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Bereits in den Jahren 1959 – 62 untersuchten Die Fledermäuse nutzen den Walpersberg nur im

Fledermäuse im Walpersberg Wissenschaftler der Uni Jena die Fledermäuse in Winterhalbjahr, etwa von Oktober bis April, wobei
den Stollen des Walpersberges und stellten dabei Einzeltiere auch im Sommer angetroffen werden
folgende Fledermausarten fest: können.
Die Fledermäuse nutzen seit Jahrzehnten, seit Großes Mausohr 54 Tiere
Beginn der bergbaulichen Nutzung des Kleine Bartfledermaus 1
Buntsand-steins, den Walpersberg als
Winterquartier. Wasserfledermaus 1
Fransenfledermaus 1
Mopsfledermaus 90
Braunes Langohr 4
Kleine Hufeisennase 107

Derzeit sind 19 Fledermausarten in Thüringen Sie suchen zur Überwinterung die unverbauten
beheimatet, von denen 7 Arten auch im unterirdischen Bereiche auf und in dieser Zeit
Walpersberg nachgewiesen werden konnten. dürfen sie dort nicht gestört werden. Eine
Eine in Deutschland in den 70/80er Jahren bereits Begehung der Stollen ist daher dann nicht möglich.
fast schon ausgestorbene Fledermaus, die Kleine Der Reimahg-Verein e.V. Großeutersdorf und die
Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros Interessengemeinschaft für Fledermausschutz
BECHSTEIN, 1800), hat hier eines ihrer und –forschung in Thüringen (IFT), Arbeitsgruppe
kopfstärksten Winterquartiere in Europa. Jena engagieren sich für den Schutz der
Fledermäuse im Walpersberg. Diese Arbeit zählt
mit zu den Zielen des Vereins, der sich der
Erforschung und richtigen Darstellung der
Geschichte des Walpersberges verschrieben hat.

In heutiger Zeit hat sich hier kaum etwas geändert.


Die Kleine Hufeisennase ist noch immer die
häufigste Art im Walpersberg.
Die anderen Arten sind zahlenmäßig weniger häufig
Kleine Hufeisennase nachgewiesen, die überall seltene Mopsfledermaus
konnte hier nicht mehr nachgewiesen werden.
Aus diesem Grund wurde 2003 der Walpersberg in Großes Mausohr 4 Tiere
das europäische Schutzwerk „NATURA 2000“ Wasserfledermaus 2
aufgenommen. Das bedeutet, dass der Walpersberg
Fransenfledermaus 1
als Fledermaus- Überwinterungsquartier erhalten
werden muss und nicht zum Schaden der Braunes Langohr 1
Fledermäuse verändert werden darf. Kleine Hufeisennase 26 (145) Mopsfledermaus
Das Stollensystem im Walpersberg ist sehr 1945 wurden die überirdischen Gebäude und Eine Anzahl von „Höhlentouristen“ und
geschichtsträchtig. Zu Beginn des 19. Jahrhun- Mundlöcher der Stollen gesprengt und zugefüllt. „Schatzgräbern“ graben sich immer wieder in
derts wurde im Berg Sandstein für die Die Fledermäuse fanden wieder Platz und Ruhe das Stollensystem ein, was besonders im Winter
Porzellanherstellung gebrochen. und die Arten- und Individuenzahl nahm zu. eine gravierende Störung für das Überleben der
In dieser Zeit erfolgte vermutlich die Erst- Fledermäuse bedeutet.
besiedlung durch die Fledermäuse, die sich hier Ende der 70´er Jahre baute die Armee der DDR
zur Überwinterung in den frostsichern Stollen einen Teil der Stollen aus und lagerte Waffen, Das Stollennetz ist über 30 km lang und in vielen
zusammenfanden. Material und Ausrüstung ein. Teilen verbruchgefährdet, d.h. es fallen große
Steinplatten von der Stollendecke, was lebens-
gefährlich ist. Auch ist in manchen Bereichen
kein oder zu wenig Sauerstoff vorhanden. Hier
besteht akute Lebensgefahr!

Im dritten Reich erfolgte der Ausbau zu einer


Produktionsstätte von Düsentriebwerken und
Flugzeugen. Tausende Zwangsarbeiter arbeite-
ten in der unterirdischen Anlage.
Die Reste dieser sind teilweise noch erkennbar.
1990 übernahm die Bundeswehr die gesamte
Eine illegale Befahrung der Stollen sollte also
Immobile, nutzt sie jedoch kaum und gab 2001
im Interesse der Fledermäuse und im eigenen
die Nutzung ganz auf. Der heutige Eigentümer ist
Interesse unterbleiben.
die Oberfinanzdirektion Thüringen.
Nähere Informationen über die Geschichte
des Walpersberges und seine heutigen
„Bewohner“ sind unter folgenden
Kontaktadresse zu erhalten:
Reimahg-Verein Kahla e.V.
c/o Steffi Freyer ..., ... Kahla
Interessengemeinschaft für
Fledermausschutz und –forschung (IFT) e.V.,
Arbeitsgruppe Jena
c/o Klaus Krahn, 07747 Jena, Theobald-
Renner-Str. 54; Tel.: (03641) 332547

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