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Aktualisierte Ausgabe Nr.

10 | Februar 2006

e-f@cts
Innovationspolitik, Informationsgesellschaft, Telekommunikation
Informationen
zum E-Business

Schwerpunkt
KMU müssen Wissenspotenziale
aufdecken und nutzbar machen:
durch Wissensmanagement. Be-
sonders hilfreich dabei: die Werk-
zeuge der IuK-Technologie.
3 ab Seite 1

Fakten & Zahlen Wissensmanagement


Jede mittelständische Unternehmerin und jeder Auftrag des BMWi. Statt arbeitsintensiver gibt es
mittelständische Unternehmer hat diese Erfah- mehr und mehr wissensintensive Geschäftsfel-
rungen (wahrscheinlich) bereits machen müssen: der. Der Anteil des Wissens an der Gesamtwert-
bei Urlaub oder Krankheit von Mitarbeiterinnen schöpfung eines Unternehmens liegt heute
und Mitarbeitern, bei Kündigungen, Pensionie- bei ca. 60 Prozent – mit steigender Tendenz
3 ab Seite 2 rungen, anlässlich der Einarbeitung neuer Mit- (Quelle: KPMG). Das betrifft sowohl das Wissen
arbeiter oder gar dann, wenn der Altinhaber von einzelnen „Experten“ als auch das Know-
E-Business-ABC aus Altersgründen ausscheidet. Es kommt zur how von Teams oder Abteilungen, die Projekte
Unterbrechung, zum Teil sogar zum Stillstand erfolgreich abgeschlossen haben.
Customer Relationship Manage- von Arbeitsabläufen. Der Grund: Wissen fehlt.
ment (CRM), Data Warehouse, „Halbwertzeit“ von Wissen immer kürzer
Dokumenten-Management- Wissen ist Macht Dazu kommt: Aus Wissenschaft und Forschung
System (DMS), Extranet, Group- Wer kennt diese Weisheit nicht. Auf die Welt kommen ständig Neuerungen. Die „Halbwert-
ware, Intranet, Newsgroup der Wirtschaft bezogen muss sie heißen: zeit“ von Wissen wird also immer kürzer. Das be-
3 ab Seite 6 „Wissen ist Erfolg“. Heute mehr denn je, auch deutet: Es werden einerseits immer mehr Infor-
für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). mationen benötigt, um sich auf den Märkten zu
Denn angesichts des steigenden Konkurrenz- behaupten. Andererseits wird es immer schwie-
Praxis & Technik drucks, der rasanten Ausbreitung der Informa- riger, die vorhandene Informationsflut zu beherr-
tions- und Kommunikationstechnologien und schen, die aus vielerlei Quellen strömt: Telefax,
Wo Technik wirklich hilft: einer zunehmenden Globalisierung der Wirt- E-Mail, den Datenbanken und Web-Pages des
E-Business und Wissens- schaft wird Wissen zunehmend zu einem ent- Internets, aus Fachbüchern, Fachzeitschriften,
management scheidenden Produktions- und damit zugleich Katalogen, Broschüren etc. Hiervon betroffen
3 Seite 6 Erfolgsfaktor. Dies belegt u. a. eine Studie der sind vor allem Unternehmen, die sich in beson-
KPMG (Wirtschaftsprüfung und Beratung) im derer Weise auf spezifische Marktnischen und
2 Schwerpunkt

Wissens-
management

Inhalt die Entwicklung von Spezialkompetenz konzen- Wissen dient


triert haben. Sie sind auch in besonderer Weise
Schwerpunkt
davon abhängig, ihren Kompetenzvorsprung Unternehmenszielen
KMU müssen Wissenspotenziale
zu halten, um sich gegen inländische und aus-
aufdecken und nutzbar machen:
ländische Wettbewerber zu behaupten. Wie wird etwas gemacht? Genauer noch: Wie
durch Wissensmanagement.
macht man es am besten? Das sind die zentralen
Besonders hilfreich dabei: die
Wissen ist Vermögenswert Fragen nach wichtigem Wissen – egal, ob man
Werkzeuge der IuK-Technologie.
Damit wird das Wissen im Unternehmen zum be- eine Maschine bedient, Produkte entwickelt
3 ab Seite 1 deutenden Vermögenswert, der unsichtbar ist oder Kunden berät. Dabei geht es immer um das
und in der Bilanz eines Unternehmens in der Re- Wissen, das erstens hier und heute die Wettbe-
Fakten & Zahlen
gel nicht auftaucht. Und es ist eine zentrale (und werbssituation des eigenen Unternehmens ver-
schwierige) unternehmerische Aufgabe, dieses bessern kann und zweitens das Know-how, das
Wissen – unter Umständen schnell – zu nutzen. in Zukunft benötigt wird.
Aber: Nur ein begrenzter Teil des tatsächlich Welches Wissen jeweils relevant ist, lässt
vorhandenen Wissens wird in Unternehmen ge- sich dabei in der Regel von den konkreten un-
nutzt. Ziel muss es daher sein, ungenutzte Wis- ternehmerischen Zielen genauer ableiten. Dies
senspotenziale aufzudecken und nutzbar zu ma- kann dann – je nachdem – Kunden, Märkte, Kon-
chen. Dies gelingt durch Wissensmanagement. kurrenz, Zulieferer, Rohstoffe, Produktionsver-
3 ab Seite 2 Besonders hilfreich dabei: die Werkzeuge der fahren oder Technologien betreffen.
Informations- und Kommunikationstechnologie!
E-Business-ABC
Customer Relationship Manage-
ment (CRM), Data Warehouse, Betreiben Sie Wissens- Wo befindet sich
Dokumenten-Management-
System (DMS), Extranet, Group- management (WM)? Wissen?
ware, Intranet, Newsgroup Antworten von Unternehmern in % Unternehmensbereiche in %
3 ab Seite 6
Praxis & Technik 10% 12%
Wo Technik wirklich hilft: 20%
E-Business und Wissens- 26%
management
3 Seite 6 20%

26% 42%
24% 16%
4%

WM in bestimmten Bereichen eingeführt in elektronischen Wissensdatenbanken


WM in Unternehmen eingeführt in den Köpfen der Mitarbeiter
noch nie mit dem Thema beschäftigt in Papierdokumenten
über WM informiert, aber nicht interessiert in elektronischen Dokumenten
über WM informiert und interessiert
Planung, WM einzuführen

Quelle: KPMG Consulting 2001 Quelle: Delphi Group


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Nr. 10 | Februar 2006 3

5 Schritte des Der Anteil des Wissens an der


Wissensmanagement – Gesamtwertschöpfung eines
Wissensmanagements Unternehmens liegt heute bei
Effekte: mindestens 60 Prozent – mit
Wissensmanagement bedeutet nicht, ausschließ- steigender Tendenz.
1. Kosten-/Zeiteinsparung, Produktivitäts- lich neue (und womöglich teure) Dokumenten-
verbesserung Management-Systeme anzuschaffen und die
2. Bessere Abläufe Mitarbeiter per Intranet zu vernetzen. Wichtig
3. Kundenorientierung und -zufriedenheit ist vielmehr, Wissensmanagement systematisch
4. Transparenz von Strukturen und Abläufen in die Tat umzusetzen. Dazu gehört:
5. Verbesserung von Entscheidungen und
Prognosen 1. Ausgangslage analysieren
6. Besserer Informationsaustausch Machen Sie eine Bestandsaufnahme des
7. Qualitätsverbesserungen Wissens, das in Ihrem Unternehmen vorhanden
8. Erfolg, Marktführerschaft ist! Unternehmen kennen zwar (meist) ihre Ka-
9. Mitarbeiterqualifikation und pital-Bilanz, jedoch nur selten den Umfang des
-zufriedenheit Wissens, über das sie (im Prinzip) verfügen. Eine
Quelle: Fraunhofer IPK Berlin umfassende Wissensinventur identifiziert Inhal-
te und Träger des betrieblichen Wissenskapitals
Fakten-Wissen und Erfahrungs-Wissen und zeigt Ansatzpunkte auf, wie diese besser
Dabei gibt es einen wichtigen Unterschied zwi- genutzt werden können.
schen Fakten-Wissen (= explizites Wissen) und 3 Um welches Wissens handelt es sich? Hierzu
Erfahrungs-Wissen (= implizites Wissen). Fakten- zählen insbesondere die Erfahrungen und Spezi-
Wissen kann man im Gespräch oder in Semina- alkenntnisse der Mitarbeiter.
ren bekommen und weitergeben oder z. B. auch 3 Wo ist dieses Wissen zu finden? Ein wichtiger
in Büchern oder im Internet finden. Schwieriger
ist es mit dem Erfahrungs-Wissen der Mitarbei-
ter. Dies ist für Unternehmen eine besondere Motivation für Wissensmanagement
Herausforderung. Es lässt sich meist schlecht in Antworten in % (Mehrfachnennungen möglich)
Worte fassen.
hohe Qualität der Produkte erreichen
73,9
Wissen meist ungenutzt
Natürlich haben auch die meisten kleinen und
große Bedeutung der Kundennähe
mittleren Unternehmen Archive, Ablagen oder 43,5
Datenbanken. Darüber hinaus gibt es Aus- und
Weiterbildungsprogramme für die Mitarbeiter.
Globalisierung der Märkte
Allerdings erfolgt all dies meist ohne strategische 21,7
Planung und Kontrolle. Diese „Keimzellen“ eines
Wissensmanagements kommen in der Regel
Diversifikation der Märkte
kaum über den Status eher zufälliger Wissens- 17,4
weitergabe und verstreuter „Wissensinseln“
hinaus. Umfangreiche Datenbanken werden sel-
Verkürzung der Produktlebenszyklen
ten effektiv genutzt und sind eher so genannte 13
„Datenfriedhöfe“. Einer Studie zufolge wendet
ein Mitarbeiter im Durchschnitt 35 Prozent sei-
Wettbewerber führen durch WM
ner Arbeitszeit dafür auf, im Unternehmen vor- 8,7
handenes Wissen zu finden. Die Folge ist, dass
„das Rad“ im Unternehmen mindestens einmal
Quelle: KPMG 2001
neu „erfunden wird“.
4 Schwerpunkt

Wissens-
management

Mitarbeiter wenden im Durch- Wissensort ist z. B. der Vertrieb, da er mit den Welches Wissen benötigen Sie in Zukunft zur
schnitt 35 Prozent ihrer Arbeits- zentralen Zielen des Betriebs unmittelbar ver- Sicherung Ihrer Wettbewerbsfähigkeit?
zeit dafür auf, im Unternehmen knüpft ist und die Kundenbedürfnisse kennt. Wei- 3 Welches Wissen besitzen Sie bereits?
vorhandenes Wissen zu finden. tere interne Wissensquellen können zum Beispiel 3 Wo sind Wissenslücken?
Verkäufer- und Kundendienstberichte, Protokolle 3 Welches zusätzliche Wissen müssen Sie
von Teamsitzungen, Projektberichte oder interne beschaffen?
Datenbanken sein. Zur Abbildung des Wissens
werden häufig so genannte Wissenslandkarten 3. Wissen speichern
verwendet, mit denen Unternehmen einen Über- Sorgen Sie dafür, dass wichtiges Wissen systema-
blick über ihre Wissensbestände erhalten: Wis- tisch gespeichert wird und leicht und schnell zu-
sen wird nach Schlüsselbegriffen systematisiert gänglich ist! Hier hilft in aller Regel ein elektro-
und wissensintensive Prozesse im Unternehmen nisches Dokumenten-Management-System.
identifiziert und erfasst. Lücken können identifi- Grundsätzlich sollten alle Problemstellungen
ziert und ausgefüllt werden. und erfolgreichen Lösungen schriftlich/elektro-
nisch dokumentiert werden. Hierfür sollte es mit
2. Wissensziele bestimmen Schlüsselwörtern verknüpft werden, unter denen
Erfassen Sie die typischen Entscheidungs- und man es suchen und wieder finden kann. Aller-
Innovationssituationen Ihres Unternehmens! dings sollte das Wissen, das gespeichert wird,
3 Welche unternehmerischen Ziele wollen Sie wirklich wichtig sein und daher sorgfältig aus-
mittels Wissen erreichen (z.B. Kundennähe, Qua- gewählt werden, damit keine “Datenfriedhöfe“
lität, Marktführerschaft)? entstehen.
3 Welches Wissen nutzen Sie dafür heute? Außerdem sollten alle Mitarbeiter die Wis-
sensbereiche, für die sie verantwortlich sind, auf
dem neuesten Stand halten. Beispielsweise mit-
Maßnahmen zur Überwindung tels so genannter Patenschaftsmodelle: Bestimm-
te Wissensgebiete bekommen feste Ansprech-
von WM-Barrieren partner, die für alle Fragen dieser Wissensgebiete
Antworten in % (Mehrfachnennungen möglich) zuständig sind.
Unterstützung und Vorleben der Wissenskultur
34,8 4. Wissen verteilen
Nachdem Sie wichtiges Wissen auf unterschiedli-
konstruktiver Umgang mit Fehlern
30,4 che Arten gesammelt und zusammengetragen
haben, müssen Sie in der Folge sicherstellen, dass
Schaffung eines Vertrauensklimas
30,4
das vorhandene Wissen an diejenigen Stellen
weitergeleitet wird, an denen es benötigt wird.
Gewähren von Zeit
26,1 3 Wissensprofil: Zu diesem Zweck sollte für
alle Mitarbeiter ein Wissens-Profil festgelegt wer-
Verzeichnis von Experten den. Welches Wissen suchen und benötigen sie
26,1
für ihre Arbeit?
Bildung von Mitarbeiterteams
26,1
3 Expertengespräche: In Abständen sollten
sich die Verantwortungsträger einzelner Berei-
Neugestaltung der Arbeitsräume che zusammensetzen, um ihren Wissensstand
13
auszutauschen.
Gewähren von Finanzmitteln 3 Mitarbeitergespräche: Während unter-
13 schiedlicher Meetings und Statusbesprechungen
Aufbrechen hemmender Unternehmensstrukturen sollten die Mitarbeiter animiert werden, über die
8,7 jeweiligen Wissenslücken und ungelösten Fragen
zu reden, damit Lösungen schneller gefunden
Quelle: KPMG 2001
werden können.
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3 Job-Rotation: Besonders qualifizierte Mitar- zu erledigen. Also kommt es darauf an, beides 80 Prozent aller Informationen
beiter können zur Weitergabe des eigenen Wis- miteinander zu verknüpfen, z. B. durch Gruppen- liegen in Unternehmen in ganz
sens an verschiedenen Arbeitsplätzen eingesetzt arbeit oder Job-Rotation. unterschiedlichen Datenbanken,
werden. Externe Unterstützung: Externe Unterstützung Berichten, Konzepten etc. vor.
3 Expertenverzeichnisse: Mitarbeiter mit und unvoreingenommene kritische Fremdein-
einem bestimmten Know-how können in unter- schätzung hilft, das eigene Unternehmen und
nehmenseigenen „Gelben Seiten“ geführt werden. den Stand seines Wissens(miss-)managements
besser einzuschätzen.
5. Wissen nutzen Wissensfreundliche Unternehmensstruk-
Stellen Sie sicher, dass das Wissen, das mit turen: Führungskräfte müssen durch ihr Vorbild
großem Aufwand bereitgestellt wird und für ein Klima im Unternehmen schaffen, das zur
den Unternehmenserfolg von entscheidender Weitergabe eigenen und der Nutzung fremden
Bedeutung ist, auch tatsächlich im Alltag Wissens ermuntert. Dazu gehört z. B. auch: Jeder
genutzt wird. Entscheidend ist: Mitarbeiter sollte einen Intranet-Anschluss
3 Sorgen Sie für einen denkbar einfachen Zu- haben. Und jeder Mitarbeiter sollte die Gelegen-
gang zu den Wissensquellen! heit und Erlaubnis haben, im Internet zu recher-
3 Schaffen Sie Gelegenheiten zum informel- chieren.
len Wissensaustausch!
3 Technische Anwendungen (z.B. Intranet, Do-
kumenten-Management-System) müssen leicht Methoden zum Austausch von Wissen
zu handhaben sein. Antworten in % (Mehrfachnennungen möglich)
3 Sorgen Sie für eine Informationsaufberei- Wissensweitergabe durch persönliche Kontakte
tung, die den Wissensbedürfnissen der Mitarbei- 95,7
ter entspricht!
3 Motivieren Sie Ihre Mitarbeiter, Wissen wei- regelmäßige Besprechungen
terzugeben und zu nutzen! 87

systematische Archivierung von Unterlagen


73,9
Grundsätze für
Unternehmenseigenes Intranet
Wissensmanagement 65,2

Zuständigkeit: Wissensmanagement ist Sache Betreuung neuer Mitarbeiter durch Experten


der Unternehmensleitung sowie ggf. eigens ver- 56,5

antwortlicher Wissensmanager.
regelmäßige Pflege von Kundendateien
Kultur: Wissen zu sammeln, zu verteilen und zu 56,5
nutzen, muss dem Unternehmen „in Fleisch und
Blut“ übergehen – angefangen bei der Geschäfts- Erstellung von Erfahrungsberichten
leitung, die dazu ermuntert, bis zu den Mitarbei- 52,2
tern, die ihre Kommunikation über Erfahrungen
und Kenntnisse pflegen müssen. regelmäßiger Informationsaustausch auf elektronischem Weg
47,8
Klein anfangen: Kleine und mittlere Unterneh-
men sollten auf dem aufbauen, was bereits vor- Gruppenbildung zum Erfahrungsaustausch
handen ist, bevor sie sich zum Erwerb teurer Soft- 47,8
ware-Lösungen entschließen (die dann womög-
lich niemand im Unternehmen nutzt). Schwarzes Brett
Während der Arbeit: Mitarbeiter können we- 30,4
nig Zeit dafür erübrigen, Aufgaben des Wissens-
Quelle: KPMG 2001
managements neben ihrer „eigentlichen Arbeit“
6 Praxis & Technik

Wo Technik wirklich hilft:


E-Business und Wissensmanagement

E-Business-ABC Ziel: Wissensziele bestimmen Ziel: Wissen verteilen


Customer Relationship 3 Skill-Management: Eine Skill-Management- 3 Groupware: Als Groupware bezeichnet man
Management (CRM) Software verwaltet Informationen für die Personal- Softwarepakete, über die Mitarbeiter miteinan-
CRM dient dazu, dem gesamten planung und -entwicklung. Mit ihrer Hilfe lassen der kommunizieren und kooperieren können.
Unternehmen zu mehr Kunden- sich individuelle Kompetenzprofile entwickeln. Die meisten Unternehmen verfügen in der Regel
orientierung zu verhelfen. Das bereits über entsprechende Lösungen. Group-
bedeutet, Informationen aus Ziel: Wissen speichern ware unterstützt sie beim Wissensmanagement
sämtlichen Abteilungen eines 3 Mind-Mapping: Ergebnisse von Kreativ-Sit- dadurch, dass Kollegen Informationen und Doku-
Unternehmens mit Kundenkon- zungen, Brainstormings oder Workshops lassen mente untereinander austauschen bzw. gemein-
takt zusammenzuführen: aus sich mit einer Mind-Mapping-Software einfacher sam bearbeiten können.
Vertrieb, Marketing, Call Center, und übersichtlicher als bisher sichern und an- 3 Intranet: Über das Intranet können alle Mit-
Kundenservice etc. Zu diesem schließend direkt im Internet veröffentlichen arbeiter eines Unternehmens kommunizieren
Zweck werden am Markt spezielle oder per E-Mail verschicken. und kooperieren – quasi über eine elektronische
Software-Programme angeboten. 3 Wissenslandkarten: Welches Wissen (z. B. für „Standleitung“.
den Bereich „Organische Chemie“) gibt es wo im
Data Warehouse Unternehmen (z. B. in der Forschungsabteilung)? Ziel: Wissen nutzen
Zunehmend genutzter Begriff für Per Wissenslandkarten (auch als Software verfüg- 3 Wissensportale: Thematische Portale – auch
ein großes Datenarchiv, genauer: bar) lässt sich veranschaulichen, welches Know- im unternehmenseigenen Intranet – lassen sich
eine Software, die große Daten- how im Unternehmen ist. Auch Wissenslücken als zentraler Zugang zu großen Wissensbestän-
mengen verwaltet und speichert. werden so sichtbar. den nutzen. Sie sind mit unterschiedlichen
Sie organisiert ggf. außerdem 3 Dokumenten-Management-Systeme: Sol- Funktionalitäten (z. B. Suchfunktionen) ausge-
den Zugriff auf diese Daten, falls che Systeme können Dokumente unterschied- stattet.
nur bestimmte Personen dazu lichster Form und Herkunft (Faxe, E-Mails, Text- 3 Suchfunktion und virtuelle Agenten: Beide
berechtigt sein sollten. Data verarbeitung) in einem einheitlichen elektroni- Technologien helfen, die Informationsfülle fir-
Warehouse-Software verfügt schen Format erfassen, speichern und miteinan- meneigener Intranets, Datenbanken oder Ar-
zudem über Suchhilfen sowie der verknüpfen – vergleichbar traditionellen chive besser zu bewältigen. Ähnlich wie Suchma-
Datenfilter, um schnell auf be- Archiven und Ablage-Systemen. Vorteil zu tradi- schinen für das Internet lassen sich Suchmaschi-
stimmte Dateien zugreifen zu tionellen Methoden: Das elektronische Archiv nen auch für Intranets einsetzen, die diese per-
können. kann leichter verwaltet und schneller auf In- manent durchsuchen und dabei deren Inhalte
halte – nach Schlagwörtern – durchsucht werden. automatisch verschlagworten. Sie bewerten in
3 Data-Warehouses: In einer Daten-Waren- der Regel zusätzlich die Relevanz der gefundenen
haus-Software werden alle Daten für Auswertun- Dokumente. Mittels Agenten kann man Wissens-
gen und Analysen, die bei betrieblichen Ent- bestände nach festzulegenden Themengebieten
scheidungen benötigt werden, ständig vorge- durchsuchen lassen. Sie benachrichtigen den
halten. Sie verknüpfen Informationen, die in Nutzer immer dann, wenn sie für ihn einen
vielen Unternehmen in verschiedenen Daten- neuen und wichtigen Inhalt entdeckt haben.
banken verstreut sind. Voraussetzung dafür ist 3 Data-Mining: Diese Funktionalität ist oft in
nicht zuletzt, dass hier (anders als in vielen unter- Datenbanken, Statistik- und Marketing-Program-
schiedlichen Datenbanken) alle Informationen men bereits integriert. Sie dient dazu, versteckte
in einem einheitlichen Format abgelegt sind. bzw. unbekannte Zusammenhänge und Muster
Data-Warehouses sind, anders als „normale“ in großen Datenbeständen aufzudecken (z. B. in
Datenbanken, in der Regel nach Themen geord- Daten-Warehouses). Beispiele: Welche Kunden-
net, z. B. Unternehmen (z. B. Geschäftsbereiche, typen haben nach dem Erwerb eines Produktes
Organisationsstruktur), Produkt (z. B. Produktfa- auch die Neigung zum Erwerb welcher anderen
milie, Produktgruppe, Artikel), Region (z.B. Land, Produkte?
Gebiet, Bezirk, Kunde), Kunden (z. B. Kunden-
gruppen), Zeit (z.B. Monat, Quartal, Jahr, Geschäfts-
jahr), betriebswirtschaftliche Kenngrößen (z. B.
Umsatz, Deckungsbeiträge, Gewinn).
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E-Business-ABC
Wie kann man zusätz- tig ist also eine nutzenorientierte Auswahl aller
Wissensangebote. Dokumenten-Management-
liches Wissen erwerben? Wissensentwicklung: Neues Wissen entsteht System (DMS)
auch durch die Kreativität und systematische System zur Nutzung und Verwal-
Nicht nur firmenintern, sondern auch in ihrer Problemlösungsfähigkeit der eigenen Mitarbei- tung elektronisch gespeicherter
„Außenwelt“ stehen Unternehmen vielfältige ter. Ein klassisches Instrument hierfür ist z. B. Dokumente.
Wissensquellen zur Verfügung. das Betriebliche Vorschlagswesen.
Experten: Zusätzlich eingestellte spezialisierte Wissensbroker: Wissensbroker gibt es sowohl Extranet
Mitarbeiter können kurzfristig auftretende Wis- als natürliche Personen als auch als Software- Ein geschlossenes Netzwerk
sensdefizite ausgleichen. Tools. Es handelt sich um Recherche-Helfer, die (funktioniert wie Internet) z. B.
Gruppenarbeit: Das Wissen, das in Gruppen verstreutes Wissen aus unterschiedlichen Quel- zwischen einem Unternehmen
erarbeitet wird, ist von vornherein auf mehrere len aufspüren, sammeln, auswählen und in Wis- und autorisierten externen
Köpfe verteilt und hat insofern eher Aussichten, senspaketen „abliefern“. Teilnehmern wie Kunden oder
in den Wissensfundus des Unternehmens ein- Lieferanten.
zugehen. Wenn ein Gruppenmitglied das Unter-
nehmen verlässt, bleibt das Gruppenwissen dem Groupware
Unternehmen dennoch erhalten.
Wissensmanagement und Spezielle Software für PC-Benut-
Qualifizierung: Ein Großteil des Wissenskapi- IuK-Technologie zergruppen, deren Mitglieder
tals in Unternehmen besteht in der Erfahrung, gemeinsam an Projekten oder
die ihre Mitarbeiter mit den spezifischen Pro- Wissensmanagement ist nicht allein mit tech- zusammenhängenden Aufgaben-
dukten, Märkten und Kunden des Unternehmens nischen Hilfsmitteln oder einer Software zu be- bereichen arbeiten. Diese Soft-
gesammelt haben. Dieses Kapital sollte kontinu- wältigen. Aber: Viele der notwendigen Prozesse ware ermöglicht, dass alle Grup-
ierlich weitergebildet werden. Alle Weiter- lassen sich mit deren Hilfe unterstützen bzw. penmitglieder verfügbare Pro-
bildungsaktivitäten müssen langfristig geplant effektiver gestalten. gramme und Informationen nut-
und strategisch auf die Unternehmensziele und Wichtig: Prüfen Sie, welche der Technolo- zen können.
den künftigen Bedarf hin ausgerichtet sein. gien schon im Unternehmen vorhanden sind
Außenkontakte: Neben Kontakten zu Kunden und ob sich eine neue Software in bestehende Intranet
und Lieferanten, die ebenfalls wichtige Wis- Lösungen integrieren lässt (und zu welchem Ein Netzwerk (funktioniert wie
sensquellen darstellen, sind die Unternehmen Preis). Internet) innerhalb eines Unter-
in der Regel Mitglied in Verbänden und Kam- nehmens oder einer Organisa-
mern und unterhalten Beziehungen zu Banken, Wissensmanagement mit IuK-Technologie tion. Der Zugang ist begrenzt und
Forschungsinstituten u.ä. Der gezielte Aufbau Der rasante Fortschritt auf dem Gebiet der in der Regel nur den jeweiligen
von Netzwerken mit derartigen Institutionen, Informations- und Kommunikationstechnolo- Angestellten möglich. Oft haben
aber auch mit anderen Unternehmen – unter gie ermöglicht den Zugang zu bislang unzu- Intranets eine Schnittstelle zu
Umständen sogar mit Wettbewerbern – ver- gänglichen Wissensquellen und eröffnet neue einem Extranet und zum Internet.
größert die eigene Wissensbasis. Wege zur Optimierung der Wissensverteilung/
Kooperationen: Eine besondere Chance, -weitergabe, der Verknüpfung von Wissensbe- Newsgroup
zusätzliche Kompetenzen ins Unternehmen zu ständen und Wissensträgern und der Erarbei- Diskussionsforum oder „Schwarzes
bringen, sind Kooperationen mit anderen Be- tung neuen Wissens „im Netz“. Problem ist aber: Brett“ zu bestimmten Themen im
trieben. Dabei kann das zusätzliche Wissen alle Die IT-Infrastruktur der meisten KMU ist über die Intranet oder Internet. Hier kann
denkbaren betrieblichen Bereiche betreffen: Jahre hinweg mehr oder weniger ungeplant ge- man nach Neuigkeiten „stöbern“,
Forschung und Entwicklung, Produktion, Ver- wachsen. Dies hat zu unübersichtlichen und Fragen stellen und – wenn man
trieb etc. schwer kontrollierbaren Netzwerken geführt. „eingreifen“ will – Fragen
Wissensprodukte: Wissen kann beschafft wer- Paradoxe Folge: Je mehr Informationen dank beantworten.
den, z. B. in Form von Software, CD-ROMs, aus IT – theoretisch – zugänglich sind, desto schwieri-
dem Internet, über Bibliotheken oder auch über ger ist es nun, wichtige Informationen zu finden.
Patente oder Lizenzen. Dieses Wissen muss Wichtig: Die unstrukturierten Datenbestände
noch in die eigenen Wissensspeicher und schließ- müssen zusammengeführt und dafür systema-
lich in die Köpfe der Mitarbeiter gelangen. Wich- tisch durchforstet und geordnet werden.
8 Schwerpunkt

Wissens-
management

Impressum Wissensmanagement ohne IuK-Technologie Mentoren: Erfahrene Mitarbeiterinnen und Mit-


Herausgeber:
Bevor Sie (viel) Geld in (falsche) Software investie- arbeiter betreuen jeweils einen Neueinsteiger
Bundesministerium für Wirtschaft
ren, sollten Sie also an die einfachsten Möglich- Peer-to-Peer Coaching/Training (unter Kolle-
und Technologie (BMWi)
Öffentlichkeitsarbeit keiten des Wissensmanagements denken: gen): damit man nicht dumm bleibt, weil man
11019 Berlin Schwarze Bretter: der einfachste Weg, um in sich nicht zu fragen traut
info@bmwi.bund.de Unternehmen Wissen zu vermitteln Personalentwicklung/Qualifizierung: konti-
www.bmwi.de Kaffeeküchen: Beim „Tratschen“ in kurzen Pau- nuierliche Weiterbildung aller Mitarbeiter ent-
sen fließen Tipps und Informationen sprechend langfristigen Unternehmenszielen
Redaktion:
Wissenszimmer: ein für alle offenes Zimmer mit Mitarbeitergespräche: das „Ohr“ der Unter-
Bernd Geisen, Regine Hebestreit
Papier, Schreibmaterial, Internetzugang und nehmensleitung in das Unternehmen hinein zur
PID Arbeiten für Wissenschaft und
Öffentlichkeit GbR Drucker, das für Diskussionen oder selbst orga- Identifizierung, Entwicklung und Anerkennung
Menzenberg 9, 53604 Bad Honnef nisierte Workshops genutzt werden kann individuellen Wissens
Tel.: 02224 90034-0, Fax: 02224 90034-1 Offene Architekturen: Offene Türen sorgen für Lessons Learned: routinemäßig festhalten, was
info@pid-net.de ein anregendes Wissensklima im Unternehmen man richtig und falsch gemacht hat (Erfahrungen
Mitarbeiterzeitung: Informationen rund um das nach einem Projekt) und was man beim nächsten
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Unternehmen – damit alle wissen, wovon man Mal besser machen muss
Mario Heller
spricht Story-Telling: Geschichten erzählen lassen über
Projektleiter DGB-Bildungswerk e.V.
Düsseldorf Benchmarking: systematisch von den Erfolgen Erfahrungen und Projekte, um wenig „redselige“
Manuela Hoffmann, Dr. Rainer Graf (Best-Practice-Beispielen) und Fehlern der Kon- und sprachgewandte Mitarbeiter zum Sprechen
KPMG Hamburg kurrenz lernen zu bringen und implizites Wissen mitzuteilen
Prof. Klaus North Job-Rotation: Einsatz besonders qualifizierter (bewährtes Mittel, um „ganz nebenbei“ wertvol-
Fachhochschule Wiesbaden Mitarbeiter an wechselnden Arbeitsplätzen le Erfahrungsschätze zu heben)
Michael Lindner, Thomas Szentirmai
ZEGO München

Gestaltung und Produktion:


Barrieren für Wissensmanagement
PRpetuum GmbH, München 1 = hoch / 5 = niedrig

Bildnachweis: keine eindeutige Strategie vorhanden


MEV, Photodisc 1,5

keine Zeit
Druck:
1,8
Harzdruckerei Wernigerode GmbH
mangelnde Unterstützung durch die Geschäftsführung
Auflage: 10.000 2

ungenügende Koordinierung
Schwerpunkt der nächsten Ausgabe: 2,2
„Unternehmenspräsentation im
Internet“ Wissen nicht teilen wollen
2,3
Wenn Sie dazu Fragen oder Anregun- Schwächen der IT
gen haben oder Fragen zu anderen 2,3
Themen der e-f@cts, wenden Sie sich
bitte an: ungenaue Informationsbedürfnisse
2,6
Bernd Geisen, Regine Hebestreit
PID Arbeiten für Wissenschaft und ungenügende Einbindung der Mitarbeiter
Öffentlichkeit GbR 2,7

kein Austausch mit externen Partnern


2,7

schlechte Akzeptanz bei den Mitarbeitern


2,8
Quelle: KPMG Consulting 2001

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