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Stationäre Wohnformen
Leben in einer Komplexeinrichtung
Seminar im SS 2020
Montags 18:00 – 20:00 Uhr
Webinar
Leben in einer Komplexeinrichtung
1. Komplexeinrichtung
2. Exkurs: totale Institution
3. Situation heute
4. Arbeitsauftrag
Abb. 1
1. Komplexeinrichtungen
• Keine allgemeingültige und einheitliche
Definition des Begriffs „Komplexeinrichtung“
• Zentrales Merkmal:
Vielfalt von
Dienstleistungen für
Menschen mit
Behinderung und
strukturelle Vernetzung
→ meist an einem
Standort
1. Komplexeinrichtungen
• Interdisziplinares, komplexes Angebot und
ganzheitliche Lösungen für verschiedenen
Lebensbereiche und -phasen
• Komplexe Struktur, vielschichtig, umfassend,
von innen und von außen kaum
durchschaubar
• Meist als große Anstalten im 19. oder zu
Beginn des 20. Jahrhunderts in ländlichen
Regionen gegründet worden
FRAGE: Fällt Ihnen eine Einrichtung ein, die dieser Definition einer
Komplexeinrichtung entspricht?
1. Komplexeinrichtungen
Abb. 2
2. Exkurs: totale Institution
Erving Goffman
*Mannville, Alberta 11. Juni 1922
†Philadelphia, Pennsylvania 20. November 1982
•US-amerikanischer Soziologe
kanadischer Herkunft Abb. 3
•1955-1956:
Feldforschungen am St. Elizabeth's
Hospital in Washington, D.C.;
psychiatrische Bundesanstalt mit
ca. 7000 Insassen
Ziel: Untersuchung des sozialen
Milieus der Klinikinsassen
(vgl. Müller/Fleck)
2. Exkurs: totale Institution
• Definition:
„Eine totale Institution lässt sich als Wohn- und
Arbeitsstätte einer Vielzahl ähnlich gestellter
Individuen definieren, die für längere Zeit von der
übrigen Gesellschaft abgeschnitten sind und
miteinander ein abgeschlossenes, formal
reglementiertes Leben führen.“
(Goffman 1973, 11)
„Jede Institution nimmt einen Teil der Zeit und der Interessen ihrer Mitglieder
in Anspruch und stellt für sie eine Art Welt für sich dar […].“ (Goffman 1973, 15)
2. Exkurs: totale Institution
• Merkmale:
– Schranken, die normalerweise die drei
Lebensbereiche (schlafen, spielen, arbeiten)
voneinander trennen, sind aufgehoben
– Regeln und kontrollieren sämtliche
Lebensäußerungen der in ihr untergebrachten
Menschen
– Beschränkungen des sozialen Verkehrs mit der
Außenwelt sowie der Freizügigkeit
– Trennung zwischen zwei Gruppen: Insassen
und (Aufsichts-)Personal (vgl. Goffman 1973)
Hinweis: keine der Merkmale für totale Institutionen treffen ausschließlich auf diese zu! Und nicht alle
Merkmale müssen vorhanden sein (aber ein Großteil), um von einer totalen Institution zu sprechen.
2. Exkurs: totale Institution
• Merkmale: ale
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– Vorgeplanter Tagesablauf ie, w e n
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– Weitergabe d enk en?
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– Strukturen e i c
s ste und Insassen werden den
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Dorganisatorischen Bedürfnissen der Institution
angepasst
„Die Handhabung einer Reihe von menschlichen Bedürfnissen durch
die bürokratische Organisation ganzer Gruppen von Menschen […] ist
das zentrale Faktum totaler Institutionen.“ (Goffman 1973, 18)
2. Exkurs: totale Institution
• Totale Institutionen unserer Gesellschaft lassen sich
grob in fünf Gruppen zusammenfassen:
1. Zur Fürsorge für Menschen,
Menschen die als unselbstständig und harmlos
gelten z.B.: Altenheime, Waisenhäuser
2. Der Fürsorge für Personen,
Personen die unfähig sind, für sich selbst zu
sorgen oder unbeabsichtigt eine Bedrohung für andere darstellen z.B.:
Tuberkulose-Sanatorien, Irrenhäuser
3. Schutz der Gemeinschaft vor Gefahren z.B.:
Gefängnisse, Zuchthäuser, Kriegsgefangenenlager, Konzentrationslager
4. Institutionen, um arbeits-ähnliche Aufgaben besser
durchführen zu können z.B.: Kasernen, Internate, Gutshäuser,
Arbeitslager, koloniale Stützpunkte
5. Zufluchtsorte vor der Welt (zugleich religiöse Ausbildungsstätten)
z.B.: Abteien, Klöster, Konvente (Goffman 1973, 16)
2. Exkurs: totale Institution
„Totale Institutionen sind soziale Zwitter,
einerseits Wohn- und Lebensgemeinschaft,
andererseits formale Organisation […]. Sie sind
Treibhäuser, in denen unsere Gesellschaft
versucht, den natürlichen Charakter von
Menschen zu verändern. Jede dieser Anstalten
ist ein natürliches Experiment, welches beweist,
was mit dem Ich des Menschen angestellt
werden kann.“
(Goffman 1973, 23)
2. Exkurs: totale Institution
Welt der Insassen:
Insassen
– Identitäts-, Individualitäts- und Rollenverlust
– Akkulturation und Assimilation
– Bei langem Aufenthalt: Diskulturation
(vgl. Goffman 1973, 24f.)
2. Exkurs: totale Institution
Welt der Insassen:
Insassen
Strategien der Anpassung:
1. Rückzug aus der Situation „Der Insasse zeigt für nichts
Interesse, außer für die Dinge, die ihn unmittelbar körperlich umgeben […].“ (Goffman 1973, 65)
2. Kompromissloser Standpunkt
„Der Insasse bedroht die Institution absichtlich, indem er offenkundig die Zusammenarbeit mit dem
Personal verweigert.“ (Goffman 1973, 66)
3. Kolonisierung
„Der Insasse nimmt den Ausschnitt der Außenwelt, den die Anstalt anbietet, für die ganze, und aus
den maximalen Befriedigungen, die in der Anstalt erreichbar sind, wird eine stabile, relativ
zufriedene Existenz aufgebaut.“ (Goffman 1973, 66)
4. Konversion
„Offenbar macht der Insasse sich das amtliche Urteil über seine Person zu eigen und versucht die Rolle
des perfekten Insassen zu spielen.“ (Goffman 1973, 67)
→ meist aber Strategie des „ruhig Blut Bewahrens“ (vgl. Goffman 1973,
68)
2. Exkurs: totale Institution
• Welt der Insassen:
Insassen
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bis spätestens Mittwoch per Mail zu.
4. Arbeitsauftrag