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Sanierung von 50er bis 70er Jahre Gebäuden –

Möglichkeiten der Energiereduzierung


Laut Statistischem Bundesamt sind in Deutschland fast 50% aller
Wohneinheiten zwischen 1949 und 1978 entstanden. Der Sanierungsbedarf ist
enorm, wenn diese Gebäude und Wohnungen den energetischen Vorgaben der
neuen Energieeinsparverordnung 2007 entsprechen sollen. Die energetische
Sanierung dieser Gebäude könnte den Energieverbrauch um 55 bis 75%
senken.

Auch wenn in Zeiten des Klimawandels und steigender Energiepreise neben der
energetischen Sanierung noch viele andere Aspekte zu berücksichtigen sind, ist
insgesamt ein ganzes Bündel an unterschiedlichen Aufgaben zu bewerkstelligen.

Um eine Sanierung eines Gebäudes aus den 50er-, 60er- oder 70er-Jahren
konstruktiv richtig - d. h. auch bauphysikalisch korrekt - und gestalterisch stilecht
durchzuführen, muss man sich erst einmal mit den Konstruktions- und
Gestaltungsmerkmalen der entsprechenden Dekade des vergangenen Jahrhunderts
beschäftigen.

Die 50er-Jahre-Bauten sind gekennzeichnet durch Leichtigkeit, Dynamik und


Transparenz. Durch vielfältige Kombinationen von Stahl, Stahlbeton, Klinker,
Kacheln, Eternit, Messing, Glas und Glasbausteinen fand eine ausgeprägte
Materialbelebung statt. In dieser Epoche wurden vorzugsweise Pastellfarben zur
Gestaltung verwendet. Die Gebäude der 50er wirkten i. d. R. funktional, oft auch
feingliedrig, bescheiden und unaufdringlich.

In ihrer Konstruktion zeichneten sie sich durch großzügige Fensterflächen mit


dünnen Profilen in gerasterter und doch rhythmischer Gliederung, leichter Eleganz
der kühn geschwungenen Vordächer und der abgesetzten und auskragenden
Flugdächer sowie durch die Dynamik der freitragenden und großartig
geschwungenen Treppenanlagen in den Innenräumen aus.

Vielleicht war die schlichte Architektur Ausdruck programmatischer Bescheidenheit


und Unsicherheit gegenüber der Zukunft, doch fasziniert der immer wieder
auftauchende Dualismus und der Kontrast zwischen dem strikt orthogonalen
Außenbild und dem dynamisch gekurvten Formen im Innern der Bauten.
Möglicherweise ergab sich das Prinzip der Rasterbauten vor allem aus den
ökonomischen Zwängen, doch machte sich die Architektur im Inneren mit der
Bewegung ‚frei’.

In den 60er-Jahren prägten zunehmend Skelettbauten mit sog. „Curtainwalls“ das


Erscheinungsbild deutscher Großstädte, wie sie in Amerika bereits seit den frühen
Jahren des 20. Jahrhunderts verwirklicht worden waren.

In der Architektur der 60er-Jahre wurden immer mehr neue Baustoffe, neue
Konstruktionsarten und neue Formen angewandt. Es setzte sich endgültig der
Funktionalismus gegenüber den historisierenden Tendenzen der früheren Jahre
durch.
Der konstruktive Ist-Zustand dieser Gebäude zeigt heute i. d. R. einen mangelhaften
Wärme- und Feuchteschutz, keine thermische Trennung, hohe Luftundichtigkeit der
Gebäudehüllen (z. B. horizontale Böden, vertikale Außenwände und horizontale
Decken und Dächer), mangelhaften Schall- und Brandschutz, mangelhaften
Materialeinsatz und mangelhafte Baustoffqualität, Schadstoffeinbau, fehlende
Abdichtungskonzepte usw.

Die Architektur der 70er-Jahre wurden zunehmend durch die Industrialisierung des
Bauens geprägt. Durch die Vorfertigung von Bausystemen in Fabriken fernab der
Baustelle konnten Produktivität und Effizienz gesteigert und die Baukosten gesenkt
werden.

Gestalterisch rückte die tragende Konstruktion immer mehr in den Vordergrund. Die
stringente Unterscheidung in eine Primär-Sekundär-Struktur wurde auch von außen
ablesbar. Neben dem nun vorherrschenden Stahlbeton setzten sich auch Stahl und
Glas immer mehr durch. Erste Sichtbetonbauten, oft mit intensiver
Oberflächengestaltung, wirkten gegenüber den filigraneren Glasfassaden massiv.

Typische Gestaltungsmittel dieser Gebäude sind grellbunte Farben, die im Sinne von
Kunst am Bau gegenüber dem Grau-in-Grau des Betons Akzente setzen sollten.

Die Bausysteme in Beton-Großtafelbauweise wurden zunächst ohne Dämmung


hergestellt. Steigende Rohstoffkosten führten dazu, dass erstmals zunehmend
gedämmte und mehrschalige Bausysteme eingesetzt wurden. Diese Teile zeigen
allerdings aus heutiger Sicht Verarbeitungsmängel, die zu erheblichen Bauschäden
führten.

Wie bereist erwähnt, ist bei der Sanierung der Gebäude aus den 50ern, 60ern und
70ern heute einer der wichtigsten Aspekte der Energieverbrauch, bzw. diesen weit
möglichst zu senken und dabei zusätzlich möglichst erneuerbare Energien
einzusetzen. Auch in energiepolitischer Hinsicht wird in Zukunft ein größeres
Augenmerk auf energieeffiziente Sanierungen gelegt. So wurde z. B. auf dem 3.
Energiegipfel im August 2007 vom Bundeskabinett beschlossen, dass bis 2012
energetische Mindeststandards festgelegt werden sollen. Wünschenswert wäre es
sicherlich gewesen, für solche Modernisierungen zusätzlich ein steuerliches
Anreizprogramm zu schaffen, was allerdings noch nicht durchgesetzt werden konnte.
Dafür bestehen nach wie vor die Förderprogramme der kfw-Förderbank, die für diese
Zwecke in Anspruch genommen werden können.

Die energetischen Schwachstellen eines Altbaus werden in der Regel bei jeder
umfassenden Sanierungsmaßnahme erfasst und dokumentiert. Eine solche
„Energiediagnose“ ist in vielen Fällen auch Voraussetzung für die Beantragung von
Fördermitteln für bauliche Maßnahmen am Gebäude. Das muss nicht unbedingt die
„Vor-Ort-Beratung“ oder der „Energie-Spar-Check“ sein, sondern jeder Architekt kann
im Rahmen seiner Planung den Nachweis der CO2-Einsparung einbringen und
erreichen.

Die Installation von technischen Anlagen zur Energieeinsparung wird, abhängig vom
jeweiligen Förderprogramm, sowohl im Rahmen von Sanierungs-, als auch von
Neubaumaßnahmen gefördert. Dies sollte genutzt werden.
So können z. B. je nach Objekt Solaranlagen zur Trinkwassererwärmung installiert
werden, oder beispielsweise Frischwarmwasserstationen in Mehrfamilienhäusern.
Das in einer zentralen Heizungsanlage erzeugte Heizungswasser wird hierbei in
einer Vorlaufleitung zu den zentralen Frischwarmwasserstationen geleitet. Dort wird
das Warmwasser nur bei Bedarf über die Wärmetauscher erzeugt. Über die
Rücklaufleitung wird das abgekühlte Wasser zurück zur Heizungsanlage geführt. Es
ist keine Speicherung von Warmwasser erforderlich. Auch die Legionellengefahr ist
dadurch vermieden.

Um als Gesamtergebnis eine positive Energiebilanz zu erreichen, sollte natürlich


auch die Gebäudehülle rundum (Boden, Wände inkl. Fenster, Decke/ Dach)
ausreichend gedämmt werden. Aber natürlich kommt es dabei auf eine fachgerechte
Ausführung und die richtigen Anschlussdetails an, damit die Sanierung haltbar ist
und nicht neue Probleme geschaffen werden.

[Infos zum Thema: http://www.forum-verlag.com/bausanierung ]

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