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Individuum – Sozialisation - Gesellschaft

Vorlesung WS 2019/20

1. Sitzung: Einführung

Prof. Dr. Matthias Grundmann, Institut für Soziologie; Westfälische – Wilhelms – Universität Münster
Individuum – Sozialisation – Gesellschaft?

Worum es geht?!
- um das, was Individuen sind und was sie verbindet
- um das, was Individuen „können“ müssen, um Individuum zu sein
- um das singuläre Sein in einer pluralen Gesellschaft
- um die Frage, was Gesellschaft ist – sein könnte – sein soll
- um die Wechselwirkungen zwischen Indivduen und zwischen Individuen und
dem, was Gesellschaft für sie ist
- um die Einbettung von Individuen in Gesellschaft und um die Prägung des
Individuum durch Gesellschaft
- um ein zentrales sozialtheoretisches Problem: wie werden wir Menschen zu dem
was wir sind: Kulturtiere

Prof. Dr. Matthias Grundmann, Institut für Soziologie; Westfälische – Wilhelms – Universität Münster
Individuum: semantisch – kulturell – alltäglich - wissenschaftlich

In – Dividuum: Das Ungeteilte – das nicht-Teilbare – gibt es das überhaupt?


kulturelle Merkmale ungeteilten Seins:
• Das Individuum als Subjekt: als Unterworfenes
• Das Individuum als Intersubjekt: die personale Prägung
• Einzigartigkeit als Individuation/Identitätsbildung

Die Formatierung der Person (griech von Privatperson: „idiotes“; zugleich


konformistischer Dummkopf)
Formale Zuordnungen
• Die bürokratische Zuordnung: das Individuum als Nummer/ID/Personalausweis
• Die wissenschaftliche Zuordnung: das Individuum als Analyseeinheit
• Die politische Zuordnung: Das Individuum als selbstverantwortliche Bürger*in
• Die kulturelle Zuordnung: individualistische Gesellschaftlichkeit
• Alltagsverständnis: das was mich als Einzelmensch (Person?!) ausmacht

Prof. Dr. Matthias Grundmann, Institut für Soziologie; Westfälische – Wilhelms – Universität Münster
Gesellschaft

Etymologisch: räumlich vereint lebende Menschen


Wortstamm: Raum – Saal – Hof: Gesellschaft als Hausgemeinschaft

Gesellschaft hergeleitet von Geselle/Geselligkeit


Gesellschaft allgemein: gelebte Sozialität – konkret: das zeitlich und räumlich
geteilte Leben mit anderen Menschen.

Gesellschaften als soziale Bezugsgruppen oder Netzwerke


Bürgerliche Gesellschaft: Anspruch auf Rechtsgleichheit – zugleich:
Mitverantwortetes Gemeinwesen
Gesellschaftliche Verhältnisse: politisch-ökonomische und kulturelle Grundlagen des
Zusammenlebens
Gesellschaft als formalrechtliches Gemeinwesen: wechselseitige Anerkennung

Prof. Dr. Matthias Grundmann, Institut für Soziologie; Westfälische – Wilhelms – Universität Münster
Gesellschaft: das kultivierte Miteinander
Das soziologische Problem: Singulär – plural Sein: oder was verbindet das Unteilbare?

•Was uns alle eint: Mitmenschlichkeit


•Der gemeine „Mann“ als der einfache Mensch
•Von den Gemeinsamkeiten (Mensch-Sein) zum hofierten Menschen
•Gesellschaft als kultiviertes Gemeinwesen: Differenzen treten auf
•Die Bildung von Gesellschaft: Kulturerschaffung und kulturelle Prägung
•Die Formatierung von Personen: vom Lehrling – zum Gesellen – zur Meisterschaft

Gesellschaft als Summe von Individuen – Subjekten – Personen?


•Das Mehr von Gesellschaft – Überindividuelle Geselligkeit als soziale Praxis?
•Verstehen – Organisieren – Regeln: Gesellschaft als Regulatrv und als „Maschine“
Prof. Dr. Matthias Grundmann, Institut für Soziologie; Westfälische – Wilhelms – Universität Münster
Was ist Sozialisation?
Sozialisation ist ein Prozess, durch den Eigenschaften von Personen und sozialer
Umwelten hervorgebracht werden. Diese Eigenschaften lassen sich bestimmen durch
1. die Einbindung des Einzelnen in bestehende soziale Umwelten
2. das Zusammenwirken von Personen
3. das Hervorbringen von sozialen Überzeugungen und Strukturen

Die Eigenschaften der Personen ergeben sich aus


• spezifischen Umweltbedingungen (befähigt für was?)
• der Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe (Familie, Clan, Schicht)
• der Entwicklung eines personalen Selbstverständnisses (wer bin ich?)

Die Eigenschaften der sozialen Umwelt ergeben sich aus


• Bedürfnissen der Konfliktregulation (Herstellung sozialer Ordnungen)
• Bedarf an dauerhaften – verlässlichen – Sozialbeziehungen (Verhaltensregulationen
durch Organisationen)
• Solidaritätsbedürfnissen (Wohlfahrt)
Prof. Dr. Matthias Grundmann, Institut für Soziologie; Westfälische – Wilhelms – Universität Münster
Die substantialistisch – kausalistische Modellierung

Individuum Sozialisation Gesellschaft


(Person) (Bildung) (Kultur)

Die Mikro – Makro- Modellierung

Gesellschaft

Sozialisation

Individuen Individuen Individuen

Prof. Dr. Matthias Grundmann, Institut für Soziologie; Westfälische – Wilhelms – Universität Münster
Die sozialökologisch – mehrebenenanalytische Modellierung

Sozialisation
Kommunikation

Kontakte - Vernetzungen

Gesellschaft
Soziale Gruppe/Kreise
Kooperation - Koordination
Individuum
Individuen

Individuum
Individuen
Individuum

Prof. Dr. Matthias Grundmann, Institut für Soziologie; Westfälische – Wilhelms – Universität Münster
Sozialisation und die „Formatierung“ des Persönlichen
Sozialisation als konstitutives Moment menschlicher Geselligkeit – Mitmachen als
gesellschaftliche Norm (die bloße Prägung als Idiotie – Emanzipation als Veredelung))

• Anthropologische Not: Kooperation – Koordination - Kommunikation


• Die Genese der Persönlichkeit in Abhängigkeit sozialer Verhältnisse
• Strukturgenetische Epistemologie: wie wir uns erkennen und positionieren
• Soziale Zugehörigkeit: basale Programmierung
• Phänomenologie der Lebensführung: was wir gemeinsam sind
• Das Individuum als Teil oder Mitglied einer Bezugsgruppe

Differenzierungen
• Ich – Du – Wir – Gesellschaft (für mich und Andere, w. z.B. Moral; Spiritualität)?!
• Identifikation und Identität: wer ich bin und sein soll (für mich und andere)

Prof. Dr. Matthias Grundmann, Institut für Soziologie; Westfälische – Wilhelms – Universität Münster
Themenbereich, die in der Klausur abgefragt werden

Definitionen

Was verbindet die Begriffe: Begriffsgeschichten und begriffliche Unschärfen

Das Problem der Sozialisation?!

Wie lassen sich die unterschiedlichen sozialisationstheoretischen Prämissen


und Begriffe systematisch verbinden.

Skizzieren sie das entlang zentraler Begriffe (Z. B. Struktur – Akteur –


Subjekt - Agency; Handeln – Rolle – Interaktion)

Prof. Dr. Matthias Grundmann, Institut für Soziologie; Westfälische – Wilhelms – Universität Münster
Teilnahme und Leistungskriterien
Leistungs-/Kreditpunkte
• Aktive Teilnahme: regelmäßige Teilnahme und Impuls (Reflexion, Kritik, eigene
Überlegungen)
• Klausurarbeit

Formales
• Die Klausurarbeit ist nur Studierende vorgesehen, die auch für das Studium der
Soziologie eingeschrieben oder als Fremdhörer angemeldet sind.
• Außercurriculares Studium: Beratung und Anmeldung bei Frau Wild

Termine:
• Die Klausurarbeit muss bis zum 14. Januar abgegeben werden.
• Die Impulse müssen bis Weihnachten eingereicht werden. Spätere Impulse werden
nicht angenommen

Prof. Dr. Matthias Grundmann, Institut für Soziologie; Westfälische – Wilhelms – Universität Münster
Was ist ein Impuls

Ein Impuls ist eine 3seitige Ausarbeitung

• Die Impulse müssen sich auf das Thema der Vorlesung beziehen

• Die Impulse dienen der inhaltlichen Gestaltung der Vorlesung aus dem
Kreis der Hörer

• Es geht um theoretische und praktische Beispiele/Ausführungen zum


Vorlesungsthema

• Die Impulse dienen auch der eigenen Vorbereitung auf die Klausur

• Aus ihnen lassen sich auch Essays (5 – 10 Seiten) erarbeiten

Prof. Dr. Matthias Grundmann, Institut für Soziologie; Westfälische – Wilhelms – Universität Münster
Didaktisches

- Herleitung grundlagentheoretischer Begriffe

- Identifikation des damit umschriebenen Forschungsfeldes

- Systematische Bezüge zwischen Begriffen, Forschungsgegenstand und


hermeneutischer Auslegung herstellen

- Empirische Beispiele und zentrale Forschungsfragen bzw.


Erkenntnisabsichten herausstellen

- Modellierungen und empirische Analysen begründen und systematisch


ausarbeiten

- Kompetente Darstellung des Vorlesungsthemas in einer Klausurarbeit

Prof. Dr. Matthias Grundmann, Institut für Soziologie; Westfälische – Wilhelms – Universität Münster

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