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Expressionismus

(1910-1925)
Edvard Munch Der Schrei (1983)
Bildende Kunst
(Egon Schiele, Franz Marc)
Bildende Kunst
(Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka)
Film
Begriff

eine Ausdruckskunst, die innerlich Geschautes


zum Ausdruck bringen will;
an die Stelle von Objektivität, Sachlichkeit, Analyse
und Zergliederung kommt die Extase, mystische
Erregtheit, innere Schau und Vision;
der Dichter will Prophet, Bekenner und
Menschenführer sein.
Merkmale

Stoffe aus der Vor- und Nachkriegszeit;


eine gewisse Verwandschaft mit dem Naturalismus;
Kampf gegen die bürgerliche Gesellschaft und Weltanschauung;
will den Menschen in seiner Stellung im All und in seiner Totalität darstellen;
alles Individuelle, Einzelne, Zufällige wird abgestreift;
das Allgemeine, Typische und Dauerhafte sucht man im Wort zu
erfassen;
der Mensch schlechthin wird aufgesucht, nicht der Mensch im Umkreis von
Herkunft, Milieu, Zeit, Ort, Stand und Beruf;
Traum und Vision;
neue Sprache (Schrei- und Telegrammstil), Verbalstil (Dynamik);
Stichwörter: möglicher Weltuntergang, Ästhetik des Hässlichen,
Großstadt und Ich-Verlust, Gegenüberstellung des „Ich“ und der Masse,
Ablehnung von Logik und Erklärbarkeit.
Lyrik
Menschheitsdämmerung (1920)
Jakob van Hoddis

Weltende (1911)
Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lüften hallt es wie Geschrei.
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.

Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen


An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.
Lyrik
 Grunderfahrung: Entfremdung (Krieg, Anthologie
Stadt);
 Ausdruck des inneren Erlebens, Pathos,
Menschheitsdämmerung (1920)
Vertreter:
Extase;
 Kunst, als rein geistiger Ausdruck Gottfried Benn,
innerlich geschauter Wahrheit; Jakob van Hoddis,
 Sehnsucht nach einer besseren Welt; Franz Werfel,
 Forderung nach einem neuen Menschen; Else Lasker-Schüler,
 Antimilitarismus;
Georg Heim,
 Protest gegen Kaisertum und die Väter-
Georg Trakl,
Generation;
 Themen: Ausgeliefertsein des Individdums in
Johannes R. Becher,
einer von Gott velassenen Welt; die August Stramm,
Bedrohlichkeit von der Städte und Maschinen; Theodor Däubler,
Visionen des Untergangs, Wertverlust und Alfred Wolfenstein,
Verfall der Menschlichen Beziehungen;
 Motive: Gr0ßstadt, Vergänglichkeit und
Oskar Loerke,
Verfall, Apokalypse und Krieg.
Ernst Stadler.
Drama
der Naturalismus – das Milieudrama,
der Impressionismus – das Oskar Kokoschka (1886-1980)
Stimmungsdrama,
der Expressionismus – Mörder, Hoffnung der Frauen
ein symbolhaftes ausdrucksstarkes (1907)
Ideendrama;
die lockere Folge von rasch aufeinander Georg Kaiser (1878-1945)
folgenden Einzelbildern, die wie im Film
auf- und abgeblendet werden; Die Bürger von Calais (1912/13,
Musik, Tanz, Pantomime, Bühnenbild 1923)
und Lichteffekte; Die Koralle (1917)
Personen werden nicht als individuelle
Gas I (1918)
Wesen, sondern typisiert („Mann“, „Frau“,
„Tochter“, …); Gas II (1920)
die Charaktere oft übersteigert oder
grotesk verzerrt, um die Seele Ernst Toller (1893-1939)
aufzudecken;
oftmals fehlt die Ausgestaltung der Masse Mensch (1920)
individuellen Wesenszüge. Hinkemann (1923)
Epik
 kurze Formen, aber auch Romane; Alfred Döblin (1878–1957)
 Zusammenrücken und Verschmelzen
Die Ermordung einer Butterblume
von Wirklichkeit und Unwirklichkeit; und andere Erzählungen (1912)
 Reflexionsprosa, deren Erzählen auf
Berlin. Alexanderplatz (1929)
Reflexion und Selbstreflexion gerichtet
ist;
 Prosa im Zeichen des Messianismus, Leonhard Frank (1882-1961)
die versuchte eine aktive Die Räuberbande (1914)
Weltverbesserung zu erreichen;
 obwohl zahlreiche und umfangreiche
Gottfried Benn (1986-1956)
epische Texte vorhanden sind,
scheinen die epischen Werke des Gehirne (1916)
Expressionismus, im Gegensatz zur
Lyrik und den Dramen, jedoch nur Franz Kafka (1883-1924)
wenig Beachtung zu finden.
Franz Kafka (1883-1924)
Franz Kafka
Franz Kafka

Gibs auf!

Es war sehr früh am Morgen, die Straßen rein und leer, ich ging zum
Bahnhof. Als ich eine Turmuhr mit meiner Uhr verglich, sah ich, daß
es schon viel später war, als ich geglaubt hatte, ich mußte mich sehr
beeilen, der Schrecken über diese Entdeckung ließ mich im Weg
unsicher werden, ich kannte mich in dieser Stadt noch nicht sehr gut
aus, glücklicherweise war ein Schutzmann in der Nähe, ich lief zu ihm
und fragte ihn atemlos nach dem Weg. Er lächelte und sagte: »Von
mir willst du den Weg erfahren?« »Ja«, sagte ich, »da ich ihn selbst
nicht finden kann.« »Gibs auf, gibs auf«, sagte er und wandte sich mit
einem großen Schwunge ab, so wie Leute, die mit ihrem Lachen allein
sein wollen.
Heimkehr

Heimkehr
Ich bin zurückgekehrt, ich habe den Flur durchschritten und blicke mich um. Es ist meines
Vaters alter Hof. Die Pfütze in der Mitte. Altes, unbrauchbares Gerät, ineinander verfahren,
verstellt den Weg zur Bodentreppe. Die Katze lauert auf dem Geländer. Ein zerrissenes Tuch,
einmal im Spiel um eine Stange gewunden, hebt sich im Wind.
Ich bin angekommen. Wer wird mich empfangen? Wer wartet hinter der Tür der Küche?
Rauch kommt aus dem Schornstein, der Kaffee zum Abendessen wird gekocht. Ist dir
heimlich, fühlst du dich zu Hause? Ich weiß es nicht, ich bin sehr unsicher. Meines Vaters
Haus ist es, aber kalt steht Stück neben Stück, als wäre jedes mit seinen eigenen
Angelegenheiten beschäftigt, die ich teils vergessen habe, teils niemals kannte. Was kann ich
ihnen nützen, was bin ich ihnen und sei ich auch des Vaters, des alten Landwirts Sohn. Und
ich wage nicht an die Küchentür zu klopfen, nur von der Ferne horche ich, nur von der Ferne
horche ich stehend, nicht so, dass ich als Horcher überrascht werden könnte. Und weil ich
von der Ferne horche, erhorche ich nichts, nur einen leichten Uhrenschlag höre ich oder
glaube ihn vielleicht nur zu hören, herüber aus den Kindertagen. Was sonst in der Küche
geschieht, ist das Geheimnis der dort Sitzenden, das sie vor mir wahren. Je länger man vor
der Tür zögert, desto fremder wird man. Wie wäre es, wenn jetzt jemand die Tür öffnete und
mich etwas fragte. Wäre ich dann nicht selbst wie einer, der sein Geheimnis wahren will.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

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