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05-06 | 2020

www.hlh.de

Organ des VDI für Technische Gebäudeausrüstung

Sonderdruck

Eine kritische Betrachtung

Verfahren zur Bestimmung der thermischen Güte


von Gehäusekonstruktionen von RLT-Geräten nach DIN EN 1886
R A U ML U F T T ECHNIK Normen

Eine kritische Betrachtung

Verfahren zur Bestimmung


der thermischen Güte
von Gehäusekonstruktionen
von RLT-Geräten nach
DIN EN 1886
Die Norm DIN EN 1886 1) wurde in ihrer ersten Version im Jahr 1998 herausgegeben.
Im Zuge der Überarbeitung erfolgte die zweite Veröffentlichung im Jahr 2007. Die Norm ist
somit schon seit mehr als 20 Jahren Stand der Technik und dient als Referenz
zur Beurteilung thermischer Kennwerte von RLT-Gerätegehäusen. In diesem Fachbericht
werden im Speziellen der Wärmedurchgang und die Kältebrücken der Konstruktion betrachtet.

TEXT: Maria Swiderek, Boris Wollscheid und Christoph Kaup

D
ie wohl wichtigste Kenn- digkeiten in RLT-Geräten kann von einer
ziffer bei der Beurteilung 1
=
1 δ
+ +
1 laminaren Kanalströmung ausgegangen
der Wärmedämmeigen- U α1 λ α2 werden. Die äußere Wand kann mit dem
schaften eines RLT-Gerä- Modell der natürlichen Konvektion be-
tegehäuses ist die Wärme- wobei: schrieben werden. Damit ergeben sich
durchgangszahl, oft als theoretisch Wärmeübergangskoeffizienten
U-Wert bezeichnet. Sie ist eine Kennziffer α1 Wärmeübergangskoeffizient Fluid 1 von etwa 1,5 bis 2 W/m²/K für die freie
zur Beschreibung der hintereinander ge- in [W/m2/K] Konvektion außen und innen, bei Mess-
schalteten Wärmeübergangs- und Wärme- α2 Wärmeübergangskoeffizient Fluid 2 bedingungen (Luftwechsel 100 mit
leitungsvorgänge, die bei der Wärmeüber- in [W/m2/K] w ≈ 0,2 m/s) rund 2,5 W/m²/K.
tragung von einem wärmeren in ein, δ Dicke des wärmeleitenden
durch einen Festkörper getrenntes, kälte- Bauteils in [m] U-Wert Bestimmung
res Fluid stattfinden. λ Wärmeleitwiderstand des wärme-
leitenden Bauteils in [W/m/K] In der DIN EN 1886 erfolgt die Klassifi-
zierung der Wärmedämmeigenschaften ei-
Wie die oben genannte Gleichung zeigt, nes RLT-Gerätegehäuses durch die Eintei-
ist es notwendig, ein Wandbauteil mit ge- lung in sogenannte T-Klassen. Die
wobei: ringer Wärmeleitfähigkeit und einer mög- messtechnische Bestimmung des U-Werts
lichst großen Dicke zu wählen, um einen ist an einem Prüfgehäuse (Modelbox)
thermische Wärmeleistung in [W] kleinen U-Wert zu erreichen. Die inneren durchzuführen. Dabei ist die grundlegen-
U Wärmedurchgangskoeffizient und äußeren Wärmeübergangskoeffizien- de Anforderung, dass das geprüfte Gehäu-
in [W/m2/K] ten sollten so klein wie möglich sein. Der se möglichst genau der Bauweise und der
A wärmeübertragende Fläche Wärmeübergangskoeffizient an der Innen- konstruktiven Qualität der für den Pro-
ϑ1 Temperatur Fluid 1 in [°C] wand eines RLT-Gerätegehäuses ist bere- duktbereich typischen Ausführung ent-
ϑ2 Temperatur Fluid 2 in [°C] chenbar mit dem Ansatz für erzwungene spricht. Die Modelbox muss dazu mit den
Konvektion durchströmter Körper. Auf- identischen Fertigungs- und Montageme-
mit: grund der geringen Strömungsgeschwin- thoden gefertigt werden wie Geräte aus

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Normen RAUMLUFTTE C H N I K

Bild_1.pdf 1 06.04.20 16:20

der regulären Produktion. Die Norm gibt


für die Höhe und die Breite der Modelbox
Werte zwischen 0,9 m und 1,4 m vor. Die ti2
äußere Oberfläche muss zwischen 10 m² ta6
und 30 m² liegen. Weiterhin muss die ti1 ta1
Modelbox aus zwei gekoppelten Gehäu- 25

250
0
seeinheiten bestehen, die im Inneren mit
regulierbaren Heizvorrichtungen ausge- ti5
stattet werden. Zur Verhinderung einer
ti10
C

zu starken Temperaturschichtung sind ta4


Vorrichtungen zur Luftumwälzung mit ei- ta3
M

ti3 ti9
ner Luftumwälzrate von 100 bis 110 je
Y

Stunde anzubringen. Der Aufstellort ist so ti14


ti8
CM

zu wählen, dass das Prüfgehäuse isoliert ta2 250


aufgestellt werden kann. Hierzu sollte der ti13
MY

Abstand zum Fußboden 300 bis 400 mm


CY
ti7
betragen und eine Umgebungsströmung CMY
100
ti12
von < 0,5 m/s gegeben sein. 25
Die Messung des U-Wertes erfolgt in- ti11
K

300 bis 400 mm 0

250
direkt durch Messung der Temperaturdif- zum Fußboden
ta5 ta4 ti16
100

ferenz zwischen mittlerer Innenluft- und ti15


mittlerer Außenlufttemperatur und der
zugeführten elektrischen Leistung im Be-

100
harrungszustand, also in dem Fall wenn 10
die elektrisch zugeführte Leistung gleich
0

dem Wärmeverlust ist, der über das Ge- 100


häuse abgegeben wird. Der U-Wert ergibt
sich somit nach: Bild1
Bild 1: Position der Temperaturmessfühler nach DIN EN 1886 (Abmessungen in mm). Bild: Schiller-Krenz

schen mittlerer Innen- und mittlerer Au- konstruktion bestimmt. Auf diese Weise
ßentemperatur herzustellen. Es ist dafür kann das Gehäuse in eine der fünf TB-
zu sorgen, dass die Standardabweichung Klassen eingeteilt werden (Tabelle 2).
mit: der Messreihen dieser beiden Temperatu- Die TB-Klasse ist dabei ein Indikator für
ren 1,0 K während eines 30-Minuten-In- die Kondensationsneigung des Gehäuses,
Pel elektrische Leistungsaufnahme der tervalls nicht überschreitet. Zur Sicherung welche von der Klasse TB1 bis TB5 zu-
Heizungen (einschließlich der von homogenen Bedingungen im Inneren nimmt. Zur Bestimmung des Wärmebrü-
Ventilatoren) in [W] des Prüfgehäuses darf die Temperaturdif- ckenfaktors einer Gehäusekonstruktion
A Fläche des Prüfgehäuses ferenz zwischen den inneren Messstellen muss die minimale Temperaturdifferenz
(Modelbox) in [m²] 2,0 K nicht überschreiten und die Tempe- zwischen einem Punkt auf der äußeren
∆ϑair Temperaturdifferenz der Luft raturdifferenz zwischen den gemittelten Gehäuseoberfläche und der zugehörigen
(innen zu außen) in [K] Zonentemperaturen darf nicht über 0,5 K mittleren Zoneninnenlufttemperatur un-
liegen. Um den Einfluss der Umgebungs- ter zuvor erläuterten stabilen Prüfbedin-
Das Prüfgehäuse ist demnach mit Vor- strömung zu verringern, dürfen die ge- gungen (stationäre Temperaturdifferenz
richtungen zur Temperatur- und zur messenen Außentemperaturen nicht mehr von 20 K zwischen Innen- und Außen-
Leistungsmessung auszustatten. Für die als 0,5 K voneinander abweichen. temperatur) ermittelt werden. Der Wär-
Temperaturmessung sieht die Bei einer stationären Temperaturdiffe- mebrückenfaktor berechnet sich nach:
DIN EN 1886 eine Einteilung der Model- renz von 20 K zwischen mittlerer Innen-
box über deren Länge in drei gleiche und mittlerer Außentemperatur und unter Δϑ min
Messzonen vor. In den Gehäuseecken und Einhaltung der oben genannten Bedin-
kb =
Δϑ air
in den Ecken der Zonentrennstellen sind gungen wird die zugeführte elektrische
im Abstand von 100 mm zu den Gehäu- Leistung der Heizungen und der Ventila- mit:
sewänden Temperaturaufnehmer anzu- toren zur Luftumwälzung ermittelt. Die
bringen, sodass die Temperatur im Inne- mit diesen Werten errechnete Wärme- Δϑ min = ϑ i − ϑ s,max u
ren an 16 Stellen geometrisch verteilt ge- durchgangszahl kann schließlich zur Ein-
messen wird. Die Temperatur der Außen- teilung des Gerätegehäuses in die entspre-
luft ist durch sechs Temperaturaufnehmer chende T-Klasse verwendet werden F U ß NO TE
je 0,25 m zentriert von den Außenwän- (Tabelle 1). 1) DIN EN 1886:2009–07: Lüftung von
den entfernt zu bestimmen (Bild 1). Neben dem Wärmedurchgangskoeffi- Gebäuden – Zentrale raumlufttechnische

Zur Durchführung der Messung ist ei- zienten wird bei der Messung weiterhin
Geräte – Mechanische Eigenschaften und

ne stationäre Temperaturdifferenz zwi- der Wärmebrückenfaktor kb der Gehäuse-


Messverfahren; Deutsche Fassung
EN 1886:2007.

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R A U ML U F T T ECHNIK Normen

wobei: Wärmedurchgangszahl (U )
Hiermit ergibt sich:
Klasse

Temperaturdifferenz der Luft Q Strahlung ≈ 5,67 · 10-8 · 0,25 ·


W x m– 2 x K – 1
Δϑair
(innen zu außen) in [K] U ≤ 0,5 25 m2 · (295,154 – 293,154)K4
jeweilige Innentemperatur in [°C]
T1
ϑ1
ϑs,max. max. Oberflächentemperaur in [°C] T2 0,5 < U ≤ 1,0 QStrahlung ≈ 72 W

Wärmestrahlung von T3 1,0 < U ≤ 1,4


Wird nun das identische Prüfgehäuse
Oberflächen nicht aus verzinktem Stahlblech, sondern
mit einer beschichteten Oberfläche (zum
T4 1,4 < U ≤ 2,0

Neben dem konvektiven Wärmeübergang Beispiel weiß matt) betrachtet, ändert


muss auch immer die Wärmestrahlung ei- sich der Emissionskoeffizient auf
T5 keine Anforderungen

nes Körpers berücksichtigt werden. Die ε = 0,95. Daraus ergibt sich unter der An-
Tabelle 1: Klassen der Wärmedurchgangszahlen

DIN EN 1886 vernachlässigt bei den nahme einer unveränderten Oberflächen-


nach DIN EN 1886.

thermischen Prüfungen diesen Umstand, temperatur:


weist jedoch darauf hin, dass in den Prüf-
raum keine Strahlungswärme von außen QStrahlung ≈ 5,67 · 10-8 · 0,95 ·
Klasse Wärmebrückenfaktor

einfallen darf. Weiterhin werden Messge- 25 m2 · (295,154 – 293,154)K4


räte gefordert, die gegen thermische
TB1 0,75 < kb < 1,00

Strahlung geschützt sind. Die Strahlungs- TB2 0,60 ≤ kb < 0,75 Q Strahlung ≈ 274 W
leistung vom oder zum Prüfgehäuse wird
messtechnisch jedoch nicht berücksichtigt. TB3 0,45 ≤ kb < 0,60

Jedoch kann durch den Prüfaufbau Alleine durch die Änderung der Oberflä-
und der zwangsläufig vorhandenen Tem- chenbeschaffenheit erhöht sich der Wär-
TB4 0,30 ≤ kb < 0,45

peraturdifferenz zwischen der Modelbox mestrahlungsanteil in diesem Beispiel um


und der Umgebung eine Beeinflussung rund 200 W.
TB5 keine Anforderungen

der Messwerte durch Strahlung nicht aus- Aus diesen theoretischen Überlegun-
Tabelle 2: Wärmebrückenfaktoren nach

geschlossen werden. Jeder Körper gibt ne- gen stellt sich die Frage, ob die
DIN EN 1886.

ben der Konvektion auch Wärme in Form DIN EN 1886 als Messverfahren valide
von Strahlung ab oder nimmt sie auf. Die Ergebnisse liefern kann, da der Einfluss
Strahlungswärme ( Q Strahlung) berechnet der Strahlung durch die zwangsläufig auf-
sich für zwei parallel angeordnete Flächen Im Sonderfall bei sehr großen Umschlie- tretenden Temperaturunterschiede kaum
aus folgender Beziehung: ßungsflächen ist: verhindert werden kann. Dies wäre nur
dann möglich, wenn die Umschließungs-
Q Strahlung = C12 · A · (T14 – T24) C12 ≈ σ · ε1 flächen während der Messung auf die
gleiche Temperatur wie das Prüfgehäuse
wobei: und damit ergibt sich für die Strahlungs- geregelt werden könnten. Diese Anpas-
leistung näherungsweise: sung ist allerdings kaum realisierbar, da
A wärmeübertragende Fläche der Aufwand sehr groß wäre und die
(Gehäuse)in [m2] Q Strahlung ≈ σ · ε1 · A · (T14 – T24) Oberflächentemperatur der Modelbox
T1 Temperatur der ersten Fläche nicht einheitlich ist. Zudem würde sich
(Gehäuse) in [K] bei permanenter Anpassung der Umge-
T2 Temperatur der zweiten Fläche Theoretische Betrachtung bungstemperatur kaum ein Gleichge-
(Umgebung, z. B. Wand) in [K] der Strahlungsleistung wichtszustand einstellen.
C12 Strahlungsaustauschzahl einer Modelbox Die Norm geht per Definition davon
(im Beispiel bei parallelen Platten) aus, dass die elektrische Leistung Pel
Folgende Werte stellen sich während gleich gesetzt werden kann mit der Wär-
einer üblichen Modelboxmessung ein: meleistung Q. Weiterhin geht die Norm
davon aus, dass sich die Wärmeleistung
• Oberfläche des Prüfgehäuses mit nur aus den konvektiven Wärmeverlusten
A = 25 m2 einschließlich der Wärmeleitung ergibt.
mit: • mittlere Innentemperatur mit Bei einem U-Wert von 1,0 (Grenzwert
ϑi = 40 °C zur Klasse T2) lägen die Wärmeverluste
ε1 Emissionskoeffizient der • mittlere Oberflächentemperatur des mittels Konvektion und Wärmeleitung bei
ersten Fläche (Gehäuse) Prüflings mit ϑi = 22 °C und damit den geforderten 20 K Temperaturdiffe-
ε2 Emissionskoeffizient T1 = 295,15 K renz zwischen Innenraum und Umgebung
der zweiten Fläche • Umgebungstemperatur mit ϑ2 = 20 °C bei:
(Umgebung, zum Beispiel Wand) und damit T2 = 293,15 K
σ Stefan-Boltzmann-Konstante • Emissionskoeffizient verzinktes Q WÜ = 1,0 · 25 m2 · (40 – 20)K
σ = 5,67 • 10-8 W/m²/K Stahlblech mit ε = 0,25 = 500 W

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Normen RAUMLUFTTE C H N I K

Aus den theoretischen Überlegungen wird b) von der Umgebungstemperatur abhän- der Klasse T2 (≤ 1,0 W/m²/K) nach
jedoch deutlich, dass sich die elektrische gig ist und DIN EN 1886.
Leistung Pel aus der Summe der Wärme- c) in einer nicht zu vernachlässigenden
leistungen durch Wärmeleitung und Kon- Größenordnung liegt. Weiterhin wird Im zweiten Schritt wurde die äußere
vektion ( Q WÜ) und aus der Strahlungs- deutlich, dass der Einfluss der Strahlung Schale in beschichteter Ausführung, aber
leistung zusammensetzt: auch von der Oberflächentemperatur des die innere Schale in verzinkter Ausfüh-
Prüfgehäuses abhängig ist. Je schlechter rung untersucht. Hier lagen die Emissi-
Q = Pel = Q WÜ + Q Strahlung die Isolationseigenschaften (Wärmedäm- onskoeffizienten bei ε ≈ 0,25 (innen)
mung), desto höher wird die Oberflä- und bei ε ≈ 0,95 (außen). Dabei ergaben
Hieraus kann sich eine erhebliche Abwei- chentemperatur der Modelbox und desto sich folgende Messwerte:
chung zu den tatsächlichen U-Werten er- höher wird der messtechnisch nicht er- • die Umgebungstemperatur lag bei
geben, da zwar in der elektrischen Leis- fasste Strahlungsanteil. Zudem wird durch ϑ2 = 18,8 °C
tung der Strahlungsanteil enthalten ist, die Strahlungsleistung die Oberflächen- • die Innentemperatur im Prüfgehäuse
jedoch die Temperaturdifferenzen zwi- temperatur beeinflusst, was wiederum den lag im Mittel bei ϑi = 39,6 °C (min.
schen dem Innenraum und der Umgebung konvektiven Wärmeübergang verändert. 39,5 bis max. 39,7 °C je nach Zone)
messtechnisch lediglich die konvektiven • die Temperaturen auf der Oberfläche
Wärmeverluste einschließlich Wärmelei- Messung des Wärmedurch- der Modelbox lagen zwischen min.
tung widergeben. gangs an einem Baumuster 23,6 und max. 25,8 °C
Wird beispielsweise angenommen, dass • die elektrische Leistung im Beharrungs-
die Wärmeverluste, die auf Basis von Um die theoretischen Betrachtungen zu zustand lag bei Pel = 482,4 W
Wärmeübertragungsvorgängen zum Bei- verifizieren, wurden im Labor der Howa-
spiel bei Q WÜ = 500 W lägen und die therm Klimatechnik GmbH an einem Mit diesen Werten wurde eine U-Zahl
Oberfläche des Prüfgehäuses verzinkt wä- Prüfgehäuse Messwerte nach DIN EN von:
re, würde sich folgende elektrische Leis- 1886 ermittelt. Es wurde ein Prüfgehäuse
tung und damit thermische Leistungen er- mit einer Fläche von A = 24,37 m² unter-
geben: sucht. Als Isolierung wurde in sämtlichen
Messungen Mineralfaser mit einem
Q = Pel = 500 W + 72 W = 572 W Raumgewicht von 120 kg/m³ verwendet.
Auch die Konstruktionsdetails (Profile,
Damit würde sich folgender „scheinbarer“ Ecken, Blechkonstruktion etc.) waren in
Wärmedurchgangskoeffizient (U) erge- allen Messungen baugleich. ermittelt. Der Wert liegt deutlicher in der
ben: Im ersten Schritt wurde das Prüfge- Klasse T2 nach DIN EN 1886.
häuse mit bandbeschichteten Blechen
(weiß) sowohl innen als auch auf der äu- In der dritten Messung wurde die äußere
ßeren Seite hergestellt. Der Emissionsko- Schale in verzinkter Ausführung mess-
effizient der beschichteten Oberflächen technisch untersucht. Hier lag der Emissi-
lag bei ε ≈ 0,95. Bei der ersten Messung onskoeffizient außen bei ε ≈ 0,25 (innen
ergaben sich folgende Werte: beschichtete Oberfläche mit ε ≈ 0,95).
• die Umgebungstemperatur lag bei Hieraus ergaben sich folgende Messwerte:
Würde das exakt gleiche Prüfgehäuse mit ϑ2 = 22,7 °C • die Umgebungstemperatur lag bei
einer Beschichtung und entsprechend hö- • die Innentemperatur im Prüfgehäuse ϑ2 = 18,8 °C
herem Emissionsgrad und damit einem lag im Mittel bei ϑi = 43,4 °C (min. • die Innentemperatur im Prüfgehäuse
höheren Strahlungsanteil versehen wer- 43,3 bis max. 43,5 °C je nach Zone) lag im Mittel bei ϑi = 40,6 °C (min.
den, ergäben sich folgende Werte: • die Temperaturen auf der Oberfläche 40,5 bis max. 40,6 °C je nach Zone)
der Modelbox lagen zwischen min. • die Temperaturen auf der Oberfläche
Q = Pel = 500 W + 272 W = 774 W 27,0 und max. 29,5 °C der Modelbox lagen zwischen min.
• die elektrische Leistung im Beharrungs- 25,3 und max. 27,1 °C
zustand lag bei Pel = 499,6 W • die elektrische Leistung im Beharrungs-
zustand lag bei Pel = 465,7 W
Mit diesen Werten wurde eine U-Zahl
von: Mit diesen Werten wurde eine U-Zahl
von:

Damit wird offensichtlich, dass das Mess-


verfahren nach DIN EN 1886 kritisch zu
bewerten ist, da der Strahlungsanteil des
Prüflings
a) von den Emissionskoeffizienten der erreicht. Der U-Wert liegt damit knapp in u
Oberflächen und

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R A U ML U F T T ECHNIK Normen

gemessen. Der Wert liegt nun sehr deut- Beim Wärmedurchgang müsste ein band-
lich in der Klasse T2 nach DIN EN 1886. beschichtetes Blech sogar leicht besser
sein, als eine verzinkte und damit rein
In der vierten und letzten Messung wur- metallische Oberfläche, da die Beschich- Innen lag der Wärmeübergangskoeffizient
den beide Schalen in verzinkter Ausfüh- tung die Wärmeleitung eher behindert. Es bedingt durch die vorherrschenden Tem-
rung hergestellt. Damit lag der Emissions- wurde jedoch deutlich, dass Strahlungsan- peraturen (39,9 °C innen zu 37,3 °C In-
koeffizient bei ε ≈ 0,25 (innen und teile bei der Wärmeübertragung sowohl nenwand) bei:
außen). Hierbei ergaben sich folgende auf der inneren Seite (Strahlungsleis-
Messwerte: tungsaufnahme an der Innenschale), als
• die Umgebungstemperatur lag bei auch auf der äußeren Seite (Strahlungs-
ϑ2 = 18,5 °C leistungsabgabe an der Außenschale) eine
• die Innentemperatur im Prüfgehäuse große Rolle spielen. Die gemessenen Leis- Theoretisch dürften die Wärmeüber-
lag im Mittel bei ϑi = 39,3 °C (min. tungsunterschiede zeigen, dass dieser Ein- gangskoeffizienten bei reiner Konvektion
39,2 bis max. 39,4 °C je nach Zone) fluss keinesfalls zu vernachlässigen ist. wie bereits erwähnt in einer Größenord-
• die Temperaturen auf der Oberfläche Aus Tabelle 3 wird ersichtlich, dass nung von etwa 1,5 bis 2 W/m²/K liegen.
der Modelbox lagen zwischen min. durch den Strahlungseinfluss die Verlust- Innen unter Messbedingungen (erzwun-
24,7 und max. 26,1 °C leistung der vollständig beschichteten gene Strömung) bei etwa 2,5 W/m²/K.
• die elektrische Leistung im Beharrungs- Konstruktion gegenüber einer vollständig Zusätzlich wurde eine Modelbox mit ver-
zustand lag bei Pel = 396,7 W verzinkten Oberfläche von 397 W auf zinkter Oberfläche betrachtet. Hierbei er-
500 W und damit um 26,1 % zunimmt. gaben sich folgende Werte: Die mittlere
Mit diesen Werten wurde eine U-Zahl gewichtete Oberflächentemperatur lag au-
von: Betrachtungen zum ßen bei 23,8 °C. Die Lufttemperatur lag
Wärmeübergang bei 19,0 °C. Hieraus ergab sich bei einer
Leistung von 400 W ein Wert für den
Zur Verdeutlichung des Phänomens der Wärmeübergangskoeffizienten von:
sich überlagernden Strahlung wurden die
mittleren Oberflächentemperaturen an
der Innen- und Außenseite der Oberflä-
erreicht. Der Wert liegt klar in der Klas- chen der Modelbox bestimmt.
se T2 nach DIN EN 1886 und deutlich Innen lag der Wärmeübergangskoeffizient
unter den Ergebnissen der ersten drei bedingt durch die herrschenden Tempera-
Messungen. turen (40,0 °C innen zu 36,6 °C Innen-
Mit den Ergebnissen wird offensichtlich, wand) bei:
dass Strahlung eine erhebliche Rolle bei mit:
der Messung der thermischen Güte eines
Gerätegehäuses spielt. Die Werte für den ϑ = Temperatur des Mediums (M)
„scheinbaren“ U-Wert lagen je nach Ober- beziehungsweise der Wand (W) in [°C] Aus den Ergebnissen wird ersichtlich, dass
flächenbeschichtung bei 0,78 bis 0,99 und durch den höheren Strahlungsanteil bei
damit in einem Bereich von + 26,1 bis Im ersten Schritt wurde die Wandtempe- beschichteter Oberfläche und einem
– 21,2 % je nach Bezugsgröße und Ober- ratur eines Gehäuses mit einer innen und Δε = 0,7 der Wärmeübergangskoeffizient
flächenbeschaffenheit, die beim konvekti- außen beschichteten Oberfläche bestimmt. um den Faktor 1,6 bis 1,8 erhöht wird.
ven Wärmeübergang und der daraus re- Die gewichtete mittlere Oberflächentem- Der konvektive Wärmeübergangskoeffi-
sultierenden Wärmeleistung keine Rolle peratur lag außen bei 22,4 °C. Die Luft- zient kann sich durch Änderung der
spielt. Betrachtet man auch den Einfluss temperatur lag bei 19,2 °C. Hieraus ergab Oberflächenbeschaffenheit nicht ändern.
der Wärmestrahlung kann die Oberflä- sich bei einer Leistung von 496 W ein Jedoch wird durch die erhöhte Wärme-
chenbeschaffenheit nicht vernachlässigt Wert für den „scheinbaren“ konvektiven strahlung die Oberflächentemperatur
werden. Wärmeübergangskoeffizienten von: deutlich beeinflusst.

Pel normiert
Messung Innenschale Außenschale Pel Δϑ Δ Pel Δ Pel
[20 K]

[W] [K] [W] [W] [%]

1 beschichtet beschichtet 499,6 20,6 485,0 + 103,6 + 26,1

2 verzinkt beschichtet 482,4 20,8 463,8 + 82,4 + 20,8

3 beschichtet verzinkt 465,7 21,7 429,2 + 47,8 + 12,0

4 verzinkt verzinkt 396,7 20,8 381,4 0,0 0,0

Tabelle 3: Zusammenstellung der Leistungen im Vergleich

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Normen RAUMLUFTTE C H N I K

Tatsächlich setzt sich der Wärmeüber- äußeren Oberflächentemperatur wurden Die Untersuchungen zeigen, dass bei einer
gangskoeffizient αges anteilig aus dem nach vorheriger Sondierung mit einem äußeren Beschichtung bedingt durch den
konvektiven Wärmeübergang und dem Infrarotthermometer sechs NTC-Tempe- höheren Strahlungsanteil der kb-Wert po-
Strahlungsanteil zusammen: raturfühler an den ungünstigsten (wärms- sitiv und die U-Werte negativ beeinflusst
ten) Stellen des Gehäuses angebracht. Mit werden, da die Oberfläche stärker gekühlt
αges = αK + αS der ersten Messung ergab sich eine maxi- wird, obwohl sämtliche sonstige Kon-
male Oberflächentemperatur von 29,5 °C struktionsdetails identisch sind. Ähnliches
mit: bei einer mittleren Zoneninnentemperatur gilt für die innere Oberfläche, da durch
von 43,4 °C und einer Temperaturdiffe- eine Beschichtung die innere Oberfläche
αK konvektiver Wärmeübergangskoef- renz zwischen Innen- und Außentempera- die Wärme leichter aufnehmen kann.
fizient in [W/m²/K] tur von 20,6 °C. Damit ergibt sich der Diesen Umstand berücksichtigt das
αS Wärmeübergangskoeffizient durch Wärmebrückenfaktor der Gehäusekon- Verfahren der Norm nicht. Deshalb muss
Strahlung in [W/m²/K] struktion von: die DIN EN 1886 mittelfristig überarbei-
tet werden. Interessant ist vor allem die
Der Wärmeübergangskoeffzient durch Tatsache, dass die Norm seit 1998 exis-
Strahlung ergibt sich dabei aus: tiert und diese Ungenauigkeit im Mess-
verfahren bislang nicht bemerkt wurde.
Mit diesem kb-Wert wurde die Klas- Zudem stellt sich die generelle Frage nach
se TB2 (≥ 0,6) erreicht. der Notwendigkeit der thermischen
Aus den weiteren Messungen wurde Kennwerte. Einerseits spielen die thermi-
Damit kann der Wärmeübergang durch zudem deutlich, dass durch die Oberflä- schen Verluste eines RLT-Gerätegehäuses
Strahlung analog zum konvektiven Wär- chenbeschaffenheit und damit durch die bei der Gesamtwirtschaftlichkeit kaum ei-
meübergang wie folgt berechnet werden: Strahlungsanteile am Wärmeübergang ne Rolle 2) und andererseits werden die
nicht nur die U-Werte, sondern auch Werte an einer Modellbox gewonnen, die
Q = αS · A · (T1 – T2) die kb-Werte beeinflusst werden. So er- kaum eine Aussage auf das Verhalten ei-
gab sich bei der zweiten Messung ein nes realen Gerätes zulässt. Dies gilt vor
Die Innenseite erwärmt sich durch den Wert von kb = 0,66 (innen verzinkt, au- allem im Hinblick auf den Wärmebrü-
Strahlungsanteil stärker, während die Au- ßen beschichtet). Beim dritten Versuch ckenfaktor und den U-Wert. n
ßenseite der Modelbox durch den Strah- lag der Wert bei kb = 0,62 (innen be-
lungsanteil stärker abkühlt wird, als dies schichtet, außen verzinkt) und beim
durch reine konvektive Wärmeübertra- letzten Versuch bei kb = 0,64 (beide
gung der Fall wäre. Oberflächen verzinkt). Es wurde offen-
Es wird weiterhin deutlich, dass auch kundig, dass bei einer äußeren Be-
F U ß NO TE

bei metallischer und verzinkter Oberflä- schichtung – bedingt durch den höhe-
2) Thomas, L.; Kaup, C.: Energiebilanz von

che immer noch ein nennenswerter Wär- ren Strahlungsanteil – der kb-Wert
RLT-Geräten – Die Relevanz thermischer
Energieverluste über die Gehäusekonstruk-
mestrahlungsanteil vorhanden sein muss, positiv beeinflusst wird, da die Oberflä- tion, HLH Bd. 70 (2019) Nr. 10 S. 32-37.

da die theoretischen Werte für den reinen che stärker gekühlt wird.
konvektiven Wärmeübergang etwa um M ari a
den Faktor 2 niedriger liegen. Fazit Sw id e re k,
M .S c . B.E n g.

Bewertung des Tabelle 4 gibt einen Überblick zu den ist Entwicklungsingenieurin

Messungen, die folgendes ergaben: Die


bei der Howatherm Klima-
Wärmebrückenfaktors
Strahlungsleistung eines RLT-Gerätege-
technik GmbH, Brücken.
am Baumuster Bild: SchillerKrenz
häuses kann bei der Messung der thermi-
Weiterhin wurde der Wärmebrückenfak- schen Eigenschaften nach DIN EN 1886
B o ri s
Wol l s che i d ,
© VDI Fachmedien GmbH & Co. KG, Düsseldorf 2020

tor der einzelnen Modelboxvarianten be- nicht vernachlässigt werden. Sie spielt B. E n g.

stimmt. Zur Ermittlung der maximalen vielmehr eine wesentliche Rolle. ist Leiter Forschung und
Entwicklung bei der
Howatherm Klimatechnik
Messung 1 2 3 4 GmbH sowie Lehrbeauf-
tragter am Umwelt-Campus
Birkenfeld, Hochschule
Trier.
Innenschale beschichtet verzinkt beschichtet verzinkt
Bild: SchillerKrenz

P ro f. D r. - I n g .
Außenschale beschichtet beschichtet verzinkt verzinkt
C h ri s top h K au p

ist Honorarprofessor am
U-Wert [W/m²/K] 0,995 0,952 0,881 0,783 Umwelt-Campus Birken-
feld und Geschäftsführen-
der Gesellschafter der
Kb-Wert 0,67 0,66 0,62 0,64
Howatherm Klimatechnik
GmbH, Brücken.
Tabelle 4: Zusammenstellung der Messergebnisse Bild: SchillerKrenz

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