommene Person einer be-
Nullachtfünfzehn- (Nullachtfuflzelm-) stimmten, näher bezeichneten Eigenart: eine
(nach den Jahreszahlen 1908 und 1915, die „feine“, putzige, „schöne“, traurige, üble,
als 08/15 Militärjargon das Maschinen- wunderliche Nummer.
gewehr des deutschen Heeres bezeichne- Vgl.: kleine Nummer, komische Nummer, Lach-
ten; in übertragener Bedeutung das nummer, ulkige Nummer, verrückte Nummer.
Einerlei der Ausbildung an dieser Waffe) in
entsprechenden Wortverbindungen: langwei- Nuppel
liger, mittelmäßiger Mensch. (eigentlich ein Schnuller) ostmitteldeutsch
Vgl.: NullachtfUnfeehn-Normalo, Nullachtfunf- abschätzig für 1. einen kleinen Menschen,
zehn-Typ. Knirps. 2. ein fieches kleines Mädchen.

Nullchecker
Nuschler
(zu englisch „to check“ = kontrollieren) ju-
(schallnachahmend) oft abschätzig fiir einen
gendsprachlich abfiillig fiir jemanden, der
undeutlich sprechenden, näselnden Men-
nichts „checkt“, der rein gar nichts begreif,
schen. Der wohl bekannteste Nuschler war
kapiert.
der Österreichische Volksschauspieler Hans
Vgl.: Nullschnaller, Nullspanner.
Moser, dessen Nuscheln geradezu sein
Nüllenflicker = Nillenfflcker (Nüllenflik- Markenzeichen geworden ist.
ker) Vgl.: —> -ler, Nuschelfritze, Nuschelliese.

Nullerl Nuß
(eigentlich eine Verkleinerung von Null; (meist in Verbindung mit einem Adjektiv)
geläufig durch das Erfolgsstück § n u l l e r l Schimpfwortfiir einen dummen oder in ande-
von Karl Morre, 1884, in dem ein solcher rer Hinsicht wenig tauglichen Menschen: du
Charakter geschildert wird) österreichisch alberne, blöde, komische, gscherte, elende Nuß.
abschätzigfiir eine bedeutungslose Person, die Vgl.: —> doofe Nuß, —» dumme Nuß, harte Nuß
gar nicht beachtet wird. (eigensinnig), hohle Nuß, -» taube Nuß.

Nullinger Nußknacker
jugendsprachlich fiir eine -» Null Er sei „je- (eigentlich ein Gerät zum Öffnen von Nüs-
denfalls in der Bundesliga noch ein Nullin- sen, oft als bunt bemalte Holzfigur mit ei-
ger“ gewesen, als er seine Frau Martina nem grimmig dreinblickenden, zähne-
kennengelernt hatte, berichtete der Fuß- fletschenden Gesicht) auf den Menschen
ballprofi Stefan Effenberg seinen Fans und übertragen für einen grämlichen, mürri-
dem f o c u s (Januar 1996). schen, kauzigen (alten) Mann.
Vgl.: Nulli. Vgl.: alter Nußknacker, —» Knacker.

294
Nuttchen (Nüttchen) Nymphomanin
abfälligfiir eine junge —> Nutte oder ein flat- (im medizinischen und psychologischen
terhaftes, „nuttiges”junges Mädchen. Sprachgebrauch eine an Nymphomanie,
Vgl.: -dien (-lein). d.h. an einem ins Krankhafte gesteigerten
Geschlechtstrieb, leidende Frau) abfällig
Nutte fiir eine mannstolle, unzüchtige, treulose
(ursprünglich berlinisch; zu „Nut, Nute“ = Frau.
Ritze, Spalt) i. salopp abwertend fiir eine Vgl.: —> -omane.
Prostituierte. 2. verächtlich fiir eine liederli-
che, sittenlose Frau. In besonders schlech-
tem Ruf scheinen die billigen, die
„Zwanzigmarknutten “ zu stehen, wobei
die anhaltende Inflation für eine zusätzli-
che Bedeutungsverschlechterung des Wor-
tes sorgt. In Mecklenburg-Vorpommern
gibt es sogar die Schelte „Dremarksdiern “,
während der s pie g e l (November 1994) be-
richtete, daß in Rußland die „Rubelnut-
ten“, die es für einen Schluck Wodka
machen, heutzutage die große Ausnahme
seien.
Vgl.: Abrufnutte (Callgirl), Amateurnutte, Ami-
nutte (veraltet), Autonutte, —> Edelnutte, Feudal-
nutte, —» Luxusnutte, politische Nutte (oppor-
tunistischer, käuflicher Politiker), Straßennutte,
Zwanzi gm ar knutte.

nützlicher Idiot
ein Mensch, dessen „Idiotie” darin besteht,
daß er sich von anderen ausnützen läßt.
Vgl.: —> Idiot.

Nutznießer
oft geringschätzig ftir einen Menschen, der
unverdienten Nutzen aus etwas zieht.

Nymphchen
(griechisch „nymphe“ = junges Mädchen,
Braut) oft abschätzigftir ein raffiniertes, ko-
kettes junges Mädchen, das in seiner ver-
meintlichen Unschuld erotisch anziehend
wirkt. „... Lolita, das Nymphchen, der In-
begriff der Kindfrau, die sich ihr Verführer
unschuldig vorstellt ...“ (s pie g e l , Juni
1977)-
Vgl.: —> -chen (-lein), —> Lolita.

Nymphe
i. bildungssprachlich verhüllendfür einejun-
ge Prostituierte, ein leichtes Mädchen. 2.
Nymphchen.
Vgl.: Edelnymphe.
Vgl.:-»Affe.

Oberarsch
Versuch einer Steigerung von -> Arsch.
Vgl.: —> -arsch, Oberarschloch.

Oberbonze
abwertendfür einen hohen Vorgesetzten, lei-
tenden Funktionär, Würdenträger o.ä.
Vgl.: —» Bonze.
i&uibiff
Oberdoofer
besonders doofer Mensch.
Vgl.: —» Doofer.

Oberflächling
oberflächlicher, seichter oder ungenauer
Ober-
Mensch.
Dieses sehr häufige Wortbildungsmittel zur
Vgl.: —> -ling.
Steigerung oder emotionalen Verstärkung be-
zeichnet hier meist einen Superlativ, und zwar
Obergauner
fiir eine Person, die die fraglichen negativen
Steigerung von -> Gauner, oft mit einer ge-
Merkmale in höchstem Maße verkörpert bzw. wissen Anerkennung verbunden.
den höchsten Rang unter all den „Idioten“, Vgl.: —» Erzgauner, Oberammergauner (Wortspiel).
„Arschlöchern“ o.ä. innehat. Wenn also der
s pie g e l Adolf Hitler als „Obernazi“ titu- Obergescheiter
liert, so hat man darunter den „obersten“ spöttisch fiir einen „ganz Gescheiten einen
oder schlimmsten aller Nazis zu verstehen. vorwitzigen, neunmalklugen Menschen.
Viele Verbindungen mit „Ober-“ drücken Vgl.: Neunmalgescheiter, Oberschlauer, —» Sie-
nur milden Spott aus, etwa die Bezeichnung bengescheiter.
„Oberrealo“, die immer wieder mal für Spit-
zenpolitiker der Grünen auftaucht, oder Oberidiot
Helmut Kohls „Oberstrippenzieher“ an die Steigerung von Idiot. In Peter Rühmkorfs
Adresse des umtriebigen Fraktionsgeschäfts- Anthologie ü b e r d a s Vo l k s v e r m ö g e n
führers der SPD Peter Struck. Eine größere (1967) steht das folgende Elaborat der
Gruppe dieser Zusammensetzungen zielt Schulpoesie:
auf An- und Wortführer, beispielsweise -» „Wir sind vom Idiotenclub
Obermacher, -» Obermocz oder Udo Lin- Und laden herzlich ein
denbergs „Oberindianer“ aus seinem Rock- Bei uns ist jeder gern gesehn
song „Sonderzug nach Pankow“. Nur dußlig muß er sein
Vgl.: Oberabsahner, Ober-Amigo, Oberarschloch, Bei uns gilt die Parole
Oberdepp, Oberfilzer (Knastsprache), Oberhäupt- Stets doof bis in den Tod
ling, Oberheuchler, Oberlangweiler, Oberlobby- Und wer bei uns der Doofste ist
ist, Obermacho, Obermaschores (Angeber),
Ist Oberidiot.“
Obermime (Anführer), Obermolli (Boß), Oberol-
wel (Trottel), Oberrindvieh, Obersäufer (selten),
Oberscheich, Oberschieber, Oberschlauer, Ober- Oberlehrer
sozi, Oberstreber, Obertrottel. (eigentlich der frühere Titel eines Studien-
rates oder eines älteren, im Amt bewährten
Ober affe Volksschullehrers) ein kleinlich krittelnder,
despektierlich für einen Höhergestellten, ei- belehrender, schulmeisterlicher Mensch. Der
nen Vorarbeiter, Chef o.ä.; auch schüler- ehemalige deutsche Bundeskanzler Hel-
sprachlich fiir den Schuldirektor. mut Schmidt sah sich gelegentlich dem

296
Vorwurf ausgesetzt, er sei der „Oberlehrer Daß er ein alter Ochs wer’n sollt.“
der Nation“. Auch der langjährige Frakti- Der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl
onsvorsitzende der SPD Hans-Jochen Vo- soll 1995 gesagt haben: „Ich bin doch der
gel wurde immer wieder als „Oberlehrer“ Ochse, der den Karren zieht.“
verspottet. Vgl.: —» Aprilochse, Auerochse, blöder Ochse,
Vgl.: Herr Oberlehrer. Brüll ochse, —» Brummochse, Büffelochse (selten),
—» Heuochse, —> Hornochse (Hornochs),
Obermacher Mastochse, Ochse im Porzellanladen (Scherzbil-
salopp, oft abschätzig für einen Anführer, dung zu „Elefant im Porzellanladen“), Ochse vorm
Tor, -» Pfingstochse, Plärrochse, Zuchtochse.
Vorgesetzten, Chef
Vgl.: —» Macher, —> -macher.
Ochsenkopp (Ochsenkopf)
Obermacker ein dummer, stumpfsinniger Kerl.
Steigerung von Macker; jemand, der das Vgl.: —»-köpf (-kopp).
Sagen hat, ein Vorgesetzter o.ä.; auch jugend-
sprachlich fiir einen Angeber. Ochsentreiber
Vgl.: —> Hauptmacker, Obermotz, Obermufti (eigentlich ein Viehtreiber von Ochsen) 1.
(beides jugendsprachlich). primitiver, derber Mensch, Rohling. 2. Re-
krutenausbilder, Sonderschullehrer o.ä.
Obermotz = Obermacker Vgl.: —> Sautreiber, —» Treiber.

Obermufti = Obermacker Ofen


jugendsprachlich abschätzig fiir ein reizloses,
Oberroß unschönes Mädchen; wohl schon veraltet.
ein sehr törichter Mensch.
Vgl.: Riesenroß, —> Roß. Ofenhocker
abschätzig fiir jemanden, der aus Bequem-
Oberschwätzer lichkeit oder anderen Gründen kaum seine
Steigerung von —» Schwätzer. Wohnung verläßt und am liebsten, bildlich
gesprochen oder tatsächlich, am warmen
Oberverdachtschöpfer Ofen hockt.
gaunersprachliche Scherz- und Spottbezeich- Vgl.: —> Hocker, —> -hocker, —> Stubenhocker.
nung fiir einen Oberstaatsanwalt, Staatsan-
walt, Untersuchungsrichter o.dergl. Offiziersmatratze
ein veraltetes vulgäres Schimpfwort aus dem
Obskurant Wortschatz der Soldaten für eine Frau, die
(lateinisch „obscurus“ = bedeckt, dunkel; sich (in anstößiger Weise) mit Offizieren ein-
verdächtig) i. bildungssprachlich veraltend läßt; eine bessere Soldatenhure.
für einen zwielichtigen Menschen, einen Vgl.: —> Armeematratze, —> Matratze, Offiziersfo-
Dunkelmann. 2. früher auch fiir einen Feind se (selten), Offizierspritsche, Offiziersschlitten.
von Bildung und Aufklärung.
Ohnemichel
Ochse (Ochs) (Scherzbildung zu „ohne mich“ und „Mi-
vor allem in ländlichen Gegenden ein kräfti- chel“, dem Sinnbild des biederen und
ges Schimpfwortfür einen Dummkopf, einen mehr oder minder einfältigen Deutschen)
plumpen, sturen, blöden Kerl. Hierzu ein be- abschätzig fiir jemanden, der den „ Ohne-
kannter alter Marterlspruch, der in diver- mich-Standpunkt“ einnimmt, d.h. jegliche
sen Lesarten begegnet: soziale Mitverantwortung und politisches
„Hier ruht das junge öchselein, Engagement verweigert.
Dem alten Ochs sein Söhnelein. Vgl.: —> deutscher Michel, Herr Ohnemichel, —»
Gott der Herr hat’s nicht gewollt, Michel, —> -michel, Ohnemichler (seltene Variante).

297
Ohrenbläser geringschätzige oder Spottbezeichnung fiir
ein veraltendes, bildkräftiges Schimpfwortfiir ökopaxe, das sind Menschen, diefiir Frieden
einen Verleumder, Zuträger, Schmeichler. Ein und den Schutz der Umwelt eintreten.
Sprichwort behauptet: „Schmeichler und Vgl.: —> -ler.
Ohrenbläser beißen den, der sie füttert.“
Oldie
Ohrenkriecher = Ohrwurm (oft Mehrzahl; aus dem Englischen über-
nommen; eigentlich ein alter, noch immer
Ohrfeigengesicht = Backpfeifengesicht beliebter Schlager) vor allem im Sprachge-
(Ohrfeigengesicht) brauch derJugendlichen gutmütiger Spottfiir
einen Angehörigen der älteren oder der alten
Ohrwurm Generation; mittlerweile auch als Selbstbe-
(eigentlich ein kleines Insekt, von dem zeichnung der Alten.
man früher annahm, es krieche in die Oh-
ren) veraltendfiir einen Schmeichler, Liebe-
Oldtimer
diener.
(englisch „old-timer“ = Altgedienter, Vete-
Vgl.: Ohrenkriecher, —> Wurm.
ran) ähnlich verwendet wie —» Oldie, ab
Schelte aber noch harmloser und meistfiir ei-
Oimel = Eumel
nen Mann gebraucht.
Okkultist
Ölgötze
(lateinisch „occultus“ = verborgen, ver-
steckt) bildungssprachlich fiir einen Anhän- (vielleicht gekürzt aus „Ölberggötze“, der
ger des Okkultismus; auch allgemein abwer- volkstümlichen Bezeichnung für die oft als
tend fiir einen Abergläubischen oder einen Holzfiguren dargestellten schlafenden Jün-
eifrigen (betrügerischen) Anwalt des Über- ger auf dem Ölberg nach der Schilderung
sinnlichen. im Matthäusevangelium; erstmals i $20 von
Vgl.: —» -ist. Luther gebraucht) emotional abwertendfiir
einen starr, teilnahmslos dastehenden Men-
Okkupant schen.
(lateinisch „occupare“ - einnehmen, beset- Vgl.: —» Götze, Ölberger (schläfrig).
zen) jemand, der als Angehöriger einer Ok-
kupationsmacht fremdes Staatsgebiet besetzt, Oligarch
besetzt hält. (griechisch „oligos“ = wenig, „archein“ =
herrschen) seltene bildungssprachliche Be-
öko zeichnung fiir einen Angehörigen einer herr-
jugendsprachliches Kurzwort fiir einen An- schenden Clique.
hänger der Ökologiebewegung; abwertend
nur, wenn der Vorwurfdes Weltfremden oder Olle
Sektiererischen anklingt.
(mundartlich für „Alte“) hauptsächlich
Vgl.: öko-.
norddeutsch salopp bis abfällig fiir die Mut-
ter, Freundin, Verlobte und vor allem Ehe-
Ökofreak
frau, auch wenn sie nicht alt sind; oft
ein eifriger oder übereifriger Verfechter der
jugendsprachlich.
Ökologiebewegung.
Vgl.: Freak, -» -freak, ökofritze, Ökofuzzi, Vgl.:-»Alte.
Öko-Rigorist.
olle Quäke (alte Quäke)
ökopaxler (lautmalend) ein wehleidig jammernder
(zu „Ökologie“ und lateinisch „pax“ = Frie- Mensch.
den ) durch die Pejorativendung -ler eine eher Vgl.: Quäke.

298
Oller Onkel
männliche Form von -» Olle. leicht abwertend oder spottendfiir einen (un-
Vgl.: —> Alter. bekannten) Mann, insbesonderejur einen ko-
mischen oder trotteligen.
Ölscheich Vgl.: —> böser Onkel, —> „guter Onkel“, komischer
Onkel, warmer Onkel (homosexuell).
meist ab wertendfiir einen Scheich, der durch
den Ausverkauf der Ölvorkommen seines
-onkel
Landes zu großem Reichtum gelangt ist.
Wortverbindungen mit mehr oder weniger
Vg].: Ölbaron, —» Scheich.
abfälliger' Bedeutungfiir Männer. So ist der
populäre Fußballheld Rudi Völler ein „Gu-
Olwel, der te-Laune-Onkel“ (s ü d d e u t s c h e Ze i -
(Herkunft unklar, vielleicht von mittel- t u n g ), und für den s pie g e l (März 1995) ist
hochdeutsch „alwaere“ = albern) ein vor- der TV-Entertainer Harald Schmidt ein
wiegend hessisches Schimpfwort fiir eine „quotengeiler Massenonkel“.
alberne, tolpatschige, unhöfliche Person. Vgl.: Anstandsonkel, Grüßonkeel, —> Märchenon-
Vgl.: Oberolwel, Olweline (seltene weibliche kel, —> Provinzonkel, Reiseonkel.
Form).
Opa
Oma manchmal scherzhaft, cft salopp abwertend
oft scherzhaft oder abschätzig fiir eine alte für einen älteren oder alten Mann; jugend-
oder ältliche Frau; jugendsprachlich oft auch sprachlich auch jur einen Mann in mittleren
fiir eine noch junge Erwachsene. Jahren. Die großen Unterschiede in der
Vgl.: Omi, Omma, —> Opa. Verwendung der Wörter Oma und Opa
beleuchtet ein Dialog aus dem Bundestag
von 1979: Der Abgeordnete Becker von der
-omane
CDU/CSU-Fraktion: „In der allgemeinen
(weibliche Form: -omanin) meist leicht ab-
Deklassierung des Alters zeigt der Sprach-
wertendfiir eine Person, die eine übersteigerte
gebrauch der Worte Opa und Oma, wohin
Vorliebefiir etwas hegt, daraufganz versessen
wir mit der Achtung und dem Respekt vor
ist. Gelegenheitsbildungen auf „-omane“
dem Alter gekommen sind.“ Antwort von
sind nicht selten, beispielsweise „norddeut-
Frau Eilers von der SPD: „Das sind doch
scher Kryptomane“ für den Schriftsteller
keine Schimpfwörter, sondern diese Wör-
Arno Schmidt (f r a n k f u r t e r a l l g e m e in e
ter drücken Liebe und Zuneigung aus!“
Ze it u n g , Februar 1995), oder Kurt Hillers
Vgl.: —* Apo-Opa, —> Oma, Opi, Oppa.
„Marxomane“ fiir einen engstirnigen Fana-
tiker des Marxismus.
Operetten-
Vgl.: AngJomane, —» Ballettomane, —> Biblioma-
Bestandteil seltener Wortverbindungen, die
ne, —> Egomane, —> Erotomane, Filmomane,
in bezug aufderen Amt und Funktion solche
Frankomane, Gallomane, Gigantomane, Grä-
komane (Liebhaber alles Griechischen), Ikonoma- Personen bezeichnen, die mehr Schein als
ne (Bildernarr), Kleptomane, —> Melomane, —> Sein verkörpern, die bei aller oft „operetten-
Monomane, Musikomane, —> Nepptomane, haft“prunkvollen Aufmachung doch belang-
Nymphomanin, Pornomane. los oder gar lächerlich bleiben.
Vgl.: Operetcenfürst, Operettenkönig.
Onanist
(nach der Gestalt Onan aus dem Alten Te- Opportunist
stament) mitunter abschätzigjurjemanden, (aus gleichbedeutend französisch „oppor-
der (häufig) onaniert, sich selbst befriedigt; tun isce“) bildungssprachlich abfällig jur je-
selten in übertragenem, nichtsexuellem Sinn manden, der stets aufseinen Vorteil bedacht
verwendet. ist und sich bedenkenlos anpaßt. Bei Wil-
Vgl: -> -ist. helm Busch ist das ein „Jenachdemer“. Vor

299
allem im politischen Schlagabtausch hat Vgl.: Alibi-Ossi, Erzossi (selten), —> Jammerossi,
das Wort einen festen Platz. So schrieb Ru- Scheißossi, —> Wessi, Zoni (jugendsprachlich, ver-
dolf Augstein 1994 im s pie g e l , der nieder- altet).
sächsische Ministerpräsident Gerhard
Schröder sei der „Chef-Opportunist “ der Ostagent
veraltend fiir einen Agenten eines sozialisti-
SPD, und 1986 hörte man im Deutschen
schen oder osteuropäischen Landes.
Bundestag: „Sie sind weder Fundi noch
Vgl.: —> Agent, Ostspion (selten).
Realo, Sie sind Opportuno, Herr Kollege!“
(Breuer von der CDU/CSU zu Müller von
Osterhase
den Grünen).
spöttisch-abschätzigfür einen einfältigen, ko-
Vgl.: -» -ist, Linksopportunist (selten).
mischen, kindischen Menschen.
Vgl.: —> Hase.
Oppositionsgeist ~ Widerspruchsgeist

Ostler
Optimist
oft geringschätzig fiir jemanden, der in Ost-
(zu lateinisch „Optimum“ = das Beste) je-
deutschland lebt oder von dort stammt; selte-
mand, der nicht nur zuversichtlich und le-
ner fiir einen Menschen aus einem anderen
bensbejahend ist, sondern leichtfertig Schwie-
Land des früheren Ostblocks.
rigkeiten und Gefahren unterschätzt. Für
Vgl.: —> -1er, —> Westler.
Gustave Flaubert war Optimist „ein ande-
res Wort für Dummkopf. Otternbrut
Vgl.: —> -ist, Optimistfink (Wortspiel: Schönfär-
(eigentlich die Jungtiere von Vipern) üble
ber), —> Pessimist, —» unverbesserlicher Optimist,
Gesellschaft, GesindeL Aus Schillers Drama
—> Zweckoptirnist.
d ie r ä u b e r kennt man: „Ihr Schelmen -
giftige Otternbrut, die im Finstern
Orgiast
schleicht und im Verborgnen sticht.“
(griechisch „orgiastes“ = der Orgien Feiern-
Vgl.: —> Brut, —> -brüt, —> Natternbrut, —» Ot-
de) ein zügelloser Schwärmer.
terngezücht, —> Schlangenbrut.

Original Otterngezücht ~ Natterngezücht


(zu lateinisch „originalis“ = ursprünglich)
oy? geringschätzig für einen eigentümlichen, Otto Normalverbraucher
verschrobenen, aber originellen und manch- (Name der von Gert Fröbe dargestellten
mal sogar liebenswerten Menschen. Hauptfigur des Spielfilms b e r l in e r Ba l l a -
d e aus dem Jahre 1948) oft leicht abwertend
Ossi fiir einen Normalbürger, Durchschnittskon-
(gebildet nach „Ost“ und der Koseform sumenten ohne besondere Ansprüche. Einen
Ossi für Vornamen wie Oskar oder Os- abfälligen Beiklang erhält der Ausdruck als
wald; ungebräuchliche weibliche Verwen- männliches Gegenstück zum -» Lieschen
dung: die Ossi) oft leicht spöttisch fiir einen Müller im Sinne des Kleinkarierten, Unbe-
Ostdeutschen, einen Bewohner der ehemali- darften und freilich dadurch, daß kaum je-
gen DDR. Das Wort fand gleich nach der mand sich gern zum Durchschnitt zählt.
deutschen Wiedervereinigung eine enorme Vgl.: -» geistiger Normalverbraucher, Gottlieb
Verbreitung und wird auch fiir viele Zu- Schulze, Otto Normal verbrechet (Wortspiel).
sammensetzungen hergenommen, z.B. die
Gelegenheitsbildung „Nischen-Ossi“ (die Outcast
Medien über Kanzler Kohls Präsident- (ursprünglich das englische Wort für einen
schaftskandidaten von 1993 Steffen Heit- Inder außerhalb des Kastensystems, einen
mann) oder das ironische „Hochglanzossi“ -* Paria) bildungssprachlich fiir jemanden,
(z e it , Juni 1994) fiir den glatten PDS-Pro- der von der Gesellschaft nicht akzeptiert bzw.
mi Gregor Gysi. ausgestoßen ist.

300
Outlaw
(englisch „out“ = außerhalb, „law“ = Ge-
setz) i. veraltetfür einen Verfemten, von (Ur
Gesellschaft Geächteten. 2. jemand, der sich
nicht an die bestehende Rechtsordnung hält,
ein Verbrecher. „Seit zehn Jahren ist die Ha-
fenstraße Symbol für Staats-Ohnmacht. In
den neun Häusern leben Outlaws, die Au-
tos aufbrechen, mit Drogen handeln, Mo-
lotow-Cocktails werfen.“ (b u n t e , 1991).

Outsider
(englisch; ursprünglich das auf der ungün-
stigen Außenseite laufende Rennpferd) bil-
dungssprachlich für einen Außenseiter,
außerhalb Stehenden.
VgL: —> Außenseiter.

JOI
Packesel
vom Lastesel auf den Menschen übertragen
für einen allzu Gutmütigen, der sich viel auf-
bürden läßt und daher manch einem dumm
wie ein Esel erscheint.
Vgl.: Esel.

Päderast
(zu griechisch „pais“ = Kind, Knabe; „era-
stes“ = Liebender) ein Mann mit homosexu-
©..adi-® sicht ellen Beziehungen zu männlichen Jugend-
lichen; Knabenschänder.

Paffer
(lautmalend) ein Raucher, insbesondere ei-
ner, der viel oder gierig raucht und dabei
Pachulke Qualm wolken produziert.
(tschechisch „pacholek“ = Bursche,
Knecht) landschaftlich, vor allem ostdeutsch, Paktierer
für einen vierschrötigen, ungehobelten Bur- (lateinisch „pactum“ = Vertrag, Vereinba-
schen, Tölpel. Heinrich Mann schrieb über rung) meist abiuertend filr einen Menschen,
Adolf Hitler: „Pachulke als Führer kann der einen Pakt schließt, der gemeinsame Sa-
neben seinem Bett unmöglich andere Bü- che mitjemandem macht.
cher haben als die von Karl May.“
Paladin
Pack (zu lateinisch „palatium" = Kaiserhof; ur-
(ursprünglich das beim Heerestroß mitge- sprünglich einer der zwölf heldenhaften
führce Gepäck, dann die Troßmannschaft Ritter im persönlichen Gefolge Karls des
selbst als minderwertig gegenüber der Großen) bildungssprachlich Jur einen erge-
kämpfenden Truppe) Gesindel, Bande, Pö- benen Anhänger, Gefolgsmann; oft leicht ab-
bel: ein gemeines, schmutziges, fteches, elen- wertend. Der CDU/CSU-Fraktionschef
des, verkommenes, unverschämtes, mise- Wolfgang Schäuble sei „des Kanzlers Pala-
rables, rohes Pack. Vom Sprichwort wissen din“, so der s pie g e l (März 1994).
wir: „Pack schlägt sich, Pack verträgt sich.“
Vgl.: —> Bagage, „besseres Pack“ (ironisch: Neurei- Paliawatsch (Ballawatsch)
che), Packvolk (norddeutsch).
(vielleicht zu italienisch „balordaggine“ =
Tölpelei) in Österreich für einen Versager,
Tölpel.
Solche Zusammensetzungen gehen meistens
von einem groben Schimpfwort aus, können Palmesel
aber auch neutrale Bezeichnungen abwerten, (eigentlich die reich geschmückte, aus Holz
z.B. bei „Politikerpack“ oder „ Westpack“, ei- geschnitzte und mit Rädern versehene Fi-
ner ostdeutschen Scheltefür unliebsame Leute gur des auf einer Eselin reitenden Christus,
aus oder in den alten Bundesländern. die früher bei Prozessionen am Palmsonn-
Vgl,: —> Bettelpack, Betderpack, Bonzenpack, tag mitgeführt wurde) in Süddeutschland
Bullenpack, Bürger pack, Diebespack, Gofen- und Österreich 1. jemand, der herausgeputzt
pack (freche Kinderschar), Hackepack, —> Hu-
delpack, Hundepack, Hurenpack, —> I^usepack,
ist „wie ein Palmesel“. 2. spöttischfür diejeni-
Lügen pack, —> Lumpenpack, —> Rattenpack, Sau- ge Person, die (in der Familie) am Palmsonn-
pack, Schieberpack, —» Schweinepack, —> Verbre- tag ab letzte aufsteht. 3. ein Tölpel.
ch erpack, Zigeunerpack. Vgl.-. —> Esel.

302
Pampel, der Panischer = Panscher
(von „pampeln“ = baumeln, schlottern)
landschaftlich für einen unbeholfenen, unge- Panze, die (der)
schickten Kerl; auch eine nachlässige, unent- (eigentlich der Bauch, verwandt mit dem
schlossene Person. Wort Pansen; oft in der Mehrzahl verwen-
Vgl.: —» Hahnebampel (Hahnepampel), Hampel- det) landschaftlich für ein kleines, insbeson-
pampel, Hauspampel, Miesepampel, Pampelarsch,
dere ungezogenes, lärmendes Kind.
Piesepampel.
Vgl.; —> Barns.

Pamperietsch = Bamperletsch (Pamper-


letsch) Papagallo
(aus gleichbedeutend italienisch „papagal-
Pamphletist lo“; eigentlich ~ Papagei) ein (junger) ein-
heimischer Mann aus den Mittelmeer-
(wohl entstellt aus dem Titelwort des mit-
tellareinischen Romans pa m ph il u s s e u d e ländern, vor allem Italien, der Touristinnen
in oft aufdringlicher Weise nachstellt; selten
a m o r e ) bildungssprachlich abwertendfür ei-
nen Verfasser von Pamphleten, von Streit- allgemein für einen Schürzenjäger.
oder Schmähschriften. Der französische
Dichter Celine sei im Laufe seines Lebens Papagei
„zum antisemitischen Pamphletisten per- jemand der wie ein Papagei gedankenlos
vertiert“, schrieb der deutsche Schriftsteller nachspricht, nachplappert; gelegentlich auch
Peter Hamm. für eine bunt und geschmacklos herausge-
Vgl.: —> -ist. putzte Frau.
Vgl.: Papageier, Schlagwortpapagei (selten).
Panikmacher
jemand, der Panikmache betreibt, der durch Paparazzo
seine übersteigerte Angst verbunden mit auf- (italienisch; nach dem Beinamen des Foto-
gebauschter Darstellung einer Bedrohung grafen in Federico Fellinis Film l a d o l c e
eine panikartige Stimmung und große Unru- v it a ; meist im Plural gebraucht: Paparazzi)
he hervorruft. ein (aufdringlicher) Pressefotograf Skandal-
Vgl.: machen reporter.

Panscher Papelard
abfälligfürjemanden, der heimlich Getränke (aus gleichbedeutend französisch „pape-
verfälscht, verwässert. Gepanscht werden al- lard“) bildungssprachlich veraltet für einen
lerdings auch Benzin, Parfüms und viele Heuchler, Scheinheiligen.
andere Flüssigkeiten.
Vgl.: —> Bierpanscher, —> Milchpanscher, Mörtel- Papierschweizer
panscher (fränkisch: Maurer), Panischer (Neben-
form), Schnapspanscher, —> Weinpanscher. abfälligfür einen in der Schweiz eingebürger-
ten Ausländer, der aber nicht anerkannt ist
Pantoffelheld und nur aufdem Papier als Schweizer gilt.
ein Ehemann, der sich allzu offensichtlich von
seiner Frau beherrschen läßt, der daheim Papiertiger
nichts zu melden hat; oft als bissiger Spott. Ne- (Lehnübersetzung aus dem Chinesischen,
ben der Vorstellung vom Pantoffel als Waffe bekannt geworden durch Mao Tse-Tungs
einer den Mann prügelnden Frau mag bei Äußerung von 1946: „Alle Reaktionäre sind
der Entstehung des Wortes eine erotische Papiertiger. Dem Ansehen nach sind sie
Bedeutung eingewirkt haben: der Pantoffel furchterregend, aber in Wirklichkeit sind
als Symbol oder verhüllende Bezeichnung sie nicht gar so mächtig.“) jemand der sich
des weiblichen Geschlechtsorgans. gefährlich gibt, es aber nicht wirklich ist.
Vgl.: —> „Held“, —> -held, Pantoffelritter. Nach der Verbreitung der m a o -b ib e l von

303
1968 ist das Schlagwort in der Publizistik Pappsäckel
gang und gäbe geworden. (eigentlich Verkleinerung von -» Papp-
Vgl.: Papierdrache, —» -tiger, —» zahnloser Tiger. sack) südwestdeutsch und schweizerisch für
einen einfältigen, energielosen Burschen.
Papist Vgl.: —> Säckel.
(zu lateinisch „papa“ = Papst) abwertendfür
einen Anhänger des Papsttums und eines star- -papst
ren Katholizismus. (seltene weibliche Form: -päpstin) meist
Vgl.: —»-ist. spöttisch oder ironisch fürjemanden, der auf
einem bestimmten Gebiet, das im ersten Teil
Pappagallo = Papagallo der Wortverbindunggenannt wird, tonange-
bend ist, ab unumschränkte Autorität gilt.
Pappchinese Bekannt ist der „Literaturpapst“ Marcel
(angeblich von einer Zielscheibe mit Chi- Reich-Ranicki.
nesenkopf aus der Zeit nach dem Boxerauf- Vgl.: —> Kritikerpapst, —> Kulturpapst, Kunst-
stand in China, analog zu -» Pappkamerad) papst, —> Literaturpapst, Musikpapst.
Schimpfwort für einen untauglichen Men-
schen, Tölpel. Paradiesvogel
Vgl.: —> Kineser (Chineser). (eigentlich ein farbenprächtiger Singvogel,
der vor allem in Neuguinea heimisch ist)
Pappkamerad exzentrischer Mensch, besonders einer, der
(eigentlich eine Pappfigur für Schießübun- durch Kleidung und Aufmachung hervor-
gen) einflußlose, unbedeutende Person. Dazu sticht.
ein Wortwechsel aus dem Deutschen Bun- Vgl.: bunter Vogel, Paradiesvögelchen, —> Vogel,
—> -vogel.
destag vom Jahre 1970:
Rainer Barzel (CDU): „Ich habe nicht
Paragraphenhengst
die Absicht, einen Pappkameraden hier
I. salopp abwertend für einen furisten,
aufzubauen, wie Sie das nannten.“
Rechtsgelehrten. 2. ein Paragraphenreiter.
Herbert Wehner (SPD): „Sie sind ja sel- Vgl.: —» Hengst, —> -Hengst.
ber einer!“
Vizepräsident Schmitt-Vockenhausen: Paragraphenreiter
„Herr Abeordneter Wehner, Sie haben jemand, der sich an Vorschriften klammert,
den Abgeordneten Barzel eben als Papp- der Weisungen und Gesetze kleinlich undpe-
kameraden bezeichnet?“ dantisch auslegt. Er reitet gewissermaßen
Wehner: „Lesen Sie das bitte im Proto- auf den Paragraphen herum.
koll nach, Herr Präsident!“ Vgl.: Paragraphenfuchser, Paragraphenmensch,
Barzel: „Bleiben wir also bei den Pappka- Paragraphenschinder, Paragraphenschuster.
meraden.“
Wehner: „Schleimer wäre richtiger!“ Paragraphenschuster = Paragraphenreiter

Pappnase Paranoiker
(eigentlich eine Nase aus Pappe zur Kostü- (zu griechisch „paranoia“ ~ Torheit,
mierung) harmloser Narr, Trottel; Mensch, Wahnsinn) ein Geistesgestörter, der an
den niemand ernst nimmt. Wahnvorstellungen leidet; auch verallgemei-
nernd für einen Menschen mit wahnhaften
Pappsack Wesenszügen.
vor allem süddeutsch für einen schmutzigen,
schmierigen, zudringlichen Mann; in man- Parasit
chen Mundarten auch Eigenschaften wie (griechisch „parasitos“ = Tischgenosse;
feist, weichlich oder charakterlos. Schmarotzer) abfälligfürjemanden, der auf
Vgl.: —> Sack, —> -sack. Kosten anderer lebt, der andere ausnutzt.

304
Der Fernsehplauderer Thomas Gottschalk, Partikularist
der den Sender RTL verließ und zur Kon- (zu lateinisch „particula“ ® Teilchen) bil-
kurrenz ging, sei „ein Parasit, der das dungssprachliche Vokabel der politischen
Wirtstier wechselt“, stellte der RTL-Chef Diskussion und Polemik für bzw. gegen je-
Helmut Thoma im März 1995 fest. manden, der Anliegen staatlicher Teilgebiete
Vgl.: Bar rasit (Wortspiel: Militarist). verficht, die Interessen der Allgemeinheit zu-
widerlaufen. Oft geht es dabei um Autono-
Paria miebestrebungen.
(eigentlich ein Inder, der gar keiner oder Vgl.: —> -ist.
der niedrigsten Kaste angehört) bildungs-
sprachlichfiir einen aus der menschlichen Ge- Partitenmacher
sellschaft Ausgestoßenen, Entrechteten. (zu lateinisch „partitus“ - geteilt) veraltet
Vgl.: —> Outcast. für einen listigen Betrüger, Schelm.
Vgl.: —»-machen

Parksünder
Partygirl (Partymädchen)
ein motorisierter Verkehrsteilnehmer, dessen
i. Tarnbezeichnung fiir ein Callgirl. 2. ein
„Sünde“ darin besteht, daß er das Parkverbot
(leichtfertiges, oberflächliches) Mädchen, das
mißachtet.
sich oft aufPartys vergnügt.
Vgl.: —> Sünder, —> -sünder, —> Verkehrssünder.

Partylöwe
Parleur
(nach dem älteren Wort Salonlöwe ge-
(zu französisch „parier“ = sprechen) bil- bildet; weibliche Form: Partylöwin) scherz-
dungssprachlich veraltetfür einen Schwätzer. haft-ironisch bis abfälligfiir einen Mann, der
bei seinen zahlreichen Partybesuchen allzu
Parteibonze offensichtlich darum bemüht ist, im Mittel-
verächtlich fiir einen hohen Parteifunktio- punktzu stehen und aufFrauen Eindruck zu
när. machen.
Vgl.: —> Bonze, —> -bonze. Vgl.: Gesellschaftslöwe, —> -löwe, Partyhengst,
Partytiger (selten).
Parteifeind
im kommunistischen Sprachgebrauch ein ab- Parvenü (Parvenue)
trünniges Mitglied einer marxistisch-lenini- (zu französisch „parvenir“ = an-, empor-
stischen Partei, das zum politischen Gegner kommen) Emporkömmling, Neureicher mit
oder vermeintlichen Gegner dieser Partei ge- Halbbildung und schlechten Manieren. „Der
worden ist. Parvenü aus Altona“ (s pie g e l , Juni 1995,
über den Verleger Axel Springer). Zu
Vgl.: —> -feind.
Kanzler Kohl brachte die k o n k r e t (August
1996) den Superlativ: „der unbestritten
dickste europäische Staatsparvenue“.
0fr geringschätzigfür einen loyalen Anhänger
einer (gegnerischen) Partei, politischen Rich-
Pascha
tung oder Persönlichkeit.
(eigentlich ein früherer Titel hoher orienta-
lischer Offiziere und Beamter) anmaßender
Parteisoldat Mann, der Frauen fiir untergeordnet hält
leicht abwertend, auch ironisch für einen und sich deshalb von ihnen bedienen und
langjährigen, ergebenen Diener einer Partei. verwöhnen läßt. Die Frauenzeitschrift
„Früh übt sich, wer Parteisoldat der Union Em m a kürt regelmäßig einen „Pascha des
werden will.“ So mokierte sich die f r a n k - Monats“.
f u r t er Ru n d s c h a u (November 1994) Vgl.: Hauspascha, Pascha mit sieben Roßschwei-
über die kreuzbrave „Junge Union“. fen (veraltet).

305
Pascher Patron
(gaunersprachlich, zu „paschen“ - mit ge- (aus lateinisch „patronus“ = Schutzherr)
stohlener Ware handeln) Schmuggler. abfälligfär Bursche, Kerl, Schuft; fast immer
verbunden mit einem Eigenschaftswort zur
Paslack näheren Bestimmung: ein ftecher, widerli-
(wohl aus dem Polnischen) nordostdeutsch cher, windiger, undankbarer, gemeiner, son-
und im Ruhrgebiet abfälligfär i. jemanden, derbarer, unzuverlässiger Patron.
Vgl.: langweiliger Patron, —> „sauberer Patron“,
derfür andere schuften muß. 2. einen Flegel,
Saufpatron, —> schlauer Patron, -» übler Patron,
Proleten oder Ausländer.
—> unverschämter Patron, windiger Patron.

Pasquillant Patsch
(vom gleichbedeutenden italienischen (verkürzt aus —> Tolpatsch) in Bayern und
Wort „pasquillo“, nach dem Namen einer Österreich ein ungeschickter, aber gutmütiger
Skulptur in Rom, an der früher Schmäh- Mensch; Tölpel, Tolpatsch.
schriften angebracht wurden) bildungs-
sprachlich veraltendfür einen Verfasser oder Patschachter
Verbreiter eines Pasquills, einer meist anony- (Herkunft unklar) bayrisch und österrei-
men Spott-, Schmähschrift. chisch fär einen unbeholfenen, etwas tolpat-
schigen Menschen.
Passagier s. blinder Passagier
Patsche
Passivist (schallnachahmend) süddeutsch fär eine
eine seltene geringschätzige Bezeichnung fär Klatschbase; böswillig schwatzhafte (weibli-
eine passive, untätige, duldende Person. che) Person, Verleumderin.
Vgl.: —> -ist. Vgl.: —> Batschel, —> Batschmaul, Patscher,
Patschweib.
Patentekel
Steigerung von -> Ekel für einen besonders Patscheri
widerlichen Menschen. (Verkleinerung von —> Patsch) österrei-
chisch und süddeutsch fär ein ungeschicktes,
Patentfatzke unbeholfenes Kind.
Steigerung von —» Fatzke; arroganter Mann,
Patzer
Geck.
i. Pfuscher, Stümper; jemand, dem viele Feh-
ler unterlaufen. 2. in Österreich und Bayern
Pathetiker
auchjemand, der Kleckse und Flecken macht.
(zu griechisch „pathos“ = Leiden, Leiden-
schaft) bildungssprachlich fär einen Men-
Pauker
schen, der pathetisch auftritt, der sich
(verkürzt aus Arschpauker bzw. —> Ho-
affektiert, übertrieben gefühlvoll oder feier-
senpauker; eigentlich jemand, der die Pau-
lich gebärdet.
ke schlägt, in übertragener Bedeutung den
Hintern des unfolgsamen Schülers) 1. ein
Patriarch
(schlechter) Lehrer. 2. seltenerfär einen ange-
(zu griechisch „pater“ = Vater, „archein" = strengt lernenden, paukenden Schüler.
herrschen; eigentlich einer der biblischen Vgl.: —> Einpauker, Lateinpauker, Mathepauker
Erzväter Abraham, Isaak und Jakob) oft ab- (beides kaum abwertend), —» Moralpauker, Prü-
wertendfär einen (alten) Mann in einer Fa- gelpauker, Steißpauker.
milie oder einem Familienverband, der
autoritär über die anderen bestimmt. Patri- Pausback, der
arch ist ein beliebtes Kampfwort des Femi- ein Mensch mit Pausbacken, mit dicken (ro-
nismus. ten) Backen, besonders ein kleines Kind.

306
Pausenclown Pechmarie
(eigentlich ein Zirkusclown, der die Pausen (nach der Märchenfigur gleichen Namens)
zwischen anderen Darbietungen zu über- Mädchen, das kein Glück hat, weiblicher
brücken hat) Lückenbüßer (bei öffentlichen Pechvogel.
Auftritten), der unbedeutend und lächerlich
wirkt. „Journalisten sind die Pausenclowns Pechvogel
der Werbung", bemerkte der Kabarettist (ursprünglich ein Vogel, der an der Leim-
Dieter Hildebrandt 1994, und der Trave- oder Pechrute des Vogelstellers hängen-
stickünstler Georg Preusse, alias Mary, be- blieb) ein Unglücksmensch;jemand, der vom
teuerte gegenüber der w e l t w o c h e (März Pech verfolgt ist, dem nichts gelingt und der
1994): „Als Pausenclown hätte ich mich dadurch auch anderen Unglück zu bringen
nicht einsetzen lassen!“ droht.
Vgl.: —> Clown. Vgl.: —> Glücksvogel, Pechrabe (selten), —» Vogel,
—> -vogel.
Pavian
(eigentlich ein großer, meerkatzenartiger Pedant
Affe mit langer Schnauze; zufällige Über- (italienisch „pedante", eigentlich = Lehrer,
einstimmung mit der häufigen Schimpf- Schulmeister) übertrieben genauer Mensch,
wort-Endung ,,-ian“) ein eingebildeter, Kleinigkeits-, Umstandskrämer: ein alter,
dummer Mensch. elender, schrecklicher Pedant.
Vgl.: —> -ian (-jan), Riesenpavian (Steigerung). Vgl.: Erzpedant, Schulpedant, Tugendpedant.

Pazifist Peias = Baias (Peias)


(zu lateinisch „pax“ = Frieden) ein Anhän-
ger des Pazifismus, unbedingter Friedens- Peitsche
freund. Die Bezeichnung findet sich in (Herkunft unsicher, vielleicht von der frü-
einigen Schimpfwörterbüchern. Dafür gibt her üblichen Bestrafung durch Auspeit-
es sogar gute Gründe. Vor allem während schen) besonders süddeutsch für ein lieder-
der Zeit des Nationalsozialismus, aber auch liches Weib, gerissenes Mädchen.
schon vorher, war das Wort eine geläufige Vgl.: Gassenpeitsche (oberhessisch: Herumtreibe-
politische Schelte mit verächtlichem Sinn. rin), Peitscheribub (österreichisch: Zuhälter;
Im heutigen Sprachgebrauch ist „Pazifist“ Strichjunge).
nur dann abwertend, wenn es wie „Frie-
densapostel" oder „Friedensschwärmer“ Pennäler
verwendet wird. (zu lateinisch „penna“ = Feder; im 17. Jahr-
Vgl.: -»-ist. hundert ein Schimpfwort für Studenten)
veraltend, ofi geringschätzig für Gymnasiast,
Pecharsch Schüler (einer höheren Schule).
1. derber Handwerkerspott für den Schuster,
der ja früher mit Schusterpech gearbeitet hat. Pennbruder
2. in Österreich auch ein Schimpfiiame für (gaunersprachlich „Penne“ = schlechte
einen Hocker, einen, der einfach nicht gehen Herberge, behelfsmäßiges Nachtquartier)
will, als ob man ihn mit Pech aufden Stuhl i. Tagedieb, Nichtstuer. 2. Landstreicher,
festgeklebt hätte. Stadtstreicher, Obdachloser. 3. Langschläfer;
Vgl.: > Arsch, —> -arsch. schläfriger Mann. 4. unachtsamer Kerl.
Vgl.: —> Bruder, —> -bruder, Pennschwester, Penn-
Pechhengst tüte (unaufmerksam).
Berufischelte für den Schuster. Bezeichnun-
gen wie „Pechbaron“, „Pechhans“ oder „Dr. Penne
der Pechologie" sind veraltet bzw. selten. 1. Prostituierte. 2. schwungloser, langweiliger
Vgl.: —» Hengst, —> -hengst. Mensch.
Penner Vgl.: Berufspessimist, —> -ist, krankhafter Pessi-
1. Landstreicher, Stadtstreicher, Obdachloser. mist, —> Optimist, —> Zweckpessimist.
2. allgemeinfür einen unangenehmen, wider-
lichen Kerl. 3. Langschläfer, Faulenzer. 4. je- Pestbeule
mand, der begriffsstutzig ist, nicht auffaßt, (eigentlich ein bei der Beulenpest auftre-
eine Gelegenheit versäumt hat. tendes Geschwür) ein ekelhaßer, widerlicher
Mensch.
Percht
(nach den „Perchten“, dämonischen We- ß Pestfetzen
sen im Volksglauben der Alpenländer, der z ' ein seltenes österreichisches Schimpfwort für
Wilden Jagd vergleichbar) in Österreich einen sehr unerfreulichen, widerlichen Men-
und Bayern eine häßliche, schlampige Frau. schen.
Vgl.: —> Fetzen.
Perfektionist
(lateinisch „perfectus“ - vollendet) abwer- Peter
tendfür einen Menschen, der in übertriebe- (Appellativname nach dem Apostel Petrus
nem Maße nach Perfektion strebt. aus dem Neuen Testament) in Verbindung
Vgl.: -ist. mit einem abwertenden Eigenschaftswort
eine sehr alte und beliebte Schelte für eine
Person männliche Person: ein langsamer, trockener,
(ursprünglich im Lateinischen die Maske dummer, fauler, steifer, alberner, komischer,
oder Rolle des Schauspielers; meist mit ei- vergeßlicher Peter.
nem Adjektiv) emotional, oft abschätzig für Vgl.: —> langweiliger Peter, schwarzer Peter (Sün-
eine Frau, ein Mädchen: eine eingebildete, denbock).
häßliche, unangenehme, langweilige, alber-
ne, ungeschickte, niederträchtige, schlechte, -peter
bösartige, gemeine, ordinäre, gefährliche, ver- Zusammensetzungen mit „-peter* sind sehr
kommene, falsche, leichtfertige Person. häufig und dienen im allgemeinen dazu, eine
Vgl.: —> Frauensperson, freche Person, Unsitte, ein Fehlverhalten einer männlichen
Weibsperson.
Person zu tadeln oder zu verspotten. Im typi-
schen Fall trifft’s den unartigen Knaben.
perverses Schwein Das bekannteste Beispiel ist der -> Struw-
derb abwertendfür einen besonders „schwei- welpeter.
nischen “, abartig veranlagten Menschen oder Vgl.: Affenpeter, —> Angstpeter, Brausepeter (zor-
für einen üblen Zotenreißer. nig), —» Dreckpeter, Drehpeter, Dummpeter,
Vgl.: —> Schwein. Dusselpeter (langsam), —> Flohpeter, Frostpeter
(verfroren), Fuddelpeter, Galgenpeter (Halunke),
Perversling Grinsepeter, Hasenpeter (ängstlich), —> Heulpe-
(lateinisch „perversus“ = verdreht, ver- ter, Huschelpeter, Iauspeter (verlaust), —» Lügen-
peter, Mährpeter (langweilig), —> Miesepeter,
kehrt) Mensch mit abartigem, widernatürli-
Murrpeter, —» Nölpeter, Nörgelpeter, Quatschpe-
chem (sexuellen) Verhalten. ter, Quengelpeter, —» Rutschepeter, Schmierpeter,
Vgl.: -ling. Schmuddelpeter, Schmuspeter, Schmutzpeter,
Schnarchpeter, Stinkpeter, Umstandspeter, Wak-
Pessimist kelpeter, —> Zappelpeter, Zottelpeter.
(zu lateinisch „pessimus“ = schlechtester)
von Hoffnungslosigkeit erfüllter, negativ ein- Peterle in / auf allen Suppen
gestellter Mensch, Schwarzseher. „Die glück- (Peterle ist ein süddeutscher Ausdruck für
lichen Pessimisten! Welche Freuden em- Petersilie) in oberdeutschen Mundarten ein
pfinden sie, wenn sie bewiesen haben, daß Wichtigtuer; Mensch, der glaubt, überall da-
es keine Freude gibt.“ (Marie von Ebner- beisein zu müssen.
Eschenbach). Vgl.: Kräutchen auf jeder Suppe.

308
Petit-maitre Pfaffensack
(französisch, eigentlich - kleiner Herr) bil- (eigentlich der Sack, in dem früher die Ga-
dungssprachlich veraltetfiir einen eitlen, gek- ben der Gläubigen eingesammelt wurden)
kenhafien und meistjungen Mann. südwestdeutsch fiir einen habgierigen Geistli-
chen; auch allgemein fiir einen geizigen, gie-
Petze rigen Menschen. „Paffesack - Raffesack“
(hebräisch „pazah“ = den Mund aufma- sagt man in Mainz.
Vgl.: —> Sack, —> -sack.
chen) schülersprachlich undfamiliärfiir eine
Person, diejemanden verrät, denunziert, ver-
Pfafflein (Pfaffchen)
pfeift; meistens fiir ein Kind, das gegenüber
meist spöttisch fiir einen kleingewachsenen
Eltern, Lehrern einen Spielkameraden oder
oder sehrjungen oder unbedeutenden -> Pfaf-
Mitschüler verpetzt. Eine „alte Petze" be-
fen.
kam in Sachsen etwa den folgenden Kin-
Vgl.: —» -chen (-lein).
derspott zu hören:
„Petze, Petze ging in’n Laden,
Pfahlbürger
kauft fiir’n Dreier Käsemaden.
(eigentlich ein Einwohner einer mittelal-
Käsemaden gibt es nicht,
terlichen Stadt, der zwar Bürger war, aber
Petze, Petze ärgert sich.“
zwischen der Stadtmauer und den Vor-
stadtpfählen wohnte) engstirniger Mensch,
Petzer Spießer.
i. ein Junge, der petzt. 2. landschaftlich selten Vgl.: Bürger.
für einen Trinker.
Vgl.: Verpetzer. Pfanne
landschaftlich salopp bis abfällig fiir Frau,
Pfaffe Mädchen, Freundin.
verächtlich oder spöttisch fiir einen Geistli- Vgl.: fiese Pfanne (häßlich), —> Rockerpfanne.
chen. Aus der einst wertneutralen, sogar eh-
renvollen Berufsbezeichnung wurde im Pfannkuchen
ausgehenden Mittelalter und vor allem in i. kleine dicke Person. 2. Mensch mit einem
der Zeit der Reformation ein starkes „Pfannkuchengesicht“. 3. ein flachbrüstiges
Schimpfwort. Oft hat man den Plural als Mädchen.
Kollektivscheke gegen den Klerus verwen-
det. Ein „Pfaffe“ galt als selbstsüchtig, an- Pfannkuchen auf (zwei) Beinen
maßend und scheinheilig. Im liberalen berlinisch („Fannkuchen mit Beene“), aber
Nü r n b e r g e r An z e ig e r stand um 1870 der auch anderswofür eine kleine, rundliche Per-
Vers: „Pfaffen raffen, / So lang sie schaffen, son, deren Gestalt einem Krapfen oder „Ber-
/ Und Dummköpfe gaffen.“ Die heutige liner Pfannkuchen “gleicht.
Bedeutung ist weniger konkret und ist ab- Vgl.: rollender Pfannkuchen.
geschwächt.
Vgl.: —> Baalspfaffe, Bettelpfaffe, Pfaff, Pfaffen- Pfannkuchengesicht
bankert (Kind eines katholischen Geistlichen), spöttisch-abschätzig fiir einen Menschen mit
Pfaffenhure, Pfaffin (veraltet: Pfarrersliebchen; einem sogenannten Pfannkuchengesicht, ei-
Hexe), Saupfaffe (verstärkt), Scheißpfaffe. nem runden, flachen, ausdruckslosen Gesicht.
Vgl.: •—> -gesicht.
Pfaffenknecht
geringschätzig fiir einen Anhänger oder Ver- Pfau
treter der Geistlichkeit; unterwürfiger Diener eine eitle, selbstgefällige, meist männliche
der Kirche. Person. „Der prächtigste Pfau auf dem Jahr-
Vgl.: —> Knecht, —> -knecht, Pfaffendiener, Pfäff- markt literarischer Eitelkeiten“ ist für d ie
ling. w o c h e (Oktober 1993) der Literaturkkiker

309
Marcel Reich-Ranicki, und in Bayern sagt Pferdchen
man über einen charakterlosen Menschen, meist spöttisch oder abschätzigfür eine Prosti-
der großspurig auftritt:,Außen wie a Pfau, tuierte, die für einen Zuhälter arbeitet. Sie
innen wie a Sau!“ gehört nach der Redensart zu den „Pferd-
Vgl.: eitler Pfeu. chen“, die er „laufen hat“.
Vgl.: -> -chen (-lein), Pferderi (Wien).

Pfeffersack
Pferdedoktor
(ursprünglich ein Sack mit Pfefferkörnern, (eigentlich ein Tierarzt) spöttisch-abschätzig
dann Schelte für Gewürzhändler und ande- für einen Arzt mit groben Behandlungsme-
re reich gewordene Kaufleute, insbesonde- thoden, der seinen Patienten „Roßkuren“ zu-
re solche aus Holland und Nürnberg) ein
mutet.
allzu geschäftstüchtiger, wohlhabender Vgl.: —> Roßarzt, -» Viehdoktor.
Händler, Großkaufmann.
Vgl.: Pfefferballen (Nürnberg, veraltet), —> Sack, Pferdenarr
—> -sack.
(weibliche Form: Pferdenärrin) jemand, der
sich leidenschaftlich für Pferde begeistert, der
Pfeife in Pferde „vernarrt“ ist.
Nichtskönner, Versager; Feigling. 1994 hatte Vgl.: —> Narr, —» -narr.
der Fußball-,,Kaiser“ Franz Beckenbauer
den glücklosen Bundestrainer Berti Vogts Pfiffikus
vor laufenden Fernsehkameras als „Pfeife“ (studentensprachliche Scherzbildung zu
beschimpft. „pfiffig“ mit lateinischer Endung) gewitz-
ter, listiger Mensch; Schlauberger. Die Be-
Pfeifendeckel zeichnung kann gleichzeitig Mißfallen und
Anerkennung ausdrücken. „Ein Pfiffikus
(eigentlich ein Deckel auf dem Kopf man-
wie Möllemann“ (s pie g e l , Oktober 1994,
cher Pfeifen) dümmlicher, nicht ernst zu
über den umstrittenen FDP-Politiker Jür-
nehmender Mensch.
gen Möllemann).

Pfeifenheini Pfingstochse
abfällig für 1. einen unfähigen, ängstlichen (nach dem alten süddeutschen Brauch,
Mann, Versager. 2. einen Schiedsrichter, der zum Frühjahrsauftrieb an Pfingsten einen
sich unbeliebt gemacht hat. der Ochsen festlich zu schmücken) ein
Vgl.: Heini, —> -heini, Pfeifenkopf. übermäßig und geschmacklos herausgeputzter
Mensch.
Pfeifenkopf = Pfeifenheini Vgl.: Pfingsthammel (schwäbisch), Pfingstkuh
(zumindest hessisch), Pfingstlamm, —> Ochse
(Ochs).
Pfennigfuchser
kleinlicher, geiziger, mit dem Pfennig rech- Pflänzchen
nender Mensch. abfällig, auch ironisch für einen mißratenen,
Vgl.: Fuchser, Pfennigkramer, Pfennigspalter ungezogenen jungen Menschen. Anders als
(schwäbisch), Pfennigvögler (bayrisch, vulgär). beim -4 Früchtchen ist hier eher ein Mäd-
chen gemeint.
Pferd Vgl.: —> -chen (-lein).
i. plumpe, fiillige weibliche Person. 2. dum-
mer Mensch. Pflanze
Vgl.: Arbeitspferd, Brauereipferd (dicke Frau mit ein eigenartiger, unangenehmer, irgendwie
mächtigem Hinterteil), Heupferd, —» Honig- ungeratener Mensch: eine kesse, frühreife,
kuchenpferd, —» Möhlenperd, —> Nilpferd, Renn- merkwürdige, seltsame, verdorbene Pflanze.
pferd (Straßenmädchen), Zirkuspferd. Vgl.: —> Asphaltpflanze, Berliner Pflanze, —>

310
Blüte, Provinzpflanze, Sumpfpflanze (leichtlebig), Phantast
-4 Treibhauspflanze, Trottoirpflanze (Straßen- (griechisch „phantastes“ = Prahler) wirk-
mädchen), Zuchthauspflanze.
lichkeitsfremder Träumer, Mensch mit
überspannten Einfällen, Schwärmer: ein
Pflastertreter weltfremder, harmloser Phantast.
veraltendfiir einen arbeitsscheuen Menschen,
Müßiggänger, vor allem in der Stadt. Pharisäer
Vgl.: Gassentreter (landschaftlich). (ursprünglich ein Angehöriger einer altjü-
dischen religiös-politischen Partei) eine ver-
Pflaume altete Bezeichnungfür einen Heuchler, einen
Versager; schwacher, dummer oder anderwei- selbstgerechten, hochmütigen, scheinheiligen
tig unfähiger Mensch. Menschen. Diese Bedeutung geht vor allem
Vgl.: alte Pflaume (auch als burschikose Anrede), auf die bekannte Bibelstelle zurück, in der
Backpflaume, —> Matschpflaume, weiche Pflaume ein Gebet eines Pharisäers mitgeteik wird:
(schlapp). „Ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin wie
die anderen Leute" (Lukas 18,11).
Pflaumenaugust
dummer, langweiliger, durch und durch in- Philister
kompetenter Mann. (eigentlich ein Angehöriger eines nichtse-
Vgl.: —> August. mitischen kriegerischen Volkes in der Kü-
stenregion Palästinas, das in der Bibel als
Pflock der schlimmste Feind Israels dargestellt
ein unbeholfener, grobschlächtiger, unhöfli- wird) bildungssprachlich veraltendfiir einen
cher Mensch. kleinbürgerlichen, engstirnigen Menschen,
Spießbürger. Im 18. und 19. Jahrhundert
Pfundhammel pflegten die Studenten alle Nichtakademi-
süddeutsch, vor allem bayrisch fiir einen ker so zu bezeichnen, vor allem jene, die für
rücksichtslosen, ungehobelten, sturen Kerl. ihre Sitten und Unsitten kein Verständnis
zeigten, etwa die Polizisten. Die alten Wör-
Vgl.: -4 Hammel, —> -hammel.
terbücher zur Schüler- und Studentenspra-
che nennen an die zwanzig Zusammen-
Pfuscher
setzungen mit ,,-philister“, beispielsweise
(ursprünglich ein Handwerker, der entge- Reim-Philister, Geldphilister, Vereinsphi-
gen der Zunftordnung heimlich, also lister. Das Schimpfwort war sehr vielseitig
„schwarz“ arbeitete, was oft zu minderer
verwendbar und dementsprechend beliebt.
Qualität führte) z. nachlässiger, schlechter Für Schopenhauer war ein Philister „ein
Arbeiter, Handxuerker; Stümper. 2. in Öster-
Mensch ohne geistige Bedürfnisse“, für
reich fiir einen Schwarzarbeiter. 3. land- Goethe gar „ein hohler Darm, / mit Furcht
schaftliche Schelte fiir einen Betrüger beim und Hoffnung ausgefüllt, / daß Gott er-
Kartenspiel. barm!“ Hoffmann von Fallersleben schrieb
Vgl.: -4 Kurpfuscher, Kunstpfuscher (selten: „Das Lied vom Deutschen Philister“:
schlechter Maler).
„Solang der Philister regieret das Land,
Ist jeglicher Fortschritt daraus wie ver-
Phallokrat
bannt:
(zu griechisch „phallos“ = männliches Denn dieses erbärmliche, feige Ge-
Glied) bildungssprachlich abschätzigfiir einen schlecht,
Mann, der an eine natürliche Überlegenheit Das kennet nicht Ehre, nicht Tugend
des Mannes glaubt und die Unterdrückung und Recht."
der Frau in der Gesellschaft praktiziert oder Vgl.: Bierphilister (trinkender Besserwisser), -4
gutheifit. Bildungsphilister, Erzphilister (Steigerung), Phili-
Vgl,; -4 -krat. sterseele, -4 Stockphilister.

3II
Philosophaster preußische Infanterie, aber auch för die
(spätlateinisch mit gleicher Bedeutung) bil- deutsche Polizei bis 1919 war) besonders ber-
dungssprachlichJur einen Scheinphilosophen, linisch veraltend spöttisch für einen unifor-
philosophischen Schwätzer. mierten Polizisten.

Phlegmatiker Pickelhering
(nach der Temperamentenlehre des altgrie-
(ursprünglich ein gepökelter Hering, über-
chischen Arztes Hippokrates) ein träger,
tragen eine komische Figur in alten Lust-
schwer erregbarer Mensch.
spielen) selten für einen lächerlichen,
possentreibenden Menschen, Hanswurst.
Phlegmatikus
Vgl.: —» Hering.
(latinisierend) scherzhaft-spöttisch für einen
—» Phlegmatiker.
Piefke
Phrasendrescher (Herkunft strittig, vielleicht von einem Fa-
(wahrscheinlich in Abwandlung der Re- miliennamen) I. landschaftlich, besonders
densart „leeres Stroh dreschen“) jemand, norddeutsch für einen dümmlichen Angeber,
der nichtssagende, aber großspurige Reden Wichtigtuer, Spießbürger. 2. salopp für einen
führt. kleinen Jungen, Knirps. 3. in Österreich ab-
Vgl.: —> Drescher, Phrasenheld, Phrasenhengst, fällig für einen Deutschen, insbesondere für
Phrasenmacher, Phrasenschneider (selten), -> einen Norddeutschen. Das gerade in Wien
Zungendrescher.
mit Sorgfalt gepflegte Feindbild gilt nicht
nur den hektischen, oft selbstgefälligen
Phraseur
und laut schreienden Touristen, sondern
(französisch mit gleicher Bedeutung) bil- grundsätzlich jedem Deutschen. „Haut die
dungssprachlich veraltet für einen -> Phra- Piefkes!“ hieß denn auch die Schlagzeile im
sendrescher.
Wiener Nachrichtenmagazin pr o f il an-
läßlich der Davis-Cup-Begegnung Öster-
Pichelbruder reich gegen Deutschland 1994. Hans-
(„Picheln“ gehört zu „Pegel“ im Sinne von Joachim Schoeps bescheinigte dem Piefke
„Eichstrich“) ein Mann, der (in geselliger (in der ersten Bedeutung) „Maßlosigkeit
Runde) alkoholischen Getränken zuspricht; der Ansprüche bei bodenloser Dummheit,
Zecher. Unbescheidenheit bei schwacher Lei-
Vgl.: —» Bruder, —» -bruder, Pichelsteiner (scherz-
stung“, und zwar „vom Hotelportier bis zu
haft nach dem Eintopfgericht).
dem auf Hochglanz polierten Intellektuel-
len“.
Pichler (Picheler)
jemand, der (des öfteren) pichelt, zecht, säuft. Vgl.: Piefkineser.
Vgl.: —> -1er.
Piefkineser = Piefke
Pickelgesicht
salopp abwertend für jemanden, der viele
Pickel im Gesicht hat; Pubertierender (mit
vorwiegend ostmitteldeutschfür einen kleinen
oder ohne Pickel).
Vgl.: —* -gesicht, „John Pickel und seine Mitesser“
Jungen; kleinen, unscheinbaren Menschen,
(Jugendspott), Pickelfresse (derb), Pickelinski der nicht ernst genommen wird. Als 1986 der
(schülersprachlich), Pickelomini (scherzhaft nach Abgeordnete Mann von den Grünen im
den Figuren aus Schillers WALLENSTEIN). Deutschen Bundestag „insbesondere die
hier hereinrotierten Kolleginnen und Kol-
Pickelhaube legen“ begrüßte, rief Kittelmann von der
(eigentlich ein Uniformhelm mit einer lan- CDU/CSU dazwischen: „Sie mit Ihren
gen Mctallspitze, wie er typisch für die drei Piepeln sollten die Klappe halten!“

312
Piepmatz Pillendreher
(eigentlich als Kosename oder kinder- veraltender Berufssport für den Apotheker.
sprachlich für einen Vogel, kleinen Vogel) Bei Schopenhauer kommt auch die Be-
schwächlicher Mensch; jemand mit einer zeichnung „Pillendrechsler“ vor.
schwachen, piepsigen Stimme. Vgl.: Kugeleinsdreher (Nürnberg, selten).

Vgl.: —> Matz.


Pimmel
(eigentlich derb oder kindersprachlich für
Piesacker
„Penis“) Pars pro toto derb abwertendfür ei-
(wahrscheinlich zu norddeutsch „Ossenpe- nen (unliebsamen) Mann, Kerl
sek“ = Ochsenziemer) jemand, der andere
peinigt, drangsaliert, ihnen arg zusetzt. Pimock
(vielleicht aus dem Polnischen) landschaft-
Piesel lich, besonders am Rhein, für z. einen früher
(norddeutsch „Pesel" = Penis) schwächli- von jenseits der Elbe zugewanderten Arbeiter.
cher, einfältiger Mann. 2. einen Fremden, Ausländer, Flüchtling. 3.
Vgl.: Pieselbruder, Pieselkopp (umständlich).
einen unsympathischen Mann.

Pimpelhans
Piesepampel
eine zimperliche, wehleidige männliche Per-
(vielleicht entstellt aus „mies...“) ein son, meist ein Junge.
Schimpfwortfär einen dummen, kleinlichen, Vgl.: —» Hans, -hans, Pimpelfritze (ostdeutsch).
unangenehmen Menschen; Trottel.
Vgl.: Miesepampel, —> Pampel, Piese (verkürzte Pimpelliese
Form). zimperliches, wehleidiges Mädchen.
Vgl.: —» Liese, —> -liese, Pimpelsuse, Pimpeltante,
Pietist Pimpekrine (ostdeutsch), Pimperliese.

(zu lateinisch „pietas“ = Frömmigkeit) ein


Pimperer
oft abschätzig gebrauchter Ausdruck für ei-
nen frommen, biedersinnigen Schwärmer; (vor allem bayrisch, zu „Pimmel“ = Penis)
vulgär fär einen Mann, der viel „pimpert',
Frömmler. 1717 dichtete der Medizinstu-
also koitiert; Schürzenjäger. Reinhold Aman
dent Johann Christian Günther in Leipzig:
führt in seinem b a y r is c h -ö s t e r r e ic h i -
„Dort sitzt das Murmelthier, der falsche s c h e n Sc h im pf w ö r t e r b u c h genüßlich
Pietist, aus: ,A sechana zammgfeglta Bimpara!“
Der fast vor Heiligkeit die ganze Bibel (So ein zusammengevögelter Pimperer!)
frißt.“
Vgl.: —> -ist, Pietkong (Wortspiel in Anlehnung an Pimperl (Pimperlein)
„Vietkong“).
(eigentlich = „Penislein“, Knabenpenis) be-
sonders bayrisch und fränkisch fär 1. ein
Pietsch (Pietscher) schlimmes, trotziges kleines Kind. 2. einen
(von sorbisch „pic“ = trinken) besonders kleinen Gernegroß, Wichtigtuer. Im Gebiet
sächsisch für einen Trinker, Zecher, Säufer. von Nürnberg spricht man auch vom
„Pimperlein von Lauf'.
Vgl.: —> -chen (-lein), Pimperling, Pimperlwichtig.
Pig
(aus gleichbedeutend englisch „pig“, ei- Pimperliese
gentlich = Schwein) eine abschätzige Be-
z. wehleidiges, überempfindliches Mädchen.
zeichnungfür einen Polizisten.
2. Prostituierte; liederliches Mädchen.
Vgl.: —> Liese, —» -liese, —> Pimpelliese, Pimplies-
Pilger = Pülcher chen.

3D
Pimpernellchen (Pimperneile) Pinsel
(eigentlich ein aromatisch duftendes Dol- (anfangs eine Handwerkerschelte für den
dengewächs; die zweite Bedeutung zu Schuster, nach den Wortteilen „pin“ = Na-
„pimpern“ - koitieren) landschaftlich ab- gel, Stift, Spitze und „sul“ = Ahle. Die heu-
schätzigfiir i. ein zimperliches, allzu zartbe- tige Verwendung entstand im 18.
saitetes Mädchen. 2. eine Prostituierte oder Jahrhundert in der Studentensprache unter
ein leichtlebiges Mädchen. dem Einfluß der Bedeutung „Pinsel“ = Pe-
Vgl.: —> -chcn (-lein). nis) salopp abwertend fiir einen einfältigen,
unangenehmen Mann, Dummkopf; früher
Pimpf auchfiir einen Geizhals; ein eingebildeter, al-
ter, blöder, feiner, langweiliger, reicher Pin-
(von mundartlich „Pumpf ‘ = Furz) österrei-
sel. „So ein arroganter Pinsel!“ bekam 1994
chisch und bayrisch geringschätzig fiir 1. ei-
der CDU/CSU-Fraktionschef Wolfgang
nen kleinen Jungen, Knirps. 2. einen
Schäuble von Ingrid Matthäus-Maier
unbedeutenden (kleinen) Menschen; jeman-
(SPD) zu hören.
den, der nicht ernst genommen wird.
Vgl.: —> alberner Pinsel, einfältiger Pinsel, —> Ein-
faltspinsel, Hochmutspinsel, Hoffartspinsel (bei-
Pinguin des veraltet), Renommierpinsel, —> Tugendpinsel.
(eigentlich ein großer, flugunfähiger Vogel
der Antarktis; übertragen vom schwarzwei- Pinseler (Pinsler)
ßen Federkleid des Tieres und seinem auf- Schelte fiir einen schlechten Kunstmaler.
rechten, gravitätisch anmutenden Gang) Vgl.: —» Bauchpinseler (Bauchpinsler), —> -1er,
scherzhaft-spöttisch für eine Nonne, Ordens- Pinselmann (veraltet).
schwester.
Pinselquäler
Pinkel Berufsspottfiir Anstreicher, Maler.
Vgl.; Pinseltraktierer, Quäler.
(meist mit einem Adjektiv verbunden) ein
unangenehmer, insbesondere arroganter
Mann, Großtuer. Pipicasso
Vgl.: —> Binkel (Binkerl), eingebildeter Pinkel, eine seltene abfällig oder spöttisch verwendete
Etepinkel (Vornehmtuer; aus „etepetete“ und Scherzbezeichnungfür einen modernen oder
„Pinkel“), feiner Pinkel, kleiner Pinkel, —> vor- fiir unkünstlerisch gehaltenen Maler. Pablo
nehmer Pinkel. Picasso, dessen Name für diese Wortbil-
dung herhalten mußte, galt und gilt nach
Pinscher dem Kunstverständnis des Durchschnitts-
(eigentlich ein kleiner, zierlicher, glatthaa- menschen noch immer als Inbegriff einer
riger Hund) ein gänzlich unbedeutender als hypermodern empfundenen und daher
Mensch; unfähiger, kleinlicher Mann. Im abgelehnten Kunst. In diesem Sinn ver-
Wahlkampf des Jahres 1965 hatte der da- spottet die Bezeichnung „Pflaster-Picasso“
malige deutsche Bundeskanzler Ludwig einen Pflastermaler, und bei d o n a l d d u c k
Erhard auf kritische Worte des Schriftstel- heißt ein moderner Künstler „Pissinasso“.
lers Rolf Hochhuth über Staat und Regie- George Grosz, der nicht viel von Picasso
rung mit dem seither oft zitierten Satz hielt, nannte seinen großen Kollegen „Pa-
geantwortet: „Da hört bei mir der Dichter blo Piepencasso“.
auf, und es fängt der ganz kleine Pinscher
an, der in dümmster Weise kläfft.“ Geflü- Pipijunge
gelt ist die Wendung „Pinscher und Uhus“ (nach dem kindersprachlichen „Pipi ma-
geworden, in der zwei verschiedene Ent- chen“ - urinieren) unreifer kleiner Junge.
gleisungen Erhards zusammen genannt
werden. Pipimädchen
Vgl.: —> Affen pinscher, kleiner Pinscher. ein unreifes (dummes) junges Mädchen.

314
Piranha Pistenschreck
(eigentlich ein südamerikanischer, kleiner draufgängerischer, rücksichtsloser oder auch
Raubfisch mit messerscharfen Zahnen) ein miserabler Skiläufer; seltener für einen eben-
geieigieriger Mensch, Ausbeuter. solchen Autofahrer.
Vgl.: Pistenrowdy, -4-schreck.
Pirat
1. Seeräuber, vor allem früher. 2. Räuber; je- Pistolenheld - Revolverheld
mand, der sich auf abenteuerliche Weise et-
was aneignet. Schon 1987 bestand die FDP Pistolero
für Heiner Geißler (CDU) aus „politischen (spanisch, zu „pistola“ « Pistole) Revolver-
Piraten“. Der f o c u s sprach 1995 von „Da- held; auch übertragen fürjemanden, der ag-
ten-Piraten". gressives Verhalten zur Schau stellt.
Vgl.: Ätherpirat (Betreiber eines „Piratensenders“),
Buchpirat (Raubdrucker), Videopirat. egeist
Quälgeist; jemand, der andere plagt, be-
Pisser drängt, der lästigfällt, vor allem durch hart-
ein derbes Schimpfwort für 1. einen unange- näckiges Fragen oder Bitten; oftfür ein Kind.
nehmen Mann, Taugenichts. 2. einen Feig- Vgl.: Plaggeist (schweizerische Variante), Plagteufel.
ling. 3. einen Bettnässer.
Vgl.: Bettpisser, —> Brunzer, —> Eckenpisser, Plagiar (Plagiarius) = Plagiator
Essigpisser (Bürokrat), Hosenpisser, kleiner Pisser,
—> Tintenpisser. Plagiator
(lateinisch „plagiarius" = Menschenräuber,
Pißnelke Seelenverkäufer) jemand, der ein Plagiat be-
derbes Schimpfwort für 1. ein prüdes, abwei- geht, der geistiges Eigentum stiehlt, insbeson-
sendes oder langweiliges, unreifes Mädchen. dere ein literarischer Freibeuter.
2. eine heruntergekommene weibliche Person, Vgl.: Plagiar (Plagiarius).
abgetakelte Frau. Die Beschimpfung als
„Pißnelke" führte 1955 zu einer Beleidi- Plänemacher
gungsklage der Filmschauspielerin Chri- meist geringschätzig für jemanden, der im-
stiane Maybach gegen ihren Kollegen mer wieder Pläne schmiedet, sie aber nicht
Adrian Hoven. verwirklicht.
Vgl.: —> -machet, —> Projektemacher (Projekten-
macher).
Pißpottschwenker
grober Spottfür einen Krankenpfleger, Sani-
Plänkler
täter, Zivildienstleistenden.
(eigentlich ein Beteiligter an einem militä-
Vgl.: —> Nachttopfschwenker.
rischen Geplänkel) oft mit leichtem Tadel
für jemanden, der gerne plänkelt, sich
Pißrieke (scherzhaft) streitet, andere neckt.
(Rieke ist eine Kurzform des weiblichen Vgl.: —> -1er.
Vornamens Friederike) vulgäres Schimpf-
wort für ein kleines, (geschlechtlich) unreifes Plapperer (Plapprer)
Mädchen. (lautmalend; weibliche Form: Plapperin)
Vgl.: —» Rieke (Ricke, Rike). jemand, der viel, schnell undgedankenlos da-
herredet; Schwätzer.
Pistensau (Pistenschwein) Vgl.: —> Nachplapperer, Plapperarsch, Plapper-
im fargon der Wintersportler und Skitouri- sack.
sten eine harsche Schelte für einen rücksichts-
losen, rasenden Skiläufer, der andere aufder Plapperhans
Piste gefährdet. eine plappernde männliche Person, besonders
Vgl.; Sau, -4 -sau, -4 Schwein, —> -Schwein. ein kleinerjunge.

315
Vgl.: —> Hans, —> -hans, Plapper fritze. Platte
(vielleicht vom jiddischen „p’lat“ = Flucht)
Plapperliese österreichisch für eine Verbrecherbande.
plappernde weibliche Person, besonders ein
kleines Mädchen. Plattenbruder
Vgl.: —> Liese, —> -liese, Plappersuse. österreichisch für ein Mitglied einer —> Plat-
te, Gauner; Landstreicher.
Plappermaul Vgl.: —» Bruder, —> -bruder.
ein Mensch, der viel plappert; oft zu einem
Kind gesagt. Plattfußindianer
Vgl.: —> -maul, Plappergosche, Plappermund (sel- (entstellt aus dem Namen des Stammes der
ten), Plappercasche. Schwarzfußindianer, der in Abenteuerge-
schichten vorkommt) i. männliche Person
Plappermäulchen mit Plattfüßen oder einem vergleichbaren
kosende Schelte für ein kleines Kind, das viel Gehfehler. 2. allgemeines Schimpfwort für
plappert. eine männliche Person. 3. im Jargon der Sol-
Vgl.: —> -chen (-lein). daten Spottwortfür einen Infanteristen.
VgL: —> Indianer.
Plappertasche = Plappermaul
Plattmacher
Plärre landschaftlich für jemanden, der sich vor der
(lautmalend) eine laut klagende, weinende Arbeit drückt, der blaumacht; Faulenzer.
oder weinerliche, meist weibliche Person; oft Vgl.: -macher.
ein kleines Mädchen.
Vgl.: Plärrerin, Plärrliese. Platzhirsch
(eigentlich der stärkste Hirsch auf dem
Plärrer Brunftplatz) bildkräftiges Spottwort für ei-
jemand, der (viel) plärrt; Schreihals. nen in einem bestimmten gesellschaftlichen
Vgl.: Plärrarsch, Plärremann, Plärrhannes, Plärr- Umfeld dominierenden, aufirumpfenden
ochse, Plärrsack. Mann.
Vgl.: —> Hirsch.
Plärrmaul
ein grobes Schimpfiuortfür einen störend laut Plauderer (Plaudrer)
sprechenden, herumschreienden Menschen; (weibliche Form: Plauderin) 1. leicht ab-
auch für ein plärrendes Kind. wertendfür einen, der viel und oberflächlich
Vgl.: —» -maul. redet. 2. jemand, der etwas ausplaudert, ver-
rät.
Plärrsuse Vgl.: —» Dampfplauderer.
landschaftlich abfällig für ein heulendes,
schreiendes Mädchen; selten für eine männli- Plaudertasche
che Person verwendet. jemand, der zuviel redet, geschwätzig ist,
Vgl.: Plärrliese, —> Suse, —> -suse. nichtsfür sich behalten kann. „Die alte Plau-
dertasche begnügt sich nicht mehr mit dem
Plättbrett (mit zwei Erbsen) gesprochenen Wort; es muß jetzt auch das
(Plättbrett ist das nord- und mitteldeutsche geschriebene sein.“ (f r a n k f u r t e r a l l g e -
Wort für „Bügelbrett“) herabsetzender m e in e ZEITUNG, Mai 1995, anläßlich des
Spottname für ein mageres Mädchen, eine Erscheinens der Autobiographie des Box-
flachbrüstige Frau. Bei Theodor Fontane weltmeisters und Predigers George Fore-
heißt eine Romanfigur Karoline Plättbrett. man). Friedrich Dürrenmatt, der
Vgl.: Brett, —» Bügelbrett, Plattdeutsche Dramatiker und Schriftsteller aus der
(Wortspiel). Schweiz, sei ein „geniales Plaudertäsch-

316
chen“ gewesen, informierte d ie w o c h en- Plempel
z e it u n g im September 1996. (vor allem in Wien) selten fiir einen Trottel,
Vgl.; —»Tasche. Tolpatsch.

Playboy Plethi s. Krethi und Plethi


(englisch-amerikanisch, eigentlich = Spiel-
junge) oft abschätzig für einen meist reichen, Plumpsack
modischen (jüngeren) Mann, der einen luxu- ein schwerfälliger, dicker Mensch.
riösen Lebensstil pflegt, sich mit schönen Vgl.: Plumperjan, Plumprian (beides veraltet), —>
Frauen umgibt und seinen Vergnügungen Sack, —> -sack.
nachgeht. 1949 schrieb Ernst Bloch an sei-
nen Freund und Kollegen Georg Lukacs: Plünderer (Plündrer)
„Mit Ekel las ich die Frechheiten des play- (zu „Plunder“; weibliche Form: Plünderin)
boy W. Harich gegen Dich. Dem Lause- jemand, der plündert, andere ausraubt, ih-
jungen muß das Handwerk gelegt wer- nen rücksichtslos alles wegnimmt.
den.“
Vgl.: Möchtegern-Playboy, Westentaschenplay- Plunze = Biunze (Biunzen)
boy.
Plusmacher
Playgirl geldgieriger Geschäftsmann, Ausbeuter, Wu-
(englisch-amerikanisch, eigentlich = Spiel- cherer.
mädchen) i. attraktive, leichtlebige junge Vgl.: —> -macher.
Frau, die im Luxus lebt und sich von reichen
Männern verwöhnen läßt. 2. Callgirl, „Ho- Plutokrat
steß”. (zu griechisch „plutos“ = Reichtum, „krat-
ein“ ~ herrschen) bildungssprachlich ge-
Plebejer ringschätzig für einen Vertreter der Geld-
(zu gleichbedeutend lateinisch „plebeius“; herrschaft; jemand, der durch seinen Reich-
im antiken Rom ein Angehöriger des ge- tum politische Macht ausübt. Während des
meinen Volkes) ein ungebildeter, ungehobel- zweiten Weltkriegs wurden insbesondere
ter Mensch. Engländer und Amerikaner von der deut-
schen Propaganda als Plutokraten bezeich-
Plebs, der (die) net.
(im alten Rom das einfache Volk) bildungs- Vgl.:—» -krat.
sprachlich abfälligfür die Masse der ungebil-
deten, primitiven Leute; Pöbel. Plutzer
Vgl.; Bildungsplebs (Nietzsche). (eigentlich ein Kürbis, übertragen auch
„großer Kopf') in Österreich ein Dumm-
Pleitegeier kopf; grober Kerl.
(eigentlich das Sinnbild einer drohenden
Pleite; volksetymologische Umbildung aus Pöbel
„Pleitegeher“) selten ab abschätzige Bezeich- (von lateinisch „populus" - Volk) z. die un-
nungfiir einen Bankrotteur. gebildete, rohe, unterste Schicht der Bevölke-
Vgl.: —> Geier. rung, Abschaum der Geselbchaft; oft auch
diskriminierend verwendet. 2. disziplinloser,
Pleitier randalierender Haufen von Menschen; Mob.
(Endung französisch ausgesprochen) je- Kazimierz Bartoszewicz schrieb: „Pöbel
mand, der pleite ist; Bankrotteur. In der nennen wir eine Ansammlung von Men-
Presse wird gerne über den „Milliarden- schen - wenn sie anderer Meinung sind als
Pleitier Jürgen Scheider“ berichtet. wir. Teilt dieser Pöbel jedoch unsere An-
Vgl.: Pleitegänger, Pleitemacher. schauungen, dann sagen wir: Hinter uns
steht der aufgeklärte Teil der öffentlichen Pokerface (Pokergesicht)
Meinung.“ (englisch „poker“ = Pokerspiel, „face“ -
Gesicht; eigentlich das ausdruckslose Ge-
Pöbelhaufen sicht eines Spielers beim Pokern) oft miß-
ein pöbelnder Haufen von Menschen, Mob. fällig für einen Menschen mit einem
„Ein nihilistischer Pöbelhaufen ist das!“ Pokerface, der keine Miene verzieht, emoti-
(Herbert Wehner 1965 über die CDU/ onslos scheint.
CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag). Vgl.: —» -gesicht.
Vgl.: -> Haufen, —> -häufen, Pöbelhorde, Pöbel-
volk (schon bei Luther). Polacke (Polack)
(aus polnisch „Polak“ = Pole; weibliche
Pöbler Form: Polackin) 1. ethnisches Schimpfwort
jemand, der durch freche, beleidigende Äuße- für einen Polen. 2. abschätzigfiir einen Hei-
rungen oder Gesten provoziert. Unter deut- matvertriebenen aus den früheren deutschen
schen Politikern scheint das Pöbeln recht Ostgebieten, Polenaussiedler. 3. grober, un-
üblich zu sein. In den Bundestagsprotokol- kultivierter, dummer Kerl.
len finden sich auch Bildungen wie Pöbel- Vgl.: —» Wasserpolacke.
mensch, Pöbelmeister oder Pöbelkönig.
Die TV-Spie l f il m hat den fernsehbekann- Polemiker
ten Zotenreißer Oliver Kalkofe einen „TV- (zu griechisch „polemos“ = Krieg) ein
Pöbler“ genannt, ihn aber andererseits mit Mensch, der zu Polemik neigt, der unsach-
einer Kolumne in der Zeitschrift bedacht lich, scharfoder gar feindselig argumentiert.
Marcel Reich-Ranicki sei ein „begnadeter
Vgl.: —> -ler. Polemiker“, stand im s pie g e l (Juli 1994).

Poetaster Polente
(„Poet“ und die herabsetzende Endung (wohl aus jiddisch „paltin“ = Burg, Polizei-
-aster) bildungssprachlich abwertend für ei- revier) salopp, oft abwertendfür Polizei, Po-
nen schlechten Poeten, Dichterling. lizisten.

Pofel Poliquetsch, der


(eigentlich minderwertige Ware, Schund) (zusammengesetzt aus „Polizist“ und
süddeutsch und österreichisch abfällig für „quetschen, ausquetschen“) österreichisch
Schar, Menschenhaufen; Pöbel. scherzhaft-spottend, auch abfällig fiir einen
Vgl.: Bowel (Variante). Polizisten, insbesondere fiir einen Kriminal-
beamten beim Verhör.
Pofer = Poofer (Pofer) Vgl.: —» Quetsch.

Pointenkiller Politclown
jemand, der eigene oder anderer Leute Witze ein Politiker, der nicht ernst genommen wird,
zugrunde richtet, indem er die Pointe ver- über den man lacht.
dirbt oder vorwegnimmt. Vgl.: —} Clown.
Vgl.: —» Killer, Pointenmörder.

Pojatz ein unehrlicher, verbrecherischer Politiker.


(ostmitteldeutsche Nebenform zu -» Bajaz- Vgl.: —> Gangster.
zo) landschaftlich für einen Hanswurst,
Narr, Spaßmacher. Politikaster
Vgl.: —> Baias (Peias), Pajatz, Pojatzer (beides Va- („Politiker“ und die herabsetzende Endung
rianten) -aster) jemand, der viel über Politik redet,

318
ohne genügend davon zu verstehen; Stamm- Polizeispitzel
tischpolitiker. eine Person, diefür die Polizei als Spitzel ar-
beitet bzw. andere an Polizisten verrät. „Por-
-politiker tiers in Frankreich sind alle Polizeispitzel“
Politiker schimpfen nicht nur gerne, sie sind (Erich Maria Remarque: a r C d e TRiö m -
vor allem selbst eine Zielscheibe für Kritik ph e , 1946).
und Spott, für Anwürfe und Schmähungen. Vgl.: —» Spitzel, —» Stasispitzel.
Fast ebenso vielfältig wie die Möglichkeiten,
schlechte Politik zu machen, sind die mehr Polterer
oder minder abfälligen Zusammensetzungen (selten: Poltrer; weibliche Form: Polterin)
nach dem Wortbildungsmuster,,-politiker“. leicht aufbrausender, laut schimpfender
Mensch, der es aber meist nicht böse meint;
Vgl.: Amateurpolitiker, —» Bierbankpolitiker,
—»Biertischpolitiker, Desperadopolitiker (selten: Lärmmacher.
politischer Abenteurer), —» Erfüllungspolitiker,
Expansionspolitiker, Feierabendpolitiker, Hinter- Poltrian (Polterjan)
treppenpolitiker (kurzsichtig und aggressiv), Kar- (wörtlich: polternder Jan, Johann) beson-
rierepolitiker, Kirchturmpolitiker (engstirnig, ders norddeutsch für einen lärmenden, pol-
konservativ), —> Law-and-order-Politiker, —> ternden Kerl.
Machtpolitiker, Maulpolitiker, Provinzpolitiker,
Vgl.: —»-ian (-jan), Pokerhans.
Schaukel politiker, —» Schmalspurpolitiker,
Schutzzollpolitiker, —» Stammtischpolitiker, —»
Stehkragenpolitiker, Verzichtpolitiker, We- Poltron
stentaschenpolitiker. (aus französisch „poltron“ - Feigling) ver-
altetfür einen Maulhelden, Feigling.
Politikus
Polygamist
(griechisch „politikos“ = Staatsmann)
(aus griechisch „polygamos“ = oft verheira-
scherzhaft, oft spöttischfür einen, der sich eif-
tet) oft abschätzig für einen Mann, der in
rig, aber laienhaft mit Politik befaßt.
Vielehe lebt.
Vgl.: —»-ist.
politischer Geisterfahrer
(Geisterfahrer ist die umgangssprachliche Polyp
Bezeichnung für einen Falschfahrer, einen (zu griechisch „polypous“ = vielfüßig; ei-
Kraftfahrer, der auf der Autobahn gegen gentlich ein Nesseltier mit Fangarmen,
die erlaubte Richtung fährt) abfälligfür ei- umgangsprachlich auch eine Krake; über-
nen Politiker, der einen falschen und gefähr- tragen wohl wegen des mitunter kraken-
lichen Kurs einschlägt und beibehält. „Die haft vielarmigen Zugriffs der Polizei und
Geisterfahrer von Pjöngjang“ kommentier- natürlich wegen des übereinstimmenden
te die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Wortanfangs; seltene weibliche Form: Po-
im Januar 1994 die Atompläne Nordkore- lypin) salopp, auch abschätzigfür einen Poli-
as. zisten, Kriminalbeamten.

politisches Leichtgewicht Pomadenheini


(übertragen von den Gewichtsklassen beim geschniegelter, modischer Mann mit eingefet-
Sport) abschätzig für einen unbedeutenden tetem Haar.
Vgl.: -» Heini, -»-heini.
Politiker mit wenig Einfluß.
Vgl.: —> Fliegengewicht, -» Leichtgewicht.
Pomadenhengst
i. spöttisch für einen Mann mit auffällig po-
Polit-Macker madisiertem Haar. 2. seltener Berufsspottfür
jugendsprachlich geringschätzig für einen den Friseur.
männlichen Politiker. Vgl.: Brillantinehengst, —» Hengst, —» -hengst, Po-
Vgl.: —> Macker, Polit-Typ. madenhecht (selten).

319
Pomeranze = Landpomeranze Popper
(zu „Pop“) veraltendfiir einen Jugendlichen,
Pomucheiskopp der ein betont gepflegtes Outfit mit modischer
(eigentlich der Kopf eines Dorsches) nord- Kleidung zur Schau stellt und dadurch ange-
ostdeutschfiir einen Dummkopf, Trottel oder paßt und elitär wirkt. Für Anhänger ande-
einen sturen, hochnäsigen Kerl Weniger ge- rer Jugendgruppenstile wie Rocker, Skins,
bräuchlich ist die kurze Form „Pomuchel“. Punks usw. ist der Popper ein Spießer und
Auch der aus Kinderbüchern und dem erbärmlicher Angeber. Es kursieren Sprü-
Fernsehen bekannte „Pumuckl“ gehört che wie „Haut die Popper platt wie Whop-
hierher. Gestalt gewann das Schimpfwort per!“ oder „Hast du fünf Minuten Zeit,
schon 1863/64 in Fritz Reuters Romanfigur hau dir einen Popper breit!“
des neureichen, skrupellosen Gutsherrn
Samuel Pomucheiskopp aus dem Buch u t Populist
MINE STROMTID. (zu lateinisch „populus“ = Volk) Vertreter
Vgl.: —» -köpf (-kopp). einer opportunistischen, oft demagogischen
Politik, die Stimmungen der Volksmassen
Poofer (Pofer) aufgreift und durch Vergröberung und dra-
besonders jugendsprachlich für einen faulen, matische Zuspitzung wirkt.
verschlafenen Menschen; Schlafmütze. Vgl.: —> -ist, Rechtspopulist.
Vgl.: Poofke (norddeutsch).

Pornograph
Popanz
(zu griechisch „porne“ = Hure, „graphein“
(ursprünglich eine Schreckgestalt, oft in
= schreiben) oft emotional abwertendfür ei-
Form einer ausgestopften Puppe) willenlo-
nen Verfasser, Flersteller pornographischer,
ser, von anderen völlig abhängiger Mensch.
obszöner Erzeugnisse (ohne nennenswertes
„Sie sind ein wandelnder Popanz!“ (Abge-
künstlerisches Niveau). Eine witzig gemein-
ordneter Schreiner von der SPD über den
te Verdrehung des Wortes Pornograph lie-
deutschen Umweltminister Töpfer von der
fert „Graf Porno“, eine Filmfigur, die
CDU, 1987).
mitsamt „Gespielinnen“ durch diverse frü-
he Softsexfilme geistert. Anäis Nin dage-
Pope
gen, die Kultautorin vieler Frauen, sei nur
(eigentlich ein orthodoxer Geistlicher) ge-
„eine halbherzige Pornographin“, fand die
ringschätzigfiir einen Geistlichen.
z e it (April 1994).
Vgl.: Porkograph (Wortspiel aus lateinisch „por-
Popel cus“ - Schwein), Pornogräfin (Wortspiel).
(eigentlich ein Stück fest gewordener Na-
senschleim) landschaftlich für 1. einen unbe-
Portion s. halbe Portion
deutenden, mickrigen, armseligen Menschen.
2. ein (schmutziges) kleines Kind. Bekannt
Portokassenjüngling
ist der Anti-Werbespruch „Jeder Popel
fährt 'nen Opel.“ (vielleicht weil sein Lohn so gering ist, daß
Vgl.: feiner Popel (wie feiner Pinkel), —> Nasen-
er aus der Portokasse bezahlt werden kann)
popel. veralteter Spott für einen jungen und uner-
fahrenen Mann, Lehrling.
Popelfresser Vgl.: —> Jüngling, -ling, Portokassenbubi.
ein seltenes derbes Schimpfwort fiir einen
Menschen, dem man zutraut, daß er vor lau- Posaunenengel
ter Geiz seine Nasenpopel fiißt. Ähnliche (eigentlich Darstellung eines Engels mit
Wörter gibt es in Dialekten, etwa den Köl- Posaune) scherzhaft-spöttisch für einen paus-
ner „Mömmesfresser“. bäckigen Menschen, besonders ein Kind.
Vgl.: —> Fresser, —» -fresset. Vgl.: —> Blasengel, Pusteengel.

320
Poseur pott („gibt seinen Senf dazu“), Stinkpott, —> Tee-
(französisch) bildungssprachlich fiir einen pott, —> Topf, Tranpott (langweilig).
Wichtigtuer, Angeber, Blender. „Piloten,
Prügler, Poseure - ohne schwarze Leder- Pottkieker
jacke stünden sie im Hemd.“ (s pie g e l , („Pott“ = Topf, „kieken“ = gucken) nord-
März 1994). und westdeutsch 1. scherzhaft, oft tadelndfiir
einen Menschen, der neugierig in die Töpfe
Possenmacher = Possenreißer guckt, um zu sehen, was es zu essen geben
wird. 2. in übertragener Bedeutung Schelt-
Possenreißer wortfiir einen neugierigen, indiskreten Men-
leicht abwertend fiir einen derben Spaßma- schen. „Johannes Pottkieker“ war das
cher, Witzbold. Pseudonym eines sehr populären Kolum-
Vgl.: Possenmacher, Possentreiber. nisten, der 30 Jahre lang (bis 1945) Alltags-
geschichten fiir die e s s e n e r Vo l k s z e it u n g
Pöstchenschieber (Postenschieber) schrieb.
jemand, der Schieberei mit guten Posten be- Vgl.: Kiek-in-de-Pott, Pöttenkieker, —» Topfguk-
ker, —> Topfkieker (Toppkieker).
treibt. „Alles Filzokraten und Postenschie-
ber“, urteilte 1989 der FDP-Abgeordnete
Pottlecker (Pottlicker)
Josef Grünbcck über die CSU.
(wörtlich: Topflecker) norddeutsch für eine
VgL: Poscenschacherer, —> Schieber.
Naschkatze, ein Leckermaul.
Vgl.: Lecker, —> Tellerlecker.
äger
jemand, der guten Posten nachjagt; ein rück-
Pottsau
sichtsloser Stellenbewerber.
Vgl.: —» Ämrerjäger, —> -jäger, Pöstchenjäger, Ses-
(meint eigentlich die im Dreck sich suhlen-
seljäger (schweizerisch), Stellenjäger. de Sau) derbes Schimpfwortfiir 1. einen sehr
schmutzigen, ungepflegten Menschen. 2. eine
Potentat Person mit üblem, niederträchtigem Charak-
(aus lateinisch „potentatus“ = Macht, ter.
Vgl.: —> Sau, -sau.
Oberherrschaft) bildungssprachlich abwer-
tend, manchmal spöttisch fiir einen Machtha-
Pottschrapper
ber, Herrscher. „Der mächtige Suhrkamp-
(von „schrappen“ = schaben, kratzen) je-
Potentat Siegfried Unseld“ (z e it , März
mand, der so geizig ist, daß er die Töpfe aus-
1995)-
kratzt; auch für einen Habenichts.
Vgl.: —> Schrapper.
Potenzprotz
ein Mann, der mit seiner Potenz prahlt. Poussage
Vgl.: —> Protz (Procter), —> -protz, —> Sexprotz
(zu französisch „pousser“ = drücken, sto-
(Sexual protz).
ßen) meist abwertendfiir eine Geliebte.
Vgl.: Poussade (veraltet).
-pott
(Pott ist das norddeutsche Wort fiir
Poussierstengel
„Topf') Im Norden Deutschlands und im
(„Stengel“ ist hier vielleicht eine Anspie-
Ruhrgebiet gibt es eine ganze Reihe traditionel-
lung auf den Penis) veraltend spöttisch für
ler Schimpfwörter auf„-pott“. Sie bezeichnen
einen (jungen) Mann, der viel flirtet, mit
meistens einen Mann von unangenehmem
Mädchen poussiert.
Wesen.
Vgl.: Poussierhengst, Poussierlappen (selten).
Vgl.: Doofpott, Drögepott (langweilig), Jammer-
pott, Kncisterpott (mürrischer Kerl), Knotterpotc
(Nörgler), Knurrpott, Kunkelpott (Klatschmaul), Pracher
Meckerpott, Muckelpott (griesgrämig), Nölpott, norddeutsch fiir einen zudringlichen Bettler.
Quengelpott, —> Sauertopf (Sauerpott), Senf- Vgl.: Pracherpack.

321
Prahler Presser
jemand, der viel prahlt, großtut, sich rühmt, eine veraltete, selten gewordene Bezeichnung
wichtig macht; Großsprecher. „Großer Prah- für einen Menschen, der andere drängt, zu et-
ler, schlechter Zahler!“ heißt es im Sprich- was zwingt.
wort.
Vgl.: —> -1er. Preuße
(eigentlich ein Einwohner von Preußen;
Prahlhans weibliche Form: Preußin) 1. veraltendfiir
jemand, der gern prahlt; Angeber, Großtuer; jemanden, der betont pflichtbewußt, streng
selten fiir eine weibliche Person. „O du heil- und überkorrekt auftritt, tvie es früher fiir
loser, erbärmlicher Prahlhans!“ hört man in preußische Soldaten und Staatsdiener als ty-
Schillers Drama d ie r ä u b e r , und Abraham pisch angesehen wurde. 2. in Bayern und
a Sancta Clara (1644— 1709) reimte: Österreich eine geringschätzige Bezeichnung
„Die Pforte im Himmel ist klein, oder ein Schimpfwort fiir einen Menschen,
Es kann kein Prahlhans hinein.“ der nördlich der Mainlinie zu Hause ist, im
Vgl.: —» Hans, —■> -hans.
engeren Sinn fiir einen Norddeutschen mit
gewissen ungemütlichen Eigenheiten wie lau-
Pranzer
tes, schnelles, hochdeutsches Sprechen und
nord- und ostdeutsch fiirjemanden, der gern
maßlose Arroganz. Nach Reinhold Aman,
prahlt, angibt.
der in seinem b a y r is c h -ö s t e r r e ic h i -
s c h e n Sc h im pf w ö r t e r b u c h den schreck-
Prasser
lichen „Braissn“ mit großer Leidenschaft
(wahrscheinlich lautmalenden Ursprungs
beschreibt, trage dieser „leider gerne bay-
im Sinne von „prutzeln, braten“) ein
risch-österreichische Volkstracht“ und sei
Schlemmer, Verschwender; jemand, der in
an dem Ausdruck „Na machense schon,
Saus und Braus lebt.
Mann!“ erkennbar. Historische Gründe für
die alten Ressentiments liegen im Dualis-
Prediger
mus zwischen Österreich und Preußen und
oft geringschätzig wie die Wörter Tugend-
in der preußischen Vorherrschaft nach
oder Moralprediger verwendet fiir einen
1866. Auch für die Franzosen war „La Prus-
Menschen, der andere in aufdringlicher, be-
se“, der „Pickelhauben-Preuße“, die Perso-
lehrender Weise ermahnt 0. dergl. In den Re-
nifizierung des aggressiven und arroganten
deprotokollen des Deutschen Bundestages
Deutschen. Ein bekannter Marterlspruch
findet man auch Varianten wie „Hofpredi-
aus Bayern lautet:
ger“ oder „Wanderprediger“.
Vgl.: —» Moralprediger, —> Sittenprediger, —> Tu- „Hier liegen unter Schnee und Eis
gendpredigec. ein braver Bayer und a Preiß.
Bet’ für den Bayern, Wandersmann,
Preistreiber der Preiß geht dich ein Schmarrn an.“
abfällig fiir jemanden, der die Preise hoch- Vgl.: „Preuße mit mildernden Umständen“
schraubt, Waren verteuert. (scherzhaft: Rheinländer), Preußengesindel, Preu-
Vgl.: —> Treiber. ßenhammel, Preußenkopf, —> Saupreuße (Sau-
preiß), Stockpreuße.
Preller
jemand, der einen anderen prellt, um sein Primadonna
Geld bringt; Betrüger. (italienisch „prima donna“ = erste Dame;
Vgl.: —> Zechpreller. eigentlich die Darstellerin der weiblichen
Hauptrolle in der Oper) verwöhnter, hoch-
Premierentiger empfindlicher, launischer Mensch, der Allü-
spöttisch fiir einen Theaternarren, der bei ren hat, wie man sie bei einer Opemdiva
keiner Premiere zu fehlen scheint. erwartet. Die l e ipz ig e r Vo l k s z e it u n g
Vgl.: —> -ttger. sprach anläßlich des 65. Geburtstages der

322
ostdeutschen Erfolgsschriftstellerin Christa Pritsche
Wolf von der „Primadonna dolorosa der (eigentlich eine einfache, schmale Liege aus
DDR-Literatur“. Brettern) derbes Schimpfwortfür i. eine Pro-
Vgl.: —> Donna, Primatonna (Wortspiel: dick, stituierte; ein leichtes Mädchen. 2. eine unan-
rundlich). genehme, freche weibliche Person.
Vgl.: alte Pritsche, Mistpritsche, Offizierspritsche,
Primel Zipfelpritsche (vulgär: böses Weib).
(eigentlich eine Frühlingsblume) land-
schaftlich selten für ein schüchternes junges „Privatdozentin“
Mädchen oder eine eingebildete Person. eine ironische Bezeichnung fiir eine „frei-
schaffende“ Prostituierte; Callgirl.
Primelkopp (Primelkopf)
jugendsprachlich für einen törichten, dümm- Professor s. zerstreuter Professor
lichen Menschen.
Vgl.; —> -köpf (-kopp). Profilneurotiker
jemand, der an einer Profilneurose leidet, der
Primeltopf aus Angst, zu wenig zu gelten, krampfhaft
(wohl nach der Redensart „grinsen wie ein versucht, sich zu profilieren.
Primeltopf‘) besonders berlinisch fiir einen Vgl.: —» Neurotiker.
einfältigen Menschen.
Vgl.: —> Topf. Profiteur
(französisch; aus lateinisch „profectus“ =
Primitivling Zunahme, Vorteil) abschätzig fiir jeman-
ein primitiver, ungebildeter, ungesitteter den, der Profit aus etwas zieht; Nutznießer.
Vgl.: Profitchen (geldgierig), Profitti.
Mensch.
Vgl.: —> -ling.
Profitgeier
gewinnsüchtiger, habgieriger Mensch, pr o -
Prinzessin auf der Erbse
f it g e ie r hieß auch die „erste deutsche
(eigentlich die Titelfigur eines Märchens
Rock-Oper" der Gruppe „Floh de Colo-
von Hans Christian Andersen, in dem eine
gne“, die im Jahre 1970 in Essen uraufge-
Prinzessin ihre Feinfühligkeit und adlige
fiihrt wurde.
Herkunft damit unter Beweis stellt, daß sie
Vgl.: —> Geier, Profitgieker (fränkisch), Profithyä-
durch mehrere Matratzen hindurch eine ne.
einzelne Erbse spürt) Tadel oder gutmütige
Verspottung einer übermäßig empfindsamen, Profitjäger
zimperlichen Person; vor allem zu jungen jemand, der auf materiellen Gewinn verses-
Mädchen gesagt. sen ist, der dem Profitförmlich nachjagt.
Vgl.: Erbsenprinzessin, Prinz auf der Erbse (sel- Vgl.: -»-jäger.
ten).

Profitier
Prinzipienreiter
gewinnsüchtiger Mensch, Profiteur. „Der
jemand, der kleinlich und stur auf Einhal- Profitier sagt Heil Hitler!“ reimte der
tung von Prinzipien beharrt; Rechthaber. Volksmund vor dem Krieg.
Vgl.: Kriegsprofitier, —» -1er.
Prise (Prislein)
in Süddeutschland fiir eine fade, empfindli- Profitmacher
che, hochmütige weibliche Person; auch allge- jemand, der aus allem Profit macht; Profi-
mein für einen komischen, schwierigen teur.
Menschen. Vgl.: —> -macher, Profitchenmacher, Profitmichel
Vgl.: -chen (-lein), Prischen. (beides selten).

323
Progressist (Progressivist) das Münchner Edellokal „Emmeransmüh-
(zu lateinisch „progredi“ = fortschreiten) le“ (Dezember 1993).
bildungssprachlich abschätzigfiir einen über- Vgl.: Proli, Prolli, Prollo (Varianten), Prolo-Kids.
trieben fortschrittlichen, fortschrittsgläubigen
Menschen. Promenadenmischung
Vgl.: —•> Fortschrittler, —> -ist. (eigentlich ein nicht reinrassiger Hund)
verächtlich für ein uneheliches Kind oder ei-
Projektemacher (Projektenmacher) nen Mischling.
(zu lateinisch „proicere“ = Vorwärtswerfen)
geringschätzig für jemanden, der andauernd Promillesünder
etwas plant und vorbereitet, aber kaum etwas ein Verkehrsteilnehmer, der die Promille-
davon in die Tat umsetzt. grenze überschritten hat und unter Alkohol-
Vgl.: —> -macher, —> Plänemacher. einflußfahrt.
Vgl.: Alkoholsünder, -> Sünder, —> -Sünder,
Verkehrssünder.
Prolet
(Kurzform von -» Proletarier) ein ungebil-
Propagandist
deter, ungehobelter Kerl; Mensch ohne Um-
gangsformen. Bertholt Brecht deutete diese (zu lateinisch „propagare“ = ausbreiten,
abfällige Bewertung im folgenden Vers nur fortpflanzen) oft geringschätzig fiir jeman-
an: den, der Propaganda treibt, der agitiert.
Vgl.: —>-ist, Propagandamacher (selten).
„Und weil der Prolet ein Prolet ist,
Drum wird ihn kein andrer befrein.“
Prophet s. falscher Prophet
Vgl.: Konsumprolet, Kulturprolet, Schreibtisch-
prolet (kleiner Büroangestellter), —> Stehkragen-
prolet (Stehkragenproletarier). Proppen
(eigentlich ein Pfropfen) norddeutschfür ei-
Proletarier nen kleinen Kerl, ein Bürschchen oder einen
(zu lateinisch „proles“ = Nachkomme; ur- untersetzten Menschen.
sprünglich also jemand, der dem Staat nur Vgl.: kleiner Proppen, Pfropfen, —> Wonneprop -
pen.
mit seiner Nachkommenschaft dient; im
marxistischen Sprachgebrauch ein Lohnar-
beiter ohne Besitz an Produktionsmitteln) Prosaiker
gelegentlich abfällig verwendet im Sinne von ein prosaischer, nüchterner, phantasieloser
—> Prolet. Mensch.
Vgl.: —> Lumpenproletarier, Provotarier (Neubil-
dung: provozierender Jugendlicher), —> Stehkra- Proselyt
genprolet (Stehkragenproletarier). (von griechisch „proselytos“ = Hinzuge-
kommener) geringschätzigfür einen Neube-
Proli = Prolo (Proll) kehrten oder einen Überläufer.

Prolo (Proll) Proselytenmacher


jugendsprachlichfür einen ungehobelten, pri- bildungssprachlich für jemanden, der auf-
mitiven Menschen; Prolet. Beide Wörter dringlich fiir einen Glauben oder eine Mei-
sind oder waren unter —> Poppern und —> nung wirbt.
Schicklmickis üblich zur Beschimpfung al- Vgl.: -»-macher.
ler jugendlichen Nicht-Popper und Nicht-
Schickimickis. Der Kabarettist Tom Ger- Protege
hardt bezeichnet sich selbst als „Deutsch- (französisch; von „proteger“ = schützen,
lands Proll-Komiker Nummer eins“. beschützen) eine bildungssprachliche oft ab-
„Promi wird sofort bedient, Prolo wartet!“ schätzige Bezeichnung für eine Person, die
berichtete die schweizer w e l t w o c h e über protegiert, bevorzugt, begünstigt wird.
Protektionskind Provinzfurst
abfällig, auch ironisch fiir einen —> Protege, zumindest seit Mitte der 80er Jahre ein häu-
Günstling. figes Spottwort der Pressefiir einen Minister-
Vgl.: —> Kind. präsidenten eines deutschen Bundeslandes.
Da ist beispielsweise von „schwarzen Pro-
Protestler
vinzfursten“ die Rede.
oft geringschätzig fiir jemanden, der (öffent- Vgl.: —> -fiirst, Länderfiirst.
lich) protestiert.
Vgl.: —> -1er.
Provinzialist
Provinzbewohner; jemand von kleinbürgerli-
Proteus (Proteusnatur)
cher, engstirniger Haltung.
(nach dem griechischen Meeresgott Pro-
Vgl.: -ist, Provinzialer.
teus, von dem Homer berichtet, daß er sich
in alles verwandeln konnte, was auf Erden
Provinzler
webt und lebt) ein wetterwendischer, unste-
abschätzig, mitunter verächtlich fiir einen
ter Mensch.
Provinzbewohner; kleingeistiger, rückständi-
Protz (Protzer) ger Mensch vom Land. „Sie Provinzler!“
(Herbert Wehner zum Abgeordneten Ha-
(ursprünglich eine Kröte; wohl nach der
Eigenschaft des Tieres sich aufzublähen) beri von der CDU/CSU, 1979).
Vgl.: Dörfler (schwächer), —> -1er.
Wichtigtuer, Angeber, plumper Prahler; je-
mand, der etwas aufdringlich zur Schau
Provinzonkel
stellt.
ein komisch undprovinziell wirkender Mann
Vgl.: Familie Protz.
vom Land.
-protz Vgl.: —» Onkel, —» -onkel.
abfällig fiir eine Person, die mit einer be-
stimmten Sache oderaufeine bestimmte Wei- Provo
se protzt. (Kurzform von -» Provokateur; ursprüng-
Vgl..- —> Bildungsprotz, Energieprotz, —> Geld- lich die Bezeichnung für einen Angehöri-
protz, Großprotz, -» Knallprotz, —» Knatterprotz, gen einer 1965 entstandenen, von Amster-
—» Kraftprotz, Kukurprotz, Machtprocz, Männ- dam ausgehenden antibürgerlichen Pro-
lichkeitsprotz, —> Muskelprotz, —> Potenzprotz, testbewegung von Jugendlichen und Stu-
PS-Protz, -» Sexprotz (Sexualprotz), Tugend- denten) besonders jugendsprachlich ofi
protz.
abschätzig fiir einen jugendlichen Provoka-
teur, meist im Rahmen organisierter Randale
Provinz-
produktives Wortbildungselement zur Ver- bei Demonstrationen und anderen Massen-
spottung von Personen, die fiir provinziell, veranstaltungen.
Vgl.: Provotarier (in Anlehnung an das Wort Pro-
fiir kleingeistig und niveaulos gehalten wer-
letarier).
den (und vom Land oder aus der Kleinstadt
stammen). Fast durchwegs sind Berufsbe- Provokateur
zeichnungen damit verknüpft oder solche
(zu lateinisch „provocator“ = Herausforde-
Wörter, die selbst bereits eine Abwertung rer) bildungssprachlich fiir einen Aufwiegler,
bedeuten. Für den s pie g e l ist der bayrische
Hetzer. Der s pie g e l (Januar 1994) bezeich-
Ministerpräsident Stoiber ein „Provinzpo- nete Marcel Reich-Ranicki recht provozie-
litiker“ und Rudolf Scharping von der SPD
rend als „Berufsprovokateur“.
ein „steifer Provinzheld“ (Oktober 1994).
Vgl.: Agent provocateur (Lockspitzel), Provokant
Vgl.: —> Dorf-, Kleinstadt-, Provinzbewohner (veraltet).
(kaum abwertend), Provinzcasanova, Provinzei
(engstirnig), Provinzgockel, Provinzgröße, Pro-
Provotariat
vinzlöwe, Provinznudel, Provinzpflanze, Provinz-
reporter, Provinzschauspielcr, Provinzschnalle, —> (Neubildung; dem Wort —> Proletariat
Vorstadt-. nachgebildet) seltene bildungssprachliche
Bezeichnung fiir die Gesamtheit der provo- dem Grafen Lambsdorff von der FDP:
zierenden Jugendlichen und Studenten. „Pseudoliberaler!“
Vgl.: Provotarier. Vgl.: Pseudochrist, Pseudodemokrat, Pseudo-in-
tellektueller, Pseudophilosoph, Pseudowissen-
Prozeßhansel schaftler, —» Schein-.

(ursprünglich bayrisch) jemand, der wegen


Pseudograph
jeder Kleinigkeit einen Prozeßfuhrt.
(zu griechisch „graphein“ - schreiben) ver-
Vgl.: —> Hansel, —> -hänsel, —> Streithansel.
altetfiir einen Schriftfalscher.

Prozeßkrämer Psycho
geringschätzigfürjemanden, der gern und oft (wohl eine Kurzform von Psychopath; zu
prozessiert. griechisch „psyche“ = Lebenshauch, Seele)
Vgl.: —> Krämer, -krämer.
jugendsprachlich abschätzig fiir einen närri-
schen, exaltierten oder verrückten Menschen.
Prügeljunge = Prügelknabe Vgl.: Psycho-Freak (verrückt oder psychologisie-
rend).
Prügelknabe
(offenbar früher ein Knabe aus dem Volk, Psychopath
der zusammen mit Fürstensöhnen erzogen (zu griechisch „pathos“ = Leiden; eigent-
wurde und bei Bedarf die Prügel abbekam, lich ein psychologischer Fachausdruck) bil-
die diesen zugedacht waren) jemand, der dungssprachlich oft als Schimpfwortfür einen
für Fehler und Verschulden anderer getadelt, seelisch gestörten Menschen mit abnormen
bestraft wird; Sündenbock. „Ich war immer Verhaltensweisen.
der Prügelknabe der Nation!“ jammerte Vgl.: —» Soziopath.
Herbert Wehner 1980, und der s pie g e l
verriet im November 1994, daß die meisten Psychotiker
Gegner der neuen deutschen Boxchampi- (Fachterminus für einen Menschen, der an
ons „schlecht bezahlte Prügelknaben“ sind. einer Psychose leidet) gelegentlich wie —>
Hier erhält das Wort allerdings eine neue Psychopath verwendet.
Nuance. Vgl.: Psychot (jugendsprachlich).
VgL: —> Knabe, Prügeljunge.
Pudding
von der schwabbligen kalten Süßspeise auf
Prügler
den Menschen übertragen für eine fette und
abschätzigfiir einen Schläger;prügelnden Er-
schlaffe Person.
zieher.
Vgl.: Schwabbelpudding, Wackelpudding.
Vgl.: —> -1er, Prügelpauker (veraltend), Prügelva-
ter.
Pudel
(eigentlich eine Hunderasse mit krausem
Pseudo
Haar) 1. Studenten- und schülersprachlich
(zu griechisch „pseudein“ = belügen, täu-
scherzhafi-spottend fiir einen Hausmeister
schen) vorwiegend jugendsprachlich fiir je-
o.dergl., beeinflußt von „Pedell“. 2. Mensch
manden, der etwas vorgibt, vortäuscht, einen
mit gekräuselten oder schlechtfrisierten Haa-
Hochstapler.
ren. 3. liederliche weibliche Person.
Vgl.: —> begossener Pudel.
Pseudo-
abschätzigfiir einen Menschen, der etwas Be- Pufflouis
stimmtes vortäuscht, etwas nur zu sein (zu umgangssprachlich „PufF = Bordell
scheint. „Sie Pseudohistoriker!“ rief der und dem französischen Vornamen Louis =
deutsche Abgeordnete Stratmann von den Ludwig) derb, meist abschätzigfiir einen Zu-
Grünen 1984 Bundeskanzler Kohl zu, und hälter, Schlepper, Angestellten eines Bordells.
Briefs von der PDS/Linke Liste versetzte Vgl.: —» Louis (Lui).

326
Puffmutter hat den Titel d a s pu m pg e n ie . r ic h a r d
salopp ab wertendfür die Besitzerin oder Lei- WAGNER UND DAS GELD.
terin eines Bordells; übertragen auch für eine Vgl.: —> „Genie“.
geschmacklos herausgeputzte ältere Frau.
Vgl.: Hurenmutter, Hurenwirtin. Pumpier
(mit französischer Endung wie bei „Ban-
Pülcher kier“) ein Mensch, der sich ständig Geld
österreichisch für einen Landstreicher, pumpt; Schuldenmacher.
Strolch, Taugenichts.
Vgl.: Pilger (Nebenform). Pumuckl = Pomucheiskopp

Pulcinell (Pulcinella), der Punker (Punk)


(eigentlich die Figur des komischen Die- (aus gleichbedeutend englisch-amerika-
ners in der Commedia dell’arte) nord- nisch „punk“, eigendich = Abfall, Mist)
deutsch für einen närrischen Menschen; eine veraltende, oft abwertende Bezeichnung
Hanswurst. für einen Vertreter einer antibürgerlichen
Protest- oder Modebewegung von Jugendli-
Pulverkopf chen mit rüdem, provozierendem Auftreten
und Outftt (grellgefarbte Haare, zerrissene
ein leicht aufbrausender, jähzorniger
Kleidung, Sicherheitsnadeln im Ohr oder
Mensch.
sonstwo), die Ende der 70er Jahre aufkam.
Vgl.: —> -köpf (-kopp), Pulverköppe (Militärjar-
gon: Artilleristen).
Von Normalbürgern und Anhängern an-
derer Jugendstile wird die Bezeichnung
Pummel (Pummelchen) „Punker“ abfällig verwendet. In der Ju-
gendszene kursierten verschiedene Sprüche
gutmütiger Spottfür eine dicke, dralle, rund-
wie: „Das Haar ist bunt, das Hirn ist krank
liche Person, meist ein Kind oder junges
- was kann das sein? Ein Punk!“
Mädchen.
Vgl.: —> -chen (-lein).
Punktelieferant
spöttische Vokabel aus dem Jargon der Sport-
Pumpel
freundefiir eine Mannschaft, die immer wie-
dicklicher, plumper Mensch.
der verliert und viele viele Punkte abgibt;
auch für einen einzelnen Sportler.
Pumpernickel
(von landschaftlich „Pumper" = Furz; heu- Pupe (Pupenjunge)
te auch eine dunkle, süßlich schmeckende abwertend für einen Homosexuellen, beson-
Brotsorte) ein altes Schimpfwortfür i. einen dersfür einen Strichjungen.
ungehobelten (furzenden) Menschen; Flegel.
2. eine kleine, dicke Person, ein pummeliges Puper
Kind. In Andreas Tharaeus w e ib e r s pie g e l (zu vulgär „pupen“ = laut furzen) 1. wie —>
von 1628 liest man: Pupe fiir einen Homosexuellen. 2. unfähiger
„Ach hett ich doch zu dieser Zeit, oder auch prahlerischer Mensch.
Als mich mein Pumpernikel freit, Vgl.: —> Kissenpuper (Beamter, Büromensch),
Genommen einen Bettelmann ...“ Pupser, “> Sesselpuper (Sesselpupser).
Vgl.: Nickel, —> -nickel.
Püppchen
Pumpgenie (eigentlich eine kleine Puppe; auch Kose-
ironisch und meist abschätzig für jemanden, wort für Mädchen) geringschätzig für ein
der es hervorragend versteht, andere Men- niedliches, herausgeputztes Mädchen; eine
schen anzupumpen. Eine Musikerbiogra- hübsche, aber oberflächliche junge Frau, die
phie von Hanjo Kesting (Frankfurt 1993) viel Wert auf Äußerlichkeiten legt. Ludwig

327
Börne (1786 - 1837) gebrauchte das Wort dumme, alberne, dämliche, aufgeblasene,
so: „... ein Püppchen von achtzehn Jahren eingebildete Pute.
will mir etwas abgewöhnen, einem Mann
von gesetztem Charakter!“ Puttchen
Vgl.: —> -chen (-lein), —> Luxuspuppe (Luxus- (Verkleinerung von „Putte“ = Figur eines
püppchen), —> Modepüppchen, Porzellanpüpp- nackten kleinen Kindes, besonders im Ba-
chen (selten: empfindlich, etepetete), Püppchen rock) unselbständige, hilflos erscheinende
(orthographische Variante), Zierpüppchen, —» weibliche Person, vor allem ein kleines Mäd-
Zuckerpuppe (Zuckerpüppchen).
chen.
Vgl.: —> -chen (-lein).
Puppe
i. unselbständige, von anderen abhängende Püttjer
Person; von der Marionette übertragen. 2. ofi (eigentlich ein Töpfer) norddeutsch für ei-
abschätzig fiir ein geziertes hübsches Mäd- nen übergenauen, umständlichen Menschen;
chen, eine puppenhaft wirkende Frau. Kleinigkeitskrämer.
Vgl.: Barbie-Puppe (sehen), —> Luxuspuppe (Lu- Vgl.: Püttjerhanncs (selten).
xuspüppchen), —> Modepuppe, —> Zierpuppe, —>
Zuckerpuppe (Zuckerpüppchen).
Putz = Butz (Butze)

Puppengesicht
Putzemännchen
eine (weibliche) Person mit einem Puppenge- (Verkleinerung des Namens des Hausko-
sicht: hübsch, aber ausdruckslos. bolds Butzemann, wobei auf das Putzen
Vgl.: —> -gesicht.
angespielt wird) spöttisch fiir einen Mann,
der Hausarbeit verrichtet, der putzen muß.
Puppet, das Vgl.: —> Butzemann, —> -chen (-lein), —» Männ-
(englisch; eigentlich eine Marionette, chen (Männlein).
Drahtpuppe) Handlanger, unselbständiger
Mensch, Marionette. Putzlumpen
L schlapper, unselbständiger Mensch; Wasch-
Pupser = Puper lappen. 2. selten für ein liederliches Weib.
Vgl.: Putzlappen.
Purist
(zu lateinisch „purus“ = rein) Verfechter ei- Putzteufel
nes ofi übertriebenen Strebens, die Mutter- eine Frau, die vom sprichwörtlichen Putzteu-
sprache von fremdsprachlichen Einflüssen fel besessen, die putzsüchtig ist.
Vgl.: Putzaffe, Putzdrachen, Putzgretel, Putzliese,
fieizuhalten; Fremdwörterfeind; auch über-
Putznarr, Scheuerteufel, —> Teufel, -teufel.
tragen verwendet.
Vgl.: —> -ist, Sprachpurist.
Pygmäe
(eigentlich ein Angehöriger einer zwerg-
Puritaner wüchsigen afrikanischen Menschenrasse;
(ursprünglich ein Vertreter einer protestan- nach griechisch „Pygmaios“ = Mensch ei-
tischen Erneuerungsbewegung im England nes Volks in Homers il ia s ) seltene Spottbe-
des 16. und 17. Jahrhunderts) ein äußerst zeichnung fiir einen sehr kleinen, gänzlich
sittenstrenger, moralistischer und betont ein- unbedeutenden Menschen. Steffen Heit-
fach lebender Mensch. mann, Kanzler Kohls Wunschkandidat für
das Amt des Bundespräsidenten, sei ein
Pussierstengel = Poussierstengel „politischer Pygmäe“, schrieb 1994 ein
SPIEGEL-Leser. Auch Strauß und Ex-Bun-
Pute deskanzler Helmut Schmidt pflegten poli-
(eigentlich eine Truthenne) dumme, einge- tische Widersacher gerne als „Zwerge“ oder
bildete, lächerliche weibliche Person: du „Pygmäen“ zu verunglimpfen.

328
Abgeordneten Reuter ein. Er bezeichnete
nämlich Walter Wallmann von der CDU
als „Quadratschlitzohr“.
Vgl.: Kubik-, Quadratdepp, Quadratlackel, Qua-
dratochse, Quadratsäckel (schwäbisch), Quadrat-
sau, Quadrattratsche (selten).

Quadratarsch
1. Steigerung des Schimpfworts Arsch. 2. ein
Mensch mit sehr breitem Hinterteil.
Vgl.: —> Arsch, —» -arsch.

Quadratdackel
Steigerung des schwäbischen Lieblings-
schimpfworts Dackel fiir einen dummen,
tolpatschigen Menschen.
Quack
Quadratesel
(Herkunft vielleicht von „kack“ - federlos Verstärkung von „Esel" für einen besonders
bei Vogeljungen) landschaftlich abfällig fiir
blöden Menschen oder einen, der gerade eine
eine sehrjunge oder sehr kleine Person. große Dummheit begangen hat.
Vgl.: kleiner Quack, Nestquack, Quackelchen Vgl.: —> Esel, Kubikesel.
(Nesthäkchen).

Quadratratsche
Quackeler (Quackler) eine vorwiegend bayrische Steigerung des
(zu „quaken“) besonders norddeutsch fiir ei- Schimpfworts —» Ratsche für eine schwatz-
nen Quatschkopf; Nörgler. hafte, klatschsüchtige Person; meistens zu
Vgl.: —»-1er, Quackbüdel (Jammerlappen), Quak-
Frauen gesagt.
ke, Quackei, Quackelkopp.

Quadratschädel
Quackelfritze
(eigentlich eine scherzhafte Bezeichnung
ein seltenes norddeutsches Scheltwortfür eine
für einen massiven, eckigen Kopf) starrsin-
quackelnde, also quatschende oder nörgelnde
niger Mensch, Dickkopf; seltenerfür eine Per-
männliche Person.
son mit einem Quadratschädel.
Vgl.: —» Fritze, —> -fritze, Quackelhans.
Vgl.: —» -schädel.

Quackelliese Quadratschnauze
ein seltenes norddeutsches Scheltwortfiir eine (eigentlich das Mundwerk des Viel- und
quackelnde weibliche Person. Großsprechers) abfällig für einen Schwät-
Vgl.: —> Liese, —» -liese, Quackelsuse. zer, ein Großmaul.
Vgl.: —> -schnauze.
Quacksalber
(zu „kwacken“ = schwatzen, prahlen; dem- Quadratsimpel
nach eigentlich ein marktschreierischer besonders südiuestdeutsch als Steigerung von
Salbenkrämer) verächtliche Berußschelte für —> Simpel für einen dämlichen, törichten
einen unfähigen Arzt, einen Kurpfuscher. Menschen.

Quadrat- Quadutter, der


Das Grundwort ist in fast allen Pallen selbst (vielleicht vom lateinischen „coadiutor“ ~
ein Schimpfwort und wird in der Zusam- Amtsgehilfe) vorwiegendhessischfiir 1. einen
mensetzung verstärkt. Eine plausible Spon- kleinen, dicklichen Mann, fungent ein klei-
tanbildung fiel 1986 dem deutschen SPD- ner Quadutter. 2. einen Nörgler; frechen fun-

3*9
gen. Nach Friedrich Stoltze ist der sches, nörgelndes Weib. „Erst die Pfarre,
Quadutter ein „putzig-patziger Kerl“. dann die Quarre!“ mahnt das Sprichwort
und meint damit: Erst einen guten Job und
Quäke = olle Quäke (alte Quake) dann den kleinen Schreihals.

Quaksack Quartalssäufer (Quartalsäufer)


(vom Quaken der Frösche; lautmalend) (zu „Quartal“ = Vierteljahr) ein von periodi-
landschaftlich für einen unangenehm spre- scher Trunksucht Befallener; Gelegenheits-
chenden, klagenden oder einfach nur dumm säufer.
daherredenden Menschen; auch für ein quen- Vgl.: Quartalfresser (selten), —> Säufer.
gelndes Kind.
Vgl.: —> Sack, -sack. Quartett
(von lateinisch „quartus“ = der vierte) leicht
Quäler abschätzig oder auch ironisch fiir eine Grup-
jemand, der andere quält, peinigt, mißhan- pe von vier Personen, die gemeinsam etwas
delt. Nikolaus Lenau dichtete 1880: (Kriminelles) tun.
„Thur man Kindern was zu leide, Vgl.: Dealer-Quartett, Diebesquartett, Duo, Quin-
tett (beides seltener in dieser Verwendung), —> Trio.
Fliehn zur Mutter sie voll Schrecken,
Sich in ihrem Faltenkleide
Quasselfritze
Vor dem Quäler zu verstecken.“
Vgl.: Kippenquäler, Menschenquäler, —> Pin-
landschaftlichfiir eine männliche Person, die
selquäler, —> Tierquäler. viel dummes Zeug redet.
Vgl.: —> Fritze. —> -fritze, Quasselhans, Quassel-
heini, Quasselpeter.
Quälgeist
(ursprünglich der „Aufhocker“, der die
Quasselkopf
Alpträume des Schlafenden verursacht) je-
quasselnder Mensch; Viel- und Dumm-
mand, der andere durch eindringliches Bitten
schwätzer.
oder Fragen belästigt, der keine Ruhe gibt;
Vgl.: —»-köpf (-kopp), Quasselmeier, Quasseltüte.
meist tadelnd zu einem Kind gesagt.
Vgl.: -» Plagegeist, Quälarsch (selten).
Quasselstrippe
jemand, der unaufhörlich redet; häufiger zu
Qualle
Frauen gesagt.
(eigentlich ein gallertartiges Meerestier,
eine Meduse) 1. ein widerlich weichlicher
Quasseltante
Mensch. 2. ein charakterloser Schleimer.
eine quasselnde, geschwätzige Frau.
Vgl.: Z-Qualle (Soldatenjargon: Zeitsoldat).
Vgl.: Quasselbüchse, Quasselliese, —> Tante, —>
-tante.
Qualmtute
1. langweiliger Schwätzer; Angeber. 2. ein Quassler (Quasseler)
störender, starker Raucher. jemand, der viel quasselt; Dummschwätzer.
Vgl.: —> Tüte (Tute). VgL: —» -1er.

Quant Quaterkopp
(eigentlich eine kleine Menge; zu lateinisch (von „quatern“ = reden, schwätzen) beson-
„quantum“ = Menge) nord- und westdeutsch ders norddeutsch fiir einen Schwätzer,
fiir einen kleinen Jungen, Pfiffikus, Schelm. Quatschkopf.
Vgl.: -»-köpf (-kopp).
Quarre
(von „quarren“ - quengeln, schnarren; Quatsch-
lautmalend) besonders norddeutsch für 1. ein abföllige Bezeichnungenfiir einen quatschen-
weinerliches, heulendes Kind. 2. ein zänki- den, dummes Zeug redenden Menschen.

330
Vgl.: Quatschbacke, Quatschkasten (selten), Quatschtüte
Quatsch meier, Quatschsuse, Quatschtante,
Schwätzer; Spaßvogel, Witzbold.
Quatschweib.
Vgl.: -» Tüte (Tute).

Quatscher
Quecksilber
ein Mensch, der dummes Zeug redet; seltener (Übersetzung des lateinischen „argentum
fiir jemanden, der etwas ausgeplaudert, ver-
vivum = lebendiges Silber; eigentlich ein
petzt hat.
flüssiges Schwermetall) unruhiger, allzu
Vgl.: Dußligquatscher (beschwatzt und belaberc
lebhafter Mensch, besonders ein Kind, das
andere).
nicht stilhitzen kann.

Quatschkopf
Quengelarsch
jemand, der immer wieder quatscht; törichter
(von „quengeln“ = weinerlich bitten, nör-
Schwätzer. „... wenn ich Alexanderplatz
geln) ein mißmutiger Mensch, ewiger Nörg-
meine, sage ich Alexanderplatz, und wenn ler.
ich Quatschkopf meine, sage ich Becher/*
Vgl.: —> Arsch, —> -arsch.
So polemisierte Alfred Döblin, der Autor
des berühmten Romans Be r l in a l e x a n -
Quengelfritze
d e r pl a t z (1929), über seinen Kollegen Jo-
vor allem ostdeutsch fiir eine quengelnde,
hannes R. Becher. Aus der „Quatschbude“,
ständig nörgelnde männliche Person, beson-
wie das Parlament im Volksmund auch ge-
ders ein kleiner Junge.
nannt wird, ist dagegen der folgende Streit-
Vgl.: —> Fritze, —> -fritze, Quengelheini, Quengel-
fall beizutragen. Nachdem der deutsche
peter (beides selten).
Abgeordnete Feilcke von der CDU/CSU-
Fraktion 1987 im Bundestag seinem Oppo-
Quengelliese
nenten Schreiner von der SPD ein fröhli-
landschaftlich selten fiir eine quengelnde,
ches „Herr Kollege Schreier!“ zugerufen
ständig nörgelnde weibliche Person, insbeson-
hatte, gab der empört zurück: „Sie sind ein
dere ein kleines Mädchen.
Kollege Quatschkopfl Aber wirklich, das
Vgl.: -4 Liese, -liese, Quengeltrine.
ist unglaublich!“
Vgl.: —> -köpf (-kopp).
Quengelpott
norddeutsch fiir eine nörgelnde, mißmutige
Quatschliese
Person.
geschwätzige weibliche Person. Vgl.: —> -pott.
Vgl.: —» Liese, —» -liese, Quatsche (selten),
Quatschsuse, Quatschtante, Quatschweib.
Quengler (Quengeler)
ein wehleidig klagender, nörgelnder Mensch.
Quatschmacher
Vgl.: -1er, Quengel, Quengclkopp.
jemand, der Unfug treibt; Witzbold.
Vgl.: -macher. Querkopf
ein eigensinniger, halsstarriger Mensch, der
Quatschmaul sich nicht einordnet. „Der Querkopf mit
landschaftlich derb abwertend fiir einen —> den zwei Gesichtern“, schrieb die s ü d -
Quatschkopf. d e u t s c h e Ze it u n g im November 1993
VgL: —> -maul. über Boris Jelzin.
Vgl.: —> -köpf (-kopp).
Quatschmichel
landschaftlich fiir eine quatschende, schwatz- Querschädel
hafte männliche Person. landschaftlich selten für einen Querkopf.
Vgl.: —» Michel, —> -michel, Quatschpeter. Vgl.: —> -schädel.

331
Querschläger Quirl
(eigentlich ein Geschoß, das abprallt und (eigentlich ein Küchengerät zum Rühren)
dabei seine Flugrichtung ändert) jemand, sehr lebhafter, rastloser Mensch; unruhiges
der sich hartnäckig widersetzt; auchfür einen Kind.
—> Quertreiber. „Heiner Geißler hat sich Vgl.: Quirlefanz, Quirlfix (beides selten).
von einem Vor- und Querdenker zu einem
Querschläger entwickelt.“ So sah das je- Quisling
denfalls der Chef der bayrischen Staats- (nach dem norwegischen Fasch istenfiihrer
kanzlei Erwin Huber im März 1995. V. Quisling, der 1945 wegen seiner Zusam-
menarbeit mit den deutschen Besetzern
hingerichtet wurde) Vaterlandsverräter,
Quertreiber
Kollaborateur. 1948 schrieb die t a t in einer
(ursprünglich ein Schiffer, der sein Schiff
„Altslawischen Hymne“:
schlecht steuert und anderen in die Quere
„Lieber Joseph, bitte bringe
kommt) abschätzig für jemanden, der „sich
Uns die Quis- und Silberlinge,
querlegt“, der Pläne und Aktionen anderer
Denn der Allmacht Deiner Rubel
hintertreibt.
Unterwirft sich jeder Dübel..."
Im Februar 1995 betitelte die s ü d d e u t -
Querulant s c h e Ze it u n g einen politischen Kommen-
(zu mittellateinisch „querulare“ = klagen, tar zu den Bestrebungen Moskaus, in
beklagen) jemand, der an allem etwas auszu- Tschetschenien eine Marionettenregierung
setzen hat und dabei kleinlich aufeinem oft zu installieren, so: „Gesucht: Quislinge für
nur eingebildeten Recht beharrt. Tschetschenien“.
Vgl.: —»-fing, Swissling (seltenes Wortspiel: analo-
Quesenkopp ge schweizer Bildung aus dem Jahre 1945).

(zu „quesen“ = quengeln, nörgeln) nord-


Quissel (Quisel)
deutsch fiir einen mißmutigen Menschen,
Nörgler. (von niederländisch „kwezelen“ = fröm-
meln) vor allem rheinisch abfällig für eine
Vgl.: —> -köpf (-kopp).
scheinheilige ältere Frau; Betschwester.
Vgl.: Betquissel.
Queser
norddeutsch fiir einen Quengler. Quotenfrau
oft mißfällig oder spöttisch für eine Frau, die
Quetsch auf Grund der Quotenregelung eine be-
(von „quetschen“ im Sinne von ausquet- stimmte Position oder Funktion innehat. Die
schen, verhören) vor allem in Österreich ein aus Ostdeutschland stammende Bundes-
Spottname für einen fragenden, vernehmen- ministerin Angela Merkel wurde in der
den Polizisten, Kriminalbeamten. Presse als „Doppel-Quotenfrau “ bezeich-
Vgl.: —> Poliquetsch, Quetscher. net (Ossi + Frau) und die TV-Frau Marga-
rethe Schreinemakers wegen ihrer Orien-
tierung am Massengeschmack als „Ein-
Quetsche = Zwetsche (Zwetschge)
schal tquotenfrau“.
Vgl.: Quotenmann, Quoterich (beides Gelegen-
Quiddje heitsbildungen).
(fußt auf mittelhochdeutsch „quitteln" =
schwatzen) Spottwort der norddeutschen Kü- Quotilde
stenbewohner und der Seeleutefiir einen Bin- (Scherzbildung aus „Quote“ und „Hilde")
nenländer oder einen Zugereisten. Man Spottfiir eine —> Quotenfrau.
unterstellt ihm Redseligkeit und eine gewisse
Naivität.

332
Vgl.: --» kesser Rabe, —> Nachtrabe, Rabenbrut,
Rabenjunge, —» Unglücksrabe.

Rabenaas
(der bildhafte Vergleich meint zuerst die
Leichen der Gehenkten, die den Raben
zum Fraß dienen) grobes Schimpfwort fiir
eine gemeine, hinterhältige Person; land-
schaftlich auch fiir ein resolutes, zänkisches
Weib. Bei Goethe als sprechender Eigenna-
me: „Jungfer Rabenas". Ein bekanntes Ku-
riosum unter den alten Kirchenliedern ist
die sogenannte „Rabenaas-Strophe“, wahr-
scheinlich eine Parodie aus dem Barock.
Thomas Mann hat sie in seinen Bu d d e n -
b r o o k s verwendet:
Rabatzmacher „Ich bin ein rechtes Rabenaas,
(wahrscheinlich zu polnisch „rabac“ = hau- Ein wahrer Sündenkrüppel,
en, schlagen) jemand, der viel Lärm, Kra- Der seine Sünden in sich fraß,
wall macht; aber auch ein Mensch, der Streit Als wie der Rost den Zwippel.
sucht, Stunk macht. Ach Herr, so nimm mich Hund beim
Vgl.: —> Krawallmacher, —»-machen Ohr,
Wirf mir den Gnadenknochen vor
Rabauke (Rabau) Und nimm mich Sündenlümmel
(zu altfranzösisch „ribaud“ = ausschweifen- In deinen Gnadenhimmel.“
der Mensch) rüpelhafter, laut und gewalttä- Vgl.: —» Aas.
tig auftretender junger Mann. In der Form
Rabauke ist „Rabau“ um die typisch berli- Rabeneltern
nische Endung (-» Piefke, -» Raffke) er- (Im alten Volksglauben, der sich auch in
weitert. Der russische Nationalist der Bibel wiederfindet, gelten die Raben als
Wladimir Schirinowski ist für die z e it (Ja- schlechte Eltern. Das Gegenteil ist jedoch
nuar 1994) ein „Rechtsrabauke“, während richtig; sie sind sehr fürsorglich mit ihrer
die f r a n k f u r t e r Ru n d s c h a u (November Brut) lieblose, hartherzige Eltern, die sich zu-
1993) für den altgedienten Punk-Rocker wenig um ihre Kinder kümmern.
Iggy Pop den Stabreim „Rabauke der
Rockmusik“ findet.
Rabenmutter
eine lieblose Mutter, die ihre Kinder vernach-
Rabautz (Rabauz)
lässigt oder schlecht behandelt.
(seltenere Nebenform von Rabau) Rüpel,
Vgl.: Rabensohn, Rabentochter (beide selten).
Flegel, roher Kerl.

Rabenvater
Räbchen
(eigentlich ein kleiner Rabe) landschaftlich ein liebloser Vater, der sich nicht um seine
für ein wildes, freches, stets zu Streichen auf- Kinder kümmert oder sie schlecht behandelt.
gelegtes Kind. „Blick hieher, hieher, du Rabenvater — ich
Vgl.: —» -chcn (-lein). soll diesen Engel würgen?“ heißt es in
Schillers k a b a l e u n d l ie b e .
Rabe
i. frecher kleinerJunge, Tunichtgut. 2. junger Rabenvieh (Rabenviech)
Verbrecher, Dieb; wohl nach der Redensart böser, verschlagener, verbrecherischer Mensch.
„stehlen wie die Raben “. VgJ.: —» Viech, Vieh.

333
Rabulist Radauflöte
(zu lateinisch „rabere“ ~ toben) bildungs- (eigentlich der Name eines lauten flöten-
sprachlich fiir einen Haarspalter, kleinlichen förmigen Kinderspielzeugs) jugendlicher
Wortverdreher. Krawallmacher, laut schimpfender Mensch.
Vgl.: —> -ist. Vgl.: —» Flöte.

„Rächer der Enterbten“ Radaumacher


jemand, der viel lärmt oder Streit sucht.
ironisch oder spöttisch fiir eine Person, die
Vgl.: Radaubesen, Radaumütze, Radauschläger
sich als Rächer und Anwalt von Benachteilig-
(alle selten).
ten aufspielt. Die seltene umgangssprachli-
che Wendung stammt wohl aus dem
Radautüte
Wortschatz der Abenteuerromane.
vorwiegend berlinisch fiir einen Radau-
macher.
Rachsau Vgl.: —> Tüte (Tute).
vorwiegend in Franken fiir einen habgierigen
oder rachsüchtigen Menschen. Im Mittel- Rädchen im Getriebe
fränkischen gibt es auch das gleichbedeu- geringschätzige Bezeichnung fiir jemanden,
tende sonderbare Wort „Rachsuppe“. der nach der umgangssprachlichen Wendung
Vgl.: —> Sau, —> -sau. „nur ein Rädchen im Getriebe ist”, der ohne
Einfluß und eigene Verantwortung an etwas
Racker teilhat.
(ursprünglich norddeutsch = Schinder, Ab- Vgl.: —> -chen (-lein), Rad im Getriebe (selten).
decker) i. Tadel oder gutmütiges Scheltwort
fiir ein lebhaftes Kind, das gern Schabernack, Rädelsfiihrer
Unfug treibt; Schlingel; auch als „kleiner (ursprünglich „Rädleinsführer“ = Anführer
Racker”. 2. veraltet fiir einen Bösewicht, einer Schar von Landsknechten) Anstifter,
Taugenichts. 3. im Bayrischen selten auch für Anführer eines Aufruhrs, einer Verschwö-
einen Mann, der sich (aus Habsucht und rung, Meuterei oder dergleichen.
Geldgier) „abrackert”. In Christian Dietrich
Grabbes Literaturkomödie s c h e r z , Sa t i - Radfahrer
r e , IRONIE UND TIEFERE BEDEUTUNG VOH verächtlich, auch spöttisch für einen Men-
1827 wird geschimpft: „Du hämischer, nei- schen, der Vorgesetzten gegenüber unterwür-
discher, kaklütiger, heimtückischer Rak- fig ist, während er seine Untergebenen
ker!“ schikaniert. Wie der eigentliche Radfahrer
duckt er sich nach oben und tritt nach un-
Racket, das ten. Die beliebte Metapher des subalternen
(englisch-amerikanisch; eigentlich = Lärm, „Radfahrers“ hat insbesondere im älteren
Radau; Schwindel) eine Bande von Gang- Jugendjargon einige Ausgestaltung erfah-
stem, Erpressern, besonders in den USA. ren. Der aggressive Spott zielt dabei meist
auf den Streber in der Schule: „Ritter von
Racketeer, der den goldenen Pedalen“, „Mann mit dem
goldenen Lenker“, „Anwärter auf den gol-
(aus gleichbedeutend englisch-amerika-
denen Lenker", „Mann mit der Klingel“,
nisch „racketeer“; zu -» Racket) Gangster,
„Mann mit dem breiten Daumen" usw.
Schutzgelderpresser, besonders in den USA.
Vgl.; Fahrradfahrer, Radfahrernatur, Radler (sel-
ten), Radifahrer (in Bayern und Österreich).
Radaubruder
ein Mann, der oft Radau macht, randaliert, Radieschen
Streit sucht. i. kleiner, „knolliger” Mensch. 2. scherzhaft-
VgL: -4 Bruder, -bruder. spöttisch für einen Menschen, der nur schein-

334
bar politisch links steht. Er ist nur außen zur sogenannten Gehäkeraffäre in
s pie g e l
(C
„rot . Sachsen-Anhalt: „Die Raffkes aus dem We-
Vgl.: —» -chen (-lein). sten haben die Regierungsbank in Magde-
burg verlassen.“
Radikalinski Vgl.: —» Familie Raffke, Frau Raffke, Herr Raffke.
(von „radikal“, zu lateinisch „radix“ - Wur-
zel) abfälligfür einen politisch Radikalen, ei- Raffzahn
nen wirrköpfigen Radikalsten. Die (eigentlich ein unter der Oberlippe heraus-
slawische Endung wird dabei von den Be- ragender Eckzahn) ein raffgieriger Mensch.
nutzern des Schimpfworts als besonders
passend für einen Kommunisten oder So-
Rakel = Rekel (Rakel)
zialisten erachtet.
Vgl.: —> -inski.
Rambo
Radikalist (nach dem von Sylvester Stallone verkör-
jemand, der besonders in politischer und reli- perten Helden des gleichnamigen amerika-
giöser Hinsicht zu Extremen neigt, hierin un- nischen Actionfilms) brutaler Kraftprotz,
nachgiebig und rücksichtslos ist. ofi von Rachedurst und einer gewissen Einfalt
Vgl.; -ist, Radikaler (schwächer). geprägt. Das Wort hat sich in der Publizi-
stik rasch durchgesetzt. So wurde Ronald
Radoteur Reagan in seiner Amtszeit als US-Präsident
(französisch, zu „radoter“ = schwatzen, fa- des öfteren als „Rambo“ gescholten, einer-
seln) bildungssprachlich veraltetfiir einen al- seits wegen der stabreimenden R’s in sei-
bernen Schwätzer. nem Namen, andererseits wegen seiner
umstrittenen Politik der Stärke. Auch die
Headliner der s ü d d e u t s c h e n z e it u n g
Raffel
lassen die R’s rollen: „Radl-Rambos auf
(eigentlich ein kammartiges Werkzeug
Raubtour“ (Juli 1994); und für die z e it
zum Abstreifen von Beeren oder auch ein
(April 199$) war Gesundheitsminister
Reibeisen; übertragen ein gehässiger Aus-
Horst Seehofer ein „Rambo mit freundli-
druck für den Mund) in Süddeutschland
cher Fassade“. In dem Buch d ie a g g r e s s i -
und Österreich ein altes Schimpfwortfiir ein
v e f r a u (1993) von Elke Müller-Mees
geschwätziges, böses, häßliches (altes) Weib.
taucht sogar der analoge Begriff „Ramba“
Vgl.: Maul raffel, Raffelscheit (beide selten), —>
Zahn raffel.
auf.
Vgl.: Rambo-Typ.
Raffer
raffgieriger Mensch, Geizkragen. Rammel
Vgl.: Geldraffer, Raffteufel. (ursprünglich = Widder, Schafbock) beson-
ders oberdeutsch abfälligfür eine grobe, unbe-
Raffke holfene, sture oder schmutzige (männliche)
(zu „raffen“ = gierig an sich reißen; ange- Person. Im Schwäbischen und Alemanni-
lehnt an Familiennamen mit der Endung schen ist die (!) Rammel jedoch ein manns-
,,-ke“, wie sie in Berlin häufig sind) hab- tolles Weib.
und raffgieriger Mensch; ungebildeter Neu- Vgl.: —> Bauernrammel, Dreckrammei (Schmutz-
reicher, Emporkömmling. Das Wort tauchte fink), -» gscherter Rammel (gescherter Rammel).
bereits im 19. Jahrhundert auf, gelangte
aber erst nach dem ersten Weltkrieg zu all- Rammler
gemeiner Verbreitung, als das gebildete (eigentlich das männliche Tier bei Hasen
und plötzlich verarmte Bürgertum im und Kaninchen; zu „rammeln“ - decken,
„Raffke“ ein zeitgemäßes Spott- und begatten; koitieren) 1. geiler Kerl, Schür-
Feindbild gefunden hatte. 1993 schrieb der zenjäger. 2. abschätzig für einen männli-

335
chen Sexualpartner, Liebhaber. 3. rauf- Rappenspalter
lustiger Bursche. (nach dem „Rappen“, der kleinsten Münze
Vgl.: —> -1er, Miet-Rammler (Callboy), Rammel- in der Schweiz, die ihren Namen von dem
bock (sexbesessener Mann). eingeprägten Adler hat, der im Volksmund
als „Rappe“ = Rabe verspottet wurde) Pfen-
Ramscher nigfuchser, Geizhals.
Vgl.: Pfennigspalter (schwäbisch), -Spalter.
(weibliche Formen: Ramscherin, Ramsche)
1. jemand, der Ramsch, Plunder, Billigware
zusammenkauft und hortet; Habgieriger. 2. rarer Vogel = seltener Vogel
—> Ramscbhändler.
Rasauner
landschaftlich selten fiir einen Menschen, der
Ramschhändler
oft rasaunt, also lärmt undpoltert.
jemand, der mit Ramsch handelt, der min-
derwertige Ware anbietet.
Rasender
veraltet, auch altertümelndfür einen leiden-
Randalierer schaftlich Erregten, Tobsüchtigen.
(zu landschaftlich „Rand“ = Auflauf, Un-
fug; unter Einwirkung von „Skandal“) je- Raser
mand, der mutwillig und zügellos lärmt, jemand, der (mit einem Auto oder Motorrad)
Unfug treibt. „Ich bin doch nicht so dumm, übermäßig schnellfahrt.
wie sie mich einschätzen, diese Berufsran- Vgl.: Autoraser.
dalierer!“ antwortete Herbert Wehner 1981
im Bundestag auf Zwischenrufe aus der Räsoneur
CDU/CSU. (zu französisch „raisonner“ = vernünftig
Vgl.: Randalemacher, Randaleur (veraltet). denken, argumentieren) 1. Klugschwätzer.
2. Nörgler, Schimpfer.
Range, die Vgl.: Räsonieren
(landschaftlich auch: der Range; ursprüng-
lich eine läufige Sau) übermütiges Kind, Rasse
Wildfang, Schlingel; auch als „wilde Range". merkwürdige, anrüchige Gesellschaft, Gesin-
Das Wort war früher eine „saugrobe“ del; in Wendungen wie „eine seltsame, eigen-
Schelte allgemeiner Art, wie in dem alten artige Rasse sein“ fiir eine Gruppe oder
Volkslied: Spezies Mensch, die einem nichtganz geheuer
ist.
„Du hast dich lassen fangen
Von teuflischen calvinischen Rangen“.
Rassel
(eigentlich ein Gerät zur Erzeugung ras-
Ränkeschmied (Ränkespinner)
selnder, klappernder Geräusche) land-
hinterlistiger Mensch, Intrigant. schaftlich für eine schnell, viel und laut
sprechende Person; oft ist eine Frau gemeint.
Rappelkopf
1. jemand, der einen „Rappel“ hat, sich auf- Rasselbande
geregt und verrückt gebärdet. 2. Starrkopf 3. lärmende, übermütige Schar von Kindern.
aufbrausender, jähzorniger Mensch. Einem Vgl.: Bande, —> -bände.
Rappelkopf namens „Rappelkopf4 begeg-
nen wir in Ferdinand Raimunds Mär- Rasselbock
chenstück DER ALPENKÖNIG UND DER („Rasselböcke“ sind eigentlich Fabeltiere,
MENSCHENFEIND. die nach einem alten Neckspiel ein Einfäl-
Vgl.: -köpf (-kopp), Rappelfott, Rappelkasper, tiger nachts einfangen soll) landschaftlich,
Rappekrtne (rappeliges Mädchen). besonders hessisch fiir einen ungeschickten

336
oder dummen Menschen; regional auch an- Ratte
dere Bedeutungen. (vom gefräßigen, als gefährlich und ekelhaft
Vgl: —> Bock, —» -bock. empfundenen Nagetier auf den Menschen
übertragen) i. derbes Schimpfwort fiir eine
Rassenfanatiker - Rassist
widerliche Person; gewissenloser, niederträch-
tiger Kerl; Feigling. 2. im Pluralfiir Gesindel,
Rassenideologe
Asoziale, Unterwelt. Man verdeutlicht oder
Urheber oder Verfechter einer Ideologie, die
verstärkt das Wort zu: du alte, elende, widerli-
eine Unterdrückung von Rassen oder ethni-
che, erbärmliche, schmierige, kleine, fiese, lin-
schen Gruppen unterstützt.
ke Ratte. „Du miese, dreckige Ratte! Dir
Vgl.: —> Ideologe.
werd’ ich’s noch besorgen ...“ (Jerry Cotton
Rassist Sil v e r -Je t in s Je n s e it s , 1971).
Vgl.: —» Ballettratte, Beutelratte, Bücherratte, —>
Anhänger des Rassismus; jemand, der zur
Kanalratte, Kellerratte (Unterweltler), —» Iandrat-
Unterdrückung anderer Rassen beiträgt. te, —> Leseratte, —> miese Ratte, —> Sackratte, —>
Vgl: —» -ist, Rassenfanatiker, Rassenhetzer. Schlafratte (Schlafratz), —> Spielratte (Spielratz),
—> Wasserratte (Wasserratz).
rastloser Geist
oft ab wertendfiir einen ruhelosen, unentwegt Rattenfänger
tätigen Menschen. (nach dem „Rattenfänger von Hameln“, ei-
Vgl.: —> unruhiger Geist. ner Sagengestalt aus dem Mittelalter, von
dem es heißt, er habe die Stadt Hameln
Ratero
von einer Rattenplage befreit, aber schließ-
(spanisch, zu „rata“ = Ratte) im Deutschen lich, nachdem man ihn um seinen Lohn
selten fiir einen kleinen Gauner, Taschen- betrogen hatte, die Kinder der Stadt auf
dieb. dieselbe Weise weggclockt und für immer
verschwinden lassen) Demagoge, Volksver-
Ratsche
fiihrer; seltener allgemein fiir einen Lügner
(eigentlich ein Lärminstrument) ober-
und Betrüger. 1941 schrieb Erich Weinert
deutsch fiir eine klatschsüchtige Frau. Die
im Moskauer Exil „Hitlers Nachtlied“, das
seltenere männliche Form Ratscher be-
so beginnt:
zeichnet in manchen Gegenden auch einen
„Was tu ich alter Rattenfänger?
leidenschaftlichen Kartenspieler.
Der Blitzkrieg dauert immer länger;
Vgl.; -> Karfreitagsratsche, -» Quadratratsche,
Rätsche (in Schwaben und der Schweiz). Ich finde keine Ratten mehr.
Wo krieg ich neue Ratten her?“
Ratschkathl
(vorwiegend bayrisch; Kathl ist die Kurz- Rattenpack
und Koseform des weiblichen Vornamens i. Gesindel. 2. selten auch fiir eine Scharfre-
Katharina) tratschende, redselige Frau; cher, lästiger Kinder.
manchmal auch zu einem Mann gesagt. Vgl.: —> Pack, -pack.
Vgl.; Ratschkatharina, Ratschkatt, Ratschkatzel
(selten), —> Tratschkathl. Ratz, der
(das oberdeutsche Wort für eine Ratte) sehr
Ratschtante allgemeines Spott- oder Schimpfwort. Die
landschaftlich selten fiir eine tratschende, red- Mundarten kennen die unterschiedlichsten
selige Frau. Bedeutungen: aufsässiges Kind, herunter-
Vgl.: —> Tante, —» -tante, —> Tratschtante. gekommener Mensch, leidenschaftlicher
Kartenspieler, kleine Person, unzuverlässi-
Ratschweib ger Bursche usw.
oberdeutsch fiir eine klatschsüchtige, meist Vgl.: —> Bachratz, Kanalratz, Karteiratz (Nürn-
weibliche Person. berg), —» Schlafratte (Schlafratz), -4 Spielratte
Vgl.; —> Tratschweib, —> Weib, —» -weib. (Spielratz), Stehlratz, —> Wasserratte (Wasserratz).
Raubautz = Rauhbauz (Raubautz) oder ironisch. „Du Höllenkind! Du Räuber-
hauptmann und Flibustier!“ (Jean Paul:
Räuber s ie b e n k a s ). Im Dezember 1993 nannte der
i. jemand, der etwas raubt, geraubt hat. 2. s pie g e l den somalischen Clan-Chef Aidid
veraltet für einen Mann, der vom Raub lebt. einen Räuberhauptmann.
3. gutmütige Schelte oder Neckwort für ein
wildes, ausgelassenes Kind, meist einen Jun- Räuberhorde = Räuberbande
gen*
Raubgesindel
-räuber veraltetes Schimpfwort fiir Gesindel, das auf
Das Bestimmungswort bei solchen Zusam- Raub aus ist.
Vgl.: —> Gesindel, —> -gesindel, Räubergesindel.
mensetzungen gibt das jeweils geraubte oder
ausgeraubte Gut an. Neubildungen sind Raubritter
nicht selten. So behauptet Günter Ogger in
(ursprünglich ein verarmter Ritter des spä-
seinem Bestseller n ie t e n in Na d e l s t r e i-
ten Mittelalters, der vom Straßenraub leb-
f e n , die Banker seien „Kontenräuber“.
te) abfällig, oft ironisch fiir jemanden, der
Vgl.: Ehrenräuber (veraltet), Landräuber, —•> Men-
sich bereichert, einen unverfrorenen Dieb
schenräuber, —> Seeräuber, —> Strandräuber, —>
Straßenräuber, —> Thronräuber. oderAbzocker; gelegentlich auchfiir einen Fi-
nanzbeamten. „Der Raubritter kommt
Räuberbande jetzt!“ rief Joschka Fischer von den Grü-
i. veraltet fiir eine Bande von Räubern. 2. nen, als im Bundestag der Bundesarbeits-
eine Schar ausgelassener, lärmender, frecher minister Norbert Blüm zum Rednerpult
Kinder. 3. Gesindel, schlechte Menschen. ging (1983). Die f r a n k f u r t e r Ru n d s c h a u
Vgl.: Bande, —»-bande, Räuberhorde. stellte im Februar 1994 einen Bericht über
die Geschäftspraktiken der Versicherungs-
Räuberbraut branche unter den Titel: „Kein Pardon für
(nur noch in Räubergeschichten, alten Lie- Raubritter“.
Vgl.: —> Ritter.
dern usw. oder ironisch) Geliebte, Partnerin
eines Räubers, eines Verbrechers.
Rauchschwalbe
(eigentlich eine Schwalbenart, die gerne in
Räuberbrut
Kaminen nistet) 1. schmutzige, unordentli-
verächtlich fiir ein Kollektiv, eine Bande von
che weibliche Person. 2. alter Spottname für
Räubern. Anfang der 50er Jahre veröffent-
den Schornsteinfeger.
lichte die Zeitschrift s u d e t e n d e u t s c h e r
Vgl,: Schwalbe.
h e im a t d ie n s t ein Gedicht, in dem es
heißt:
Raudi = Rowdy
„So sei verflucht die Räuberbrut der
Tschechen, räudiger Hund
die mit Gewalt uns Haus und Heimat (eigentlich ein von der Räude, einer Haut-
nahm. krankheit, befallener Hund) elender, wider-
Es soll die Pest in ihre Reihen brechen, wärtiger, gemeiner Mensch.
und würgen soll sie Todesangst und Vgl.: —» Hund.
Scham/1
Vgl.: Brut, —> -brüt. räudiges Schaf
vom kranken Schaf, das die ganze Herde an-
Räuberhauptmann stecken kann, auf den Menschen übertragen
(früher für den Anführer einer Räuberban- fiir eine charakterlose Person, einen Tauge-
de) gelegentlich scherzhafi-tadelnd fiir den nichts, insbesondere fiir jemanden, der einen
Haupttäter bei Kinderstreichen; ansonsten schlechten Einfluß aufandere ausübt.
heute nur noch in übertragener Bedeutung Vgl.: —> Schaf.

338
Raufbold Minister vorgeschlagen worden war, laute-
jemand, der ofi raufi, sich gerne prügelt, strei- te: „Roter Reaktionär, riecht nach Blut,
tet. Nicht ohne eine gewisse Bewunderung später zu gebrauchen.“ Während der Stu-
schilderte der s pie g e l (Mai 1995) den Grü- dentenunruhen und der Apo wurde „Reak-
nen-Politiker Joschka Fischer als einen tionär" im linken Lager zu einem äußerst
„politischen Raufbold“. Von Goethe stem- beliebten Fahnenwort mit sehr abfälliger
men die Zeilen: Bedeutung. Im April 1971 klagte das Of -
„Doch seh ich ragend unter diesen f e n b u r g e r Ta g e b l a t t : „Reaktionär -
Hans Raufbold, den behenden Riesen." kaum schlimmer kann jemand beschimpft
VgL: -» -bold, Raufbolzen (selten), Raufdegen werden in unserer progressiven Gegen-
(veraltet), Raufer, Raufhansel (bayrisch). wart.“
Vgl.: —> Erzreaktionär, reaktionäre Elemente,
Raufer = Raufbold Stockreaktionär, Ultra reaktionär.

Rauhbauz (Raubautz) Reben


(lautmalend) besonders süddeutsch fiir einen (zu lateinisch „bellum“ = Krieg) 1. Teilneh-
groben, polternden Menschen, ungehobelten mer an einer Rebellion, Aufständischer. 2. je-
Kerl. mand, der sich auflehnt, widersetzt.
Vgl.: Raubauzer, Rauhbausch, Rauhwatz (seltene Allgemein bekannt ist der „Kirchenrebell
Nebenformen). Drewermann“, während Alfred Paul
Schmidt das Wort in die Nähe des Ideali-
Rauhbein sten rückte: „Rebellen sind Leute, die glau-
(aus „rauhbeinig“, einer volksetymologi- ben, daß noch etwas zu holen ist.“
schen Übersetzung des englischen „rawbo- Vgl.: Erzrebell, Rebeller.
ned“ = dürr, knochig) jr. rauher, grob
aufiretender Mensch, der aber selten als un- Rechter
angenehm empfunden wird. 2. harter oder seitens der politischen Linken ofi als abfällige
unfairer Spieler bei Fußball, Eishockey o.ä. Bezeichnung verwendetfiir einen Konservati-
Vgl.: Raubacke, Rauhbart (norddeutsch), Rauhbi- ven, einen Vertreter oder Anhänger von
chel. Rechtsparteien.
Vgl.: —> Linker, Rechts- (Zusammensetzungen wie
Raunze (Raunzen) Rechtspopulist), Ultrarechter.
in Österreich und Bayern fiir eine weinerlich
klagende oder nörgelnde Frau. Rechthaber
rechthaberischer Mensch. „Sie wollen lieber
Recht- als Machthaber sein.“ So urteilte
Raunzer
der s pie g e l über die sogenannten 68er.
in Österreich und Bayern ein nörgelnder,
Vgl.: —> Haberecht.
schimpfender oder ein wehleidigjammernder
Mann. „Eine Nation von Raunzern“ sind Rechtsabwei chl er
die Österreicher für die schweizer w e l t -
abwertend vor allem im marxistischen
w o c h e Quni 1995).
Sprachgebrauch für einen zu weit rechts ori-
entierten Parteigenossen.
Rauschkugel Vgl.: —> Abweichler, -ler, —> Linksabweichler,
oberdeutsch für einen besoffenen Menschen. rechter Abweichler.

Reaktionär Rechtsausleger
(aus französisch „reactionnaire“ = fort- (eigentlich ein linkshändiger Boxer, der die
schrittsfeindlich) jemand, der an überholten Rechte als Führhand benutzt) vor allem in
politischen Vorstellungen festhält; Feind des der Presse eine gängige Negativbezeichnung
Fortschritts. Der Kommentar von Friedrich für eine politisch weit rechts stehende Person
Wilhelm IV., nachdem ihm Bismarck als (des öffentlichen Lebens). „Der Rechtsausle-

339
ger Herbert Fleissner“ (s pie g e l , Dezember Verbesserungen durch Reformen anstatt über
1993, über den Geschäftsführer des Ullstein eine Revolution erreichen zu wollen.
Verlages). Vgl.: —■> -ist.

Rechtsaußen (der/des...) Regierung


(eigentlich im Fußballjargon der rechte l. jugendsprachlich fiir die Eltern. 2. seltener
Flügelstürmer) meist abwertend für eine fiir eine den Mann beherrschende Ehefrau,
Person (des öffentlichen Lebens), die in einer Partnerin. Beide Bedeutungen treten mei-
Partei oder anderen Organisation eine ex- stens in der Form „meine Regierung“ auf.
trem rechte politische Position einnimmt: ein
Rechtsaußen der Partei, der Rechtsaußen des Regiments-
Kabinetts. Als „Rechtsaußen des deutschen Dieses Wortbildungsmittel bewirkt eine Stei-
Klerus“ gilt in der Presse der umstrittene gerung von Schimpfwörtern durch den Bezug
Erzbischof von Fulda Johannes Dyba, von auf eine große Anzahl von Menschen. Ein
seinen Kritikern gelegentlich auch als „Regimentslump“ ist demnach der größte
„Glöckner von Fulda“ verunglimpft. Lump im ganzen Regiment oder könnte es
Vgl.: Linksaußen (seltener). jedenfalls sein.
Vgl.: Regimentsdepp, Regimentsesel, Regiments-
hure, Regimentslügner.
Rechtsextremist
oft abfälligfiirjemanden, derpolitisch extrem
Register s. altes Register, s. langes Register
rechts steht, der nationalistisch und illiberal
gesinnt ist.
Reibeisen
Vgl.: —> Extremist, -ist, —» Linksextremist.
vom harten, rauhen Küchengerät auf den
Menschen übertragenfür ein unverträgliches,
Rechtsradikaler
widerborstiges Weib.
jemand, der politisch eine extrem rechte Posi- Vgl.: _> Raffel.
tion vertritt, die insbesondere durch Haß auf
Ausländer gekennzeichnet ist. reicher Knopf
Vgl.: Linksradikaler.
geringschätzigfiireinen wohlhabenden Mann.
Vgl.: —» Knopf (Knopp).
Rechtsverdreher
(geht auf die Bibel zurück. Im 5. Buch Mo- die reifere Jugend
se, 27,19, heißt es: „maledictus, qui perver- oft ironisch für ältere oder Menschen in mitt-
tit iudicium“ = verflucht, wer das Recht leren Jahren. Auch die herabsetzend ge-
verdreht) 1. ein unfähiger oder unehrlicher meinte Steigerung „überreife Jugend“
und dabei spitzfindiger Rechtsanwalt, Jurist. kommt vor. Von Hans Brennen stammt
2. harmloser Berußspott fiir Juristen, vor al- die folgende scherzhafte Gedichtstrophe:
lem Jur Anwälte. „Familien baden - das ist Leben!
Vgl.: —> Verdreher. Wie man sich auch ereifere!
Man sieht viel Jugend und daneben
Reff Auch reifere! Auch reifere!“
(vielleicht von norddeutsch „rif“ - Aas, Ka-
daver) ein dürres, auch böses altes Weib. Reimbold
Vgl.: —» altes Reff, dürres Reff, —> langes Reff. veraltetfür einen begeisterten, aber schlechten
Dichter. Von Johann Heinrich Voss stam-
Reformist men die Zeilen:
im kommunistischen Sprachgebrauch eine „Drum jage Vers und Reim zum Satan,
politische Schelte für einen Anhänger der als Und hör’, o Reimbold, statt des Rats
bürgerlich eingeschätzten Bestrebungen in- Der falschen Muse, meinen Rat an.“
nerhalb der Arbeiterklasse, gesellschaftliche Vgl.: —> -hold.

340
Reimer
abschätzig fiir einen unbegabten, unschöpfe- (zu lateinisch „re-“ = wieder, „negare“ -
rischen Dichter. Deutlicher ist die Abwer- verneinen, leugnen) bildungssprachlich fiir
tung bei den alten Formen „Reimerich“ einen Abtrünnigen hinsichtlich religiöser oder
und „Reimler“. Der Struwwelpeter-Autor auch politischer Überzeugungen.
Heinrich Hoffmann wählte tiefstapelnd
das Pseudonym „Reimerich Kinderlieb“.
Renitenter
Reimling (Reimerling) (zu lateinisch „renitens“ = sich entgegen-
jemand, der schlechte Reimefabriziert; Dich- stemmend) bildungssprachlich abwertend
terling. Benno Papentrigk rang mit der fiirjemanden, der sich widersetzt, auflehnt.
schwierigen Kunst des Schüttelreims:
„Wie Dichter- gibt es Schüttelreimerlinge; Rennsau
Willst Meister werden, sei nicht Leimer, (vorwiegend bayrisch; ursprünglich wohl
— ringe! eines jener Schweine, die auf Futtersuche
Vgl.: —> -ling. im Dorf herumliefen und, wie Reinhold
Aman schreibt, z.T. die heutige Müllab-
Reimschmied (Reimeschmied) fuhr ersetzten) umtriebige, rastlose Person,
jemand, der beim Dichten grob wie ein die stets unterwegs ist.
Schmied zu Werke geht.
Vgl.: —> Sau, —» -sau.

reiner Tor
bildungssprachlich fiir einen weltfremden, Renommist
gutgläubigen Menschen. Der Ausdruck (zu französisch „renommer“ = wieder nen-
stammt aus Richard Wagners pa r s if a l . nen, rühmen) bildungssprachlich fiir einen
Vgl.: gutmütiger Tor, —> Tor. Angeber, Aufichneider.
Vgl.: —» -ist, Renomrnierbeutel (süddeutsch), Re-
Reingeschmeckter = Hereingeschmeckter nommierbruder, Renommierer, Renommierpin-
sel, Renommierstengel, Renommiersüchtiger.
Reißteufel
jemand, der seine Kleidung und Schuhe Reptil
schnell abnutzt und zerreißt; besonders als (eigentlich ein Kriechtier) selten fiir ein kal-
Tadel gegenüber Kindern. tes, hartherziges undfalsches Weib.
Vgl.: —> Teufel, -4 -teufel.

Reservechristus
Rekel (Rakel)
(ursprünglich ein großer Bauernhund) i. Spottname fiir einen Mann mit langem
norddeutsch fiir einen groben Menschen, Fle- Haar und Vollbart. 2. spöttisch fiir einen
gel; ein langer, fauler Bursche. Geistlichen. 3. verächtlich für einen Schein-
heiligen, Frömmler. In Bayern sagt man
Reklameschönheit auch „Reservechristus von Oberammer-
mehr oder weniger abwertendfiir eine zwar gau“ mit Bezug auf die berühmten Passi-
schöne und sorgfältig zurechtgemachte, aber onsspiele des Ortes. Der Architekt Hans
ausdruckslose und kaum anziehend wirkende Hollein höhnte im Juni 1995 über die „Re-
junge Frau. serve-Christos“, nämlich bestimmte Leute,
die sein „Museum für Moderne Kunst“ in
Rekrutenschreck Frankfurt mit Werbung verhängen woll-
im Jargon der Soldaten fiir einen rücksichts- ten. Er spielte dabei sehr hübsch mit dem
losen Ausbilder, Vorgesetzten beim Militär, Namen des Künstlers und Reichstags-Ver-
der die Rekruten schikaniert. hüllers Christo.
VgL: —> -schreck. Vgl.: Reserve-, Reservetarzan.

341
Revanchist schreibt. Aus jeder solcher Zeilen höre „ein
(zu französisch „revanche“ = Vergeltung) einigermaßen geübtes Ohr deutlich das
im politischen, vor allem kommunistischen Knacken des Revolvers“, schrieb Paul
Sprachgebrauch eine abwertende Bezeich- Lindau schon 1888. Der Schriftsteller Ru-
nung für einen Vertreter des Revanchismus, dolf Borchardt urteilte über seinen großen
einer aufRückeroberung ausgerichteten Poli- Kollegen Karl Kraus: „Was soll ich von ihm
tik. halten? Ein Revolverjournalist!“
Vgl.: —> -ist, Revanchehetzer. Vgl.: Enthüllungsjournalist, Revolverautor, Sensa-
tionsjournalist.
Revisionist
(zu lateinisch „revidere“ = wieder hinsehen) Revolverschnauze
vor allem in der marxistischen Terminologie eine Person mit einer sogenannten Revolver-
ein politisches Feindwort zur Bezeichnung ei- schnauze, die viel, schnell undfrech daherre-
nes Verfechters des Revisionismus, der anstelle det.
Vgl.; Maschinengewehrschnauze (noch schneller),
einer Revolution soziale Reformen anstrebt.
Revolvergosche (oberdeutsch), Revolverschnute
Vgl.: -ist.
(selten), -schnauze.

Revolutionäre in Schlafrock und Pantof-


feln rheinische Frohnatur
ein veraltender bildungssprachlicher Aus- manchmal abwertend, auch ironisch, fiir ei-
druck fiir einflußreiche Personen, die einen nen immer gutgelaunten, leichtlebigen Men-
politischen Umsturz aus dem Hintergrund schen aus dem Rheinland, der in all seinem
betreiben können; andererseits fiir Politiker, Frohsinn mitunter nervt.
die sich einen revolutionären Anschein geben. Vgl.: —> Frohnatur.
Die Wendung geht auf eine Stelle in Lud-
wig Börnes Br ie f e n a u s pa r is von 1831 zu- Rhino
rück. (gekürzt aus dem Wort Rhinozeros) beson-
ders jugendsprachlich fiir einen Dummkopf,
Revoluzzer Trottel.
(Verballhornung von „Revolutionär“) spöt-
tisch, auch herablassend für jemanden, der Rhinozeros
sich betont revolutionär gibt und dabei eher (eigentlich ein Nashorn; Anklang des Wor-
lächerlich wirkt. Von Erich Mühsam gibt es tes an „Rind“ und „Roß“) dummer, dabei
ein Gedicht mit dem Titel Der „Revoluz- ungeschickter und oft sturer Mensch. Eine
zer“. Es beginnt so: „War einmal ein Revo- beliebte Steigerung und Ausschmückung
luzzer, / im Zivilstand Lampenputzer“. ist: „größtes Rhinozeros auf Gottes Erdbo-
den“. Der Schriftsteller Harry Rowohlt
Revolvergosche = Revolverschnauze habe in seinem Leben nur ein einziges Ge-
dicht geschrieben, behauptet er. Und das
Revolverheld sei sehr kurz. Der Titel lautet: „Gebet des
großsprecherischer und streitsüchtiger Kerl, Nashorns“:
insbesondere einer, der leicht zum Revolver „Lieber Gott, Du bist der Boß.
greift. Das Wort dient oft zur Typisierung Amen. Dein Rhinozeros.“
von Figuren in einschlägigen Filmen.
Vgl.: —> „Held“, —> -held, Pistolenheld. Rialo, das
(Abkürzung von -» Riesenarschloch) ju-
Revolverjournalist gendsprachliches vulgäres Schimpfwort.
mieserJournalist; Journalist der Enthüllungs-
und Skandalpresse, die marktschreierisch und Rieke (Ricke, Rike)
unter Verwendung von Halbwahrheiten be- (Abkürzung des altmodisch gewordenen
vorzugt über Prominenz und Verbrechen weiblichen Vornamens Friederike; „Ricke“

342
ist auch das weibliche Reh) eingebildete, trieben strengen, starren, in moralischer
dümmliche weibliche Person. Hinsicht kompromißlosen Menschen.
Vgl.: Klapsrieke (verrückt, dumm), —> Pißricke. Vgl.: —> -ist, moralischer Rigorist, öko-Rigorist
(seltene Neubildung).
Riese s. abgebrochener Riese
Rindskamoppel
Riesen-
Verstärkung von —> Kamoppelfür eine ausge-
zur emotionalen Verstärkung einer ganzen
sprochen dämliche Person.
Reihe vorwiegend„tierischer 'Schimpfwörter.
Vgl.: —> Mords-, Riesendepp (oberdeutsch), Rie-
senhornochse, Riesenmiststück, Riesenpavian, Rindsknochen
Riesenpferd, Riesenschwein, Riesentrottel. (eigentlich ein Knochen eines Rindes)
dummer Mensch. Der Knochen steht für
Riesenarschloch
das ganze Rindvieh.
vulgäres Schimpfwortfür einen besonders un-
Vgl.: —> Knochen.
sympathischen oder total unfähigen Men-
schen.
Vgl.; —» Arschloch, Oberarschloch, Rialo. Rindvieh (Rindviech)
(eigentlich die Sammelbezeichnung für
Riesenbaby Rinder) häufiges derbes Schimpfwortfür ei-
i. Kind oder Jugendlicher von dicklicher, nen dummen, ungeschickten Menschen, über
plumper Gestalt. 2. einfältiger, tolpatschiger den man sich ärgert. Hierzu ein Schnader-
Mensch. hüpfel:
Vgl.: —> Baby, —> Elefantenbaby. „Das Rindfleisch ist teuer,
ich weiß nicht warum,
Riesenkamel es laufen in der Welt
sehr dummer Mensch, Trottel. Als Superlativ genug Rindviecher rum.“
kennt man: „das größte Kamel auf Gottes
Eine Anzeige des „Bund für Umwelt und
Erdboden“.
Vgl.: —> Kamel, Mordskamel.
Naturschutz Deutschland (BUND) aus
dem Jahre 1996 zum Thema Massentier-
Riesenrindvieh haltung steht unter dem Motto: „Mensch,
sehr dummer, ungeschickter Mensch. Du Rindvieh!“
Vgl.: Generalrindvieh, größtes Rindvieh auf Got- Vgl.: Allmachtsrindvieh (schwäbisch), ausgewach-
tes Erdboden (scherzhafter Superlativ), Herrgotts- senes Rindvieh (bayrisch), Generalrindvieh, Herr-
rindvieh (schwäbisch), Kanonen rindvieh (seltene gottsrindvieh (schwäbisch), kaiserliches Rindvieh
Steigerung), Mordsrindvieh, Oberrindvieh, —> (früher), Kanonenrindvieh (selten), Mordsrind-
Rindvieh (Rindviech), —> Rindvieh von Gottes vieh, Oberrindvieh, —> Riesenrindvieh, Rind,
Gnaden, Staatsrindvieh (seltene Steigerung), —> staatlich geprüftes Rindvieh (jugendsprachlich),
Vieh. Staatsrindvich (selten), —> Viech, —> Vieh.

Riesenroß Rindvieh von Gottes Gnaden


sehr dummer, ungeschickter Mensch. (zugrundegelegt ist hier die Formel des
Vgl.: —> Oberroß, Riesenpferd (selten), —> Roß.
Gottesgnadentums abendländischer Herr-
scher) Steigerung von Rindvieh.
Riesenweib
abfällig für eine sehr große, kräftige und
Rippe
männlich wirkende Frau.
Vgl.: —> Hünenweib, —> Weib, —> -weib. (Die erste Bedeutung fußt auf der Schöp-
fungsgeschichte, nach der Eva aus einer
Rigorist Rippe Adams erschaffen wurde) ober-
(aus lateinisch „rigor“ = Härte, Unbeug- deutsch i. für eine zänkische, böse Frau. 2.
samkeit) bildungssprachlich für einen über- seltenerfiir einen sehr mageren Menschen.

343
Ripper Rittmeister
(englisch, zu „to rip“ = aufreißen, aufschlir- (früher ein Hauptmann bei der Kavallerie;
zen; vom volkstümlichen Namen des Lon- nach dem häufigen bildhaften Vergleich
doner Prostituiertenmörders „Jack the des Geschlechtsaktes mit dem Reiten) ein
Ripper“) abfällig fiir einen besonders blut- Schürzenjäger, Frauenheld.
rünstigen Mörder, Frauenmörder.
Rocker
Ritter (in den 60er Jahren aus dem Englisch-
(eigentlich ein Edelmann und Krieger des Amerikanischen übernommen) meist ge-
Mittelalters oder später ein Träger eines ringschätzig verwendete Bezeichnungfiir eine
hohen Ordens) Die Bezeichnung kommt in im allgemeinen männliche junge Person in
vielen teilweise veralteten Zusammensetzun- schwarzer Lederkluft mit schwerem Motor-
gen und Wendungen vor. Gemeint ist in rad. Der Rocker tritt fast immer im Verein
meist spöttischem oder ironischem Sinn ein mit Gleichgesinnten auf und neigt zu Pro-
ziemlich lächerlicher, ofi aufetwas Bestimm- vokation und Gewalttätigkeit. „Jetzt
tes versessener Mann, selten eine Frau. kommt der Nadelstreifenrocker!" rief der
Vgl.: Börsenritter, damischer Ritter (bayrisch: selt- Abgeordnete Feilcke von der CDU/CSU
sam, leicht verrückt), EHenritter (Schneider), fah- 1984 im Bundestag, als der Kollege Fischer
render Ritter (selten: Auto-Casanova), —» von den Grünen ans Pult trat. Ein moder-
Glücksritter, —> Industrieritter, -»irrender Ritter,
nes ,Ansingelied“ geht so:
—> Konjunkturritter, Raubritter, Ritter Ohne-
land (selten), Ritter vom öligen Scheitel (stark po- „Ich bin ein kleiner Rocker,
madisierter Mann; Südländer), Ritter von den Hab ’ne Schraube locker.
goldenen Pedalen, Ritter von der Elle (Schneider), Wenn Sie mir nichts geben.
Ritter von der Feder (Schriftsteller), Ritter von der Dann wer’n Se was erleben!“
Landstraße (Landstreicher), Ritter von der Nadel Vgl.: Politrocker, Sandkastenrocker (jugendlicher
(Schneider), Spesenritter, —> Strauchritter. Angeber).

Ritter Blaubart = Blaubart (Ritter Blau- Rockerbande


bart) eine —> Bande von Rockern.
Vgl.: —> -bande, Rockergang (kaum abwertend).
„Ritter ohne Furcht und Tadel“
(nach dem Beinamen „chevalier sans peur Rockerbraut
et sans repröche“ des heldenhaften Ritters Freundin, Begleiterin eines Rockers.
Bayard, der von 1476 bis 1524 lebte) heute
meist ironisch fiir einen Mann, der sich den Rockerpfanne
Anschein von Mut und Ritterlichkeit gibt. salopp bis vulgär fiir die weibliche Variante
des Rockers.
Ritter von der traurigen Gestalt Vgl.: —> Pfanne.
(nach „el caballero de la triste figura“, dem
Beinamen des Titelhelden d o n Qu ic h o t t e Rohling
des spanischen Dichters Cervantes) bil- roher, rücksichtsloser, grausamer Mensch.
dungssprachlich spöttisch oder auch abfällig Vgl.: -> -ling.
fiir einen langen, hageren Mann mit ge-
krümmter Körperhaltung, der heruntergekom- Rohr s. schwankendes Rohr
men ivirkt und dabei jämmerlich oder
komisch erscheint. Heinrich Heine schrieb Rohrkrepierer
1823 in einem Brief: „Ich Ritter von der trau- (eigentlich ein Geschoß, das beim Abschuß
rigen Gestalt werde nie eines solchen (Wei- vorzeitig innerhalb des Rohrs der Waffe
bes) teilhaftig werden können, und, wie die „krepiert“, also explodiert) Versager, insbe-
Weiber im Koran, muß ich mich mit dem sondere einer, der übereilt und unüberlegt ge-
Anblick des Paradieses begnügen“. handelt hat.

344
Rollkommando Roßarzt
(ursprünglich in der Sprache des Militärs (früher für einen Tierarzt des Heeres)
eine lose Zusammenrottung von meist älte- scherzhaft, oft auch geringschätzig fiir einen
ren Soldaten, die nachts frisch eingezogene Arzt, der rigorose, derbe Methoden anwen-
Rekruten „verrollten“, d.h. verprügelten) det.
überfallartig, meist gewalttätig agierende Vgl.: —» Pferdedoktor.
Personengruppe; oft im politischen Bereich.
Roßkamm
Rollmops (vielleicht zu italienisch „cambio" =
(ursprünglich berlinisch für einen gerollten Tausch) veraltete Berufischelte fiir den Pfer-
sauren Hering) gedrungener, zu kurz gerate- dehändler.
ner Mensch; dickliches Kind.
Vgl.: Mops, Rollmops auf Beinen. Roßtäuscher
(von mittelhochdeutsch „rostiuscher“ =
Romantiker „Roß-Tauscher", Pferdehändler) 1. veraltet
(eigentlich ein Vertreter, vor allem ein fiir einen (betrügerischen) Pferdehändler. 2.
Dichter oder Künstler der Romantik) allzu jemand, der „Roßtäuschertricks“ anwendet,
gefühlsbetonter, schwärmerischer Mensch; der etwas vortäuscht; listiger Betrüger.
Phantast. Vgl.; -4 Täuscher.
Vgl.: Polit-Romantiker, Sozialromantiker.
Rotarsch
Romeo (wohl im Hinblick auf das Wundlaufen bei
(nach der Titelfigur von Shakespeares Dra- langen Märschen) im Jargon der Bundes-
ma Ro m e o u n d j u l ia ) bildungssprachlicher wehr Spottwortfiir einen Rekruten.
Spott fiir einen sentimentalen (jugendlichen) Vgl.: —» Arsch, —> -arsch.
Liebhaber.
rote Socke
Römling vor allem in Politik und Publizistik eine spöt-
veraltet fiir einen Vertreter eines vordergrün- tische und meist abfällig verwendete Bezeich-
dig politischen Katholizismus; ein beliebtes nung fiir einen eifrigen Anhänger und
Schlagwort der liberalen Presse des späten ip besonders fiir einen Funktionär der SED.
Jahrhunderts. Die Vokabel aus dem umgangssprachli-
Vgl.: -> -ling. chen Wortschatz der DDR gelangte nach
der deutschen Vereinigung von 1989 zu
Roß großer Popularität, insbesondere in der Po-
(vielleicht als Verkürzung von -» Rhinoze- lemik gegen die politischen Erfolge der
ros) starkes Schimpfwort fiir einen Dumm- SED-Erben in der PDS. Das Namenskür-
kopf, Tölpel. „Nennen Sie Roß und Reiter!“ zel der neuen Linkspartei wurde scherzhaft
rief der CDU/CSU-Abgeordnete Kunz umgedeutet zu „Partei der roten Socken",
1979 im Deutschen Bundestag Herbert und Redakteuren der z e it stieg nach der
Wehner (SPD) zu, und er bekam zur Ant- Kommunalwahl 1993 in Brandenburg, bei
wort: „Das Roß sind Sie!“ der die PDS auf stattliche 21,2 % kam, „ein
Vgl.: altes Roß (auch als burschikose Anrede), ge- Hauch von roten Socken" in die Nase.
lehrtes Roß (weltfremder Intellektueller), —> Ober- Vgl.: linke Socke, —> Socken (Socke).
roß, —> Riesenroß, —> Walroß.
Roter
Roß Gottes (nach der roten Jakobinermütze in der
(eigentlich eine metaphorische Wendung französischen Revolution von 1789 und
für den Esel, auf dem Jesus in Jerusalem später der roten Fahne; weibliche Form:
einzog) Esel, törichter Mensch. Rote) abfällige Bezeichnung oder politisches

345
Kampfwortfiir einen Linken, auch fiir Sozi- den, lärmenden, brandschatzenden, plün-
aldemokraten. dernden Rotte. Der Abgeordnete Haase
aus Kassel (CDU/CSU) meinte 1979 die
Rotfront Vietnam-Demonstranten, als er von
polemische, oftgehässige Bezeichnungfür eine „Wehners roten Rotten“ sprach.
(vermeintliche) parteienübergreifende Alli-
anz der politischen Linken bzw. fiir deren Rotte Korah
Vertreter. (nach dem Namen des Levitenführers Ko-
Vgl.: Rotfrontkämpfer, Rotfrontier (beides selten). rah aus dem Alten Testament, der sich ge-
gen Moses und Aaron auflehnte) bildungs-
Rotfuchs sprachlich veraltet für eine wilde, zügellose,
(eigentlich eine in nördlichen Waldgebie- lärmende Horde.
ten lebende Fuchsart) ofi abwertendfiir ei-
nen rothaarigen Menschen. Mißtrauen und Rotürier
Ablehnung gegenüber den eher seltenen (vom französischen „roture“ - gepflügtes,
Rothaarigen sind sehr alt und weitverbrei- daher zinspflichtiges Land) veraltete abfälli-
tet. „Unter rotem Bart steckt ke gute Art“, ge Bezeichnungfür einen Nichtadligen, Bür-
sagt man in Tirol. Das schmale e r s t e gerlichen.
DEUTSCHE SCHIMPFWÖRTER-LEXIKON
nennt neun verschiedene Schelten für Rot- Rotz-
haarige, neben „Fuchs“ und „Rothfuchs“ Solche Verbindungen mit dem Wortfiir Na-
auch „rother Hallunke“ und „rother Hund senschleim sind im Bereich der Schimpfwör-
von Madagaskar“. ter sehr häufig. Sie stammen vor allem aus
Vgl.: —> Fuchs. Österreich und dem süddeutschen Raum und
bezeichnen in den meisten Fällen einen jun-
Rothaut gen, unreifen, frechen, seltener einen schmut-
(Lehnübersetzung des englischen „redskin“ zigen Menschen.
= Rothaut; nach der roten Körperbema- Vgl.: Rotzbinkel (österreichisch), Rotzfink, Rotzig
lung und nicht nach der Hautfarbe) als eth- (westdeutsch), Rotzkäfer, Roczkübel (südwest-
deutsch), Rotzlaffe, Rotzlappen (südwestdeutsch),
nische Schelte veraltet fiir einen nordameri-
Rotzlümmel, Rotzmensch (österreichisch: freches
kanischen Indianer, heute nur noch scherz- Mädchen), Rotzmichel (unappetitlich schniefend
haft. Das Wort ist durch die Abenteuerlite- und spuckend).
ratur allgemein bekannt geworden.
Rotzaffe
Rotkopf vorwiegend südwestdeutsch fiir eine „rotzfre-
landschaftlich noch abwertend oder spöttisch che"junge Person.
fiir einen rothaarigen Menschen. Vgl.: Affe.
Vgl.: —> -köpf (-kopp).
Rotzbankert
Rodichtsünder (Rotsünder) zumindest in Bayern als derbe Verstärkung
scherzhaft, oft mit mildem Tadel für einen von —> Bankertfür ein ungezogenes Kind.
Verkehrsteilnehmer, der eine rote Ampel miß-
achtet hat. Neuerdings kann mit „Rotsün- Rotzbengel
der“ auch ein Fußballspieler, der die rote grobes Schimpfwortfür einenfrechen, vorlau-
Karte erhalten hat, gemeint sein. ten oder schmutzigen fungen.
Vgl.: Ampelsünder (selten), -> Sünder, —> -Sün- Vgl.: —> Bengel.
der, —> Verkehrssünder.
Rotzbube (Rotzbub)
Rotte in Süddeutschland und Österreich fiir einen
abfällig für eine lose Gruppe von Personen; unverschämten, seltener für einen schmutzi-
Bande, Haufen. Man spricht von einer wil- gen jungen. „Die Rotzbuben, die Gröler

346
und die schrecklichen Alten“, so beschrieb Rotznickel
der s pie g e l I994den rechtsradikalen Mob. in Österreich ein derbes Schimpfwort für ei-
Vgl.: Bube (Bub). nen ungezogenen, unreifen oder einen
schmutzigen Jungen.
Rotzer Vgl.: —»Nickel, -nicket
landschaftlich derb für einen frechen kleinen
Jungen, vorlauten Jugendlichen. Wie bei den Rotzpippe (Rotzpipe), die
anderen Verknüpfungen mit „Rotz-“ wird (Eine Pipe ist in Österreich ein Faß- oder
ein Vergleich mit einem im doppelten Sin- Wasserhahn) in Bayern und Österreich
ne „rotznäsigen“ kleinen Kind hergestellt. Schimpfname für einen Rotzbengel, auch
Auch die Form „Rotzert“ kommt vor. zu „Rippe“ oder „Pippn“ verkürzt.

Rotzglocke Roue
oberdeutsch derbfür ein freches oder sehr un- (französisch) bildungssprachlich veraltet fiir
gepflegtes Kind. einen gemeinen Menschen, auch Wüstling,
Lebemann.

Rotzgöre
Rowdy
besonders norddeutsch fiir ein freches, schnip-
(englisch-amerikanisch) flegelhafter, lär-
pisches Mädchen. mender, gewalttätigerjüngerer Mann.
Vgl.: -4 Göre (Gör), Rotzmensch (österreichisch). Vgt: Asphaltrowdy (selten), Autorowdy, —> Fuß-
ballrowdy, Luftrowdy, Pistenrowdy, Raudi (selte-
Rotzjunge ne eingedeutschte Schreibweise), —» Verkehrs-
rowdy.
i. frecher, vorlauter, unreifer Junge. 2.
schmutziger, ungepflegter Junge. 3. allgemei-
Rübe
nes Schimpfwortfiir einen Jungen.
salopp bis abfälligfiir einen frechen, spitzbü-
Vgl.: —» Junge.
bischen Kerl; auch ab allgemeines Schimpf-
wort fiir einen unliebsamen oder nicht ernst
Rotzkerl genommenen Menschen.
grobes Schimpfwortfür einen Mann. Vgl.: —> freche Rübe, gelbe Rübe (landschaftlich
Vgl.: -> Kerl. mit verschiedenen Bedeutungen), gscherte Rübe
(bayrisch), Rübchen (freches Kerlchen).

Rotzlöffel
Rübensau = Rübenschwein
derb fiir einen frechen, insbesondere gegen-
über Erwachsenen dreist auftretenden jungen
Rübenschwein
Burschen. Martin Luther nannte seinen er-
bitterten Gegner Johannes Cochläus „Doc- (eigentlich ein mit Rüben gefüttertes Mast-
schwein) i. soldatensprachlich veraltet fiir
tor Rotzleffel“.
Frontsoldat. 2. derbes Schimpfwortfiir einen
Vgl.: —> Löffel.
gemeinen, widerlichen oder schmutzigen
Menschen.
Rotznase Vgt: altes Rübenschwein (auch als burschikose
(eigentlich eine „laufene“ Nase) 1. derb Jur Anrede unter Freunden), Rübensau, Rübenvieh
ein freches Kind; unverschämter Bursche. 2. (selten), —> Schwein, —> -schwein.
unreifer junger Mensch, kleines Kind. 3. sel-
tener als Tadel fiir ein Kind, das seine Nase Rübezahl
putzen sollte. Ein bekannter Spruch lautet: (eigentlich ein Berggeist des Riesengebir-
„Früher hatten die Kinder Rotznasen, heu- ges) veraltet abschätzig fiir einen verwilder-
te haben die Rotznasen Kinder!“ ten, vollbärtigen (alten) Mann.

347
Ruch (Ruach) Rülps
(geht zurück auf mittelhochdeutsch „ruo- (vom schallnachahmenden Wort rülpsen)
chen“ = begehren, raffen) oberdeutsch fiir I. Rüpel, flegelhafter (junger) Kerl.
einen habgierigen, nimmersatten Menschen. Vgl.: Baubudenrülps (seltene Erweiterungsform).
2. einen Rüpel, Flegel. 3. einen Hehler in der
Gaunersprache. Rülpser
1. jemand, der ständig oder lautstark rülpst.
2. —>Rülps. Der in Danzig geborene Schrift-
Rucksackindianer
steller Günter Grass wurde in den 60er Jah-
spöttisch oder abfiillig fiir einen Wanderer
ren von der rechten Presse als „kaschu-
mit Rucksack oderfiir einen jener in den Ur-
bischer Rülpser“ beschimpft.
laubsländern so ungeliebten sparsamen Ruck-
sacktouristen.
Rummelboxer
Vgl.: —> Indianer, Rucksackzigeuner.
spöttisch-abschätzig fiir einen rohen, stillosen
Boxkämpfer von der Art, wie sie früher auf
Rückschrittler Rummelplätzen aufgetreten sind.
ein rückschrittlicher Mensch, Reaktionär. Vgl.: Kirmesboxer.
Vgl.: —> -Jer, Rückständler.
Rumpelstilzchen
Rudi Ratlos (eigentlich ein Kobold aus dem deutschen
(vielleicht zuerst in einem Liedtext von Volksmärchen, dessen magische Macht
Udo Lindenberg) ein seltener stabreimender von der Geheimhaltung seines Namens ab-
Ausdruck fiir eine hilflos erscheinende, zöger- hängt) i. Versager. 2. aufbrausender Mensch,
liche männliche Person. Die Fügung dient Choleriker. Rumäniens Super-Fußballer
auch als spöttischer oder neckender Beina- Hagi sei ein „Rumpelstilz und Wühler“
me für bestimmte Menschen namens Ru- schrieb die s ü d d e u t s c h e z e it u n g im Juli
dolf, beispielsweise im Sommer 1995 in der 1994.
Presse für den Kanzlerkandidaten der SPD Vgl.: —> -chen (-lein).
Rudolf Scharping.
Rumtreiber = Herumtreiber
Ruhestörer
Runks
jemand, der lärmt und die Ruhe stört.
(ursprünglich ein großes Stück Brot; zu la-
Vgl.: —> Störer.
teinisch „truncus“ = Baumstamm, Klotz)
ein altes Schimpfwort fiir einen ungeschliffe-
Rührmichnichtan = Kräutchen Rühr- nen Menschen, groben Kerl.
michnichtan
Runkunkel
Ruine (gleichklingende spielerische Bildung; viel-
(eigentlich Überreste eines verfallenen oder leicht in Anlehnung an „Runkelrübe“) sel-
zerstörten Bauwerkes) ein hinfälliger, total ten gewordener volkssprachlicher Scherz- und
entkräfteter Mensch; auch in der Form Spottname für ein (häßliches, unsympathi-
„menschliche Ruine". Altbekannt ist die sches) altes Weib.
scherzhafte anagrammatische Verballhor-
nung zu „Urine“ mit Anspielung auf Rüpel
„Urin“. Im Jargon des Theaters wird oder (eigentlich eine alte Kurz- und Koseform
wurde die „Ruine“ als sprachliche Entstel- des männlichen Vornamens Ruprecht;
lung von „Heroine“ gebraucht und be- hängt vielleicht mit der oft groben, ruten-
zeichnet eine gealterte Bühnenkünstlerin, schwingenden Brauchtumsgestalt des
die schon wesentlich bessere Zeiten gese- Knecht Ruprecht zusammen) Flegel, Gro-
hen hat. bian. Fraktionsspott aus der CDU/CSU

348
fiir den mitunter barschen deutschen Bun- Rutschepeter
desverteidigungsminister Volker Rühe sei, in Österreich geringschätzigfiir 1. einen ha-
so liest man, „Volker Rüpel“, und die stigen, voreiligen Menschen. 2. ein Kind, das
f r a n k f u r t e r Ru n d s c h a u fand im No- nicht ruhig sitzen kann, das hin- und her-
vember 1993 für den Rockmusiker Iggy rutscht.
Pop, den „Paten des Punk“, den Stabreim Vgl.; —» Peter, -peter.
„Rock-Rüpel".
VgL: Autorüpel, Bauernrüpel, -» Feuer rüpel, Ver-
kehrsrüpel.

Ruppsack
vorwiegend norddeutsch fiir einen ruppigen,
ungeschliffenen Menschen.
Vgl.: —> Sack, —> -sack.

Ruschel
(von „ruscheln" = hastig, unordentlich
sein) besondersfränkisch fiir eine schlampige,
unbesonnene, liederliche Person.
Vgl.: Ruschelkopf.

Russe
(von den Einwohnern Rußlands, die früher
als grobschlächtig und unkultiviert galten)
abschätzig fiir einen wüsten, tölpelhaften
Menschen; seltenerfiir ein wildes Kind.

Rußkater
bayrisch fiir einen sehr schmutzigen Mann.
Vgl.: Kater.

Rußki
geringschätzigfiir einen Russen;früher beson-
ders fiir einen russischen Soldaten.
Vgl.: —» -inski.

Rustikus
(aus lateinisch „rusticus" - ländlich, bäu-
risch) veraltet fiir einen plumpen, derben
Menschen.

Rutsche
(eigentlich eine Vorrichtung zum Rut-
schen, eine Fußbank oder auch ein Schlit-
ten; nach dem volkssprachlichen derben
Verb „rutschen“ = koitieren) besonders im
Bayrischen ein vulgäres Schimpfwortfiir eine
liederliche oder alte Frau.

349
mand, der sich kriegerisch, aggressiv gebärdet.
Vgl.: —> -1er.

Saboteur
(zu französisch „saboter“ - pfuschen,
schlampig arbeiten) jemand, der etwas stört,
hintertreibt, vereitelt; meist durch Beschädi-
gung oder Zerstörung.

Sack
^läibier (vom vielseitigen Behältnis, insbesondere
Pars pro toto vom Hodensack) auf den
Menschen übertragen als kräftiger Schimpf-
namefiir einen irgendwie unliebsamen, lästi-
gen Kerl. Selten ist eine Frau damit
gemeint. Das äußerst beliebte Schimpf-
Sabbeler (Sabbler) wort ist meist von einem Adjektiv begleitet:
(von „sabbeln“, einer Nebenform von „sab- ein müder, vollgefressener, dummer, geiler,
bern“) landschaftlich, besonders norddeutsch, trauriger, schlapper, armer, doofer, feiger,
für einen lästigen Dummschwätzer. fetter, sturer Sack. Schon bei Luther steht
Vgl.: —> -1er. das Won Sack für den Menschen.
Vgl.: —> alter Sack, -4 blöder Sack, dicker Sack, —>
fauler Sack, lahmer Sack, —> nasser Sack.
Sabbelkopf
norddeutsch für einen Quatschkopf
Vgl.: —> -köpf (-kopp), Sabber köpf. -sack
Derartige Verknüpfungen sind sehr häufig
Sabbelmaul und gelten meistens einem Mann mit näher
norddeutsch für einen unangenehmen bezeichneten üblen Eigenschaften. Neu- oder
Schwätzer. Gelegenheitsbildungen nach diesem Mu-
Vgl.: —»-maul, Sabbelhannes, Sabbeljochen (beide ster begegnen immer wieder. So findet der
selten). Schriftsteller Reinald Goetz in seinem
Buch k r ie g /h ir n für Heinrich Böll den
Sabbeltante Ausdruck „Peinsack“, während der Frank-
jemand der sehr viel und oberflächlich redet, furter Autor Matthias Altenburg gewisse
vor allem eine Frau. Kollegen als „anämische Tränensäcke“ ti-
Vgl.: Sabbelliese, Sabbeltasche, Sabbeltrine (beide tulierte,
selten), —> Tante, —> -tante. Vgl.: —» Bettelsack, -» Dämelsack, —> Dicksack,
Drecksack, -» Faulsack, Fettsack, —) Freß-
Sabbermaul sack, —> Geldsack, Giftsack, —> Grobsack, Huren-
sack, Knatschsack, Knurrsack, —> Lappsack, ->
(von „sabbern“ = Speichel aus dem Mund
Lügensack, -4 Lumpensack, —» Madensack, —>
fließen lassen) i. Schwätzer. 2. jemand der Mährsack, —> Mehlsack, —> Neidsack, Nörgelsack,
unangenehm, sabbernd redet. 3. selten fiir —> Pappsack, —» Pfaffensack, —» Pfeffersack, —>
eine Person, die beim Essen und Trinken Plumpsack, -4 Quaksack, -» Ruppsack, Saft-
schlürft, schmatzt und kleckert. sack, —> Sausack, —> Saufsack, Schlafsack,
Vgl.: —> -maul, Sabberer, Sabberfriue, Sabbergo- Schlappsack, —> Schnarchsack, Seifensack (Versa-
sche (selten), Sabbergreis, Sabberhannes, Sabber- ger), Tränensack, Zumpelsack.
kopf, Sabberliese, Sabbermichel (beide fiir
sabbernde Kinder). Säckel
(eigentlich ein kleiner Sack, Beutel; land-
Säbelraßler schaftlich auch für den Hodensack) gängige
(nach der Redensart „mit dem Säbel ras- oberdeutsche Scheltefiir eine meist männliche
seln“; seit Mitte des 19. Jahrhunderts) je- Person. Die Bedeutung schwankt, je nach

350
Landschaft, Kontext und Kombination Plakat, das zwei Jugendliche zeigte. Der
mit anderen Wörtern, zwischen einer eher Text dazu: „Es waren einmal ein Wichser
freundschaftlichen saloppen Anrede und und ein Saftarsch. Die drehten sich ganz
einem sozusagen sackgroben Schimpfwort. langsam um. Auf einmal waren sie nur
Besonders im Schwäbischen ist der „Säk- noch Bernie und Drago.“
kel“ mit all seinen Varianten wohl das häu- Vgl.: —> Arsch, —> -arsch.
figste Schimpfwort überhaupt. Allerdings
stelle der Ausdruck dort, so jedenfalls die Saftheini
Urteilsbegründung eines Reutlinger Sozial- ein Versager, Schlappschwanz.
richters, „allenfalls eine milde Form der Vgl.: —> Heini, —» -heini, Saftheiner (selten).
Kritik an der Person oder am Verhalten ei-
ner Person“ dar (AZ 6 Ar 2130/84). Der Saftneger
Richter fand auch, daß Zugereiste an den abfällig für einen unsympathischen, eigen-
Landesgrenzen ihre in Norddeutschland brötlerischen Kerl; auch für einen, der Saft
erworbene Empfindlichkeit gegenüber ei- trinkt, anstatt mitzuzechen.
ner so bilderreichen Sprache abzulegen Vgl.: —> Neger.
hätten. Das gilt freilich nicht für Steige-
rungsformen wie jAllmachts-", „Huren-“ Saftsack
oder „Granatensäckel“. grobes Schimpfwort vorwiegend unterjungen
Vgl.: alter Säckel, Bauernsäckel, Granatensäckel Leuten fiir einen gemeinen, unfähigen Kerl
(dumm), Halbsäckel (stärker als „Säckel"), —> Hu- (über den man sich geärgert hat).
rensäckel, Krautsäckel, Lumpensäckel, Mords- Vgl.: alter Saftsack, —» Sack, —> -sack.
säckel, —> Pappsäckel, —> Schafsäckel, Stiersäckel.

Säge
Sackerlöter = Sakramenter (kurz für —> Nervensäge) unangenehmer,
unbeliebter Mensch; oft aufMädchen bezo-
Sackermenter = Sakramenter gen.

Sackratte Sakra
(ursprünglich ein derber soldatensprachli- (eigentlich ein Fluch, verkürzt aus „Sakra-
cher Ausdruck für eine Filzlaus) vulgäres ment“; zu lateinisch „sacer“ ~ heilig) in
Schimpfwort fiir einen ekelhaften, lästigen Süddeutschland fiir einen Menschen, über
Menschen. den man sich geärgert hat; verfluchter Kerl.
Vgl.: Filzlaus, —> Ratte.
Sakramenter
Sadist vorwiegend süddeutsch fiir 1. jemand, über
(nach dem Namen des französischen den man sich ärgert. 2. einen Teufelskerl, wo-
Schriftstellers Marquis de Sade, 1740 - bei Anerkennung mitschwingt, 3. ein unarti-
1814, der in teils pornographischen Roma- ges Kind. Bei Martin Luther war das Wort
nen und Erzählungen die sexuelle Lust an eine Schelte auf die Gegner seiner Sakra-
Grausamkeiten geschildert hatte) 1. im ge- mentslehre. Bemerkenswert sind die Stei-
schlechtlichen Sinne sadistisch veranlagter gerungsformen, die sich des bekannten
Mensch. 2. brutaler, gemeiner Mensch, der religiösen Vokabulars der Flüche bedienen,
offensichtlich Freude daran hat, andere oder etwa „Heilandssakramenter“. Ein derbes
Tiere zu quälen. altes Schnaderhüpfel verwendet die Wort-
Vgl.: —> -ist. form Sakerment:
„Du altes verrumpeltes Futterfaß,
Saftarsch du haariges Instrument,
vulgäres Schimpfwort für einen blöden Kerl i will dich net, i mag dich net,
oder einen Versager, Feigling. Zum du alte Sakerment.“
„Unesco-Jahr der Toleranz“ 1995 gab es ein Vgl: Heidensakramenter, Heilandssakramenter,

351
Herrgottssakramenter, H immelher rgo ttssakra- Salonbolschewist
menter, Himmelssakramenter, Kreuzdonnerwet- veraltende abfällige Bezeichnung für einen
tersakramenter, Sackerlöter, Sackermenter,
Pseudokommunisten, einen Menschen, der
Sakramentskerl, —> Sapperloter (Sapperlot), —>
Sappermenter.
seine kommunistischen Ideen in seinem eige-
nen Leben nicht verwirklicht. Im Wahl-
kampf 1994 urteilte der Finanzminister
Sakramentierer
Theo Waigel von der CSU über die PDS:
in der Reformationszeit ein Schimpfwortfiir „Salonbolschewisten!“
einen Gegner und Verächter der Sakramente, Vgl.: —> Bolschewist (Bolschewik), —> -ist.
z.B. für die Wiedertäufer.
Salonkommunist
Salatschnecke meist ironisch gebrauchtfür einen Menschen,
vorwiegend südwestdeutsch für ein unsympa- dessen Kommunismus durch Lippenbekennt-
thisches, langweiliges Frauenzimmer, ein nisse bestimmt ist. „Peter Hacks, Salonkom-
reizloses Mädchen. munist und Vorzeigedichter der DDR“,
Vgl.: Schnecke. schrieb der s pie g e l im Januar 1995.
Vgl.: —> -ist, —» Kommunist.

Salbader
Salonlöwe
(Herkunft unklar; vielleicht beeinflußt von (dem älteren Ausdruck —> Gesellschaftslö-
—> Bader) jemand, der langatmig und sal- we nachgebildet; weibliche Form: Salonlö-
bungsvoll daherredet; auch fiir einen auf- win) ironisch oder abfällig fiir einen
dringlichen Moralprediger. Goethe ließ sich eleganten, umivorbenen Mann, der gerne im
in einem Brief über Friedrich Leopold Graf Mittelpunkt vornehmer Gesellschaft steht,
von Stolberg aus: „Hier schicke ich Ihnen andererseits aber blasiert und oberflächlich
sogleich die neueste Sudelei des gräflichen ist. Die Bezeichnung entstand in einer Zeit,
Salbaders.“ deren Kultur sich an Paris orientierte, in
der es als chic galt, französisch zu sprechen.
Salon- Daher auch das gleichbedeutende, mittler-
ironische oder abfällige Wortverbindungen weile veraltete „Pariser Löwe“.
zur Bezeichnung von Personen, die etwas nur Vgl.: Kongreßlöwe (selten), -» -löwe, Partylö-
vorgeben, die etwas auf eine zwar gefällige, we, Salontiger.
aber künstlich und unecht wirkende Art, wie
man siefrüher in großbürgerlichen Salons er- Salonrevolutionär
warten konnte, betreiben. Auch Menschen ironisch für einen Menschen, dessen revolu-
mit einer übertriebenen Vorliebe für gesell- tionäres Gehabe sich in Worten und Gesten
schaftliche Ereignisse können gemeint erschöpft.
sein. Bert Brecht hielt seinen Kollegen
Heinrich Eduard Jacob für einen „preziö- Salontiroler
sen Salonphilosophen “, während Heinrich spöttisch für einen Urlauber oder Zugereisten
Heine von Kritikern als „Salonrevolutio- in den Alpen, der sich in lächerlicher Weise
när“ und „Salondemagoge“ verunglimpft den Habitus, insbesondere die Tracht der
wurde. Harry Graf Kessler, der als kulti- Einheimischen zulegt. Defregger hatte 1882
vierter Snob und „roter Graf* in den 20er den „Salontiroler" in einem Gemälde ver-
und 30er Jahren die biederen Gemüter in ewigt.
Wallung zu bringen verstand, wurde in den Vgl.: —> Flachlandtiroler.
Feuilletons als „ewig frühstückender Salon-
politiker“ beschrieben. Samtheini
Vgl.: Salongeck, Salonliterat, Salonmandst, Salon- selten fiir einen weichlichen, weibischen,
schlange (selten), Salonschriftsteller, Salonschwär- auch tuntenhaften jungen Mann.
zcr, Salon tiger. Vgl.: —> Heini, —> -heini.

352
Sandhase permenter (beide siidwestdeucsch), Sackerlöter,
veraltendes soldatensprachliches mildes Spott- —> Sakramenter, Sapperlöter (orthographische Vari-
ante), Sapperlotskerl (Teufelskerl; unartiger Jun-
wortfür einen Infanteristen.
ge), Sappermenter, Tausendsappermenter,
Vgl.: —> Hase.

Sappermenter = Sapperloter (Sapperlot)


Sandler
(Herkunft unklar; vielleicht zu rotwelsch
Sara
„Sand“ = Ungeziefer, Flöhe; Geld) vorwie-
(vom jüdischen weiblichen Vornamen Sa-
gend österreichisch für i. einen Vagabunden,
Stadtstreicher, Landstreicher. 2. einen
rah) landschaftlich selten fiir ein altes (böses)
Nichtsnutz, Arbeitsscheuen, Penner. Als Weib.
Vgl.: Bettelsara (fränkisch).
„Sandlerin“ bezeichnet man in Österreich
auch eine Frau, die arglose Kunden in
Sargnagel
Nepplokale lockt.
Vgl.; —> -1er. Mensch, der einem das Leben schwermacht,
aufdie Nerven geht; Sorgenkind.
Vgl.: Nagel zum Sarg.
Sänger
gaunersprachlich fiir einen Mann, der
„singt", der vor Gericht oder Polizei gesteht, Satan
„auspackt", und damit seine Komplizen bela- (eigentlich der Teufel als Widersacher Got-
stet; Verräter. tes) boshafter, teuflischer Mensch; oft zu
Frauen gesagt.
Vgl.: leibhaftiger Satan, Satanas (bildungssprach-
Sänger vom finstren Walde
lich veraltet).
(meist in der Mehrzahl gebraucht) scherz-
haft, auch spöttisch oder geringschätzig fiir
Satan in Menschengestalt = Teufel in
eine Gruppe schlecht singender Männer. Die Menschengestalt
Wendung leitet sich her von Soldaten aus
der brandenburgischen Kleinstadt Finster-
Satansbraten
walde, die während des Krieges von 1870/
(sozusagen der fromme Wunsch, der Be-
71 in Reims mir laienhaften Gesangsnum-
treffende möge in der Hölle gebraten wer-
mern auftraten. 1899 wurde in Berlin das
den) i. durchtriebener Kerl, Schlingel. 2.
Lustspiel DIE SÄNGER VON FINSTERWALDE
widerwärtiger, schlechter Mensch. 3. gemütli-
von Wilhelm Wolff (Musik: Robert Bach-
che Schelte.
hofer) uraufgeführt.
Vgl.: Höllenbraten, Rabenbraten, Satansknochen
(beide selten), —> Teufelsbraten.
Sansculotte
(französisch; eigentlich „sans culotte“ ~ Satansbrut
ohne Kniehose; meist im Plural: Sansculot- starkes Schimpfwortfür übles Gesindel.
ten) historisches Spott- und Schimpfwort auf Vgl.: —> Brut, —»-brüt, —> Höllenbrut, —> Teufels-
die proletarischen Aktivisten der Französi- brut.
schen Revolution, die anstatt derfiir die Ari-
stokraten üblichen Kniehosen (culottes) lange Satanskerl
Hosen (pantalons) trugen. i. böser, teuflischer Mensch. 2. Draufgänger,
Teufelskerl.
Sapperloter (Sapperlot) Vgl.: —> Kerl, Satansknecht (selten), -4 Teufels-
(substantiviert aus dem Unmuts- und Ver- kerl.
wunderungsausruf „sapperlot!“) i. Schwere-
nöter, Teufelskerl; auch anerkennend. 2. Satansweib
heimtückischer Bursche, Schlaumeier, i. böse, teuflische Frau. 2. seltenerfiir eine be-
Schlingel. 3. unartiger Junge. sonders energische Frau.
Vgl.: Heilandssappermenter, Himmelherrgottssap- Vgl.: —> Teufelsweib, —> Weib, —> -weib.

353
Satellit er“, „Sauschwabe“ usw. In einer Vorlesung
(eigentlich ein Himmels- oder Flugkörper schimpfte der Professor Martin Luther: „O
auf einer Umlaufbahn) abfällig fiir einen Sautheologen!“ Sehr volksnah ist auch der
willfährigen Gefolgsmann, abhängigen Mit- folgende Zweizeiler des expressionistischen
läufer; meist in der Politik verwendet. Dichters Jakob Haringer (1898 - 1948), der
des öfteren mit dem Gesetz in Konflikt ge-
Satrap raten ist:
(eigentlich ein Statthalter einer Provinz im „Wer zu blöd furn ärgsten Mist,
alten Persien) bildungssprachliche, selten ge- Wird ein teutscher Sau-Jurist."
brauchte Bezeichnung fiir einen Günstling Vgl.: Saubagage, Saubazi (bayrisch), Saubehle
und Nutznießer eines Refirnes. (südwestdeutsch: Schlampe), Saubesen, Saubetz
(fränkisch), Sauding (selten: schmutziges Kind),
Saujude, Saujunge (schmutzig; frech), Saukrüppel,
Satyr Saupack, -> Saupelz (selten), Saurüssel (süd-
(im griechischen Mythos ein lüsterner Na- deutsch), Saustück (schmutzig), Sauwatz, Sauwen-
turdämon im Gefolge des Dionysos mit zel.
Schwanz und Bocksbeinen, verwandt mit
—=> Silen) bildungssprachlich selten fiir einen -sau
geilen, grobsinnlichen Kerl; ein geiler Bock. Solche Zusammensetzungen zielen auf eine
„Sau “ besonderer Sorte oder dienen der emo-
Sau tionalen Verstärkung eines Schimpfwortes,
(eigentlich das weibliche Hausschwein, etwa bei „Machosau “.
Mutterschwein; Schweine gelten als trieb- Vgl.: —» Bauernsau, Blutsau (bayrisch: hundsge-
haft und schmutzig) sehr beliebtes, vielseitig mein), Bullensau, -4 Charaktersau, —> Drecksau,
Etappensau (selten: —> Etappenschwein), Faschi-
verwendbares derbes Schimpfwort fiir i. ei-
stensau, Fettsau, -» Kameradensau, Kapitali-
nen schmutzigen, ungepflegten Menschen. 2.
stensau, Mastsau, —> Mistsau, —> Pistensau
eine Person, die etwas beschmutzt, bekleckert. (Pistenschwein), Pottsau, Quadratsau, —> Rach-
3. jemand, der Zoten reißt, sich unflätig, sau, —> Rennsau, —» Rübensau, Schlappsau, —>
„schweinisch“ aufführt. 4. ein liederliches, Toppsau, Wildsau, Wurzelsau, —> Z-Sau.
laszives Weib. 5. einen Menschen, den man
haßt oder verachtet. Meistens wird das Wort Saubalg
mit einem treffenden Adjektiv kombiniert: landschaftlich, besonders süddeutsch, fiir ein
geile, gemeine, alte, fette, elende, feige, dik- ungezogenes Kind.
ke, besengte, linke, vollgefressene, blöde Vgl.: —»Balg.
Sau. Ein altes Kinderlied aus Nassau:
„Napoleon, Napoleon, Saubande
Was macht denn deine Frau? Gruppe von Menschen, über die man sich är-
Sie wäscht sich nicht, sie kämmt sich gert, vor allem Kinder oder Jugendliche aus
nicht, der Sicht von Erwachsenen.
Was ist das für ’ne Sau!“ Vgl.: —> Bande, —> -bande.
Vgl.: arme Sau, barmherzige Sau (Hure, die es
umsonst macht), —> dumme Sau, —» faule Sau. Saubankert
süddeutsch für ein freches Kind, einen unge-
Sau- zogenen, vorlauten Jungen.
Als erster Bestandteil in Wortverbindungen Vgl.: —> Bankert.
mit Personenbezeichnungen wirkt „Sau-“
emotional verstärkend undfindet sich in ei- Saubär
ner fast beliebig vermehrbaren Menge kräfti- (eigentlich eine Mundartbezeichnung für
ger Schimpfwörter. Das Grundwort stellt in den Eber) in Süddeutschland fiir einen 1.
fast allen Fällen bereits ein Schimpfwort schmutzigen, widerlichen Menschen. 2.
dar. Ausnahmen sind ethnische und Re- Wüstling, Zotenreißer.
gionalschelten wie „Saupreuße“, „Saubay- Vgl.: —» Bär.

354
Saubartel Saubeutel
landschaftlich, besonders oberdeutsch, fiir i. landschaftlich derb fiir einen schmutzigen,
einen schmutzigen, ungepflegten Menschen. dummen oder ansonsten unerfreulichen Kerl.
2. eine Person, die sich beschmutzt, beim Es- Vgl.: —> Beutel, —> -beutel.
sen bekleckert. 3. eine unflätige, obszön re-
dende Person. Ein anonymer Schmähbrief Saubub
an die linke Postille KONKRET beginnt mit oberdeutsches Schimpfwortfiir einen Lausbu-
den Worten „Ihre elende, schmierige Zeit- ben, ungezogenen Burschen.
schrift gehört nur auf den Misthaufen ..." Vgl.: —> Bube (Bub).
und schließt mit: „Saubartl!!!“
Vgl.: —> Bartel (Barthel), —> -bartel (-barthel), Saudackel
Schweinebartel. vor allem in Schwaben ein starkes Schimpf-
wortfiir einen dummen, widerlichen Kerl
Saubauer Vgl.: —> Dackel.
vor allem in Süddeutschland und Österreich
ein grobes Schimpfwort fiir einen Landwirt, Sauerkraut
übertragen auch für einen rüpelhaften, „bäu- (eigentlich fein geschnittenes, gewürztes
risch" aufiretenden Menschen. und durch Gärung konserviertes Weiß-
Vgl.: —> Bauer. kraut) veraltender, vorwiegend angelsächsi-
scher Nationenspott fiir die Deutschen nach
Saubayer deren (früherer) Leibspeise Bratwurst mit
Sauerkraut. Die f r a n k f u r t e r Ru n d s c h a u
Schimpfwort fiir einen Bayern; von Schwa-
zitierte und übersetzte den d a il y m ir r o r
ben und anderen Nachbarn gebraucht, aber
nach der Niederlage des deutschen Tennis-
auch von Norddeutschen als Reaktion aufdas
cracks Stich 1994 in Wimbledon: „Sauer-
geläufige —> Saupreuße (Saupreiß). Das
kraut Michael Stich hat sich erneut selbst
Wort taucht schon bei Hans Sachs auf.
ein Wimbledongrab geschaufelt ~ und
wurde vom Platz gebuht.“
Saubengel
Vgl.: —> Kraut, Sauerkraut besser.
Verstärkung von Bengelfiir einen ungezo-
genen Jungen. Sauertopf (Sauerpott)
(ursprünglich zur Aufbewahrung von sau-
„sauberer Patron“ rer Milch oder sauer gewordenem Wein)
ironisch und abfällig fiir einen liederlichen, griesgrämiger, finster dreinblickender, hu-
unzuverlässigen Kerl. morloser Mensch. „Junge Spaßmacher, alte
Vgl.: —> Patron. Sauertöpfe!“ prophezeit das Sprichwort.
Vgl.: —> -pott, Topf.
„sauberes Früchtchen“
ironische Scheltefür ein mißratenes Kind, ei- Sauf-
nenjugendlichen Taugenichts. Bestandteil zahlreicher kräftiger Schimpfwör-
Vgl.: —> -chen (-lein), „feines Früchtchen“, —> ter fiir eine trunksüchtige oder betrunkene
Früchtchen (Früchtlein), loses Früchtchen, „nettes Person. Als Grundwörter der Zusammen-
Früchtchen“, „sauberer Knabe“ (selten), „sauberes setzungen überwiegen Tiernamen oder Be-
Bürschchen“.
zeichnungen von Körperteilen.
Vgl.: Saufbeutel, Saufdrossel, Saufgenosse, Sauf-
Saubermann hals, Saufhaus, Saufigel, Saufjule (selten), Saufka-
spöttisch-ironisch fiir einen Sittenwächter, merad, Saufkarline, Saufkerl, Saufkübel (alle drei
Moralisten. In der Presse ist von „Sauber- selten), Saufochse, Saufpatron, Saufunke.
männern der Nation“ oder beispielsweise
von „SED-Saubermännern“ die Rede. Saufaus
Vgl.; Familie Saubermann, Frau Saubermann, eine alte Schelte in Form eines Satzwortes fiir
Herr Saubermann, —> -mann. einen Trunkenbold.

355
Vgl.: Bruder Saufaus (veraltet), Saufhaus (volksety- Saufloch
mologische Umbildung). (wohl nach der Redensart „saufen wie ein
Loch“) veraltendes grobes Schimpfwort für
Saufbold einen Säufer.
gewohnheitsmäßiger Trinker, Säufer. Vgl.: —> Loch, —» versoffenes Loch.
Vgl.: -» -bold, —> Trunkenbold.
Saufhase
(nach der dicken, roten Nase mancher Säu-
Saufbruder
fer) Trunkenbold, Säufer.
I. Säufer; Betrunkener. 2. Saufkumpan.
Vgl.: —> Schnapsnase.
Vgl.: Bruder, —> -bruder, —> Bruder Saufaus, —>
Kneipbruder, Pichelbruder, —> Schluckbruder,
Trinkbruder, —> Zechbruder.
Saufhickel
Trunkenbold, Säufer.
Vgl.: —> Nickel, -4 -nickel.
Säufer
Trinker, Trunksüchtiger. Saufsack
Vgl.: —> Biersäufer, Erzsäufer, —» Hartsäufer, Kar- landschaftlich derb für einen Säufer.
dinalsäufer (selten), notorischer Säufer, Ober- Vgl.: —> Sack, —> -sack.
saufer, —> Quartalssäufer (Quartalsäufer),
Schnapssäufer, Weinsäufer.
Säugling
vom Baby, das noch gesäugt werden muß, auf
Saufeule den erwachsenen oder jugendlichen Men-
landschaftlich, besonders am Rhein und in schen übertragen fiir eine unerfahrene, unrei-
Hessen, für eine trunksüchtige Person. fe Person, einen blutigen Anfänger. Auch
Vgl.: Branntweineule (selten), Eule, Schnapseu- (lästige) jüngere Geschwister, Rekruten
le, Volleule. oder Schulanfänger werden so tituliert.
Vgl.: —> Baby, —> -ling.
Saufgurgel
ein seltener, in einigen Mundarten noch le- Sauhacksch
bendiger Ausdruck für einen Trunkenbold. ostdeutsch fiir einen unsittlichen Kerl, Zoten-
Vgl.: Saufhals, Schnapsgurgel (selten). reißer, Freund von „Herrenwitzen“ u.ä.
Vgl.: —> Hacksch.
Saufkopp (Saufkopf)
Sauhaufen
Trunkenbold, Säufer. „Teurer Saufkopf1, so
(im Jargon der Soldaten aufgekommen)
nannte die z e it in einer Überschrift den
derbe Kollektivschelte fiir eine disziplinlose,
trunksüchtigen Kapitän des 1989 havarier-
liederliche Gruppe von Menschen. „Wenn
ten Oltankers „Exxon Valdez“, der seinen
die Leute sagen, das ist ein charakterloser
Arbeitgeber voraussichtlich Milliarden ko-
Sauhaufen, dann stimmt das.“So äußerte
sten wird.
sich im Mai 1996 Peter Hermann, Fußball-
Vgl.: —> -köpf (-kopp), —> Suffkopp (Suffkopf).
trainer von Bayer Leverkusen, über seine
Mannschaft.
Saufkumpan Vgl.: —» Haufen, —> -häufen.
abfälligfiir einen Trinkgenossen, Mitzecher.
Vgl.; Kneipkumpan, —> Kumpan, Saufgenosse, Sauhund
Saufkamerad, Saufkumpel (selten), Trinkkumpan (eigentlich ein Hund zur Jagd auf Wild-
(schwächer), —> Zechkumpan. schweine; auch als Verstärkung des
Schimpfwortes Hund zu verstehen) 1. star-
Sauflappen kes Schimpfwortfür einen gemeinen, nieder-
landschaftlich verächtlich fiir einen notori- trächtigen Mann. 2. besonders in Bayern ein
schen Säufer. ambivalenter Ausdruck fiir einen durchtrie-
Vgl.: Lappen. benen, gerissenen, ausgefuchsten Kerl. Max

356
Merkel, der erfolgreiche österreichische beendet der Münchner Perman-
br o o k s
Fußballtrainer, wird mit der Erkenntnis zi- eder seine Ehe, indem er seiner Gattin
tiert, man müsse in diesem Beruf ein „Sau- Tony an den Kopf wirft: „Geh zum Dcifi,
hund“ sein. Er wird es wohl eher positiv Saulud’r drekkats!“
gemeint haben. Ausgesprochen gehässig
war dagegen die Verwendung des Wortes Saulümmel
durch den früheren Generalsekretär der (Verstärkung von —» Lümmel) derb für ei-
CSU Otto Wiesheu, der seinen Partei- nen argfrechen Kerl.
freund Ekkehard Voigt in aller Öffentlich-
keit mit den Worten belegte: „Du Lump, Saulump
du verlogener, du Sauhund, du schlechter!“ (Verstärkung von —» Lump) starkes
Vgl.: —» Hund, —> -hund, —> Schweinehund. Schimpfwortfür einen schlimmen, betrügeri-
schen Menschen.
Sauigel
(eine alte volkstümliche Bezeichnung des Saumagen
Igels nach seiner Schnauze, die einem (eigentlich der Magen des Schweins; auch
Schweinerüssel ähnelt) z. Schmutzfink. 2. eine Pfälzer Spezialität, Leibgericht von
Zotenreißer, unflätiger Mensch. 3. Lüstling, Bundeskanzler Helmut Kohl) landschaftlich,
Perverser. vor allem oberdeutsch, für z. eine schmutzige
Vgl.: —> Igel, —> Schweinigel. oder unflätige Person. 2. jemanden, der einen
sprichwörtlichen „Saumagen “ hat, der Sachen
Saukerl und Mengen in sich hineinfrißt, bei denen an-
i. schlechter, gemeiner Kerl. 2. Schmutzfink, deren schon vom Zusehen schlecht wird.
Vgl.: Kerl.
Saumensch, das
Saukopf landschaftlich, besonders oberdeutsch, für
vom breiten, halslosen Kopfdes Schweines auf eine verkommene, gemeine Frauensperson;
den Menschen übertragen für einen Dick- liederliches Mädchen.
schädel eine starrköpfige Person; selten auch Vgl.: —> Mensch.
für einen Menschen mit einem dicken Kopf
oder als allgemeines Schimpfwort. Saunickel
Vgl.; —» -köpf (-kopp), —> Schweinskopf. i. schmutziger, verwahrloster Mann. 2. vul-
gärer, lüsterner Kerl, Zotenreißer.
Säulenheiliger Vgl.: —> Nickel, -nickel, —> Schweinigel.
(im Altertum und Mittelalter ein christli-
cher Einsiedler, der aus religiösen Motiven Saupelz
auf der Plattform einer Säule lebte) leicht landschaftlich selten fiir einen schmutzigen
spöttisch oder auch geringschätzig für eine oder „schweinischen“Menschen; auch als all-
Person, die als unantastbar gilt, ein Idol. gemeines Schimpfwort.
Ebenso wie Adorno ein „Säulenheiliger der
68er“ sei oder Franz Josef Strauß der „Säu- Saupreuße (Saupreiß)
lenheilige der CSU“ (beides im s pie g e l ), (Verstärkung von Preuße) abfällig oder
so gilt der w e l t w o c h e (März 1994) der in scherzhaftem Spott für einen Nord- oder
TV-Unterhalter Kurt Felix als „eine Art Westdeutschen; meistens von Bayern ge-
Säulenheiliger des Fernsehens“. braucht. Nach der w e l t w o c h e (Dezember
1993) seien die ersten Anschaffungen des
Sauluder zugezogenen „Saupreißn“ in München Lo-
(Verstärkung von Luder) grobes, vor al- denjanker, Haferlschuhe und ein Rauh-
lem im Süden des Sprachgebietes verwendetes haardackel.
Schimpfwort für ein besonders schlimmes
Weib. In Thomas Manns Roman Bu d d e n - Saurier = Dinosaurier

357
Sausack Sauspieler (Sauschpieler)
derbe Beschimpfung unbestimmten Inhalts (Wortspiel durch Buchstaben tausch)
für einen Mann; meist im Sinne von schmut- schlechter Schauspieler.
zig oder gemein.
Vgl.: —> Sack, —> -sack. Sautreiber
(eigentlich der Schweinehirt, der einen sehr
gering geachteten Beruf ausübt) vorwiegend
Sauschwab (Sauschwabe)
süddeutsch für i. einen schmutzigen Kerl
(weibliche Form: Sauschwäbin) schweizer- ohne Manieren und Bildung. 2. einen Zuhäl-
deutsches ethnisches Schimpfwort fiir einen ter.
Deutschen. Den Schweizern erscheinen die Vgl.: —> Treiber.
nördlichen Nachbarn oft als hochnäsig
und arrogant. Andreas Lötscher vermutet Sauvieh (Sauviech)
in seinem Schimpfwörterbuch l a ppi , l ö ö - oberdeutsches grobes Schimpfwort für einen
l i , b l ö ö d e s ie c h ! höflicherweise, das sei schmutzigen, gemeinen oder einfach nur un-
vielleicht nur deswegen so, weil diese besser angenehmen Menschen.
Hochdeutsch können. Vgl.: —> Viech, —> Vieh.
Vgl.: —» Schwab (Schwabe).
Sauzahn
Sauschwanz (eigentlich ein Eberzahn, wie er früher
auch als Schmuck getragen wurde) seltenes,
(Verstärkung von Schwanz) veraltetes
südlich der Donau noch geläufiges Schimpf-
vulgärsprachliches Schimpfiuortfiir einen un-
wortfür 1. einen schlechten, gemeinen Kerl. 2.
angenehmen oderauch raffinierten Mann. In
einen, der sich in obszönen Äußerungen er-
einer Traunsteiner Chronik ist eine barok-
geht.
ke Predigt aufgezeichnet, die sich gegen die
unflätige Ausdrucksweise des Volkes rich-
Schabernack
tet: „Ihr unwissenden Stockseelen, daß
(eigentlich ein übermütiger Streich, eine
man euch die ungewaschenen Fotzen mit
Neckerei) landschaftlichfiir ein ausgelassenes
Fäusten recht abtröschete, und alle Zähn in
Kind, das gerne andere neckt.
den Hals hinab schlage, oder man solt euch
die weite Goschen mit schwarzem Bern-
Ko th [Bärenkotj anfüllen, damit ihr doch Schablonenmensch
nicht mehr Sauschwantz sagen möchtet.“ blasse seltene Schelte fiir einen geistlos nach-
Einen Brief an seine Base Marie Anna The- ahmenden Menschen, der schablonenhaft
kla schloß Mozart mit „... ich küsse sie vorgeht.
Vgl.: Schablonski (mit russischer Endung; selten).
lOOOOmahl und bin wie allzeit der alte jun-
ge Sauschwanz — Wolfgang Amade Rosen-
Schabracke
kranz.“
(ursprünglich eine Satteldecke, danach ein
altes, abgerittenes Pferd) derbes Schimpf-
Sausewind wortfiir eine alte (unansehnliche) Frau; mit
(eigentlich kindersprachlich für starken Anspielung aufden mit dem Reiten vergliche-
Wind) mildes Scheltwortfür einen quirligen, nen Geschlechtsverkehr; oft als „alte Scha-
unruhigen Menschen, besonders ein Kind. In bracke“.
einem alten Kindergedicht heißt es:
„Fleißig sind die Kinder hier, Schächer
lernen alle mit Begier; (In der Bibel werden die beiden mit Chri-
stus gekreuzigten Übeltäter so bezeichnet;
nur der kleine Sausewind
zu mittelhochdeutsch „schach“ = Raub) 1.
weiß nicht wofür Bücher sind.“ armseliger Kerl, jämmerlicher Mensch; oft in
Vgl.: Brausewind, Sausebraus. der Form „armer Schächer“. 2. manchmal

358
ironisch fiir einen (reumütigen) Missetäter, 3. Schädling
selten für einen Räuber oder Mörder. In Düs- (eigentlich eine Tier- oder Pflanzenart, die
seldorf gibt es auch die Wendung „Schä- dem Menschen Schaden zu fügt) abwertend
cher am Kreuz“ für einen klapperdürren fürjemanden, der den anderen, der mensch-
Menschen. lichen Gemeinschaft schadet, etwa ein Ver-
brecher.
Schacherer Vgl.: -ling, Schädling der Gesellschaft, sozialer
Schädling, Sozialschädling, Umweltschädling, —>
(aus der Gaunersprache; weibliche Form:
Volksschädling.
Schacherin) verächtlich für jemanden, der
kleinlich und hartnäckig um etwas feilscht.
Schaf
Vgl.: Postenschacherer. dummer oder einfaltig-gutmütiger, auch hilf-
loser Mensch. Das Schaf galt schon im Mit-
Schachfigur telalter als dumm und schwach. Im
(nach der Redensart „nur eine Schachfigur Sprichwort heißt es: „Wer sich zum Schaf
sein“) von der Figur des Schachspiels aufden macht, den fressen die Wölfe!“
Menschen übertragenfiir eine Person, die von Vgl.: Badschaf (sächsisch), dummes Schaf, ehrli-
anderen ah willenloses Werkzeug benutzt ches Schaf, geduldiges Schaf (selten), gutes Schaf,
—> gutmütiges Schaf, —» räudiges Schaf, —>
ivird, die ohne eigene Kenntnis Teil eines
schwarzes Schaf, —> verirrtes Schaf, —> verlorenes
Plans geworden ist; oft in der Sprache der Po- Schaf, zweibeiniges Schaf.
litik. Dazu ein Epigramm von Wolfgang
Fienhold mit dem Titel „Volkstümlich“: Schafbeutel
„Wir sind doch alle / nur Schachfiguren /
(eigentlich der Hodensack des Schafbocks)
sagte der König / zum Bauern“.
oberdeutsch fiir einen läppischen, dümmli-
Vgl.: —> Figur. chen Mann.
Vgl.: Beutel, -» -beutel,
Schachtel
(wie andere Behälterbezeichnungen auf die Schäfchen (Schäflein)
Vagina der Frau und dann auf diese selbst geringschätzig oder in gutmütigem Spott fiir
übertragen) abfällig fiir eine alte, ältliche einen einfältigen Menschen; auch wie „Dum-
(unangenehme, häßliche) Frau; meist in der merchen "als kosende Schelte.
Form „alte Schachtel" verwendet. Vgl.: —> -chen (-lein).
Vgl.: —> alte Schachtel, Krawallschachtel.
Schafsäckel
Schadchen (eigentlich der Hodensack des Schafbocks)
in Südwestdeutschland und der Schweiz ein
(ursprünglich ein Heiratsvermittler bei den
grobes Schimpfwort für einen dummen, un-
Juden) landschaftlich selten fiir einen Kupp-
geschickten Kerl.
ler, eine Kupplerin.
Vgl.-. —> Säckel, Schafsack (selten).

-schädel Schafsgesicht
Solche Wortverbindungen richten sich gegen jemand mit einem Schafsgesicht, einem
einen dummen und vor allem sturen Men- dümmlichen und gutmütigen Gesichtsaus-
schen. druck.
Vgl.: Bauernschädel, Betonschädel, Blechschä- Vgl.: -»-gesicht.
del, -> Dickschädel, —> Fetzenschädel, Gee-
schwollschädel, Gipsschädel, —> Hartschädel, —> Schafskopf (Schafkopf)
Kaprizenschädel, —> -köpf (-kopp), Mostschädel
(österreichisch), -nischel, —» Quadratschädel,
Dummkopf einfaltige Person. Das Wort
Rammschädel, Stierschädel (oberdeutsch), Stur- findet schon in Schillers t u r a n d o t Ver-
schädel, Tappschädel, Trotzschädel, Wasser- wendung.
schädel. Vgl.: —» -köpf (-kopp).

359
Schafsnase Schänder
(eigentlich eine auswärtsgebogene Nase bei (zu „Schande“) ein Mensch, der etwas oder
Pferden, die diesen einen blöden Gesichts- jemanden geschändet, also mißbraucht, ent-
ausdruck verleiht) einfältiger Mensch. ehrt, entweiht hat.

Schakal -Schänder
vom hundeartigen Raubtier auf den Men- Der „Schänder“ wird meistens in Zusam-
schen übertragen als selten gebrauchte Be- mensetzungen näher bestimmt und bezieht
zeichnung fiir eine hinterhältige, gefährliche sich fast stets aufeine sexuelle Verirrung oder
Person. Das war auch der Beiname des Ter- ein Sakrileg.
roristen „Carlos“. Vgl.: -> Blutschänder, Denkmalschänder (meist
übertragene Bedeutung), Eheschänder (veraltet),
Ehrenschänder, Friedhofsschänder, —>
Schäker Grabschänder, Jungfernschänder (veraltet), —>
(wohl zu jiddisch „chek“ = Busen, weibli- Kinderschänder, —> Leichenschänder, —> Mu-
cher Schoß) i. scherzhaft, mitunter leicht ta- mienschänder, Rassenschänder (vor allem Nazijar-
delndfiir einen, der (mit Mädchen) schäkert, gon), Sprachschänder (veraltet), Tempelschänder
also neckend und scherzendflirtet. 2. gemüt- (auch übertragen verwendet).
liches Scheltwortfür einen Spaßvogel, Scherz-
bold; oft ab „kleiner Schäker'. Schandfleck
stark emotional abwertendfiir einen nichts-
Schalk würdigen, ehrlosen Menschen. „Du Schand-
fleck auf der Ehre des deutschen Soldaten!“
(ursprünglich in der Bedeutung „Knecht,
liest man in Erich Maria Remarques Ro-
Sklave“, dann „Schuft, gemeiner Mensch“;
man DER SCHWARZE OBELISK von 1963.
heute abgeschwächt) listiger, spitzbübischer
Kerl; Schelm.
Vgl.: —> Erzschalk.
Schandkerl
veraltetfür einen üblen Burschen, Schuft.
Vgl.: Kerl, Schandgeselle (veraltet).
Schalksknecht
veraltet für einen hinterlistigen, bösen Men-
Schandmaul
schen.
jemand, der ein Schandmaul, ein freches
Vgl.: —» Knecht, —> -knecht.
Mundwerk hat, der unverschämt und böse
daherredet.
Schalksnarr
Vgl.: —> -maul, Schandfresse (selten), Schandgo-
(eine frühere Bezeichnung für den Hofnar- sche (in Bayern und Österreich), Schandschnauze.
ren; weibliche Form: Schalksnärrin) schalk-
hafter Mensch. Schandschnauze = Schandmaul
Vgl.: Narr, —> -narr.
Schandweib
Schaluppe selten gewordenes Schimpfwortfiir ein übles,
(eigentlich ein kleines Schiff oder Boot) ab- liederliches Frauenzimmer.
fällig fiir eine (aufgetakelte) alte Frau; ofi: Vgl.: —> Weib, —> -weib.
alte Schaluppe.
Schani
Schandbube (eigentlich die österreichische Verkleine-
(weibliche Form: Schandbübin) veraltetfiir rungsform des französischen Vornamens
einen schändlichen, hundsgemeinen Kerl „Ha Jean - Johann, eines häufigen Rufnamens
Schandbube! Daß ich nicht all mein Gift in fiir Kellner und Diener) in Österreich i. ge-
diesem Schaum auf dein Angesicht geifern ringschätzig für einen Handlanger, einen,
kann!“ heißt es in Schillers d ie r ä u b e r . derfiir andere „den Schani macht“. 2. veral-
Vgl.: —» Bube (Bub). tetfiir einen (Wiener) Zuhälter.

360
Vgl.: Bierschani (wienerisch veraltet: Kellner), Scharwenzel (Scharwenzler)
Krawailschani (Polterer, Stänkerer). (Herkunft umstritten; vielleicht vom tsche-
chischen „schervenek“ = Herzbube) j . ver-
scharfer Hund altend fiir einen dienstbeflissenen, schmeich-
(eigentlich ein Hund, der darauf dressiert lerischen Menschen; Liebediener. 2. land-
ist, auf Befehl Menschen oder Tiere anzu- schaftlich auch für einen Mann, der um
greifen) ein überaus strenger Vorgesetzter, Frauen „herumscharwenzelt', ihnen geziert
Richter, Polizist, Kritiker o.ä. schöntut.
Vgl.: —> -1er, Scherwenzel (orthographische Vari-
Vgl.: —» Hund, —> Jagdhund, scharfer Jagdhund. ante), —> -wenzel.

Scharfmacher Schattenboxer
(aus der Sprache der Hundezüchter, die das seltene abfällige Bezeichnung fiir jemanden,
Tier auf den Mann abrichten) Aufwiegler, der die Bekämpfung eines Gegners, den es
Aufhetzer; jemand, der in der politischen aber in Wirklichkeit gar nicht gibt, vor-
Auseinandersetzung die Konfrontation sucht. täuscht.
Die Verwendung des Wortes als sozialpoli-
tisches Schlagwort soll auf Karl Ferdinand Schatulle
Freiherr von Stumm zurückgehen, der 1895 (eigentlich ein Kästchen für Geld oder
dem Delegierten der evangelischen Arbei- Wertgegenstände) landschaftlicher Aus-
tervereine erklärte, er werde den Kaiser druck fiir eine alte (unangenehme, eigenarti-
„scharfzumachen suchen zur Anwendung ge) Frau, analog zu —> Schachtel; oft: alte
rückhaltloser Gewalt, zum Kampf auf Le- Schatulle.
ben und Tod“.
Schaukler
Vgl.: —> -macher.
seltene abschätzige Bezeichnung fiir jeman-
den, der eine Schaukelpolitik betreibt, eine
Scharlatan wetterwendische Politik ohne feste Stand-
(aus dem gleichbedeutenden italienischen
„ciarlatano“) verächtlich fiir 1. Auftchneider, VfL.-. —> -1er, Schaukelpolitiker.
Schivätzer, Schwindler; jemanden, der be-
stimmte Fähigkeiten vortäuscht. 2. Kurpfu- S chaumschläger
scher, Quacksalber. Im 18. Jahrhundert Angeber, Prahler, Blender.
reimte Johann Jakob Dusch: „Ein böser Vgl.: —> Schläger.
Scharlatan / Macht erst Gesunde krank, da-
mit er heilen kann!“ Schopenhauer, der sei- Schauspieler
nen Kollegen Hegel nicht ausstehen von der Beruftbezeichnung des Darstellers auf
konnte, bezeichnete ihn einmal als einen der Bühne oder im Film übertragen verwen-
platten, geistlosen, ekelhaft widrigen, un- det fiir einen Heuchler, jemanden, der sich
wissenden Scharlatan, der mit beispielloser gut verstellen kann. In seinen Ge d a n k e n
ü b e r l e b e n u n d k u n s t aus dem Jahre 1885
Frechheit Aberwitz und Unsinn zusam-
menschmiere. Thomas Bernhard schrieb: schrieb Johann Jakob Mohr: „Die meisten
„Goethe ist im Grunde nichts anderes, als unserer Schauspieler sind überall Schau-
der Heilpraktiker der Deutschen, der erste spieler, ausgenommen auf der Bühne.“
deutsche Geisteshomöopath. Das ganze Unter Politikern scheint der Vorwurf
deutsche Volk nimmt Goethe ein und „Staatsschauspieler!“ des öfteren vorzu-
fühlt sich gesund. Aber Goethe ist ein kommen. Beispielsweise nannte der Kon-
Scharlatan, wie die Heilpraktiker Scharla- servative Alfred Dregger 1980 Bundeskanz-
tane sind ...“ ler Schmidt so.
VgL: I^aienschauspieler, —» Laienspieler, Provinz-
schauspieler, Rollenspieler, schlechter Schauspie-
Scharteke = alte Scharteke ler, —> Schmierenschauspieler, —> Spieler.

361
Schaute = Schote DAS HINTER-GRÜNDIGE IN DER DEUTSCHEN
(1985), glauben die relative Häufig-
ps y c h e
Scheich keit solcher Wörter in unserer Sprache mit
(eigentlich ein hoher arabischer Titel) i. einer analen Fixierung des deutschen Na-
unangenehmer, widerlicher Kerl. 2. im Jar- tionalcharakters erklären zu können. Wie
gon der Jugendlichen oft ab wertend Jur den dem auch sei, in den späten 60er Jahren er-
festen intimen Freund, Verlobten eines Mäd- lebte das Wortbildungsmittel „Scheiß-“ be-
chens. 3. seltener für einen Geldprotz. sonders unter Studenten einen enormen
Vgl.: Oberscheich, -4 Ölscheich. Aufschwung und wurde gewissermaßen zu
einer Duftmarke des Etablierten, Bürgerli-
Schein- chen.
jemand, der etwas Bestimmtes zu sein scheint, Vgl.: Scheißausländer, Scheißbesen, Scheißgfrieß
(allgemeines Schimpfwort in Bayern und Öster-
aber nicht wirklich ist. Kurt Hiller schrieb
reich), Scheißhund (Angsthase), Scheißkanaker
1968 in einem Brief an seinen Freund und
(Sprachgebrauch der Neonazis), Scheißlehrer
Schriftstellerkollegen Karlheinz Deschner: (schülersprachlich), Scheißossi, Scheißpfaffe,
„... mir sind Scheinlinke weit verhaßter als Scheißtrommel (österreichisch: altes Weib),
redlich Rechte.“ Scheißwessi, Scheißzivilist (Soldatenjargon).
Vgl.: —> Pseudo-, Scheingelehrter, Scheinherr-
scher, Scheinphilosoph, Scheinwisser (selten). Scheißbulle
vor allem in der Sprache der Heranwachsen -
Scheinasylant den und im Jargon der „Szene“ eine emotio-
in der Stammtischpolitik eine stark emotio- nal abwertende Bezeichnung Jur einen
nal gefärbte, abfällig gebrauchte Vokabelfür Polizisten.
einen Menschen, der das Asylrecht in An- Vgl.: -4 Bulle, Drecksbulle, Scheißpolyp.
spruch nimmt, ohne die rechtlichen Voraus-
setzungen dafür zu erfüllen. Scheiße s. Stück Scheiße
Vgl.: -4 Asylant, Wirtschaftsasylant.

Scheißer
Scheinchrist
derb abwertendfür 1. einen widerlichen Men-
jemand, der nur scheinbar ein Christ ist.
schen, erbärmlichen Kerl. 2. einen Feigling. 3.
Vgl.: Karfreitagschrist (Protestant, der nur am Kar-
freitag zur Kirche geht), Kirchensteuerchrist, —> einen völlig unbedeutenden Menschen, eine
Maulchrist, -4 Namenchrist, Paradechrist (veral- Null. Schon bei Hans Sachs lesen wir: „Du
tet), Pseudochrist, Schein frommer, -4 Taufschein- alter wunderlicher Scheißer!“ Das Wort exi-
christ. stiert in vielen Zusammensetzungen, wobei
das Bestimmungwort oft ein sinnbildliches
Scheinfreund Produkt des natürlichen Vorganges be-
jemand, der nur scheinbar ein Freund ist. nennt.
Vgl.: -4 falscher Freund. Vgl.: Angstscheißer, autoritärer Scheißer, —> Bett-
scheißer, -4 Blackscheißer (Blackschieter), —> Du-
Scheinheiliger katenscheißer, —> Furchenscheißer, -4 Giftscheißer
ein Heuchler, Frömmler. (Giftschisser), Heckenscheißer (Wanderer), -4
Honigscheißer, —> Hosenscheißer (Hosenschisser),
—> kleiner Scheißer, —> Klugscheißer, -4 liberaler
Scheiß- Scheißer, Notenscheißer (Lehrer), -4 Schieter,
Zusammensetzungen dieser Art bilden eine Schisser, -4 Schleimscheißer, Tintenscheißer
sehr große Gruppe von derben Schelten, die (Journalist, Autor, Bürokrat), -4 Tüpfelscheißer.
fast beliebig vermehrbar ist. Der „Scheiß“-
Anfang kann dabei Schimpfwörter verstär- Scheißeri (Scheißerle, Scheißerchen,
ken oder in Verbindungen mit neutralen Scheißerlein)
Wörtern diese abwerten. Verschiedene besonders oberdeutsch eine sogenannte kosen-
Wissenschaftler, u.a. der Amerikaner Alan de Schelte für ein Kleinkind, einen Säugling.
Dundes in seinem Werk s ie m ic h a u c h *. 1971 ergab eine Umfrage des WDR, daß

362
unter den Kosewörtern das „Scheißerle“ Schelm
sogar das häufigste ist. Eine schwäbische (ursprünglich in der Bedeutung „Aas, Ka-
Abart eines bekannten Kinderverses:
daver“, aber schon mittelhochdeutsch als
„Schlaf, Mädele, schlaf, Schimpfwort fiir einen Betrüger, ehrlosen
dei Vadder isch a Graf, Menschen; später Bedeutungsverbesse-
dei Muadder isch a Kaiserie, rung) mildes Scheltwortfiir einen Spaßvogel,
ond du a kloines Scheißerle.“ Schalk; Frechdachs. In der schweizerischen
Vgl.: Hosenscheißeri, —> Nestscheißerl, Waag- Bedeutung „Dieb“ wirkt noch die ältere
scheißerle (schwäbisch: Zünglein an der Waage).
stark abwertende Verwendung nach.
Vgl.: —> Erzschelm, Galgenschelm, —> kleiner
Scheißhaufen
Schelm.
vom Kothaufen ah sehr derbes Schimpfwort
auf Menschen übertragen i. für eine wider-
wärtige, ah nichtswürdig empfundene Person. Schelmuffsky
2. soldatensprachlich für eine disziplinlose, (eigentlich der sprichwörtlich gewordene
heruntergekommene militärische Einheit. Held mehrerer Romane und Komödien
Vgl.: —> Haufen, —> -häufen. von Christian Reuter, 1656 - 1712) veraltet
fiir einen tollen Aufschneider und Prahlhans.
Scheißhaus Reuters „Schelmuffsky", der Sohn der
(eigentlich eine Vulgärbezeichnung für den „Schlampampe“, war ein hemmungsloser
Abort) oberdeutsch derb fiir einen nieder- Angeber. Die z e it (September 1996) über-
trächtigen Menschen; ab „langes Scheißhaus“ schrieb eine Glosse mit: „Dreihundert Jah-
auch fiir einen großen, dürren Mann. re Schelmuffsky / Held unserer Zeit“.

Scheißkerl Scherbe
derb fiir einen erbärmlichen Kerl; Feigling; (eigentlich eine oberdeutsche Bezeichnung
Versager. Bei Goethe heißt es:
für einen irdenen Topf) vorwiegend bay-
„Mußt all die garstigen Wörter lindern, risch und fränkisch fiir eine (unangenehme)
Aus Scheißkerl Schurk’, aus Arsch mach alte Frau.
Hintern.“
Vgl.: —> Grantscherben, Scherbel (orthographi-
Vgl.: -» Kerl, Schietkerl, Schißkerl (beides ortho-
sche Variante).
graphische Varianten).

Scheißliberaler Scherenschleifer
veraltendes derbes Schimpf und Feindwort (eigentlich ein Handwerker, der Scheren
aus der Studentenbewegung um 1970 für ei- und Messer schleift) landschaftlichfiir einen
nen liberalgesinnten (und dadurch den reak- charakterlosen Menschen, Nichtsnutz; Versa-
tionären Kräften dienlichen) Menschen. ger. Als Angehörige des fahrenden Volks
Vgl.: —> liberaler Scheißer. waren auch die Scherenschleifer soziale Au-
ßenseiter.
Scheißtyp
vor allem jugendsprachlich derbfiir einen wi- Scherge
derwärtigen Kerl,
Vgl.: Kacktyp, Scheißtype, —» Typ, —> -typ.
(früher ein Gerichtsdiener, Büttel, Hen-
kersknecht) Handlanger, Häscher eines ge-
walttätigen Regimes.
Scheks (Scheeks)
(von jiddisch „schekez" = Abscheu vor dem Vgl.: KGB-Scherge, Nazi-Scherge, NS-Scherge,
SS-Scherge.
Unreinen) landschaftlich selten fiir einen fle-
gelhaften jungen Burschen; auch fiir einen
Liebhaber. Scherwenzel ~ Scharwenzel (Scharwenzler)

363
Scherzbold Schicki
alberner Spaßmacher; unterhaltsamer Mit- (Kurzform von —> Schickimicki) oft ab-
mensch, den man aber nicht so recht ernst schätzig für einen betont modebewußten
nimmt. Menschen, der mitunter eitel und geckenhaft
Vgl.: —> -bold, —> Witzbold. wirken kann. Der Schicki habe „die Her-
renkosmetik aus dem Getto der Schwulität
Scherzkeks herausgefiihrt“, amüsiert sich Achim
oft geringschätzig fiir jemanden, der den Schwarze in seinem Buch 256 m Än n e r -t y -
dummen August macht, der sich für witzig PEN (1990).
hält und Unsinn redet.

Schese (Schäse) Schickimicki


(von französisch „chaise“ = Kutsche) land- (sprachspielerische Erweiterung von
schaftlich, vorwiegend oberdeutsch, fiir eine „schick“) spöttisch oder abfällig fiir einen
(unsympathische) alte Frau; oft verstärkt zu oberflächlich und eitel wirkenden Mode-
—> alte Schese (alte Schäse). fteak. Ganz anders definierte der selbst
recht äffisch aufrretende Münchner
Scheuche Schickimicki-Ausstatter Rudolph Mos-
(kurz für eine Vogelscheuche; dasselbe hammer einmal den Begriff gegenüber der
Wort wie „scheu“) eine zerlumpte oder häß- We l t w o c h e . „Schickimicki“ sei für ihn
liche Person. „wahrscheinlich die Wortschöpfung eines
Vgl.: Feldscheuche (selten), —» Krautscheuche, —> neidischen Münchner Journalisten, der ge-
Vogelscheuche. nausogern an der Lebensfreude teilnehmen
würde, wenn er die Mittel dazu hätte“.
Scheuerlappengeschwader
scherzhaft-spöttisch fiir eine Putzkolonne. Schickse (Schicksei)
Vgl.: Putzlappengeschwader.
(Im Jiddischen wurde das Wort zuerst für
Scheune s. alte Scheune Christenmädchen gebraucht, in den deut-
schen Mundarten dann für Judenmäd-
Scheurepurzler chen) i. dumme, unsympathische, lästige
(eigentlich Komödianten, die auf dem weibliche Person. 2. Prostituierte, leichtes
Scheunenboden Purzelbäume schlugen) Mädchen.
südwestdeutsch, vor allem schwäbisch, fiir ei- Vgl,: Amischickse (veraltet), Büroschickse, Edel-
nen unbeholfenen Menschen oder einen Tau- schickse, Judenschicksei (ursprünglich nicht abfäl-
lig), Negerschickse (veraltet), Tippelschickse.

VgL: —> -1er.


Schieber
Scheusal jemand, der, insbesondere in Zeiten der Not,
(zu „scheuen“) i. roher, brutaler Mensch; unerlaubte, unsaubere Geschäfte betreibt;
verabscheuungswerter Verbrecher. 2. widerli- Schleich- oder Schwarzhändler. Ein alter
che, häßliche Person. In Johann Babtist Al- Vierzeiler aus der Sammlung des Frankfur-
xingers Rittergedicht d o o l in v o n m a y n z ter Dichters Julius Jacob Strauß:
(1812) schreit Jason Medea an: „Ha! Scheu- „Mei Vadder is Schiewer
sal! Ha Würgerin der Kinder!“ Mei Mudder schiebt mit
(Jnn wann ich aus der Schul komm
Schickeria
Dann schiewe merr zu dritt.“
(nach italienisch „sciccheria“ ~ Schick, Ele-
Vgl.: Autoschieber, Börsenschieber, —> Devisen-
ganz) übertrieben modische, sich extravagant
schieber, Giftmüllschieber (selten), Oberschieber,
gebärdende (reiche) Gesellschaftsschicht oder —» Pöstchenschieber (Postenschieber), Remis-
Clique. schieber (im Schach), Schieberbande, Schieber-
Vgl.: Kukurschickeria. pack, —> Waffenschieber.

364
Schiefmaul Schimpfbold
i. jemand, der „schiefmäulig", also mißgün- selten gebrauchtes Schimpfwortfiir einen, der
stig und verlogen ist. 2. selten fiir einen Men- übermäßig viel schimpft. 1950 machte Kurt
schen mit einem schiefen Mund. Schumacher von der SPD im Bundestag
Vgl.: —> -maul. dem Abgeordneten Erhard (CDU) das
Kompliment: „Sie sind der größte
Schielauge Schimpfbold!“
abfällig für einen schielenden Menschen, sel- Vgl.: —> -bold, Schimpfian, Schimpfierer (beides
tenerfür einen Brillenträger. selten).
Vgl.: —» -äuge, Scheelauge (mundartliche Varian-
te), Schielbock (selten). Schindaas
(eigentlich ein verbrauchtes, für den Schin-
Schießbudenfigur der reifes Stück Vieh) ein in den Mundarten
(eigentlich eine Figur, die in einer Schieß- weit verbreitetes Schimpfwort fiir einen ge-
bude als Ziel dient) jemand, der komisch meinen, heimtückischen Menschen; auch fiir
und lächerlich aussieht. ein raffiniertes, durchtriebenes Weib.
Vgl.: —» Aas, Schinnoos (süddeutsche Variante).
Vgl.: —» Figur, Schießbudenmamsell (veraltet).

Schieter Schinder
(ursprünglich der Abdecker) jemand, der
norddeutsch fiir Scheißer, nur etwas mil-
andere quält, grausam behandelt, übermäßig
der.
hart arbeiten läßt; auchfiir einen Tierquäler.
Vgl.: Bangschieter, —> Blackscheißer (Blackschie-
Vgl.-. Bauernschinder, Katzenschinder (selten), —>
ter), Dukatenschieter, Klugschieter.
Leuteschinder, —> Menschenschinder, Paragra-
phenschinder, Tierschinder, —> Zeilenschinder.
Schiffschaukelbremser
(eigentlich ein Handlanger, der auf Jahr- Schinderhannes
märkten und Volksfesten die Schiffschau- (eigentlich der berühmte Räuberhaupt-
kel, eine einfache Schaukel in Form eines mann Johann Bückler, 1783 - 1803, der
hängenden Schiffchens, bedient) ein kräfti- vom Volk als „edler Räuber“ bewundert
ger, aber dummer Kerl. Von der anspruchs- wurde) landschaftlich fiir einen üblen Kerl
losen Tätigkeit wird auf die Geistesgaben und Menschenschinder. „Theo Waigel ist
geschlossen. zum ,Schinderhannes* der kleinen Leute
Vgl.: —> Bremser, Reitschulbremser (oberdeutsch geworden!“ (der Münchner SPD-Politiker
veraltet-, eine Reitschule ist ein Karussell).
Georg Kronawitter über den Bundesfi-
nanzminister, März 1996).
Schikaneur Vgl.: —> Hannes.
(zu französisch „chicaner“ = das Recht ver-
drehen) jemand, der andere ärgert und quält, Schinderknecht
ihnen böswillig Schwierigkeiten bereitet. (eigentlich der Gehilfe von Schinder und
Vgl.: Schikanieren Henker) mundartlich noch für jemanden,
der Menschen oder Tiere quält, schikaniert.
Schildbürger Vgl.: —> Knecht, —> -knecht.
(meinte wohl ursprünglich den mit einem
Schild bewaffneten Bürger und wurde spä- Schindluder
ter auf die Einwohner des Städtchens Schil- (eigentlich wie „Schindaas“ das gefallene
da in Sachsen bezogen, die in einem oder todkranke Vieh, das für den Schinder
vielgelesenen Schwankbuch von 1598 als bestimmt war) grobes Schimpfwortfiir einen
Helden besonders einfältiger und lächerli- gemeinen Menschen, aber auch mit einer ge-
cher Abenteuer gerühmt wurden) jemand, wissen Anerkennungfür eine raffinierte, auf-
der etwas Törichtes tut; Spießbürger. geweckte Person.
Vgl.: —> Bürger, —» Spießbürger. Vgl.: —> Luder.

365
Schindmähre Schlachtschiff
vom alten, verbrauchten Pferd aufden Men- analog zu —> Fregatte in übertragener herab-
schen übertragen für ein (bösartiges) altes setzender Bedeutung verwendet fiir eine gro-
Frauenzimmer. ße, dicke (und aufgetakelte) Frau.
Vgl.: —> Mähre.
Schlacks = Schlaks

Schismatiker Schläfer
(vom gleichbedeutenden kirchenlateini- selten Jur einen verschlafenen, faulen Men-
schen „schismaticus“) i. im Sprachgebrauch schen.
der Theologen jemand, der ein Schisma, eine Vgl.: —> Langschläfer.
Spaltung der kirchlichen Einheit, verursacht.
2. bildungssprachlich allgemein fiir einen Schlaff!
Spalter oder Abtrünnigen. (ursprünglich jugendsprachlich) schlaffe,
träge, energielose Person. Auch jene Ethnolo-
Schisser gen, die sich nicht „wie Indiana Jones durch
den Urwald hangeln“, seien keine „verzärtel-
(Nebenform zu „Scheißer“) derb fiir einen
ten Schlaffis“, stellte im April 1994 in der
Feigling, Angsthasen, einen, der „die Hosen
z e it ein Leserbriefschreiber klar.
voll hat“.
Vgl.: —> Angstschisser, —» Giftscheißer (Giftschis-
Schlafhaube = Schlafmütze
ser), —» Hosenscheißer (Hosenschisser), Klug-
scheißer (Klugschisser), Scheißer.
Schlafmittel
langweiliger Zeitgenosse ohne jegliches Tem-
Schißhase = Angsthase
perament.
Vgl.: Schlafpille (selten), Schlaftablette.
Schißkerl = Scheißkerl
Schlafmütze
Schizo (in früheren Zeiten eine im Bett getragene
Mütze) i. träger, unaufmerksamer Mensch.
(Kurzform von „Schizophrener“; zu grie-
2. Langschläfer.
chisch „schizein“ - spalten) jugendsprachlich
Vgl.: Nachtmütze, Schlafeule (hessisch), Schlaf-
fiir i. einen Schizophrenen, Geisteskranken. 2. haube, Schlafkappe (veraltet), Schlafmichel (sel-
einen unangenehmen Spinner, verrückten ten).
Typ-
Schlafratte (Schlafratz)
Schlabbermaul Langschläfer; verschlafene, träge Person.
Vgl.: —> Ratte, —» Ratz.
(schallnachahmend) landschaftlich fiir ei-
nen Schwatzkopfi seltenerfiir jemanden, der
Schlafsack
beim Essen oder Trinken „schlabbert“, also
kleckert und sabbert. (eigentlich eine sackförmige Hülle für
Übernachtungen) Schelte fiir einen Lang-
Vgl.: —•> -maul, Schlabbergosche, Schlabberhans,
schläfer.
Schlabberliese, Schlabbermichel, Schlabber-
Vgl.: -» Sack, —> -sack.
schnauze, Schlabberschnute.

Schlaftablette = Schlafmittel
Schlächter
(eigentlich ein norddeutsches Wort fiir den Schlaftier
Fleischer) 1. Massenmörder. 2. im Jargon der (eigentlich ein Stofftier, das kleine Kinder
Soldaten ein Militärarzt, Chirurg. mit ins Bett nehmen) tadelnd fiir einen
Vgl.: Menschenschlächter, Schlachter (Neben- Viel- und Langschläfer.
form). Vgl.:—»Tier, —» -tier.

366
Schläger Schlampe
gewalttätiger, roher Mensch, der brutal zu- (zu spätmittelhochdeutsch „slampen“ =
schlägt: ein übler, wüster Schläger. Ein schlaff herabhängen) 1. unordentliche, unge-
Sprichwort lautet: „Schläger und alte pflegte, nachlässig gekleidete Frau. 2. liederli-
Strümpfe haben immer Löcher.“ che Frau, leichtes Mädchen; Hure. 3.
Vgl.: Schaumschläger, —> Totschläger.
jugendsprachlich kaum abwertend fiir ein
Mädchen. Wohl von dieser zuletzt genann-
Schlägerbande
ten Verwendung leitet sich die Mode- oder
eine —> Bande von Schlägern.
Trendbezeichnung „neue Schlampen“ ab.
Vgl.: —» -bande, Schlägertrupp (Schlägertruppe).
Darunter sei ein zeitgemäßer Frauentyp der
„Post-Emanzipation“ zu verstehen, der sich
Schlägertrupp (Schlägertruppe) = Schlä-
durch vielfältige Unordnung auszeichne,
gerbande
verkünden die einschlägigen Journale. Ein
Fall von postumer Verunglimpfung wider-
Schlägertyp
fuhr Marlene Dietrich. „Pelzschlampe“,
i. —> Schläger. 2. jemand, der brutal, wie ein
malten Unbekannte mit roter Farbe auf ih-
Schläger aussieht oder auftritt.
ren Grabstein in Berlin. Daß Beschimpfun-
Vgl.: Schlägertype, —» Typ, —» -typ.
gen auch unter Gegenständen vorkommen,
zeigt ein Gedicht von Joachim Ringelnatz,
Schlagetot
das so beginnt:
(Sauwort zu „schlage tot“) veraltetfiir einen
Raufbold, brutalen Schläger, gefährlichen „,Sie faule verbummelte Schlampe’,
Draufgänger. Sagte der Spiegel zur Lampe.“
Vgl.: —» Dreckschlampe, Erzschlampe, Geschlam-
Schlaks pe (oberdeutsch: Gesindel), Mistschlampe,
Schlamperin (selten), —» Schlumpe (Schlumpel).
(zu norddeutsch „slak" = schlaff, schwach)
großer, schlaksiger, ungelenker junger Bur-
sche. Schlampen, der
(oberdeutsche Nebenform zu „Schlampe“)
Schlamp in Süddeutschland und Österreich fiir eine
schlampiger Kerl. unordentliche, liederliche weibliche Person;
Hure.
Schlampampe (Schlampampel)
(als Streckform weitergebildet aus
Schlamper
„Schlampe“; „Frau Schlampampe“ ist die
Heldin zweier satirischer Lustspiele von landschaftlich fiir eine männliche Person, die
Christian Reuter von 1695 und 1696; vor- schlampig herumläuft oder schlecht, unor-
her bekannt war das Wort schlampampen dentlich arbeitet, „schlampt".
= schlemmen) schlampige, unordentliche,
nachlässig gekleidete Frau. Überliefert ist Schlamperi
dazu ein Gedicht aus Lauingen: (oberdeutsche Verkleinerungsform von
„Du alte Schlampampel, „Schlampe“) in Bayern und Österreich 1. sa-
Zünd’ an dein Oellampel, lopp bis geringschätzigfür eine intime Freun-
Zünd’ an dein Lateren din, Geliebte. 2. leichtfertiges Mädchen.
Deam König zu Ehren,
’m König zu Eahra
Schlampertatsch
Und andra zum Trutz,
Du alte Schlampampel, in Österreich fiir einen schlampigen Men-
Hast dein Oellampel schen.
Nett butzt.“ Vgl.: Tatsch (oberdeutsch: linkischer, tölpelhafter
Vgl.: Schlampamper (Schlemmer, Müßiggänger). Mensch), —> Totsch.

367
Schlange Schlappi
vom länglichen Kriechtier aufden Menschen jugendsprachlich fiir einen schlaffen, trägen,
übertragen für ein falsches, hinterhältiges kraftlosen Menschen.
Weib. 1989 fuhr im deutschen Parlament
der CDU-Abgeordnete Gerster aus Mainz Schlappier
seine Kollegin Wieczorek-Zeul von der (um die französische Endung erweitertes
SPD an: „Nein, Sie sind verlogen! Sie sind „schlapp“) veraltetfiir einen trägen, schlaffen
eine scheinheilige Schlange! Ihre Rede war Menschen. „Wir sind durch die Bank
unanständig!“ Schlappiers.“ Das gesteht in Gerhart
Vgl.: falsche Schlange, Giftschlange, —> Nat- Hauptmanns Stück e in s a m e Me n s c h e n
ter, —» Reptil. der Maler Braun ein.

Schlangenbrut = Natternbrut Schlappmann


energieloser Kerl; Versager.
Schlangengezücht = Natterngezücht Vgl.: -mann.

Schlappmaul
Schlankel (Schiankerl)
(schallnachahmend) landschaftlich, vor al-
vorwiegend österreichisch für einen Schlingel,
lem südwestdeutsch, für Schwätzer, Groß-
jugendlichen Schelm.
maul. Gutmütiger Spott ist dagegen die
Vgl.: Schlankerlein (fränkisch: unsolider Bursche).
traditionelle Anrede für einen Mainzer:
„Määnzer Schlabbmaul“.
Schlapfen, der Vgl.: -maul, —> Schlabbermaul, Schlappgosche.
(eigentlich ein Schlappen, Pantoffel) in
Österreich und Bayern fiir ein liederliches Schlappohr
Weib, leichtes Mädchen. (eigentlich ein herunterhängendes Ohr bei
bestimmten Tierarten) schwacher, mutloser
Schlapp- Mensch, der „die Ohren hängenläßt“.
Die norddeutsche Lauform zu „schlaff' ist
Bestimmungswort in einer Reihe von schimp- Schlapps
fenden Wortverbindungen. träger, schwächlicher oder derber, ungesitteter
Vgl.: Schlappgrete, Schlapphannes (beide selten), Mensch.
Schlappheinz, Schlappmadam, Schlappscheißer
(Schlappschisser). Schlappsack
steht in vielen Mundarten fiir eine unordent-
Schlapparsch liche oder träge, energielose Person.
energieloser, schlaffer, feiger Mensch. Vgl.: —> Sack, —> -sack.
Vgl.: —> Arsch, —> -arsch.
Schlappsau
1. schlampiger, schmutziger Mensch. 2. je-
Schlappekicker
mand, der schlapp und träge ist.
besonders in Hessen ein (stümperhafter) Fuß- Vgl.: —> Sau, —> -sau.
ballspieler. Auch die Profis von der Frank-
furter Eintracht werden oft so tituliert. Schlappschwanz
(wohl vom herunterhängenden Schwanz
Schlappenflicker des ängstlichen Hundes, wobei sicherlich
in südwestdeutschen Mundarten 1. alter auch die Vorstellung eines zur falschen
Spottname für den Schuster. 2. Schimpfwort Zeit erschlafften männlichen Gliedes ein-
fiir einen unzuverlässigen Kerl, Taugenichts. wirkt) verächtliches Schimpfwort 1. fiir einen
3. Uzname für die Einwohner von Pirma- willensschwachen, weichlichen, energielosen,
sens, dem Sitz vieler Schuhfabriken. auch feigen Menschen; Schwächling. 2. selte-

368
ner fiir einen impotenten Mann, tempera- Schlaufuchs = schlauer Fuchs
mentlosen Liebhaber.
Vgl.: —> Schwanz. Schlaukopf = Schlauberger

Schlaraffe Schlaumeier = Schlauberger


(vom mittelhochdeutschen „sluraffe“ =
Faulpelz; bekannt vom „Schlaraffenland“, Schlawak
dem sagenhaften Land der Faulenzer und (geht auf „Slowake“ zurück. Im 19. Jahr-
Schlemmer) ein Müßiggänger, der nur dem hundert gab es in Deutschland und Öster-
Genuß lebt. „Der erste Verbrecher, der erste reich viele Arbeiter und Bettler aus der
Mörder Kain, der die Schuld und durch sie Slowakei) unordentlicher Mensch, Tauge-
erst in der Reue die Tugend und somit die nichts; gerissener Gauner.
Bedeutung des Lebens erkannt hat,“
schrieb Schopenhauer, „ist eine tragische Schlawiner
Figur, bedeutender und fast ehrwürdiger (nach den früheren slowenischen Hausie-
als alle die unschuldigen Schlaraffen.“ rern, die als besonders geschäftstüchtig und
Vgl.: -> Affe.
gerissen galten) listiger, verschlagener
Schlattenschammes Mensch, Schlitzohr; kleiner Gauner. Sein
(geht zurück auf jiddisch „schliach“ = Ge- Vater, der von 1979 bis 1988 Kirchenstaats-
sekretär der DDR war, sei „natürlich auch
schickter, „schammesch“ = Diener) seltenes
ein Opportunist und ein Schlawiner“ ge-
spöttisches oder geringschätzig verwendetes
Wortfiir einen Laufburschen oder ein Fakto- wesen, räumte dessen Sohn, der PDS-Star
Gregor Gysi, ein (s pie g e l , Juli 1994).
tum, insbesondere in der Theatersprache fiir
Vgl.: Schlawuzi (bayrisch, verniedlichend).
einen Regieassistenten o.ä.

Schlauberger schlechter Groschen


(scherzhafte Bildung zu dem fiktiven Orts- im Westen des Sprachgebietes selten 1. fiir ei-
namen „Schlauberg“) ofi abschätzig fiir ei- nen unangenehmen Menschen. 2. als gemüt-
nen schlauen, gewitzten, auch hinterlistigen liche Schelte unter Bekannten.
Menschen. Vgl.: fieser Groschen, Groschen.
Vgl.: —> -berger, Oberschlauberger, Schlaukopf,
Schlaufe (schwäbisch), Schläuling, Schlaumeier, schlechter Mensch
Schlaumichel, Schlaupeter (beide selten). gelegentlich als scheltende Anredefiir eine ge-
meine, hinterhältige Person.
Schlauch
i. heimtückischer Mensch, übler Bursche. 2. schlechter Verlierer
veraltetfiir einen Säufer. mißfällige Bezeichnungfiir einen Menschen,
Vgl.: —» Weinschlauch.
der auf Niederlagen nachtragend verstimmt
oder aggressiv reagiert.
Schlaucheri, das
Vgl.: -» Verlierer.
(zu „schlau“, in Anlehnung an „Schlauch“)
in Bayern und Österreich fiir einen schlauen,
Schlecker
verschlagenen Menschen.
jemand, der gerne (Süßes) nascht; Fein-
schlauer Fuchs schmecker; selten fiir einen Speichellecker,
ofi abschätzig gesagtfiir einen schlauen, aber Schmeichler.
Vgl.: —> Lecker, Tellerschlecker.
auch hinterlistigen Menschen.
VgL: —> Fuchs, Schlaufuchs.
Schleckermaul
schlauer Patron ab Tadel oder leicht abwertend fiir jeman-
abfälligfiir einen —> Schlauberger. den, dergerne (Süßes) nascht; Feinschmecker.
Vgl.: Patron. Vgl.: —> Leckermaul, —> -maul, Schleckergosche

369
(schwäbisch), Schleckermäulchen (für Kinder), Schleimscheißer
Schleckmaul (schweizerisch). derb abwertend fiir 1. einen kriecherischen,
heuchlerischen Menschen, Liebediener. 2. ei-
Schleckmaul = Schleckermaul nen ängstlichen Mann, Feigling.
Vgl.: Scheißer.
Schleiche
(zu „schleichen“) I. scheinheilige, heuchleri- Schlemihl
sche Person; Leisetreter. 2. träger, langsamer (Herkunft unsicher; vielleicht zu hebräisch
Mensch. „she-lo-mo-il“ = der nichts taugt) z. bil-
Vgl.: —> Blindschleiche, Erbschleiche (Wortspiel: dungssprachlich für einen Menschen, dem
Erbschleicherin).
nichts gelingt, der alles falsch anpackt; Pech-
vogel. 2. landschaftlich auchfiir einen Schlin-
Schleicher
gt, Taugenichts. Der Begriff ist bekannt
1. ein heuchlerischer, kriecherischer Mensch,
geworden durch „Peter Schlemihl“, einer
der teils unauffällig, teils anbiedernd seinen
literarischen Figur in einer Erzählung von
Vorteil sucht. 2. ein allzu langsamer Ver-
Adalbert von Chamisso aus dem Jahre 1814,
kehrsteilnehmer. „Darum rare ich euch, hü-
die aus Gewinnsucht dem Teufel ihren
tet euch vor den frommen Schleichern,
Schatten verkauft.
denn die meisten von ihnen sinnen nur auf
Lug und Trug.“ (Joseph Freiherr von Ei-
Schlemmer
chendorff).
Vgl.: —» Erbschleicher, Schlieker (norddeutsch).
jemand, der besonders üppig und gut zu essen
und trinken pflegt. „Junger Schlemmer, al-
Schleiereule ter Bettler!“ warnt das Sprichwort.
(eigentlich eine einheimische Eule, deren
Federn im Gesicht wie ein Schleier ausse- Schlendrian
hen) ein beliebtes, sehr vielseitiges Schimpf- (meistens abstrakt verwendet im Sinne von
wort. Die wichtigsten Bedeutungen sind: 1. Trägheit, Nachlässigkeit) Müßiggänger, Ar-
langsame, verschlafen wirkende Frau. 2. häß- beitsscheuer; fauler, nachlässiger Arbeiter.
licher Mensch. 3. Kurzsichtiger, Träger einer Zuerst tauchte das Wort in Sebastian
starken Brille. Brants n a r r e n s c h if f als „Schlenttrianus “
Vgl.: —> Eule. auf.
Vgl.: —> -ian (-jan).
Schleifer
I. besonders soldatensprachlich fiir einen mi- Schienkel = Schlankel (Schiankerl)
litärischen Ausbilder, Vorgesetzten, der seine
Untergebenen überaus hart drillt, schika- Schlenkerich (Schlenkrich)
niert. 2. als Verkürzung von Scheren- (zu „schlenkern“ = hin und her schwingen)
schleifer für einen Menschen, dem nicht zu landschaftlich selten fiir 1. einen leichtlebigen
trauen ist. Menschen. 2. einen nachlässig Gehenden.
Vgl.: Rekrutenschleifer. Vgl.: —> -erich (-rieh).

Schleimer Schleppenträger
Heuchler, Schmeichler, Anpasser. (eigentlich der Träger einer Schleppe bei
Vgl.: Schleimlecker, Schleimling. einer Braut oder Königin) abfälligfür einen
bedingungslosen Anhänger, willfährigen Die-
Schleimi ner, unterwürfigen Schmeichler.
jugendsprachlich fiir einen widerlichen
Schmeichler, der sich bei Lehrern, Eltern, Schlepper
Vorgesetzten anbiedert und einschmeichelt, jemand, der einem fragwürdigen Unterneh-
men oder „Etablissement" in oft aufdringli-
Schlei miing = Schleimer cher Art und Weise Kunden zufiihrt,
insbesondere als Zutreiber fiir Bordelle, ein- fiir unvergeßliche 10 Jahre, Dein Schlin-
schlägige Bars oder Spielklubs. gel“.

Schleuderer (Schleudrer) Schlitten


selten fiir i. einen Geschäftsmann, der zu vom bekannten Schneefahrzeug als derbes
Schleuderpreisen verkauft (und dadurch der Schimpfwort auf den Menschen übertragen
Konkurrenz schadet). 2. einen Onanisten, fiir i. eine Hure, eine liederliche Frau. 2. ein
Unzüchtler. heruntergekommenes, ordinäres Weib. 3. eine
(alte) Frau: alter Schlitten. Der Ursprung
Schlickefänger dieses Schimpfworts ist sicherlich obszön
zumindest an Rhein und Ruhrfiir einen, vor und bezieht sich auf die Normalstellung
dem man sich in acht nehmen muß, ein zwie- des Geschlechtsverkehrs, der hier mit einer
lichtiger Bursche. Schlittenfahrt verglichen wird.
Vgl.: Fabrikschlitten (zumindest in Mittelfranken
abfällig für eine Fabrikarbeiterin), Offiziersschlit-
Schlieferi, das
ten.
(zu „schliefen“ = schlüpfen, kriechen) in
Österreich und Bayern für einen Schmeichler,
Schlitzauge
Kriecher; selten auchfiir einen nichtsnutzigen
(eigentlich ein Auge mit schmaler Lidspal-
jungen Burschen. Psychoanalytiker galten te, wie es vor allem fiir Angehörige der
Karl Kraus als „Seelenschlieferl“. mongoliden Rasse typisch ist) abfällig fiir
einen Menschen mit Schlitzaugen, insbeson-
Schliffel = Schlüffel (Schliffel) dere als ethnische Schelte gegenüberJapanern
und Chinesen.
Schlimmer Vgl.: —> -äuge.
(weibliche Form: Schlimme) neckisch-ta-
delnde Anrede fiir einen Mann, der Frauen Schlitzohr
anmacht, ihnen schön tut. (Betrüger wurden früher durch Einschlit-
Vgl.: —» ein ganz Schlimmer, Schltmmling (selten: zen der Ohren bestraft und gekennzeich-
schlimmer Mensch). net) durchtriebener, listiger Kerl; Betrüger.
„Ein ausgebufftes Schlitzohr wie Gysi“,
schlimmer Finger schrieb Wolf Biermann in einem s pie g e l -
(eigentlich ein kranker, entzündeter Fin- Artikel (Oktober 1995).
ger) ein böser, gefährlicher Mensch.
Vgl.: böser Finger (selten). Schlot
i. unangenehmer, leichtsinniger Kerl; Nichts-
Schlingel nutz. 2. starker Raucher, einer, der „raucht
(zu „schlingen“ in der Bedeutung „schlei- wie ein Schlot“. 3. großgewachsener (unange-
chen, schlendern“, daher ursprünglich = nehmer) Bursche: langer Schlot.
Müßiggänger) 1. Lausbub, frecher Kerl, klei-
ner Schelm. 2. heute selten für einen durch- Schlotbaron
triebenenjungen Burschen, Tunichtgut. Eine veraltend abfällig fiir einen Großindustriel-
Gedichtstrophe von Wilhelm Busch: len, schwerreichen Gruben- oder Zecheneig-
„Nenn den Schlingel liederlich, ner; seit Ende des 19. Jahrhunderts ein
leicht wird er’s verdauen. Schmähwort der Sozialdemokratie. Manche
Nenn ihn dumm, so wird er dich, der „finanzgewaltigen .Herren der Weit',
wenn er kann, verhauen." dieser Schlot- und Krautbarone“, wie sie in
Ein Beispiel für die harmlos-neckische Ver- Oskar Maria Grafs b o l w ie s e r heißen,
wendung des Wortes bietet dagegen eine wurden kraft ihres Reichtums und Einflus-
Anzeige aus der b e r l in e r m o r g e n po s t ses in den Adelsstand erhoben.
vom Mai 1996: „Geliebtes Hexlein, Dank Vgl.: —> Baron, -baron, Schlotjunker (veraltet).

371
Schlotjunker = Schlotbaron Schlumpe (Schlumpel)
(Nebenform zu „Schlampe“) landschaftlich
Schluckbruder für eine unordentliche, nachlässig gekleidete,
jemand, der gerne trinkt; Säufer. auch schmutzige Frau.
Vgl.: —> Bruder, —> -bruder, —» Saufbruder, Vgl.: Schlumpumpel (Streckform, fränkisch).
Schluckhals.
Schlumpf
Schlucker (geht vielleicht auf die gleichnamige Co-
i. mitleidig oder geringschätzig fiir jeman- micfigur zurück) i. einfältiger Mensch. 2.
den, der mittellos, bedürftig ist, der sich etwas kleinwüchsige, zwergenhafte Person. 3. allge-
nicht leisten kann; meist in der Fügung —> meines mildes Schimpfwort.
armer Schlucker. 2. jemand der gerne trinkt;
Alkoholiker. Schlumps (Schlump)
Vgl.: Kaldaunenschlucker, —> Kerzeischlucker. (zu „schlampig“, beeinflußt von „Lump“)
landschaftliches Schimpfivort fiir einen un-
Schluckspecht sympathischen, insbesondereflegelhaften oder
spöttisch oder abfällig für einen Alkoholiker, unordentlichen Menschen.
Säufer. Für den s t e r n war im Frühjahr
1995 der Schauspieler Harald Juhnke, des- Schlumpschütze
sen Kampf gegen König Alkohol ein dauer- (geht zurück auf norddeutsch „slumpen“ =
haftes Medienereignis darstellc, der zufällig treffen) unter Jägern und Soldaten,
„Christus aller Schluckspechte“. seltener unter Fußballfreunden, fiir einen er-
bärmlich schlechten Schützen.
Schluderer = Schludrian (Schluderjan) Vgl.: Schlumpsoldat (schlechter Soldat).

Schludrian (Schluderjan) Schlunze


(zu „schlunzen“ = nachlässig sein) schlam-
(geht zurück auf mittelhochdeutsch „slu-
dern“ = schlendern, schlenkern) nachlässi- pige Frau.
Vgl.: Schlunz (seltene männliche Form), Schlunz-
ger, unordentlicher, oberflächlicher Mensch,
kopp.
besonders bei der Arbeit.
Vgl.: —> -ian (-jan), Schluderer.
Schlunzmichel
landschaftlich selten für einen schlampigen
Schlüffel (Schliffel)
Kerl.
(vielleicht zu „schleifen“) landschafilich, vor Vgl.: —> Michel, —> -michel.
allem süddeutsch, fiir einen ungeschliffenen,
groben Menschen. In einem alten Schnader- Schlurf
hüpfel: (zu „schlurfen“) vorwiegend österreichisch
„Du Schliff!, du Schlank!, fiir einen Müßiggänger, jugendlichen Nichts-
wer hat denn das g’sacht, nutz; in den 60er und 70er Jahren auch fiir
daß d’ alleweil zum Dirndl einen Halbstarken, der aufseiner „Schlurfta-
sollst gehn bei der Nacht.“ kete“, dem Moped, dahergebraust kam.

Schluß Schiuri
schweizerisch fiir einen liederlichen Men- (zu „schluren“ = nachlässig arbeiten) in sehr
schen, schlampigen Arbeiter. vielen Mundarten fiir 1. einen trägen, unzu-
Vgl.: Schlufian (selten). verlässigen Menschen. 2. ein Schlitzohr, einen
gewitzten Kerl. „Zwar haben es mittlerweile
Schlummerkopf einige Schiuris geschafft, fast ohne ein
träger, schläfriger, dümmlicher Mensch. Werk Karriere zu machen, Yves Klein et-
Vgl.: —» -köpf (-kopp). wa.“ (Robert Gernhardt in einem Interview

372
der s ü d d e u t s c h e n Ze it u n g , November Schmähtandler
199$). (Schmäh ist in Österreich ein beliebtes
Vgl: Schlurian (vorwiegend hessisch). Wort für einen Trick, Witz, eine Übertrei-
bung oder Lüge) österreichisch fiir jeman-
Schluse den, der billige Witze reißt, der mit allerlei
vor allem norddeutsch selten für ein schlam- Tricks und Lügengeschichten Eindruck zu
piges Weib. schinden versucht.
Vgl.: —> -1er, -> Tandler (Tändeler).
Schlußleuchte (Schlußlicht)
(eigentlich das rote Warnlicht am Ende ei- schmales Handtuch
nes Fahrzeugs) spöttische, auch abwertend in scherzhaftem Spott oder geringschätzig fiir
verwendete Bezeichnung fiir den Schlechte- eine schlanke oder dünne, schmächtige Per-
sten, Letzten, vor allem in der Schule oder bei son.
Wettbewerben. Vgl.: halbes Handtuch, Handtuch, schmaler He-
ring.
Vgl.: —» Leuchte.

schmales Hemd = halbes Hemd


Schlutte (Schlutt)
vorwiegend schwäbisch-alemannischfiir eine
Schmalhans
unsaubere, liederliche Person.
(meist in der Wendung „bei... ist Schmal-
hans Küchenmeister“ = ... müssen/muß am
Schmachtfetzen = Schmachtlappen
Essen sparen) in Norddeutschlandfiir einen
Hungerleider oder arg dürren Menschen.
Schmachtlappen Vgb: —» Hans, —>-hans.
(meint eigentlich das Hungertuch, mit
dem früher während der Fastenzeit der Al- Schmalspur-
tar verhängt wurde) z. gefühlsseliger, Idas Wort bezeichnet eigentlich eine gerin-
schmachtender Liebhaber. 2. Schwächling, ge Spurweite von Eisenbahnschienen) in
weichlicher Mann. 3. Hungerleider, Habe- Zusammensetzungen spöttisch oder gering-
nichts. schätzig fiirjemanden, der etwas nur neben-
Vgl.: Lappen, Schmachfetzen, Schmachthahn her, nicht mit vollem Einsatz oder mit
(selten), Schmachtjüngling, Schmächtling,
unzureichender Qualifikation betreibt. Das
Schmalzlappen (sentimental).
Grundwort ist meistens eine Berufsbe-
zeichnung.
Schmafii
Vgl.: Schmalspurabiturient (jemand mit Fachab-
(fußt auf französisch „je m’en fous“ = ich itur, Abendgymnasium o.ä.), Schmalspur-Casano-
mache mir nichts daraus) besonders in va, Schmalspurganove, Schmalspurgermanist
Österreich und Bayern fiir einen Schuft, un- (selten), Schmalspurjurist (ohne zweites Staatsex-
angenehmen Kerl. amen), Schmalspurlateiner (nur mit „kleinem La-
Vgl.: Schmafubruder, Schmafiikerl, Schmafutier tinum“), Schmaispuroffizier (veraltet), Schmal-
(in Rheinhessen; mit französischer Endung: unbe- spurpsychologe (selten), Schmalspurstudent (etwa
kümmert) . an einer Fachhochschule), Schmalspurwissen-
schaftler.

Schmähredner
Schmalspurakademiker
ein Mensch, der mit Reden jemanden oder et-
abschätzigfürjemanden, der im Unterschied
was verächtlich macht, beleidigt. Thomas
zum Vollakademiker etwa an einer Fach-
Bernhard sei ein „Salzburger Korinthen
hochschule ausgebildet wurde.
kackender Schmähsabberer“, zeterte Herve
Guibert.
Schmalspurfahrer
Vgl.; Schmähbold (veraltet), Schmähdichter,
Sch mäh maul, Schmähschreiber, Schmähvogel jemand, der „schmalspurig“ vorgeht, halbe
(sehen). Sachen macht, unbedeutend ist.
Schmalspuringenieur Scheerbarts Gedicht „Der große Mann
jemand, der im Gegensatz zum Diplominge- und der Schlaukopf oder Der gegenseitige
nieur „nur“ eine Fachhochschule absolviert Kultus“ heißt es:
hat. „Der Schmeichler ist ein Bösewicht —
Oh, kluger Mensch, vergiß das nicht!“
Schmalspurmediziner Vgl.: —> Einschmeichler, —> -1er, Schmeichelzunge
geringschätzig fiir einen minder qualifizier- (veraltet).
ten Mediziner, etwa einen Arzt ohne Promo-
tion. Schmeißfliege
von der großen, stahlblauen Fliege auf den
Schmalspurpolitiker Menschen übertragen als grobes Schimpfwort
schlechter, unbedeutender Politiker. fiir eine widerliche, lästige Person. Bekannt
Vgl.: —> -politiker. geworden ist der Ausfall von Franz Josef
Strauß gegen deutsche Schriftsteller aus
Schmalzamor dem Jahre 1978: „Mit Ratten und Schmeiß-
selten fiir einen dicken (und verliebten) fliegen fuhrt man keine Prozesse!“ Die
Mann. Wortwahl der Beschimpfung war nicht
neu. Schon Eberhard Taubert, unter Goeb-
Schmalzheini bels zuständig für das Ressort „Aktivpropa-
abfälligfiir einen Schnulzensänger. ganda gegen die Juden“, hatte die „Ratten
Vgl.: —> Heini, -heini, Schmalzbruder (bay-
und Schmeißfliegen“ verwendet. Da jener
risch: auch Schmeichler).
Taubert nach dem Krieg bei Strauß im Ver-
teidigungsministerium unterkam, ist wohl
Schmarotzer
auch die spätere, gegen Bernd Engelmann
(von mittelhochdeutsch „smorotzer“ =
und andere kritische Autoren gerichtete
Bettler) jemand, der aufKosten anderer lebt,
Äußerung auf seinem Mist gewachsen.
sie ausnutzt. „Schmarotzer kommen nie zu
VgL: —» Geschmeiß.
spät“, heißt es im Sprichwort. Für den Ab-
geordneten Friedmann von der CDU/
CSU-Fraktion waren 1984 die Grünen Schmeißmücke
„Staatsschmarotzer“. (in manchen Dialekten steht „Mücke“ für
Vgl.: —> Sozialschmarotzer. „Fliege“; gemeint ist also eigentlich die
Schmeißfliege) landschaftlich, vor allem in
Schmarrer Hessen und mittelrheinisch, fiir eine auf-
(von oberdeutsch „Schmarren“ = eine süße dringliche, lästige Person.
Mehlspeise; Unsinn, Belangloses) süd- Vgl.: -4 Mücke.
deutsch und österreichisch für einen Men-
schen, der dummes Zeug redet. Schmerbauch
Vgl.: Oberschmarrer, Schmarrarsch (fränkisch),
vom dicken, fetten Bauch aufseinen Träger
Schmarrbeutel, Schmarrkopf, Schmarrnbene (bay-
risch).
übertragen: fettbäuchiger Mensch, besonders
ein Mann.
Schmeichelkätzchen (Schmeichelkatze) Vgl.: Schmerwanst.
zärtliches, sich einschmeichelndes Mädchen,
Kind (das damit etwas erreichen will). Schmetterling
Vgl.: —> -chen (-lein), —> Katze. leichtlebiger, flatterhafter, treuloser Mensch.
Er oder sie „flattert wie ein Schmetterling
Schmeichler von einer Blume zur andern“. Von Fried-
jemand, der andere übertrieben lobt, ihnen rich Wilhelm Gotter (1746 -1797) stammt
schöntut, um ihre Gunst zu gewinnen. Im der Vers: „Welch Mädchen ist kein
Sprichwort: „Schmeichler sind wie Katzen, Schmetterling, kein Schalk?“
die vorne lecken, hinten kratzen.“ In Paul Vgl.: —> -ling.

374
Schmiere (Schmier), die (der) rikanischen Schriftsteller Hans Habe aus
(aus der Gaunersprache, von jiddisch dem Jahre 1967 lautet: müssen wir uns
„schmiro“ = Wächter) vorwiegend österrei- von Schmierfinken unsere Uniform besu-
chisch despektierlich fiir einen Polizisten, eine deln lassen. Glauben Sie ja nicht, daß Sie
Polizeistreife oder die Polizei überhaupt. sich in Ascona verstecken können. Wir ..."
Heiner Geißler ging Johannes Mario Sim-
Schmierenhäuptling mel grob an: „Schmierfink!“ (d ie w o c h e
(zu „Schmiere“ = niveauloses, provinzielles 1996).
Theater) abfällig fiir den Direktor einer Vgl.: —> Fink (Finke), Schmierakel, Schmierham-
mel, Schmierian, Schmierpeter.
Schmiere, eines Wandertheaters.
Vgl.: —> Häuptling, Schmierendirektor (schwä-
Schmierlappen
cher).
(eigentlich der Putzlappen) 1. Schmutzfink.
2. jemand, der unsauber schreibt. 3. Liebedie-
Schmierenkomödiant
ner, Kriecher, Schmeichler; aufdringlicher
abwertend i. veraltet fiir einen Schauspieler
Kerl.
an einer Schmiere, einen mehr oder weniger
Vgl.: läppen.
schlechten Schauspieler. 2. fiirjemanden, der
auf plumpe, theatralische Weise Eindruck Schmock
und Wirkung erzielen möchte. (bekannt geworden durch den Winkeljour-
Vgl.: —» Komödiant, Schm ierant (selten), Schmie- nalisten Schmock in Gustav Freytags Lust-
renschauspielcr, Schmierist. spiel d ie Jo u r n a l is t e n von 18 53. Das Wort
ist jedoch älter und bezeichnete unter Pra-
Schmierenschauspieler = Schmierenko- gerjuden einen verschrobenen Phantasten)
mödiant gesinnungsloser, unredlicher Zeitungsschrei-
ber, Schriftsteller. In seiner Satire von 1889
Schmierer SCHMOCK ODER DIE LITERARISCHE KARRIE-
i. jemand, der nachlässig, unschön schreibt RE Ge g e n w a r t beleuchtete Fritz
d er
oder malt. 2. jemand, der Wände o.ä. be- Mauthner das Wesen eines solchen Men-
schmiert. 3. ein mieser, unredlicher Zeitungs- schen — leider ohne Namen zu nennen.
schreiber oder Schriftsteller. 4. ein
Schmeichler, Liebediener. Goethe sprach Schmückebold
vom „Lumpenbrei der Pfuscher und der veraltet abfiillig fiir einen, der sich gerne
Schmierer“, und in Nürnberg, der Heimat- schmückt, einen Gecken.
stadt Albrecht Dürers, gab es das Spottwort Vgl.: —> -bold, Zierbold (selten).
„Albrecht Schmierer“ für einen schlecht
oder zuviel schreibenden Mitmenschen. Schmuddel
Vgl.: Aktenschmierer, Zeitungsschmierer. (zu „Schmutz“) 1. schmutzige Person. 2. lie-
derliches Weib.
Vgl.: Schmuddel fink (selten), Schmuddelhans,
Schmierfink
Schmuddelkerl, Schmuddelliese, Schmuddelpeter,
i. ein schmutziger, sich oder etwas beschmut- Schmuddeltrine, Schmuddeltyp, Schmuddler.
zender Mensch, besonders ein Kind. 2. je-
mand mit einer sehr schlechten, unleserlichen Schmuddelkind
Handschrift. 3. jemand, der Wände, Denk- schmutziges Straßenkind; weitverbreitet
mäler o.ä. mit Hetzparolen oder pornogra- durch die Liedersammlung s pie l n ic h t
phischen Bildchen verunziert. 4. ein MIT DEN SCHMUDDELKINDERN (1967) des
gewissenloser, sudelnder Vertreter der schrei- Schriftstellers und Liedermachers Franz Jo-
benden Zunfi; ein Verfasser verleumderi- sef Degenhardt. Mit „die Schmuddelkin-
scher, diffamierender Schriften. 3. ein der von einst“ meinte der s pie g e l im Juni
ärgerlich schlechter Kunstmaler. Eine typi- 1995 die Grünen und deren linke Traditi-
sche Stelle aus dem anonymen Brief eines on.
Schmierfinken an den österreichisch-ame- Vgl.: -» Kind.

375
Schmuggler Schnabel
jemand, der Waren unter Umgehung des vom schnatternden oder zwitschernden
Zolls illegal aus- oder einführt. „Mundwerk“des Vogels in manchen Dialek-
Vgl.; —> -ler. ten aufden Menschen übertragen fiir eine ge-
schwätzige Person, ein vorlautes Kind.
Schmugglerbande Vgl.: Bleichschnabel, Dreckschnabel, Gelb-
eine Bande von —> Schmugglern. schnabel, Grünschnabel.
Vgl.; —> Bande, —> -bande.
Schnäker
Schmuser (zu „schnäken“ = naschen) landschaftlich,
(geht zurück auf jiddisch „schmuo“ = Ge- vor allem westmitteldeutsch für jemanden,
hörtes, Gerücht) i. jemand, der gerne der „schnäkig“, heikel und wählerisch beim
schmust, zärtlich ist (kaum abwertend). 2. Essen ist.
Schmeichler, Süßholzraspler.
Vgl.: Schmusbacke (Schmeichler), Schmusbeutel
(selten), Schmusebold (veraltet), Schmuspeter
Schnalle
(zärt lichkei tsbedü rftig). (das Wort ist auch eine derbe Bezeichnung
fiir das weibliche Geschlechtsteil, ausge-
Schmuslappen hend von der Jägersprache) Pars pro toto
i. überaus schmusefreudiger Mensch. 2. derb abwertend fiir eine Hure, ein liederli-
Schmeichler, Schöntuer. ches Weib oder eine Frau überhaupt: eine al-
Vgl.; -» Lappen. te, vergammelte Schnalle.
Vgl.: Provinzschnalle.
Schmutzfink
(nach dem Vogel Fink, der oft im Mist Schnallentreiber
nach Nahrung pickt) 1. ein schmutziger oder oberdeutsch, besonders bayrisch, vulgär-
etwas beschmutzender Mensch, besonders ein sprachlich fiir i. einen Zuhälter. 2. einen
Kind. 2. unmoralischer, obszöner Mensch. Schürzenjäger, Hurenbock.
Vgl.: —> Fink (Finke), Schmuddelfink, Schmutz- Vgl.: —> Bärentreiber, Hurentreiber, —» Treiber.
hammel, Schmutzigel (beide selten).
Schnapper (Schnäpper)
Schmutzian
(vom Auf- und Zuschnappen des Mundes)
(ursprünglich „schmutziger Ian, Johann“)
selten fiir eine schwatzhafte Person.
1. unreinlicher oder charakterlich „schmutzi-
ger‘ Mensch. 2. in Österreich fiir eine geizige
Schnapphahn
Person. Albert Wickenburg bedichtete
„Frau Sopherl“, die typische redselige (vielleicht verkürzt aus „schnapp den
Händlerin auf dem Wiener Naschmarkt: Hahn!“) frühere Bezeichnungfiir einen We-
.„Kaufen’s, kaufen’s’, alles billig’/, gelagerer, Strauchdieb. Der deutsche
Schriftsteller und Publizist Georg Weerth
lockt sie dich zu ihrem Stand,
und sie sagt dir, kaufst du willig, (1822-1856) wurde wegen seiner Satire auf
,Euer Gnaden, küß die Hand!' das preußische Junkertum mit dem Titel
LEBEN UND THATEN DES BERÜHMTEN RIT-
Doch gib acht, sie ist geladen!
Fängst du nur zu feilschen an, TERS SCHNAPPHAHNSKI zu drei Monaten
Gefängnis verurteilt.
degradiert sie .seine Gnaden'
auch sofort zum .Schmuczian'.“
Vgl.: —» -ian (-jan). Schnaps-
Bestimmungswort einer Vielzahl von Wort-
Schmutzliese verknüpfungen zur Schmähung trunksüchti-
als Tadel oder Schelte für ein unreinliches ger oder besoffener Personen, vor allem
Mädchen oder eines, das sich schmutzig ge- solcher, die Hochprozentigem zuzusprechen
macht hat. pflegen. Das alte Nürnberger Schimpfwort
Vgl.: —> Liese, -liese, Schmutzpeter. „Schnapsgermania“ für eine Alkoholikerin

376
geht auf ein Nürnberger Original, eine Schnarchsack
stadtbekannte Säuferin zurück, die sich das Schimpfwort fär einen langweiligen, „ver-
Geld für ihren Schnaps mit Holzhacken schnarchten ” Menschen.
verdiente. Vgl.: —> Sack, —> -sack.
Vgl.: Schnapsdergel (schwäbisch: Schnapskind),
Schnapseule (hessisch), Schnapsgermania (Nürn- Schnatter
berg, veraltet: Säuferin), Schnapsgurgel (veraltet), (vom Schnattern der Enten und Gänse)
Schnapskadett (selten), Schnapskarline (Säuferin),
eine geschwätzige Person; Klatschmaul.
Schnapskind (im Rausch gezeugt), Schnapslump,
Schnapsmichel (österreichisch), Schnapssäufer.
Schnatterbüchse
Schnapsbacke oberdeutsch fär eine unentwegt sprechende,
schwatzhafte (weibliche) Person.
westmitteldeutsch abfällig fiir einen Säufer,
Vgl.: —> Büchse.
Schnapstrinker oder ab gutmütige Schelte un-
ter Bekannten.
Schnatterente = Schnattergans
Vgl.: Spritbacke.

Schnatterer
Schnapsbruder
(weibliche Form: Schnatterin) jemand, der
verächtlich fär einen Alkoholiker, Schnaps- andauernd schnattert, schwatzt, plappert; sel-
trinker. ten auch fär einen Menschen, der vor Angst
Vgl.: Branntweinbruder, —> Bruder, —> -bruder,
oder Kälte „schnattert“, abo zittert, schlottert.
Saufbruder.
Vgl.: Schnatterich (selten).

Schnapsdrossel Schnattergans
(vielleicht von der „Wacholderdrossel“ im (eigentlich eine schnatternde Gans) abfällig
Hinblick auf den „Wacholderschnaps“) ab- fär eine (weibliche) Person, die schnell, viel
fälliges Scherzwort zur Bezeichnung einer und albern daherredet; ofi zu jungen Mäd-
trunksüchtigen, dem Schnaps ergebenen Per- chen gesagt.
son; vor allem zu Frauen gesagt. Vgl.: —> Gans, Schnatterente.
Vgl.; Drossel, Saufdrossel.
Schnatterliese
Schnapsleiche schnatterndes Mädchen, schwatzhafte Frau.
salopp oder abfällig fiir einen (von Schnaps) Vgl.: —» Liese, —» -liese, Schnattergrete, Schnattcr-
besinnungslos Betrunkenen. hexe (beide selten), Schnattertasche.
Vgl.: Alkoholleiche, Bierleiche, —» Leiche.
Schnattermaul
Schnäpsler (Schnapsler) abfällig fär einen schnatternden, plappern-
selten fär einen —> Schnapsbruder. den Menschen.
Vgl.: -»-1er. Vgl.: —> -maul, Schnattergosche.

Schnapsnase Schnaufer = junger Schnaufer


von der ofi roten Nase des Säufers, des ge-
wohnheitsmäßigen Schnapstrinkers auf die -schnauze
ganze Person übertragen. Grundwort vieler kräftiger Schimpfwörter
VgL: —> Saufnase. fär einen Schwätzer oder ein Großmaul.
Eine Ausnahme ist das seltene Schimpf-
Schnarcher wort „Hundeschnauze“. Damit ist ein
1. veraltetfär einen Müßiggänger, Tunichtgut. Mensch gemeint, der gefühllos, „kalt wie
2. ein träger, verschlafen wirkender Mensch. eine Hundeschnauze“ ist. Bekannt ist im-
Vgl,: Schnarchnase (träge, langweilig), Schnarch- mer noch der Spitzname des SPD-Politi-
peter (spöttisch für einen, der schnarcht), kers und Ex-Bundeskanzlers Helmut
Schnarchzapfen (fränkisch: laut Schnarchender). Schmidt. Wegen seiner scharfen Zunge

377
wurde er vor allem zu Beginn seiner politi- per Scherz für eine Lehrerin mit ihren
schen Laufbahn „Schmidt-Schnauze“ ge- Schülern.
nannt. Vgl.: -chen (-lein).
Vgl.: Dickschnauze (selten: Großmaul), -fresse,
-gosche, Großschnauze, —> Kodderschnauze, Schneider
Maschinengewehrschnauze, —> -maul, Preußen- (der Spott auf den Schneider ist uralt und
schnauze, —> Quadratschnauze, —> Revolver- hängt damit zusammen, daß zur Ausübung
schnauze, Riesenschnauze, —> Schandschnauze,
dieses Handwerks weder Kraft noch Mut
Schlabberschnauze (selten), Schnodderschnauze.
erforderlich sind. Das „Tapfere Schneider-
lein“ erschien als rühmliche Ausnahme) 1.
Schnecke
geringschätzig oder verächtlich für einen
1. jugendsprachlich salopp, oft geringschätzig
schmächtigen, schwächlichen, furchtsamen
für ein Mädchen, eine Frau. 2. ein langsa-
Mann. 2. Spottwort für einen Jäger, Angler
mer, langweiliger Mensch. 3. ein Langsam-
oder auch Spieler ohne Beute, Erfolg.
fahrer, über den man sich ärgert.
Vgl.: —> Flickschneider, Schneiderbock, Schnei-
Vgl.: —> Salatschnecke.
derling.

Schneebrunzer
Schneiderseele
(Herkunft unklar) weitverbreitetes oberdeut- veraltetfür eine schwächliche, ängstliche Per-
sches Schimpfwort mit regional unterschiedli-
son.
cher Bedeutung: 1. lächerlicher Bursche; Geck.
2. alter Mann. 3. allgemeines Schimpfwort. Schnellmerker
Vgl.: —> Brunzer.
(eigentlich ein Mensch, der schnell be-
greift) ironisch für eine begriffsstutzige Per-
Schneeflittchen
son, jemand mit einer „langen Leitung"; auch
(spielerische Erweiterung von „Flittchen“
fiir einen Besserwisser.
mit Angleichung an „Schneewittchen“) ju- Vgl.: Altmerker, —» Blitzinerker, Merker, Schnell-
gendsprachlich selten für ein liederliches spanner, Spätmerker.
Mädchen, Flittchen.
Vgl.: —> -chen (-lein), —> Flittchen. Schnepfe
(eigentlich ein langbeiniger Vogel, der in
Schneegans Wäldern und Sümpfen lebt. Wesentlich
(eigentlich eine arktische Wildgans) dum- für die Bedeutungsübertragung ist das auf-
me, alberne tueibliche Person; überhebliches, fällige Balzverhalten des Männchens, das in
dummstolzes Mädchen. der Dämmerung eine bestimmte Strecke,
Vgl.: Gans. den „Schnepfenstrich“ befliegt) derb ab-
wertend i. fiir Prostituierte, Straßenmäd-
Schneekuh chen. 2. besonders jugendsprachlich für ein
(fiktive Wortbildung als Ausschmückung (häßliches, unsympathisches) Mädchen.
von Kuh) einfältige, langweilige Frau. Vgl.: Asphaltschnepfe, Karriereschnepfe (selten),
Schneppe (häufige Dialektform).
Schneewittchen
(eigentlich eine Gestalt aus dem Volksmär- Schneppe = Schnepfe
chen) i. rückständige, naive Frau (die in ei-
ner Märchenwelt zu leben glaubt). 2. derber Schniegel
jugendsprachlicher Spott für eine magere (von „geschniegelt“ = geckenhaft zurecht-
Frau ohne Busen oder ein junges Mädchen, gemacht; zu „Schnecke“) allzu adrett her-
das noch keine weiblichen Formen aufweist; ausgeputzter junger Mann, Geck. Er ist
eine Anspielung aufden Spottvers: „Schnee- „geschniegelt und gebügelt“, wie es in der
wittchen, Schneewittchen, kein Arsch und Redensart heißt. Im m il it ä r -s t r u w w e l -
kein Tittchen!“ 3. in der Form „Schneewitt- pe t e r von 1877 lesen wir: „Seht einmal hier
chen und die dreißig (o.ä.) Zwerge" als salop- steht er / Der feine Schniegelpeter.“

378
Vgl.: Schnicgel-Poppie (jugendsprachlich: Schnie- Schnüffelnase - Schnüffler
gel mit Haartolle).
Schnüffler
Schniepel i. jemand, der andere ausspioniert, sich um
(kindersprachlich für den Penis; zu nord- Dinge kümmert, die ihn nichts angehen. 2.
deutsch „snip“ = Zipfel) veraltet fiir einen eine Person, die beruflich ermittelt, nach-
geckenhaften jungen Mann. fragt, sich Informationen beschafft, also ein
Reporter, Kriminalpolizist, Detektiv o.ä. Mit
Schnipfer dem Buchtitel d ie s e e l e n s c h n ü f f l e r von
(zu mundartlich „schnipfen“ - stehlen, li- Claus P. Müller-Thurau (Hamburg 1993)
stig entwenden) in Österreich für einen sind Psychiater und Psychologen gemeint.
Dieb, Spitzbuben. Tilman Jens, der Sohn des bekannten Rhe-
torikprofessors Walter Jens, habe sich als
Schnoferl, das „leichenfleddernder Schnüffler“ einen Na-
(zu „schnofeln“, einer Nebenform von men gemacht, gab der erboste Wolf Bier-
„schnüffeln“) österreichisch fiir einen mann in einer üblen Polemik im s pie g e l
Schnüffler, Spion. So heißt auch der Agent (Juni 1994) von sich.
in Nestroys m ä d l a u s d e r Vo r s t a d t . Vgl.: Gesinnungsschnüffler, -ler, Privat-
schnüffler (Privatdetektiv, vor allem in Fernsehkri-
Schnorrant - Schnurrant (Schnorrant) mis), Schnüffelheini (Spion, Neugieriger),
Schnüffelnase, Sittenschnüffler.
Schnorrer
(von „schnurren“ = früher als Bettelmusi- Schnulzensänger
kanc mit der Schnurrpfeife umherziehen) ab wertendfür einen Sänger kitschiger, rühr-
ein Mensch, der andere um Kleinigkeiten an- seliger Schlagerliedchen.
geht, der bettelt, nassauert. Vgl.: Schnulzen-Troubadour (selten).
Vgl.: Berufsschnorrer, Edelschnorrer, Schnorrbru-
der (selten), Schnurrer (Nebenform). Schnulzerich
abfällig fiir einen Sänger, Musiker, der
Schnösel Schnulzen zum besten gibt oder Musik
(hängt zusammen mit norddeutsch „snot“ schnulzig vorträgt.
- Nasenschleim) dummdreister, arroganter Vgl.: —> -erich (-rieh).
junger Mann.
Vgl.: Geschnöse! (vorlaute junge l>eute), junger Schnulzier
Schnösel. (mit französischer Endung) ein Interpret, vor
allem ein Sänger schnulziger Lieder, Musik-
Schmuddel stücke; gelegentlich auchfiir„Künstler"außer -
(eigentlich ein Mundartwort für Rotz) im halb der Musik, etwa in Film oder Theater.
Rheinland und in Hessen für ein unordentli- Vgl.: Schnulzengeiger, Schnulzenheini, Schnul-
ches Mädchen, eine nachlässige Frau. zenkönig, Schnulzist, Schnulzör.

Schnuderbube Schnurrant (Schnorrant)


in der Schweiz ein derbes Schimpfwortfür ei- (mit latinisierender Endung zu „schnur-
nen Rotzbuben, vorlauten Burschen. ren“ bzw. „schnorren“) veraltet abwertend
Vgl.: —> Bube (Bub). fiir einen umherziehenden Bettelmusikanten.

Schnüffel Schnurrer = Schnorrer


(zu „schnüffeln“ = herumsuchen; schnau-
ben, die Nase hochziehen) norddeutsch für Schocker
i. einen Schnüffler, Schlüssellochgucker, Neu- (zu „schocken“ = einen Schock versetzen,
gierigen. 2. einen naseweisen, unreifen Bur- schockieren; von englisch „to shock“ mit
schen: He is ’n Snüffel van Keerl. gleicher Bedeutung) selten fiir eine schockie-

379
rende, provozierende, Anstoß erregende Per- mit leisem Spott auf den recht kultiviert
son. „Er ist und bleibt ein Schocker, dieser wirkenden Medienliebling und Boxwelt-
Frank Zander.“ (f r e iz e it -m a g a z in f ü r meister („Gentleman“) Henry Maske ge-
JUNGE LEUTE 12). münzthat. Einen „ästhetischen Ratschlag“,
so der Titel, gibt das folgende Epigramm
Schofel von Friedrich Theodor von Vischer (1807-
(aus der Gaunersprache, zu jiddisch „scho- 1887):
phol“ = niedrig, gemein) schäbige, nieder- „Freue dich an Formen, Tönen,
trächtige, kleinliche Person. In dem Wälzer Lausche, wenn ein Dichter spricht,
e in w e it e s f e l d (1995) von Günter Grass Labe deinen Geist am Schönen,
liest man die seltene, aber plausible Wort- Aber Schöngeist werde nicht!“
bildung „Schofelinski“. Vgl.: —> Beiesprit, Schöngeistier.
Vgl.: Schofelant.
Schönling
Scholastiker meist abwertend fiir einen gutaussehenden
(zu lateinisch „scholasticus“ = zur Schule (jüngeren) Mann, der übermäßig gepflegt
gehörend) vom Verfechter der scholastischen und adrett ist.
Philosophie und Wissenschaft übertragen fiir Vgl.: Filmschönling, Hübschling, —> -ling.
einen Haarspalter, Buchstabengelehrten, ei-
nen kalten Verstandesmenschen. Schönrechner
vor allem im Jargon der Politiker oft leicht
„Schöne“ abwertendfiirjemanden, der Daten, Zahlen-
eine oft ironisch oder spöttisch verwendete Be- material in beschönigender Weise darstellt
zeichnungfiir eine Frau, die »schön, aber ...“ oder interpretiert, beispielsweise die Arbeits-
ist, deren Schönsein einen kleinen Schönheits- losenstatistik.
fehler aufiueist, die vielleicht etwas ordinär,
dümmlich oder provinziell wirkt. Schönredner
Vgl.: —> Dorfschöne (Dorfschönheit), Schönchen. jemand, der etwas beschönigt; Schmeichler.

Schöne der Nacht Schöntuer


(oft im Plural gebraucht; Lehnübersetzung abfällig fär einen Menschen, der anderen
des französischen „belles-de-nuic“ mit glei- schmeichelt, sie heuchlerisch umwirbt.
cher Bedeutung) oft ironisch, auch gering- Vgl.: Süßtuer (selten), —> -tuer.
schätzigfiir eine Frau, die im Rotlichtmilieu
als Prostituierte, Bardame, Stripperin o.ä. ar- Schönwetterdemokrat
beitet. im Sprachgebrauch der Politik geringschätzig
färjemanden, der in schwierigen Zeiten von
Schönfärber demokratischen Prinzipien abrückt.
(ursprünglich ein Färber, der im Gegensatz Vgl.: Schönwetterpolitiker, Schönwetterredner.
zum Schwarzfärber mit hellen Farben ar-
beitete) jemand, der beschönigt, verharmlost, Schoppenschwenker
etwas allzu günstig darstellt. (zu oberdeutsch „Schoppen“ = meist ein
viertel Liter Wein) scherzhaft, auch spöttisch
Schöngeist fär einen eifrigen Weintrinker; Zecher.
(Lehnübersetzung des französischen „bei
esprit“) oft abschätzigfiir einen weltfremden, Schoppenstecher
vergeistigten Menschen, der vorwiegend äs- („Schoppen stechen“ meint eigentlich das
thetischen Genüssen zugetan ist und in Kunst Ziehen des Weins aus dem Faß mit Hilfe
und schöner Literatur schwelgt. Sehr selten eines Stechhebers) in deutschen Weinbauge-
oder neu ist die analoge Bildung „Fein- bieten fär einen regelmäßigen und vielleicht
geist“, die die schweizer w e l t w o c h e 1994 auch mäßigen Weintrinker.

380
Vgl.: Schoppenbläser (Hessen), Schoppenfetzer schräger Vogel
(Unterfranken), Schoppenpitscher (Rheinhessen). zwielichtiger, unseriös wirkender Mensch;
Ganove.
Schöps Vgl.: krummer Vogel (selten), schräge Type, schrä-
(eigentlich der verschnittene Schafbock ger Bursche, schräger Typ, Schrägvogel (selten).
oder Hammel) landschaftlich, besonders in
Österreich und Bayern, fiir einen einfältigen Schramme
Menschen, Trottel; selten auch fiir einen älte- jugendsprachlich veraltendfür ein häßliches,
ren, verliebten Mann. Sprichwörtlich ist: uninteressantes Mädchen.
„Ein Leithammel fuhrt eine ganze Herde
Schöpse an.“ Schranze, die (der)
Vgl.: Aprilschöps. (zu oberdeutsch „Schranz“ = Riß, geschlitz-
tes Gewand; ursprünglich also die Bezeich-
nung für einen Narren, Gecken, der ein
Schoßkind
solches geschlitztes Kleid trug) verächtlich
meist abwertend fiir ein verwöhntes, verhät- für einen liebedienernden Höfling; schmeich-
scheltes (kleines) Kind; übertragen auch fiir lerischer, kritikloser Anhänger. Näheres in
einen Günstling. einem Vierzeiler von Friedrich Leopold
Vgl.: —> Kind, Schoßkind des Glücks (vom Glück Graf zu Stolberg (1750-1819):
begünstigt).
„Verbuhlt und beißig, naschend,
schmeichelnd, feig
Schote Und frostig beide, trennt ein Unter-
(über die Gaunersprache aus dem jiddi- schied
schen „schote, schaute“ = Narr) lächerlicher Den Affen von der Schranze, jener beißt
Narr, Einfaltspinsel; regional auch abwei- In seine Kette, dieser küsset sie.“
chende Bedeutungen. Ein wohl älterer schü- Vgl.: —> Hofschranze, Parteischranze.
lersprachlicher Scherz mit der Wortform
„Schaute“ ist „Schaute mit vergnügten Sin- Schrapnell
nen“ für einen lächerlichen, dümmlichen, (eigentlich ein Artilleriegeschoß, das kurz
aber gutgelaunten Menschen. Die Wen- vor dem Ziel explodiert; nach dem Erfin-
dung stammt aus Schillers Ballade „Der der, dem englischen General Henry Shrap-
Ring des Polykrates“. Weit verbreitet ist nel) abfiilligfiir eine nicht (mehr) attraktive,
das Schimpfwort in Hessen. Dazu ein alt- energische, ältere Frau.
frankfurter Gedicht aus der Sammlung des
Dichters Julius Jacob Strauß (1867—1942): Schrapper
„Sauf nor, du Schode (zu vorwiegend norddeutsch „schrappen“ -
Was leidst de dann Not schaben, kratzen; Geld scheffeln) land-
Wie korz is des Lewe schafilich für einen geizigen, raffgierigen
Un wie lang bist de dot.“ Menschen.
Vgl.: —» Knallschote, Schaute (Nebenform). Vgl.: Potcschrapper, Schrape (Nebenform),
Schrapphals (im Ruhrgebiet).

Schotte
Schrat (Schratt)
(die Schotten gelten als sparsam, knickrig) (eigentlich ein zottiger Waldgeist im alten
selten fiir einen Geizhals, einen übertrieben Volksglauben) in Bayern und Österreich sel-
sparsamen Menschen. ten fiir einen kleinen, lächerlichen oder un-
heimlichen Menschen.
schräger Fürst Vgl.: —> Waldschrat (Waldschratt).
/. übler, nicht vertrauenswürdiger Kerl. 2.
Unterweltgröße. Schrätel (Schrättel), der
Vgl.: -fürst, krummer Fürst (selten). Verkleinerung von —> Schrat (Schratt).

381
Schratz, der Schrecken der/des ...
(geht zurück auf jiddisch „scherez“ = emotional ab wertendfür einen äußerst unan-
Wurm) seltenes oberdeutsches Wort fiir ein genehmen Menschen, sozusagen die Personifi-
(ungezogenes) Kind, einen kleinen, komi- zierung des Schreckens fiir eine bestimmte
schen Mann. Personengruppe: der Schrecken der Kompa-
nie, der Schrecken derganzen Nachbarschaft.
Schraube
Schimpfwort für eine unangenehme, über- Schreckensh errscher
spannt wirkende (ältere) Frau; oft als „alte emotional abwertend fiir einen Herrscher,
Schraube“. der ein Schreckensregiment ausübt, der durch
Vgl.: —> alte Schraube, —» Schreckschraube, —» Gewalt und Willkür Schrecken verbreitet.
verdrehte Schraube.

Schraubendampfer Schreckgespenst
(eigentlich ein mit Schiffsschrauben ange- (eigentlich ein Gespenst, das Schrecken
triebener Dampfer) abfälligfiir eine ältliche auslöst) selten fiirjemanden, der als schreck-
oder wuchtige, fette Frauensperson. lich, bedrohlich empfunden wird.
Vgl.: Dampfer. Vgl.: —» Gespenst.

Schrebergärtner = geistiger Schrebergärt- Schreckgestalt


ner ein Mensch, der Schrecken hervorruft, ein
entsetzlicher oder entsetzlich aussehender
-schreck Mensch.
in entsprechenden Wortverbindungen abwer- Vgl.: Gestalt, Greuelgestalt, Schauergestalt (sel-
tendfür eine Person, die Erschrecken, Ableh- ten), Schreckensgestalt (Nebenform).
nung bei anderen hervorruft bzw. diese
abschreckt. Das Bestimmungswort benennt Schreckschraube
im allgemeinen die jeweils „in Schrecken hartes Schimpfwort fiir eine unangenehme,
versetzte“ Personengruppe. Das Wortbil- unbeliebte, häßliche Frau.
dungsmittel „-schreck“ ist sehr produktiv
Vgl.: alte Schreckschraube, —> Schraube.
und eignet sich auch bestens zur Kommen-
tierung des politischen Tagesgeschehens.
Schreiber
Für die Presse war Margaret Thatcher ein
„Sozialisten-Schreck“ (1994), Helmut Kohl (eigendich eine neutrale Bezeichnung für
ein „Börsenschreck“ (Oktober 1994), das einen Menschen, der schreibt, der das
PDS-Zugpferd Gregor Gysi ein „Parteien- Schreiben zu seinem Beruf gemacht hat. In
schreck“ (Juli 1994), Gesundheitsminister früheren Zeiten, als die Beherrschung der
Horst Seehofer angesichts des Widerstan- Schrift eine seltene Kunst war, galt „Schrei-
des der Arzte gegen seine Gesundheitsre- ber" sogar als eine Art Ehrenname) spot-
form ein „Ärzteschreck“ (Ende 1993) und tend, oft geringschätzig fiir einen Verfasser
der PDS-Bewerber um den Potsdamer literarischer, journalistischer oder anderer
Oberbürgermeisterposten von 1993 Rolf Werke; meistens in Wortverbindungen, oft
Kutzmutz nach eigenem Bekunden „kein als Kollegenschelte. Heinrich Heine etwa
I nvestorenschreck". zog über die „Lohnschreiber der Aristokra-
Vgl.: —» Automatenschreck, Beamtenschreck, tie“ her.
Behördenschreck, —> Bürgerschreck, Eltern- Vgl.: —» Abschreiber, Artikelschreiber, Bestseller-
schreck (selten), —> Frauenschreck, —> Kinder- schreiber, —> Feuilletonist (Feuilletonschreiber),
schreck, —» Klassenschreck (schlimmer Lehrer), —> Hofschreiber, Lohnschreiber, Romanschreiber,
Lehrerschreck (schlimmer Schüler), —> Männer- Schmähschreiber, Stückeschreiber, Tagblattschrei-
schreck, Paukerschreck, Pistenschreck, -» Re- ber (veraltet), Theaterschreiber, —> Vielschreiber,
krucenschreck, Spatzen schreck, Spießerschreck Winkel Schreiber, Zeitgeistschreiber (selten), —»
(selten). Zeitungsschreiber.

382
Schreiberling fand, daß es „besonders widerlich wirkte,
verächtlich fiir jemanden, vor allem einen wie die größten Schreier still wurden, wenn
Schriftsteller oder Journalisten, der schlecht man sie beförderte“.
(und viel) schreibt: ein armseliger, elender, Vgl.: Blutschreier (selten: Aufwiegler), Hurra-
mieser Schreiberling. Das Wort wurde schreier, Jahrmarktschreier.
schon von Luther gebraucht. Im August
1993 beklagte der s pie g e l das Aufkommen Schreifritz
einer „neuen Riege von Schreiberlingen (Wortwitz durch Buchstabenumstellung
mit dem Gemüt von Fleischerhunden“. aus d e r Fr e is c h ü t z , Oper von Carl Maria
Vgl.: —> -ling, Reklame-Schreiberling, Zeitungs- von Weber) seltenes Spottwort aus dem
schreiberling (beide selten). Theatefargon fiir einen Sänger, der recht
laut, aber nicht gut singt.
Schreiberseele Vgl.: —> Fritz.
(die früheren Behördenschreiber galten als
pedantisch) engstirniger, kleinlicher, büro- Schreihals
kratischer Mensch. i. viel schreiendes, weinendes Kleinkind. 2.
Vgl.: —> Beamtenseele, Buchhalterseele (selten), jemand, der laut spricht, schimpft, schreit,
Bürokratenseele. viel Geschrei macht. In einem SPIEGEL-Arti-
kel (Oktober 199$) sprach Wolf Biermann
Schreibstubenhengst selbstironisch vom „Schreihals Biermann“.
soldatensprachlich abfällig oder spöttisch fiir Vgl.: —> -hals, kleiner Schreihals (oft schreiendes
einen Soldaten, der in der Schreibstube Baby), Schreiteufel (selten: fürchterlich schreien-
Dienst tut. des Baby).
Vgl.: —> Bürohengst, —> Hengst, —> -hengst,
Schreibtischhengst (zivil). Schriftstehler
(scherzhaft entstellt aus „Schriftsteller“)
Schreibtischmörder spöttisch abwertend für einen Schriftsteller,
(das Wort kam in den 50er Jahren im Zuge der ein literarisches Plagiat begangen hat, der
der Gerichtsverhandlungen gegen Naziver- abschreibt.
brecher auf) jemand, der, vor allem als Poli- Vgl.: Abschriftsteller (veraltetes Wortspiel), —»
tiker oder als Vorgesetzter, einen Mord Stehler.
veranlaßt hat oder dafür (mitverantwortlich
ist; auch für einen Kriegstreiber. Schrippe
Vgl.: —» Mörder. (eigentlich vorwiegend berlinisch für ein
längliches, eingekerbtes Brötchen; wegen
Schreibtischtäter dieser Einkerbung auch übertragen für die
(ursprünglich für Naziverbrecher) jemand, Vulva und von daher auf das folgende) ab-
der, vor allem als Politiker oder ab Vorgesetz- schätzige derbe Bezeichnung besonders in
ter, Verbrechen veranlaßt hat oder dafür Berlin fiir eine (alte) Frau; Prostituierte;
(mitverantwortlich ist; auch fiir einen un- meist ab olle bzw. alte Schrippe.
redlichen, hetzenden Publizisten. Gelegent- Vgl.: scharfe Schrippe (selten: mannstolle ältere
lich wird das Wort eher scherzhaft auf Frau).
einen Bürokraten oder einen etwas abgeho-
benen Theoretiker angewendet. Schrippenarchitekt
Vgl.-. Schreibtischgangster, Sch reibtisch Verbrecher. milder, seltener, insbesondere berlinischer Be-
ruftspottfiir den Bäcker.
Schreibtischverbrecher « Schreibtischtäter
Schröpfer
Schreier (hergenommen vom „Schröpfen“ im Sinne
i. Schreihab, sehr laut sprechender Mensch; von Blut abnehmen, zur Ader lassen) ein
schreiendes Kind. 2. schimpfender, zänkischer Mensch, der anderen viel Geld abnimmt, sie
Mensch; Unruhestifter. Schon Tucholsky finanziell ausbeutet.

383
Schrubber Schugger (Tschugger)
vom borstigen Werkzeug der Hausfrau als (wohl von jiddisch „chokar“ = spähen, for-
Steigerung und Vergröberung von —> Besen schen) in der Schweiz abfälligfiir einen Po-
auf eine häßliche (ältere) Frau übertragen; lizisten.
oft: alter Schrubber.
Schuldenmacher
Schrulle jemand, der dauernd Schulden macht, hoch-
(zu norddeutsch „Schrullen“ = verrückte verschuldet ist. „Einem Schuldenmacher ist
Einfälle) Schimpfwortfür eine wunderliche, nichts zu teuer“, heißt es im Sprichwort
launische, altjüngferliche Frau. und ebenso: „Schuldenmacher sind Lüg-
Vgl.: alte Schrulle, Schreckschrulle (jugendsprach- nerl“ Aus der politischen Polemik sind ana-
lich).
loge Bildungen wie „Schulden-Kanzlcr“
oder „Schulden-Minister“ geläufig.
Schrumpel
VgL: —> -macher, Schuldenbuckel (hessisch),
(eigentlich ein Dialekcwort für eine Falte, Schuldenmajor (zumindest in Schlesien).
Runzel) abschätzigfür eine alte, eingefallene,
runzlige Frau. Schulfuchs
Vgl.: alte Schrumpel, Schrumpelliese.
veraltendfür einen kleinlichen, pedantischen
Menschen, insbesondere einen Lehrer, Schul-
Schrumpfgermane
meister.
(nach dem „Schrumpfkopf”, der makab-
Vgl.: Fuchs, Schulfuchser (seltene Nebenform).
ren Trophäe von Kopfjägern; wahrschein-
lich 1926 als Hohnbezeichnung für Joseph
Schulmeister
Goebbels aufgekommen, der ja gar nicht
dem germanischen Ideal der Nazis ent- (früher eine wertfreie Bezeichnung für den
sprach) bissiger Spottfür einen kleingewach- Schullehrer) jemand, der andere pedantisch
senen Deutschen. Geradezu gemein war die belehrt, bekrittelt; Besserwisser; auch fiir ei-
Formulierung des Österreichischen Publizi- nen kleinlichen, pingeligen Lehrer. Eine Art
sten Günther Nenning, der unseren über Steigerung ist der „Dorfschulmeister“.
hundertjährigen Ernst Jünger als „Welt- Schon 1912 hatte ein Landschullehrer Be-
bürger und Schrumpfgermanen“ beschrieb leidigungsklage deswegen erhoben. Bei
(w e l t w o c h e , Oktober 1995). Karl Leberecht Immermann (1796 — 1840)
kommt gar ein „Dorfschulmeisterlein“ vor.
Schubiack (Schubbejack) Ein „arroganter Schulmeister“ ist der Ex-
Bundeskanzler Helmut Schmidt für den
(zusammengesetzt aus „schubben“ = krat-
s pie g e l (April 1994), und die w e l t w o c h e
zen und „Jack“ - Jakob) ein Lump, Schuf,
(Juli 1995) rüffelte den „Wekschulmeister
Gauner, niederträchtiger Kerl
USA“.
Vgl.: Dorfschulmeister, —> Mulscheister, Schul-
Schuft
meisterlein (selten), Schulpedant.
ehrloser, gemeiner Mensch, Betrüger, Schur-
ke: ein gemeiner, elender, erbärmlicher, hin-
Schulschwänzer
terhältiger Schuf. Schiller gab einem seiner
r ä u b e r den sprechenden Namen „Schufter-
meist tadelndfür einen Schüler, der die Schu-
le“. Eine hübsche Strophe aus der k ü c h e n - le schwänzt, also absichtlich den Unterricht
m o r j t a t von Ernst Klotz (1894- 1970): versäumt.
„Und während sie Kartoffel pufft, Vgl.: —> Schwänzer.
erstach von hinten sie der Schuft
per Gabel. Mit dem Messer Schummel
ging’s höchstwahrscheinlich besser.“ selten fiir eine nachlässige Person, Schlampe;
Vgl.: Schufrian, Schuftikus (beide selten). seltenerfür einen, der beschummelt, betrügt.

384
Schummler reiche österreichische Trachten-Rockband
jemand, der nicht ganz ehrlich handelt, der nennt sich „Zillertaler Schürzenjäger“.
mogelt, besonders beim Spiel oder ah Schüler, Vgl.: —> Frauenjäger, -4 -jäger, Mädchenjäger,
etwa durch „unerlaubte Hilfimitter. Schürzenhengst (selten).
Vgl.: —> -1er.
Schürzenkmd
Schundnickel selten fiir ein unselbständiges, furchtsames
in Bayern und Österreich fiir einen knausri- Kind; Schoßkind.
gen, geizigen Menschen. Vgl.: —> Kind.
Vgl.: -4 Nickel, —> -nicke!.
Schußbartel
Schüppel (zu „schießen“ in der Bedeutung „hastig
(eigentlich ein Haarschopf, Büschel) ober- gehen“) vorwiegend oberdeutsch fiir einen
deutsch fiir einen unangenehmen Menschen, schusseligen, unbesonnenen Menschen.
unleidlichen Kerl. Vgl.: —> -bartel (-barthel).
Vgl.: alter Schüppel (bayrisch und österreichisch:
alter Mann), Grindschüppel, —» Lügenschüppel.
Schussel
Schürer (zu „schießen") hastiger, fahriger, konfiiser
(zu „schüren“ = Feuer anfachen) jemand, Mensch.
der andere zu etwas anstachelt; Hetzer, Agi- Vgl.: Schuß, Schusselbock (beide selten), Schussel-
fritze, Schußler.
tator.
Vgl.: Unruheschürer.
Schußler = Schussel
Schurke
(vielleicht verwandt mit „schüren“; weibli- Schuster
che Form: Schurkin) ein gemeiner, nieder- (frühereine Schelte für den schlechten, un-
trächtiger Mensch, Verräter: ein elender, gelernten Schuhmacher) Pfuscher, Stümper,
abgefeimter, durchtriebener, verdammter Nichtskönner; zumindest in Franken auch
Schurke. „Den Schurken und Narren ge- jur einen schlechten Kartenspieler.
hört die Welt“, lehrt das Sprichwort, und Vgl.: —> Bildungsschuster, Blechschuster (Klemp-
Franz Grillparzer, der große österreichische ner), Büchsenschuster (Frauenarzt), —* Flickschu-
Dichter, warnt seine Leser: ster, —> Knochenschuster, Maulschuster (selten:
Zahnarzt), -> Paragrapenschuster, Schlappenschu-
„Ein Dummkopf bleibt ein Dummkopf ster (selten: Nichtskönner), Teigschuster (wiene-
nur risch: Bäcker), Zahnschuster.
für sich, in Feld und Haus,
doch wie du ihn zu Einfluß bringst, Schütze Arsch (im letzten/dritten Glied)
so wird ein Schurke draus.“
(Der Schütze ist der unterste Mannschafts-
Vgl.: Erzschurke.
dienstgrad beim Heer. Ins dritte und letzte
Glied der Aufstellung stellt man gewöhn-
Schurl
lich diejenigen Soldaten, die eher einen
(eigentlich eine österreichische Kurz- und
schlechten Eindruck machen) im Jargon
Koseform von „Georg“) in Österreich fiir ei-
der Soldaten derb veraltendfiirden einfachen
nen unhobelten, dummen Burschen; Versager. Soldaten ohne jeden Rang. Daneben gibt
oder gab es eine ganze Reihe ähnlich ge-
Schürzenjäger brauchter Wendungen wie „Schütze Nie-
(„Schürze“ wird übertragen für „Frau“ ver- selpriem“, „Schütze Piesepampel“ usw.
wendet) meist abschätzig fiir einen Mann, Vgl.: -» Arsch, Gefreiter Arsch, Matrose Arsch,
der den Frauen nachstellt, der ständig auf Schütze Arsch mit der Ölkanne (Schütze bei der
erotische Abenteuer aus ist. Eine sehr erfolg- Technischen Truppe),

385
Schütze Hülsensack neue Gelegenheitsbildung ist das zynische
soldatensprachlich veraltet fiir einen schlech- „Immunschwächling“.
ten Schützen, einen tölpelhaften einfachen Vgl.: Denkschwächling (selten), —> -ling.
Soldaten. Er taugt nur zum Aufsammeln
der Patronenhülsen. Schwachmatiker
(aus „schwach“ und „Mathematiker“) be-
Schwab (Schwabe) griffsstutziger, unbegabter Mensch, vor allem
schweizerisch leicht abwertend für einen aufdem Gebiet der Mathematik.
Deutschen. Im Fr e ib e u t e r Nr. 55 erklärte
der Schweizer Schriftsteller Urs Widmer: Schwachmatikus
„So schimpfen wir Schweizer (wir (scherzhafte pseudolateinische Substantiv-
Deutschschweizer, um genau zu sein) die bildung zu „schwach“ von Studenten im
Deutschen (und zwar alle zwischen Lör- 18. Jahrhundert nach dem Muster von
rach und Kiel) seit Urzeiten ,Schwaben4... Wörtern wie „Rheumatikus“) veraltend
Wir meinen es abwertend, aber nicht sehr. spöttisch fiir einen Schwächling oder unbe-
Erst der ,Sauschwabe‘ ist ein Ausdruck gabten Menschen.
wirklicher Abneigung
Vgl.: —> Sauschwab (Sauschwabe). Schwade
(zu „schwadern“ = schwatzen; auch einge-
Schwabbel deutschte Schreibweise zu „Suade“ = Rede-
schwall) Schwätzer, Großmaul; redselige Frau.
(zu landschaftlich „schwabbeln“ = schwat-
Vgl.: Schwader, Schwaderer (Nebenformen).
zen, Unsinn reden; die 2. Bedeutung zu
„schwabbeln“ = gallertig wackeln) selten fiir
Schwadroneur (Schwadronierer)
i. einen Schwätzer. 2. eine dicke Person mit
(zu „schwadronieren“, eigentlich = beim
weichem, wackelndem Fett. Beide Bedeu-
Fechten wild und planlos um sich hauen)
tungen kommen öfter in Wortverbindun-
jemand, der schwadroniert, der ivortreich
gen vor. „Wagners kunstphilosophische
prahlt, schwatzt.
und politische Aufsätze verweise ich in das
Gebiet, wo Schwabbelhänschen König ist“,
Schwafler (Schwafeier)
schrieb 1865 ein H. Dorn über den be-
jemand der unsinnig, töricht, ohne ausrei-
rühmten Komponisten.
chende Sachkenntnis daherredet.
Vgl.: Schwabbeler, Schwabbelfritze, Schwabbel-
Vgl.: —> -1er, Schwefler (Nebenform).
hans, Schwab beijochen, Schwabbelliese, Schwab-
belmeier (alle geschwätzig), Schwabbelpudding
(feist). Schwalbe
selten fiir eine Straßenprostituierte.
Schwachkopf Vgl.: —> Asphaltschwalbe, Bordschwalbe (selten),
Bordsteinschwalbe, —> Dreckschwalbe, -> Kan-
sehr dummer Mensch. „Von General zelschwalbe, Rauchschwalbe, —> Trottoir-
Schwachkopf lernen heißt siegen lernen.“ schwalbe.
(Peter Rühmkorf in seinen Tagebüchern
t a b u I von 1995 über den amerikanischen Schwaller
General Schwartzkopf, der im Golfkrieg (zu „Wortschwall“, „Redeschwall“) jugend-
den Oberbefehl über die Alliierten hatte.) sprachlich abfiillig fiir jemanden, der schnell
Vgl.: -köpf (-kopp). und dabei viel Unsinn redet.
Vgl.: —> -1er, Schwalli (selten), Schwallkopf.
Schwächling
schwächlicher, kraftloser, auch willensschwa- Schwallkopf = Schwaller
cher Mensch. „Ein Schwächling zu Hause,
der Stärke heuchelt als Schriftsteller so Schwammerl, der (das)
Gerhart Hauptmann über seinen schwedi- (eigentlich in Bayern und Österreich die
schen Kollegen August Strindberg. Eine Bezeichnung für einen Pilz) vorwiegend

386
bayrisch fiir eine dumme Person; einen klei- Vgl.: Friedensschwärmer, Glaubensschwärmer,
nen, nicht ernst genommenen Mann. Naturschwärmer, sonderbarer Schwärmer (Phan-
tast, Idealist).
Schwan s. sterbender Schwan
Schwarmgeist
schwankendes Rohr (Der Ausdruck geht auf Luther zurück) ein
(nach der Redensart „ein schwankendes religiöser oder politischer Eiferer, (junger)
Rohr im Wind sein/schwanken wie ein Phantast, Schwärmer.
Rohr im Wind“, die auf eine Bibelstelle aus
Luk. 7,24 bzw. Matth. 11,7 zurückgeht: Schwarte
„Wolltet ihr ein Rohr sehen, das der Wind landschaftlich derb fiir ein unangenehmes
hin und her weht?“) bildungssprachlich ver- (altes) Weib; da und dort auch abweichende
altet für einen wankelmütigen, charakter- Bedeutungen.
schwachen, unschlüssigen Menschen. Vgl.: -4 alte Schwarte.
Vgl.: Rohr im Wind, Schilfrohr im Wind (beides
selten und eher poetisch). schwarze Seele
meist scherzhafi-neckendfiir einen Menschen
Schwanz mit einer „schwarzen Seele", einen Schlingel.
von der derben Bezeichnung fiir den Penis
abschätzig oder verächtlich, vor allem aus der Schwarzer
Sicht von Frauen, auf den ganzen Mann (weibliche Form: Schwarze) 1. geringschät-
übertragen. „Die Macht der Schwänze hat zigfiir einen Katholiken, katholischen Geist-
ihre Grenze!“ lautet ein vulgärfeministi- lichen, frommen Menschen. 2. im Jargon der
schcr Kampfreim. Politik leicht ab wertendfiir einen Anhänger
Vgl.: —> Affenschwanz, Eheschwanz (selten: Ehe- einer konservativen, christdemokratischen
mann), -4 Sauschwanz, -4 Schlappschwanz.
Partei. Die Kennzeichnung „schwarz“ für
das christlich-konservative politische Lager
Schwänzer
besteht seit dem frühen 19. Jahrhundert.
(von rotwelsch „schwentzen“ = herum-
Das LIBERALE SCHIMPFLEXIKON VOH 187O
schlendern) jemand, der ohne triftigen
nennt, besonders für katholische Geistli-
Grund eine Pflicht, den Dienst, die Arbeit,
che: „schwarze Bande, schwarze Brüder,
insbesondere aber ah Schüler den Unterricht
schwarze Brut, schwarze Rotte, schwarze
versäumt.
Vgl.: Arbeitsschwänzer (selten), Kirchenschwän-
Kamarilla“ usw. Ein neues Scherz- und
zer, -4 Schulschwänzer. Spotrwort ist „Kohl-Schwarze" für beson-
dere Anhänger des deutschen Bundeskanz-
Schwänzler lers Helmut Kohl von der CDU.
(zu mittelhochdeutsch „swenzeln“ =
schwenken; zieren) selten fiirjemanden, der Schwärzer
geziert, tänzelnd geht. vorwiegend österreichischfiir einen Schmugg-
Vgl.: —> -1er. ler, Schwarzhändler, Hehler.

Schwärmer schwarzes Schaf


(in der Reformationszeit ein aufdringlicher (Die Wolle von schwarzen oder gefleckten
Sektierer) mildes Schimpfwortfiir einen un- Schafen ist weniger geschätzt. Der Aus-
realistischen, leicht begeisterten Menschen, druck geht vielleicht auf eine Bibelstelle in
glühenden Verehrer, religiösen Eiferer: ein ro- i. Mos. 30,32 zurück) jemand, der in einer
mantischer, eifernder, sentimentaler, lebens- Gemeinschaft unangenehm aujfallt, eine ab-
fremder, religiöser Schwärmer. iy<y} schrieb solute Aufienseiterposition einnimmt, der Ge-
Christoph Martin Wieland im t e u t s c h e n meinschaft schadet.
Me r k u r über die „fanatischen Freyheits- Vgl.: -4 Schaf, schwarzes Familienschaf (selten),
und Gleichheitsschwärmer in Paris“. schwarzes Schaf (in) der Familie.

387
Schwarzfahrer Thomas als einem „Tiefschwätzer'. Tho-
ofi abwertend oder tadelnd fiir eine Person, mas Bernhard dagegen wurde vom s pie g e l
die i. ohne Fahrschein, ohne zu bezahlen, ein (August 1985) als „ungebremster Theater-
öffentliches Verkehrsmittel benützt. 2. ohne schwätzer“ hingestellt. „Dem Schwätzer
Führerschein ein Kraftfahrzeugfährt. und dem Frosche wackelt gern die Go-
VgL: Graufahrer (schweizerisch). sche“, reimt der Volksmund. Die folgen-
den Zeilen aus einem Gedicht über
Schwarzhörer Mussolini standen 1926 in der Wiener
jemand der Radio hört, ohne sein Gerät an- Zeit-, bzw. „Streitschrift“ mit dem Titel
gemeldet und Gebühren bezahlt zu haben. DER GÖTZ VON BERLICHINGEN:

„Ein tödlich starker Schwätzer steht,


Schwarzkittel vom blinden Volk zum Gott erhöht,
(wegen der schwarzen Amtstracht) 1. abfäl- weil er - dem tapfern Wilhelm ähnlich -
ligfiir einen (katholischen) Geistlichen. 2. sa- höchst heldisch tut und unversöhnlich.“
lopp fiir einen Schiedsrichter. Vgl.: Biertischschwäczer, —> Blechschwätzer, Dau-
Vgl.: Schwarzrock, Weißkittel. erschwätzer, —> Dummschwätzer, —> Klugschwät-
zer, —> Oberschwätzer, Paten cschwätzer
Schwarzkünstler (dümmlich), Salonschwätzer (drischt Phrasen,
i. scherzhafte alte Handwerkerscheltefiir den schmeichelt), Schlechtschwätzer (hessisch:
Buchdrucker. 2. oft abfälligfiir einen Magier, tratscht), Schönschwätzer (selten: Schönredner),
Scharlatan; seltenerfiir einen Priester. Stußschwätzer (unsinnig), Tugendschwätzer, Un-
sinnschwätzer, Vielschwätzer.

Schwarzmaler
jemand der die Dinge allzu pessimistisch Schwatzliese
darstellt, die Zukunft in düsteren Farben geschwätzige Frau, schtvatzendes Mädchen.
schildert. Vgl.: Liese, —> diese, Schwatzkarline (selten).
Vgl.; Schwarzfarber.

Schwatzmaul
Schwarzrock - Schwarzkittel
derb fiir einen ärgerlichen Schwätzer.
Schwarzseher Vgl.: —» -maul, Schwatzkopf.
i. eine Person, die alles ungünstig einschätzt,
die Zukunft allzu pessimistisch beurteilt. 2. Schwatztante
jemand, der fällige Femsehgebühren nicht abfälligfiir eine schwatzhafte Frau; gelegent-
bezahlt. lich auch fiir einen Mann.
Vgl.: —> Faseltante, Labertante, -4 Quasseltante,
Schwatzbase (Schwatzbase) -> Sabbeltante, Schwatztasche (selten), —> Tante,
eine Frau, die gerne und zuviel redet. —> -tante.

Schwätzer
Schwefelbande
L jemand der viel schwatzt, belanglos und
töricht daherredet. 2. ein Mensch, der nur re- (wohl vom gleichlautenden Spitznamen ei-
det, schwatzt, anstatt zu handeln. $. jemand ner verrufenen Studentenverbindung in
der etwas ausplaudert, es nichtfiir sich behal- Jena namens „Sulphuria“; zu lateinisch
ten kann. Man spricht von einem albernen, „sulphur“ = Schwefel) 1. üble Gesellschaft,
hohlen, kindischen, langweiligen, uner- Gesindel. 2. gemütliche Scheltefür eine mut-
träglichen, dummen, sentimentalen willige, ausgelassene Schar von Kindern oder
Schwätzer. Das Wort kommt in vielen fugendlichen.
auch un üblichen Zusammensetzungen Vgl.: —> Bande, —> -bande.
vor. So sprach Heinrich Mann während
des ersten Weltkriegs von seinem Bruder Schweller = Schwafler (Schwafeier)

388
Schweifwedler dem Oskar Lafontaine im Saarland das
(vom Hund, der freudig erregt mit dem Presserecht verschärft hatte, Rudolf Aug-
Schwanz wedelt) veraltetfiir einen Kriecher, stein in seinem s pie g e l (Juni 1994): „... der
Liebediener. Schweinehirt gegen alle Journalisten-
Vgl.: —> -ler. schweine. Wohl bekomm’s.“
Vgl.: Agentenschwein, Bonzenschwein, —> Bullen-
schweigende Mehrheit schwein, Charakterschwein, —> Dreckschwein,
Egoistenschwein, —> Etappenschwein, —> Fett-
(Lehnübersetzung von englisch „silent ma- schwein, —> Frontschwein, Kameradenschwein
jori ty“) eine ofi abwertend verwendete Be- (soldatensprachlich: unkameradschaftlich), Kana-
zeichnungfiir die große Masse der Menschen, kenschwein (Neonazijargon), —> Kapitalisten-
die ihre Meinung zu einer bestimmten Frage schwein, —> Kielschwein, Kommunisten-
nicht äußern können oder wollen. schwein, —> Lästerschwein, Marzipanschwein
(Marzipanschweinchen) (dick, rosig), —> Mast-
schwein, —» Pistensau (Pistenschwein), Rampen-
Schwein schwein (Schauspieler), Riesenschwein, •—>
(Schweine galten von jeher als schmutzig, Rübenschwein, —» Stachelschwein, —> Warzen-
gefräßig und triebhaft) derbes Schimpfwort schwein, Wildschwein, Z-Schwein.
fiir i. einen schmutzigen oder schmutzenden
Menschen. 2. eine verachtenswerte, gemeine Schwein, schwarzes
Person; Lump. 3. einen unsittlichen Men- (eigentlich das Wildschwein) eine seltene
schen; einen, der „schweinisch“ redet. Man gemütliche Schelte ohne bestimmte Bedeu-
sagt: ein dickes, schwules, vollgefressenes, tung oder im Sinne von Schlingel, Bursche.
selten blödes, autoritäres, altes, feiges, be-
soffenes, dreckiges Schwein. Angeblich Schweinchen
wurde 1881 ein Bauer zu einer Geldstrafe mildes scherzhaftes Schimpfwortfiir ein klei-
verurteilt, weil er einen Nachbarn, der ihm nes —> Schwein; auch ah Tadel fiir ein
auf der Straße mit einem Schwein entge- schmutziges Kind. Zur oberdeutschen Form
genkam, mit den Worten „Guten Tag mit- „Schweindel“ gibt es einen alten bayrischen
einander!“ begrüßt hatte. Der Dramatiker Grabspruch:
und Hörspielautor Leopold Ahlsen bekam „Hier liegt der Johann Weindl.
1962 in einem anonymen Brief folgendes Er lebte wie ein Schweindl,
zu lesen: „Man fragt sich unwillkürlich, gsoffn hat er wia a Kuah,
wer die eigentlich sind, die das Andenken 0 Herr, gib ihm die ewige Ruah!“
unserer gefallenen Väter und Brüder in den Vgl.: —> -chen (-lein).
Schmutz zerren dürfen, und man findet
nur eine Antwort: Schweine, wie sie die Schweinchen Schlau
Natur nur alle Jahrtausende einmal wirft.“ (ursprünglich eine Comicfigur aus den
Dezent nimmt sich dagegen die Beschimp- ,,Micky-Mau$“-Heften) dicklicher, schlauer
fung „intrigantes Schwein“ aus, die die Kerl.
FDP-Politikerin Schwaetzer öffentlich an Vgl.: —» -chen (-lein), Schweinchen Dick.
ihren Parteifreund Möllemann richtete.
Vgl.; —> armes Schwein, dummes Schwein, faules Schweine- (Schwein-, Schweins-)
Schwein, —> fettes Schwein, —> perverses Schwein, derb emotional abwertend für einen sehr
Sau. schlechten, gemeinen oder schmutzigen Men-
schen.
-Schwein Vgl.: Sau-, Schweinebär (selten), Schweinebar-
Solche Zusammensetzungen sind derb ab wer- tel, Schweinematz (schmutzig), Schweinepeter,
tend und bezeichnen ofi einen Menschen, der Schweinestück (ehrlos).
in einer bestimmten Art und Weise gemein,
charakterlich „schmutzig“ ist. Manchmal ist Schweinebacke
das ,,-schwein“ mit einer Berufsbezeich- selten fiir einen unangenehmen, unverschäm-
nung verquickt. So kommentierte, nach- ten Menschen,

389
Schweinebande Schwelger
Gesindel, üble Gesellschaft. (von mittelhochdeutsch „swelher“ = Schluk-
Vgl.: —> Bande, —> -bande, —> Saubande. ker, Säufer) jemand, der schlemmt undpraßt
oder sich an geistigen Genüssen, Stimmungen,
Schweinehund Gefühlen berauscht. „Junger Schwelger, alter
(ursprünglich ein Hund für die Wild- Bettler“, behauptet ein Sprichwort.
schweinjagd) niederträchtiger, unanständi- Vgl.: Weinschwelg (veraltet: Weinliebhaber).
ger Kerl, Lump. In Erich Mühsams Gedicht
„Disput“ stehen die Zeilen: Schwellkopf
„Der fromme Christ führt Gott im (auch ein großer nachgebildeter Kopf für
Mund, Karnevalsumzüge) landschaftlich für eine
der Atheist den Schweinehund.“ dickköpfige Person; auch Dummkopf
Vgl.: Hund, —> -hund, —> Sauhund, Schwein- Vgl.: —> Geschwollkopf (Gschwollkopf), —> -köpf
hund (orthographische Variante). (-kopp), Schwellschädel (oberdeutsch), Schwoll-
kopf (rheinhessisch).
Schweinekerl
grobes Schimpfwort für einen unflätigen, Schwengel
schmutzigen, verkommenen Mann. (eigentlich ein Klöppel oder ein Pumpen-
Vgl.: —» Kerl, —» Saukerl. schwengel; übertragen auch derb für den
Penis) landschaftliches Scheltwort für einen
Schweinepack groben, dummen Burschen; Herumtreiber.
derb für Gesindel, üble Gesellschaft. Vgl.: Bauernschwengel, Büroschwengel, —> Gal-
Vgl.: —> Pack, —> -pack, Saupack. genschwengel, —» Ladenschwengel.

Schweinepriester Schwerenöter
(So nannte man früher den Schweinehirten (ursprünglich einer, dem man die „schwere
eines Klosters) i. schmutziger, verkommener Not“, d.h. die Epilepsie, wünscht) meist
Mann. 2. mieser, gemeiner Kerl. abwertendfür einen charmanten, gerissenen
Frauenschmeichler; nicht ohne eine gewisse
Schweinigel Anerkennung. Früher war das Wort ein üb-
(frühere volkstümliche Bezeichnung fiir den ler Schimpfname und hatte den Charakter
Igel nach seiner rüsselartigen Schnauze; Ein- einer Verwünschung. Man gebrauchte
wirkung von —» Nickel) derbes, aber eher Steigerungen wie „Tausendschwerenöter“,
mildes Schimpfwort für 1. einen zotigen, ob- „Schockschwerenöter“ oder gar „Himmel-
szöne Witze erzählenden Menschen. 2. einen tausendschockschwerenöter “.
schmutzigen oder etwas beschmutzenden Men-
schen. 5. eine unanständige, sittenlose Person.
schwerer Junge
Vgl.: Igel, —> Sauigel, Schweineigel, Schwein-
nickel (beides Nebenformen). („schwer“ im Sinne von „schweres Verbre-
chen“, „schwere Schuld“) gefährlicher Ver-
Schweinskopf brecher, Gewaltverbrecher.
seltenes vorwiegend bayrisches Schimpfwort Vgl.: —> Junge, Schwerer (seltene Verkürzung).
für einen groben, eigensinnigen Menschen
oder einen mit einem dicken Kopf Schwertgosche
Vgl.: —» -köpf (-kopp), Saukopf. zumindest schwäbisch undfränkisch für eine
unverschämte, verleumderische Schwätzerin,
Schweißfaßindianer die „ein Maul hat wie ein Schwert“.
(der Bezeichnung „Schwarzfußindianer" Vgl.: —> Gosche.
nachgebildet) scherzhafi-sportend oder ta-
delnd für einen Menschen mit übelriechen- Schwerverbrecher
den Schweißfüßen. jemand, der schwere Verbrechen begangen hat.
Vgl.: —> Indianer. Vgl.: —» Verbrecher, —> -Verbrecher.

390
Schwiemel (Schwiemler, Schwiemeler) Schwuler
(zu mittelhochdeutsch „sweimen“ = schwe- (schwul ist ein älteres Wort für „schwur)
ben) nord- und mitteldeutsch für einen lie- salopp für einen Homosexuellen. Das Wort
derlichen Menschen, Betrüger; Trunkenbold. findet sich in vielen deutschen Schimpf-
Vgl.: —> -1er, Schwiemelant, Schwiemel fritze (bei- wörterbüchern, wird aber kaum mehr ab-
de selten), Schwiemelkopf.
wertend verwendet.
Schwiemelkopf - Schwiemel (Schwiem-
ler, Schwiemeler) schwuler Bruder
abfällig fiir einen Homosexuellen.
Schwindelhuber Vgl.: —> Bruder, —> -bruder, schwul Paketche (hes-
(nach dem häufigen Familiennamen Hu- sisch), schwule Sau, schwuler Hengst, süßer Bru-
ber) landschaftlich selten fiir einen Men- der, —> warmer Bruder.
schen, der öfters schwindelt, lügt oder
übertreibt. Schwuli
Vgl.t —> -huber.
(kosewortähnliche Kurzform) jugend-
sprachlich auch spöttisch oder abschätzig fiir
Schwindelmajor = Schwindelmeier
einen Homosexuellen.
Vgl.: Schwulibert, Schwulinski (schon um 1920),
Schwindelmeier
Schwuschi (selten).
(nach dem sehr häufigen Familiennamen
Meier) notorischer Schwindler, lügnerischer
Mann. Sechter
Vgl.; —» -meier, Schwindelmajor. (eigentlich ein Hohlmaß oder ein Gefäß
entsprechender Größe) vorwiegend österrei-
Schwindler chischfiir einen dicken Menschen; seltenerfür
i. jemand, der nicht ganz die Wahrheit sagt; einen Säufer.
Lügner. 2. ein Mensch, der andere täuscht,
betrügt. Seckel = Säckel
Vgl.: —> Börsenschwindler, —> Heiratsschwindler,
—» -1er, Schwind! er bande.
Seelchen
Schwindsüchtiger leicht abwertend fiir 1. einen überaus emp-
(eigentlich das alte Wort fiir einen an Lun- findsamen Menschen. 2. ein sentimentales,
gentuberkulose erkrankten Menschen) sel- naives (und raffiniertes) Mädchen, „Seel-
ten, besonders bayrisch, für einen chen“ heißt auch die Hauptfigur in dem
schwächlichen, mageren, krank aussehenden außerordentlich erfolgreichen Roman d ie
Mann. h e il ig e u n d ih r n a r r von Agnes Günther
Vgl.: Schwindsuchtsgerippe. aus dem Jahr 1913.
Vgl.: -chen (-lein), Seelchen mit Plüsch und
Schwinger Troddeln (veraltet: altmodisches, sentimentales
(„schwingen“ im Sinne von „große Reden Mädchen).
schwingen“) selten für einen Angeber, Prah-
ler. Seele s. durstige Seele, s. schwarze Seele

Schwittjeh = Suitier
Seele von (einem) Kamel
Schwuchtel (nach der Redensart „eine Seele von
(wohl zu landschaftlich „Schwuchteln“ = Mensch/von einem Menschen sein“) ein
tanzen, tänzeln) meist abfälligfiir einen (fe- allzu gutmütiger, (und insofern) dämlicher
minin wirkenden) Homosexuellen; in Schle- Mensch.
sien auch fiir eine Schwätzerin. Vgl.: —> Kamel.

391
Seelenfänger gen, Jahrmärkten, in Bordellen, die nur se-
jemand, der leichtgläubige Menschen mit al- hen, aber nicht kaufen wollen.
len Mittelnfür (fragwürdige) Anschauungen, Vgl.: Orientale (selten: er „orientiert“ sich nur),
eine Sekte o.ä. zu gewinnen sucht; Prediger. Warschauer (will die Ware nur anschauen).

Seelenklempner Seichbeutel
salopp, auch abfällig fiir einen Psychothera- (zu landschaftlich „seichen“ = harnen; Un-
peuten, Psychiater. sinn äußern) vor allem in süddeutschen
Vgl.: —> Klempner, Seelen masseur (selten). Mundarten ein derbes Schimpfwortfiir einen
langweiligen Schwätzer. Der „Urtyp eines
Seelenkrüppel Seichbeutels“ war für Karl Marx der Philo-
verächtlich für einen charakterlosen Men- soph und Sozialwissenschaftler Friedrich
schen. In seiner Au s w a h l a u s d e s Te u f e l s Albert Lange, ein scharfer Kritiker des Ma-
pa pie r e n von 1789 schrieb Jean Paul: „Ein terialismus (1870 in einem Brief an L. Ku-
lasterhafter Mensch ist ein ausgemachter gelmann).
Seelenkrüppel.“ Vgl.: -» Beutel, —> -beutel.
Vgl.: —» Gemütskrüppel, —» Krüppel, seelischer
Krüppel. Seichbock
(Ziegen- und Schafböcke harnen, wenn sie
Seelenverkäufer
erschreckt werden) besonders bayrisch für 1.
i. früher für einen Anwerber von Soldaten, einen Dummschwätzer. 2. einen ängstlichen
Matrosen zum Dienst in Kolonien oder fiir Mann.
einen Sklavenhändler. 2. jemand, der Men-
Vgl.: —> Bock, —> -bock.
schen an andere verkauft, ausliefert, verrät. 3.
ein dubioser Vermittler von Arbeitskräften.
Seicher
Seeräuber (eigentlich ein Urinierender) derb abwer-
vom früheren Piraten, der Schiffe ausraubte, tendfiir einen i. dummen Schwätzer. 2. Feig-
übertragen verwendetfiir 1. einen ungepfleg- ling; Schwächling, Versager. 3. Bettnässer.
ten, wüst aussehenden Mann. 2. einen fre- Vgl.: —> Bettseicher, Hagseicher (südwestdeutsch:
Lehrer), Hochseicher (hessisch: Angeber), Ho-
chen, ivilden kleinen Jungen.
senseicher, Nestseicher (selten: Bettnässer), Seich-
Vgl.: —» Räuber, —» -räuber. ling (veraltet: Schwätzer).

Seftel (Säftel)
Seicherl
(vielleicht zu „Joseph, Sepp“) besonders süd-
(„seicherln“ steht in Österreich für
deutsch als mildes Schimpfwort fiir eine
schmeichlerisches Reden) österreichisch fiir
männliche Person, über deren Dummheit
einen ängstlichen, verzagten Mann; seltener
und Ungeschicklichkeit man sich geärgert
fiir einen Schmeichler.
hat.

Seger Seichtling
(Nebenform zu „Seicher“ = Urinierender) (zu „seicht“ - nicht tief, flach; oberfläch-
zumindest im Ruhrgebietfiir einen Proleten, lich) selten fiir einen seichten, banalen, nur
Flegel oder überhaupt abfällig fiir einen oberflächlich gebildeten Menschen.
Mann. Vgl.: —> -ling.

Sehleute Seife
(sehen verwendete Einzahl: Sehmann) ab- (Herkunft unklar, vielleicht verkürzt aus
wertend für neugierige, passive Zuschauer; „Schmierseife“) zumindest bayrisch fiir eine
für Kunden in Geschäften, auf Versteigerun- Clique; Bagage.

39*
Seifensieder Sektenbruder
(früher ein Handwerker, der Seife herstellt. abwertendfiir ein männliches Mitglied einer
Die übertragene Bedeutung geht vielleicht Sekte.
zurück auf Schillers Drama Wa l l e n s t e in s Vgl.: Bruder, —> -bruder.
l a g e r , wo es heißt: „Schad um die Leut!
Sind sonst wackre Brüder ... Aber das Sektierer
denkt wie ein Seifensieder.") abfällig fär i. realitätsferner, dogmatischer (politischer)
eine langweilige, träge Person. Eigenbrötler. 2. Anhänger, besonders Wort-
führer einer Sekte. 3. im pokischen Jargon der
Vgl.: —> Leimsieder.
DDRfiir einen Linksabweichler.
Vgl.: -» Linkssektierer.
Seilschaft
(eigentlich eine durch ein Kletterseil ver- Seladon
bundene Gruppe von Bergsteigern) abwer- (nach dem Helden Celadon in dem Schä-
tend für eine Gruppe von Personen, die, vor ferroman L a s t r £e des französischen Dich-
allem im politischen Bereich, heimlich zusam- ters H. d’Urfe, 1568-1625) veraltetfiir einen
menarbeitet, Einfluß nimmt (und unsaubere schmachtenden Liebhaber.
Geschäfte betreibt). Das Wort ist nach der
deutschen Vereinigung von 1989 weitver- Selbstbediener
breitet und wird meistens auf noch beste- (wohl nach dem älteren „Selbstbedie-
hende politische Kontakte und Cliquen von nungsladen" als bissigem Spottwort für
ehemaligen DDR-Funktionären bezogen. das Parlament) abfällig fiir jemanden, ins-
Vgl.: alte Seilschaft, rote Seilschaft, SED-Seil- besondere fär einen Politiker, der seine Stel-
schaft, Stasi-Seilschaft. lung, seine Befugnisse ungeniert nutzt, um
sich persönliche (finanzielle) Vorteile zu ver-
Seiltänzer schaffen. „Regierung der Selbstbediener",
(eigentlich ein Seilartist) seltene, leicht ab- so nannte der s pie g e l im Dezember 1993
wertende Bezeichnung fiir einen lebensfrem- die konservativ-liberale Regierung von
den, unrealistischen Menschen, der nicht mit Sachsen-Anhalt, die wegen der sogenann-
beiden Beinen aufdem Boden steht. ten „Gehälter-Affäre" zurücktreten mußte.
Im St e r n (Mai 1996) wurden die Politiker
Seitenspringer als „Kartell der Selbstbediener“ bezeich-
net.
selten fiir einen Ehebrecher, eine Person, die Vgl.: Selbstversorger (Parlamentarier).
ftemdgeht, „einen Seitensprung macht“.
Selbstdarsteller
Sekkierhansel jemand, der sich in Szene setzt, Eindruck zu
(zu „sekkieren“ = drangsalieren, belästigen) machen versucht; Angeber. „Ghaddafi, der
besonders in Österreich fiir einen Menschen, begnadete Selbstdarsteller“, schrieb die
der andere schikaniert, ärgert, bedrängt. z e it 1994.
Vgl.: —> Hansel, —> -hänsel, Sekkierer. Vgl.: —» -Darsteller, Selbst! nszen lerer, Selbstprofi-
lierer (beide selten).

Sekte Selbstler
(aus lateinisch „secta" = Lehre; Anhänger- (zum kaum gebräuchlichen Verb
schaft. Luther sprach von falschen Lehrern, „selbsteln“) Egoist, selbstsüchtiger Mensch.
„die einfuhren verderbliche Secten“) 1. oft Vgl.: —> -1er, Selbstsüchtler (selten: Egozentriker,
geringschätzig für eine kleinere Glaubensge- Egoist).
meinschaft, die sich von einer größeren abge-
spalten hat. 2. abwertend fiir eine Gruppe, Selbstling
die politisch oder weltanschaulich sehr einsei- selten fär einen Egoisten, selbstsüchtigen
tig ausgerichtet ist. Menschen.

393
Vgl.: —> -ling, SelbstsüchtÜng (Egozentriker, Ego- Semmelkopp (Semmelkopf)
ist). landschaftlich fiir einen auffällig hellblonden
(„semmelblonden“) oder weißhaarigen Men-
Selbstmörder schen.
Vgl.: -4 -köpf (-kopp).
(eigentlich ein Mensch, der Selbstmord be-
geht) jemand, der sich „selbstmörderisch“,
Semperer
riskant, (lebens)gefährlich verhält. Er sei ein
(zu österreichisch „sempern“ = nörgeln,
„passionierter Selbstmörder“, schrieb Karl
klagen) in Österreich und Bayern fiir einen
Kraus über Kaiser Franz Joseph in der f a k -
lästigen Nörgler, wehklagenen Bettler.
k el .
Vgl.: —> Mörder, potentieller Selbstmörder.
Sendling
(in der Schweiz noch fiir einen Sendboten)
Selbstmordkandidat veraltete abschätzige Bezeichnung für einen
(eigentlich jemand, der akut selbstmordge- Boten, politischen Abgesandten. 1950 schrieb
fährdet ist) eine Person, die sich durch (an- die t a t über eine Uno-Versammlung:
dauerndes) unvernünftiges, riskantes Verhal- „Prompt erheben die Sendlinge Rußlands
ten, etwa als Drogenabhängiger, in Lebensge- Protest und verlassen ostentativ den Saal.“
fahr bringt. Vgl.: —> -ling.

Sense s. alte Sense


seltener Vogel
(Übersetzung von lateinisch „rara avis“, das Sensibelchen
schon bei altrömischen Schriftstellern vor- ein allzu sensibler, hochempfindlicher, unsi-
kommt) ein seltsamer, sonderbarer Mensch cherer Mensch.
mit wunderlichen Einfallen und Eigenheiten. Vgl.: —> -chen (-lein).
Vgl.: —> Kauz, —> komischer Vogel, rarer Vogel,
seltsamer Vogel, sonderbarer Vogel, Uhu, Separatist
Vogel. (ursprünglich fiir einen religiösen Sektie-
rer; zu lateinisch „separare“ = trennen) ofi
seltenes Gewächs abwertend fiir jemanden, der in politischer,
(eigentlich = selten vorkommende Pflanze) religiöser oder weltanschaulicher Hinsicht
ein sonderbarer, zwielichtiger Mensch. nach Abspaltung, Selbständigkeit strebt.
Vgl.: —> -ist.
Vgl.: eigenartiges Gewächs, Gewächs, komi-
sches Gewächs, seltene Pflanze, seltenes Exemplar,
seltsames Gewächs, sonderbares Gewächs. Seppel (Seppi)
(eigentlich eine besonders in Bayern be-
liebte Kurz- und Koseform des männlichen
seltsame Type
Vornamens Josef) vor allem in Österreich
ofi leicht abwertend fiir einen auffallenden, und Bayern für 1. einen einfältigen Kerl. 2.
eigenartigen, schrulligen Menschen. einen Bauemburschen. 3. jemanden, der er-
Vgl.: komische Type, seltsame Pflanze, seltsamer kennbar aus Bayern stammt. „So sieht der
Vogel, —> Type. kleine Seppi die Weltgeschichte!“ blaffte
1952 der fraktionslose Abgeordnete Loritz
seltsamer Heiliger = sonderbarer Heiliger den damals noch jungen Franz Josef Strauß
an.
seltsames Völkchen Vgl.: Finessensepperl (bayrisch selten: Faxenma-
cher), Kletzensepp (langweilig), Sepperl (orthogra-
oft abschätzigfür eine Gruppe oder Gemein- phische Variante), —> Wurzelsepp.
schaft seltsamer, befremdlich erscheinender
Menschen. Serviettenschwenker
Vgl.: —> -chen (-lein), seltsamer Verein, —» Volk. Berufssportfür den Kellner.

394
Sesselfurzer verhalten; eine Lieblingsvokabel der Sen-
abfällig fiir einen (kleinen) Beamten oder sationspresse.
Angestellten einer Behörde; auch allgemeiner Vgl: Monster, Sexbestie (auch gewalttätig),
für einen Menschen, der im Büro, am Sex-Maniak (krankhaft besessen), Sexualtier (sel-
Schreibtisch arbeitet. „Habermas, ja, das ist ten).
auch einer dieser Sesselfurzer, die die Welt
mit der Macht des Gedankens verändern Sexmuffel
(nach der Erfindung des „Krawattenmuf-
wollen schrieb 1982 Hans Peter Duerr
in einem Brief an Paul Feyerabend über fels“ 1965 aufgekommen) ein Mensch, des-
sen sexuelles Desinteresse Anstoß erregt oder
den gemeinsamen Philosophie-Kollegen
Jürgen Habermas. Hans Magnus Enzens- Wünsche offenläßt. „Weder Sexmuffel noch
berger ließ sich im Oktober 1996 über die Potenzprotze oder Moralprediger sind in
Rechtschreibreform aus: „Wer ist über- unserer Gesellschaftsordnung gefragt“, be-
haupt dieser Herr Konrad Duden? Irgend- hauptete die Hö r z u 1975.
Vgl.: —> Muffel, —> -muffel.
ein Sesselfurzer! Ich halte mich lieber an
Lessing, Lichtenberg, Kleist und Kafka.“
Sexnudel
Vgl.: —> Furzer, Sesselbumser, Sessel rutschen
eine jüngere Frau, die ihre üppigen Körper-
Sesselkleber formen aufdringlich zur Schau steUt.
Vgl.: —» Nudel, -4 -nudel.
(In der Schweiz ist „Sessel“ die Bezeich-
nung für ein Amt oder Mandat) schweize-
Sexprotz (Sexualprotz)
risch für eine Person, die an ihrem Amt o.ä.
ein Mensch, der mit (angeblichen) sexuellen
„ klebt", ungerechtfertigtfesthält.
VgL: —> Kleber, Sesselhocker, Sesselreiter (schwei-
Aktivitäten prahlt.
Vgl.: —> Potenzprotz, —» Protz (Protzer), —> -protz.
zerisch selten).

Sesselpuper (Sesselpupser) Sexproviant


abfällig fiir jemanden, der ah Beamter oder veraltete saloppe oder abschätzige Bezeich-
Angestellter in einem Büro „arbeitet". nungfiir die Reisebegleiterin eines Mannes.
Vgl.: —> Kissenpuper, —> Puper, —» Pupser.
Sheriff
Sexbiene (eigentlich der höchste Vollzugsbeamte ei-
oft abschätzigfur einejunge Frau, die ihre se- ner amerikanischen Stadt, bekannt vor al-
xuellen Reize herausstellt, etwa ah Film- lem durch Wildwestfilme) leicht abwertend
schauspielerin oder im Showgewerbe. fiir Polizisten oder andere Ordnungshüter;
Vgl.: Sexbombe (kaum abwertend), Sexlätzchen ironisch auch fiir eine Person, die in auf-
(selten). dringlicher Weise Recht und Ordnung einfor-
dert. „Der unlustige Welt-Sheriff* war der
Sexist amerikanische Präsident Bill Clinton für
(aus englisch-amerikanisch „sexism“ = Sexis- den s pie g e l (Dezember 1993), und die
mus) i. abwertendfiir jemanden, der Diskri- f r a n k f u r t e r Ru n d s c h a u machte den als
minierung, Benachteiligung, Unterdrückung Law-and-Order-Politiker bekannten Bun-
anderer aufgrund ihrer Geschlechtszugehörig- desinnenminister Manfred Kanther zum
keit betreibt oder vertritt. 2. ausfeministischer „schwarzen Sheriff im Bonner Kabinett“.
Sicht verächtlich fiir einen Mann, der der tra- Vgl.: Hilfssheriff.
ditionellen Rollenverteilung der Geschlechter
anhängt. Shopaholic
Vgl.: —> -ist. (zusammengezogen aus englisch „shop“ =
Laden und „alcoholic“ = Alkoholiker, analo-
Sexmonster ge Bildung zu Workaholic) jemand, der
sehr abfällig für einen Menschen mit aus- zwanghaft einkauft, dem Kaufrausch erliegt.
ufernder Geschlechtsfier, abartigem Sexual- Vgl.: Buyaholic (selten).

395
Showman lied, das ähnlich auch bei Goethe vor-
(englisch; eigentlich jemand, der im Show- kommt:
geschäft tätig ist) ofi abschätzig fiir einen „Es war ein fauler Schäfer,
Mann, der „eine Schau abzieht“; Schaum- Ein rechter Siebenschläfer,
schläger. Den kümmerte kein Schaf.
Da ist der Wolf gekommen
Shylock Und hat ihm weggenommen
(nach der Figur des jüdischen Geldverlei- Die Schaf und auch den Schlaf.“
hers aus dem Schauspiel d e r Ka u f m a n n
v o n Ve n e d ig von William Shakespeare) Siebensortenflegel
mitleidloser Gläubiger, hartherziger Geldver- (wohl eine Art Steigerung: ein Mensch, der
leiher. Shakespeares Shylock forderte von gleich sieben Sorten von Flegeln in sich
seinem säumigen Schuldner ein Pfund vereinigt) offenbar nur noch in liessenfiir ei-
Fleisch aus dessen Leib. nen sehr groben, unmanierlichen Menschen.
Vgl.: —» Flegel, Siebensortenlump, Sorcenflegel
Siach = Siech (beides veraltet).

Sibylle Siebzehner s. falscher Siebzehner


(der zum Appellativum gewordene Name
weissagender Frauen in der Antike) gele- Siech, der
gentlicher leiser Spott für eine (weibliche) (in der Schweiz auch: die Siech; zu „siech“
Person, die wahrsagt oder gewagte Prognosen = krank, schwach) von der Schweiz bis Ba-
abgibt. den fiir einen elenden Kerl, vor allem in Ver-
bindung mit Adjektiven: ein blöder, elender,
Sidian krummer, dummer, fauler, verfluchter, ar-
(wahrscheinlich von französisch „citoyen“ mer, falscher Siech.
= Bürger) in der Schweiz und im Schwäbi- Vgl.: Bauernsiach, Hurensiech (verstärkt), Siach
schen fiir einen elenden Kerl oder eitlen, (orthographische Variante).
rechthaberischen Menschen.
Vgl.: —> -ian (-jan). Sieger s. zweiter Sieger

Sieben s. böse Sieben Silbenklauber


veraltet fiir einen pedantischen Menschen,
Siebengescheiter der kleinlich am Wortlautfesthält.
(bezieht sich wahrscheinlich auf die „Sep- Vgl.: Klauber, Silbenzähler (veraltet), Wort-
tem artes liberales“, die „Sieben freien klauber.
Künste“, nämlich Grammatik, Rhetorik,
Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik Silbenstecher
und Astronomie) meist spöttisch fiir einen veraltendfiir i. einen Wortklauber. 2. einen
neunmalklugen, vorwitzigen Menschen; Bes- Literaten, Schriftsteller. In einer s pie g e l -
serwisser. Polemik (November 1994) wird der „Por-
Vgl.: Ganzgescheiter (selten), Neunmalgeschei- nograph und PDS-Parlamentarier“ Ger-
ter, —> Neunmalkluger, Obergescheiter. hard Zwerenz obendrein als „Silben-
stecher“ bezeichnet.
Siebenschläfer
(nach der Legende von den sieben Jünglin- Silen
gen in Ephesos, die während der Christen- (in der griechischen Mythologie ein dicker,
verfolgung im Jahr 251 in einer Höhle glatzköpfiger Dämon aus dem Gefolge des
eingemauert wurden, einschliefen und 200 Dionysos) bildungssprachlich selten für ei-
Jahre später wieder erwachten) veraltend nen dicken, alten Lüstling.
für einen Langschläfer. Ein altes Wiegen- Vgl.: —> Satyr.

396
Simandi, das (der) Sirene
(eigentlich ein „Mandl“ = Männlein, das (In der griechischen Mythologie waren die
durch eine „Sie“ beherrscht wird; auch eine Sirenen grausame weibliche Fabelwesen,
beliebte Figur im österreichischen Volks- die mit betörendem Gesang vorüberfah-
theater) in Österreich und Bayern fiir einen rende Seeleute in den Tod lockten) bil-
Pantoffelhelden, Ehekrüppel. Im 18. Jahr- dungssprachlich abwertendfiir eine (schöne),
hundert bildeten sich besonders in Wien verführerische, gefährliche Frau.
sogenannte „Simandl-Bruderschaften“ von Vgl.: Barsirene (selten).
Ehemännern, die vorgaben, unter dem
Joch der Ehe zu leiden. In Krems gibt es ei- Sittenapostel = Moralapostel
nen Brunnen, der eine Frau mit ihrem Si-
mandi darstellt. Sittenprediger = Moralprediger
Vgl.: Mandl (Manderl), Siemann.

Sittenrichter
Simmerl, der
jemand, der sich ein moralisches Urteil über
(bayrisch-österreichische Verkleinerung
andere Menschen anmaßt: ein selbsternann-
des männlichen Vornamens Simon) vor-
ter Sittenrichter.
wiegend bayrisch fiir i. einen dümmlichen,
Vgl.: Sitten Wächter, Tugendrichter.
unbeholfenen Menschen. 2. das Opfer einer
Betrügerei; einen Narren.
Sittenstrolch
Vgl.: Plattensimmerl (bayrisch: Glatzkopf).
verächtlich fiir einen Mann, der Frauen oder
Simpel Kinder sexuell belästigt; Sittlichkeitsverbre-
(zu lateinisch „simplex“ = einfach) häufiges cher.
Vgl.: —» Strolch.
Schimpfwortfiir einen dummen, beschränk-
ten Menschen; Einfaltspinsel „Du Simpel,
du Gimpel, du Gelbschnabel!“ heißt es bei Sittenwächter = Sittenrichter
Friedrich Rückert.
Vgl.: —> Bachsimpel, Bohnensimpel (Hessen, Sittlichkeitsverbrecher
Pfalz), —> Fachsimpel (Fachsimpler), —> Hutsim- jemand, der ein Sittlichkeitsverbrechen, eine
pel, —» Quadratsimpel, Simplex (veraltet). schwere Sexualstraftat, begangen hat; gele-
gentlich auch verallgemeinernd verwendet,
Simulant wie derfolgende Beleg zeigt. „SittlichkeitsVer-
(aus lateinisch „simulare“ = nachbilden, brecherinnen wie Sie müssen aus der Schule
nachahmen; etwas vortäuschen) jemand, mit Schimpf und Schande ausgestoßen
der sich verstellt, eine Krankheit vortäuscht. werden!“ So geiferte in den 60er Jahren ein
selbsternannter Sittenrichter in einem an-
Sippe onymen Brief an eine jugendliche Redak-
1. ofi leicht abwertendfiir die Gesamtheit der teurin einer Frankfurter Schülerzeitung,
Familie, Verwandtschafi. 2. abfällig im Sin- deren Umfrage zu sexuellen Gewohnheiten
ne von —> Sippschaft. über die BiLD-Zeitung bekannt geworden
war.
Sippschaft Vgl.: Sittich (Knastsprache), —> Trieb Verbrecher,
i. abfälligfiir Sippe, Verwandtschafi. 2. Ge- Verbrecher, —> -Verbrecher.
sindel, Bagage, Klüngel. 1802 ließ sich der
Philosoph und Schriftsteller Friedrich Sitzenbleiber
Heinrich Jacobi in einem Brief über seine i. ab wertend oder spöttisch fiir einen Schüler,
werten Kollegen „Schelling, Fichte Sc Co“ der nicht in die nächsthöhere Klasse versetzt
aus: „Diese ganze Sippschaft ist rein toll; wurde. 2. selten fiir einen Wirtshausgast, der
man muß sie unter einander sich die Hälse zur Polizeistunde nicht gehen will. 3. in der
brechen und toben laßen, bis sie Umfallen.“ weiblichen Form „Sitzenbleiberin “ auch fiir

397
eine alteJungfer, eine Frau, die keinen Mann Slawen; weibliche Form: Sklavin) übertra-
fürs Heiraten gefunden hat. gen verwendet fiir jemanden, der von ande-
Vgl.: Hängenbleiber (selten), -» Hockenbleiber. ren Personen völlig abhängig oder innerlich
unfrei ist: ein Sklave der Gewohnheit, seiner
Sitzriese Lüste, des Alkohols, seiner Leidenschaft, seines
(weibliche Form: Sitzriesin) scherzhaft-spöt- Berufs, seiner Eitelkeit. „Was willst du, feiler
tisch für einen kurzbeinigen Menschen mit Sklav der Tyrannei?“ steht in Goedekes
langem Rumpf der im Sitzen vergleichsweise r e ic h d e r s c h a t t e n (1801).
groß wirkt. Vgl.: —»Arbeitssklave, —» Lohnsklave.
Vgl.: —» abgebrochener Riese, Sitzgröße (selten),
Sitzzwerg (das Gegenstück).
Sklavenhalter
Skandal- (eigentlich jemand, der Sklaven hält, be-
ton griechisch „skandalon“ = Fallstrick) Be- sitzt) abfälligfiir 1. einen Unternehmer, der
stimmungswort zur abwertenden Bezeichnung seine Arbeiter und Angestellten entrechtet
von Personen, die Skandale verursacht, Anstoß und ausbeutet. 2. jemanden, der als Chef,
undAufiehen erregt haben; oft mit einer Amts- Lehrer, Ausbilder o.ä. andere unterdrückt.
oder Berufsbezeichnung verbunden. 1994 gei- Einen Kommandeur der Bundeswehr als
sterte ein Mannheimer „Skandal-Richter“ „Wehrsklavenhalter“ zu verunglimpfen,
Orlet durch die Presse, der in einem allge- wurde 1989 vom Landgericht Kaiserslau-
mein als Ärgernis empfundenen Urteil ei- tern als Beleidigung gewertet.
nen bekannten Nazi gelobt hatte.
Vgl.: Skandal minister. Sklavenhändler
abfällig für einen Künstler- oder Theater-
Skandalnudel agenten, Vermittler von Leiharbeitern o.ä.
(um 1960 angeblich durch einen Klatschko- Vgl.: —> Menschenhändler.
lumnisten der Münchner Ab e n d z e it u n g
aufgekommen) abfällig fiir eine (iveibliche)
Sklavenseele
Person, die immer wieder durch Affären und
Skandale öffentliches Aufsehen erregt. Der bildungssprachlich veraltendfiir einen unter-
amerikanische Schriftsteller Truman Capo- würfigen, kriecherischen Menschen. Im a l l -
te (1924—1984) sei „seit langem nur noch als g e m e in e n DEUTSCHEN KOMMERSBUCH VOn
Skandalnudel in den Schlagzeilen“, fand der 1887 ist zu lesen: „Sklavenseele, lache nur!“
s pie g e l 1982 heraus. Vgl.: Knechtseele (selten), Untertanenseele.
Vgl.: —» Nudel, —»-nudel.
Sklaventreiber
Skandalreporter jemand, der Untergebene schikaniert; ein
abschätzig für einen Reporter der Skandal- Mensch, der als Vorgesetzter, Lehrer, Trai-
presse, der in reißerischer Aufmachung über ner, Rekrutenausbilder o.ä. allzu hart und
Skandale u. dergl. berichtet. streng vorgeht.
Vgl.: —» Treiber.
Skelett
vom Knochengerüst aufden Menschen über-
Skribent
tragen fiir eine klapperdürre, hinfällig wir-
kende Person. (zu lateinisch „scribere“ = schreiben) bil-
Vgl.: lebendes Skelett, Skelett in Uniform, Skeletti dungssprachlich veraltendfiir einen Vielschrei-
(jugendsprachlich: älterer Mensch), wandelndes ber, Schreiberling: ein elender, drittklassiger
Skelett. Skribent. „Unsere modischen Skribenten
wissen gar zu gut, was sie dem gegenwärti-
Sklave (...) gen Geschmack auftischen müssen, um
(ursprünglich = Slawe. Im Mittelalter wa- Entree zu bekommen“, schimpfte schon
ren die Sklaven orientalischer Länder meist Schiller.

398
Skribifax Socken (Socke), der (die)
(scherzhafte Neubildung im 17. Jahrhundert ein in den Mundarten weit verbreitetes
zu lateinisch „scribere“ - schreiben und „fä- Schimpfwortfür 1. ein liederliches, schlechtes
cere“ - machen) bildungssprachlich veraltet Frauenzimmer. 2. einen dummen Kerl.
fiir einen eifrigen, aber unfähigen Schriftstel- Vgl.: alter Socken, blöder Socken, geiler Socken,
ler. Der Verleger und langjährige Leiter des linke Socke, —> rote Socke.
Insel-Verlags Anton Kippenberg hat unter
dem Decknamen Benno Papentrigk Schüt- Sofa-Sportler
telreime wie den folgenden gebastelt: spöttisch fiir einen eifrigen Zuschauer bei
„Zufrieden schaukelt sich in seiner Hän- Sportsendungen im Fernsehen, der aber selbst
gematte nicht Sport treibt.
Herr Skribifax, weil er die Gunst der
Menge hatte.“ Söffel - Süffel (Söffel)
Vgl.: Skribler.
Softie (Softi)
Skribler = Skribifax (zu englisch „soft“ = weich) vorwiegendju-
gendsprachlich meist abwertend fiir einen
Smartie (allzu) sanften, empfindsamen jüngeren
Mann. In seinem l e x ik o n d e r j u g e n d -
(zu englisch „smart“ = clever; schick) seltene
s pr a c h e von 1985 schrieb Claus Peter Mül-
Neubildung fiir einen Zeitgenossen, der auf
ler-Thurau: „Der Softi ist aus der Sicht der
unangenehme Weise smart ist, also sehr ge-
Szene-Frauen lieb, weich und zärtlich. Er
schäftstüchtig, modisch und sozusagen
gibt seine Schwächen und Ängste gern of-
„stromlinienförmig". Ein „frecher Smartie“
fen zu und akzeptiert im Gegensatz zum
ist Guido Westerwelle, der relativ junge
Chauvi oder Macker die Frauenemanzipa-
Generalsekretär der FDP, fiir den s pie g e l
tion ..." Für den Sänger Rainhard Fendrich
(Januar 1995).
ist er dagegen „ein Macho, der mit den
Waffen der Frau arbeitet“, und für Achim
Snob Schwarze (256 m ä n n e r -t y pe n , 1990) ist
(aus gleichbedeutend englisch „snob“; der Softie gar „eine Frau mit männlichen
Herkunft unklar, vielleicht ursprünglich Geschlechtsmerkmalen“. Bundesfinanzmi-
ein Kurzwort aus dem lateinischen „sine nister Theo Waigel von der CSU tönte im
nobilitate“ = ohne Adel. Für die Verbrei- „Superwahljahr“ 1994: „Das ist kein Jahr
tung des Wortes sorgte eine Artikelserie des fiir politische Softies!“
englischen Satirikers William Makepeace
Thackeray aus den Jahren 1846 - 1849 un- Sohn s. verlorener Sohn
ter dem Titel t u e b o o k o f s n o b s ) ein
überheblicher, sich extravagant gebender Sohn einer Hündin
(vornehm tuender) Mensch mit einem gewis-
(wohl aus den Abenteuerromanen von Karl
sen Anspruch auf Exklusivität: ein literari-
May) derb abwertendfür einen elenden Kerl;
scher, intellektueller Snob. auch als salopp-scherzhafte Anrede.
Vgl.: Kunstsnob. Vgl.: —> Hundesohn.

Snobiety = High-Snobiety Soldateska, die


(aus gleichbedeutend italienisch „soldates-
Snoblesse ca“. Das Wort wurde schon 1792 von Schil-
(zusammengewachsen aus „Snob“ und ler abwertend gebraucht) verächtlich fiir
„Noblesse“ = Adel, vornehme Gesellschaft) einen roh und rücksichtslos vorgehenden Sol-
seltenes Spottwortfiir die Gesamtheit der vor- datenhaufen: eine zügellose, entmenschte, ent-
nehm tuenden Neureichen. fesselte, wüste Soldateska. Im Juli 1995 nannte

399
die f r a n k f u r t e r Ru n d s c h a u die Truppen Sonntagsfahrer
der bosnischen Serben eine Soldateska. i. abschätzigfiirjemanden, der nur sonntags
mit seinem Auto fahrt und deshalb ungeübt
Söldling ist. 2. abfälligfür einen erkennbar schlechten,
(zu „Sold“ = Lohn des Soldaten) abwertend unsicheren Fahrer.
fiir jemanden, der gegen Bezahlung im Auf- Vgl.: Herrgottsfahrer (selten: schlechter Fahrer).
trag anderer etwas (Verwerfliches) tut.
Vgl.: —> -ling, —> Mietling. Sonntagsjäger
spöttisch fiir einen schlechten, unerfahrenen
sonderbarer Heiliger fäger, der nur selten aufdie fagd geht.
ironisch, auch abwertend, fiir einen eigenar-
tigen Menschen, Sonderling. Sonntagsmaler
Vgl.: komischer Heiliger, seltsamer Heiliger, spa-
jemand, der nur gelegentlich und dement-
ßiger Heiliger (selten), —> wunderlicher Heiliger.
sprechend laienhaft malt.
Sonderling
leicht abwertendfiir einen sonderbaren, merk- Sonntagsredner
würdigen Menschen; jemand, der sich von an- seltene abschätzige Bezeichnung für einen
deren „absondert“, Eigenbrötler: ein eigen- Menschen, meist einen Politiker, der Sonn-
artiger, menschenscheuer, weltfremder Sonder- tagsreden hält, der in nichtssagenden, wohl-
ling. Schon Grimmelshausen schrieb über klingenden Worten spricht.
Modemuffel seiner Zeit: „Sonderlinge so
sich mit ihrem natürlichen haar behelfen ...“ Sonntagsreiter
Vgl.: —> Absonderling, —> -ling. oft ab wertend für einen ungeübten, schlech-
ten Reiter.
Sonnenanbeter
(eigentlich jemand, der die Sonne als gött- Sonntagsvater
lich verehrt) milder Spottfür einen Menschen, meist abwertend fiir einen Vater, der selten,
der i. sich intensiver Sonnenbestrahlung aus- nur am Sonntag, Zeitfiir seine Kinder hat.
setzt, um braun zu werden. 2. der Freikörper- Vgl.: Sonntagspapa.
kultur huldigt.
Vgl.: —> Anbeter. Sonnyboy
(englisch, zu „sonny“, Koseform zu „son“ =
Sonnenblume Sohn; wohl beeinflußt von „sonnig“ bzw.
besonders hessischfür ein einfältiges undfröh- englisch „sunny“. Das Wort ist bekannt ge-
liches Mädchen. worden durch den gleichnamigen, von Al
Jolson gesungenen und ungemein erfolg-
Sonnenbruder
reichen Schlager aus dem ersten Tonfilm
landschaftlich für einen Müßiggänger, Land-
Th e Ja z z -Sin g e r aus dem Jahr 1927) oft iro-
streicher. nisch oder leicht spöttisch für einen charman-
Vgl.: —> Bruder, -bruder.
ten, sympathischen, (allseits) beliebtenjungen
Sonntags- Mann, der reichlich Frohsinn und Optimis-
oft spöttisch oder abwertend fiir jemanden, mus ausstrahlt.
der etwas nur manchmal, etwa am Sonntag,
ausübt und daher amateurhaft, mit wenig Sophist
Geschick vorgeht. Das darauffolgende (in der Antike ursprünglich ein Denker,
Grundwort der Zusammensetzung be- Weiser; zu griechisch „sophos“ = klug, ge-
zeichnet fast immer den Träger einer schickt; seit Sokrates in der heutigen Be-
Handlung. deutung) bildungssprachlich abfällig fiir
Vgl..- —> Amateur-, Feierabend-, Freizeit-, einen Haarspalter, Wortverdreher, Scheinge-
Hobby-, Sonntagschrist (selten), Sonntagsdichter, lehrten. „Wie läßt sich das unwissende
Sonntagsgärtner, Sonntagskapitän, Sonntagspapa. Deutschland von dem alten Sophisten be-

400
trügen“, schimpfte 1799 C. Herder in ei- Sozialschmarotzer
nem Brief über Immanuel Kant. eine grobe Schelte fiir eine Person, die unge-
VgL: —» -ist. rechtfertigt Sozialleistungen in Anspruch
nimmt, es sich aufKosten der Allgemeinheit
Sorte (Sorte Mensch) im „kollektiven Freizeitpark" (Bundeskanz-
(verkürzt aus Redensarten wie „das ist viel- ler Helmut Kohl) gutgehen läßt. „Das süße
leicht eine Sorte“ oder „eine merkwürdige Leben der Sozial-Schmarotzer“, nannte der
Sorte von Mensch“) geringschätzigfiir einen f o c u s im Oktober 1995 eine umstrittene
eigenartigen, auch zwielichtigen Menschen, Titelgeschichte.
für Leute, über die man nur den Kopfschüt- VgL: —» Schmarotzer.
teln kann: eine merkwürdige, seltsame, komi-
sche Sorte (Sorte Mensch). Der Einzelne, die
Soziopath
Gruppe wird als Vertreter eines Typs oder
Menschenschlages beurteilt wie bei —> (eigentlich ein psychologischer Terminus
Marke oder —=> Nummer. zur Bezeichnung eines Menschen mit ge-
störtem Sozialverhalten) bildungssprachlich
selten fiir einen kontaktscheuen oder eigen-
Sozi
brötlerischen Menschen.
(Kurzwort aus „Sozialdemokrat“. Das
VgL: —» Psychopath.
Wort ist jedoch älter und taucht als „grober
Sozi“ schon in Schmcllers b a y e r is c h e m
Wö r t e r b u c h von 1852 auf) früher abfällig, Spadifankerl (Sparifankerl)
heute eher salopp oder spöttisch für einen So- (auch ein Mundartwort für den Teufel;
zialdemokraten, Sozialisten, insbesondersfür Herkunft unklar) vor allem bayrisch und
ein Mitglied einer sozialdemokratischen Par- österreichisch fiir einen wilden, närrischen
tei. Der s pie g e l zitierte den Fraktionsvor- Menschen, ein lebhaftes Kind, einen „kleinen
snzenden der CDU/CSU Wolfgang Teufel".
Schäuble mit den Worten: „Nichts ist VgL: Fankerl (bayrisch).
schlimmer als Frieden mit den Sozis!“
(März 1994). Spagatprofessor
VgL: Altsozi, —»Nazi, ObersozL
(zu „Spagat“ = Turn- oder Ballettfigur mit
völlig gespreizten Beinen) scherzhaft, auch
Sozialleiche
ab wertend für einen Professor, der an zioei
saloppe, auch abschätzige Bezeichnungfür ei-
(weit auseinanderliegenden) Hochschulen tä-
nen völlig mittellosen, gescheiterten Menschen
tig und daher oft abwesend ist.
am äußersten Rand der Gesellschaft. Der
Spr a c h d ie n s t definierte 1994 das Wort als
„zynische Umschreibung derjenigen, die Spaghettifresser (Spaghetti)
endgültig durch das soziale Nerz gefallen derb abwertend für einen Italiener. Wie oft
sind ..." bei ethnischen Schelten wird der Name ei-
VgL -» Leiche. nes Nationalgerichtes auf die Bevölkerung
übertragen.
Sozialnassauer VgL: —> Fresser, —» -fresser, —» Makkaroni Fresser
abfällig für einen faulen oder betrügerischen (Makkaroni), Polentafresser (selten).
Nutznießer des Sozialstaates.
VgL: —» Nassauer, Sozialbetrüger. Spalter
i. vor allem im Sprachgebrauch der DDR ab-
Sozialromantiker wertend fiir jemanden, der eine Partei, Ge-
oft ironisch für jemanden, der von sozialer werkschaft o.ä. zu spalten versucht oder
Gerechtigkeit schwärmt oder sie gar anstrebt. gespalten hat. 2. allgemeinerfiir einen Schis-
VgL: —» Romantiker, Sozialträumer (selten). matiker, Unruhestifter.

401
-Spalter Spasti
landschaftlich fur eine kleinliche, knausrige, (Kurzwort zu „Spastiker“) jugendsprachlich
auch spitzfindige Person. Sie möchte etwas, derb abwertend 1. für einen Dummkopf 2.
das ohnehin schon klein und unbedeutend für einen unangenehmen Kerl. 3. seltenfür ei-
ist, vor lauter Geiz oder Beckmesserei tei- nen Spastiker, Behinderten.
len, spalten.
VgL: Erbsenspalter (selten), Furzspalter (frän- Spastiker
kisch), —» Haarspalter, Kümmelkernspalter (schle-
(eigentlich jemand, der an einer spasti-
sisch), —> Kümmelspalter, Linsenspalter, Nebel-
spalter (hessisch), Pfennigspalter, Rappen- schen Krankheit leidet; zu „Spasmus“ -
spalter, Wortspalter (veraltet: Sophist). Krampf) jugendsprachlich verächtlich für ei-
nen außerordentlich dummen oder einfach
Spaltpilz nur unsympatischen Menschen.
(eigentlich eine veraltete Bezeichnung für
ein Bakterium) jemand, der Zwietracht stif- Spätentwickler
tet. vom Kind, der sich verzögert entwickelt,
übertragen auf einen rückständigen, geistig
Spanner unbeweglichen Menschen.
abfälligfür einen Voyeur, einen (heimlichen)
Beobachter sexueller Handlungen; selten
spätes Mädchen
auch für einen Falschspieler. Der Proll-Ka-
leicht abwertend, auch ironisch für eine nicht
barettistTom Gerhardt beschimpfte in sei-
mehrjunge, ledige Frau; alte Jungfer.
nem Programm „Voll pervers“ (1995) sein
VgL: älteres Mädchen (selten), altes Mädchen,
Publikum regelmäßig als „Spannerbande“.
Mädchen zwischen dreißig und höchste Zeit, spä-
Vgl.: Elitespanner (selten: sucht krampfhaft die ter Teenager.
Nähe von Prominenz).

Sparbrötchen (Sparbrot) Spätlese


vorwiegend hessisch für einen Geizkragen, (eigentlich eine spät vorgenommene Wein-
äußerst bescheiden lebenden Menschen, der lese) spöttisch für eine ältliche ledige Frau;
sogar am Brot spart. heiratswillige, kontaktsuchende ältere Dame,
VgL: —> -chen (-lein). verstärkt als „reife Spätlese“.
VgL: —> Teenager-Spätlese.
Spargeltarzan
jugendsprachlicher Spottfür ein schmächtiges Spatz
Bürschchen (das Stärke mimt). vom kleinen, oft alsfrech empfundenen Sper-
Vgl.: —» Tarzan. ling auf den Menschen übertragen für ein
kleines, schmächtiges, schlecht essendes Kind,
Sparifankerl = Spadifankerl (Sparifankerl) einen mageren, schwächlichen Menschen -
mehr mitleidig als abwertend.
Spaßverderber
Vgl.: —» Dreckspatz, frecher Spatz, Rohrspatz
jemand, der bei einem Spaß nicht mitmacht (frech; schmächtig).
(und dadurch den anderen die Freude daran
verdirbt). Spatzenhirn (Spatzengehirn)
VgL: —» Spielverderber, —> Verderber, —> -verder-
abfälligfür einen Menschen mit sehr geringen
ben
Geistesgaben, insbesondere einem schlechten
Spaßvogel Gedächtnis.
(im 18. Jahrhundert nach dem Muster von
—> Spottvogel gebildet) manchmal abwer- Spatzenkopf
tendfür einen Menschen, der gerne (aufKo- selten für einen Dummkopf; vergeßlichen
sten anderer) Späße macht. Menschen.
VgJ.; Ulkvogel, —> Uzvogel, —> Vogel, -vogel. VgL: —> -köpf (-kopp).

402
Spatzenschreck Spekulant
(das österreichische Wort für eine Vogel- (aus lateinisch „speculari“ = beobachten,
scheuche) besonders in Österreich für einen spähen) abschätzig für jemanden, der sich
häßlichen, zerlumpt oder geschmacklos ge- aus Gewinnsucht auf riskante Geschäfte ein-
kleideten Menschen. läßt.
Vgl.: -» -schreck, Spatzenschrecker (Variante).

-Spekulant
Spätzünder
jemand, der mit etwas Bestimmtem speku-
(eigentlich eine Sprengladung mit einem
liert und aufhohe Gewinne aus ist.
Verzögerungszünder) abschätzigfür i. einen
Vgl.: Aktienspekulant, Bauspekulant, Bodenspe-
langsam denkenden, begriffsstutzigen Men-
kulant, —> Börsenspekulant, Devisenspekulant, —>
schen. 2. jemand, der sich verspätet entwickelt
Grundstücksspekulant, Häuserspekulant, Kunst-
oder entschieden hat. spekulant (selten), Währungsspekulant.
Vg!.: Spätmerker, —> Zeitzünder.

Spesenadel
Speckbauch
spöttisch für Geschäftsleute, die großzügig
abwertendfür eine Person mit einem dicken,
und großspurig auftreten können, weil sie
fetten Bauch.
auch private Kosten ungeniert als Spesen ab-
Vgl.: Dickbauch, —> Fettbauch, -» Schmer-
bauch, Specki (jugendsprachlich). rechnen.
Vgl.: Spesenkavalier (selten).
Speckjäger
veraltend für einen Landstreicher, Bettler, Spesenritter
Schnorrer; Schmarotzer. abwertend für jemanden, besonders einen
Geschäftsmann, der sich durch überhöhte
Speckwanst oderfingierte Spesenrechnungen Vorteile ver-
abfällig für einen Menschen mit einem dik- schafft.
ken, fetten Bauch. Vgl.: —> Ritter, Spesenreiter (orthographische Va-
Vgl.: —> Dickwanst, —» Fettwanst, Speckwampe, riante).
—> Wanst.
Spezi
Speichellecker
(Kurzform von oberdeutsch „Spezial“ =
derb abwertendfür einen unterwürfigen Krie-
vertrauter Freund) besonders süddeutsch und
cher, einen Menschen, der sich aufwiderliche
österreichisch oft leicht ab wertend für einen
Weise einschmeichelt, um Vorteile zu erlangen.
Vertrauten, Busenfreund, Kumpan, Stamm-
In seinem Buch über Richard Wagner, der
tischbruder. „Spezi von Thomas M. Daher
mit König Ludwig II. befreundet war, be-
der Nobelpreis kommentierte Gott-
schrieb H. Dorn den Komponisten als „kö-
fried Benn bissig die Beziehung Thomas
niglich bayrischen Speichellecker“. In einem
Manns zu Hermann Hesse, der 1946 den
Interview berichtete der deutsche TV-Böse-
Nobelpreis für Literatur erhielt. Oft wird
wicht Claude-Oliver Rudolph der Zeit-
das Wort mit einem Familiennamen ver-
schrift TV-Spie l f il m (Oktober 1996), in der
knüpft, etwa bei „Strauß-Spezi“.
Filmbranche lerne man „unheimlich viele
Vgl.: Spezerl, Spezi (Verkleinerungsformen).
Schulterklopfer und Speichellecker“ ken-
nen.
Vgl.: —> lecker, Stiefel lecker.
(fußt vielleicht auf lateinisch „spicere“ = se-
Spektakelmacher hen) schülersprachlich auch abwertend für
(zu „Spektakel“ = Krawall, Aufsehen) selten einen Schüler, der unerlaubterweise von ei-
für einen Radaubruder; Streithammel nem Nachbarn oder einem sogenannten
Vgl.: —> -macher, Spektakler. Spickzettel abschreibt, abliest.

403
Spiegeläffchen Spielverderber
(Affen, die ihr Spiegelbild nicht für einen jemand, der durch sein Verhalten oder seine
fremden Affen halten, kluge Affen also, schlechte Laune anderen die Freude an etwas
scheinen vor dem Spiegel eine Art Eitel- nimmt; unter Kindern ein schwerer Vorwuf
keit, großes Interesse am eigenen Aussehen Vgl.: —> Spaßverderber, —> Verderber, -verder-
ber.
zu entwickeln) seltenfür einen geckenhaften,
eitlen Menschen.
Spießbürger
Vgl.: —> Äffchen, —> -chen (-lein), Spiegelaffe.
(ursprünglich der mit einem Spieß bewaff-
nete Bürger. Später, nach der Einführung
Spiegelfechter der Feuerwaffen, wurde der kleinstädtische
(wohl vom Fechten vor dem Spiegel, ohne Wehrbürger mit seinem Spieß zur Ziel-
Gegner) jemand, der eine Auseinanderset- scheibe des Spotts) Schimpfwort für einen
zung nur zum Schein fuhrt; Gaukler, Blen- engstirnigen, kleinlich denkenden, rückstän-
der. digen Menschen: ein kleinkarierter, mieser,
kleiner, selbstzufriedener Spießbürger. „Im
Spieler Schweizer Kabarett dreht sich alles um den
Spießbürger, weil das die Spießbürger am
ab wertende Bezeichnungfür i. jemanden, der liebsten sehen.“ (w e l t w o c h e , April 1994).
dem Glücksspiel verfallen ist, vom Spiel nicht Vgl.: —> Bürger.
lassen kann. 2. einen leichfertigen, verantwor-
tungslosen Menschen. In Sebastian Brants Spießer
n a r r e n s c h if f (1494) steht der Vers:
i. Spießbürger. 2. jugendsprachlich salopp
„Ein Spieler ist nit gottes fründ; oder abschätzig für Eltern, Erwachsene. Tu-
Die Spieler sint des tüfels kind.“ cholsky schrieb über Ludwig Thoma:
Vgl.: Berufsspieler, Börsenspieler, —» Falschspieler, „Welch ein Spießer!“
—» Gaukelspieler, Gewohnheitsspieler, —> Glücks- Vgl.: Eizspießer (selten), Spießerseele.
spieler, —> Hasardspieler, —> Laienspieler, Link-
spieler, Lotteriespieler, —> Schauspieler, —>
Spießgeselle
Schmierenschauspieler, -4 Taschenspieler, —> Va-
banquespielen
(ursprünglich = Waffengefährte) abfällig
für einen Komplizen, Helfershelfer, Kumpan.
In einem Kirchenlied aus dem 17. Jahrhun-
Spielernatur
dert:
abschätzig für jemanden, der seinem ganzen „Das Sündenmeer stürm’ und verheer,
Wesen und seiner Veranlagung nach ein Und werf hinab zur Höllen
Spieler, Glücksspieler ist. „Jetzt kommt eine Den Satan gar und seine Schar
echte Spielernatur!“ bemerkte 1987 im Und ihre Spießgesellen.“
Deutschen Bundestag der Abgeordnete Vgl.: —> Geselle.
Conradi von der SPD, als der FDP-Kollege
Grünbeck ans Pult trat. Spinatwachtel
(Herkunft unklar, vielleicht von süd-
Spielratte (Spielratz), die (der) deutsch „spinnete Wachtel“) derb abwer-
verspieltes Kind; leidenschaftlicher Spieler. tend für eine schrullige, unangenehme,
komisch aussehende ältere Frau. Je nach Re-
Vgl.: —> Ratte, —> Ratz, Spielbold (veraltet), Spiel-
hans, Spielhansel, Spielkatze, Spielkind.
gion werden auch Eigenschaften wie hager,
ledig, aufgetakelt oder dumm genannt.
Vgl.: alte Spinatwachtel, —> Wachtel.
Spielteufel
landschaftlich selten für einen leidenschaftli- Spinatwächter (Spinatwachter)
chen Spieler, spielsüchtigen Menschen. (wegen der grünen Uniform) österreichi-
Vgl.: —> Teufel, —>-teufet sches Spottwortfür einen Polizisten oder son-

404
stigen uniformierten Ordnungshüter; über- Spitalwachtel
tragen auch für einen Wichtigtuer. (der „Spinatwachtel“ nachgebildet) beson-
ders soldatensprachlich ftir eine Kranken-
Spinnbmder schwester, Pflegerin.
Vgl.: -> Wachtel.
veraltendfür einen Spinner, verrückten Kerl.
Vgl.: —> Bruder, —> -bruder.
Spitzbube
(zu „spitz“ in der alten Bedeutung „scharf-
Spinne sinnig“; weibliche Form: Spitzbübin) 1.
Schimpfwort Jur i. eine boshafte, häßliche Schimpfwortfür einen Gauner, Betrüger, ge-
(dürre) Frau. 2. einen Menschen mit dünnen rissenen Dieb. 2. Tadel oder neckische Schelte
Beinen. ftir einen Frechdachs, Schlingel. Übrigens,
Vgl.: —> Giftspinne, Kreuzspinne (selten: böse daß Marcel Reich-Ranicki den Schriftstel-
Frau). ler Stephan Hermlin in seiner f a z einmal
als „Spitzbuben“ tituliert hatte, tut ihm,
Spinner nach einem ZEIT-Interview von 1994, in-
zwischen leid. Ein ins Hochdeutsche über-
(wohl zu „Gedanken spinnen“) mehr oder tragenes Schnaderhüpfel:
weniger abfällig ftir 1. einen verrückten, gei-
„Mein Vater ist ein Spitzbub,
steskranken Menschen. 2. einen unrealisti-
meine Mutter hat gestohlen,
schen, sonderbaren Menschen, der verrückte
mein Bruder sitzt im Zuchthaus,
Einfälle hat: ein liebenswerter, alter, linker,
und mich wer’n se bald holen.“
grüner, alternativer, intellektueller Spinner.
Vgl.: —> Bube (Bub), —> Erzspitzbube.
An den Autor und Kirchenkriciker Karl-
heinz Deschner schrieb 1989 ein Katholik:
Spitzel
„Man muß doch etwas dagegen unterneh-
men können, daß noch einmal sechzig Ge- (wohl zu „Spitz“, dem wachsamen kleinen
nerationen in die Hände dieser zölibatären Hund) abfälligfür eine Person, die im Auf-
Spinner fallen.“ trag anderer jemanden aushorcht, über-
wacht, bespitzelt.
Vgl.; —» Ränkeschmied (Ränkespinner), Spinne-
Vgl.: —> Lockspitzel, —> Polizeispitzel, —•> Stasispit-
fanter (Spinnefix) (selten).
zel.

Spintisierer Spitzmaus
(wohl zu „spinnen“) abschätzig ftir jeman- (eigentlich ein mausartiges Tier mit spitzer
den, der seltsamen, abwegigen Gedanken Schnauze) leicht abwertend für eine meist
nachgeht, grübelt, phantasiert. weibliche Person mit schmalem Gesicht und
spitzer Nase. Das Mißtrauen und die Ab-
Spion lehnung gegenüber Menschen mit einem
„spitzen“ Gesicht sind alt und weitverbrei-
(aus gleichbedeutend italienisch „spione“)
tet. Der Volksmund sagt: „Lange Mas’ und
i. jemand, der Spionage treibt, militärische,
spitzes Kinn, da sitzt der Satan leibhaft
politische oder wirtschaftliche Geheimnisse
drin!“
auskundschaftet. 2. abfälligftir einen heimli-
Vgl.: —> Maus.
chen Aufpasser oder Beobachter.
VgL: Stasi-Spion.
Splitterrichter
(nach Matthäus 7,3: „Was siebest du aber
Spirkel, der den Splitter in deines Bruders Auge und
(mundartlich für eine Griebe, ein Stück- wirst nicht gewahr des Balkens in deinem
chen Speck) nordostdeutsch geringschätzig Auge?“; eine Wortschöpfung Luthers) bil-
für eine kleine, schmächtige Person. dungssprachlich veraltet ftir einen selbstge-

405
rechten, kleinlichen Kritiker. Bei Johann Spottdrossel
Christian Günther heißt es: (eigentlich ein bestimmter Vogel, der gut
„Flieh auf ewig die Gesichter Stimmen und Geräusche imitieren kann)
Aller finstern Splitterrichter.“ ein Spötter, vor allem einer, der andere durch
Nachahmen verspottet. Heinrich Heine
wurde des öfteren „die Spottdrossel im
Spökenkieker
deutschen Dichterwald“ genannt.
(zu norddeutsch „Spök“ = Spuk und „kie-
ken“ = gucken, sehen) ein norddeutsches
Spötter
Spottwort fiir i. einen Geisterseher, jemand,
jemand, der (oft) spöttisch redet, sich über an-
der das „zweite Gesicht'1 hat. 2. einen pessimi-
dere lustig macht: ein arger, elender, böser
stischen Grübler. „Dr. Spökenkieker“ ist der
Spötter. Von Georg Christoph Lichtenberg
deutsche Name einer Nebenfigur bei Do -
stammt der Satz: „Viele Spötter meinen,
n a l d d u c k . Johannes Freiherr von Buttlar,
reich an Geist zu sein, und sind doch nur
ein sehr erfolgreicher Autor von phantasti-
arm an Takt.“
scher oder Zukunftsliteratur, sei „der Sim-
VgL: Spöttler (Nebenform).
mel der Spökenkieker“, so der s t e r n
(November 1995).
Spottgeburt
(bezieht sich auf das geflügelte Wort aus
Goethes f a u s t „Du Spottgeburt von
(zu „spontan“) 1. im jugendsprachlichen Po- Dreck und Feuer!“, das sich gegen Mephi-
lit-Jargon ein Angehöriger einer meist links- sto richtet) in gehobener Sprache abwertend
gerichteten, spontan handelnden Gruppe, 2. für einen verächtlichen Menschen, heute eher
ein randalierender, gewaltbereiter Jugendli- scherzhaft.
cher ohne bestimmte Ideologie. Bekannt ist
der Spruch: „Die Scheibe klirrt, der Sponti Spottvogel
kichert - hoffentlich Allianz-versichert!" (ursprünglich eine Bezeichnung für solche
1985 prägte die konservative f a z für den da- Vögel, die Laute anderer Arten gut nachah-
mals noch jungen Grünen-Politiker Josch- men können, wie Häher oder Würger; die
ka Fischer das Wortspiel „Spontifex erste Übertragung auf den Menschen
Maximus“. schon 1494 in Sebastian Brants n a r r e n -
s c h if f ) leicht abwertendJur jemanden, der
Sportfanatiker viel und gerne spottet, sich über andere lustig
jemand, der sich übermäßigJur Sport begei- macht. „Spottvogel hat selbst krumme Bei-
stert. ne“, lautet ein Sprichwort.
VgL: -4 Uzvogel, —> Vogel, —> -vogel.
VgL: —> Fanatiker, —> -fanatiker, —> Fußballfana-
tiker.
Springer s. junger Springer
Sportmuffel
Sprmgginkerl, das (der)
meist abschätzige, seltene BezeichnungJur ei- (Herkunft unklar; sicherlich zu „springen“)
nen Menschen, der am Sport nicht das gering- vorwiegend oberdeutsch für ein sehr lebhaftes
ste Interesse hat', Sportgegner. Kind oder einen unruhigen, leichfertigen,
VgL: Fußballmuffel (selten), —> Muffel, —> -muf- auch eitlen Burschen.
fel. VgL: Prinzginkerl (bayrische Nebenform).

Spottbild (deiner selbst, seiner selbst o.ä.) Springinsfeld


(eigentlich ein altes Wort für eine Karika- (ein Satzname, ursprünglich für Lands-
tur) eine selten gewordene Bezeichnung Jur knechte, Handwerksburschen o.ä.; nach
eine heruntergekommene oder sehr lächerlich dem Titel d e r s e l t s a m e Spr in g in s f e l d ei-
wirkende Person. ner Erzählung aus dem Jahre 1670 von

406
Hans Jakob Christoffel von Grimmelshau- Sprudelkopf
sen) veraltendfür einen unreifen, unbeküm- leicht abwertendfür einen sehr lebhaft reden-
merten jungen Menschen: ein junger den, hitzigen Menschen: ein jugendlicher
Springinsfeld. Sprudelkopf
Vgl.: Brausekopf, -köpf (-kopp).
Spritkopp (Spritkopf)
landschaftlichßlr einen Säufer.
Vgl.: —> -köpf (-kopp), Spritbacke (selten). vorwiegend norddeutsch für einen jungen,
schmächtigen Menschen, ein mageres Kerl-
Spritzbüchse chen; Schwächling.
(wohl Anspielung auf das Harnen) seltenes
Schimpfwortftir eine (liederliche) Frau.
Vgl.: —> Büchse.
(eigentlich ein Pfropfen, Zapfen zum Ver-
schließen des Spundlochs, von daher derb
für den Penis) abschätzig für einen jungen,
Spritze unerfahrenen Mann.
ein oberdeutsches derbes Schimpfwortfür eine Vgl.: —> junger Spund.
weibliche Person, besonders eine Prostituierte.
Spürhund
Spritzensportler (eigentlich ein Hund für die Fährtensuche
(dem „Spitzensportler“ nachgebildet; spielt oder das Aufspüren von Dingen) salopp,
auf die Injektionsspritze für Dopingmittel auch abfällig für einen findigen Menschen,
an) spöttisch oder abschätzigfür einen Sport- Spitzel, Kriminalbeamten, Detektiv.
ler, der verbotene Substanzen zur Leistungs- Vgl.: —> Hund, —> -hund.
steigerung einnimmt.
Staatsdichter
Spritzer s. junger Spritzer spöttisch für einen Schriftsteller, der von sei-
nem Staat als Aushängeschild, als Vorzeige-
Spruchbeutel dichter benutzt wird (und sich den
Regierenden andient). Der s pie g e l bezeich-
in süddeutschen Mundarten für einen —>
nete den Autor Hermann Kant, der lange
Sprücheklopfer.
Jahre Präsident des Schriftstellerverbandcs
Vgl.: —> Beutel, —> -beutel.
der DDR und Stasi-Zuträger war, als
„Staatsdichter a.D.“, und Marcel Reich-
Sprücheklopfer Ranicki nannte 1994 Christa Wolf, die
jemand, der Sprüche klopf, große Worte ebenfalls der Stasi zugearbeitet hatte, eine
macht oder mehr verspricht, als er halten Staatsdichterin.
kann. Vgl.: Hofdichter.
Vgl.: —» Kloppet (Klopfer).
Staatskrüppel
Sprüchemacher derber Spott, auch verächtlich, für einen jun-
wie —» Sprücheklopfer, nur weniger salopp. gen Mann, der für den Wehrdienst untaug-
„Jetzt kommt der flotte Sprüchemacher!“ lich ist.
So kündigte 1983 im Deutschen Bundestag Vgl.: —» Krüppel.
der Abgeordnete Weiskirchen von den har-
ten Bänken der Opposition aus den Bun- Staatsverräter
desminister für Arbeit und Sozialordnung jemand, der Hochverrat, Landesverrat be-
Norbert Blüm an. geht.
Vgl.: —> -macher. Vgl.: Verräter, -Verräter.

407
Stachelschwein liebe über Kriegsereignisse urteilen. „Faschi-
vom stachligen Tier aufden Menschen über- stoide Stammtischdeppen “ sind nach
tragenfür einen unrasierten Mann; in Nord- Meinung eines spiEGEL-Leserbriefschrei-
deutschland selten auch für ein unnahbares bers jene Leute, die Hiroshima mit Ausch-
Mädchen. witz gleichsetzen (August 1995). Der
VgL: —» Schwein, —> -schwein, Stachelsau (frän- Berliner Ta g e s s pie g e l bot im Oktober
kisch). 1995 die Schlagzeile „Stammtischkönig im
Sturzflug“, die sich auf den sehr volkstüm-
Staches lichen, aber politisch stark angeschlagenen
(Kurzform von „Eustachius“) vorwiegend Finanzminister von Baden-Württemberg,
hessisch für einen ungeschickten, groben oder den CDU-Politiker Mayer-Vorfelder, be-
dummen Menschen.
zog.
Vgl.: Stammt ischfeldherr, Stammtischi er, Stamm-
Stadtfrack
tischschwätzer.
(bezieht sich auf den Frack als Alltagsklei-
dung des Bürgers früherer Zeit) besonders
Stammtischbruder
in Österreich und Bayern abwertendfür den
(meist in der Mehrzahl) oft abwertend für
Städter, vor allem aus der Sicht des Landbe-
einen eifrigen Wirtshausgast, auch fiir einen
wohners.
Trinker oder Trinkkumpan.
VgL: Stadtfatzke, Stadtfritze (beides nordost-
deutsch). VgL: —> Bruder, —> -bruder.

Stadtklatsche Stammtischheld
Schimpfwort fiir eine meist weibliche ge- ironisch, auch abfällig fiir einen Mann, der
schwätzige Person, die in einer Kleinstadtfiir am Stammtisch mit angeblichen Heldentaten
Tratsch sorgt. prahlt.
Vgl.: Dorfldatsche, —> Klatsche. VgL: —> „Held“, —* -held, Stammtischlöwe.

Stadtneurotiker
Stammtischlöwe = Stammtischheld
(bekannt geworden durch den Kinofilm
d e r St a d t n e u r o t ik e r von Woody Allen
Stammtischpolitiker
aus dem Jahre 1977) manchmal spöttisch ver-
abfällig fiir einen Menschen, der (am
wendet fiir einen streßgeplagten, labilen, psy-
Stammtisch) unsachlich, naiv und ohne das
chischgestörten Großstadtmenschen von heute.
Vgl.: —> Neurotiker.
nötige Wissen politisiert. „Stammtischpoliti-
ker“, so lautete auch das Urteil von Franz
Staks Josef Strauß über Martin Bangemann von
(zu „staksen“ = ungelenk, mit steifen Bei- der ungeliebten FDP.
nen gehen) selten fiir einen großen, ungelen- Vgl.: Bierbankpolitiker, Biertischpolitiker, —»-po-
ken Menschen: ein langer Staks. linker.

Stalinist Stammtischstratege
meist abfälligfiir einen Verfechter, Anhänger spöttisch fiir einen Mann, der (am Stamm-
der von J. W. Stalin vertretenen marxistischen tisch) besserwisserisch vor allem Kriegsereig-
Ideologie (und des mit deren Umsetzung ver- nisse und Fußballspiele beredet und bekrittelt.
bundenen Staatsterrors). VgL: —» Bierrischstratege.
Vgl.: Altstalinist, -ist.
Stange
S tarn m tisch- (verkürzt aus Wörtern wie Bohnenstange,
eine Reihe spöttischer oder abfälliger Wörter Hopfenstange) salopp, auch abschätzig fiir
zur Bezeichnung großsprecherischer Men- einen hageren, großen Menschen.
schen, die unsachlich und unqualifiziert über VgL: —> Bohnenstange, Fahnenstange, Gardinen-
das Weltgeschehen und mit besonderer Vor- stange (selten), —> Hopfenstange, lange Stange.

408
Stänkerbock Stasispitzel
(wegen des sprichwörtlichen Gestanks von abfällig fär jemanden, der in der DDR als
Ziegenböcken) abfälligfär einen Menschen, Spitzelfär die Stasi tätig war. Seit 1989 sind
der i. stänkert, Unfrieden stiftet. 2. die Luft in Deutschland die Gerichte dabei, zu klä-
mit Gestank verpestet. ren, zu wem man das böse Wort sagen darf
Vgl.: —» Bock, —> -bock. und zu wem nicht. So meldete Ende 1994
die Nachrichtenagentur AFP, die frühere
Stänkerer (Stänker) DDR-Bürgerrechtlerin Bärbel Bohleyhabe
(zu „stinken") jemand, der (immer wieder) den PDS-Politiker Gysi trotz eines Verbo-
Streit vom Zaun bricht, Unfrieden stiftet, in- tes des Hamburger Oberlandesgerichts er-
trigiert. neut als Stasispitzel bezeichnet, während
Vgl.: Stänkerfrirze (nordostdeutsch). nach einer Entscheidung des Berliner
Landgerichts die Bürgerrechtlerin Freya
Stänkerich Klier denselben so nennen darf.
vorwiegend ostdeutschfär einen —> Stänkerer
Vgl.: Gestapospitzel, —» Polizeispitzel, —> Spitzel,
(Stänker). Stasi-Spion, Stasi-Zuträger.
Vgl.: —> -erich (-rieh).

Statist
Starlet (Starlett)
(aus gleichbedeutend englisch „Starlet“, ei- (eigentlich jemand, der als stumme Figur
gentlich = Sternchen; abwertend durch die bei Theater oder Film mitwirkt; zu latei-
Entgegensetzung zu „Star") geringschätzig nisch „stare" = stehen) leicht abwertendfür
oder spöttischfär eine Nachwuchsschauspiele- eine unbedeutende, unwichtige Person;
rin mit Ambitionen und Allüren eines Stars. Randfigur.
Auf einen ganz anderen Aspekt versteifte Vgl.: —> -ist.
sich Ernest Bornemann in der Definition
von „Starlet“ aus seinem Wörterbuch s e x staubiger Bruder
im Vo l k s m u n d von 1971: „Filmsternchen:
(meint eigentlich den früheren Hand-
Mädchen, das sich nackt fotografieren läßt
und mit Filmproduzenten schläft, um im werksburschen oder Landstreicher, der auf
den Landstraßen staubig geworden ist) ein
Film Karriere zu machen.“
zwielichtiger, verschlagener Mann; Herum-
Vgl.: —> Filmsternchen, —> Sternchen.
treiber.
Starrkopf Vgl.: —» Bruder, —» -bruder.
ein starrsinniger und sturer Mensch.
Vgl.: —»-köpf (-kopp). Stecher
r. besonders jugendsprachlich meist abfällig
Stasi, der fär einen Mann, der bei Frauen „immer nur
(Kurzwort für „Staatssicherheitsdienst") oft das eine will", nämlich schnellen (und mög*
ab wertend gebraucht fär einen Mitarbeiter liehst unverbindlichen) Geschlechtsverkehr.
der Stasi in der DDR. In der weiblichen 2. von der ersten Bedeutung ausgehend vor al-
Form ist das Wort sehr häufig und vor al- lem im Jargon Jugendlicher salopp oder ab-
lem nach der deutschen Vereinigung von schätzig fär den festen intimen Freund eines
1989 immer wieder in abfälligen, oft pole- Mädchens, einer Frau. 3. kurzfär—> Messer-
misch verwendeten Zusammensetzungen stecher.
wie „Stasi-Knechte" oder „Stasi-Vasallen“
anzutreffen. Abgeordnete der PDS/Linke
Steckkopf
Liste bekamen im Deutschen Bundestag
Wörter zu hören wie „Stasi-Bruder“ (von schweizerisch fär einen sturen, starrsinnigen
Gerster, CDU) oder „Stasi-Bonze“ (von Menschen.
Blank, CDU). Vgl.: —» -köpf (-kopp).

409
Stehaufmännchen Steigbügelhalter
(eigentlich eine Spielzeugfigur mit einer abfälligftirjemanden, der einem anderen bei
schweren Halbkugel als Grundfläche, so dessen Aufstieg behilflich ist, oft im politi-
daß sie sich immer wieder aufrichtet) i. schen Bereich.
auch abwertend für einen Menschen, der
Niederlagen schnell überwindet, immer wie- Stein des Anstoßes
der auf die Beine kommt. 2. landschaftlich (eine Wendung aus der Bibel) abwertende
selten als Tadel für einen unruhigen Men- Bezeichnung in gehobener Sprache für eine
schen, ein Kind, das nicht still sitzt. Der Person, die ein Ärgernis darstellt.
„Stuttgarter Stehaufmann“ war für die z e it
im Oktober 1995 der Finanzminister von steinerner Gast
Baden-Württemberg Gerhard Mayer-Vor- (aus dem Volksaberglauben) seltenfür einen
felder (CDU), der schon eine ganze Reihe stumm dasitzenden, unfreundlichen Men-
von politischen .Affären“ überstanden hat. schen. In Schillers pic c o l o m in i schilt Iso-
Vgl.: -chen (-lein), —> Männchen (Männlein), lani den vor sich hinbrütenden Max einen
Stehaufchen (selten), Stehaufmanderl, Stehauf- „steinernen Gast, der uns den ganzen
männlein (beides mundartliche Varianten).
Abend nichts getaugt“.
Vgl.: —> Gast.
Stehkragenpolitiker
veraltet geringschätzig für einen gutsituier- Steißklopper (Steißklopfer)
ten, gebildeten Politiker aus dem Bürgertum, (zu „Steiß“ im Sinne von „Gesäß“) veraltet
der, sobald er die Interessen der Arbeiter ver- für einen (prügelnden) Lehrer.
tritt, auf deren Vorbehalte stößt. Das alte Vgl.: —> Klopper (Klopfer).
Mißtrauen gegen „akademische Stehkra-
genpolitiker“ solle verschwinden, forderte Steißtrommler
schon 1919 Edwin Hörnle in der in t e r n a - veraltendes Schimpfwort für einen (strengen)
t io n a l e n . Die „Politik der schwieligen
Lehrer, besonders einen, der die Prügelstrafe
Faust“ sei fehl am Platz. praktiziert.
Vgl.: —> -politiker. Vgl.: Arsch trommler, Steißbeintrommler (sel-
ten), Steißpauker.
Stehkragenprolet (Stehkragenproletarier)
(Arbeiter trugen früher gewöhnlich Hem- Stelzfuß (Stelzbein)
den ohne Kragen) veraltend abwertendfür (eigentlich eine einfache Beinprothese oder
einen kleinen Angestellten oder Beamten, der ein Holzbein) 1. abschätzig für eine Person
sich wie ein Bürgerlicher kleidete undfühlte, mit einer Beinprothese. 2. spöttisch für je-
aber auf Grund seines niedrigen Einkom- manden, der geziert, gestelzt geht.
mens und seiner Herkunft eher dem Proleta-
riat zuzurechnen war. Stempelbruder
Vgl.: —> Prolet, —» Proletarier, Stehkragen Proleta- (von der früher üblichen Kontrolle der
riat. Auszahlung des Arbeitslosengeldes über
eine Stempelkarte) veraltend abfälligfür ei-
Stehler nen Arbeitslosen, einen Empfänger von Ar-
in manchen Mundarten ab wertend verwen- beitslosenunterstützung. In den Ko b l e n z e r
detftirjemanden, der stiehlt; Dieb. HEIMATKLÄNGEN (1939) von Peter Ferges
gibt ein Schüler seinen Berufswunsch an:
Vgl.: —» Schriftstehler, Stehlratz.
„Herr Lehrer, ich well Stembeler wiere!“
Vgl.: —> Bruder, —> -bruder, Stempelmaxe (berli-
steifer Bock nisch), Stempler.
ein ungelenker, ungeschickter Mann.
Vgl.; —> Bock, —> -bock. Stempler = Stempelbruder

410
Stenz Steuersünder
(zu landschaftlich „stenzen“ = bummeln, oft abwertendfiir eine Person, die ihrer Steu-
umherstolzieren) i. ein eingebildeter, gek- erpflicht nicht (in vollem Umfang) nach-
kenhafier junger Kerl 2. ein Schürzenjäger. kommt.
3. seltener fiir einen Zuhälter. „Der ewige Vgl.: Steuerbetrüger, Steuerkrimineller (selten), —>
Stenz“ war der Beiname des „Monaco Sünder, —» -siinder.
Franze“, des Helden einer Fernsehserie, die
in der Münchner Edel-Boh^me um 1980 Stichler
angesiedelt war. „Veronika, der Stenz ist (zu „sticheln“, eigentlich = mit kleinen Sti-
da!“ nach dem alten Schlagertext „Veroni- chen nähen) leicht ab wertendfiir einen Men-
ka, der Lenz ist da“, war ein beliebter schen, der spitze Bemerkungen, boshafte
Spruch, wenn die Tochter oder Schwester Anspielungen macht. „Einst warst Du Stachel
von ihrem Freund abgeholt wurde. im Fleisch der österreichischen Sozialdemo-
VgL: Stenz von Rio (selten), Zwickelstenz (selten: kratie — jetzt bist Du ein freischwebender
kleiner Zuhälter, Hartgeldlude).
Stichler.“ So die bayrische SPD-Chefin Re-
nate Schmidt 1995 zu dem Wiener Publizi-
Steppke sten Günther Nenning anläßlich der
(Verkleinerungsform von „Stopfen") be- Verleihung des „Sozialistenhutes“ an ihn.
sonders berlinisch salopp, manchmal abschät- Vgl.: —> -1er.
zigfür einen kleinen Jungen, kleinen Mann,
Knirps. Stichwortgeber
(eigentlich Theatersprache) eine beliebte
sterbender Schwan abschätzige Vokabel der politischen Polemik
(leitet sich her von dem Solotanz d e r s t e r - fiir einen unterlegenen Gesprächspartner, der
b e n d e s c h w a n , den M. Fokine 1905 für in jedem Punkt widerlegt wird.
die russische Primaballerina assoluta Anna
Pawlowa geschaffen hatte) spöttisch für ei-
Stiefel
nen Fußballspieler, der „eine Schwalbe
seltenes Schimpfwort fiir einen unmanierli-
macht“, sich effektvoll zu Boden wirft, um
chen, groben Menschen.
auf diese Weise einen Strafstoß herauszu-
schinden. Der sarkastische Kommentar Vgl.: alter Stiefel, —> Kackstiefel, -4 Knickstiebel
(Knickstiefel), —> Krummstiefel, —> Stinkstiefel
„Marke sterbender Schwan“ gilt dagegen
(Stinkstiebel).
einer ältlichen Dame auf Partnersuche.
Stiefellecker = Speichellecker
Sternchen
spöttisch oder geringschätzig für ein weibli-
Stiefkind der Natur
ches Nachwuchs- oder Möchtegemtalent, be-
seltene abschätzige Bezeichnung in gehobener
sonders beim Film.
oder poetischer Sprache für einen häßlichen
Vgl.: —> -chen (-lein), —> Filmsternchen, Schlager-
sternchen, —> Starlet (Stariert).
Menschen ohne irgendwelche Vorzüge.

Sterngucker Stier
milder Berufsspottfiir einen Astronomen. oberdeutsch fiir einen plumpen, groben, stu-
Vgl.: —» Gucker, Himmelsgucker. ren oderauch sexuellausschweifenden Mann.
VgL: Bauernstier, —» Gemeindestier.
Steuerflüchtling
ofi abwertendfiir jemanden, der die Steuer- Stierbeutel
pflicht umgeht, indem er Firma, Wohnsitz kräftiges oberdeutsches Schimpfwortfiir einen
oder Vermögen ins Ausland schafft. groben, sturen, einfältigen Kerl.
VgL: —> -Jing, Vgl.: —» Beutel, -beutel.

411
Stierengrind als Wähler gesehen werden; kritik- und ge-
(eigentlich der Kopf eines Stiers; zu schwei- sichtslose Wählermassen. In den USA wur-
zerisch derb „Grind“ = Kopf) in der den im 19. Jahrhundert die eingewanderten
Schweizfür einen sturen, äußerst eigensinni- Iren und Deutschen so genannt.
gen Menschen. VgL: —> Vieh, Wahlvieh.
Vgl.: Stierschädel.

Stina (Stine)
Stiesel (Stießel)
(wohl umgebildet aus „Stößel“) abfälligfür (Kurzform von Vornamen wie Christine
einen flegelhaften, unhöflichen, langweiligen oder Augustine) Spott- oder Schimpfwort
Mann: ein alter, fauler Stiesel. für eine einfältige, ungeschickte Frau.

Stift Stingel (Stingl)


(vielleicht eine sexuelle Pars-pro-toto-Be- (Nebenform von „Stengel“) süddeutsch sel-
zeichnung aus „Stift“ = Knabenpenis) sa- ten für einen langen, ungelenken Burschen:
lopp, auch abschätzig für i. einen kleinen ein langer Stingel.
Jungen; Knirps. 2. einen (jungen) Lehrling.
Srinkadores
stilles Wasser
(nach der Redensart „stille Wasser sind (zu „stinken“; nach dem Muster von spa-
tief') manchmal leicht abwertend für einen nisch „fumadores“ = Raucher) zumindest in
(allzu) ruhigen, zurückhaltenden und schwer Hessen und am Mittelrhein ab Schimpfwort
zu durchschauenden Menschen. für einen schmutzigen, übelriechenden Men-
schen.
Stimmenfänger
abwertendfürjemanden, vor allem einen Po- Stinkbock
litiker, der durch Lügen, plumpe Verspre- (Böcke verbreiten bekanntlich einen stren-
chungen o.ä. versucht, Wählerstimmen zu gen Geruch) landschaftlich derb abwertend
gewinnen. für einen stinkenden Mann.
Vgl.: —> Bock, -bock.
Stimmungskanone
scherzhaft, auch abschätzig für einen Men-
Stinker
schen, der in Gesellschaft (durch Witzelei und
Klamauk) für Stimmung sorgt. Nach Achim I. derb abwertend für einen stinkenden,
Schwarze (256 m ä n n e r -t y pe n ) habe diese schmutzigen Menschen. 2. jemand, der einem
Sorte Humor den Film- und TV-Witzbold „stinkt“, unsympathisch ist. 3. ab kosende
Mike Krüger (Nase!) so reich gemacht, daß Schelte wie —> Scheißerfür ein kleines Kind.
er sich eine Frau leisten konnte. 4. selten für einen mürrischen, unfreundli-
Vgl.: Kanone. chen Mann (zu „Stank“).
Vgl.: alter Stinker (mürrisch), Benzinstinker
Stimmungsmacher (Kraftfahrer), fauler Stinker (fränkisch), Stinkaas,
abfälligfürjemanden, der Stimmungsmache Stinkfisch (beide selten).
betreibt, der versucht, durch allerlei Tricks
und Manipulation die (öffentliche) Meinung Stinkfritz
zu beeinflussen. derb für eine stinkende männliche Person.
Vgl.: —> -macher.
Vgl.: —> Fritz, Stinkpeter.

Stimmvieh
(um 1860 aus dem gleichbedeutenden eng- Stinki
lisch-amerikanischen „voting cattle“ über- jugendsprachlich selten für eine stinkende
nommen) verächtlich für Personen, die nur oder ansonsten unangenehme Person.

412
Stinkmorchel Stockfisch
(eigentlich ein übelriechender Pilz) (eigentlich auf Stöcken getrockneter Fisch,
Schimpfwort ftir einen stinkenden oder un- meist Kabeljau) abfalUg ftir einen wortkar-
angenehmen, „stinkigen “Zeitgenossen. gen, steifen, langweiligen, geistig trägen Men-
Vgl.: Morchel. schen.
Vgl.: —> Fisch.
Stinkstiefel (Stinkstiebel)
derbes Schimpfwortfür 1. einen übellaunigen, Stockphiiister
unhöflichen Mann. 2. einen Mann, über den veraltet ftir einen sehr kleinlichen, unbelehr-
man sich ärgert, 3. einen stinkenden, unsaube- baren Menschen.
ren Menschen. 4. einen, der Stunk macht. Vgl.: Erzphilister, —> Philister.
Vgl.; alter Stinkstiefel (auch burschikose Anrede),
—> Stiefel.
Stoffel
(Kurz- und Koseform des Vornamens
Stinktier
Christoph; wohl unter Einfluß der Legen-
(eigentlich ein Marder, der bei Gefahr ein
de vom ungeschlachten Riesen Christo-
übelriechendes Sekret verspritzt) grobes
phorus, einem der 14 Nothelfer) häufiges
Schimpfwort für eine sehr unsympathische,
Schimpfwort ftir einen unhöflichen, plum-
als toiderlich empfundene Person. „Das ist
pen, tölpelhaften Mann. Bei Goethe:
ein Stinktier!“ (Solms von der FDP über
„Daß Glück ihm günstig sei,
den SPD-Politiker Gansel, 1989).
was hilft’s dem Stöffel?
Vgl.: Stinkmolch, Stinkotter (selten), —> Tier, —>
-tier. Denn regnet’s Brei,
fehlt ihm der Löffel.“
Vgl.: -> Toffel (Töffel).
Stinos
(Mehrzahl; Kurzwort aus „stinknormal“) 1.
im Sprachgebrauch von Homosexuellen oft Stoffhuber
verächtlich für Heterosexuelle. 2. vorwiegend geringschätzig ftir einen Menschen, der Stoff-
ostdeutsch ftir Durchschnittsbürger, Spießer. huberei betreibt, dem es allzusehr um die bloße
Vgl.: Normalo, Stinknormalo. Anhäufung von Grundlagen und Material
geht, der insofern mehr Masse als Klasse bietet.
Stint Vgl.: —»-huber.
(eigentlich ein kleiner, lachsartiger Fisch)
norddeutsch ftir 1. einen jungen Menschen, Stolprian
Bengel; Gernegroß. 2. einen dummen Kerl (zu „stolpern“ - beim Gehen straucheln,
fast fallen) landschaftlich leicht abwertend
Stock oder ab Tadel ftir eine oft stolpernde, unge-
(hier im Sinne von „Baumstumpf') beson- schickt laufende Person; meist zu Kindern ge-
ders oberdeutsch ftir einen sturen, rücksichts- sagt.
losen Menschen. Vgl.: -ian (-jan), Stolperer (kaum abwertend), Stol-
pergrete (selten), Stolperhannes, Stolperjan (or-
thographische Variante), Stolperjochen (selten),
Stock- Stolterjan (norddeutsche Variante).
ein emotional verstärkendes Wortbildungs-
mittel zur abwertenden Bezeichnung einer
Person, die etwas, besonders ein Landsmann
oder Angehöriger einer Konfession, durch und Stoppelhopser
durch ist.
spöttisch i. soldatensprachlich ftir einen In-
Vgl.: —> Erz-, Stockbayer, Stockbesoffener, Stock-
fanteristen. 2. landschaftlich ftir einen kurz-
engländer, Stockgelehrter (veraltet), Stockkatho-
lik, Stockkonservativer, Stockpreuße, Stock- gewachsenen Menschen. 3. selten ftir einen
protestant, Stockreaktionär. Bauern, Landbewohner.

413
Strabanzer (Strawanzer)
(eigentlich ein Flaschenverschluß) i. ge- (Streckform zu landschaftlich „stranzen" =
ringschätzig oder spöttisch für einen kleinen, schlendern, herumstreunen) vorwiegend
untersetzten Menschen, kleinen dicken Jun- bayrisch und Österreichisch für einen Müßig-
gen. 2. oberdeutsch auch für einen Tölpel. gänger, Tagedieb.
Vgl.: Kanonenstöpsel, kleiner Stöpsel, Stopfen
{Nebenform), Stoppel. Sträfling
meist emotional abwertendfür einen Strafge-
Storax fangenen.
(eigentlich eine Nutzpflanze) seltenes ober- Vgl.: “» -ling.
deutsches Schimpfwort für einen störrischen
Menschen oder Dummkopf. Strahlemann
meist spöttisch für einen Mann, der immer
Storch im Salat ein strahlendes Lächeln zeigt, der „aufStrah-
spöttisch für einen ungelenken, steifbeinigen, lemann und Söhne macht“. Beim früheren
langen Menschen. Ministerpräsidenten von Niedersachsen
Ernst Albrecht (CDU) ist das Wort zum
Spitznamen geworden. Einen „angeschla-
Störenfried
genen Strahlemann“ sah die z e it (Januar
(eigentlich ein Satzwort zu „Störe den Frie- 1994) im TV-Plauderer Thomas Gott-
den“) Schimpfwort für einen, der immer schalk.
wieder Ruhe und Eintracht stört: ein ewiger Vgl.: —> -mann.
Störenfried.
Strandgut s. menschliches Strandgut
Störer
abfälligfür eine Person, die andere oder etwas Strandlöwe
hemmt, beeinträchtigt, unterbricht, jeman- ironisch für einen geckenhaften Mann, der
den belästigt. am Strand auf Bewunderung und Liebes-
Vgl.: —> Friedensstörer (Friedenstörer), —> Ruhe- abenteuer hofft.
störer- Vgl.: —> -löwe.

Storger Strandräuber
in manchen Mundarten für einen Landstrei- ein Räuber von Strandgut.
cher, Hausierer. Vgl.: —> Räuber, —> -räuber.

Stotterer Stranze = Strunze (Strunzei)


(zu norddeutsch „stoten“ - stoßen; weibli-
che Form: Stotterin) i. leicht abwertendfür Straßendirne
einen Menschen, der aus Verlegenheit, Unsi- oft abfälligfür eine Frau, die der Prostitution
cherheit oder Hast stottert, stammelt, stok- aufder Straße nachgeht.
kend spricht. 2. spöttisch oder bei Kindern Vgl.: —> Dirne, Straßenhure, Straßennutte.
tadelnd auch für eine Person, die auf Grund
eines Sprachfehlers stottert. Straßenjunge - Gassenjunge
Vgl.: Stotterbock, Stotterliese.
Straßenmädchen
Stotterhann.es oft ab wertend für eine junge Frau, die der
landschaftlich für einen männlichen —> Stot- (im Milieu geringgeachteten) Straßenprosti-
terer. tution nachgeht.
Vgl : —» Hannes, Stotterhans. Vgl.: Mädchen von der Straße.

4U
Straßenräuber Streichemacher
jemand, der einen Raub auf offener Straße leicht abwertendfär einen übermütigen, stets
begeht; auch übertragen für einen gemeinen zu Streichen aufgelegten Menschen.
Betrüger, räuberischen Menschen. Vgl.: —> -macher.
Vgl.: —> Räuber, —> -räuber, Straßendieb.
Streitbold = Streithammel
Straubinger = Bruder Straubinger
Streithahn
Strauchdieb meist abwertendfärjemanden, besonders ei-
(ursprünglich ein Straßenräuber, der sich nen Mann, der sich gerne streitet. Die weib-
im Gebüsch versteckt hielt) abfällig, auch liche Form „Streithenne“ (s ü d d e u t s c h e
scherzhaft fär einen Gauner, unehrenhaften z e it u n g ) ist unüblich.
Menschen. Im Dezember 1994 bezeichnete Vgl.: —> Hahn, Streithenne.
Peter Handke den Großkritiker Marcel
Reich-Ranicki als „Oberstrauchdieb“. Streithammel
Vgl.: Dieb. Schimpfwort fär einen unverträglichen,
streitsüchtigen Menschen. Der westliche Pu-
Strauchritter blizist ist meistens kein Erzähler, sondern
(früher ein verarmter Ritter, der zum Stra- Polemiker, also Streithammel.“ (Christoph
ßenräuber geworden ist) Schimpfwort fär Diekmann in der z e it , August 1996).
einen unehrlichen, betrügerischen Menschen. Vgl.: Hammel, —» -hammel, Streitbold.
Vgl.: —> Ritter.
Streithansel
Strawanzer = Strabanzer (Strawanzer) Schimpfwort in Österreich und Süddeutsch-
land fär eine unverträgliche, streitsüchtige,
Streber meist männliche Person. Wolf Biermann,
abschätzigfiir eine Person, die in Schule und Alfred Hrdlicka und andere, die 1994 eine
Beruf ehrgeizig und egoistisch ihr Fortkom- recht wüste gegenseitige Beschimpfung
men betreibt: ein unsympathischer, widerli- zum Entzücken der Feuilletonleser öffent-
cher, unangenehmer, ekelhafter Streber. Eine lich austrugen, seien „Streithanseln, die
Notiz von Bismarck aus dem Jahr 1855: sich gern reden hören“, schaltete sich Ende
„Schweinitz empfehle ich Ihnen als einen 1994 Georg Stefan Troller ein (Interview
brauchbaren Menschen, etwas Streber, der Zeitschrift t a n g o ).
aber das ist natürlich, wenn man mit grau- Vgl.: —> Hansel, -hänsel.
en Haaren noch Lieutenant ist.“
Vgl.: Oberstreber, Streberer, Streberling (schüler- Streuner
sp rachli ehe Erweiterun gsbildungen). meist abwertend fär einen Herumtreiber,
Vagabunden, Landstreicher; auch fiir einen
Streberleiche Menschen, der nachts lange ausbleibt.
schülersprachlich verächtlich fär einen über- Vgl.: Gassenstreuner (veraltet), Herumstreuner,
aus strebsamen, ehrgeizigen und dabei unka- Landstreuner (Landstreicher).
meradschaftlichen Mitschüler.
Vg].: Leiche, Streberjonny, Streberratte, Streber- Strich (in der Landschaft)
sau (drei seltene schülersprachliche Schimpfnamen). auch ab wertendfär einen sehr dünnen, abge-
magerten Menschen.
Strebernatur Vgl.: Beistrich (klein), gespaltener Strich (säch-
jemand, der seinem ganzen Wesen nach ein sisch).
Streber ist.
Vgl.: Streberseele. Stricher = Strichjunge

Streberseele - Strebernatur Strickerin - Strichmädchen

415
Strichjunge Strohmann
ofi abfälligfiir einen jungen Mann oder Jun- (nach dem gleichbedeutenden französi-
gen, der auf der Straße der Prostitution mit schen „homme de paille“; bezieht sich auf
Männern nachgeht die Stellvertreterfunktion von Strohpup-
Vgl.: —> Junge, —> Pupe (Pupenjunge), Strichbub pen in vielen Bräuchen) i. im Geschäftsle-
(österreichisch: auch Zuhälter), Stricher. ben ofi abschätzig fiir eine vorgeschobene
Person, die nur nach außen hin als Rechtsträ-
Strichmädchen ger erscheint. 2. abwertend fiir einen Men-
meist abfällig fiir einejüngere Straßenprosti- schen, der schwach ist, unselbständig handelt,
tuierte. von anderen ausgenutzt wird.
Vgl.: —> Straßenmädchen, Strichenn. Vgl.: —> -mann, Strohfrau (selten; zu i.), Stroh-
puppe.
Strichvogel
Strolch
(eigentlich ein Vogel, der sein Brutgebiet
(geht zurück auf italienisch „astrologo“ =
von Zeit zu Zeit umherstreifend verläßt)
Astrologe, Scharlatan) i. ein Herumtreiber,
abfällig fiir eine Prostituierte auf dem Stra-
Lump, Gauner. 2. als „kosende Schelte" fiir
ßenstrich; seltenerfiir einen Strichjungen.
einen wilden, kleinen Jungen, Schlingel. Bit-
Vgl.: Strichbiene, Vogel, —> -vogel.
ter heißt es bei Christoph Martin Wieland:
„Ha! meine Tochter! Mir von einem sol-
Strick
chen Strolch! Von einem Schuft mir En-
(verkürzt aus „Galgenstrick“) abschätzig,
kelchen zu geben!“
auch wohlwollend scherzhaft für einen Vgl.: —> Sittenstrolch.
durchtriebenen Burschen, Taugenichts oder
ein spitzbübisches Kind: ein durchtriebener, Strolchenfahrer
gerissener, liederlicher Strick. In Hannover
schweizerisch für jemanden, der mit einem
ist das (!) Strick ein Lausemädchen. gestohlenen Auto fahrt.
Vgl.: —» ftiuler Strick, -4 Galgenstrick, Judasstrick
(schwäbisch), loser Strick.
Stromer
l. Landstreicher, Strolch; Herumtreiber. 2.
Striezel
gutmütige Schelte fiir ein ausgelassenes Kind,
landschaftlich leicht abwertend fiir einen
einen Schlingel.
Lausbuben, Schlingel.
Ströper
Strippenzieher
(wörtlich: „Streifer“) norddeutsch fiir einen
(zu „Strippe“ = Schnur, Kabel) i. scherz- Landstreicher, Müßiggänger, Strolch.
haft, auch abschätzigfiir einen —> Drahtzie-
her. 2. Handwerkerspottfiir den Elektriker. Stropp
(eigentlich eine Schlinge) westdeutsch als
Strizzi gutmütige Schelte fiir einen Lausbuben.
(vielleicht zu italienisch „strizzare“ = pres-
sen, ausbeuten) oberdeutsch für i. einen Zu- Strotter
hälter. 2. einen leichtsinnigen, durchtriebenen (von mittelhochdeutsch „struten“ = rau-
Kerl, Strolch. ben, plündern) österreichisch abschätzig für
i. jemanden, der Abfälle nach Brauchbarem
Strobelkopf = Struwwelkopf durchwühlt. 2. Landstreicher, Stadtstreicher.
Vgl.: —> Kanalstrotter.
Strohkopf
Dummkopf „strohdummer" Mensch; selten Strubbelkopf = Struwwelkopf
salopp für eine blonde Person.
Vgl.: —■> -köpf (-kopp). Strubbelpeter = Struwwelpeter

416
Strudelkopf rem Haar. Das Wort stammt aus dem 18.
veraltet ftir einen nervösen, wirrköpfigen Jahrhundert. Als der junge Goethe in Leip-
Menschen. zig studierte, nannte man ihn „den Frank-
VgL: —> -köpf (-kopp). furter Strubbelpeter“, und er mußte sich
frisieren lassen. 1994 feierte die Stadt
Strudler Frankfurt nicht nur ihr I2oojähriges Beste-
landschaftlich abschätzig für einen Men- hen, sondern auch den 150. Geburtstag des
schen, der hastig, unordentlich arbeitet oder Struwwelpeter sowie den 100. Todestag
spricht. seines Schöpfers Heinrich Hoffmann.
Vgl.; —} -1er. Über den ungepflegten Struwwelpeter
heißt es in dem berühmten Buch:
Strumpf „An den Händen beiden
ein seltenes Schimpfwort für einen Mann; Ließ er sich nicht schneiden
Versager; Dummkopf, einfauler, vollgefresse- Seine Nägel fast ein Jahr;
ner Strumpf Kämmen ließ er nicht sein Haar.“
Die einprägsame Geschichte wurde auch
Strunk Gegenstand zahlreicher Parodien, bei-
(eigentlich ein Baumstumpf oder dicker spielsweise ein Buch von 1941 mit dem Ti-
Pflanzenstengel) landschaftlich abfällig für tel STRUWWELHITLER. A NAZI STORY BOOK
einen ungehobelten, frechen Kerl. BY DOKTOR SCHRECKLICHKEIT.
Vgl.: —> Peter, —> -peter, Struwwclpetra (selten).
Strunze (Strunzei)
(zu landschaftlich „strunzen“ = prahlen) ein Stubben
weitverbreitetes veraltendes Dialektwort für (eigentlich ein Baumstumpf) norddeutsch
eine Schlampe, Herumtreiberin. abschätzig für einen grobschlächtigen Mann,
Vgl; Stranze, Strunz (Nebenformen). Tolpatsch.
Vgl.: Tanzstubben (schlesisch: schlechter Tänzer).
Strunzer
landschaftlich für einen Prahler, Angeber; Stubengelehrter
selten auch für einen Landstreicher, Herum- veraltend abwertend für einen lebens- und
treiber. praxisfremden Wissenschaftler.
Vgl: Gassen strunzer (Herumtreiber), Strunzbeu- Vgl.: —> Buchgelehrter, Schreibtischgelehrter.
tel, Teppichstrunzer (rheinhessisch).
Stubenhocker
S truwwelkopf leicht abwertendfür eine Person, die sehr sel-
meist abwertendfür eine Person mit zerzau- ten ausgeht, fast immer zuhause bleibt. Ein
sten, wirren Haaren. volkstümlicher Zweizeiler dazu:
Vgl.: —> -köpf (-kopp), Strobelkopf, Strubbelinski,
„Sofie, mach dei Bruchband logger,
Strubbelkopf (orthographische Variante).
mir Pälzer sin kää Stuwwehogger.“
Vgl.: Daheimhocker, Hocker, —> -hockcr, —»
Struwwelliese Ofenhocker, Stubenstinker (selten).
landschaftlich für eine Frau, ein kleines
Mädchen mit wirren, ungekämmten Haa- Stück
ren. mehr oder weniger abfälligfür einen unange-
Vgl.: Liese, —> -liese.
nehmen Menschen, meist eine Frau. Das
Wort wird fast immer mit einem Adjektiv
Struwwelpeter
zusammen verwendet: ein blödes, mieses,
(allgemein bekannt geworden als Titelge-
dreistes, raffiniertes, verfressenes Stück.
stalt des gleichnamigen Kinderbuches des
Vgl.: —> Aasstück, Dreckstück, —> dummes
Frankfurter Arztes Heinrich Hoffmann aus Stück, —> faules Stück, freches Stück, gemeines
dem Jahr 1844) als Tadelfür ein Kind, vor Stück, —> Miststück, —> Museumsstück, „Pracht-
allem einen Jungen, mit strubbeligem, wir- stück“ (ironisch), Saustück, Schandstück, schlechtes

417
Stück, Schweinestück, Stück Elend, Stück Mensch, hinaus,
Stück Mist, Stuck Modder (norddeutsch), Stück Verklärt er sich zum Stümper.“
Vieh, verkommenes Stück, Weibsstück. Vgl.: Stümpler (oberdeutsche Nebenform).

Stück Dreck Stunkmacher


derbes Schimpfwort fiir einen niederträchti- (zu „Stunk“ = Streit, Ärger) jemand, der
gen Menschen. (immer wieder) Stunk macht, stänkert.
Vgl.: —> Dreck, Haufen Dreck, Stück Modder. Vgl.: —> -macher, Stunkmichel (selten).

Stück Malheur Stupidienrat


(zu französisch „malheur“ = Unglück, (Verballhornung aus „Studienrat“, auf
Pech, Mißgeschick) bildungssprachlich ver- „stupide“ anspielend) schülersprachlicher
ächtlichfür einen unmoralischen, verwahrlo- Spottname für einen (irgendwie „bescheuer-
sten Menschen; Versager. ten“) Studienrat, seltener für einen Sonder-
Vgl.: Malheur.
schullehrer.
Vgl.: Oberstupidienrat.
Stück Scheiße
vulgäre Schelte fiir einen verachteten, als sturer Bock
nichtswürdig empfundenen Menschen. abfällig für einen eigensinnigen, starrköpfi-
Vgl.: —» Scheiß-, Stück Mist, Stück Schit (nord-
gen Menschen.
deutsch), Stückchen Scheiße.
Vgl.: —» Bock, —»-bock, sturer Hund, sturer Kno-
chen, sturer Sack, Sturkopf, Sturschädel (selten).
Student s. ewiger Student, s. verbummel-
ter Student, s. verkrachter Student Stürmer
ein Draufgänger, ungestümer Mensch.
Stummerl, der (das) Vgl.: Barrikadenstürmer, —> Bilderstürmer,
(Verkleinerung zu „Stummer“) in Öster- Himmelsstürmer (Himmelstürmer), Maschi-
reich und Bayern abschätzig fiir i. einen nenstürmer, Wolkenstürmer (veraltet: Himmels-
stummen, taubstummen Menschen. 2. einen stürmer).
wortkargen, maulfaulen Menschen, etwa ei-
nen Schüler, der im Unterricht keinen Mucks Stürmer und Dränger
herausbringt. (in der Literaturwissenschaft ein Dichter
Vgl.: Stummerlein (fränkisch). der Periode des Sturm und Drangs zwi-
schen 1760 und 1785) scherzhaft, auch spöt-
Stumpen tisch fiir einen ungeduldigen, ungestümen
(Nebenform zu „Stumpf') landschaftlich Menschen.
geringschätzig für einen klein geratenen
Menschen oder einen kleinen Jungen. Stürmi
schweizerisch fiir einen Hitz- und Wirrkopf.
Stümper
(ursprünglich ein Handwerker mit Stute
„stumpfem“, also schlechtem Werkzeug) (eigentlich ein weibliches Tier bei Pferd,
Schimpfwort fiir einen Pfuscher, Nichtskön- Esel & Co.) selten fiir eine träge, trampeiige
ner, Versager: ein elender, erbärmlicher, jäm- Frauensperson.
merlicher Stümper. Das Sprichwort meint
dazu: „Ein Stümper findet kein gutes „Stützen der Gesellschaft“
Werkzeug.“ Von Franz Grillparzer stammt (nach dem gleichnamigen kritischen Ge-
das folgende Epigramm aus dem Jahre sellschaftsstück von Henrik Ibsen, 1828 -
1854: 1906) ironische bildungssprachliche Bezeich-
„Der Dilettant freut sich zu Haus nung für die führenden Persönlichkeiten ei-
An seinem eignen Geklimper, ner Gesellschaft, an deren Integrität und
Doch geht seine Kunst in die Welt Glaubwürdigkeit zu zweifeln ist.

418
Stutzer Sudelkoch
(vielleicht vom gestutzten Bart früherer (zu „sudeln“ » pfuschen; etwas beschmut-
Modenarren) abfälligfiir ein eitles, übertrie- zen, bekleckern; weibliche Form: Sudelkö-
ben modisches Mannsbild. chin) landschaftlich abwertend fiir einen
schlechten, unsauberen Koch. Paracelsus
Stutzkopf nannte die Apotheker so.
(zu „stutzig“ = widerspenstig) vor allem
oberdeutsch fiir einen eigensinnigen, starr- Sudler (Sudeler)
köpfigen Menschen. abfälligfiirjemanden, der i. pfuscht, schlech-
Vgl.: —> -köpf (-kopp). te Arbeit leistet. 2. Dinge beschmutzt, klek-
kert. 3. unsauber schreibt, schmiert.
subalterner Geist Vgl.: —> -1er, Sudel (selten).

(zu spätlateinisch „subalternus“ = unterge-


ordnet) bildungssprachlich selten für einen Süffel (Söffel)
unterwürfigen, kleingeistigen Menschen. (zu „süffeln“ = genüßlich, langsam trinken)
Vgl.: subalterne Natur.
leicht abwertendfiir einen Trinker, Säufer.
Vgl.: Söffer, Söffler (selten), Süffler, Süffling.

Subjekt
Suffkopp (Suffkopf)
verächtlich fiir einen gemeinen, schlechten
landschaftlich fiir einen Säufer.
Menschen, meist mit einem Eigenschaftswort Vgl.: —> -köpf (-kopp), —> Saufkopp .(Saufkopf).
gekoppelt: ein betrügerisches, bezahltes, zwei-
felhaftes, widerwärtiges, gemeines, nieder- Süffler - Süffel (Söffel)
trächtiges, elendes, verwerfliches, erbärm-
liches, gekauftes Subjekt. Süffling = Süffel (Söffel)
Vgl.: käufliches Subjekt, kriminelles Subjekt, übles
Subjekt, verdächtiges Subjekt, —> verkommenes
Subjekt.
Suffragette
(ursprünglich die Bezeichnung für die radi-
Subjektivist kalen Frauenrechtlerinnen in Großbritan-
nien zu Beginn des 20. Jahrhunderts; zu
(zu „subjektiv“ = persönlich, nicht sach-
lateinisch „suffragium“ = Stimmrecht) ver-
lich) bildungssprachlich selten fiir einen allzu
altend abwertend fiir eine Frauenrechtlerin;
ichbezogenen Menschen.
Emanze. Hartmut Geerkcn erlaubte sich
Vgl.: —> -ist.
gegenüber seiner Schriftstellerkollegin
Ginka Steinwachs, die in ihrer Poesie sehr
subversive Elemente
oft Buchstabenvertauschungen einsetzt,
(meist Mehrzahl; zu lateinisch „subvertere“ das Spielchen: „Die Steinwachs ist eine
= um stürzen) im politischen Sprachgebrauch Suffregatte.“
für Aufrührer, Umstürzler.
Vgl.; —> Element, subversive Kräfte (schwächer). Suitier
(französierende Bildung zu „Suite“ in der
Süchtling alten Bedeutung „lustiger Streich“) land-
abschätzig oder spöttisch fiir eine süchtige schaftlich veraltend fiir einen Luftikus, Pos-
oder im übertragenen Sinne süchtige Person. senreißer; Schürzenjäger. Ein Gedicht von
Vgl.: Eifersüchtling, —> -ling, Selbstsüchtling. Adolf Stoltze in Frankfurter Mundart aus
dem Jahr 1902:
Suckel „Un wann merr hie en Schwiddjeh sah
(eigentlich ein Ferkel; zu „suckeln“, einer Der nix gemacht wie Schulde
Intensivbildung zu „saugen“) oberdeutsches So schickt mern nach Amerika
Schimpfwortfiir eine unreinliche Person, ein Un gab em hunnert Guide.“
schmutziges Kind. Vgl.: Schwittjeh (üblichemundartliche Lautform).

419
Sülfmeister Sumpfhuhn
(zu norddeutsch „sülf‘ = selbst; also ein Ge- (eigentlich eine sumpfbewohnende Ralle)
selle, der sich selbst zum Meister ernannt scherzhaft, auch abwertend fiir einen Men-
hat) norddeutsch veraltend fiir einen Pfii- schen, der ein liederliches Leben fuhrt, die
scher, nachlässigen Arbeiter. Nächte durchzecht. 1899 stellte Germanicus
in d e r So z ia l is m u s u n d d ie Fr a u den „so-
liden und gesunden“ Frauen „die Sumpf-
Sülle (Sulin)
hühner“ gegenüber, die ihren Kindern
(eigentlich eine Muttersau; zu „suhlen“ = nicht selten die sittlichen Schwächen verer-
sich im Schlamm wälzen) landschaftlich,
ben.
besondersfränkisch und hessisch, für eine sehr Vgl.: —> Huhn, Sumpfhenne.
schmutzige, meist weibliche Person.
Sumpfralle
Sultan (Zu den Rallen, einer Familie der kranich-
(eigentlich ein islamischer Herrschertitel) artigen Vögel, gehört auch das Sumpf-
jugendsprachlich salopp, auch abschätzig fiir huhn) jugendsprachlich abfällig fiir ein
i. den festen Freund eines Mädchens. 2. einen unschönes, unangenehmes Mädchen.
Geldprotz.
Sumser
Sülzer (zu „sumsen“ = summen, brummen; nör-
geln) österreichisch abschätzig für einen
(zu „Sülze“ als etwas Schwabbeligem, Halt-
brummigen, nörgelnden Menschen.
losem) vorwiegend jugendsprachlich fiir je-
manden, der substanzlos und läppisch
Sündenbock
daherredet.
(ursprünglich ein Bock, der nach altjüdi-
Vgl.: Alka-Sülzer (Wortspiel zu >rAlka-Selzer“-Ta-
bletten), —> Dummsülzer.
schem Ritus in einer symbolischen Hand-
lung mit den Sünden des Volkes beladen
und danach „in die Wüste geschickt“ wur-
Sülzkopp (Sülzkopf)
de) ein Mensch, dem man die Schuld zu-
vorwiegend jugendsprachlich fiir einen schiebt, der für die Sünden anderer büßen
Quatschkopf, Dummschwätzer. muß; früher auch fiir einen schlimmen Sün-
Vgl.: -köpf (-kopp), Sülzheini, Sülznase. der.
Vgl.: —> Bock, —» -bock.
Sumper
(zu mundartlich „sumpern" = langsam ar- Sünder
beiten) österreichisch fiir einen Spießer, Ba- mehr oder weniger abwertendfiir einen Men-
nausen. schen, der eine oder viele Sünden begangen
hat; der ein Gesetz übertritt, eine Vorschrift
Vgl.: Bachsumper (Dummkopf), Sumperer (auch:
Bettler). nicht befolgt; Missetäter: ein verstockter, reui-
ger Sünder.
Vgl.: alter Sünder, armer Sünder, hartgesotte-
Sumpfblüte ner Sünder, Sündenaas (veraltet).
(bezieht sich auf den sprichwörtlichen
Sumpf der Großstadt) eine sittlich verkom- -Sünder
mene Person; Prostituierte. „Sie sind eine eine ganze Reihe relativ junger Wörter und
Sumpfblüte!“ warf Herbert Wehner dem Neubildungen, mit denen jeweils ein Mensch
CDU-Abgeordneten Wohlrabe 1976 an gerügt oder gescholten wird, der gegen Geset-
den Kopf. Der s pie g e l umschrieb 1994 die ze, Vorschriften oder moralische Gebote ver-
extreme politische Rechte Deutschlands als stoßen hat. Die Wörter entstammen fast
ein „Biotop der braunen Sumpfblüten“. ausschließlich den Bereichen Straßenver-
Vgl.: —> Blüte, Sumpfpflanze. kehr und Umweltschutz.

420
Vgl.: Abfallsünder, Abstandsünder (föhn dicht ) scherzhafter Tadelfür einen Men-
w e l pe t e r
auf), —> Alkoholsünder, Ampelsünder, Arme- schen, der Suppe verschmäht oder überhaupt
sünder (Armsünder), —> Auffahrsünder, Autosün-
(zu)wenig ißt. Meist ist ein Kind damit ge-
der, —» Dopingsünder, Embargosünder (selten),
Energiesünder, Klimasünder, Lärmsünder, Öko- meint. Daß man das Wort auch als allge-
sünder, —» Parksünder, —> Promillesünder, —» meines Schimpfwort verwenden kann,
Rotlichtsünder (Rotsünder), -» Steuersünder, zeigte das deutsche Tennis-As Michael
Temposünder, —■» Umweltsünder, —> Verkehrs- Stich. Bei den US-Open von 1993 titulierte
sünder. er seinen Gegner, den Schweden Hendrik
Holm, als „Suppenkasper“. Er hatte näm-
Sünderin lich in der ersten Runde gegen ihn verloren.
die weibliche Form von Sünder, aber auch Vgl.: Kasper.
eine veraltete Bezeichnungfür eine leichtlebi-
ge Frau oder eine Prostituierte. Aufsehen er- Surm, der
regte 1951 der Spielfilm d ie Sü n d e r in mit österreichisch für einen Dummkopfoder Fle-
Hildegard Knef. geL
Vgl.: Surminger (wienerisch).
Super-
bus lateinisch „super“ = oben, über) die Suse
wahrscheinlich produktivste Abwertungsvor-
(wohl verkürzt aus Wörtern wie „Heulsu-
silbe der deutschen Sprache. Die Möglich-
se“) abfällig ßlr eine träge, weinerliche, un-
keiten zu Gelegenheitsbildungen sind
achtsame (iveibliche) Person.
schier unbegrenzt. Erreicht wird eine emo-
tionale Verstärkung des Grundwortes bei
-suse
meist spöttisch-ironischer Verwendung.
Vgl.: Supcrarsch, Superdemokrat (selten), Super- Grundwort vieler alter Schimpf- und Tadel-
idiot, Superkluger (Besserwisser). wörter ßlr ein (kleines) Mädchen, das sich
falsch oder unerwünscht verhält; selten zu Er-
„Supermann“ wachsenen gesagt.
(ins Deutsche übersetzt nach dem Titelhel- Vgl.: Babbelsuse, —> Brummsuse, Flennsuse,
den einer amerikanischen Serie von Bilder- Heulsuse, Labersuse, Mährsuse, Nölsuse, —>
Plärrsuse, Quackelsuse, Schlafsuse (selten), —> Trä-
geschichten, die auch verfilmt wurden)
nensuse, -> Transuse, Tratschsuse, —> Traumsuse,
ironisch für einen besonders tollen bzw. hoch- Trödelsuse, Zappelsuse.
gelobten Mann, einen Alleskönner. „PDS-
Supermann Gregor Gysi" (f r a n k f u r t e r Süßer
Ru n d s c h a u ). spöttisch für 1. einen Schmeichler, Schöntuer.
Vgl.: —> -mann.
2. einen Homosexuellen.
Vgl.t süßer Junge (Homosexueller).
Suppenhenne
abfällig für eine (ältere) Frau, oft ah „alte
Süßholzraspler
Suppenhenne".
Vgl.: —> Henne. (eigentlich einer, der die süß schmecken-
den Wurzeln eines Süßholzstrauches ras-
Suppenhuhn pelt) abschätzig für jemanden, der
(eigentlich ein großes, älteres Huhn, das schmeichlerisch redet, anderen, vor allem
gekocht wird) abfällig für i. eine (unange- Frauen, schöntut, ihnen Komplimente
nehme) Frau. 2. eine einfältige, dumme Per- macht.
son. Vgl.: —> -1er.
Vgl.: —> Huhn.
Süßling
Suppenkasper veraltet ßlr einen süßlichen, überfreundli-
(nach der Gestalt des „Suppenkaspar“ aus chen Menschen; Schmeichler.
Heinrich Hoffmanns Kinderbuch St r u w - Vgl.: —> -ling, Süßtuer.

421
Süßmaul stemveranderin) meist abwertendftirjeman-
salopp, auch leicht abiuertendfürjemanden, den, der das System (gewaltsam) verändern
will.
Vgl.: —> -maul, Süßenberger (selten).

Süßwassermatrose
scherzhaft, auch spöttisch jur einen Binnen-
schiffer.

Sybarit
(eigentlich ein Einwohner der antiken
Stadt Sybaris. Die wohlhabenden Sybari-
ten waren als Schwelger und Schlemmer
verrufen) bildungssprachlich veraltet jur ei-
nen Schlemmer.

Sykophant
(von griechisch „sykophantes“ = Feigenan-
zeiger, nämlich ein Aufpasser, der das Aus-
fuhrverbot für Feigen aus Attika zu
überwachen hatte) bildungssprachlich veral-
tetfür einen Verräter, Verleumder.

Sympathisant
(zu „sympathisieren“) oft abwertendfürje-
manden, der mit einer (extremen) politischen
Gruppe oder Idee sympathisiert, sie gutheißt
oder unterstützt; Terroristenfreund. Der dif-
fuse Terminus nahm in der Zeit des Links-
terrorismus in Deutschland den Charakter
eines abqualifizierenden Feindwortes an
und war fast immer gegen linke oder für
links gehaltene Intellektuelle gerichtet.
Heinrich Böll etwa war immer wieder dem
Vorwurf ausgesetzt, er sei Sympathisant
der RAF. Als 1994 der Schriftsteller Stefan
Heym für die PDS in den Deutschen Bun-
destag einzog, war er für die DDR-Bürger-
rechtlerin Bärbel Bohley ein „SED-
Sympathisant“.
Vgl.: RAF-Sympathisant.

Sympi
verniedlichende jugendsprachliche Verkür-
zung von —> Sympathisant.

Syndikat - Verbrechersyndikat

Systemveränderer
(„System“ im Sinne von „Regierungsform,
Gesellschaftssystem“; weibliche Form: Sy-

422
landschaftlich leicht abwertend fiir einen
Menschen, der 1, langsam, umständlich ar-
beitet. 2. gerne schäkert, flirtet.
Vgl.: -1er, —> Schmähtandler, Tandler (Neben-
form).

Taneoi üngling
Spottwort fiir einen modisch-geckenhaften,
adretten, weichlichen jungen Mann.
Vgl.: —» Jüngling, —> -ling, Tangobubi.

Tante
(wohl ausgehend von der kindlichen Anre-
de für auch unbekannte Frauen) 1. beson-
ders jugendsprachlich geringschätzig, distan-
Tachinierer ziertfiir eine nicht mehrjunge, wenig sympa-
in Bayern und Österreich fiir einen Faulpelz» thische Frau: eine seltsame, altmodische Tan-
Drückeberger. te. 2. abwertend fiir eine Tunte, einen
Homosexuellen mitfemininem Auftreten.
Tageblatt (Tagblatt) Vgl.: alte Tante, —> komische Tante, —> Onkel, —»
Tunte.
(eigentlich ein veraltetes Wort für eine Ta-
geszeitung) landschaftlich abfällig fiir eine
klatschsüchtige (weibliche) Person. -tante
Vgl.: Ortsblättchen (hessisch), Tagbiättchen, Zei- Zusammensetzungen dieser Art sind leicht
tungsblättchen. abwertend oder spöttisch. Etwa die Hälfte
betrifft den Bereich „Schwatzen, Trat-
Tagedieb (Tagdieb) schen“.
(eigentlich jemand, der „dem lieben Gott Vgl.: Emanzipationstante, —» Faseltante, Flenn-
den Tag stiehlt“) Faulenzer, Müßiggänger, tante (selten), —> Fummeltante, Gibbeltante (ki-
Nichtstuer. Über die Mühen des Tagedie- chert), —> Jammertante, —> Kaffeetante, —>
bes berichtet ein Epigramm von Oscar Blu- Klatschtante, Klimpertante (spielt Klavier), La-
bertante, —> Märchentante, —> -onkel, —» Quas-
menthal (1852- 1917):
seltante, Quatschtante, —> Ratsch tante, Reisetante,
„Kein Tagedieb wird überdrüssig, —> Sabbeltantc, —» Schwatztante, Sozialtante (sel-
Sich abzuhasten um ein Nichts: ten), —> Tratschtante, Wackeltante (Straßenmäd-
Sie gehn ein ganzes Leben müßig - chen).
Im Schweiße ihres Angesichts.“
Vgl.: -» Dieb. Tanzbär
(eigentlich ein dressierter Bär, der auf Jahr-
Tagelöhner märkten o.ä. tanzähnliche Bewegungen
oft geringschätzig fiir einen Arbeiter, der im ausfuhrt) spöttisch fiir einen ungeschickten,
Tagelohn arbeitet; jemand der keinen or- tolpatschigen Menschen.
dentlichen Berufhat. Vgl.: —» Bär.

Tagträumer
Tapergreis = Tattergreis
meist spöttisch fiir jemanden, der Wunsch-
träumen nachhängt (anstatt zu handeln).
Vgl.: —» Träumer, Wachträumer. tapezierte Latte
spöttisch fiir einen herausgeputzten, auffällig
Tändler (Tändeler) gekleideten, langen, dünnen Menschen.
(zu „tändeln“ = spielen, scherzen; flirten) Vgl.: —> lange Latte, —> Latte.

423
Tappe, der (die) nigähnlich ist, diejemanden nachahmt, aber
(zu „tappen“ = schwerfällig gehen) ein un- nur einen Abklatsch, sozusagen eine verklei-
beholfener, „täppischer"Mensch; Tölpel. nerte Ausgabe darstellt.
Vgl.: Casanova im Taschenformat, Napoleon im
Tappschädel Taschenformat, —> Westentaschenformat- (... im
Westentaschenformat).
landschaftlich ftir einen ungeschickten, dum-
men Menschen.
Vgl.: —> -Schädel.
Taschenspieler
(eigentlich ein fingerfertiger Zauberkünst-
Taps ler) abschätzig für einen Gaukler, einen
(zu mittelhochdeutsch „tape“ = Tatze, Pfo- Menschen, der etwas vorspiegelt, andere
te) ab wertendfür einen ungeschickten, plum- täuscht. „Sie halten George für einen gro-
pen Menschen, ein tolpatschiges Kind. ßen Dichter. Ich für einen großen Ta-
Vgl.: Dabbes (häufige mundartliche Lautform), schenspieler.“ (Joseph Roth). Herbert
Hans Taps, Tappel (Verkleinerungsform), Tapper Wehner fuhr 1982 den Abgeordneten Abe-
(männliche Nebenform), Taps ins Mus. lein von der CDU/CSU-Fraktion an:
„Nehmen Sie wenigstens die Hand aus der
Tartüff Tasche! Sie Taschenspieler!“
(nach der Hauptfigur eines Lustspiels des Vgl.: —> Spieler.
französischen Dichters J.-B. Moliere) bil-
dungssprachlich für einen scheinheiligen Tasse s. trübe Tasse
Menschen, Heuchler. In t h e pic t u r e o f
d o r ia n Gr a y (1890) bezeichnete Oscar Tastenhengst
Wilde provokativ England als Tartüffs scherzhaft-spöttisch ftir einen Klavierspieler,
Lieblingsland: „... Tartuffe has emigrated Pianisten.
to England and opened a shop.“ Vgl.: —> Hengst, —> -hengst, Tastenkitzler (selten),
Tastenklopfer, Tastenlöwe (schwächer).
Tarzan
(nach dem Helden der Abenteuerromane Tater
des amerikanischen Schriftstellers E.R. (eigentlich ein Tatar oder ein Zigeuner)
Burroughs, 1875 — 1950, einem unter den norddeutsch ftir I. einen Landstreicher, Her-
Tieren des Dschungels aufgewachsenen umtreiber. 2. einen Schwätzer.
Weißen mit außergewöhnlichen Körper-
kräften) leicht spöttisch oder abschätzig ftir Tätschelet (Tätschler)
einen muskelbepackten Kerl (mit Macho-Al- (schallnachahmend zu klatschenden Ge-
lüren). räuschen) abschätzig ftir einen Mann, der
Vgl.: Reservetarzan (abfällig), Schmalspurtarzan, (plump und zudringlich) Mitmenschen, vor
—> Spargeltarzan. allem Mädchen und junge Frauen, anfaßt.
In der Presse ist des öfteren von „Busen-
Tasche grapschern und Popotätschlern“ die Rede.
(aus der Jägersprache übernommen, wo das VgL: —> -1er, Tätschelgreis (selten).
Wort das Geschlechtsorgan des weiblichen
Tieres bezeichnet) abfällig für eine ge- Tattedl = Thaddädl
schwätzige oder liederliche Frau.
Vgl.: alte 'Fasche, —> Labertasche, Maultasche Tatterer - Tattergreis
(Schwätzerin), —> Plappertasche, Plauder-
tasche, Sabbeltasche, Schnattertasche.
Tattergreis
(zu „tattern“ = zittern) abschätzig für einen
... im Taschenformat
zittrigen, senilen alten Mann.
(eigentlich klein, handlich bei Büchern, Vgl.: alter Tattergreis, —> Greis, Tapergreis, Tatter
Telefonen o.ä.) spöttisch-ironische Bezeich- (Nebenformen), Tatterer, Tattermann (fränkisch),
nung für eine Person, die jemandem ein we- Wackelgreis, —> Zittergrets.

424
Tatterich In Schillers k a b a l e u n d l ie b e aus dem
(ursprünglich studentensprachlich fiir das Jahr 1784: „So ein vertrackter Tausendsa-

Zittern der Hände nach einem Besäufnis) sa!
alter, gebrechlicher, zittriger Mensch, beson-
ders ein Mann. Technokrat
Vgl.: Datterich (häufigste Lautform), —> -erich (aus englisch-amerikanisch „technocrat“,
(-rieh), Tatterheini (selten). zu griechisch „kratein“ = herrschen) abwer-
tendfiirjemanden, der die Vorherrschaft der
taube Nuß Technik vertritt oder nur die technischen Ab-
(eigentlich eine hohle Nuß) abfällig fiir i. läufe, das Funktionieren sieht.
einen dummen, langweiligen Menschen. 2. Vgl.: —> -krat, Machttechnokrat (selten).
einen Versager; einen, mit dem nichts anzu-
fangen ist. 3. einen Schwerhörigen. Teekessel
Vgl.: hohle Nuß, —» Nuß, taubes Ei. veraltetfiir eine dumme, tölpelhafte Person.

Taufschein ehrist Teenager-Spätlese


(Wortspiel mit „Taufschein“ und „Schein- (von den vollreifen Trauben einer späten
christ“) leicht abwertendfür eine Person, die Weinlese übertragen) spöttisch 1. vor allem
zwar getauft ist, im übrigen aber dem kirch- aus der Sicht vonJugendlichen fiir ältere (sich
lichen Leben femsteht jugendlich gebärdende) Menschen. 2. fiir eine
Vgl.: —> Namenchrist, —> Scheinchrist. junge Frau.
Vgl.: Barockteenager, später Teenager, —» Spätlese,
Taugenichts Teenager-Spätausgabe, verspäteter Teenager (sel-
(Zusammen rückung aus „Ich tauge ten).
nichts“) ein leichtsinniger, liederlicher (jun-
ger) Mensch, Nichtsnutz. Viel taugt auch Teenie-Bopper
der folgende Stammbuchvers nicht: (zu „Teenager“ und „Bebop“ = Jazz- und
Tanzstil der 40er Jahre) jugendsprachlich
„Was eine Nessel wird, brennt bald.
geringschätzig fiir einen (weiblichen) Teen-
O die Erfahrung sprichts:
ager, der zu einem Bestandteil der Discomode
Wer jung nichts tauget, der ist alt
geworden ist.
gewiss ein Taugenichts.“
Teepott
Täuscher
(eigentlich norddeutsch für einen Teekes-
jemand, der andere täuscht, irrefiihrt; Betrü- sel, Teetopf) in Norddeutschland selten für
ger. einen tapsigen, dummen Menschen.
Vgl.: —» Roßtäuscher. Vgl.: —> -pott.

Tausendkünstler Teigaffe
(eigentlich jemand, der tausend Künste be- (Herkunft unklar; vielleicht zuerst ein
herrscht; ursprünglich auch eine der vielen Backwerk in Form eines Affen) landschaft-
verhüllenden Bezeichnungen für den Teu- lich weit verbreitet 1. fiir einen eingebildeten,
fel) scherzhaft, ofi abschätzig fiir jemanden, läppischen Menschen. 2. als Berufssport fiir
der geschickt ist, vieles kann und sich immer den Bäcker.
zu helfen weiß. Vgl.: Affe, Teigbrunzer (fränkisch: Bäcker),
Teigschuster (wienerisch: Bäcker).
Tausendsassa
(„tausend“ als häufige Verstärkung in Flü- Telemuffel = Fernsehmuffel
chen und Ausrufen sowie „sa sa“, ein alter
Hetzruf für Hunde) ofi abwertendfiir einen Tellerlecker
tüchtigen, vielseitig begabten, auch leichtsin- mehr oder weniger ab wertendfiir einen Fein-
nigen Menschen; Teufelskerl, Draufgänger. schmecker; Schmarotzer. Schon Luther galt

425
das Ablecken des Tellers als Eigenart des 1995) sagte Hans Magnus Enzensberger
Bettlers, der damit seine Dankbarkeit be- über seine Schulzeit: „Die Lehrer an mei-
weisen möchte. Bei Johann Carl Wezel ner Schule waren Terroristen gewesen.“
(1747-1819) heißt es recht drastisch: „... so Vgl.: Errorist (Wortspiel: einer, der schreckliche
ein geputzter grinsender Tellerlecker, der Fehler macht), —> -ist, Konsum terrorist (selten),
um die Vornehmen herumkriecht und ih- Linksterrorist, Staatsterrorist.
nen den Dreck von den Händen küßt“,
und Franz Grillparzer schrieb 1837 den Teufel
Vierzeiler: von der Verkörperung des Bösen, dem Wider-
„Halt dich entfernt, teil dich nicht sacher Gottes, auf den Menschen übertragen
Jedem mit, fiir einen höchst bösartigen, grausamen, heim-
Und flieh die Schwätzer, Lungrer, tückischen Menschen; oft aber harmloser fiir
Schmecker, ein wildes Kind, einen tollkühnen oder einen
Sieh nur, es ist ein kleiner Schritt raffinierten, durchtriebenen Kerl. Der Zu-
Vom Teller- bis zum Speichellecker.“ kunftsforscher Robert Jungk sagte über die
Vgl.: Lecker, —> Pottlecker (Pottlicker), Teller- Atomexperten (z e it , März 1978): „Wir
schlecker. glauben diesen Experten nicht mehr. Da
sitzen sie mit ihren korrekten Hemden und
T emperamentsbolzen Anzügen im Hilton und diskutieren. In
oft spöttisch oder geringschätzig für einen Wahrheit sind sie die Teufel von heute.“
(übertrieben) temperamentvollen Menschen; Der österreichische Publizist Günther Nen-
ironisch auch fiir das krasse Gegenteil. ning hat dagegen in dem stramm konserva-
Vgl.: —> Bolzen, —> -bolzen, Energiebolzen. tiven Politiker Jörg Haider einen „rechten
Gottseibeiuns“ ausgemacht (s o n n t a g s -
Temposünder b l a t t , Oktober 1995).
kaum abwertend fiir einen Verkehrsteilneh- Vgl.: armer Teufel, Deibel, Deiwel, Deixel
mer, der schneller als erlaubtfahrt. (mundartliche Entstellungen des Teufelsnamens),
Vgl.: —> Sünder, —> -sünder, Verkehrssünder. Deubel, Diable (Bösewicht), —» Diabolus (Dia-
bolos), —> Düwel, Jan-Düwel (norddeutsch), —>
kleiner Teufel, —» leibhaftiger Teufel, närrischer
Tepp = Depp
Teufel (verrückter Kerl), —» Satan.

Terrible simplificateur, der


-teufel
(aus gleichbedeutend französisch; wörtlich:
abftillige Bezeichnungen für Personen, die in
„schrecklicher Vereinfachet“) bildungs-
sprachlich selten fiirjemanden, der aufunzu- einer bestimmten Hinsicht schlimm sind.
lässige Weise vereinfacht.
Von den etwa 40 verschiedenen ,,-teufeln“,
die als Personifizierungen negativer Eigen-
schaften des Menschen durch Martin Lu-
Terrorbande (Terroristenbande)
thers Schriften geistern, werden viele als
eine Bande, die Terrorakte verübt; auch für
Schimpfwörter verwendet.
Leute, denen man so etwas zutraut, deren
Vgl.: —» Eheteufel, Erzteufel, -» Feuerteufel, —»
Taten dem gleichkommen.
Geizteufel, Hausteufel, Hochmutsteufel,
Vgl.: —> Bande, —»-bande.
Hundsteufel, Modeteufel, Neidteufel, —> Putzteu-
fel, Raffteufel, Reißteufel, Rußteufel (schmut-
Terrorist zig), Schreiteufel (schreiendes Kind), —>
jemand, der Terror ausübt (um bestimmte, Spielteufel, Sprühteufel (selten), -» Weibsteufel,
vor allem politische Ziele zu erreichen); auch Wühlteufel, —* Zankteufel, Zornteufel (selten).
als politisches Feindwort oder allgemein für
einen Menschen, der Schrecken hervorrufi. Teufel in Menschengestalt
Die Grünen wurden im Deutschen Bun- ein äußerst gemeiner, niederträchtiger
destag nicht selten als Terroristen be- Mensch.
schimpft. In einem z e it -Interview (Januar Vgl.: Satan in Menschengestalt.

426
Teufelchen Teufelsweib
ein —> kleiner Teufel ein boshaft-übermüti- i. eine bitterböse, hundsgemeine Frau. 2. halb
ges Kind. anerkennend für ein „verteufelt“ geschicktes,
Vgl.: —> -chen (-lein). tüchtiges Weib.
Vgl.: —> Satansweib, Teufelsmädel, Weib, —*
Teufelin -weib.

i. ein sehr bösartiges, grausames Weib. 2. sel-


ten und kaum abwertend für eine besonders Teutone
temperamentvolle Frau. (von lateinisch „Teutoni“ = Germanen;
weibliche Form: Teutonin) ein typischer,
Teufelsanbeter für typisch gehaltener Deutscher. Im s pie g e l
(Dezember 1976) erkennen wir „das her-
vor allem früher verächtlich für jemanden,
kömmliche Bild, das sich viele Briten
der den Teufel anstelle von Gott anbetet. Ein
vom monokelbewehrten, dickbäuchigen,
solcher Vorwurf kam in der Zeit der Inqui-
schmißverziercen Teutonen machen“.
sition fast schon einem Todesurteil gleich.
Vgl.: —» Anbeter, Teufeisbeschwörer, Teufels-
bündner, Teufelsdiener (beides veraltet), Teufels- Thaddädl
verehrer. (eigentlich eine mundartliche Verkleine-
rungsform des Vornamens Thaddäus; nach
Teufelsbraten einer Hanswurst-Figur des alten wieneri-
schen Theaters) österreichisch und bayrisch
i. ein boshafter, heimtückischer Mensch. 2.
auch anerkennend für einen Draufgänger, für einen einfältigen, läppischen Menschen.
tollkühnen Kerl. 3. landschaftlich auch aner- Vgl.: Dadi, —> Dödel, Tattedl (orthographische
Variante).
kennendfür ein temperamentvolles, raffinier-
tes, auch leichtsinniges Mädchen.
Vgl.: —> Höllen braten, Satansbraten.
Theatraliker
(zu „Theater“) bildungssprachlich abschätzig
Teufelsbrut für einen Menschen mit gespreiztem, patheti-
schem Gehabe.
veraltendes Schimpfwortftir übles Pack, Ge-
sindel.
Thomas s. ungläubiger Thomas
Vgl.: —» Brut, —> -brüt, Höllenbrut, —» Satans-
brut, Teufelsgezücht (veraltet).
Thronräuber
Teufelskerl jemand, der widerrechtlich und gewaltsam
(Die Wertung ist ambivalent, die Anerken- den Thron an sich reißt, die Macht ergreift.
nung oft widerwillig. Wie alle Könner und Vgl.: —> Räuber, —> -räuber, —> Usurpator.
vom Glück begünstigten Menschen stand
der „Teufelskerl“ stets im Verdacht, mit Thusnelda
dem Teufel zu paktieren) 1. Draufgänger, (nach Thusnelda, der Gattin des Cherus-
waghalsiger Kerl. 2. raffinierter, gerissener kerfürsten Arminius, die im Jahr 15 n.Chr.
Mensch. 3. veraltet für einen Bösewicht, der den Römern ausgeliefert und schließlich
„des Teufels ist". eine Hure der gehobenen Gesellschaft
Vgl.: —> Kerl, —» Satanskerl. Roms wurde) vorwiegend jugendsprachlich
salopp abwertendfür i. eine Ehefrau, Freun-
Teufelsmensch, das din. 2. eine komische, unbedarfte Frau.
eine unverträgliche oder aber gewandte, raf- Vgl.: —> Tussi.
finierte weibliche Person, oft ein Mädchen.
Vgl.: —> Mensch. Tiefflieger = geistiger Tiefflieger

427
Tiefkühltruhe die in der Öffentlichkeit, bei Gesellschaften
vom Geftierschrank aufden Menschen über- zugegen und zugange sind, „herumtigem".
tragen fiir einen gefühlskalten Menschen, be- VgL: Besiehtigungstiger, Kaffeehaustiger, Kaffeeti-
sonders einefrigide Frau. ger (selten), -4 -löwe, Mehlspeistiger (österrei-
Vgl.: Eisschrank, Kühlschrank, Tiefkühl-Blondine chisch: liebt Mehlspeisen), Papiertiger,
(beides selten). Partytiger, —> Premierentiger, Salontiger, Schlap-
pentiger (rheinhessisch: Schlampe), -4 zahnloser
Tiger.
Tiefstapler
(zu „tiefstapeln“, das als Gegenbegriff zu
„hochstapeln“ um 1920 aufkam) oft leicht Tille (Tilla)
abwertend fiir jemanden, der eigene Fähig- (kurz fiir Vornamen wie Mathilde; viel-
keiten und Leistungen herunterspielt, der leicht auch zu „Tülle“ = Röhre, Öffnung
diesbezüglich untertreibt. Meist ist eine be- mit Anspielung auf das weibliche Ge-
stimmte Absicht damit verknüpft, wie in schlechtsorgan) abfälligfiir i. eine Frau, ein
dem Beispiel, das 1932 die b e r l in e r Ze i - Mädchen. 2. eine Prostituierte, liederliche
t u n g a m MORGEN wählte: „Ein Tiefstapler, Frau.
was sehr Modernes, ist z.B. ein Graf, der Vgl.: Tülle (Nebenform).
sich um Mammons Willen für einen Pseu-
do-Grafen ausgibt.“ Tintenldeckser
Vgl.: *4 Hochstapler, —> -1er.
abfällig fiir einen schlechten Schriftsteller,
foumalisten; seltenerfiirjemanden, der in ei-
Tier
nem Büro arbeitet. „... jeder Tintenklexer
abfällig für einen rohen, gewalttätigen, trieb-
hält sich berufen, die Sprache zu verbes-
haften Menschen; oft in Verbindung mit ei-
sern. Am unverschämtesten treiben es die
nem Adjektiv: ein armes, blödes, faules,
Zeitungsschreiber ..." (Arthur Schopen-
reißendes Tier.
hauer).
Vgl.: dummes Tier, —> gutes Tier, -4 hohes Tier
(großes Tier), —> Viech, —> Vieh, —> wildes Tier. Vgl.: —» Kleckser.

-tier Tintenkuli
mehr oder weniger abwertende oder spöttische (vor der Erfindung des Kugelschreibers;
Bezeichnungen fiir Personen mit bestimmten soll 1891 von Maximilian Harden geprägt
„ tierischen “ Eigenschaften oder Eigenarten. worden sein) verächtlich für Schriftsteller,
Vgl.: —> Arbeitstier, Beuteltier (selten: Mann), -4 foumalisten oder Büromenschen, vor allem
Borstentier, —» Dusseltier, —> Faultier, —> Ge-
fiir Lohnschreiber. In Karl Bleibtreus Ve r -
wohnheitstier, —> Herdentier, —> Murmeltier, —»
Muttertier, Raubtier, -4 Schlaftier, -4 Stinktier, r o h u n g d e r Lit e r a t u r von 1903 ist iro-
-4 Trampeltier, —> Tränentier, —> Untier, -4 nisch von „des Verlegers gehorsamem
Wundertier. Tintenkuli“ die Rede.
Vgl.: -4 Kuli.
Tierquäler
ein roher Mensch, der Tiere mißhandelt oder Tintenpisser
verkommen läßt.
derb abwertend für einen Büroangestellten,
Vgl.: Menschenquäler (selten), Quäler, Tier-
Beamten oder einen Literaten.
schinder (verstärkt).
Vgl.: —> Pisser, Tintenbrunzer (oberdeutsch), Tin-
tenscheißer.
Tierschinder = Tierquäler

-riger Tippelbruder
(wohl zu „tigern“, nach dem rastlosen Hin- (zu „tippeln“ = gehen, wandern) Landstrei-
und Herlaufen des Tigers im Käfig) spötti- cher, Penner.
sche Bezeichnungen vorwiegendfiir Personen, Vgl.: —> Bruder, -4 -bruder, Tippelschwester.

428
Txppelschickse „Hansen gilt’s, Toffeln trifft’s!“ lautet eine
(früher eine allgemeine Bezeichnung für Weisheit aus Norddeutschland.
ein Mädchen auf Wanderschaft, Vagabun- Vgl: -> Stoffel.
din) i. ein Straßenmädchen, liederliches
Mädchen. 2. selten ßir eine Landstreicherin, Toilettentieftaucher
Pennerin. jugendsprachlich fiir einen besonders dum-
Vgl.: —> Schickse (Schicksei), Tippelmädchen, men Menschen.
Tippelmieze, Tippelschwester (Landstreicherin).

Töle, die
Tippler
(eigentlich ein norddeutsches Schimpfwort
besonders wienerischfiir einen Herumtreiber,
für einen Hund) verächtlichfiir 1. eine Frau,
Bettler oder Spieler.
ein Mädchen. 2. eine Prostituierte, liederliche
Vgl.: -> Biertippler, -» -1er, Weintippler.
Frau.
Tippse
tolle Motte
(zu „tippen“ - maschineschreiben) meist
geringschätzigfiir eine Schreibkraft, Sekretä- salopp, auch geringschätzig fiir eine muntere
rin. (leichtlebige) junge Frau.
Vgl.: Tippfräulein (kaum abwertend), Tippmam- Vgl.: —> kesse Motte, —> Motte.
sell, Tippmieze (selten).
tolles Haus
Titeljäger oft abwertend fiir einen verrückten, über-
seltene abschätzige Bezeichnung fiir jeman- spannten Menschen.
den, der übertriebenen Wert auf Titel legt, Vgl.: tolles Huhn, Tollhaus (selten), verrücktes
hinter Titeln her ist. Haus.
Vgl.: —> -Jäger, Titelnarr, Titelsüchtiger (selten).
Tollhäusler
Titte (früher ein Insasse eines Tollhauses, Irren-
(eigentlich derb für die weibliche Brust) 1. hauses) veraltetfiir einen Verrückten. In der
derb abwertendfiir eine Frau, ein Mädchen. f a c k e l bezeichnete Karl Kraus seinen Kai-
2. ein Versager, lascher Kerl. Der „Schleifer ser Franz Josef als „gekrönten Tollhäusler“.
Fajfr ‘, so die z e it (Oktober 1995) über den Vgl.: —> Irrenhäusler, —> -1er, —> Narrenhäusler.
Stuttgarter Eislauftrainer Karel Fajfr, soll
„fette Sau“ und „Titte“ nach der Nach- Tollkopf
wuchsläuferin Nadine P. gerufen haben, als ein Wirrkopf, einer mit närrischen Einfällen.
das zarte Mädchen begann, weibliche For- Vgl.: Dullkopp (norddeutsch), —> -köpf (-kopp).
men zu entwickeln.
Vgl.: —>linke Titte. tollwütiger Hund
(eigentlich, ein von Tollwut befallener
Tobsüchtiger Hund) selten fiir einen niederträchtigen Kerl,
selten fiir einen tobsüchtigen, ungezügelt wü- völlig verrückten Menschen.
tenden Menschen. Vgl.: Hund, —> -hund, toller Hund.

Tochter Evas = Evastochter Tolpatsch


(von „Tolbatz“, einem Spottnamen der un-
Tod auf Urlaub - Leiche auf Urlaub garischen Infanteristen, die anstatt Schuhe
nur mit Schnüren befestigte Sohlen trugen;
Toffel (Toffel) zu ungarisch „talpas“ = breitfüßig, unter
(kurz für „Christoph“ oder „Christoffel“) Einfluß von „toll“) Schimpfwort für einen
besonders norddeutsch leicht abwertend fiir sehr ungeschickten, täppischen Menschen.
einen einfältigen, unbeholfenen Menschen. Vgl.: —> Patsch.

429
Tölpel Topfldeker (Toppkieker)
(aus mittelhochdeutsch „dörper, dörpel“ = (zu norddeutsch „kieken“ - schauen) eine
Bauer, Dörfler) Schimpfwort für einen un- norddeutsche Entsprechung zum —> Topf-
beholfenen, plumpen, einfältigen Menschen. gucker.
„Wer leichtfertig Streiche verübt, der hei- Vgl.: —» Pottkieker.
ßet ein Wildfang, / Wem sie mißlingen,
der wird schicklicher ,Tölpel' genannt“, Toppsau
unterschied August Wilhelm Schlegel. (eigentlich eine sich suhlende Sau) abfällig
für i. einen verwahrlosten, sittlich verkom-
Vgl.: Bauerntölpel, Dorftölpel.
menen Menschen. 2. eine Hure; nach Ernest
Bornemann im Jargon der Zuhälter „die er-
Tomate s. treulose Tomate folgreichste Nutte im Stall“.
Vgl.: —> Sau, -sau.
Tönnchen
scherzhaft, auch abschätzig ftir eine kleine Tor, der
dicke Person. (weibliche Form: Törin) in gehobener Spra-
Vgl.: —> -chen (-lein). che ein Narr, einfältiger, auch weltfremder
Mensch: ein gutmütiger, armer, alter Tor.
„Wer eine Törin nimmt, der hat eine!“,
Tonne
lautet eine lapidare Erkenntnis, und aus
abwertendfür eine dicke (weibliche) Person. Goethes f a u s t I wird oft zitiert:
Über den gewichtigen Bündnisgrünen
„Da steh ich nun, ich armer Tor!
Joschka Fischer lästerte Guido Westerwelle Und bin so klug als wie zuvor.“
(FDP): „Ökotonne“.
Johann Peter Uz (1720 — 1796) schrieb die
Vgl.: Dranktonne (Freßsack, Dicker), wandelnde Zeilen:
Tonne.
„Der Mensch, der aufgeblasne Thor,
Schreibt seinem Schöpfer Weisheit vor.“
Topf Vgl.: Modetor, —> reiner Tor, —> tumber Tor.
jugendsprachlich veraltendftir ein unschönes,
plumpes Mädchen. Torfkopp (Torfkopf)
Vgl.: Nachttopf, —> -pott, —> Primeltopf, —> Sau- besonders norddeutsch für einen blöden Kerl,
ertopf (Sauerpott), Tüpfi (schweizerisch: Tram- Dummkopf.
pel). Vgl.: —»-köpf (-kopp).

Topfenneger Torkel
(zu österreichisch „Topfen“ - Quark) in (zu „torkeln“ = schwanken, taumeln) land-
Österreich und Bayern scherzhaft-spöttisch schaftlich, vor allem süddeutsch für einen
ftir einen bleichen, nicht sonnen- oder solari- dummen, ungeschickten Menschen.
Vgl.: —» Dergel.
engebräunten Menschen.
Vgl.: —> Neger.
Törtchen
jugendsprachlich abschätzig für 1. ein junges
Topfgucker Mädchen. 2. ein flatterhaftes junges Mäd-
leicht ab wertendftirjemanden, deri. neugie- chen.
rig in Kochtöpfe schaut, um zu sehen, was es Vgl.: —> -chen (-lein), Nußtörtchen (hessisch: auch
zu essen gibt. 2. sich um Angelegenheiten geziert).
kümmert, die ihn nichts angehen; Neugieri-
ger. Torte
Vgl.: —> Dibbegucker, —> Gucker, Guckindentopf ein oft abwertendgebrauchtes, veraltendesju-
(Satzwort), Hafengucker, —> Häferlgucker (Ha- gendsprachliches Wortfür ein Mädchen oder
ferlgucker), Pöttenkieker (norddeutsch), Pott- einejunge Frau.
kieker, Töpfchengucker. Vgl.: —> Disko-Torte.

430
Toskana-Fraktion Vgl.: Totengräber der Demokratie, Totengräber
(nach der „Toskana“, einer mittelitalieni- der Kultur.
schcn, hügeligen Fremdenverkehrsregion
und andererseits der Vorliebe deutscher Totsch
Linksintellektueller um 1980 für diese (Nebenform zu „Tatze“ im Sinne von „gro-
Landschaft) 1. eine veraltete spöttisch-ironi- ße, schwere Hand“) landschaftlich fiir einen
sche Bezeichnung fiir manche frühere SPD- plumpen, einfältigen Menschen.
Linke oder -Halblinke der „EnkeD-Generati- Vgl.; Dorsch (andere Lautform), Linkstatsche,
on, allen voran Lafontaine, Schröder, Eng- —» Schlampertatsch, Tatsch (Nebenform).
holm. 2. im Sportjargon (veraltet?) fiir die
deutschen Fußball-„Legionäre “ beim ACFlo- Totschläger
renz. In der z e it (Juli 1995) wurde als Neu- jemand, der einen Totschlag begangen hat;
auflage der (politischen) Toskana-Fraktion äußerst brutaler, gewalttätiger Mensch.
mit „linkem Hang zum leichten Lifestyle“ Vgl.: —> Schläger.
eine „Mallorca-Fraktion" entdeckt bzw. er-
funden. Der f o c u s präsentierte die scherz- Trabant
hafte Alternative „Toscaninis“. (wohl aus tschechisch „drabant“ = Leib-
wächter, Gefolge) i. abwertend fiir einen
Totalitarist völlig abhängigen, unselbständigen Begleiter
(zu lateinisch „totalis“ = gänzlich) selten fiir einer einflußreichen Person. 2. scherzhaft,
einen Vertreter des Totalitarismus, Repräsen- auch leicht abwertend fiir lebhafte Kinder,
tanten eines totalitären Regimes, einen Dik- Rangen (meist in der Mehrzahl). Peter
tator. Rühmkorf gab als Bedeutung des Wortes
Vgl.: —»-ist. „Mitzügler“ an.

tote Hose Tramp


(meist abstrakt verwendet für „Langeweile, (aus gleichbedeutend englisch „tramp“) oft
Mangel an Schwung, Betriebsamkeit“; abschätzig fiir einen umherziehenden Tag-
wohl ursprünglich auf das Geschlechtsle- löhner; Landstreicher.
ben bezogen) abfällig oder spöttischfiir einen
Versager, langweiligen Menschen; impoten- Trampel, der (das)
ten Mann. (rückgebildet aus „trampeln" = plump ge-
hen, irgendwohin treten) grobes Schimpf-
Totengräber der/des... wort fiir eine plumpe, schwerfällige
(eigentlich jemand, der auf dem Friedhof (weibliche) Person. Im Jahr 1832, anläßlich
Gräber aushebt) abwertende, meist pole- der Geburt von Kronprinz Karl, so schreibt
misch verwendete Bezeichnungfiir einen Ver- Thaddäus Troll in seinem schwäbischen
nichter, Zerstörer von Werten, Kulturgütern Schimpfwörterbuch, habe eine Stuttgarter
o.ä. Mit Vorliebe wird die Floskel im poli- Bürgerin ein Transparent mit dem folgen-
tischen Hickhack eingesetzt. So war 1987 den Vers ausgehängt:
Heiner Geißler (CDU) für Franz Josef „Ich alte Trampel
Strauß (CSU) ein oder gar der „Totengrä- Henk au naus mei Ampel
ber der CDU“, und der deutsche Bundes- Dem Kronprinz zu Ehren
gesundheitsminister Horst Seehofer wurde Wer will es mir wehren?“
nach der „kostendämpfenden“ Gesund- Vgl: —> Bauerntrampel, —> Haustrampel, —> Kü-
heitsreform von 1993 aus den Reihen des chentrampel, Putztrampel, Trampelgunde, Tram-
Medizin-Establishments als „Totengräber pelliese (beides selten).
der Ärzteschaft“ verschrieen. In Peter
Handkes Pu b l ik u m s b e s c h im pf u n g dage- Trampeltier
gen sitzen lauter „Totengräber der abend- (eigentlich das zweihöckerige Kamel)
ländischen Kultur“. Schimpfwort fiir eine unbeholfene, unge-

431
schickte Person. Eines der bekanntesten Tratsche
Wiegenlieder: (schallnachahmend wie „klatschen“)
„Schlaf Kindlein schlaf Schimpfwort fiir jemanden, der Klatsch ver-
Deine Mutter ist ein Schaf breitet, gehässig über andere redet; ofi zu ei-
Dein Vater ist ein Trampeltier ner Frau gesagt.
Was kann das arme Kind dafür Vgl.: alte Tratsche, Quadrattratsche, Tratscher
Schlaf Kindlein schlaf.“ (männlich), Tratscherin (seltene weibliche Neben-
form), Tratschmaul.
Vgl.: —> Tier, —> -cier, Trampelvieh (selten).

Träne
Tratschkathl
(zu „Katharina“) vorwiegendbayrischfiirein
ein langweiliger, wehleidiger, weichlicher
tratschsüchtiges Weib.
Mensch: eine müde, trübe, die hinterletzte
Vgl.: —> Ratschkathl, Tratschmirl (selten, bay-
Träne. risch-österreichisch) .

Tränensuse Tratschliese
landschaftliche milde Scheltefiir ein heulendes landschaftlich abschätzig fiir eine tratschen-
(kleines) Mädchen, eine weinerliche Frau. de, tratschsüchtige weibliche Person.
Vgl.: Flennsuse, -4 Heulsuse, —> Suse, —> -suse, Vgl.: -» Liese, diese, Tratschsuse.
Tränenliese.
Tratschtante
Tränentier landschaftlich selten fiir eine tratschende,
i. weinerlicher Mensch. 2. jemand, der lang- tratschsüchtige (ältere) Frau.
weilig, träge, unaufmerksam ist. Vgl.: Klatschtante, Ratschtante, —> Tante,
Vgl.: —> Tier, —> -der. —»-tante, Tratschbase.

Tränentüte Tratschweib
eine langsame, energielose oder leicht weinen- abfällig fiir eine tratschende, tratschsüchtige
de Person. Frau.
Vgl.: Tränensack, —> Tüte (Tute). Vgl.: altes Tratschweib, —> Klatschweib, —>
Ratschweib, —> Weib, —> -weib.
Tranfunzel (Tranfiinsel)
(eigentlich eine Lampe, bei der Tran als Trauerkloß
Brennstoff dient; übertragen auch eine trü- (ursprünglich aus der Soldatensprache)
be, schwache Lampe) langweilig-schläfriger, scherzhaft, auch abschätzig für einen lang-
geistig schwerfälliger, „ traniger " Mensch. weiligen, mißmutigen, wehleidigen Men-
Vgl.: —> Funzel, Tranflöte, Trankännchen (selten), schen. „Team der Trauerklöße rehabilitiert
Trankloß, Trankopp (norddeutsch), Tranlampe, sich“, lobte die s ü d d e u t s c h e Ze it u n g
Tranpott (nord- und westdeutsch). (März 1994) in einer Schlagzeile, als der
Fußballverein 1860 München einmal ge-
Tranlampe - Tranfunzel (Tranfiinsel) wonnen hatte.
Vgl.: —> Kloß, trauriger Kloß (selten).
Transuse
eine langweilige, langsame, geistig schwerfäl- Trauerweide
lige (weibliche) Person. (eigentlich eine Weide mit herabhängen-
Vgl.; —> Suse, —» -suse, Tranliese. den Zweigen) wehleidiger, ofi mißgestimm-
ter Mensch.
Trantüte (Trantute)
(vielleicht ursprünglich eine Kindertrom- Träumer
pete) i. schlaffer, langweiliger Mensch. 2. oft geringschätzig fiir jemanden, der seinen
eine wehleidige weibliche Person. Gedanken nachhängt, die Wirklichkeit ver-
Vgl.: —> Tüte (Tute). gißt; Idealist.

432
Vgl.: Soziale raumer (idealistisch), —> Tagträumer, Treibhauspflanze
Traumbold (veraltet), Traumflöre (langsam), (eigentlich eine Pflanze, die im Treibhaus
Traumkloß, Traumtute (unaufmerksam), Wach-
träumer.
gezüchtet oder gezogen wurde) eine emp-
findliche, zartbesaitete (weibliche) Person.
Vgl.: —> Pflanze.
Trauminet
(Satzname zu „Ich traue mich nicht“) öster-
Trendler (Trendel)
reichisch fiir einen Feigling, verzagten Men-
(aus mittelhochdeutsch „trendelen“ = wir-
schen.
beln, sich drehen) jemand, der langsam ist,
VgL: Trau-mich-nicht.
herumtrödelt.
Vgl.: —> -1er.
Traumsuse
eine verträumte, schwärmerische, unauf- Treppenterrier
merksame (weibliche) Person. scherzhaft-spöttisch fiir jemanden, der beruf-
Vgl.: —> Suse, -suse, Traumliese. lich von Haus zu Haus, von Tür zu Tür lau-
fen muß; Hausierer.
Traum tänzer
spöttisch, auch abwertendfiir einen wirklich- Treter
keitsfremden, schwärmerischen Menschen, im Sportjargon abfällig fiir einen besonders
der Hirngespinste hegt. „Jetzt kommt der unfairen Fußballspieler: ein übler Treter.
oberste Traumtänzer!“ rief der Abgeordne- Vgl.: Balltreter.
te Mann von den Grünen 1986 im Deut-
schen Bundestag, als Kanzler Helmut Kohl treulose Tomate
als nächster Redner angekündigt wurde. (seit 1920; Herkunft unklar, vielleicht von
den Tomaten anbauenden Italienern, die
Travnicek im i. Weltkrieg als unzuverlässige Verbün-
(tschechisch; nach einer Kabarettfigur) dete Deutschlands galten) leicht abwertend
Österreichisch fiir einen absoluten Banausen, fiir einen guten Bekannten oder Freund, der
engstirnigen Kleinbürger. „Es sind gerade unzuverlässig ist, Zusagen oder Verabredun-
die Travniceks, die Travnicek am liebsten gen nicht eingehalten hat oder sich lange
zitieren.“ (d ie pr e s s e , Januar 1979). nicht mehr hat blicken lassen.
Vgl,: treulose Zwiebel (spielerische Abwandlung).

(vermutlich aus dem Jiddischen) auch ab- Treuloser


wertend fiir einen Jugendlichen, der aus ei- (weibliche Form: Treulose) seltene patheti-
nem Heim oder dem Elternhaus entwichen ist sche Schelte fiir einen treulosen Mann.
und sich (in Großstädten) herumtreibt; min-
derjähriger Stadtstreicher. Trickser
Vgl.: Treber, Trebling (selten). abschätzigfiirjemanden, der mit allerlei (un-
fairen) Tricks arbeitet. „Theo, du bist der
Treber « Trebegänger Obertrickser der Nation!“ so 1990 der Ab-
geordnete Walther von der SPD zum deut-
schen Bundesfinanzminister Theo WaigeJ.
Treiber
Auf der anderen Seite steht das Millionen-
meist fiir einen —> Antreiber; in manchen heer der „Steuertrickser“.
Mundarten auch abweichende Bedeutungen
Vgl.: Trickler (selten: Falschspieler).
wie „Strolch, Zuhälter, Ausbeuter“.
Vgl.: —> Antreiber, —> Bärentreiber, —» Herumtrei-
Triebmensch
ber, —> Hurentreiber, Kameltreiber, -» Och-
sentreiber, —> Preistreiber, Rumtreiber, —> oft abwertend Jur einen Menschen, der nur
Sautreiber, —> Schnallentreiber, —> Sklaventreiber. seinen Trieben folgt, unbeherrscht ist.

433
Triefauge Trio
spöttisch oder abschätzig fiir i. eine Person ofi ironisch oder abschätzigfiir drei Personen,
mit triefenden Augen. 2. einen Langweiler, die gemeinsam in Erscheinung treten (und
unsympathischen Menschen. Straftaten begehen).
Vgl.: Gangstertrio, Gaunertrio, —> Quartett,
Vgl.: —> -äuge.
Quintett.

Triefel
Tripstrill
(zu landschaftlich „triefeln“ = dumm re- (oft als fiktiver Ortsname; viele Nebenfor-
den) nord- und mitteldeutsch fiir eine lang- men) landschaftlich für einen langsamen,
weilige, dümmliche Person. unbeholfenen, einfältigen Menschen.

Triefhase Tritschler
abschätzigfiir einen Menschen mit triefender (zu „tritscheln“ = tratschen; herumtrödeln)
Nase. besonders bayrisch fiir 1. jemanden, der
tratscht. 2. einen langsamen, trödelnden
Trieler Menschen.
Vgl.: -> -1er.
(zu oberdeutsch „trielen“ = geifern) vorwie-
gend süddeutsch fiir 1. einen sabbernden
Menschen. 2. eine schlaffe, unentschlossene Tr ittbrettfahrer
Person. (ursprünglich jemand, der auf dem Tritt-
brett von öffentlichen Verkehrsmitteln
mitfährt, ohne zu bezahlen) abfälligfiir je-
Trine
manden, der von der Arbeit anderer profi-
(Kurzform von „Katharina“) 1. Schimpf- tiert, ohne selbst seinen Beitrag dafür zu
wortfiir eine weibliche Person: eine blöde, al- leisten; gelegentlich auch fiir Arbeitnehmer,
berne, liederliche, langweilige Trine. 2. die nicht Mitglied einer Gewerkschaft, aber
abschätzig fiir einen Homosexuellen mit fe- ebenfalb deren Nutznießer sind. In einem
mininem Auftreten, eine Tunte. 3. veraltet Leserbrief an den s pie g e l (Januar 1994)
für eine billige Hure. schimpfte ein katholischer Pfarrer über ei-
Vgl.: Bauerntrine, Bettel trine, dumme Trine, —> nen „Trittbrettfahrer des Evangeliums“,
faule Trine, —> Fummeltrine, —> Heultrine, nämlich den bekannten Kirchenkritiker
Klatschtrine, olle Trine (berlinisch), Pimpeltrine, Eugen Drewermann. Die Berliner t a z da-
Quengeltrine, Rappeltrine (zappelig), Schmuddel-
trine, Trödeltrine, Zappel trine, Zimper tri ne (sel-
gegen klagte bitter über die vielen „Tritt-
ten). brettleser“, seit eine Reichweitenanalyse
der Zeitung gezeigt hatte, daß 410000 Le-
sern ganze 60 000 Käufer gegenüberstehen
Trinkbruder - Saufbruder
(z e it , Oktober 1995).

Trinker Trivialautor
auch abwertendfiir einen Menschen, der re- geringschätzig fiir einen Verfasser anspruchs-
gelmäßig zuviel Alkohol zu sich nimmt; loser, meist minderwertiger und vorwiegend
Trunksüchtiger: ein chronischer, starker, zur Unterhaltung bestimmter Literatur.
heimlicher Trinker. Schon Hans Sachs Eine hübsche Kollegenschelte findet sich in
(1494— 1576) zeigte sich angewidert: Peter Handkes h o r v ä t h u n d b r e c h t
„O Trincker, wer dich nur thut sehen ... (1968): „Brecht ist, verglichen mit Autoren
Stinckent, unlüstig, gröltzend und seiner Zeit, etwa William Faulkner und Sa-
speyend“. muel Beckett, sicherlich ein Trivialautor.
Vgl.: —> Gewohnheitstrinker, —> Kampftrinker, Ich konnte ihn nie leiden ...“
notorischer Trinker, —> Säufer, Trinkbruder. Vgl.: Trivialschriftsteller.

434
Trivialschrift steiler = Trivialautor sehr alt und begegnet schon in Sebastian
Brants n a r r e n s c h if f von 1494:
Trödelfritze „Du nasenweiser Tropf, sieh doch
Schelte oder Tadel fiir einen Mann, einen Ob du dich nicht im kurzen noch
kleinen Jungen, der ständig trödelt; selten Jur Must deiner eignen Narrheit schämen.“
einen Trödler, Trödelhändler. Vgl.: —> armer Tropf, armseliger Tropf, elender
Vgl.: —» Fritze, —> -fritze, Trödelhannes (selten), Tropf.
Trödel philipp.
Trottel
Trödelliese (zu „trotten“ = schwerfällig gehen) grobes
langsame, ständig trödelnde weibliche Person. Schimpfwort fiir einen einfältigen, unge-
Vgl.: —» Liese, —» -liese, Trödelsuse, Trödeltrine. schickten, rundum inkompetenten Menschen;
auch fiir einen, der dumm genug ist, sich aus-
Trödler nutzen zu lassen. Die Bemerkung „Trottel
jemand, der (ständig) trödelt, zu langsam ist. in Uniform“ gegenüber deutschen Polizi-
Vgl.: —> -1er. sten kostete 1994 3000 DM (a d a c m o t o r -
w e l t , Oktober 1994). Aus dem selben Jahr
Troglodyt stammt Alfred Hrdlickas markante Ent-
(aus griechisch „Troglodytai“ = Höhlenbe- gleisung gegenüber Wolf Biermann* „Ich
wohner) bildungssprachlich veraltet Jur ei- wünsche Dir die Nürnberger Rassegesetze
nen Menschen aufsehr niederer Kulturstufe, auf den Hals, Du angepaßter Trottel!"
einen „primitiven Wilden“. Vgl.: alter Trottel, gutmütiger Trottel, harmloser
Trottel.

Tröler
-trottel
(zu „trölen“ = trödeln, verzögern) schweize-
Zusammensetzungen dieser Art bezeichnen
risch ofi abwertendfür eine Person, die Pro-
meistens den Wirkungsbereich des Trottels
zesse o.ä. verzögert, verschleppt, in die Länge
oder auch das Ausmaß seiner Trottelhafiig-
zieht.
keit.
Vgl.; Apriltrottel, Batterietrotte! (selten), —> Be-
Troll zirkstrottel, Bürotrottel, Di visionstr ottel, —» Dorf-
(eigentlich besonders in der nordischen trottel, Ehetrottel, Halbtrottel, Klassentrottel,
Mythologie ein dämonisches Wesen, Un- Kompanietrottel, Konsumtrottel, Obertrottel, Re-
hold) landschaftlich Jur einen groben, plum- gimentstrottel, —> Volltrottel.
pen Menschen; Tölpel.
Vgl.: -> Trulla (TruIIe). Trottoirschwalbe
landschaftlich, besonders am Mittelrhein, ab-
Trollo schätzigfiir ein Straßenmädchen.
ein Trottel, Dummkopf Vgl.; —> Asphaltschwalbe, —> Bordsteinschwalbe,
Gehsteigschwalbe (selten), —> Schwalbe, Trottoir-
pflanze.
Trommler
abschätzigJur einen Menschen, der lautstark Trotzkopf
für etwas wirbt, Propaganda treibt. meist abwertendfiir eine trotzige Person, ein
Vgl.; Werbetrommler.
trotziges, eigensinniges Kind: du kleiner
Trotzkopf!
Tropf Vgl.: -köpf (-kopp), Trotzköpfchen (Kind,
(zu „Tropfen“, also eigentlich jemand, der Mädchen), Trotzschädel (selten).
unbedeutend wie ein Tropfen ist) abfällig
fiir einen einfältigen, unbedeutenden (und trübe Tasse
damit bedauernswerten) Menschen: ein arm- eine langweilige Person ohne Schwung und
seliger, heilloser, scheinheiliger, aufgeblase- Temperament.
ner, wehleidiger Tropf Das Schimpfwort ist Vgl.: müde Tasse (selten), trüber Eimer.

435
Triibetümpel Tmtschel (Trutsche), die (das)
(kommt wahrscheinlich tatsächlich vom (Koseform von „Gertrud“ oder zu „trot-
„trüben Tümpel“) noch landschaftlich fiir ten“) ober- und mitteldeutsches Schimpfwort
einen trübseligen, arg stillen Menschen. ftir eine dickliche, schwerfällige, langweilige,
einfältige Frau; auch fiir eine alte Jungfer.
Triibsalbläser Von Ludwig Heinrich Christoph Hölty
(nach der Redensart „Trübsal blasen“ = (1748 -1776) stammt die Strophe:
mißgestimmt, bekümmert sein) selten fiir „Wenn mit leisen Hutfilzsöckchen
einen Menschen, der Trübsal bläst, ständig Meine braune Trutschel geht,
mißgelaunt ist. Der Schriftsteller Karl Und ihr rothes Büffelröckchen
Gutzkow (1811 - 1878) schilderte „arme Um die dicken Schinken weht...“
Einsamkeitsschlucker und Trübsalbläser“. Vgl.: Trutschelchen, Trutschka (Ruhrgebiet).

Trud, die Trutscherl, das


(eigentlich ein weiblicher Alp, ein hexenar- (oberdeutsche Verkleinerungsform) in
tiger Nachtgeist) landschaftlich, vor allem in Bayern und Österreich fiir ein unbeholfenes,
Bayern, eine sehr abfällige Bezeichnung fiir naives (plumpes) Mädchen.
eine (häßliche, böse) alte Frau; eine alte Hexe.
Vgl.: Drud, Trude (Nebenformen). Tschapperl
(oberdeutsche Verkleinerungsform) öster-
Trudchen reichisch und bayrisch leicht ab wertend für
spöttisch oder abschätzigfiir eine hausbacke- ein unbeholfenes Kind, einen hilflosen, tapsi-
ne, kleine, dicke Frauensperson. gen (jungen) Menschen.
Vgl.: —> -chen (-lein).

Tschingg, der
Trulla (Trulle)
(Herkunft umstritten, vielleicht zu italie-
(wohl zu „Troll“ bzw. „trollen“ = schwer-
nisch „cinque“ - fünf oder zu mundartlich
fällig gehen) in den Mundarten ein weitver-
„tschingelen“ = zündeln) vor allem in der
breitetes Schimpfwort fiir eine schlampige,
Schweiz verächtlich fiir einen Italiener.
plumpe weibliche Person. In Gerhart
Vgl.: Tschingge, Tschinggcler (Nebenformen).
Hauptmanns v e r s u n k e n e r g l o c k e (1896)
sagt Rautendelein zu ihrem Spiegelbild:
Tschugger = Schugger (Tschugger)
„Du dumme Trulle!“
Vgl.: —> Troll.
Tschumpel, der
Trumm (wohl zu „tschumple“ = schwerfällig,
(eigentlich ein großes Stück, Klotz; Exem- plump gehen) vorwiegend schweizerisch fiir
plar von etwas) oberdeutsch meist abfällig einen Trottel, dummen Menschen.
fiir einen großen, starken, dicken Menschen,
oft mit Zusätzen: ein faules, blödes, liederli- Tschusch
ches, langes Trumm, ein Trumm Mannsbild, (seit etwa 1950; Herkunft unklar, vielleicht
ein Trumm von einem Weib. aus dem Slawischen) in Österreich ein ver-
Vgl.: Mordstrumm. ächtliches Wortfiir einen Ausländer aus Süd-
osteuropa oder dem Vorderen Orient. Im
Trunkenbold November 1996 sorgte ein T-Shirt mit ras-
ein Säufer, Alkoholiker. „Da drüben sitzen sistischem Aufdruck, das von österreichi-
doch Trunkenbolde!“ ließ sich der Abge- schen IFOR-Soldaten getragen wurde, fiir
ordnete Todenhöfer von der CDU/CSU- helle Aufregung in der Alpenrepublik. Der
Fraktion 1976 im Deutschen Bundestag Spruch stammt aus einer Karikatur von
vernehmen und wies nach der SPD. Manfred Deix aus dem Wiener Wochen-
Vgl.: —> -bold, —> Saufbold. blatt Ne w s und lautet: „IFOR - Alle

436
Tschuschen schweigen still, wenn unser Tugendmoppel
starker Arm es will.“ vorwiegend jugendsprachlich fiir einen tu-
gendsamen Menschen, insbesonderefiir einen
Tuch s. leichtes Tuch Musterschüler, Streber.
Vgl.: —> Moppel.
Tucke, die
(vielleicht zu „Tücke“) abfälligfiir i. einen Tugendpinsel
femininen Homosexuellen, eine Schwuchtel. abfälliges Spottwortfiir einen allzu sittsamen,
2. eine lästige, unangenehme weibliche Per- braven Menschen.
son: eine alte, dumme, eingebildete Tucke. Vgl.: —» Pinsel.
VgL: Modetucke.
Tugendprediger = Moralprediger
Tückebold
veraltet für einen tückischen, hinterhältigen Tugendrichter = Sittenrichter
Menschen.
Vgl.: —> -bold. T ugendwächter
ab wertend für jemanden, der über die Tu-
-tuer gend anderer zu wachen hat oder sich an-
abfällig fiir einen Menschen, der etwas vor- maßt, darüber zu wachen. „Die Tugend-
gibt, der „nur so tut'. Nichts damit zu tun wächter waren unerbittlich: Die unverhüll-
hat der „Nichtstuer“. te Liebesszenc ... mußte gekürzt werden",
Vgl.: —» Dicktuer (Dicketuer), —» Geheimnistuer,
jammerte die Hö r z u (Juli 1988). „Tugend-
-> Geheimtuer, —> Großtuer, —> Heimlichtuer, -4
Schöntuer, Süßtuer, —» Vornehmtuer, —» Wich-
wächter“ nannte der Volksmund im übri-
tigtuer. gen auch einen ausgestopften Unterrock,
den sittsame Frauen in früherer Zeit tru-
Tüftler gen. Wurden sie schwanger, so brauchten
(zu „tüfteln“ = genau, ausdauernd und er- sie die Polsterung nur Schicht für Schicht
findungsreich an einer Sache arbeiten) abzubauen, und niemand konnte ihren
landschaftlich oft abschätzig für einen Men- Zustand erkennen.
schen, der bei seiner Arbeit übergenau, pe- Vgl.: —» Gesinnungswächter, selbsternannter Tu-
gendwächter, —> Sittenwächter, Tugenddrache
dantisch und langwierig zu Werke geht.
(selten: Anstandsdame), Tugendhirt, Tugendhü-
Vgl.: —> -1er, Tüftelhannes.
ter, Tugendpedant (selten).

Tugendbold Tülle = Tille (Tilla)


spöttisch-ironisch für einen Menschen, der ah
besonders tugendhaft gilt oder gelten möchte.
Tulpe
Die Schriftstellerin Luise Rinser, die in ih-
(entstellt aus „Tölpel“) ein sonderbarer,
ren Werken immer wieder Themen der
dämlicher Mensch; Versager: eine seltsame,
Moral und des christlichen Glaubens auf-
trübe Tulpe.
greift, sei eine „gefühlsstarke Tugend-
boldin“, spottete der s pie g e l (Juli 1994).
tumber Tor
Vgl.: —» Ausbund an/von Tugend, —> -bold, Tu-
gen dbeule (jugendsprachlich, selten), Tugendheld, (zu althochdeutsch „tumb“ = stumm, taub,
Tugendprotz. töricht) bildungssprachlich spöttisch oder
leicht abschätzig fiir einen naiven, in seiner
Tugendheld = Tugendbold Unbekümmertheit einfältigen Menschen.
Bekannt ist der „tumbe Tor“ schon als
T ugendheuchler „Held“ in Wolfram von Eschenbachs (um
abfällig fiir einen Menschen, der Tugend 1170-1220) mittelalterlichem Versepos
heuchelt. PARZIVAL.
Vgl.: —» Heuchler, -1er, Tugendschwätzer. Vgl.: —» Tor.

437
Tumultuant Tüpfelscheißer
(zu lateinisch „tumultuari“ = lärmen) bil- (zu „Tüpfel" - kleiner Tupfen, Punkt) der-
dungssprachlich selten fiir einen Unruhestif- be Scheltefür einen pedantischen, kleinlichen
ter, Aufrührer. Menschen.
Vgl.: Tumultbruder (selten). Vgl.: Dibbelschisser (hessisch), —> I-Tüpferl-Rei-
ter, —> Scheißer.

Tunichtgut
Turbator
(ein Satz, der zu einem Substantiv zusam-
mengerückt ist) Schimpfwort für einen lie- (zu lateinisch „turbare“ = beunruhigen,
derlichen (jungen) Menschen, der Unfug stören) veraltetjur einen Unruhestifter, Auf-
treibt, die Arbeit scheut, Gaunereien begeht. wiegler.
„Hans Tunichtgut ist überall daheim!“ lau-
tet ein altes Sprichwort, und in Albert Lort- Türklinkenputzer = Klinkenputzer
zings Un d in e von 1846 lesen wir:
„Ich war in meinen jungen Jahren Turteltäubchen (Turteltauben)
Ein feuriges, verliebtes Blut, (eigentlich einheimische, zierliche Tauben)
Die Frauen haben’s oft erfahren, oft neckisch oder gutmütig spottend fiir ein
Ich war ein echter Tunichtgut.“ verliebtes Paar, das in der Öffentlichkeit
Zärtlichkeiten austauscht.
Tunix Vgl.: —> -chen (-lein).
(ein Satzwort aus „Tu nichts“ oder „Ich tu
nichts“; Anlehnung der alten Form „Tu- Tuschkasten
nichts“ an die gallischen Namen aus den (eigentlich ein Malkasten oder eine
Asterix-Bildergeschichten, die in den 70er Schminkdose) abschätzigfür eine (zu) stark
Jahren bei jungen Leuten sehr beliebt wa- geschminkte Frau.
ren) 1. jugendsprachlich veraltend fiir einen Vgl.: —> Farbkasten, Malkasten (selten), Tuschka-
jungen Menschen, der sich fiir eine gewisse sten auf zwei Beinen.
Zeit dem „Establishment“ und seinem spießi-
gen Profitstreben entzieht, indem er nichts Tussi
arbeitet, lernt o.ä. 2. die erste Bedeutung auf- (Kurz- und Koseform von „Thusnelda“;
greifend spöttisch-abschätzig fiir eine Person, seit 1975 üblich) jugendsprachlich auch ab-
die nichts tut, nicht arbeitet oder nicht han- schätzigfiir 1. diefeste Freundin eines Jungen
delt. Für Roth von der SPD war 1983 oder jungen Mannes. 2. ein (häßliches, un-
Deutschlands Kanzler Kohl ein „Tu-nix- sympathisches) Mädchen.
Kanzler“. Vgl.: blöde Tussi, Disko-Tussi, —> Thusnelda.

Tünnes Tüte (Tute)


(rheinische Kurzform von ,Antonius“, be- (wohl von der Vorstellung einer aufgebla-
kannt als Name einer Kölner Witzfigur) senen Tüte, die nur Luft enthält) ein wun-
vor allem im Rheinland oft ab wertendfiir ei- derlicher, langweiliger oder begriffstutziger
nen Spaßmacher; Hanswurst. Mensch. Peter Rühmkorf urteilte über sei-
nen Schriftstellerkollegen Martin Walser:
Tunte „gesamtdeutsche Dröhn tüte“ (t a b u I,
(vielleicht eine Variante von „Tante“) ab- 1995)-
fällig fiir i. eine unangenehme, langweilige VgL: blöde Tute, —> Knalltüte, —» Krawalküte, La-
Frau. 2. einen feminin wirkenden Homose- bertüte, Meckertüte, Penntüte, —> Qualmtute,
Quasseltüte, —> Quatschtüte, —> Radautüte, -»
xuellen oder einen in Frauenkleidern. 3. eine
Tränentüte, —> Trantüte (Trantute), Traum tute
zimperliche, verwöhnte Person. (unaufmerksam), Tütenkopp (Ruhrgebiet), —>
Vgl.: —> Tante. Winseltüte, —> Wundertüte.

438
Tütenldeber närstyp, Gammel typ, -4 Hoppla-jetzt-komm-ich-
(meint das Zusammenkleben von Tüten, Typ, Horrortyp, Kacktyp, Karrieretyp, Larzhosen-
eine früher übliche Gefängnisarbeit) salopp Typ (veraltend), Law-and-order-Typ, Loosertyp,
Machotyp, Mackertyp, Märtyrertyp (selten), Mik-
ab wertendfür einen Strafgefangenen, Zucht-
kertyp, Minustyp, Müsli-Typ, Nullachtfünf-
häusler. zehn-Typ, Null-Bock-Typ, Polit-Typ (selten),
Rambo-Typ, —» Scheißtyp, Schlägertyp,
Tutterer Schmuddeltyp, Untyp, Verbrechertyp, —> Verlie-
(zu „Dutte“ = weibliche Brust, Zitze; dem- rertyp.
nach eigentlich einer, der noch an der Mut-
cerbrust gesäugt wird) vorwiegend bayrisch Type
undfränkisch fiir einen läppischen, unerfah- (rückgebildet aus dem Plural „Typen")
renen (jungen) Kerl. meist abschätzigfiir einen auffälligen, oft ko-
Vgl.: Dunerer (Dutter), junger Tutterer. mischen, ulkigen Menschen. In der Regel ist
das Wort mit einem Adjektiv verbunden:
Twiggy eine lahme, ulkige, komische, wunderliche,
(nach dem „Künstlernamen“ des 1966 zu merkwürdige, abgefuckte, fiese, vergam-
weltweiter Berühmtheit gelangten melte Type, „Wer hier eine Type ist, Herr
17jährigen magersüchtigen englischen Wehner, darüber brauchen wir uns nicht
Mannequins Leslie Hornby) oft abschätzig zu streiten. Wer i/Z? Type dieses Hauses ist,
für ein mageres, flachbrüstiges Mädchen. das ist weit über dieses Haus hinaus be-
1976 enthüllte die Hö r z u ihren Leserin- kannt.“ (Prof. Abelein von der CDU/
nen und Lesern, daß „Twiggy“ mittler- CSU-Fraktion 1978 im Deutschen Bundes-
weile keine Bohnenstange mehr sei. tag).
Vgl.: —» Ätztyp (Ätztype), fiese Type, Gammel-
type, —> kaputter Typ (kaputte Type), Knalltype,
Typ
—> linke Type, miese Type, Schlägertype, schräge
(seltene scherzhafte weibliche Form: Ty- Type, —» seltsame Type, Unterwelttype, Verbre-
pin) 1. jugendsprachlich nur in Ausnahme- chertype, wunderliche Type.
fällen abwertend gebraucht für einen
(jungen) Mann, Freund. 2. allgemein oft ab- Tyrann
schätzig für eine meist eigenartige (jüngere) (von griechisch „tyrannos" = Gewaltherr-
männliche Person. Das Wort wird meistens scher, Alleinherrscher) abwertendfiir 1. ei-
in Verbindung mit einem Adjektiv ange- nen Gewaltherrscher, Despoten. 2. jemanden,
troffen: ein beschissener, geschaffter, der überaus streng und herrschsüchtig ist, der
schriller, ausgeflippter, unechter, abgerisse- andere peinigt und unterdrückt. In Daniel
ner, lahmer, merkwürdiger, mieser Typ. Stoppes Pa r n a s s von 1735 steht:
Vgl.: abgefuckter Typ (heruntergekommen), —> „Da haut der weibliche Tyranne
beknackter Typ, fieser Typ, -4 kaputter Typ (ka- Die Männerherrschaft in die Pfanne.“
putte Type), -> linker Typ, schmieriger Typ. Vgl.: —> Eheryrann, Erzryrann, —» Haustyrann,
Schultyrann.
-typ
erheblich abwertende Zusammensetzungen
zur Bezeichnung von Männern. Die „Ty-
pen lehre“ ist unübersichtlich und umfaßt
sehr unterschiedliche Wortbildungsarten.
Zum einen finden sich Personen, für die
etwas Bestimmtes typisch ist, zum anderen
solche, die typisch für etwas sind. Aber es
gibt auch andere Sorten.
Vgl.: Al-Bundy-Typ (nach einem armen Irren aus
einer amerikanischen TV-Serie), Allerwekstyp, —>
Antityp, —> Ätztyp (Ätztype), Aufreißertyp, Auf-
steigerryp, Disko-Typ, —> Dutzendtyp, Funktio-

439
Überkluger
entweder ironisch fiir einen Menschen, der
sichfiir besonders klug hält oder eher abschät-
zigfür einen, der überaus klug, aber welt-
fremd ist. In Luthers Tis c h r e d e n kommt
der Appellativname „Meister Überklug“
vor. 1930 sprach der politische Schriftsteller
Edgar Jung ganz im Sinne von Goebbels
und anderen Nazis von den Intellektuellen
als „Schicht der Überklugen“.
Vgl.: Superkluger.

Überläufer
ein Fahnenflüchtiger oder jemand, der zur
Gegenpartei übergewechselt ist.

Übelmann Übermensch
landschaftlich selten für einen Gauner, einen (rückgebildet aus „übermenschlich“; ur-
gerissenen Kerl. sprünglich das Ideal eines vollkommenen
Vgl.: —> -mann.
Menschen, der sich zu Höherem berufen
fühlt, vor allem durch Friedrich Nietzsches
ALSO SPRACH ZARATHUSTRA, 1883 - 1891, ZU
Übeltäter
einem Schlagwort geworden; vergleichbare
i. veraltetfür einen Verbrecher, Missetäter. 2. Begriffe bereits im Altertum) meist ironisch
scherzhaft, auch leicht abwertendfür jeman- fiir jemanden, der sich fiir einen besseren
den, der etwas angestellt hat. Menschen, fiir unfehlbar hält. Karl Kraus
schrieb: „Der Übermensch ist ein verfrüh-
Über- tes Ideal, das den Menschen voraussetzt.“
Vgl.: —» Untermensch.
seltene leicht abwertende, auch ironische Be-
zeichnungen von Personen, die durch ein Zu-
viel des Guten gekennzeichnet sind. Dabei Übertreiber
scheint sich alles um den Kopf zu drehen. selten fiirjemanden, der übertreibt, der etwas
Vgl.: Übereifriger, Übergelehrter, Überintellektu-
aufbauschend darstellt oder etwas im Über-
eller, Überschlauer. maß tut.

Überzwercher
Übergescheiter
(zu mittelhochdeutsch „twerch“ = quer,
landschaftlich abwertend oder ironisch für ei-
schräg, verkehrt) oberdeutsch fiir einen ver-
nen Menschen, der außergewöhnlich gescheit,
schrobenen, mürrischen, unangenehmen
gebildet ist oder — der weitaus häufigere Fall
Menschen.
— sich dafür hält. Bei Wilhelm Hauff (1802
— 1827) gibt es den sprechenden Eigenna-
übler Kunde
men „Mamsell Übergescheit“.
abfällig fiir einen unzuverlässigen, unange-
Vgl.: Übergelehrter, Überschlauer.
nehmen Menschen, Kerl.
Vgl.: —> Kunde, übler Vertreter, übles Subjekt.
Überkandidelter
(zu lateinisch „candidus“ = heiter) besonders übler Patron
in Hessen und der Pfalzfiir einen exaltierten, ein gemeiner, niederträchtiger oder zwielich-
halbverrückten oder kleinlichen, pedanti- tiger Bursche, Kerl.
schen Menschen. Vgl.: —> Patron.

440
U-Boot (U-Boot-Fahrer) Ultra
(1933 aufgekommen; bezieht sich auf das (aus lateinisch „ultra“ = jenseits, über etwas
„Untertauchen“) auch abwertend für einen hinaus) im politischen Jargon ab wertendfiir
untergetauchten, im Untergrund lebenden einen Extremisten, Vertreter des äußersten
Agenten, Staatsfeind. (rechten) Flügels einer Partei. „Die päpstli-
Vgl.: Unterseeboot (Nebenform). chen Ultras von Opus Dei" (s pie g e l , April
1995)-
Udel
Vgl.: linker Ultra, rechter Ultra.
(Herkunft unklar) landschaftlich abschätzig
für einen Polizisten. Ultra-
Uhu Bestandteil zusammengesetzter Wörter aus
dem politischen Sprachgebrauch zur mißfäl-
(wohl parallel zu „Kauz“) 1. leicht abwertend
ligen Bezeichnung eines Verfechters eines ex-
fiir einen wunderlichen, unangenehmen
tremen (rechtsgerichteten)politischen Kurses.
Menschen: ein blöder, alter, närrischer, spin-
Vgl.: Ultraimperialist (kommunistischer Sprach-
nerter Uhu. 2. vorwiegend in Bayern und
gebrauch), Ultrakonservativer, Ultralinker (sel-
Österreich abfälligfür eine häßliche Frau: ein
ten), Ultranationalist, Ultrareaktionär, Ultra-
schiecher Uhu. y einjugendsprachliches, viel- rechter.
leicht auch spöttisch verwendetes Neuwortfiir
einen nicht mehr jungen Menschen; Initial- Umfaller
wort aus „unterhundertjährig “. Das Kauzige abfälligfiirjemanden, derplötzlich seine Ge-
und eine gewisse äußere Ähnlichkeit hatte
sinnung Meinung ändert, nicht zu seinem
die SPiEGEL-Redaktion vor Augen, als sie Wort steht; oft in politischem Zusammen-
vom „verschmitzten Fernseh-Uhu Alfred hang. Die FDP wurde/wird nicht selten als
Biolek“ schrieb (Dezember 1993). In der „Partei der Umfaller“ kritisiert.
Wendung „Pinscher und Uhus“ wird das
Wort gelegentlich auch gegen (brillentra- Umstandskasten = Umstandskrämer
gende) Intellektuelle eingesetzt. Der frühere
deutsche Bundeskanzler Ludwig Erhard, Umstandskrämer
der als Schöpfer dieser tierischen Schelte
Schelte fiir einen pedantischen, unprakti-
gilt, hatte allerdings die „Uhus“ 1966 im
schen, sich in Kleinigkeiten verlierenden
nordrhein-westfälischen Landtagswahl-
Menschen.
kampf gegen deutsche Arbeiter gehetzt.
Vgl.: Krämer, -krämer, Umstandsbruder,
Vgl.: -» grauslicher Uhu, —> Kauz, komischer
Umstandskater (beides selten), Umstandskasten,
Uhu.
Umstandskommissar (veraltet), Umstandsmeier,
Umstandspeter.
ulkige Kruke
leicht abwertend oder als gemütliche Schelte
Umstürzler
für einen Sonderling, schrulligen Menschen.
Vgl.: —> komische Kruke, -> Kruke, wunderliche
oft abwertendfürjemanden, der einen Um-
Kruke.
sturz herbeifiihren will radikale Änderungen
anstrebt; Revolutionär.
ulkige Nudel Vgl.: —> -1er.
oft geringschätzig oder leicht spöttischfiir eine
merkwürdige, unterhaltsame, spaßige (weib- Umweltsünder
liche) Person. auch abwertend gebraucht fiir eine Person,
Vgl.: —» Nudel, —> -nudel. die den Umioeltschutz mißachtet, die natür-
liche Umwelt verschmutzt, schädigt.
Ulknudel Vgl.: Abfällsünder, Klimasünder, Ökosünder, —>
i. ulkige Nudel 2. jemand, der (beruflich) Sünder, -sünder, Umweltkrimineller, Umwelt-
Klamauk, billige Späße zum besten gibt. muffel, Umweltschädling, Umweltstinker (selten),
Vgl.: —> Nudel, —> -nudel. Umweltverschmutzer.

441
Un- Ungeheuer
pejorative Vorsilbe zur abfälligen Bezeich- ein brutaler, häßlicher, verbrecherischer
nung von Personen, die etwas nicht sind oder Mensch; Scheusal. Die erste Strophe des Ge-
geradezu dessen Gegenteil verkörpern. dichts „Frau Justitia in Verlegenheit" von
Vgl.: Unchrist, Ungebildeter (selten), Ungestalt, Wilhelm Busch:
Unkavalier, Unkumpel, Unkünstler, Untyp. „Seht, da steht das Ungeheuer
Namens Jakob Niedermaier!
Unart, der
Der, nachdem er anfangs Schreiber,
veraltetfür ein ungezogenes Kind.
Später Mörder ward und Räuber.“
Unband, der In l e b e n g e g e n d ie z e it schrieb Kurt Hil-
ler 1969 über Hitler: „... ein Un-mensch,
(rückgebildet aus „unbändig", eigentlich =
eine Art Raubtier, ein nichtmal halbgebil-
nicht durch ein Band gehalten) veraltet,
noch landschaftlichfür ein wildes, ausgelasse- detes Macht-Ungeheuer“.
nes Kind. Bei Nikolaus Lenau: „Unband!
ungehobelter Klotz
Wie lange noch soll dein Unfug dauern?“
Vgl.: Hans Unband (veraltet).
(eigentlich ein unbearbeiteter, roher Holz-
klotz) abfälligfür einen unhöflichen, groben
... und Konsorten Menschen.
abfällig für Personen, die als typisch angese- Vgl.: —> grober Klotz, Klotz, unbehauener
hen und stellvertretend genannt werden fiir Klotz, ungehobelter Bursche, ungehobelter Kerl.
zwielichtige Leute, Gesindel. „Sie und Kon-
ungeleckter Bär
sorten sind die ständige Beleidigung unse-
rer Netzhaut, der ständige Brechreiz. (stammt aus dem alten Volksglauben, der
Heiliger Karl Kraus steh auf und peitsche Bär komme als gestaltloses Stück Fleisch
sie hinaus ...“, heißt es in einem anonymen auf die Welt und müsse erst durch das
Schreiben an die beiden Autoren E. Kuby Muttertier beleckt werden, um zu einem
und von Loewenstern, das vermutlich aus richtigen Bären zu werden) abwertend für
den 6oer Jahren stammt und in der fiir an- einen plumpen Menschen ohne Manieren;
onyme Briefe so bezeichnenden überlade- ein grober Bursche.
Vgl.: Bär.
nen und fehlerhaften Sprache verfaßt ist.
Vgl.: —>...& Co., —> Konsorten.
Ungetüm
Underdog eine ungeschlachte, durch ihr Äußeres furcht-
(englisch; eigentlich „unterhalb des Hun- einflößende Person; Monster.
des“) auch abschätzigfür eine Person, die un-
terprivilegiert, sozial benachteiligt ist; Ungeziefer
Asozialer. (eigentlich kleine Tiere, die der Mensch ge-
Vgl.: —> Hund. meinhin als schädlich ansieht) selten für
nichtsnutzige, verabscheuungswürdige Men-
Unflat schen; freche, böse Kinder. Aus dem Gedicht
(aus mittelhochdeutsch „unvlat“ = Schmutz, „Der Rattenfänger von Hameln“ (1921)
Unsauberkeit) landschaftlich grob für einen von Walter Mehring:
verkommenen, schmutzigen, widerwärtigen „Kommt heraus aus Kalk und Schiefer,
oder maßlosen Menschen. Schon der Nürn- Kommt aus Hütte und Palais,
berger Schuhmacher und Meistersinger Allerliebstes Ungeziefer,
Hans Sachs (1494 - 1576) gebrauchte das Daß ich Euch bei Licht beseh!“
Wort in dem Ausruf: „Schelm! Unflat! Laß Vgl.: Ziefer.
zufrieden mich!" Und Luther liest uns die
Leviten: „Wir sind solche Unfläther, daß wir Ungläubiger
nur, was unfläthig ist und stinkt, herfürsu- abschätzigfür einen Menschen, der weder an
chen und darin wühlen wie die Säue.“ Gott noch an die kirchlichen Lehren glaubt.

442
ungläubiger Thomas lichkeitsverbrecher. Zur ersten Bedeutung
(geht auf Johannes 20,24#. aus dem Neuen Johann Friedrich Kind (1768 - 1843):
Testament zurück, wo über den Apostel „Nun kommt die liebe, stille Nacht,
Thomas berichtet wird, der an die Aufer- Wo Käuzchen nur und Unhold wacht.“
stehung Christi erst dann glauben konnte,
als er die Wundmale berührt hatte) ein Uniformist
hartnäckiger Zweifler, Skeptiker, der nur das (zu lateinisch „uniformis“ = gleichförmig,
glaubt, wovon er sich selbst überzeugt hat. einheitlich) bildungssprachlich oft abwer-
tend fiir jemanden, der wesentliche Unter-
Unglücksrabe schiede leugnet oder unterdrücken will
(der Rabe als Orakeltier und Bote des Todes Vgl.: -»-ist.
bei vielen Völkern) auch abwertend für je-
manden, der oft Unglück hat, der (aufGrund Unikum
seiner Ungeschicklichkeit) vom Pech verfolgt (zu lateinisch „unicus“ = der einzige, ein-
scheint. Bekannt ist die Bezeichnung auch zigartig) oft leicht ab wertendfiir einen merk-
aus dem Titel der Bildergeschichte h a n s würdigen, kauzigen Menschen; Spaßmacher.
HUCKEBEIN, DER UNGLÜCKSRABE (1867)
von Wilhelm Busch. „Universalgenie“
Vg]—> Rabe, Unglückshase, Unglückshuhn, Un- (eigentlich jemand, der auf vielen Gebieten
glücksvogcl. zu genialen Leistungen fähig ist) ironisch
fiir 1. einen Menschen, der sich fiir außeror-
Unglücksvogel = Unglücksrabe dentlich fähig und klug hält. 2. einen Total-
versager.
Unglückswurm, der (das) Vgl.: -4 „Genie“, Universalidiot.
oft geringschätzig für einen unglücklichen
oder glücklosen Menschen; auch für ein be- Unkamerad
dauernswertes Kind. selten fiir einen unkameradschaftlichen Men-
Vgl.; —> Wurm. schen.
Vgl.: Unkumpel.
Ungustl
(zu „ungustiös" = unappetitlich, mit An- Unke
gleichung an eine oberdeutsche Verklei- (im Volksaberglauben eine Prophetin des
nerungsform des männlichen Vornamens Unheils) von der Kröte meist spottend auf
Gustav) österreichisch fiir einen unsympa- den Menschen übertragenfiir einen Schwarz-
thischen, ividerlichen Menschen. In dem seher, Pessimisten;fiirjemanden, der Schlim-
„Kauderwelsch“-Band w ie n e r is c h - d a s mes voraussagt.
a n d e r e d e u t s c h von Beyerl, Hirtner und Vgl.: —> alte Unke, Saufunke, Unker (seltene
Jatzek ist das Wort folgendermaßen er- männliche Form).
klärt: „Jeder, dem es an Verständnis für den
Wiener und seiner jeweiligen Stimmung Unmensch
mangelt.“ (rückgebildet aus „unmenschlich“) gering-
schätzig oder verächtlichfiir einen grausamen
Unheilstifter Menschen, Rohling; einen Menschen ohne
in gehobener Sprache auch ab wertend ge- Mitgefühl. Für Arno Schmidt war Adalbert
brauchtfiir einen Menschen, der Unheil stif- Stifter ein „sanfter Unmensch“, und Ru-
tet, anrichtet, heraufbeschwört. dolf Augstein erklärte 1993 in einem Inter-
view über den früheren deutschen
Unhold Bundeskanzler Willy Brandt: „Brandt war
(von mittelhochdeutsch „unholde“ = der ja ein Unmensch“. Mittlerweile ein Klassi-
Teufel, der Böse; seltene weibliche Form: ker ist das Werk a u s d e m Wö r t e r b u c h
Unholdin) i. veraltetfiir eine bösartige, ver- d e s Un m e n s c h e n (1957) von Stemberger,
brecherische (männliche) Person. 2. ein Sitt- Storz und Süskind.

443
unmöglicher Mensch Unschuldslam m
seltene abschätzige Bezeichnung fiir jeman- (von der christlichen Vorstellung des Opfer-
den, der sich „unmöglich benimmt“, unak- lamms) spöttisch-ironisch fiir jemanden, der
zeptabel auffuhrt. vorgibt, unschuldig, unbeteiligt an etwas zu
sein.
unnützer Fresser Vgl.: Lamm, unschuldiges Lämmchen, Un-
derb abwertendfiir jemanden, den man ver- schuldsengel, Unschuldskarnickel, Unschulds-
köstigen, durchfiittem muß, ohne irgendei- lämmchen.
nen Nutzen davon zu haben.
Vgl.: Fresser, unnützer Esser (milder). unsicherer Kantonist
(nach der alten Einteilung Preußens in
Unperson Kantone unter dem Soldatenkönig Fried-
(Lehnübersetzung des englischen „unper- rich Wilhelm I. ursprünglich ein Dienst-
son“, von George Orwell, 1903 - 1950, ge- verpflichteter, der sich dem Militärdienst
prägt) bildungssprachlich, besonders im zu entziehen versuchte) ein unzuverlässiger,
politischen Sprachgebrauch fiir eine Person wankelmütiger Mensch.
des Öffentlichen Lebens, die in Ungnade gefal- Vgl.: fragwürdiger Kantonist, —> -ist.
len ist und offiziell totgeschwiegen wird.
Unsympath
Unrast, der (rückgebildet aus „unsympathisch“, in An-
veraltet fiir einen ruhelosen, nervösen Men- lehnung an Wörter wie Psychopath) abfäl-
schen. ligfür einen unsympathischen Menschen.

Unruhestifter (Unruhstifter) Unterdrücker


abwertendfür eine Person, die Unruhe stif- abwertendfiir eine Person, die andere unter-
tet, die Frieden und Ruhe stört. drückt, knechtet, behindert, nicht hochkom-
Vgl.: Unruheschürer. men läßt.
Vgl.: Bedrücker (veraltet).
unruhiger Geist
ah Tadel oder leicht abwertendfiir einen zap- Untermensch
peligen, ungeduldigen, nervösen Menschen.
Vgl.: —> rastloser Geist, Unruhegeist (selten).
i. eine veraltete verächtliche Bezeichnungfiir
einen brutalen, verkommenen, verbrecheri-
Unschuld schen Menschen. 2. im Sprachgebrauch des
geringschätzigfiir einen naiven, etwas einfäl- Nationalsozialismus eine diffamierende Be-
tigen Menschen, insbesondere ein Mädchen. zeichnung fiir politische oder Kriegsgegner
Vgl.: gußeiserne Unschuld (veraltet: unnahbares und vor allem fiir Angehörige von Rassen, de-
Mädchen), reine Unschuld (naiver Mensch). nen Minderwertigkeit unterstellt wurde, be-
sonders Juden, Zigeuner und später auch
Unschuld vom Lande Slawen. In einem Gedicht von 1900 stellte
(ähnlich schon bei Goethe und Wieland; Ludwig Fulda, der sich 1939 wegen der
allgemein bekannt geworden durch die Verfolgung und Verfemung als Jude umge-
kleine Arie „Spiel ich die Unschuld vom bracht hat, die rhetorische Frage:
Lande“ des Kammermädchens Adele aus „Könnt es dem Übermenschen verloh-
der Operette d ie Fl e d e r m a u s von Johann nen,
Strauß) 1. meist spöttisch fiir ein naives, uner- Über Untermenschen zu thronen?“
fahrenes, unsicher aufiretendes junges Mäd- Vgl.: —> Übermensch.
chen aus der Provinz; gelegentlich auch fiir
einen jungen Mann. 2. ironisch fiir eine Unterschichtler
(weibliche) jüngere Person, die „die Unschuld oft abschätzigfiir einen Angehörigen der Un-
vom Lande spielt“, aber eher das Gegenteil ist. terschicht, einen Menschen, der Armut und
mangelhafte Bildung erkennen läßt.
Unschuldsengel = Unschuldslamm Vgl.: -1er.
Unterseeboot = U-Boot (U-Boot-Fahrer) Vgl.; alte Urschel. Dreckurschel, taube Urschcl
(schwerhörig oder dumm).
Untertan
(früher wertfrei) spöttisch oder abschätzigfiir Urviech (Urvieh)
einen unmündigen, untertänigen Bürger. oft geringschätzig fiir einen drolligen, etwas
Der satirische, zeitkritische Roman d e r naiven Menschen; Original; Naturbursche.
u n t e r t a n (1914) von Heinrich Mann be- Vgl.: —> Viech, —> Vieh.
leuchtet das Wesen des Untertanengeistes.
Vgl.: Untertanenseele. Usurpator
(zu lateinisch „usurpare“ = durch Ge-
Unterweltler brauch rauben) bildungssprachlich für eine
abwertend fiir einen (großstädtischen) Be- Person, die widerrechtlich die Macht, die
rußverbrecher. Staatsgewalt an sich reißt.
Vgl.: —> Halbweltler, —» -1er, Unterweltboß (sel- VgL: —> Thronräuber.
ten), Unterwektype.
Utilitarist
Untier (zu lateinisch „utilis“ = nützlich; eigentlich
(eigentlich ein wildes, gefährliches, häßli- ein philosophischer Terminus) bildungs-
ches Tier) ein roher, widerwärtiger Mensch; sprachlich selten und oft geringschätzigfiir ei-
Ungeheuer. Im November 1985 schrieb der nen Menschen, der nur den Nutzen im Sinn
s pie g e l : „Die Untiere mit Aids bedrohen hat; Zweckmensch.
die Hollywood-Society. “ Vgl.: —> -ist.
Vgl.: —> Tier, -tier.
Utopist
unverbesserlicher Optimist (zu griechisch „ou“ = nicht und „topos“ =
scherzhaft-spöttisch, auch abschätzig fiir ei- Ort, Land; nach dem Roman u t o pia des
nen Menschen, der immer wieder allzu opti- englischen Humanisten Thomas More,
mistisch ist. 1478 -1535, in dem das Bild eines Idealstaa-
Vgl.: —> -ist, Optimist. tes entworfen wird) oft abwertend für einen
Menschen, der utopische Vorstellungen hat;
unverschämter Patron weltfremder Schwärmer, Phantast. Anläßlich
grobe Schelte fiir eine dreiste, respektlose seines hundertsten Geburtstages schilderte
(männliche) Person. die z e it (Ende 1993) den „großen Vorsit-
Vgl.: frecher Patron, —> Patron.
zenden“ Mao als „naiven Utopisten“.
Vgl.: —> -ist, naiver Utopist.
Unzahn
jugendsprachlich veraltend fiir ein (aus Uzbruder
männlicher Sicht) unsympathisches, uninter-
(zu „Uz“, einer südwestdeutschen Koseform
essantes Mädchen.
des männlichen Vornamens Ulrich, auch
Spotcwort) als Tadel oder leicht abwertend
Urian
für eine (männliche) Person, die anderefoppt,
(auch als „Hans Urian“ oder „Musche Uri-
sich gerne mit ihnen einen Scherz erlaubt.
an“ eine alte volkstümliche Bezeichnung fiir
Vgl.: —> Bruder, —> -bruder, Uz (veraltet: Säufer,
den Teufel) veraltet abioertendfiir einen un- Narr), Uzer.
liebsamen Menschen, unwillkommenen Gast.
Vgl.: —» -ian (-jan). Uzer = Uzbruder

Urschel Uzvogel
(Koseform des weiblichen Vornamens Ur- (als Variante zu „Spaßvogel“ aufgekommen)
sula) ober- und mitteldeutsches mildes meist abschätzigfiirjemanden, der seine Mit-
Schimpfwortfiir eine wunderliche, unbeholfe- menschen gernefoppt, neckt, hereinlegt.
ne, etwas beschränkte Frau: eine blöde, dum- Vgl.: —> Spaßvogel, —> Spottvogel, Ulkvogel, -4
me, kleine, täppische Urschel. Vogel, —> -vogel.

445
das Blut aussaugt) ein skrupelloser Ausbeu-
ter, Wucherer, Blutsauger. 1821 schrieb Jean
Paul an seinen Sohn Max: „Hegel... bleibt
aber doch ein dialektischer Vampir des in-
neren Menschen.“

Vandale = Wandale

Vasall
(im Mittelalter ein Lehnsmann, Gefolgs-
mann) eine abschätzige, besonders aufpoliti-
sche Zusammenhänge bezogene Bezeichnung
fiir einen bedingungslos loyalen, abhängigen
Gefolgsmann. „Wenn es nach Ihnen ginge,
wären wir Vasallen der Sowjetunion!“ so
der CSU-Politiker Theo Waigel 1985 im
Vabanquespieler
Deutschen Bundestag zur Opposition.
(zu „va banque spielen“ = beim Glücksspiel
um den. gesamten Einsatz der Bank spielen)
abwertend fiir einen Menschen, der zuviel Vater s. kesser Vater
riskiert, der alles aufeine Karte setzt.
Vgl.: —> Spieler. vaterlandsloser Geselle
(stammt aus dem wilhelminischen Kaiser-
Vagabund reich und bezieht sich wohl auf eine Stelle
(zu lateinisch „vagari“ = umherschweifen) aus dem 1848 erschienenen m a n if e s t d e r
i. veraltet fiir einen Landstreicher. 2. meist k o m m u n is t is c h e n Pa r t e i von Karl Marx
abschätzigfiir einen unsteten, rastlosen Men- und Friedrich Engels, in der es heißt: „Die
schen. 3. ein Herumtreiber, Taugenichts. Arbeiter haben kein Vaterland“) in politi-
Vgl.: Fahrebund (selten: Landstreicher), Vagabün- scher Polemik abfällig fiir einen Menschen,
del (schlesisch), Vagierer (zumindest bayrisch). der sein Vaterland nicht ehrt oder es gar ver-
rät; meist aber eherfür jemanden, dem man
Vagant solches unterstellt, weil er aus der Sicht des
(im Mittelalter ein Spielmann oder umher- Sprechers/Schimpfers zuwenig Patriotismus
ziehender Student, Mönch o.ä.) veraltetfiir erkennen läßt. Traditionsgemäß, auch heu-
einen —> Vagabunden. te noch, gilt die Schelte den Sozialdemo-
kraten.
Vamp, der Vgl: Geselle.
(englisch-amerikanisch; zu „Vampir“; nach
dem 1915 gedrehten französischen Spielfilm
Vaterlandsverräter
l e s v a m py r e s von Louis Feuillades; ein
häufiger Frauentyp im Kino vor allem der abwertend, auch verächtlich fiir jemanden,
20er Jahre) auch abfälligfiir eine verführeri- der sein Vaterland verrät. „Ich komme zu-
sche, aber herzlose, berechnende Frau: ein rück als Held oder als Vaterlandsverräter“,
männermordender Vamp. soll der deutsche Fußballbundestrainer
Berti Vogts vor dem Abflug zur Fußball-
weltmeisterschaft 1994 gesagt haben.
Vampir
(eigentlich ein Toter bzw. „Untoter“ nach Vgl.: —» Verräter, -Verräter.
altem Volksglauben, der des Nachts sei-
nem Sarg entsteigt, die langen Eckzähne Venus von Kilo
seinen lebenden Opfern, bevorzugt jungen (scherzhaft abgewandelt aus „Venus von
Mädchen, in den Hals schlägt und ihnen Milo“) spöttisch fiir einefette Frau.

446
Verbalerotiker Verbrecherbande
(eigentlich ein Terminus der Sexualkunde) ein organisierter Zusammenschluß von Ver-
abschätzig oder spöttisch fiir i. einen Men- brechern.
schen, dem sexuelle Anzüglichkeiten und ob- Vgl.: —> Bande, -4 -bande, -4 Gangsterbande.
szöne Äußerungen sexuelle Befriedigung
verschaffen. 2. jemanden, der Sexuelles Verbrech ergesindel
scheut, aber viel darüber redet. verächtlich für verbrecherische, liederliche
Menschen; notorische Verbrecher.
Verbaust Vgl.: Gaunergesindel, —> Gesindel, -4 -gesindel,
Verbrecherpack.
(von lateinisch „verbum" = Wort) bildungs-
sprachlich abwertendfiirjemanden, der viele
Worte macht, sich zu sehr an Worte klam- Verbrechernatur
mert. abfälligfiirjemanden, der wie ein Verbrecher
Vgl.: —> -ist, Verbalakrobat, Verbalmoralist (bei- aussieht, wirkt oder fiir einen, der eine ver-
des selten). brecherische Natur hat, seinem ganzen Wesen
nach ein Verbrecherist.
Verbrecher Vgl.: Verbrechertyp, Verbrechertype (beides mehr
auf das Äußere bezogen).
abwertend oder als Schimpfwort fiir 1. einen
Menschen, der ein Verbrechen begangen hat.
Verbrecherpack = Verbrechergesindel
2. jemanden, der vom Verbrechen lebt; Gau-
ner, Krimineller. 3. jemanden, der verwerf-
Verbrechersyndikat
lich, verantwortungslos gehandelt hat: ein
auch abwertend fiir einen Zusammenschluß
elender, kaltblütiger, ganz gemeiner, gefähr-
von Verbrechern, der als Geschäfisuntemeh-
licher Verbrecher. „Biermann nennt Gysi ei-
men getarnt ist.
nen Verbrecher“, freute sich die f a z im
Vgl.: Gangstersyndikat, Syndikat.
November 1994.
Vgl.: notorischer Verbrecher, Verbrecher an der
verbummelter Student
Menschheit, Verbrecherliebchen.
(zu „bummeln“ = faulenzen, leichtsinnig
leben) abschätzig fiir einen Studenten (mit
-Verbrecher
hoher Semesterzahl), der sein Studium ver-
mehr oder iveniger abivertende Bezeichnun-
nachlässigt, sich herumtreibt.
gen fiir verbrecherische Menschen und
Vgl.: -4 Bummelstudent, —> ewiger Student, Ver-
Schwerkriminelle. Vergleichbare Gelegen- bummelter (selten), —> verkrachter Student.
heitsbildungen sind nicht selten. So be-
klagte sich der ehemalige Führer der verbummeltes Genie
rechtsgerichteten Partei der „Republika- i. leicht abwertend oder spöttisch fiir einen
ner" Franz Schönhuber in einem s pie g e l - hochbegabten Menschen, der durch Faulheit,
Interview (Oktober 1994) über die Suffb.a. seine Möglichkeiten vertut oder ver-
„Gentleman-Politverbrecher in Lackschu- tan hat. 2. ironisch fiir einen Versager, der
hen, wie sie in Bonn rumlaufen". sich fiir genial hält.
Vgl.: —> Berufsverbrecher, -4 Gewaltverbrecher, VgL: -4 „Genie“.
-4 Gewohnheitsverbrecher, —> Kapital Verbrecher,
Kriegsverbrecher, Majestätsverbrecher (veral-
tet), -4 Nazi Verbrecher, NS-Verbrecher, Otto
verdächtiges Individuum
Normalverbrecher (Verballhornung von „Otto ab wertendfiir einen Menschen, der Verdacht
Normalverbraucher“), -4 Schreibtischverbrecher, erregt, zweifelhaft erscheint.
—> Schwerverbrecher, -4 Sittlichkeitsverbrecher, Vgl.: fragwürdiges Individuum, -4 Individuum,
Wi rtschaftsverbrec her. verdächtiges Subjekt.

Verbrecher mit der weißen Weste verdammte Zucht


ein gutgekleideter, aufden ersten Blick seriös seltene derbe Scheltefiir eine gemeine, nieder-
wirkender Verbrecher. trächtige Bande. „So ein Sauvolk, solche

447
verdammte Zucht“, heißt es in Hans Falla- Vereinsmeier
das Roman j e d e r s t ir b t f ü r s ic h a l l e in (zu „Meier“, dem häufigen deutschen Fa-
(i947). miliennamen) spöttisch, auch abwertendfiir
Vgl.: —> Zucht. einen Menschen, der ganz im Vereinsleben
aufgeht, in vielen Vereinen ist.
Verderber Vgl.: —>-meier.

selten fiir jemanden» der Verderben bringt,


Verführer
anderen zum Verhängnis wird.
abwertendftir einen Menschen, der 1. jeman-
den dazu bringt, etwas gegen seine eigentliche
-verderber
Absicht zu tun. 2. jemanden, vor allem ein
abfälligfiir Personen, die etwas zunichte ma- junges Mädchen, zum Geschlechtsverkehr
chen, schädigen oder in sittlicher Hinsicht ne- verleitet: ein skrupelloser Verführer, ein Ver-
gativ beeinflussen. Sein philosophischer führer des Volks, der Jugend. „Nur Weiber-
Widersacher Hegel war für Arthur Scho- geck und Verführer!“ heißt es bei Gottfried
penhauer ein „Papier-, Zeit- und Kopfver- August Bürger.
derber“. Ein anonymes Entrüstungs- Vgl.: —» Volksverführer.
Schreiben an die jugendliche Redakteurin
einer Frankfurter Schülerzeitung, die in Verharmloser
den 60er Jahren eine Sex-Umfrage wagte, seltene, leicht abwertende Bezeichnung fiir
schließt mit den Worten: „Schämen Sie eine Person, die etwas Gefährliches als harm-
sich zutiefst und verschwinden Sie von der
los hinstellt, bagatellisiert.
Bildfläche, solch einer Person gehört eine
ordentliche Tracht Prügel, damit Sie von
verhindertes Genie
Ihren Perversitäten befreit werden, Sie
Kinderverderberin!“ ironisch fiir einen unbegabten, dummen
Menschen.
Vgl.: Jugendverderber, Kinderverderber, -> Spaß-
Vgl.: —> „Genie“.
verderber, —> Spielverderber.

verirrtes Schaf
Verdreher
(biblisch, z.B. Matthäus 18,12-13) in religiö-
abwertend fiir einen Menschen, der immer sem Sprachgebrauch leicht abwertend, sonst
wieder Dinge falsch darstellt, unrichtig wie- ironischfiir einen sündigen, vom rechten Weg
dergibt, verdreht. abgekommenen Menschen.
Vgl.: —> Rechtsverdreher, Tatsachenverdreher, —> Vgl.: —> Schaf, —> verlorenes Schaf.
Wortverdreher.

verkanntes Genie
verdrehte Schraube (eigentlich ein hochbegabter Mensch, der
(dazu die drehende Handbewegung vor der nicht zur Geltung kommt) oft ironisch fiir
Stirn) abschätzigfiir eine wunderliche» leicht jemanden, der sich fiir genial hält. Als Ende
verrückte (weibliche) Person. 1993 der TV-Sender VOX in einer Doku-
Vgl.: Schraube, verdrehtes Huhn. mentation Konrad Adenauer als „verkann-
tes Genie“ verkaufte, war das wahrschein-
Verein lich ernst gemeint.
Vgl.: —> „Genie“.
spöttisch-ironisch fiir eine Gruppe seltsamer,
langweiliger oder unfähiger Leute.
Verkehrsrowdy
Vgl.: komischer Verein, lahmer Verein, lang-
weiliger Verein, müder Verein, schlapper Ver- abfällig für einen rücksichtslosen, die Vor-
ein, «schöner Verein“ (ironisch), Verein der schriften mißachtenden Verkehrsteilnehmer.
Einarmigen (Theatersprache: Publikum, das nicht Vgl.: Asphaltrowdy (selten), Autorowdy, —» Row-
applaudiert). dy, Verkehrsrüpel.

448
Verkehrssünder Verlierer = Verlierertyp
i. selten abwertend für jemanden, der (zu-
mindest) eine Verkehrsvorschrift übertreten Verlierertyp
hat. 2. in Anspielung auf „Geschlechtsver-
geringschätzig fiir einen Menschen, der im-
kehr" spöttisch oder abftillig fiir einen Hei-
ratsschwindler, Sittenstrolch o.ä. mer wieder verliert, der zum Verlierer be-
Vgl: Abstandsünder (selten), —> Alkoholsünder, stimmt scheint (und sich entsprechendfalsch
—> Auffährsünder, Autosünder, —> Parksünder, —> verhält).
Promillesünder, -> Rotlichtsünder (Rotsünder), Vgl.: —> ewiger Verlierer, geborener Verlierer, —»
—> Sünder, —» -sünder, —> Temposünder. Looser (Loser), —> Typ, —> -typ, Verlierer, Verlie-
rernatur.
verkommenes Subjekt
sehr abfällig fiir einen heruntergekommenen, verlorener Haufen
verachtenswerten Menschen.
(eigentlich ein Truppenteil, der in aus-
Vgl.: —> Subjekt, verkommenes Stück.
sichtsloser Lage allmählich aufgerieben
wird) geringschätzigfiir eine Gruppe, die kei-
verkrachte Existenz
ne Erfolgsaussichten hat, „aufverlorenem Po-
(zu „verkrachen“ = geschäftlich zusammen-
sten steht“.
brechen, bankrott gehen) ein beruflich und
Vgl.: —> Haufen, -4 -häufen.
privat gescheiterter Mensch; jemand, der ei-
nen zwielichtigen, unseriösen Eindruck
macht. verlorener Sohn
Vgl.: —> Existenz, —> gescheiterte Existenz, ver- (geht auf ein biblisches Gleichnis in Lukas
krachter Jurist (o.ä.), verkrachtes Genie. ij.iiff. zurück) i. abwertendfiir einen Sohn,
der auf Abwege geraten ist, die Eltern ent-
verkrachter Student täuscht hat. 2. oft scherzhaft-spöttisch fiir ein
abschätzig fiir jemanden, der am Studium (männliches) Mitglied einer Gemeinschaft,
gescheitert ist; Student mit sehr hoher Seme- das wieder da ist, zurückgefiinden hat. „Mir
sterzahl, aber ohne Abschluß. war der verlorne Sohn immer verächtlich,
Vgl.: —> ewiger Student, —> verbummelter Stu- aber nicht deswegen, weil er ein Schweine-
dent.
hirt war, sondern weil er wieder nach Haus
gekommen ist.“ (Johann Nestroy).
Verleumder
ab wertend fiir einen Menschen, der andere
falsch verdächtigt, böswillig Unwahres über verlorenes Schaf
sie verbreitet. Das böse Wort kommt in den (aus der Bibel) besonders im christlichen
Protokollen des Deutschen Bundestages Sprachgebrauch fiir einen Abtrünnigen oder
außerordentlich oft vor, meist mit Zusät- einen Menschen, der vom Pfad der Tugend
zen wie elender, übler, schäbiger, drecki- abgekommen ist; auch ironisch verwendet.
ger. Vgl.: —> Schaf, —> verirrtes Schaf.

verliebter Gockel Vernünftler


spöttisch fiir einen Mann, der sich mit auffäl-
liger Hingabe um eine Frau bemüht und da- abschätzigfiir einen Menschen, der vernünf-
telt, der vordergründig und scheinbar ver-
bei lächerlich wirkt.
nünftig urteilt, aber letztlich den Sinn nicht
Vgl.: alter Gockel, Gockel, verliebter Tor (ver-
altet). erfaßt. „O kalte Vernünftler ...I“ liest man
bei Gottfried August Bürger, und auch Im-
manuel Kant beklagt sich: „Der Pöbel der
verliebter Narr
spöttisch oder abivertendfiir einen verliebten Vernünftler schreit, wie gewöhnlich, über
Mann, der sich zum Narren macht. Ungereimtheit und Widersprüche“.
VgL: —> Narr, —> -narr. Vgl.: —> -Icr.

449
Verräter -Verschnitt
abfällig fiir jemanden, der die Treue gebro- (eigentlich die Materialreste, die beim Zu-
chen, Geheimnisse preisgegeben, etwas ausge- schneiden anfallen) spöttisch-abfälligfiirje-
plaudert hat. „Geborener Verräter!“ rief der manden, der einem berühmten Vorbild
Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU nacheifert, es nachahmt, aber nur einen Ab-
Wolfgang Schäuble bei der Bundestagsde- klatsch, eine schlechte Kopie darstellt. Bei-
batte (Juni 1995) um das militärische Enga- spiele sind: James-Bond-Verschnitt,
gement der Bundeswehr in Bosnien Monroe-Verschnitt, Presley-Verschnitt.
Günter Verheugen (SPD) dazwischen. Die Der s pie g e l bezeichnete den FDP-Rech-
gehässige Bemerkung spielt auf den Wech- ten von Stahl als „Haider-Verschnitt“ (Ja-
sel Verheugens von der FDP zur SPD im nuar 1995). Dazu eine Posse aus dem
Jahre 1982 an. Deutschen Bundestag: 1976 rief Herbert
Vgl.: Verräterseele. Wehner (SPD) dem damaligen Fraktions-
vorsitzenden der CDU/CSU und späteren
-Verräter Bundespräsienten Karl Carstens zu: „Pa-
meist verächtlich für eine Person, die Verrat pen-Verschnitt! Papen-Verschnitt!“ worauf
begangen hat. Philipp Jenninger (CDU) flugs Partei er-
Vgl.: —> Arbeiterverräter, —> Hochverräter, —> griff, aber in der Eile nichts besseres fand
Landesverräter, —> Staatsverräter, Vaterlands- als: „Sie sind ein Sowjet-Verschnitt!“
verräter, Volksverräter.

Verschwender
Verrecker
als Tadel oder abfällig fiir einen Menschen,
(zu „verrecken“ = elend umkommen) land-
der Gut und Geld verschwendet.
schaftlich derb abwertend fiir einen gemei-
nen, niederträchtigen Menschen (dem man „Der Verschwender wirft mit vollen
damit eigentlich den Tod wünscht). Händen,
Vgl.: Fregger (bayrische und fränkische Lautform), Ohne Sinn sein Gut Betrügern aus,
Verreckeri (bayrisch und österreichisch: kleiner, Und die Ernte von den Narrenspenden
schmächtiger Mensch). Ist Verachtung in das leere Haus.“
(Johann Gottfried Seume, 1826).
Verrückter Vgl.: Energieverschwender, Geldverschwender,
mehr oder weniger abwertend fiir einen gei- Zeitverschwender.
stesgestörten oder närrischen, überspannten
Menschen. „Einem Verrückten soll man Verschwörer
keinen Degen geben“, lautet ein Sprich-
auch abwertendgebrauchtfiir einen Teilneh-
wort.
mer an einer Verschwörung.
Vgl.: Halb verrückter.

Versemacher = Verseschmied
verrücktes Huhn
leicht abiuertendfür eine närrische, schrullige
(weibliche) Person. Verseschmied
Vgl.: Huhn, närrisches Huhn, tolles Huhn, ver- jemand, der mit Müh und Mut schlechte
drehtes Huhn, verrückte Nummer (selten), ver- Verse machen tut.
rücktes Haus.
Vgl.: Versedrechsler, Versemacher.

Versager
Versifex
verächtlich fiir einen Menschen, der (immer
wieder) versagt, in ihn gesetzte Erwartungen (zu „Vers“ und lateinisch „facere“ = ma-
enttäuscht: ein glatter, totaler Versager. chen) veraltetfiirjemanden, der zwar gerne,
Vgl.: Lebensversager (selten), Schulversager, Total- aber nicht gut dichtet.
versager. Vgl.: Fex, Versifikator (veraltet).

450
versoffenes Huhn Vettel
salopp abwertend fiir eine trunksüchtige (aus lateinisch „vetula“ = altes Weib)
(iveibliche) Person. Schimpfwortfiir eine liederliche, schlampige
Vgl.: —> Huhn. ältere Frau.
Vgl.: —> alte Vettel, Erzvettel, Schandvettel (sel-
versoffenes Loch ten).
(nach der Redensart „saufen wie ein Loch“)
derb abwertend fiir einen trunksüchtigen Videot
Menschen. (Kontamination aus „Video“ und „Idiot“;
Vgl: —> Loch, —> Saufloch, versoffenes Genie. zu lateinisch „video“ - ich sehe) veraltend
spöttisch oder abschätzig fiir einen leiden-
Versöhnler schaftlichen, unkritischen Benutzer von TV-
abwertend i. im kommunistischen Sprachge- und Videotechnik.
brauch fiir jemanden, der mit dem Klassen- Vgl.: -»Idiot, TV-Idiot, Videofreak (kaum abwer-
gegner Kompromisse schließt. 2. fiir einen tend).
Politiker, der sich allzu kompromißbereit
zeigt. Viech
Vgl.: —> Kompromißler, —> -1er. (eigentlich eine saloppe, oft abfällige Be-
zeichnung für ein Tier) x. derb ab wertend
Versuchskaninchen (Versuchskarnickel) für einen rohen, brutalen Menschen. 2. ober-
(eigentlich ein Kaninchen, das als wissen- deutsch eher anerkennend fiir einen urigen,
schaftliches Versuchstier dient) abwertend derb-lustigen Menschen.
fiir eine Versuchsperson, einen Menschen, der VgL: Erzviech, Hornviech (oberdeutsch), —» Mist-
vieh (Mistviech), —» Rabenvieh (Raben viech), —>
fiir eine Erprobung mißbraucht wird.
Rindvieh (Rindviech), —> Sauvieh (Sauviech), —>
Vgl.: —> Karnickel. Urviech (Urvieh), Viech mit Haxen (bayrisch und
österreichisch: dumm; originell).
Vertreter
abschätzigfür einen Mann, meist mit Zusät- Viechskerl
zen: ein komischer, müder, „netter" Vertreter. oberdeutsch 1. derb ab wertend fiir einen ge-
Vgl.: „sauberer Vertreter“ (ironisch), übler Vertre- meinen, brutalen Kerl. 2. seltener, auch aner-
ter. kennend fiir einen groben, kraftstrotzenden
Burschen.
Verwahrloster Vgl.: —» Kerl.
selten fiir einen verkommenen, ungepflegten
Menschen. Vieh
grobes Schimpfwort fiir einen ebenso groben,
Verwandtschaft s. bucklige Verwandt- brutalen Menschen.
schaft Vgl.: Arbeitsvieh, —» Federvieh, Generalrindvieh,
—> Herdenvieh, hohes Vieh (salopp: hohes Tier),
Verzichtpolitiker —> Hornvieh, Kleinvieh (kleine Schüler, Kinder),
Mistvieh (Miseviech), Mordsnndvieh, Ober-
seltene abfällige Vokabel fiir einen Politiker,
rindvieh, —> Rabenvieh (Rabenviech), —> Riesen-
der fiir den Verzicht auf nationale Rechte rindvieh, —» Rindvieh (Rindviech), —> Sauvieh
und Ansprüche ein tritt. (Sauviech), —> Stimmvieh, Trampelvieh, —> Ur-
Vgl.: —> -poJitiker. viech (Urvieh), Vieh mit zwei Haxen, Wahlvieh
(selten: —» Stimmvieh).
Verzug
(zu „verziehen“ = allzu nachsichtig erzie- Viehdoktor
hen) landschaftlich veraltend fiir ein ver- i. scherzhaft-spöttisch fiir einen Tierarzt. 2.
wöhntes, bevorzugtes, zu nachsichtig erzo- Scheltefiir einen groben Arzt.
genes Kind. Vgl.: Pferdedoktor.

451
Vielfraß wichtigen Frage gegen ihre Parteifreunde
(volksetymologisch aus norwegisch „fjeld- in Bonn gestellt hatten.
fross“ = Bergkater) Schimpfwort fiir einen Vgl.: —> Bande, —> -bande.
unmäßig essenden Menschen.
VgL: Vielfresser. Vigilant
(aus lateinisch „vigilans“ = wachsam) veral-
Vielfresser = Vielfraß tetfiir einen Polizeispitzel.

Vielredner Viper
(eigentlich eine gefährliche Giftschlange)
abschätzigfiir eine Person, die zuviel redet.
bildungssprachlich selten fiir einen heimtük-
Vgl.: Vielschwätzer.
kischen, gefährlichen Menschen. „O Schel-
me, Vipern, rettungslos verdammt“, heißt
Vielschreiber
es in Shakespeares Ric h a r d II.
leicht abwertend oder ab gehässige Kollegen-
scheltefiir einen überaus produktiven Schrift-
Vogel
steller oder Journalisten, der mehr Masse ab
spöttisch bis abfälligfiir 1. jemanden, der selt-
Klasse hervorbringt. Gottfried Benn ließ
sam, absonderlich wirkt. 2. eine zwielichtige
sich über die Vielschreiber so aus: „Immer
Figur; Gauner, Verbrecher. 3. ein leichtes,
gleich achthundert Seiten, welche Produk-
flatterhaftes Mädchen. Das Wort wird mei-
tivität, welcher Andrang von Gesichten,
stens mit einem Adjektiv zusammen ver-
man sollte ihnen Kiepen umhängen, Ka-
wendet: ein lahmer, krummer, seltsamer,
beljau ’reinschmeißen, dann könnten sie zu
mieser, „sauberer“, toller, rarer Vogel.
den Fischweibern gehn.“ Sehr streng ging Vgl.: bunter Vogel, —> häßlicher Vogel, —> Kauz,
auch Oscar Blumenthal (1852 - 1910) mit —> komischer Vogel, leichter Vogel, leicht-
„Einem Vielschreiber“, so der Titel des fol- sinniger Vogel, —> linker Vogel, —> lockerer Vogel,
genden Epigramms, ins Gericht: loser Vogel, nasser Vogel (veraltet: Tauge-
„Wozu der stets erneute Schund? nichts), —> rarer Vogel, —> schräger Vogel, -» sel-
tener Vogel, seltsamer Vogel, sonderbarer Vogel,
Soll nie dein Drang erkalten?
—> Uhu, ulkiger Vogel.
Die Schwätzer können nicht den Mund,
Du kannst die Hand nicht halten.“
-vogel
Vgl.: Schnellschreiber, —> Schreiber.
meist salopp abwertendfiir eine zwielichtige
oder komische Person. Eine der nicht selte-
Vielwisser
nen Gelegenheitsbildungen auf „-vogel“ ist
ironischfiirjemanden, der viel zu wissen vor- „Szenevögel“. Damit meinte die w e l t w o -
gibt oder glaubt. c h e (Februar 1994) Bianca und Mick Jag-
Vgl.: —> Alleswisser. ger.
Vgl.: Aasvogel, Diebesvogel, Dreckvogel, —> Gal-
Viererbande genvogel, —> Glücksvogel, Knastvogel (selten),
(ursprünglich eine Gruppe von vier radika- Lockvogel, Mistvogel, —» Nachtvogel, —> Paradies-
vogel, —> Pechvogel, Schmahvogel, Schrägvogel
len Politikern in der Führung der Kommu-
(selten: -» schräger Vogel), —> Spaßvogel, —>
nistischen Partei Chinas, unter ihnen die Spottvogel, —> Strichvogel, Ulkvogel, —> Un-
Witwe Mao Tse-tungs) scherzhafte, auch glücksvogel, —> Uzvogel, —> Wandervogel,
abwertende Bezeichnung fiir eine Gruppe Zugvogel.
von vier Personen, die (im politischen Be-
reich) vom offiziellen Kurs abweicht. „Vie- Vögelchen
rerbande gegen Bonn“, so lautete der Titel abwertendfiir ein flatterhaftes, leichtes Mäd-
eines SPIEGEL-Artikels im September 1993. chen oder eine Prostituierte, g e s t a t t e n ,
Gemeint waren die Ministerpräsidenten VÖGLEIN IM DIENST, heißt ein deutscher
der vier südlichen CDU/CSU-regierten Erotikfilm von 1970.
deutschen Bundesländer, die sich in einer Vgl.: —> -chen (-lein), leichtes Vögelchen.

452
Vogelscheuche Volkstümler
abfällig für eine lange, dürre, häßliche, abwertend fär einen Menschen, der 1. das
schlechtgekleidete (weibliche) Person. Volkstum überbewertet 2. sich in übertriebe-
VgL: Feldscheuche (selten), —» Krautscheuche, —» nem Maße volkstümlich gibt.
Scheuche. Vgl.: —> -1er.

Volksverdummer
Vokativus
seltene abfällige Bezeichnung fär jemanden,
(zu lateinisch „vocare" = rufen, anreden)
vor allem einen Politiker, der die Bevölke-
noch landschaftlich fürjemanden, dem nicht
rung irrefährt, sie „fär dumm verkauft“.
recht zu trauen ist; Schlauberger. Schon
Grimmelshausen schrieb 1672 in d a s w u n - Volksverführer
d e r b a r l ic h e Vo g e l -Ne s t : „Der Apothe-
abfälligfär einen Menschen, der die Bevölke-
ker, welcher gar ein arger Vocativus ist“.
rung irrefähren, zum Schlechten verleiten
will; Demagoge. „Du Verführer des Volks,
Volk besonders der Weiber!“ schrieb Gottfried
ojfr geringschätzig oder gar abfällig fär eine August Bürger (1747- 1794).
Gruppe oder eine Sorte von Menschen: fre- Vgl.: —> Verführer.
ches, dummes, liederliches Volk.
Vgl.; —> blödes Volk, —> fahrendes Volk, gemeines Volksverhetzer
Volk (veraltet), Volkshaufen (veraltet). abfälligfär eine Person, die das Volk durch
demagogische Reden aufhetzt, aufzuhetzen
-volk versucht. „Sie sind ein bezahlter Volksver-
hetzer, Herr Hirsch!“ sprach 1986 der Ab-
mehr oder weniger abwertendfiir —> Volk ei-
geordnete Schmidt von den Grünen im
ner näher bezeichneten Art.
Deutschen Bundestag.
Vgl.: —> Bettelvolk, Chaotenvolk, —> Diebsvolk Vgl.: —» Hetzer, Volksaufwiegler.
(Dicbcsvolk), Dummvolk, Fernsehvolk (kaum ab-
wertend), —> Fußvolk, —» „Herrenvolk“, —»Hu-
delvolk (Hudelvölkchen), Kesselflickervolk, —»
Volksverräter
Krämervolk, —> Lumpenvolk, Mannsvolk (oft ge- verächtlich fär einen Menschen, der Verrat
ringschätzig), Narrenvolk, Pöbelvolk, —> Weiber- an seinem Volk begangen hat.
volk (Wetbsvolk). Vgl.: —> Verräter, —» -Verräter.

Völkchen s. seltsames Völkchen Voll-


besonders jugendsprachlich salopp abwertend
fär Personen, die den jeweils genannten
Volksfeind
schimpflichen Zustand voll und ganz erreicht
emotional abwertende Bezeichnung fär eine haben. „Ich bin ein Vollspießer!" gestand
Person, die den Interessen des Volkes schadet.
im Oktober 1995 der TV-Moderator Fried-
Vgl..- —» -feind, Landesfeind. rich Küppersbusch („ZAK").
Vgl.: Volldackel (schwäbisch), Vollgestörter (sel-
Volksredner ten), Vollnull (Versager), Vollrind (dumm).
(nach der Redensart „halte keine Volksre-
dcn" - fasse dich kurz) seltenfär einen Men- Vollblutidiot
schen, der sich gerne reden hört; Schwätzer. ironische Steigerung von „ Vollidiot”, also ein
Mensch, der mit Leib und Seele, mit Haut
und Haaren ein Idiot ist.
Volksschädling Vgl.: —> Idiot, —» Vollidiot.
vor allem in der Sprache des Nationalsozialis-
mus verächtlich fär einen Menschen, der Volldepp
schädlich fär das Volk ist; Verbrecher. saloppe Steigerung von Depp.
Vgl.: -ling, —» Schädling. Vgl.: —» Halbdepp.

453
Voller Abklatsch von etwas oder einer berühmten
selten fiir einen Menschen, der maßlos ißt Person darstellt.
und trinkt. Vgl.: Kleinstadt-, —> Provinz-, Vorstadt-Casanova,
Vorstadt-Django, Vorstadt-Fittipaldi (selten: Au-
toraser), Vorstadt-Ganove, Vorstadt-Lolita, Vor-
Volleule
stadt-Orchidee (Mädchen).
(zu salopp „voll“ = betrunken) landschaft-
lich, vor allem hessisch und rheinisch fiir ei- Vorzimmerdrache
nen Trunkenbold oder einen Betrunkenen. abfällig fiir eine unleidliche und energische
Vgl.: —» Eule, -» Saufeule.
Vorzimmerdame.
Vgl.: —> Drachen (Drache), Vorzimmerhyäne,
Vollidiot Vorzimmerlöwe (Vorzimmerlöwin), Vorzimmer-
Schimpfwort für einen vollkommenen Idio- schlange.
ten, Trottel.
Vgl.: —> Halbidiot, —» Idiot, Universalidiot (völli- Votze = Fotze
ger Versager), —> Vollblutidiot.
Voyeur
Vollmond (französisch, zu „voir" = sehen) abwertend
scherzhaft-spöttisch fiir einen Glatzköpfigen. für einen Menschen, der andere beim Sex be-
obachtet (und dabei sexuelle Befriedigung er-
Vollmondgesicht = Mondgesicht fährt); auch spöttisch verallgemeinernd für
jemanden, der sich aufi Zuschauen be-
Volltrottel schränkt.
Steigerung von —> Trottel.
Vgl.: Halbtrottel.

Vorgartenzwerg
ein vorwiegend jugendsprachliches Schimpf-
wort fiir i. einen dummen, unfähigen, nicht
ernst genommenen Menschen. 2. einen klei-
nen Menschen.
Vgl.: —* Gartenzwerg, häßlicher Vorgartenzwerg,
—> Zwerg.

vornehmer Pinkel
ein Vornehmtuer, Geck.
Vgl.: —> feiner Pinkel, —> Pinkel.

Vornehmtuer
abfälligfiir eine Person, die sich affektiert be-
nimmt, um vornehm zu wirken.
Vgl.: —> -tuer, Vornehmling (veraltet).

Vorsager
selten gebraucht als Tadel oder geringschätzig
fiir einen Menschen, insbesondere einen
Schüler, der unerlaubterweise einem anderen
durch Zuflüstern hilft.
Vgl.: Einsager.

Vorstadt-
spöttisch fiir jemanden, der nur eine provin-
zielle, verkleinerte, unechte Ausgabe, einen

454
Wackes
(von lateinisch „vagus“ = umherstreifend)
z. Herumtreiber, Tagedieb. 2. ein grober,
plumper Kerl 3. südwestdeutsch und in der
Gegend von Basel fiir einen Franzosen aus
den angrenzenden Gebieten. In Basel gibt es
auch die Fastnachtsfigur des „Waggis“, wie
dort der Elsässer genannt wird, nämlich
eine grobschlächtige, bäurische Gestalt mit
Sabtnfer
wirren Haaren und einem Knüppel in der
Hand.

Wadenbeißer (Wadibeißer)
(vom kleinen, bissigen Hund) meist spöt-
tischfiir einen lästigen, kleinen Angreifer, der
ähnlich kläfft und beißt wie ein wütender
Wachhund
Pinscher. „Wahn-witziger Wadibeißer“,
salopp abwertend fiir eine Person, die eine stabreimte die f r a n k f u r t e r Ru n d s c h a u
aufpassende, bewachende Tätigkeit ausübt, (Dezember 1993) über den Arzt und Mu-
etwa ein Portier oder ein Wachsoldat. sikkabarettisten Georg Ringsgwandl. Auf
Vgl.: —> Hund, —> -hund. ganz ähnliche Weise witzelte d ie w o c h e
(September 1996) über Werner Stumpfe,
Wachtel den Chef des Arbeitgeberverbandes Ge-
samtmetall: „Wadenbeißer wider Willen".
(eigentlich ein kleiner, unscheinbarer
Hühnervögel) 1. abfällig fiir eine (häßliche, Vgl.: —> Beißer, —> Hackenbieter, Wadizwicker
(bayrisch, selten).
unangenehme) ältere Frau. 2. abwertendfiir
einen Justizvollzugsbeamten, Wachmann
u.dergl. 3. veraltetfiir eine Hure. Waffel
Vgl.: —> alte Wachtel, —> Spinatwachtel, —> Spital- (zu oberdeutsch derb „Waffel" = Mund)
wachtcl. vorwiegend bayrisch undfränkisch selten fiir
ein Großmaul.
Wackelarsch
derbe, abschätzige Bezeichnung fiir eine Waffennarr
(weibliche) Person, die sich beim Gehen in abschätzig fiir einen leidenschaftlichen Lieb-
den Hüften wiegt, mit dem Hintern wackelt. haber, Sammler von Waffen.
Vgl.: —> Arsch, -arsch, Miß Wackelarsch (sel- Vgl.: —> Narr, —> -narr, Waffenfreak (kaum abwer-
ten), tend).

Wackelente Waffenschieber
(vom wackelnden Gang der Enten) land- abwertend fiir eine Person, die illegal mit
schaftlich spöttisch fiir eine schwerfällige Waffen handelt.
(weibliche) Person, die beim Gehen wie eine Vgl.: —> Schieber.
Ente hin und her wackelt.
Vgl.: —» Ente, Watschelente. Wafler (Wafer)
(zu oberdeutsch „waffeln“ = schwatzen,
Wackelgreis = Tattergreis dumm reden) vorwiegend fränkisch fiir ei-
nen dummen Schwätzer.
Wackelpudding - Pudding Vgl.: —» -1er, Waffeler (Nebenform).

455
Wagehals (Waghals) dicke TV-Entertainerin Hella von Sinnen,
(zusammengezogen aus „wage den Hals” « schrieb der f o c u s (Dezember 1995).
ich wage das Leben) oft abwertendfiir einen Vgl.: Willküre (selten: Wortspiel zu „Willkür“).
tollkühnen, wagemutigen Menschen.
Vgl.: —> -hals. Wallach
(eigentlich ein kastrierter Hengst) 1. spöt-
Wahnsinniger tisch fiir einen impotenten oder zeugungsun-
mehr oder weniger abwertend fiir i. einen fähigen Mann. 2. gaunersprachlich fiir einen
Geisteskranken. 2. jemanden, der töricht, Priester (zu jiddisch „gallach“ = Mensch mit
sehr unvernünftig ist; sein Leben riskiert. einer Tonsur, Geschorener; anspielend auf
Vgl.: —> Größenwahnsinniger, Halbwahnsinniger, den Zölibat).
—> Irrsinniger, Wahnwitziger (selten).
Walroß
des Wahnsinns fette Beute (eigentlich eine große Robbe mit langen
vorwiegend jugendsprachlich fiir jemanden, Hauern) abfällig für einen schwerfälligen
der nicht recht bei Verstand oder tatsächlich Menschen (mit schlichtem Gemüt).
anderer Meinung ab man selbst ist. Vgl.:—»Roß.
Vgl.: des Wahnsinns kesse Beute.
Walzbruder
Wahrheitsfanatiker (zu „Walz“ = Wanderschaft der Hand-
abfällig fiir einen Menschen mit übersteiger- werksburschen) vor allem gaunersprachlich
ter Wahrheitsliebe. veraltet für einen Landstreicher, Vagabun-
Vgl.: —> Fanatiker, —> -fanatiker. den.
Vgl.: —> Bruder, —» -bruder.
Waldesel
(eigentlich der Wildesel; hier eine verstär- Walze = Dampfwalze
kende Ausschmückung von „Esel“)
Schimpfwortfiir einen Dummkopf. Wampe
Vgl.: —> Esel. (eigentlich ein dicker Bauch, Wanst) beson-
ders süddeutsch abschätzig fiir einen Men-
Waldheini schen mit einem dicken Bauch.
mildes Schimpfwort fiir 1. einen ungeschick- Vgl.: Wampenhannes (hessisch), Wamprich
ten, etwas einfältigen Kerl. 2. einen Hinter- (schlesisch), Wamperter (bayrisch).
wäldler, naiven Naturburschen.
Vgl.: —» Heini, —> -heini. Wandale
(eigentlich ein Angehöriger des ostgerma-
Waldschrat (Waldschratt) nischen Volksstammes der Wandalen, die
(eigentlich ein zottiger Waldgeist im 455 Rom plünderten und deshalb in der
Volksaberglauben) abfällig für einen komi- christlichen Tradition als Inbegriff sinnlo-
schen, kleinen, häßlichen Menschen. ser Zerstörungswut gelten; weibliche
Vgl.: -> Schrat (Schratt).
Form: Wandalin) Schimpfwort fiir einen
zerstörungswütigen Menschen.
Wald-und-Wiesen- - Feld-Wald-und-
Wiesen- (Wald-und-Wiesen-) wandelnde Leiche
ein kränklicher, erschreckend blasser Mensch.
Walküre Vgl.: lebende Leiche, —» lebendiger Leichnam (le-
(eigentlich eine Frauengestalt aus der nordi- bender Leichnam), —> Leiche, —» Leiche auf Ur-
schen Mythologie, bekannt auch aus Ri- laub, wandelnder Leichnam.
chard Wagners d e r r in g d e s Nib e l u n g e n )
scherzhafi-spöttisch fiir eine große, kräftige wandelnde Litfaßsäule
(blonde) Frau. Eine „abgehalfterte Kla- (zu den runden Plakatsäulen, die der Buch-
mauk-Walküre auf Stellungssuche“ sei die drucker Ernst Litfaß 185$ in Berlin zuerst

456
aufgestellt hatte; dazu die Berliner Redens- wohl den Kollegen Rudolf Krämer-Bado-
art „er ist verschwiegen wie ne Litfaßsäule“ ni.
s er plaudert alles aus) ein geschwätziger Vgl.: Asphaltwanze (Straßenprostituierte), —►
Mensch, der nichtsfiir sich behalten kann. Bettwanze, Bürowanze, Fettwanze, freche Wanze,
Hotelwanze (Hoteldieb), Sakristeiwanze (selten:
frömmelnd).
wandelndes Gerippe
ofi abschätzigfiir einen abgemagerten, krank Warlord
aussehenden Menschen. (englisch; wörtlich: Kriegsfürst; schon im 1.
Vgl.: dürres Gerippe, —> Gerippe. Weltkrieg eine Bezeichnung der Propagan-
da Londons fiir die deutschen Armeefiih-
wandelndes Konversationslexikon rer) seltene abfällige Bezeichnung für eine
(geht in der Form „ein lebendiges Conver- Person, die als militärischer Führer (irregulä-
sations-Lexikon" auf E.T.A. Hoffmann zu- rer Truppen) die Gewalt über eine Region in-
rück) geringschätzigfiir einen Menschen mit nehat. Im Oktober 199$ gebrauchte der
großem Faktenwissen und vielseitiger, aber s pie g e l das Wort für Serbenfiihrer Ka-
eher oberflächlicher Bildung. radzic nebst Armeechef Mladic.
Vgl.: lebendes (lebendiges) Konversationslexikon.
Warmer = warmer Bruder
Wanderpokal
(eigentlich ein Pokal, der bei Sportveran- warmer Bruder
staltungen Jahr für Jahr an die neuen Sieger salopp abwertendfiir einen Homosexuellen.
weitergegeben wird) vorwiegend jugend- Vgl.: —> Bruder, —> schwuler Bruder, süßer Bruder
sprachlich abschätzig fiir ein Mädchen, das (selten), warme Schwester (lesbisch), Warmer,
warmer Onkel (selten).
ihre intimen Freunde ofi wechselt.
Warzenschwein
Wandervogel
(eigentlich ein Wildschwein mit warzen-
(eigentlich ein veraltetes Wort für einen förmigen Erhebungen am Kopf; hier eine
Zugvogel; auch der Name eines früheren Art von Steigerung des Schimpfwortes
deutschen Jugendbundes) abwertendfiir ei- Schwein) derbes Schimpfwortfür einen ekel-
nen Herumtreiber, einen Menschen mit un- haften, äußerst unangenehmen Menschen.
stetem Lebenswandel. Vgl.: —> Schwein, -schwein.
Vgl.: —> Vogel, —> -vogel.
Waschei
Wanst, der (das) (wohl zu „waschen“) in Bayern und Öster-
(eigentlich ein dicker Bauch) i. abwertend reich abfälligfiir einen groben, plumpen, ro-
für einen beleibten Menschen, einen dicken hen Menschen.
Mann. 2. (das Wanst) landschaftlich, beson- Vgl.: —> Baderwaschei (Badwaschel).
ders ostdeutsch fiir ein ungezogenes Kind.
Vgl.: -» Dickwanst, —> Fettwanst, Freßwanst, Wäscher
Geizwanst, Lausewanst, —> Speckwanst. selten fiir einen Schwätzer.

Wanze Waschlappen
(nach dem blutsaugenden Ungeziefer) star- ein Feigling, Schwächling; ein Mann, der
kes Schimpfwort fiir einen widerlichen oder sich nicht durchsetzen kann. Dem „Wasch-
lästigen, aufdringlichen Menschen. In einem lappen“ nachempfunden ist die Figur des
Brief an Karlheinz Deschner aus dem Jahre „Waschlapski“ aus Heinrich Heines r o -
1960 lästerte der Schriftsteller Ernst Kreu- ma n c e r o :
der über „die impotente Äußerung der „Crapülinski und Waschlapski,
christwütigen Rundfunk-Wanze Krämer- Polen aus der Polackei.“
Makkaroni in der gestrigen f a z “. Er meinte Vgl.: —» Lapp, —> Lappen.

457
Waschweib Wasserträger
(ein altes Wort für eine Wäscherin; von der (übernommen von der Bezeichnung im
regen Unterhaltung der Frauen, die sich Sportjargon für einen Radrennfahrer, der
zum Nachspülen der Wäsche an Bächen in seinem Team den Spitzenfahrer unter-
und Flüssen trafen) Schimpfwort fiir einen stützen muß) vor allem im Sprachgebrauch
geschwätzigen, klatschsüchtigen Menschen. der Politik abwertend für einen abhängigen
Vgl.: altes Waschweib, Waschfrau, —* Weib, —> Politiker, der anderen zuarbeiten muß. Die
-weib. PDS bestehe aus „Wasserträgern eines ver-
blichenen Polizeistaates“, so ein Leserbrief-
Waserl, das schreiber an den s pie g e l (Februar 1994).
(mundartliche Verkleinerungsform von Vgl.: -> Kofferträger, Wasserschlepper (selten).
„Waise“) in Österreich und Bayern abschät-
zig fiir einen unbeholfenen, naiven Men- Wastel
schen. „Hat er dich naß gemacht? Armes (mundartliche Koseform des männlichen
Waserl!“ (Ödön von Horvath: g e s c h ic k -
Vornamens Sebastian) bayrisch und öster-
t e n AUS DEM WIENERWALD, 1931).
reichisch abfällig fiir 1. einen dicken Men-
schen: dicker Wastel. 2. einen Polizisten,
Wasser s. stilles Wasser Gefängnisaufseher (vielleicht, weil Hunde oft
so genannt werden).
Wasserkopf
(eigentlich eine krankhafte Vergrößerung Watschel
des Schädels durch abnorme Vermehrung
(zu „watscheln“ = schwerfällig, hin und her
der Gehirn-Rückenmarkflüssigkeit, die
schwankend laufen) oberdeutsch abwertend
meist mit Schwachsinn verbunden ist) sa-
fiir einen plumpen, „watschelnden“ Men-
lopp abwertend fiir i. einen Dummkopf. 2.
schen.
jemanden mit einem dicken Kopf.
Vgl.: —» -köpf (-kopp).
Watschelente
Wasserpolacke meist spöttisch fiir eine Person, die beim Ge-
(meinte ursprünglich einen aus dem ober- hen ivatschelt wie eine Ente.
schlesischen Polen stammenden Oderflö- Vgl.: —> Ente, —) Wackelente.
ßer) alter Spottname fiir die polnischen
Schlesier, Oberschlesier. Watschenmann
Vgl.: -» Polacke (Polack). (eigendich eine dem Menschen nachgebil-
dete Figur auf Rummelplätzen o.ä., die
Wasserratte (Wasserratz) man gegen Bezahlung ohrfeigen kann; be-
(eigentlich eine am Wasser lebende Wühl- kannt vom Wiener Prater; zu oberdeutsch
maus) gemütliche Schelte, oft auch anerken- „Watsche“ = Ohrfeige) salopp abwertend
nend, fiir eine Person, die gerne schwimmt, für einen Prügelknaben; oft in politischer Po-
segelt, rudert usw.; auchfiir Seeleute oder Kü- lemik. „Die etablierten Parteien“, so
stenbewohner. schrieb Antje Vollmer von den Grünen,
Vgl.: —> Ratte, Ratz. seien mittlerweile „everybody’s Watschen-
mann“ (z e it , Januar 1994), und im Okto-
Wasserstoffbombe ber 1995 hatte Ärztechef Thomas große
(eigentlich eine Atombombe auf der Basis Angst, daß die Ärzte als „Watschenheinis
von Kernverschmelzung; zu „wasserstoff- der Nation“ herhalten müssen (Ta g e s s pie -
blond“ unter Einwirkung von „Sexbom- g e l ).
be“) vorwiegend jugendsprachlich gering- Vgl.: —> -mann, Watschenbube (bayrisch), Wat-
schätzig für eine Frau, die ihre Haare (mit schenfrau (seltene weibliche Form).
Wasserstoffperoxyd) blondiert hat.
Vgl.: —> Bombe. Watz = Wutz (Watz)

458
Wauwau ächtlich fiir einen fingen, wehleidigen Mann.
(eigentlich ein kindersprachliches Schall- Schon Schopenhauer stellte fest: „Die Wei-
wort zur Nachahmung von Hundegebell ber wollen nicht mehr Weiber heißen.“
und zur Bezeichnung eines Hundes) sp'öt- Heinrich Heine urteilte über seinen gräfli-
tischfiir einen Aufpasser, einen strengen, „bis- chen Schriftstellerkollegen August von Pla-
sigen ", mürrischen Menschen. ten („Das Grab am Busento“): „Er ist ein
Vgl.: —> Anstandswauwau, Moral-Wauwau. Weib.“ In Gorthold Ephraim Lessings d e r
f r e y g e is t (1749 entstanden) wird das
Wechselbalg, der Wort ähnlich verwendet: „Das Maul ist
(nach altem Volksglauben ein mißgestalte- groß genug an ihm; aber wenn es dazu
tes Kind, oft mit dickem Hals und blödem kömmt, daß er das, was er glaubt, mit Ta-
Gesichtsausdruck, das von Zwergen, bösen ten beweisen soll, so zittert das alte Weib!“
Geistern oder dem Teufel einer Wöchnerin Vgl.: altes Weib (Feigling), Weibling (weibischer
untergeschoben wurde) Schimpfwort für i. Mann), Weibsmensch.
ein ungezogenes Kind. 2. einen häßlichen,
verwachsenen Menschen. -weib
Vgl.: —> Balg. überwiegend verächtliche Bezeichnungen fiir
eine weibliche Person, die in näher bestimm-
Wechselreiter ter Weise unangenehm ist.
jemand, der in betrügerischer Absicht Wech- Vgl.: —> Betteiweib, Bullenweib (Polizistin), Dra-
sel verkauf oder austauscht. gonerweib, -» Fischweib, —> Flintenweib, —> Hü-
nenweib, —» Hurenweib, —> Hutzelweib
Wedel (Hutzelweiblein), —» Kebsweib, -4 Keppelweib,
bayrisch und österreichisch für einen unge- —> Kerzelweib, —» Klatschweib, Kuppelweib, Lu-
xusweib, -4 Mannweib, —> Marktweib, —> Mist-
schliffenen Kerl, Lümmel.
weib, Patschweib, Quatschweib, —> Ratschweib,
—> Riesenweib, —> Satansweib, —> Schandweib, —>
Wegelagerer Teufelsweib, —> Tratschweib, —•) Waschweib.
(weibliche Form: Wegelagerin) abwertend
ftirjemanden, der anderen am Wege auflau- Weibchen
ert, um sie zu berauben; übertragen auch für meist abschätzigfiir eine etwas einfältige, an-
einen betrügerischen Menschen. Als Beleidi- schmiegsame Frau, die sich betont weiblich
gung gegenüber einem Hilfspolizisten war gibt.
1994 das Wort mit 900 DM Strafe verhält- Vgl.: —> -chen (-lein), —> Luxusweibchen.
nismäßig billig (a d a c MOTORWELT, Okto-
ber 1994).
Weiberfeind
salopp, auch abwertendfiir einen Mann, der
Weh, der (das)
den Frauen feindlich gesinnt ist.
bayrisch und österreichisch 1. fiir einen
Vgl.: —> -feind, Frauenfeind (kaum abwertend).
Dummkopf; Versager. 2. gaunersprachlich
fiir ein naives Betrugsopfer.
Weiberheld
Weib ofi abschätzig fiir einen Mann, der ständig
(ursprünglich eine wertneutrale Bezeich- neue Liebesabenteuer sucht; Schürzenjäger.
nung für eine erwachsene Frau, später ab- Vgl.: —> „Held“, -4 -held, Frauenheld.
fällig oder in poetischer Verwendung;
heute vor allem im Plural in abwertender Weiberknecht
Bedeutung) 1. ofi abschätzig für eine (unan- verächtlich fiir einen Mann, der sich einer
genehme) weibliche Person: ein blödes, un- Frau oder Frauen völlig unterordnet, von ih-
verschämtes, versoffenes, aufgedonnertes, nen abhängig ist.
hysterisches, häßliches, böses, falsches, zänki- Vgl.: Eheknecht, Frauenknecht, Knecht, ->
sches, tratschsüchtiges, gehässiges Weib. 2. ver- -knecht, Mädchen knecht.

459
Weibernarr Weicheier“, gab der Torwart Uli Stein zu
abfälligfär einen Mann, der in Frauen ver- Protokoll. Im Oktober 1995 gestand in ei-
narrt ist, der nichts anderes im Sinn hat. nem Brief an den s pie g e l der frühere Spit-
Vgl.: —» Narr, -4 -narr. zenpolitiker der DDR Egon Krenz vorsich-
tig ein, er sei „vielleicht das Weichei“, für
Weibervolk (Weibsvolk) das ihn manche hielten.
veraltende, meist abwertende Bezeichnung Vgl.: -4 Ei, weiches Ei (energielos).
fär bestimmte Frauen oder die Frauen insge-
samt. Weichling
Vgl: -4 Volk, —> -volk, Weiberleute. Schimpfwort fär ein weichliches, schwächli-
ches Mannsbild.
Weibsbild Vgl.: —4 -ling.
(ursprünglich soviel wie „Erscheinung, Ge-
stalt eines Weibes“) salopp abwertend fär
Weichmann
eine (schlechte) Frau; ofi mit Eigenschafts-
verächtlich fär einen weichlichen, willens-
wörtern verknüpfi: ein blödes, verfluchtes,
unmögliches, elendes, böses Weibsbild schwachen Mann; Feigling.
Vgl.: -4 -mann.
Weibsen
(Plural) scherzhaft, auch leicht abwertendfär Weihnachtsmann
weibliche Personen. (um 1920 als Schelte auf vollbärtige Män-
ner aufgekommen) Schimpfwort fär einen
Weibsleute einfältigen, trotteligen Menschen.
veraltend leicht abwertend fär Frauen und Vgl.: —> -mann, Nikolaus.
Mädchen.
Vgl.: Weiberleute. Weinfaß
seltene, meist spöttische Bezeichnung fär ei-
Weibsperson nen dicken Menschen, besonders einen dicken
meist abwertend fär eine (unangenehme) Weintrinker.
weibliche Person. Vgl.: —> Bierfaß, -4 Faß.
Vgl.: —> Frauensperson, —4 Person.
Weinpanscher
Weibsstück
abwertend fär eine Person, die Wein ver-
salopp abwertendfär ein liederliches oder bö-
fälscht, vor allem verwässert.
ses Weib.
Vgl.: —4 Bierpanscher, —> Panscher, Weinfälscher
Vgl.: —> Stück.
(selten).

Weibsteufel
Weinschlauch
Schimpfwort fär eine unverträgliche, böse
Frau. Der Österreicher Karl Schönherr (eigentlich ein lederner Schlauch als Behäl-
schrieb 1914 das Drama d e r w e ib s t e u f e l . ter für Wein) ofi spöttisch-abschätzigfär ei-
Vgl.: Teufel, —> -teufel. nen leidenschaftlichen Weintrinker; Wein-
säufer.
Weibsvolk = Weibervolk (Weibsvolk) Vgl.: -4 Schlauch.

Weichei Weismacher
(wohl zu der Redensart „weich im Kopf (von mittelhochdeutsch „wis machen“ =
sein“) vorwiegendjugendsprachlich fär 1. ei- klug machen, informieren) vorwiegend
nen laschen, energielosen Menschen. 2. einen norddeutschfärjemanden, der anderen etwas
Dummkopf. Seine deutschen Fußballkolle- weismacht, mit Worten vortäuscht.
gen seien „verwöhnte Laumänner und Vgl.: -4 -machen

460
Weißer-Kragen-Gauner Wendegewinnler
(aus englisch-amerikanisch „white collar (zu „Wende“ = gesellschaftlicher und poli-
criminal“ übersetzt, einem Terminus, den tischer Umbruch des Jahres 1989 in der
der amerikanische Soziologe E.H. Suther- DDR bzw. ehemaligen DDR) abwertend
land um 1950 eingeführt hatte) abfällig fiir fär einen Menschen, der von der Wende di-
einen Wirtschaftsverbrecher, Steuerhinterzie- rektprofitiert hat. Aus dem Hamburger Ar-
her, korrupten Politiker o.ä. beiterkind Wolf Biermann, so Willi
Vgl.: Gangster im weißen Kragen, —> Gauner, Winkler in der s ü d d e u t s c h e n z e it u n g
Gauner im Frack, Verbrecher im weißen Kragen. (September 1996), wurde der „handelsübli-
che rechtsgewirkte Vereinigungsgewinn-
Weißkittel ler“.
Vgl.: Einheitsgewinnler (selten), —> Gewinnler, —>
(wegen der weißen Arbeitskleidung) spöt-
-ler, Vereinigungsgewinnler.
tisch, auch geringschätzigfär eine Person im
weißen Arbeitskittel, besonders einen Arzt.
„Wenn ein Irrenarzt und ein Patient über Wendehals
den Kosmos debattieren, hat erwartungs- (eigentlich ein kleiner Specht, der seinen
gemäß der Blöde recht und der Weißkittel Kopf um i8o Grad drehen kann und 1988
die Macht.“ (b a s l e r z e it u n g , Oktober zum „Vogel des Jahres erklärt wurde“) ab-
1985). wertendfär einen Menschen, der sich in kür-
Vgl.: —> Schwarzkittel. zester Zeit an eine neue politische Richtung
anpaßt; Opportunist. Wenn Ernst Jünger
um 1990 in seinen Tagebüchern notierte:
Wellenreiter
„So wurde dieser Tage .Wendehals' als
(zu „weilenreiten" = surfen) seltene abschät- neues Wort geboren für schräge Vögel, die
zige Bezeichnung fiirjemanden, der aufeiner sich wie Wetterfahnen nach jedem Winde
Modewelle „reitet“, konsequent einem Trend drehen“, so irrte er. Das Wort wurde schon
folgt. „Ein Wellenreiter in seinem braunen im 19. Jahrhundert in diesem Sinne ver-
Element", überschrieb die f r a n k f u r t e r wendet, hat allerdings seit der Wende von
Ru n d s c h a u im April 1994 einen Artikel 1989 einen außerordentlichen Bekannt-
über den rechtspopulistischen Politiker heitsgrad erlangt als Bezeichnung für ehe-
Franz Schönhuber. malige Machthaber und Mitläufer des
SED-Regimes, die sich flott und geschmei-
Weltkind dig dem Wandel angepaßt haben. Bei-
dichterisch veraltend und oft geringschätzig spielsweise wurde der frühere SED-Chef
fiir einen weltbejahenden, diesseitigen Genüs- Egon Krenz oft so genannt. Nach der deut-
sen sehr zugetanen (oberflächlichen) Men- schen Wiedervereinigung hörte man öfters
schen. den Slogan: „Kein Artenschutz für Wende-
hälse!"
Vgl.: —»Kind.
Vgl.: —> -hals.

Weltverächter
-wenzel
leicht abwertendfär jemanden, der die Welt
und den Menschen verachtet. (nach dem besonders in Böhmen häufigen
Personennamen Wenzel, der über die vie-
Vgl.: —> Menschen Verächter.
len früher in Deutschland beschäftigten
slawischen Landarbeiter im Deutschen ge-
Weltverbesserer läufig und zu einer abfälligen Bezeichnung
(weibliche Form: Weltverbesserin) spöt- wurde) seltenes Grundwort fär einige, teils
tisch-ironisch fär jemanden, der glaubt, die veraltete Schimpfwörter.
Welt nach seinen Vorstellungen verbessern zu Vgl.: —> Lausewenzel, Sauwenzel, —> Scharwenzel
müssen. (Scharwenzler).

461
Wepse hard Zwerenz: „sudetendeutscher Westen-
(schon im Mittelalter als parallele Form zu taschen-Adorno“.
„Wespe“) landschaftlich als Tadel oder leicht Vgl.: —> ... im Taschenformat, Westentaschen-
ab wertendfiir eine unruhige, zappelige (jun- held, Westentaschen-Machiavelli, Westentaschen-
playboy, Westentaschen revolutionär.
ge) weibliche Person.

Westler
Werkzeug - willenloses Werkzeug
(im 19. Jahrhundert eine Bezeichnung für
jene russischen Intellektuellen, die im Ge-
Wermutbruder
gensatz zu den „Slawophilen“ für eine Ori-
(nach dem relativ billigen und kurzfristig entierung am Westen ein traten; vor allem
wärmenden Wermutwein, einem einst häu- in der Weimarer Republik auch ein diffa-
figen Getränk unter Land- und Stadtstrei-
mierendes Schlagwort gegen Antidemokra-
chern) abschätzig für einen (alkoholisierten, ten, denen ein Mangel an National-
alkoholsüchtigen) Stadtstreicher, Obdachlo-
bewußtsein zum Vorwurf gemacht wurde)
sen. veraltend oft abwertend für Westdeutsche,
VgL: -» Bruder, —> -bruder, Wermutschwester
Bewohner der alten Bundesländer (aus der
(weibliches Pendant).
Sicht von Ostdeutschen).
Vgl.: -1er, —> Ostler.
Werwolf
(im alten Volksglauben eine Person, die
Wetterfahne
sich zeitweise in einen Wolf verwandelt
(eigentlich eine bewegliche Blechfahne auf
und dann Menschen und Tiere anfällt) sel-
dem Dach, die die Windrichtung anzeigt)
tenfür einen rohen, unheimlichen Menschen;
abfällig für einen wankelmütigen, „wetter-
auch für einen mit schlechten Manieren bei
wendischen' Menschen, der seine Meinung
Tisch.
beliebig ändert; politischer Opportunist.
Vgl.: -» Wolf.
Vgl.: Wetterföhnchen, Windfahne.

Wessi Wetterfrosch
(Kurzwort zu „Westdeutscher“; weiblich (früher ein Laubfrosch, der in ein Glas ge-
auch: die Wessi) aus ostdeutscher Sicht sperrt war und angeblich gutes Wetter vor-
manchmal leicht abwertend für eine Person aussagte, wenn er ein Leiterchen hochstieg)
aus den alten Bundesländern; Westdeutscher. scherzhaft, auch als gutmütiger Spott für ei-
Dazu eine ostdeutsche Volksweisheit: nen Meteorologen.
„Der Fuchs ist schlau und stellt sich Vgl.; Frosch.
dumm,
beim Wessi ist es andersrum.“ Wetterhahn
Vgl.: —■> Besserwessi, Dünkelwessi, Ekelwessi (bei- (eigentlich eine Wetterfahne in Form eines
des selten), —» Ossi, Westgote, —> Westler. Hahns) abfalligfur einen unsteten, vor allem
in politischer Hinsicht wankelmütigen Men-
Westentaschen- (... im Westentaschenfor- schen. 1539 schrieb Martin Luther: „Ich be-
mat) fürchte aber, daß leider unter uns viel
(eigentlich von bestimmten Gebrauchsge- Wetterhanen, falsche Brüder und derglei-
genständen: klein und handlich, so daß sie chen Unkraut seyn werden.“
bequem in der Westentasche Platz hätten) Vgl.: —> Hahn, Turmhahn.
spöttische Bezeichnungfür eine Person, die et-
was oder jemanden nachahmt, jemandem Wetterhexe
ähnelt, ohne allerdings dessen Format zu ha- (wahrscheinlich „Wetter“ im Sinne von
ben: ein Politiker im Westentaschenformat, „Gewitter“) oberdeutsches Schimpfwort für
Westentaschenpolitiker. Über den SPD-Po- i. eine böse (alte) Frau. 2. eine ungepflegte
litiker und Publizisten Peter Glotz, der im Frau mit zerzausten Haaren.
böhmischen Eger geboren ist, spottete Ger- Vgl.: —> Gewitterhexe, —> Hexe.

462
Wetze Zwar gar so böse sind sie nicht.
(zu „wetzen“ = hin und her reiben; eilig Drum bleiben einfach wir beim Wicht.“
laufen) in Österreich und Bayern fiir i. einen Vgl.: böser Wicht, Bösewicht, —> Erzbösewichr.
unruhigen Menschen. 2. eine Straßenprosti-
tuierte. Wichtelmännchen (Wichtelmann)
(eigentlich ein Zwerg, Kobold; Heinzel-
Wibbelsterz = Wippsterz (Wibbelsterz) männchen) seltenes Spottwortfiir einen äu-
ßerlich oder innerlich kleinen, unbedeu-
Wichser tenden Mann. „Die jungen Wichtelmän-
(zu derb „wichsen“ = onanieren) vulgäres ner“ schimpfte die österreichische Schrift-
Schimpfwort 1. fiir jemanden, der onaniert. stellerin Elfriede Jelinek über die Leitung
2. vorwiegendjugendsprachlichfür einen un- der Zeitschrift pr o f il , die es 1994 gewagt
angenehmen, miesen Kerl: ein alter, bürgerli- hatte, die TV-berühmte Journalistin Sigrid
cher, linker, intellektueller Wichser. In Löffler zu entlassen.
Eckhard Henscheids d o l c e Ma d o n n a Vgl.: —> -eben (-lein), —> -mann, —> Männchen
(Männlein), Wichtel.
b io n d a (1983): „Wenn Sie keine Frau oder
Freundin haben, ist das der klare Beweis,
daß Sie ein Wichser sind." Die Comic-Rei- Wichtigmacher
he t a n k Gir l , ein Kultheft der „Girlies“, (zu „sich wichtig machen“ = sich auftpie-
len) in Österreich und Süddeutschlandfiir ei-
bietet dagegen Sätze wie: „Du stinkst aus’m
Maul wie der Hausmeister aus der Hose, nen —> Wichtigtuer.
Vgl.: —> -machet.
du bekiffter Wichser!“
Vgl.: Wichsbruder, Wixer (häufige Fehlschrei-
bung). Wichtigtuer
Schimpfwortfiir eine Person, die sich wichtig
-wichser tut, sich aufipielt, in den Mittelpunkt drängt.
vorwiegend jugendsprachliche verächtliche Der Schriftsteller Peter Rühmkorf bezeich-
Vulgärbezeichnungen hauptsächlich fiir Per- nete in seinen 1995 veröffentlichten Tage-
sonen, die mit ekelerregendem Emst und Ei- büchern gewisse Kollegen als „Wichtig-
fer etwas Bestimmtes betreiben. 1994 fand heimer".
Vgl.: —> -tuet.
der Dramatiker Franz Xaver Kroetz für sei-
ne großen Schriftstellerkollegen Strauß,
Wichtikus
Walser und Enzensberger die markigen
Worte: „alldeutsche Dichterwichser“. (latinisierende Endung) noch in norddeut-
Vgl.: Betroffenh ei ts-Wichser (selten), Disko- schen Mundarten fiir einen Angeber, Wich-
Wichser, —> Flachwichser, —» Hirnwichser, Multi- tigtuer.
kulti-Wichser (rechter Jargon), Ökowichser, Sozi-
alwichser. Wickelkind
(eigentlich ein kleines Kind, das noch ge-
Wicht wickelt wird) spöttisch, auch abwertendfür
(von alt- und mittelhochdeutsch „wiht" = einen unselbständigen, schwachen, hilflosen
Ding, Sache; auch Tabuwort für einen Ko- Menschen.
bold) i. Schimpfwort fiir eine verachtete Vgl: Kind.
männliche Person: ein feiger, elender, er-
bärmlicher, armseliger, jämmerlicher Wicht. Widerborst
2. abschätzig fiir einen kleinen Kerl; unbe- (aus „widerborstig“ = kratzbürstig, wider-
deutenden Menschen: ein armer, kleiner spenstig) selten fiir einen widerborstigen
Wicht. „Der Wicht scheut’s Licht!" weiß Menschen, ein widerborstiges Kind, d e r w i -
das Sprichwort, und Franz Grillparzer d e r b o r s t ist auch der deutsche Titel eines
reimte 1868 „Auf einen Opponenten“: vielgelobten Romans von A.F.T. van der
„Mein Freund Sie sind ein Bösewicht! Hejden aus dem Jahr 1993.

463
Widerling Wildfang
Schimpfwort fiir einen widerlichen, unaus- (ursprünglich ein eingefangenes wildes
stehlichen Menschen. Tier) ein wildes, ausgelassenes Kind oderjun-
Vgl.: -4 -Ung. ges Mädchen. In der folgenden Strophe ei-
nes Flugblattes aus dem 19. Jahrhundert
Widerspruchsgeist mit dem Titel d e r Mä n n e r z a n k schilt er
ofi leicht ab wertendfiir eine Person, die gern sie:
und ofi widerspricht. „O du Schwerdtmaul, o du Zanga,
Vgl.: Oppositionsgeist. o du Wildfang, o du Schlanga;
0 du Gans, du alter Bär
Widerwart leck mich wacker bis daher.“
(von „widerwärtig“ = sehr unangenehm,
abstoßend) selten für eine widerwärtige Per- Wildling
son. ein ungestümer junger Mensch; lebhaftes
Kind.
Wiederholungstäter Vgl.: -ling, Wildrian (selten).
(eigentlich eine Person, die eine strafbare
Handlung zum wiederholten Male began- Wildsau
gen hat) seltener Spott fiir einen Menschen, (eigentlich ein weibliches Wildschwein)
der etwas (als falsch oder dumm Erachtetes) derbes Schimpfwortfür 1. einen wilden, hef-
wieder tut, z.B. zum zweiten Mal (denselben tigen Menschen. 2. eine schmutzige, verwahr-
Partner) heiratet. loste oder moralisch verkommene Person. 3.
einen rücksichtslosen Kraftfahrer, der „fahrt
Wiederkäuer wie eine Wildsau“. Die bespitzelte Ost-
(eigentlich ein Tier, beispielsweise ein Schriftstellerin Monika Maron wurde in
Rind, das seine Nahrung wiederkäut) ab- den Akten der Stasi unter dem Decknamen
schätzigfür einen Menschen, der Meinungen, „Wildsau“ geführt.
Worte anderer nachbetet oder etwas sattsam VgL: achtmotorige Wildsau (jugendsprachlich ver-
altet), —> Sau, —» -sau.
Bekanntes immer wieder vorbringt.
Wildschwein
Wiesel
selten und weniger derb für Wildsau.
(eigentlich ein kleiner, flinker Marder) eine Vgl.: musikalisches Wildschwein (selten: unmusi-
ofi geringschätzige Bezeichnung fiir einen kalischer, aber musizierender Mensch), —>
flinken, gewandten, überaus geschäftigen Schwein, —>-schwein.
Menschen.
willenloses Werkzeug
wilde Hummel abföllig fiir jemanden, der von anderen be-
leicht abwertendfür ein sehr lebhaftes, ausge- nutzt, manipuliert wird. Im Grimmschen
lassenes Mädchen. d e u t s c h e n Wö r t e r b u c h werden als syn-
Vgl.: —> Hummel. onyme, aber weniger geläufige Möglichkei-
ten genannt: ein folgsames, gefügiges,
Wilder ergebenes, gehorsames, willfähriges, blin-
seltene abwertende Bezeichnung fiir einen des Werkzeug. „Ihr willenlosen Werkzeu-
wilden, ungezügelten, lärmenden Menschen. ge!“ bekommt man in Peter Handkes
Vgl.: Halbwilder. Pu b l ik u m s b e s c h im pf u n g zu hören.
Vgl.: Werkzeug, willenlose Kreatur.
wildes Tier
(meint eigentlich meist ein großes Raub- Wimmerer
tier) abfälligfür einen rohen, brutalen, trieb- (zu „wimmern“ = leise jammern, kläglich
haften Menschen. weinen) 1. verächtlichfiir einen verzagtjam-
Vgl.: reißendes Tier, Tier, —> -tier. mernden oder weinerlich bettelnden Men-

464
sehen, 2. spöttisch für einen Schlager- oder Winkeladvokat
Popsänger, der hohe, zittrige, schluchzende (eigentlich der „im Winkel“ und damit
Laute von sich gibt. heimlich, unbefugt tätige Advokat) abfällig
Vgl.: Wimmerheini, Wimmerling. fiir einen unbedeutenden, schlechten, mit
fragwürdigen Mitteln arbeitenden Rechtsan-
Windbeutel
walt oder Rechtsberater. Die Auflagenmil-
(eigentlich ein mit Luft gefüllter Beutel)
lionärin Hera Lind („Superweib“!) nannte
Schimpfwort fiir 1. einen oberflächlichen,
eine ihrer Romanfiguren, einen Advoka-
leichtlebigen, unzuverlässigen Menschen. 2.
ten, kurzerhand „Winkel“.
einen Angeber, Großsprecher. Bitter beklagte
Vgl.: Winkelschreiber (vorwiegend Österreichisch).
sich Schopenhauer 1851, die Fakultätsphi-
losophen würden skandalöserweise „den
Winkelschreiber = Winkeladvokat
Windbeutel Fichte“ als ebenbürtig neben
Immanuel Kant setzen. Im Oktober 1994
schrieb Rudolf Augstein im s pie g e l über Winseltüte
den FDP-Politiker Jürgen Möllemann, er (zu „winseln“ = kläglich flehen, jammern)
sei „nichts weiter als ein Luftikus und Win- vorwiegend ostdeutscher Jugendjargon Jur ei-
dikus“. nen Jammerlappen, eine Heubuse.
Vgl.: —> Beutel, —> -beutel, Windikus, Windsack Vgl.: —> Tüte (Tute).
(beides veraltet).
Winsler
Windei abfälligfiir einen weinerlich klagenden, bet-
(eigentlich ein unbefruchtetes oder ein Ei telnden, jammernden Menschen.
ohne Schale) ein Versager, unbrauchbarer Vgl.: Winseläffchen, —> -ler.
Mensch.
Vgl.: -> Ei.
Winzling
Windhund salopp, auch geringschätzigfür eine sehr klei-
(wohl zu „wendisch“ = slawisch; also eigent- ne, unscheinbare Person.
Vgl.: —> -ling.
lich = „wendischer Hund“) Schimpfwortfiir
einen oberflächlichen, unzuverlässigen, leicht-
fertigen Mann; auch fiir einen, der immer Wippsterz (Wibbelsterz)
wiederfremdgeht. (eigentlich eine Bachstelze; vom wippen-
Vgl.: —> Hund, —> -hund. den Schwanz des Vogels) landschaftlich, vor
allem norddeutsch ftir einen nervösen, unru-
windiger Bursche higsitzenden Menschen, ein zappeliges Kind;
abschätzigfiir einen unzuverlässigen, zweifel- im Moselfränkischen auch derb für einen
haften, verschlagenen Burschen. weibstollen Mann.
Vgl.: —> Bursche, windiger Bruder, windiger Pa-
tron. Wirbelwind
Windmacher leicht abwertend, auch anerkennendfiir eine
(„Wind“ als Sinnbild des Flüchtigen, Sub- sehr temperamentvolle, stürmische Person.
stanzlosen) ein Prahler, Wichtigtuer; einer, Vgl.: Brausewind, —> Sausewind, Wirbelkopf.
der maßlos übertreibt. Im Gö t t in g e r Mu -
s e n a l m a n a c h von 1795 findet sich eine Wirrkopf
„Grabschrift auf einen Windmacher": SchimpfwortJur einen Menschen, dessen Den-
„Still, Winde, hier! ken und Sprechen unklar und verworren er-
Ein Größerer als ihr, scheinen. Im Juni 1993 schrieb der Philosoph
Der schlummert hier: Jürgen Habermas („Frankfurter Schule“) ei-
Fürwahr, er war weit mehr, nen Leserbrief an die f a z , in dem er den
Denn, was ihr seid, das machte er.“ Schriftsteller Eckhard Henscheid („Neue
Vgl.: —> -machen Frankfurter Schule“) recht grob als „Wirr-

465
köpf' mit einem „unglücklichen Hang zur noch einmal eine Ehe ein, gilt er schon fast
Satire“ anging. als Witzfigur.“ (h ö r z u , September 1980).
Vgl.: -köpf (-kopp), politischer Wirrkopf. Vgl.: —> Figur.

Wirtschaftsflüchtling Witzler = Witzling


in konservativen Kreisen oft abfälligfür einen
Flüchtling, der seine Heimat nicht aus politi- Witzling
schen, sondern „nur“ aus wirtschaftlichen (zu „witzeln“ = spötteln, alberne Witze ma-
Gründen verlassen hat. chen) abschätzigfär einen Menschen, der öf-
Vgl.: —> -ling, Wirtschaftsasylant.
ters geistlose Witze macht, durch Witzelei
lästigfällt.
Wirtschaftskrimineller Vgl.: —> -ling, Witzler.
ein Krimineller im Wirtschaftsleben, der in
gehobener Stellung Straftaten wie Steuerhin-
Wohlstandsbürger
terziehung, Subventionsschwindel oder Beste-
abwertend fär einen Bürger, der im Wohl-
chung von Politikern begeht.
stand lebt und darin die Erfüllung seines Le-
VgL: —> Krimineller, Wirtschaftsverbrechen
bens sieht.
Vgl.: Bürger, Wohlständler, Wohlstandskinder
Wirtshaushocker
(beides selten).
landschaftlich als Tadel oder leicht abwer-
tend fär einen Menschen, der oft und lange
Wolf
im Wirtshaus sitzt.
Vgl.: —> Hocker, —> -hocker, Kneipenhocker, selten fär einen wilden, brutalen Menschen.
Wirtshausbruder, Wirtshäusler (selten). Herbert Wehner sei 1937 im Moskauer Exil
ein „Wolf unter Wölfen“ gewesen, schrieb
Witwe s. lustige Witwe der s pie g e l (Januar 1994).
Vgl.: —> einsamer Wolf, reißender Wolf, —> Wer-
Witwentröster wolf, zahnloser Wolf.
scherzhaft-spöttisch fär einen Mann, der (se-
xuelle) Kontakte zu einer oder zu verschiede- Wolf im Schafspelz
nen grünen und sonstigen Witwen sucht oder (nach einem Jesuswort aus Ma t t h ä u s 7,15:
hat. „Hütet euch vor den falschen Propheten,
die in Schafskleidern zu euch kommen, in-
Witzblattfigur wendig aber sind sie reißende Wölfe.“) ab-
abfälligfär eine sehr lächerlich wirkende Per- wertend fär einen scheinheiligen, sich
son, die einem Witzblatt entstammen könnte. freundlich gebenden Menschen, der aber sehr
Vgl.: —> Figur. gefährlich ist und Böses im Schildefährt. Das
Sprichwort meint dazu: „Der Wolf ändert
Witzbold das Haar, sonst bleibt er als er war.“ Johan-
i. abschätzig fär einen Menschen, der etwas nes Willms bemerkte 1994 in der s ü d d e u t -
Dummes oder Ärgerliches tut, andere zum s c h e n z e it u n g über die rechtsextreme
besten hält. 2. oft geringschätzigfär jeman- Wochenzeitung j u n g e Fr e ih e it ®„Schafe
den, der Witze reißt. „Junge Witzbolde wer- im Schafspelz“, d a s s c h a f im Wo l f s pe l z
den Kalbsköpf oder leben nicht lang“, heißt dagegen ein Stück, das Franz Xaver
lautet eine alte Weisheit. Kroetz unter dem Pseudonym Franz Land-
Vgl.: —> -bold, Witzemacher, Witzereißer. au veröffentlicht hat.
Vgl.: Wolf im Schaßfell (selten), Wolf im Schafs-
Witzfigur kleid, Wölfin Schafskleidern.
(eigentlich eine Figur, die in Witzen vor-
kommt) verächtlich fär eine lächerliche, Wolkenschieber
nicht ernst zu nehmende Person. „Geht heu- scherzhaft, auch ab wertendfär einen Müßig-
te ein Mann zwischen sechzig und siebzig gänger, Herumtreiber; Traumtänzer.

466
Wollüstling Wortverdreher
(zu „Wollust“ = sexuelle Lust, Wonne) ein abfällig fiir jemanden, der Worte bewußt
wollüstiger, von sinnlicher Begierde erfüllter falsch auslegt, entstellt wiedergibt.
Mann. Christoph Martin Wieland be- Vgl.: Tatsachenverdreher, —» Verdreher.
schrieb ihn 1853: „Er war, was man einen
ausgemachten Wollüstling nennt, ein Wrack
Mensch, der keinen anderen Zweck seines auch abwertend fiir einen körperlich völlig
Daseins kannte, als zu essen, zu trinken, heruntergekommenen, ausgezehrten Men-
sich mit seinen Weibern zu ergötzen.“ Der schen, der mit seinen Kräften am Ende ist.
CDU-Politiker Alfred Dregger nannte Vgl.: menschliches Wrack, seelisches Wrack.
1987 im Deutschen Bundestag die Grünen
„Wollüstlinge des Wohlstandes“. Wucherer
Vgl.; —> -ling, —> Lüstling. (weibliche Form: Wucherin) verächtlichfiir
eine Person, die übertrieben hohe Gewinne
Wonneproppen erzielt, zu hohe Zinsen verlangt o.ä. Aus dem
scherzhaft-spöttisch für ein molliges Mäd- alten Berlin stammt die Strophe von David
chen, eine üppige Frau. Kalisch, dem Gründer des satirischen Blat-
tes k l a d d e r a d a t s c h :
Vgl.: —> Proppen, Wonnekloß.
„Oben gibt ein Wuchrer Feste,
Unten steht in Wut
Workaholic
Einer, dem er einst abpreßte
(englisch; zusammen gezogen aus „work“ = All sein Hab und Gut.“
Arbeit und „alcoholic“ = Alkoholiker) ge- Vgl.: —> Mietwucherer.
ringschätzig fiir jemanden, der süchtig nach
Arbeit ist, der immerzu arbeiten möchte. Die Wuchtbrumme
FAZ (August 1993) nannte den französi- (in älterer Jugendsprache eigentlich ein
schen Schriftsteller Georges Simenon, der reizvolles Mädchen; zu berlinisch „Brum-
über 200, teils sehr erfolgreiche Romane me“ = Biene) jugendsprachlich spöttisch-ab-
geschrieben hat, einen „Writeaholic“. schätzigfiir ein dickes Mädchen.
Vgl.: —> Brumme.
Wortemacher
jemand, der viele Worte macht, Sprüche Wühler
klopft, ohne dann auch zu handeln. I. ofi geringschätzigfiir einen Menschen, der
Vgl.: —> -machet. unermüdlich, verbissen arbeitet. 2. ein Het-
zer, heimlicher Aufwiegler.
Wortheld Vgl.: Wiihlhannes, Wühlteufel.

eine Person, die große Reden fuhrt, prahlt.


Wühlhuber
Vgl.- —> „Held“, -» -held, Maulheld.
(kam durch die satirische Zeitschrift f l ie -
g en d e bl ä t t er 1849 auf) veraltetes
Wortklauber Schimpfwort aus der politischen Polemik fiir
Schimpfwort fiir einen Menschen, der in einen Hetzer und Aufwiegler; Anfang des 20.
sprachlichen Dingen pedantisch und überge- Jahrhunderts auch fiir Sozialdemokraten.
nau ist, der sich kleinlich an die wörtliche Be- Vgl.: —»-huber.
deutung klammert (und damit ofi den Sinn
verfehlt). In Theodor Fontanes ironischem Wühlmaus
Gedicht „Neueste Väterweisheit“ heißt es: (eigentlich eine Maus, die unterirdische
„Werde kein gelehrter Klauber, Gänge anlegt) scherzhafi-spöttisch fiir einen
Wissenschaft ist fauler Zauber.“ Wühlhuber oder —> Wühler (2).
Vgl.: Klauber,—» Silbenklauber, Wortspalter (selten). Vgl.: —> Maus.

467
Wunderdoktor Vgl.: Aktenwurm, armes Wurm, —> Bücherwurm,
spöttisch, auch abwertendfiirjemanden, der —> Erdenwurm, Gewürm, —> Holzwurm, —>
Mehlwurm, —> Ohrwurm, —> Unglückswurm,
angeblich durch Wunder Menschen heilt; ein
Wurmgezücht.
medizinischer Scharlatan.
Würmchen
wunderlicher Heiliger
i. verächtlich fiir einen kleinen —> Wurm. 2.
(geht auf Psalm 4,4 im Alten Testament
oft abschätzigfiir ein kleines —> Wurm.
zurück, der in der Übersetzung von Luther
Vgl.: —> armes Würmchen, —> -chen (-lein),
lautet: „Erkennet doch, daß der Herr seine Würmlein.
Heiligen wunderlich führet“, wobei „wun-
derlich“ die Bedeutung von „wunderbar“ Würstchen
hatte) spöttisch, auch leicht abwertendfiir ei- Schimpfwortfiir einen unbedeutenden, unfä-
nen sonderbaren, schrulligen Menschen. higen Menschen: ein armseliges, ahnungslo-
Vgk: —> komischer Heiliger, —> seltsamer Heiliger,
ses, trauriges, elendes Würstchen. In Nino
—> sonderbarer Heiliger, wunderliche Type (sel-
ten), wunderlicher Kauz. Ernes k e l l e r k n e ipe u n d El f e n b e in t u r m
(1979) steht der Satz: „Es gibt nichts Trüb-
Wunderling seligeres als diese liberalen Würstchen.“
ein seltenes abschätziges Wortfiir einen wun- Vgl.: —> armes Würstchen, armseliges Würstchen,
-» -chen (-lein), kleines Würstchen, Leberwürst-
derlichen Menschen.
chen (hessisch: schmächtig).
Vgl.: —»-Üng.

Wurstel (Wurschtl), der


Wundertier
(eine oberdeutsche Verkleinerungsform zu
(eigentlich ein seltsames, unbekanntes
„Wurst“) in Bayern und Österreich fiir ei-
Tier) meist spöttisch für einen Menschen, der
nen —> Hanswurst.
bestaunt wird, eine komische Berühmtheit.
Vgl.: —> Tier, —» -tier.
Wurstler
Wundertüte (zu „wursteln“, einer Intensivbildung zu
(eigentlich eine kleine Tüte mit einem „wursten“ - Wurst herstellen) landschaft-
Überraschungsgeschenk für Kinder) ein lich abschätzigfür einen Menschen, der lang-
wunderlicher Mensch; Dummkopf. sam und ungeschickt vor sich hin arbeitet,
Vgl.: —> Tüte (Tute). ohne einen rechten Plan zu haben.
Vgl.: —> -1er.
Würgel, das
vorwiegend sächsisch fiir ein (lästiges, freches) Wurzelbürste
kleines Kind. (eigentlich eine Bürste mit harten Borsten)
vorwiegend hessisch fiir eine kratzbürstige,
Würger grobe Frau.
(zu „würgen“ = die Kehle zudrücken) veral- Vgl.: —> Bürste, —» Kratzbürste.
tetfiir einen Unterdrücker. Über Napoleon
I. schrieb August von Platen 1829 die wohl- Wurzelsepp
klingenden Worte: „Freude färbt des gro- (eigentlich ein alpenländischer Wurzel-
ßen Würgers Wangen.“ und Kräutersammler; bekannt auch als Fi-
Vgl.: Menschenwürger (veraltet). gur in einem Volksstück von Ludwig An-
zengruber aus dem Jahr 1871) in Bayern und
Wurm, der (das) Österreich 1. spöttisch oder abschätzigfiir ein
i. emphatisch voller Verachtung fiir einen urwüchsiges, derbes Mannsbild; Naturbur-
nichtswürdigen, völlig unbedeutenden Men- sche. 2. spöttisch und geringschätzigfiir einen
schen. 2. (das Wurm) ein bemitleidenswertes, alten, bärtigen Mann. y milder Berufsspott
kleines, hilfloses Kind: ein elendes, armes für einen Apotheker oder Händler von Heil-
Wurm. kräutern. „Radikal denken, heißt, wie ein

468
Wurzelsepp denken.“ Peter Rühmkorfhat westmitteldeutsches grobes Schimpfwortfür 1.
mit dieser Sentenz aus seiner Tagebuchver- einen dicken Menschen. 2. einen schmutzigen
öffentlichung t a b u I (1995) sicherlich die 1. oder etwas beschmutzenden Menschen. 3. je-
Bedeutung gemeint. „Wurzelsepp im manden, der sich unflätig, unzüchtig auf-
Wunderland“, spottete der s pie g e l (April fuhrt.
1996) über den österreichischen Komponi- Vgl.: Dickwatz, Dreckwatz, Dreckwutz, Sauwatz
sten Herbert Will, der sich in schöpferi- (alle landschaftlich).
schen Phasen in die Berge zurückzieht.
Vgl.; —> Seppel (Seppi), Wurzelmännchen. Wuzerl
(eine mundardiche Verkleinerungsform
Wurzen von „Butzen“ = Kerngehäuse des Apfels;
(meint eigentlich die Wurzel) in Österreich auch Bezeichnung fiir ein Ferkel) besonders
und Bayern geringschätzigfür 1. einen Ausge- in Österreich oft abschätzigfür einen dicken
nutzten, ein naives Betrugsopfer. 2. einen Menschen, ein dralles Mädchen oder ein
kleinen, gedrungenen Menschen. rundliches kleines Kind
Vgl.: —> Zwiderwurzen.

wüster Geselle
abfälligfür einen wilden, ungezügelten, häß-
lichen Kerl.
Vgl.: —4 Geselle.

Wüstling
Schimpfwort fiir einen lüsternen, ausschwei-
fenden Menschen. Gustav Freytag (1816 -
1895) schilderte „das widerliche Bild be-
jahrter Wüstlinge“. Von Johann Gottfried
Scume stammt der folgende Vierzeiler aus
dem Jahr 1826:
„Ein Wesen, das durch Paradiese führt,
Ganz göttlich heut’ an Seel’ und Leibe,
Wird morgen zum gemeinen Weibe,
Wenn sie des Wüstlings Hauch
berührt.“
Vgl.: -ling.

Wüterich
(zu „Wut“; seit dem 12. Jahrhundert)
Schimpfwort für 1. einen vor Wut tobenden
Menschen. 2. jemanden, der zu Wutausbrü-
chen neigt, grausam und zerstörerisch ist. Aus
Heinrich Hoffmanns St r u w w e l pe t e r von
1844 kennt man: „Der Friederich, der Frie-
derich, / Das war ein arger Wüterich /... /
und höre nur, wie bös er war: / Er peitschte
seine Gretchen gar.“
Vgl.: —> -erich (-rieh), Wutgickel, Wutnickel.

Wutz (Watz)
(wohl schallnachahmend zum Grunzen der
Schweine) ein landschaftliches, besonders

469
zig oder spöttisch fiir einen jungen, schicken,
karrieregeilen Aufiteiger (in der Großstadt).
XX Im einschlägigen Jargon entstanden sehr
viele analoge Bildungen zu dem mittlerwei-
le etablierten Modewort, z.B. die „puppies“
= parents of young urban Professionals.
Der „smarte Armani-gekleidete Yuppie“ sei
in den USA „das Wappentier der achtziger
Jahre“ gewesen, so der s pie g e l 1994
„Noch heute gilt der Yuppie als Schimpf-
IBfdjsbnltg wort, analog zu ,Geldsack‘“, behauptete im
selben Jahr Matthias Horx in einem typi-
schen Yuppie-Buch.

Xanthippe
(eigentlich die Gattin des griechischen Phi-
losophen Sokrates, 470-399 v.Chr., die in
der griechischen Literatur, insbesondere in
Xenophons g a s t m a h l , wahrscheinlich zu
Unrecht als besonders zänkisch beschrie-
ben wird) ein streitsüchtiges, böses Weib. In
einem Gedicht aus einem Bilderbogen des
19. Jahrhunderts werden die Mädchen ge-
warnt:
„Die Jungfrau, die ist übel d’ran,
Die der Xanthippe gleicht,
Vor ihr scheut sich ein jeder Mann,
Es nimmt sie Keiner leicht.“
Vgl.: —> Zanktippe.

Yankee
(englisch-amerikanisch; ursprünglich Spitz-
name für niederländische und andere Be-
wohner der amerikanischen Nordstaaten;
wohl eine Verkleinerungsform des nieder-
ländischen Vornamens Jan) abschätzig fiir
einen US-Amerikaner.

Youngster
(englisch; zu „young“ = jung) oft gering-
schätzig fiir i. einen Jugendlichen. 2. einen
Neuling, Grünschnabel.

Yuppie
(englisch; Verkleinerungsform zu den An-
fangsbuchstaben aus „young urban Profes-
sional“ = junger, weltgewandter Fach-
mann; wahrscheinlich zuerst 1983 in der
Ch ic a g o t r ib u n e erwähnt) oftgeringschät-

470
Zampano Bruno Kreisky.“ Bissig spottend
war dagegen die Verwendung des Wortes
bei dem Schriftsteller Eckhard Henscheid.
In einem sehr polemisch gehaltenen, später
veröffentlichten Brief an den Philosophen
Jürgen Habermas (Juni 1993) wählte er die
respektlose Anrede: „Großer Zampano
Germaniae“.
Vgl.: großer Zampano.

Zange
Schimpfwort fiir ein böses, streitsüchtiges
Weib. Die zweite Strophe einer Flugblatt-
Dichtung aus dem 19. Jahrhundert mit
dem Titel „Weiberzank“:
Zahnklempner „Viel von solchen bösen Zangen,
scherzhaft, auch abfälligfiir einen Zahnarzt. sind oft ärger als die Schlangen;
Vgl.: Gebißklempner, Goschenklempner (säch- beissen um sich wie ein Pferd,
sisch), —> Klempner, Maulklempner (schwäbisch), haben Mäuler wie ein Schwerdt.“
Zahn sc hl osser, Zahnschuster (selten). Vgl.: —> Beißzange, Giftzangc, —> Keifeange, —»
Kneifzange.
zahnloser Löwe
spöttisch, auch abfällig für einen Menschen, Zankeisen
der trotz seiner Stärke ohne Angriffsgeist, landschaftlich abfällig fiir eine zanksüchtige
ohne Bifi ist. (weibliche) Person.
Vgl.: zahnloser Tiger, zahnloser Wolf.
Vgl.: Zankluder.

zahnloser Tiger = zahnloser Löwe


Zänker
Zahnraffel abfällig fiir einen zänkischen Menschen.
„Zänker sind Stänker“, sagt das Sprich-
landschaftliches Schimpfwortfür eine (weib-
wort.
liche) Person mit schlechten oder hervorste-
henden Zähnen.
Vgl.; —» Raffel. Zankteufel
Schimpfwort fiir eine zanksüchtige (weibli-
Zampano che) Person.
(nach einer Figur aus Federico Fellinis Vgl.: —> Teufel, —> -teufel.
Film l a STRADA aus dem Jahr 1954, einem
großmäuligen Jahrmarktsartisten namens Zanktippe
Zampano, der vor seinem Publikum als
(volkstümliche Umformung von —> Xan-
„der große Zampano“ auftritt) abfällig für
thippe) scherzhaft, auch abwertend fiir eine
einen lautstark prahlenden, wichtigtueri-
zänkische, unverträgliche Frau.
schen Mann, der sogar Unmögliches ver-
spricht. Der s pie g e l (Januar 1994) sprach
vom „italienischen Medien-Zampano“ Zapfen
Berlusconi, und der w ie n e r k u r ie r brach- (eigentlich ein Spundlochverschluß) bay-
te 1976 zum Anlaß des 65. Geburtstages risch und österreichisch fiir 1. einen vierschrö-
von Bruno Kreisky ein Bild mit der Unter- tigen, blöden Menschen. 2. einen frechen
schrift „Zwei Stars unter sich: Opern-Zam- Burschen. 3. eine unangenehme Frau.
pano Leonard Bernstein und Polit- Vgl.: —» Zipf.

471
Zappelbaias Zauderer (Zaudrer)
vorwiegend rheinfränkisch fiir ein unruhiges (weibliche Form: Zauderin) abschätzig fiir
Kind, das nicht stillsitzen will einen Menschen, der aus Furcht unschlüssig
Vgl.: —> Baias (Peias). ist, zögert. Bill Clinton sei nicht mehr der
„waffelweiche Zauderer“ vom Herbst 1993,
Zappelpeter stabreimte der s t e r n im Dezember 1995
landschaftlich tadelnd oder abwertend fiir unter der Überschrift „Ein Zauderer zeigt
eine zappelige (männliche) Person, vor allem die Zähne“ zur amerikanischen Friedensini-
ein Kind. tiative im Bosnienkrieg.
Vgl.: —> Peter, —> -peter.
Zaungast
Zappelphilipp oft geringschätzig fiir einen nicht eingelade-
(stammt aus Heinrich Hoffmanns Kinder- nen, nicht zahlenden Zuschauer, der sich au-
buch d e r St r u w w e l pe t e r ) als Tadel oder ßerhalb des Zauns, der Absperrung befindet:
leicht abwertendfiir einen unruhigen, zappe- ein ungebetener Zaungast.
ligen Menschen, ein Kind, das nicht stillsit-
zen will. Im St r u w w e l pe t e r heißt es vom Zaunlatte
Zappelphilipp: spöttisch, auch geringschätzig fiir einen gro-
„Ob der Philipp heute still, ßen, hageren Menschen.
Wohl bei Tische sitzen will.“ Vgl.: —> lange Latte, —> Latte.
Das kann schlimm enden. In Mark Twains
amerikanischer Übersetzung des Buches Zaupe = Zauche
muß der Zappelphilipp seine Zappeligkeit
sogar mit dem Leben bezahlen. Zausel
Vgl.: Zappelfritze, Zappelhans, Zappelliese, Zap- (eigentlich wohl eine Person mit zerzau-
pelsuse, Zappeltrine. stem Haar) landschaftlich oft abwertendfiir
einen (alten) Mann.
Zappler (Zappeler) Vgl.: alter Zausel.
Tadel und Scheltefiir einen nervösen, zappe-
ligen Menschen. Zechbruder
Vgl.: —> -1er, Zappelarsch (selten), Zappelbüchse abwertend fiir 1. einen Trinker. 2. einen
(weiblich), Zappelmann. Trinkkumpan, Zechgenossen.
Vgl.: —> Bruder, —> -bruder, —> Kneipbruder, —>
Zärtling Saufbruder, Trinkbruder.
veraltend fiir einen verzärtelten, verweich-
lichten Mann. Von Karl Leberecht Immer- Zechkumpan
mann (1796 -1840) stammen die Zeilen: leicht abwertendfiir einen Zechgenossen.
Vgl.: Kneipkumpan, —> Kumpan, Saufkum-
„Vieles Schlimme kann ich dulden,
pan, Trinkkumpan, Zechgeselle (kaum abwer-
aber eins ist mir zum Ekel, tend).
Wenn der nervenschwache Zärtling
spielt den genialen Rekel.“ Zechpreller
Vgl.: —> -ling, Zärtler (veraltet). oft abwertend fiir eine Person, die in einer
Gaststätte nicht bezahlt. Im Roman d e r
Zauche Tr in k e r (1959) von Hans Fallada schimpft
(Nebenform zu südwestdeutsch „Zohe“ = einer: „Sie Lump, Sie verdammter Zech-
Hündin) veraltet, noch landschaftlich ver- preller, Sie!“
ächtlich fiir eine liederliche, verwahrloste Vgl.: -> Preller.
Frau.
Vgl.: Zauk, Zaupe (Nebenformen). Zecke
(eigentlich eine blutsaugende Milbe)
Zauchtel = Zuchtei Schimpfwortfiir 1. eine aufdringliche, lästige

472
Person. 3. einen Schmarotzer. 3. eine zänki- Eifersucht) bildungssprachlichfiir einen reli-
sche Frau. giösen oder moralischen Eiferer.

Zeilenschinder Zelten (Zeltn)


(geht wohl auf das englische „penny-a-Ü- (eigentlich ein flacher Kuchen) besonders
ner“ zurück; zu „schinden“ im Sinne von bayrisch für einen läppischen, langweiligen
„herausschinden“) abfällig ftir einen Men- Kerl.
schen, besonders einen Journalisten, der nach
der Anzahl der Zeilen honoriert wird und Zerberus
daher möglichst lange Texte verfaßt. (nach griechisch „Kerberos“, dem Namen
Vgl.: —> Schinder. des dreiköpfigen Hölienhundes in der grie-
chischen Mythologie, der den Eingang zur
Zeisig = lockerer Zeisig Unterwelt bewacht) scherzhaft, auch ab-
schätzig fiir einen strengen, grimmigen
Zeitgenosse Wächter, Pförtner o.ä.; eine unfreundliche
ironisch, auch abfällig ftir einen Menschen, Vorzimmerdame.
der auf andere unangenehm oder seltsam
wirkt; fast immer mit einem Adjektiv ver- zerstreuter Professor
bunden: ein sturer, unangenehmer, seltsamer, Tadel oder gutmütiger Spott fiir einen (häu-
fig) geistesabwesenden, sehr vergeßlichen, un-
komischer, eigenartiger, rücksichtsloser, son-
derbarer Zeitgenosse. aufmerksamen Menschen.
Vgl.: schwieriger Zeitgenosse.
Zibbe
(meint eigentlich das Muttertier bei Ziege,
Zeitungsfritze
Kaninchen u.a.) nord- und mitteldeutschfür
salopp abwertendfiir einen Zeitungsjournali-
eine unsympathische, insbesondere launische
sten, Zeitungshändler oder -verkaufter.
weibliche Person: eine dumme, blöde, alte
Vgl.: —> Fritze, —» -Fritze.
Zibbe.

Zeitungsschreiber Zibebe
oft geringschätzig fiir einen (schlechten) Zei- (eigentlich eine große Rosine) ein vorwie-
tungsjournalisten. Wie Fritz Mauthner 1889 gend schwäbisches Schimpfwortfiir eine lang-
schrieb, wird „der Literat ins Gesicht ein weilige Frau, alte Jungfer.
.Schriftsteller', hinter seinem Rücken wohl
auch .Zeitungsschreiber genannt." Das ge- Zicke
flügelte Wort „Ein Zeitungsschreiber ist (eigentlich eine weibliche Ziege) ein
ein Mensch, der seinen Beruf verfehlt hat“, Schimpfwort fiir eine verschrobene, launi-
geht auf eine Äußerung Bismarcks aus dem sche, widerborstige, unangenehme weibliche
Jahre 1862 zurück. Person: eine alberne, blöde, olle, eingebildete
Vgl.: —> Schreiber, Tagblattschreiber (veraltet). Zicke. „Verpiß dich, du alte Zicke!" Mit
diesen barschen Worten soll die bekannte
Zeitzünder Berliner Obdachlose „Tüten-Paula" die
(eigentlich ein Zünder, der die Detonation Schriftstellerin Leonie Ossowski abgewie-
einer Sprengladung verzögert auslöst) selten sen haben, als diese das Geheimnis der vie-
fiir einen begriffsstutzigen Menschen. len blauen Tüten erkunden wollte, die die
Vgl.: —» Spätzünder. alte Paula stets um sich herum aufgetürmt
hat (s pie g e l , Februar 1994). Elke Heiden-
Zelot reich, Autorin und Medienfrau, hat einmal
(ursprünglich ein Angehöriger einer anti- die Filmschauspielerin Uschi Glas, die sich
römischen jüdischen Partei zur Zeit Chri- öffentlich für die Politik der bayerischen
sti; zu griechisch „zelos“ = Neid, Eifer, Konservativen stark macht, als „CSU-Zik-

473
ke" bezeichnet, die „reaktionäre Kacke“ re- Zierpuppe
det (s pr a c h d ie n s t ). I. ein eitles Mädchen, eine junge Prau, die
Vgl.: biöde Zicke, Gewitterzicke, —» Modezicke, übertriebenen Wert auf ihr Auferes legt. 2.
—> Zimtzicke (Zimtziege). eine weibliche Person, die sich geziert, unna-
türlich benimmt.
Zickendraht Vgl.: -» Puppe, Zierpüppchen.
(Herkunft unklar, vielleicht zu gauner-
sprachlich „Draht“ = Geld, Lohn) abschät- Zigarettenbürschchen
zig für einen altmodischen Menschen, vor veraltet, noch bayrischfür einen unreifen, fre-
allem im Jargon der Musiker einer, der nicht chen, vorlauten jungen Burschen oder einen
modern spielt. (Zigaretten rauchenden) jugendlichen Mü-
ßggänger.
Vgl.: Bürschchen (Bürschlein), —> -chen (-lein).
Ziege
grobes Schimpfwortfür eine dumme, alberne
Zigeuner
oder unangenehme weibliche Person: eine al-
i. ofi abschätzig für einen Angehörigen eines
te, blöde, sentimentale, dumme, hysterische,
nichtseßhafien Volkes, meist Sinti oder
dürre Ziege.
Roma. 2. verächtlich für einen unzuverlässi-
Vgl.: Bergziege (selten), —» Geiß, Gewitterzie-
gen, verkommenen Menschen; Gauner. 3. ab-
ge, Himmelsziege, Laberziege, Meckerziege,
—> Zimtzicke (Zimtziege), Zippelziege (geziert).
wertendJur einen unstet lebenden Menschen
oder Herumtreiber. In einem SPIEGEL-Le-
serbrief (1994?) brachte eine Ethnologin
Ziegenbock
den merkwürdigen Hinweis, daß das Wort
1. alte Handwerkerschelte für den Schneider. Zigeuner etymologisch nichts mit „Zieh-
2. abfälligJur einen nörglerischen, „meckern- gauner“ zu tun habe.
den“ Mann. In Ma x u n d Mo r it z von Wil- Vgl.: Berufszigeuner (selten: beruflich viel unter-
helm Busch heißt es: wegs), Rucksackzigeuner, Zigeunerbande, Zigeu-
„He heraus! Du Ziegenbock! nergesindel, Zigeunerpack.
Schneider, Schneider, meck, meck,
mecld“ Zimperliese
Vgl.: alter Ziegenbock (—> alter Bock), —> Bock, —» Schimpfwortfür eine übertrieben empfindli-
-bock, —> Geißbock, Schneiderbock. che, wehleidige (weibliche) Person; ofi zu ei-
nem Kind gesagt.
Zieraffe Vgl.: —> Liese, —> -liese, Zimperlieschen, Zimper-
liesl (beides Nebenformen für Kinder), Zimpertri-
veraltende abfällige Bezeichnungfür eine eit- ne (selten).
le, herausgeputzte (und affektierte) Person.
Immanuel Kant sprach von „läppischen Zimperling
Zieraffen“. selten fiir einen zimperlichen Menschen.
Vgl.: Affe, Zierbold (veraltet), Ziernarr. Vgl.: -ling, Zimper (selten).

Zierbengel Zimtzicke (Zimtziege)


veraltend ab wertendfür einen eitlen, heraus- (zu „Zimt“ = Unsinniges, Wertloses)
geputzten, sich affektiert benehmenden jun- Schimpfwort für eine zickige, verschrobene
gen Mann. Von Friedrich Ludwig Jahn oder auf andere Weise unerfreuliche weibli-
(1778 - 1852), dem deutschen „Turnvater“, che Person.
stammen die warnenden Worte: „Aus der Vgl.: —> Zicke, —> Ziege.
Zierpuppe wird ein Zieräffchen, Zierben-
gel und zuletzt ein entmannter Zierham- Zinker
mel.“ (zu gaunersprachlich „Zinken“ = geheimes
Vgl.: —> Bengel. Zeichen von Landstreichern o.ä. an Türen)

474
abwertend fiir einen Spitzel, Verräter; selte- Zitaterich
nerfiir einen Falschspieler. spöttisch oder abschätzigfiir einen Menschen,
der durch unermüdliches Zitieren den Ein-
Zinshahn druck von Bildung erwecken möchte.
Vgl.: —> -exich (-rieh), Zitatenfnedhof (selten), Zi-
(ursprünglich ein als Zins abzuliefernder tatenjäger.
Hahn, den der Bauer zuvor in Erregung
versetzt hatte, damit er einen gutdurchblu - Zittergreis
teten, roten Kamm bekam und somit ge- oft abschätzigfiir einen sehr alten, zitterigen
sund aussah) landschaftlich selten fiir einen Menschen.
erregten, nervösen Menschen: ein aufgeregter Vgl.: —» Greis.
Zinshahn.
Vgl.: —> Hahn.
Zivilist
soldatensprachlich oft geringschätzig fiir ei-
nen Nichtsoldaten, eine Zivilperson; auchfiir
Zipf einen Soldaten, der sich „unmilitärisch” be-
(ein Mundartwort für den Penis; verwandt nimmt. Seit wilhelminischer Zeit gilt in ge-
mit „Zapfen“) bayrisch und österreichisch wissen Kreisen der Zivilist als Staatsbürger
fiir einen langweiligen Kerl. zweiter Klasse. Da fallen Sprüche wie: „Zi-
Vgl.: fader Zipf, -» Zapfen. vilist gesehen - ganzer Tag versaut!“
Vgl.: -ist, Scheißzivilist, Siftüist (Wortwitz zu
„Syphilis“ und „Zivilist“), verkleideter Zivilist (un-
Zipfel militärischer, nachlässiger Soldat), Zivi Kurzer (sel-
(eigentlich eine Ecke eines Tuches, Klei- ten).
dungsstückes; von daher oberdeutsch für
Zocker
den Penis) weitverbreitetes oberdeutsches
(jiddisch; in Berlin aufgekommen) meist
Schimpfwortfiir eine einfaltige, freche, unfä-
abschätzig fiir einen Glücksspieler, jeman-
hige (männliche) Person. In der folgenden
den, der um Geld spielt.
Strophe aus einer Flugblatt-Dichtung des
Vgl.: —> Abzocker, Automatenzocker, Berufszok-
19. Jahrhunderts mit dem Titel w e ib e r - ker, Börsenzocker (selten), Hartgeldzocker (spielt
z a n k beschimpft sie ihn mit den Worten: um wenig).
„O du Filser, du Knicklauser’
o du Fuchser, du Duckmauser! Zögerling
o du Zipfel, o du Schwanz! abwertend fiir einen zögerlichen Menschen.
du Windmacher, du Prahlhans.“ In bezug auf den kurzfristigen Kanzlerkan-
didaten der SPD Björn Engholm („Wat
Vgl.: —> Affenzippel, Bauernzipfel (schwäbisch),
dummer Zipfel, —> Lauszipfel, Lumpenzipfel, ner-
mutt, dat mutt“) tauchte in den frühen
vöser Zipfel (süddeutsch), Zippel (norddeutsch). 90er Jahren des öfteren in der Presse die
Bezeichnung Zögerling auf.
Vgl.: —> -ling, Zögerer (schwächer).
Zippelgusse
(Herkunft unklar, vielleicht von derb „Zip- Zögling
felgosse“ = Urinal in Lokalen) jugend- (eigentlich jemand, der in einem Internat
sprachliches Schimpfwort fiir ein häßliches o.ä. erzogen wird; Lehnübersetzung von
Mädchen. französisch „eleve“) leicht spöttisch, auch ab-
schätzig fiir eine Person, die von einer be-
stimmten anderen oder einer Institution aus-
Zirkuspferd
gebildet und geprägt ist. Im s pie g e l
abfällig fiir 1. eine geschmacklos gekleidete, beispielsweise: „KGB-Zögling Schirinow-
„aufgedonnerte” Frau. 2. eine Straßenprosti- ski“ (Dezember 1993) oder „Kinkel, der
tuierte. Genscher-Zögling“ (1994).
Vgl.: —> Pferd. Vgl.: Jesuitenzogling, —> -ling.

475
Zombie Zosse
(ein aus dem Englischen übernommenes (eigentlich ein altes oder schlechtes Pferd)
westafrikanisches Wort; ursprünglich ein selten verächtlich fiir eine heruntergekomme-
durch Drogen willenlos gemachter Mensch ne (weibliche) Person.
bzw. im Wodukult ein wieder zum Leben
erweckter Toter) vonviegendjugendsprach- Zotenreißer
lich salopp abwertendfiir i. einen unselbstän- abfälligfiirjemanden, der derbe, obszöne, ge-
digen, willenlosen Menschen. 2. jemanden, schmacklose Witze erzählt.
der wiedererweckt, gewissermaßen von den Vgl.: Zoterich, Zotist (selten).
Toten auferstanden ist, nach langer Zeit wie-
der da ist. 3. einen älteren Menschen, Nor- Zotte
malbürger aus der Sicht von Jugendlichen. (meint in der Mehrzahl eigentlich die lan-
Die Brüsseler Bürokratie bestehe nicht aus gen Tierhaare oder auch die Schambehaa-
„wildgewordenen Zombies“, versicherte rung) eine schlampige, liederliche Frau;
im März 1994 ein Leserbriefschreiber der Prostituierte: eine alte Zotte.
SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, und der SPIEGEL
schilderte im Dezember 1993 sehr hübsch Zottel
eine „Geisterstunde in der Unionsfraktion. (im Plural eigentlich wirre, unordentliche,
Ein politischer Zombie hatte seinen Auf- strähnige Haare) Schimpfwort fiir ein
tritt. Gerhard Stoltenberg, einer aus Hel- schlampiges, auch liederliches Frauenzim-
mut Kohls Schattenreich ...“ mer.
Vgl.: Zottelbesen, Zottelgrete, Zotteltier (alle sel-
Zonendödel ten).
(vor allem durch die Fernsehserie m o t z k i
bekannt geworden) spöttisch, auch leicht ab- Zottelbär
wertendfiir einen (ungeschickten) Menschen (in der Kindersprache ein zottiger Bär) ab-
aus der DDR bzw. den neuen deutschen Bun- wertend fiir eine ungepflegte (männliche)
desländern. Person mit langen Haaren.
Vgl.: —» Dödel. Vgl.: -» Bär, Zottelaffe.

Zores Zottelbock
(aus jiddisch „zores“ = Sorgen) landschaft- landschaftlich fiir einen unordentlichen, zer-
lichfiir Gesindel, Pack. zausten Kerl.
Vgl.: Lumpenzores. Vgl.: -» Bock, -bock, Zottelbart, Zottelfritze,
Zottelpeter.
Zornbinkel
besonders in Österreich fiir einen jähzornigen Zottelkopf
Menschen, ein jähzorniges Kind. abwertendfiirjemanden, der wirre, zottelige
Vgl.: -4 Binkel (Blnkerl). Haare hat.
Vgl.: -> -köpf (-kopp).
Zorngickel
landschaftlich fiir eine leicht aufbrausende, Z-Sau
jähzornige Person. (zu „Z-Soldat" = Kurzwort für „Zeitsol-
Vgl.: —» Gickel, Hitzgickel, Wutgickel (beides zu- dat“) soldatensprachlich salopp abwertend
mindest hessisch). fiir einen Zeitsoldaten.
Vgl.: Sau, -» -sau, Zeit-Sau (selten), Zeit-
Zornnickel Schwein, Z-Qualle, Z-Schwein.
ein weitverbreitetes landschaftlich gebrauch-
tes Schimpfwort fiir einen jähzornigen, oft Zucht
wütenden Menschen. (hier im Sinne von „Brut“) Schimpfwortfiir
Vgl.: —» Nickel, —> -nicket, Wutnickel, Zornbeu- Gesindel, üble Gesellschaft; eine Horde fre-
tel, Zornmichel, Zornteufel. cher Kinder.

4.76
Vgl.: Biagenzucht (freche Kinder), —> Gezücht, —> den, der neu zugezogen ist und als (noch)
verdammte Zucht. nicht zugehörig betrachtet wird.

Züchtet Zugvogel
(eigentlich ein Zuchtschwein) derb fiir ein (eigentlich ein Vogel, der die kalte Jahres-
liederliches Weib. Bei Goethe: „Eva, du lose zeit im Süden verbringt) abschätzig fiir ei-
Zuchtei, / Du machst ein schlimme Sach’’“ nen Menschen, der ein unstetes Leben fuhrt;
Vgl.: Zauchtel (Nebenform). auch fiir ein liederliches Mädchen.
Vgl.: —> Vogel, —> -vogel, —> Wandervogel.
Zuchthäusler
veraltet, noch schweizerisch fiir einen Men- Zulukaffer
schen, der im Zuchthaus, Gefängnis ist oder (eigentlich ein Angehöriger eines Bantu-
gewesen ist. stammes in Natal; unter Einwirkung von
Vgl.: -4 -1er, Zuchthausbruder, Zuchthauspflanze, —> Kaffer) verächtlich fiir 1. einen dummen,
Züchtling (beides veraltet). unkultivierten Menschen. 2. einen Farbigen.
1936 vergriff sich Kurt Hiller, als er die Dar-
Zuchtmeister stellungskraft des großen Publizisten Theo-
(früher ein Aufseher im Zuchthaus) veral- dor Wolff mit den Worten pries: „... wer
tet, noch scherzhaft-spöttisch für einen über- hier nicht bewundert, ist ein Zulu“.
aus strengen Erzieher, Chef 1834 schrieb der
Publizist Jakob Venedy: „Neunundzwan- Zumpel
zig Millionen Sklaven und eine Million (eigentlich ein Lumpen, Lappen) land-
Herren und Zuchtmeister! O Deutschland! schaftlich für eine unordentliche, schmutzige,
Armes Deutschland!“ Zur heutigen Ver- nichtsnutzige Frau; Schlampe. Das Wort
wendung des Wortes stößt man immer taucht schon bei Martin Luther für „eine
wieder auf den langjährigen FraktionsVor- unsaubere Weibsperson“ auf.
sitzenden der SPD Herbert Wehner (1906 Vgl.: Lügenzumpel (selten: Lügnerin), ZumpelÜe-
-1990). Für ihn ist „Zuchtmeister“ gerade- se, Zumpelsack.
zu ein Übername geworden. Er ist der
„Zuchtmeister der deutschen Sozialdemo- Zündler
kratie“ (w e l t w o c h e , Januar 1994) oder (zu „zündeln“ = mit Feuer spielen, Feuer
der „Zuchtmeister mit den Samthandschu- legen) als Tadel und abwertendfür 1. jeman-
hen“, so 1973 Walter Althammer von den den, der zündelt, ein Kind, das mit dem Feu-
bundesdeutschen Konservativen. er spielt. 2. jemanden, der „mit dem Feuer
spielt', der in gefährlicher Lage leichtfertig
Zuchtsau handelt. „Die Zündler kriegen Zunder“,
oberdeutsches derbes Schimpfwort fiir eine schrieb im Dezember 1995 der St e r n über
unsittliche, ordinäre (weibliche) Person; sel- die Streiks in Frankreich, aber wahrschein-
tener vulgär für eine kinderreiche Mutter. lich nur, weil eindrucksvolle Fotos von
Vgl.: —> Sau, —> -sau. brennenden Autos vorlagen.
Vgl.: —> -1er, Zündelfrieder.
Zuckerpuppe (Zuckerpüppchen)
(meist als Kosewort verwendet) selten leicht Zungen s. böse Zungen
ab wertend fiir eine zimperliche, überemp-
findliche (weibliche) Person. Zungendrescher
Vgl.; -> -chen (-lein), -> Püppchen, Puppe. (vor 1500 bei der Einführung des Römi-
schen Rechts aufgekommen) Schelte für 1.
Zugereister einen böswillen Schwätzer oder einen redege-
(weibliche Form: Zugereiste) besonders in wandten Vielschwätzer. 2. einen Rechtsan-
süddeutschen Mundarten aus der Sicht der walt oder Staatsanwalt. Ein empörter Arzt
Alteingesessenen oft geringschätzigfiirjeman- schickte dem Satiren-Dichter Johann Da-

477
niel Falk (1768 - 1826), der behauptet hat- Zweckoptimist
te, in den Krankenhäusern würden die meist geringschätzigfiir einen Menschen, vor
Patienten wie Hunde behandelt, ein Ge- allem einen Politiker, der etwas übertrieben
dicht: optimistisch darstellt, um andere zu täuschen.
„Darum Herr Zungen-Drescher Falk, Vgl.: -ist, -» Optimist.
Mit einem Hirn wie ungebrannter Kalk
In Zukunft bleiben Sie, mit Ihrem faden Zweckpessimist
Witze (um 1914 im deutschen Generalstab aufge-
Zu Haus, und seyn Sie nicht der Narren kommen) meist geringschätzig ftir einen
stete Stütze!“ Menschen, der sich demonstrativ pessimistisch
Vgl.: —> Drescher, —> Phrasendrescher, Zungen- gibt, um einen bestimmten Eindruck zu er-
held.
wecken, eine bestimmte Wirkung zu erzielen.
Vgl.: —> -ist, —» Pessimist.
Zunzel
landschaftlich selten fiir ein zänkisches, bös-
Zweibeiner
artiges Weib.
(von der Bezeichnung „Vierbeiner“ fiir ein
Zusei vierbeiniges Tier abgeleitet) scherzhaft-spöt-
tisch fiir einen Menschen (in bezug auf ein
(eigentlich ein süddeutsches Wort für das
weibliche Geschlechtsteil, besonders bei Tier).
Rindern) vorwiegendsüddeutsch verächtlich
fiir eine liederliche Frau, Prostituierte. zweibeiniger Esel
abfiillig für einen dummen, einfältigen, stu-
Zussel ren Menschen. In Sebastian Francks Samm-
(wohl zu „zausen“, „zerzausen“) landschaft- lung Spr ic h w ö r t e r von 1541 findet sich:
lich selten ftir eine zerzauste, unordentliche „Es sind vil Esel auff zweyen fußen.“
Person. Vgl.: Esel, zweibeiniges Schaf.
Vgl.: Zusselhexe (selten).
Zweifler
Zuträger leicht abwertend fiir jemanden, der ständig
abfälligfiir jemanden, der anderen heimlich zweifelt, unsicher ist; Skeptiker.
Nachrichten, Gerüchte o.a. übermittelt; De- Vgl.: ewiger Zweifler, -1er.
nunziant. Der deutsche Bundeskanzler
Helmut Kohl unterhalte ein „Netz von Zu- Zweihundertprozentiger = Hundertfünf-
trägern“, schrieb der s pie g e l (August zigprozentiger
1994)-
Vgl.: Stasi-Zuträger, Zubringer, —> Zwischenträ-
zweite Garnitur
ger.
(aus der Theatersprache fiir jene Schau-
Züttel spieler, die nur als Vertretung vorgesehen
(wohl eine Nebenform von —» Zottel) vor- sind) meist abschätzig fiir jemanden, der
wiegend schwäbisch fiir eine Schlampe, lie- nicht oder beileibe nicht zu den besten Vertre-
derliche Frau. tern einer bestimmten Bezugsgruppe zählt.
Vgl.: dritte Garnitur.

Zwangsneurotiker
(eigentlich ein psychiatrischer Terminus Zweiter s. ewiger Zweiter
für jemanden, der unter einer Zwangsneu-
rose leidet) abschätzig verwendet fiir einen zweiter Sieger
Menschen, der fixe Ideen oder Zeichen spöttisch-ironisch fiir eine Person, die in ei-
zwanghaften Verhaltens zeigt. nem (sportlichen) Zweikampfunterlegen ist.
Vgl.. -o Neurotiker. Vgl.: -> Erster von hinten, letzter Sieger.

478
Zwerg Zwingherr
(in Märchen und Sagen ein kleines men- frühere abwertende Bezeichnung fiir einen
schenähnliches Wesen, meist als altes despotischen, mit Strenge und Gewalt auftre-
Männchen mit Bart und Zipfelmütze dar- tenden Herrscher, Grundherrn. Hoffmann
gestellt) geringschätzigfiir eine kleinwüchsi- von Fallersleben (1798-1874), der Dichter
ge Person; auch übertragen fiir einen gänzlich des „Deutschland, Deutschland über al-
unbedeutenden, unfähigen Menschen. In ei- les“, schrieb auch die folgenden Zeilen:
nem Brief an seinen Freund Karlheinz „Fluch sing ich allen Zwingherrn,
Deschner schrieb 1969 der norwegische Fluch aller Dienstbarkeid
Schriftsteller Jens Bjorneboe: „Neben ei- Die Freiheit ist mein Leben
nem Manne wie Celine ist Brecht nicht nur Und bleibt es allezeit.“
menschlich und dichterisch ein Zwerg,
sondern auch intellektuell.“ Zwischenträger
Vgl.: —> abgebrochener Gartenzwerg, —> Garten- abfälligfiirjemanden, der tratscht, etwas ver-
zwerg, Geisteszwerg, Giftzwerg, Hofzwerg, rät oder kolportiert.
Natozwerg (Bundeswehr-Jargon), Riesenzwerg Vgl.: —> Zuträger.
(selten, ironisch), Vorgartenzwerg, Wurzel-
zwerg, Zwerglein, Zwergling (selten).
Zwockel
Zwetsche (Zwetschge) (Herkunft unklar) vorwiegend süddeutsch
spöttisch oder geringschätzig fiir 1. einen
(parallel zu „Pflaume") abföllig fiir 1. eine
Österreicher, österreichischen Soldaten. 2. ei-
(dumme, häßliche, unsympathische) weibli-
nen kleinen Menschen, ein kleines Kind: du
che Person. 2. einen Versager, Nichtskönner.
kleiner Zwockel. In Gustav Meyrinks gro-
Vgl.: alte Zwetsche (alte Frau), Quetsche (mund-
artliche Nebenform). testker Geschichte s c h ö ps o g l o b in von
1907 steht der Vers:
Zwetschgenm ännchen „Mit Knöpfen das Gesäß geziert, ist stolz
(eigentlich eine Figur aus gedörrten Zwet- der Zwockel sehr,
sche n) besonders bayrischfiir einen unschein- und daß er nichts zu denken braucht,
baren, kleinen, nicht ernst genommenen macht ihn noch stolzerer.“
Mann.
Vgl.: —> -chen (-lein), —» Männchen (Männlein), Zyniker
Zwetschgen kramp us (Österreichisch). (zu griechisch „kynikos“ = hündisch) abfäl-
lig fiir einen bissigen, hämischen, ehrverlet-
Zwickel zenden Spötter. Bei Nietzsche gibt es das
(eigentlich ein keilförmiges Stück) land- Wort „Medizyniker".
schaftlich leicht abwertendfiir einen eigenar-
tigen, schrulligen Menschen; Sonderling: ein
eigenartiger, närrischer, böser, komischer
Zwickel.

Zwiderwurzen, die
(gehört zu „zuwider" ~ verdrießlich) ober-
deutsches Schimpfwort fiir einen schlechtge-
launten, unausstehlichen Menschen.
Vgl.: —» Wurzen, Zuwiderwurzen (orthographi-
sche Variante).

Zwiebel
abschätzig fiir eine komische weibliche Per-
son.
Vgl.: alte Zwiebel, treulose Zwiebel (—> treulose
Tomate).

479
Kurze Liste abwertend verwendeter Adjektive

aalglatt altmodisch aufbrausend


abartig altjüngferlich auffällig
abenteuersüchtig ältlich aufdringlich
abergläubisch altklug aufgeblasen
aberwitzig ambitiös aufgedonnert
abgefeimt amoralisch aufgedunsen
abgefuckt amusisch aufgemotzt
abgeblüht anarchistisch aufmüpfig
abgebrannt angeberisch aufgeplustert
abgebrüht angegilbt aufgeputscht
abgehalftert angejahrt aufgeputzt
abgehärmt angeknackst aufsässig
abgelebt angepaßt aufschneiderisch
abgerissen angestaubt aufgetakelt
abgeschlafft angstbebend aufwieglerisch
abgeschmackt ängstlich ausbeuterisch
abgestumpft angstschlotternd ausdruckslos
abgetakelt animalisch ausgeflippt
abgewichst anlehnungsbedürftig ausgekocht
abgewirtschaftet anmaßend ausgelaugt
abgewrackt anödend ausgeleiert
abgrundhäßlich anormal ausgemergelt
abnorm anrüchig ausgepufft
abnormal anstößig ausgeschämt
abscheuerregend antidemokratisch ausrangiert
abscheulich antiquiert ausschweifend
abschreckend apolitisch autoritär
absonderlich arbeitssüchtig autoritätsgläubig
abstoßend arbeitsunwillig
abstrus arbeitswütig bacchantisch
abtrünnig arg backfischhaft
affektiert ärgerlich bamstig
affenähnlich arglistig banal
affenartig arm banausisch
affig ärmlich bangbüxig
äffisch armselig bankrott
ahnungslos arrogant barbarisch
albern arriviert bärbeißig
alt arschgesichtig barsch
altbacken arschkriecherisch bauernschlau
altersschwach asozial bäurisch
altersstarrsinnig ätzend beckmesserisch

4S0
bedeutungslos bierernst cäsarisch
bedürftig bierselig chaotisch
beduselt biestig charakterlos
beflissen bigamistisch charakterschwach
befremdlich bigott chauvinistisch
begriffsstutzig bilderstürmerisch cholerisch
behäbig bildungsfeindlich
behämmert bildungsstolz dahergelaufen
bejammernswert billig dalberig
bekackt bissig dalkert
bekifft bitterböse damisch
bekloppt blasiert dämlich
beknackt blasphemisch dämonisch
bekotzt bläßlich dandyhaft
belächelt blauäugig dasig
belämmert bleichgesichtig debil
belanglos blindgläubig defätistisch
belehrend blindwütend deformiert
beleidigend blitzdumm degeneriert
be matscht blöde dekadent
bemoost blödsinnig demagogisch
bengelhaft blutarm demütig
bequem blutgierig denkfaul
berechnend blutrünstig denunziatorisch
berserkerhaft bockbeinig deppert
berüchtigt bockig derangiert
besäuselt bocksteif derb
bescheuert bolschewistisch desinteressiert
beschissen borniert desorientiert
beschränkt bösartig despotisch
beschwiemelt böse destruktiv
besengt boshaft detailversessen
besessen böswillig deutschtümelnd
besinnungslos brasig devot
besoffen bourgeoise diabolisch
besserwisserisch breitmäulig dick
bestechlich breirwandfüllend dickbäuchig
bestialisch brotlos dickfellig
betört brummig dickköpfig
betriebsblind brunzdumm dicklich
betrügerisch brünstig dickschädlig
bettelarm brüsk dickwanstig
bcttlerhafr brutal diebisch
betulich bübisch dienstgeil
betütert buchstabengläubig diktatorisch
beurelüstern bucklig dilettantenhaft
bezecht buhlerisch dilettantisch
bibliomanisch bullerig disloyal
bieder bummelig distanzlos
biedermännisch bürokratisch disziplinlos
biedersinnig dogmatisch

481
doktrinär eilfertig eselig
domestiziert einfallslos eskapistisch
doof einfältig eßgierig
doppelzüngig einflußlos etabliert
dösig eingebildet etepetete
drall eingeschnappt eunuchenhaft
draufgängerisch eingeschüchtert ewiggestrig
dreckig einseitig exaltiert
dreckstarrend eintönig exhibitionistisch
dreist eisig extravagant
dressiert eiskalt extremistisch
drittklassig eitel exzentrisch
dröge ekelerregend
driickebergerisch ekelhaft fachidiotisch
dubios eklig fad
duckmäuserisch eklektisch fahrig
dumm elend fahrlässig
dummdreist elendig falsch
dummfrech elitär fanatisch
dummköpfig empfindlich fanatisiert
dümmlich empfindungslos farblos
dummstolz engherzig faschistisch
dumpf engstirnig faschistoid
dünkelhaft entartet faselig
dünnblütig enthumanisiert fatalistisch
dünnhäutig entmachtet faul
durchgeknallt entmenscht feig
durchschnittlich entmutigt feigherzig
durchtrieben entseelt feil
dürftig entsetzenerregend feindselig
dürr entsetzlich feist
dußlig enttäuschend feixend
düster entwurzelt fernsehsüchtig
epigonal fetischistisch
efFekthaschend epigonenhaft fett
effeminiert erbärmlich fettarschig
egoistisch erbarmungslos fettbäuchig
egozentrisch erbittert fickrig
ehebrecherisch ermüdend fies
ehrlos eroberungssüchtig filzig
ehrpusselig erpresserisch filzokratisch
ehrsüchtig erschreckend finster
ehrvergessen erzböse fipsig
eifernd erzdumm fischäugig
eifersüchtig erzfaul fischblütig
eigen erzfrech flachbrüstig
eigenbrötlerisch erzkatholisch flachköpfig
eigenmächtig erzkonservativ flapsig
eigennützig erzprotestantisch flatterhaft
eigensinnig erzreaktionär flatterig
eigensüchtig eselhaft flau

482
fläzig gedankenleer gesinnungslos
flegelhaft gedankenlos gespenstisch
flegelig gefährlich gespreizt
fleischlich gefallsüchtig gestelzt
formalistisch gefräßig gestört
förmlich gefügig gestriegelt
fortschrittsfeindlich gefühlig gestrig
fortschritcsgläubig gefühllos gewalttätig
foul gefühlsarm gewinnsüchtig
fragwürdig gefühlsduselig gewissenlos
frauenfeindlich gefühlskalt gewöhnlich
frech gegenwartsfremd geziert
freibeuterisch gehässig gierig
freßgierig geheimnistuerisch gift’g
freßsüchtig gehemmt gigantomanisch
freudlos gehirnamputiert gigerlhaft
frevelhaft geifernd glanzlos
frevle risch geil glattzüngig
friedlos geistergläubig glatzköpfig
frigid geistesarm gleichgültig
frivol geistesgestört gleisnerisch
frömmlerisch geisteskrank glotzäugig
froschmäulig geistesschwach glupschäugig
frostig geistfeindlich gnadenlos
frühreif geistlos gnatzig
fuchsig geizig gönnerhaft
fuchtig gekünstelt gotteslästerlich
fügsam geldgeil gottlos
fühllos geldgierig gottserbärmlich
furchtbar geleckt gottsjämmerlich
fürchterbar geltungsbedürftig gottverdammt
fürchterlich geltungssüchtig gottverflucht
furchterregend gemein gottvergessen
furchtsam gemeingefährlich gottverlassen
fürnchm gemütsarm go uvernan tenhaft
fürwitzig genant grämlich
furztrocken genäschig grantig
futterneidisch genierlich gräßlich
genußsüchtig grauenerregend
gaga gerichtsbekannt grauenhaft
gallig geschäftstüchtig grauenvoll
gammelig geschämig grausam
garstig geschert grauslich
gaukelhaft geschichtslos greisenhaft
gauklerhaft geschlechtslos greulich
gauklerisch geschmäcklerisch griesgrämig
gaunerhaft geschmacklos grillenfängerisch
gaunerisch geschniegelt grillenhaft
gebrechlich geschwätzig grimmig
geckenhaft gesetzlos grindig
gedankenarm gesichtslos grob

483
grobianisch hastig höhnisch
grobklotzig hausbacken höllisch
grobschlächtig hedonistisch hölzern
großarschig heillos hörig
größenwahnsinnig heimtückisch hudelig
großkopfert heiratswütig hühnerbrüstig
großkotzig heißblütig humorlos
großmannssüchtig heißspornig hundertfünfzigprozentig
großmäulig hektisch hündisch
großprotzig hemdsärmelig hundsdumm
großschnäuzig hemmungslos hundserbärmlich
großsprecherisch herablassend hundsföttisch
großspurig herb hundsgemein
großtönend hergelaufen hurrapatriotisch
großtuerisch herrisch huschelig
grundhäßlich herrschbegierig hutzelig
grundschlecht herrschsüchtig hybrid
grundverdorben herumlungernd hyperaktiv
grün heruntergekommen hyperkritisch
güggelhaft herzlos hypermodern
gutgläubig hetzerisch hypernervös
heuchlerisch hypersensibel
haarspalterisch hexenhaft hypochondrisch
habgierig hilflos hysterisch
habsüchtig hinfällig
haderig hinterfotzig ichsüchtig
halbblind hinterhältig idealistisch
halbgar hinterlistig ideenlos
halbgebildet hinterrücks idiotenhaft
halbherzig hintertückisch idiotisch
halbseiden hinterwäldlerisch ignorant
halbstark hirnlos illiberal
halbtot hirnrissig illoyal
halsabschneiderisch hirnverbrannt immoralisch
halsstarrig hitzig imperialistisch
haltlos hitzköpfig impertinent
hämisch hochfahrend impotent
händelsüchtig hochgejubek inakzeptabel
hantig hochgestochen indiskret
hartgesotten hochmögend indiskutabel
hartherzig hochmütig indolent
hartköpfig hochnäsig infam
hartleibig hochstaplerisch infantil
hartnäckig hochtönend inferior
hartschädelig hochtrabend infernalisch
hasenfiißig hochverräterisch inflexibel
hasenherzig hoffärtig ingrimmig
hasplig hohl inhuman
haßerfüllt hohläugig inkompetent
hässig hohlköpfig inkonsequent
häßlich hohlwangig inquisitorisch

4&4
insolvent kläglich kopfhängerisch
instinktlos klapperdürr kopflastig
interesselos klapperig kopflos
intolerant klaterig kopfscheu
intrigant klatschhaft korrumpierbar
inzestuös klatschsüchtig korrumpiert
irrational kleinbürgerlich korrupt
irre kleindenkend kotig
irregeleitet kleingeistig kotzengrob
irrenhausreif kleingläubig kotzjämmerlich
irrgläubig kleinherzig kotzlangweilig
irrsinnig kleinkariert kraftlos
irrwitzig kleinkrämerisch kraftmeierisch
kleinlaut krähwinklig
jähzornig kleinlich krämerhaft
jakobinerhaft kleinmütig krämerisch
jämmerlich kleinstädtisch kramp fig
jammervoll kleptomanisch krangelig
jeck klerikalistisch krank
jesuitisch klobig kränklich
junkerhaft klotzig kratzbürstig
junkerlich knallhart kratzig
knatschig krätzig
kackfrech knauserig kreuzbrav
kalt knechtisch kreuzdämlich
kaltblütig knickerig kreuzdumm
kaltherzig kniefällig kreuzlahm
kaltschnäuzig knirpsig kriecherisch
kannibalisch knittrig kriegerisch
kapitalistisch knochendürr kriegslüstern
kapriziös knochen tro cken kriminell
kaputt knochig kritiklos
kärglich knorzig kritikunfähig
karrieregeil knurrig krittelig
karrieristisch knüselig krumm
käseweiß koboldhaft krummbeinig
käsig kodderig krummbucklig
katastrophal kokett krummnasig
katzbuckelnd komisch krüppelhaft
käuflich kommunistisch krüppelig
kaufwütig komplexbeladen kuhäugig
kauzig kompliziert kühl
keck kompromißlerisch kulturfeindlich
keifisch konfliktscheu kulturlos
kenntnislos konformistisch kümmerlich
keß konfus kupplerisch
ketzerisch konsumgeil kurzatmig
kinderfeindlich kontaktunfähig kurzsichtig
kindisch konturenlos
kindsköpfig konzeptionslos labberig
kitischig kopfgesteuert labil

485
lächerlich lichtscheu matronenhaft
lachhaft liebedienerisch mau
lahm liebestoll maulfaul
lahmarschig liebestrunken mausgrau
laienhaft lieblos mediengeil
lakaienhaft liederlich medioker
lammfromm linientreu memmenhaft
langatmig link menschenfeindlich
langfingerig linkisch mensch enverachtend
langsam linksextremistisch meschant
langweilig linkslastig meschugge
lappig linksradikal meuchlerisch
läppisch lobgierig mickerig
larmoyant locker mies
lasch logizistisch miesepetrig
lasterhaft lose milchgesichtig
lästerlich lotterhaft militant
lästig lotterig militaristisch
lasziv luderhaft mimosenhaft
lau luftig minderbemittelt
läufig lügenhaft minderwertig
launenhaft lügnerisch misanthropisch
launisch lümmelhaft miserabel
lausbubenhaft lumpig misogyn
lausbübisch luschig mißgebildet
lausig lüstern mißgestaltet
lax lustlos mißgünstig
lebemännisch luziferisch mißlaunig
lebensfremd mißliebig
lebensgierig machiavellistisch mißraten
lebensmüde machtbesessen mistig
lebensunfähig machtgierig mitleidlos
lebensuntüchtig machthungrig mittelmäßig
lebensunwert mager mittelprächtig
lebensverneinend mäkelig modernistisch
ledern mäkelsüchtig mondgesichtig
leer maliziös monomanisch
lehrerhaft manieriert monströs
leibfeindlich manisch mopsig
leicht männerfeindlich moralinsauer
leichtfertig männermordend moralisierend
leichtgläubig mannstoll moralistisch
leichtlebig marionettenhaft morbid
leichtsinnig marklos mörderisch
leisetreterisch marktschreierisch mordgierig
lemurenhaft marode mordlustig
lendenlahm martialisch mordsdumm
lethargisch maskenhaft moros
letschert masochistisch morsch
leutselig maßlos motzig
libidinistisch materialistisch muckerisch

486
mucksch nölig pervertiert
müde nörgelig pfäffisch
muffelig nörglerisch pflaumenweich
muffig nudeldick pflichtvergessen
mumienhaft nuttenhaft pfuscherhaft
mundfaul nuttig phallokratisch
murkelig nymphomanisch phantasielos
mürrisch pharisäerhaft
murrköpfig oberdoof philisterhaft
museumsreif oberfaul philiströs
müßiggängerisch oberflächlich phlegmatisch
mutlos oberlehrerhaft pickelig
obermies piepsig
nachlässig oberschlau pietätlos
nachtragend obrigkeitshörig pimpelig
nachträgerisch obskur pingelig
naiv obstinat planlos
namenlos obszön plapperhaft
narrenhaft ochsig plattfüßig
närrisch öde plattnasig
narzißtisch ölig plebejisch
naschhaft oll plump
naschsüchtig ominös plump-vertraulich
naseweis onkelhaft pöbelhaft
naßforsch Operettenhaft poesielos
nationalistisch opportunistisch polemisch
nazistisch ordinär polterig
neiderfüllt orientierungslos polternd
neidig polygam
neidisch pampig pomadig
neidvoll papageienhaft pomphaft
neidzerfressen papistisch pompös
nepotistisch paranoid popelig ,
nervenschwach parasitär populistisch
nervig parasitisch pornophil
nervtötend parteiisch positivistisch
neuerungssüchtig pastoral possenhaft
neuerungswütig pathetisch potthäßlich
neugierig pathologisch prahlerisch
neunmalgescheit patriarchalisch prahlsüchtig
neunmalklug patschert präpotent
neureich patzig prätentiös
neurerisch pausbäckig praxisfremd
neurotisch pedantisch pressegeil
nichtsnutzig peinlich prestigegeil
nichtswürdig penetrant primadonnenhaft
nickelig penibel primanerhaft
niederträchtig pennälerhaft primitiv
nihilistisch perfektionistisch prinzipienlos
nimmersatt perfid profaschistisch
niveaulos pervers professoral

4^7
profillos rappeldürr rüpelig
profitgierig rappelig ruppig
profitlich rappelköpfisch ruschelig
proletenhaft rasend
promiskuitiv raß säbelbeinig
prosaisch rassistisch säbelrasselnd
protzenhaft rastlos sackgrob
protzig ratlos sadistisch
provinziell räuberisch saftlos
provinzlerisch raubgierig salbungsvoll
provokant rauflustig sammelwütig
prüde rauhbauzig sarkastisch
prunksüchtig rauhbeinig satanisch
pseudodemokratisch rauhborstig saturiert
pseudowissenschaftlich raunzig saublöd
psychopathisch reaktionär saudämlich
psychotisch rebellisch saudumm
pubertär rechthaberisch säuerlich
publicitysüchtig rechtsextremistisch sauertöpfisch
pueril rechtslastig saufrech
pummelig rechtsradikal saugrob
puppenhaft redselig säuisch
Pappig reformistisch saumselig
puristisch reizlos schäbig
puritanisch renitent schadenfroh
pusselig renommiersüchtig schamlos
putzsüchtig repressiv schändlich
pygmäenhaft respektlos schaudererregend
revanchistisch schauderhaft
quabbelig richtungslos schauderös
quacksalberisch ridiküi schauerlich
quäkig rigide schaulustig
quallig roboterhaft schaurig
quarrig roh scheel
quecksilbrig rotzfrech scheeläugig
quengelig rotzig scheelblickend
querköpfig rotznäsig schcclsüchtig
querulatorisch rowdyhaft scheinfromm
quesig ruchlos scheinheilig
rückgrados scheinrevolutionär
rabiat rückschrittlich scheintot
rabulistisch rücksichtslos scheißfaul
rachedurstig rückständig scheißfreundlich
rachgierig rüde scheißhöflich
rachsüchtig ruhelos scheißliberal
radikalistisch ruhmbegierig scheißvornehm
raffgierig ruhmredig scheußlich
raffig ruhmsüchtig schicksalsgläubig
raffsüchtig rührselig schiech
rammdösig runzelig schiefmäulig
ränkesüchtig rüpelhaft schieläugig

488
schießwütig scholastisch selbstvcrliebt
schikanös schönfärberisch selbstzerstörerisch
schizophren schönrednerisch selbstzufrieden
schlabberig schöntuerisch seltsam
schlachtreif schräg senil
schlaff schranzenhaft sensationsgeil
schlafmützig schreckenerregend sensationslüstern
schläfrig schrecklich sensationssüchtig
schlaksig schreibfaul sentimental
schlampen schreibwütig servil
schlampig schrill sexistisch
schlangenzüngig schroff sexbesessen
schlapp schroh siebengescheit
schlappig schrullenhaft simpel
schlap pschwänzig schrullig simpelhaft
schlecht schrumplig sirenenhaft
schleckerhaft schuftig sittenlos
schieckig schülerhaft skandalsüchtig
schleimig schulmeisterhaft skandalträchtig
schlemmerhaft schulmeisterlich skandalumwittert
schlimm schurkisch sklavisch
schlitzäugig schusselig skrupellos
schlitzohrig schwabbelig skrupulös
schlotterig schwach skurril
schluderig schwachköpfig snobistisch
schlumpig schwächlich sonderlich
schlunzig schwachsinnig sophistisch
schlüpfrig schwammig sorglos
schmachtend schwärmerisch spack
schmächtig schwarzseherisch spalterisch
schmafu schwätzerisch spastisch
schmähsüchtig schwatzhaft speckbäuchig
schmalbrüstig schweinisch speckig
schmallippig schwelgerisch specknackig
schmalzig schwerfällig speichellecke risch
schmarotzerhaft schwerhörig spießbürgerlich
schmarotzerisch schwindlerisch spießerisch
schmeichlerisch schwindsüchtig spießig
schmerbäuchig schwülstig spillerig
schmierig schwunglos spindeldürr
schmuddelig seelenlos spinnert
schmutzig seicht spinnig
schnäkig sekkant spitzfindig
schnatterig sektiererisch spitznasig
schnippisch selbstgefällig spitzzüngig
schnodderig selbstgerecht spleenig
schnöde selbstherrlich spottsüchtig
schnöselig selbstisch sprechfaul
schnulzig selbstmörderisch spröde
schofel selbstquälerisch sprunghaft
schofelig selbstsüchtig spuchtig

48?
staksig subversiv treudeutsch
stänkerig süchtig treudoof
starr süffisant treuherzig
starrköpfig suggestibel treulos
starrsinnig sündig triebhaft
steif superklug triefäugig
steifbeinig superschlau trist
stelzfüßig suspekt trivial
sterbenslangweilig süßlich trocken
stiernackig sybaritisch trostlos
stieläugig trottelhaft
stieselig tadelsüchtig trottelig
stillos talentlos trotzig
stinkbesoffen tantenhaft trotzköpfig
stinkbürgerlich tanzwütig trübe
stinkfaul taperig trübetümpelig
stinkfein tappig trübselig
stinkig täppisch trügerisch
stinklangweilig tapsig tückisch
stinkreich tatterig tüdelig
stinkvornehm taub tüftelig
stockbesoffen technokratisch tugendlos
stockbürgerlich temperamentlos tumb
stockdumm tendenziös tuntenhaft
stockig terroristisch tuntig
stockkatholisch teuflisch tüttelig
stockkonservativ teutonisch tyrannisch
stockreaktionär theatralisch
stocksteif tiefgekühlt übel
stocktaub tierisch übelbeleumdet
stoffelig tippelig übelgesinnt
storchbeinig titelsüchtig übellaunig
störrisch tobsüchtig übelnehmerisch
strapaziös todlangweilig überängstlich
streberhaft toll überdreht
streberisch tolldreist übereifrig
streitlustig tollwütig überempfindlich
streitsüchtig tolpatschig überfordert
strobelig tölpelhaft übergenau
strohdumm tölpisch übergeschnappt
strubbelig töricht überheblich
stümperhaft torkelig überkanditelt
stumpf tot überklug
stumpfsinnig totalitär überkorrekt
stupide totalitaristisch übermütig
stur träge übernervös
sturzbesoffen tranig überreif
stutzerhaft tränenselig überschätzt
stutzig traumtänzerisch überschwenglich
subaltern traurig überspannt
subjektivistisch treubrüchig übervorsichtig

490
überzüchtet unfreundlich unnatürlich
überzwerch ungalant unnütz
ultrakonservativ ungebildet unordentlich
umnachtet ungeduldig unpraktisch
umnebelt ungefällig unproportioniert
umständlich ungefüge unpünktlich
umstürzlerisch ungeheuerlich unqualifiziert
unachtsam ungehobelt unrealistisch
unangenehm ungehörig unredlich
unanständig ungehorsam unreell
unappetitlich ungelenk unreif
unästhetisch ungeliebt unreinlich
unaufmerksam ungemütlich unruhig
unaufrichtig ungenießbar unsachlich
unausstehlich ungeraden unsäglich
unbändig ungerecht unscheinbar
unbarmherzig ungeschlacht unschön
unbedarft ungeschliffen unschöpferisch
unbedeutend ungesellig unselbständig
unbefriedigend ungesittet unseriös
unbegabt ungestalt unsittlich
un behaust ungestüm unsolidarisch
unbeherrscht un getreu unsolide
unbeholfen ungezogen unsozial
unbeleckt ungezügelt unsportlich
unbelehrbar ungläubig unstet
unberechenbar ungraziös unsympathisch
unbescheiden ungustiös untalentiert
unbesonnen unheimlich untauglich
unbeweglich unhöflich unterbelichtet
unchristlich uninteressant unterdrückerisch
undankbar unkameradschaftlich unterentwickelt
undiplomatisch unkeusch unterkühlt
undiszipliniert unklug untertänig
unduldsam unkollegial unterwürfig
undurchsichtig unkorrekt untragbar
unehrenhaft unkritisch untüchtig
unehrlich unkultiviert unverbesserlich
uneinsichtig unkünsderisch unverfroren
unerfreulich unlauter unvernünftig
uncrotisch unleidlich unverschämt
unerquicklich unliebenswürdig unversöhnlich
unersättlich unlogisch unverträglich
unerträglich unmanierlich unweiblich
unerzogen unmännlich unwichtig
unfähig unmäßig unwirsch
unfair unmenschlich unwissend
unfein unmöglich unwürdig
unflätig unmoralisch unzivilisiert
unförmig unmündig unzüchtig
unfraulich unnahbar unzurechnungsfähig

491
unzuverlässig verlaust vettelhaft
verlebt viehisch
vaterlandslos verleumderisch vierschrötig
verabscheuungswert verlogen vollgefressen
verabscheuungswürdig verlottert voluptuös
verachtenswert verludert voreilig
verächtlich verlumpt vorgestrig
verantwortungslos vermaledeit vorlaut
verbiestert vermessen vorsintflutlich
verbildet vermickert vorwitzig
verblendet vernagelt voyeuristisch
verblödet vernarrt vulgär
verblüht verquast vulgärmarxistisch
verbohrt verräterisch
verbrecherisch verroht wabbelig
verbummelt verrottet wachsweich
verbürgerlicht verrucht waghalsig
verdächtigt verrückt wahnhaft
verdammenswert verrufen wahnsinnig
verdammt verschissen wahnwitzig
verdammungswürdig verschlafen wampert
verderbt verschlagen wandalisch
verdorben verschnarcht wankelmütig
verdreckt verschrieen wasserscheu
verdreht verschroben wehleidig
verdummt verschrumpelt weibisch
verfault verschwenderisch weichlich
verfettet verschwendungssüchtig weinerlich
verflixt verschwörerisch weinselig
verflucht versifft welk
verfressen versnobt welsch
vergammelt versoffen weltfremd
vergeuderisch versöhnlerisch wertlos
vergnügungssüchtig verspielt wetterwendisch
verhascht verspießert wibbelig
verhaßt versponnen wichtigtuerisch
verhätschelt verstockt widerborstig
verhaut vertiert widerlich
verhurt vertrauensselig widerspenstig
verhuscht vertrocknet widerwärtig
verhutzelt vertrottelt wild
verkalkt verweiblicht wildgeworden
verklemmt verwelkt willenlos
verknöchert verweltlicht willensschwach
verknorzt verwerflich willfährig
verkommen verwildert windelweich
verkopft verwirrt windig
verkorkst verwöhnt wirklichkeitsfremd
verkracht verworfen wirr
verkrampft verzagt wirrköpfig
verkümmert verzärtelt wissenschaftsgläubig

492
witzlos zweitrangig
wollüstig zwergenhaft
wortbrüchig zwielichtig
wortklauberisch
wucherisch
wühlerisch
wundergläubig
wunderlich
würdelos
wurstig
wurzellos
wüst
wutschäumend

x-beliebig

zach
zaghaft
zähnefletschend
zahnlos
zänkisch
zanksüchtig
zappelig
zartbesaitet
zaundürr
zausig
zerfahren
zerknittert
zerlumpt
zerstörerisch
zickig
zigeunerhaft
zimperlich
zitterig
zögerlich
zombig
zornschnaubend
zotenhaft
zotig
zottelig
zottig
zuchtlos
zudringlich
zügellos
zukunftsgläubig
zurückgeblieben
zwanghaft
zwatzelig
zweckpessimistisch
zweifelhaft
zweitklassig

493
Nachwort
von Wilfried Seibicke

Was heißt „Schimpfen?

„Das soll ein aufgeräumtes Lager sein? Ein Saustall ist das!“ Wenn jemand sich auf
diese Weise äußert, dann schimpft er. Etwas anders gesagt und allgemeiner formu-
liert: Wer schimpft, gibt einer negativen Gefühlsregung oder Empfindung — Miß-
fallen, Unmut, Verärgerung, Verstimmung, Gereiztheit, Haß — mit deutlich
abwertenden Worten Ausdruck. Bei Verallgemeinerungen, und dazu gehören
auch Begriffsbestimmungen, lassen sich solche abstrakten, ein wenig geschraubt
wirkenden Formulierungen meist nicht vermeiden. Es soll ja deutlich werden, daß
Schimpfen etwas anderes ist als z.B. Kritik-Üben, Tadeln; das könnte man nämlich
auch auf andere Weise tun. Wichtig ist dabei auch, daß die Schimpfrede deutlich
abwertende Ausdrücke enthält (Saustall)\ denn wenn jemand statt der eingangs zi-
tierten Formulierung die folgende gewählt hätte: „Na, hier herrscht ja eine pracht-
volle Ordnung!“, dann wäre das ein Tadel in Form einer Lobrede, also eine
ironische Äußerung gewesen. Das Wort schimpfen bezeichnet also ein bestimmtes
sprachliches Verhalten oder Handeln im Affekt. Ich habe vorhin ganz bewußt das
Wort Schimpfrede gebraucht, denn nur in den wenigsten Fällen besteht das
Schimpfen aus dem Ausruf eines einzigen Wortes; meist vollzieht es sich in länge-
ren Äußerungen, in Texten, und deren Inhalt wird auch noch durch Mimik und
Gestik sichtbar unterstrichen.
Die beabsichtigte oder auch unbeabsichtigte Folge einer Schimpfrede kann sein,
daß man über das bloße Tadeln und Kritisieren hinaus jemanden beleidigt (ver-
letzt, herunterputzt, abkanzelt, ihm eine Zigarre verpaßt), jemanden provoziert
(herausfordert, anstachelt) oder herabsetzt (lächerlich, zum Gespött macht). Ge-
lingt es nicht, bei der beschimpften Person die jeweils intendierte Wirkung zu er-
reichen, so ist die Sprechhandlung nicht geglückt, und es kann sein, daß man
stattdessen selbst nur Gelächter erntet.
Beim Vor-sich-hin-Schimpfen, beim Beschimpfen lebloser Dinge und beim
Schimpfen in Gedanken kommt es dem Schimpfenden vor allem darauf an, seinen
Ärger (Affektstau) abzubauen; es genügt ihm, sich vorzustellen, er beleidige, ver-
spotte, provoziere den anderen mit seiner Beschimpfung. Vielleicht spielen aber
auch der Wunsch und der Glaube mit, die Rede „treffe“, d.h. erreiche, verletze und
schädige das beschimpfte Objekt letztlich doch auf magische Weise.

Das Wort „schimpfen" und Verwandtes

Das Zeit- oder Tätigkeitswort schimpfen ist in der Gestalt skimpfen schon in den
Anfängen des Deutschen, also im 9. - n. Jahrhundert bezeugt. Damals bedeutete

494
es „Scherz treiben, spielen, verspotten“. Die Vorgeschichte des Wortes ist unklar.
Zum Verb gehörte das Substantiv skimpfmit der Bedeutung „Scherz, Spaß, Kurz-
weil, Kampfspiel“, und später kam noch das Eigenschaftswort schimpf(e)lich,
„scherzhaft, kurzweilig, spöttisch“, hinzu. Heute denken wir bei schimpfen,
Schimpf und schimpflich nicht mehr an Scherz und Spaß. Aus der bevorzugten
Verwendung der drei Wörter für spöttische Äußerungen entwickelte sich etwa im
16. Jahrhundert ihre heutige Bedeutung, die mit Ärger, Zorn und Haß, mit Belei-
digen und Ehrabschneiden, mit Schande zu tun hat. Die stabreimende Formel mit
Schimpfund Schande fuhrt uns das deutlich vor Augen.
Die Wendung jemand schimpft sich Jfkam im 19. Jahrhundert auf und ist eine
hämische oder untertreibende Redeweise fiir jemand nennt sich X. Bezogen auf ei-
nen Beruf, eine Tätigkeit oder eine Stellung im öffentlichen Leben wird sie aber
auch gebraucht, wenn man zu verstehen geben möchte, daß sich jemand unzutref-
fend X nennt. Auch damit wird also Kritik geübt. Neben schimpfen gibt es als na-
hezu gleichbedeutenden Ausdruck das Verb schelten. Die beiden Wörter
unterscheiden sich vor allem darin, daß schelten öfter in Norddeutschland zu hören
ist und stilistisch als der gehobene, gewähltere Ausdruck gilt. Außerdem ist im
Westmitteldeutschen das Mundartwort schennen für „schimpfen“ verbreitet und
im Ostmitteldeutschen (aus)zanken.

Was sind Schimpfwörter?

Schimpfwörter sind Substantive, mit denen Personen anstatt mit ihrem Namen
oder Titel in abfälliger Weise angeredet oder benannt werden, z.B.: „Affe!“ — „Mist-
kerl!“ — „Du Drecksau!“ — „Ich Trottel!" - „Und dann kam dieser
Schweinehund..." Man könnte deshalb statt von Schimpfwörtern auch von
Schimpfnamen sprechen. Sie bilden den Kern einer Beschimpfung, die gewöhnlich
durch Zusätze wie alt, dreckig, verdammt, Scheiß- „angereichert“ wird und weitere
sprachliche Elemente wie etwa das Anredepronomen enthält. Das übliche Anrede-
pronomen ist in diesem Falle das D«, denn „Du Esel“ sagt sich einfach leichter als
„Sie Esel", weil das Du die Anredeform der verminderten Distanz oder gar Distanz-
losigkeit - im positiven wie im negativen Sinne — ist. Aus dieser Definition des
Schimpfwortes ergibt sich, daß man eine andere Person auch beschimpfen kann,
ohne solche Schimpfwörter zu gebrauchen, also z. B. durch Äußerungen wie „Leck
mich doch am Arsch!“ — „Du hast ja ’ne Meise/Macke!“ — „Mach dir bloß nicht die
Hosen voll!“ oder „Nimm deine verdammten Quadradatschen vom Tisch!“ Das
Schimpfwort ist also nur ein spezielles Mittel für Beschimpfen mit einem einzigen
Wort.
Allerdings wird es meist in Verbindung mit einem Anredefürwort gebraucht
und, wie gesagt, durch Zusätze wie verdammt, verflucht, beschissen verstärkt. Hier
zeigt sich übrigens, wie eng (be)schimpfen und (ver)fluchen Zusammenhängen. Zu
erwähnen ist auch noch, daß man Schimpfwörter nicht nur an Personen, sondern
auch an Gegenstände und Sachverhalte aller Art richten kann, indem man diese
Objekte wie Personen behandelt und anspricht, z.B. einem Gerät einen Fußtritt
gibt und dazu „Du altes Mistvieh!“ ausruft. Andere abwertende und vulgäre Be-
zeichnungen fiir Gegenstände, wie Blechkiste fiir das Auto, Drahtesel Bit das Fahr-

495
rad, Quadratlatschen fiir die Füße, Zinken fiir die Nase, Visage für das Gesicht,
Klimperkasten für das Klavier, gehören streng genommen nicht in die Kategorie
„Schimpfwort“, sondern sind stilistische Varianten, obwohl ich damit sehr wohl
jemanden beschimpfen und beleidigen kann.
Gewöhnlich unterscheidet man Schimpfwörter, die auf einzelne Personen ge-
münzt sind, von solchen, die sich auf Personengruppen beziehen. Als Sonderfor-
men kennt man: a) Berufsschelten {Zahnklempner, Pillendreher, Sesselfurzer), b)
Ortsscheiten, mit denen sich Bewohner verfeindeter Orte gegenseitig „aufziehen“
{Mannheimer Biomäuler, Karlsruher Briganten), und c) ethnische Schelten {Itaker,
Spaghetti, Japse, Nigger, Kümmeltürke,(Sauer)kraut). Für die ersten zwei Bereiche
stellen die Mundarten ein reichhaltiges Repertoire zur Verfügung. Im Affekt geht
man ja aus sich heraus, sprengt die Fesseln der Zurückhaltung und des Anstands.
Da liegt das Reden im Dialekt näher als gedrechselte Hochsprache. Deshalb bieten
Mundartwörterbücher viel einschlägiges Material fiir Schimpfwörtersammlungen,
und umgekehrt basieren Schimpfwörterbücher meist auf der Sprache eines be-
grenzten Mundartgebietes oder eines einzigen Ortes.

Wieviele Schimpjiuörter gibt es — und wofür?

Das Wörterbuch, das Sie gerade in den Händen halten, fuhrt als eigene Stichwör-
ter rund 6000 Ausdrücke auf, mit denen man schimpfen und spotten kann, und
es gibt gewiß noch einige mundartliche oder selbstgebasteke Schimpfwörterwen-
dungen mehr. Es entstehen ja auch immer wieder neue Schimpfwörter — der Phan-
tasie sind bei der Neubildung beschimpfender Bezeichnungen, Zusammen-
setzungen oder Redewendungen keine Grenzen gesetzt —, so daß keine Sammlung
jemals vollständig sein wird. Im Grunde kann man mit fast jedem Substantiv
schimpfen: „Du Krebs!“ - „Du Fliege!“ - „Du Sofa!“ - „Du Bettkiste!“, oder auch,
je nach Wertvorstellung: „Du Beamter!“ — „Du Lehrer!“ — „Du Politiker!“ — „Du
Soldat!“ - „Du Linker!“ - „Du Grüner!“ Aber auch wenn man diese Wörter zur
Beschimpfung benutzt, sind sie keine Schimpfwörter im sprachwissenschaftlichen
Sinne; denn für sich genommen drücken sie keine derartige Wertung aus, die ent-
steht erst in der Gesprächssituation. Es gibt da die hübsche Geschichte von einem
Studenten in Bonn, der gewettet hat, er könne noch ausdauernder schimpfen als
eine wegen ihrer Schimpfgewalt berüchtigte Marktfrau. (Marktfrauen gelten über-
all als besonders schimpfbegabt, so wie man Kutschern nachzusagen pflegt, daß sie
besonders oft und gern fluchen.) Nachdem die beiden Kontrahenten ihren Vorrat
an gewöhnlichen Schimpfwörtern aufgebraucht hatten, begann der Student: „Du
Alpha, du Beta, du Gamma ...!“ und sagte so das ganze griechische Alphabet auf.
Da mußte die Marktfrau passen!
Aus dem Inhalt der Schimpfreden ließe sich ein Katalog alles dessen zusammen-
stellen, was die Schimpfenden fiir verächtlich und verabscheuenswert halten. Das
können körperliche Merkmale sein, geistige und moralische Defekte, barsches
oder unsoziales Verhalten, Charaktereigenschaften wie Feigheit oder Hitzköpfig-
keit, Verhaltensweisen wie Hochmut, Aufgeblasenheit oder geckenhaftes Auftre-
ten, Unsauberkeit im wörtlichen und im übertragenen Sinne u.a.m. Insgesamt
bilden sie einen negativen Tugendspiegel. Wieviele abwertende Bezeichnungen

496
gibt es allein fiir die dumme, faule, träge, schwatzhafte, zänkische, geizige oder ver-
schwenderische, flatterhafte, liederliche oder unordentliche, dicke oder dürre usw.
Frau!’ Kann man von den Männern das Gleiche sagen? Es sieht so aus, als seien sie
auch auf diesem Gebiet (noch) sprachbeherrschend.

Wo wird am meisten geschimpft?

Exakte Untersuchungen über das „Schimpfverhalten“ bestimmter Personen und


Personengruppen gibt es meines Wissens nicht. Nach eigenen Erfahrungen scheint
mir das Auto der Ort zu sein, wo heute am häufigsten geschimpft wird, und zwar
aus folgenden Gründen: i. ist man im Auto meist allein und kann „sich gehen las-
sen“, 2, steht man als Fahrer im gesundheits-, ja lebensbedrohenden Verkehr unter
starkem psychischen Druck, der sich oft in verbalen ,Ausbrüchen“ entlädt, und 3.
hat man keine Möglichkeit, sich mit den anderen Verkehrsteilnehmern zu verstän-
digen. Neuerdings macht aber womöglich der Personalcomputer dem Auto Kon-
kurrenz, weil seine komplizierte Technik ihn nicht selten anders reagieren läßt, als
der Benutzer erwartet. Zum Schimpfen oder Beschimpfen provoziert außerdem
jede Gruppenbildung, die gewöhnlich mit dem Aufbau von „Feindbildern“ ein-
hergeht. Deshalb ist das gegenseitige Beschimpfen im politischen Leben gang und
gäbe, wenn auch nicht in der grobschlächtigen Weise, wie ich sie eingangs vorge-
führt habe. Je nach ideologischem Standpunkt kommen aber Ausdrücke wie rechts,
links, liberal (scheißliberal!) o.ä. durchaus einer Beschimpfung gleich, und es gibt
da noch sehr viel feinere Abstufungen.

Warum wird geschimpft?

Schimpfen ist die verbale Reaktion auf eine Frustration oder Versagung (wie es
Freud genannt hat) und insofern auch ein Abreagieren aufgestauten Ärgers, der
vielfältige Ursachen haben kann wie z.B. Mißgeschick, Enttäuschung, Unterlegen-
heitsgefuhle.
Diese „Dampfkessel-Theorie“, die besagt, daß Schimpfen die Folge eines psychi-
schen „Überdrucks“ ist, wird vielleicht nicht allen Beweggründen gerecht, aber sie
trifft sicherlich auf die Mehrzahl der Anlässe zum Schimpfen zu. Man kann natür-
lich auch jemanden beschimpfen, ohne verärgert zu sein - einfach deshalb, weil
man der Stärkere, Überlegene ist und Lust verspürt, den anderen zu verletzen oder
zu demütigen. Schimpfen dient in diesem Falle der Herabsetzung eines anderen
Menschen und ist weniger Ausdruck eines bestimmten Erregungszustandes. Das
Beispiel zeigt zugleich, daß das Schimpfverhalten auch von sozialen Bedingungen
abhängt. Es gibt Gesellschaften/Kulturen, in denen regelrechte Schimpfrituale
zwischen verfeindeten bzw. konkurrierenden Personen oder Gruppen ablaufen,
ohne daß ein besonderer psychischer Druck dahintersteht. Es geschieht gleichsam
mechanisch; man handelt so, um nicht „das Gesicht zu verlieren“ und die soziale

1. Siehe etwa Frei 1981 (1935).

497
Position nach außen und innen zu bestätigen und zu bestärken. Dies ist ein erster
Hinweis darauf, daß das Schimpfen kukurspezifisch ist, also von Kultur zu Kultur
variiert.

Schimpfen als Normverletzung

Mit jeder Beschimpfung verstößt man gegen die Regeln des „guten Benehmens“;
es ist ein Akt verbaler Aggression, mit dem man in den Intimbereich einer anderen
Person mehr oder weniger gewaltsam eingreift. Um diese Wirkung zu erreichen,
benutzt man Ausdrücke, die die Würde des anderen verletzen, und eben deshalb
greift man zu Vergleichen aus der Tierwelt oder zu Wörtern aus tabuisierten Be-
reichen wie der Religion (Kruzifixus!}, des Sexuallebens (Arschficker} oder des Fä-
kalischen (Verpiß dich, du Scheißkerl!}. Man handelt beim Schimpfen also
respektlos und unhöflich. Daher ist es verständlich, daß das Schimpfen gesell-
schaftlich verpönt ist und unter Umständen Sanktionen nach sich zieht. Die sozia-
le Einschätzung des Schimpfverhaltens zeigt sich z.B. darin, daß das Schimpfen als
„proletarisch“, als „Gassen- und Gossensprache“ galt und noch gilt, daß man in so-
zial höherstehenden, sogenannten gebildeten Kreisen das polternde Drauflos-
schimpfen meidet, und daß Mädchen eher dazu erzogen werden, Schimpfwörter
und Flüche zu unterdrücken. Es ist überdies ganz und gar nicht gleichgültig, wer
mit wem schimpft und schimpfen darf. Der Meister kann wohl zum Lehrling
(Azubi), der Lehrer zum Schüler, der Vater zum Kind ungestraft „Du alter Esel!“
oder „Du Faultier!“ sagen, in umgekehrter Richtung dürfte eine solche Äußerung
schlimme Folgen haben. Daraus läßt sich ableiten: Wer jemanden beschimpft, er-
hebt sich über ihn oder stellt sich ihm zumindest gleich.
Die Sanktionen für ungebührliches Verhalten wie das Schimpfen können sehr
unterschiedlich ausfallen, je nachdem, in welchem sozialen Verhältnis schimpfen-
de und beschimpfte Person zueinander stehen: Verwarnung, Prügel, Entlassung,
Liebesentzug u.a.m., und es gibt sogar schon Kataloge dafür, wie hoch das Bußgeld
für den Gebrauch von Bulle, Rindvieh, Hornochse, oder einer beleidigenden Geste
(Vogel-Zeigen, Stinkefinger) vor Gericht ausfällt.

Vom Schimpfwort zum Kosewort

Herbert Pfeiffer hat bereits im Vorwort zu diesem Buch auf eine psychologisch
und sprachwissenschaftlich interessante Erscheinung aufmerksam gemacht: die
„kosende Schelte“. Es ist in der Tat auf den ersten Blick verblüffend, wie nahe
Schimpfen und Kosen beieinanderliegen. Fratze beispielsweise ist zweifellos eine
beleidigende, abwertende Bezeichnung für ein Gesicht und die Person, zu der es
gehört, aber sobald man eine Verkleinerungsendung wie z.B. -chen oder-le(in) an-
hängt (Frätzchen, Frätzle; vgl. auch Scheißer: Scheißerchen, Scheißerle oder deutsch-
schweizerisch Hexe: Hexli), drückt das Wort zärtliche Gefühle aus. Ja, es genügt ein
„streichelndes“ Beiwort (süße, niedliche Fratze), und schon verliert die Aussage ih-
ren Schimpfcharakter. In der Österreichischen Form (der) Fratz ist das Wort bei
uns sogar zu einem richtigen Kosewort geworden (süßer, niedlicher Fratz, mein

498
Herzensfratz). Nach dieser Feststellung überrascht es nun vielleicht nicht mehr,
daß Bezeichnungen für Tiere, die im allgemeinen nicht besonders geschätzt wer-
den, wie etwa Ratte, Maus, Schnecke, Frosch, Affe, sowohl zur Beschimpfung wie
auch zum Kosen gebraucht werden. In gewissem Sinne haben wir es hier mit einer
Umkehrung der ironischen Rede, nämlich mit Lob durch Tadel statt Tadel durch
Lob zu tun, indem stark untertrieben wird, also aus den zur Verfügung stehenden
Ausdrücken ein stilistisch niederer oder gar der niederste ausgewählt wird. Ge-
meinsam ist dem Schimpfen wie dem Kosen die heftige Gemütsbewegung, die
psychische Angespanntheit, und das macht die Ausdrücke so ambivalent, d.h. in
gegensätzlichem Sinne anwendbar. Wir wissen ja auch, wie schnell Liebe in Haß
umschlagen kann und wie bei Haßliebe positive und negative Gefühle ineinander
übergehen. Vielleicht spielt bei diesen Kosewörtern letzten Endes auch eine gewis-
se besitzergreifende Aggressivität mit.

Der Schimpfname ab Ehrentitel

Auch das ist eine Möglichkeit, auf eine Beschimpfung zu reagieren: Man nimmt
das Wort an, indem man die mit ihm verbundene Wertung umkehrt und sich zu
dem bekennt, was mit dem Wort eigentlich kritisiert, angeprangert werden soll.
Man nimmt dem Schimpf- oder Spottwort damit gleichsam die Spitze und biegt
sie um zum Aufhänger für die eigenen Ideale. So hat z.B. der bekannte Altphilolo-
ge, Rhetoriker und Schriftsteller Walter Jens Vorjahren einmal in der Wochenzei-
tung d ie z e it ausdrücklich erklärt: „Ja, ich bin ein Scheißliberaler’“ Auch das Wort
Dissident kann in diktatorischen Systemen durchaus als Auszeichnung verstanden
werden. Nun sind freilich nicht Dissident und erst recht nicht Scheißliberaler damit
schon zu „normalen“, stilistisch neutralen Bezeichnungen geworden. In anderen
Fällen ist dies jedoch geschehen, z.B. bei den Wörtern Pietist, Purist, Impressionist,
Barock und - Christ. Ursprünglich waren dies Wörter der Ausgrenzung. Wie mit
dem Finger zeigte man mit ihnen auf Verachtenswertes, zu Verabscheuendes, bis
das Selbstbewußtsein der so Bezeichneten und gewandelte Werrvorsteliungen/Ein-
schätzungen in der Gesellschaft die negativen Konnotationen der Wörter verblas-
sen ließen.

Schimpfen hier und anderswo

Das Schimpfen gehört ganz gewiß zur „Grundausstattung“ des animal loquens, des
sprechenden Wesens. Es ist zutiefst verbunden mit unserer Existenz, mit Angriff
und Verteidigung nach außen und der stets gefährdeten Positionierung des einzel-
nen in der sozialen Ordnung und bricht deshalb in extremen Situationen selbst bei
abgeklärtesten Geistern durch. Wenn wir von jemandem sagen, er schimpfe wie ein
Rohrspatz, dann ist diese Interpretation der Tierlaute sicherlich falsch, zumindest
zu summarisch, aber daß auch Tiere „zetern“ können, ist unbestreitbar, weil die
Ursache - der Affekt - und der Zweck im Kern identisch sind. Wir Menschen ha-
ben nur die zusätzliche Möglichkeit, unseren Gefühlen sprachlichen Ausdruck zu
verleihen. So aber wie menschliche Gesellschaften, Kulturen und Sprachen ver-

499
schieden sind, so ist auch das sprachliche Schimpfen nicht überall gleich. In einer
Gesellschaft, in der das Kamel oder das Rind hochgeschätzt oder verehrt werden -
in der arabischen Wüste bzw. in Indien wird man die entsprechenden Tierbe-
zeichnungen kaum als Schimpfwörter benutzen. Es ist deshalb eigentlich sehr
merkwürdig und müßte noch geklärt werden, wieso Hund’im. Deutschen zu einem
starken Schimpfwort werden konnte, obwohl der Hund als der Deutschen liebstes
Haustier gilt.1 Wofür die jeweilige Tierbezeichnung steht - für Dummheit, Träg-
heit, Unsauberkeit, Verschlagenheit usw. — > auch das ist wahrscheinlich kukurab-
hängig und von Sprache zu Sprache ein wenig anders. Erst recht gilt dies für
Bezeichnungen von Tieren, die im Lebensraum eines Volkes gar nicht vorkom-
men. Kamel und Trampeltier (Dromedar) trifft man bei uns zwar nur in Zoos und
Zirkussen an, doch sie sind immerhin seit langem bekannt. Wenn man aber im
Deutschen jemand mit Coyote beschimpft, ist das eigentlich eher ein Bildungszitat
aus der Literatur (Karl May).
Ein anderer kulturspezifischer Unterschied besteht in der Bevorzugung von
Schimpfwörtern aus dem religiösen oder andererseits dem sexuellen und dem fä-
kalischen Bereich. Nach Franz Kieners Beobachtungen (Kiener 1971, 1983) neigt
man z.B. in katholischen Gebieten Bayerns eher zur ersten Gruppe, im Protestan-
tisch-Fränkischen dagegen eher zur zweiten. Inwieweit diese Feststellungen verall-
gemeinert werden und über Deutschland hinaus Gültigkeit beanspruchen können,
wäre noch zu prüfen.
Schließlich möchte ich noch daran erinnern, daß es Unterschiede gibt, je nach-
dem, ob man jemanden als individuelles Wesen beschimpft oder als Teil der Fa-
milie oder der Sippe (»Du Hurensohn!" - »Du Tochter eines!einer In
indianischen Sprachen und im Türkischen ist letzteres verbreitet und kann weit-
reichende Folgen haben, weil damit der ganze Familienverband und nicht nur die
einzelne Person beleidigt wird.

Ausblick

Die Übersicht hat hoffentlich deutlich gemacht, wieviele Aspekte und Facetten das
Schimpfen einem aufmerksamen Beobachter zu bieten hat. Psychologie, Soziologie,
Ethnologie, Geistes- und Kulturgeschichte sowie Sprachwissenschaft finden hier ei-
nen reich gedeckten Tisch! Aus sprachwissenschaftlicher Sicht fehlt es meiner Mei-
nung nach noch an detaillierten Untersuchungen zur Systematik der sprachlichen
Mittel, die fiir Schimpfwörter und andere Formen der Schimpfrede - in oftmals
höchst kreativer Weise - eingesetzt werden, und ihrer Verwendungsmöglichkeiten
(Onomasiologie) sowie zur Geschichte einzelner Ausdrücke (ich erinnere an das
weiter oben erwähnte Beispiel Hund) oder größerer (Schimpf)wortgruppen oder
-felder. Auch zur Frage, wie Kinder Schimpfwörter lernen und gebrauchen oder
wieweit man im Fremdsprachenunterricht auch das „richtige“ Schimpfen in der

1. Es gibt einen Versuch, den Gebrauch von Tierschimpfwörtern psychoanalytisch zu


deuten (Leach 1964); er erscheint mir jedoch als wenig überzeugend, und deshalb gehe ich
hier nicht darauf ein.

500
Fremdsprache behandeln sollte, gibt es kaum wissenschaftliche Arbeiten.1 Zwar lie-
gen viele Schimpfwörtersammlungen vor, aber sie stellen meist keine höheren An-
sprüche an die sprachwissenschaftliche Darstellung und dienen überwiegend der
Unterhaltung. Auch Wörterbücher wie das hier vorliegende können die wissen-
schaftliche Analyse nicht ersetzen; doch sie stellen das Material bereit und können
vielfältige Anregungen geben.

Wilfried Seibicke, Heidelberg

1. Ein Forum für die Erörterung solcher Fragen ist die von Reinhold Aman in den USA
herausgegebene Zeitschrift m a l e d ic t a (s . das Literaturverzeichnis).

501
Bibliographie

Ausgangspunkt des folgenden dreiteiligen Literaturverzeichnisses war eine Liste


von Wilfried Seibicke, der auch das Nachwort zu diesem Buch beigesteuert hat.
Vollständigkeit war nur hinsichtlich der deutschsprachigen Schimpfwörterbücher
angestrebt. Sicherlich gibt es weitere einschlägige Quellen und weitere Forschungs-
literatur, etwa zu einzelnen Schimpfwörtern, zu juristischen, linguistischen oder
psychologischen Aspekten des Schimpfwortgebrauchs.

Fremdsprachliche Schimpfwörterbücher sind nur durch ein paar Beispiele vertre-


ten. Vor allem für die Belege wurden einige Zeitungen und Zeitschriften unsyste-
matisch ausgewertet, und zwar hauptsächlich f r a n k f u r t e r Ru n d s c h a u ,
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, TAGESSPIEGEL,
We l t w o c h e , z e it und s pie g e l in den Jahren 1991 bis 96. Die hier aufgefuhrten
deutschen Schimpfwörterbücher sind von sehr unterschiedlicher Qualität. Es wird
viel abgeschrieben. Ausgezeichnet sind die Arbeiten von Maas (Nürnberg), Löt-
scher (Schweiz), Aman (Bayern, Österreich), Koch (Rheinhessen).

Deutsche Schimpfwörterbücher und -kalender

Ahn, Heinz: Kenne hat sech selvs jemaht. Schimpf- und Scheltworte, Neck-, Spitz-, Spott-
und Scherznamen, Worte des Bedauerns und des Mitleids sowie Kosenamen / gehört,
gelesen, gesammelt und auf Düsseldorfer Platt erläutert von Heinz Ahn. Düsseldorf:
Grupello, 1994
Altenkirch, Gunter: Moselfränkisches Schimpfwörter-Lexikon für Saarländer. Schimpf-,
Spott- und Necknamen im Saarland unter der besonderen Berücksichtigung der mo-
selfränkischen Wörter und deren Ausbreitung im rheinfränkischen Sprachraum. Dil-
lingen u.a.: Queisser, 1981.
Aman, Reinhold: Bayrisch-österreichisches Schimpfwörterbuch. München: Süddeutscher
Verlag, 1973.
Ders.: Dr. Aman’s Insult Calendar. Waukesha, USA: Maledicta Press, 1973,1974.
Bauer, Karl Werner: Trierische Schimpfwörter. Aufgelesen und illustriert von Karl Werner
Bauer. Trier: Günther, 1982.
Binder, Brigitte: Saggradi! (Die originellsten bayerischen Schimpfwörter von A-Z.) Mün-
chen: Compact, 1992.
Brenneisen, Wolfgang: So schimpft dr Schwöb. München: Tomus, 1995.
Bungert, Gerhard: Graad selääds. Schimpfwörter auf „pälzisch“ von Affearsch bis Zoddel-
bock. Kaiserslautern: Gondrom, 1985.
Dcrs.: Graad selääds. Schimpfwörter auf saarländisch von AfFezibbel bis Zewegriwwler.
(Lebach): Queisser, 1983 (5. Aufl.).

502
Burk, Brigitte: Schwäbisch gschimpft. Dreckere Wörter ond Spruch von A bis Z. Frankfurt
a.M.: Eichborn, 1993.
Conrath, Karl: Spitznamen wie Maulschellen. Über 600 moselfränkische Schimpfnamen.
Gießen: Schmitz, 1978.
Constantin, Theodor: Das neue Berliner Schimpfwörter-Buch. Berlin: Haude & Spener,
1988.
Ders.: Sachsen — wie es schimpft. Berlin: Haude & Spener, 1992.
Creutz, Gottfried: Aachener Schimpfwörter, Schmusenamen und Redensarten. Aachen:
Helios, 1995.
Dcngl, D.: Niederbayerische Schimpfnamen. Malching, 1964 (Typoskript).
Deutsches Schimpfwörterbuch oder die Schimpfwörter der Deutschen. Zum allgemeinen
Nutzen gesammelt und alphabetisch geordnet, nebst einer Vorvor-, Vor- und Nachre-
de, von Mir. Selbst, (d.i. Lorenz von Pansner). Arnstadt: F. Meinhardt, 1839.
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517
Personenregister

Bassermann, Friedrich Daniel 38


A Baum, Gerhart-Rudolf 22
Abelein, Manfred 424, 439 Beaumarchais, P. A. C. de 117
Abraham a Sancta Clara 66, 84, 322 Becher, Johannes R. 168, 331
Abraham, Manfred. 306 Beckenbauer, Franz 310
Abron 11 Becker, Alois 299
Achternbusch, Herbert 172 Becker, Boris 83, 291
Ackermann, Eduard 235 Beckett, Samuel 434
Adenauer, Konrad 254, 448 Beer, Johann 132
Adorno, Theodor W. 357 Beethoven, Ludwig van 208
Ahlsen, Leopold 389 Beltz, Matthias 287
Albers, Hans 181 Belzner, Emil 140
Albrecht, Ernst 414 Benn, Gottfried 106,107,184 229,403,452
Ali, Muhammad 154 Bering, Dietz 190
Allen, Woody 171, 253, 408 Berlusconi, Silvio 130,188, 259, 277, 471
Altenburg, Matthias 350 Bernhard, Thomas 85, 361, 373, 388
Althammer, Walter 477 Bernstein, Leonard 471
Alxinger, Johann Babtist 364 Biedenkopf, Kurt 69
Aman, Reinhold 64, 313, 322, 341 Bieler, Manfred 121, 209
Amling, Max 74 Bierce, Ambrose 47, 96, 114
Andersen, Hans Christian 167, 323 Biermann, Wolf 72, 75, 80,114 196, 217,
Anzengruber, Ludwig 468 219,231,269,278,371,379,383,415,43$,
Artmann, H. C. 156 447» 459
Äsop 105 Biolek, Alfred 441
Auerbach, Berthold 224 Bismarck, Otto von 9, 53,113,163,197,207,
Augstein, Rudolf 72,157, 246, 300, 389, 339» 415’473
443> 4^5 Bittner, Wolfgang 77
Bjorneboe, Jens 188, 479
Blank, Theodor 408
Bleibtreu, Karl 428

B Bloch, Ernst 317


Blüm, Norbert 57, 74, 77,103,139,157,
Baal, Karin 161 264, 267, 338, 407
Bachmann, Ingeborg 156 Blumenthal, Oscar 147, 423, 452
Bahr, Egon 24 Bohl, Friedrich 180, 271
Balcon, M. 238 Bohley, Bärbel 409, 422
Bangemann, Martin 80, 408 Böll, Heinrich 189, 350, 422
Baring, Arnulf 239 Boller, Ralph 20
Barrds, Maurice 160 Borchardt, Rudolf 342
Bartoszewicz, Kazimierz 317 Borell, Claude 177
Barzel, Rainer 288, 304 Bormann, Edwin 286
Basler, Mario 84, 214, 250 Börne, Ludwig 323, 342

518
Bornemann, Ernest 263, 409 Chirac, Jacques 71,134
Börner, Holger 72,157 Chomeini, R> M. 14
Bötsch, Wolfgang 207 Christo 341
Bötriger, Helmut 214 Churchill, Winston S. 19
Boycott, Ch. C. 60 Cicero 170, 248
Brandt, Willy 103,175,225, 260, 443 Cijunelis, Margret 202
Brant, Sebastian 153, 370, 404, 406, 435 Claudius, Matthias 232
Brasch, Thomas 241 Clinton, Bill 395,472
Brecht, Bertolt 49,150,163,194, 324, 352, Cochläus, Johannes 347
434, 479 Cogniard, Charles Theodore und Jean
Breitner, Paul 154 Hippolyte 72
Brcker, Arno 275 Cohn-Bendit, Daniel 22
Brennert, Hans 27, 340 Conradi, Peter 404
Brezan, Jurij 191 Cooper, James Fenimore 168, 248
Broch, Hermann 179 Corbucci, Sergio 84
Broder, Henryk M. 287 Coverdale, David 225
Brüderle, Rainer 14 62, 276
Brutus, Marcus Junius 64
Buber, Martin 199
Bubis, Ignaz 60
Buchholz, Horst 161 D
Bückler, Johann 365 Dali, Salvador 141
Budde, Johann Franz 280 Dampf, Hans 165
Bukowski, Charles 83 Danella, Utta 125
Bunuel, Luis 28 Darwin, Charles 12
Burdick, Eugene 167 Davis, Miles 101, 280
Bürger, Gottfried August 63, 69,122, 282, Dedekind, Friedrich 153
448, 449, 453 Defregger, Franz von 352
Burgess, Anthony 72 Degener, Volker W. 105
Burroughs, E. R. 424 Degenhardt, Franz Josef 375
Burroughs, William S. 226 Dehmel, Richard 42
Busch, Wilhelm 35, 59,118, 164 219, 300, Deix, Manfred 436
371, 442, 443, 474 Deschner, Karlheinz 140,188, 362, 405,
Buttlar, Johannes Freiherr von 406 457. 479
Dickens, Charles 171
Diepgen, Eberhard 224
Dietrich, Christian 334

c
Caesar 64
Dietrich, Marlene 52, 367
Döbler, Katharina 146
Döblin, Alfred 168, 179, 331
Canetti, Elias 187, 200 Doderer, Heimito von 129, 159, 246
Capote, Truman 146, 398 Doering, Moritz 128
Carstens, Karl 450 Dolfs, Harun 278
Carstensen, Broder 110 Dönnigcs, Helene von 269
Casanova, Giovanni Giacomo 71 Dorn, H. 386, 403
Castro, Fidel 71 Dorst, Tankred 82
Catilina, Lucius Sergius 207 Dregger, Alfred 83, 84, 361, 467
Celine, Louis-Ferdinand 303, 479 Drewermann, Eugen 339, 434
Cervantes Saavedra, Miguel de 85, 91, 344 Droste, Wiglaf 201
Chamisso, Adalbert von 370 Duden, Konrad 395
Chiavacci, Vinzenz 12 Duerr, Hans Peter 395

519
Dühring, Karl Eugen 154 Ferges, Peter 410
Dumas, Alexandre 78, 288 Feuillades, Louis 446
Dundes, Alan 362 Feyerabend, Paul 49, 395
Dürer, Albrecht 375 Fichte, Johann Gottlieb 117, 397, 465
Dürrenmatt, Friedrich 316 Fienhold, Wolfgang 359
Dusch, Johann Jakob 361 Fischer joschka 22, 57,75,96,131,212, 259,
Dutschke, Rudi 251 338, 339, 344, 406, 430
Dyba, Johannes 340 Flaubert, Gustave 300
Fleissner, Herbert 340
Fokine, M. 411
Fontane, Theodor 316, 467
Foreman, George 316
E Forst, Willi 42
Eastwood, Clint 262 Franck, Sebastian 478
Ebner-Eschenbach, Marie von 240, 291, Franco, Francisco 129
308 Franz Joseph I. 77,109,145, 394, 429
Effenberg, Stefan 294 Freud, Sigmund 175
Ehmke, Horst 57, 90, 239 Freytag, Gustav 375, 469
Eichel, Hans 54 Fridell, Egon 206
Eichendorff, Joseph Freiherr von 117, 370 Friedmann, Michel 374
Eilers, Elfriede 299 Friedrich II. 202
Einstein, Albert 99, 265 Friedrich Wilhelm IV. 339
Eisen bar th, Johann A. 84 Friedrich, Caspar David 102
Eisenhauer, Gregor 109 Friedrich, W. 22$
Ekberg, Anita 263 Fries, Jakob Friedrich 226
Engelmann, Bernd 374 Frisch, Max 48, 68, 122, 273
Engels, Friedrich 60,188, 269, 446 Fröbe, Gert 300
Engholm, Björn 431, 475 Fulda, Ludwig 444
Enzensberger, Hans Magnus 28, 80, 200, Fussenegger, Gertrud 215
276, 395, 426, 463
Epikur 102
Erhard, Ludwig 156, 314, 365, 441
Erhardt, Heinz 169
Erne, Nino 468 G
Eschkol, Levi 156 Gandhi, Mahatma 134
Eulenspiegel, Till 106 Gansel, Norbert 275, 413
Eylmann, Horst 275 Gauweiler, Peter 97, 249, 253
Geerken, Hartmut 419
Geibel, Emanuel 52
Geissendörfer, Hans W. 283
Geißler, Heiner 72, 96,104,146,175, 315,
F 33^ 375» 431
Fajfr, Karel 429 Gellert, Christian Fürchtegott 234
Falk, Johann Daniel 478 Genscher, Hans Friedrich 475
Fallada, Hans 45,58,135,148, 207,448,472 George, Stefan 424
Faulkner, William 434 Gerhardt, Tom 324, 402
Feilcke, Jochen 331, 344 Gerhardt, Wolfgang 51
Felix, Kurt 357 Germanikus 420
Fellini, Federico 303, 471 Gernhardt, Robert 275, 288, 372
Fels, Ludwig 176 Gerster, Johannes 118, 271, 278, 368, 408
Fendrich, Rainhard 84, 259, 399 Ghaddafi, Mohammed 393

520
Gide, Andre 107
Giordano, Ralph 128 H
Glas, Uschi 43, 473 Habe, Hans 375
Glotz, Peter 277, 462 Habermann 237
Goebbels, Joseph 19, 27, 49,56,142,149, Habermas, Jürgen 78, 251, 395, 465, 471
i8o, 190,191, 243, 270, 271, 289, 374, Hackethal, Julius 101
384,440 Hacks, Peter 270, 352
Goedeke, Karl Ludwig 398 Hagedorn, Friedrich von 282
Goethe, Johann Wolfgang von 14, 26, 31, Haider, Jörg 78, 426, 450
36, 37, 64, 72, 82, 94, 96, IOI, 106,120, Hamerling, Robert 188
136,138,139, 151,152, 159,160,164,165, Hamm. Peter 303
184, 219, 232, 246, 252, 256, 270, 292, Handke, Peter 22, 29, 31, 45, 83, 95,100,
3H, 333» 339» 35^.361,363,375,396,406, 123,148,182,196, 208, 223, 240, 290,
4U. 417. 430, 444 477 415. 431» 434 464
Goetz, Reinald 122, 350 Hanks, Tom 54
Goldt, Max 101 Hans Adam II. 15$
Gorbatschow, Michail 23 Harden, Maximilian 428
Gotter, Friedrich Wilhelm 374 Hardy, Oliver 80
Gottschalk, Thomas 304, 414 Harich, Wolfgang 317
Grabbe, Christian Dietrich 334 Haringer, Jakob 26, 173, 183, 354
Graf, Oskar Maria 371 Härtling, Alfred 67
Graf, Peter 165 Hauff, Volker 251
Graf, Steffi 72 Hauff, Wilhelm 440
Graff, Sigmund 265 Haug, Friedrich 97
Grasel 151 Hauptmann, Gerhart 37, 53, 25$, 285, 368,
Grass, Günter 16, 18, 80, 190, 269, 348, 380 386, 436
Gregor-Dellin, Martin 36 Hauser, Karlheinz 90,135
Grillparzer, Franz 11, 65, 74, 219, 385, 418, Haußmann, Leander 64
426, 463 Hecker, Klaus 69
Grimm, Jacob und Wilhelm 62, 91 Heeremann, Constantin Freiherr von 251
Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel Hegel, Friedrich Wilhelm 201, 226, 291,
von 62,103, 253, 400, 407, 453 361,446, 448
Grob, Burkhard 19 Heidenreich, Elke 473
Grosz, George 314 Heine, Heinrich 78,101,195, 219, 344, 352,
Grünbeck, Josef 321, 404 382, 406, 457, 459
Grünbein, Durs 106 Heinrich, Leuthold 263
Gründgens, Gustaf 275 Heitmann, Steffen 15, 300, 328
Grzimek, Bernhard 13 Henckell, Karl 252
Guggenheim, Peggy 154 Henscheid, Eckhard 78, 218, 275,463,465,
Guibert, Herve 85, 373 471
Gulbransson, Olaf 106 Herder, C. 401
Günther, Agnes 391 Herder, Johann Gottfried 160
Günther, Johann Christian 313, 406 Hermann, Peter 356
Gutzkow, Karl 4.36 Hermlin, Stephan 405
Gysi, Gregor 219, 300, 369, 371, 382, 409, Hermsdorf, Hans 89
421, 447 Herostratos 173
Herrmann, Horst 286
Herwegh, Georg 79
Herzog, Roman 279
Hesse, Hermann 157, 403
Heym, Stefan 81,114 219, 422

521
Heyse, Paul von 13, 82, 232
Hielscher, Martin 98
Hildebrandt, Dieter 307
J
Jacob, Heinrich Eduard 352
Hiller, Kurt 14,143,161, 299, 362, 442, 477 Jacobi, Friedrich Heinrich 136, 397
Hillern, Wilhelmine von 137 Jagger, Bianca 195, 452
Hilsenrath, Edgar 196 Jagger, Mick 452
Hindemith, Paul 196 Jahn, Friedrich Ludwig 246, 474
Hinsken, Ernst 142 Jahnn, Hans Henny 97
Hippokrates 73, 312 Jannings, Emil 52
Hirsch, Burkhard 22, 453 Jelinek, Elfriede 463
Hitler, Adolf 20, 24, 63,102,153,179, 262, Jelzin, Boris 23, 331
296, 302, 337, 442 Jenninger, Philipp 149, 450
Hochhuth, Rolf 189, 314 Jens, Tilman 379
Hoeneß, Uli 269 Jens, Walter 197, 379
Hoffmann, E. T. A. 457 Jesus Christus 14, 22,109,126, 286, 302,
Hoffmann, Heinrich 77,341,417,421,469, 358, 37b 443» 473
472 Jewtuschenko, Jewgenij 84
Hoffmann, Hilmar 156 Johnson, Uwe 80
Hoffmann von Fallersleben, Heinrich 78, Jolson, Al 400
91, 311, 479 Juhnke, Harald 130, 372
Hofmannsthal, Hugo von 183 Jung, Edgar 440
Hohmann, Joachim S. 92 Jünger, Ernst 384, 461
Holberg, Ludwig 203 Jungk, Robert 426
Hölderlin, Friedrich 72
Hollein, Hans 341
Holm, Hendrik 421
Holstein, Friedrich August von 53
Holtei, Karl von 96
K
Hölty, Ludwig Heinrich Christoph 436 Kaiser, Georg 127
Homer 74, 325, 328 Kaleko, Mascha 202
Honecker, Erich 152 Kalisch, David 272, 467
Hornby, Leslie 439 Kalkofe, Oliver 318
Hörnle, Edwin 410 Kansy, Dietmar 149, 273
Horvath, Ödön von 34, 458 Kant, Hermann 130, 407
Horx, Matthias 20, 470 Kant, Immanuel 116,136,138,234,274,401,
Hoven, Adrian 315 449» 4^5» 474
Hrdlicka, Alfred 80, 287, 415, 435 Kandier, Manfred 395
Huber, Erwin 146,183, 332 Kantorowicz, Alfred 89, 91
Hussein, Saddam 153 Karadzic, Radovan 18, 31, 232, 457
Karajan, Herbert von 275
Karasholi, Adel 107
Kaschoggi, Adnan 277
I Kastner, Erich 178, 233
Keitel, Wilhelm 153
Ibsen, Henrik 418 Keller, Gottfried 68
Imhof, Isabelle 125 Kelly, Petra Karin 15, 31
Immermann, Karl Leberecht 53,102, 384, Kempowski, Walter 10,18,127,142
472 , Kennedy, John F. 173
Ivanisevic, Goran 59 Kessler, Harry Graf 352
Kesting, Hanjo 327
Kiesl, Erich 155

522
Kilb, Andreas 83 Lancester, Burt 167
Kind, Johann Friedrich 59, 443 Landau, Franz 466
Kinkel, Klaus 29,102, 212, 239, 254, 279, Langbein, Ernst 244
475 Lange, Friedrich Albert 392
Kippenberg, Anton 399 Lanner, Josef 109
Kirch, Leo 277 Lasker, Eduard 9
Kirst, Hans Hellmut 31, 67,135, 222 Lassalle, Ferdinand 269
Kittelmann, Peter 312 Laurel, Stan 80
Klein, Yves 372 Lederer, William 167
Kleinert, Detlef 87, 278 Lehar, Franz 257
Klcrk, Frederic Willem de 100 Lenau, Nikolaus 330, 442
Klier, Freya 409 Lendl, Ivan 291
Klose, Hans-Ulrich 273 Lenin, Wladimir L 190, 200
Klotz, Ernst 384 Leppich, Johannes 20$, 264
Knef, Hildegard 421 Lessing, Gotthold Ephraim 11, 20, 30, 45,
Kogel, Fred 134 136, 214, 232, 459
Kohl, Helmut 20, 23, 50, 65, 81, 85,104 Lettau, Reinhard 116
147,153,168,189, 234, 238, 239, 246, Leuthold, Heinrich 264
254, 264, 296, 297, 300, 305, 326, 328, Lewis, Jerry 152
357, 382, 387, 401, 433, 438, 476, 478 Lewis, Sinclair 33
Kolb, Annette 143 Lichtenberg, Georg Christoph 13, 28, 406
Ko Ile, Oswalt 33 Liessmann, Paul 107
Königs, Ralph 260 Liliencron, Detlev von 236
Koschwitz, Thomas 263, 273 Lind, Hera 465
Kotzebue, August von 60, 228 Lindau, Paul 342
Krämer-Badoni, Rudolf 457 Lindenberg, Udo 20, 27, 33, 296
Kraus, Karl 14, 36, 47, 50, 77, 88, 93, 109, Litfaß, Ernst 456
145,195, 211,342, 371,394,429,440,442 Loest, Erich 161
Kreisky, Bruno 471 Löffler, Sigrid 463
Krenz, Egon 196, 460, 461 Logau, Friedrich von 237
Kresnik, Johann 275 Lollobrigida, Gina 253
Kreuder, Ernst 457 Löns, Hermann 72, 287
Kr oetz, Franz Xaver 98, 463, 466 Lortzing, Albert 438
Kronawitter, Georg 365 Lötscher, Andreas 358
Krüger, Mike 412 Lucullus 255
Krupp, Alfred 203 Ludendorff, Erich 166
Kubrick, Stanley 84 Ludwig II. 403
Kuby, Erich 442 Lukacs, Georg 317
Kugelmann, L. 392 Lüpertz, Markus 227, 267
Kujau, Konrad 218, 287 Luther, Martin 39, 79,103, 142,153, 199,
Küpper, Heinz 214, 252 200, 241, 246, 298, 347, 350, 351, 354,
Küppersbusch, Friedrich 216, 453 383, 392, 405, 424, 426, 440, 442, 462,
Kutzmutz, Rolf 382 468, 477
Lynen, Adam R. 170, 203

L
Ladendorf, Otto 22, 36,180, 201
M
Lafontaine, Oskar 14,103, 273, 389, 431 Maas, Herbert 271
Lambsdorff, Otto Graf 31, 217, 326 Machiavelli, Niccolo 259

523
Mackeben, Theo 42 Müller, Heiner 252
Mann, Heinrich 52, 302, 388, 445 Müller, Inge 252
Mann, Klaus 141, 222 Müller, Ludwig 24, 226
Mann, Thomas 49, 56,103,155,191, 333, Müller-Mees, Elke 335
357, 388, 403 Müller-Thurau, Claus Peter 379, 399
Manuel, Niklaus 208 Münchhausen, Freiherr von 255, 282
Mao Tse-Tung 303,445 Murdoch, Rupert Keith 277
Maron, Monika 464 Murner, Thomas 100, 290
Marr, Wilhelm 22 Musil, Robert 94,103
Marx, Kari 108,188, 269,392, 446 Mussolini, Benito 388
Maske, Henry 21,168,180, 380
Matthäus, Lothar 214
Matthäus-Maier, Ingrid 314
Maupassant, Guy de 42
Mauthner, Fritz 375, 473
N
Mautner, Franz H. 287 Nabokov, Vladimir 252
May, Karl 132, 302, 399 Napoleon I. 468
Maybach, Christiane 315 Naumann, Bernd 95
Mayer-Vorfelder, Gerhard 408, 410 Naumann, Friedrich 287
Means, Russell 68 Nefflen, Johannes 158
Mehring, Walter 80, 91, 442 Nenning, Günther 240, 384, 411, 426
Meiser, Hans 165 Nero 289
Meisl, Karl 109 Nero, Franco 84
Memmel, Linus 89 Nestroy, Johann Nepomuk 256, 379, 449
Merkel, Angela 332 Neumaier, Eduard 99
Merkel, Max 357 Newton, Helmut 28
Meyrink, Gustav 244, 479 Nicolai, Otto 110
Meysel, Inge 283 Nicolay, L. H. von 281
Mielke, Erich 60, 64 Niebergall, Ernst Elias 92
Miller, Johann Martin 45 Niekisch, Ernst 116,133
Milosevic, Slobodan 232 Niethammer, D. L 226
Mitscherlich, Alexander 28 Nietzsche, Friedrich 49, 54,116,154,173,
Mladic, Ratko 457 174,178,182, 201, 234, 272, 279, 440,
Mohr, Johann Jakob 361 479
Mola Vidal, Emilio 129 Nin, Anats 320
Moli^re, Jean-Baptiste 99,102,166, 273, Noack, Paul 95
280, 281, 424 Noll, Ingrid 20
Möllemann, Jürgen 51, 72,195, 310, 389,
465
Mommer, Karl 203
More, Thomas 445
Morgenstern, Christian 72,132,173, 200
Morre, Karl 294
o
Oberländer, Adolf 214
Moser, Hans 294 Ogger, Günter 338
Moses 279 Opaschewski, Horst 240
Moshammer, Rudolph 364 Oppenheim, Heinrich Bernhard 207
Mozart, Wolfgang Amadeus 116, 117,185, Orwell, George 444
358 Oschlies, Wolf 167
Mühsam, Erich 103,138,142, 257, 342, 390 Ossietzky, Carl von 94
Müller, Alfons Fridolin 246, 250 Ossowski, Leonie 37, 473
Müller, Friedrich 243 Oswald, Lee Harvey 173

524
p Reich-Ranicki, Marcel 18, 35, 43, 45,165,
169,189, 304,310, 318, 325,405,407, 415
Papentrigk, Benno 280, 341, 399 Remarque, Erich Maria 42,139, 197, 282,
Paracelsus 419 319, 360
Paradis, Vanessa 49 Renner, Heinz 192, 239
Parnass, Peggy 134 Reuter, Christian 329, 363, 367
Paul, Jean 61, 182, 228, 274, 338, 392, 446 Reuter, Fritz 320
Paulus II, 30, 109 Rexrodt, Günter 245
Pawlowa, Anna 411 Richter, Hans Werner 74
Perinet, Joachim 172 Riedl, Erich 119
Perrin, Elula 83 Riefenstahl, Leni 27$
Petrus 308 Ringelnatz, Joachim 243, 367
Pfau, Ludwig 48 Ringsgwandl, Georg 455
Pfeffel, Gottlieb Conrad 105 Rinser, Luise 437
Pfeiffer, Christoph Ludwig 182 Rocchigiani, Graciano 21, 34
Phaedrus 29 Röhm, Ernst 177
Picasso, Pablo 314 Rommel, Erwin 161
Pilgrim, Volker Elis 34 Rommel, Manfred 175
Pius IV. 59 Rönsch, Hannelore 283
Placen, August von 459, 468 Rosegger, Peter 161, 220
Platon 235 Roth, Joseph 424
Plautus 272 Roth, Wolfgang 72,167, 438
Plinius 248 Rothemund, Helmut 266
Poggio Bracciolini, G. F. 234 Rowohlt, Harry 289, 342
Pohrt, Wolfgang 12 Rückert, Friedrich 185, 285, 396
Pop, [ggy 333, 349 Rudolph, Claude-Oliver 403
Pötzl, Eduard 147 Rüge, Arnold 82
Presley, Elvis 175 Rühe, Volker 72, 138, 148, 225, 349
Preusse, Georg 307 Rühmkorf, Peter 165, 208, 296, 386, 431,
Proust, Marcel 92 438, 463, 468
Rushdie, Salman 163
Rüttgers, Jürgen 110

Q
Quisling, V. 332
s
Sachs, Hans 37, 355, 362, 434, 442
Sade, Marquis de 351
Sand, George 234, 272
R Sane, Souleyman 292
Raab, Stefan 227 Schäfer 48, 197
Raabe, Wilhelm 233 Scharping, Rudolf 85,106,110,112,129,
Raddatz, Fritz J. 106 3*5, 348
Raimund, Ferdinand 336 Scharrenbroich, Heribert 206
Randow, Thomas von 276 Schäuble, Wolfgang 6$, 220, 252, 302, 314,
Ranke-Heinemann, Uta 236, 249 401, 450
Rathcnau, Walther 103 Scheerbart, Paul 17, 374
Rau, Johannes 128, 201 ’ Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph 82,
Reagan, Ronald 21, 75, 335 182, 397
Rebmann, Georg Friedrich 30 Scheuch, Erwin K. 71

525
Schiller, Friedrich 64, 90, 93,100,107,125, Senakowsky, Wladimir 39
130,187,194, 196, 261, 279, 300, 322, Sergei, Albert 82
333, 359, 3<So> 38b 384» 393, 399> 4*0» 4*5 Seume, Johann Gottfried 450, 469
Schiller, Karl 203 Shakespeare, William 171, 201, 203, 345,
Schily, Otto 149, 273 396, 452
Schirinowski, Wladimir 167,179,189,264, Sharif, Omar 238
333» 475 Shelley, Mary W. 123
Schlegel, August Wilhelm 171, 430 Shrapnel, Henry 381
Schlesinger, John 27 Simenon, Georges 467
Schmalbrock, Gerd 110 Simmel, Johannes Mario 255, 375, 406
Schmidt, Alfred Paul 339 Sinatra, Frank 130
Schmidt, Arno 64,299, 443 Sinnen, Hella von 456
Schmidt, Harald 25, 299 Smith, Adam 228
Schmidt, Helmut 29,114,183,297,328,361, Sobota, Heinz 273
377> 384 Sokrates 470
Schmidt, Renate 411 Solanas, Valerie 274
Schmitt-Vockenhausen, Hermann 304 Solms, Hermann Otto 413
Schneider, Helge 178 Sommer, Theo 64
Schneider, Jürgen 29, 40, 317 Spangenberg, Cyriacus 58
Schneider, Peter 22 Späth, Lothar 224, 276
Schneider, Rolf 85 Specht, Christian 167, 180
Schnurre, Wolfdietrich 112 Speer, Albert 205
Schoeps, Hans-Joachim 312 Spielberg, Steven 83
Scholem, Gershom 199 Spöri, Dieter 142
Schölern, Werner 199 Springer, Axel 250, 30$
Schönbohm, Wulf 77 Stahl, Alexander von 450
Schönerer, Georg Ritter von 200 Stalin, Josef W. 75, 231, 408
Schönfeld, Eike 12 Staller, Ilona 293
Schönherr, Karl 460 Stallone, Sylvester 292, 335
Schönhuber, Franz 60, in, 447, 461 Stein, Uli 156, 460
Schopenhauer, Arthur 116,168,184, 201, Steiner, Paul 292
206, 215, 291, 311, 361, 369, 428, 448, Steinwachs, Ginka 419
459» 465 Stern, Horst 155
Schrader, Julie 71 Sternberger, Dolf 443
Schreinemakers, Margarethe 121,134,176, Stich, Michael 355, 421
332 Stifter, Adalbert 159, 218, 443
Schreiner, Ottmar 72,135, 206, 320, 331 Stiller, Michael 89
Schröder, Gerhard 72,112,131,147, 242, Stingl, Josef 206
273, 300, 431 Stoiber, Edmund 19,21,22, in, 189,215, 325
Schubart, Christian Friedrich Daniel 232 Stolberg, Friedrich Leopold Graf zu 381,
Schumacher, Kurt in, 365 35*
Schwaetzer, Irmgard 72,102, 389 Stoltenberg, Gerhard 17, 33, 476
Schwartzkopf, Norman 386 Stoltze, Adolf 419
Schwarze, Achim 364, 399, 412 Stoltze, Friedrich 330
Schwarzenegger, Arnold 292 Stoppe, Daniel 439
Schwarzer, Alice 28, 225 Storm, Theodor 205
Schwarz-Schilling, Christian 125 Storz, Gerhard 443
Schweinitz, Hans Lothar von 415 Strauß, Botho 177, 463
Seebacher, Brigitte 225 Strauß, Franz Josef 26, 62, 69, 72, 79,106,
Seehofer, Horst 335, 382, 431 192, 203, 210, 214, 233, 266, 292, 328,
Seizinger, Katja 92 357» 374» 394» 408, 431

526
Strauß, Johann 444
Strauß, Julius Jacob 364, 381 V
Streibl, Max 19, 26, 89 Valla, L. 234
Strindberg, August 52, 386 van der Hejden, AT.T. 463
Struck, Peter 153, 296 Venedy, Jakob 477
Stumm, Karl Ferdinand Freiherr von 361 Verheugen, Günter 430
Stumpfe, Werner 455 Vischer, Friedrich Theodor von 56, 380
Süskind, Wilhelm Emanuel 443 Vitali, Christoph 102
Sutherland, E.H. 461 Vogel, Hans-Jochen 138, 220, 271, 297
Swift, Jonathan 241, 249 Vogts, Berti 110,137, 212, 310,446
Voigt, Ekkehard 357
Voigt, Karsten 80
Völler, Rudi 299
T Vollmer, Antje 225, 279, 458
Volmer, Ludger 242
Tacitus 37 Voscherau, Henning 239
Tandler, Gerold n Voss, Johann Heinrich 340
Taubert, Eberhard 374 Vranitzky, Franz 126
Teufel, Erwin 48
Teufel, Fritz 20, 74
Tcuschl, Wolfgang 158
Thackeray, William Makepeace 399
Thadden, Adolf von 239, 287
Thälmann, Ernst 75, 231
w
Waalkes, Otto 165, 281
Tharaeus, Andreas 327 Wagner, Richard 21,41, 327, 386, 403, 456
Thatcher, Margaret 260, 382 Waigel, Theo 19,153,217,256,273,352,365,
Thoma, Helmut 305 399, 433, 446
Thoma, Ludwig 93,159, 242, 274, 404 Wallmann, Walter 329
Todenhöfer, Jürgen 167, 436 Wallot, Jean Paul 135,184
Toller, Ernst 265 Wallraff, Günter 163
Töpfer, Klaus 320 Walser, Martin 35, in, 438, 463
Tremper, Will 161 Walser, Robert 87
Trittin, Jürgen 176 Walther, Rudi 433
Trojan, Johannes 87 Weber, Carl Maria von 59, 383
Troll, Thaddäus 30,102,186,187, 269,431 Weber, Max 199
Troller, Georg Stefan 415 Weerth, Georg 376
Tscherning, Andreas 288 Wehner, Herbert 16,20,43,74,85,99,119,
Tucholsky, Kurt 26,105, 235,251, 279,287, 139,148,167,168, 225, 228, 271, 288,
383, 404 294, 304. 318, 325, 326, 336, 345, 420,
Twain, Mark 472 424, 439, 450, 466,477
Weinert, Erich 337
Weinheber, Josef 49
Weinzierl, Ulrich 241

u
Uhse, Beate 283
Weiskirchen 407
Weiss, Peter 28
Wenger, Ekkehard 45
Ulbricht, Walter 75, 231 Werfel, Franz 220
Unseld, Siegfried 98, 321 Wernike, Christian 194
Urft, Honore d’ 393 Westerwelle, Guido 399, 430
Uz, Johann Peter 430 Wezel, Johann Carl 9,105, 244 426
Wickenburg, Albert 376
Wickert, Ulrich 22, 58,113, 279
Widmer, Urs 246, 386
Wieczorek-Zeul, Heide-Marie 368
Wieland, Christoph Martin 10,13, 40, 74,
118, 257, 387, 416, 444, 467
Wienand, Karl 24, 71
Wiesheu, Otto 357
Wilde, Oscar 424
Wilhelm 1.163
Wilhelm II. 135,163,184,185
Will, Herbert 469
Williams, Ron 112
Willms, Johannes 466
Winkler, Willi 150, 459
Wittmann, Simon 197
Wohlrabe, Jürgen 228, 420
Wojtyla, Karol 286
Wolf, Christa 86, 97,169, 323, 407
Wolff, Theodor 477
Wolff, Wilhelm 353
Wolfram von Eschenbach 437
Wolzogen, Ernst Freiherr von 227
Wühr, Paul 84
Wulff, Christian 273
Wurbs, Richard 294

X
Xenophon 470
Xerxes 14

Z
Zander, Frank 380
Zappa, Frank 124
Zehetmair, Johannes B. 15$
Zeller, Carl 68
Zerndt 36
Ziegler, Alexander 211
Zola, Umile 37
Zschokke, Heinrich 165
Zweig, Stefan 31
Zwerenz, Gerhard 396, 462
Zwick, Eduard 214, 241, 277
Zwick, Johannes 19

528
Register zusätzlicher Stichwörter

A akademischer Armleuch-
ter 25
alte Geige 137
alte Glucke 148
Aas auf der Geige 9 Aktengeier 14,137 alte Hechel 169
Aaskerl 9, 208 Aktenheini 14,171 alte Hippe 178
Aaskröte 9, 233 Aktenkofferträger 15, 222 alte Hutzel 187
Aasvogel 9, 452 Aktenkopf 14, 22b alte Pflaume 311
Aaszeug 9 Aktenlöwe 14, 254 alte Pritsche 323
AbendmufFcl 279, 281 Aktenmensch 14 alte Schreckschraube 382
Abfallsünder 421, 441 Aktenschmierer 14, 375 alte Schrulle 384
abgebröckelter Garten- Aktenseele 14 alte Schrumpel 384
zwerg 10,135 Aktenwurm 14, 468 alte Seilschaft 393
abgefuckter Typ 439 Alberhans 15,164 alte Spinatwachtel 17, 404
abgehackter Riese 10 Alberich 15,103 alte Tante 423
abgesägter Riese 10 Alberjan 15,188 alte Tratsche 432
abgestandene Jungfer 16, alberne Pute 15 alte Urschel 445
197 albernes Huhn 15,183 alte Zwetsche 479
Abgottei 10 Albrian 15 alte Zwiebel 479
Abgötter 10 Al-Bundy-Typ 15, 439 alter Angeber 20
Ablaßkrämer 228 Alibi-Ossi 15, 300 alter Beutel 47
Abrufnutte 295 Alka-Sülzer 420 alter Brummbär ($3
Abschaum der Gesellschaft Alkoholleiche 49,244, 377 alter Drachen 87
ii Allermannsfreund 106, alter Fuchs 129
Abschriftstcller n, 383 126,194 alter Gockel 17,148, 449
Abstandsünder 29, 421, Allermannsjeck 194 alter Hammel 162
449 Allermannsliebchen 249 alter Haudegen 167
Abstiegskandidat 11 Allerweltsfreund 15,106, alter Hengst 172
Abs ti m m u ngsmaschin e 126, 194 alter Kacker 199
264 Allerweltsliebchen 1$, 72, alter Kater 207
Abwiegler 30, 246 249 alter Kauz 207
Abziehbildchen 12, 72 Allerweltsliebling 15, 106, alter Knaster 219
achrmotorige Wildsau 464 194 alter Knauser 219
Affenarschgesicht 13, 2$, Allerweltsmann 15 alter Knopf 221
143 Allerweltstyp 15, 439 alter Kracher 227
Affenkasper 20 b Allmachtsbachel 34 alter Krauterer 230
Affenpeter 13, 308 Allmachtsdackel 76 alter Lustmolch 257
Afterjäger 9 Allmachtsrindvieh 343 alter Narr 17, 285
Afterkritiker 14 Allwisser 16 alter Nußknacker 294
Afterkünstler 14 Almosenfresser 16 alter Säckel 18, 351
Agent provocateur 14, 252, Almosenjäger 16,193 alter Saftsack 351
325 Almosensammler 16 alter Schüppel 385
Agentenschwein 14, 389 Altachtundsechziger 16 alter Socken 399
Ahasverus 14 alte Fregatte 10,125 alter Stiefel 411

5*9
Register zusätzlicher Stichwörter

alter Sdnker 412 Anstandsonkel 21, 299 Arschloch im Quadrat 26


alter Stinkstiefel 413 Antifußballer 21 Arschpatscher 26
alter Tattergreis 424 Antiheld 21,172 Arschpuderer 25
alter Trottel 435 Antike 16 Arschtrompeter 25
alter Zausel 472 Antiker 17 Arschwisch 25
alter Ziegenbock 17, 474 Anti-Kerl 21 Artikelschreiber 383
älteres Mädchen 402 Anti-Kumpel 21 Ascheimer 98
altes Arschloch 26 Anti-Künstler 21 Asi 27
altes Ekel 100 Antimoralist 21, 279 asoziales Pack 27
altes Ferkel 115 Antimutter 21 Asphaltbiene 27
altes Roß 345 Antiqui tätenfritze 128 Asphaltblume 27
altes Rübenschwein 347 Antisänger 21 Asphaltblüte 27, 55
altes Tratschweib 432 Antischauspieler 21 Asphaltdame 27, 76
altes Waschweib 458 Apo-Veteran 22 Asphalthunne 27,185
altes Weib 459 Aprilaffe 13, 23 Asphaltjournalist 27
Altgammler 16,133, 246 Aprilschöps 23, 381 Asphaltmensch 27
Althippie 16,178 Apriltrottel 23, 435 Asphaltrowdy 247, 447
Altkommunist i6, 224 Arbeiterstandbild 23 Asphaltschnepfe 27, 378
Altlinker 16, 250 Arbeitsbestie 23, 45 Asphaltspucker 27
Altmaterial 16 Arbeitsmuffel 23, 281 Asphaltwanze 27, 457
Altmerker 53, 378 Arbeitspferd 23, 310 Asylbetrüger 28, 45
Altrocker 16 Arbeitsschwänzer 387 Atari-Junkie 198
Altsozi 16, 401 Arbeitsvieh 23, 451 Atherpirat 315
Altstalinist 16, 408 Argerknoten 221 Atomdiva 84
Amateurflittchen 18, 72, Armenhäusler 246 Atomlobbyist 251
121 armer Kerl 208 Ätz-Usche 28
Amateurfotze 18,122 armer Knopf 221 Auchdichter 28
Amateurganove 18,134 armer Leuchter 25, 248 Auchkünstler 28
Amateurnutte 18, 295 armer Sünder 24, 420 Auerochse 297
Amateurpolitiker 18, 319 armes Wurm 24, 468 aufgeblasener Affe 29
Amateuse 18 Armlecker 26, 244 aufgeblasenes Nachthemd
Ameisenhaufen 168 armselige Kreatur 231 29,172
Ami-Fräulein 124 armseliger Tropf 24,435 aufgerichteter Mausdreck
Amihure 19,186 armseliges Würstchen 24, 29
Aminucte 19, 295 468 aufgestellter Mauseknittel
Amischickse 19, 364 Arsch mit Beinen 25 29
Amors fünfte Kolonne 130 Arschbackentoni 25 aufgewärmte Leiche 244
Ampelsünder 346, 421 Arscheimer 25, 98 Aufreißertyp 29, 439
Amüsierfleisch 19 Arscheologe 25 Aufsteigertyp 29, 439
Anarch 20 Arschgackes 132 Ausbund der Tugend 30
Andringling 29, 250 Arschgefrieß 25,137 Ausgeburt von Dummheit
Anglomane 299 Arschgeier 25,137 31
Angstbüxe 20, 36 Arschheimer 25 ausgeflipptes Huhn 31, 183
Angstkötel 20, 227 Arschinger 26 ausgekochter Knochen 18
Angsdappen 20, 241 Arschkanone 25 ausgekochtes Bürschchen
Angstmichel 20, 21, 271 Arschknochen 25, 220 68
Angstscheißer 20, 21, 362 Arschkrücke 25, 233 ausgenommener Hering
Anschnallmuffel 157, 281 Arschkrümel 25, 233 173

530
Register zusätzlicher Stichwörter

ausgestopfter Gartenzwerg Bagatellenkrämer 215, 228 Batzennarr 285


135 Bähaffe 13 Baubudenrülps 348
ausgewachsenes Rindvieh Bahnhofshure 186 Bauchknecht 39, 219
343 Baldowerer 35 Bauchrutscher 220
Aushorcher 182 Ballerjan 35,188 Bauchschwager 252
Ausländer-Gesocks 144 Ballermann 263 Bauer vom Land 39
ausrangierter Held 172 Bailonkopp 226 Bauerjan 39, 188
Aussauger 55 Bailöwe 254 Bauernarsch 25, 39
Autofreak 124 Balltreter 35, 433 Bauernbub 39, 64
Autofritze 128 Bamberl 36 Bauernbüffel 39, 66
Autogrammhyäne 32,187 Bambusneger 288 Bauernbummerl 39, 67
Automarder 263 Bammelhase 20,166 Bauerndirne 39. 83
Automatenzocker 475 Bananengradebieger 36 Bauerngans 39,134
Automuffel 281 Banditenfuhrer 36 Bauern kaffer 39, 200
Autonutte 295 Banditenhäuptling 168, Bauernkloben 39, 216
Autoraser 336 250 Bauernlackel 39, 238
autoritärer Scheißer 362 Banghase 20, 36,166 Bauernluder 39, 254
Autorowdy 347, 448 Bangschieter 36, 365 Bauern men sch 39, 269
Autorüpel 349 Bankbaron 38 Bauernpack 39, 302
Autoschieber 364 Bänkelkind 37, 210 Baucrnrüpel 39, 349
Autosünder 421, 449 Bankenhai 160 Bauernsäckel 351
Bankrottier 37 Bauernschinder 365
Bankrottierer 37 Bauernschwengel 39, 390
Bankrottskerl 37, 208 Bauernsiach 39, 396
Bankrottskrämer 37, 228 Bauernspitz 39
Bär auf Socken 37 Bauernstier 39, 411
Barbarenhorde 37, 182
B Barbie-Puppe 328
Bauerntrine 39, 434
Bauerntrottel 39
Baalsdiener 33, 82 Bärenlackel 238 Bauernzipfcl 39, 475
Baalspriester 33 Bärenlina 43 Bau-Hai 40,160
Babbelfotze 33,122 Barkassenkutscher 254 Bauhyäne 40, 187
Babbelfritze 33, 128 barmherzige Sau 38, 354 Baumaffe 13
Babbelgrete 33 Barockteenager 425 Baumogul 40, 277
Babbelhans 33,164 Baron Rotz auf Arsch- Bauspekulant 403
Babbelheini 33,171 lochshausen 150 Beamtenkaste 206
Babbelmaschine 33, 264 Barrashengst 172, 224, 273 Becherheld 172
Babbelmeier 33, 268 Barrasit 305 Bedientenseele 239
Babbelsuse 33, 421 Barrikadensturmer 418 Bedrücker 444
Babygesicht 33,143 Barsirene 397 Begrüßaugust 30,155
Bacchusdiener 34, 82 Bartkräusler 38 behaarter Esau 158
Bacchusfreund 34 Bartputzer 38 Behämmerter 42
Bacchusknecht 34, 219 Bartschaber 38 Behördenmuffel 281
Bachsumper 420 Bartschinder 38 Behördenschreck 41, 382
Backenbirnenmännchen Bartschrapper 38 Beifallhascher 166
72, 263 Bas-bleu 52 Beingerippe 141
Backpflaume 311 Baselkopp 226 Beistrich 41$
Baderzipfel 34 Baßgeige 137 Beknackter 42
Badschaf 359 Batterietrottel 435 Bekrittlet 233,246

531
Register zusätzlicher Stichwörter

Bemooster 42 Bettelkönig 46 Blaßschnabel 51


bemooster Bursche 42, 69 Bettelliese 46, 249 Blaubeermichel 271
Bengelchen 42, 72 Bettelloch 45, 252 Blaustrümpflerin 52
Bengelschaft 42 Bettelpfaffe 46, 309 Blecharsch 25,52
Benimm-Muffel 281 Bettelsara 46, 353 Blechbabbler 33, 52, 92,
Benzinhengst 43,172 Betteltrine 46, 434 246
Benzinhunne 185 Betthupfer 47 Blecher 52
Benzinkuli 43, 335 Bettlerpack 46, 47, 302 Blechschädel 52, 359
Benzinritter 43 Bettlervolk 46 Blechschuster 52, 385
Benzinstinker 43, 412 Bettmäuschen 46, 72, 267 Bleichling 52, 250
Bergmulis 281 Bettmieze 46, 272 Bleichschnabel 52, 376
Bergziege 474 Bettschwager 252 Bleihintern 52
Berufscasanova 43, 71 Bettschwester 45, 46 Bleistiftstemmer 113
Berufsflittchen 43, 72,121 Bettwärmer mit Ohren 46 blindes Huhn 183
Berufsgammler 43,133, 246 Beutelaffe 13 Blitzspanner 53
Berufsintrigant 43,191 Beutelfeger 47 Blödauge 30
Berufskiller 43, 210 Beutelmarder 47 blöde Henne 173
Berufsnörgler 43, 293 Beutelratte 337 blöde Tussi 438
Berufspessimist 43, 308 Beuteltier 47, 428 blöder Affe 13, 54
Berufsschnorrer 43, 379 bevölkerungspolitischer blöder Heini 54,171
Berufssohn 43 Blindgänger 53 blöder Ochse 297
Berufsspieler 43, 404 Bezirksbeschäler 44 blöder Socken 399
Berufszigeuner 43, 474 Bibelhusar 48,187 blödes Huhn 93,183
Berufszocker 43, 475 Biederleute 48 blödes Stück 93
berühmtes Tier 180 Bierbankstratege 49 Blödianski 54,190
Beschisser 44 Bieresel 105 Blödist 54
Beschwichtigungsapostel Bierheld 49,172 Blödmanns Egon 54
22, 44 Bierkrieger 49 Blödmeier 54, 268
Besenstange 44 Bierphilister 49, 311 Blöhu 54
Beserl 44 Bierpritschler 246, 272 Blondchen 72
Besichtigungstiger 428 Bierschani 361 blonde Bestie 45
besoffenes Loch 252 Bierstratege 49 Blümchen Rührmich-
besoffenes Schwein 44 Biertischschwätzer 49, 388 nichtan 72, 230
besseres Pack 302 Biertischsieger 49 Blümchen-rühr-mich-
Bester von hinten 103 Bild des Jammers 193 nicht-an 72
Bestsellerschreiber 383 Bild-Leser 50 Biutsau 354
Besuffski 44 Bildungsfex 50,116 Blutschreier 383
Betonriege 45 Bildungshuber 50,183 Bodenspekulant 155, 403
Betonschädel 45, 359 Bildungsmuffel 281 Bohnensimpel 397
Betriebsekel 100 Bildungsplebs 317 Bohnenstecken 56
Betroffenheits-Wichser Bildungsproletariat 14 Bölkhals 57,162
4-0 Birnemann 50, 263 Bonbononkel 59,157
Bettblümchen 46,72 Blagenzucht 51, 477 Bonzenheer 58,170
Bettelbagage 35, 46, 47 Bläkhals 51,162 Bonzenpack 58, 302
Bettelchores 46, 47, 73 Bläksau 51 Bonzenschwein 58, 389
Bettelhund 184 Blasengelgesicht 51,143 Bonzokrat 58, 229
Betteljunge 46, 196 Blasenkopf 226 Bordschwalbe 58, 386
Bettelkind 210 Blaßarsch 25, 51 Bordsteinbiene 38

532
Register zusätzlicher Stichwörter

Börsengeier 58,137
Börsenheini 171
Buchhalterseele 41, 383
Buchpirat 315
c
Börsenrirter 58,344 Büchsenflicker 292 Canaille grande 203
Börsenschieber 58, 364 Büchsenschmied 65 Casanova im Taschenfor-
Börsenspieler 58, 404 Büchsenschuster 385 mat 71, 424
Börsenzocker 58, 475 Buchstabengelehrter 65 Casanoverer 71
böse Hechel 169 Buchstabier 65, 247 Cashmere-Kids 210
böse Mäuler 59 Buckerlreißer 65 Chaotenhaufen 71,168
böser Finger 60, 371 Buckler 65, 207, 247 Chaotenvolk 453
böser Wicht (So, 463 bucklig Männlein 72, 263 Charakterschwein 71, 389
Bösian 60,188 bucklige Bagage 35, 66 Chauvischwein 72
Bostnickel 60 Büffelochse 66, 297 Christenfeind 114
Brabbelarsch 25, 60 Buhfrau 66 Christkindlein 73
Brabbelkopp 60, 226 Buhlerin 66 christlicher Jude 196
Branntweinbruder 62, yjy Buhlschwester 66 Computer-Kids 210
Branntweineule 105, 356 Bullenpack 67, 302
Bratarsch 25 Bullensau 67, 354
Bratbär 37 Bullenweib 67, 459
Brauereipferd 310
braune Kameraden 60
Bummeljan 67,188
Bündel Elend 168
D
Brausepeter 308 Bündel Nerven 289 Daheimhocker 179, 417
Brausewind 358, 465 Bundesdoofi 86 Dame auf Abruf 76
Brävling 250 Bundesgartenzwerg 135 Dame fürs Geld 76
Brett mit Warzen 61 Bundesheini 171 Dame vom ambulanten
Briefkastenmarder 263 bunter Hund 184 Gewerbe 76
Brietzkeule 209 bunter Vogel 304, 452 Dämeljochen 76
Brillaffe 61, 63 Bureaukrat 68 Dämelskopp 76, 226
Brillantinehengst 172, 319 Bürgerpack 68, 302 damischer Ritter 344
Brillenhannes 61,164 Bürgersohn 68 Dampfredner 77
Brillenhengst 61,172 Bürofritze 68,128 das letzte Loch 252
Brillenmensch 61 Büroheini 68,171 Dauerhocker 179
Brocken Mannsbild 61, 263 Bürokratenseele 41, 68, 383 Dauerschwätzer 77, 388
Bruchkuh 234 Büroschickse 68, 364 Daumendreher 77
Bruder Habenichts 62,158 Büroschwengel 68, 238, Däumling 250
Bruder Hallodri 62,162 390 Dealer-Quartett 330
Bruder Leichtsinn 62, 245 Bürostute 68 Dekadenzler 247
Brüllhans 63, 164 Bürotrottel 68, 435 Demagogerich 78,103
Brummbaß 63 Bürowanze 68, 457 Denkmalschänder 360
Brummelbär 63 Bürschelchen 68, 72 Denkschwächling 250, 386
Brummkater 63, 207 Buschneger 288 Deppenhaufen 168
Brummliese 63, 249 Buschreiter 69 der Letzte 248
Brunzkathl 64 Butscher 69 der letzte Depp 79
Büchergelehrter 65 Buyaholic 395 der letzte Hänger 248
Bücherhengst 65,172 der letzte Idiot 188
Büchermarder 263 Derglich 79
Büchermensch 65 Detailkrämer 215, 228
Büchermuffel 281 Deutschenhasser 167
Bücherratte 65, 247, 337 Devisenjongleur 80,118

533
Register zusätzlicher Stichwörter

Devisenspekulant 403 doofer Sack 54 Dreckwatz 88, 469


Diable 80, 426 Dooferlein 72, 86 Dreckwutz 88, 469
Dibbelschisser 438 Doofian 86,188 Drehkopf 226
dicke Kanone 203 Doofiline 86 Dreiender 101
dicke Madam 81, 260 Doofpott 321 Dreihandkäsehoch 90
dicker Bomber 57 Doppelmoppel 278 Dreiviertelsnarr 161, 285
dicker Mops 81, 278 Dorfblättchen 86 Dreiviertelstarker 161
dicker Sack 81, 350 Dorfbulle 67, 86 Dreschflegel 90,120
Dickeri 81 Dorf-Casanova 71, 86 dritte Garnitur 478
Dickhals 162 Dorfklatsche 213, 408 Drogenbaron 38
Dickmamsell 81, 262 Dörfler 86, 247, 325 Drogen-Freak 90, 124
Dickmaul 154, 266 Dörfling 86, 250 Drögepott 321
Dickmoppel 8i> 278 Dorfpomeranze 86, 239 Drossel 377
Dickschnauze 154,378 Dorfschulmeister 86, 384 Drud 436
Dickwams 81 Dorfschulmeisterlein 86 Dubeli 91
Dickwatz 469 Dorftölpel 40, 86, 430 Dudelmann 91, 263
Diebespaar 82 Dormeltier 87, 428 Dukatenesel 91,105, 149
Diebesquartett 82, 330 Dösknochen 87, 220 Dukatenkacker 91,199
Diebesvogel 81, 452 Dötzchen 87 Dukatenschieter 91, 365
Diebszunft 82 Dr. mist. 275 Dummbatz 92
Dienstbesen 44, 82 Drachenzahn 87 Dumm bolzen 57, 92
Dienstling 82, 250 Drachscheit 87 dumme Else 101
DiMiDo-Professor 82 Dragonerweib 87, 459 dumme Henne 173
Dimpfel 48 Drahtbesen 44 dumme Liese 249
Dingsda 83 Drähtleinszieher 88 dumme Pute 92
Dino 83 Drallaffe 13 dumme Trine 434
Dirnchen 72, 83 Dranktonne 430 dummer Bauer 39
Disko-Muffel 281 Dreckaffe 13, 88 dummer Hans 164
Diskotheken-Rumhänger Dreckammer 88 dummer Jan 92
163 Dreckbalg 35, 88 dummer Keib 208
Disko-Tussi 83, 438 Dreckbankert 37, 88 dummer Kerl 54
Disko-Typ 439 Dreckbehle 42, 88 dummer Sack 54
Disko-Wichser 463 Dreckbolle 57, 88 dummes Aas 9, 93
Disputierhansel 83,165 Dreckbüttel 69 dummes Ei 86, 97
Divisionstrottel 435 Dreckfotze 88,122 dummes Luder 254
Döbel 91 Dreckigel 88,189 dummes Schaf 359
Dolack 85 Dreckloch 88, 252 dummes Schwein 92, 389
Dolchstößler 247 Dreckluder 88, 254 Dummhans 92, 93,164
Dollarscheffler 140, 247 Dreckmolch 88, 277 Dummiaberer 92, 93, 237
dolle Minna 273 Dreckpippe 88 Dummlack 92
Dollmann 85, 263 Dreckrammei 88, 335 Dummlaller 93
Dollo 85 Drecksbulle 67, 88, 362 Dummpeter 92, 308
Donna Luzia 85 Dreckschnabel 88, 376 Dummschnute 92
Donnerkiel 85 Drecksgesindel 88,143 Dummvolk 92, 453
Donnerlittchen 72, 85 Dreckstößel 88 Dumpfbeutel 47, 93
Donnerwetter 85 Drecktier 88,428 Dumpfheini 93,171
Donnerwetterkerl 208 Dreckurschel 88, 445 Dünkelwessi 462
doofe Gans 53 Dreckvogel 88, 452 Dünkerich 103

534
Register zusätzlicher Stichwörter

dunkle Existenzen 107 ehrenwene Gesellschaft Erbschleiche 102, 370


Dünkler 94, 247 143, 260 Erbsenspalter 103,402
dünner Hecht 169 ehrliches Schaf 359 Erfiillungsjournaille 103
dünnes Hemd 161,172 Eifersüchtling 98, 250,419 Errorist 426
Dunselchen 72, 94 Eigendünkler 247 Erster von hinten 478
dürre Hippe 178 Einfältiger 99 Erzbanause 36,104
dürrer Hecht 169 einfältiger Pinsel 99, 314 Erzbetrüger 45,104
dürrer Hering 173 eingebildeter Pinkel 314 Erzbube 64,104,105
dürres Gerippe 95,141, 457 Einheitsgewinnler 145,247, Erzchauvi 72,104
dürres Hemd 161,172 461 Erzchauvinist 72,104
dürres Reff 240, 340 Einsiedlernatur 99 Erzdummkopf 63, 93, 104,
Dusel 95 Einzelbrötler 98, 247 226
Duselhans 164 Eisbär 37, 99 Erzfaulenzer 104,112
Dusselchen 72, 95 Eisenkopf 226 Erzgeizhals 104,139,162
dusselige Kuh 92, 234 eiskalter Hund 201 Erzkeib 208
Dusselpeter 95, 308 Eisschrank 428 Erzknauser 104, 219
Dußligquatscher 331 eitler Pfau 310 Erzknicker 104, 220
Duttenpatscher 69 Ekelmensch 100 Erzkonservativer 104
Dutzenderscheinung 95 Ekelwessi 100,462 Erznazi 104, 287
Elefantcnarsch 25 Erzossi 104, 300
Elefantenkalb 100, 200 Erzpedant 104, 307
Elegans 134 Erzphilister 104, 311, 413
elender Hundskrüppel 185 Erzprotestant 104
E elender Knochen 101, 220 Erzrebell 104, 339
Eckcnbrunzer 64, 96 elender Krüppel 101, 234 Erzsäufer 104, 356
Edclanarchist 96 elender Tropf 101, 435 Erzschlampe 104, 367
Edelfreier 96,125 Elendsknochen 220 Erzschlamper 104
Edelgammler 96,133, 247 Elitespanner 402 Erzsozialist 104
Edelgangster 96, 134 Ellböglet 101, 247 Erzspießer 104, 404
Edelkokotre 96, 222 Ellenritter 344 Erzteufel 104, 426
Edel marke 96, 264 Elternschreck 382 Erztyrann 104, 439
Edclnymphe 96, 295 Elvis für Arme 130 Erzverschwender 104
Edclschickse 96, 364 Emanzipationstante 101, Erzvettel 104, 451
Edelschnorrer 96, 379 423 Erzviech 104, 451
Ego 96 Embargosünder 421 Esel im Wolfspelz 105
Egoistenschwein 96, 389 Embryo 33 Eselchen 72,105
Ehebolzen 57, 97 Emma 101 Eselsfurz 105, 130
Ehegespenst 144 Emmerich 103 Essigkruke 233
Ehcgockel 149 ... en miniature 273 Essigpisser 315
Eheknecht 97, 219, 459 Energiebolzen 57, 426 Etappengockel 105,148
Ehekrücke 233 Energieprotz 32$ Etappensau 105, 354
Ehematratze 265 Energiesünder 421 Etepinkel 105, 314
Eheschänder 360 Energieverschwender 450 Euer/Seine Merkwürden
Eheschwanz 97, 387 Engelmacher 102 270
Ehestandskrüppel 97, 234 Entenarschloch 26,102 ewig Vorgestriger 107
Ehetrottel 97, 435 Enterich 102,103 ewiger Nörgler 293
Ehrenmann 94, 263 Enthüllungsjournalist 342 ewiger Zweifler 478
Ehrenräuber 97, 338 Erbgewinnler 145 ewiges Talent 107

535
Register zusätzlicher Stichwörter

Fechtmajor 112, 261 feuchter Junge 196


F Federhalterakrobat 113 Feudalnutte 96, 258, 295
Fabrikschlitten. 108, 371 Federhengst 172 Feuerfresser 100,126
Fabriksmensch 108, 269 Fegbesen 44,113 Feuermeldergesicht 116,143
Fachegoist 96,108 Fegbeutel 47 Feuilletonschreiberling 116,
fader Zipf 108, 475 Feierabenddichter 113 250
Fadinger 108 Feierabendkapitän 113 Fickding 117
Fadist 108 Feierabendkicker 113 Fickhengst 117,173
Fahnenstange 408 Feierabendlyriker 113 fiese Fent 115
Fahrebund 108, 446 Feierabendpolitiker 113, fiese Pfanne 309
fahrender Ritter 344 319 fiese Type 117, 439
Fahrradmarder 263 Feierabend terrorist 113 fieser Groschen 369
Faktenhuber 183 Feigherz 114 fieser Hund 117,184
falscher Onkel 59,157 feiner Hecht 169 fieser Kerl 117
Familie Protz 325 feiner Popel 114, 320 fieser Knochen 220
Familie Saubermann 355 feines Früchtchen 73,129, fieser Mopp 117
Fan-Gemeinde 110,140 355 fieser Typ 117, 439
Fankerl 401 feines Luder 114, 254 Filmbonze 58
Farbkübel in Feldscheuche 364, 453 Filmhäschen 73,118
Faschingsmuffel 281 Feld-Wald-und-Wiesen- Filmomane 299
Faschistensau in, 354 Anwalt 114 Filmschönling 250, 380
Fascho-Kids 210 Feld-Wald-und-Wiesen- Filznickel 291
Faselarsch 25, in Arzt 114 Finanzadel 139
Faselhannes in Feld-Wald-und-Wiesen- Finessensepperl 394
Faselkopp in, 226 Maler 114 finsterer Bruder 62,118
Faselmeier in, 268 Feld-Wald-und-Wiesen- finsterer Bursche 118
Faselstrippe in Wissenschaftler 114 Firl 119
Faß ohne Boden in Fensterhenne 173 Firlefex 116,119
Fäßchen 72, in Ferienmuffel 281 Fisimatenterich 103,119
Fastfoodfresser 126 Ferkelskerl 155, 208 Flachlandindianer 119,189
Fastnachtsgeck 136 Fernsehgemeinde 140 Flachmann 263
Fastnachtsjeck 194 Fernsehvolk 453 Flappmann 119, 263
Fastnachcsmuffel 281 Fetischdiener 82,115 Flappohr 119
Faularsch 25 Fettauge 115 Flaschenspieler 119
faule Haut 169 Fettbacke 115 Flatterheini 119,171
fauler Arsch 25 Fettbolzen 57,115 Flatterich 103,119
fauler Heinz 171 fette Sau 115,116 Flatterwisch 119,120
fauler Lenz 246 fetter Sack 115 Fleischklotz 120, 217
fauler Stinker 112, 412 Fetthammel 115,162 Flenne 120
faules Geschöpf 112,142 Fettmolch 115,277 Flennelse 101,120
faules Luder 112, 254 Fectmoppel 115, 278 Flennjule 120
faules Möbel 112 Fettwampe 115,116 Flennsuse 120,176, 421,432
faules Schwein 112, 389 Fettwanze 115, 457 Flenntante 120, 423
Faustficker 117 Fetzenkerl 116, 208 Flintkopp 226
Faxenheini 112,171 Fetzenlump 116,256 flotte Motte 209, 280
Faxenheinrich 112,171 feuchte Gesellschaft 143 flotter Feger 113
Faxenheinz 112, 171 feuchter Bruder 62,162,286 flotter Hecht 169

536
Register zusätzlicher Stichwörter

Fluchmaul 266 Freveltäter 127 Galgen junge 133,196


Fortschrittsfeind 114 Friedenshetzer 127,175 Galgenkerl 133, 208
Fortschrittsgläubiger 122 Friedensschwärmer 127, Galgenluder 133, 254
Foserich 103,122 387 Galgenpeter 308
Fossi 122 Frischluftfanatiker 110 Galgenschelm 133, 363
Fossilien 122 frommes Lamm 239 Galgenschlingel 133
Fotofritze 128 Froschauge 30 Gammelgirl 133
Fotzendicb 81 Froschmaul 266 Gammelknabe 133
Fotzenleckerin 122 Froschnatur 128 Gammelmann 133, 263
Fraktionsabweichler 12, Fröstler 128, 247 Gammelstudent 67,133
2-47 Frostpeter 128, 308 Gammeltyp 133, 439
Frankensteins Gesellen- Frühgemüse 197 Gammeltype 133, 439
stück 123 Frühgreis 152 Gammelzahn 133
Frankfurter Louis 254 Fuchsbart 129 Gammlerin 133
Franzosenfreund 123,126 Fuchsschwanz 129 Gangster im weißen Kra-
Fratzenaugust 30 Fuddelhannes 129 gen 134, 461
Fratzengesicht 123,143 Fuddelpeter 129, 308 Gangsterchef 134
Fratzenschneider 123,152 Fummelbruder 129 Gangsterkönig 134, 225
Frau Dingsbums 83 Fummelchen 73 Gangsterliebchen 73,134,
Frau Dingsda 83 Fünfgroschenjunge 12 249
Frau Keppelmeier 208 Funktionärstyp 439 Gangstersyndikat 134, 447
Frau Neureich iro, 290 Furchenkacker 130,199 Gangstertrio 434
Frau Raffke 110, 335 Furchthase 20, 166 Ganovenbande 36,134
Frau Sauberman 355 Fürchtliese 249 Gänsefußchendame 76
Frauenfeind 459 Furz mit Fransen 130 Gänsekopf 226
Frauenfresser 123,126 Fürzchen 130, 215 Gänsemelker 268
Fräulein Dingsbums 83 Fürzepüppel 130 Gänserich 134
Fraumensch 269 Furzkanone 130 Ganseri 134
freche Wanze 124, 457 Furzkruke 130, 233 Ganzgescheiter 396
frecher Hund 184 Furzspalter 402 Gardinenstange 408
frecher Spatz 402 Fußabstreicher 131 Garnisonslöwe 254
freches Aas 9,12$ Fußballdepp 131 Garsthammel 135,162
freches Ding 83 Fußballenthusiast 102,131 Gassenbesen 44.135
freches Gesteck 144 Fuß ball-Hooligans 181 Gassenhinkel 135
freches Luder 125, 254 Fußballmuffel 281, 406 Gassenmädchen 135
Frechmops 124, 278 Gassenpeitsche 307
Fregattin 125 Gassenstreuner 135, 415
Freiheitsapostel 22 Gassenstrunzer 417
Gatterich 41,103
Fremdenfresser 126
Fremdgeher 125
G Gauner im Frack 136, 461
Freßbruder 62,126 Gaffhans 132,164 Gauner mit der weißen
-fresse 266, 378 Gähnaffe 13 Weste 136
Freßhals 126,162 Galgenaas 9,133 Gaunergesindel 136,143,
Freßhansel 126,165 Galgenbraten 133 447
Freßkopp 126, 226 Galgenbruder 62,133 Gaunerpaar 136
Freßling 126, 250 Galgenfresse 133 Gaunerpärchen 73,136
Freßmaschine 126 Galgenfutter 133 Gaunertrio 434
Freunderi 126 Galgenhund 133,184 geborener Verlierer 106,449
Register zusätzlicher Stichwörter

geduldiges Schaf 359 Geldverschwender 450 Gewitterzicke 145, 474


gefallenes Mädchen 260 Gelehrter mit zwei e 140 Gewohnheitsdieb 81
Gefiihlsbolzen 57 gelehrter Narr 285 • Gewohnheitsspieler 404
Gefühlskrüppel 141, 234 gelehrtes Huhn 183 Gib bekäme 423
Gefühlsnudel 293 gelehrtes Roß 345 Gieraffe 13,147
Geheimbulle 67 gelungene Nudel 293 Gierschlung 146
Gehirnathlet 137 Gemeindebulle 140 giftige Kröte 146, 233
Gehirnfatzke 112,137,178 gemeiner Hund 184 Gifthahn 146, 159
Gehsteigschwalbe 58, 435 gemeines Stück 417 Giftkoch 146
Geierer 137 gemeines Volk 453 Giftmüllschieber 364
Geiferbart 137 gemischtes Publikum 141 Giftotter 146
Geifermaul 137, 266 Gemüsefritze 128 Giftsack 146, 350
Geifermichel 137, 271 Gemütsakrobat 141 Giftschisser 362
geiler Feger 113,137 Generalklatsche 213 Giftschleuder 146
geiler Hengst 137,172 Generalrindvieh 343, 451 Giftspritzer 146
geiler Sack 137 Genosse Filz 118 Giftzahn 146
geiler Socken 399 Gent Lehmann 141 Giftzange 146, 471
geiles Gerät 141 Genußmolch 141, 257, 277 Gigantomane 299
Geilhuber 137,183 Gepäckmarder 263 Gipfelfresser 126
Geili 137 geprellter Fuchs 129 Gipsnischel 147
Geißel des Menschenge- gerichtsnotorischer Lügner Gipsschädel 147, 359
schlechts 138 293 glatter Ausfall 30
Geisteskranker 138 gerissener Hund 184 Glatzenheini 147, 171
Geisteskrüppel 138, 234 Gerontokrat 229 Glatzenkönig 147, 225
Geisteszwerg 479 Gerüchtekoch 141 Glatzenschorsch 147
geistiger Bodenturner 138 Gesangsnudel 293 Glatzentoni 147
geistiger Brandstifter 60 Geschaftelberger 43,142 Glaubensfanatiker 110,147
geistiger Drahtzieher 88 Gescheitmeier 268 Glaubensfeind 114
geistiger Gartenzwerg 135 Geschichtsklitterer 142 Glaubensschwärmer 147,
geistiger Höhenflieger 180 Geschlampe 367 387
geistiger Invalide 191 Geschnösel 379 Gliederpuppe 264
geistiger Krüppel 234 Geschwollschädel 142, 359 Glotzbock 147
geistiges Fliegengewicht Gesellschaftsmuffel 281 Gluckhenne 147,173
121 Gesichtseimer 98,143 Glückspilz 148
Geistreichler 247 Gesinnungsathlet 143 Glumpert 140
Geizdrache 139 Gesinnungskrüppel 234 Gofenpack 149, 302
geiziger Knopf 221 Gespensterseher 138 Gokelfritze 128,149
Geizkopf 139, 226 Gesprächsmuffel 281 Gokelmann 149, 263
Geizwanst 139, 457 gestopfter Freier 125 Goldsohn 149
gelbe Gefahr 139 gestrandete Existenz 107, Gollo 149
gelbe Rübe 347 142 -gosche 266, 378
Geldaristokrat 229 Gestriger 107 Goschenklempner 216, 471
Geldfatzke 112,140 Gesundheitsfreak 124,144 Gottesgeißel 138
Geldhyäne 118,139,187 getaufter Jude 196 Gottlieb Schulze 249, 300
Geldjongleur 118 Gewalthaber 144, 260 gottloser Geselle 142,150
Geldkatze 207 Gewaltherr 144 Grabsteinkomiker 223
Geldmacher 140, 259 Gewissenskrüppel 234 Graf Koks von der Gasfa-
Geldraffer 140, 335 Gewittergoi 149 brik 150

538
Register zusätzlicher Stichwörter

Graf Koks vom Gaswerk Grüß-Gott-August 155 Halbverrückter 160, 450


150 Grüßmaxe 155 Halbwahnsinnigcr 160,
Graf Rotz von der Popels- Grüßonkel 155, 299 456
burg 150 gscherte Rübe 347 Halbweltlerin 161
Graf Rotz von Hohen- gscherter Hammel 162 Halbwilder 160, 464
schnoddern 150 Guckindentopf 156, 430 Halbwisser 160,161
Grämling 250 Gulaschkommunist 224 Halbwüchsiger 160
Grammelpeter 151 Gummimann 156, 263 Hallelujaschwester 162
Granatenfetz 116 gußeiserne Unschuld 444 Hammelbande 36
Granatensäckel 351 gutes Schaf 157, 359 Hampelpampel 163, 303
Grantnickel 151, 291 Gutewicht 60,157 Hamsterliese 163, 249
Granttegel 151 gutmütiger Narr 285 Händelftihrer 163
Grasdackel 76 gutmütiger Tor 341 Handfeger 113
Grasfresser 126 Handkäsestemmer 113
Gratwanderer 151 Handtaschenmarder 263
graue Masse 61, 265 Hängearsch 2$
graues Mäuschen 151, 267 Hängenbleiber 398
Graufahrer 388 H Hannes Bloßarsch 164
Graupenzähler 103 Hack und Mack und Fege- Hans Affenschwanz 164
Greifenberger 43,152 sack 158 Hans Arsch 25,164
Greineise 101 Hackemack 158 Hans Arsch von Rippach
Greise 152 Hackklötzchen 73,159 164
Grenzbulle 67 Hafengucker i$6,159, 430 Hans Dumm 164
Grcuelgestalt 144 382 Hafenhure 186 Hans Guckindiewelt 156,
Grimassenmacher 123,152, Hagseicher 392 164
259 Hai-Society 160 Hans Henne 164
Grindschüppel 152, 38$ Halbalphabet 20,160 Hans Immerdurst 164
Grinsepeter 308 Halbanalphabet 20,160 Hans in allen Ecken 165
grober Jan 153 Halbdackel 76,160 Hans in allen Kassen 164
Grölmeier 153, 268 Halbdubel 91,160 Hans Langohr 105, 164,
Großbourgeois 60 Halbekel 100,160 240
großer Junge 196 halbes Handtuch i 6i , 373 Hans Narr 164, 165
großes Vieh 180 halbes Portiönchen 160 Hans Nimmernüchtern 164
Großhals 154.162 Halbgelehrter 160,161 Hans Ohnesorge 164
Großinquisitor 190 Halbgötter in Schwarz 161 Hans Unband 164,442
Großklappe 154 Halbintellektueller 160, Hansaff 13,164
Großkrischer 232 161,190 Hänschen 73,164
Großmufti 281 Halbling 160, 250 Hanshabenichts 158,164
Großprotz 32$ Halbmann 160 harmloser Irrer 191
größtes Kamel auf Gottes Halbmensch 160 harte Nuß 294
Erdboden 202 Halbpelzer 160 Hartgeldzocker 475
größtes Rindvieh auf Got- Halbsäckel 160, 351 hartgesottener Sünder 420
tes Erdboden 343 Halbschwacher 160,161 Hartgummilöwe 156, 254
grüner Bengel 155 halbschweres Mädchen 245 Hartkopf 226
grüner Heini 171 Halbseide 161 Haschbruder 62,166
grünes Ding 93,197 halbseidenes Mädchen 161 Häschen 46, 73,166
Grünkram 155 Halbsoldat 160 Hasenpeter 166, 308
Grußaugust 155 Halbtrottel 160, 435 Haspler 167, 247

539
Register zusätzlicher Stichwörter

häßliche Ente 167 hergelaufener Kerl 173, 208 Himmelhöllenhund 177


häßliche Kartoffel 205 Heringseele 173 Himmelssakramenter 352
häßlicher Knopf 221 Herr Dingsbums 83,174 hingeschissenes Fragezei-
häßlicher Vorgartenzwerg Herr Dingsda 83 chen 142
454 Herr Dr. Schlau 174 Hinnerk 171
Häßling 167, 250 Herr Neunmalgescheit 174 Hintenreinkriecher 26, 231
Hätschel 167 Herr Neunmalschlau 174 Hinterfotziger 177
Hätschelbübchen 167 Herr Neureich 110,174, Hinterhof-Casanova 71
Haudruff 168 290 Hinterhofkicker 209
Haufen Dreck 88, 89,168, Herr Niemand 174, 291 Hippie-Veteran 178
417 Herr Oberlehrer 174, 297 Hirnakrobat 137
Häuflein Elend 168 Herr Ohnemichel 174, 298 Hirnamputierter 137
Hauruckfahrer 168 Herr Raffke 110,174, 335 hirnverbrannter Idiot 188
Hausbengel 42 Herr Saubermann 174, 355 Hitlerfaschist in
Hausbesen 44 Herr und Verbieter 174 Hitzgickel 145,179, 476
Hausdepp 79 Herr von Dingsbums 83,174 Hobby-Kapitän 179
Häuserspekulant 403 Herr/Frau/Fräulein Neun- Hobby-Philosoph 179
Haushaltsmuffel 281 malgescheit 174, 290 Hobby-Politiker 179
Haushammel 162 Herr/Frau/Fräulein Neun- Hobby-Soldat 179
Hauslatsch 242 malklug 174, 290 Hochmutspinsel 314
Hauspampel 303 Herr/Frau/Fräulein Neun- Hochmutsteufel 426
Hauspascha 305 malschlau 290 Hochseicher 392
Hauspusselchen 73,169 Herren in Schwarz 174 Hofdemagoge 78
Haut voll Flöh 169 Herrenhäusler 247 Hofdichter 407
Hauterl 169 Herrennatur 174 Hoffartspinsel 314
HB-Männchen 263 Herrgottsdichter 80 Hofj übler 247
Heckenscheißer 362 Herrgottsfahrer 400 Hofklüngel 179, 217
Heidenpack 170 Herrgottsrindvieh 343 Hofliterat 180, 251
Heidensakramenter 351 Herrgottssakramenter 352 Hofmacher 75, 259
Heidenvolk 170 Herrscherkaste 206 Hofzwerg 180, 479
Heilandssakramenter 351 Herumstreicher 174 hohes Vieh 180, 451
Heilandssappermenter 353 Herumstreuner 174, 415 hohle Nuß 294, 425
heiliger Idiot 188 Heulbruder 62,175 hohler Kopf 180
Heilsapostel 22 Heulfritze 128,175 Höllenbesen 44
Heimathirsch 178 Heulmemme 176 Höllengezücht 145,180
Heimtück 171 Heulmichel 175, 271 Holzhammerkomiker 181
Hein 171 Hexenbesen 44 Holzhammerpädagoge 181
Heinzi 171 Hexerich 103 Holzhammerpolitiker 181
heißer Feger 113 Hi-Fi-Fanatiker no Holzkasper 206
heißes Gerät 141 Hilfsbeschäler 44 Hools 181
Held der Arbeit 172 Hilfssheriff 395 Hopfenbruder 48, 62
Held der Feder 113,172 Himbeer-Toni 177 Horcher an der Wand 182
Heldengreis 152 Himmelfahrtskomiker 177, horizontale Dame 76,182
Hemdling 172, 250 223 horizontales Mädchen 182
Hennenarsch 25 Himmelherrgottssakra- Hornbock 56,182
Hennenvögler 183 menter 352 Hornhans 182
hergelaufener Habenichts Himmelherrgottssapper- Hornviech 182, 451
158, 173 menter 353 Horrortyp 439

540
Register zusätzlicher Stichwörter

Hosenmatz 266
Hoscnpisser 182,315 I Jesuslump 256
Jesusmännchen 73, 263
Hosenscheißeri 363 Ichsüchtler 188,247 Jet-set-Guru 137,195
Hotelwanze 457 Ideenmarder 263 Jet-set-Mieze 19$
Hottentottenboy 183 Ikonomane 299 Jet-set-Tussi 195
Hudelbube 64,183 Immobilienfritze 128 Jochgeier 137
Hudelmetz 183, 270 Immobilienhai 160 John Pickel und seine Mit-
Hudriwusch 183 ... im Taschenformat 462 esser 312
Hufti 184 Individibum 189 Journalistenmeute 271
Hühner 183 Industriebaron 38 Jubeldeutscher 196
Hühnerarsch 25 Industriebonze 58 Judasstrick 416
Hühnermelker 268 Inflationsgewinnler 145, Judenffeund 126
Humornudel 293 247 Judenhasser 167
Hund mit Geweih 184 Intellektbestie 191 Judenlümmel 196
Hundehund 184 intellektueller Kacker 199 Judenschicksei 196,364
Hundekerl 184, 208 Intellenzler 191,247 Jugendverderber 448
Hundekopp 184 Irrenhaufen 168,191 junge Gans 134
Hundepack 184, 302 Irrgeist 191 Jungenhordc 182
h under telfp rozentiger Italianski 192 junger Hirsch 178
Narr 285 Iwanella 192 junger Schnösel 379
Hundertprozentiger 184 junger Springinsfeld 197
Hundeschnauze 184 junger Tutterer 439
Hundsbagage 35,184 junges Gänschen 134
Hundsbazi 40
Hundsbeutel 47,184
Hundsfotze 122,184,185
J
Jahrmarkeschreier 264, 383
Jungfer Naseweis 197, 286
Jungfer Zart 197
Jungfernschänder 360
Hundsftit 131 Jammerbold 56,193 Junggemüse 197
Hundsgesindel 143,184 Jammerfigur 117,193 Junggreis 152
Hundsteufel 184, 426 Jammergreis 152 Junghühner 183
Hupfer 186 Jammerkloß 193, 217 Jungnazi 287, 289
Huppdolle 185 jämmerliche Gestalt 144, Jungspund 197
Hure von Babylon 186 193 Junker Leichtfuß 198, 245
Hurenbagage 35, i86 Jammermeier 193, 268 Junker Naseweis 198
Hurenbube 64 Jammerpott 193, 321 Junkerkaste 198, 206
Hurengesindel 143, 186 Jammersack 193 Junkerschaft 198
Hurenmutter 186, 327 Jan Bangbüx 36 Justizmörder 279
Hurenpack 186, 302 Jan Dumm 93 Juxbruder 62,198
Hurensack 186, 350 Jan-Düwel 426 Juxmacher 198, 259
Hurensiech 186, 396 Jan-Flegel 120
Hurenwirtin 327 Janhagelspack 194
Hurra-Europäer 187 Japanese 194
Hurraschreier 383
Huschelmetz 187, 270
Jawollsager 194
Jazzbubi 65
K
Huschelpeter 187, 308 jedermanns Liebling 106, Kacktyp 199, 363,439
Hutschpferd 187 194, 250 Kaffeebase 200
Jedermannsliebchen 249 Kaffeehausgeiger 199
Jesuitenzögling 195,250,475 Kaffeehausintellektueller
Jesuiter 195 190,199

541
Register zusätzlicher Stichwörter

Kaffeehausmusiker 199 Karriereritter 205 klappriges Gestell 95, 212


Kaffeehausschachspieler Karriereschnepfe 205, 378 Klapsmüller 212
199, 200 Karrieretyp 205, 439 Klapsrat 212
Kaffeehaustiger 428 Karriereweib 205 Klapsrese 213
Kaffeeschwester 200 Karteiratz 337 Klapsrieke 213, 343
Kaffeetiger 428 Kasernenfetzen 116 Klassenaugust 30, 213
Kainsbrut 64 Kasernenmatratze 24, 265 Klassenbummerl 67, 213
kaiserliches Rindvieh 343 Kasperli 206 Klassengroßsprecher 154
Kaktuskopf 226 Kastenweib 206 Klassenheini 213
Kaldaunenschlucker 24, Kathederheld 172 Klassentrottel 213, 435
37* Kathederhengst 173 Klater-Jan 213
Kalkeimer 98, 201 Katholiker 207 Klatschbruder 62, 213
Kalkhaufen 201 Katzenjammer 193 Klatschliese 213, 249
kalter Christ 285 Katzenmelker 268 Klatschmadam 213, 260
kalter Frosch 128, 201 Katzenmutti 283 Klatschtrine 213, 434
kalter Rechner 100 Katzenschinder 365 Klaubock 56, 213
Kamelarii 202 käufliche Dame 207 Klebarsch 214
Kamerad Krummstiefel käufliches Subjekt 419 Kleckerhans 164, 214
202, 234 Kehlabschneider 162 Kleidermarder 263
Kameradenschwein 202, Keibenkeib 208 Kleid ern arr 276
389 Keifhexe 176, 208 Klein Doofi mit Plüschoh-
Kamillebeutel 47 Kellerratte 337 ren und Samtpfoten
Kanakenfreund 126 Kellerwurm 208 214
Kanakenschwein 203, 389 Keppler 208 Kleinbürgerseele 214
Kanalarschloch 26 kesse Nudel 293 kleine Nummer 214, 294
Kanali 203 kesse Pflanze 209 kleiner Angeber 20
Kanalratz 203, 337 Kesselflickervolk 209, 453 kleiner Frechdachs 124
Kaninchen 20, 73,166, 211 Kesselvolk 209 kleiner Furzer 130
Kanonenpfropf 204 KGB-Scherge 363 kleiner Ganove 134, 215
Kanonenrindvieh 343 Kiek-in-de-Pott 321 kleiner Gauner 136
Kanonenstopfer 204 Kiffkopp 210 kleiner Kläffer 212
Kapitalistenklasse 204 Kifi 211 kleiner Macher 259
Kapitalistenknecht 204, Kind goldenes 210 kleiner Naseweis 286
219 Kinderbande 36 kleiner Pinkel 314
Kapitalistenlump 204 Kinderverderber 448 kleiner Pinscher 314
Kapitalistensau 204, 354 Kipf 211 kleiner Pisser 215, 315
kaputte Existenz 204 Kipper und Wipper 211 kleiner Proppen 324
Karboldragoner 204 Kircheneiferer 98 kleiner Quack 329
Kardinalsäufer 356 Kirchenmuffel 281 kleiner Schreihals 383
Karlchen Miesnik 73, 272 Kirchenschwänzer 387 kleiner Stöpsel 414
Karnevalsmuffel 281 Kirchensteuerchrist 285 kleines Kirchenlicht 215
Karnickeldieb 81, 98,183 Kirchhofsgemüse 127 kleines Würstchen 73, 468
Karnickelfamilie 205 Kirmesboxer 348 Kleingemüse 197
Karnickelstall 205 Kissenfurzer 130, 212 Kleinkapitalist 204
Karrieregeier 137, 205 Kittchenbruder 62, 219 Kleinmogul 277
Karrieremädchen 205 Klagebold 56 Kleinstadt- 216, 325, 454
Karrieremensch 205 Klamaukbruder 62 Kleinstadt-Casanova 71,
Karrierepolitiker 319 Klappergerüst 212 216

542
Register zusätzlicher Stichwörter

Kleinstadt-Macho 259 Kniesei 220 Konsumprolet 324


Kleinvieh 451 Knirrficker 220 Konsumterrorist 426
Klemmchauvi 72, 216 Knochenklempner 216, 221 Konsumtrottel 225, 435
Kleppergaul 216 Knödel-Bariton 221 Koofinichel 225, 271
Klepperhannes 216 Knödelsänger 221 Kordeldepp 79
Kletzensepp 216, 394 Knoten 221 Korps der Rache 227
Klimasünder 421, 441 Knottelliese 221 Kotz 154
Klimbimski 190 Knottelpeter 221 Kotzmichel 271
Klimpertante 423 Knotterich 103, 221 Krachmeier 227, 268
Klingelgangster 134 Knotterliese 221 Krachscheit 227
Klippkrämer 228 Knotterpott 221, 321 Krachschläger 227
Klönbartel 38 Knurrkopf 221, 226 Kraftbolzen $7, 227
Klops mit Beinen 217 Knurrpott 221, 321 Kraftmeier 268
Klugarsch 25, 217 Knurrsack 221, 350 Kraftmotz 228
kluges Kind 210 Kochbolzen 57, 82 Kramperl 228
Klugschieter 217, 365 Kollaborationist 222 krankhafter Pessimist 308
Klugschnabel 217 komische Alte i6 Krankmacher 52, 229, 259
Klugschnute 217 komische Nummer 223, Kränkler 229, 247
Klüngclpeter 217 294 Kräutchen auf jeder Suppe
Knäblein 73, 218 komische Type 223, 394 229,308
Knackstiefel 220 komischer Heini 171 Krautkopf 222, 226
Knallerbse 102, 218 komischer Kerl 208 Kräutlein 229
Knallkaffer 200, 218 komischer Onkel 299 Kräutlein Rührmich-
Knallkörper 218 komischer Uhu 224, 441 nichtan 230
Knalltype 218, 439 komischer Verein 448 Krautmannl 73, 230
Knast-Ehrenbürger 219 komisches Gewächs 144, Krautsäckel 351
Knastkumpan 236 394 Krawallhaufen 168
Knastler 219, 247 komisches Huhn 183, 223, Krawalljacke 230
Knastrologe 219 224 Krawallkathel 230
Knastschieber 219 Kommißknochen 220, 224 Krawallnudel 230, 293
Knasrvogel 219, 452 Kommißknüppel 224 Krawallschani 230, 361
Knatschkopp 219, 226 Kommißstiefel 224 Krawallschläger 230
Knatschsack 219, 350 Kommunistenfreund 126 Kredit-Junkie 198
Knäulkopp 226 Kommunistenhasser 167 Kreuzdonnerwettersakra-
Knauserer 219 Kommunistenjäger 193 menter 352
Knausert 219 Kompanietrottel 435 Kreuzkopf 226
Knausrich 103, 219 Komplexler 247 Kreuzspinne 405
Knecht des Mammons 219, Komplimentemacher 259 Kriegsbrandstifter 60
262 Konfusionarius 225 Kriegshabicht 232
Knechtseele 219, 398 Konfusius 225 Kriegsprofitier 232, 247,
Kneipkumpan 219, 236, Kongreßlöwe 254, 352 323
356, 472 Konjunkturgewinnler 14$, kriminelles Subjekt 232,
Kneisterpott 321 247 4T9
Knibbelkopp 226 Konjunkturhyäne 187 Krimineser 209
Knickerfritze 128, 220 . Konservativling 250 Krisengewinnler 145, 247
Knickersack 220 Konsumfetischist 225 Kritikermafia 261
Knickser 220 Konsumgeier 137, 225 Krittelpitter 233
Kniesbock 220 Konsummuffel 281 Krone der Schöpfung 174

543
Register zusätzlicher Stichwörter

Kronleuchter 25, 248 Lasterbalg 35


KrÖpel 234
L Läscerbalg 241
Kröterich 103, 233 Laberaffe 13, 237 Lästergosche 150, 241
Krummbuckler 207, 233 Laberheini 171, 237 Lästerjan 188, 241
krummbucklige Ver- Laberjan 188, 237 Latschi 242
wandtschaft 66 Labermichel 237, 271 Latschmichel 242
krummer Fürst 381 Labersuse 237, 421 Latschpeter 242
Kruzifixmensch 269 Labertante 237, 388, 423 Lattengestell 95, 144
Kubikarschloch 26, 252 Labertüte 237, 438 Latzhosentyp 439
Kubikdepp 329 Laberziege 237, 474 Lauling 242, 250
Kubikesel 105, 329 lächerlicher Furz 130 Lausaffe 13, 242
Küchenhund 184 Lachhannes 164 Lausbande 36, 242, 243
Küchenhusar 234 Lachnummer 294 Lausbankert 242, 243
Küchenpampel 234 Ladenhengst 173, 238 Lausegöre 149, 242, 243
Kügeleinsdreher 313 Ladenschwanz 238 Lausepriester 242
Kuhauge 30 Ladenschwung 238 Lausewanst 242
kühler Rechner 100 lahme Krücke 233, 238 Lausigel 188, 242
Kühlschrank 428 lahmer Arsch 25, 238 Lauskarline 205, 242, 243
Kullerhahn 159 lahmer Haufen 238 Lauspeter 224, 308
Kulturbremse 235 lahmes Huhn 183, 238 Law-and-order-Typ 244,
Kulturfeind 114, 235 Laienpolitiker 239 439
Kulturheini 171 Laienschauspieler 239, 361 Lebedämchen 73, 76, 244
Kulturmafia 261 Laienspielgruppe 239 Lebefräulein 73, 244
Kulturnudel 293 Laienspielschar 239 Lebegreis 152, 244, 257
Kulturphilister 50, 235 Lalle 239 Lebeherr 244
Kulturprolet 235, 324 Laller 239 Lebemädchen 244
Kulturprotz 50, 325 lame duck 238 lebende Leiche 244, 456
Kulturschickeria 364 Länderfürst 130, 325 lebendes Andenken 20
Kümmelkernspalter 235, Landesfeind 453 lebendes Fragezeichen 123
402 Landjunker 198 lebendes (lebendiges) Kon-
Kunkelpott 236, 321 Landräuber 338 versationslexikon 457
Kunkelweib 236 Landsknechtshure 186 lebendes Skelett 398
Kunstbarbar 37, 235, 236 Landstreuner 240, 415 lebenslängliches Fräulein
Kunstkrittler 233, 247 lange Bohnenstange 56 124
Kunstmafia 261 lange Geige 137 Lebensversager 450
Kunstpapst 304 lange Stange 240, 408 Leberwürstchen 468
Kunstpfuscher 311 langes Gerippe 141 Leckerbeck 244
Kunstsnob 399 langes Gespenst 144 Leerkörper 244
Kunscspekulanc 403 langes Gestell 95,144 Lehnerich 103
Kuppelweib 236, 459 langes Leben 240 Lehrerhansel 165, 283
Kupplerin 236 Langweil 241 Lehrerschreck 382
Kürbiskopf 226 langweiliger Patron 241, leibhaftiger Satan 244, 353
Kurschmied 236 306 Leiche in Zivil 244
Kurzbold 56 langweiliger Verein 238, leichte Dame 76, 245
Kuttenbruder 236 448 leichte Fliege 121
Kuttenhengst 173 Lapperi 241 leichtes Mädel 245
Kuttenjosef 236 Lärmer 241 leichtes Vögelchen 245, 452
Kuttenmolch 236, 277 Lärmsünder 241, 421 Leichtgewichtler 245, 247

544
Register zusätzlicher Stichwörter

leichtsinniges Tuch 24$


Leidensgestalt 144, 246
Lottergesindel 143, 253
Lottergreis 152, 253
M
Leihloch 252 Lotterhaufen 168, 253 Machomann 259
Leisefuß 246 Lorteriespieler 404 Machotyp 259, 439
Leisetritt 246 Lotterkerl 253 Machtbolzen 57
Leitbulle 246 Lottermädchen 253 Machtprotz 32$
Leithengsc 173 Lotterweib 253 Machttechnokrat 425
Lesemuffel 281 Lowbrow 176 Mackerine 260
letzter Sieger 103, 478 Lückenstopfer 254 Mackertyp 260, 439
Leutebescheißer 44 248 Ludengesicht 143 Mädchen mit Vergangen-
Leutfresser 126 Luden-Toni 254 heit 123
Liberalinski 190, 248 Lüderjan 249 Mädchen von der Stange
Liebesnarr 285 Ludewig 254 263
Liebling des Lehrers 249, Ludrian 249 Mädchen von der Straße
250 Ludwig 254 414 .
Liederlack 249 Lügenapostel 22, 254 Mädchen zwischen dreißig
liederliche Liese 249 Lügenbalg 254 und höchste Zeit 402
liederliches Mensch 269 Lügenbande 36, 254, 255 Mädchenaufreißer 29
Liederling 62, 249, 250 Lügenfresse 254, 25$ Mädchenjäger 123, 193,
linke Ratte 250 Lügengosche 254, 255 260,38$
linke Socke 250, 34$, 399 Lügenhals 254, 255 Mädchenknecht 219, 459
linker Abweichler 12, 251 Lügenhannes 164 Mädelfetzer 260
linker Bruder 62, 250 Lügenhans 164, 254, 255 Madonna für Arme 130
linker Freier 125, 250 Lügenkerl 255 Mafia-Bande 36, 260
linker Spinner 250 Lügenmajor 255, 261 Mafia-Gangster 134, 260
linker Ultra 441 Lügenmensch 255 magerer Hecht 169
Linkmichel 271 Lügenpack 255, 302 Mährfritze 128, 261
Linksaußen 340 Lügenzumpel 255, 477 Mährpeter 261, 308
Linksgeher 125 Luller 255 Mährsuse 261, 421
Linksintellektueller 190 Lumpenaas 9, 256 Maikalb 23
Linksopportunist 300 Lumpenbube 256 Maitherese 265
Linkspieler 109, 404 Lumpendorl 256 Majestätsverbrecher 447
Linkstapper 251 Lumpengeschmeiß 142, Makkaroni-Mann 261
Linkstatzler 247, 251 256 Malefizbankert 37
Linksterrorist 251, 426 Lumpenhannes 164, 256 Malefizkrott 261
Linsenspaker 402 Lumpenkores 73, 256 Malefizluder 254, 261
Linsenzähler 103 Lumpenlene 256 Malefizlump 256, 261
Lispelzunge 251 Lumpenmatz 256, 266 Maler Klecksel 214
Locheri 26, 252 Lumpenzipfel 256, 475 Malkasten ui, 438
Lochlecker 26, 244 Lumpenzores 256, 257,476 Malör 236
Lohle 252 Lumpes 256 Mamabübchen 64,73,262,
Lohnschreiber 383 Lustknabe 218 283
Loosertyp 253, 439 Lustmatratze 19, 265 Mamas Liebling 250
Lord Kacke 199 Luxusdämchen 73, 76, 258 Mamikind 210, 262
loser Strick 253, 416 Luxusfotze 122, 258 Mamis Liebling 262
loses Früchtchen 355 Luxushure 186, 258 Mammonsknecht 219, 262
Lotterer 253 Luxusliebchen 249 Manchescerkapitalist 204
Lotterfritze 128, 253 Luxusweib 258, 459 Männerhasserin 167

54S
Register zusätzlicher Stichwörter

männliche Fotze 122 Menschenquäler 330, 428 Modedichter 276


Männlichkeitsprotz 325 Menschenschlächter 366 ‘ Modedocke 84, 276
Mannskerl 263 Menschenwürger 468 Modefan 110
Mannsvolk 453 Menscherl 269 Modefex 116, 276
Mansardengenie 141 Merker 53, 378 Modefreak 124, 276
Manschectenbaron 38 merkwürdiger Kauz 207 Modefritze 128
Mantelcräger 12 Mickermännchen 73, 263, Modeherrchen 73, 276
Maot 71 271 Modejüngling 250, 276
Marmeladinger 264 Mickertyp 271, 439 Modemuffel 281
Marodebruder 62, 264 Mickymaus 267 Modeteufel 426
Martinigans 134 miese Type 271, 439 Modetor 276, 430
Märtyrertyp 439 Mieseipriem 271, 291 Modetucke 276, 437
Märzenkater 207 Miesepampel 271, 303, 313 Mogelant 277
Marzipanschwein 73, 389 Miesepitter 271 Mogelbruder 277
Maschinengewehrschnau- Miet-Rammler 247, 336 Mongi 278
ze 264, 342, 378 Milchbaby 33, 272 Mongölchen 73, 278
Masse Mensch 61, 265 Milchbärtling 250, 272 Monopolherr 278
Mastgans 134 Milchbübchen 272 Mooshaupt 42
Mastsau 116, 265, 354 Milchsuppengesicht 272 Moppelchen 73, 278
Mathe-Niete 291 Militärkamarilla 201, 272 Mopper 278
Matrose Arsch 25, 386 Militärkaste 206, 272 Moralfex 279
Matrosenliebchen 73, 249 Militärklüngel 217, 272 Moralgigant 279
Matschbirne 50, 266 Mimöschen 273 moralischer Rigorist 343
Maulaffenfeilhalter 266 Miniaturausgabe 273 Moralpapst 279
Maulaufreißer 266 Mini-Hirn 273 Moraltante 279
Maulfechter 267 Mini-Kapitalist 273 Moral-Wauwau 21, 279,459
Maulklempner 216, 471 Minusdame 273 Mordbande 36, 279
Maulpolitiker 267, 319 Minusmacher 259, 273 Mordbestie 45, 279
Maulraffel 335 Miß Gunst 156 Mordknecht 219
Maultasche 424 Miß Wackelarsch 455 Mordsdackel 76, 279
Maultrommler 267 Mistaas 9, 274 Mordsfatzke 112, 279
Maurermeister 267 Mistbankert 37, 274 Mordsidiot 188, 279
Meckerarsch 268 Mistbartel 38, 274 Mordskamel 202,279, 343
Meckerfort 268 Mistbinkel 50, 274 Mordslackel 238, 279
Meckergeiß 268 Mistbolle 57, 274 Mordslump 256, 279
Meckerhannes 164, 268 Mistbolzen 57, 274 Mordsrindvieh 279, 343,
Meckerjule 268 Mistkrüppel 234 451
Meckerpott 268, 321 Mistologe 275 Mordssäckel 279, 351
Meckertüte 268, 438 Mistpritsche 323 Mordstrumm 279, 436
Medien-Fritze 128 Mistschlampe 274, 275, 367 Mörtelpanscher 303
Medienmogul 277 Mistvogel 274, 452 Mostschädel 280, 359
Mehlsack mit Beinen 268 Mitmacher 275 Motorrad-Gang 134
Mehlspeistiger 428 Möchtegernaufsteiger 276 Motorradhunnc 185
Melkkuh der Nation 269 Möchcegerncasanova 71, Motzbrocken 280
Mensch dritter Klasse 269 276 Motzke 280
Menschenbrut 64 Möchtegernminister 276 Motzki 280
Menschenhorde 182 Möchtegern-Playboy 317 Motzknochen 220, 280
Menschenmeute 271 Möchtegernstar 276 Mr. Moneymaker 277

546
Register zusätzlicher Stichwörter

Mr. Nobody 292 Nappneger 288 neugieriger Fritze 127


Muckelpoct 321 Narrenkopf 226, 285 Neungescheiter 290
Mückenfürzchen 73,130 Narrenvolk 453 Neunmalschlauer 290
müde Tasse 435 närrischer Gtckel 14$, 286 Neureichs 110, 290
müder Haufen 280 närrischer Teufel 426 Neuroseri 290
müder Knochen 220, 280 närrisches Huhn 183, 286, Nichtser 291
müder Sack 112, 238, 280 450 Nichtsticker 291
müdes Hemd 172 Naschkater 286 Nickelaas 9
Müdling 250, 280 Naschkätzchen 73, 286 Nickelfut 131
Muffer 281 nasser Bube 64 Nickemann 263, 291
Muffsack 281 nasser Junge 196 Nickesel 105, 291
Muhkalb 200 nasser Lappen 241 Nickmännchen 73, 291
Muhkuh 234 nasser Vogel 452 Nikolaus 460
Müllmafia 261 Natozwerg 479 -nischel 226, 359
Multikuki-Wichser 463 Natterngeschmeiß 142, 287 Nochkanzler 292
Murrjan 282 Naturschwärmer 387 Nochoberligist 292
Murrkater 282 Nazigesindel 143, 288 Nölhans 164, 292
Murrpeter 282, 308 Nazigröße 288 Nolimetangere 230
Murxist 264 Naziideologe 288 Nölkopp 226, 292
musikalisches Wild- Nazi-Kids 210 Nölpott 292, 321
schwein 464 Nazi-Scherge 288, 363 Nörgelhannes 164, 293
Musikbanause 36 Nazischwein 288 Nörgelpeter 293, 308
Musiknarr 285 Nazistin 288 Nörgelsack 293, 350
Musikomane 299 Nebelspalter 402 Nostalgist 293
Musikpapst 304 Negerfotze 122 Notenfetischist 115
Müsli-Fresser 126, 282 Negerschickse 288, 364 Notenscheißer 362
Müsli-Typ 282, 439 Negierungsrat 288 notorischer Trinker 145,
Muster an Tugend 30 Neidbold 0, 289 293» 434
Muttchen 73, 283 Neidhals 162, 289 notorischer Verbrecher
Mutterland 262, 283 Neidhund 184, 289 145, 4-4.7
Mutterkindchen 262 Neiding 289 NS-Bonzez88
Mutterknabe 283 Neidkötel 227, 289 NS-Machthaber 260
Mutters Liebling 262 Neidteufel 289, 426 NS-Scherge 363
Muttertöchterchen 73, 283 Neonazist 289 NS-Verbrecher 288, 447
Mutzkopf 226 Neppbruder 289 Nudelkopf 226, 293
Mystifikareur 283 Nervi 289 Nullachtfünfcehn-Norma-
nervöser Zipfel 289, 475 lo 293, 294
Nesthöckerl 290 Nullachtfünfzehn-Typ
Nesthökchen 290 194^ 439
Nestkack 290 Null-Bock-Typ 439
N Nestkacker 290 Nulli 294
Nachbleiber 284 Nestquack 290, 329 Nullkommanichts 135,291,
Nachmacher 284 Nestseicher 392 294
Nachteimer 98 nettes Früchtchen 73,129, Nullmännchen 73, 263,
Nachttopf 430 355 294
naiver Utopist 445 Neuarmer 290 Nullschnaller 294
Napoleon im Taschenfor- Neufaschist 289 Nullspanner 294
mat 424 Neugier 290 Nuschelfritze 128, 294

547
Register zusätzlicher Stichwörter

Nuschelliese 249, 294 Offizierspritsche 297, 323 Papageier 303


Nußtörtchen 73, 430 Offiziersschlitten 297, 371 Papierdrache 304
Nuttenbankert 186 Ohnemichler 298 Paradehengst 173
Ohnmachtsknochen 220 Paradiesvögelchen 73, 304
Öko- 298 Paragraphenfiichser 304
Ökochonder 187 Paragraphenmensch 304

o
Oberabsahner ii, 296
Ökofaschist m
Ökofritze 298
Ökofuzzi 50,131, 298
Paragraphenschinder 304,
365
Parteiabweichler 12, 247
Ober-Amigo 296 Öko-Rigorist 298, 343 Parteifritze 128
Oberammergauner 136, Ökosünder 421, 441 Parteifuchs 129
296 Ökowichser 463 Parteifuzzi 131
Oberarschloch 26, 252, Ölbaron 38, 299 Parteihäuptling 168, 250
296, 343 Ölberger 43, 298 Parteihuber 183
Oberdepp 79, 296 old miesmaker 271 Parteiklüngel 217
Oberdippel 83 Ölkopf 226 Parteischranze 381
Oberfilzer 296 olle Bisse 51 Partyhengst 172, 305
Oberhäuptling 168, 250, olle Schrippe 17 Partytiger 305, 428
296 olle Trine 434 Pascha mit sieben Roß-
Oberheuchler 104,175, Olweline 299 schweifen 305
247, 296 Omi 299 Patentschwätzer 388
Oberindianer 189 Omma 299 Patienten material 270
Oberlangweiler 241, 296 Operettenfurst 299 Patscher 306
Oberlobbyist 296 Operettenkönig 299 Patschweib 306, 459
Obermacho 259, 296 Opferlamm 239 Paukerschreck 382
Obermaschores 265, 296 Opi 299 Pechrabe 307
Obermime 296 Oppa 299 Peitscheribub 307
Obermolli 296 Optimistfink 274, 300 Pennschwester 307
Oberolwel 296, 299 Ordensjäger 193 Penntüte 307, 438
Oberrindvieh 296, 343, 451 Ordnungsfanatiker 110 Pfaff 309
Obersäufer 296, 356 Orientale 392 Pfaffenbankert 37, 309
Oberscheich 296, 362 Ortsblättchen 423 Pfaffendiener 82, 309
Oberschieber 296, 364 Ostspion 300 Pfaffenhure 186, 309
Oberschlauberger 369 Otto Normalverbrecher Pfäffin 309
Oberschlauer 296 300, 447 Pfaffling 250, 309
Oberschmarrer 374 Pfarrersliebchen 249
Obersozi 296, 401 Pfennigkrämer 228, 310
Oberstreber 296, 415 Pfennigspalter 310, 336,
Oberstupidienrat 418
Obertrottel 296, 435
p 402
Pfennigvögler 310
Ochse im Porzellanladen Packvolk 302 Pferdegesicht 143
100, 297 pädagogischer Blindgänger Pferderi 310
Ochse vorm Tor 297 53 Pfingsthammel 162, 310
Ochsenfiesel 117 Pajatz 318 Pfingstkuh 310
Ochsenmelker 268 Pampelarsch 303 Pfingstlamm 310
Ochser 66 Pamper 36 Pfropfen 324
Offiziersfose 122, 297 Pannemann 263 Philisterseele 311
Offizierskamarilla 201 Pantoffelritter 303 philosophischer Kauz 207

548
Register zusätzlicher Stichwörter

Phrasenheld 172, 267, 312 Pöbelvolk 318, 453 Primatonna 323


Phrasenhengst 173, 312 Pointenmörder 318 Prinz auf der Erbse 323
Phrasen macher 259, 312 Pojatzer 318 Prinzginkerl 406
Phrasenschneider 312 Polentafresser 401 Prischen 323
Pichelsteiner 312 Polit-Gammler 133, 247 Pritschler 247
Pickelfresse 312 politische Leiche 245 Privatschnüffler 247, 379
Pickelinski 190, 312 politische Nutte 295 Profitchen 73, 323
Pickelomini 312 politischer Abenteurer 10 Profitchenmacher 259, 323
Piepmeier 268 politischer Analphabet 20 Profitgieker 323
Piese 313 politischer Kannegießer Profithyäne 187, 323
Pieselbruder 313 203 Profi tmichel 271, 323
Pieselkopp 226, 313 politischer Laienspieler 239 Profitti 323
Pictkong3i3 Polit-Karrierist 205 Prolli 324
Pimpelchen 73 Politrocker 344 Prollo 324
Pimpelfricze 313 Polit-Romantiker 345 Prolo-Kids 210, 324
Pimpcllieschen 313 Polit-Typ 319, 439 Propagandamacher 259,
Pimpclsuse 313 Polizciagent 14 324
Pimpelcante 313 Polizei bulle 67 Provinzcasanova 325
Pimpekrine 313, 434 Polizeibüttcl 69 Provinzei 98, 239, 325
Pimperlieschen 73, 249, 313 Poltcrhans 319 Provinzgockel 148, 325
Pimperling 250, 313 Pomadenhecht 319 Provinzgröße 325
Pimpcrlwichtig 313 Poofke 320 Provinzlöwe 32$
Pinseltraktierer 314 Porkograph 320 Provinznudel 293, 325
Pistenrowdy 315, 347 Pornogräfin 320 Provinzpflanze 311, 325
Piß kachel 64,199 Pornokrat 229 Provinzpolitiker 319
Plagteufcl 315 Pornomane 299 Provinzschauspieler 325,
Plapperarsch 315 Portokassenbubi 65, 320 361, 376
Plapperfritzc 128, 31$ Porzellanpüppchen 328 Provinzschnallc 325
Plappcrgosche 150, 316 Possentreiber 321 Provokant 325
Plappermund 316 Pöstchenjäger 73,193, 321 Provotarier 324, 325, 326
Plappersack 315 Poste nschacherer 321, 359 Prügelpauker 26,182, 306,
Plappersuse 316 potentieller Selbstmörder 326
Plärrarsch 316 394 Prügel vater 326
Plärremann 316 Pottckel 100 Pseudochrist 326
Plärrerin 316 Pöttenkieker 321, 430 Pseudodemokrat 326
Plärrhannes 316 Poussade 321 Pseudo-Intellektueller
Plärrliese 249, 316 Poussierhengst 173, 321 190, 326
Plärrochse 297, 316 Poussierlappen 321 Pseudophilosoph 326
Plärrsack 316 Pracherpack 321 Pseudowissenschaftler 326
Plattdeutsche 316 Prachtstück 417 PS-Protz 325
Plattcnberger 43 Pressefuzzi 131 Psycho-Freak 124, 326
Platcensimmerl 397 Pressehengst 173 Psychoguru 157
Plattkopf 119, 226 Preuße mit mildernden Psychot 326
Pleitcgänger 317 Umständen 322 Pulverhuber 183
Pleitemacher 259, 317 Preußengesindel 322 Pulverköppe 327
Plumperjan 188, 317 Preußenhammel 322 Pünktlichkeitsfanatiker 110
Plumprian 188, 317 Preußenkopf 226,322 Pusteengel 51, 320
Pöbelhorde 318 Preußenschnauze 378 Püttjerhannes 328

549
Register zusätzlicher Stichwörter

Putzaffe 13, 328 Quengelkopp 331 Raubauzer 339


Puczdocke 84 Quengelpeter 308, 331 Räubergesindel 338
Putzdrachen 87, 328 Quengeltrine 331, 434 Raubtier 428
Putzgretel 328 Quetscher 332 Raucheise 101
putzige Nudel 293 Quirlefanz 332 Raufbolzen 57, 339
Putzlappen 241, 328 Quirlfix 332 Raufdegen 339
Putzlappengeschwader 364 Quotenfetischist 115 Raufhansel 339
Putzliese 328 Quotenjäger 193 Rauhbart 339
Putznarr 285, 328 Quoten mann 332 Rauhbausch 339
Putztrampel 431 Quoterich 332 Rauhbichel 339
Rauhwatz 339
Rauschgiftgangster 134
Rauschgiftmafia 90, 261

Q
Quackbüdel 329
R
Rabenbraten 353
reaktionäre Elemente 100,
339
Rebeller 339
Quacke 329 Rabenbrut 64, 333 rechter Ultra 441
Quackei 329 Rabenjunge 333 Rechts- 339
Quackelchen 329 Rabenmelker 268 Rechtsklempner 216
Quackelhans 164, 329 Rabensohn 333 Rechtspopulist 320, 339
Quackelkopp 329 Rabentochter 333 Reformhuber 183
Quackelsuse 329, 421 Rad im Getriebe 334 Regimentsdepp 79, 340
Quadratdepp 329 Radaubesen 334 Regimentsesel 105, 340
Quadratlackel 238, 329 Radikaler 335 Regimentshure 340
Quadratochse 329 Radler 247, 334 Regimentslügner 255, 340
Quadratsäckel 329 raffinierter Hund 184 Regimentsmatratze 24, 265
Quadratsau 329, 354 raffiniertes Aas 9 Regimentstrottel 435
Quadrattratsche 329, 432 Raffteufel 335, 426 Reimerich 103
Quälarsch 25, 330 RAF-Sympathisant 422 Reimler 247
Quarkkopf 226 Rambo-Typ 335, 439 reine Unschuld 444
Quarrkopf 226 Rammelbock 56, 336 Reinlichkeitsfanatiker 110
Quasselbüchse Q, 330 Rammschädel 359 Reisemuffel 281
Quasselhans 330 Rampenschwein 389 Reiseonkel 299
Quasselheini 171, 330 Randalemacher 259, 336 Reisetante 423
Quasselliese 249, 330 Randaleur 336 reißender Wolf 466
Quasselmeier 268, 330 Randfigur 117 reißendes Tier 464
Quasselpeter 330 Rappelfott 336 Reitschulbremser 61, 365
Quasseltüte 330, 438 Rappelkasper 206, 336 Reklameheini 171
Quatschbacke 331 Rappel trine 336, 434 Reklamenudel 293
Quatsche 331 Rasonierer 336 Reklame-Schreiberling 383
Quatschkasten 331 Rassenhetzer 175, 337 Rekrutenschleifer 370
Quatschmeier 268, 331 Rassenschänder 360 Religionseiferer 98,147
Quatschpeter 308, 331 Rätsche 337 Remisschieber 364
Quatschsuse 331 Ratschkatharina 337 Rennpferd 310
Quatsch tante 331, 423 Ratschkatt 337 Renommierbeutel 47, 341
Quatschweib 331, 459 Ratschkatzel 337 Renommierbruder 341
Quengel 331 Ratschmaul 266 Renommierer 341
Quengelheini 331 Raubacke 339 Renommierpinsel 314, 341

5$o
Register zusätzlicher Stichwörter

Renommierstengel 341 Rotzig 346 Satanas 353


Renommiersüchtiger 341 Rotzkäfer 346 Satansknecht 219, 353
Reserve- 341 Rotzkötel 227 Satansknochen 220, 353
Reservetarzan 341, 42.4 Rotzkübel 346 Saubagage 35, 354
Revanchehetzer 175, 342 Rotzlaffe 238, 346 Saubazi 40, 354
Revolverautor 342 Rotzlappen 346 Saubehle 42, 354
Revolverschnute 342 Rotzlümmel 256, 346 sauberer Bruder 62
Riese Goliath 149 Rotzmensch 269, 346, 347 sauberer Knabe 218, 355
Riesendepp 343 Rotzmichel 271, 346 sauberes Bürschchen 73,
Riesenhornochse 182, 343 Rübchen 347 355
Riesenmiststück 273, 343 Rübenvieh 347 Sauberkeitsfanatiker 110
Riesenpavian 307, 343 Rucksackzigeuner 348, 474 Saubesen 44, 354
Riesenpferd 343 Rückständler 247, 348 Saubetz 354
Riesenschnauze 154, 378 Rudelbumser 68 Saubulle 67
Riesenschwein 343, 389 Rufmörder 279 Sauding 354
Ricsentrottel 343 Rumhänger 163 Sauerkrautfresser 126, 229,
Riesenzwerg 479 Ruschelkopf 226, 349 *30, 355
Rieurs 74 Russen-Mafta 261 Saufbeutel 355
Rind 343 Rußteufel 426 Saufdrossel 355, 377
Rindsbeutel 47 Saufetz 116
Rindskamuffel 202 Saufgenosse 355, 356
Ritter Ohneland 344 Saufhals 162, 355
Ritter vom öligen Scheitel
344
Ritter von den goldenen
s
Saatkrähe 228
Saufhaus 355, 356
Saufigel 355
Saufjule 355
Pedalen 344 Sabbelhannes 350 Saufkamerad 355, 356
Ritter von der Elle 344 Sabbeljochen 350 Saufkarline 205, 355
Ritter von der Feder 344 Sabbelliese 249, 350 Saufkerl 355
Ritter von der Landstraße Sabbeltasche 350,424 Saufkübel 355
344 Sabbeltrine 350 Saufkumpel 356
Ritter von der Nadel 344 Sabberer 350 Saufochse 355
Rockergang 134, 344 Sabberfritzc 350 Saufpatron 306, 355
Rockfossil 122 Sabbergreis 152, 350 Saufunke 355, 443
Rohkostapostel 22, 222 Sabberkopf 226, 350 Sauhammel 162
Rohr im Wind 387 Sabberliese 249, 350 Saujude 196, 354
Rohrspatz 402 Sabbermichel 271, 350 Saujunge 354
Rokokokokotte 222 Saftheiner 351 Saukeib 208
rollender Pfannkuchen 309 Sakramentskerl 352 Saukloben 216
Rollenspieler 361 Sakristeiwanze 457 Saukrüppel 234, 354
Rollmops auf Beinen 345 Salongeck 136, 352 Saulude 254
Roßdieb 81 Salonliterat 251, 352 Saumatz 266
rote Büchse 65 Salonmarxist 264, 352 Saupack 302, 354, 390
rote Hexe 176 Salonschwätzer 352, 388 Saupfaffe 309
rote Seilschaft 393 Salontiger 352,428 saurer Drops 91
Rotfrontkämpfer 346 Samtbubi 65 saurer Geselle 142
Rotfroncler 247, 346 Sandkastenfreier 12$ saurer Mops 278
Rotzbinkel $0, 346 Sandkastenrocker 344 Saurüssel 354
Rotzfink 118, 346 Sapperlotskerl 353 Sausebraus 358

551
Register zusätzlicher Stichwörter

Saustück 354, 417 Schieberbande 36, 364 Schlawuzi 369


Sauwatz 354, 469 Schieberpack 302, 364 schlechte Haut 169
Sauwenzel 354, 461 schiecher Uhu 151 schlechter Schauspieler 361
Schäbian 188 Schiefkopf 226 schlechtes Mensch 269
Schablonski 190, 358 Schielbock 365 schlechtes Stück 417
Schädling der Gesellschaft Schießbudenmamsell 365 Schlechtschwätzer 388
359 Schietkerl 208, 363 Schleckergosche 369
Schafsack 359 Schietkröte 233 Schleckermäulchen 73, 370
Schafsdussel 95 Schikanierer 365 Schleimlecker 370
Schambes 194 Schilfrohr im Wind 387 Schlieker 370
Schandbalg 35 schillernde Figur 117 Schlimmling 250, 371
Schandbesen 44 Schimpfian 188, 365 Schlothexe 176
Schandfresse 360 Schimpfierer 365 Schluckhals 162, 372
Schandgeselle 142, 360 Schinnoos 365 Schlufian 188, 372
Schandgosche 360 Schlabbergosche 150, 366 Schlumpliese 249
Schandnickel 291 Schlabberhans 164 366 Schlumpsoldat 372
Schandstück 417 Schlabberliese 366 Schlumpumpel 372
Schandvettel 451 Schlabbermichel 271, 366 Schlunz 372
scharfe Schrippe 383 Schlabberschnauze 366, Schlunzkopp 226, 372
scharfer Hahn 159 378 Schlurian 188, 373
scharfer Jagdhund 193, 361 Schlabberschnute 366 Schlußbremser 61
scharfes Gerät 141 Schlachter 366 Schlüssellochgucker 28,156
Schauergestalt 382 Schlafeule 105, 366 Schmachthahn 373
Schaukelpolitiker 319, 361 Schlafkappe 366 Schmachtjüngling 250, 373
Scheelauge 30, 365 Schlafmichel 271, 366 Schmächtling 250, 373
scheeler Kiebitz 210 Schlafpille 366 Schmafubruder 373
Scheffler 247 Schlafsuse 421 Schmafukerl 373
Scheingelehrter 362 Schlagersternchen 411 Schmafutier 373
Scheinherrscher 362 Schlägertype 367, 439 Schmähbold 56, 373
Scheinphilosoph 362 Schlagwortpapagei 303 Schmähdichter 373
Scheinwisser 362 Schlampamper 367 Schmähmaul 266, 373
Scheißausländer 362 Schlamphans 164 Schmähschreiber 373, 383
Scheißbesen 44 362 Schlappenmichel 271 Schmähvogel 373, 452
Scheißerich 103 Schlappenschuster 385 schmaler Hering 173, 373
Scheißgfrieß 137, 362 Schlappentiger 428 Schmalgeiß 138
Scheißhund 184, 362 schlapper Laden 238, 280 Schmalspurabiturient 373
Scheißkanaker 203, 362 schlapper Sack 238 Schmalspur-Casanova 71,
Scheißlehrer 362 schlapper Verein 238, 448 373
Scheißossi 300, 362 Schlappgosche 150, 368 Schmalspurganove 134 373
Scheißpfaffe 309, 362 Schlappgrete 368 Schmalspurgermanist 373
Scheißpolyp 362 Schlapphannes 368 Schmalspurjurist 373
Scheißtrommel 362 Schlappheinz 368 Schmalspurlateiner 373
Scheißtype 363 Schlappmadam 260, 368 Schmalspuroffizier 373
Scheißwessi 362 Schlappscheißer 368 Schmalspurstudent 373
Scheißzivilist 362, 475 Schlaufe 73, 74, 369 Schmalspurtarzan 424
Scheltebold 56 Schläuling 250, 369 Schmalspurwissenschaft-
Scherbel 363 Schlaumichel 369 ler 373
Scheuerteufel 328 Schlaupeter 369 Schmalzbruder 62, 374

55*
Register zusätzlicher Stichwörter

Schmalzlappen 241, 373 Schnapssäufer 49, 356, 377 Schreibtischgelehrter 65,


Schmalznudel 293 Schnarchnase 377 417
Schmarrarsch 25, 374 Schnarchpeter 308, 377 Schreibtischhengst 68,173,
Schmarrbeutel 47, 374 Schnarchzapfen 377
Schmarrkopf 226, 374 Schnattergosche 377 Schreibtischprolet 324
Schmccklecker 244 Schnatterich 103, 377 Schreimaul 266
Schmeichelzunge 374 Schnattertasche 377,424 Schreiteufel 383,426
Schmerwanst 116, 374 Schneehuhn 183 Schrumpelliese 249, 384
Schmierakel 37$ Schneiderbock 56,138,378, Schuftian 188, 384
Schmieranc 375 474 Schuftikus 384
Schmierendirektor 375 Schneidergeiß 138 Schuldenbuckel 384
Schmicrhammel 162, 375 Schneiderling 250, 378 Schuldenmajor 261, 384
Schmierian 188, 375 Schnellschreiber 452 Schülermaterial 270
schmieriger Typ 439 Schnellspanner 378 Schulfuchser 384
Schmierist 37$ Schniegel-Poppie 379 Schulmeisterlein 73, 384
Schmierpeter 308, 375 Schnodderschnauze 378 Schulpedant 307, 384
Schmuddelfink 118, 375, Schnorrbruder 62, 379 Schultyrann 439
376 Schnüffelheini 171, 379 Schulversager 450
Schmuddelhans 164 375 Schnulzengeiger 379 Schundian 188
Schmuddelkerl 208, 375 Schnulzenheini 379 Schürzenhengst 173, 385
Schmuddelliese 249, 375 Schnulzenkönig 225, 379 Schuß 385
Schmuddclpeter 308, 375 Schnulzen-Troubadour 379 Schusselbock 56, 38$
Schmuddeltrine 37$, 434 Schnulzist 379 Schusselfritze 128, 385
Schmuddeltyp 375, 439 Schnulzör 379 Schütze Arsch mit der Öl-
Schmuddler 247, 375 Schockfreier 125 kanne 386
Schmu machet 259 Schofelant 380 Schwabbeler 247, 386
Schmusbacke 376 Schönchen 73, 380 Schwabbelfritze 128, 386
Schmusbeutel 47, 376 schöner Verein 448 Schwabbelhans 164 386
Schmusebold 56, 376 Schöngeistier 247, 380 Schwabbeljochen 386
Schmuspeter 308, 376 Schönschwätzer 388 Schwabbelliese 249, 386
Schmutzbartel 38 Schönwetcerpolitiker 380 Schwabbelmeier 268, 386
Schmuczgeicr 137 Schönwetterredner 380 Schwabbelpudding 326,
Schmutzhammel 376 Schoppenbläser 381 386
Schmutzigel 198, 376 Schoppenfetzer 381 Schwader 386
Schmutzliterat 251 Schoppenpitscher 381 Schwaderer 386
Schmutzpeter 89, 308, 376 Schoßkind des Glücks 381 schwarze Hexe 176
Schnäbbelliese 249 Schowi 72 schwarzer Peter 308
Schnäppchenjäger 193 schräge Figur 117 schwarzes Familienschaf
Schnapsdcrgel 79, 377 schräge Type 381, 439 388
Schnapseule 105, 356, 377 Schrägvogel 381, 452 schwarzes Schaf (in) der
Schnapsgermania 377 Schrape 381 Familie 388
Schnapsgurgel 356, 377 Schrapphals 162, 381 Schwarzfärber 388
Schnapskadett 377 Schrapphexe 176 Schwatzkarline 20$, 388
Schnapskarline 205, 377 Schreckensgestalt 382 Schwatzkopf 226, 388
Schnapskind 377 Schreckschrulle 384 Schwatztasche 388
Schnapslump 256,377 Schreibmuffel 281 Schweinchen Dick 73, 389
Schnapsmichel 271, 377 Schreibtischgangster 134 Schweinebär 37, 389
Schnapspanscher 303 383 Schweinebartel 38, 355, 389

553
Register zusätzlicher Stichwörter

Schweineigel 390 seltsame Pflanze 394 Sozialbimbo 50


Schweinematz 266, 389 seltsamer Kauz 223 sozialer Absteiger 11
Schweinepeter 389 seltsamer Verein 394 sozialer Aufsteiger 30
Schweinestück 389, 418 seltsamer Vogel 224, 394, sozialer Schädling 359
Schweinhund 390 452 Sozialistenfresser 126, 224
Schweinnickel 390 seltsames Gespann 144 sozialpolitischer Blindgän-
Schweizerknabe 218 seltsames Gewächs 394 ger 53
Schwellschädel 390 seniler Greis 152 Sozialschädling 250, 359
Schwerer 390 Sensationsjournalist 342 Sozialtante 423
schwerer Brocken 61, 81 Sepperl 394 Sozialträumer 401, 433
Schwertmaul 266 Sesselbumser 68, 395 Sozialwichser 463
Schwiemelanc 391 Sesselhocker 179, 395 Spaltzüngler 86, 247
Schwiemelfritze 128, 391 Sesseljäger 19, 193, 321 Sparsamkeitsfanatiker 110
schwieriger Zeitgenosse Sesselreiter 395 spaßiger Heiliger 400
473 Sesselrutscher 395 später Teenager 402, 425
Schwindlerbande 36, 391 Sexbestie 45, 395 Spätmerker 53, 378, 403
Schwindsuchtsgerippe 141, Sexbombe 57, 395 Spatzenschrecker 403
391 Sexbulle 67 Specki 403
Schwollkopf 226, 390 Sexkätzchen 395 Speckwampe 403
schwul Paketche 391 Sex-Maniak 262, 395 Spektakler 247, 403
schwule Jule 196 Sexualtier 395 Sperenzchenmacher 259
schwule Sau 391 Sicherheitsfanatiker 110 Spesenkavalier 403
schwuler Hengst 172, 391 Siebensortenlump 256, 396 Spesenreiter 403
Schwulibert 391 Siechling 250 Spezerl 403
Schwulinski 190, 391 Siemann 397 Spielbold 56, 404
Schwülstling 250 Siffilist 475 Spielhans 164, 404
Schwuschi 391 Siffkopf 226 Spielhansel 165, 404
Seelchen mit Plüsch und Silbenzähler 396 Spielkind 210, 404
Troddeln 391 Simplex 397 Spießer-Mumie 281
Seelenmasseur 392 Sittenschnüffler 247, 379 Spießerschreck 68, 382
seelischer Krüppel 234, 392 Sittich 397 Spießerseele 404
seelisches Wrack 467 Skandalminister 398 Spinnefanter 405
Seibelfreier 125 Skatdrescher 90 spinnerter Kerl 208
Seichkachel 64,199 Skelett in Uniform 398 Spinnkeib 208
Seichling 250, 392 Skeletti 398 Spitzkaffer 200
Seifensack 350 Söffer 418 Spitzkopf 226
Sekkierer 393 Söffler 419 Spontifex 116
selbsternannter Tugend- sonderbarer Schwärmer 387 Sportniete 291
wächter 437 sonderbarer Vogel 224, Spöttler 247, 406
Selbstinszenierer 393 394’ 452 Sprachpurist 328
Selbstprofilierer 393 sonderbares Gewächs 394 Sprachschänder 360
Selbstsüchtler 247, 393 Sonntagschrist 400 Spritbacke 377, 407
Selbstsüchtling 250, 394, Sonntagsdichter 400 Sprühteufel 426
419 Sonntagsgärtner 400 SS-Scherge 363
Selbstversorger 393 Sonntagskapitän 400 staatlich geprüftes Rind-
selten blöde Kuh 54 Sonntagspapa 400 vieh 343
seltene Pflanze 311, 394 Sortenflegel 120, 396 Staatsklügler 217
seltenes Exemplar 394 Sozialbetrüger 45, 401 Sraatsrindvieh 343

554
Register zusätzlicher Stichwörter

Staatsterrorist 426 Stockgelehrter 413 Stullenverhältnis 60


Stachelsau 408 Stockkatholik 104, 413 Stummerlein 418
Scadtfaczke 112, 408 Stockkonservativer 413 Stumpfbock 56
Stadtfritze 128, 408 Stockpreuße 322, 413 Stümpler 4x8
Stadtgake 132 Stockprotestant 413 Stunkmichel 271, 418
Stahlbaron 38 Stockreaktionär 104, 339, sturer Hund 184, 418
Stallpomeranze 239 413 sturer Knochen 418
Stammrischfeldherr 408 Stöhnmichel 271 sturer Sack 418
Stammtischler 247, 408 Stolperer 413 Sturkopf 226, 418
Stammtischschwätzer 408 Stolpergrete 413 Sturschädel 359, 418
Stänkerfritze 128, 409 Stolperhannes 413 Stußschwätzer 388
Stasi-Knecht 219 Stolperjan 413 Stutzkopf 226
Stasi-Spion 405, 409 Stolperjochen 413 subalterne Natur 419
Stasi-Zuträger 409, 478 Stolterjan 413 subversive Kräfte 419
Stehaufchen 73, 410 Stopfen 414 Sudel 419
Stehaufmanderl 262, 410 Stotterbock 414 Südtirol-Bumser 68
Stehaufmännlein 410 Stotterhans 414 Sülzheini 420
Stehkragcnlouis 254 Stotterliese 414 Sülznase 420
Stehkragenproletariat 410 Strampler 247 Sumperer 420
Stehl ratz 410 Srraßendieb 8i, 415 Sumpfhenne 173, 420
Steinzeitlümmel 256 Straßenengel 135 Sumpfpflanze 311, 420
Steißbein trommler 410 Straßengör 149 Sündenaas 9, 420
Steißpauker 26, 306, 410 Straßenhure 186, 414 Sündcnknüppel 221
Steilenjäger 19,193, 321 Straßenlümmel 256 Superarsch 421
Stempelmaxe 410 Straßennutte 295, 414 Superdemokrat 421
Stenz von Rio 411 Streberer 415 Superidiot 421
Steuerbetrüger 45, 411 Streberjonny 415 Superkluger 290, 421, 440
Stcuerchrist 285 Streberling 250, 415 Surmingcr 421
Stcuerkrimineller 411 Streberratte 415 Susannenbruder 62
Stielauge 30 Strebersau 415 Süßenberger 43, 422
Sticrsäckcl 351 Streithenne 173, 415 süßer Bruder 62, 391, 457
Stierschädel 359, 412 Strichbiene 416 süßer Junge 196, 421
stillvergnügter Halbidiot Strichbub 416 Süßtuer 380, 421, 437
161 Strohfrau 416 Swissling 332
Stinkaas 9, 412 Strohpuppe 416
Stinkarsch 25 Strubbelinski 190, 417
Stinkbesoffener 44 Strunz 417
Strunzbeutel 417
stinkfaule Sau 112
Stinkfisch 412 Struwwelpetra 417 T
Stinkmolch 277, 413 Stubenstinker 417 Tagblättchen 73, 423
Stinknormalo 293, 413 Stück Elend 168, 418 Tagblattschreiber 383, 473
Stinkotter 413 Stück Mensch 418 Tangobubi 65, 423
Stinkpeter 308, 412 Stück Mist 275, 418 Tanzstubben 417
Stinkpott 321 Stück Modder 4x8 Tappel 424
Stockbaycr 413 Stück Schit 418 Tapper 424
Stockbesoffener 44, 413 Stück Vieh 418 Taps ins Mus 424
Stockdummrian 93 Stückchen Scheiße 418 Taschenträger 15, 222
Stockengländer 413 Stückeschreiber 383 Tastenkitzler 424

555
Register zusätzlicher Stichwörter

Tastenklopfer 2.17, 424 rolle Nudel 293 Trotzschädel 339, 435


Tastenlöwe 213, 254, 424 toller Hund 184, 429 trüber Eimer 98, 435
Tatsachenverdreher 448, tolles Huhn 183, 429, 450 Trübling 250
467 Tollhaus 429 Trude 436
Tatsch 367, 431 Töpfchengucker 156, 430 Trutschelchen 436
Tätschelgreis 152, 424 Tortenarsch 25 Trutschka 436
Tatter 424 Totalausfall 30 Trutzbock 56
Tatterheini 171, 425 Totalversager 450 Tschingge 436
Tattermann 424 Totengerippe 141 Tschinggeler 247, 436
Tatzbär 37 Totengräber der Kultur 431 Tüftelhannes 437
taube Urschel 445 Trampelgunde 431 Tugendbeule 437
Taubenmelker 268 Trampelliese 249, 431 Tugenddrache 87, 437
taubes Ei 98, 425 Trampelvieh 432, 451 Tugendhirt 437
Tausendsappermenter 353 Tränenliese 249, 432 Tugendhüter 278, 437
Technikfuzzi 131 Tränensack 350, 432 Tugendpedant 307, 437
Technik-Maniak 262 Tranflöte 121, 432 Tugendprotz 325, 437
Teenager-Spätausgabe 425 Trankännchen 432 Tugendschwätzer 388, 437
Teigbrunzer 64, 425 Trankloß 217, 432 Tumultbruder 438
Teigschuster 385, 425 Trankopp 226, 432 Tüpfi 430
Telefon-Junkie 198 Tranliese 249, 432 Turmhahn 159, 462
Telefonmarder 263 Tranpott 321, 432 Tuschkasten auf zwei Bei-
Tellerschlecker 369, 426 Tratschbase 213, 432 nen 438
Tempelschänder 360 Tratscher 432 Tütenkopp 226, 438
Temperamentsnudel 293 Tratscherin 432 TV-Idiot i88, 451
Teppichstrunzer 417 Tratschmaul 266, 432 Tyrannenknecht 219
Teufelsbalg 35 Tratschmirl 432
Teufelsbeschwörer 427 Tratschsuse 421, 432
Teufelsbündner 427 Traumbold 56, 433
Teufelsdiener 82, 427
Teufelsfahrer 202
Teufelsgezücht 145, 427
Traumflöte 433
Trau-mich-nicht 433
Traumkloß 433
u
Übereifriger 440
Teufelsmädel 427 Traumliese 249, 433 Übergelehrter 440
Teufelsverehrer 427 Traumtute 433, 438 Überhöckler 247
teutscher Michel 80, 271 trauriger Kloß 217, 432 Überintellektueller 190,
Theaterfex 116 Trebling 250, 433 440
Theaterheld 172 treulose Zwiebel 433, 479 Überschlauer 440
Tiefkühl-Blondine 428 Trickler 247, 433 übler Haufen 168
Tintenbrunzer 64, 428 Trinkgeldmuffel 281 übler Vertreter 440, 451
Tintenfresser 126 Trinkkumpan 236, 356, übles Subjekt 419, 440
Tintenscheißer 51, 362, 428 472 ulkige Nummer 294
Tippelmädchen 429 Trödelhannes 435 ulkiger Drops 91
Tippelmieze 429 Trödelphilipp 435 ulkiger Knopf 221
Tippelschwester 428, 429 Trödelsuse 421, 435 ulkiger Vogel 452
Tippfräulein 429 Trödel trine 434, 435 Ulkvogel 402, 445, 452
Tippmamsell 262, 429 trojanischer Esel 105 Ultraimperialist 189, 441
Tippmieze 429 Trottoir-Louis 254 Ultrakonservativer 441
Titelnarr 285, 429 Trottoirpflanze 311, 43$ Ultralinker 250, 441
Tirelsüchtiger 429 Trotzköpfchen 73, 435 Ultranationalist 287, 441

50
Register zusätzlicher Stichwörter

Ukrareaktionär 104, 339, Unzüchtling 250 Vcrreckerl 450


441 Uralt- 16 Verreckling 250
Ukrarechter 339, 441 Uz 445 verrückte Nummer 294,450
Umstandsbruder 441 verrücktes Haus 429,450
Umstandskater 441 verschissenes Loch 252
Umstandskommissar 441 Versedrechsler 450
Umstandsmeier 268,441
Umstandspeter 308, 441 V Versicherungsfritze 128
Versicherungsheini 171
Umweltkrimineller 232, Vagabündel 446 Versifikator 4J0
441 Vagierer 446 versoffenes Genie 141, 451
Umwekmuffel 281, 441 Verbalmoralist 279,447 versoffenes Liebchen 249
Umweltschädling 250,359, Verbandsfurst 130 verspäteter Teenager 425
441 Verbrecher an der Mensch- Videofreak 124, 451
Umweltstinker 441 heit 447 Videopirat 315
unbehauener Klotz 153, Verbrecher im weißen Kra- Viech mit Haxen 451
217, 442 gen 461 Vieh mit zwei Haxen 451
Unchrist 442 Verbrecherliebchen 73, Vielliebchen 73, 249
undankbares Geschöpf 142 24-9. 447 Vielschwätzer 388, 452
ungebetener Gast 135 Verbrechertyp 439, 447 Viertelportion 161
ungehobelter Bursche 442 Verbrechertype 439, 447 Viertelstarker 161
ungehobelter Kerl 442 Verbummelter 67, 447 Volksaufwiegler 30, 247,
Ungestalt 144, 274, 442 verdächtiges Subjekt 419, 453
ungezogener Fratz 123 447 Volksbetrüger 45
Unglückshase 166, 443 verdrehtes Huhn 183, 448, Volkshaufen 168, 453
Unglückshuhn 183, 443 450 Volldackel 76, 453
Universalidiot 188,443,454 Verein der Einarmigen 448 Vollgestörter 453
Unkavalier 442 Vereinigungsgewinnler Volljesoffski 44
Unker 443 145, 247,461 Vollnull 294, 453
Unkumpel 442 Vereinsmuffel 281 Vollrind 453
Unkünstler 442 Verfälscher 109 Vorklatscher 213
unnützer Esser 444 Verfassungsfeind 114 vornehmes Aas 9,114
Unruhegeist 444 verfluchter Hund 184 Vornehmling 250, 454
Unruheschürer 38$, 444 vergeßliches Huhn 183 Vorstadt-Casanova 71, 454
unschuldiges Lämmchen Verkehrsrüpel 349, 448 Vorstadt-Django 84, 454
73> 239« 444 verkleideter Zivilist 475 Vorstadt-Ganove 134, 454
Unschuldskarnickel 205, verklemmte Fotze 122 Vorstadt-Lolita 454
444 verkommenes Genie 141 Vorstadt-Orchidee 454
Unschuldslämmchen 239, verkommenes Stück 417, Vorzimmerhyäne 454
444 449 Vorzimmerlöwe 254, 454
Unsinnschwätzer 388 verkrachtes Genie 141,449 Vorzimmerschlange 454
Untertanenseele 398, 445 Verlagsbonze 58 Vulgärmarxist 264
Unterweltboß 134, 261, 445 Verlegenheitskandidat 225
Unterwelttype 439, 445 verliebter Kater 207
verliebter Tor 449

w
Untyp 22, 439, 442
unverschämte Kröte 124 Verlierernatur 106, 449
unverschämter Kerl 208 Verlobungskind 210
unverschämter Lümmel Verpetzer 309 Waagscheißerle 363
256 Verräterseele 450 Wachsfigur 117
Register zusätzlicher Stichwörter

Wachstunisfanatiker no weiches Ei 98, 460 Wixer 463


Wachstunisfetischist 115 Weihnachtsgans 134 Wohlständler 247, 466
Wachträumer 423, 432 Weihnachtsmuffel 281 Wohlstandskinder 466
Wackelpeter 308 Weinfälscher 109, 460 Wolf im Schafsfell 466
Wackeltante 423 Weinsäufer 49, 356 Wolf im Schafskleid 466
Wadizwicker 455 Weinschwelg 390 Wolf in Schafskleidern 466
Waffeler 455 Weintippler 429 Wolkenstürmer 177, 418
Waffenfreak 124, 455 weißer Jude 196 Wonnebrunzer 64
Wahlbetrüger 45 Werbefritze 128 Wonnekloß 217, 467
Wahlvieh 412, 451 Werbetrommler 247, 435 Wortkrämer 65, 228
Wahnwitziger 456 Wermutschwester 462 Wortspalter 402, 467
Waldfrevler 40,127, 247 Westentaschenheld 172, Wühlhannes 164, 467
Wald-und-Wiesen-Arzt 114 462 Wühlteufel 426, 467
Wald-und-Wiesen-Dich- Westentaschen-Machiavel- wunderliche Haut 169
ter 114 li 259, 462 wunderliche Kruke 223, 441
Wald-und-Wiesen-Dok- Westentaschenplayboy wunderliche Type 439, 468
tor 114 317, 462 wunderlicher Kauz 207,
Wampenhannes 456 Westentaschenrevolutio- 223, 286, 468
Wamperter 456 när 462 Wurmgezücht 145, 468
Wamprich 103, 456 Westgote 462 Würmlein 73, 468
wandelnde Tonne 430 Wetterfähnchen 462 Wurzelmännchen 73, 263,
wandelnder Leichnam 244, Wettermaul 266 469
456 Wichsbruder 62, 463 Wurzelsau 354
wandelndes Bierfaß 48 Wichtel 463 Wurzelzwerg 479
wandelndes Faß in wilder Geselle 142 Wuschelkopp 226
wandelndes Fragezeichen wildgewordener Handfe- wüstes Laster 241
123 ger 113 Wutgickel 145, 469, 4.76
wandelndes Gerippe 141 Wildkatze 207 Wutnickel 291, 469, 476
wandelndes Skelett 398 Wildrian 188, 464
Wandervögler 247 willenlose Kreatur 231, 464
Warenfetischist 115 Wimmerheini 171, 465
warme Schwester 457 Wimmerling 250, 465
warmer Onkel 299, 457 Windfahne 462 Y
Warschauer 392 windiger Bruder 62, 465 Yippie 178
Waschfrau 458 windiger Patron 306, 465
Wasserschädel 359 Windikus 465
Wasserschlepper 458 Windsack 465
Watschenbube 458
Watschenfrau 458
Watschengesicht 34,143
Winseläffchen 13, 465
Wirbelkopf 226, 465
Wirrling 250
z
zäher Brocken 61
Wehmann 263 Wirtschaftsasylant 28, 362, zäher Hund 184
Weiberhasser 123,167 466 Zahlenfetischist 115
Weiberhengst 173 Wirtschaftsverbrecher 447, zahnloser Wolf 466, 471
Weiberleute 460 466 Zahnschlosser 471
Weiberschreck 124 Wirtshausbruder 62, 466 Zahnschuster 385, 471
Weibling 250, 459 Wirtshäusler 247, 466 Zankluder 254, 471
Weibsmensch 269, 459 Witzemacher 466 Zappelarsch 25, 472
weiche Pflaume 311 Witzereißer 466 Zappelbüchse 65, 472

558
Register zusätzlicher Stichwörter

Zappelfritze 128, 472 Zottelbart 476


Zappelhans 164, 472 Zottelbesen 44, 476
Zappelliese 249, 472 Zottelfritze 128, 476
Zappclmann 263, 472 Zottelgretc 476
Zappelsuse 421,472 Zottelpeter 308,476
Zappekrine 434, 472 Zottekier 476
Zärtler 472 Z-Qualle 330,476
Zauk 472 Z-Schwein 389,476
Zechgeselle 142, 472 Zubringer 478
Zehnender 101 Zuchthausbruder 62, 477
Zcitgeistschreiber 383 Zuchthauspflanze 311, 477
Zeit-Sau 476 Züchtling 250, 477
Zeit-Schwein 476 Zuchtochse 297
Zeitungsblättchen 73, 423 Zuckerbubi 65
Zeitungsschmierer 375 Zumpelliese 249, 477
Zeitungsschreiberling 383 Zumpelsack 350, 477
Zcitverschwender 450 Zündelfrieder 477
Zementkopf 45, 226 Zungenheld 172, 267, 478
Zeug 257 Zupfgeige 137
Ziefer 442 Zusselhexe 478
Ziegenficker 117 Zuwiderwurzen 479
Zicrbold 56, 375, 474 Zwanzigmarknutte 295
Ziernarr 285, 474 zweibeiniges Schaf 359, 478
Zicrpüppchen 73, 328, 474 zweifelhafte Existenz 107
Zigeunerbande 36, 474 Zwerglein 73, 479
Zigeuncrgesindel 143, 474 Zwergling 250, 479
Zigcun er pack 302, 474 Zwetschgenkrampus 479
Zimper 474 Zwickelstenz 411
Zimperlieschen 73, 474 zwielichtige Figur 117
Zimperliesl 474 Zwitscherliese 249
Zimpertrine 434, 474 Zwölfender 101
Zinsgeier 137
Zipfelpritsche 323
Zippel 475
Zippcizicge 474
Zitatcnfriedhof 47$
Zitatenjäger 193, 475
Zitterarsch 2$
Zitterossi 194
Zivilfurzer 130, 475
Zoffmacher 259
Zoni 300
Zornbeutel 47, 476
Zornmichel 271, 476
Zornteufel 426, 476
Zoterich 103, 476
Zotist 476
Zottelaffe 13, 476

559

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