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Sicheres Arbeiten in Chemischen Laboratorien
Sicheres Arbeiten in Chemischen Laboratorien
chemischen Laboratorien
Prof. Dr. Andreas Terfort
Wo diese Folien zu finden sind:
Studium BSc Chemie:
Online-Kurs "A.1 Allgemeine und Analytische Chemie Wintersemester 2022/23"
https://olat-ce.server.uni-frankfurt.de/olat/auth/RepositoryEntry/18987778057
▷ Veranstaltungen zur Laborsicherheit
▷ Sicherheitsvorlesung Terfort
Lehramtsstudium Chemie:
Online-Kurs "Sicherheitsvorlesung Lehramt Chemie"
https://olat-ce.server.uni-frankfurt.de/olat/auth/RepositoryEntry/19525861390
▷ Kursmaterial
Ziel: Lernen des möglichst gefahrlosen Umgangs mit Chemikalien, Laborgeräten, Apparaturen:
• zum Selbstschutz
• zum Schutz der Kollegen / Mitstudierenden und des Aufsichtspersonals
• zur Vermeidung straf- und zivilrechtlicher Konsequenzen
Klausurtermine :
1. Termin: Montag, 13. November 2023, 1800-1900 Uhr (bitte pünktlich sein!)
OSZ H1 und OSZ H2 (Chemie BSc) und OSZ H3 (Lehramt)
2. Termin: Montag, 11. Dezember, 2023, 1800-1900 Uhr (bitte pünktlich sein!)
OSZ H1 (Chemie BSc)
man im Labor
wenn
Versicherung ,
hat
einen Unfall
https://www.vci.de/vci/downloads-vci/gefahrensymbolik.pdf
https://www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Praxis/Poster/GHS-01.html
https://www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Praxis/Poster/GHS-02.html
https://www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Praxis/Poster/GHS-03.html
https://www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Praxis/Poster/GHS-04.html
• Querschnittslähmung u.ä.
Wir können und wollen betroffenen
• Epilepsie Studierenden die Teilnahme ermöglichen
und haben dies in der Vergangenheit bereits
• Diabetes
getan. Wir bitten darum, angesprochen zu
• andere (Narkolepsie, ...) werden.
Wer von einem Arzt krank geschrieben wurde, kann während der Dauer der Krankschreibung
am Praktikum grundsätzlich nicht teilnehmen.
• Gefahrenquellen:
defekte / angebrochene Glasgeräte
(Bechergläser, Reagenzgläser, Rührstäbe...)
wikimedia.org
große Gefahr beim Spülen
Implosion von Vakuumapparaturen (Exsikkatoren, Saugflaschen)
Zusatzgefahr: Inhalt der Glasgeräte (heiße Flüssigkeiten, ätzende/giftige
Substanzen...)
• Vorsichtsmaßnahmen:
Glasrohre wenn möglich schmieren vor Schieben durch Stopfen bzw. auf Schläuche;
keine rohe Gewalt!
Hände mit einem Handtuch schützen
Scherben nicht mit der Hand aufsammeln und auch nicht zu reinigen versuchen.
stark exotherm).
• Beispiele: 2 H2 + O2 → 2 H2O
CH4 + 2 O2 → 2 H2O + CO2
↳ Reaktion in beiden
(z.B. Gasbrenner)
relevante ika
Prahl
• Sehr viele organische Lösungsmittel und sonstige flüssige Verbindungen mit niedrigem
Molekulargewicht sind brennbar.
• Dämpfe oft dichter als Luft (Ether, CS2) => Gefahr des "Kriechens" am Boden
• Bei Abfüllen und Umgießen Gefahr der Zündung durch elektrostatische Aufladung
Gefahren-
Flammpunkt Siedepunkt Beispiel H-Satz
bezeichnung
H2-physikal.
Gefahr
Acetaldehyd Flüssigkeit und
< 0 oC ≤ 35 oC Dampf extrem H224
entzündbar.
• dunkle Rotglut: ab ca. 525 oC => Temperaturen, die nur etwas kleiner sind, sind mit
dem Auge nicht mehr erkennen, können aber dennoch zu schweren Verbrennungen führen.
• Vorsichtmaßnahmen:
heiße Gegenstände immer an den gleichen Ort
mit Kreide einkringeln, mit "heiß" markieren
"Gummifinger", Tiegelzange, Pinzette
• Alkalimetalle, Alkalihydride
Hütte
besondere Gefahr: -bezeugt
Na (oder and. Alkalimetall) + H2O → NaOH + 1/2 H2
=> Löschen v. Metallbränden durch Ersticken
mit Sand, auf keinen Fall Wasser nutzen!
• Beispiele:
Oxidationsstufe
?
Wasserstoffperoxid (H2O2)
Blei(IV)oxid (PbO2)
Verbindungen mit Mangan in hohen Oxidationsstufen (MnO2, KMnO4)
Sauerstoffsäuren und ihre Salze: Chlorsäure und Chlorate (HClO3, ClO3-),
Perchlorsäure und Perchlorate (HClO4, ClO4-), Hypochlorit (OCl-)
u.v.m.
nicht erhitzen .
o verreiben
recherchieren
Explosionen
• "endotherme" Verbindungen (HN3 und Azide (N3-), Hydrazin (N2H4), viele organische Stick-
stoff-Verbindungen mit Nitroso (NO)- oder Nitro (NO2)-Gruppen, Diazo (-N=N-) -Bindungen,
Peroxide (-O-O-), Bildung z. B. in Diethylether möglich)
↳ nicht im Praktikum
herstellbar
aber versehntlich
↳sp :
↳ aber inversehentlich
herstellbar
zerin
nicht in
praktikum
• Beim Austreten von brennbaren Flüssigkeiten alle offenen Flammen löschen, andere
Zündquellen beseitigen
warnen, ggf. Labor räumen.
• Keine explosionsfähigen Verbindungen oder Gemische herstellen, falls unbedingt nötig: nur
in kleinsten Mengen.
Glimmsperprobe
/Nachweisreaktion
für Sauerstoff!
Toxikologische Begriffe
• die Toxikologie beschäftigt sich mit der Bewertung des Gefährdungspotentials durch giftige
Stoffe (Vorlesung im Rahmen des Erwerbs der Sachkunde im Umgang mit Chemikalien).
• Toxizität: Giftigkeit im biologischen Sinne. Kann stark vom betroffenen Organismus abhängen.
Acetaldehyd Essigsäure
Ethanol
(Metabolit) (Metabolit)
• Bioverfügbarkeit: ein Maß dafür, wie schnell und in welchem Umfang ein Stoff im
Metabolismus aufgenommen wird.
Toxikologische Begriffe
• Akute Wirkung: Effekt eines Giftes nach Aufnahme einer einzelnen Dosis
• Latenzzeit: Zeitraum zwischen Aufnahme des Giftes und Eintritt der Symptome
• Biologische Halbwertszeit: Zeit, in der die aufgenommene Giftmenge im Körper auf die
Hälfte reduziert ist
Toxikologische Begriffe
• essentiell: lebensnotwendig
essentielle =
Toxikologische Begriffe
• Dosis: Menge eines (Schad)stoffes, die einem Metabolismus akut verabreicht wird.
• LD50: (LD = lethal dose) - 50 % der Versuchstiere sterben nach einmaliger Aufnahme einer
auf das Körpergewicht bezogenen Menge (gewöhnlich) innerhalb von 14 Tagen.
Angabe des Verabreichungsweges (oral, dermal, subkutan, intravenös...) sowie der Tierart
(Ratten, Kaninchen, Mäuse, Fische, ...).
Bsp. für eine Angabe: LD50 oral, Ratte: 1 mg/kg
• LC50: (LC = lethal concentration) - Konzentration in Wasser, Boden oder Luft in ml/l oder
mg/l, bei der 50 % der Versuchsorganismen innerhalb eines bestimmten Beobach-
tungszeitraumes sterben. Angabe der Tierart und des Zeitraums und der Verabreichungs-
form (Aerosole, Stäube, inhalativ, ...).
Bsp. für eine Angabe: LC50 inhalativ, Ratte: 1 mg l-1 / 15 min
• ED50 /EC50: (ED = effective dose, EC = effective concentration) - wie LD50 /LC50, aber mit einer
anderen als der tödlichen Wirkung auf die Versuchstiere.
• Biologischer Grenzwert (BGW): wird die maximal zulässige Konzentration eines Stoffes,
seines Metaboliten... im Blut eines Beschäftigten, bei der eine Schädigung der Gesundheit
des Beschäftigten (8 Stunden/Tag, 5 Tage/Woche während der Lebensarbeitszeit) nicht zu
erwarten ist.
Kategorien:
1A: Aus Erfahrung beim Menschen nachgewiesen.
1B: Bei Tieren nachgewiesen, wird beim Menschen vermutet.
2: Wirkung beim Menschen wird angenommen.
obKMR
USL ...
Antimon(III)oxid Sb2O3
K Cobalt(II)oxid CoO K Naphthylamin K
Antimon(V)oxid Sb2O5
Dinatriumtetra- Na2[B4O5(OH)4]
Blei(IV)oxid PbO2 R ·8 H2O
R Thioacetamid K
borat-dekahydrat
Chloroform CHCl3
K Kaliumchromat K2CrO4 KM Zirkonylchlorid ZrOCl2 M
Dichlormethan CH2Cl2
• Gase in Druckgasbehältern:
Gefahr des Zerknallens des Behälters
manchmal Gefahren durch (sehr) tiefe Temperaturen
• Verbreitung:
Feste oder flüssige Gefahrstoffe werden meist nur lokal freigesetzt, Gase hingegen
können sich sehr schnell nahezu vollständig im ganzen Labor verbreiten.
• Brenngas im Grundpraktikum:
pro Arbeitsplatz ein Anschluss für Erdgas
Gefahr der Bildung explosiver Gemische bei Freisetzung (z. B. durch
nicht ordnungsgemäß geschlossenen Gashahn oder einen undichten
oder abgeplatzten Gasschlauch).
Gegenmaßnahmen
• Hantieren mit Lösungen, die schädliche Gase freisetzen können nur unter dem Abzug.
• bei Austritt: Quelle beseitigen.
• erste Hilfe: Frischluft.
• Blutgifte
z. B. AsH3, SbH3
führen zu Hämolyse (Auflösung der roten Blutkörperchen)
Symptome häufig erst nach einigen Stunden.
• Atemgifte
z. B. CO, HCN, H2S
blockieren Enzyme (CO: Hämoglobin, HCN: Cytochromoxidase).
Bringen die Zellatmung zum Erliegen, führt schnell zum Tod.
• Reizgase
z. B. HCl, NH3, SO2, Cl2, NOx
wirken auf Schleimhäute.
Zerstören Atemwege, Lungenbläschen => Lungenödeme, oft erst na. mehreren Std.
• Stickgase wirken durch die Abwesenheit von Sauerstoff (z.B. N2, Edelgase). Erstickungstod
möglich; Sauerstoffgehalte in der Atemluft < 12 % sind gefährlich, bei 12-15 % gemindertes
Leistungsvermögen. (Sauerstoffkonzentration in der Atmosphäre: 21 %.)
wikimedia.org
• HCN kann aus cyanidhaltigen Lösungen und Cyaniden durch Ansäuern freigesetzt werden:
CN- + H+ → HCN
NaCN + H3O+ → HCN + H2O + Na+ (Natriumcyanid)
Fe(CN)63-/4- + H3O+ → HCN + H2O + Fe3+/2+ (rotes/gelbes Blutlaugensalz)
• Siedepunkt HCN: 26 oC => hoher Dampfdruck (hohe Konzentration von HCN in Atemluft)
• Wird im Körper schnell abgebaut: Aktuelle Konzentration ist entscheidend. Kaum Spätfolgen.
• AGW = 2 ppm.
Schwefelwasserstoff (H2S):
• Wegen des unangenehmen Geruchs nach faulen Eiern aber eher Warnung.
• Mechanismus der toxischen Wirkung nicht ganz klar, wahrscheinlich Schädigung der
Atmungsenzyme. Spätschäden möglich. Eine Konzentration von 0,5 % (5000 ppmv) führt in
wenigen Sekunden zum Tod.
• Kann aus Sulfiden oder sulfidhaltigen Lösungen durch Säure freigesetzt werden:
S2- + 2 H+ → H2S ↑
• Entstehen bei der Reduktion von Salpetersäure durch organische Substanzen oder Metalle,
z.B.:
2 Cu + 2 HNO3 + 4 H+ → NO + NO2 + 2 Cu2+ + 3 H2O
• NO: farblos, geruchlos. Sehr giftig (LC50 Ratte = 57,5 ppm / 4h), oxidierend, wirkt ätzend
auf die Atemwege. Durchquert menschliches Gewebe (Zellmembranen), Einfluss auf die
Signaltransduktion (Gefäße, Nervensystem), oxidierende und additive Reaktionen mit
Biomolekülen.
• NO2: rotbraun, stechender Geruch. Giftig, oxidierend, wirkt ätzend auf die Atemwege.
Kann mit Verzögerung von mehr als 24 Stunden nach dem Einatmen noch zu einem
Lungenödem führen. Mögliche Spätfolge des Einatmens bei Männern: Impotenz.
Chlorgas:
• kann entstehen bei der Oxidation von Salzsäure oder bei der Reaktion von Salzsäure mit
Hypochloriten oder anderen Oxidationsmitteln:
Cl- + ClO- + 2 H+ → Cl2↑ + H2O
• Tod durch Atemstillstand bei 0,5–1 % Cl2 in der Atemluft. LC50 Ratte = 293 ppm / 1h.
Definition pKS- bzw. pKB-Wert (Maß für die Säure- bzw. Basenstärke):
HA + H2O ⇌ A- + H3O+ B + H2O ⇌ BH+ + OH-
c(A-)∙c(H3O+) c(BH+)∙c(OH-)
KS = , pKS = -log10(KS / mol∙l-1) KB = , pKB = -log10(KB / mol∙l-1)
c(HA) c(B)
Grundsätzlich: Starke Säuren und Basen sind gefährlicher als schwache Säuren
und Basen. (Wichtige Ausnahme: Flusssäure HF.)
Je niedriger der pKS-Wert (pKB-Wert), desto stärker ist eine Säure (Base).
• Schadwirkung nimmt zu mit steigender Konzentration der Säure oder der Lauge und mit
steigender Temperatur
• Bei verdünnten Säuren (außer HF) und auch konz. HCl Bildung eines Säureschorfs, der die
Verletzung auf obere Hautschichten begrenzt.
• Kein Säureschorf bei konz. HNO3, H2SO4, HF und organischen Säuren sowie allen Basen
=> höhere Schadwirkung
• Gefahren durch Säuren werden in der Regel überschätzt, Gefahren durch Laugen
unterschätzt!
• H2SO4 (Schwefelsäure):
Sehr starkes Erhitzen beim Verdünnen, kann bis zum Sieden und Verspritzen
führen => "Erst das Wasser, dann die Säure, ...".
Konz. Säure zunächst von der Haut abwischen, dann spülen.
SO2 / SO3-Nebel greifen Schleimhäute an => Abrauchen unter dem Abzug.
Papier, mit dem verschüttete Schwefelsäure aufgenommen wurde, verkohlt (Entzug
von Wasser) => Wässern!
Entzug von Wasser auch bei Baumwolle (Kleidung), Haut!
• HCl (Salzsäure):
Entwickelt mit starken Oxidationsmitteln Chlorgas:
z.B. HCl + MnO4- → Cl2↑
• CH3COOH (Essigsäure):
schwache Säure, wegen hoher Konzentration (100 %) aber dennoch gefährlich
(Ätzwirkung wie konz. HCl)
starker Geruch
außerdem: brennbar
Sicheres Arbeiten in chemischen Laboratorien - Wintersemester 2023/24 38
Gefahren im Chemielabor
Säuren und Basen: Hinweise zu einzelnen Stoffen
• HNO3 (Salpetersäure):
Konzentrierte Säure ist stark oxidierend, schneller Angriff auf Haut und
Schleimhäute, Wunden heilen schlecht.
Gelbfärbung mit aromatischen Aminosäuren (Xanthoproteinreaktion: Nitrierung
aromatischer Aminosäuren).
Tyrosin
Mit Reduktionsmitteln entstehen nitrose Gase (NOx / vgl. Folie 32) => Abzug!
• HClO4 (Perchlorsäure):
sehr starke Säure
Perchlorate wirken im trockenen Zustand oxidierend (Explosionsgefahr bei Erhitzen)
• Königswasser (HCl/HNO3):
Sehr stark oxidierend, bildet aber Säureschorf.
Bildet nitrose Gase (NOx) und Chlor: HNO3 + 3 HCl → NOCl + 2 Cl + 2 H2O
• Ba(OH)2 (Bariumhydroxid):
als Base schwach und im wesentlichen unkritisch
Giftwirkung des Bariums ist wesentlich kritischer
• problematisch: hohe Flüchtigkeit (Vorsicht bei Einengen und Abrauchen) und Gefahr durch
Hautresorption.
Bsp. BaSO4:
KL = c(Ba2+)∙c(SO42-) = 1∙10-9 mol2/l2
=> mit c(Ba2+) = c(SO42-) erhält man für eine gesättigte Lösung von BaSO4 in Wasser:
c(Ba2+) = √ KL = √ (10-9 mol2/l2) = 3∙10-5 mol/l.
Bsp. BaCl2:
KL = c(Ba2+)∙c(Cl-)2 = 800 mol3/l3
=> mit c(Cl-) = 2∙c(Ba2+) = erhält man für eine gesättigte Lösung van BaCl2 in Wasser:
3 3
c(Ba2+) = √ (KL/4) = √ (800 mol3/l3 / 4) = 5,8 mol/l
(ca. Faktor 200.000 mehr Ba2+ als bei einer ges. BaSO4-Lsg.).
• Barium (Ba):
stark giftig (falls in bioverfügbarer Form)
Symptome: Erbrechen, Schwindel, Hypotonie, Herzrasen.
Auswirkung auf K+-Ionenkanäle in Muskelzellen => Lähmungen,
Herzstillstand.
1-4 g BaCl2 können für Erwachsene tödlich sein.
• Silbernitrat (AgNO3):
Auf Haut, Schleimhäuten und Augen ätzend.
Zersetzung zu Ag, Ag2O und Ag2S (Schwarzfärbung der Haut). Dabei wird HNO3 frei
=> Silberspiegel!
• Quecksilber (Hg):
in elementarer Form wenig kritisch, außer als Dampf. Dampfdruck hoch über
kleinen Kugeln.
AGW für Hg: 0,02 mg/m3
verschüttetes Quecksilber sofort binden (Zinkstaub, Schwefel) und aufnehmen.
Hg(II)-Verbindungen im Allgemeinen kritischer als Hg(I)-Verbindungen (meist
höhere Löslichkeit).
Organische Quecksilberverbindungen noch kritischer als anorganische:
Hg(CH3)2, CH3HgI (vgl. Folie 42)!
Man kann die Temperatur einer Bunsenbrennerflamme nicht mit einem
Quecksilberthermometer messen. (Info aus gegebenem Anlass.)
• Arsen (As):
in fast jeder Form toxisch (DNA-Schädigung, Störung Energiestoffwechsel)
einige Arsenverbindungen sind kanzerogen (As2O3).
AsH3: flüchtig, giftig (vgl. Folie 29)
hohe Konzentrationen löslicher
Arsenverbindungen (AsO33-,
AsO43-) im Grundwasser vieler
Länder
• Antimon (Sb):
Sb2O3 ist vermutlich kanzerogen
SbH3: flüchtig, giftig (vgl. Folie 29)
• Cadmium (Cd):
In jeder Form toxisch.
Biologische Halbwertszeit bis zu 30 Jahre.
Wird in Nieren angereichert und schädigt diese.
CdCl2 ist kanzerogen.
• Blei (Pb):
Hinsichtlich der Toxizität ähnlich zu beurteilen wie Cd.
Blei(II)acetat, Blei(II)chlorid, Blei(IV)oxid: reprotoxisch.
Blei gelangt ins Gehirn und macht schwachsinnig.
Blei(IV)oxid ist zusätzlich ein starkes Oxidationsmittel.
• Chrom (Cr):
Essentiell (Bedarf: 0,05 mg Cr(III)/Tag)
Normale Toxizität gering, aber Cr(VI), insb. Stäube, sind kanzerogen.
Chromat (CrO42-) wird mit Phosphat verwechselt und in die DNA eingebaut.
Folge: Oxidationsschäden an der Erbinformation.
• Cobalt (Co):
Salze können bei Einatmen Krebs erzeugen.
Salze können vermutlich genetische Defekte verursachen.
Salze können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
Allergiegefahr (Asthma, Haut)
Sehr giftig für Wasserorganismen.
• Nickel (Ni):
Einige Verbindungen kanzerogen, etwa Nickel-haltige
Stäube und Nickelverbindungen in Form atembarer
Tröpfchen, Ni(CO)4, NiCl2, Ni2SO4.
Allergen.
Wasserstoffperoxid (H2O2):
• Oxidationsmittel
DT
• Entsorgung durch "Verkochen": H2O2 → H2O + 1/2 O2 ↑
Organische Lösungsmittel:
• Bei Hautkontakt Entfernung der schützenden Fettschicht => anderen Stoffen wird das
Eindringen erleichtert.
Thioacetamid (CH3C(S)NH2):
Thioharnstoff ((NH2)2CS):
Herstellerbezeichnung
Kennzeichnung (Folie 53)
Betriebsanweisung (Folie 72)
Sicherheitsdatenblatt (Folie 54)
Datenbanken (Folie 55)
*
*) target organ systemic toxicity
Jeder Lieferant eines Gefahrstoffs muss dem Käufer ein Sicherheitsdatenblatt zur Verfügung stellen.
• Lagerung von Chemikalien, die Gase oder Dämpfe entwickeln können, im Abzug (hier nur
kurzfristig!), Säure-/Basenschrank bzw. Lösungsmittelschrank (abgesaugte Schränke)
• Risiken:
Glasbruchgefahr
Platzen von Kunststoffverpackungen
Umgebung wird mit Chemikalien kontaminiert
• Risiken:
Einatmen von Dämpfen und Stäuben
Verschütten
Zündfähige Gemische
Verschmutzung
• Umfüllen von möglichst kleinen Mengen
• Giftige und ätzende Stoffe: Abzug, Wanne (flüssig) unterstellen oder Papier
(Feststoffe) unterlegen
• Trichter verwenden
• Pipetten oder Ansaughilfe verwenden. Nicht mit dem Mund ansaugen!
• Flaschen beim Umschütten: Etikett oben,
Stopfen umgedreht auf Arbeitsplatte
• Feststoffe: Spatel, Löffel
• Nichts in die Vorratsbehälter zurückgeben!
• ... und natürlich: Hautkontakt vermeiden.
Organisatorische Schutzmaßnahmen
Sicherheitsunterweisung
Laborordnung
Betriebsanweisung
Hautschutzplan
...
FALSCH RICHTIG
Falls Säuren, Laugen oder andere Chemikalien trotz Schutzbrille ins Auge geraten sollten, hilft
die Augendusche.
Zum Löschen einer Person, die in Brand geraten ist oder zum Abspülen einer massiv mit
Chemikalien benetzten Person:
Brandklassen:
A feste Stoffe (Holz, Kohle, Papier, Kunststoffe, ...)
B flüssige oder flüssig werdende Stoffe (Benzin, Alkohol, org. Lösemittel, Lacke...)
C Gase (Wasserstoff, Erdgas, Acetylen, ...)
D Metallbrände (Al, Mg, Na, K, Li, Legierungen...)
F Speiseöle und -fette
Löschdecke oder
Sand (D)
Pulverlöscher (ABC) Kohlendioxidlöscher
(B, manchmal C) Na + H2O → NaOH + 1/2 H2 (vgl. Folie 12)
Sicheres Arbeiten in chemischen Laboratorien - Wintersemester 2023/24 67
Technische Schutzmaßnahmen
Feuerlöscher: Bedienung
Sicherung ziehen Öffnung auf den Brand richten, Feuer von unten nach
Hebel herunterdrücken. oben löschen.
Gebäudealarms:
Treffpunkt
außerhalb des
Chemiegebäudes Fachschaft N160
(Wiese vor den
ehemalige
Chemie-Hörsälen)
Bibliothek
für alle H1
Anwesenden im
H2
Praktikum.
N140
Laborordnung
• hängt an den Praktikumstüren aus
• siehe Folien 73 + 74.
Hautschutzplan
• regelt Gebrauch von Seife und Creme für die Hände
• hängt in den Praktikumslaboren aus
... und sich selbstständig gründlich informieren über den durchzuführenden Versuch:
• Quellen:
Sicherheitsseminar-Unterlagen
Praktikumsskript
Sicherheitsdatenblätter
Betriebsanweisungen
Etiketten der Chemikalienbehälter
Auch die Betreuungspersonen des Praktikums können gefragt werden.
Anschließend.
Ordnung erleichtert nicht nur die Arbeit im Labor, sie ist auch essentiell für die Sicherheit von
Ihnen und von Ihren Kommilitonen.
Das schließt u.a. ein: Rennen, Hüpfen, Herumtanzen, Schubsen, Rangeln, Gegenstände werfen ...
Schlimme Unfälle mit Chemikalien oder Glasgeräten können die Folge sein.
Nicht direkt an der Gefäßöffnung riechen. Wenn eine Geruchsprobe nötig sein sollte, vorsichtig
Dämpfe mit der Hand der Nase zufächeln. Das Chemikaliengefäß dabei vom Gesicht fernhalten.
Flüssigkeiten NICHT mit dem Mund ansaugen, dabei kann Flüssigkeit in den Mund gelangen.
Benutzen Sie eine Pipettierhilfe, z.B. einen Peleusball.
Claudia Rittmeyer
112
112
Mainz 0-06131/19240
Augentagesklinik FFM MVZ,
Tituscorso 5, Eing. F; 0-50682430
Uni-Klinikum, Unfallchirurgie,
Theodor-Stern-Kai 7; 0-63015069
Erhitzte Gegenstände nicht an Andere weitergeben. Der erhitzte Zustand ist oft nicht sichtbar.
Die Öffnung des Reagenzglases nicht auf sich oder andere Personen richten. Aus der Öffnung
können Chemikalien spritzen (Siedeverzug). Die Öffnung des Reagenzglases von sich und ande-
ren Personen wegrichten. Am besten wird das Glas mit einer Reagenzglasklammer gehalten.
• Mengenminimierung
bei Spülwasser: Häufig
mit wenig Spülflüssigkeit
spülen ist besser als einmal
mit viel (siehe Rechen-
beispiel nä. Folie).
Sicheres Arbeiten in chemischen Laboratorien - Wintersemester 2023/24 91
Reinigung und Entsorgung
Ausspülen von Gefäßen, die mit Gefahrstoffen kontaminiert sind (typisches Beispiel)
Gefäß mit wässriger Schwermetallsalzlösung, c = 1 mol / l, einmal ausspülen mit (ca.) 100 ml:
1 ml 100 ml 1 ml
1 mol / l => 10 mmol / l 10 mmol / l
=> 1 mmol 1 mmol => 0,01 mmol
Gefäß mit wässriger Schwermetallsalzlösung, c = 1 mol / l, zwei mal mit (ca.) 50 ml ausspülen:
1 ml 50 ml 1 ml 50 ml 1 ml
1 mol / l => 20 mmol / l 20 mmol / l => 0,4 mmol / l 0,4 mmol / l
1 mmol 1 mmol => 0,02 mmol 0,02 mmol => 0,0004 mmol
Es verbleiben 0,4 µmol Gefahrstoff im Behälter (Vgl. letzte Folie: 0,01 mmol).
Besser mehrmals nacheinander mit kleineren Wassermengen als einmal mit viel Wasser
spülen. "Standard": 3 x ausspülen.
Sicheres Arbeiten in chemischen Laboratorien - Wintersemester 2023/24 93
Reinigung und Entsorgung
Überführung von Schadstoffen in weniger gefährliche Verbindungen
• Stabilitätskonstante:
≈ 1044
KCN: LD50 (Ratte): 5 mg/kg
• Dissoziationskonstante:
Kdiss = 1 / Kstab ≈ 10-44
seilnacht.com
• Große Kstab (bzw. kleine Kdiss) => stabiler Komplex
• Oxidation
DT
H2O2: H2O2 → H2O + 1/2 O2 ↑ ("Verkochen")
• Reduktion
Entsorgung:
Entsorgung:
• Filterkuchen mit Schwermetall-Niederschlägen:
An geeignetem Ort (z. B. Plastikwanne) trocknen
lassen, anschließend entsorgen im Behälter für Feststoffabfälle.
Entsorgung:
• Mörser bestehen aus Porzellan, nicht Glas. Daher haben kaputte Mörser im
Glasbruchbehälter nichts verloren!
• Saubere kaputte Mörser kommen in den Hausmüll, ggf. umwickelt, damit scharfe
Bruchkanten nicht die Tüten in den Mülleimern zerschneiden und damit sich das
Reinigungspersonal nicht verletzt.
• Kontaminierte kaputte Mörser werden mit Papier umwickelt und in die Feststoffabfälle
gegeben.
Entsorgung:
• Hg-haltige Abfälle werden gesondert gesammelt und entsorgt (sowohl Feststoffe als auch
Lösungen). Grund: Leichtflüchtigkeit von Hg, bei Verbrennung Hg-haltiger Abfälle würde es
in die Atmosphäre gelangen.
• Praktikum "Analytische Anorganische Chemie" (2. Sem.): erst Vorproben auf Quecksilber
und Rückfrage bei den Betreuungspersonen.
Bild: chemgapedia.de
Entsorgung:
• reine organische Phase, auch unbenutzte Reste: Kanister für organische, etherfreie
Lösemittel
• Gemische aus wässriger Phase und organischer Phase (z. B. aus Extraktionen im
Zweitsemesterpraktikum - Wasser/Amylalkohol, Wasser/Chloroform): organische Phase
und neutralisierte wässrige Phase (pH 5-9) in den Abfallbehälter für organische
Lösungsmittel geben.