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zenerziehers der Kinder der Kleopatra und des M.

Antonius, Chefdiplomaten des He-


rodes und Bekannten des M. Agrippa und des Prinzeps Augustus erkennbar.
Die Übersetzungen Shahins sind insgesamt gründlich. An manchen Stellen hat
allerdings der Versuch, aus dem griechischen Original möglichst direkt zu übertra-
gen, zu Problemen im Deutschen geführt (Perfekt statt Plusquamperfekt, Tempus-
wechsel Vergangenheitsform/Präsens im gleichen Satz). An anderen Stellen ist die
Wortstellung auffällig. Trotz des hohen Preises ist das Buch Lesern zu empfehlen,
die sich für griechische Historiographie, den Alten Orient, das frühe Griechenland
und antike jüdische Geschichte interessieren.

Werner Eck / Matthäus Heil (Hrsg.), Prosopographie des Römischen Kaiser-


reichs. Ertrag und Perspektiven. Kolloquium aus Anlass der Vollendung der
Prosopographia Imperii Romani. Berlin/Boston, De Gruyter 2017. VI, 259 S.,
€ 79,95. // doi 10.1515/hzhz-2019-1462
Helmut Halfmann, Hamburg

Der Abschluss des großen personenkundlichen Lexikons der ersten drei Jahrhun-
derte der römischen Kaiserzeit, der Prosopographia Imperii Romani (PIR), im Jahr 2015
bildete den Anlass, mit dem vorliegenden Sammelband die Geschichte dieses von
der Berliner Akademie der Wissenschaften geführten Unternehmens und die aus
dessen Arbeit exemplarisch zu gewinnenden historischen Erkenntnisse einschließ-
lich möglicher Zukunftsperspektiven zu präsentieren. Im ersten Beitrag zeichnet
W. Eck minutiös nach, wie sich in einem Jahrhundertunternehmen die wechselvol-
le deutsche Geschichte vom Ende des 19. bis zum Beginn des 21.Jahrhunderts wider-
spiegelt, namentlich in der Zeit des Nationalsozialismus und der DDR-Ära. Eck selbst
wurde 1993 zum Projektleiter bestellt und führte die PIR bis zur Schließung der Aka-
demie-Arbeitsstelle Ende 2006, konnte aber mit Hilfe von Stiftungsgeldern das Un-
ternehmen mit dem zweiten Teil des achten Bandes (Buchstaben U–Z) zu Ende füh-
ren. Die prosopographischen Sachbeiträge eröffnet J. Scheid mit einer Untersuchung
über Möglichkeiten und Grenzen der Prosopographie mit Blick auf die Träger der
paganen Kulte des Römischen Reiches (Zahl, Zusammensetzung, religiöse Inhalte,
Dauer ihrer Existenz u.a.). O. Salomies zeigt Methoden auf, aufgrund der Namensge-
bung und ihrer historischen Entwicklung auf verwandtschaftliche Beziehungen zu-
rückzuschließen. F. Chausson unterstreicht die Bedeutung senatorischer Netzwerke

NEUE HISTORISCHE LITERATUR / BUCHBESPRECHUNGEN ALTERTUM 715


für die kaiserliche Machtstellung im 3.Jahrhundert. In diesem Zusammenhang kor-
rigiert er das verbreitete Bild vom Niedergang senatorischer Familien(traditionen)
im 3. und 4.Jahrhundert und hebt die Kontinuitäten im Bereich von Machtfunktio-
nen, familiären Vernetzungen und stolzer Ahnenverehrung hervor. Auf den Beitrag
der Prosopographie zum Mikrokosmos der Provinzen des Imperium Romanum ver-
weisen die Untersuchungen von P. Scholz und A. und P. Eich: Erstere stellt die im
2. Jahrhundert aufscheinende Bedeutung griechischer Bildungstradition (paideia)
als Distinktionsmerkmal der städtischen Eliten Kleinasiens heraus. Die zweite Un-
tersuchung gilt den Anfängen und dem Aufstieg der städtischen Eliten der pisidi-
schen Stadt Sagalassos und verknüpft die Geschichte der Region mit der städtebau-
lichen und sozialen Entwicklung. Die beiden letzten Beiträge von M. Heil und M.
Horster widmen sich möglichen Zukunftsperspektiven der PIR als Forschungsunter-
nehmen und der Prosopographie als Forschungsrichtung. Heil erkennt zu Recht,
dass die einzig mögliche Zukunft der PIR in einer digitalen Aufarbeitung und Präsen-
tation zu sehen ist, zeigt aber auch deutlich das sicher nicht nur für die PIR geltende
Dilemma auf, „Techniken des 21.Jahrhunderts […] mit Organisationsformen des 19.
zu betreiben“. Horster versucht eine Verortung der prosopographischen Disziplin
innerhalb der historischen Zunft und unterstreicht, ungeachtet aller „Konjunktu-
ren“, ihre Bedeutung für die Erforschung des menschlichen Zusammenlebens in
einem zeitlich und politisch-gesellschaftlich definierten Raum. Der Band selbst legt
Zeugnis ab für die Arbeitsweise und Erkenntnismöglichkeiten der prosopographi-
schen Forschung und demonstriert mit seinen exemplarischen, mosaiksteinartigen
Studien den Erkenntnisgewinn im Detail für historische Fragestellungen jeder Art
im Großen. Die unterschiedlichen Einschätzungen durch Heil und Horster zur Zu-
kunft einer neuen PIR lassen aber auch die Schwierigkeit erahnen, ein solches Un-
ternehmen in die aktuelle Wissenschaftslandschaft einzubinden.

Polly Lohmann, Graffiti als Interaktionsform. Geritzte Inschriften in den


Wohnhäusern Pompejis. (Materiale Textkulturen, Bd. 16.) Berlin/Boston,
De Gruyter 2017. X, 486 S., € 119,95. // doi 10.1515/hzhz-2019-1463
Thomas Schaumberg, Frankfurt am Main

Die Untersuchung von graffiti writing als soziokulturelle Praxis hat sich zu einem
Forschungstrend entwickelt, ohne dass bislang eine systematische Untersuchung

716 Historische Zeitschrift // BAND 309 / 2019

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