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Die folgenden Aufgaben gehören zum Thema ”differenzierbare Funktionen”. Die Lösungen zu
diesen Aufgaben werden in der 13. Vorlesungswoche am Freitag, den 1. Februar 2008 im Hörsaal
vorgeführt.
Aufgabe 54 (Wird im Hörsaal vorgeführt.) Vorgegeben sei in Abhängigkeit von dem Parameter
a ∈ R die stetige Funktion
⎧
⎨ a · (x − 1)3 + 6 · x2 − 4 · x + 4, falls x ≤ 1,
fa : R → R, x → y = fa (x) :=
⎩
2 · x3 + 2 · x + 2, falls x > 1.
1. Zeigen Sie, dass die Funktion fa bei beliebiger Wahl von a ∈ R im Punkt x0 := 1 zweimal
differenzierbar ist, und geben Sie die Ableitungswerte fa (1) und fa (1) an.
2. Es sei speziell a = 2. Zeigen Sie, dass die Funktion f2 streng monoton wächst, und
begründen Sie, dass die Funktion f2 bijektiv ist.
3. Kann man den Parameter a ∈ R so wählen, dass die Funktion fa im Punkt x0 := 0
eine lokale Minimalstelle besitzt? Falls eine derartige Wahl möglich ist, geben Sie alle
derartigen a ∈ R an.
Lösung:
Weiter gilt
und da die Funktion fa stetig ist auf ganz R, folgt nach dem Mittelwertsatz (*), dass fa
im Punkt x = 1 differenzierbar ist mit
fa (1) = 8.
Weiter folgt, dass die Ableitung fa auf ganz R stetig ist.
1
(*) Bemerkung:
Mittelwertsatz: Sei f : [a, b] → R eine stetige Abbildung, die auf dem offenen Intervall
(a, b) differenzierbar ist. Dann gibt es ein ξ ∈ (a, b) mit
f (b) − f (a)
f (ξ) = .
b−a
Betrachten wir nun die Funktion f auf Intervallen der Form [1 − ε, 1] mit ε > 0, so lässt
sich der Mittelwertsatz anwenden:
f (1) − f (1 − ε)
f (ξ) = ,
1 − (1 − ε)
wobei ξ ∈ (1 − ε, 1) ist.
Wenn wir nun ε gegen 0 konvergieren lassen, geht zwangsläufig ξ gegen 1 und wir erhalten
die Ableitung an die Funktion im Punkt x = 1, die durch Anlegen der Tangente von links
entsteht:
f (1) − f (1 − ε)
= f (ξ) = 3 · a · (ξ − 1)2 + 12 · ξ − 4 → 8 (für ξ → 1)
1 − (1 − ε)
→f (1) (für ε→0)
Analog ergibt sich eine ¨rechtsseite Ableitung¨ mit dem Wert 8 im Punkt x = 1, wenn
wir Intervalle der Form [1, 1 + ε] betrachten.
Die Stetigkeit der Funktion f garantiert nun, dass kein Sprung vorhanden ist. Insgesamt
existiert also die Ableitung im Punkt x = 1 und es gilt f (1) = 8.
Die Funktion fa ist offensichtlich differenzierbar in allen Punkten x ∈ R \ {1}, und es gilt
⎧
⎨ 6 · a · (x − 1) + 12, falls x < 1,
fa (x) =
⎩
12 · x, falls x > 1.
Weiter gilt
und da die Funktion fa stetig ist auf ganz R folgt nach dem Mittelwertsatz
2
2. Für a = 2 ergibt sich
⎧
⎨ 2 · (x − 1)3 + 6 · x2 − 4 · x + 4, falls x ≤ 1,
f2 (x) =
⎩
2 · x3 + 2 · x + 2, falls x > 1.
und es gilt
⎧
⎨ 6 · (x − 1)2 + 12 · x − 4, falls x ≤ 1,
f2 (x) =
⎩
6 · x2 + 2, falls x > 1.
6 · (x − 1)2 + 12 · x − 4 = 6 · x2 − 12 · x + 6 + 12 · x − 4 = 6 · x2 + 2 > 0
folglich ist die Funktion f2 streng monoton wachsend auf R, insbesondere ist die Funktion
f2 injektiv. Ausserdem gilt
da die Funktion f2 stetig auf ganz R ist, folgt aus dem Zwischenwertsatz die Surjektivität
der Funktion f2 . Insgesamt ist f2 also bijektiv.
3. Damit fa eine lokale Minimalstelle im Punkt x0 = 0 besitzt, muss fa (0) = 0 gelten, also
fa (0) = 3 · a − 4 = 0 ⇐⇒ a = 43 .
4
Weiter gilt für a = 3
also muss a = 43 gesetzt werden, damit die Funktion fa im Punkt x0 = 0 ein lokales
Minimum besitzt.
3
Aufgabe 55 (Wird im Hörsaal behandelt.)
Vorgegeben seien in Abhängigkeit vom Parameter t ∈ R die Funktionen
⎧ 2
⎨ x + sin(x + t) − t , falls x = −t,
⎪
gt : R → R, x → gt (x) := x+t
⎪
⎩ 1 − 2 · t, falls x = −t.
1. Es sei speziell t = 0.
2. Bestimmen Sie alle t ∈ R, für die die Funktion gt stetig auf R ist.
Lösung:
1. Es sei t = 0.
⎧ 2
⎪ x + sin(x)
⎨ , falls x = 0,
g0 (x) = x
⎪
⎩
1, falls x = 0.
(a) Aus
x2 + sin(x) sin(x)
=x+
x x
1
∞
x2n+1
=x+ · (−1)n
x n=0 (2n + 1)!
1 ∞
x2n
=x+ ·x· (−1)n
x n=0
(2n + 1)!
x0 ∞
x2n
=x+ + (−1)n
1
n=1
(2n + 1)!
=1
∞
x2n
= 1+x+ (−1)n
n=1
(2n + 1)!
4
x2 + sin(x)
lim g0 (x) = lim
x→0,x=0 x→0 x
∞
x2n
= lim (1 + x + (−1)n )
x→0 (2n + 1)!
n=1
∞
x2n
= 1 + 0 + lim (−1)n
x→0 (2n + 1)!
n=1
= 1.
x2 + x · cos(x) − sin(x)
lim g0 (x) = lim
x→0 x→0 x2
de l’Hospital 2 · x + cos(x) − x · sin(x) − cos(x)
= lim
x→0 2·x
2 · x − x · sin(x)
= lim
x→0 2·x
sin(x)
= 1 − lim
x→0 2
= 1,
und da die Funktion g0 stetig ist im Punkt x = 0, folgt mit dem Mittelwertsatz
g0 (0) = 1.
2. Möglichkeit: Es gilt
g0 (x) − g0 (0)
g0 (0) = lim
x→0 x−0
x2 +sin(x)
x
−1
= lim
x→0 x
x2 + sin(x) − x
= lim
x→0 x2
sin(x) − x
= 1 + lim
x→0 x2
= 1,
5
da die Gleichung
1
∞
sin(x) − x n x
2n+1
= · ( (−1) − x)
x2 x2 n=0 (2n + 1)!
1
∞
x2n+1
= 2· (−1)n
x n=1 (2n + 1)!
∞
x2n−1
= (−1)n
n=1
(2n − 1)!
eine Potenzreihe liefert, die analog zum Fall in (a) gegen 0 konvergiert für x → 0.
2. Es sei t ∈ R beliebig.
⎧ ⎫
⎪
⎪ x2 + sin(x + t) − t ⎪
⎨ , falls x = −t, ⎪
⎬
gt (x) = x+t
⎪
⎪ ⎪
⎪
⎩ 1 − 2 · t, falls x = −t. ⎭
Die Funktion gt ist offensichtlich stetig in allen Punkten x = −t. Eine notwendige Bedin-
gung für die Stetigkeit der Funktion gt im Punkt x = −t lautet
da ansonsten eine Polstelle bei x = −t vorliegt. Also ist die Funktion für alle t = 0 und
t = 1 unstetig.
1. Fall: t = 0 Die Funktion g0 (x) ist stetig, wie bereits in (a) gezeigt wurde.
2. Fall: t = 1 Es gilt
x2 + sin(x + 1) − 1 x2 − 1 sin(x + 1)
lim = lim ( + )
x→−1 x+1 x→−1 x + 1 x+1
(x + 1) · (x − 1) sin(y)
= lim + lim
x→−1 x+1 y→0 y
sin(y)
= lim (x − 1) + lim
x→−1 y→0 y
= −2 + 1 = −1
1 − 2 · 1 = −1.
t = 0 und t = 1.
Für alle anderen Werte von t ist die Funktion gt unstetig im Punkt x = −t.
6
3
–3 –2 –1 0 1 2 3
x
–1
–2
–3
view
2
–4 –2 0 2 x 4
–2
–4
–3 –2 –1 1 x 2 3
0
–1
–2
–3
7
Aufgabe 56 (Wird im Hörsaal behandelt.)
Gegeben sei die Funktion f : (0, ∞) → (1, ∞), die durch
ex
y = f (x) := .
1+x
definiert ist.
2. Bestimmen Sie die Gleichung der Tangente an den Graph von f −1 mit Berührpunkt
(f (1), 1).
Lösung:
3
y
2
ex · (1 + x) − ex x · ex
f (x) = = > 0.
(1 + x)2 (1 + x)2
Hieraus folgt die strenge Monotonie und damit die Injektivität der Funktion f .
Weiter gilt
e0
lim f (x) = =1
x↓0 1+0
und 2
ex 1 + x + x2
lim f (x) = lim ≥ lim = ∞.
x→∞ x→∞ 1 + x x→∞ 1+x
8
Wegen der Monotonie von f erhalten wir mit den gerade berechneten Grenzwerten
y = m · x + b,
9
Aufgabe 57 (Wird im Hörsaal behandelt.)
Vorgegeben sei die Abbildung
3. Geben Sie die Menge D ⊂ [0, 4] aller Punkte x ∈ [0, 4] an, in denen die Abbildung f
differenzierbar ist, und berechnen Sie die Ableitung f (x) in diesen Punkten.
4. Bestimmen Sie das Infimum und das Supremum der Abbildung f . Handelt es sich hier
auch um das Minimum, bzw. das Maximum der Abbildung f ?
Lösung:
Es gilt
⎧
⎪
⎪ cos( π·x ), falls 0 ≤ x ≤ 1,
⎪
⎪
2
⎨
f (x) = 0, falls 1 ≤ x ≤ 2,
⎪
⎪
⎪
⎪
⎩
(x − 2)3 , falls 2 ≤ x ≤ 4.
1. Skizze
0 1 2 3 4
x
10
2. Die Funktion ist stetig, da das Maximum stetiger Funktionen stetig ist.
3. Die Funktion ist offensichtlich differenzierbar in allen Punkten x ∈ [0, 4] \ {1, 2}. Weiter
gilt
π · x π π · x x↑1 π
cos( ) = − · sin( ) → − = 0,
2 2 2 2
folglich ist die Funktion f im Punkt x = 1 nicht differenzierbar. Im Punkt x = 2 ist die
Funktion f wegen
lim 3 · (x − 2)2 = 0
x↓2
4. Es gilt
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Aufgabe 58 (Wird im Hörsaal behandelt.)
Vorgegeben sei die Funktion f : [−1, 1] → R, x → y = f (x) := (1 − x2/3 )3/2 .
a) Zeigen Sie, dass die Funktion f in allen Punkten x ∈ [−1, 1] \ {0} differenzierbar ist, und
berechnen Sie die Ableitung in diesen Punkten.
c) Stellen Sie in einem Punkt (x0 , y0 ) = (x0 , f (x0 )), x0 ∈ (−1, 1) \ {0} die Tangentenglei-
chung auf und berechnen Sie die Schnittpunkte dieser Tangente mit der x-Achse und
der y-Achse. Zeigen Sie weiter, dass die Länge des Tangentenabschnittes zwischen diesen
beiden Schnittpunkten eine Konstante (also unabhängig vom Punkt (x0 , y0)) ist.
Lösung:
f (x) = 3
2
· (1 − x2/3 )1/2 · (− 23 ) · x−1/3 = −x−1/3 · (1 − x2/3 )1/2 .
0.8
0.6
0.4
0.2
12
1
0.5
–1 –0.5 0.5 1
x
–0.5
–1
√ √ √
⇐⇒ 3 y0 · x = 3 x0 · y0 + 3 y0 · x0
√ 2/3 √ 2/3 2/3 √
⇐⇒ x = 3 x0 · y0 + x0 = 3 x0 · (1 − x0 + x0 ) = 3 x0 ,
Für die Bestimmung des Abstandes d((x1 , y1 ), (x2 , y2 )) der beiden Schnittpunkte ergibt
sich unter Verwendung des Satzes von Pythagoras
2/3 2/3
d((x1 , y1 ), (x2 , y2)) = (x1 − x2 ) + (y1 − y2 ) = x0 + 1 − x0 = 1.
2 2
13