Schließlich „Superorganismen“
insbesondere Insektenstaaten
Wichtigste evolutionsbiologische Grundlage:
Verwandtschaftsselektion
Individuum nimmt Nachteile in Kauf,
um Nachkommen oder andere enge Verwandte zu fördern
Konflikt:
Enge Verwandtschaftsbeziehungen Konkurrenz unter
Verwandten nimmt zu
aggressives Verhalten
Tötung der Artgenossen gerade in Arten
mit sehr engen Verwandtschaftsgruppen
(Extremfall Feigenwespen)
Unterschied zwischen gegenseitiger Hilfe aufgrund von
Verwandtenselektion („indirekte Fitness“)
und
gegenseitiger Hilfe aufgrund „direkter Fitness“: Schein-
Altruismus
Beispiel: Kooperatives Verhalten kann Gruppengröße
erhöhen
Kooperatives Verhalten kann für Einzelnen von Vorteil
sein,
wenn Überlebenswahrscheinlichkeit in großen
Gruppen höher
Altruismus
Evolutionäre Ursache: Verwandtenselektion
Individuum nimmt Nachteile in Kauf,
um Nachkommen oder andere enge Verwandte zu fördern
vermehrt damit eigene Gene in Folgegenerationen
Allerdings:
- Verwandtenselektion fördert nicht nur Altruismus
-Altruismus nicht nur durch Verwandtenselektion gefördert
Viele Vögel:
Individuen helfen, nicht-verwandte Junge aufzuziehen,
Tab. 4: Brütende Paare des Buschblauhähers (Aphelocoma
coerulescens) profitieren von der Anwendung von Helfern. Sowohl
erfahrene als auch unerfahrene (erstmals brütende) Individuen
ziehen mit der Unterstützung von Helfern mehr Jungtiere auf als
alleine. Daten von Woolfenden, analysiert durch Emlen 1978, aus
Krebs & Davies 1984.
Besonderheit der Sozialverbände = Gruppen von
Gemeinschaftscharakter:
Soziale Regulation
(durch Altruismus und Schein-Altruismus, meist beides
verbunden)
„Regulation”:
bestimmte Größen, „Normalzustände”
werden trotz Störungen beibehalten
oder nach Störung wiederhergestellt
Termite Kalotermes
50 völlig gleichartige “Nymphen” zusammengebracht
(im 7. = letzten Stadium vor Häutung zum
geschlechtsreifen Tier)
Innerhalb von 3 Monaten
normales „Volk“ mit Geschlechtstieren,
Arbeitern und Arbeiterinnen verschiedenen Typs
entwickelt
Sogar Rückentwicklungen zu „Pseudogaten“
(Larven, die Arbeiterfunktion übernehmen)
Populationsdynamik der staatenbildenden Insekten
abhängig vom Verhalten der „Kasten“
Beispiele:
Termiten:
Abgabe von Pheromonen durch König und Königin
Entwicklung von Larven zu Geschlechtstieren gehemmt,
Steuerung differenzierterer Entwicklungen
Wespen, Bienen, Ameisen:
anders als bei Termiten werden Larven gefüttert
Kastendifferenzierung in erster Linie trophogen:
Entwicklung zu Männchen, fortpflanzungsfähigen
Weibchen
oder Arbeiterinnen je nach Fütterung
Entwicklung aus Perspektive des einzelnen Insekts
umweltabhängig (ressourcenabhängig),
aber Umweltbedingungen werden von Gemeinschaft
„gezielt“ hergestellt
Art der Regulation entspricht Regulation des inneren
Zustandes
des Einzelorganismus
(Homöostase, „organisches Gleichgewicht“)
Prinzip des Verhaltens der Individuen untereinander und zum
„Staat“
entspricht Beziehung zwischen Organen und
Organismus:
Individuen untereinander sowie Individuen und Gemeinschaft
bedingen und erzeugen einander wechselseitig
Aber:
Verschwinden jeder funktionalen Abgrenzung zwischen
Ameisenvölkern einer Art:
Weit entfernte Völker der Pharaonenameise
(Monomorium pharaonis) zusammengebracht
verhalten sich kooperativ
Tendenz der Entwicklung ganzer Art zu einzigem
Superorganismus
Staatenbildung nicht einmalige
„Erfindung“:
Bei Hymenopteren mindestens elf mal
unabhängig voneinander entstanden
Offenbar unter bestimmten
Voraussetzungen naheliegende Entwicklung
Ausgangspunkt Brutpflege
Unter Arthropoden häufig:
viele Spinnen, Ohrwürmer, Käfer
Spezialfunktionen
z. B. Dienst als „Speichertiere“: „Honigtöpfe“ bei
Honigameise Myrmococystus
Folien
Abb. 34: Beispiele für Kasten bei sozialen Insekten. Obere Reihe:
verschiedene Weibchenkasten sowie ein Männchen der Ameisenart
Pheidolekingi instabillis. (a) Kleine Arbeiterin, (b) mittlere Arbeiterin, (c)
große Arbeiterin, (d) Männchen, (e) Königin. Untere Reihe: verschiedene
spezialisierte Kasten bei anderen Arten. (f) Soldat der Rossameisenart
Camponotust runcatus, der den Eingang des Nestes mit seinem
stöpselförmigen Kopf verschließt und als lebende „Eingangstür“ in das Nest
dient. (g) Sterile Kaste bei der australischen Termitenart Nasutiter
mesexitosus, die eine wasserpistolenähnliche Kopfform aufweist und
giftige Substanzen auf herannahende Feinde sprühen kann. (h) Angefüllte
Stöpselko
pf-Ameise
Termiten
Polymorphismus
Schwierig zu erklären: