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CHR. VELIGIANNI HEBRYZELMIS, SOHN DES SEUTHES, PRIANEUS Im Hof des Archiologischen Museums in Komotini liegt die Marmorbasis einer Grabstele, auf der eine seit langem bekannte Inschrift aufgezeichnet ist! (Inv. Nr. 84). Die Lange der Marmorbasis betrigt 66 cm., die Breite 49 cm, und die Héhe 27 cm. Auf der Oberseite befindet sich eine Lingliche Einlassung (L: 14 cm., T: 10 cm.) zur Befestigung der Stele”, Der Stein war in zweiter Verwendung beim Bau der Mauern von Hadrianopolis benutzt worden, Er wurde im Jahr 1878 freigelegt, als fiir die Errichtung der tiirkischen Kasernen die Stadtmauer abgerissen wurde’. Sein urspriinglicher Standort ist also nicht bekannt, ebensowenig wann und unter welchen Umstinden der Stein nach Komotini transportiert wurde. Im Katalog des Museums ist der Fund unter dem Jahr 1957 eingetragen. Auf der Vorderseite des Steins ist folgende Inschrift eingemeibelt (Buchstabenhéhe: 2,5-3 em.; Omikron und Theta 2 cm. Zeilenabstand: 2-2,5 em.): “EfovteAwuc SeiPou Mguaveiig 1. Val. AM 22, 1897, 475; K.G, Kourtides, “Ehnvexaii “Agxatorntes év AdQuavound- het, Qoantiec A’ 2, 1928, 316; G. Lambousiades, Mehétar meni “AdgLavoundkems, Ova wand A” 2, 1928, 285; J. und L. Robert, Bull. épigr, 1948, 148: G. Bakalakis, Thrakische Eigennamen aus den Nordigaischen Kiisten, Thrakia I (1974) 264, 277 (= OINOE IEMAPIKOE. Tyuyrtixde téyiog P. Miraxaddn, B’ , ccoudovi7n 1990, 1000, 1013); G. Mamelis, “H “Adguavowstoht Bvuxi EnAASL ei Tovgxoxgariug, Ooaxuxi) Exernois |. 1980, 338 f. 1. Youroukova, Le monnayage du souverain Thrace Seuthes If. in: G. Le Rider/K. Jenkins/N. Waggoner/U. Westermark (edd.), Kraay - Morkholm Essays. Numismatic Studies in Memory of C.M. Kraay and 0. Morkholm (Numismatica Lovaniensia 10), Louvain-la- Neuve 1989, S. 320 (SEGXXXIX 653). 2. An dieser Stelle méchte ich Frau K. Xanthopoulou (Museum von Komotini) fiir die Beschreibung des Fundes und fur die Fotos aus dem Archiv des Museums meinen herzlichen Dank aussprechen. 3. K.G. Kourtides (Anm, 1) 338. loz Chr. Veligianni Hinsichtlich der Datierung der Inschrift, der Identifizierung des Hebryzelmis und der Interpretation des Ethnikons Movaveis sind in der Literatur unterschiedliche Meinungen geiiuSert worden G, Bakalakis beschrieb den Stein als erster und fiigte einen kurzen Kommentar bei. Er datierte den Fund in die frithhellenistische Zeit und kam za folgendem SchluB: “Der hier erwihnte ‘EBouteduig kénnte Sohn des Zev- Ong IMI (330-313 v. Chr.) sein. In welcher Beziehung aber er zu Priene steht, kann man nicht wissen”.“ J. und L. Robert datierten die Inschrift der Schrift nach in die hellenistische Zeit.’ Andere Forscher setzten die Inschrift aufgrund der Identifizierung des Hebryzelmis mit dem gleichnamigen Odrysenkénig, dem Sohn und Nachfolger des Seuthes II., in das frithe 4. Jh.* Das Ethnikon Movavevg brachte G. Bakalakis, wie schon erwihnt, mit dem kleinasiatischen Priene in Zusammenhang. Hiller von Gaertringen fiihrte den Namen der Stadt Priene auf die Wanderung eines gleichnamigen thrakischen Stammes nach Kleinasien zuriick, wobei er das Ethnikon Igvaveis unserer Inschrift mitberiicksichtigte.” SchieBlich leitete V. Velkov aus dem Ethnikon Tlgvavevs einen thrakischen Stammesnamen Iotavn ab, setzte diesen Stamm mit dem Stamm Priantae gleich und lokalisierte die Prianten zwischen Mesambria und Maroneia.* Der Schrift nach ist eine Datierung des Textes in die erste Hallfte bzw. die Mitte des 4. Jh, auszuschlieBen. Die Form der Buchstaben und der Duktus der Schrift fiihren ins ausgehende 4, bzw. ins frithe 3. Jh. Die Datierung reicht freilich nicht zur Identifizierung des Hebryzelmis. Wenn man trotzdem die in der Inschrift genannten Personen einer thrakischen Stammesdynastie zuweisen méchte, dann kime die Familie des Griinders von Seuthopolis, Seuthes IIT in Frage.” Seine Séhne Hebryzelmis, Teres, Satokos und Sadalas 4. G, Bakalakis (Anm. 1) 264, 277. 5. J. und L. Robert (Anm, |). 6. AM22, 1897, 475; Lambousiades (Anm. |) 285; Mamelis (Anm, |) 338 f; Jouroukova (Anm, 1) 320. Vgl. das athenische Ehrendekret fur Hebryzelmis IGT 31 (386/5). J.M.P. May, Ainos. Its History and Coinage 474-341 B.C, Oxford 1950, 184 Anm, 5, hat diese \dentifizierung bezweifelt 7. F, Hiller von Gaertringen, Die Inschrifien von Priene, Berlin 1906, S. V-V1. 8. V. Velkov, in SEG XXXIX 653. 9. Veh. zu Seuthes III. KL. Elvers, Der “Eid der Berenike und ihrer Séhne”’ eine Edition Hebryzelmis, Sohn des Seuthes, Prianeus 103 sind aus dem sogenannten “Eid der Berenike und ihrer Séhne” aus dem frihen 3. Jh. bekannt."” In Bezug darauf ist zweierlei zu bemerken. Zumeinen sind die Kinder des Seuthes und der Berenike wohl ihrem Alter nach genannt, Hebryzelmis war also der alteste. Zum anderen war die Mutter Griechin, denn. Berenike ist ein bekannter makedonischer Name." Die Kinder des Seuthes und der Berenike tragen geliufige thrakische Namen, sie kénnen also nicht niher identifiziert werden.'* Augerdem tritt Hebryzelmis in unserer Inschrift nur als Privatperson auf, denn er tragt keinen Titel, wie das héufig bei den thrakischen Amtstriigern verschiedenen Ranges der Fall war.'* Diese Umstiinde erschweren jeden emsten Versuch einer Gleichsetzung der beiden homonymen Personen des Eides und unserer Inschrift. Die beiden Inschriften haben nur die zeifliche Annaherung gemeinsam, welche sich auch in der Ahntichkeit der Schrift niederschligt, sowie die ausgeprigten griechischen Einfliisse. Letzteres laBt sich in unserer Inschrift beim Gebrauch der drei Namen zeigen. Hebryzelmis wird durch das Ethnikon Mouaveis bezeichnet. Die Thraker von IGBulg. 111 2, 1731, Chiron 24, 1994, 246 ff, Ebda. 246 zur Abstammung des Seuthes III “Ob und wie Seuthes IIL, .... ebenfalls mit der odrysischen Herrscherdynastie verwandt war, wie allgemein angenommen wird, ist nicht auszumachen”. Zum Sitzort des Stammes der Odrysen am unteren Tonzos und weiter dstlich davon vgl. B. Lenk, Thrake, REVI Al (1936), 406, 421; J. Wiesner, Die Thraker. Studien zu einem versunkenen Volk des Balkanraumes, Stuttgart 1963, 21. 116; vgl. auch P. Delev, Pulpudeva 4, 1983, 222 f. 10. SEGXLI1 661 (= K-L. Elvers, Chiron 24, 1994, 241 ff.: um 300-280 v.Chr.). 11. Vgl. zur moglichen Abstammung det Berenike aus einer der makedonischen Kolonien in Thrakien K.-L, Elvers (Anm. 9) 260. 12. Dazu auch KL, Elvets (Anm. 9) 260. 13. IGIE3 1 (386/5), Z.5-6: i mJawveonu new Eplovte |’Auli|v tov Pacrréa tov OdoUOIY, wth. Xen. Hell. 4, 8, 26: “Ajuidoxdv te Tov Odguad faathia xi ZevWav tov emi Oakéeren figyovta. Diodor 14, 94, 2 bezieht sich auf dieselben Herrscher mit der allgemeinen Bezeichnung Ogaxdv favtheis, Vel. auch Diodor 16, 71, 1: Keooohertng yao 6 Pactheis tay Ogandv. Polyain. 7, 32: Eevng, tmagzos Kegaophéntov. Im Biindnis zwischen Athen einerseits und den Kénigen Ketriporis von Thrakien, Lyppeios von Pionien und Grabos von Illyrien andererseits (/G IP 127 = StV Il 309; 356 v.Chr.) werden diese mit ihrem Starmmesnamen bezeichnet. Syil' 438 (= FD IIL 4, 414; 276/5 v. Chr.), Proxeniedekret von Delphi fur Kotys: éxedi Kotus ‘Puitoov, Ogarxav Baatkeds. Vgl. auch JOSPE 1° 223 (IOSPE I 32): Autétydtuc! LevBov fyeudvi Atciowy, xaige. Vel. zum Gebrauch von Ba othetig und dvveiornc in bezug auf die Herrscher der Dynastie der Sapaier in der ersten Hiilfte des |, Jb, n. Chr. G. Gaggero, Nouvelles considerations sur les dynastes du ler sitcle de notre are, Pulpudeva3. 1980, 305 ff. 104 Chr. Veligianni wurden in der Regel auSer mit dem Volksnamen, auch mit ihrem Stammesnamen genannt."* Wenn Mgutvevs auf den Namen eines thrakischen Stammes bzw. einer Stammesgruppe zurtickzufiihren ware, miiBte dieser Stamm bzw. die Stammesgruppe eben Mgtaveig und nicht Mptavn heiBen: Allerdings findet sich unter den iiberlieferten Namen der thrakischen Stimme kein weiterer Name mit der Endung -euc.'* Die einzige Ausnahme stellt die sekundire Wortbildung Bgvxeig (und Bevan.) des thrakischen Stammesnamens Bowxar dar; sie gehdrt zu den wenigen fremden Vélkernamen mit der Endung -evc.'* Daher kénnte das Ethnikon Tovavetc hichstens als eine sekundire Bildung des Namens eines thrakischen Stammes bzw. einer Stammesgruppe gedeutet werden. Jedenfalls 1a8t sich aus dem Ethnikon Mouaveuig kein thrakischer Stammesname Igtavn ableiten, weil Iovavn die Form eines Ortsnamens hat. Ebenso ist die Ident dieses von V. Velkov vermuteten Stammes mit dem Stamm der Priantae und seine Lokalisierung zwischen Mesambria und Maroneia aus topographischen und sprachlichen Griinden unwahrscheinlich. rung Bei dem Zug des Xerxes gegen Griechenland beschreibt Herodot den Marsch des persischen Heeres nach Doriskos.'” So folgte das persische Heer 14, Vel. F. Uebel, Die Kleruchen Agyptens unter den ersten sechs Ptolemiern, Betlin 1968, S. 36, Nr. 13: “ERgwi¢equg @ga18, In einem Ehrendekret von Mesembria am Euxeinos Pontos wird ein Ac... me Atigow “Aatas geehrt: [GBulg I° 312 (= SGDI3078). IGXIL5, 245 (Paros): “Adauuns “Odgvong Nijepeus. Strabon 12, 3, 29 (556): Kétwt 1G Zamatigp. Vgl. auch Anm. 8 In bestimmten Fallen wird eine griechische Stadt als Herkunftsort angegeben, wie in der Grabinschrift SEG XXXII 305 (Athen, um 250 v.Chr.): Levins Avawweyeric, 15, Auflistung der thrakischen Stimme bei B. Lenk (Anm, 9) 405-407 16. Steph, Byz. sx.: Botvzng xai Borixat, vos Oodans. heyovrat xai Bovzeis xai Bov- ‘ativot. Unter den bei Stephanos iiberlieferten fremden Vélkern sind nur die Namen der Tayya- tig und Avavets mit der Endung -e1i¢ gebildet. 17. Herodot 7, 108, 5-10: Naganeieto 62 rogevduevos éx Aogionov mdra ev tie Za- odgnizia teizea, TV éoxéeTn RENhLOTAL Meds EorEQNS THAIG Th OVOUE EoTL MecuKL- Boin, “Eyetar dé tavtnc Oaciwv 7HAuc ETOVUN, dUit OE GPEWY TOD UEGON Aigog TOTApOS, diuogéel, bs Tote OW GvTEAze TH Hag AaQEXor TH EEgEew OTOArK, GAN EmEAuE, “H dE yoon atin néhow wiv Exadéeto Taddaiz’, vOV dé Bovavtvary Eowe LEvEOL 1H dxatoracten TaV Aoywv nai aiitn KexGvov. Vgl. die Rekonstruktion des Xerxesmarsches, Abschnitt Doriskos - Neapolis, D. Miller, Von Doriskos nach Therme, Chiron $, 1975, 3 ff. Zu dem Marsch des Xerxes nach Herodot vgl. ausfilhrlich Fr. Mottas, Les voies de communication antiques de la Thrace Egéenne, in: Festschrift G, Walser (Historia Einzelschriften H. 60), Srattgart 1989, 87 ff Hebryzelmis, Sohn des Seuthes, Prianeus 105 schon vorden Ismaros-Gebirgen einer Landstrasse, die es in die Ebene nérdlich des Ismaros fiihrte. Diese Landschaft hieB nach Herodot damals Pad.kattxt und in seiner Zeit Bovavtuxh und wird mit der heutigen Ebene von Komotini-Sapai identifiziert". Mit der Briantike Herodots ist wohl der Priaticus campus des Titus-Livius identisch. Als Gnaeus Manlius Vulso im Jahr 188 auf der Riickkehr aus Kleinasien den Hebros iiberquerte und in Sale haltmachte, war er schon am nichsten Tag auf dem Priaticus campus nahe bei Maroneia””. Die Gleichsetzung des Priaticus campus mit der Briantike ergibt sich also aus der Topographie.”” Sprachlich ist der Wechsel von 8 zu x méglich.”* Ein thrakischer Stamm namens Priantae wird in spiiterer Zeit iiberliefert. Die Prianten werden bei Plinius zwischen den Sialeten und den Dolongen, bei Solinus vor den Dolongen erwiahnt. Sowohl bei Plinius als auch bei Solinus folgen nach den Dolongen die Thynen.” Weil die Dolongen in der thrakischen Chersones und die Thynen im Hinterland von Byzanz und am Kiistenstrich Salmydessos lokalisiert werden,” sollten die Prianten vor den ‘Thynen kommen, Da aber die Sialeten “im Haimos, vielleicht bis Anchialos reichend” lokalisiert werden,” diirfen die Prianten zwischen den Sialeten und den Thynen, d.h. an diese Stuimme angrenzend lokalisiert werden. Aus topographischen Griinden kénnen also die Prianten weder im Hinterland von 18. Fr. Mottas, (Anm. 17) 90. Anders S. Casson, Macedonia, Thrace and Mlyria. Their relations 10 Greece from the earliest times down to the time of Philip san of Amyntas, Oxford 1926, 10-12: er identifiziert die zwischen dem heutigen Dorf Makri und Hebros liegende Bbene mit der PudMuitnii Herodots. 19. Liv. 38, 41, 8: Romani victores ad vicum Maronitarum (Salem appellant) posuerunt castra, Postero die patenti itinere Priaticus campus eos excepit triduumque ibi frumentum accipientes manserunt, partem ex agris Maronitarum, conferentibus ipsis, partem ex navibus suis quae cum omnis generis commeatu sequebantur. 20. Vel. zur Identifizierung der Briantike mit dem Priaticus campus Fr. Mottas (Anm. 17) 95. Ahnlich auch P.G, Walsh (Bd.), Livy. Book XXXVIII (189-187 B.C.), Warminster 1993, 173. 21, Vgl. 7.B. L. Threatte, The Grammar of Attic Inscriptions I. Phonology. Berlin/New York 1980, 434 ff. Vgl. zu Boutaverio statt tgvtavedeo CID Nr. 37, Z. 4/5 und Nr. 38, Z. 7. 22, Plin. HN IV, I, 41: Eodem sunt in tractu Sialetae, Priantae, Dolongae, Thyni, Coelaletae maiores Haemo, minores Rhodopae subditi; Solinus 10, 7 p. 76 (Mommsen) Hebrum Odrysarum solum fundit, qui fluvius excurrit inter Priantas Dolongos, Thynos Corpilos aliosque barbaros: tangit et Ciconas. 23. Vgl. zur Lokalisierung der Dolongen und Thynen B. Lenk, (Anm. 9), 406, 24. Vzl. zur Lokalisierung der Sialeten B. Lenk, (Anm. 9), 407. 106 Chr. Veligianni Maroneia lokalisiert, noch mit der Briantike Herodots und mit dem Priaticus campus des Livius gleichgesetzt werden. AuBerdem sind Briantike und Priaticus campus Ortsnamen, wahrend Priantae ein Stammesname ist. Insoweit sind die Prianten einerseits und die Landschaft Briantike bzw. der Priaticus campus andererseits auseinander zu halten.”* Auch aus sprachlichen Griinden kann das Wort Tgvavevg unserer Inschrift nicht mit der Briantike Chora, dem Priaticus campus und den Prianten gleichgesetzt werden. In der Lautgruppe -vt- wird in einigen Fallen der erste Konsonant nach dem zweiten assimiliert. Das zeigt sich z.B. in der Schreibweise des Ethnikons der kretischen Stadt Priansos in der Form Tlotdvouot bzw. Moudcotot.”* Es ist auch méglich, daB der erste Konsonant (v) vor dem zweiten (1) ausfillt.”” Letzteres unterstiitzt die Gleichsetzung der Bevevtexh (yaoa) mit dem Priaticus campus. vermuteten Stammesnamens I] Quavn mit den Prianten fallt aber der zweite Konsonant aus. Bei der Gleichsetzung des Seiner Form nach ist Moutvevs ein griechisches Ethnikon. Die griechischen Ethnika auf -cv¢ gehéren zu den Namen entweder von Stiidten oder von in ihrem Territorium liegenden Demen bzw. Komen.”* Das gleiche ist im griechischen Kolonialgebiet vor allem in Kleinasien zu beobachten.” 25. Die Briantike, der Priaticus campus und die Prianten werden von folgenden Gelehrten fir identisch gehalten: £. Oberhummer, Briantike, REI 1 (1897), 833; W.W. How/I. Wells, A Commentary on Herodotus 11, Oxford (928° (repr. 1968), 167. Vgl. um Stamm der Priantae G Radke, Priantae, REXXII 2 (1954), 1907 26. Vgl. Milet 3. Das Delphinion in Milet, Nr. 38 q, Z. 6 (TIguéiao.ou); ebda. Nr. 140, Z. 37 (Mevévar0r). 27. Vel. dazu L. Threatte (Anm. 21) 486. 28. Auger den Namen von attischen Demen mit der Endung - evig vgl. z.B. die Namen einiger im Territorium griechischer Stidte liegenden Komen bei Steph. Byz. s.v.: Bovgic, xo len ths Zooviag, ...16 Gvindv Bouguerig; Aeutvidc, xan Ocoahiag negl AdoLoday, 10 Bivindv AcutMLEvg; Mavads, xcbyn Kogivdou. ... 16 @vidv Mavotis. 29. Ethnika mit der Endung -e¥g aus griechischen oder hellenisierten Stidten in Kleinasien gibt es viele. Fir Dérfer vgl. z.B. Steph. Byz. s.v.: ‘Ahiuaka, xogiov Avxias. ... ot évot- xotvtes “Ahtpaheis: Koguhevoy, xu ... Ev Taphayovia, ...6 ovaitmg Koguitetig; Te- doAN, xdHN Avdias TOds TH OQvyi«. 1 LvIAdY Tlehometis. Vel. auch die Bildung des Ethnikons nach dem Ortsnamen, aulterdem gemiili dem griechischen Gebrauch: Steph. By7. sv. AiTonahaxa, Yooioy Aiping. 6 Rohviatog Ev Toit. ‘ArOAAGd«mgOS dE AVTOHAAC. nai. 16 vexdv Adtowahaxitng dé Ty Z6i9aV, TH dE HAD hylcc THM AVTOLALAKENS, Hebryzelmis, Sohn des Seuthes, Prianeus 107 In diesem Rahmen sollte auch das Ethnikon Movavevs interpretiert werden. Dabei ist davon auszugehen, da das Ethnikon Mouavets eher zum Namen einer Stadt gehért, weil die Inschrift aus vergleichsweise friiher Zeit stammt, Aus der Selbstdarstellung der Thraker mit dem Namen ihrer Dérfer in den kaiserzeitlichen Inschriften sind keine Schliisse fiir die friihere Zeit 2u ziehen. TMouaveds ist als die altattische (TIguévn) bzw. die dorische (Tlguéva) Form des Ethnikons der Stadt Priene in Kleinasien belegt.”” des 4. Jhs ist der Wechsel von Tovaveus 2u Mounvevs iiberliefert, Das Beispiel dafiir ist der Personenname Mguavetc/Mginvevs, der fiir dieselbe Person Noch in der ersten Halfte gebraucht wird." In der hellenistischen Zeit kommen aber in den Inschriften von Priene und anderer Stadte die Formen TMouivn und Tounvevs vor.” Es wire denkbar, da Hebryzelmis das Biirgerrecht von Priene verliehen wurde. Es gibt Beispiele dafiir, da8 die mit dem Biirgerrecht einer Stadt ausgestatteten Personen das neue Ethnikon trugen.** Wenn das der Fall wire, dann miisste das Ethnikon die Form Tguiveis haben. Die nachste Méglichkeit zur Lokalisierung des Ethnikons Mouavevs ergibt sich aus der ethnischen Zugehdrigkeit des Hebryzelmis und dem Fundort der Inschrift. In Zusammenhang damit kénnte zunachst 30. In den athenischen Tributlisten 1G I' 260 (453/2), 263 (450/49), 264 (448/7) und 266 (46/5) wird die Form Tovavés gebraucht; die Form TMovevés kommt zum ersten Mal in der Liste G1’ 269 (443/2) vor. Vel. auch den von den Rhodiern beigelegten territorialen Streit zwischen Samos und Priene I. von Priene 37 (Anfang 2. Jh. v.Chr.),Z. 105-106: hevét tay ma- QaTAELY tay yevouevay adtois moti Motaveis éxi Aout. Ahnlich in der Grabinschrift “Agt- orodixa Tigravic Ovydrtng 8% Aarootedtou aus Chalke /GXI 1,970. 31. 1, Délos 98 B, Z. 18-19 (= IGIF 1635, Z. 128-129): Hguaveils Zigtog Padiioovos. / Délos 104-9, Z. 11 (= IGF 1637, Z. 11): Meunvetig Exigtos [Tadsioatos]. Siehe auch P.M. Fraser/E. Matthews (Ed.), A Lexicon of Greek Personal Names, Vol. |: The Aegean Islands, Cyprus, Cyrenaica, Oxford 1987, s.v. Tgunveds. 32, Lv. Priene, passim. Vom Ende des 4. Jhs an ist [louivn in den attischen Inschriften die geliiufige Form: vgl. L. Threatte (Anm, 21) 134. Vgl. auch im ptolemaischen Agypten den Namen Tro euatog Anyintoion Mguiveis tig emvyoviig: PTebr Ill, 815 Fr. 2, recto Il, Z. 32, Fr. 4, recto I, Z. 31, 38. Dazu A. Calderini, Dizionario dei nomi geografici ¢ topogratici del” Egitto Greco-RomanolV 2, Milano 1984, s.v. Tgunvevs. 33. Vel. z.B. folgende mit dem athenischen Biirgerrecht ausgestattete Personen: der aus Pelagonien stammende Mevéhaog ‘Agaffatov “AOnvatos (Syil' 188); der aus Olynth stammende ZAEvvig “Hgodtgou “ABnvaiog (IG VII 279, Z. 7); die aus Tyros stammenden Briider “HiuS5wgas xai Atiig 04 Atéous “AOnvatTot (J. Délos 2595 I1). Zu diesen Personen vgl MJ. Osborne, Naturalization in Athens I-IV, Brussel 1983, 156, T62, T12 108 Chr. Veligianni angenommen werden, da das Ethnikon Mguavedc eine thrakische Stadt griechischer Priigung, wie z.B. Seuthopolis, voraussetzt. Daraus ergiibe sich, da8 sich Hebryze\mis mit dem Ethnikon der Stadt, also nach griechischem Brauch, darstellt. Das ist aber aus bestimmten Griinden weniger wahrscheinlich, Wie schon erwahnt, wurden die Thraker tiblicherweise mit ihrem Volks- bzw. Stammesnamen bezeichnet und Iouavevs kénnte nur unter bestimmten Umstinden als Name eines thrakischen Stammes oder einer Stammesgruppe gedeutet werden. Im Gegensatz dazu folgt die Selbstdarstellung des Hebryzelmis mit Namen, Patronymikon und Ethnikon dem griechischen Brauch. In diesem Zusammenhang ist es bezeichnend, daB die Selbstdarstellung der Thraker mit Namen, Patronymikon und Ethnikon sogar in den kaiserzeitlichen Inschriften aus Thrakien nérdlich der Rhodope nur in Ausnahmefillen belegt ist. Nach den obigen Ausfiihrungen und unter Beriicksichtigung des Mangels an weiteren Informationen bleibt die letzte, doch wahrscheinlichste Annahme, da8 das Ethnikon Iguaveus auf eine griechische Griindung in Thrakien hinweist, Als Parallele sowohl zur Wortbildung als auch zur Existenz einer sonst nicht bekannten griechischen Stadt in Thrakien kann die bei Theopompos bzw. Stephanos von Byzanz iiberlieferte Stadt in Thrakien “Adeavn/’Adgnvn mit dem Ethnikon u.a. ‘Adgnvevs angegeben werden; Adrane lag nur wenig iiber der Stadt Berenike.** Ferner ist noch in Betracht zu ziehen, daB griechische Kolonien in Thrakien, allerdings kleinere Siedlungen, in einigen Fallen von thrakischen Lokaldynasten besetzt und als eigenes Teritorrium betrachtet wurden. Ein gut bekanntes Beispiel dafiir ist die kleine Stadt Bisanthe, eine Griindung von Samos an der nérdlichen Kiiste der Propontis.”* In der Zeit zwischen 425/4-410/9 v. Chr. wird Bisanthe in den 34, IGBulgI1 511: Aitag Movnéionous Mavtakedtns (ahnlich Nr. 336); IGBulg1V 1955: Athng Tugdtvvou Newxatetis. 35, Steph. Byz. s. v. ASgdvn, MOMs Ogdrang, fimLAQdv née Thc Begevixne xeltaL, dg Or- bmopxog (FGrHist 115 F 360). Modipros dé d14 tod H wiv pony héyer Ev ToLOKaUdexéTN, “Adonvn. TO BBvLxdY “Adgnvitng, di Zviivn Lunvitns, Zehfivn Eeknvitns, tovray vé yag- Tiguet év ToIs oixeiois. divataL dé xai “AdgnvaLOG, dag Kugnvaiog Mekknvaiog MutuAn- yaios. didwaw 4 téxvn xal TH “Adonveds, dag MeMnveis, 36. Vgl. B. Isaac, Greek Settlements in Thrace until the Macedonian Conquest, Leiden 1986, 212f. Hebryzelmis, Sohn des Seuthes, Prianeus 109 attischen Tributlisten verzeichnet.” Doch als Xenophon und seine Zehntausend im Jahr 400 v. Chr. auf der thrakischen Chersones erschienen und sich in den Dienst Seuthes’ II. stellten, wurde Bisanthe von Seuthes als sein bester Besitz an der Kiiste bezeichnet.** In jedem Fall ist die Konsequenz daraus, da Hebryzelmis mit dem Namen seines Standortes, also als “Birger” der betreffenden Stadt, auftritt. Die Ursache dieses Verhaltens kann nicht geklart werden, solange der genaue Herkunftsort und der Charakter des Steins, sowie die Identitat des Hebryzelmis ungewi8 sind. Wir fassen zusammen: Die Inschrift ist wohl in die friihellenistische Zeit zu setzen, jedoch fehlen die zur Identifizierung des Hebryzelmis nétigen Informationen. Das Ethnikon Touavevs darf eher auf eine griechische Siedlung in Thrakien bezogen und nicht als eine sekundare Bildung des Namens eines thrakischen Stammes bzw. einer Stammesgruppe interpretiert werden, hauptsichlich aus dem Grund, da® Hebryzelmis sich nach der griechischen Nomenklatur vorstellt. Navemotiguo Ocooahovixng Xp. Belnyeévyn 37. IGI'71 (425/4 v.Chr.): [BiodvOe}; ebenda 77 (422/1 v.Chr.): B[tJodv0e; ebenda (00 (410/9 v.Chr.): [Boév6l]e, 38. Xenophon, Anab. 7,2, 38; 7,5,8 TIEPIAH'YH “Epovtehwug ZewWou Mpraverig Mia éveriygagn waondgin Baan émraepiag ating ot6 *AgYaLohoyLxd Movotio tiig Kouotmvaic(AK84), f dmoia elvan yvworr G06 Ta TéAN TOD 19. ati, Bovoxdtay fag 161878 Evtorpopévn até teixn tic “Adguavowmodns. "H meokhev- on) tng elvan AyvwoTN, Ztov xaTdroyo tod Movoeiou tig Kopomvig xataxwgi- oBnxe 101957. Ztiiv Syn tiis Bong elvan xaQayuévn fh dog Gevw exryoapn: EPO Cehuug | Zevoou | Mouavevs. ~Eyouy ijdn diatummbet Suagoperiués doers dae Mdg THv yLOVOAGyNON énvygayiic, Thy tavtion ToD "EPQUtEALdos xai Thy Egunveia TOD EOVLKOT SvOpatos. "H Exryyuph yoovohoyHOnxe eite oTSVNQUIUO 4. ai. 1.X. xl 6 EBQU- Cedpug tavtiodnxe Ué tov yvuOTS OpdVvULO Baardéa tHv ‘OSguawy, cite THY “Eddnviotuni éxoyh xai 6 "Epyttehurs BewgnOnxe yds tod DevOn I”. To Bvrxd Tlovavens cite ovvdéOnxe é thy Movin tig M. “Agiag, cite magriy8n a6 ceed Eva Svowa BQaxLXxOd PUAOY, TIoLAvn, 16 SOLO TaUTIGONKE LE TS yvHOTS HOCEL- x6 GUAO Priantae xal TonOHETHONXe OTHY TEQLOY, weTaY Meonpfgias xai Ma- xiverag. Elvat cages Sut f yQovohsynon tag EmLyQacPig xa‘ Hh TadtLaN OU “EBQVLEA- uudo¢ GAAnAockagt@vtan. “H Emtygagh ZOovoAoyeitar pé Béon THY YOCHA Ord TEAOS Tod 4. Fi VOdis OTOV 3. ai. .X. 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