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Martino San Martín 12237563

2023W 210041 | BAK 6 | Politisches System Österreichs und die EU


LV-Leiter: Gerd Valchars
Abstract
Rudolf Hrbek: Auf dem Weg zu einem europäischen Parteiensystem? Verfassung
und Verfassungsrecht zwischen Politik und Recht
Hrbek, R. (2018). Auf dem Weg zu einem europäischen Parteiensystem? In W. Hilz &
A. Nötzold (Eds.), Die Zukunft Europas in einer Welt im Umbruch (pp. 131–161).
Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21549-1_6

Hrbek beschreibt vorerst, wie der Prozess der Bildung eines gesamteuropäischen
Parteiensystems funktioniert. Der Autor stellt fest, dass wir Zeugen eines solchen
Prozesses sind, analysiert die Schritte dieser Entwicklung und erläutert, in welchem
Entwicklungsschritt das EU-Parteiensystem sich derzeit befindet. Die Geschichte der
internationalen Kooperationsbeziehungen zwischen europäischen Parteien wird skizziert
und ihre gemeinsame Entwicklung mit der EG und der Europäischen
Wirtschaftsgemeinschaft dargelegt. Bis in die 1990er Jahre entwickelten sich
Europäische Parteien außerhalb eines definierten rechtlichen Rahmens, der erst 1992 in
Maastricht geschaffen wurde. Die verschiedenen ergänzende Verordnungen des
Parteistatuts seitdem, die die Parteifinanzierung oder politische Stiftungen regeln
werden zudem beschrieben.
Die letzte Etappe in dieser Entwicklung ist die Nominierung von Spitzenkandidaten in
der Europawahl 2014, ein für den Autor wichtiger Schritt zur Politisierung der
Europapolitik und ein anzustrebendes Ziel. Zum Schluss kritisiert Hrbek den
Widerstand der Mitgliedsstaaten gegen die Einführung eines einheitliches EU-
Wahlverfahren und eine EU-weite Liste mit Kandidaten, die nach Ansicht des Autors
die Zukunftsaussichten der europäischen Parteien verbessern und die Wahrnehmung der
Unionsbürgern erhöhen würde.

Exzerpt Marcelo Jenny Politische Parteien und Parteisystem


Jenny, M. (2023). Die Europäische Union und Österreich. In: Prapotnik, Katrin; Perloth,
Flooh (Hrsg): Das politische System Österreichs: Basiswissen und Forschungseinblicke.
Wien [u.a.]: Böhlau., ISBN 978-3-205-21594-3, S. 101-128
Pelinka, A. (2004). Das politische System Österreichs. In: Ismayr, W. (eds) Die
politischen Systeme Westeuropas. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden.
https://doi.org/10.1007/978-3-322-97575-1_15
Im vorliegenden Text beschäftigt sich Marcelo Jenny mit der Wichtigkeit, Typen,
Organisationsformen und Funktionen von Parteien im österreichischen politischen
System. Im Text präsentiert er zunächst den Unterschied zwischen Parteien und
Parteisystem. Die Partei-Definition übernimmt er von Giovanni Sartori, für den eine
Partei eine politische Organisation ist, die für Wahlen antritt und die Möglichkeit hat,
daran teilzunehmen, womit auch staatlich verbotene Parteien gemeint sind. Ein
Parteiensystem ist nichts Weiteres als die Gesamtheit der Parteien in einem politischen
System und die unterschiedlichen Beziehungen der Parteien miteinander.
Zwei Aspekte interessieren Jenny besonders: intern und extern gegründete Parteien, je
nachdem, ob sie im oder außerhalb des Parlaments entstanden sind und das Verhältnis
zwischen Wahlpartei und Parlamentsklubs. Als Beispiele für intern entstandene Parteien
nennt er die frühen Abgeordnetengruppen zu Beginn des Parlamentarismus, die ein
„koordiniertes oder sogar zentrale gesteuertes Verhalten“ im Parlament zeigten, sowie
die Bildung des Teams Stronach oder Liberales Forum in der zweiten Republik (S.104).
Jenny wendet sich der aktuellen Rechtsordnung der Parteien in Österreich zu, die erst
spät, 1975, gesetzlich anerkannt wurden, und Begriffe wie Wahlpartei und Klub im
Gesetz verankerte. Er erklärt die Wichtigkeit dieser Begriffe für das politische System
Österreichs und betont, dass die Wahlordnungen zu jedem Vertretungsorgan die
Bedingungen für die Teilnahme von Wahlparteien festlegen. Interessant bleibt, dass die
Kandidaten einer Wahlpartei nicht immer den Klub dieser Partei bilden. Klubs ab fünf
Abgeordneten werden finanziell gefördert und er kritisiert, dass die Regelung des
Parteiensystems so spät erfolgte, was in einem Land wie Österreich, das in nahezu
jedem Bereich eine derartige Regelungsdichte aufweist, ein Widerspruch ist.
Für Jenny erfüllen Parteien vier Funktionen: sie koordinieren die Arbeit ihrer
Abgeordneten und die internen Positionen zu politischen Fragen ihrer Partei, sie führen
Wahlkampagnen durch, rekrutieren neue politische Talente und haben den Auftrag ihre
Wähler*innenschaft zu repräsentieren (S. 108ff)
Als nächstes untersucht der Autor die Voraussetzungen für die Gründung einer Partei in
Österreich und die Menge an Partien. Er bemerkt, dass Österreich ein
„Vielparteienstaat“ ist, wo eine Partei zu gründen relativ einfach ist, weshalb mehr als
1200 inskribierte Parteien existieren (S. 109). Allerdings nehmen davon 90% nicht an
Wahlen teil, da die finanziellen und logistischen Hürden hoch sind. Neue Wahlparteien
müssen Unterschriften sammeln, um kandidieren zu können, während für die im
„Nationalrat, Landtag oder im Europäischen Parlament vertretene Parteien“ die
Unterschriften einiger Abgeordneter genügen.
Nachdem er prägnant erklärt, wie die staatliche Parteienförderung funktioniert, widmet
er sich zu der internen Organisation der zwei Großparteien, ÖVP und SPÖ und wie sich
die Mitgliederzahl der wichtigsten politischen Parteien seit 1945 verändert hat. Die
Organisationsstruktur „orientiert sich an der staatlichen Territorialorganisation“, wobei
beide Großparteien „auch kleinere Organisationseinheiten unterhalb der
Gemeindeebene“ vorweisen (S. 112). Ein Interessanter Punkt, den Jenny hier macht, ist
dass die bündische Gliederung der ÖVP auf den ersten Blick als „Wettbewerbsnachteil“
angesehen wird, da aber eine solche Mitgliedschaft im Gegenzug zu einer normaler
Parteienmitgliedschaft steuerlich absetzbar ist, was es für viele ÖVP-Anhänger attraktiv
macht (S. 116).
Auf Bundes- und Landesebene hatte Österreich bis in die 1980er Jahre ein sehr
konzentriertes „Zweieinhalb-Parteiensystem“, das in den 1970er seinen Höhepunkt
erreichte (Pelinka, 2004). Jenny verwendet den Index der effektiven Parteienzahl, um
diesen Punkt klarzustellen und die „Dekonzentration des Parteiensystems“ ab 1989
graphisch darzustellen (S.119). Mit 3,9 effektiven Parteien liegt Österreich im
internationalen Vergleich in der Mitte.
Abschließend stellt er fest, dass Parteien weiterhin Frauen in der Politik fördern müssen,
Fragen offen bleiben, wie sich technologische Veränderungen auf Parteien auswirken
werden und prognostiziert vorsichtig, dass das österreichische Parteiensystem im
internationalen Vergleich stabil bleiben wird.

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