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Die Mitbestimmung
in der Bundesrepublik
Deutschland
Eine Einführung
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1. Auflage 2011
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cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
ISBN 978-3-531-17179-1
Vorwort
Abbildungsverzeichnis ........................................................................................ 11
Tabellenverzeichnis ............................................................................................. 11
Abkürzungsverzeichnis ......................................................................................12
Einleitung.............................................................................................................15
Vorbemerkung .....................................................................................................25
1 Mitbestimmung in der Demokratie ...............................................................26
1.1 Mitbestimmen durch Mitbestimmung: Die Mitbestimmung als
demokratische Institution ......................................................................26
1.1.1 Politische Demokratie und Bürgerbeteiligung ...........................26
1.1.2 Wirtschaftliche Demokratie und Mitbestimmung .....................28
1.2 Mitbestimmung durch Mitbestimmen: Mitbestimmung als
demokratische Partizipation ..................................................................32
1.2.1 Politische Demokratie und Partizipation ....................................32
1.2.2 Wirtschaftliche Demokratisierung und Selbstbestimmung .......34
1.3 Mitbestimmung und Selbstbestimmung: Grundlagen der
Wirtschaftsdemokratie...........................................................................36
1.3.1 Mitbestimmung versus Selbstbestimmung: Eine falsche
Frontstellung ...............................................................................36
1.3.2 Was heißt demokratische Partizipation ? ....................................40
1.3.3 Ist die Mitbestimmung demokratisch ? .......................................42
2 Mitbestimmung im System der Industriellen Beziehungen ..........................45
2.1 Die historische Ausgangslage: Koniktpartnerschaft im
„rheinischen Kapitalismus“ ...................................................................45
2.2 Mitbestimmung und Tarifautonomie: Das duale System ......................47
2.3 Funktionen der Mitbestimmung im dualen System der
Industriellen Beziehungen .....................................................................49
2.3.1 Die Demokratisierungsfunktion .................................................49
8
Vorbemerkung .....................................................................................................87
1 Praxis der Mitbestimmung im Aufsichtsrat ..................................................88
1.1 Der Aufsichtsrat: Verbreitung und Größe..............................................88
1.2 Institutionalisierung und Implementation der
Unternehmensmitbestimmung...............................................................90
1.3 Funktionsprobleme und -wandel der Unternehmensmitbestimmung ....93
1.4 Mitbestimmungspraxis des Aufsichtsrats – das Fazit .........................102
2 Praxis der Mitbestimmung des Betriebsrats ...............................................106
2.1 Aktuelle Herausforderungen und neue Problemstellungen.................106
2.2 Quantitative Aspekte der Betriebsratsmitbestimmung und
Interessenvertretung in betriebsratsfreien Zonen................................108
2.3 Qualitative Aspekte der Betriebsratsmitbestimmung:
die Praxis unterschiedlicher Typen von Interessenvertretungen ........ 112
2.4 Fazit: die Praxis moderner Betriebsratsarbeit ..................................... 114
9
Vorbemerkung ...................................................................................................151
1 Das Forschungsprol ...................................................................................153
1.1 Das Erkenntnisinteresse: Wozu über Mitbestimmung
geforscht wird.......................................................................................153
1.2 Theoretische und empirische Mitbestimmungsforschung ..................154
1.3 Forschungskonjunkturen......................................................................156
1.4 Forschungsfelder und -methoden .........................................................158
1.5 Forschungsorganisation und -nanzierung .........................................160
2 Ergebnisse der Mitbestimmungsforschung – ein Panorama .......................161
2.1 Dimensionen der Forschungsbilanz im wirtschaftlichen, sozialen
und personalen Strukturwandel...........................................................161
10
Literatur .............................................................................................................193
A Tabellarische Übersicht................................................................................209
B Die Projektveröffentlichungen .....................................................................271
Register ..............................................................................................................283
11
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abb. Abbildung
AG Aktiengesellschaft
ADGB Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund
AktG Aktiengesetz
AVOs Andere Vertretungsorgane
BDA Bundesvereinigung der Deutschern Arbeitgeberverbände
BDI Bundesverband der Deutschen Industrie
BetrVG Betriebsverfassungsgesetz
BfS Büro für Sozialforschung, Kassel
BISS Betriebliche Interessenregulierung in Deutschland – Survey und
Strukturanalyse
BMA Bundesministerium für Arbeit
BMFT Bundesministerium für Forschung und Technologie
BPersVG Bundespersonalvertretungsgesetz
BVG Besonderes Verhandlungsgremium
BVerfGE Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts
CAD Computer Aided Design
CAM Computer Aided Manufacturing
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands
CIM Computer Integrated Manufacturing
CSR Corporate Social Responsibility
CSU Christlich-Soziale Union in Bayern
DBB Deutscher Beamtenbund
DFG Deutsche Forschungsgemeinschaft
DGB Deutscher Gewerkschaftsbund
DrittelbG Drittelbeteiligungsgesetz
DV Datenverarbeitung
EBR Europäischer Betriebsrat
EBRG Gesetz über Europäische Betriebsräte
EDV Elektronische Datenverarbeitung
EU Europäische Union
FDP Freie Demokratische Partei
GG Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland
GBR Gesamtbetriebsrat
GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung
HBS Hans-Böckler-Stiftung
HdA Humanisierung des Arbeitslebens
IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (der Bundes-
agentur für Arbeit)
13
Wer die deutsche Wirtschafts- und Sozialordnung verstehen will, kommt an der
Mitbestimmung nicht vorbei. Die Mitbestimmung ist fast so alt wie die Bundes-
republik Deutschland. Sie gehörte zu den zentralen wirtschafts- und gesellschafts-
politischen Projekten der Nachkriegszeit und zählt heute zu den tragenden Pfeilern
der Wirtschaftsordnung. In der Anfangszeit der 1950er Jahre und in der ersten
Hälfte der 1970er Jahre, im Vorfeld der gesetzlichen Konsolidierung der Unter-
nehmensmitbestimmung, gab sie jenes Terrain ab, auf dem die politischen Partei-
en, die wirtschaftlichen Interessenverbände und die gesellschaftlichen Kräfte
sich heftige Gefechte um die Neuordnung von Wirtschaft und Gesellschaft des
Nachkriegsdeutschland geliefert haben. Danach war das Pulver verschossen. Die
Mitbestimmung wurde über die Fronten hinweg akzeptiert. Man hatte sich mit ihr
arrangiert und in einem funktionierenden Mitbestimmungssystem eingerichtet.
Die Mitbestimmung der gewählten Interessenvertreter abhängig Beschäftigter
in den Aufsichtsräten (Unternehmensmitbestimmung) und in den Betrieben (be-
triebsratliche Mitbestimmung) entwickelte sich zum Erfolgsmodell. Im Verbund
mit der Tarifautonomie, dem zweiten tragenden Pfeiler der Wirtschaftsordnung,
ist sie das Markenzeichen eines sozialstaatlich regulierten, gezähmten „Rheini-
schen Kapitalismus“. Die Erfolgsgeschichte wurde auch nicht durch die Wieder-
vereinigung unterbrochen. Der Geltungsbereich des in der alten Bundesrepublik
funktionierenden Mitbestimmungssystems wurde auf die neuen Bundesländer
erweitert, der Institutionentransfer gelang.
Dass die Mitbestimmung weder vor Massenarbeitslosigkeit schützt, noch aus
Wirtschaftskrisen führt, wurde nicht erst im Deindustrialisierungsprozess auf dem
Boden der ehemaligen DDR deutlich, vermochte aber das Markenzeichen nicht
einzutrüben. In dessen Glanz verblasste jedoch die Vorstellung von einer Mit-
bestimmung, die mehr verspricht als ihre institutionellen Ausformungen und recht-
lichen Grundlagen erwarten lassen. Mitbestimmung als gesellschaftspolitisches
Projekt, das über den Tag hinaus weist und als Einstieg in eine demokratische Wirt-
schafts- und Sozialverfassung begriffen wird, hatte, auch auf Gewerkschaftsseite,
ausgedient. Das mögliche Spannungsverhältnis zwischen Mitbestimmungsidee
einerseits und Mitbestimmungspraxis in Unternehmen und Betrieben anderer-
seits konnte so entschärft und mögliche Interessenunterschiede und Konikte
auf Seiten der Adressaten des Beteiligungsanspruches wurden im „Modell“ der
Mitbestimmung beigelegt. So zum deutschen „Modell“ (v)erklärt blieb das Mar-
kenzeichen lange ohne Kratzer.
Auch wenn ihre neoliberalen Kritiker das ehemalige Erfolgsmodell zum Auslauf-
modell erklären möchten, bleibt die Mitbestimmungsidee virulent und auch die von
ihr inspirierte Vorstellung, wonach die Art und Weise, wie der gesellschaftliche
Reichtum erzeugt und verteilt wird, nicht ohne Beteiligung der abhängig Beschäf-
tigten von statten zu gehen habe, mithin die Produktionsstätten keine demokratie-
freien Orte seien. In der Praxis spielt die Mitbestimmung, auch in ihrer derzeitigen
institutionellen Verfassung, eine tragende Rolle in den industriellen Beziehungen.
Idee und Wirklichkeit der Mitbestimmung nden jedoch keinen angemes-
senen Ausdruck im Lehrbetrieb von Hochschulen und Erwachsenenbildungs-
einrichtungen. Jenseits der gewerkschaftlichen Erwachsenenbildung gehört die
Mitbestimmung nicht zum „Lehrstoff“. Wer in der akademischen Lehre tätig ist,
merkt, dass entsprechendes Lehrmaterial fehlt. Einführungen in das System der
Industriellen Beziehungen behandeln die Mitbestimmung am Rande (vgl. Müller-
Jentsch 2007, S. 60 ff.). Entweder werden aus juristischer Sicht die rechtlichen
Grundlagen oder aus sozialwissenschaftlicher Perspektive empirische Befunde
Einleitung 17
dargestellt. Theoretische Zugänge zum Thema heben neuerdings vor allem auf die
demokratietheoretische Begründung der Mitbestimmung ab (vgl. Demirovi 2007).
Diese erweitern die herrschende institutionell verengte und auf die (betriebswirt-
schaftlichen) Mitbestimmungseffekte verkürzte Argumentation und schließen die
aktuelle Mitbestimmungsdebatte an den reanimierten wirtschaftsdemokratischen
Diskurs an. Sie vernachlässigen dabei jedoch das weitere Funktionsspektrum der
Mitbestimmung im Horizont der industriellen Beziehungen. Für eine strategische
Orientierung der Mitbestimmungsforschung, aber auch für ein ganzheitliches Ver-
ständnis der Mitbestimmung selbst auf Seiten ihrer wissenschaftlichen Beobachter
und von Studierenden in Hochschulen und Erwachsenenbildungseinrichtungen
wäre es demgegenüber erforderlich, beide Dimensionen – die institutionellen
Grundlagen und die institutionelle Praxis (und damit Modell und Wirklichkeit
der Mitbestimmung) – zusammenzuführen. Eben dies gehört zur Zielsetzung des
vorliegenden Lehrbuchs.
Das Lehrbuch versteht sich als Arbeitsbuch. Nach der Bearbeitung des Textes
(und der „Übungsaufgaben“) werden die eingangs aufgeworfenen Fragen und in
der Regel ideologisch grundierten oder spekulativ formulierten Antworten einer
nüchternen Bestandsaufnahme gewichen sein. Hierzu werden
Die Mitbestimmung existiert als Modell und Wirklichkeit. Aus dieser Grund-
annahme leitet sich der Aufbau des Lehrbuchs ab.
18 Einleitung
Textaufbau
Literaturempfehlungen
Zur Vertiefung des Lehrstoffes sollte die folgende Literatur heran gezogen wer-
den. Es handelt sich um Grundlagentexte. Darüber hinaus werden am Ende der
einzelnen Kapitel jeweils weiterführende Titel genannt, die der intensiveren Be-
Einleitung 19
fassung mit speziellen Fragen zur Mitbestimmung dienen und zum selbständigen
Weiterstudium anregen sollen.
Aus diesem Handbuch sind vor allem die folgenden Beiträge zu bearbeiten:
Aus diesem Werk ist vor allem das Kapitel 4 „Humanisierung und Demokratisie-
rung der Arbeitswelt“ (S. 197–240) ergänzend zum vorliegenden Lehrbuch (Teil 1)
heranzuziehen.
Zur demokratiepolitischen und -theoretischen Einordnung der Mitbestim-
mung dienen auch die beiden folgenden Texte:
Der von Streeck und Kluge herausgegebene Band enthält die wichtigsten Exper-
tenberichte der „Kommission Mitbestimmung“, einer von der Bertelsmann Stif-
tung und der Hans-Böckler-Stiftung eingerichteten Runde aus 35 Repräsentanten
von Arbeitgebern, Arbeitnehmern, Politik und Wissenschaft. Diese legten 1998
eine kritische Bestandsaufnahme der bisherigen Mitbestimmungspraxis vor und
entwickelten Orientierungshinweise für die Zukunft des deutschen Mitbestim-
mungssystems v. a. unter dem Aspekt seiner Efzienz.
Zur vertiefenden Lektüre wird aus diesem Band insbesondere der Beitrag
von Kathleen Thelen/Lowell Turner empfohlen: „Die deutsche Mitbestimmung
im internationalen Vergleich“, S. 135–232.
Einleitung 21
Bei diesem Werk handelt es sich um einen Lehrlm (35:40 Min., Konzept und
wissenschaftliche Beratung: Prof. Werner Fricke), der Beschäftigte aus zwei
Unter nehmen zu Wort kommen lässt. Sie berichten über ihre Erfahrungen mit
dem Abbau hierarchischer Organisation durch selbstbestimmte Beteiligung und
22 Einleitung
Übungsaufgaben
Das Lehrbuch zur Mitbestimmung versteht sich als Arbeitsbuch. Einzelne zen-
trale Kapitel münden in Aufgabenstellungen (Übungsaufgaben). Diese können
auf der Grundlage des behandelten Lehrstoffes selbständig bearbeitet werden
und dienen der Selbstkontrolle. Lösungshinweise (Musterlösungen) nden sich
auf der Verlagshomepage (http://www.vs-verlag.de/Privatkunden/Zusatzmateri-
al/978-3-531-17179-1/Die-Mitbestimmung-in-der-Bundesrepublik-Deutschland.
html).
Teil 1
Mitbestimmung als Idee und Modell
Die Mitbestimmungsidee ist alt. Sie reicht zurück bis in die Revolutionsjahre
1848/49 und gehört zur demokratischen Tradition. Als wirtschaftsdemokratische
Forderung der Gewerkschaften wurzelt sie im Programm des Allgemeinen Deut-
schen Gewerkschaftsbundes (dem Vorläufer des DGB) zur Wirtschaftsdemokratie.
Dieses Programm sieht eine mitbestimmte Wirtschaft vor: am Arbeitsplatz durch
direkte Partizipation der Beschäftigten, im Betrieb durch die Mitbestimmung
des Betriebsrats, im Unternehmen durch den Aufsichtsrat und schließlich in der
Gesamtwirtschaft durch Wirtschafts- und Sozialräte. In der Wirtschaftsverfas-
sung der Bundesrepublik Deutschland wurde diese Programmatik nur zum Teil
eingelöst (vgl. Kißler 1992, S. 32 ff; Demirovi 2006, S. 54 ff.). Gleichwohl sind
die Arbeitenden im Betrieb nicht rechtlos. Menschen- und Grundrechte gelten
auch hinter den Werkstoren. Hierzu zählen unter anderem das Recht auf Arbeits-
bedingungen, die die Menschenwürde nicht verletzen, aber auch die Meinungs- und
Informationsfreiheit (Art. 5 GG), nicht jedoch das Recht auf Partizipation. Dieses
wird in der deutschen Betriebsverfassung begrenzt auf Wahlrechte (Teilnahme
an Betriebsrats- und Personalratswahlen, Vertrauensleutewahlen) und das indi-
viduelle Beschwerderecht. Was fehlt, sind rechtlich verbriefte Möglichkeiten der
Beschäftigten zur unmittelbaren Beteiligung am Arbeitsplatz.
Vermehrte Beteiligungsmöglichkeiten außerhalb der Arbeitswelt (z. B. in
Bürgerinitiativen), ein höheres Bildungsniveau und entsprechende Erwartungen
an Handlungs- und Autonomiespielräume im Alltag erzeugen Veränderungsdruck
auch in den Betrieben und Büros. Sie erinnern an die schlichte Tatsache, dass
Mitbestimmung mitbestimmen heißt. Mitbestimmen im Sinne von Beteiligung
an Entscheidungsprozessen, um dort eigene oder die Interessen von anderen (z. B.
Wählerinnen und Wählern) wahrzunehmen ist der Stoff, aus dem Demokratie ent-
steht. Mitbestimmung ist deshalb ein demokratietheoretischer Begriff. Im Verbund
mit der Tarifautonomie stellt die Mitbestimmung heute eine tragende Säule der
Industriellen Beziehungen in Deutschland dar (vgl. Müller-Jentsch 1997 und weiter
unten 2.). Ihr Beitrag für die Sicherung der Demokratie ist dagegen offen. Wer das
Demokratiepotenzial der Mitbestimmung thematisiert (vgl. dazu unten 1.) lenkt
den Blick auf die normative Seite des Gegenstandes. Die Mitbestimmungsidee ist
normativ begründet. Sie formuliert im Verhältnis von Wirtschaft und Demokratie
einen normativen Anspruch. Dessen Umsetzung gibt Auskunft über die Wirkungs-
macht von Mitbestimmung als demokratiepolitische Idee.
26 Mitbestimmung als Idee und Modell
„Ist die Mitbestimmung demokratisch?“ Mit dieser Frage eröffnet Alex Demirovi
(2007, S. 9) sein Plädoyer für eine demokratiepolitische Rückbesinnung und Re-
Thematisierung der Wirtschaftsdemokratie. Die Antwort hängt entscheidend
davon ab, was unter „Demokratie“ zu verstehen ist. Und damit von einer weite-
ren Frage: Wie demokratisch ist eine Demokratie ohne Mitbestimmung ? Hierzu,
wie schon zum Demokratiebegriff selbst, gehen die Antworten weit auseinander.
Demokratie heißt Volksherrschaft. Sie wurde ursprünglich im athenischen Stadt-
staat (5. Jh. v. Chr.) als eine Staatsverfassung verstanden, in der die Regierung „in
der Hand der Vielen und nicht der Wenigen liegt“ (Perikles) und für die bereits
Aristoteles (384–322 v. Chr.) den Staatsbürger dadurch denierte, „dass er am Ge-
richt und an der Regierung teilnimmt“ (Aristoteles nach Bergstraesser/Oberndörfer
1962, S. 40). Die politische Beteiligung steht demokratiegeschichtlich im Mittel-
punkt von wissenschaftlichen Erwägungen darüber, was denn die „Volksherrschaft“
ausmache, im aktuellen Demokratiediskurs dient sie als Orientierungshilfe. Zum
Wesen der demokratischen Herrschaft gehört die Legitimation. Politische Partizi-
pation gilt als zentrale Legitimationsquelle. Die Art und Weise der Partizipation
und ihre Reichweite dienen als Abgrenzungskriterien zwischen unterschiedlichen
Demokratiekonzeptionen und der Entwicklung von Qualizierungsaspekten für
die moderne Demokratie (vgl. Berg-Schlosser/Giegel (Hrsg.) 1999). Mitbestim-
mung ist insoweit demokratisch, als sie das Mitbestimmen erlaubt und demnach
als Legitimationsquelle für demokratische Herrschaft taugt.
Politische Partizipation ist institutionalisiert. Sie ndet ihren Ausdruck in
Wahlverfahren, Abstimmungen u. a. m. Als demokratische Institution (1.1) wie auch
als Partizipationsverfahren (1.2) entfaltet die Mitbestimmung/das Mitbestimmen
demokratiepolitisch relevante Legitimationseffekte. Diese stehen in der Tradition
zweier demokratietheoretischer Linien, die vor dem Hintergrund der Wirtschafts-
und Sozialformen des 17. und 18. Jahrhunderts entstanden sind (vgl. Fetscher 1972,
S. 11) und zwei divergierende Modelle der bürgerlichen Demokratie begründeten.
Sie beeinussen bis in die Gegenwart die Auseinandersetzung über die normative
Grundlage, konzeptionelle Fassung und empirisch-praktische Umsetzung von
demokratischer Herrschaftsbestellung und -ausübung. Zum einen handelt es sich
um das Modell der „Konkurrenzdemokratie“ (Fraenkel 1991, S. 62 ff.) und in dieser
Traditionslinie um die theoretischen Ansätze formal-analytischer Demokratie-
Mitbestimmung in der Demokratie 27
Über Mitbestimmung sollte es möglich sein, den Gegensatz zwischen Arbeits- und
Kapitalinteressen „institutionell“ (DGB-Bundesvorstand (Hrsg.) 1971, S. 24) zu
regulieren. Was noch in den 1950er Jahren bestenfalls als Teilerfolg auf dem Weg
zu einer demokratischen Umgestaltung der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung
verstanden wurde, nämlich die Einführung der im Aufsichtsrat institutionalisierten
Mitbestimmung im Montanbereich (vgl. dazu unten 3.4), wird nunmehr als Quint-
essenz der gewerkschaftlichen Forderung nach Ausdehnung der Mitbestimmung
auch auf andere Wirtschaftsbereiche formuliert. Die Montanmitbestimmung, so
wurde von Gewerkschaftsseite betont, habe sich durch keinerlei Verstöße „gegen
ökonomische Notwendigkeiten“ (ebd., S. 11) ausgezeichnet. Grund genug, ihre
Einrichtung als Ordnungsfaktor in sämtlichen Bereichen der Wirtschaft zu fordern
(vgl. Vetter 1976, S. 22). Bis heute behält für die Gewerkschaften die Montan-
Mitbestimmung Vorbildfunktion.
Die institutionelle Schlagseite der Mitbestimmungsdiskussion hat in der poli-
tischen Auseinandersetzung um die Einführung der Mitbestimmung in den Auf-
sichtsräten der großen Unternehmen in der ersten Hälfte der 1970er Jahre und bis
in die Gegenwart den Blick auf die Mängel der Mitbestimmungspraxis im Montan-
bereich verstellt (vgl. Simitis 1976, S. 69 ff.) und das Feld geräumt für eine unterneh-
merische Offensive zur „Entgrenzung“ der Partizipation jenseits institutionalisierter
Mitbestimmung. Strategien des partizipativen Managements und neue Verfahren
der direkten Partizipation (Qualitätszirkel, Werkstattkreise, Lernstatt, teil-autono-
me Arbeitsgruppen usw. (vgl. Breisig 1990)) sind Ausdruck eines neuen „exiblen
Kapitalismus“ (Sennett 1998), dessen Manager mit differenzierten Partizipations-
angeboten die Motivation, Eigeninitiative und Kreativität der Beschäftigten stei-
gern und menschliche Arbeitskraft optimal nutzen wollen. Partizipation dient als
Sozialtechnik zur Lösung von Akzeptanzproblemen, die häug aus den Ängsten der
Beschäftigten vor technisch-organisatorischen Veränderungen erwachsen. Darüber
hinaus sollen das Erfahrungswissen und die technisch-organisatorische Phantasie
der Beschäftigten in Arbeitsgestaltungsprozessen genutzt werden, und schließlich
ist Partizipation eine wichtige Motivationsquelle. Sie steigert das Verantwortungs-
bewusstsein der Partizipierenden im Umgang mit den Arbeitsmitteln und in Bezug
auf die Qualität des hergestellten Produkts. Als Managementstrategie erschließt
Partizipation „das Gold“ in den Köpfen der Beschäftigten und damit eine wichtige,
ansonsten brachliegende Ressource im Arbeitsprozess.
Partizipation als Managementstrategie ist, demokratiepolitisch bewertet,
ambivalent. Die Beteiligungsverfahren belassen die Denitionsmacht über die Be-
teiligungsinhalte und -ziele auf Seiten der betrieblichen Hierarchie und sind deshalb
Herrschaftsinstrumente in den Händen des Managements (vgl. Gorz 2000). Aber
Beteiligung ist implizit immer auch Herrschaftskritik. Partizipation, zum Beispiel
in Qualitätszirkeln, eröffnet Lernfelder für den Erwerb von Beteiligungskompetenz
(Qualitätszirkel sind auch Qualizierungszirkel). Neue Formen der Arbeitnehmer-
30 Mitbestimmung als Idee und Modell
beteiligung schaffen Lernfelder für Partizipation „von oben“. Inwieweit sie darüber
hinaus auch zum Erwerb von Partizipationskompetenz für ausführende Arbeitskräf-
te beitragen, ist damit noch nicht entschieden. Mit neuen Sozialtechniken versucht
das partizipative Management den subtileren Zugriff nicht nur auf die Arbeitskraft,
sondern nun auch auf die ganze Person des Arbeitenden. Insoweit dient dessen
Beteiligung vor allem der Integration in das herrschende unternehmensspezische
Wertesystem. Die partizipative Unternehmenskultur schafft neuartige individuelle
Abhängigkeitsverhältnisse mit neofeudalen Zügen (vgl. Kißler 1990, S. 140).
Inwieweit die Beteiligungspotenziale auch zur Artikulation und Durchset-
zung von Beschäftigteninteressen zu nutzen sind, bleibt eine offene, demokratie-
politisch reizvolle Frage. Die Antworten können sehr unterschiedlich ausfallen.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass es sich bei einer Arbeitsorganisation (Betrieb
und Unternehmen) um kein soziales Vakuum handelt, sondern um ein Konikt-
feld mit ausgeprägter Machtasymmetrie in den Sozialbeziehungen, durchwirkt
von einer hierarchischen Organisation. Wenn hier ein neues System der direkten
Beteiligung etabliert wird, dann führt dies zu Friktionen auf Seiten der etablierten
Produktionshierarchie und auf Seiten der gewählten Interessenvertretung. Wie die
Implementationsprobleme von direkter Partizipation gelöst werden, beeinusst
maßgeblich deren demokratiepolitische Relevanz und Qualität als „demokratische
Mitbestimmung“ (vgl. unten 1.3.3).
Partizipative Managementangebote bekommen aus noch einem anderen Grund
demokratiepolitische Relevanz. Soweit sie von den Arbeitenden angenommen wer-
den, erstarken sie zur praktizierten Kritik an der institutionalisierten Mitbestimmung.
Sie irritieren mitunter die Mitbestimmungsinstitutionen und verunsichern deren
Akteure. Deren Rückzug in die ehernen Gehäuse der Mitbestimmungsinstitutionen,
eine ausgeprägtere Ingroup-Mentalität und nicht zuletzt Formen der direkten und
indirekten Korruption stecken das strukturelle Problemfeld einer auf die institu-
tionelle Dimension verkürzten Mitbestimmung ab: „Die Rekrutierung der Mitbe-
stimmungsträger durch Repräsentationsmechanismen, die enorme Macht, die vor
allem betriebliche Mitbestimmungsträger mit einem Aufsichtsratsmandat noch
zusätzlich erlangen, das damit verbundene Männlichkeitsmuster, der soziale Druck,
sich im sozialen Feld der Kapitaleigner und des Managements angemessen – also
von der Kleidung über Essgewohnheiten bis zur Sprache – zu verhalten sowie der
Mangel an direkter Kontrolle durch die Basis – all dies birgt die Gefahr, die Distanz
der Mandatsträger zu den Belegschaften zu vergrößern und die korrumpierenden
Mechanismen zu begünstigen“ (Demirovi 2008, S. 389) – bekannte Befunde, ei-
ner „Herrschaft für das Volk“ und der repräsentationsorientierten „Postdemokratie“
(Crouch 2008) auch jenseits der Ökonomie.
Mitbestimmung bleibt als funktionales, systemstabilisierendes Element in
einem wirtschaftsdemokratischen Modell, das sich primär aus seiner Komple-
mentärfunktion für die herrschende Wirtschaftsordnung de niert, demokratie-
Mitbestimmung in der Demokratie 31
wird dagegen der output-orientierten Legitimität zugeordnet und hebt die „Herr-
schaft für das Volk“ bzw. die Qualität, die Effektivität und Ef zienz politisch-
administrativer Problemlösungen hervor (vgl. Scharpf 1999, S. 20).
Die Theorie der komplexen Demokratie verbindet darüber hinaus auch die
empirische bzw. realistische und die normative Theorie. Sie verkleinert die Kluft
zwischen normativem Anspruch und praktischer Umsetzung. Die Utopie einer
stärkeren Partizipation der Bürger wird hier angepasst an die realistischerweise
denkbaren und praktisch umsetzbaren Beteiligungsmöglichkeiten. Bürgerbetei-
ligung kann auf dem Boden dieses Demokratieansatzes als „Leistungsverstärker“
demokratischer Steuerung und als Quali zierungschance der demokratischen
Ordnung begriffen werden. „Partizipatorische Demokratie“ und ihre Fortschrei-
bung im Ansatz der „komplexen Demokratie“ öffnen somit den Weg zu einer
multifrontalen Strategie der Demokratisierung und damit der Transformation von
irrational gewordener Herrschaft in rationale Formen in allen gesellschaftlichen
Bereichen, insbesondere auch im wirtschaftlichen Bereich.
1
Vgl. etwa die politischen Emanzipationsbewegungen der Städte im 12. Jahrhundert und des Bürger-
tums im 18. Jahrhundert.
Mitbestimmung in der Demokratie 37
2
Nach Vilmar sind zwei tendenziell komplementäre Organisationsformen der Demokratisierung zu
unterscheiden: „die Organisation von kollektivem Widerstand (Gegenmachtbildung) der Betroffenen,
die die Herrschenden bzw. ihre Beauftragten zur Revision ihrer Entscheidungen im Interesse der
Abhängigen zu zwingen versucht (…) – oder die Erkämpfung des Rechts, am Entscheidungsprozess in
den Subsystemen durch Institutionalisierung von Mitbestimmung oder (partieller) Selbstbestimmung
beteiligt zu werden“ (Vilmar 1973, S. 133).
38 Mitbestimmung als Idee und Modell
Partizipation ist zu einem Modewort geworden, das alles und jedes umfasst, was
mit „Teilnahme“ zu tun hat und damit zunächst unbrauchbar ist für die Analy-
se und Bewertung von Formen der Belegschaftspartizipation. Insbesondere der
normative Rahmen eines amorphen Partizipationsbegriffs bleibt unklar. Wer von
demokratischer Partizipation spricht, hat sich deshalb vorab zu vergegenwärtigen,
was mit Partizipation gemeint sein soll.
Partizipation ist zu de nieren als Beteiligung an Entscheidungsprozessen,
zu dem Zweck, dort die eigenen Interessen oder die Interessen von Wählerinnen
und Wählern durchzusetzen. Damit ist dreierlei gesagt: Erstens ist Partizipation
soziales Handeln, aber nicht jedes Handeln ist Partizipation. Zur Partizipation wird
zweitens das Handeln erst als interessengeleitetes. Durch Handeln in Entschei-
dungsprozessen können die Interessen direkt wahrgenommen oder delegativ ver-
treten werden. Partizipation ist deshalb in delegativer oder direkter Form möglich.
Und schließlich heißt drittens Partizipation Teilnahme an Entscheidungsprozes-
sen, die ohne Beteiligung einseitig dominiert werden. Daraus folgt: Partizipation
schränkt Macht ein. Sie wirkt machtbegrenzend. Darin liegt ihr Wesenskern und
letztlich der Zugang zu einem Verständnis von demokratischer Partizipation.
Wann ist interessengeleitetes Handeln in Entscheidungsprozessen demokra-
tisch ? Beteiligung wird unter den folgenden drei Prämissen zur demokratischen
Partizipation (vgl. Kißler 1997, S. 58 ff.):
Mitbestimmung in der Demokratie 41
Ausgehend von diesen Prämissen ergeben sich sodann folgende Kriterien für die
demokratische Qualität von Partizipationsverfahren:
1. die Art und Weise, wie das Verfahren zustande kommt (die Regelproduktion)
2. wer am Verfahren teilnimmt (die Partizipationsquote) und
3. die Reichweite der Partizipation (der Partizipationsgrad).
Wie ist es um die demokratische Qualität der delegativen und direkten wirtschaft-
lichen Partizipation bestellt ? Legt man die oben dargestellten Kriterien an, dann
zeigt sich folgendes Bild:
Die delegative Partizipation in Form der Mitbestimmung gehört zu den
Grundpfeilern der Industriellen Beziehungen in Deutschland. Die Mitbestim-
mungsverfahren sind gesetzlich geregelt. Ihre Reichweite und damit der Partizi-
pationsgrad sind begrenzt: Die Mitbestimmung im Aufsichtsrat kennt eine echte
paritätische Zusammensetzung dieses Organs nur in der Montanindustrie. Der
Betriebsrat hat keine Mitbestimmungsrechte in wirtschaftlichen Angelegenheiten.
Auch bei der Einführung von neuen Techniken verfügt er nur über ein korrigie-
rendes Mitbestimmungsrecht.
Auch die Partizipationsquote ist auf der Grundlage der geltenden Mitbe-
stimmungsregelungen begrenzt. Eine gesetzlich oder tarifvertraglich normierte
Mitbestimmung am Arbeitsplatz fehlt. Die Partizipationsquote beschränkt sich
somit auf die gewählten Vertreterinnen und Vertreter. Das ist der Preis, der für
eine funktionierende delegative Partizipation zu zahlen war.
Im Ergebnis heißt dies: Ein schwacher Partizipationsgrad und eine reduzierte
Beteiligungsquote vermindern die demokratische Qualität der Mitbestimmung. Dies
ist der Grund, warum die deutschen Gewerkschaften bis vor Kurzem mit mehreren
Mitbestimmungsinitiativen den Ausbau der Mitbestimmung forderten und nach
wie vor verfolgen, allerdings mit energischer Geste für die Verbesserung des Parti-
zipationsgrades und mit relativ tauben Ohren für eine Erhöhung der Beteiligungs-
quote durch Einbezug der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Insbesondere
die stärkere Einbeziehung der Beschäftigten steht aktuell nicht auf der Agenda der
Gewerkschaften. Neue und inzwischen vielfältige Formen der direkten Beteiligung
könnten nunmehr in eine andere Richtung weisen. Voraussetzung ist allerdings, dass
Mitbestimmung in der Demokratie 43
Dieser Typ der demokratischen Beteiligung bleibt keine abstrakte Utopie. Wir
nden ihn in der Praxis in all jenen Formen der Gruppenarbeit, die betrieblich
ausgehandelt, in Betriebsvereinbarungen niedergelegt und von den Interessen-
vertretungen aktiv mitgestaltet werden. Demokratische Partizipation in Form
von ausgehandelter Gruppenarbeit ist damit Grundlage für einen „New Deal“ im
Betrieb, der sowohl die Produktivitätsinteressen des Arbeitgebers als auch die
Interessen der Beschäftigten an menschengerechten Arbeitsbedingungen, leis-
tungsgerechter Entlohnung und sozialer Anerkennung in der Arbeit berücksichtigt.
Demokratische Partizipation durchbricht damit den Trendverstärkereffekt der
herkömmlichen uni- und multilateralen Beteiligungsverfahren. Denn diese tangie-
ren nicht die Machtverhältnisse im Betrieb. Demokratische Partizipation verschiebt
demgegenüber die Machtgewichte in den asymmetrischen Arbeitsbeziehungen
zugunsten der Beschäftigten und birgt somit Chancen, aber auch Risiken für die
Mitbestimmungseinrichtungen und etablierten Austauschbeziehungen zwischen
den betrieblichen Akteuren. Demokratische Partizipation fordert Gewerkschaften
und Mitbestimmungsakteure auf, „Mitbestimmung“ neu zu denken – als Mit-
bestimmen der Beschäftigten und ihrer Interessenvertretungen. Mitbestimmung
neu zu gestalten heißt dann: direkte und delegative Formen der Partizipation in
ihrem Bedingungsverhältnis auszuloten. Hierin liegt eine wichtige aktuelle Per-
spektive für die Zukunft der deutschen Mitbestimmung. Sie entscheidet maßgeb-
lich darüber, ob die Mitbestimmung hierzulande überhaupt noch eine Zukunft
hat. Oder anders gesagt: dem „Koloss auf tönernen Füßen“ (Fritz Vilmar) sind in
den vielfältigen neuen Formen der direkten Partizipation Füße gewachsen. Offen
bleibt bislang, ob er damit laufen lernt.
Übungsaufgabe 1
Beginnen wir mit einem Zitat: „Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den
staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht ge-
worden. Nach dem furchtbaren Zusammenbruch kann nur eine Neuordnung von
Grund auf erfolgen. Inhalt und Ziel dieser sozialen und wirtschaftlichen Neuord-
nung kann nicht mehr das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben, sondern
nur das Wohlergehen unseres Volkes sein“. Diese Sätze stammen nicht aus einem
kommunistischen Parteiprogramm. Sie stehen vielmehr im Programm einer kon-
servativen Partei, im Ahlener Programm der CDU von 1947. Sie dokumentieren:
Es gab in den ersten Nachkriegsjahren einen breiten gesellschaftlichen Konsens
zur Neuordnung von Wirtschaft und Gesellschaft, der die politischen Parteien von
links bis rechts überlagerte und die Geburtsstunde der Mitbestimmung einleitete.
Denn die Mitbestimmung sollte einen erneuten Missbrauch wirtschaftlicher
Macht zu politischen Zwecken verhindern. Sie wurde deshalb als ein wichtiges
Instrument für die Neuordnung der Wirtschaft eingeschätzt. Allerdings wurde
diese Aufgabe nicht alleine der Mitbestimmung zugeschrieben. Im Rückgriff
auf die wirtschaftsdemokratische Konzeption des Allgemeinen Deutschen Ge-
werkschaftsbundes (ADGB) in der Weimarer Republik begriffen die Gewerk-
schaften im Nachkriegsdeutschland die Mitbestimmung immer nur als eines von
drei Instrumenten zur Neuordnung von Wirtschaft und Gesellschaft. Die beiden
anderen waren die Vergesellschaftung von Schlüsselindustrien (Bergbau, Eisen-,
Stahlindustrie) und die volkswirtschaftliche Rahmenplanung.
Die Stunde schien günstig. Die alliierten Besatzungsmächte, insbesondere
Großbritannien, wurden durch die Entechtung der großen Konzerne der Nazi-
Zeit zu Geburtshelferinnen der Mitbestimmung. Die Unternehmer waren durch
ihre Unterstützung des nationalsozialistischen Regimes diskreditiert und durch die
Demontage strukturell geschwächt. Die Regierung unter dem Kanzler Adenauer
46 Mitbestimmung als Idee und Modell
3
Die Geburtsstunde der Montanmitbestimmung wird in der empfehlenswerten Gesamtdarstellung
von G. Müller 1987 ausgeleuchtet. Aufschlussreich ist insbesondere die Analyse des Beitrages, den
die alliierten Besatzungsmächte zur Einführung der Mitbestimmung geleistet haben. Zu den Ausein-
andersetzungen und Erfahrungen mit der Montanmitbestimmung aus Gewerkschaftssicht vgl. den
Sammelband von Judith (Hrsg.) 1986.
4
Im Unterschied zur angelsächsisch geprägten Variante des Kapitalismus gilt der „rheinische“ Kapi-
talismus als ein Produktions- und Regulationsmodell, das sich durch starke Konsensorientierung der Ak-
teure und auf langfristigen Interessenausgleich abzielendes Politikkonzept auszeichnet (vgl. Albert 1992).
Mitbestimmung im System der Industriellen Beziehungen 47
5
„Arena“ meint ein „komplexes Institutionensystem, das festlegt, welche Formen, Interessen und
Akteure zugelassen sind, als auch ein abgegrenztes Koniktfeld, das den Akteuren für die Lösung
spezischer Probleme Handlungsmöglichkeiten – mit de nierten Grenzen – einräumt“ (vgl. Müller-
Jentsch 1997, S. 80 f.).
48 Mitbestimmung als Idee und Modell
der anderen Seite. Daraus ergibt sich der typisch deutsche Dualismus der Indus-
triellen Beziehungen. Die außerbetrieblichen Tarifbeziehungen markieren eine
Koniktarena, auf der die Beziehungen durch Tarifverhandlungen und Verträge
gepegt und gelegentlich auch Arbeitskämpfe offen ausgetragen werden. Die In-
teressenvertretung im Betrieb, der Betriebsrat, unterliegt der Friedenspicht. Hier
werden die Inhalte der Tarifverträge den betrieblichen Anforderungen angepasst.
Der Dualismus zwischen überbetrieblichen Tarifbeziehungen und betriebli-
chen Arbeitsbeziehungen, zwischen Koniktarena und Friedensarena, ist kenn-
zeichnend für die Balance in der „Koniktpartnerschaft“ und bildet die funktionale
Grundlage des Systems.
Bei der Tarifautonomie handelt es sich um ein Grundrecht, das sich direkt
aus der Koalitionsfreiheit ableitet und den Gewerkschaften und Arbeitgebern ver-
fassungsrechtlich vollständige Freiheit in den Vertragsverhandlungen über die
Lohn- und Arbeitsbedingungen zusichert. Die rechtliche Ausgestaltung und insti-
tutionelle Ausformung der Tarifautonomie im deutschen System der Industriellen
Beziehungen transformiert den „Klassenkampf“ in regelbare Verteilungs- und In-
teressenkonikte, indem sie diese aus den politischen Koniktarenen fernhält und
die offene Koniktaustragung auf ein Mindestmaß eingrenzt. Im dualen System
der Industriellen Beziehungen kommt der Tarifautonomie demnach eine elemen-
tare Selektionsfunktion zu. Sie schließt Arbeitskonikte keinesfalls aus, aber sie
trennt den Arbeitskonikt von der politischen Sphäre und unterwirft ihn einem
Regelsystem. Die Industriellen Beziehungen, soweit sie sich in der Tarifarena
abspielen, legen ein nahezu lückenloses, aber immer grobmaschigeres6 Vertrags-
netz über das industrielle Koniktpotenzial und korrespondieren dadurch mit den
Sozialbeziehungen in Betrieb und Unternehmen (Betriebsverfassung).
Die Industriellen Beziehungen auf der Ebene des Betriebes und des Unterneh-
mens (Arbeitsbeziehungen) werden im Betriebsverfassungsgesetz und in diversen
Mitbestimmungsgesetzen geregelt (vgl. unten 3.). Zu ihren maßgeblichen Akteuren
zählen der Betriebsrat und der Aufsichtsrat. In der „Friedensarena“ begegnen sich
die Akteure unter dem Dach der Mitbestimmung nicht zur Austragung von (Tarif-)
Konikten im Arbeitskampf, sondern zur Koniktaustragung durch Kooperation.
Die Mitbestimmung hilft kooperative Politikmuster einzuüben und stärkt das part-
nerschaftliche Element in der „Koniktpartnerschaft“ zwischen Kapital und Arbeit.
Darüber hinaus nimmt die Mitbestimmung im dualen System der Industriellen
Beziehungen weitere, für die Funktionsweise des Systems maßgebliche, Aufgaben
6
Hierzu tragen vor allem die sogenannten Öffnungsklauseln in den Tarifverträgen bei. Sie erlau-
ben exible Anwendung und Abweichungen vom Tarifvertrag und tragen zur Verbetrieblichung
der Tarifbeziehungen bei. Nicht einmal mehr zwei Drittel der Beschäftigten (West 63 %, Ost 54 %)
unterliegen heute (2007) der Tarifbindung. Vor zehn Jahren waren noch 76 % (West) und 63 % (Ost)
tarifgebunden (vgl. WSI-Tarifhandbuch 2009, S. 105).
Mitbestimmung im System der Industriellen Beziehungen 49
Die Idee einer Demokratisierung der Wirtschaft durch Mitbestimmung ist alt (vgl.
Vilmar 1977, S. 7 f.; Demirovi 2007, S. 9 ff.). Sie reicht in Deutschland zurück bis
in die politische Emanzipationsbewegung des Bürgertums im frühen 19. Jahrhun-
dert. Historisch zum ersten Mal ndet die Mitbestimmung als Demokratisierungs-
instrument ihren programmatischen Niederschlag im Minoritätenentwurf einer
Gewerbeordnung, der im Jahre 1848 der Nationalversammlung der Frankfurter
Paulskirche vorlag. Dieser Entwurf wurde nicht realisiert.
Das Mitbestimmungsmodell der Bundesrepublik Deutschland orientiert
sich programmatisch am Konzept der Wirtschaftsdemokratie des Allgemeinen
Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB)7 in der Weimarer Republik. Dieses
Gewerkschaftsprogramm sieht eine mitbestimmte Wirtschaft auf vier Ebenen vor:
Von diesem Programm wurde lediglich ein Ausschnitt verwirklicht: die Mit-
bestimmung auf den Ebenen des Betriebes und des Unternehmens. Weder gibt es
in Deutschland eine wirtschaftliche Mitbestimmung oberhalb der Unternehmen,
noch eine Mitbestimmung am Arbeitsplatz. Die Mitbestimmung gleicht deshalb
einem Haus ohne Dach und ohne Fundament. Kritiker nennen sie einen „Koloss
mit tönernen Füßen“ (Fritz Vilmar). Vor allem aber ist sie ein kolossaler Torso.
Gleichwohl erfüllt dieser Torso im System der bundesdeutschen Industriellen
Beziehungen weitere Funktionen: die Sicherung des sozialen Friedens, die Inte-
gration der Arbeitnehmer und ihrer Gewerkschaften sowie innovatorische und
kulturelle Aufgaben.
7
Das wirtschaftsdemokratische Konzept des ADGB wurde maßgeblich von Fritz Naphtalie ent-
wickelt und 1928 in seiner programmatischen und nach wie vor lesenswerten Schrift veröffentlicht
(vgl. Naphtalie 1928 wiederaufgelegt 1966, 2. Au. 1968).
50 Mitbestimmung als Idee und Modell
Mitbestimmung wertet die Gewerkschaften nicht nur als Tarifparteien auf. Sie
integriert sie auch in das herrschende System der Industriellen Beziehungen.
Dieses System wird in der wissenschaftlichen Diskussion als neo-korporatistisch
gekennzeichnet.
Neo-Korporatismus kann de niert werden als ein System der gesellschaft-
lichen und Industriellen Beziehungen, in dem die sozialen Akteure freiwillig ihre
Konikte zugunsten stabiler Kooperationsbeziehungen stillstellen und in An-
erkennung übergeordneter wirtschafts- und sozialpolitischer Interessen Lohn- und
Arbeitsbedingungen aushandeln.
Dieser Korporatismusbegriff ist aus dem angelsächsischen politikwissen-
schaftlichen Diskurs rezipiert. Er ist nicht kompatibel mit einem traditionellen
Verständnis von Korporatismus. Hier wird Korporatismus als berufsständische
Verengung von Gewerkschaftspolitik verstanden.
Der neo-korporatistische Charakter des deutschen Systems kommt zum
Ausdruck in zahlreichen öffentlichen Gremien, in denen die Gewerkschaften
Mitspracherecht ausüben. Das bekannteste war die sogenannten „Konzertierte
Aktion“ von 1967. Es handelte sich hierbei um die gewerkschaftliche Inkorpo-
ration in die staatliche Sozial- und Einkommenspolitik. Die Mitbestimmung ist
nur eine, nämlich die verbindliche und auf Betrieb und Unternehmen begrenzte,
neo-korporatistische Einrichtung.
Neo-korporatistische Einrichtungen haben die Aufgabe, Koniktstoff durch
Arrangements zwischen den sozialen Akteuren zu entschärfen. Wer sich arran-
giert, akzeptiert das Ergebnis des Arrangements. Und: Mitbestimmen heißt auch
mitverantworten. Die Mitbestimmung wirkt deshalb integrierend: Sie ist der Stoff,
aus dem „Sozialpartnerschaft“ entsteht.
8
So heißt es in § 74 Abs. 2 des Betriebsverfassungsgesetzes: „Maßnahmen des Arbeitskampfes zwi-
schen Arbeitgeber und Betriebsrat sind unzulässig (…). Arbeitgeber und Betriebsrat haben Betätigun-
gen zu unterlassen, durch die der Arbeitsablauf oder der Frieden des Betriebes beeinträchtigt werden.“
52 Mitbestimmung als Idee und Modell
„Partnerschaft“ bringt die sozialen Akteure auf Augenhöhe. Aus dem Über- und
Unterordnungsverhältnis wird ein (wenn auch asymmetrisches) Kommunikations-
verhältnis. Die Kommunikation zwischen ungleichen und mit unterschiedlichen
Interessen ausgestatteten Partnern im System der industriellen Beziehungen begrün-
det eine weitere Mitbestimmungsfunktion: die Ermöglichung von Innovationen9.
Innovationen, respektive technisch-organisatorische Neuerungen, verlaufen
in zwei Phasen. Nach der Erndung und Konzeptentwicklung (Innovation im enge-
ren Sinn) durchläuft diese einen organisationsinternen Umsetzungsprozess (Inven-
tion). Für das Gelingen beider Prozesse sind sowohl organisatorisch-strukturelle
Voraussetzungen als auch subjektiv-personengebundene Bedingungen maßgebend.
Dies gilt vor allem für die Invention. Während Innovationen im engeren Sinne
in Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen oder in unter-
nehmensexternen Think-Tanks bzw. Forschungs- und Beratungseinrichtungen
erarbeitet werden, gilt dies nicht für die Umsetzung von Neuerungen im Betrieb.
Hier treffen Innovationen auf ein durch unterschiedliche Interessen strukturiertes,
durch Handlungsroutinen der betrieblichen Akteure geprägtes und von deren in-
teressengeleitetem Handeln bestimmtes Handlungsfeld. Die Implementation von
technisch-organisatorischen Neuerungen führt hier in der Regel zu Friktionen. Die
innovative Kraft der Mitbestimmung besteht nun darin, dass das institutionalisierte
Mitbestimmen gewählter Interessenvertretungen positive Effekte zeitigt. Diese
bestehen zunächst auf der strukturell-organisatorischen Dimension der Innovation.
Eine mitbestimmte Umsetzung von Neuerungen mobilisiert
a) das Organisationswissen und stellt dieses für den Innovationsprozess zur Ver-
fügung. Und stattet
b) die Kollektivakteure mit mehr Akteursintelligenz aus.
9
Vgl. die Beiträge des Schwerpunktheftes „Innovation und Mitbestimmung“ der WSI-Mitteilungen,
H.2/2010 (zur empirischen Absicherung v. a. den Beitrag von Sperling/Wolf 2010, S. 79 ff.)
Mitbestimmung im System der Industriellen Beziehungen 53
vation und damit all jener Fähigkeiten, die eine direkte Beteiligung derjenigen vor-
aussetzt, die, wie in unserem Falle, von Innovationsentscheidungen betroffen sind.
Gemeint ist Partizipationskompetenz. Diese wird erworben durch die Verarbeitung
von Partizipationserfahrungen, mithin im Rahmen von Beteiligungsprozessen.
Innovation und Partizipation stehen deshalb in einem Bedingungsverhältnis. Jene
ist auf eine möglichst friktionsfreie Umsetzung von innovativen Konzepten in
der Unternehmens- und Betriebsorganisation angewiesen, ihr Gelingen hängt
maßgeblich auch von der Akzeptanz und Motivation sowie der technisch-orga-
nisatorischen Phantasie der durch die Neuerungen betroffenen Beschäftigten ab.
Diese gewinnen im Zuge ihrer Beteiligung an Innovationsprozessen Partizipa-
tionserfahrung und jene kognitiven wie affektiv-emotionalen Fähigkeiten, die ein
Mitbestimmen erst erlauben. Damit ist zweierlei gesagt: zum einen entfaltet sich
die Innovationsleistung der Mitbestimmung auf der subjektiv-personengebundenen
Dimension im Rahmen von direkter Partizipation. Zum anderen ermöglicht diese
jene Lernprozesse, die, weniger auf dem Feld der Konzeptionsentwicklung (Inno-
vation im engeren Sinn) als vielmehr auf dem Feld der Konzeptionsumsetzung,
durch Korrektur- und Umsetzungspartizipation, Inventionsprozesse (Innovation
im weiteren Sinn) ermöglichen.
Beide Dimensionen der Innovationsfunktion von Mitbestimmung zeigen aber
auch, dass die Funktionserfüllung selbst an weitere Voraussetzungen gebunden
ist. Hierzu zählen auf der strukturellen Seite eine gesetzlich abgesicherte und
damit rechtliche Verbindlichkeit von Mitbestimmung an Innovationsvorhaben.
Diese sind bislang kaum gegeben. Das Betriebsverfassungsgesetz beschränkt die
Mitbestimmung an technisch-organisatorischen Neuerungen auf eine Korrektur-
partizipation der Betriebsräte (vgl. § 91 BetrVG).
Die Innovationsfunktion der Mitbestimmung korrespondiert mit der ihr
gleichfalls zugeschriebenen Kulturfunktion. Mitbestimmung als Teil der Organi-
sations- bzw. Unternehmenskultur soll die Leistungsfähigkeit von Organisationen
verbessern.
Übungsaufgabe 2
Die Mitbestimmung hat bislang die skizzierten Aufgaben im System der Indus-
triellen Beziehungen erfüllt. Ob dies auch in Zukunft gilt, ist fraglich. Denn das
bundesdeutsche System der Industriellen Beziehungen ist in Bewegung geraten
(vgl. Müller-Jentsch 2007, S. 81 ff.). Diese gewinnt ihre Dynamik aus einem tief-
greifenden wirtschaftlichen Strukturwandel. Dieser verfügt über eine inter- und
intrasektorale Dimension (vgl. zum Folgenden Renaud 2008, S. 31 ff.). Der inter-
sektorale Wandel zeichnet sich ab im Schrumpfen des industriellen Bereichs und in
der Vergrößerung des Dienstleistungssektors. Heute sind drei Viertel der abhängig
Beschäftigten im tertiären Sektor tätig. Der intrasektorale Strukturwandel hat
generell die Bedeutung der Mitbestimmung und speziell der Mitbestimmung im
Montanbereich (paritätische Mitbestimmung) geschwächt. Hierauf wird später, mit
Blick auf die Entwicklungsrisiken der Mitbestimmung, zurück zu kommen sein.
Neben einem allgemeinen Funktionsverlust der Mitbestimmung, zeichnet sich
vor allem ein Funktionswandel ab. Dieser resultiert maßgeblich aus den Folgen
von intrasektoralen Veränderungen. Zunehmende Dezentralisierung der betrieb-
lichen Strukturen (achere Hierarchien, neue Formen der Arbeitsorganisation
und neue Produktionskonzepte) gehen einher mit dem Abbau von Normalarbeits-
verhältnissen und der Zunahme von „atypischen“ Beschäftigungsverhältnissen,
ankiert durch eine tiefgreifende Veränderung der Beschäftigtenstruktur. Diese
wird gekennzeichnet durch zunehmende Polarisierung zwischen Gewinnern und
Verlierern des Strukturwandels. Zu ersteren zählt ein wachsender Anteil von hoch
qualizierten Beschäftigten, zu den Verlierern ein minder qualizierter, häug
ohne Berufsausbildung, aber mit erheblichem Arbeitsplatzrisiko ausgestatteter
Anteil von tendenziell „Überüssigen“.
Die Polarisierung der Belegschaften in Gewinner- und Verlierergruppen des
Strukturwandels und eine zunehmende Heterogenisierung im Zuge von Leih, Heim-
und Telearbeit sowie Teilzeitbeschäftigung lassen die Industriellen Beziehungen
nicht unberührt. Heterogene Belegschaften melden unterschiedliche Ansprüche
an dieses System an. Sie zeichnen sich durch plurale Interessen und divergierende
Erwartungen an eine funktionierende Interessenvertretung (in Tarifpolitik und
Mitbestimmung) aus. Der wirtschaftliche Strukturwandel tangiert demnach das
Repräsentationsprinzip in den Industriellen Beziehungen. Dessen duale Struktur
Mitbestimmung im System der Industriellen Beziehungen 57
sowie die Funktionen von Tarifautonomie und Mitbestimmung sind an die poli-
tische und soziale Repräsentation der Belegschaften gebunden. Wo die soziale
Repräsentation erodiert, weil immer größere Gruppen von abhängig Beschäftigten
(wie z. B. Frauen, Migranten, gering Qualizierte und atypisch Beschäftigte) aus
der Repräsentationslogik herausfallen, da diese sich am „Familienernährermodell“
orientiert und traditionell den männlichen, deutschen Facharbeiter in Großbetrie-
ben bestimmter Leitsektoren (z. B. Maschinenbau) privilegiert, schwindet auch die
Kraft zur politischen Repräsentation (vgl. Demirovi 2007, S. 56 ff.). Die Folge ist
ein schleichender Funktionswandel der Mitbestimmung.
Der technisch-organisatorische Umbruch der Arbeitsbedingungen in den
1980er Jahren (vgl. Jäger 1989) ließ bereits die Grenzen der Mitbestimmung als
Demokratisierungsinstrument schroff zutage treten. Denn die Entwicklung neuer
Techniken (wie z. B. CAM, CAD, CIM etc.) unterliegt nicht der Mitbestimmung
von Arbeitnehmern und ihren Gewerkschaften. Und auch die Anwendung der
neuen Techniken im Betrieb kann durch Mitbestimmung nicht mitgestaltet werden.
Wir kommen darauf bei der Darstellung der einzelnen Mitbestimmungsrechte
zurück. Im Ergebnis steht fest, dass die Mitbestimmung als Demokratisierungs-
instrument verloren hat.
Gleichwohl werden auch weiterhin der Mitbestimmung demokratieförder-
liche Elemente zugeschrieben. So betont die Kommission Mitbestimmung
(Bertelsmann Stiftung/ Hans-Böckler-Stiftung 1998, S. 8, S. 34 f.), dass die Mit-
bestimmung im Betrieb den sozialen Abstand zwischen den einzelnen Hierarchie-
ebenen verringere und die gewählten Interessenvertretungen mit demokratischer
Verantwortung ausstatte. Im Vergleich mit einer ehemals von Gewerkschafts-
seite der Mitbestimmung zugeschriebenen wirtschaftlichen und gesamtge-
sellschaftlichen Demokratisierungsfunktion reduziert sich diese nunmehr auf
demokratiepolitische „Restaufgaben“.
Fraglich ist auch, ob Mitbestimmung zukünftig noch den sozialen Frieden
sichern und ihre Integrationsaufgabe wahrnehmen kann. Denn der Strukturwandel
erfordert auf Seiten der sozialen Akteure eine qualitative Tarifpolitik. Das Beispiel
der Tarifauseinandersetzung zur Einführung der 38,5 Stundenwoche im Jahre 1984
zeigte bereits die neuartigen Herausforderungen für die Mitbestimmung: die ver-
tragliche Abmachung, die Wochenarbeitszeit zu verkürzen, musste in den Betrieben
exibel umgesetzt werden. Die „Verbetrieblichung“ der Tarifpolitik birgt erhebliche
Risiken für die Zukunft der Tarifautonomie. Sie unterhöhlt das Repräsentations-
prinzip und „erfasst den Tarifvertrag auch von innen“ (Demirovi 2007, S. 59).
Die Dezentralisierung verlagert nicht nur Kompetenzen (Macht), sondern auch
Konikte von den tarifpolitischen auf die betrieblichen Akteure. Damit steht die
friedensstiftende Funktion der Mitbestimmung vor einer harten Bewährungsprobe.
Ähnlich verhält es sich mit ihrer Integrationsaufgabe. Das neo-korporatisti-
sche Fundament der Industriellen Beziehungen in der Bundesrepublik Deutsch-
58 Mitbestimmung als Idee und Modell
land bröckelt. 1977 haben sich die Gewerkschaften aus der Konzertierten Aktion
zurückgezogen. Anlass war die Klage der Arbeitgeber gegen das Mitbestim-
mungsgesetz von 1976 vor dem Bundesverfassungsgericht. Spätere Versuche der
Regierung, die Konzertierte Aktion in Form von „Trialogen“ wiederzubeleben,
sind gescheitert.
Auch die Unternehmer nehmen Abschied vom Neo-Korporatismus. So
weigerten sie sich in der Krise der Stahlindustrie an paritätisch besetzten Kri-
senbewältigungskartellen teilzunehmen. Immer häuger tritt an die Stelle neo-
korporatistischer Arrangements der offene Konikt. Die Arbeitskämpfe werden
härter. Der Grund: neo-korporatistische Strukturen halten nur solange, wie sämt-
liche Beteiligten davon überzeugt sind, dass sie ihnen bei der Verteilung des ge-
sellschaftlichen Reichtums Vorteile bringen. Wenn es weniger oder nichts mehr
zu verteilen gibt, besinnt man sich auf die eigenen Kräfte (so die Gewerkschaften)
oder vertraut auf die disziplinierende Kraft des Marktes (so die Unternehmer).
Auch auf der betrieblichen Ebene erodiert die soziale Basis, aus der die Mit-
bestimmung ihre integrative Kraft zieht. Ob die Kooperation zwischen interes-
sengeleiteten Akteuren im Produktionsprozess weiterhin durch Mitbestimmung
gefördert wird und die abhängig Beschäftigten wie ihre gewählten Interessen-
vertretungen Verantwortung für das betriebliche Wohl und die wirtschaftliche
Stellung des Unternehmens mit übernehmen, ist bei schwindender sozialer und
politischer Repräsentation in beiden Arenen der Industriellen Beziehungen fraglich.
Man mag, wie die Kommission Mitbestimmung (Ebd.), der Mitbestimmung auch
für die Zukunft eine Friedens- und Integrationsaufgabe zuschreiben. Ob diese
auch erfüllt werden kann, steht auf einem anderen Blatt.
Der Strukturwandel bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Mitbestimmung.
Diese wird von Teilen der Gewerkschaften immer weniger als eine Einrichtung
zur Kooperation und immer mehr als ein Prozess begriffen, um Gegenmacht
auszuüben. Dadurch erlahmt die Integrationskraft der Mitbestimmung. Auf dem
Spiel steht ein Markenzeichen der bundesdeutschen Industriellen Beziehungen:
die „Sozialpartnerschaft“.
Wo sich die Sozialpartner nicht auf Augenhöhe, sondern in der hierarchi-
schen Organisation in Über- und Unterordnungsverhältnissen und damit auf der
Grundlage von Macht und Herrschaft gegenübertreten, verliert die Mitbestimmung
ihr Innovationspotenzial. Intelligente Organisationen zeichnen sich durch ache
Hierarchien aus. Herrschaft wird ausgeübt, soweit sie funktional ist. Repressive
Formen der Machtentfaltung sind dysfunktional. Tendenzen zur Re-Hierarchi-
sierung der Betriebe und die Erosion der sozialen Basis der gewerkschaftlichen
Repräsentation (Heterogenisierung der Belegschaften) bringen in Innovations-
prozessen Gewerkschaften und betriebliche Interessenvertretungen ins Abseits.
Betriebliche Neuerungen, Konzeptentwicklung wie Umsetzung, verlaufen dann
top-down nach dem Muster: Management und Geschäftsführungen sind top, Ge-
Die Funktionsweise der bundesdeutschen Mitbestimmung 59
Die Mitbestimmung, von außen besehen, gleicht einem Gebäude ohne Dach und
Fundament. Im Innern erkennen wir zwei Etagen: erstens die Ebene des Betriebes.
Hier geht es um die Mitbestimmung des Betriebsrats. Zweitens die Ebene des
Unternehmens. Hier geht es um die Mitbestimmung im Aufsichtsrat.
Zunächst widmen wir uns der „unteren Etage“: dem Betriebsrat.
Der Gesetzgeber wollte durch diese Regelung die Chancengleichheit für alle
im Betrieb vertretenen Gewerkschaften gewährleisten. Kritiker dieser Vor-
schrift weisen zu Recht daraufhin, dass der Parteienpluralismus zwar bei
der Besetzung des Parlaments zu beachten sei; „der Betriebsrat ist aber kei-
neswegs ein betriebliches Parlament. Er steht vielmehr als Vertreter der Be-
schäftigten einem Arbeitgeber/Unternehmer gegenüber, dem er die Belange
und Interessen der Beschäftigten gebündelt und im Interesse einer wirksamen
Durchsetzung so geschlossen wie möglich vorzubringen hat“ (Bobke-von
Camen 1989, S. 18).
Entsendung eines betriebsangehörigen Beauftragten der im Betrieb vertre-
tenen Gewerkschaften in den Wahlvorstand.
Neben diesen Neuregelungen, die vor allem das Verfahren der Betriebsratswahlen
betreffen, sieht das Gesetz die Einrichtung einer neuen Institution vor, die neben
dem Betriebsrat Interessenvertretungsarbeit durchführen kann: die sog. Spre-
cherausschüsse für leitende Angestellte. Solche Ausschüsse können in Betrie-
ben mit mindestens 10 leitenden Angestellten ab Frühjahr 1990 gewählt werden,
wenn sich die Mehrheit der leitenden Angestellten dafür ausspricht. Sie verfügen
über Informations- und Konsultationsrechte (keine Mitbestimmungsrechte), die
im Sprecherausschussgesetz geregelt werden. Ein Angestellter ist dann „leitend“,
wenn er „unternehmens- oder betriebsleitende Aufgaben wahrnimmt und im We-
sentlichen frei von Weisungen handelt“ (Bundesminister für Arbeit und Sozial-
ordnung (Hrsg.) 1989). Abgesehen von der Tatsache, dass vor dem Hintergrund
einer langen Diskussion in der wissenschaftlichen Literatur und einschlägigen
höchstrichterlichen Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts die Frage, was ein
leitender Angestellter sei, nach wie vor schwierig zu beantworten ist, beinhaltet
die Einrichtung eines Sondervertretungsrechts für diese Arbeitnehmergruppe
ein gravierendes Problem: Sie höhlt das Interessenvertretungsmonopol des Be-
triebsrats aus.
Da letztlich der Arbeitgeber entscheidet, wer zur Gruppe der leitenden Ange-
stellten gehört und wer nicht, bekommt er durch diese Vorschrift ein Instrument in
die Hand, um die Belegschaft auseinander zu dividieren. Die Sprecherausschüsse
verfügen nicht über Mitbestimmungsrechte, wie der Betriebsrat. Daraus folgt, dass
ein Teil der Belegschaft – nämlich die leitenden Angestellten – der Schutzfunk-
tion des Betriebsverfassungsrechts entzogen werden und einen Vertretungsstatus
zweiter Klasse zugewiesen bekommen (vgl. Bobke-von Camen 1989, S. 18 f).
Allerdings gesteht das Gesetz ein ursprünglich vorgesehenes Vetorecht den Spre-
cherausschüssen der leitenden Angestellten nicht zu. Dadurch wird gewährleistet,
dass die Sprecherausschüsse die Arbeit der Betriebsräte nicht blockieren können.
Anfängliche Erwartungen, wonach durch diese Neuregelungen „mehr Demo-
kratie bei der Betriebsratswahl verwirklicht“ (Bundesminister für Arbeit und So-
62 Mitbestimmung als Idee und Modell
zialordnung (Hrsg.) 1989) oder eher ein „Sprungbrett für Splittergruppen“ gebaut
werde (Rosendahl 1988, S. 24 f.) scheinen gleichermaßen unbegründet. Die bishe-
rige Praxis weist nach wie vor einen stabilen hohen Anteil von drei Vierteln der
Mandate an Betriebsratsmitgliedern aus, die in DGB-Gewerkschaften organisiert
sind (vgl. Wassermann/Rudolph 2006, S. 66).
Wie setzt sich der Betriebsrat zusammen ?
Die Anzahl der Betriebsratsmitglieder hängt ab von der Betriebsgröße. Der
Betriebsrat besteht in Kleinbetrieben (bei 5 bis 20 Beschäftigten) aus einer Person,
in mittleren Betrieben mit 201 bis 400 Beschäftigten aus 9 Personen, in Großbetrie-
ben mit 7001 bis 9000 Beschäftigten aus 35 Personen. In Betrieben mit mehr als
9000 Beschäftigten erhöht sich diese Zahl für je weitere drei Tausend Beschäftigte
um 2 Mitglieder (§ 9 BetrVG).
Die Mitglieder des Betriebsrats „führen ihr Amt unentgeltlich als Ehrenamt“
(§ 37 Abs. 1 BetrVG).
In mittleren Betrieben (ab 200 vor der Novellierung von 2001 ab 300 Be-
schäftigten) ist mindestens ein Betriebsratsmitglied, in Grossbetrieben sind meh-
rere Mitglieder von ihrer Arbeit freigestellt (vgl. § 38 BetrVG). Die freigestellten
Betriebsratsmitglieder können sich voll ihrer Betriebsratsarbeit widmen und sich
spezialisieren, z. B. für Arbeitsschutz, Verbesserung der Arbeitsbedingungen etc.
Daraus folgt: die Betriebsgröße entscheidet maßgeblich über die Effektivität der
Betriebsratsarbeit und damit auch über die Mitbestimmung des Betriebsrats.
Der Betriebsrat wird für die Dauer von vier Jahren gewählt. Er kann weder ab-
gewählt werden, noch ist er an Aufträge und Beschlüsse von Belegschaftsgruppen
oder Gewerkschaften gebunden. Der Betriebsrat verfügt demnach über ein freies
und nicht über ein imperatives Mandat. Seine Zusammensetzung berücksichtigt,
seit der Novellierung des BetrVG von 2001, stärker betriebliche Minderheiten (Ge-
schlechterverhältnis) und Randbelegschaften (aktives Wahlrecht für Leiharbeiter).
Verfügt ein Unternehmen über mehrere Betriebe, dann ist ein Gesamtbe-
triebsrat zu errichten (§ 47 BetrVG). Dieser setzt sich aus Vertretern der einzelnen
Betriebsräte des Unternehmens zusammen, wobei die Geschlechter „angemessen
berücksichtigt werden (sollen)“ (§ 47 Abs. 2 BetrVG). Der Gesamtbetriebsrat ist
zuständig für betriebsübergreifende Belange und für Angelegenheiten, die das
gesamte Unternehmen betreffen (§ 50 BetrVG).
Die Gesamtbetriebsräte eines Konzerns können einen Konzernbetriebsrat bil-
den (§ 54 BetrVG). Dieser setzt sich, unter Beachtung des Geschlechterverhältnis-
ses, aus Vertretern der Gesamtbetriebsräte zusammen und ist für Angelegenheiten
zuständig, die den ganzen Konzern betreffen (§ 58 BetrVG).
Unternehmen mit mindestens 1000 Beschäftigten, die europaweit agieren und
mindestens 150 Arbeitnehmer in wenigstens 2 EU-Mitgliedstaaten beschäftigten,
müssen, gem. EU-Richtlinie vom 22. September 1994, innerhalb von drei Jahren eine
Vereinbarung zwischen Unternehmensleitung und einem Verhandlungsgremium der
Die Funktionsweise der bundesdeutschen Mitbestimmung 63
Das Verhältnis des Betriebsrats zum Unternehmer (der Geschäftsleitung) wird ge-
kennzeichnet durch Unabhängigkeit und durch Kooperation. Seine Unabhängigkeit
wird garantiert durch den besonderen Kündigungsschutz für Betriebsratsmitglieder.
Der Unternehmer ist gesetzlich verpichtet, die Kosten der Betriebsratsarbeit zu
10
Eine mit dem Europäischen Betriebsrat vergleichbare Arbeitnehmerbeteiligung existiert in der
Europäischen Aktiengesellschaft (Societas Europaea): der SE-Betriebsrat. Diese Einrichtung wird
für Deutschland im Gesetz über die Beteiligung der Arbeitnehmer in der Europäischen Gesellschaft
(SEBG) kodiziert. Danach legt ein besonderes Verhandlungsgremium zwischen Arbeitnehmern und
Arbeitgebern bei der Gründung der SE die Kompetenzen des SE-Betriebsrats fest.
11
Auch in den meisten anderen Ländern der Europäischen Union existieren betriebliche Interessen-
vertretungsgremien der abhängig Beschäftigten. Diese werden meistens durch Gesetz (z. B. Frankreich,
Italien und Niederlande), in einigen Fällen aber auch durch Tarifvertrag kodi ziert (z. B. Dänemark,
Schweden, Finnland). Die Mitwirkungsrechte dieser Interessenvertretungsgremien fallen recht unter-
schiedlich aus, bleiben aber in den meisten Fällen hinter den Kompetenzen des deutschen Betriebsrats
zurück (vgl. die Übersicht bei Renaud 2008, S. 46 f.).
64 Mitbestimmung als Idee und Modell
- Die dicken Pfeile schließlich stellen echte Mitbestimmungsrechte dar, bei deren Ausübung der
Betriebsrat im Allgemeinen selbst Initiativen ergreifen kann und im Koniktfalle die Einigungs-
stelle entscheidet (§§ 91 und 87, 112, 98).
vorhaben ins Haus stehen, aber auch, wie es um den betrieblichen Umweltschutz
bestellt ist, ob die Verlegung von Betrieben oder Betriebsteilen bzw. Spaltung
oder Fusionen von Unternehmen und Betrieben geplant sind sowie von „Vorhaben,
welche die Interessen der Arbeitnehmer des Unternehmens wesentlich berühren
können“ (§ 106 Nr. 10 BetrVG).
Ebenfalls zu unterrichten ist der Betriebsrat bei Betriebsänderungen, „die
wesentliche Nachteile für die Belegschaft oder erhebliche Teile der Belegschaft
zur Folge haben können“ (§ 111 Abs. 1 BetrVG). Ein echtes Mitbestimmungsrecht
besteht nur insoweit, als der Betriebsrat über den Ausgleich oder die Milderung der
wirtschaftlichen Nachteile, die den Arbeitnehmern entstehen, einen Interessen-
ausgleich (Sozialplan) erzwingen kann (vgl. § 112 BetrVG).
Vor allem bei der Einführung neuer Techniken hat der Betriebsrat kein volles
Mitbestimmungsrecht. Zwar hat der Arbeitgeber den Betriebsrat rechtzeitig von
seinen Planungen zu unterrichten und die vorgesehenen Maßnahmen und ihre
möglichen Auswirkungen auf die Arbeitnehmer so rechtzeitig zu beraten, „dass
Vorschläge und Bedenken des Betriebsrats bei der Planung berücksichtigt werden
können“ (§ 90 Abs. 2 BetrVG). Aber nur für den Fall,
Auf diesem sehr aktuellen Feld kann demnach die Mitbestimmung erst in Gang
gesetzt werden, wenn „das Kind in den Brunnen gefallen ist“. Es handelt sich
demnach um ein korrigierendes Mitbestimmungsrecht, ohne wirkliche Macht-
teilung. Auch die novellierte Fassung des Betriebsverfassungsgesetzes gleicht
dieses Mitbestimmungsdezit auf dem Feld der Technikeinführung nicht aus. Sie
schreibt nunmehr zwar dem Arbeitgeber vor, den Arbeitnehmer über geplante
Maßnahmen und deren mögliche Auswirkungen auf seinen Arbeitsplatz, die Ar-
beitsumgebung und den Tätigkeitsinhalt zu unterrichten (§ 81 Abs. 4 BetrVG). Das
eingeschränkte Mitbestimmungsrecht des Betriebsrats (§§ 90, 91 BetrVG) wird
jedoch nicht nachgebessert.
Für den öffentlichen Dienst, in dem ca. 4,5 Mio. Personen beschäftigt sind, hat
man nach dem Zweiten Weltkrieg eine eigenständige rechtliche Grundlage für die
Die Funktionsweise der bundesdeutschen Mitbestimmung 69
tretung, die auch aus Bezirks- und Hauptpersonalräten besteht (§§ 53 f. BPersVG).
Bevor eine Einigungsstelle angerufen werden kann, beraten zunächst die Arbeit-
geber und Arbeitnehmervertreter auf höherer Ebene und versuchen eine Einigung
herbeizuführen. Anders als Gesamtpersonalräte sind Bezirks- und Hauptperso-
nalräte unabhängig von den Dienststellenpersonalräten. Der Gesamtpersonalrat
ist wie der Gesamtbetriebsrat keine hierarchisch übergeordnete Einheit. Er ist für
Fragen zuständig, die mehrere Dienststellen betreffen (§§ 55 f. BPersVG). Aus-
schüsse sind nach dem BPersVG nicht vorgesehen und können daher nur als rein
beratende Gremien konstituiert werden.
Eine wesentliche Differenz von Bundespersonalvertretungsgesetz und Be-
triebsverfassungsgesetz besteht darin, dass das Initiativrecht im ersteren Gesetz
in Mitbestimmungsfragen insofern eingeschränkt ist, als die oberste Dienst-
behörde und nicht die Einigungsstelle abschließend entscheidet (§ 70 BPersVG).
Aus den Mitbestimmungsrechten werden im Rahmen des Initiativrechts reine
Mitwirkungsmöglichkeiten.
Das Personalvertretungsrecht lässt darüber hinaus keine Möglichkeit zur
tarifvertraglichen Ergänzung oder gar Änderung zu (§ 3 BPersVG). Die Verschwie-
genheitspicht des Personalrats ist sehr weitgehend. Beide Regelungen erschweren
auch die Arbeit der Gewerkschaften im öffentlichen Dienst.
In Angelegenheiten, die Beamte betreffen, hat der Personalrat nur einge-
schränkte Mitbestimmungsrechte (§ 69 Abs. 4 Satz 3 i. V. m. § 76 BPersVG).
Während die Unterscheidung in bestimmte Beschäftigtengruppen im Be-
triebsverfassungsgesetz praktisch zurückgedrängt ist, besteht im öffentlichen
Dienst traditionell eine starke Trennung von Beamten und Tarif beschäftigten.
Bei der Geschäftsführung des Personalrats sind alle Gruppen zu beteiligen. Der
Personalrat wird nur tätig, wenn alle Beschäftigtengruppen betroffen sind. Obwohl
die Zahl der Fälle stark abnimmt, führt diese Regelung zu einer Polarisierung.
Mitbestimmungsrechte des Personalrats bestehen u. a. bei Einstellungen,
Beförderungen, Versetzungen, Arbeitzeitregelungen (soweit dies Gesetze oder
Tarifverträge vorsehen) und Urlaubsplanungen (§ 75 BPersVG).
Neben der Einschränkung der Beteiligungsrechte im Vergleich zum Betriebs-
verfassungsrecht im Allgemeinen ist an der besonderen Gesetzgebung für den
öffentlichen Dienst problematisch, dass nicht ein Gesetz die Rechte der Beschäf-
tigten als Grundrechtsträger im Erwerbsleben regelt, sondern neben dem BetrVG
und dem BPersVG insgesamt 16 in den einzelnen Bundesländern. Dass darüber
hinaus für Beamte und Tarifbeschäftigte unterschiedliche Regelungen bestehen
führt zu einer übermäßigen Differenzierung, die nicht zuletzt auch die Arbeit der
Rechtsprechung, der Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände im öffentlichen
Dienst erheblich erschwert.
Die politischen Auseinandersetzungen um die Mitbestimmung haben sich
in der Vergangenheit weniger an der Mitbestimmung im öffentlichen Sektor und
Die Funktionsweise der bundesdeutschen Mitbestimmung 71
Zweck der Unternehmensmitbestimmung ist es, bei der Formulierung des Unter-
nehmensinteresses, dem sämtliche Organe des Unternehmens verpichtet sind,
nicht nur wirtschaftliche, sondern auch soziale Gesichtspunkte einzubringen.
Deshalb haben die Vertreter der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat die Möglichkeit,
auf die Unternehmenspolitik und Leitung des Unternehmens Einuss zu nehmen.
Die Unternehmensleitung ist Sache des Vorstandes bzw. der Geschäftsführung.
Der inhaltliche Geltungsbereich der Mitbestimmungsrechte erstreckt sich auf die
Rechte des Aufsichtsrats gegenüber dem Vorstand. Die Mitbestimmungsrechte
reichen nicht weiter als die Rechte des Aufsichtsrats.
Der sachliche Geltungsbereich der Mitbestimmung hängt dagegen von fol-
genden Faktoren ab:
Welche Rechte hat der Aufsichtsrat ? Der Aufsichtsrat ist das Unternehmensorgan,
das den Vorstand kontrolliert. Er hat dazu Informations-, Überwachungs- und
bestimmte Entscheidungsbefugnisse. Im Einzelnen: Der Aufsichtrat
er beruft die Hauptversammlung der Aktionäre ein (§ 111 Abs. 3 AktG) und
schließlich sind
bestimmte Geschäfte des Vorstandes von der Zustimmung des Aufsichtsrats
abhängig (§ 111 Abs. 4 AktG).
Er diskutiert gemeinsam mit dem Vorstand die Unternehmensstrategie.
Auf diesen Tätigkeitskatalog des Aufsichtsrats beschränkt sich inhaltlich die Mit-
bestimmung. Ihre Reichweite ist abhängig vom Einuss, den die Arbeitnehmer-
vertreter im Aufsichtsrat auf dessen Entscheidungen und Tätigkeit nehmen können.
Bei der Funktionsweise der Mitbestimmung kommt es deshalb entscheidend auf
folgende Faktoren an:
(1) für Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten in der Bergbau, Eisen- und
Stahlindustrie im sogenannten Montan-Mitbestimmungsgesetz von 1951 (vgl. Abb. 2)
Der Aufsichtsrat setzt sich in der Montanindustrie paritätisch aus Vertretern
der Anteilseigner und der Arbeitnehmer zusammen. Ihm gehört ein weiteres „neu-
trales“ Mitglied an. Bei elf Aufsichtsratsmitgliedern sitzen somit fünf auf der
Arbeitgeber- und fünf auf der Arbeitnehmerseite.
Von den fünf Mitgliedern der Arbeitnehmerseite werden zwei vom Betriebsrat
nominiert. Drei Arbeitnehmervertreter werden von der Spitzenorganisation der
Gewerkschaften vorgeschlagen, davon ein Mitglied, das den Arbeitnehmern zwar
nahe steht, aber weder Betriebsmitglied noch von den Gewerkschaften abhängig ist.
Auch der Arbeitgeberseite gehört ein solches Mitglied an. Diese sogenann-
ten „weiteren Mitglieder“ repräsentieren im Aufsichtsrat die unternehmensexterne
Öffentlichkeit.
Die Funktionsweise der bundesdeutschen Mitbestimmung 73
den sog. „neutralen Mann“. Er ist das 11. bzw. 15. Mitglied im Aufsichtsrat.
Er kann nicht gegen das Veto der Arbeitnehmervertreter gewählt werden.
den Arbeitsdirektor. Er ist vollberechtigtes Mitglied des Unternehmens-
vorstandes und leitet den Personal- und Sozialbereich. Der Arbeitsdirektor
kann nicht gegen die Mehrheit der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat
gewählt oder abberufen werden. Dadurch wird die Mitbestimmung im Auf-
sichtsrat auf den Vorstand des Unternehmens erweitert. Der Arbeitsdirektor
gilt deshalb auch als Mitbestimmungsorgan im Vorstand.
Eine wesentliche Neuerung bringt das 1988er Gesetz für das oben beschriebene
Wahlverfahren der Aufsichtsratsmitglieder. Der Aufsichtsrat setzt sich nunmehr
aus 15 Mitgliedern zusammen: sieben von Arbeitgeberseite, sieben von Arbeitneh-
Die Funktionsweise der bundesdeutschen Mitbestimmung 75
(2) Für Großunternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten gilt das Mitbestim-
mungsgesetz von 1976 (vgl. Abb. 3).
Dieses Gesetz wurde von der damaligen sozial-liberalen Koalition geschaffen.
Mit ihm verbanden die Gewerkschaften die Hoffnung, die in der Montanindustrie
bewährte Mitbestimmung auf sämtliche Großunternehmen auszudehnen.
Diese Hoffnung wurde enttäuscht. Zwar setzt sich der Aufsichtsrat nach dem Ge-
setz von 1976 zu gleichen Anteilen aus Anteilseignern und Arbeitnehmervertretern
zusammen. Von 12 Aufsichtsratsmitgliedern13 sitzen 6 auf der Arbeitnehmerbank.
Zwei (und bei Aufsichtsräten mit 20 Mitgliedern drei) Arbeitnehmervertreter wer-
den von den im Betrieb vertretenen Gewerkschaften vorgeschlagen.
Aber die Parität im Aufsichtsrat wird aus zwei Gründen nicht erreicht:
Erstens muss die Arbeitnehmerseite einen Platz für die Vertretung der „leiten-
den Angestellten“ reservieren. Der leitende Angestellte kann wegen seiner Nähe
zur Unternehmensleitung nicht als Vertreter der Arbeitnehmer gewertet werden,
wird ihnen aber zugerechnet.
12
Bei Unternehmen mit einem Gesellschaftskapital von mehr als 25 Millionen € kann der Aufsichtsrat
aus 21 Mitgliedern, davon 10 Vertretern der Arbeitgeber und 10 der Arbeitnehmer, bestehen.
13
Die Anzahl der Aufsichtsratsmitglieder steigt mit der Anzahl der Beschäftigten. Bei 10 Tsd.–20 Tsd.
Beschäftigten hat der Aufsichtsrat 16 Mitglieder, bei mehr als 20 Tsd. Arbeitnehmern 20 Mitglieder
(§ 7 MitbestG).
76 Mitbestimmung als Idee und Modell
1. der Aufsichtsrat kennt weder ein „neutrales“ Mitglied, noch „weitere Mitglie-
der“, die die unternehmensexterne Öffentlichkeit repräsentieren.
2. Zwar sieht auch das Gesetz von 1976 einen Arbeitsdirektor vor. Dieser kann
jedoch – im Unterschied zur Montanmitbestimmung – auch von der Kapital-
seite allein bestellt werden. Der Arbeitsdirektor ist von der Arbeitnehmerseite
im Aufsichtsrat unabhängig.
(3) Für Unternehmen von 500 bis 2000 Beschäftigten gilt das Drittelbeteiligungs-
gesetz vom Mai 2004 (vgl. Abb. 4). Nach diesem Mitbestimmungsmodell muss
ein Drittel des Aufsichtsrats aus Arbeitnehmervertretern bestehen, die von den
wahlberechtigten Beschäftigten des Unternehmens in allgemeiner, gleicher und
unmittelbarer Wahl gewählt werden. Es gelten die Grundsätze der Mehrheitswahl.
78 Mitbestimmung als Idee und Modell
Zwei Drittel des Aufsichtsrats stellt die Kapitalseite. Sind ein oder zwei Auf-
sichtsratsmitglieder auf der Arbeitnehmerbank zu wählen, so müssen diese im
Unternehmen beschäftigt sein. Sind mehr als zwei Aufsichtsratsmitglieder der Ar-
beitnehmer zu wählen, müssen mindestens zwei Mitglieder der Arbeitnehmerseite
im Unternehmen beschäftigt sein. Wahlvorschläge können von den Betriebsräten
und den Arbeitnehmern eingereicht werden, wobei die Vorschläge der Arbeitneh-
mer von mindestens einem Zehntel der Wahlberechtigten oder von mindestens
100 Wahlberechtigten unterzeichnet sein müssen (§ 6 DrittelbG).
Die Größe des Aufsichtsrats ist für kleinere Kapitalgesellschaften nicht ge-
regelt. Sie leitet sich aus dem einschlägigen Gesellschaftsrecht ab.14
Die Drittelparität im Aufsichtsrat stellt die schwächste Form der Unterneh-
mensmitbestimmung dar. Im europäischen Vergleich markiert sie dagegen eher den
Mainstream der Unternehmensmitbestimmung (vgl. die tabellarische Übersicht bei
14
Lt. Aktiengesetz muss z. B. der Aufsichtsrat in einer Aktiengesellschaft aus mindestens drei und
kann, je nach Höhe des Grundkapitals, höchstens aus 21 Mitgliedern bestehen.
Die Funktionsweise der bundesdeutschen Mitbestimmung 79
Renaud 2008, S. 189). Sie verleiht der Arbeitnehmerseite eher symbolische Macht,
aber keinen wirklichen Einuss auf die Ausübung der Aufsichtsratsfunktionen.
Die unterparitätische Besetzung der Aufsichtsräte stärkt nicht die Demokratisie-
rungsfunktion der Mitbestimmung.
Fazit: Das deutsche Mitbestimmungsmodell hat für die Gewerkschaften und Ar-
beitnehmer an Glanz verloren. Denn, gemessen am Vorbild der Montanmitbestim-
mung, brachte das Mitbestimmungsgesetz von 1976 eine Niederlage.
Die Unternehmer dagegen hatten sich mit der Mitbestimmung zunächst
arrangiert. Mehr noch: Die „Modernisten“ unter ihnen riefen zur Verteidigung
der Mitbestimmung auf (vgl. Mohn 1985, S. 50). „So friedlich wie in deutschen
Betrieben geht es kaum irgendwo in Westeuropa zu (…). Häuger als anderswo
einigen sich Gewerkschaft und Arbeitgeber hierzulande ohne Streik, wenn es
um neue Tarifverträge geht. Dies ist der Erfolg eines Dialogs, der beiden Seiten,
trotz aller Interessengegensätze, laufend Einblick in die gegenseitigen Belange
und Sorgen gibt. Dazu trägt die Mitbestimmung im Betrieb ganz entscheidend
bei. Betriebsräte und Aufsichtsräte sorgen dafür, dass Unternehmer nicht über
die Köpfe der Belegschaft hinweg entscheiden“ (Frankfurter Rundschau Nr. 293
vom 18. Dez. 1986, S. 5).
Dieses Zitat stammt aus einer Anzeige der hessischen Unternehmerverbände in
überregionalen Tageszeitungen anlässlich der Bundestagswahlen vom 25. Jan. 1987.
Inzwischen gilt die Unternehmensmitbestimmung den organisierten Arbeitgebern
als „historischer Irrtum“ (so der ehemalige BDI-Präsident Rogowski) und als nicht
mehr zeitgemäß. Die Mitbestimmung steht heute wieder im Streit zwischen orga-
nisierten Interessen und ihre Zukunft zur Debatte. Deren Ausgang ist offen und
dürfte entscheidend davon abhängen, wem die Mitbestimmung nutzt. Cui bono? Die
Antwort gibt die Mitbestimmungspraxis. Diese ist Gegenstand des folgenden Teils 2.
82 Mitbestimmung als Idee und Modell
Übungsaufgabe 3
4 Zusammenfassung: 6 Thesen
1. Die deutsche Mitbestimmung ist so alt wie die Bundesrepublik Deutschland. Sie
ist entstanden auf der Grundlage eines gesellschaftlichen Konsenses zur Neuord-
nung von Wirtschaft und Gesellschaft nach dem zweiten Weltkrieg.
Das Ergebnis ist ein Torso: das Wirtschaftssystem und der Arbeitsplatz blei-
ben von der Mitbestimmung frei. Das Modell reduziert die Mitbestimmung auf
die Ebenen des Betriebs(rats) und des Unternehmens (Aufsichtsrats).
der Demokratisierung,
der Erhaltung des sozialen Friedens und
der Integration der Arbeitnehmer und ihrer Gewerkschaften.
Nur in der Montanindustrie (Bergbau, Stahl- und Eisenerzeugung) setzt sich der
Aufsichtsrat paritätisch zusammen. In Unternehmen mit weniger als 2000 Be-
schäftigten verfügen die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat dagegen nur über
eine Drittel-Parität. In den großen Unternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten
84 Mitbestimmung als Idee und Modell
Weiterführende Literatur
Die Mitbestimmung wurde von der demokratiepolitischen Idee zum Modell der
bundesdeutschen Wirtschaftsverfassung nach dem zweiten Weltkrieg. Mit ihrer
institutionellen Ausformung und rechtlichen Absicherung war der Weg in eine
mitbestimmte Unternehmenspraxis geebnet. Idee und Modell der Mitbestimmung
waren Gegenstand der obigen Darstellung (Teil 1). Die Praxis der Mitbestimmung
wird im folgenden Teil 2 behandelt.
Die praktischen Erfahrungen mit der Mitbestimmung sind facettenreich
und vielschichtig. Sie weisen unternehmensspezische Besonderheiten auf, die
in einer einführenden Abhandlung keinen Platz haben. Im Folgenden werden
forschungsgestützte Erkenntnisse zur Praxis der Unternehmensmitbestimmung
(Kap. 1), im Betrieb durch die Betriebsräte (Kap. 2) und am Arbeitsplatz (Kap. 3)
vorgestellt. Anschließend wird der Blick auf die Besonderheiten der Interessen-
vertretung im öffentlichen Dienst gelenkt (Kap. 4). Ein Fazit (Kap. 5) fasst die
Ergebnisse zusammen.
88 Mitbestimmung in der Praxis
Nach dem Blick auf zentrale Daten zur Entwicklung der Unternehmensmitbestim-
mung werden die Verstetigungs- und Veränderungstrends der Mitbestimmungs-
praxis im Unternehmen unter besonderer Berücksichtigung der Mitbestimmung
nach dem MitbestG 1976 dargestellt. Dieses regelt, wie oben dargelegt wurde (vgl.
Teil 1, 3.2), die Aufsichtsratsmitbestimmung in Großunternehmen.
Die Mitbestimmung ist in der Praxis mit einer Reihe von Problemen konfron-
tiert, die in zwei Kategorien eingeteilt werden können:
Nach Inkrafttreten des Mitbestimmungsgesetzes von 1976 hat sich die Zahl der
quasi-paritätisch mitbestimmten deutschen Unternehmen kontinuierlich erhöht,
während sie heute wieder leicht rückläug ist. Diese Entwicklung hat unterschied-
liche Ursachen.
Nach der Einführungsphase der Unternehmensmitbestimmung Mitte der
1970er Jahre mussten sich die Aufsichtsräte in 475 Unternehmen neu konstituie-
ren, um die Gremien der veränderten Gesetzeslage anzupassen. Die anfängliche
Befürchtung, dass die Unternehmen in größerem Umfang eine Flucht aus der
Unternehmensmitbestimmung antreten, bestätigte sich zwar nicht, wenngleich
einige große Unternehmen durch rechtliche Änderungen oder Unternehmens-
abspaltungen unter den Grenzwert von 2000 Beschäftigten aus diesem Mit-
bestimmungsmodell elen. Davon abgesehen erhöhte sich beständig die Zahl
der Unternehmen, für die das neu de nierte MitbestG von 1976 galt. Die 1980er
Jahre kennzeichnet ein fortgesetzter Anstieg der Zahl mitbestimmungspichtiger
Unternehmen, der sich im Zuge der Wiedervereinigung und der Institutionali-
sierung der Unternehmensmitbestimmung in den ostdeutschen Unternehmen
zunächst (mit einem deutlichen Sprung) fortgesetzt hat. Nach einer weiteren
Zunahme ist inzwischen ein Absinken auf das Niveau gegen Ende der 1990er
Jahre festzustellen. Im Jahr 2007 greift die quasi-paritätische Mitbestimmung
im Aufsichtsrat noch in knapp 700 Unternehmen. Hinter diesem rückläugen
Trend verbergen sich z. B. die Outsourcing- und Dezentralisierungskonzepte
der Kapitalgesellschaften, die dadurch aus dem Geltungsbereich des Mitbestim-
mungsgesetzes von 1976 fallen.
Die Aufsichtratsgröße wird regelmäßig in der Frage kontrovers beurteilt, wie
weit sie die Arbeitsfähigkeit der Gremien beeinusst (vgl. unten 1.2). Mitbestim-
mungsgegner oder zumindest ihre Kritiker werfen das Argument in die Waag-
schale, die Größe der Aufsichtsräte würde die Kommunikationskultur negativ
beeinussen. Ein Blick auf quantitative Kennziffern zeigt allerdings, dass hier
häug ein Nebenkriegsschauplatz eröffnet wird, anstatt die Lösungssuche zur
Fortentwicklung der Unternehmensmitbestimmung mit einer praxisgerechten Dis-
kussion über ihre qualitativen Funktionsprobleme zu führen. Jürgens u. a. (2008,
S. 162) argumentieren darüber hinaus, dass große Aufsichtsräte sogar über eine
besser entwickelte Aufsichtsrats- und Mitbestimmungspraxis verfügen.
Die Mehrzahl der mitbestimmten Unternehmen verfügen über durchaus
„schlankere“ (12er) Aufsichtsräte.
90 Mitbestimmung in der Praxis
Darüber hinaus spricht für die Größe der Aufsichtsräte, dass eine Reihe von priva-
ten mitbestimmten Aktiengesellschaften das Gremium freiwillig vergrößert haben
(ebenso im Übrigen auch nicht mitbestimmte sowie drittelbeteiligte Aufsichtsräte),
was als Indiz für die herausragende und gestiegene unternehmenspolitische Funk-
tion des Aufsichtsrats zu interpretieren ist (vgl. Gerum 2007, S. 210 ff.).
Die Mitbestimmung im Aufsichtsrat wirft allerdings Praxisprobleme auf, die
die Funktionsweise des Kontrollgremiums betreffen. Diese Problemstellungen
beziehen sich auf die Efzienz und Qualität der Überwachungs- und Entschei-
dungsprozesse, auf die Organisation der Aufsichtsarbeit bzw. die Zusammen-
arbeit innerhalb und zwischen den Gremien (mit Unternehmensleitung und
Aufsichtsratsausschüssen).
Was hat die Mitbestimmung in den Unternehmen tatsächlich bewirkt ? Die Diskus-
sion des realen Veränderungspotentials der Unternehmensmitbestimmung konzen-
trierte sich zunächst, im Anschluss an die 1976er Gesetzgebung, auf zwei Fragen:
Erhöht die Mitbestimmung tatsächlich den Einuss der Arbeitnehmer auf die
unternehmerischen Entscheidungen ?
Senkt die Mitbestimmung die ökonomische Efzienz der Unternehmen ?
Die erste Frage ist mit einem bedingten Ja, die zweite mit einem klaren Nein zu
beantworten.
Mit Unterstützung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung wurde
die Mitbestimmungspraxis in sämtlichen Unternehmen untersucht, die in den Gel-
tungsbereich des ’76er Gesetzes fallen. Die Studie (vgl. Bamberg u. a. 1984) kommt
zu folgenden Ergebnissen: die tatsächliche Einussnahme der Arbeitnehmerseite
im Aufsichtsrat hängt entscheidend davon ab,
94 Mitbestimmung in der Praxis
Die Praxis zeigt, dass der Aufsichtsrat häug erst dann eingeschaltet wird, wenn
der Entscheidungsprozess bereits gelaufen ist. Die Tätigkeit des Aufsichtsrats re-
duziert sich auf die Beschlussfassung. Die weitaus meisten Beschlüsse werden
einstimmig gefasst. Die Mitbestimmung schrumpft auf die Teilnahme am Abstim-
mungsverfahren zusammen. Der Aufsichtsrat tagt in der Regel nur vier Mal im Jahr.
Er taugt praktisch nicht zu einer ex-ante-Kontrolle. Daraus lässt sich schlussfolgern:
Dem quantitativen Zuwachs der Arbeitnehmersitze im Aufsichtsrat entspricht nicht
automatisch eine qualitative Ausweitung des Arbeitnehmereinusses. Die Mitbe-
stimmung eignet sich kaum als Instrument für die Ausübung von „Gegenmacht“,
wie von ihren Protagonisten anfangs manchmal erhofft. Der Aufsichtsrat selbst
hat nur einen eng begrenzten unternehmenspolitischen Stellenwert. Ein bekannter
deutscher Satiriker spottete: „Der Aufsichtsrat rät, was er beaufsichtigen soll“.
Was Kurt Tucholsky vor vielen Jahrzehnten mutmaßte, wird durch die heutige
Mitbestimmungspraxis bestätigt.
Insbesondere schränkt die Mitbestimmungspraxis – entgegen früheren Be-
fürchtungen von Unternehmerseite – die Eigentumsrechte der Kapitaleigner nicht
ein (vgl. Bertelsmann-Stiftung/ Hans-Böckler-Stiftung 1998, S. 95). Die Arbeit-
nehmervertreter im Aufsichtsrat nehmen praktisch kaum Einuss auf die Un-
ternehmenspolitik. Aufsichtsratsmitglieder, die in mehr als fünf Aufsichtsräten
verschiedener Unternehmen sitzen, sind keine Seltenheit. Viele von ihnen sind
durch diese Mehrfachmandate schlicht überfordert, ihre Mitbestimmungsrechte
wirkungsvoll auszuüben.
Darüber hinaus behindert die Konzernstruktur der Unternehmen eine wir-
kungsvolle Ausübung der Mitbestimmung im Aufsichtsrat. Mehr als 90 % der
mitbestimmten Unternehmen stehen im Konzernverbund. Konzernrecht und Mitbe-
stimmungsrechte sind unzulänglich aufeinander abgestimmt. Insbesondere wenn die
Konzernverwaltung im Ausland liegt, haben die Aufsichtsräte der deutschen Toch-
terunternehmen keine ausreichenden Informationsrechte, um effektiv mitbestimmen
zu können (zur Gesamtproblematik vgl. Wendeling-Schröder 1983, S. 34 ff.).
Dementsprechend hat auch die Mitbestimmung kaum Auswirkungen auf
die ökonomische Ef zienz. Die Sachverständigenkommission des Deutschen
Bundestages („Biedenkopf“-Kommission) hat hierzu bereits im Vorfeld der Mit-
bestimmungsgesetzgebung von 1976 eindeutig Stellung bezogen. Danach wirkt
sich die Mitbestimmung nicht negativ auf dem Kapitalmarkt aus (vgl. Mitbestim-
mungskommission 1970). Rentabilitäts- und Efzienzkriterien werden durch die
Praxis der Mitbestimmung im Aufsichtsrat 95
Mitbestimmung nicht tangiert, denn auch die Arbeitnehmervertreter sind daran in-
teressiert, dass ihr Unternehmen wirtschaftlich prosperiert. Vor allem aber tangiert
die Mitbestimmung deshalb nicht die ökonomische Efzienz, weil, wie wir gesehen
haben, der tatsächliche Einuss der Arbeitnehmerseite auf die Unternehmenspoli-
tik nicht die Qualität einer gleichberechtigten Entscheidung hat. „Die eindeutigen
Mehrheits- und Machtverhältnisse zugunsten der Anteilseignervertreter sind die
Ursache dafür, dass der Aufsichtsrat keine gewichtige Ebene der Formulierung
und Durchsetzung von Arbeitnehmerinteressen sein kann. Die Arbeitnehmerver-
treter verfügen in diesem Gremium nicht über die notwendigen Druckmittel, um
bei wichtigen Unternehmensentscheidungen zumindest die Berücksichtigung von
Arbeitnehmerinteressen erzwingen zu können. Was sich in diesem Sinne bewegen
lässt, wird im Vorfeld der Aufsichtsratssitzungen bewegt und zumeist sind es eher
kompensatorische Aushandlungserfolge, die die Arbeitnehmervertreter hier errei-
chen. Frühzeitige Information über und wenigstens begrenzte Einussnahme auf
bedeutsame, gar strategische Unternehmensentscheidungen sind dem gegenüber
selten“ (Bürger 1989, S. 132).
Die Kommission Mitbestimmung kommt 1985 allerdings zu einer differen-
zierten Einschätzung der wirtschaftlichen Folgen der Aufsichtsratsmitbestimmung.
Dieser werden zum einen strukturkonservierende Wirkungen zugeschrieben, weil
sie Investitionen vornehmlich in bestehende Unternehmen fördere und, nach ver-
breiteter Ansicht, die „feindliche Übernahme“ von Unternehmen erschwere. Zum
anderen zwinge die Aufsichtsratsmitbestimmung die deutschen Unternehmen, bei
ihren strategischen Entscheidungen, zuviel Aufmerksamkeit auf die personalpoli-
tischen Entscheidungsfolgen zu richten. Schließlich wird gegen die Aufsichtsrats-
mitbestimmung angeführt, dass sie Karrierechancen von Managern in deutschen
Großunternehmen zu sehr an die Fähigkeit zur Kooperation mit der Belegschaft
und zur Aushandlung von Konsens koppelt und dadurch zu komparativen Nach-
teilen gegenüber einem ausländischen Management führe, das weniger konsens-
orientiert und deshalb eher bereit ist, auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen.
Gegen diese negative Einschätzung der wirtschaftlichen Wirkungen der Mit-
bestimmung wird eingewandt, dass gerade die strukturkonservierenden Wirkun-
gen zu einer hohen Investitionsrate der deutschen Wirtschaft beigetragen haben,
die nicht zuletzt auch auf die durch Mitbestimmung bewirkte Investitionssicher-
heit zurückzuführen ist. Eine mitbestimmungsbedingte frühzeitige Berücksich-
tigung von personalwirtschaftlichen Aspekten bei Managemententscheidungen
unterstreiche zudem die zunehmende Bedeutung der Humanressourcen in der
modernen Produktion, die auf Einverständnis und Kooperationsbereitschaft der
Beschäftigten existenziell angewiesen ist. Und schließlich erscheine die Fähigkeit
des deutschen Managements zur Konsensbildung bei tiefgreifenden Restruktu-
rierungsprozessen als komparativer Vorteil, die deutsche Mitbestimmung mit-
hin als ein organisationskulturelles Element, das dazu beiträgt, Verantwortung
96 Mitbestimmung in der Praxis
zu verteilen und damit auch die negativen Folgen von Fehlentscheidungen auf-
grund „einsamer Entschlüsse“ zu minimieren (vgl. Bertelsmann Stiftung/ Hans-
Böckler-Stiftung (Hrsg.) 1998, S. 98 ff.). Dass die Mitbestimmung erfolgreiches
Wirtschaften nicht behindert, sondern vielmehr ihrerseits zum ökonomischen
Erfolg beiträgt, belegen die folgenden wirtschaftshistorischen Überlegungen: es
ist „fast ein Gemeinplatz, dass der Wert des ‚menschlichen Vermögens‘ nicht nur
an seiner eigenen Quantität und Qualität zu messen ist, sondern vor allem auch
an der Fähigkeit der jeweiligen Gesellschaft zu ‚Soziabilität‘, d. h. Herstellung
vertrauensvoller Zusammenarbeit im Wirtschaftsprozess. Fehlt diese Fähigkeit,
ist Kooperation nur mit Hilfe formaler Regeln, Vorschriften und Zwangsmaß-
nahmen durchzusetzen. Die Kosten, die dabei anfallenden Transaktionskosten,
liegen aber umso höher, je komplexer die Aufgaben sind, die eine Volkswirtschaft
bewältigen muss, um am (Welt-) Markt erfolgreich zu sein. Misstrauen wirkt sich
dann praktisch wie eine Steuer auf wirtschaftliches Handeln aus. Die Einführung
der Mitbestimmung zielte in Deutschland von Anfang an darauf ab, diese Kosten
zu minimieren“ (Abelshauser 1999, S. 234).
Wenden wir uns zur weiteren Überprüfung der Unternehmensmitbestimmung
nun ihrer „jüngsten“ Praxis im globalen Wettbewerb und in der Internationalisierung
der Wirtschaftsbeziehungen zu. Zu fragen ist nach den Strukturen der Interessen-
aushandlung und des sozialen Dialogs in den Kontrollgremien der Unternehmens-
mitbestimmung sowie nach Wirkungen der Unternehmensmitbestimmung auf die
Unternehmensführung.
Hier zeigt sich: Die Zukunft der Unternehmensmitbestimmung, ihre Fort-
schreibung und Weiterentwicklung steht im Spiegel ihrer Praxis wiederholt zur
Diskussion. Dass sich in der jüngsten Vergangenheit abermals unterschiedliche
Kommissionen mit der Unternehmensmitbestimmung befasst haben, zeigt, die
deutsche Mitbestimmung ist kein statisches System. Die Überwindung ihrer Im-
plementationsprobleme und die anschließende Konsolidierung der Unternehmens-
mitbestimmung bedeutet infolgedessen nicht, dass
Die positiven Wirkungen der Mitbestimmung wurden zwar im Zuge einer Ko-
operation zwischen der Hans-Böckler-Stiftung und der Bertelsmann Stiftung
bestätigt. Die an der gemeinsamen Kommission beteiligten Arbeitgebervertreter
bekräftigten, dass die Mitbestimmung eine „Extrarendite“ bringt, die durch Parti-
Praxis der Mitbestimmung im Aufsichtsrat 97
zipation, Kooperation und Konsens erzielt wird.1 Dagegen setzten BDA und BDI
Anfang 2004 eine gemeinsame „Kommission Mitbestimmung“ ein, welche die
vorgebliche Sonderstellung der deutschen Mitbestimmung in Europa kritisierte
und Konzepte zur Erneuerung der Unternehmensmitbestimmung vorstellte. Die
Argumente bezogen sich z. B. auf die Ineffektivität großer Aufsichtsratsgremien,
die Kontrollfähigkeit und Entscheidungen verzögert, die fehlende Akzeptanz bei
ausländischen Investoren und die unternehmerischen Kosten der Mitbestimmung.
Auf die Ergebnisse dieser Arbeitgeberkommission folgten zwangsläug gewerk-
schaftliche Gegenargumente mit dem Ziel, diesen neuerlichen „Anschlag“ auf die
deutsche Mitbestimmung abzuwehren.
Aber auch die (zweite) Biedenkopf-Kommission, eingesetzt von der rot-grü-
nen Bundesregierung im Jahr 2005 und besetzt mit Vertretern der Arbeitgeber,
Arbeitnehmer und Wissenschaft, konnte trotz der wissenschaftlichen Vorschläge
zur Fortentwicklung der Unternehmensmitbestimmung (beispielsweise zur Größe
des Aufsichtsrats und Wahl seiner Mitglieder, zum Mitbestimmungsniveau in
Konzernstrukturen wie zu den Folgen der Europäisierung und Internationalisie-
rung für die Unternehmensmitbestimmung) keinen verbandspolitischen Konsens
erzielen, da sich die Arbeitgebervertreter dagegen sperrten, die Gewerkschafter
hingegen die Modernisierungsvorschläge weitgehend unterstützten. Darüber hin-
aus stellten die Arbeitgebervertreter die Beibehaltung der paritätischen Besetzung
des Aufsichtsrats nach MitbestG von 1976 für große Kapitalgesellschaften in Frage.
Obwohl der Wert der Mitbestimmung im wissenschaftlichen Bericht der Kom-
mission gewürdigt wurde und auf dieser Basis auch Modernisierungsszenarien
entwickelt wurden, konnte man sich nicht auf einen gemeinsamen Vorschlag an
die Politik einigen. Die Kommissionsarbeit blieb politisch folgenlos.
Auch zu den ökonomischen Folgen der Unternehmensmitbestimmung be-
stehen regelmäßig divergierende Auffassungen zwischen Arbeitgeberverbänden
und Gewerkschaften. Strittig ist, ob die Unternehmensmitbestimmung ein Wett-
bewerbsnachteil oder ein Standortvorteil in den internationalen Wirtschaftsbezie-
hungen ist, d. h. ob sie zur ökonomischen Bremse wird oder unternehmenspolitische
Gestaltungskraft verleiht. Demgegenüber ist die Unternehmensmitbestimmung
aber zuvorderst ein gesellschaftspolitisches Projekt im Rahmen der demokra-
tischen Gestaltung der Wirtschaftsbeziehungen und an diesem Ziel zu messen.
Im Zuge des internationalen Standortwettbewerbs haben indes Fragestellungen
zu den Folgen der Unternehmensmitbestimmung für die ökonomische Efzienz
diese gesellschaftspolitische Zielvorstellung zunehmend überlagert (vgl. dazu die
einschlägigen empirischen Studien in Teil 3). Die wissenschaftlichen Mitglieder
der Kommission zur Modernisierung der deutschen Unternehmensmitbestimmung
1
Die Stiftungen richteten 1996 gemeinsam eine Kommission Mitbestimmung mit dem Ziel ein, eine
empirische Bestandsaufnahme der Mitbestimmungspraxis und ihrer Folgen zu erstellen.
98 Mitbestimmung in der Praxis
das verfügbare Wissenportfolio bedeuten also nicht, dass damit auch automatisch
das Einusspotenzial des Aufsichtsrats erhöht ist.
Jeder Versuch, die Unternehmensentwicklung zu beeinussen, setzt aber eine
rechtzeitige Information des Aufsichtsrats durch den Vorstand über Risiken und
Chancen von Unternehmensentscheidungen voraus. Hier zeigt sich: Die Informa-
tionsversorgung durch den Vorstand ist inzwischen zwar überwiegend zufrieden
stellend, allerdings in abgeschwächter Form in den Aufsichtsräten von GmbHs und
in kleineren Aufsichtsratsgremien. Die Versorgung mit regulären Informationen
(gesetzlich vorgeschriebene Unterlagen und Berichten) hat sich verbessert, aber im
Vorfeld von Entscheidungen bestehen noch informatorische Dezite, die sich vor
allem auf die zu erwartenden geschäftlichen Risiken und Chancen beziehen. Wer
(als nebenamtlicher Akteur mit geringen Ressourcen) über diese Informationen
allerdings nicht verfügt, kann nur bedingt bzw. unter erheblichem Aufwand unter-
nehmenspolitische Alternativen in die Diskussion einbringen und den Vorhaben
des Vorstands gegenüberstellen. Die Informationsbeschaffung muss durch infor-
melle Kanäle bzw. soziale Netzwerke (also damals wie heute) abgesichert werden,
wozu etwa die Kontaktierung des Arbeitsdirektors und Vorbesprechungen mit
weiteren Vorstandsmitgliedern dienen. Die Entscheidungsndung im Aufsichtsrat
erfolgt anschließend in konsensualer Weise (nach dem oben skizzierten Grund-
muster) und die Anwendung des Doppelstimmrechts des Aufsichtsratsvorsitzenden
ist eine Ausnahmeerscheinung geblieben.
In den Routinen der Aufsichtsratssitzungen ist mit Blick auf diese Konsens-
ndung entgegen der strikten Trennung der Bänke ein höheres Verständnis als
Gesamtgremium vorteilhafter. Das zeigen Praxisfälle, aber auch hierzu ndet
man Unterschiede. Dieses Verständnis ist in Konzernen und Aktiengesellschaf-
ten ausgeprägter als in GmbHs. Andere Schwachstellen sind außerdem in der
Binnenkommunikation des Aufsichtsrats auszumachen, d. h. im Informationsuss
zwischen Gesamtgremium und seinen Ausschüssen. Sie bergen das Risiko, dass
sich die Beratungsfunktion des Aufsichtsrats zunehmend auf die Ausschüsse ver-
lagert und deshalb Kontrolldezite in der Unternehmensführung auftreten können,
da die Entscheidungsverantwortung schließlich beim Gesamtgremium verbleibt.
Ein erstes Zwischenfazit zur praktischen Aufsichtsratsarbeit lautet somit, dass
der Wandel und damit die Frage nach der Zukunftsfähigkeit der Aufsichtsräte
insbesondere durch den Trend gekennzeichnet sind, dass sich die mitbestimmten
Aufsichtsräte von einem rückblickenden Kontroll- zu einem vorausschauenden Be-
ratungsgremium verändern, wenngleich mit gemäßigtem Entwicklungstempo, Stol-
persteinen und branchenspezischen Unterschieden und inhaltlichen Abstrichen.
Somit bleibt zu diskutieren, wie die Unternehmenskontrolle durch den
mitbestimmten Aufsichtsrat zu verbessern wäre. Hierzu liegt eine umfassen-
de Bestandsaufnahme des deutschen Corporate Governance-Systems vor: zur
Leistungsfähigkeit, zur Kontinuität und zum Wandel des deutschen Systems der
Praxis der Mitbestimmung im Aufsichtsrat 101
Die Überwachung des Vorstands durch den Aufsichtsrat weist aufgrund einer
teilweise widersprüchlichen und unvollkommenen Organisation des Entschei-
dungsprozesses insgesamt noch Mängel auf. Die Verbesserungen bei den
formalen Voraussetzungen zur Überwachung des Vorstands hängen von der
Existenz der Informationsanordnungen, der Qualität zustimmungspichtiger
Geschäfte, der Organisation der Vorstandsarbeit und der Ausgestaltung von
Aufsichtsratsausschüssen ab. Die Kreierung zustimmungspichtiger Geschäf-
te (unternehmensstrategisch gehaltvollere Vorbehaltskataloge auf der Grund-
lage des TransPuG 2002) hat die unternehmenspolitische Kompetenz des
Aufsichtsrats zwar gestärkt und die Informationsversorgung des Aufsichtrats
(Berichtsinhalte und Berichtsfrequenz) verdichtet. Die Informationsinhalte
betreffen allerdings weniger die strategische Planung und schränken somit
die Überwachungsfunktion des Aufsichtsrats wiederum ein.
In den Ausschüssen werden die Entscheidungsgrundlagen geprüft. Nach den
gesetzlichen Regeln müssen sie aber nicht paritätisch besetzt sein und können
das Mitbestimmungspotenzial der Arbeitnehmervertreter verringern, falls
diese in den Ausschüssen in der Minderheit sind und nicht nur fachliche
Gründe bei dieser Zusammensetzung eine Rolle spielten.
Der Blick auf die Arbeitnehmerbank zeigt: Die formale Macht liegt primär in
den Händen der Betriebsräte (zunehmend der KBR), während das Einuss-
potenzial der externen Gewerkschaftsvertreter als gleich bleibend (gegenüber
den 1970er Jahren) einzustufen ist. Unterm Strich hat sich das Mitbestim-
mungspotenzial der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat verbessert. Indikatoren zur
Machtverteilung in diesem Gremien belegen, dass sich in etwa einem fünftel
der mitbestimmten Aktiengesellschaften eine Konstellation ndet, bei der
der Aufsichtsrat die Unternehmenspolitik vollständig überwachen kann und
die Gleichberechtigung der Arbeitnehmerseite durchgängig akzeptiert wird.
2
Im Rahmen einer Längsschnittuntersuchung zu Aktiengesellschaften im Bereich des MitbestG
1976 wurden aktuelle Daten (aus dem Jahr 2004) unter Hinzuziehung von Vergleichsdaten (aus dem
Jahr 1979) interpretiert. Der Forschungsarbeit lagen Geschäftsberichte, Satzungen, Geschäftsordnun-
gen (von Aufsichtsrat und Vorstand) von 347 (im Jahr 2004) Aktiengesellschaften mit Aufsichtsrat
nach dem MitbestG 1976 (sowie 281 im Vergleichszeitraum 1979) zugrunde.
102 Mitbestimmung in der Praxis
stellung, wie der Aufsichtsrat über die ex post-Kontrolle hinaus eine nachhaltige
und professionelle Gestaltungsfunktion im Rahmen der Unternehmensführung
ausüben kann.
Die inhaltliche Ausrichtung der Aufsichtsratstätigkeit der Arbeitnehmer-
vertreter ist in diesem Diskurs allerdings umstritten. Die Frage lautet: Nimmt die
Arbeitnehmerbank ihre arbeitspolitische Kontrollfunktion dann noch ausreichend
wahr ? Ein Risiko ist im Falle einer grundlegenderen Veränderung der Aufsichts-
ratskultur evident. Einerseits wird der Aufsichtsrat zum strategischen Instrument
der Unternehmensführung, andererseits müssen die Aufsichtsratmitglieder auf der
Arbeitnehmerbank ihre Kontrollfunktion im Arbeitnehmerinteresse wahrnehmen,
also einen immer schwierigeren Spagat bewältigen. „Klassische“ Arbeitnehmer-
themen, die Vertretung sozialer und personaler Arbeitnehmerinteressen könnten
daher zu weit von ökonomischen Aufgabenstellungen überlagert werden. Des-
halb mahnen Wissenschaftler mit guten Gründen eine personal- und arbeitspoli-
tische „Rückbesinnung“ der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat an (Schumann
2008). Im Fokus ihrer Kontroll- und Verhandlungsstrategie müsse der Erhalt von
Beschäftigungsverhältnissen und die Entwicklung der Humanressourcen (auch
mit dem Ziel „Guter Arbeit“) bleiben.
Ziehen wir also das abschließende Fazit. Seit Inkraftreten des Mitbestimmungs-
gesetzes haben sich die Funktionsprobleme der Unternehmensmitbestimmung
verändert. Es gibt durchaus Optimierungsbedarf bei den bestehenden gesetzlichen
Normen zur Aufsichtsratsarbeit, zugleich neuen mitbestimmungspolitischen Strate-
giebedarf der Akteure auf Arbeitnehmerseite und Anpassungsbedarf angesichts der
Europäisierung und Internationalisierung der Unternehmen. Die Lösungsvorschlä-
ge fallen allerdings je nach interessenorientiertem Standpunkt erwartungsgemäß
unterschiedlich aus, und die Auffassungen zwischen Arbeitgeberverbänden und
Gewerkschaften divergieren ebenso wie zwischen wirtschaftsdemokratisch orien-
tierten Akteuren und wirtschaftsliberalen Kräften aus Politik und Wissenschaft.
Übungsaufgabe 4:
Weiterführende Literatur
Jirjahn, Uwe (2010): Ökonomische Wirkungen der Mitbestimmung: Ein Update, Düssel-
dorf (Arbeitspapiere der Hans-Böckler-Stiftung, Heft 186), http://www.boeckler.de/
pdf/p_arbp_186.pdf
Jürgens, Ulrich/Lippert, Inge/Gaeth, Frank (2008): Information, Kommunikation und
Wissen im Mitbestimmungssystem. Eine Umfrage unter Arbeitnehmervertretern
im Aufsichtsrat. Baden-Baden
Gerum, Elmar (2007): Das Deutsche Coporate Governance-System. Eine empirische
Untersuchung. Stuttgart
sowie eine qualitative Tarifpolitik bei Qualizierung und Weiterbildung (vgl. dazu
ausführlich Wannöffel 2006, S. 22 ff.). Diese Verbetrieblichung stellt die Betriebs-
räte vor interessenvertretungspolitische Mammutaufgaben im Betrieb und über die
Betriebsgrenzen hinaus, denn die betriebsnahe Tarifpolitik führt zu einer Diffe-
renzierung in den Beschäftigungsbedingungen, die zuvor in Flächentarifverträgen
für alle Beschäftigten geregelt waren.
Der Betriebsrat erfährt durch diese Tendenz einen auffallenden Bedeutungs-
zuwachs. Möglichst verhandlungsstarke Betriebsräte müssen Regelungsinhalte in
der betrieblichen Praxis umsetzen bzw. durch Betriebsvereinbarungen regulieren.
Zugleich unterliegt die Führungskultur in den Unternehmen seit langem einem
anhaltenden Wandel. Der Betriebsrat muss sich daher auch partizipativen Manage-
mentkonzepten stellen (vgl. dazu weiter unten 3.). Direkte Mitarbeiterpartizipation
oder alternative Formen des betrieblichen Interessenausgleichs haben sich in den
betrieblichen Arbeitsbeziehungen als eine Regulierungsebene mit dem Betriebsrat,
aber auch neben sowie ohne den Betriebsrat etabliert. Diese Aufgabenstellungen
markieren bereits enorme Herausforderungen in der modernen Betriebsratsarbeit.
Allerdings kommen noch andere dazu.
Weitere Auslöser für die Aufgabenfülle der Betriebsräte sind die permanenten
Reorganisationsprozesse in den Unternehmen sowie technologische Entwicklun-
gen in kurzen Innovationszyklen, die Arbeitsorganisation und Arbeitsbedingungen
der Beschäftigten verändern. Zugleich müssen Betriebsräte das Feld der betrieb-
lichen Personalpolitik sorgsam beobachten und mitgestalten. Der demograsche
Wandel zwingt z. B. zu einer alterns- und altersgerechten Personal- und Gesund-
heitspolitik. Die Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter durch ge-
sundheitliche Prävention und Qualizierung zu sichern, wird in vielen Betrieben
vom Management noch vernachlässigt und stellt sich daher als Betriebsratsaufgabe.
Die Internalisierung bzw. Globalisierung, und schließlich eine Wirtschaftskrise mit
unübersehbaren Folgen, führen im weltweiten Wettbewerb zu Standortsicherungs-
und Beschäftigungsproblemen und die Betriebsräte sind gefordert, Alternativen
zu den Verlagerungsplänen oder Personalabbauprogrammen des Managements
zu entwickeln. Die Veränderung betrieblicher Sozialstrukturen verkompliziert
die Interessenvertretungspolitik des Betriebsrats zusätzlich. Prekäre Beschäfti-
gungsverhältnisse führen zu inhomogeneren Belegschaften mit verschwimmenden
Grenzen zwischen Stamm- und Randbelegschaft. Beispiele sind der vieldiskutierte
Einsatz von Leiharbeitnehmern in den Unternehmen sowie die Zunahme befristeter
Arbeitsverhältnisse, geringfügiger Beschäftigung oder Teilzeitbeschäftigung. Für
den Betriebsrat gilt es nicht nur, äußerst unterschiedliche Interessen von Arbeitneh-
mern zu vertreten, sondern die Ausweitung prekärer Beschäftigung im Rahmen
seiner begrenzten gesetzlichen Beteiligungsmöglichkeiten einzuschränken.
Mit diesen unterschiedlichen Veränderungstrends in der Betriebsratsarbeit
ist ein komplizierter inhaltlicher Spagat angesprochen: Betriebsräte bewegen sich
108 Mitbestimmung in der Praxis
In periodischen Trendreports werden seit Mitte der 1990er Jahre die Ergebnis-
se von Betriebsratswahlen aus verschiedenen Einzelgewerkschaften erhoben
und analysiert, z. B. im (Wahl-) Jahr 2006 von ca. 34.000 Betriebsräte aus
dem Organisationsbereich von fünf Einzelgewerkschaften (vgl. Rudolph/
Wassermann 2007).
Eine jüngere Studie zur betrieblichen Interessenregulierung in Deutschland
(BISS) untersucht die Strukturen der betrieblichen Interessenvertretung auf
der Basis eines repräsentativen Branchenquerschnitts (computergestützte
Telefoninterviews mit Geschäftsleitung und Interessenvertretung). Die
Forschungsergebnisse geben nicht nur Auskunft über die Verbreitung von
Betriebsräten, sondern auch von anderen Vertretungsorganen (AVOs) (vgl.
Hauser-Ditz u. a. 2008).
Das WSI führt regelmäßige Betriebs- und Personalrätebefragungen zur In-
teressenvertretungsarbeit (computergestützte Telefonbefragungen auf der
Grundlage einer Stichprobe aus der Betriebsstättendatei der Bundesagen-
tur für Arbeit) in Deutschland durch. Zum Forschungsset gehören vor allem
zweijährige Hauptbefragungen zur Verbreitung, Struktur und Arbeitsweise
der Interessenvertretung.
Das IAB beobachtet die Verbreitung von Betriebsräten mittels des IAB-Be-
triebspanels. In dieser Unternehmensbefragung wird in Interviews mit den
Geschäftsleitungen nach der Existenz bzw. Nicht-Existenz von kollektiven
Interessenvertretungsorganen, d. h. Betriebsräten und auch alternativen, be-
triebsspezischen Mitarbeitervertretungen gefragt.
Praxis der Mitbestimmung des Betriebsrats 109
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) prüft die Verbreitung von Be-
triebsräten und alternativen Formen der Mitbestimmung anhand der Erhe-
bungen des IW-Zukunftspanels. Diese Stichprobe von Unternehmen aus acht
Branchen- und drei Umsatzgrößenklassen ist auf die Verbandsmitglieds-
unternehmen beschränkt (vgl. Stettes 2008).
3
Zur beispielhaften Veranschaulichung wird im Folgenden auf die Daten aus den Böckler-Boxen
2009 (nach dem IAB-Betriebspanel 2007) zurückgegriffen. Die Böckler-Boxen (www.boeckler-
boxen.de) ndet man auf der Themenseite der Hans-Böckler-Stiftung. Sie beinhalten Basiswissen,
Forschungsergebnisse, Positionen und Praxisberichte, u. a. zur Mitbestimmung in Deutschland (www.
boeckler-boxen.de/1518.html). Die Fakten zur betrieblichen Mitbestimmung, die wir oben gebündelt
präsentieren, sind dort in mehreren Unterthemen abgelegt und nachzulesen. Wichtiges Informations-
material zur Unternehmensmitbestimmung und zur Mitbestimmung in Europa ist ebenfalls in den
Böckler-Boxen zu nden.
110 Mitbestimmung in der Praxis
Darüber hinaus hat die Reform des BetrVG im Jahr 2001 auch die institutionellen
Grundlagen betrieblicher Mitbestimmung nachgebessert.
Die Wahlbeteiligung gilt als Indikator für das Interesse der Belegschaften an
der Interessenvertretungspolitik ihrer Betriebsräte. Die Beschäftigten bewerten
die Interessenvertretungsarbeit, die der Betriebsrat zur Gestaltung ihrer Arbeits-
und Beschäftigungsbedingungen leistet, hoch ein, was sich in ihrer (steigenden)
Bereitschaft zeigt, an der Wahl von Betriebsräten teilzunehmen. In den Betrieben
mit Betriebsräten zeichnet sich nach den Ergebnissen der Betriebsratswahlen 2006
nämlich eine starke Verankerung der betrieblichen Mitbestimmung in den Köpfen
der Betroffenen ab: Eine anhaltend hohe und leicht ansteigende Wahlbeteiligung
von über 80 % im Jahr 2006 gegenüber knapp 75 % im Jahr 1998 spricht für eine
solide Legitimationsgrundlage der Arbeit von Betriebsräten in den Unternehmen
(Rudolph/Wassermann 2007).
Nicht nur dieses Engagement der Belegschaften, sondern auch die Novellie-
rung des BetrVG im Jahr 2001 und die Modernisierung der institutionellen Grund-
lagen betrieblicher Mitbestimmung haben in mehrfacher Hinsicht dazu beigetragen,
die Betriebsräte zu stärken (vgl. ausführlich Wassermann/Rudolph 2005).
Die Betriebsratsarbeit wurde von unzeitgemäßen Betriebs- und Unterneh-
mensgrenzen gelöst und dem Wandel der Unternehmens- und Führungsstrukturen
angepasst. Vielerorts fanden eine Neuordnung der Betriebsrätestrukturen und eine
Einbeziehung bisher betriebsratsloser Betriebe in die Betriebsrätestruktur statt. Die
Gesamtbetriebsräte übernehmen (quasi spiegelbildlich zu den unternehmerischen
Führungsstrukturen) unternehmensübergreifende Interessenvertretungsaufgaben,
entwickeln sich zu strukturellen (Macht-) Zentren der betrieblichen Mitbestim-
mung in Unternehmen mit mehreren Betriebsstätten und vertreten zahlreiche
örtliche Betriebsräte.4
Zu den institutionellen Verbesserungen betrieblicher Mitbestimmung gehört
zudem die Stabilisierung des Zuwachses an freigestellten Betriebsratsmitgliedern
(mit Einschränkungen im Rahmen der Teilfreistellungsoption) nach den verän-
derten Bemessungsgrenzen aus der Reform des BetrVG. Auch die Verdoppelung
des Anteils von Leiharbeitnehmern an den Wahlberechtigten von 2002 bis 2006
nach dem neuen Wahlrecht für Leiharbeitnehmer zeigt, dass diese Regelung deren
Integration in die betriebliche Mitbestimmung fördert.
Gefördert wurde auch die Repräsentanz von Frauen in den Betriebsrats-
gremien. Die Novellierung des Betriebsverfassungsgesetzes leistet einen eigen-
ständigen Beitrag zur Gender-Problematik in der Arbeitswelt. Das formale Mittel,
um Fraueninteressen zu repräsentieren, ist die Einführung der „Minderheiten-
geschlechtsquote“. Diese „Geschlechterquote“, die ein zahlenmäßiges Verhältnis
4
Zur Anzahl der Betriebsratsgremien bzw. lokalen Betriebsräte, die der Gesamtbetriebsrat vertritt,
vgl. auch Behrens/Kädtler 2008.
112 Mitbestimmung in der Praxis
Die Art und Weise, wie der Betriebsrat von seinen Mitbestimmungsrechten Ge-
brauch macht, hängt nicht nur von der Ausformung gesetzlicher Vorschriften ab,
sondern auch von der Interaktionskultur betrieblicher Arbeitsbeziehungen. Die
Betriebspolitik des Betriebsrats, den Typus der Interessenvertretung beeinussen
unterschiedliche Faktoren: die Betriebsgröße, damit auch die Kapazität der Be-
triebsratsgremien (Freistellungen), die Professionalisierungsressourcen und die Ar-
beitsorganisation innerhalb des Gremiums (interne Arbeitsteilung im Betriebsrat)
sowie die Austauschbeziehungen zum Management bzw. die Machtverhältnisse
im Betrieb. Einen Monotyp von Interessenvertretung im Betrieb gibt es also nicht.
Die Mitbestimmungsforschung versucht aus diesen Gründen seit langem,
diese Einflussfaktoren zu gruppieren. Ihre Positionsbestimmungen des Be-
triebsrats markieren verschiedene Typen von Betriebsräten. Sie lassen fundier-
te Aussagen über die praktischen Beteiligungschancen bzw. über den Grad der
Berücksichtigung von Arbeitnehmerinteressen im Unternehmen zu. Die folgen-
den Typologisierungen waren bahnbrechend sowohl mit Blick auf die realen
( Macht-)Beziehungen zwischen Betriebsrat und Management als auch auf das
tatsächliche Einusspotenzial des Betriebsrats in betrieblichen Entscheidungen,
z. B. im Falle von Restrukturierungen.
Das Verhältnis von Betriebsrat und Geschäftsleitung beschreibt vor allem
Kotthoff in seinen zwei viel beachteten Studien von 1981 und 1994. Seine Typologie
Praxis der Mitbestimmung des Betriebsrats 113
beitsbedingungen zeigen, dass sich der Co-Manager immer deutlicher von den
anderen Typen abhebt (vgl. zum Folgenden Minssen/Riese 2007). Er arbeitet pro-
fessionalisiert, mit ausdifferenzierten Arbeitsprozessen, unter hoher Belegschafts-
beteiligung und im intensiven Kontakt zum Management. Die Organisation der
Betriebsratsarbeit gleicht sich der Organisation der Arbeits- und Entscheidungs-
prozesse im Unternehmen an. Die betriebsrätlichen Co-Manager nehmen mit dieser
Interessenvertretungspolitik über die Mitbestimmungs- und Mitwirkungsrechte
des BetrVG hinaus gestaltenden Einuss auf die betrieblichen Entscheidungs- und
Kommunikationsprozesse.
Der Typ des „ Betriebsrats als Co-Manager“ hat unter dem Einuss neuer
Managementmethoden und Produktionskonzepte in der betrieblichen Realität eine
Benchmark für moderne Betriebsratsarbeit gesetzt. Ein Wandel in den betrieb-
lichen Arbeitsbeziehungen, der Trend zur Versachlichung und Modernisierung der
Interaktionskultur zwischen Management und Interessenvertretung hat der Orien-
tierung von Interessenvertretungen am Handlungsmuster des „Co-Managements“
Auftrieb gegeben. Der Auftrieb wurde umso stärker, je mehr technisch-organi-
satorische Innovationen, der Wandel von Betriebs- und Unternehmensstrukturen
und die Umbrüche in den Belegschaftsstrukturen die Arbeitswelt veränderten.
Dadurch gewinnt der Betriebsrat in der Praxis die Bedeutung einer „intermediären
Organisation“ (Müller-Jentsch 1999, S. 9).
Gemeinsam ist allen Typologien zur Betriebsratspraxis, dass sie den inner-
betrieblichen (Rollen-) Spagat der Betriebsräte nachzeichnen: zwischen den Rechts-
normen und daraus resultierenden Aufgaben der betrieblichen Interessenvertretung
nach dem BetrVG und der Beziehungsstruktur zur Belegschaft, zum Management
und zu den Gewerkschaften, in deren Organisationsbereich Beschäftigteninter-
essen vertreten werden. Wer einen Blick auf die (ausgewählten) Typologien zur
Betriebsratspraxis wirft, erkennt nicht nur die Unterschiede, sondern vor allem die
Ähnlichkeiten dieser Versuche, unterschiedliche Varianten von betrieblicher Inter-
essenvertretungsarbeit nach der Fragestellung zu charakterisieren, wie Betriebsräte
im Betrieb verhandeln und agieren und welche Ergebnisse bzw. machtpolitischen
Kompromisse sie in der Auseinandersetzung mit dem Management erzielen. Der
Blick auf die Typologisierungsversuche schärft somit das Verständnis für eine
moderne Betriebsratspraxis.
Übungsaufgabe 5:
Weiterführende Literatur
Fritz Vilmar konstatierte in den 1970er Jahren, dass die gesamte gesetzliche Mit-
bestimmungskonzeption ohne Mitbestimmung am Arbeitsplatz einem Koloss auf
tönernen Füßen gleiche (vgl. Vilmar 1971). Fest verankert auf den Ebenen des
Betriebsrats und des Aufsichtsrats spart sie das Fundament aus, nämlich die Ar-
beitsplätze selbst. Beim Koloss auf tönernen Füßen handelt es sich demnach um
einen kolossalen Torso, der auf Dauer nur dann überlebensfähig ist, wenn er auf
ein gesundes Fundament gestellt, d. h. die Mitbestimmung auf die Arbeitsplätze
verlängert wird. Im Anschluss an die Praxis unternehmens- und betriebsverfas-
sungsrechtlicher Mitbestimmung steht in der folgenden Darstellung diese Partizi-
pationsebene auf dem Prüfstand: die Mitbestimmung am Arbeitsplatz, die direkte
Partizipation der Beschäftigten.
In den 1970er Jahren wurden die Auswirkungen des Fordismus und der tayloris-
tischen Arbeitsorganisation spürbar. Inhumane Arbeitsbedingungen und ein
Stillstand bei der Produktivität führten zu Umorientierungen in der industriellen
Produktionsweise. Nicht nur die Gewerkschaften, sondern auch die Arbeitgeber
problematisierten daher die Folgen einer fordistischen, taylorisierten Massen-
produktion wie steigende Arbeitsunzufriedenheit, hohe Fluktuation, Ausschuss-
produktion und Qualitätsverschlechterungen, die das unternehmerische Ziel,
Produktivitätsfortschritte zu erzielen, behinderten. Unerschlossene Produktivitäts-
reserven wurden dagegen in alternativen Arbeitsorganisationsformen und „huma-
nisierten“ Arbeitsbedingungen ausgelotet. Mit diesen Einsichten war der Boden
für ein Reformbündnis zwischen Staat, Arbeitgebern und Gewerkschaften bereitet.
Das Bündnis schlug sich nieder in modernisierungs- und arbeitspolitischen
Programmen, die partizipationsoffen und forschungsvermittelt sind. Das promi-
nenteste und für die direkte Partizipation am Arbeitsplatz ambitionierteste Pro-
gramm war das Aktionsprogramm „Forschung Humanisierung des Arbeitslebens“
(HdA-Programm), das im Jahr 1974 die sozial-liberale Regierung auegte und
unter Federführung von Hans Matthöfer, dem damaligen Bundesforschungsminis-
ter, umsetzte. Das Programm wurde auch nach dem Regierungswechsel von 1982
beibehalten, aber „entpolitisiert“ (Fricke 2004, S. 149) und 1981 in „Arbeit und
Technik“ umbenannt. In der ursprünglichen Programmzielsetzung heißt es: „Die
Humanisierung des Arbeitslebens darf sich aber nicht nur im Abbau von Belastun-
gen erschöpfen, sondern sollte darüber hinaus dem Einzelnen auch Möglichkeiten
Praxisansätze zur Mitbestimmung am Arbeitsplatz 119
für die Entfaltung seiner Fähigkeiten und damit zur Selbstverwirklichung geben“
(Bundesminister für Forschung und Technologie (Hrsg.) 1978, S. 7).
Das HdA-Programm wurde zunächst von der konservativ-liberalen Bundes-
regierung beibehalten und erst 1989 aufgegeben. Teile der Programmatik wur-
den anschließend mit veränderten inhaltlichen Schwerpunkten (ökonomische,
technische, wettbewerbsorientierte oder innovationsfördernde Zielsetzungen) in
neuen staatlichen Programmen wie „Arbeit und Technik“ und „Innovative Ar-
beitsgestaltung“ übernommen. Schließlich legte die rot-grüne Bundesregierung
2001 unter dem Titel „Innovation Arbeitsgestaltung – Zukunft der Arbeit“ ein
Nachfolgeprogramm auf.
Die Initialzündung zur wissenschaftlichen und praktischen Erforschung wie
Umsetzung direkter Arbeitnehmerbeteiligung im Betrieb gab aber das ursprüng-
liche HdA-Programm, das vor allem als ein Forschungsförderungsprogramm ange-
legt war. Im Rahmen des HdA-Programms wurden ca. 1000 Projekte durchgeführt,
die meisten davon noch in den 1970er Jahren (648 Vorhaben) (vgl. Bundesminister
für Forschung und Technologie (Hrsg.) 1982, S. 9). Im Fokus der Forschungs- wie
Gestaltungsaktivitäten standen Arbeitsstrukturierung, Belastungsreduzierung
und Quali kationssteigerung. Das besondere Novum der HdA-Forschung war,
soweit sie sich mit den betrieblichen Arbeitsbeziehungen beschäftigte, die „Ent-
deckung“ der Arbeitenden selbst als Akteursgruppe. Diese „Entdeckung“ hatte
aufgrund des HdA-Programmprols auch Folgen für die empirische Forschung
zur Arbeitnehmerbeteiligung. Der Verdienst des HdA-Programms liegt darin, die
direkte Partizipation als Voraussetzung humaner Arbeitsbedingungen (forschungs-
gestützt) gefördert zu haben. Von der traditionellen Mitbestimmungsforschung bis
dato zu wenig gewürdigt, avancierte die direkte Arbeitnehmerbeteiligung an der
Gestaltung der Arbeitsbedingungen zu einem wichtigen Forschungsthema. Die
HdA-Forschung bestellte das Feld für innovative Gestaltungsprojekte zur direkten
Arbeitnehmerbeteiligung, d. h. für (Versuchs-) Formen einer Mitbestimmung am
Arbeitsplatz. Die teilautonomen Gruppenarbeitskonzepte, die im Rahmen des
HdA-Programms erprobt wurden, führten zu ersten Bruchstellen mit der taylo-
ristischen Arbeitsorganisation.
Im Rahmen der HdA-Forschung wurde beispielsweise nachgewiesen, dass
die Arbeitnehmer über ungenutzte innovatorische Qualikationen verfügen, die
im Arbeitsalltag brach liegen. Wie diese Qualikationen reaktiviert und ausgebaut
werden können, wurde von einem Forschungsprojekt eindrucksvoll ausgelotet
und praktisch umgesetzt: im sog. Peiner Modell (vgl. Fricke/Fricke/Schönwälder/
Stiegler 1981). Dieses Projekt wurde als Aktionsforschung durchgeführt und gehört
zu den bekanntesten HdA-Forschungsvorhaben. Das Projektziel bestand darin,
die innovatorischen Qualikationen und damit die Partizipationskompetenz von
Arbeitern einer Schraubenfabrik der Peiner Salzgitter AG zu reaktivieren und für
die menschengerechte Gestaltung der Arbeitsbedingungen zu nutzen. Allerdings
120 Mitbestimmung in der Praxis
In den 1980er Jahren avancierte die Vernetzung von Rationalisierung und Huma-
nisierung der Arbeit zum aussichtsreichen Versprechen an Unternehmen und
ihre Beschäftigten. Partizipative Managementkonzepte eroberten die Betriebe
und offerierten den einzelnen Arbeitnehmern bzw. der Arbeitsgruppe einen neu-
en „Akteurstatus“. Verantwortung wurde nach unten an die Arbeitsplätze verla-
gert. Anders als in den Modellprojekten zur Humanisierung des Arbeitslebens
standen nicht verbesserte Arbeitsbedingungen oder mehr Demokratie im Betrieb,
sondern betriebswirtschaftliche Ziele im Fokus der neuen Managementkonzepte:
Qualitätssteigerung, Flexibilisierung der Produktion, reibungslose Umsetzung
technischer Innovationen oder verbesserte Kundenorientierung. Sie führten zur
Praxisansätze zur Mitbestimmung am Arbeitsplatz 121
Mit der Managementoffensive zur Einführung von neuen Formen der Partizipation
und der Erprobung von vor allem in der japanischen Automobilindustrie bewährten
Partizipationsverfahren („Japan-Rezeption“) bekam der „Mitbestimmungskoloss“
viele neue Füße. Allerdings blieb zunächst offen, ob er damit Laufen lernt und ob
sein Weg zur Mitbestimmung am Arbeitsplatz führt. Zu den neuen Formen der
direkten Partizipation zählt vor allem der Qualitätszirkel sowie seine Vorformen
im betrieblichen Vorschlagswesen. Unter Qualitätszirkeln versteht man „Gruppen
von etwa fünf bis zehn Beschäftigten aus einem gemeinsamen Arbeitsbereich, die
regelmäßig (etwa alle 14 Tage oder nach Absprache) für etwa ein bis zwei Stun-
den als Gesprächsrunde während der Arbeitszeit zusammenkommen, um über
ihre tägliche Arbeit zu sprechen und Vorschläge zur Beseitigung von Problemen
(etwa in Bezug auf Qualität, Produktionsablauf, Arbeitsbedingungen) zu erarbei-
ten“ (Breisig 1990, S. 423). Dieser „klassische“ Qualitätszirkel nach japanischem
Vorbild ist inzwischen vielfach mutiert und ndet seinen organisatorischen Aus-
druck in unterschiedlichen Varianten direkter Beteiligung von Arbeitsgruppen an
betrieblichen und arbeitsplatznahen Problemlösungen.
Betriebliche Vorschlagsgruppen zählen zu ihren Vorläufern. Es handelt sich
um Partizipationsverfahren, die Gruppen bzw. Teams von Mitarbeitern in betrieb-
122 Mitbestimmung in der Praxis
Angesichts der Einführung von neuen Produktionskonzepten und der Ablösung der
alten tayloristischen Produktionsweise postulierten Industriesoziologen Mitte der
1980er Jahre das „Ende der Arbeitsteilung“ (Kern/Schumann 1986). Inwieweit be-
fördern die neuen Produktionskonzepte auch die Mitbestimmung am Arbeitsplatz?
Unter dieser Fragestellung sind im Folgenden die arbeitspolitischen Perspektiven
der neuen Arbeitseinsatzkonzepte zu prüfen.
Mit den neuen Produktionskonzepten traten an die Stelle rigider Arbeits-
teilung zunehmend technisch vermittelte, ganzheitlichere Aufgabenzuschnitte.
Unternehmenspolitische Dezentralisierungsmaßnahmen verlagerten Entschei-
dungen näher an die Arbeitsplätze. Im Zuge einer Requali zierung von Indus-
triearbeit erhielt ein neuer Facharbeitertypus erweiterte Handlungsspielräume und
Beteiligungschancen in der Arbeit: Die sog. Rationalisierungsgewinner waren
daher zugleich die „Partizipationsgewinner“, allerdings zeigte sich, dass es sich
nur um einen kleinen Teil der Beschäftigten handelt, der zu dieser Belegschafts-
gruppe gehört.
124 Mitbestimmung in der Praxis
Einen weiteren, und wie sich später erwies, zu euphorischen Schub erhielt
die Debatte über die arbeitspolitischen Aussichten neuer Produktionskonzepte
und neuer Formen von Arbeitnehmerbeteiligung besonders in den 1990er Jahren,
als japanische Produktionsmethoden die Produktionsstätten eroberten. Zu den
Vorreitern gehörte vor allem die Automobilindustrie. Eine breit angelegte Stu-
die des Massachusetts Institute of Technology in 15 Ländern erregte weltweite
Aufmerksamkeit (Womack/Jones/Roos 1992). Diese vergleichende Untersuchung
erforschte in Fabrikationsstätten wie Zulieferbetrieben die Ursachen des Produk-
tivitätsvorsprungs der japanischen Automobilindustrie und konnte die Grund-
züge und Erfolgskriterien der japanischen Fertigungsweise offen legen. Danach
sind es vielfältige Faktoren, die im japanischen Modell die Produktionskosten
senken und die Produktivität erhöhen, wie u. a. die Ausgestaltung der Zuliefer-
beziehungen und die Einführung von Just-in-time Systemen, eine Null-Puffer-
Durchlauforganisation, das Prinzip der Null-Fehler-Produktion, kontinuierliche
Verbesserungsprozesse, ausgeprägte Kundenorientierung etc. Es sind aber ins-
besondere die Produktionsbedingungen, die den Vorsprung der japanischen in-
dustriellen Fertigung gegenüber der europäischen Produktionsweise begründeten.
Die japanische Geheimwaffe im internationalen Wettbewerb ist die „schlanke
Produktion“ bzw. das „Lean-Management“. Im Gegensatz zur europäischen Orga-
nisationsstruktur stützt sich die japanische Arbeitsorganisation weitaus mehr auf
Teams und Gruppenarbeit. Die Gruppenmitglieder üben soweit realisierbar alle
Arbeitsfunktionen des Arbeitsbereichs aus und übernehmen zugleich Aufgaben,
wie Reparaturen an Fertigungsanlagen, Qualitätsprüfung etc., die in die unmittel-
bare Produktion (rück-) verlagert sind.
Die Lean-Production und mit ihr die Gruppenarbeit nach dem japanischen
Organisations- und Fertigungsparadigma fanden in deutschen Managementkreisen
hohe Anerkennung. Die Prinzipien japanischer Produktionsmethoden wurden
adaptiert. Die Folge war ein Zurückfahren des Taylorismus. Diese „Japanisierung“
erreichte ihren Höhepunkt in der Automobilindustrie und veränderte die Realität
von Arbeitnehmerbeteiligung in den Betrieben.
Das neue Produktionsmodell bzw. neue Managementkonzept beinhaltet ver-
schiedene arbeitspolitisch bedeutsame Elemente, die die direkte Partizipation der
Arbeitnehmer befördern. Die hierarchische Fremdbestimmung der Arbeit wird zu-
gunsten individueller bzw. kollektiver Dispositionsspielräume reduziert, wodurch
den Beschäftigten neue Beteiligungsoptionen eröffnet werden. Im Gegensatz zur
tayloristischen Arbeitsorganisation gehören dazu alternative Gestaltungsformen
von Produktionsarbeit mit einem völlig veränderten Vokabular: Verlagerung von
Kontrollaufgaben an Arbeitsteams, ache Hierarchien und Eigenverantwortung,
Empowerment, Tätigkeitsintegration und ganzheitliche Arbeitsvollzüge (Job-
Enrichment) und die Gruppenarbeit. Selbstregulation anstelle von hierarchischer
Praxisansätze zur Mitbestimmung am Arbeitsplatz 125
Führung wurde dadurch auf der Ebene ausführender Industriearbeit in den Un-
ternehmen salonfähig.
Der „Toyotismus“ war aber durchaus eine Verkehrung der Leitideen des Pro-
gramms zur Humanisierung der Arbeit: Konzepte humaner Arbeitsbedingun-
gen wurden jetzt zum Bestandteil ökonomischer Steuerungskonzepte. Zunächst
eine Benchmark für die post-tayloristische Produktionsgestaltung, erwies sich
das Konzept in Europa allerdings auch als eine Bruchstelle zu den industriellen
Beziehungen und Unternehmenskulturen (vgl. hierzu und zum Folgenden Schu-
mann u. a. 2007). Normen und Arbeitswerte der japanischen Gesellschaft führen in
den japanischen Unternehmen zu „betriebsharmonistischen“ Arbeitsbeziehungen.
Diese Harmonisierung unterschiedlicher Interessen (in einer Leistungsgemein-
schaft) nach dem japanischen Grundmuster der Arbeitsbeziehungen ist dagegen
keine Blaupause für deutsche Unternehmen und die industriellen Beziehungen
hierzulande. Die „Reinform“ des Toyotismus konnte sich so nicht durchsetzen.
Vollziehen wir daher einen Sprung in die „Neuzeit“. Danach richtet sich der
Blick sofort auf ein bedeutsames Projekt, das weitaus mehr mit den westeuropäi-
schen Arbeitsbeziehungen kompatibel ist: das Projekt „Auto 5000“ der Volkswagen
AG. Dieses Vorhaben ist unter der Perspektive gruppenförmiger Arbeitsstrukturen
ein gutes Beispiel, das zeigt, wie den Beschäftigten neue Handlungsspielräume
und Beteiligungschancen in der Arbeit geboten werden können. Dem Projekt
liegt das Konzept „Innovative Arbeitspolitik“ zugrunde, das auf der Ebene der
Arbeitsorganisation eine ganzheitliche Gestaltung der Arbeits- und Produktions-
bedingungen mit direkter Partizipation der Mitarbeiter verbindet, gleichzeitig
aber auch Wettbewerbsfähigkeit und wirtschaftliche Ef zienz fördern soll (vgl.
ausführlich Schumann u. a. 2006). Es handelt sich um eine Form von Gruppenarbeit
mit überfachlichen Arbeitsinhalten und Integration von planenden wie instand
haltenden Tätigkeiten. Zugleich werden den Beschäftigten während der Arbeitszeit
Qualizierungen geboten, um ihre Kompetenzen bei der Prozessoptimierung zu
befördern. Das arbeitsorganisatorische Konzept nähert sich auf der Grundlage
von aufgabenintegrationsorientierten Teamarbeitsstrukturen mit erhöhtem Grad
an Gruppenselbstorganisation (durch gewählte Teamsprecher) durchaus einer Mit-
bestimmung am Arbeitsplatz.
Die Mitbestimmungsrelevanz von „ Auto 5000“ liegt in der strukturinno-
vativen Variante von Gruppenarbeit. Strukturinnovative Formen der Gruppen-
arbeit mit hohem Selbstregulierungsgrad bergen abseits des Taylorismus vielerlei
Chancen für die Erweiterung der Mitbestimmung auf den Arbeitsplatz. Nicht
jede Gruppenarbeit ist aber damit gleichzusetzen. Die Gruppenarbeitsforschung
erschließt den Blick auf ein breites Spektrum von Arbeitsformen, die das Eti-
kett „Gruppenarbeit“ tragen, sich aber durch eine unterschiedliche Qualität von
Arbeitnehmerbeteiligung auszeichnen.
126 Mitbestimmung in der Praxis
Verfahren (Typ 1), die ausschließlich der De nitionsmacht eines betrieblichen
Akteurs, in der Regel des Managements, unterliegen. Häug handelt es sich hier-
bei um Qualitätszirkel oder ähnliche managementinitiierte Partizipationsformen.
Davon zu unterscheiden sind multilaterale Verfahren (Typ 2), deren Verfahrens-
regeln zwischen mindestens zwei betrieblichen Akteuren, dem Management und
dem Betriebsrat, entweder ausgehandelt (Variante 1) oder kooperativ gesetzt und
umgesetzt werden (Variante 2).
Die Partizipationsverfahren des ersten Typs führen machtpolitisch zu einem
Nullsummenspiel: Was der eine Akteur, zum Beispiel das Management hinzu
gewinnt, muss der andere Akteur, zum Beispiel der Betriebsrat abgeben. Die
Varianten der multilateralen Partizipation gleichen dagegen einem Positivsummen-
spiel. Beide Akteure können Macht hinzu gewinnen. Dies gilt jedoch nicht für
die Beschäftigten und damit für eine mögliche Erweiterung der Mitbestimmung
auf den Arbeitsplatz. Die Beschäftigten selbst sind am Machtspiel nicht beteiligt,
sie bleiben Ausführende von Entscheidungen der anderen betrieblichen Akteure.
Deren Partizipationsmanagement lässt die (tayloristische) Arbeitsorganisation
grundsätzlich unberührt. Die Partizipation dient hier als sozialintegratives Ma-
nagementinstrument bzw. als Modernisierungsvehikel, indem sie Akzeptanz für
technisch-organisatorische Gestaltungsmaßnahmen schafft. Im schlimmeren Fall
dient sie der Rationalisierung in Eigenregie. In jedem Fall geht von den vielfäl-
tigen Formen der gemanagten Partizipation kein entscheidender Impuls für eine
Erweiterung der Mitbestimmung auf den Arbeitsplatz aus.
Zu einer optimistischeren Einschätzung führt (im Unterschied zu den Typen 1
und 2) dagegen die partizipative Arbeitsorganisation (Typ 3). Diese überwindet
die Parallelorganisation von Beschäftigtenbeteiligung, indem sie diese in die Or-
ganisation der Arbeit selbst einlagert und damit die Arbeitsorganisation partizi-
pationsoffen gestaltet. Dies geschieht in der Praxis vor allem durch qualizierte
Gruppenarbeit in ihrer strukturinnovativen Form. Diese birgt Chancen für eine
Mitbestimmung am Arbeitsplatz.
Der Frage, ob und inwieweit die Gruppenarbeit die Demokratie im Betrieb
befördert wird in Untersuchungen, die sich mit dem Demokratiepotential der
direkten Partizipation auseinandersetzen nachgegangen (vgl. dazu Teil 3). Als
prominentes Projektbeispiel soll die Studie von Klaus Dörre angeführt werden
(zum Folgenden vgl. Dörre 2002). Die empirische Untersuchung arbeitet einen
Trend heraus, nach dem die direkte Beschäftigtenbeteiligung eine arbeitspoli-
tische Pendelbewegung vollzieht. Dazu werden die (oben vorgestellte) Durch-
setzung partizipativer Managementstrategien mit Blick auf die im Zuge der
Japanrezeption eingeführten Formen von Gruppen- und Teamarbeit geprüft, die
Folgen der direkten Beschäftigtenbeteiligung für das System der betrieblichen
Arbeitsbeziehungen gesichtet und ein arbeitspolitisches „Roll Back“ Ende der
128 Mitbestimmung in der Praxis
Dörre gelangt zu einer Typologie von Partizipation mit fünf Typen von Beschäftig-
tenbeteiligung, die in unterschiedlichen Reorganisationsformem vorzunden sind:
die „sozialintegrative Partizipation im Kleinrmennetz“, die „erzwungene Betei-
ligung im desintegrierten Betrieb“, die „gelenkte Beteiligung in der gestrafften
Firmenbürokratie“, die „selbstgesteuerte Partizipation in teilautonomen Gruppen“
und die „individualisierte Partizipation in der New Economy“.
Mainstream der Restrukturierungspraxis der 1990er Jahre ist danach die
gelenkte Partizipation in der gestrafften Firmenbürokratie. Sie stellt den Versuch
dar, Widersprüche und Konikte von Reorganisationsprozessen zu bewältigen,
und zwar auf der Grundlage von mikropolitischen Machtspielen, die Verlauf und
Folgen der Rationalisierung beeinussen.
Relevant für Fragen direkter Partizipation in Arbeitsgruppen sind aber be-
sonders die Forschungsresultate zur „selbstgesteuerten Partizipation“, da es sich
um eine betriebsdemokratische Variante handelt, die demokratische Beteiligungs-
verfahren im betrieblichen Alltag etabliert. Diese Reorganisationsvariante weist
in den untersuchten Betrieben eine weite Variationsbreite auf. Der Grund: Die
betriebsdemokratischen Varianten beruhen auf einem „Kampf um Beteiligung“
zwischen den Arbeitskollektiven, innerhalb und zwischen den betrieblichen Status-
gruppen, aber insbesondere zwischen kontrollierter und kontrollierender Arbeit.
Der „Kampf“ ist ein Spiegelbild von Managementkonzepten, die zum einen die
Beteiligungsbereitschaft der Beschäftigten fördern und zugleich neue Kontroll-
formen, neue Herrschaftsbeziehungen aufbauen, um die Partizipation betrieblichen
Efzienzkriterien unterzuordnen.
Die Mitbestimmung im Betrieb erhält in der betriebsdemokratischen Varian-
te indes durchaus einen „partizipativen Unterbau“. Die Betriebs- bzw. Beteili-
gungspolitik der Mitbestimmungsträger beeinusst die Nachhaltigkeit der direkten
Partizipation. Die Analyse der Partizipation und Arbeitsbeziehungen in der be-
triebsdemokratischen Variante belegt, dass die Einführung partizipativer Arbeits-
formen Veränderungen bewirkt, die am Arbeitsplatz beginnen und dann auf die
angrenzenden Arenen der betrieblichen Mitbestimmung und der Tarifautono-
mie ausstrahlen. Die repräsentative Interessenvertretung wird nicht obsolet, aber
modiziert. Der Politikstil von Betriebsräten ändert sich in Richtung präventiver
5
Zur methodischen Anlage der Untersuchung vgl. Teil 3, Anhang A, Projektnr. 70.
Praxisansätze zur Mitbestimmung am Arbeitsplatz 129
Was aber geschieht mit der Mehrheit der Rationalisierungsdulder (Ältere Arbeitneh-
mer auf traditionellen Arbeitsplätzen) und der Rationalisierungsverlierer (Ausländer,
Behinderte, Dequalizierte und Frauen) ? Für diese bergen die neuen Produktions-
konzepte und die damit einhergehenden Partizipationschancen nicht nur materielle
Rationalisierungseinbußen bis hin zum Verlust des Arbeitsplatzes. Die Rationali-
sierungsverlierer verlieren auch auf dem innerbetrieblichen Partizipationsterrain.
Rationalisierungsverlierer sind häug nicht nur Partizipationsverlierer, son-
dern auch weiblich. Die Beschäftigtenbeteiligung im Betrieb ist geschlechtsspe-
zisch konnotiert. Dass Arbeiterinnen und weibliche Angestellte aufgrund der
Spezica des weiblichen Arbeitsvermögens und Lebenszusammenhangs über ein
hohes Maß an Partizipationskompetenz verfügen, weisen Frerichs/Morschäuser/
130 Mitbestimmung in der Praxis
Übungsaufgabe 6:
Weiterführende Literatur
Dörre, Klaus (2002): Kampf um Beteiligung. Arbeit, Partizipation und Industrielle Bezie-
hungen im exiblen Kapitalismus. Wiesbaden
Kern, Horst/Schumann, Michael (1986): Das Ende der Arbeitsteilung ? Rationalisierung
in der industriellen Produktion. 3. Auage. München
Vilmar, Fritz (1971): Mitbestimmung am Arbeitsplatz. Neuwied und Berlin
Womack, James P./Jones, Daniel T./Roos, Daniel (1992): Die zweite Revolution in der
Automobilindustrie. 7. Auage, Frankfurt/New York
6
Die Zahl der Beschäftigten öffentlicher Unternehmen, d. h. mittelbar im öffentlichen Sektor Tätiger
lässt sich nicht genau quantizieren. Fast 46 % der Beschäftigten in Städten mit mehr als 50.000 Ein-
wohnern sind aber bei privaten Töchtern tätig.
Die Mitbestimmung im öffentlichen Sektor 135
Während die Praxis von Betriebsräten vergleichsweise gut erforscht ist, gibt es zur
Arbeit von Personalräten noch relativ wenige verlässliche Überblicksinformationen.
Über die Tätigkeit von Betriebsräten wissen wir, dass in den neunziger Jahren ihre
Gestaltungsmöglichkeiten zugenommen haben (Kap. 2.3 und 2.4). Im öffentlichen
Sektor lässt sich das quantitativ nicht einordnen.
Die Arbeitsbeziehungen im öffentlichen Sektor sind allerdings in höherem
Maße als die Praxis von Betriebsräten durch die Orientierung an rechtlichen Ab-
läufen und Einzelmaßnahmen und den Versuch der Abwehr von Benachteiligungen
und Gefahren geprägt (Kaether 1995, S. 419 f.). Seit den achtziger Jahren kam
es aber auch im öffentlichen Dienst – u. a. durch die Einführung von Informa-
tions- und Kommunikationstechnik – zu einer zunehmenden Dezentralisierung
der Arbeitsbeziehungen. Verwaltungsabläufe ließen sich angesichts wachsender
Komplexität nicht mehr über die gesetzlich vorgeschriebene Einzelfallorientierung
lösen. Einzelbetriebliche Aushandlungen gewannen, häug in Form von Dienst-
vereinbarungen, an Bedeutung. Ein Nebeneffekt der Dezentralisierung von Ar-
beitsbeziehungen im öffentlichen Sektor war auch, dass die Belange von Beamten
zunehmend zum Gegenstand wurden. Die führte zu einer gewissen Nivellierung
der Statusgruppen des öffentlichen Dienstes. Die Arbeitsbedingungen von Tarif-
beschäftigten und Beamten werden – trotz anders lautender rechtlicher Bestim-
mungen – weniger häug in unterschiedlichen Beteiligungsverfahren geregelt.
Informelle Arrangements von Dienststellenleitern und Personalratsvorsit-
zenden, wie sie noch zu Beginn der achtziger Jahre an der Tagesordnung waren
(Kübler 1981), verlieren also an Bedeutung. Gefördert wurden diese Versach-
lichungstendenzen auch durch externe Berater. Auf Arbeitgeberseite war dies
insbesondere die Kommunale Gemeinschaftsstelle (KGSt) und auf Seiten der
Personalräte z. B. die Technologieberatungsstellen des DGB (TBS).
Komplexe Arbeitsorganisation machte eine Einbindung der Personalräte
erforderlich, um eine Blockierung der Gestaltungsaufgaben durch einzelfall-
orientierte Interventionen zu verhindern. Die Personalräte wuchsen so – ähnlich
wie die Betriebsräte – in eine gestaltende Rolle hinein. Soweit sie dies politisch
beabsichtigten und angesichts der Strategien der Dienstellenleitung vermochten,
konnten die Interessenvertretungen von einer nachträglichen Folgenbewältigung
zu einer präventiven Arbeitsgestaltung übergehen und damit eigene Gestaltungs-
kompetenzen beweisen.
136 Mitbestimmung in der Praxis
Der öffentliche Sektor unterliegt seit Beginn der 1990er Jahre einem erheblichen
Veränderungsdruck. Dieser gewinnt Kraft und Dynamik auf zwei Modernisie-
rungspfaden: der Neugestaltung der Außengrenze (Privatisierung, out-sourcing,
Public Privat Partnership u. a. m.) zwischen öffentlichen und privaten Einrichtun-
gen sowie der Binnenreform der Verwaltungsorganisationen im Zuge des New
Public Managements (vgl. Naschold/Bogumil 1998). Diese tangieren auch die
Arbeitsbeziehungen in den öffentlichen Einrichtungen und bergen neue Risiken
und Chancen für die Personalräte. Die betriebliche Mitbestimmung hat im Zuge
von Verwaltungsreformvorhaben in der Regel an Bedeutung gewonnen. Da die
Modernisierungsstrategien, die sich im weitesten Sinne am Modell des New Public
Management orientieren, einen umfassenden Wandel der Aufgabenwahrnehmung
und Arbeitsstrukturen zum Ziel haben, ist eine Beteiligung der betrieblichen
Interessenvertretung jenseits der Einzelmaßnahmen, an denen Mitwirkungs- und
Mitbestimmungsrechte bestehen, wichtig. Insbesondere sollte durch eine Beteili-
gung der Personalräte auch erreicht werden, dass die Beteiligungsbereitschaft der
Beschäftigten nicht durch eine ablehnende Haltung der Personalvertretung unter-
miniert wird. Das Co-Management der Personalräte erhielt so einen neuen Schub,
Gestaltungsbereitschaft war gefragt. Die Bereitschaft der Interessenvertretung zu
kooperieren, war ausweislich empirischer Forschung, gleichfalls hoch (vgl. Kißler/
Graf/Wiechmann 2000, S. 66 ff.).
In der Praxis haben über 60 % der Kommunen die Personalräte bei der Kon-
zeptionierung ihrer Modernisierungsinitiativen beteiligt. Immerhin noch fast
30 % wurden auch am Modernisierungsprozess beteiligt. Vertiefende empirische
Analysen kommen zu dem Ergebnis, dass fast 60 % der Personalräte eine mit-
gestaltende Rolle wahrnehmen können und sich nicht auf ihre durch das defensive
und an Einzelfällen ausgerichtete Personalvertretungsrecht vorgegebene Rolle
beschränken. Bei den Großstädten sind es sogar über 90 %, bei Kommunen mit
weniger als 50.000 Einwohnern immerhin noch fast 50 %. Die Interessenvertretung
ist also in eine intermediäre Rolle hineingewachsen. Neben den unmittelbaren
Die Mitbestimmung im öffentlichen Sektor 137
Interessen der Beschäftigten, strebt sie auch die Verbesserung von Verwaltungs-
prozessen an. Sie muss dabei einen Spagat aushalten, nicht nur Beschäftigten- und
Arbeitgeberinteressen ausgleichen, sondern auch die Interessen von Modernisie-
rungsgewinnern und -verlierern abwägen. Sie erhält aber im Gegenzug mittelbare
Gestaltungsmöglichkeiten. Diese Rolle entfaltet grundsätzlich positive Wirkungen,
da Interessendifferenzen strukturiert und produktiv aufgelöst oder bearbeitet wer-
den können. Diese Ergebnisse der Partizipationsforschung im öffentlichen Sektor
stehen allerdings in Kontrast zu den erzielten Ergebnissen der Beteiligung. Fast
zwei Drittel der betrieblichen Interessenvertreter schätzen ihren Einuss auf den
Modernisierungsprozess als gering ein. Personalräte, die über die gesetzlichen
Grundlagen ihrer Arbeit hinaus beteiligt werden, sehen das positiver. Bemerkens-
werterweise geht eine Beteiligung der Interessenvertretung mit einer weitgehen-
den Umsetzung von Modernisierungselementen einher, wie empirische Analysen
zeigen (vgl. Bogumil u. a. 2007).
Trotz des überwiegend vorhandenen Gestaltungswillens der betrieblichen
Interessenvertretungen in den Kommunen und den positiven Ergebnissen, die
dadurch erzielt werden können, ist die Arbeitnehmerseite – mehr noch als nach
dem Betriebsverfassungsrecht – auf den guten Willen der öffentlichen Arbeit-
geber angewiesen. Je kleiner eine Kommune ist, je weniger wahrscheinlich ist
es, dass sich ein Personalrat gestaltend einbringen kann. Hinzu kommt, dass
die Personalvertretungsgesetze vieler Bundesländer eingeschränkt wurden. Die
Rechte nordrhein-westfälischer Personalräte wurden z. B. deutlich reduziert. So
gibt es beispielsweise keine Beteiligungsrechte im Zuge von Versetzungen mehr.
Personalräte sind dadurch noch weniger in der Lage „auf Augenhöhe“ mit ihrer
Dienststellenleitung zu verhandeln.
Die faktische Erweiterung der Handlungsmöglichkeiten der Personalräte kon-
trastiert dabei in frappierender Weise mit der Rechtsprechung zur Mitbestimmung
im öffentlichen Dienst. Nach Auffassung des Bundesverfassungsgerichtes darf sich
diese nur auf rein innerdienstliche Maßnahmen erstrecken (vgl. oben Teil 1, 3.1.4).
Der Geltungsbereich der Personalvertretungsgesetze der Länder wird überdies
durch formelle Privatisierung, d. h. durch Gründung kommunaler Eigengesell-
schaften, stetig reduziert, wodurch Beschäftigte zunehmend in den Genuss des
Betriebsverfassungsgesetzes und der Mitbestimmung im Aufsichtsrat kommen,
was insgesamt ein deutlich erweitertes formelles Beteiligungsniveau impliziert.
möglichkeiten. Zwar gibt es sowohl nach dem BetrVG Gesamtbetriebsräte als auch
nach den Landespersonalvertretungsgesetzen Gesamtpersonalräte, diese können
aber ebenso wenig wie Konzernbetriebsräte Zuständigkeit für die jeweils andere
rechtliche Organisationsform beanspruchen. Kooperation ist nur auf freiwilliger
Basis möglich. Durch Dienst-, Betriebs- bzw. Tarifvereinbarungen lassen sich
aber zumindest Informationsrechte für ein Kooperationsgremium von Personal-
und Betriebsräten im „Konzern Stadt“ kodizieren. Der vom DGB im Rahmen
der Novellierungsdiskussion zum BetrVG vorgetragene Vorschlag, einen „Ge-
meinsamen Ausschuss“ von Betriebs- und Personalräten fakultativ vorzusehen
(im DGB-Entwurf § 118c BetrVG; vgl. DGB-Bundesvorstand 1998, S. 124), ist
vom Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung nicht aufgegriffen worden,
zumal für eine solche Regelung die Veränderung des Bundespersonalvertretungs-
gesetzes, das u. a. als Rahmengesetz für die Landespersonalvertretungsgesetze
dient, nötig gewesen wäre: Typischerweise ist das Bundesinnenministerium als
für das BPersVG federführendes Ministerium eher mitbestimmungskritisch.
Die formellen Änderungen sind auch mit materiellen verbunden: Die Solida-
rität und die Macht der Arbeitnehmerseite droht zu erodieren. Das ist nicht allein
für die Arbeitnehmer von Nachteil. Positivsummenspiele zwischen Arbeitgeber-
und Arbeitnehmerseite werden immer weniger wahrscheinlich, wenn (Gesamt-)
Personalräte Gefahr laufen, Macht einzubüßen. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit
sachadäquater und efzienter Lösungen. Das ist vor allem darin begründet, dass
von den Beschäftigten und ihren Vertretern mit weniger großer Wahrscheinlichkeit
produktive Zusammenarbeit und die Teilung gemeinsamer Ziele erwartet werden
kann, wenn deren Position an Gewicht verliert. Es droht Widerstand seitens der
Beschäftigten bzw. ihrer Vertreter, und damit werden Problemlösungen für die
kommunale Gemeinschaft weniger efzient.
welche auch nur in weniger als 40 % der Kommunen mit mehr als 10.000 Einwoh-
nern erfolgen, ermöglichen kaum eine Gestaltung der eigenen Arbeitssituation.
Der Beteiligungserfolg ist dementsprechend noch geringer als der der Personal-
vertretungen. Mehr als 80 % der Personalratsvorsitzenden halten den Einuss
der Beschäftigten auf Modernisierungsmaßnahmen für gering. Der Gestaltungs-
anspruch der Beschäftigten läuft oft ins Leere und es werden Frustrationen und
Reformwiderstand erzeugt (Bogumil u. a. 2007).
In der Praxis zeigt sich, dass Beschäftigte bereit sind, sich an Rationalisierungs-
und auch an Einsparmaßnahmen zu beteiligen, solange sie wissen, dass es sich bei
dem Prozess nicht um einmalige Veranstaltungen handelt, die keine „Reformdivi-
dende“ versprechen. Wenn den Beschäftigten im öffentlichen Dienst eine nachhal-
tige Beteiligung ermöglicht wird, d. h. die Partizipation sich auch im Arbeitsprozess
fortsetzt und zu einer beteiligungsorientierten Arbeitsorganisation führt, steigt ihr
Vertrauen und ihre Veränderungsbereitschaft. Eine nachhaltige Beteiligung zeichnet
sich insbesondere durch Autonomiespielräume aus (Kißler 2007b).
Trotz des Wandels der Personalratsrolle und trotz aller organisatorischen Um-
gestaltungen im kommunalen Bereich blieben die Arbeitsbeziehungen im öffent-
lichen Sektor sehr stabil. Alle Modelle der Organisationsreform setzten auf eine
schrittweise, einvernehmliche Weiterentwicklung der Arbeitsstrukturen. Auch
formelle Privatisierungen änderten nichts an der Stabilität der Arbeitsbeziehungen.
Erst in den letzten Jahren geriet diese traditionelle Stabilität unter Druck. Dass die
Arbeitsbeziehungen in Bewegung gerieten, steht nicht in Zusammenhang mit der
Verwaltungsreform oder formellen Privatisierungen. Politische Entscheidungen
auf der sektoralen Ebene machten sich hier bemerkbar (vgl. Keller 2007):
Die enge Kopplung der Gruppe der Beamten an den Tarifbereich erodiert
seit Mitte der neunziger Jahre zunehmend. Während in der Vergangenheit
tariiche Regelungen unmittelbar auch auf die Beamten übertragen wurden,
wird diese Übernahme seither oftmals zeitlich gestreckt. Seit 2003 sollten ein-
zelne Akteure der Arbeitgeberseite einseitig Arbeitszeiten verlängern, auch
um Druck auf die Tarifbeschäftigten und ihre Gewerkschaften zu entfalten.
Erstmalig in der Geschichte der Bundesrepublik werden der Dualismus der
Statusgruppen und das damit einhergehende folgende Direktionsrecht des
Arbeitgebers für Beamte faktisch wirksam. Vor allem einzelne unionsregierte
Bundesländer betrieben diese Flexibilisierung und trugen damit auch zum
Zerfall der Verhandlungsgemeinschaft der Arbeitgeber in der Tarifarena bei.
142 Mitbestimmung in der Praxis
Die zunehmende Koniktintensität hat erhebliche Folgen für die betriebliche Mit-
bestimmung. Neben der Flexibilisierung der Arbeitsbeziehungen durch Öffnungs-
klauseln, die auch zunehmend im öffentlichen Sektor greifen, steht insbesondere
die Umsetzung tariicher Rahmenvereinbarungen an, bei der Personal- und Be-
triebsräte eine zentrale Rolle spielen. In der Metall- und Elektroindustrie haben die
Arbeitgeber diese Umsetzung bereits für Kosteneinsparungen zu nutzen versucht.
Gleiches deutet sich auch für den öffentlichen Sektor an.
Noch wenig bekannt ist die Einführung eines Anspruches von Beschäftig-
ten, jährlich im Rahmen eines Qualizierungsgesprächs Fragen der beruichen
Weiterbildung mit dem Vorgesetzten zu erörtern (§ 5 TVöD/TV-L). Die Umsetzung
dieser Tarifnorm im betrieblichen Alltag scheitert gegenwärtig noch an unklaren
Verantwortlichkeiten in Bezug auf Personalentwicklung bzw. Fort- und Weiterbil-
dung im Speziellen. Außerdem sind die meisten Personalführungsinstrumente im
öffentlichen Dienst in der Regel nicht verpichtend, alle Beteiligten können dem
Verfahren also ausweichen. Der Qualizierungsbedarf wird in der Regel nicht
von den strategischen Zielen der Verwaltung, sondern von Angeboten her gedacht.
Gegenwärtig wird zwischen den Betriebsparteien noch darüber verhandelt, ob das
Qualizierungsgespräch in Mitarbeitergespräche integriert werden oder einen
eigenständigen Charakter erhalten soll.
Weitaus mehr Aufmerksamkeit erhält das Thema Leistungsbezahlung. Das
neue Tarifrecht (§ 18 TVöD) schafft erstmals die Voraussetzungen, ächendeckend
Leistungsgeld in den Kommunen einzuführen. Die kommunalen Arbeitgeber-
verbände sehen – nach bislang mäßigen Reformerfolgen – im Leistungsentgelt
einen zentralen Schlüssel zur Modernisierung des öffentlichen Sektors. Die Ver-
bände erhoffen sich insbesondere eine Verbesserung der als mangelhaft geltenden
Führungskultur. Zunächst ist eine Ausschüttung von 1 % der kollektiven Entgelt-
summe geplant, in Zukunft angestrebt werden bis zu 8 %. Vor der praktischen An-
wendung verlangt der Tarifvertrag in den Kommunen betriebliche Vereinbarungen
von Interessenvertretung und Arbeitgebern, in denen die konkrete Ausgestaltung
Die Mitbestimmung im öffentlichen Sektor 143
Die große Zahl von Betrieben, die das Betriebsverfassungsgesetz nicht umsetzen,
verweist darauf, dass die Beteiligung von Arbeitnehmern auch in Deutschland
ein Feld sozialer Auseinandersetzung bleibt. Nur ca. die Hälfte der Beschäftigten
arbeitet in Betrieben, welche über Betriebsräte verfügen. Freiwillige Beteiligung
von Beschäftigten durch sog. Andere Vertretungsorgane, welche in ca. 20 % der
deutschen Betriebe bestehen (Hauser-Ditz u. a. 2008), sind in der betrieblichen
Praxis verbreitet. Eingerichtet werden solche freiwilligen Gremien in der Regel
auf Initiative mittlerer und kleinerer Arbeitgeber, um die Lücke, welche durch
die Nichtumsetzung des Betriebsverfassungsgesetzes entsteht, zumindest teil-
weise zu schließen.
144 Mitbestimmung in der Praxis
sie also kein Ersatz für eine rechtlich verbindliche Regelung von Arbeitsbeziehun-
gen und sozialen Mindeststandards sein können.
Zusammenfassend lässt sich festhalten: Freiwillige Regelungen der Corporate
Social Responsibility haben national kaum eine praktische Bedeutung. Allein
große international agierende Unternehmen bedienen sich des Instruments und
verfolgen damit oft eine öffentlichkeitsbezogene Strategie. Noch relativ wenige
Unternehmen, welche über eine bereits ausgeprägte Mitbestimmungskultur ver-
fügen, sind auch bereit einen höheren Grad an Verbindlichkeit anzustreben und
schließen sog. International Framework Agreements ab. Die Beteiligungslücke,
welche aus der Internationalisierung der Wirtschaft herrührt, lässt sich also nicht
nur durch freiwillige Initiativen schließen.
Weiterführende Literatur
5 Zusammenfassung: 8 Thesen
lierende Aufgabe übernimmt. Der Wert der Mitbestimmung lässt sich allerdings
angesichts der Verschwiegenheitspicht oft nicht konkret darstellen.
Die Einführung der Europäischen Aktiengesellschaft führt perspektivisch
zu einem differenzierten Bild der Unternehmensmitbestimmung in Deutsch-
land. Handlungsbedarf seitens des Gesetzgebers besteht bei Mitbestimmungs-
vermeidung durch die Verwendung ausländischer Rechtsformen.
2. Die rechtlich denierte Aufgabe der Betriebsräte ist es, einzelfallorientiert Be-
schäftigteninteressen gegenüber dem Arbeitgeber zu vertreten. Ähnlich wie bei
der Unternehmensmitbestimmung kommt es auch in der Praxis der betrieblichen
Mitbestimmung zu einer Ausweitung der Beteiligungsmöglichkeiten. Betriebsräte
vertreten nicht nur die Interessen der Beschäftigten gegenüber dem Arbeitgeber,
sondern vermitteln auch zwischen Beschäftigteninteressen. Darüber hinaus setzen
sie sich auch für eine auf den Erhalt, Bestand bzw. die Ausweitung der Produktion
gerichtete Unternehmensstrategie ein. Die Betriebsräte sind dabei auf die Gewerk-
schaften angewiesen und darauf, dass grundlegende Konikte in Tarifauseinan-
dersetzungen, d. h. außerhalb des betrieblichen Rahmens, geklärt werden.
3. Beschäftigte sind in der Regel willens und in der Lage sich in ihrem Arbeits-
umfeld auch unmittelbar einzubringen. Direkte Beschäftigtenbeteiligung bendet
sich dabei mehr noch als die Arbeit von Betriebsräten im Spannungsfeld von In-
teressenvertretung und Arbeitsgestaltung. Die unmittelbare Partizipation erweist
sich dabei in der Regel als für die Unternehmen und die Beschäftigten positiv.
Ohne eine weitergehende Ausgestaltung der unmittelbaren Beteiligungsrechte
von Beschäftigten werden Instrumente der partizipativen Arbeitsgestaltung immer
eher Instrumente von Unternehmen mit einer ausgeprägten Mitbestimmungskultur
und hohem Qualikationsniveau der Beschäftigten bleiben.
Was ist gemeint, wenn von Mitbestimmung die Rede ist ? Wie funktioniert sie in
der Praxis, welcher Veränderungsdruck lastet auf ihren Institutionen und welche
Perspektiven verbinden sich mit diesem zentralen wirtschafts- und gesellschafts-
politischen Projekt der Nachkriegszeit? Auf diese Fragen gibt die Mitbestimmungs-
forschung Auskunft. Die Mitbestimmung war von Anfang an Gegenstand von
empirischer Sozialforschung. Die Mitbestimmungsforschung trug entscheidend
zur Wiederbegründung der Industrie- und Betriebssoziologie nach dem Zweiten
Weltkrieg bei. Inzwischen schauen wir auf eine lange Forschungstradition. Wäh-
rend oben die theoretisch-normativen und rechtlich-institutionellen Grundlagen
der Mitbestimmung (Teil 1) sowie ihre Praxis (Teil 2) erörtert wurden, geht es im
Folgenden um einen Überblick über die neuere Mitbestimmungsforschung – um
eine Forschungsbilanz.
Angesichts der Fülle von Forschungsarbeiten, die sich in den letzten 60 Jahren
und vor allem seit der deutsch-deutschen Vereinigung mit Fragen der Mitbestim-
mung und Arbeitnehmerbeteiligung beschäftigt haben, ist das Bilanzieren kein
leichtes Unterfangen. Einige einleitende Bemerkungen zu den Grundlagen der
Bilanz und ihren wesentlichen Dimensionen sind deshalb angebracht.
Die deutsche Mitbestimmung zieht wissenschaftliche Aufmerksamkeit
aus unterschiedlichen Disziplinen an. Sie steht im Fokus von juristischen, wirt-
schaftswissenschaftlichen, organisationswissenschaftlichen und vor allem indus-
trie- und betriebssoziologischen Untersuchungen. Entsprechend zerklüftet ist die
Forschungslandschaft. Gesetzesvorhaben (wie z. B. das Mitbestimmungsgesetz
von 1976) und Veränderungen der institutionellen Grundlagen der Mitbestimmung
brachten in der Vergangenheit zusätzliche Dynamik auf ein inzwischen zwar gut
erforschtes, aber wenig systematisiertes Forschungsfeld. Dieses wird im Folgenden
auf der Grundlage einer Synopse (vgl. Anhang) systematisch vermessen. Diese
stützt sich auf Daten, die im Rahmen eines von der Hans-Böckler-Stiftung ge-
förderten Vorhabens zur Bilanzierung der Mitbestimmungsforschung von ihren
Anfängen bis zur Gegenwart erhoben wurden.1
Die Forschungsbilanz umfasst zwei Phasen der Mitbestimmungsforschung
(1952–1989 und 1990–2010) und vermittelt einen bislang für die Bundesrepublik
einzigartigen Überblick über die empirische Mitbestimmungsforschung von den
Anfängen bis zur Gegenwart. Die folgenden Ausführungen stützen sich auf die
zweite Bilanzierungsphase (1990–2010). Sie präsentieren die Forschungskonjunk-
turen, Forschungsziele und -themen sowie die maßgeblichen Felder, auf denen
sich die Mitbestimmungsforschung bewegte, sowie das methodische Instrumen-
1
Die Forschungsbilanz wurde Ende 2009 abgeschlossen und wird in der Forschungsreihe der Hans-
Böckler-Stiftung bei der Edition Sigma publiziert (vgl. Greifenstein/Kißler 2010).
152 Mitbestimmung im Spiegel der Forschung
tarium, mit dem sie ihre Fragestellungen bearbeitete (vgl. dazu 1). Daran schließt
sich ein ausführliches Portrait des Forschungsgegenstandes an (2). Dieses gibt
Auskunft über die Dimensionen der Forschungsbilanz, über zentrale Fragestellun-
gen und Untersuchungsergebnisse mit dem Ziel, die thematischen und methodi-
schen Schwerpunkte der Mitbestimmungsforschung auf der Zeitachse 1990–2010
herauszuarbeiten. Abschließend (vgl. 3) werden maßgebliche De zite und Per-
spektiven der Mitbestimmungsforschung diskutiert. Dabei liegt das Augenmerk
auf möglichen Doppelungen von Forschungsthemen und Ergebnissen („Über-
forschung“). Vor allem aber sollen Forschungslücken und -desiderate kenntlich
gemacht und dadurch Hinweise für mögliche Aufgaben einer zukünftigen Mitbe-
stimmungsforschung gewonnen werden. Im Zentrum der inhaltlichen Vermessung
der Forschungslandschaft neueren Datums steht der Versuch, konturenscharf die
Funktionsweisen und die Grenzen der institutionalisierten Mitbestimmung (des
Aufsichtsrats, des Betriebsrats, des Personalrats) sowie auch alternativer Beteili-
gungsformen (AVOs in interessenvertretungsfreien Organisationen) abzubilden
und systematisch darzustellen.
Der Teil schließt mit zusammenfassenden Erwägungen zu den Risiken und
Chancen der Mitbestimmung, soweit diese an den vorliegenden Forschungsergeb-
nissen erkennbar sind (4).
Das Forschungsprol 153
1 Das Forschungsprol
Forschung ist nicht interessefrei. Dies gilt auch für die Mitbestimmungsforschung.
Die in den Forschungsprozess eingebrachten Interessen geben Auskunft auf die
Frage, warum und mit welchen Methoden und mit welcher Erkenntnisabsicht
über Mitbestimmung geforscht wird. Die Erkenntnisinteressen der Mitbestim-
mungsforschung markieren deshalb das „Hintergrundrauschen“, das es erlaubt,
unterschiedliche Etappen auf dem Weg von den Anfängen in den 1950er Jahren
bis in die Gegenwart voneinander zu unterscheiden und maßgebliche Forschungs-
dimensionen zu benennen.
Die frühe Mitbestimmungsforschung fragt vornehmlich nach den Wirkun-
gen ihres Gegenstandes auf die Entwicklung von Betrieb und Unternehmen. Ihr
Anspruch war ein gesellschaftspolitischer. Von diesem gesellschaftspolitischen
Interesse blieb später, vor allem in den 1970er Jahren, kaum eine Spur. Die Mit-
bestimmungsforschung fragt in dieser zweiten Etappe vornehmlich nach den Wir-
kungen der Mitbestimmungsgesetze (des BetrVG 1972 und MitbestG 1976) auf
die Implementation und Praxis der Mitbestimmungsinstitutionen (Aufsichtsrat und
Betriebsrat). Nicht die Gesellschaftsentwicklung, sondern die Institutionenentwick-
lung steht jetzt im Fokus des Forschungsinteresses. Mitbestimmungsforschung ge-
rät zur Institutionenkunde. Erst in einer weiteren Etappe (1980er Jahre) nimmt die
Forschung verstärkt die Praxis unterschiedlicher betrieblicher Akteure in den Blick
und fragt, wie sich diese auf die Arbeitsbeziehungen in Betrieb und Unternehmen
auswirkt. Mitbestimmungsforschung wird dadurch unter den Interessenhorizont
von Machtanalysen gerückt und avanciert zur Industrial-Relations-Forschung.
Damit gehen nicht nur eine Verlagerung des Erkenntnisinteresses, sondern auch
eine erhebliche Erweiterung des Fragenkatalogs sowie die Fortsetzung der be-
reits mit der institutionenkundlichen Phase eingeleiteten Schwerpunktverlagerung
auf betriebliche Fallstudien einher. Mitbestimmungsforschung kommt in dieser
Phase vor allem im Gewand der Managementforschung sowie der Partizipations-
forschung im Betrieb daher. Bei allen Unterschieden, weisen diese ersten Etappen
der Mitbestimmungsforschung jedoch eine Konstante auf: die erkenntnisleitende
Suche nach den Wirkungen der Mitbestimmungsgesetze, Institutionen und später
der Akteurspraxis auf die Einstellung der Beschäftigten und der Bevölkerung (in
den 1950er und 1960er Jahren), auf die Mitbestimmungspraxis (Rechtstatsachen-
forschung der 1970er Jahre) und auf die Praxis der Arbeitsbeziehungen in Betrieb
und Unternehmen (1980er Jahre). Mitbestimmungsforschung war bis Ende der
1980er Jahre vor allem Wirkungsforschung.
Der Effektivitätsaspekt und damit ein operatives Erkenntnisinteresse stehen
zunächst noch im Fokus der thematischen Orientierung in den 1990er Jahren und
154 Mitbestimmung im Spiegel der Forschung
von EinzelforscherInnen), die in den 1970er Jahren die Novellierung des Betriebs-
verfassungsgesetzes von 1972 und die Verabschiedung des Mitbestimmungs-
gesetzes von 1976 theoretisch vor- oder nachbereiten. Hier dominiert häug ein
gewerkschaftlicher Interessenbezug. Typisch für diese Studien ist auch, dass sie
den Blick nicht auf die Mitbestimmung einer Institution (wie z. B. des Betriebsrats)
verengen, sondern die Fragestellungen einbauen in ein wirtschaftsdemokratisches
Gesamtkonzept. Beispiele: Fritz Vilmar (1977): Politik und Mitbestimmung: Kri-
tische Zwischenbilanz – integrales Konzept. Kronberg/Ts und Wolfgang Däubler
(1974): Das Grundrecht auf Mitbestimmung. 2. Au., Frankfurt a. M. sowie neuer-
dings: Alex Demirovíc (2007): Demokratie in der Wirtschaft. Positionen, Probleme,
Perspektiven. Münster und Heinz-J. Bontrup (2006): Arbeit, Kapital und Staat.
Plädoyer für eine demokratische Wirtschaft. 3. Au., Köln.
Die synthetisierenden Studien bereiten empirische Arbeiten vor oder bauen
auf deren Ergebnissen auf. Sie werten hierzu im Gewand neutraler Darstellung die
Forschungslage aus. Zwei „klassische“ Synthesen stehen im engen Bezug zur Poli-
tikberatung: Mitbestimmungskommission (1970): Mitbestimmung im Unternehmen.
Bericht der Sachverständigenkommission zur Auswertung der bisherigen Erfah-
rungen mit der Mitbestimmung. Stuttgart und Bertelsmann Stiftung/Hans-Böckler-
Stiftung (Hrsg.) (1998): Mitbestimmung und neue Unternehmenskulturen – Bilanz
und Perspektiven. Bericht der Kommission Mitbestimmung. Gütersloh.
Neueres Beispiel: Kommission zur Modernisierung der deutschen Unterneh-
mensmitbestimmung (2006): Bericht der wissenschaftlichen Mitglieder der Kom-
mission. O. Ort.
Theoriestudien und Forschungssynthesen sind aber nicht Gegenstand der
folgenden Forschungsbilanz. Diese erstreckt sich ausschließlich auf empirische
Forschungsvorhaben. Dabei handelt es sich um Primärerhebungen, die gesamt-
wirtschaftlich (in Form von Meinungsumfragen), branchenweit (in Form von
schriftlichen Befragungen) oder betriebsbezogen (in Form von Fallstudien) mit
den anerkannten Methoden der Sozialforschung durchgeführt werden. Eine theo-
retische Fundierung dieser Forschungsvorhaben ist die Regel, „Fliegenbeinzähle-
reien“ bleiben die Ausnahme. Sie prägen die Forschungslandschaft zur Empirie
der Mitbestimmung.2 Ihre quantitative Verteilung über die bundesdeutsche For-
schungsgeschichte der Mitbestimmung lässt deutliche Höhen und Tiefen erkennen.
Die Quellen, aus denen sich die Forschungsfelder speisen, begründen ausgeprägte
Forschungskonjunkturen.
2
Einen durchaus repräsentativen Überblick über die wichtigsten empirischen Studien seit Mitte der
1970er Jahre vermitteln die Tagungsbände: Diefenbacher/Nutzinger (Hrsg.) 1980; Nutzinger (Hrsg.)
1982; Diefenbacher/Nutzinger (Hrsg.) 1984; Dies. (Hrsg.) 1986; Diefenbacher 1999, S. 151–167; Fun-
der 1995 und Funder 1999, S. 169–198 sowie neuerdings Greifenstein/Kißler 2010 und Jirjahn 2010.
156 Mitbestimmung im Spiegel der Forschung
1.3 Forschungskonjunkturen
institutionenkundliche Perspektive und damit die Frage nach dem Aufbau einer
Interessenvertretung abseits oder unter der Betriebsverfassung im New Economy
Style mit dem Aufkommen der „neuen Wirtschaft“ virulent. Auch die Einrich-
tung von europäischen Betriebsräten ab Mitte der 1990er Jahre revitalisierte die
institutionenkundliche Perspektive. Im nationalen Rahmen waren vor allem Pro-
jekte zur betrieblichen Mitbestimmung, die die Betriebsratswahlen in den Blick
nehmen und die die Auswirkungen der Reform des Betriebsverfassungsgesetzes
von 2001 auf die Struktur der Interessenvertretungsorgane thematisieren, institu-
tionenkundlich angelegt.
Die meisten Studien (n = 132) verkoppeln das Forschungsinteresse aber mit
einer mehrdimensionalen Folgenabschätzung. Sie weisen damit über den institu-
tionenkundlichen Ansatz hinaus. Mehrere Erkenntnisebenen lassen sich unterschei-
den. So beschäftigen sich die Untersuchungen mit den verallgemeinerungsfähigen
personal-, sozial- und beschäftigungspolitischen Folgen der Mitbestimmung in
Betrieben und Unternehmen (n = 31), nehmen die Mitbestimmung unter der Euro-
päisierung und Globalisierung in den Blick (n = 24), überprüfen den Einuss der
Mitbestimmung auf betriebliche Handlungsfelder, wie z. B. Technik- und Arbeits-
gestaltung, Gesundheitsschutz u. a m. (n = 18), sichten die ökonomischen Folgen
der Mitbestimmung, wie z. B. die Kosten der Betriebsverfassung oder den Einuss
der Mitbestimmung in Betrieb und Unternehmen auf Produktivität, Lohnniveau,
Fluktuation und Innovationstätigkeit (n = 17), untersuchen betriebliche Bünd-
nisse für Arbeit, die Umsetzung betriebsnaher Tarifpolitik u. a. m. (n = 15), oder
verstehen sich als Innovationsforschung und versuchen zu erkunden, inwieweit
Mitbestimmung zur betrieblichen Innovationsfähigkeit und damit zur Beschäfti-
gungssicherung einen Beitrag leistet (n = 13).
Die Häufung von empirischen Mitbestimmungsuntersuchungen im letzten
Jahrzehnt verteilt sich demnach sehr ungleichgewichtig auf einzelne Forschungs-
felder. Insbesondere die Beschäftigteninteressen an der Mitbestimmung bzw. die
Erfahrungen der „Vertretenen“ nehmen nur wenige Forschungen in den Blick
(n = 5). Sehr schwach ausgeprägt ist auch eine genderkompetente Mitbestim-
mungsforschung (n = 9).
Am konjunkturellen Aufschwung der Mitbestimmungsforschung partizipie-
ren die unterschiedlichen Mitbestimmungsebenen uneinheitlich. Die betriebliche
Mitbestimmung und damit der Betriebsrat stehen im Forschungsfokus. Auf sie
rekurrieren die meisten Untersuchungen (n = 120). Danach folgen Studien zur
Unternehmensmitbestimmung (n = 29), zur arbeitsplatznahen Beschäftigtenbetei-
ligung in unterschiedlichen Partizipationsformen (n = 20) und zur europäisierten
Mitbestimmung (n = 19). „Stiefkind“ der empirischen Mitbestimmungsforschung
ist der Personalrat. Der öffentliche Sektor wird als Forschungsfeld von der em-
pirischen Mitbestimmungsforschung vernachlässigt. Nur wenige Einzelstudien
158 Mitbestimmung im Spiegel der Forschung
(n = 9) sind dort angesiedelt. Fast gänzlich außen vor bleibt die Erforschung von
Mitarbeitervertretungen in Tendenzbetrieben und kirchlichen Einrichtungen.
Auch in der Verteilung der empirischen Untersuchungen auf einzelne For-
schungsfelder zeigen sich Ungleichgewichte.
Die Einführung der Mitbestimmung in den 1950er Jahren war ein gesellschafts-
politisches Projekt. Ihre Institutionalisierung in den damaligen Schlüsselindustrien
(Montanmitbestimmung) galt als Sieg eines Prinzips. Von daher lag es nah, die
Forschungsaktivitäten zunächst auf jene Branche zu konzentrieren, in der die
Mitbestimmung Fuß fassen sollte. Die Metallindustrie geriet deshalb zum be-
vorzugten Forschungsterrain. Dabei ist es in den letzten 60 Jahren geblieben. Zu
den „Erbhöfen“ der Mitbestimmungsforschung zählt somit die Metallindustrie. In
den letzten 20 Jahren wurde jedes vierte Forschungsvorhaben dort durchgeführt.
Danach folgen mit abgestufter Forschungsintensität Sektoren wie die Chemie-
und Textilindustrie, Handel, Banken und Versicherungen, IT-Unternehmen, der
gewerbliche Dienstleistungssektor etc. Im Zentrum der empirischen Mitbestim-
mungsforschung steht folglich die gewerbliche Wirtschaft. In allen Epochen der
Mitbestimmungsforschung wird diese überwiegend dort durchgeführt. Der öf-
fentliche Sektor bleibt dagegen ein nachrangiges Forschungsfeld (n = 15). Nicht
nur mit Blick auf die arbeitsmarktpolitische Bedeutung des Staates und seiner
Einrichtungen (immerhin stellt der öffentliche Dienst jeden 10. Arbeitsplatz) ist
dies zu wenig. Vor allem die im Zuge der Restrukturierung des öffentlichen Sek-
tors veränderten Arbeitsbedingungen in den öffentlichen Verwaltungen und neuen
Anforderungen an die Mitbestimmung der Personalräte (vgl. dazu oben Teil 2)
verdient mehr Forschungsaufmerksamkeit.
Das Prol der empirischen Mitbestimmungsforschung wird maßgeblich durch
betriebliche Fallstudien (n = 80) geprägt. Es folgen querschnitts- bzw. repräsenta-
tive Untersuchungen (n = 51). Eine kleinere Anzahl der Untersuchungen (n = 25)
kombiniert betriebliche Fallstudien mit Breitenerhebungen in den untersuchten
Branchen.
Das Forschungsdesign beeinusst auch die Auswahl der Forschungsmethoden.
Im Rahmen der zahlreichen betrieblichen Fallstudien werden mehrheitlich quali-
tative Instrumente (n = 75) eingesetzt, wie Expertengespräche, Gruppendiskussio-
nen, etc. Ein Teil der Untersuchungen (n = 41) kombiniert die Vorgehensweisen
und setzt sowohl qualitative wie quantitative Methoden ein. Mit ausschließlich
quantitativen Methoden (standardisierte Befragungen, etc.) arbeiten relativ wenige
Untersuchungen (n = 29). Gerade im Bereich der Methodik zeigen sich aber auch
erhebliche Neuerungen im Forschungsprol. Mitbestimmungsforschung heute
Das Forschungsprol 159
Übungsaufgabe 7
Mitbestimmungsforschung ist das Kind ihrer Zeit. Sie ndet nicht in einem sozia-
len Vakuum, sondern unter wirtschaftlichen, politischen und sozialen Verhältnisse
statt, die das Forschungsprol, aber auch die Fragestellungen und nicht zuletzt die
Verwertung der Forschungsergebnisse maßgeblich konditionieren. Wer demnach
die Ergebnisse der Mitbestimmungsforschung verstehen und bewerten möchte,
muss den sozialen Kontext mit einbeziehen. So ist die Mitbestimmungsforschung
der 1950er und 1960er Jahre vor allem auch aus der besonderen Konstellation
der frühen Bundesrepublik zu interpretieren, die gekennzeichnet war durch eine
Politik der „Westintegration“ und durch das aufkommende „Wirtschaftswunder“.
Die Forschungslandschaft ist jedoch keineswegs stabil, sie verändert ihre
Topographie über den Bilanzierungszeitraum der Mitbestimmungsforschung hin-
weg. So werden die letzten zwanzig Jahre maßgeblich geprägt durch den wirt-
schaftlichen Strukturwandel und seine tiefgreifenden Folgen für die Industriellen
Beziehungen und Bedingungen, unter denen die Menschen zu arbeiten haben.
Eine qualitative Bilanz der jüngeren Mitbestimmungsforschung muss deshalb
entsprechende Dimensionen in das Analyseraster einarbeiten. Sie verleihen der
Bilanzierung Tiefenschärfe.
(1) Hierzu zählen neue Management- und Produktionskonzepte (vgl. Teil 2, 3.2).
Die Restrukturierungsprozesse der 1980er Jahre, vor allem in der Automobilindus-
trie, waren geprägt durch die Suche nach einem neuen Produktionsmodell. Das
überkommene Modell der tayloristischen Massenproduktion hatte ausgedient und
schien – im internationalen Vergleich – nicht mehr wettbewerbsfähig. Daraus zog
der „Toyotismus“ seine Attraktivität. Die „Japanrezeption“ und mit ihr einher-
gehend die Übernahme von Elementen der Lean Production stützt sich auf neue
Management- und Produktionskonzepte sowie auf betriebliche Verfahren der direk-
ten Beschäftigtenbeteiligung. Team- und Gruppenarbeit, Beschäftigtenpartizipation
und Selbstorganisation tangieren die Mitbestimmung des Betriebsrats. Veränderte
Rahmenbedingungen im Zuge einer marktzentrierten Produktionsweise und stän-
162 Mitbestimmung im Spiegel der Forschung
dige Restrukturierung der Unternehmen zeitigen gravierende Folgen für die Mitbe-
stimmung und nden ihren Ausdruck auch in entsprechenden Forschungsvorhaben.
Sie stehen an der Schwelle, an der sich die vormals institutionenkundlich orientierte
Mitbestimmungsforschung zur Industrial-Relations-Forschung entwickelt. In den
1980er und 1990er Jahren wurden deshalb die Rahmenbedingungen der Indus-
triellen Beziehungen Gegenstand der empirischen Mitbestimmungsforschung in
Unternehmen und Betrieb sowie im internationalen Vergleich.
(2) Eine weitere Analysedimension wird markiert durch die Veränderungen in der
Unternehmensführung und -kontrolle, von Betriebsformen und Sozialprolen der
Belegschaften und deren Auswirkungen auf die Mitbestimmung. Die Konsequenzen
sind offenkundig: Beteiligung, Information und Beteiligungslegitmation werden
kompliziert. Die demokratisch ausgerichteten Prozesse der Arbeit von Betriebsräten
folgen den neuen Anforderungen kaum noch. Mitbestimmen wird schwieriger, die
Mitbestimmungsstrukturen werden komplexer. Ein prägnantes Merkmal ist auch
die Internationalisierung der Unternehmen und mit ihr die grenzüberschreitende
Interessenvertretungsarbeit. Europäische Betriebsräte (EBR) stimmen Interessen
der Arbeitnehmer in transnationalen Interessenvertretungsgremien ab und ver-
treten sie gegenüber einem multinationalen Management. Die Europäische Ak-
tiengesellschaft, eine Gesellschaftsform nach europäischem Gemeinschaftsrecht,
führt unterschiedliche nationale Mitbestimmungssysteme zusammen, die dann mit
offenem Ausgang konferieren. Auch die Fusionsrichtlinie wie die Richtlinie zur
grenzüberschreitenden Sitzverlegung werfen Fragen nach der Zukunftstauglichkeit
deutscher Mitbestimmungseinrichtungen auf. Mitbestimmung gerät dadurch unter
Veränderungsdruck. Die Internationalisierung der Produktion und der Märkte setzt
die Mitbestimmung zusätzlich unter Reformdruck. Die Frage, wie die deutsche
Mitbestimmung die wirtschaftliche Performance beeinusst, gehört daher zu den
zentralen Fragestellungen der neueren Mitbestimmungsforschung.
3
SE = Europäische Aktiengesellschaft (Societas Europaea), vgl. im Detail die Vertretungsmodelle und
Schwellenwerte auf Unternehmens- und Betriebsebene der einzelnen Länder bei Stolt/Kluge 2005.
Ergebnisse der Mitbestimmungsforschung – ein Panorama 163
Übungsaufgabe 8
Mit welchen Argumenten lässt sich die These begründen, die neuere Mitbestim-
mungsforschung sei weniger Institutionenkunde als vielmehr Industrial-Relations-
Forschung ?
4
Vgl. die Übersicht zu den Schwellenwerten, Vertretungsmodellen auf betrieblicher Ebene und ihrer
Grundtypen. In: Institut der deutschen Wirtschaft 2005
164 Mitbestimmung im Spiegel der Forschung
Die traditionelle Mitbestimmungsforschung wagte kaum den Blick über den natio-
nalen Tellerrand. Sie beschäftigte sich bis in die 1980er Jahre hinein vornehmlich
mit den institutionellen Grundlagen des deutschen Mitbestimmungssystems. Dies
hat sich in der jüngeren Forschungsgeschichte geändert. Mitbestimmungsforschung
gewann mit der Internationalisierung ihres Gegenstandes eine internationalisierte
Forschungsperspektive. Allerdings garantiert diese noch keine komparatistische
Sicht. Systemvergleichende Forschung und Mitbestimmungsforschung, die sich mit
einem über die nationalen Grenzen erweiterten Forschungsgegenstand beschäf-
tigt, sind von ihren Forschungsthemen, -fragestellungen und Methoden her nicht
identisch. Auf beiden Forschungswegen kommt die empirische Mitbestimmungs-
forschung voran, aber mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und unterschied-
lichen Ergebnissen. Daher lohnt sich an dieser Stelle ein ausführlicherer Blick auf
diesen Forschungstrend.
Auf dem ersten Forschungspfad begegnen wir einem Forschungsgegenstand,
der sich durch Internationalisierung und Europäisierung auszeichnet. Diese spei-
sen sich aus der europäischen Gesetzgebung (vor allem der EBR-Richtlinie), aber
auch aus einer interessengeleiteten Argumentation, die dem deutschen Mitbestim-
mungssystem im Vergleich zu ausländischen Einrichtungen der Arbeitnehmer-
mitwirkung Standortnachteile nachsagt. Diesen Vorbehalt bestätigt die empirische
Mitbestimmungsforschung nicht. So belegt eine Studie in deutschen Tochtergesell-
schaften großer ausländischer Unternehmen, dass die Mitbestimmung hierzulande
als kompatibel mit internationalen Managementpraktiken zu bewerten sei (vgl.
Vitols 2001). Wirtschaftsforscher bescheinigen der deutschen Betriebsverfassung
im Vergleich zum angelsächsischen System, dass die betriebliche Mitbestimmung
die Kooperationsbereit der Beschäftigten eher garantiere (vgl. Frick 1997).
Allerdings belegt die Forschung auch, dass die Gestaltung transnationaler
Wirtschaftsbeziehungen mitbestimmungspolitisch ein kompliziertes Unterfangen
bleibt. Internationale Unternehmensaktivitäten und eine nanzmarktbezogene
Ausrichtung des Top-Managements tangieren auch die Aushandlungs- und Re-
gulierungssysteme. Sie verringern die Schnittmenge gemeinsamer Leitbilder und
Interessen mit den Arbeitnehmervertretungen und destabilisieren die Aushand-
lungsarenen in globalen Unternehmensstrukturen (vgl. Kädtler/Sperling 2003).
Die grenzüberschreitenden Interessenvertretungsstrategien gelten immer noch als
fragil, wenngleich die Forschung belegen kann, dass sich solidarische Grundsätze
im internationalen Wettbewerb multinationaler Unternehmen durchaus erfolgreich
etablieren können (vgl. Greer/Hauptmeier 2008).
Forschungsergebnisse, die sich aus der zweiten Untersuchungsquelle speisen,
bringen Licht in die mitbestimmungspolitischen Folgen der Europäisierung des
Gesellschaftsrechts und der Interessenvertretung durch Europäische Betriebsräte
Ergebnisse der Mitbestimmungsforschung – ein Panorama 165
Die Frage, was Mitbestimmung in der Praxis tatsächlich bewirkt und wo ihre
Problemlösungskapazitäten erschöpft sind, gehört zu den klassischen Themen
der Mitbestimmungsforschung. Empirisch begründete Antworten werden auf den
unterschiedlichen Mitbestimmungsebenen formuliert. Aufsichtsrat, Betriebsrat,
(im öffentlichen Dienst) Personalrat wie auch die Arbeitsgruppe stehen im Unter-
suchungsfokus. Beginnen wir mit einigen Forschungsergebnissen zum Aufsichtsrat.
giger Untersuchungen und der Vielfalt ihrer Ergebnisse sollen im Folgenden einige
Forschungsergebnisse dargelegt werden, die unsere vorangegangene Beschreibung
der Aufsichtsratspraxis ergänzen (vgl. dazu Teil 2, 1). Konzentrieren wir uns dies-
mal auf die eher ökonomisch ausgerichteten Studien.
Zu den Wirkungen der Aufsichtsratsmitbestimmung auf die Unternehmens-
führung und Performance der Unternehmen ergreifen vor allem betriebswirt-
schaftliche Studien das Wort. Der Zusammenhang zwischen Mitbestimmung,
Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit geriet zur Forschungsdomäne der Öko-
nomen. Deren Untersuchungsergebnisse fallen zum einen nicht eindeutig aus, zum
andern lassen sich aus ihnen auch keine Argumente gegen die Unternehmens-
mitbestimmung ableiten (vgl. Jirjahn 2006). Daraus lässt sich folgern, dass die
ökonomischen Folgen der Unternehmensmitbestimmung prinzipiell als neutral zu
bewerten sind (vgl. Vitols 2006). Die Mitbestimmung senkt den Marktwert der
Unternehmen nicht (vgl. Frick 2005). Sie korreliert sogar mit der Produktivität
und dem Unternehmensgewinn (vgl. Renaud 2008). Unter dem Blickwinkel der
Shareholder-Value-Orientierung wird der Unternehmensmitbestimmung zudem
bescheinigt, dass kapitalmarktorientierte Strategien nicht mit dem deutschen Sys-
tem Industrieller Beziehungen kollidieren (vgl. Höpner 2003). Ökonometrische
Analysen zur Unternehmensperformance kommen zu dem Schluss, dass keine öko-
nomischen Gründe gegen die Präsenz von Gewerkschaftsvertretern im Aufsichtsrat
anzuführen sind und keine Argumente gegen eine gesetzliche Verankerung des
Paritätsprinzips in Aufsichtsratsausschüssen sprechen (vgl. Vitols 2009).
Allerdings bleiben solche Forschungsergebnisse nicht ohne Widerspruch.
Die „wirtschaftsnahe“ Forschung führt ins Feld, dass die Unternehmensmitbe-
stimmung die Handlungsspielräume auf den internationalen Kapitalmärkten
einenge. Insbesondere die Parität in den Aufsichtsräten und die damit gegebene
Gremiengröße verzögere unternehmerische Entscheidungen (vgl. Stettes 2007).
Andere Untersuchungen stört die Gewerkschaftsmacht in den Aufsichtsräten. Diese
müsse als Beschäftigungsbremse bewertet werden (vgl. Werner/Zimmermann
2005). Auch reiche die Internationalität der Aufsichtsratsmitglieder (vor allem auf
Arbeitnehmerseite) nicht aus, um die Gesamtinteressen des Unternehmens auf den
globalen Zukunftsmärkten wahrnehmen zu können (vgl. Schmid/Daniel 2007).
Wägt man die Forschungsergebnisse ab, so bleibt festzuhalten, dass „unterm
Strich“ keine negativen ökonomischen Wirkungen der Mitbestimmung nachzu-
weisen sind und die methodischen Anlagen der (vor allem ökonometrischen) Un-
tersuchungen Anlass geben, die jeweiligen Forschungsergebnisse zu hinterfragen.
Fraglich ist, ob nicht bereits kleinste Veränderungen des methodischen Designs
zu erheblichen Verzerrungen der Ergebnisse führen. Methodik und Ergebnisse
sind interessengeleitet und werden entsprechend kontrovers diskutiert. Von großer
Bedeutung ist deshalb ein forschungsgestützter Blick auf den Modernisierungs-
172 Mitbestimmung im Spiegel der Forschung
Der Betriebsrat ist der zentrale Akteur der Arbeitsbeziehungen im Betrieb. Hiermit
sind die Austauschbeziehungen zwischen Management, Belegschaft und gewählter
Interessenvertretung gemeint. Im deutschen Mitbestimmungssystem hat der Be-
triebsrat das Monopol der Interessenvertretung. Gleichwohl ist seine Position in
den betrieblichen Arbeitsbeziehungen prekär. Bereits die frühe Mitbestimmungs-
forschung in den 1950er Jahren verweist auf das Spannungsverhältnis zwischen
den Erwartungen der Unternehmensleitung einerseits und der Belegschaft anderer-
seits, das die Betriebsratsposition prägt (vgl. Pirker u. a. 1955).
Das Verhältnis von Betriebsrat und Geschäftsleitung gehört zum traditionel-
len Untersuchungsfeld der empirischen Mitbestimmungsforschung. Ein zweites
Feld wird abgesteckt durch die Chancen und Grenzen der Betriebsratsmitbestim-
mung. Ihm widmen sich Untersuchungen der handlungspraktischen Bedingungen,
unter denen Betriebsräte ihre Schutz- und Gestaltungsaufgaben wahrnehmen. Ein
drittes Untersuchungsfeld wird abgesteckt durch die Beschäftigung mit den neuen
Herausforderungen, vor denen die Interessenvertretungen in den betrieblichen
Restrukturierungsprozessen und Veränderung der Arbeitsbeziehungen seit den
1980er Jahren stehen.
Auf den drei Untersuchungsfeldern liefert die empirische Mitbestimmungs-
forschung profunde Erkenntnisse, anhand derer das Spannungsverhältnis zwischen
Management, Belegschaft und Betriebsrat und damit die Praxis der betrieblichen
Interessenvertretung in Betriebsratstypologien beschrieben wird (vgl. dazu aus-
führlich die wegweisenden Typologien in Teil 2, 2.3). Die Synthese aller Studien
zeigt, dass die Entwicklungsgeschichte des Betriebsrats als Mitbestimmungs-
einrichtung eine Erfolgsstory darstellt. Ganz im Gegensatz zu den Ausgangs-
erwartungen, die im Betriebsrat eine „Grenzinstitution“ (Fürstenberg 1958) bzw.
eine prekäre Einrichtung sahen, der im Gefüge der betrieblichen Austauschbe-
ziehungen und Koniktkonstellationen kaum Überlebenschancen zugemessen
wurden, hat sich der Betriebsrat bewährt. Die Orientierung der Betriebsräte am
Handlungsmuster des „Co-Management“ ist ein Ausdruck davon.
Die Relevanz des Betriebsrats als eigenständige Kraft zwischen divergie-
renden Interessen (-gruppen) im Betrieb prägt auch die alltägliche Interessen-
vertretung. Sie gibt damit Aufschluss auf Fragen zur Betriebsratspraxis auf dem
oben genannten zweiten Untersuchungsfeld, wie auch Antworten auf die Frage,
wie Betriebsräte unter den neuen Herausforderungen des Strukturwandels ihre
intermediären Aufgaben erfüllen.
Ergebnisse der Mitbestimmungsforschung – ein Panorama 173
Die Position des Betriebsrats entscheidet über die Rolle, die diese Einrichtung
im betrieblichen Erwartungsgefüge zwischen den Akteursinteressen tatsächlich
spielt. Sie prägt seine Selbsteinschätzung als Interessenvertretung und damit auch
die Möglichkeiten und Grenzen der Mitbestimmung. Die besondere Leistung der
industriesoziologischen Mitbestimmungsforschung besteht darin nachweisen zu
können, dass die Funktionsweise der Mitbestimmung nicht alleine von der Qualität
der Rechtsnormen abhängt, sondern in besonderer Weise auch von den speziellen
betrieblichen Herrschaftsbeziehungen und damit von der Position des Betriebsrats
innerhalb der betrieblichen Sozialstruktur. Das belegt insbesondere wiederum die
Figur des „Co-Managers“. So wird beispielsweise deutlich, dass Betriebsräte, die
als Co-Manager agieren, sich stärker an der Konzeption und Umsetzung von neuen
Formen der Arbeitsorganisation beteiligen (Piorr/Wehling 2002).
Kennzeichnend für die Praxis der betrieblichen Mitbestimmung ist auch die
kulturelle Dimension. Zu dieser Erkenntnis tragen insbesondere Untersuchungen
bei, die die politische Kultur der Austauschbeziehungen zwischen Management und
Betriebsrat in Ost- und Westdeutschland in den Blick nehmen. Die Austauschbezie-
hungen zwischen den betrieblichen Akteuren können danach den Charakter einer
koniktorischen Interaktion, einer interessenbetonten oder integrationsorientierten
Kooperation einnehmen, sie können einem harmonistischen Betriebspakt ähneln,
einem autoritär-hegemonialen Regime, oder dem Muster einer patriarchalischen
Betriebsfamilie entsprechen sowie das Prol eines „Co-Managements“ aufweisen
(vgl. Bosch u. a. 1999; Artus u. a. 2001). Diese Interaktionsmuster erweisen sich
in westdeutschen Betrieben homogener als in ostdeutschen.
Auf dem dritten Untersuchungsfeld, das gekennzeichnet wird durch den
Strukturwandel und seine neuen Herausforderungen an die betrieblichen Akteu-
re, liefert die Mitbestimmungsforschung ebenfalls aufschlussreiche Ergebnisse.
Diese verweisen auf die facettenreiche Rolle von Betriebsräten in den betrieblichen
Restrukturierungsprozessen.
Der Strukturwandel tangiert nachhaltig die betrieblichen Aufgabenstellun-
gen und mitbestimmungspolitischen Strategien der Betriebsräte. Schnelllebige
technische Innovationen, organisatorische Flexibilisierung, Auslagerung von Be-
triebsteilen sowie die Etablierung neuer betrieblicher Regulierungsformen infolge
zunehmender „Verbetrieblichung“ der Tarifpolitik stellen die Betriebsräte unter
neue Anforderungen. Sie müssen versuchen, langfristige und nachhaltige Moder-
nisierungs- und Innovationsstrategien den Unternehmensstrategien entgegen zu
setzen, die mit Personalabbau, Absenkung der Arbeitsstandards, Verschlechterung
der Arbeitsbedingungen und Fragmentierung der Belegschaften (im Zuge des
Einsatzes von Leiharbeit) einseitigen (und immer kurzzyklischeren) Verwertungs-
und Gewinninteressen verpichtet sind. Die Betriebsratsmitbestimmung wird
unter diesen Anforderungen nicht nur professioneller, sondern auch eingebun-
den in neue Standort-, Sparten- und regionale Betriebsratsstrukturen. Die bereits
174 Mitbestimmung im Spiegel der Forschung
Inzwischen weist die kommunale Praxis aber eine Reihe von gelingenden Bei-
spielen auf, die von Forschungsseite aufgearbeitet werden (vgl. dazu Greifenstein/
Kißler 2000, S. 75 ff.).
Weitere Forschungsimpulse gingen von der Binnenmodernisierung der öffent-
lichen Verwaltungen aus. Auch hier steht vor allem die kommunale Ebene im Fokus
der Forschung. Die Übernahme von (vor allem betriebswirtschaftlichen) Elementen
des New Public Management in den Rathäusern (Budgetierung, ablaufoptimierte
Organisationseinheiten mit Qualitätsmanagement, dezentrale Ressourcenverant-
wortung, Controlling etc.) führte in der Praxis insbesondere zu Rationalisierungs-
erfolgen, weniger zu Modernisierungsergebnissen. Die öffentlichen Verwaltungen
sind wirtschaftlicher und ökonomisch efzienter, kaum aber für die Beschäftig-
ten attraktiver geworden. Arbeitsverdichtung, neue Leistungsanforderungen und
ein neuer Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst bleiben hinter den ehemals
ambitionierten Erwartungen an eine Verwaltungsreform zurück. Diese bringt
bislang weder eine materielle noch eine immaterielle Reformdividende für die
Beschäftigten (vgl. Kißler 2007b, S. 17 ff.). Die Beschäftigten nehmen den Mo-
dernisierungsprozess daher vor allem als Rationalisierungsbewegung wahr, deren
Folgen sie zu tragen haben, deren Ziele und Praxis sie aber nicht beeinussen und
mitgestalten können. Die Interessenvertretungen stehen deshalb vor der Aufgabe,
in Modernisierungsvorhaben sichere und humane Arbeitsbedingungen einzukla-
gen, Partizipationsmöglichkeiten für die Beschäftigten und Mitbestimmungsrechte
für ihre Interessenvertretungen auszuhandeln und zu nutzen sowie die Moderni-
sierung der Verwaltung adressatenbewusst und damit für die Bürgerinnen und
Bürger attraktiv zu gestalten.
Die Modernisierungsforschung, soweit sie sich mit diesen Fragen beschäftigt,
ist demnach auch Mitbestimmungsforschung. Sie zeigt, wie die Verbesserung der
Verwaltungsqualität notwendigerweise mit einer verbesserten Arbeitsqualität ver-
bunden ist. Personalräte als Mitgestalter und damit Modernisierungs-Co-Manager
können diese Ziele auf der Grundlage von Kooperationsverträgen, Tarifverträgen
oder Dienstvereinbarungen sowie politischen Vereinbarungen anstreben. In jedem
Fall aber haben sie zu beachten, dass Modernisierung, die über Rationalisie-
rungseffekte hinaus auch die Interessen der öffentlich Bediensteten berücksich-
tigt, einen sozialverträglichen Umbau der Verwaltungseinrichtungen ebenso
beinhalten muss, wie eine Beschäftigtenbeteiligung, die den Namen verdient.
Letztere sollte eine beteiligungsoffene Arbeitsorganisation mit Aufgabenintegra-
tion (z. B. teilautonome Gruppenarbeit) ermöglichen. Modernisierung muss unter
178 Mitbestimmung im Spiegel der Forschung
Übungsaufgabe 9
Weiterführende Literatur
Die Unternehmen können mit der Gründung einer SE zwar nicht einfach aus
der Arbeitnehmerbeteiligung aussteigen. Ein Risiko wird aber zutreffend als
präventive Flucht vor der Mitbestimmung beschrieben. Gemeint ist die Option,
dass kleinere bzw. mittlere Unternehmen im Zuge ihres Beschäftigungs-
wachstums vor Erreichen der unterschiedlichen Schwellenwerte nach dem
Drittelbeteiligungsgesetz oder dem MitbestG von 1976 in diese europäische
Rechtsform „umsteigen“, nach der das Mitbestimmungsniveau verhandelbar ist.
Aber auch die Aushandlung der Arbeitnehmerbeteiligung im Gründungs-
prozess der SE kann in eine mitbestimmungspolitische Sackgasse münden,
wenn die Mitbestimmung trotz steigender Unternehmensgröße bzw. Beschäf-
tigungswachstum auf diesem Niveau stehen bleibt. Der Hintergrund: Schwel-
lenwertgrößen für Nachverhandlungen sind für solche Fälle nicht deniert
worden, die ein „Einfrieren“ der Mitbestimmung auf dem einmal vereinbarten
Regelungsniveau verhindern würden.
Im Falle der Vorrats-SE, dies ist eine leere gesellschaftsrechtliche Hülle ohne
wirtschaftliche Aktivität, die beispielsweise von Anwaltskanzleien mit dem
Ziel des späteren Verkaufs gegründet wird, können noch ohne Arbeitnehmer
und professionelle Mitbestimmungsträger im rein juristischen Gründungs-
prozess keine wirklich qualizierten Verhandlungen über die Mitbestimmung
geführt werden. Ob nach ihrer „Inbetriebnahme“ hochwertige Verhandlungen
über die Mitbestimmung stattnden werden, bleibt im Ungewissen.
Die Gründung einer SE lässt zudem die Wahlmöglichkeit zwischen dem
dualistischen und dem monistischen System der Unternehmensführung zu.
186 Mitbestimmung im Spiegel der Forschung
Jeder einzelne Systemwechsel bedeutet aber einen Bruch mit den deutschen
Industrial-Relations bzw. der dualistischen Variante von Corporate Gover-
nance, wie wir sie hierzulande praktizieren.
Solche und weitere wichtige Reformansätze sind in den Vorschlägen der wissen-
schaftlichen Mitglieder der Kommission zur Modernisierung der Unternehmens-
mitbestimmung im Jahr 2006 ausführlich beschrieben und diskutiert worden. Sie
sind wegweisend.
Aber auch die deutsche Betriebsverfassung ist zu stärken und es besteht durch-
aus Korrekturbedarf bei den betriebsverfassungsrechtlichen Regelungen. Folgende
Grundsatzstrategien markieren die Zielrichtung:
Bringen wir die Mitbestimmungspolitik der Zukunft mit einem Zitat auf den
Punkt: „Die gesetzliche Mitbestimmung in Deutschland leistet einen wichtigen
und unverzichtbaren Beitrag für die Innovations- und Zukunftsfähigkeit deutscher
Unternehmen. Im Wandel zur industriellen Wissensgesellschaft stärkt die Mitbe-
stimmung eine moderne Unternehmenspolitik, die den Wissensträger Mensch in den
Mittelpunkt stellt. Sie trägt weiterhin zu einem verbesserten Informationsuss im
Unternehmen, zur Förderung von Vertrauen und Motivation sowie zum Ausgleich
von sozialen und ökonomischen Interessen bei. Gleichzeitig schränkt sie Herrschaft
und Macht ein (…)“ (Hexel 2009, S. 150 f.). Der wissenschaftliche und politische
Diskurs darüber, wie es mit der deutschen Mitbestimmung unter den Trends zur
Europäisierung und Globalisierung, zur Dezentralisierung und Verbetrieblichung,
somit unter einer veränderten wirtschaftlichen, sozialen und politischen Wirklichkeit
weitergeht, ist fortzusetzen. Das Ziel ist die Stärkung der Mitbestimmung in Betrieb
und Unternehmen als ein zukunftsfähiges Kooperations- und Regulierungsmodell,
dessen Tradition mit strukturinnovativen Zukunftsentwürfen fortgeschrieben wer-
den kann. Diese sind oben beispielhaft benannt worden. Sie zeigen: Wenn die Mit-
bestimmung in Betrieb und Unternehmen die (Wirtschafts-) Demokratie fördern
soll, müssen die Interessen von mehr Arbeitnehmern durch eine gesetzlich geregelte
Arbeitnehmerbeteiligung vertreten werden. Es dürfen nicht nur die Beschäftigten aus
Entwicklungsperspektiven der Mitbestimmung 191
großen Unternehmen von ihr protieren, sondern auch mehr Beschäftigte aus klei-
neren und mittleren Unternehmen. Hohe Zielpriorität hat deshalb die Verringerung
von mitbestimmungsfreien Zonen in der Wirtschaft, die Sicherung der qualizierten
Mitbestimmung „auf gleicher Augenhöhe“ bzw. die institutionelle und rechtliche
Stärkung des Niveaus, auf dem hierzulande mitbestimmt werden kann. Das be-
deutet weiter gedacht: Zu fragen ist auch, wie das „Auslaufmodell Montan-Mitbe-
stimmung“, das als fast schon ausgestorbener Dinosaurier aber noch keineswegs
in den Jurassic Park Industrieller Beziehungen gehört, bei der Fortschreibung der
Unternehmensmitbestimmung wieder als ihr „Zukunftsmodell“ Pate stehen könnte.
Unter dem Modernisierungsdruck, der die Mitbestimmung in Deutschland
belastet, wird wieder in ihre Zukunft zu investieren sein. Die Mitbestimmungs-
träger und mit ihnen die Gewerkschaften vertreten nicht nur Partikularinteressen,
sondern treten als zivilgesellschaftliche Akteure für Bürgerrechte, Wirtschafts-
demokratie und nachhaltiges Wirtschaften ein. Die vorgestellten Ansätze, die
Mitbestimmung weiterzuentwickeln, müssen aber in die politische Öffentlichkeit
kommuniziert werden. Zu diesem Vorhaben gehört, Transparenz über die Vorteile
der Mitbestimmung in Betrieb und Unternehmen zu schaffen und aufzuzeigen,
was „Gute Mitbestimmung“ gesellschafts- und wirtschaftspolitisch leistet, nicht
nur für die Vertretung von Arbeitnehmerinteressen im Betrieb und im Unter-
nehmen, sondern auch für einen funktionierenden Sozialstaat bzw. eine soziale
Demokratie. Die Mitbestimmung sollte in der Globalisierung einmal mehr eine
tragende Säule der deutschen Wirtschafts- und Sozialordnung sein, deren Trag-
fähigkeit zu sichern ist. Mit anderen Worten: Mitbestimmung institutionalisiert
Arbeit und Produktion als politisches Feld. Sie bewirkt, dass die Betriebe und
Unternehmen keine demokratiefreien Zonen bleiben. Eine starke Mitbestimmung
stärkt die Demokratie. Darin liegt beider Zukunft.
Weiterführende Literatur
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spektiven ihrer Geschichte in Deutschland. In: Streeck, Wolfgang/Kluge, Norbert
(Hrsg.): Mitbestimmung in Deutschland. Tradition und Efzienz. Frankfurt a. M./
New York, S. 224–238
Abendroth, Wolfgang (1967): Antagonistische Gesellschaft und politische Demokratie.
Aufsätze zur Politischen Soziologie. Neuwied und Berlin
Addison, John T./Schnabel, Claus/Wagner, Joachim (2000): Die mitbestimmungsfreie Zone
aus ökonomischer Sicht. Diskussionspapiere des Lehrstuhls VWL, insbes. Arbeits-
markt- und Regionalpolitik, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, No. 1
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AG Arbeitgeber
AN Arbeitnehmer
AR Aufsichtsrat
ARGE Arbeitsgemeinschaft
AÜG Arbeitnehmerüberlassungsgesetz
AV Arbeitnehmervertretung
BetrVG Betriebsverfassungsgesetz
BfS Büro für Sozialforschung
BSC Balanced Scorecard
BR Betriebsrat
BV Betriebsvereinbarung
CSR Corporate Social Responsibility
DAG Deutsche Angestelltengewerkschaft
DFG Deutsche Forschungsgemeinschaft
Diss. Dissertation
Doku Dokumenten
DPG Deutsche Postgewerkschaft
EBR Europäischer Betriebsrat
ERA Entgeltrahmenabkommen
ExG Expertengespräch
FB Fachbereich
GBR Gesamtbetriebsrat
GD Gruppendiskussion
GPR Gesamtpersonalrat
GM-EEF General-Motors European Employee Forum
HBS Hans-Böckler-Stiftung
HBV Gewerkschaft Handel-Banken-Versicherungen
IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur
für Arbeit
IAQ Institut Arbeit und Qualikation
IGBE Industriegewerkschaft Bergbau und Energie
IGCPK Industriegewerkschaft Chemie-Papier-Keramik
210 Anhang
Handlungsempfehlungen: ziel-
gerichtete Gewerkschaftsarbeit
von außen, Gründung alternativer
Vertretungsformen, Einrichtung
GBR oder zumindest BR-Arbeits-
gemeinschaften
09 Arbeitspolitik Antonia Institutionalisierung 5 Fallstudien Dokuanalyse, ExG Ma- HBS Steigende Anerkennung und Pro-
und Interes- Bieszcz- von IV, Einspeisung von in Automobil-, nagement, leitfadenge- fessionalität der IV. Ostdeutsche
senvertretung Kaiser, Fraueninteressen, ge- Bekleidungs-, stützte Interviews BR Sozialisation fördert Verständnis
in Ostdeutsch- Institut für werkschaftliche Arbeits- Textilindustrie und Gewerkschafts- für Fraueninteressen und deren
land – Transfer Wirtschafts- und Frauenpolitik und Handelskette funktionäre, standardi- betriebliche Umsetzung. Betriebs-
und Neuaufbau und Sozial- im westlichen sierte Befragung vereinbarungen zielen auf die
institutioneller forschung/ Sachsen Vereinbarkeit von Familie und
Strukturen in 09.1993– Beruf und werden eher akzep-
Betrieb und 09.1994 tiert als (gewerkschaftliche und
Region unter betriebliche) Frauenförderpläne.
Berücksichti- Gewerkschaften versuchen zur
gung der Rolle Koordinierung und Akzentu-
der Frauen ierung von Frauenproblemen
beizutragen.
10 Unterneh- Heinrich Folgen des techni- Chemie-, Metall- 6 Fallstudien mit un- HBS/ Erhalt und Sicherung der Wettbe-
menskultur Beyer u. a., FB schen, ökonomischen industrie, Öffent- terschiedlichen ökono- Bertels- werbsfähigkeit gelingen in einer
zwischen Wirtschafts- und sozialstruktu rellen licher Dienst mischen Bedingungen mann partnerschaftlichen UN-Kultur
Partnerschaft wissenschaf- Wandels auf Leitungs-, und UN-Kulturen, besser, die Mitarbeiter und BR
und MB ten Univer- Steue rungs- und strukturierte Inter- aktiv in betriebliche Entschei-
sität Kassel/ Interessenvertretungs- views mit Geschäftslei- dungsprozesse und UN-Führung
04.1992– funktionen, Merkmale tung und BR in 18 UN, einbezieht. Zukunftsorientierte
06.1994 und Gestaltung zu- schriftliche UN-Kulturen beinhalten partner-
213
kunftsorientierter UN- UN-Befragung von 64 schaftlichen Umgang und Akzep-
214
Kultur Geschäftsleitungen und tanz, Vertrauen statt Kontrolle,
54 BR aus 109 UN der Kooperation statt Konfrontation.
verarbeitenden Indus- Dazu gehören: funktionierende
trie (Stichprobe von Institutionen betriebl. IV sowie
385 UN) beteiligungsoffene Arbeits- und
Produktionsformen.
11 Betriebliches Ingrid Artus Ostdeutsche Transforma- Metallindustrie, Dokuanalyse, 27 DFG Industrielle Neustrukturierung,
Interessenhan- u. a., Institut tionsforschung: Rekon- mittlere und große Betriebsfallanalysen; Privatisierung und Deindus-
deln: Politische für Soziolo- struktion typischer In- Betriebe (ab 100 115 Interviews mit trialisierung beeinussen die
Kultur der gie, Universi- teraktionsmodi zwischen Beschäftigte) in Management und Konstituierung betrieblicher
Austausch- tät Erlangen- BR und Geschäftsleitun- Ostdeutschland Betriebsräten Austauschmuster erheblich.
beziehungen Nürnberg/ gen: Unterschiedliche (Thüringen, Sach- Andere Ausprägungen der Palette
zwischen 1992–1995 Kulturen der Austausch- sen, Ostberlin, innerbetrieblicher Politikmuster
Management beziehungen unter öko- Brandenburg) und Verhältnis betrieblicher und
und Betriebsrat nomischen, regionalen tariicher IV sowie im Detail
in der ostdeut- und konzernspezischen auch Unterschiede in den Inter-
schen Industrie Rahmenbedingungen aktionsmustern. Letztere sind
sowie Handhabung und in Westdeutschland homogener,
Verständnis gesetzlicher, in Ostdeutschland haben sie
judikativer und tarifver- einen größeren Variantenkranz.
traglicher Rahmenbedin- Regulierungsmodi im Osten
gungen. zeigen Trend zu Verinselung der
betrieblichen Politikarena, stärke-
rer Betriebsorientierung der BR
(Enttariichung und Verbetrieb-
lichung).
12 Arbeitspolitik Wolfgang Institutionalisierung der Metall- und 3 Betriebsfallstudien DFG Spezi ka der sozialen Ordnung
und Interessen- Kapp u. a., SfS MB im Verhältnis zu Textilindustrie in mit Dokuanalyse, ExG, ostdeutscher Betriebe (Aufbau-
vertretung in Dortmund/ überkommenen Verhal- einer Industrie - narrative Interviews, partnerschaften) und eher di-
Ostdeutschland 05.1992– tensmustern der Akteure region Sachsens teilnehmende Beob- stanziertes Verhältnis von BR zu
05.1995 und Entwicklung ge- achtung gewerkschaftlichen Dienstleistun-
werkschaftlicher Hand- gen. Noch unklare Stabilisierung
lungsstrukturen von MB als soziale Institution.
13 Stand und Per- Helmut Stand der MB in Ost- Über 30 Betriebe Dokuanalyse, Fallstu- HBS 4. Entwicklungsphase in Ost-
spektiven von Martens, deutschland nach den unterschiedlicher dien mit ExG und qua- deutschland: Konsolidierung bzw.
betrieblicher Sozialfor- BRwahlen 1994: Institu- Größenordnung litative Interviews mit Normalisierung BR- und ge-
IV und MB in schungsstelle tionalisierung, Professio- aus Verwaltungs- Gewerkschaftsvertre- werkschaftlicher Arbeit vor Ort,
Ostdeutschland Dortmund/ nalisierung, Praxis- stellen der tern, Arbeitsdirektoren, Handlungsmuster an westli-
Anhang
06.1995– probleme der BRarbeit, IGCPK, IGM, BRvorsitzenden, GD che Praxis zunehmend assimiliert.
11.1995 gewerkschaftlicher Orga- HBV, IGBE mit BRmitgliedern Aber: Prägung der inhaltlichen
nisationsaufbau Arbeit durch beschäftigungspoli-
tische Folgen des wirtschaftlichen
Umbruchs Ost, angespanntes
IVhandeln mit Erwartungsent-
täuschungen bei schwieriger
wirtschaftlicher Lage. Durch
Ausgründungen etc. gewerk-
schaftliche Handlungsprobleme
bei steigender Zahl KMU. De zi-
Tabellarische Übersicht
te in der beteiligungsorientierten
BRarbeit.
14 Information Bernhard Analyse der Informa- 7 Konzerne aus Dokuanalyse, leit- HBS Informationsde zite durch an die
und MB im Nagel, FB 7 tionsbeziehungen zwi- Metall-, Nah- fadengestützte realen Entscheidungsstrukturen
internationalen Universität schen Management und rungsmittel-, Interviews mit nicht angepassten MBstrukturen
Konzern Kassel u. a./ AV in Konzernen mit Chemie- und 9 zuständigen Ge- (z. B. Wirtschaftsausschüsse) und
02.1994– deutscher Konzernspitze: Bauindustrie werkschaftsbetreuern MBkulturen (Probleme europa-
07.1995 Informationsverhalten der KBR und GBR, weite Zusammenarbeit der IV).
und verschiedene Kon- 27 Arbeitnehmerver- Verbesserte Information ist Vor-
zernstrategien, Bedeu- tretern (GBR, KBR, aussetzung für die internationale
tung der MBrechte AR), Einzelinterviews Arbeit der MBträger. BR stößt in
örtliche BR, 4 Ver- freien Raum, der über gesetzliche
tretern Vorstand/Ge- MBrechte nicht abgedeckt ist.
schäftsführung, 3 BR Standortinteressen beeinträch-
Tochtergesellschaften tigen offenen Informationsaus-
aus Österreich, schrift- tausch. BR dem Informations-
liche Befragung der BR verhalten des Managements nicht
eines Konzerns gewachsen (Bewertung selektiv-
manipulierender Informationen).
Notwendige Internationalisierung
der IV unter Perspektive der EU-
Richtlinie für EBR
15 Sozialer Um- Christian Stahlarbeit im Wandel, Stahlindustrie Dokuanalyse, mehr- HBS/ Alte Generation von BR setzten
bruch in der Kleinschmidt Wandel von IV, Arbeits- stündige Interviews mit Alfried eher als Einzelkämpfer betrieb-
Stahlindustrie: u. a./Sozialfor- beziehungen und Lebens- 20 BR, die in 70er und Krupp liche MB unterhalb der Montan-
Ende des „Ma- schungsstelle verhältnissen 80er Jahren führende von MB und Verbesserung der
lochers“ und Dortmund/ Positionen in der IV Bohlen Arbeitsbedingungen und Quali-
Rolle der BR einnahmen. und Hal- kationen durch. Heute
215
12.1993– bach- stößt Stellvertreterpolitik an
216
12.1995 Stiftung Grenzen. Das Management
betrachtet den BR als Kosten-Nut-
zen-Faktor. Neue Gegenstände der
MB: Gesellschaftsrechtliche Um-
strukturierungen, Spartenorga-
nisation, Kundenorientierung und
Qualitätssicherung, Führungsstile
und Leanmanagement. Der Ver-
teilungs- wurde zu einem Gestal-
tungskampf der BR.
16 Perspektiven Hartmut Neue Managementkon- Deutsch-fran- Dokuanalysen, teilneh- HBS Durchsetzung von TQM in F
der MB – Wächter u. a., zepte (Einführung von zösische Stahl- mende Beobachtung, schneller und zügiger. In D
Montanmitbe- FB IV Uni- TQM, internationale Un- industrie, Fall- GD, ExG höherer Abstimmungsbedarf
stimmung versität Trier/ ternehmensverechtun- studie Dillinger zwischen Interessengruppen, v. a.
als modernes 01.1993– gen bei divergierenden Hütte Deutschland mit dem BR. In F dagegen sind
Führungskon- 05.1995 Systemen industrieller und Usinor Sacilor neue Arbeitsformen und Partizi-
zept Beziehungen) unter der Frankreich pationsangebote attraktiv, aber
MontanMB das Beteiligungsmodell jederzeit
rückholbar. Outsourcing in F
ebenfalls eher durchsetzbar, in D
behindert durch den Einuss der
MBträger. BR in D fungiert als
Pomotor von Produktivitätssteige-
rung und Qualitätsverbesserung
mit dem Ziel, Outsourcing zu
vermeiden. Neue MBarbeit des
BR wird erforderlich: Pozess-
denken, direkte ANpartizipation,
Entwicklungsorientierung.
17 Betriebsräte im Wolfgang Analyse Strukturmerk- Organisations- 22 ExG Gewerk- HBS Allgemein sinkende Wahlbe-
Wandel Rudolph/ male betrieblicher IV, bereich der Ge- schaftssekretäre auf teiligung, hohe Fluktuation und
Wolfram Prol der BR angesichts werkschaften IG örtlicher und zentraler Führungswechsel in den BR,
Wassermann, der Veränderungen in Medien, Holz und Ebene, schriftliche keine Vergreisung der BR-Arbeit,
BfS Kassel/ Betrieben und Wirt- Kunststoff (GHK), Befragung von BR neue Generation von den BR mit
1995–1996 schaft. Repräsentanz von Nahrung-Genuss- (aus 200 ausgewählten verändertem Arbeitsstil, Abnah-
Beschäftigtengruppen Gaststätten Betrieben mit Rücklauf me Facharbeitereinuss in den
in BR, BR in Betrieben (NGG), Textil-Be- 85 = ca. 40 %), Zeitrei- BR, neue BR in kleinen Dienst-
unterschiedlicher Grö- kleidung (GTB), henvergleich und leistungsbetrieben, wachsender
Anhang
ßenordnung und Bran- Handel-Banken- Analyse gewerkschaft- Anteil der gewerkschaftlich nicht
chen, Vergleich Ost- und Versicherungen licher Wahlstatistiken, organisierten BR-Mitglieder im
Westdeutschland (HBV), IG Metall Branchenanalysen bzw. industriellen Sektor.
Dokuanalyse
18 Mitarbeiter- Helmut Aktive BRarbeit bei Stahlindustrie, Dokuanalyse, qualita- HBS Standortspezische Ausprägung
beteiligung Martens, modernem Arbeits- und Standorte der tive Interviews mit BR, der Beteiligung am Arbeits- und
und MB im Sozialfor- Gesundheitsschutz: Krupp Hoesch Sicherheitsfachkräften, Gesundheitsschutz mit unter-
präventiven schungsstelle Problemsicht, Rolle bei Stahl AG (6 Be- (Linien-) Führungs- schiedlichen Positionen des BR zu
Arbeits- und Dortmund/ Initiierung und Durch- triebe aus 4 Unter- kräften, Arzt, Mode- den Instrumenten (z. B. Rückkehr-
Gesundheits- 11.1995– führung, Kooperation nehmen) ratoren gespräche). Innovative Modelle
schutz 12.1996 mit Management und eines ganzheitlichen präventiven
Tabellarische Übersicht
Gewerkschaftsvertre-
ter, AR-Mitglieder,
Vertreter Arbeitge-
berverband, Vertreter
Bundes- und Regional-
politik)
48 Mitbestim- Bernhard Na- Personal- und mitbestim- Repräsentative Schriftliche Befragung HBS Privatisierungen sind nicht
mungsverein- gel u. a., FB 7, mungsrechtliche Folgen Erhebung MB- ÖTV-Kreisverwaltun- zwangsläug mit einem Abbau
barungen in Universität von Privatisierungen Vereinbarungen, gen (Rücklauf 94,4 %) von MB-Vereinbarungen gleich-
öffentlichen Kassel/ jeweils 3 Fallstu- sowie Unternehmen zusetzen. MB begleitet die Um-
Unternehmen 2000–08.2001 dien in Elektri- mit MB-Vereinbarun- strukturierung konstruktiv. Die
mit privater zitätswirtschaft, gen, Leitfadeninter- Zufriedenheit mit der MB steigt
Rechtsform ÖPNV und Kran- views mit MB-Trägern mit dem Repräsentationsgrad der
kenhäuser und Gewerkschaftern, AN im AR. Unsicherheit besteht
Vertreter der Unter- über die Zulässigkeit und Rechts-
nehmensleitung und wirkung von MB-Vereinbarungen
öffentlichen Anteils- im Bereich der Unternehmensmit-
eigner bestimmung. MB-Vereinbarungen
verbessern die Durchsetzung
von AN-Interessen, führen aber
nicht generell zu Ef zienzver-
besserungen der UN. Allerdings
fördern sie, dass Beschäftigte und
MB-Träger sich den Strukturver-
änderungen nicht verschließen.
Gewerkschaftliche Herausfor-
derung ist die Vermittlung der
Montan-MB als progressives
(Leistungs-) Modell.
229
49 Betriebsver- Susanne Kö- Verbreitungsgrad und Metall-, Chemie- Dokuanalyse, Schriftli- HBS 4 Typen unterschiedlicher
230
fassungsrecht- nig, Institut f. Inhalt von Betriebs- industrie, Banken/ che BR-Befragung der Einussnahme bei personellen
liche Auswahl- Betriebswirt- vereinbarungen zur Versicherungen, (500) größten Unter- Entscheidungen. Zahl der Be-
kriterien – MB schaftslehre, Personalauswahl, auch Handel/Instand- nehmen sowie Zu- triebsvereinbarungen steigt mit
des BR bei Universität als Mittel zum Abbau haltung/Repa- fallsauswahl von (600) Unternehmensgröße. Besonderer
der Personal- Oldenburg/ geschlechtsspezischer ratur, sonstige KMU mit Rücklauf Handlungsbedarf im Bereich
auswahl im 05.1999– Benachteiligungen, Dienstleistungen, 21,3 % (236), 21 ExG „gerechte Beurteilung und
Rahmen neuer 11.2001 Einbindung von Perso- Elektrotechnik/ Personalverantwortli- Anerkennung“. Nicht zufrieden-
Unternehmens- nalauswahlverfahren u. Feinmechanik che und BR stellende Infrastruktur der Per-
kulturen -entscheidungen in die sonalarbeit zur Frauenförderung.
Interaktionskulturen Halbwegs gesicherte Einsichtnah-
zwischen Management me der BR in Bewerbungsunter-
und BR lagen, verstärkte Ausübung
Initiativrecht der BR, Stärkung
des (Auswahl-) Grundsatzes
„intern vor extern“.
50 Internet- Karin Pries Ausmaß der IT-Nutzung (nur Kurzstudie) Dokuanalyse Studien HBS IVn steht breites IKT-Spektrum
gestützte u. a., Lehr- für grenzüberschreitende Fallstudien in und Betriebsverein- zur Verfügung, das oft nur
Kooperations- stuhl Orga- Interessenvertretungs- 4 Unternehmen barungen, explorative selektiv und rudimentär genutzt
formen von nisations- arbeit bzw. technische Metall- und Interviews mit Ar- wird (Technikvorbehalte, feh-
Arbeitnehmer- soziologie Ausstattung Elektro-/Elektro- beitnehmervertretern lende Quali kation, fehlende
vertretern in und Mitbe- nikindustrie in ausgewählten Kooperationsbereitschaft in
transnationalen stimmungs- Unternehmen, Ex- anderen Ländern, Sprachkompe-
Konzernen forschung pertenbefragung zu tenzen bei Synchron-Chats etc.).
Universität gewerkschaftlichen Internetbasierte IKT sind aber für
Bochum/ Schulungsangeboten grenzüberschreitende IV-Arbeit
2001 und Projekten zur IKT von Vorteil (Terminabsprache,
Nutzung Datenbanken), aber face-to-face
Kontakten bei komplexen und
sensiblen Aushandlungen unter-
legen.
51 Betriebsrats- Rüdiger Piorr Einuss von AN-Vertre- ÖPNV Bundesweite standar- HBS und BR als Co-Manager beteiligen
handeln als u. a., Ruhr- tungen bei der Durch- disierte Befragung ver.di sich stärker an der Konzeption
unternehmeri- Universität führung von Reorganisa- von 473 Unternehmen und Umsetzung von neuen Ar-
scher Erfolgs- Bochum/ tionsmaßnahmen (Rücklauf 42 %) beitsorganisationsformen
faktor ? 10.2000–
09.2002
Anhang
52 Globale Struk- Pamela Meil Analyse industrieller 2 global agierende Fallstudien an ausge- Volks- In Deutschland, Frankreich und
turen und die u. a., ISF Beziehungen und lokaler Unternehmen in wählten Standorten mit wagen- den USA fehlen koordinierte Ant-
Steuerungs- München/ Voraussetzungen unter- USA, Frankreich, ExG, Interviews mit Stiftung worten oder existiert Widerstand
fähigkeit natio- 11/1999– nehmerischer Internatio- Deutschland Vertretern nationaler gegen „ultra-rationale“ Betriebs-
naler Systeme 05.2002 nalisierungsstrategien, und internationaler In- ziele. Im Investor-Kapitalismus
der Arbeitsre- Wechselwirkung von teressenorganisationen werden die konsolidierten Ver-
gulierung globalen Unterneh- sowie Wissenschaftlern handlungsfelder immer schmaler,
mensprogrammen und während prekäre Verhandlungs-
nationalen Systemen der felder zunehmen.
Arbeitsregulierung
53 Mitarbeiterbe- Tobias Hu- Analyse der materiellen Börsennotierte Dokuanalyse Ge- Eigen- UN mit BR sind in der Min-
Tabellarische Übersicht
teiligung in der cker, Institut Beteiligungsansätze, Unternehmen schäftsberichte, 9 Fall- projekt derheit. Verschiedene Formen
New Economy für Personal- Rolle der betrieblichen NEMX50 und studien mit leitfaden- alternativer IV als Resultat spe-
management MB und Praxis gesetz- NEMA ALL gestützten Interviews zischer UNkultur: individuelle
Universität lich nicht geregelter Share Personalleiter oder Formen, runder Tisch, rechtlose
der Bundes- Beschäftigtenpartizipa- Vorstandsmitglieder gewählte Mitarbeiter-IV. Zum Teil
wehr/ tion, Auswirkungen der werden alternative Formen ein-
2001–2002 Krise des Neuen Marktes gesetzt, um BR-Gründungen zu
auf die Konzepte vermeiden. Im Spiegel der Krise
ist allerdings eine Welle von BR-
Gründungen zu erwarten.
54 Betriebs- Alexander Einuss BR auf Perso- Maschinenbau Regressionsmodelle (2) Existenz BR verringert die
ratstypen und Dilger, naluktuation, BRtypen, mit Daten des NIFA- Eigen- Personaluktuation. Besonders
Personal- Rechts- und Effekte Neugründung Panels projekte das Miteinader von BR und
uktuation, Staatswissen- und Auösung BR sowie Betriebsleitung senkt die Fluktua-
Ökonomik der schaftliche wirtschaftliche Folgen tion, konstruktive BR-Arbeit
betrieblichen Fakultät der der BR-Mitbestimmung hat wirksameren Einuss als
Mitbestim- Universität antagonistische oder solche ohne
mung Greifswald/ Bezug zur Betriebsleitung.
1999 und Positiver Einuss von über das
2002 gesetzliche und tarifvertragliche
Maß hinaus eingebundenen BR
auf Einsatz exibler Arbeitszeit-
modelle und Produktinnovatio-
nen. Freiwillig gewährte MB-
Rechte haben positive Folgen für
den Betrieb.
231
55 Mitbesitz und Olaf Schröder, Zusammenhang materi- Produzieren- Fallstudien in 4 KMU, Bertels- Mitarbeiterkapitalbeteiligung und
232
Mitbestim- Kay Kürsch- eller Mitarbeiterbeteili- des Gewerbe Leitfadengespräche mann/ MB schließen sich nicht gegensei-
mung ner, Projekt gung und MB (Maschinenbau, mit BR und Geschäfts- HBS tig aus, Notwendigkeit der Inter-
Consult Schmiedebranche, leitung essenvertretung durch BR bleibt
GmbH/2002 Fensterbau) bestehen, auch im Falle 100%iger
Mitarbeiterbeteiligung.
56 Moderne Ute Göt- MB im Strukturwan- Stahlindustrie Fallstudie EKO Stahl Bertels- Unter der MB wurden die Un-
Unternehmens- zen/2002 del der Stahlindustrie, GmbH, schriftliche Be- mann/ ternehmen modernisiert, die
führung, Entwicklungsstand von fragung von AD mon- HBS Produktivität erhöht, der Abbau
ökonomischer Arbeitsorganisation und tanmitbestimmter und von Standorten und Beschäftigten
Erfolg und die Personalpolitik, ökono- nicht-montanmitbe- sozial abgefedert. Einvernehmli-
Rolle der Mit- mische Erfolgsfaktoren stimmter Unternehmen che Umsetzung von Modernisie-
bestimmung unter dem Einuss der (25 Unternehmen mit rungsmaßnahmen durch MB. AD
MB Rücklauf 19 = 76 %) fungiert im Vorstand als Promotor
kooperativer Modernisierung,
schützt die BR bei der aktiven
Mitwirkung, wodurch sich der
Grad der MB bis hin zum Co-
Management erhöht.
57 Unternehmens- Sigurt Vitols/ Bestandsaufnahme der Deutsche Toch- Schriftliche Befragung Bertels- Pragmatischer, wenig ideologi-
führung und 2001–2002 MB-Praxis bei auslän- tergesellschaften von 397 Unternehmen, mann/ scher Umgang mit deutschen MB-
Arbeitsbe- dischen Firmen in ihren ausländischer qualitative Interviews HBS Gesetzen, andere Standortfakto-
ziehungen deutschen Tochterunter- Großunternehmen mit Management und ren spielen größere Rolle. Positive
in deutschen nehmen, Einstellung zu (ausländischer BR in 5 Unternehmen, Bewertung von Betriebsvereinba-
Tochtergesell- den Arbeitsbeziehungen Eigentümer mit sonstige Gespräche mit rungen und Zusammenarbeit mit
schaften und zur MB als Standort- mind. 50 % am Vertretern verschiede- BR durch die meisten Manager.
großer auslän- faktor für Investitions- Firmenkapital) ner Organisationen MB ist durchaus kompatibel mit
discher Unter- entscheidungen internationalen Management-
nehmen praktiken.
58 Unternehmen Rainer Zuge- Effekte des Kapital- Branchenüber- Dokuanalyse, Regres- HBS MB in der marktorientierten
zwischen hör/1999–2002 marktes und der MB auf greifend 100 sionsanalysen, (geför- Corporate-Governance-Variante
Kapitalmarkt das Investitionsverhalten, größte deutsche 2 Fallstudien (ExG derte seit Mitte der 90er Jahre: AN-
und Mitbe- Beziehungen zwischen börsennotierte bei Siemens AG und Diss.) Vertreter werden in den Prozess
stimmung Kapitalmarkt- und MB- Unternehmen VEBA AG), schrift- der kapitalmarktgerechten Aus-
akteuren, Stärke des Zu- liche Befragung von richtung der UN einbezogen, falls
sammenhangs zwischen UN-leitungen und BR ausreichende institutionelle MB-
Kapitalmarkt, MB und Rechte existieren. In diesen Fällen
Investitionsverhalten verläuft die kapitalmarktgerechte
Neustrukturierung konsensorien-
Anhang
tiert, in anderen Fällen kann die
Restrukturierung koniktorisch
verlaufen. Es herrscht hohe Vari-
anz in der Ausgestaltung überge-
setzlicher MB-Regelungen (zu-
stimmungspichtige Geschäfte im
AR, Parität der AR-Ausschüsse
etc.). Neben der Anpassung an das
marktorientierte angelsächsische
Modell koexistieren Elemente
des deutschen Kapitalismus wie
Tabellarische Übersicht
die MBG.
59 Balanced Roland Abel Erfahrungen und Um- Verschiedene 4 Fallstudien mit HBS BSC bietet BR die Chance, sich
Scorecard u. a., BIT Bo- gang von BR mit der Branchen leitfadengestützten als strategische Akteure zu posi-
(BSC) als chum/2002 BSC. Know-How für Interviews BR tionieren und eine transparente
Bestandteil der eine Beteiligung des BR und detaillierte Datenbasis für
Betriebsrats- an der BSC-Entwicklung die BR-Arbeit. Eine ausgewogene
arbeit und -Gestaltung BSC ist von Erfolg gekrönt, wenn
der BR rechtzeitig informiert und
beteiligt wird.
60 Charakteristi- O. Verf., Arbeitsbedingungen und Börsennotierte Schriftliche Befragung HBS Vormals anarchische Formen von
ka der Unter- Lehrstuhl Formen der Interessen- deutsche Unter- (online wie postalisch) Arbeit und Organisation weichen
nehmen des Organisations- regulierung in der New nehmen (NE- von 277 Unterneh- Bewährtem (Aufbauorganisation,
Neuen Marktes soziologie Economy MAX) men mit Rücklauf 60 Hierarchie, Mitbestimmung).
und Mitbe- (ca. 22 %) Anteil von UN mit BR ist nicht
stimmungs- geringer als in der Gesamtwirt-
forschung, schaft. MB unterstützt die Anpas-
Uni Bochum/ sung an sich verändernde Markt-
03.2002– und Beschäftigungsbedingungen
30.09.2002 in der New Economy.
61 Umbruch Ulrich Brink- Prozesse der Konstitu- Branchenübergrei- Leitfadengestützte Diss./ Konstituierung ist von mikro-
von unten ? mann, FIAB ierung von betrieblichen fend, 137 ostdeut- Interviews mit Ge- HBS politischem Handeln geprägt und
Betriebliche an der Univer- Akteuren (BR, Manage- sche Unternehmen schäftsleitern, BR, von Rollenkonikten durchzogen.
Akteure in der sität Bochum/ ment) im Innenleben Personalleitern, Da- BR gewährleisten für sich trotz
ostdeutschen 2002 ostdeutscher Betriebe tenerhebung von 429 ungünstiger Voraussetzungen
Transformation Führungskräften aus ein Mindestmaß an Handlungs-
diesen Betrieben mit fähigkeit.
standardisierten Fra-
gebogen
233
62 Zukunft der Elke Hahn Regional- und struk- Neue Maxhütte Dokuanalysen, Inter- HBS BR konnten Zukunftskonzept
234
Neuen Max- u. a., IMU- turpolitische Hand- i. K. Sulzbach views mit beteiligten aufgrund fehlender nanzieller
hütte Institut Mün- lungsmöglichkeiten der Rosenberg Akteuren, Teilnahme Prozessförderung, ungeklärten
chen/07.2002 betrieblichen IV bei Steuerungsgruppe Eigentumsfragen, politischen Dif-
konkursbedingten Stand- ferenzen nicht mehr substanziell
ortschließungen beeinussen
63 Bedeutung Andre Blei- Folgen von Ausgliede- Ostdeutsche Workshops, Dokuana- HBS Ausgliederungspraxis leistet Ero-
von Unterneh- cher u. a., rungen für Beschäfti- Bergbau- und lyse, 59 ExG mit BR sion tarifvertraglicher Regelungen
mensausglie- Lehrstuhl gung, tarif- und arbeits- Energiewirtschaft und Gewerkschaftsver- zwar keinen Vorschub, aber in
derungen f. Wirtschafts- politische Standards und (Lausitzer und tretern, Geschäftsfüh- Ausgliederungen durchaus Trend
Beschäftigung, u. Industrie- Einussmöglichkeiten Berliner Raum) rung und Management, zur Verbands- und Tarifucht
Arbeitsbe- soziologie, der MBträger Arbeitgeberverbände sowie untertariicher Entloh-
ziehungen u. TU Cottbus/ u. IHK, GD mit BR nung. Entsolidarisierungseffekte,
Mitbestim- 07.2000– aus Ausgliederungs- Konzentration BRarbeit auf
mungsträger 03.2002 betrieben, schriftliche verbleibende Belegschaftsteile. In
Betriebsbefragung der einem schwierigen Marktumfeld
Geschäftsführungen sind dagegen die negativen Folgen
von Ausgliederungsbe- für ausgegliederte Betriebe zu
trieben (346 mit Rück- bewältigen.
lauf 131 = 39,6 %)
64 Auswirkungen Edgar Kasten- Entstehung deregulierter Forstwirtschaft, Dokuanalyse und ExG HBS Zunehmend deregulierte Beschäf-
von Outsour- holz, Büro f. Beschäftigungsformen 5 Fallbeispiele UN Management und AV tigungsformen im von Kleinst-
cing und Ratio- Arbeitsschutz in Kleinstunternehmen unterschiedlicher unternehmen geprägten Sektor.
nalisierung auf und Arbeits- ohne betriebl. MB zur Größe Rechtliche MB hat in kleinen und
Beschäftigung, gestaltung/ Gestaltung von Arbeits- paternalistisch geführten Dienst-
Arbeitsbedin- 04.2002– bedingungen und -bezie- leistungsunternehmen kaum
gungen und 07.2002 hungen Bedeutung. Individualismus und
Mitbestim- informelle Kooperations- und
mung in der Beteiligungsformen kennzeich-
Forstwirtschaft nen die Arbeitsbeziehungen und
führen zu teilweise prekären
Arbeitsbedingungen.
65 Trendreport Wolfgang Analyse der Struktur Wahlergebnisse Analyse der Wahldaten HBS Nach der Reform des BtrVG vor
Betriebsräte- Rudolph, von Betriebsratsgremien aus dem Bereich aus rund 10.000 Betrie- allem: mehr BR-Neugründungen
wahlen 2002 Wolfram und Veränderungen beim der IG Metall ben (Vergleich 1998 (in KMU), mehr Wahlberechtigte,
Wassermann Wahlverhalten (nach der und 2002, Erfassung Plus an Betriebsratsmandaten und
BfS Kassel/ Reform des BtrVG) Prol der BR-Neugrün- größerer Zahl Freigestellter, Ak-
2002 dungen) zeptanz des vereinfachten Wahl-
verfahrens, erhöhter Frauenanteil.
Anhang
66 Arbeitsbe- Edelgard Handlungsmöglichkeiten 5 Call-Center in Leitfadengestützte In- HBS Organisationen stabilisieren sich
ziehungen in Kutzner, der individuellen und unterschiedlichen terviews mit Manage- langsam und bauen Stammbe-
Call-Centern Sozialfor- kollektiven IV, Rolle des Branchen und ment, BR, Teamleitun- legschaften auf, originelle Insti-
schungsstelle Geschlechterverhältnis- Regionen gen, Agenten, Gewerk- tutionalisierung einer IV durch
Dortmund/ ses bei der Entwicklung schaftsvertretern Kombination von individueller
07.2001– von Arbeitsbeziehungen und kollektiver Beteiligung, jedes
12.2002 UN eigene Kultur der Arbeits-
beziehungen, nicht generelle
mitbestimmungsfreie Zone, in
eigenständigen Call-Centern
(nicht Abt. eines UN) hat BR
Tabellarische Übersicht
im Aufsichtsrat schaftswis- mitbestimmung im UN und MBsys- Telefoninterviews): vierung und Verbesserung der
senschaftliche Spiegel der Reform- teme Anteilseigner- und AR-Arbeit, Vorabstimmungen in
Fakultät der diskussion Arbeitnehmervertreter, Vorgesprächen zwischen AR und
Universität Vorstandsmitglieder, Vorstand, aber auch intransparen-
Berlin/2004 Verbandsvertreter, te informelle Parallelstrukturen.
Politiker, Wissen- Arbeitsdichte AR-Vorsitzender,
schaftler Plädoyer für kleinere AR. Frak-
tionsdisziplin prägt AR-Kultur,
nicht gruppenübergreifendes
Teambuilding mit Ziel strate-
gischer Rat und Kontrolle für
Vorstand und Unternehmen (auf
Interessenvertretung beruhendes
deutsches Corporate-Governance-
System). Zwiespältige Bewertung
externer Gewerkschaftsvertreter.
81 Kommunika- Jürgens, Ul- MB als Element Branchenquer- Standardisierte schrift- Eigen- Reformbedarf: ARarbeit muss
tion und rich/Lippert, moderner Corporate- schnitt von Un- liche Befragung von projekt sich mehr prospektiv-beratungs-
Wissen im Inge, WZB/ Governance-Systeme, ternehmen, die Vertretern der leiten- in orientiert ausrichten; AR müssen
Aufsichtsrat: 2004 inhaltliche und qualitati- dem MBgesetz/ den Angestellten im Koope- vom Vorstand mehr im Vorfeld
Vorausset- ve Anpassung an Globa- Montan-MBgesetz AR, explorative ExG ration von Entscheidungen (Risiken
zungen und lisierung, Shareholder- unterliegen mit leitenden Ange- mit dem und Chancen) informiert werden;
Kriterien guter Value-Orientierung stellten im AR Deut- notwendige Verbesserung der
Aufsichtsrats- im AR schen Binnenkommunikation Ausschüs-
arbeit aus der Füh- se und ARgesamtgremium; mehr
Perspektive rungs- Verständnis als Gesamtgremium
leitender An- kräfte- erforderlich (Trennung der „Bän-
gestellter verband ke“ aufweichen)
239
82 EU-Osterwei- Hermann Kontaktaufnahme, 14 multinationale Interviews mit HBS Schwierige Suche nach Ansprech-
240
terung: die Kotthoff, Verlauf EBR-Sitzungen Konzerne Metall, EBR-Vorsitzenden, partnern an den MOE-Standorten
aktuelle Her- Institut für mit MOE-Delegierten, Chemie, Banken/ Interviews mit EBR- unter 4 unterschiedlichen Normie-
ausforderung Soziologie, Umgang mit unterschied- Versicherungen, Delegierten an 4 slowa- rungswegen (Über Gewerkschaft,
für den EBR TH Darm- lichen IV-Systemen, Nahrungsmittel kischen und 2 tschechi- lokales Standortmanagement,
stadt/2004 westeuropäische und schen Standorten zentrales Konzernmanagement,
(2 Monate) mittelosteuropäische zweigleisig über zentrales Ma-
Interessen nagement und Gewerkschaft
83 Arbeitspolitik Helmut Erfahrungen mit „neuer New Economy Sekundär- und Doku- HBS Nach dem Ende des Hype: Zunah-
und Interes- Martens, Arbeit“ und neugebilde- (ITK und Medien) analysen, 15 Fallstudi- me von BR mit hochprofessionel-
senvertretung Sozialfor- ten IV en, teilnehmende ler Interessenvertretungsarbeit
in der New schungsstelle Beobachtung, orientiert an einzelwirtschaft-
Economy Dortmund/ leitfadengestützte licher Rationalität, dynamische
04.2003– Interviews mit BR, Neuänsätze von Arbeitspolitik
09.2004 Gewerkschaftsver- und Neuentdeckung gewerk-
tretern, Management, schaftlicher Solidarität.
schriftliche standardi-
sierte BR-Befragung
im Referenzbereich
connexx.av
84 Betriebsräte Wolfram Erfolg der Reform auf Charakteristi- Dokuanalysen, ExG HBS - Vielfach Neuordnung der BR-
nach der Wassermann/ Organisation u. Ar- scher Querschnitt mit Vertretern Gewerk- strukturen und Einbeziehung
Reform – das Wolfgang beitsgrundlagen des BR Branchen- und schaften, AGverband, betriebsratsloser Betriebe in der
neue BetrVG Rudolph, anhand ausgewählter Betriebsstruk- Institut der deutschen Betriebsrätestruktur, Anpassung
in der Praxis BfS Kassel/ gesetzlicher Innova- turen: Industrie, Wirtschaft. Kleinere an Wandel der Unternehmens-
05.2003– tionen: vereinfachtes Dienstleistungs- schriftliche Befragung strukturen und Führungssysteme.
01.2005 Wahlverfahren für KMU, sektor, Baugewer- zur Betriebserschlie- - Entwicklung von GBR zu struk-
Einrichtung maßge- be, Handwerk ßung und Ermittlung turellen Zentren der MB.
schneiderter Betriebs- von neuen BRgrün- - Vereinfachtes Wahlverfahren
ratsstrukturen (Gemein- dungen. In 56 Fallstu- wird angenommen, aber kein
schaftsBR, RegionalBR dien leitfadengestützte Trend zur Vermehrung der BR in
etc.), Integration von Interviews mit Ge- Kleinbetrieben und Instrument
Arbeitnehmergruppen werkschaftssekretären, zum Abbau mittelstandstypischer
(Frauen, Leiharbeiter) in BR, GBR Abwehrhaltung gegen BRwahlen.
die MB, direkte Arbeit- - Erhöhte Repräsentanz von
nehmerbeteiligung an Frauen im BR.
betrieblicher MB - Verstärkter Einbezug von
Leiharbeitern in BRwahlen, aber
Wahlrecht kein Mittel zur
Anhang
Annäherung Stamm- und Rand-
belegschaft
- Kaum Dezentralisierung von
MB durch Arbeitnehmergruppen,
Festhalten am Strukturbild einer
zentralisierten MB zwischen
Management und BR.
85 Internationali- Paul Elshof, Internationalisierung von Brauindustrie, Dokuanalyse, Inter- HBS Rückgang national gestalteter
sierungsstrate- Food World Konzernen und Folgen 6 ausgewählte views mit Management Arbeitsbedingungen und Bedeu-
gien und MB Research & für Arbeitsbedingungen Konzerne und AV tungszuwachs internationaler
im Konzern Consultancy/ und MB von EBR Koordination von BR und Ge-
Tabellarische Übersicht
beziehungen stuhl für in Betrieben ohne Be- in 3 Sektoren: ExG Management, gungsfeindlich. Die Qualität
jenseits der Soziologie, triebsrat und Bedeutung „New Economy“, Intensivfallstudien mit der Arbeitnehmerbeteiligung
Betriebsverfas- TU München/ mitbestimmungsfreier mittelständische Interviews und Grup- hängt von verschiedenen Ty pen
sung in be- 2003–2005 Zonen für die Funktions- Industriebetriebe pendiskussion mit den ab: tarifgebundene mittelgroße
triebsratsfreien fähigkeit des deutschen u. prekärer Dienst- Belegschaftsvertretern Betriebe, die ohne Betriebsrat
Betrieben Systems industrieller leistungsbereich tariiche Spielregeln einhalten,
Beziehungen Unternehmen mit hochquali-
zierten Beschäftigten und indi-
vidueller Interessenvertretung
im „New Economy-Style“, anti-
gewerkschaftliche Betriebe mit
einer Anti-Betriebsratsstrategie,
Unternehmen mit Patriarchen, die
Arbeits- und Sozialbeziehungen
dominieren.
93 Auswirkung Bunk, Corin- Nutzung des erweiterten Branchenquer- Schriftliche Befragung Eigen- Vereinfachtes Wahlverfahren
der Reform des na, Institut MBkatalogs durch BR schnitt der im AG- der Geschäfts- oder projekt setzt sich durch, sonst geringe
BetrVG auf für Volkswirt- und Umfang der Einrich- Verband Lüneburg Personalleitungen mit Un- Reformeffekte speziell in mittel-
die Arbeits- schaftslehre tung neuer BR seit der organisierten (190 Unternehmen) terstüt- ständischen eigentümergeführten
beziehungen Universität Reform 2001 Betriebe zung des Betrieben.
aus Sicht der Lüneburg/ AG-Ver-
Arbeitgeber 2005 bandes
Lüne-
burg
Nordost-
nieder-
sachsen
243
94 Kirchliche Tobias Jakobi Praxis und Unterschiede Konfessionelle Dokuanalyse, leitfa- HBS Mitarbeitervertretungen mit un-
244
Krankenhäuser u. a., Oswald der MB-Politik Krankenhaus- dengestützte Inter- terschiedlichen Akteurskonstella-
im Umbruch von Nell- träger views mit MB-Trägern tionen und Interaktionsformen bei
Breuning- und Management Diakonie und Caritas. Auffällige
Institut f. Bedeutung individueller Akteure,
Wirtschafts- besonders auf der Bundesebene.
und Gesell-
schaftsethik/
2003–2005
95 Neuordnung Stefanie Folgen der GVO Neure- KFZ-Gewerbe Dokuanalyse, ExG mit HBS Negative Folgen für die Arbeits-
des Automo- Weimer, ISF gelung und Veränderung Branchenvertretern, bedingungen der Beschäftigten
bilvertriebs: München/ der Betriebsstrukturen/ Unternehmern, 10 Fall- und kaum genutzte beteiligungs-
Herausfor- 2003–2005 Vertriebsnetze als neue studien mit Interviews orientierte Umsetzung und Be-
derungen für Anforderung an die IV, und GD BR, ExG Ge- wältigung des Strukturwandels.
Belegschaften Perspektiven betriebs- werkschaftssekretäre Zentrale Herausforderungen für
und BR übergreifender Interes- die IV: Anpassung BR-Strukturen
senvertretung bei kon- (GBR, Gemeinschafts-BR),
zernartigen, lialisierten Eindämmung Tarifucht, Bewäl-
UN-strukturen tigung Personalabbau.
96 Lehrjahre des Kotthoff, EBR-Analyse: Struk- 12 Konzerne 63 Leitfadengespräche: HBS 3 EBR-Typen lassen sich aus ihrer
EBR Hermann, tur und Organisation, (davon 7 deutsche) EBR-Mitglieder, BR- Rolle und Wirksamkeit ableiten:
Sozialfor- Interessenwirksamkeit, aus verschiedenen Mitglieder, Gewerk- mitgestaltendes Arbeitsgremium,
schungsstelle internes EBR-Networ- Wirtschaftssek- schaftsbetreuer, Kon- Fürsprecher der Diaspora, Infor-
Dortmund/ king, alltägliche Euro- toren (Medizin- zern-Personalmanager mationsanalytiker. Überwiegend
2003–2005 päisierung und Kom- techik, Pharma, setzt sich sozialpartnerschaftlich-
munikations-/Entschei- Automobilzulie- kooperatives Muster von AN-Ver-
dungsprozesse zwischen ferer, Banken und tretung durch. Es gibt aber auch
EBR und nationalen BR, Versicherungen, folgende Typen: EBR im Leerlauf
gewerkschaftliche EBR- IT, Nahrungsmit- als zahnloser Tiger oder der fehlge-
Betreuung tel, Stahl, Tele- startete, marginalisierte EBR. Alle
kommunikation) EBR kämpfen mit üblichen Pro-
blemen: Sprache, Reisen, Rotation
der Mitglieder etc. EBR hat kaum
Rückwirkungen auf heimische
BR. Rückzug gewerkschaftlicher
Betreuung nach Implementation
birgt die Gefahr, dass EBR zum
gewerkschaftspolitisch ausgedünn-
ten Vertretungsorgan wird.
Anhang
97 Zwischen Ludger Pries Praktizierte Muster von Kleinere Mittel- Schriftliche Unter- HBS Keine mitbestimmungsfreie
Selbstvertre- u. a., Lehr- Partizipation und Interes- betriebe (50–250 nehmensbefragung, Zone: Variationsbreite mit Exis-
tung und MB – stuhl Orga- senvertretung in Abhän- Beschäftigte) 10 Fallstudien mit über tenz und Gleichzeitigkeit von
Partizipations- nisations- gigkeit der strukturellen aus Kernbranche 50 leitfadengestützten individuellen und kollektiven
kulturen in soziologie Voraussetzungen von der digitalen Experteninterviews mit Interessenregulierungsmustern.
Unternehmen und Mitbe- Arbeit, Organisation und Wirtschaft: Soft- Geschäftsführung, Per- Dominant sind aber Muster der
der Neuen stimmungs- Management. Bewer- ware- und Inter- sonalverantwortlichen, direkten Partizipation und indi-
Wirtschaft forschung, tung der betrieblichen netunternehmen, Führungskräften, Mit- vidualisierten IV. Informelle MB
Universität Beteiligungs- und Mitbe- IT-Service und arbeitern und BR. ExG (Selbstvertretung) ist durchaus
Bochum/ stimmungsmöglichkeiten Multimediaunter- mit Gewerkschafts- vertretungswirksam und Alter-
02.2002– (besonders Alternativen nehmen und Verbandsvertre- native zur rechtlich kodi zierten
Tabellarische Übersicht
gagement bearbeiten.
gesellschaftlichen Repräsenta-
tionsformen,
(3) Typus des Netzwerkers, Inno-
vationsmanagers und Bewegungs-
gewerkschafters als Akteure neu
konstituierter lokaler Zivilgesell-
schaften.
117 Internatio- Stefan Analyse der Internatio- Mitglieder von Internationalitäts- Bertels- Internationalität des Vorstands
nalität der Schmid/An- nalität der Corporate- Vorständen und index (Nationalität, mann und Aufsichtsrats korrespondiert
Vorstände und drea Daniel, Governance-Gremien Aufsichtsräten der internationale Ausbil- Stiftung nicht mit Internationalität der
Aufsichtsräte Lehrstuhl gemäß Internationalität DAX30-Unter- dung, Berufserfahrung Unternehmensaktivitäten. Wenig
in Deutschland internatio- der Unternehmensakti- nehmen sowie Verbindungen) Kontakte zu globalen Zukunfts-
nales und vitäten über biograsche märkten. Besonders geringe
strategisches Daten: Lebensläufe Internationalität bei den Arbeit-
Management aus Internetseiten der nehmervertretern im AR, die auf
Europäische UN, Kompendien, dieser Grundlage nur schwer die
Wirtschafts- persönliche Anfragen. Gesamtinteressen des Unterneh-
hochschule 494 (= 67 % der mens in allen Ländern – nicht nur
Berlin/2007 733 Vorstands- und der deutschen Belegschaft – ver-
(Stichtag der Aufsichtsratmitglie- treten können.
Untersuchung der), davon 164 Vor-
31.12.2005) standsmitgl. (88 %),
249 Aufsichtsratsmitgl.
Anteilseigner ( 89 %)
und 81 von der Arbeit-
nehmerseite (30 %).
253
118 Praxis der Horst-Udo Erfahrungen von Per- Gesamtwirtschaft Nicht-repräsentative Eigen- Interne Koniktlösungen werden
254
betrieblichen Niedenhoff, sonalvorständen, Vor- UN-Stichprobe projekt unter Vermeidung von Eini-
Mitbestim- Institut der ständen und Geschäfts- (126 UN), schriftli- gungsstellenverfahren favorisiert.
mung Deutschen führern im Umgang mit che Befragung von Runde Tische mit präventiven
Wirtschaft, dem BR und Verbesse- UN-Leitungen und Lösungen beugen Konikten vor.
Köln/2007 rungsmöglichkeiten des BR (über Landesver- Kostenersparnissen würden Mo-
BetrVG einigungen der AG- di kationen des Wahlverfahrens
Verbände) und Reduzierung von Betriebs-
versammlungen erreichen. BR
und Geschäftsführungen erken-
nen in Beschleunigungsverfahren
ein Instrument zur Verbesserung
der Kostenef zienz betrieblicher
MB.
119 Analyse der Horst-Udo Zentrale Ergebnisse der Gesamtwirtschaft Nichtrepräsentative Eigen- Wahlbeteiligung bleibt im Zeit-
Betriebsrats- Niedenhoff, BR-Wahlen, Zusammen- schriftliche UN- projekt ablauf auf hohem Niveau. Hohe
wahlen Institut der setzung der BR Befragung (über Lan- Wiederwahlquote. Kontinuierlich
Deutschen desvereinigungen der abnehmender gewerkschaftlicher
Wirtschaft, AG-Verbände) Organisationsgrad der BR.
Köln/1995,
1999, 2003,
2007
120 Arbeitsbedin- Leo Kißler Folgen der Arbeitsmarkt- Neue arbeits- Dokuanalyse, bundes- HBS Intensivierung der Arbeit, Leis-
gungen und u. a., Institut reform „Hartz IV“ für marktpolitische weite Online-Befra- tungsdruck und psychische Belas-
Arbeitsbe- für Soziolo- die Interessenvertre- Institutionen gung von PR (498 mit tungsvielfalt kennzeichnen die
ziehungen im gie, Universi- tungsarbeit in Arbeitsge- im öffentlichen Rücklauf 248 = 49,8 %), Arbeitsbedingungen im System-
Schatten der tät Marburg/ meinschaften (ARGen) Sektor 4 Fallstudien (ARGE wettbewerb zweier arbeitsmarkt-
Arbeitsmarkt- 07.2006– und Optionskommunen und Optionsmodell) politischer Institutionen. In den
reform 07.2007 mit 25 ExG mit PR, Arbeitsgemeinschaften zwischen
Management, Gleich- Kommune und Arbeitsagentur
stellungsbeauftragten, fehlen wirksame IV-Strukturen.
6 GD mit Beschäftigten Kommunale wie Agenturpersonal-
räte sind nur eingeschränkt zu-
ständig und verfügen über höchst
begrenzte Handlungskompeten-
zen. In einigen ARGEn werden vor
dem Hintergrund dieser Mitbe-
stimmungslücke neue informelle
Vertretungsformen ohne
Anhang
rechtssicheren Akteursstatus der
PR erprobt.
121 Leiharbeit als Wolfram Was- Integration der Leih- UN aus dem Orga- Schriftliche BR- HBS Unterschiedlicher Umgang mit
Gegenstand sermann u. a., arbeitnehmer in die MB, nisationsbereich Befragung von Leiharbeitnehmern durch BR:
betrieblicher BfS Kassel/ Anforderungen und Be- der IG Metall 154 leiharbeitsinten- Nichtbefassung bzw. Externalisie-
Mitbestim- 04.2007– lastungen der BR, Ergeb- siven Betrieben mit rung der Problematik oder Inte-
mung 07.2007 nisse und Widerstände Rücklauf 80 (52 %), gration in MB (z. B. Beauftragter
leitfadengestützte für Leiharbeit, Zusammenarbeit
Telefoninterviews mit mit Leiharbeitssprechern etc.).
BR-Mitgliedern aus „Leiharbeitnehmervertretung“
12 Betrieben bedeutet für den BR Mehrauf-
Tabellarische Übersicht
2004–2008
134 Betriebsräte Oliver Stettes, Verbreitung BR-MB IW-Zukunfts- Unternehmen mit Eigen- Verbreitungsgrad alternativer
und alternative Institut der und alternativer Inter- panel, Unterneh- mind. 5 Mitarbeitern, projekt MB-Formen ist größer als jener
Formen der Deutschen essenvertretungsformen: men aus Industrie Stichprobe von 1.911 von BR. In ca. 11 % der UN exis-
Mitbestim- Wirtschaft, Delegation von Entschei- und industrienahe Unternehmen, Matrix tiert ein BR, in doppelt soviel UN
mung Köln/2007– dungen an Einzelne, Verbundbranchen mit 8 Branchen- und freiwillig eingerichtete alternative
2008 Teams oder freiwillige Bau, Logistik, un- 3 Umsatzgrößen- Partizipationsformen. Verbreitung
Implementierung alterna- ternehmensnahe klassen BR steigt mit der Betriebsgröße,
tiver Formen wie Runde Dienstleistungen alternative Gremien mit AG und
Tische, Ausschüsse, Mitarbeitern ndet man vor allem
Belegschaftssprecher. in UN mit bis zu 100 Beschäftig-
Verbreitung nach UN- ten. Mitarbeiterausschüsse und
größe, Branche, UNalter, sonstige Vertretungsformen auf
Führungsstruktur, ANseite existieren häuger in
Inhaberverhältnisse, UN mit 101–199 Beschäftigten.
Tarifbindung Partizipationsformen abseits der
Betriebsverfassung gehen häu-
ger einher mit der Einführung
von leistungs- und erfolgsorien-
tierten Entlohnungssystemen. Das
Fehlen eines BR darf nicht mit
einer mitbestimmungsfreien Zone
verwechselt werden.
135 Umsetzung Rainer Identi zierung innovati- Metall- und Elekt- Leitfadengestützte HBS In Arbeit
Entgeltrah- Skrotzki, ver tarif- und arbeitspoli- roindustrie NRW ExG mit Vertretern
menabkommen IAW Ruhr- tischer Handlungsmuster, Tarifvertragsparteien,
Universität Beitrag ERA zur Reform Betriebsfallstudien,
Bochum der Institution Tarifver- schriftliche Fragebo-
259
u. a./07.2006– trag und der industriellen generhebung für Ma-
260
06.2008 Beziehungen (erweiterte nagement und BR
MB-Möglichkeiten)
136 Leistungs- Nick Kratzer Mitbestimmungspich- Metall- und Elek- 10 Intensiv- und HBS Brennglaswirkung durch Verstär-
gestaltung im u. a., ISF tige Neugestaltung der troindustrie Kurzfallstudien mit 80 kung schwelender Anerkennungs-
Angestellten- München/ Leistungsentgelte im (175 Personen) Einzel- de zite und betriebl. Leistungs-
bereich durch 09.2005– Angestelltenbereich und Gruppeninterviews politik im Angestelltenbereich,
ERA-Umset- 06/2008 (Erwartungen, Interes- mit Betriebsleitung, Steuerungslücke in der Leis-
zung sen, Praxis) Personalzuständigen, tungspolitik muss von unteren FK
BR, Führungskräften, und Beschäftigten geschlossen
Beschäftigten werden. ERA eröffnet institutio-
nelle Gelegenheitsstruktur für
Auseinandersetzung über Arbeits-
und Leistungsanforderungen und
deren Gegenwert.
137 Auseinander- Richard Betriebsstilllegungen Relevante Schlie- Rekonstruktion von HBS Betriebsschließungen als norma-
setzungen um Detje u. a., und Standortverlagerun- ßungsfälle seit (über 50) Betriebsfällen les Instrument der Restrukturie-
Betriebsschlie- WISSENS gen unter neuen ökono- dem Jahr 2000 durch Dokuanalysen, rung im globalen Finanzmarkt-
ßungen Transfer/ mischen Rahmenbedin- ExG mit beteiligten kapitalismus. 4 Strategien von
01.2008– gungen und strategische Akteuren ausgewählter Belegschaft, BR und Gewerk-
06.2008 Handlungsmöglichkeiten Betriebsfälle schaften: verhandlungsorientierte
der IVn Strategie mit ökonomischen
Alternativkonzepten, Strategie
des Streiks um Sozialtarifverträ-
ge, basisorientierte Proteststra-
tegie, Strategie internationaler
Vernetzung.
138 Geschlechter- Constanze Interessenorientierungen, Automobil- Dokuanalyse, 30 qua- HBS In Arbeit
verhältnisse Kurz, SOFI Arbeitssituation, Parti- industrie litative Interviews mit
zwischen Göttingen/ zipationsmöglichkeiten BRinnen, standar-
Beharrung und 09.2007– von Betriebsrätinnen, disierte schriftliche
Veränderung: 12.2008 BR-Gremium im Wandel Befragung, 4 Fallstu-
Interessen, der Geschlechterver- dien in UN mit Inten-
Arbeit und hältnisse, rechtliche und sivinterviews männl.
Handlungs- ökonomische Rahmenbe- und weibl. BR, ExG
bedingungen dingungen Management, ExG Ge-
von weiblichen werkschaftsvertreter
BR-Mitglie-
dern
Anhang
139 Branchen- Kai Beutler Schmiedekonferenzen als Teilnehmende Dokuanalyse, Fallstu- HBS Branchenkonferenzen fördern
politik in der u. a., MA&T Katalysator und Impuls- BR aus der deut- dien in 5 unterschied- BR-Arbeit und betriebliche Inno-
Schmiede- Sell Partner geber schen Schmiede- lich strukturierten vationen. BR sind Innovations-
industrie – die GmbH, Rainer Branche Schmieden mit Inter- treiber, keineswegs eine Bremse.
Rolle von Lichte, SfS views BR, Geschäfts- Konferenzen verbessern Kompe-
Branchen kon- Dortmund/ leitung, GD BR, ExD tenzen der BR und Qualität ihrer
ferenzen 04.2006– Experten der Branche, IV-Arbeit. BR haben meist nach-
02.2008 schriftliche Kurzbefra- haltigere UN-Entwicklung im
gung der Teilnehmer Blickfeld als ständig wechselnde
von Konferenzen Führungskräfte.
140 Arbeitnehmer- Bernd Kel- Analyse der verhandelten Vollerhebung alle Dokuanalyse, teilneh- HBS Mit der SE Trend zur Hetero-
Tabellarische Übersicht
beteiligung in ler u. a, FB Arbeitnehmerbeteili- eingetragenen SE mende Beobachtung, (Promo- genisierung von Arbeitnehmer-
der Europäi- Politik- u. gung, SE-BR und MB in ExG, Telefoninterviews tionskol- beteiligung in Europa: zwischen-
schen Aktien- Verwaltungs- den Leitungsorganen leg) staatlich, nationalstaatlich und
gesellschaft wissenschaft zwischen den UN. Tendenz zu
(SE) Universität unternehmensspezischen Indus-
Konstanz/ trial-Relations, Parallelsystemen
01.2006– neben nationalen Systemen. Wenn
12.2008 SE-Gründung als Vorteil bewertet
wird, keine Scheu der UN vor
Vereinbarungen, die ANbetei-
ligung für AN aus EU-Ländern
mit schwächeren gesetzlichen
MB-Regelungen auszuweiten.
Allerdings einige, besonders
deutsche Fälle, in denen AG mit
der SE testen, inwieweit sich MB
einschränken lässt.
141 Nicht-Um- Stefan Lü- Gründe für hohe Zahl Branchenüber- Qualitative Fallstudien HBS Erkenntnisse über die Problemzo-
setzung der cking u. a., EBR-freier Unternehmen greifend deutsche in 6 deutschen Unter- nen der EBR-Richtlinie
EBR-Richtlinie Lehrstuhl in D trotz hoher Betriebs- Unternehmen mit nehmen, - derzeit keine Regelung in
in deutschen Soziologie ratsdichte, andere For- Niederlassungen quantitative Umfrage der EBR-Richtlinie für eine
Unternehmen TU München/ men der Zusammenarbeit im europäischen EBR-freier Unterneh- Neuordnung bestehender EBR-
01.11.2006– in europäischen Ländern Ausland und men (trotz Richtlinie) Strukturen. Nötig etwa bei einer
31.10.2008 mind. 1000 Be- Unternehmensrestrukturierung
schäftigten (Fusion oder Übernahme)
- uneinheitliche EBR-Strukturen,
etwa innerhalb einer Unterneh-
mensgruppe oder nach Fusionen
261
und Übernahmen (meist histori-
262
schen Ursprungs)
- Deutscher Sonderfall Eigen-
tümerunternehmen: Problem
der Feststellung der Gültigkeit
der Richtlinie, erschwert durch:
- reduzierte Informationspicht
- Mitbestimmungsablehnung
- (undurchsichtige) Unterneh-
mensstrukturen
142 Beteiligung der Sigurt Vitols, Auswirkungen paritä- 104 börsennotierte Ermittlung von Struk- HBS Gewerkschaftliche Präsenz im
Arbeitnehmer- WZB Berlin/ tischer Besetzung von Unternehmen turdaten (Existenz AR dämpft Vorstandsvergütun-
vertreter in 2007–2008 Ausschüssen sowie Prä- mit paritätischer von AR-Ausschüssen, gen und Anteil der aktienkurs-
Aufsichtsrats- senz von Gewerkschafts- Mitbestimmung Verteilung externer orientierten Vergütung. In knapp
ausschüssen vertretern auf die Unter- Gewerkschaftsvertreter der Hälfte der UN sind Ausschüs-
nehmensperformanz und und interner AN-Ver- se (in Abhängigkeit von der ge-
Vorstandsvergütung treter, leitender Ange- werkschaftlichen Präsenz im AR)
stellter). Ökonometri- paritätisch besetzt. Parität ohne
sche Analyse (Regres- Einuss auf die UN-Performanz.
sion und Korrelation) Ökonomische Gründe sprechen
zentraler Finanzdaten nicht gegen eine gesetzliche Ver-
2002–2007 ankerung des Prinzips der Parität
in AR-Ausschüssen oder für eine
Begrenzung der gewerkschaftli-
chen Präsenz im AR.
143 MB-Betei- Barbara Dür, Beschäftigungsorientier- Gesundheitswesen ExG, Sekundäranalyse HBS Ansatz der Entwicklungspart-
ligung-Aus- Matthias te Handlungsstrategien Unternehmensdaten nerschaft, Beteiligung der
handlung im Winter, von AV bei der Umset- Beschäftigten und ihrer Interes-
Gesundheits- ISA Consult, zung von Personal- und senvertretungen am strukturellen
wesen Gesellschaft f. OEkonzepten in inte- Wandel der Einrichtungen der
beteiligungs- grierten Versorgungs- Gesundheitswirtschaft weist in
orientierte formen die richtige Richtung, neue Impul-
Beratung/ se für die Weiterentwicklung von
12.2005– Beteiligungsstrukturen.
03.2008
144 Betrieb - Axel Hauser- Analyse der Vertretungs- Repräsentativer 1. Phase: Datensatz HBS Zusammenhang Betriebsratsexis-
liche Ditz u. a., landschaft: Typisierung Branchenquer- mit über 3200 Betrie- tenz und Betriebsgröße. Imple-
Interessen- Lehrstuhl Or- von Interessenvertre- schnitt ben (aus BISS 2005), mentierte BR werden überwie-
regulierung ganisations- tungsmustern in unter- deskriptive Statistik gend von der Geschäftsleitung
Anhang
in Deutschland soziologie schiedlichen Branchen mit multivariaten akzeptiert (meist vertrauensvolle
(BISS) und Mitbe- der deutschen Privatwirt- Analysen. 2. Phase Zusammenarbeit). Zunehmend
stimmungs- schaft, insbesondere auch Tiefenauswertung: in komplexe Betriebsratsstrukturen
forschung, Rolle von Vertretungs- insgesamt 3.254 Be- durch Einbindung in Standort-,
Universität organen in betriebsrats- trieben Befragung von Sparten- und regionale BR und
Bochum/Zwei losen Betrieben Personalverantwort- GBR wie KBR. Hoher Verbrei-
Phasen 2004– lichen, davon in 1410 tungsgrad Anderer Vertretungs-
2006 und zusätzliche Interviews organe (AVOs) (häug in
2007–2008 mit BRvorsitzenden kleineren Betrieben des Dienst-
oder Beschäftigten- leistungssektors) mit heterogenem
vertretern anderer Spektrum. AVOs fallen mehr-
Tabellarische Übersicht
159 Offshoring Andreas Boes Neue Phase der Inter- Jeweils 2 explora- GD und Intensivinter- HBS In Arbeit
und Internatio- u. a., ISF nationalisierung von tive Fallstudien in views mit Beschäftig-
nalisierung. München/ Softwareentwicklung, Unternehmen aus ten, ExG betriebliche
Konsequenzen 08.2007– IT-Service, Buchhal- den Bereichen IT- und überbetriebliche
für Arbeitsbe- 07.2009 tung, F&E: Folgen für Services, Verwal- Experten
ziehungen und Beschäftigte und ihre tung, F&E
MB Erwartungen an die IV
267
160 Innovation und Jürgen Kädt- Typische Regulierungs- Metall-, Chemie-, 10 Intensivfallstudien HBS In Arbeit
268
MB: Regulie- ler u. a., SOFI bedarfe, Interessen der Pharmaindustrie mit ExG Management
rungsbedarf, Göttingen/ Beschäftigten und Ein- und wissensinten- und AV, Rekonstruk-
Interessen- 08.2007– uss unterschiedlicher sive Dienstleis- tion der Projektverläufe
orientierung 10.2009 (starke und schwache) tungssektoren durch Beschäftigten-
und die Ent- MBkulturen auf die interviews
wicklung von Mitgestaltung der Spiel-
Spielregeln für regeln von Innovations-
Innovations- handelns
handeln
161 Aktive Rolle Oliver Som Praxis der Beteiligung Maschinenbau, Quantitative Auswer- HBS In Arbeit
der MBinsti- u. a., ISI und von MBträgern an be- Automobilzulie- tung von Daten des ISI,
tutionen im IMU/08.2007– trieblichen Innovationen ferer, Chemie, qualitative Fallstudien,
betrieblichen 07.2009 (in Krisen) Textil, Ingenieur- ExG bei relevanten
Innovations- dienstleistungen Akteuren
prozess
162 Innovations- Bernd Krie- Rollen und Gestaltungs- Chemie, Maschi- Fallstudien, ExG, HBS In Arbeit
treiber Mit- gesmann u. a., optionen von Mitbestim- nenbau, IT teilstrukturierte In-
bestimmung ? Institut f. mungsträgern zwischen terviews/telefonische
Bestands- angewandte Initiierung und passiver BRbefragung, gemein-
aufnahme, Innovations- Risikoabwehr von Inno- samer Erfahrungsaus-
Konzepte und forschung, vationen tausch mit BR
Handlungs- Universität
perspektiven Bochum/
01.2008–
06.2010
163 Erwartungs- Uwe Wilkes- Klassi zierung der Arbeitnehmer in Repräsentative Befra- HBS In Arbeit
muster an mann u. a., Erwartungen zunehmend der BRD gung (Stichprobe) aller
Betriebsräte Zentrum für heterogener Arbeitneh- abhängig Beschäftigten
Weiterbildung mergruppen (ohne Azubis) im Alter
Universität zwischen 18–65 Jahren
Dortmund/
2008–2010
164 Rückenwind Thomas Analyse der Kampagne Metall- und Elek- a) In verschiedenen HBS In Arbeit
für Betriebs- Haipeter, IAQ „Besser statt Billiger“, troindustrie Einzelbranchen insge-
räte ? Betrieb- Universität Handlungsfähigkeit samt: 10 Intensivfall-
liche Moder- Duisburg/ der BR als Promotoren studien mit ExG BR,
nisierungs- 01.10.2008– langfristiger Modernisie- Management u. Ge-
kampagnen in 31.12.2010 rungs- u. Konkurrenz- werkschaftsvertreter,
Anhang
der Metall- strategien, Rollenwandel GD Vertrauensleute/
und Elektro- und -anforderungen 6 Kurzfallstudien mit
industrie der BR, Durchsetzung ExG BR und Manage-
gegenüber dem Ma- ment
nagement, Einbezug von b) ExG mit Vertretern
Beschäftigten Bezirksleitung IG Me-
tall und AG-Verband
NRW
c) Standardisierte Be-
fragung der IG Metall
Verwaltungsstellen im
Tabellarische Übersicht
Bezirk NRW
165 Regelmäßige WSI in der Zweijährige Hauptbefra- Branchenüber- Befragung von Be- HBS/ Neben vielfältigen inhaltlichen
Betriebs- und HBS/seit 1997 gungen zur faktischen greifend triebs- und Personal- WSI Analysen der IV-Arbeit auch
Personalräte- IV-Arbeit (Entwicklun- räten in Betrieben mit Eigen- Hochrechnung zum Verbreitungs-
befragung zur gen und Probleme, Regu- mehr als 20 Beschäf- projekt grad von IV.
Interessenver- lierungmodi, Verhältnis tigten, bis 2004/2005
tretungsarbeit zu AG, Belegschaft, postalische schriftliche
in Deutschland Gewerkschaft etc.) Befragung, danach
(laufendes Unregelmäßige vertiefen- Computer gestützte
Langzeitpro- de Sonderbefragungen Telefonbefragung
jekt) zu unterschiedlichen durch INFAS, Adress-
Themen: Gesundheits- stichprobe aus der
belastungen und Präven- Betriebsstättendatei
tion, Geschlechterpolitik, der BA mit Nettostich-
Software/IT-Dienstleis- probe von Betrieben, in
tungen, Outsourcing und denen eine betriebliche
Standortverlagerung, IV existiert.
betriebliche Innovations-
prozesse und betriebliche
Gesundheitspolitik
269
B Die Projektveröffentlichungen
Nr. 01 Kotthoff, Herman (1994): Betriebsräte und Bürgerstatus. Wandel und Konti-
nuität betrieblicher Mitbestimmung. München und Mering
Nr. 02 Greifenstein, Ralph/Jansen, Peter/Kißler, Leo (1993): Gemanagte Partizipa-
tion. Qualitätszirkel in der deutschen und französischen Automobilindustrie.
München und Mering
Nr. 03 Martens, Helmut (1991): Die Institution der Mitbestimmung unter Moder-
nisierungsdruck. In: Peter, Gerd (Hrsg.): Arbeitsforschung, S. 79–100 sowie
ders. (1991): Mitbestimmung und Demokratisierung: Zur Krise einer Insti-
tution und den Perspektiven ihres stabilen Wandels. In: Minssen, Heiner
(Hrsg.): Rationalisierung in der betrieblichen Arena,. Berlin, S. 107 ff.
Nr. 04 Martens, Helmut (1992): Gewerkschaftlicher Organisationsaufbau und Mit-
bestimmung in Ostdeutschland. Ein eigenständiger und schwieriger Institu-
tionalisierungsprozess und seine Folgen für die industriellen Beziehungen
in der größer gewordenen Bundesrepublik. Sfs-Beiträge aus der Forschung,
Band 59. Dortmund
Nr. 05 Bundesmann-Jansen, Jörg/Frerichs, Joke (1993): Praxisbeispiele beteiligungs-
orientierter Betriebspolitik. Gewerkschaftliche Betriebspolitik zwischen De-
legation und Selbstbestimmung. Graue Reihe der HBS, Nr. 52. Düsseldorf
Nr. 06 Nagel, Bernhard/Riess, Birgit/Theis, Gisela (1994): Neue Konzernstrukturen
und Mitbestimmung. Schriften der HBS Bd. 17. Baden-Baden
Nr. 07 Martens, Helmut (1994): Mitbestimmung als intermediäre Institution – Ein
empirisches Projekt in theoretischer Absicht. In: ders.: Beiträge zur gewerk-
schaftlichen Reformdebatte, sfs-Materialien aus der Forschung Bd. 27. Dort-
mund, S. 19–31,
Nr. 08 Bischoff-Kümmel, Gudrun/Reiner, Jürgen Michael/Roeschen, Christina
(o. J.): Möglichkeiten betrieblicher Interessenvertretung und gewerkschaft-
liche Handlungsstrategien im Rahmen neuer Organisationskonzepte in der
Gastronomie: das Beispiel der Systemgastronomie. Abschlussbericht FH
Hamburg
Nr. 09 Bieszcz-Kaiser, Antonia (1994): Arbeitspolitik und Interessenvertretung in
Ostdeutschland – Transfer und Neuaufbau institutioneller Strukturen in Be-
trieb und Region unter besonderer Berücksichtigung der Rolle von Frauen.
Abschlussbericht. Institut für Wirtschafts- und Sozialforschung Chemnitz
Nr. 10 Beyer, Heinrich/Fehr, Ulrich/Nutzinger, Hans G. (1994): Vorteil Unterneh-
menskultur. Partnerschaftlich handeln – den Erfolg mitbestimmen. Gütersloh
Nr. 11 Artus, Ingrid/Liebold, Renate/Lohr, Karin/Schmidt, Evelyn/Schmidt, Rudi/
Strohwald, Udo (2001): Betriebliches Interessenhandeln, Bd. 2 – Zur politi-
272 Anhang
Nr. 89 Bierbaum, Heinz/Houben, Marion (2005): Kosten und Nutzen der Mitbestim-
mung in KMU. Expertise des INFO Institut für Organisationsentwicklung
und Unternehmenspolitik. Saarbrücken
Nr. 90 Frick, Bernd (2005): Kontrolle und Performance der mitbestimmten Unter-
nehmung. In: Windolf, Paul (Hrsg.): Finanzmarktkapitalismus. Sonderheft
45/2005 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Wies-
baden, S. 418–440
Nr. 91 Werner, Jörg-Richard/Zimmermann, Jochen (2005): Unternehmerische Mit-
bestimmung in Deutschland: Eine empirische Analyse der Auswirkungen
von Gewerkschaftsmacht in Aufsichtsräten. In: Industrielle Beziehungen,
H. 3, S. 339–354
Nr. 92 Artus, Ingrid/Böhm, Sabine/Lücking, Stefan/Trinczek, Rainer (2009): Jen-
seits der Mitbestimmung. Interessenhandeln in Betrieben ohne Betriebsrat.
Frankfurt/New York
Nr. 93 Bunk, Corinna (2006): Betriebliche Mitbestimmung vier Jahre nach der Re-
form des BetrVG: Ergebnisse der 2. Befragung der Mitglieder des Arbeitge-
berverbandes Lüneburg Nordostniedersachsen. Working Papers der Universi-
tät Lüneburg, www.uni-lueneburg/vwl/papers/wp_21_Upload.pdf
Nr. 94 Jakobi, Tobias (2007): Konfessionelle Mitbestimmungspolitik. Arbeitsbezie-
hungen bei Caritas und Diakonie am Beispiel des Krankenhaussektors. Berlin
Nr. 95 Weimer, Stefanie (2007): Die Reform der GVO und die Neuordnung des Auto-
mobilvertriebs. Herausforderungen für Betriebe, Belegschaften und Betriebs-
räte im KfZ-Gewerbe. Abschlussbericht. ISF München
Nr. 96 Kotthoff, Hermann (2006): Lehrjahre des Europäischen Betriebsrats. Zehn
Jahre transnationale Arbeitnehmervertretung. Berlin
Nr. 97 Pries, Ludger/Ittermann, Peter/Niewerth, Claudia (2006): Mitbestimmungs-
alternativen. Betriebliche Muster der Partizipation und Interessenvertretung
in der digitalen Wirtschaft. Abschlussbericht. Ruhr-Universität Bochum
Nr. 98 Minssen, Heiner/Riese, Christian (2007): Professionalität der Interessenvertre-
tung. Arbeitsbedingungen und Organisationspraxis von Betriebräten. Berlin
Nr. 99 Stahlmann, Michael/Wendt-Kleinberg, Walter (2008): Zwischen Engagement
und innerer Kündigung. Fortschreitender Personalabbau und betriebliche
Interaktionskulturen. Münster
Nr. 100 Tietel, Erhard (2006): Konfrontation – Kooperation – Solidarität. Betriebsräte
in der sozialen und emotionalen Zwickmühle. Berlin
Nr. 101 Funder, Maria/Dörhöfer, Steffen/Rauch, Christian (2006): Geschlechteregali-
tät – mehr Schein als Sein. Geschlecht, Arbeit und Interessenvertretung in der
Informations- und Telekommunikationsindustrie. Berlin
Nr. 102 Bellmann, Lutz/Ellguth, Peter (2006): Verbreitung von Betriebsräten und ihr
Einuss auf die betriebliche Weiterbildung. In: Jahrbücher für Nationalöko-
nomie und Statistik, Bd. 226, H. 5, S. 487–504
Nr. 103 Vitols, Sigurt (2006): Ökonomische Auswirkungen der paritätischen Mitbe-
stimmung. Themenheft Mitbestimmung und Unternehmenspolitik, hrsg. vom
DGB-Bundesvorstand, Berlin
Die Projektveröffentlichungen 279
Nr. 132 Schmierl, Klaus (2008): Eine neue AERA in Thüringen. Einführung und Um-
setzung des Entgeltrahmenabkommens in ausgewählten Pilotbetrieben. ISF
Forschungsberichte München
Nr. 133 Schnabel, Claus/Koller, Lena/Wagner, Joachim (2008): Freistellung von Be-
triebsräten – Eine Beschäftigungsbremse ? In: Zeitschrift für Arbeitsmarkt-
Forschung, 41/2+3, S. 305–326
Nr. 134 Stettes, Oliver (2008): Betriebsräte und alternative Formen der Mitbestim-
mung – Ergebnisse aus dem IW-Zukunftspanel. In: IW-Trends-Vierteljahres-
schrift zur empirischen Wirtschaftsforschung aus dem Institut der deutschen
Wirtschaft Köln, 35. Jahrgang, Nr. 3/2008. Köln, S. 61–72
Nr. 135 noch keine
Nr. 136 Kratzer, Nick/Nies, Sarah (2008): Leistungsgestaltung im Angestelltenbereich.
Chancen und Risiken der ERA-Umsetzung. Abschlussbericht. ISF München
Nr. 137 Detje, Richard/Menz, Wolfgang/Nies, Sarah/Sanne, Günter/Sauer, Dieter
(2008): Gewerkschaftliche Kämpfe gegen Betriebsschließungen – Ein Ana-
chronismus ? In: WSI-Mitteilungen, Heft 5, 61. Jg., S. 238–245 sowie dies.
(2008): Auseinadersetzungen um Betriebsschließungen – eine Bestandsauf-
nahme. Abschlussbericht. Hamburg, München
Nr. 138 noch keine
Nr. 139 Beutler, Kai/Lichte, Rainer (2007): Schmiedekonferenzen – Impuls für die
Branche. Die Rolle von Branchenkonferenzen am Beispiel der deutschen
Schmiedeindustrie 1990–2007. Düsseldorf
Nr. 140 Keller, Bernd/Werner, Frank (2007): Arbeitnehmerbeteiligung in der Europä-
ischen Aktiengesellschaft (SE) – Eine empirische Analyse der ersten Fälle. In:
WSI-Mitteilungen Nr. 11/2007, S. 604–612
Nr. 141 Lücking, Stefan/Trinczek, Rainer/Whitall, Michael (2008): Europäische Be-
triebsräte: Was lehrt der deutsche Fall für die Revision der EU-Richtlinie. In:
WSI Mitteilungen, 5/2008, S. 246–253
Nr. 142 Vitols, Sigurt (2009): Beteiligung der Arbeitnehmervertreter in Aufsichtsrats-
ausschüssen: Auswirkungen auf Unternehmensperformanz und Vorstands-
vergütung. HBS-Arbeitspapier Nr. 163. Düsseldorf
Nr. 143 ver.di Bundesvorstand/ISA Consult (Hrsg. 2007): Netzwerk Pege und Inte-
grierte Versorgung. Berlin
Nr. 144 Hauser-Ditz, Axel/Hertwig, Markus/Pries, Ludger (2008): Betriebliche Inter-
essenregulierung in Deutschland. Arbeitnehmervertretung zwischen demo-
kratischer Teilhabe und ökonomischer Efzienz. Frankfurt/New York
Nr. 145 noch keine
Nr. 146 Jirjahn, Uwe (2008): Betriebsräte und betriebliche Beschäftigungsentwick-
lung. Abschlussbericht. Hannover
Nr. 147 Holst, Hajo (2009): Disziplinierung durch Leiharbeit ? Neue Nutzungsstra-
tegien von Leiharbeit und ihre arbeitspolitischen Folgen. In: WSI-Mitteilun-
gen 3/2009 (im Erscheinen)
282 Anhang
Nr. 148 Pries, Ludger (2008): European Works Councils as Transnational Interest Or-
ganisations ? In: ders. (Ed.): Rethinking Transnationalism. The Meso-link of
organisations, London: Routledge, S. 155–173
Nr. 149 noch keine
Nr. 150 noch keine
Nr. 151 Kuhlmann, Martin/Sperling, Hans-Joachim (2008): Neue (A)ERA ? Zur Um-
setzung des neuen Entgelt-Rahmentarifvertrags in der Metall- und Elektro-
industrie Niedersachsens. In: Mitteilungen aus dem SOFI, Jg. 2, Nr.3. Göttin-
gen, S. 5–7
Nr. 152 noch keine
Nr. 153 Martens, Helmut/Dechmann, Uwe (2010): Am Ende der Deutschland AG.
Standortkonikte im Kontext einer neuen Politik der Arbeit. Münster
Nr. 154 noch keine
Nr. 155 noch keine
Nr. 156 noch keine
Nr. 157 noch keine
Nr. 158 noch keine
Nr. 159 noch keine
Nr. 160 noch keine
Nr. 161 noch keine
Nr. 162 noch keine
Nr. 163 noch keine
Nr. 164 noch keine
Nr. 165 Vgl. die Publikationen des WSI zu den Haupt- und Sonderbefragungen seit
dem Jahr 1997 unter www.boeckler.de
Register
Aktiengesellschaft 78, 90, 100 f. Beteiligung, direkte 54, 126, 129, 179,
Allgemeiner Deutscher Gewerk- 190
schaftsbund 25, 45, 49 Betriebsrat 21, 25, 31, 36, 41 f., 47 ff.,
Angestellte, leitende 61, 74 ff., 79, 81, 51, 53, 59–68, 72, 79, 83, 98,
84, 91 102, 104, 106–118, 121, 127,
Anteilseigner 72, 75 f., 91 f., 95, 170, 129, 131–134, 147, 152 f.,
187 155, 157, 161, 163, 167–170,
Arbeitnehmerbank 53, 75, 78, 91, 98, 172–175, 178 f., 181, 189 f.
101 f., 105, 186 Betriebsratsmitbestimmung 15, 19,
Arbeitnehmerbeteiligung, direkte 30, 43, 67, 106, 108 ff., 112, 147,
41 ff., 106, 118–121, 123, 131, 169, 172 f., 175, 178 f.
179, 190 Betriebsverfassung 21, 25, 47 f., 52,
Arbeitsbeziehungen 39, 44, 46 ff., 55, 60, 110, 116 f., 121, 132,
55, 92, 103, 106 f., 109 f., 112, 147 f., 157, 163 f., 166, 168,
114, 119, 121, 125–128, 135 f., 181, 184, 189
141–147, 153 f., 156, 166, 168, Biedenkopf-Kommission 80, 94, 97
172, 176, 179, 181 Bundesarbeitsgericht 61, 65
Arbeitsgruppe 120, 133, 170, 178 Bundespersonalvertretungsgesetz
Arbeitskonikt 48, 142 69 f., 134, 139
Arbeitsorganisation 30, 43 f., 56, 65, Bürgerbeteiligung 27, 34
107, 112, 118 ff., 123 ff., 127, Bürgergesellschaft 129, 186
130, 132, 135, 139 ff., 169, 173, Bürgerstatus 128 f.
177, 183
Arbeitspolitik 118, 125, 129 Citoyen 31
Aufsichtsrat 25, 29, 35 f., 41 f., 47 ff., Citoyennété 33
53, 59, 71–75, 77–84, 88–106, Co-Manager 113–117, 132, 173, 177
118, 137, 143 ff., 147, 152 f., Corporate Governance 93, 100, 163,
163, 165, 170 f., 181 ff., 189 168, 186
Ausschüsse 61, 70, 100 Corporate Social Responsibility 55,
Auto 5000 125 143 ff.
Kapitalismus 15, 29, 45 f., 103, 144, Mitbestimmungsgesetz 39, 58, 72,
168, 187 75 f., 80 f., 89, 91, 93, 103, 105,
Kollektivakteure 46, 52 f. 151, 153, 155, 163, 180 f., 188 f.
Kommunale Gemeinschaftsstelle Mitbestimmungsidee 15 f., 18, 25, 42,
(KGSt) 135 45
Kommunikation 52 f., 63, 89, 98, 114, Mitbestimmungsmodell 17 ff., 49, 77,
120, 122, 130 80 ff., 89, 162, 185, 189 f.
Koniktpartnerschaft 45–48, 64, 117 Mitwirkung 31, 38, 59, 65 f., 116, 163,
Konkurrenzdemokratie 26 166, 174
Kontrolle 27, 30, 33, 35, 38, 93 f., 105 Montanindustrie 42, 46, 72, 74 f., 77,
Konzern 45, 62 f., 74, 79, 100, 137 ff., 80, 83, 163
143, 176 f., 184, 189 Montanmitbestimmung 29, 46, 74 f.,
Konzernbetriebsrat 62, 98, 138, 165, 77, 81, 83, 93, 103, 158
174 Montanmitbestimmungsgesetz 73, 80
Konzertierte Aktion 28, 51, 58
Korruption 30 Neo-Korporatismus 28, 51, 58, 83
New Economy 128, 157, 179
Leistungsentgelt 142 New Public Management 136, 140,
177
Macht 30, 32 f., 40, 44 f., 47, 55, 57 f.,
65, 67 f., 75, 79, 83, 95, 101, Öffentlicher Dienst 59, 68 ff., 87,
104, 111 f., 116, 126 ff., 139, 134–138, 141 ff., 158, 170, 175,
143, 147, 153, 156, 169, 182, 177, 181
190 Öffentlicher Sektor 18, 43, 103,
Management, partizipatives 29 f., 43, 134–138, 141 ff., 146, 157 f.,
107, 127, 129 175, 177 f., 180 f.
Mitarbeiterorientierung 139 f. Öffentlichkeit, politische 33, 183, 191
Mitbestimmen 25 ff., 32, 34, 44, Öffnungsklausel 48, 102, 142
51–54, 156, 162 Organisation, hierarchische 21, 30, 58
Mitbestimmung am Arbeitsplatz 22, Organisationsentwicklung 53
39, 41 f., 49, 118–121, 123, Organisationsöffentlichkeit 183
125 ff., 131 ff., 167, 178 f., 188,
190 Partizipation 22, 25–44, 51, 53 f., 96,
Mitbestimmung, paritätische 40, 56, 104, 113, 118 f., 121, 124–132,
75, 77, 79, 89 140 f., 146, 167, 169, 178 f.,
Mitbestimmungsforschung 16–19, 99, 188, 190
106, 119, 151–154, 156–164, Partizipation, demokratische 32, 38,
166 ff., 170, 172–178, 180–183 40, 129
286 Register
Wahlbeteiligung 111
Weimarer Republik 45, 49, 69
Wiedervereinigung 15, 19, 89, 156
Wirtschaftsausschuss 67
Wirtschaftsdemokratie 18, 25 f., 28,
31 f., 34 ff., 49, 183, 186 f., 191
Wirtschafts- und Sozialräte 25, 49