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Zusammenfassung
In allen Fragen der Hochschulpolitik und des Hochschulmanagements spielen fachbezogene
Differenzierungen eine Rolle. Dieser Beitrag analysiert die Präferenzen von Studienanfänge-
rInnen aus Deutschland für verschiedene Fächergruppen kreisgenau und stellt dabei einen
Zusammenhang zum Angebot von Studien- und Arbeitsplätzen sowie zu traditionalen Fakto-
ren in einer Region her. Ableiten lassen sich auf dieser Basis Konsequenzen sowohl für die
Hochschulplanung als auch für das Hochschulmarketing.
Inhalt
1 Hintergrund und Zielstellung der Auswertung ....................................................................3
2 Gegenstand, Datenstand und Datenquelle ........................................................................3
3 Methodik............................................................................................................................4
4 Ergebnisse ........................................................................................................................5
4.1 Mathematik und Naturwissenschaften ...............................................................................5
4.2 Sprach- und Kulturwissenschaften.....................................................................................6
4.3 Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften................................................................7
4.4 Ingenieurwissenschaften ...................................................................................................8
5 Interpretation und Schlussfolgerungen...............................................................................9
6 Ihre Ansprechpartner .......................................................................................................11
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Verwendete Fächerpräferenzklassen / -grenzen (2006).................................... 4
Abbildung 2: Fächerpräferenzen von StudienanfängerInnen in der Mathematik und in den
Naturwissenschaften (2006) .................................................................................................. 5
Abbildung 3: Fächerpräferenzen von StudienanfängerInnen in den Sprach- und Kultur-
wissenschaften (2006)........................................................................................................... 6
Abbildung 4: Fächerpräferenzen von StudienanfängerInnen in den Rechts-, Wirtschafts- und
Sozialwissenschaften (2006) ................................................................................................. 7
Abbildung 5: Fächerpräferenzen von StudienanfängerInnen in den Ingenieurwissenschaften
(2006).................................................................................................................................... 8
Berücksichtigt wurden nur Studierende im 1. Hochschulsemester, und zwar nach Art der
Studienberechtigung, nach Kreis bzw. kreisfreier Stadt des Erwerbs der Studienberechtigung
und gewählter Fächergruppe (Erststudium) im Studienjahr 2006. Das Studienjahr ist (in die-
sem Fall) die Zusammenfassung des Sommersemesters 2006 und des Wintersemesters
2006/07. Die Art der ausgewerteten Studienberechtigung umfasst drei Gruppen (Allgemeine
Hochschulreife, Fachgebundene Hochschulreife und Fachhochschulreife), wobei diese hier
gemeinsam dargestellt werden. Die Verteilung der Studienfächer in den Fächergruppen folgt
derjenigen der amtlichen Statistik. Nicht dargestellt werden die Fächergruppen Sport, Hu-
manmedizin, Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften, Veterinärmedizin und Kunst
wegen zu kleiner Fallzahlen bzw. annähernder Gleichverteilung der Präferenzen über das
Gebiet der Bundesrepublik Deutschland.
Gebietsstand der Auswertungen ist der 31.12.2006. Die durchgeführten Berechnungen, Dar-
stellungen und Analysen fußen auf einer Sonderauswertung aus der Studierendenstatistik
des Statistischen Bundesamtes 2007.
3 Methodik
Auf Basis der vorstehend skizzierten Datenbestände wurden die Anteile von Studienanfän-
gerInnen in einer Fächergruppe an allen StudienanfängerInnen des betrachteten Kreises
bzw. der betrachteten kreisfreien Stadt gebildet.
Die sich ergebenden Anteilswerte wurden in fünf Werteklassen (vgl. Abbildung 1) zusam-
mengefasst. Maßgebliches Kriterium der Klassenbildung war das Herbeiführen einer
(fächerbezogenen) Gleichverteilung, d.h. in jeder Klasse findet sich die gleiche Anzahl an
Fällen (also Kreisen bzw. kreisfreien Städten).
Präferenzklassen
Ingenieurwissenschaften
Folglich ist es möglich, innerhalb einer Fächergruppe Regionen mit einer hohen Präferenz
für das betrachtete Fach unter den StudienanfängerInnen, die ihre Hochschulzugangsbe-
rechtigung in der jeweiligen Region erworben haben, zu identifizieren. Aufgrund des
gewählten Vorgehens ist allerdings kein direkter Vergleich zwischen den Fächergruppen
möglich.
Hohe Präferenzen werden in den folgenden Darstellungen dabei durch eine tiefrote Einfär-
bung, niedrige Präferenzen hingegen durch eine hellgelbe Einfärbung verdeutlicht.
4 Ergebnisse
Mit Blick auf einzelne Bundesländer scheinen es vor allem Bayern, Baden-Württemberg,
Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hessen zu sein, die sich fast flächendeckend
durch eine gegenüber dem Bundesschnitt hohe Präferenz ihrer StudienanfängerInnen für die
Studienangebote der Fächergruppe Mathematik und Naturwissenschaften auszeichnen. Eine
ausgeprägt niedrige Präfenz für diese Fächergruppe wiederum kann für Mecklenburg-
Vorpommern, Berlin und Brandenburg angeführt werden.
sen. Instruktiv mit Blick auf Bedingungen für die Präferenzbildung ist die unterdurchschnitt-
lich ausgeprägte Präferenz für diese Fächergruppe in Kreisen des Mittleren Schwarzwalds
und der Schwäbischen Alb in Baden-Württemberg.
Mit Blick auf einzelne Bundesländer scheinen es vor allem Bayern, das Saarland, Rheinland-
Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hessen sowie mit Einschränkungen Schleswig-Holstein und
Thüringen zu sein, die sich fast flächendeckend durch eine hohe Präferenz ihrer Studienan-
fängerInnen für die Sprach- und Kulturwissenschaften auszeichnen. Eine ausgeprägt
niedrige Präfenz für diese Fächergruppe wiederum kann für Sachsen, Berlin und Branden-
burg angeführt werden.
Mit Blick auf einzelne Bundesländer scheinen es vor allem Schleswig-Holstein, Mecklenburg-
Vorpommern, Bremen, Hamburg, Berlin, Niedersachsen, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen
und Hessen zu sein, die sich fast flächendeckend durch eine hohe Präferenz ihrer Studien-
anfängerInnen für die Rechts-, Wirtschafts- und Kulturwissenschaften auszeichnen. Eine
ausgeprägt niedrige Präfenz für diese Fächergruppe wiederum kann für Sachsen, Bayern
und Baden-Württemberg angeführt werden.
Darüber hinaus fallen einzelne Regionen mit ausgeprägten rechts-, wirtschafts- und/oder
sozialwissenschaftlichen Fächerpräferenzen ihrer StudienanfängerInnen auf, so beispiels-
weise Saarbrücken oder der Stadtkreis Plauen sowie entgegen dem allgemeinen Trend eine
größere Zahl von Kreisen in Bayern und Baden-Württemberg (jeweils vor allem im Umland
der größeren Universitätsstädte).
4.4 Ingenieurwissenschaften
StudienanfängerInnen mit einer ausgeprägten (= hohen) Präferenz für die Ingenieurwissen-
schaften finden sich – grob gesprochen – vor allem im Osten und Süden der Bundesrepublik
Deutschland, kaum hingegen im Westen Deutschlands.
Mit Blick auf einzelne Bundesländer scheinen es vor allem Mecklenburg-Vorpommern, Bran-
denburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg zu sein, die
sich fast flächendeckend durch eine hohe Präferenz ihrer StudienanfängerInnen für die In-
genieurwissenschaften auszeichnen. Eine ausgeprägt niedrige Präfenz für diese
Fächergruppe wiederum kann für Hessen und Rheinland-Pfalz angeführt werden.
Mit Blick auf die ursächlichen Faktoren für die regional differierenden Fächerpräferenzen
sind es offenbar drei angebots- und nachfragebezogene Faktoren, die die Unterschiede be-
wirken. Besonders transparent wird dies, wenn man die Verteilung der StudienanfängerInnen
der Ingenieurwissenschaften genauer betrachtet.
Für die Hochschulpolitik lassen sich daraus vor allem folgende Schlussfolgerungen ziehen:
• Die regionale Wirtschaft formt indirekt über ihre regional wahrnehmbare Struktur die Fä-
cherpräferenzen von StudienanfängerInnen und damit auch die regionale Nachfrage nach
bestimmten Studienfächern.
• Dieser Weg der Konditionierung von Fächerpräferenzen ist jedoch auch abhängig von der
Persistenz, also der Langfristigkeit spezifischer regionaler Wirtschaftsstrukturen.
• Wenn regionale Studienangebote auch präferenzbildend wirken, dann ist ein Weg, ein
stärkeres Interesse für die so genannten MINT-Fächer zu wecken, auch das Vorhalten der
jeweiligen Angebote an Hochschulen der Region.
• In diesem Sinne kontraproduktiv wäre dann aber bspw. ein gleichzeitiges Erhöhen der
Kapazitäten in allen Fächern.
• Der nahegelegte Zusammenhang zwischen Fächerpräferenz und regionaler Wirtschafts-
struktur, beruflichen Perspektiven und traditionalen Mustern deutet zudem an, dass die
systematische Stimulierung der Nachfrage nach MINT-Fächern nicht von Schulen und
Hochschulen allein geleistet werden kann. Vielmehr erscheinen integrierte Konzepte zwi-
schen Wirtschaftsförderung, regionaler Entwicklungsplanung und bildungspolitischen
Programmen erfolgsversprechend.
Für das Student Recruitment und das Marketing von Hochschulen wiederum heißt dies, dass
grundsätzlich zwei strategische Ansatzpunkte voneinander unterschieden werden müssen.
Beide legen jeweils verschiedene Konzepte und Maßnahmen nahe.
Gerade in der Region des Hochschulstandorts erscheinen integrierte Konzepte von Wirt-
schaftsförderung und der Stimulierung fächerspezifischer Nachfrage angezeigt und
vielversprechend. Ein kurzfristiger Erfolg ist hier zunächst nicht zu erwarten, da Präferenzen
nicht nur vor dem Hintergrund guter Argumente konditioniert werden können, sondern auch
eine gleichsam „lebensweltliche Nähe“ zu den entsprechenden Studienfächern und beson-
ders deren Inhalten hergestellt und spürbar werden muss. Hier haben die Hochschulen
bspw. die Möglichkeit, in der Region erfolgreiche Alumni als Botschafter in Schulen zu schi-
cken oder gemeinsam mit Unternehmen mittelfristige Projekte an Schulen zu unterhalten.
Die Hochschulen können das Student Recruitment jedoch auch auf weiter entfernte Regio-
nen mit passender hoher Fachpräferenz ausrichten, haben hier jedoch andere Schwellen
bzw. Aspekte zu berücksichtigen. Bspw. müssen gezielt Mobilitätshemmnisse abgebaut,
Konkurrenzanalysen durchgeführt und abgrenzende, möglichst (bspw. mit Blick auf die Wirt-
schaftsstruktur) passgenaue USPs formuliert werden.
6 Ihre Ansprechpartner
Markus F. Langer
CHE Consult GmbH
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