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Beitrag Von Forschung Und Publikation
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Publikation 2
Den Beitrag der Wissenschaft formulierte König Friedrich der Große einst wie
folgt: „Das Zeugnis, einige Wahrheiten entdeckt und einige Irrtümer zerstört zu
haben, ist nach meiner Meinung die schönste Trophäe, welche die Nachwelt zum
Ruhme eines großen Mannes errichten kann“ (Zitate.at, 2018). Nun, Sie sind jetzt
auch in der Vorbereitung darauf, eine wissenschaftliche Publikation zu schreiben
und darin das aktuelle Wissen zu dem von Ihnen gewählten Thema vorzustellen
und Lesern zugänglich zu machen. Nutzen Sie diese Gelegenheit auch, um sich
selbst mit dem aktuellen Wissensstand vertraut zu machen.
tatsächlich dazu dienen, Probleme in der Praxis zu lösen oder zu reduzieren, das ist
vielen nicht bewusst (vgl. Abb. 2.1). Insofern haben Forschung und Wissenschaft
einen ganz realen Bezug zur Praxis, ganz entgegen der geläufigen Meinung.
Ein beeindruckendes Beispiel, welches verdeutlicht, wie empirische Forschung
zu der Lösung eines Problems in der Praxis beigetragen hat, ist der folgende Fall.
Gehen Sie einige Jahrhunderte zurück und stellen Sie sich eine Welt vor, die durch
unheilbare Krankheiten wie Lepra, Pocken, Influenza und Schwarze Pest permanent
bedroht ist. Heute geht es uns aus wissenschaftlichen Gründen viel besser. In den
1700er-Jahren erwarteten die Menschen nicht, dass Wundermittel unmittelbar vor
der Tür stehen würden, und wenn jemand an einer Krankheit litt, hielt man sich am
besten von demjenigen fern. Im Jahr 1796 wurde der englische Arzt Edward Jenner
berühmt, als er diese Tradition mit seiner wilden Vorstellung zurückwies, dass
Krätze und Eiter von infizierten Menschen verschluckt oder geschnupft werden
und nicht infizierte Patienten damit eingerieben werden sollten. Seine mutigen
Experimente führten zu den ersten modernen Impfstoffen der Welt. Eine neue Ära
der Gesundheitsfürsorge wurde geboren, aber dafür musste Jenner die orthodoxen
und damals etablierten Denk- und Verhaltensweisen überwinden. Durch das In-
fragestellen von etablierten Ideen können sich ganz neue Lösungen finden lassen,
wie dieses Beispiel zeigt (Gutsche 2015, S. 87).
Wie bereits erwähnt, sind empirische Wissenschaften auf Beobachtung,
Messung und Durchführung von Experimenten angewiesen, um das Unter-
Derartige empirische Forschung basiert häufig auch auf Fallstudien, auf Infor-
mationen, die bei der Arbeit mit einer Einzelperson, einer Gruppe, einer Gemein-
schaft oder einer Organisation gewonnen wurden (APA 2010b, S. 11). Solche Fall-
studien beginnen in der Regel mit der Beschreibung eines Problems und beschreiben
und analysieren dann mögliche Lösungen auf der Grundlage einer Überprüfung
der Literatur und der gesammelten Daten.
Sobald neues Wissen veröffentlicht wurde und uns zur Verfügung steht, können wir
als Einzelpersonen davon profitieren. Der Kompetenzentwicklungsprozess (siehe
Abb. 2.2) beschreibt die vier Stufen, in denen wir unsere Kompetenzen in jedem
Wissensgebiet entwickeln können.
In der ersten Phase haben wir möglicherweise eine unbewusste Inkompetenz,
wir sind uns gar nicht darüber im Klaren, dass es einen Wissensbereich gibt, in dem
unser Wissen mangelhaft ist. Sobald wir dies als Defizit erkannt haben, sind wir
bereits zur zweiten Stufe übergegangen, der bewussten Inkompetenz. Dies ist ein
2.3 Lernen durch Lesen 9
sehr wichtiger Schritt, da wir uns jetzt unseres Defizits bewusst geworden sind und
nun entscheiden können, ob wir auf diesem Wissensniveau in dem speziellen
Wissensbereich verbleiben wollen, da wir erwarten können, dass wir dieses spezi-
fische Wissen nicht benötigen, oder uns dafür entscheiden dies zu ändern, indem
wir unsere Inkompetenz durch Lernen reduzieren oder beseitigen. Somit bestimmt
sich unser Kompetenzniveau ganz besonders aus unserer Wahrnehmung eines
Wissensdefizits in Verbindung mit unserem Interesse und unserer Bereitschaft zu
lernen, unserer Lernmotivation.
Wenn wir uns für das Lernen entscheiden, können wir Literatur, das Internet,
Kurse, das Lernen von Experten und viele andere Möglichkeiten nutzen, um unser
Wissen Schritt für Schritt zu entwickeln, angefangen bei den Grundlagen und von
dort aus immer weiter, je mehr Zeit und Mühe wir investieren. Sobald wir dies ge-
tan haben, haben wir die Stufe der bewussten Kompetenz erreicht. Ab jetzt werden
wir auch zu einem potenziellen Lehrer oder Coach für andere Personen mit gerin-
gerer Kompetenz in diesem Wissensbereich.
Durch die Anwendung des neu gewonnenen Wissens entwickeln wir im Laufe
der Zeit zusätzlich eine unbewusste Kompetenz. Unsere Kompetenz wird dann
unbewusst, wenn wir nicht mehr alles aufschreiben könnten, was wir wissen.
Grundsätzlich wissen wir viel und machen neue Erfahrungen beim Üben, For-
schen oder im Dialog mit anderen Experten. Dies ist die finale Stufe des Wissens-
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