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VORMÄRZ 1830-1848

(IM ENGEREN SINNE: 1840-1848)

Die Vormärzliteratur
 Historischer Hintergrund: Verschärfung des
Widerspruchs zwischen der Festigung des Bürgertums
und seiner politischen Unterdrückung
 Verschiebung der Auseinandersetzung von der
politischen auf die ideologische Ebene
 Distanzierung von der klassisch-romantischen Tradition
und Definierung von neuen Funktionen der Literatur

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VORMÄRZ

Ästhetische Positionen
 Georg Büchner, Lenz:

„Ich verlange in allem – Leben... und dann ist’s gut: wir


haben dann nicht zu fragen, ob es schön oder hässlich ist.
Das Gefühl, dass, was geschaffen sei, Leben habe, stehe
über diesen beiden und sei das einzige Kriterium in
Kunstsachen... Da wollte man idealistische Gestalten,
aber alles, was ich davon gesehen, sind Holzpuppen.
Dieser Idealismus ist die schmählichste Verachtung der
menschlichen Natur.“

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VORMÄRZ
JUNGES DEUTSCHLAND

 Politische Gruppierungen im Kampf gegen die


Restauration:
„Junges Polen“, „Junges Italien“, „Junges Irland“,
„Junges Deutschland“ in Bern

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JUNGES DEUTSCHLAND
Der weitere Kreis:
 Theodor Mundt (1809-1861)
 Karl Gutzkow (1811-1878)
 Heinrich Laube (1806-1884)
 Ludwig Wienbarg
 Gustav Kühne
 Heinrich Heine(1797-1856)
 Christian Dietrich Grabbe (1801-1836)
 Georg Büchner (1813-1837)
 Ernst Willkomm (1810-1886)
 Ludwig Börne (1786-1837)

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JUNGES DEUTSCHLAND (1830-1850)
 Konsolidierung der Dichter nach 1830

Politische Positionen:
Antirestaurative und antireaktionäre Grundhaltung,
Verteidigung von demokratischen Freiheitsrechten,
Ziel der meisten war die Gründung einer Republik
Philosophische Schulung bei Hegel und Saint Simon
Anknüpfung an die Aufklärung

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JUNGES DEUTSCHLAND

Funktionswandel der Literatur, weil sie nach Hegel


nicht mehr die Wirklichkeit adäquat erfassen und
erkennen kann:
 Ihr wird ein operativer Wert zuerkannt
 Ihre Beteiligung an der Wirklichkeit soll über den

Weg der Integration journalistischer und


politischer Diskurselemente geschehen.

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JUNGES DEUTSCHLAND

 Gemeinsamkeiten: Kritik an der Romantik,


Hinwendung zur Wirklichkeit, Interesse für
Frauenemanzipation, Volksbildung, Saint-
Simonismus, Judenfrage, Begeisterung für die
neue Technik, offene Behandlung von Tabu-
Themen wie Sexualität, Geschichtsoptimismus
 Poetologische Grundsätze: Emanzipation (von
der Tradition), Aktualität der Themen,
Engagement für moderne Ideen (Tendenz)

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JUNGES DEUTSCHLAND
 Repressionsmaßnahmen gegen die
Jungdeutschen: Dekret von 1835, Verhaftungen
und Gerichtsurteile (Gutzkow)
 Begründung: die Jungdeutschen versuchten „in
belletristischen, für alle Klassen von Lesern
zugänglichen Schriften die christliche Religion
auf die frechste Weise anzugreifen, die
bestehenden Verhältnisse herabzuwürdigen und
alle Zucht und Sittlichkeit zu zerstören“.

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JUNGES DEUTSCHLAND
Werke  Don Juan und Faust (1829)- Grabbe
 Reisebilder. Erster Teil (1826) -
 Napoleon oder Die hundert Tage
Heine (1831) - Grabbe
(Die Heimkehr, Die Harzreise, Die
 Der Hessische Landbote (1834) -
Nordsee ) Büchner
 Reisebilder. Zweiter Teil (1827) -
 Dantons Tod (1835) - Büchner
Heine  Woyzeck (1836) - Büchner
(Die Nordsee, Ideen. Das Buch Le  Lenz (1839) - Büchner
Grand, Neuer Frühling )  Wally, die Zweiflerin: Karl Gutkow
 Buch der Lieder (1827) - Heine  Die Romantische Schule (1836) -
 Reisebilder. Dritter Teil (1830) - Heine
Heine
(Die Reise von München nach Genua,
Die Bäder von Lukka)

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VORMÄRZ: POLITISCHE DICHTUNG
1840-1848

Wichtigste Vertreter (später:„die Gruppe der 48-er“)


Heinrich Heine (1797-1856)
Gruppe der 48er:
Georg Herwegh (1817-1875)
Ferdinand Freiligrath (1810-1876
Georg Weerth (1822-1856)
Ernst Willkomm (1810-1886)
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-187

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POLITISCHE DICHTUNG
 Werke
 Unpolitische Lieder (1840/41) - Fallersleben
 Das Lied der Deutschen (1841) - Fallersleben
 Gedichte eines Lebendigen (1. und 2. Band,1841, 44) - Herwegh
 Aufruf (Gedicht,1841) - Herwegh
 Die schlesischen Weber (1844) - Heine
 Deutschland. Ein Wintermärchen (1844) - Heine
 Humoristische Skizzen aus dem deutschen Handelsleben (1847/48) - Weerth
 Romanzero (1851) - Heine
 Ein Glaubensbekenntnis (1844)- Freiligrath
 Ca ira (1846) - Freiligrath

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POLITISCHE DICHTUNG
Heinrich Heine  Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Die schlesischen Weber Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
 Im düstern Auge keine Träne, Wo jede Blume früh geknickt,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne: Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt -
"Deutschland, wir weben dein Leichentuch,    Wir weben, wir weben!
Wir weben hinein den dreifachen Fluch -
   Wir weben, wir weben! Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht -
Ein Fluch dem Götzen, zu dem wir gebeten Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
In Winterskälte und Hungersnöten; Wir weben hinein den dreifachen Fluch -
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,    Wir weben, wir weben!"
Er hat uns geäfft, gefoppt und genarrt - (1844)
   Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpreßt
Und uns wie Hunde erschießen läßt -
   Wir weben, wir weben!

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POLITISCHE DICHTUNG
Georg Herwegh  Reißt die Kreuze aus der Erden!
Aufruf Alle sollen Schwerter werden,
1841 Gott im Himmel wird's verzeihn.
Hört er unsre Feuer brausen
 Reißt die Kreuze aus der Erden! Und sein heilig Eisen sausen,
Alle sollen Schwerter werden, Spricht er wohl den Segen drein.
Gott im Himmel wird's verzeihn.
Laßt, o laßt das Verseschweißen! Vor der Freiheit sei kein Frieden,
Auf den Amboß legt das Eisen! Sei dem Mann kein Weib beschieden
Heiland soll das Eisen sein. Und kein golden Korn dem Feld;
Vor der Freiheit, vor dem Siege
Eure Tannen, eure Eichen - Seh kein Säugling aus der Wiege
Habt die grünen Fragezeichen Frohen Blickes in die Welt!
Deutscher Freiheit ihr gewahrt?
Nein, sie soll nicht untergehen! In den Städten sei nur Trauern,
Doch ihr fröhlich Auferstehen Bis die Freiheit von den Mauern
Kostet eine Höllenfahrt. Schwingt die Fahnen in das Land;
Bis du, Rhein, durch freie Bogen
Deutsche, glaubet euren Sehern, Donnerst, laß die letzten Wogen
Unsre Tage werden ehern, Fluchend knirschen in den Sand.v
Unsre Zukunft klirrt in Erz; Reißt die Kreuze aus der Erden!
Schwarzer Tod ist unser Sold nur, Alle sollen Schwerter werden,
Unser Gold ein Abendgold nur, Gott im Himmel wird's verzeihn.
Unser Rot ein blutend Herz! Gen Tyrannen und Philister!
Auch das Schwert hat seine Priester,
Und wir wollen Priester sein!

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