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Schwartz, Richard - Der Inquisitor Von Askir - Roman
Schwartz, Richard - Der Inquisitor Von Askir - Roman
Impressum
1. Noch zehn Tage
2. Refala
3. Erinstor
4. Richter Onsgard
5. Inquisitorin Kyra
6. Die Robe
7. Möge Boron Eure Waren segnen
8. Oder kauft einen Kuchen
9. Der Brunnen und das Schloss
10. Wiedersehen mit Stofisk
11. Im Krugschenk
12. Schon wieder Nacht
13. Hoffnung oder Wahrheit
14. Marla
15. Yggdrasil
16. Pertoks Schwur
17. Die Methoden des Handelsrates
18. Die Frage der Nachfolge
19. Die Dokumentenkiste
20. Das Frühstück
21. Rätselhafte Machenschaften am Hafen
22. Das Gold der Algeante
23. Alte Freunde
24. Die Geheimarchive
25. Spektakel
26. Der falsche Gelehrte
27. Des Kaisers größtes Meisterwerk
28. Am Kaiserbrunnen
29. Sub rosa
30. Die kaiserliche Münzanstalt
31. Von Blumen und Bienen
32. Fakten und Wünsche
33. Licht und Dunkel
34. Geklärte Verhältnisse
35. Jemand wie Stofisk
36. Die weiße Rose
37. Das Witwenhaus
38. Die Tempelschülerin
39. Der Weg der Gnade
40. In den Tiefen der Kanäle
41. Die Götter wissen, was er heute ist
42. Ein Talent, zu verderben
43. Der Anschlag
44. Das Muster
45. Die Prinzessin
46. Ein riskantes Spiel
47. Die Verschwörung
48. Borons Wille
49. Der Wolfskopf
50. Des Kaisers Recht
51. Namenstag
52. Blutmagie
53. Rache
54. Rache und Gerechtigkeit
55. Der Inquisitor von Askir
Epilog
Für Charly und Herbert
ISBN 978-3-492-96421-0
© 2014 Piper Verlag GmbH, München
Covergestaltung: Guter Punkt, München
Covermotiv: Uwe Jarling
Datenkonvertierung: Fotosatz Amann, Memmingen
Die Bardin war nicht ganz so, wie Kyra sie sich
vorgestellt hatte. Klein und eher zierlich schien sie
kaum still sitzen zu können und besaß ein Lächeln,
das bezaubern konnte. Zum andern war sie
ungewöhnlich direkt. Auch wenn es zunächst
Schwester Aindes Fürsprache bedurft hatte, um sie
zu überreden, von dem zu erzählen, was ihr
widerfahren war.
»Ihr hört bestimmt an meinem Akzent, dass ich
aus Aldane komme«, erklärte die Bardin, die
bereits den Tempel hatte verlassen wollen, als
Kyra sie gefunden hatte. »Wisst Ihr, wie es dort für
uns Seras ist?«
»Ich hörte davon«, sagte Kyra vorsichtig.
»Nichts darf man«, erklärte die Bardin und klang
erbost dabei. »Zeigt man bloß einen Knöchel, wird
man schon als lasterhaftes Weib bezeichnet. Dafür
sind alle Männer ehrenhaft. So ehrenhaft, dass
mein Vater starb, als man uns die Brunnen vergiftet
hat, er griff eine der Wachen des Prinzen an. Wir
haben alles verkauft und sind mit dem letzten
Schiff hier angekommen, meine Mutter, meine
kleine Schwester und ich. Wir besitzen nur noch
das, was wir auf dem Leibe tragen, den Rest hat
sich der Kapitän des Schiffs gegriffen. Die Stadt
quillt von Flüchtlingen über, und es gibt nur wenig,
was wir an Arbeit finden können. Das Einzige, das
ich kann, ist singen und ein wenig tanzen, genug,
um als Schülerin in der Bardenhalle aufgenommen
zu werden, nur bekommt man nichts dafür … außer
Essen und einem Dach über dem Kopf. Als der
Ratsherr mich fragte, was denn meine Unschuld
wert wäre, ließ ich mich auf das Geschäft gern ein.
Denn mit dem Gold, das er mir gegeben hat,
können ich und meine Familie für Jahre leben.«
»Was ist mit dem, was im Palast der Nacht
geschah?«, fragte Kyra vorsichtig.
Das Mädchen lachte. »Es war eine Offenbarung,
in meinen kühnsten Träumen hätte ich nicht
gedacht, was man so alles tun kann. Ich wollte es
auch wissen, Sera. Es gab vieles, was mir nicht
gefiel, doch manches bediente sogar meine Lust.
Ich würde es nicht wieder machen wollen und bin
froh, dass die Schwestern hier mir versichert
haben, dass es keine Folgen geben wird.«
»Was ist mit Ratsherrn Ulmenhorst?«, fragte
Kyra leise.
»Was soll mit ihm sein?«
»Hat er…«
»Er? Nein.« Die Bardin schüttelte den Kopf. »Er
hat dafür bezahlt, doch er hat mich nicht angefasst.
Er hat nur zugesehen und aufgepasst, dass niemand
sich an mir vergreift.«
»Er war die ganze Nacht dort?«, hakte Kyra
nach.
»Ja. Wie ich schon sagte, er passte auf mich
auf.«
»Und Ihr bereut es wahrhaftig nicht?«, fragte
Kyra erstaunt.
»Meine Mutter und meine Schwester werden
nicht mehr hungern müssen, wie soll ich es da
bereuen? Mir ist ja nichts geschehen. Obwohl …«
Kyra merkte auf. »Obwohl was?«
Die Bardin verzog das Gesicht. »Der Kutscher.
Von Ulmenhorst hat mich ihm gegeben, um mich
einzureiten, wie er sagte. Der Kutscher, nicht der
Ratsherr. Der Mann ist ein Schwein, wenn sich die
anderen Sers nicht so viel Mühe mit mir gegeben
hätten, hätte ich die Männer jetzt verachten müssen.
Dieser Mistkerl nahm nicht die geringste
Rücksicht, es gefiel ihm sogar, als ich mich
wehrte. Doch was wahrhaftig seltsam war, ist, wie
der Ratsherr sich verhielt. Er saß mit in der
Kutsche, vielleicht weil er dort zusehen wollte,
aber es gefiel ihm ganz und gar nicht, was er sah.
Ich glaube, er hat sogar geweint. Auch später dann
im Palast der Nacht sah er ziemlich traurig aus. Ich
weiß nicht, wofür er mich bezahlte, Freude hatte er
daran ja nicht. Habt Ihr noch weitere Fragen?«
»Nein«, sagte Kyra nachdenklich. »Das wäre
alles.«
»Gut«, sagte die Bardin und sprang auf, um Kyra
ein schnelles Lächeln zu schenken. »Ich kann es
kaum erwarten, zu meiner Familie zurückzukehren.
Versprecht mir nur, dass Ihr es sonst niemandem
erzählt. Der Ratsherr ist nett zu mir gewesen, es
wäre ungerecht, wenn sein Ruf jetzt leiden sollte.«
»Nicht ganz das, was du erwartet hast?«, fragte
Schwester Ainde, als sie der Bardin nachsahen,
wie sie scheinbar wohlgemut den Tempel verließ.
Kyra schüttelte ungläubig den Kopf. »Nein.
Wahrlich nicht. Wie kann sie nur so fröhlich sein?«
»Wir sind alle unterschiedlich. Es gibt Seras, die
daran zerbrochen wären. Sie nicht. Ich bin froh
darum.«
»Ich auch«, sagte Kyra leise. »Ich verstehe nur
nicht, warum mein Vater das getan hat, wenn er
doch keine Freude daran hatte.«
Die Hohepriesterin der Astarte seufzte. »Er quält
sich selbst, siehst du es denn nicht?«
Kyra sah überrascht zu ihr hin. »Du kanntest
deine Mutter nicht als junges Mädchen«, sagte
Schwester Ainde sanft. »Ich schon. Diese
Bardin … sie hat eine Ähnlichkeit mit deiner
Mutter. Dein Vater, Kyra … quält sich, indem er
sich das anschaut, wovon er denkt, dass deine
Mutter es tat, um ihn zu betrügen.«
»Das … das ist krank«, entfuhr es Kyra.
»Ist es das?«, fragte die Priesterin mit einem
schmerzlichen Lächeln. »Oder ist es eher so, dass
er sie so sehr liebt, dass es ihm noch immer nicht
gelingt, sie aus seiner Erinnerung zu treiben, auch
wenn er es auf diese Art versucht? Menschen sind
seltsam, Kyra. Die Liebe ist es auch. Manche
Menschen lieben auch nur einmal … und
zerbrechen, wenn die Liebe bricht.«
»Doch meine Mutter wollte ihn ja nicht betrügen,
der Dämon hat sie dazu gezwungen!«
»Ja«, nickte die Priesterin. »Nur glaube ich
nicht, dass er es so versteht.«
Der Anschlag
-
»Wo ist Kenn wo ist Großvater?«, fragte
Desina leise. »Er ist dein ältester und bester
Freund, so sagt er jedenfalls, sollte er nicht auch
hier sein?«
»Er war hier«, lächelte Istvan. »Wir haben
Mitternacht miteinander angestoßen, und beinahe
wäre es in ein ordentliches Gelage ausgeartet. Ich
denke, er wird sich um etwas kümmern.«
»Ja«, seufzte Wiesel. »Um ein paar
Weltenströme, die die Erde beben lassen.
Irgendwie kann ich ihm daraus keinen Vorwurf
machen«
»Ich glaube«, sagte Desina etwas verstimmt,
»ich nehme es ihm noch immer übel, dass er uns so
täuschte, ansonsten liebe und respektiere ich
Großvater mehr, als ich zugeben will. Doch dass
er beständig immer dann etwas zu tun findet, und
sei es noch so richtig, wenn ich fühle, dass er bei
uns sein sollte, treibt mich wahrscheinlich
irgendwann in den Wahn!«
»Dann hoffe ich sehr, dass ihr es mir nicht
verübeln werdet, dass ich nun gehen muss«, sagte
Marla mit einem schiefen Lächeln. »Es ist schon
spät für mich, der Tag steht mir nicht besonders,
und ich habe versprochen, mich noch mit
jemandem zu treffen.«
»Mit wem?«, fragte Wiesel, als sie aufstand und
ihm noch einen raschen Kuss auf seine Wange
drückte.
Sie lachte leise. »Ich werde fragen, ob ich es
verraten darf.«
Blutmagie
Zwei Drachen