gefäßchirurgischen Notfälle
´´Zeit ist Prognose!´´
Wie lange ist die Strecke, wenn man alle
Blutgefäße aneinander reiht?
Epidemiologie der Gefäßchirugischen
Erkrankungen
Anamnese und
Untersuchungsmethoden
Die Anamnese des Gefäßpatienten hat u.a. folgende Fragen
zu beantworten:
• Gibt es anamnestische Hinweise fur das Vorliegen einer
arteriellen und/oder venosen Gefäßerkrankung (Vor-OP,
Beschwerdebild, Vorerkrankung)?
• Liegt ein typisches Risikoprofil fur eine arterielle und/oder
venose Gefäßerkränkung vor (Risikofaktoren,
Immobilisation etc.)?
• Handelt es sich um eine akute oder um eine chronische
Gefäßerkrankung?
Körperliche Untersuchung
• Inspektion ( Nekrosen, Gangrän, Haarlosigkeit,
Hautveränderungen, Schwellung etc. )
• Palpation ( Temperaturunterschiede der
Extremitäten, Aortenaneurysma periumbilical
oder epigastrisch tasten, Pulsstatus in der
Leiste, Fußpulse )
• Auskultation (z.B. systolisches Geräusch –
höhergradige Stenose )
Nicht-invasive Diagnostik
• Blutdruckmessung
Die RR-Messung an beiden Armen ist Teil der Routinediagnostik.
Eine Seitendifferenz von >20 mmHg ist pathologisch und
weist auf eine proximale Stenose hin.
• Sonographie
- Stenosen und Verschlüsse können nachgewiesen werden
- die Morphologie des Verschlussprozesses kann charakterisiert
werden
Invasive Diagnostik
• Computertomographie
• MR-Angiographie
• Intraarterielle Angiographie
Die meisten gefäßchirurgischen Notfälle
• Rupturiertes Bauchaortenaneurysma
• Akute Aortendissketion
• Mesenterische Ischämie
• Akute Bein-/Armischämie
• Septische Gangrän
• Varizenblutung
• Gefäßtrauma
Rupturiertes Bauchaortenaneurysma
• Definition
Eine lebensbedrohliche Blutung aus der perforierten Wand eines
Bauchaortenaneurysma.
• Symptome
- Plötzlich-eingetretene starke Bauchschmerzen, evtl. mit
Ausstrahlung in der Rücken oder Flanken
- AZ Verschlechterung (Hypotonie, Schock, Hypoxia,
Tachykardie)
- Plötzlicher Zusammenbruch/ Bewusstlosigkeit
- Häufig ein Zufallbefund
Rupturiertes Bauchaortenaneurysma
• Diagnostik
- Klinisch und Anamnestisch (Geschichte, Schock,
Abwehrspannung)
- Pulsstatus
- Blutdruckmessung
- Duplexsonographie (Sensitivität und Spezifität von über 90% -
aber nicht immer)
- Notfall Thorako-Abdominell CT mit KM
´´Chain of survival´´
• Diensthabenden Chirurgen informieren
• Anlage von mind. 2 großlumigen i.v. Zugängen mit
Blutentnahme (+ Kreuzblut für mindestens 6 Eks)
• Permissive Hypotonie
Das Konzept der permissiven Hypotonie wurde erfolgreich in die klinische Routine der
Polytraumaversorgung übertragen.
Der Verzicht auf hyper- und normotensive Blutdruckverhältnisse soll die
Thrombusdislokation und Rezidivblutung vermeiden („clot popping“) und so den
retroperitonealen Blutverlust begrenzen. Zudem reduziert die Einschränkung der
Infusionsmenge auf ein Minimum die negativen Auswirkungen mit Hämodilution
und nachwirkender Hypothermie und Koagulopathie.
• Evtl. Notfall OP
EVAR vs. OAR
Aortendissektion
• Definition:
Die Aortendissektion ist eine akute Aufspaltung
(Dissektion) der Wandschichten der Aorta,
d.h. eine Wühlblutung in der Media zwischen
Intima und Adventitia der Gefäßwand.
Akute Aortendissketion
Aortendissektion
• Diagnostik:
- Klinisch und Anamnestisch (Geschichte, Schock,
Abwehrspannung)
- Ein scharfer, starker thorakaler Schmerz mit Ausstrahlung
in den Rücken ist die am häufigsten beschriebene
Symptomatik
- Hypotonie, Tachykardie
- Duplexsonographie (Sensitivität und Spezifität von über
90% - aber nicht immer)
- Blutdruckmessung
- Pulsstatus
- Notfall CT mit KM
Chain of survival
• Typ A – Notfall OP- an Herzchirurgie
weiterleiten!
• Bei Standford Typ B Dissektion - Intensiv
Überwachung, Blutdruck Stabilisierung 100-
120 mmHg systolisch, Schmerztherapie,
Thrombose Prophylaxe
• Beim Ischämie Zeichen (Mesenterial Ischämie/
Beinischämie) Gabe von 5000IE Heparin i.v.
Bolus und Notfall OP
Akuter Intestinalarterienverschluss
• Definition
Ein vollständiger Verschluss eines Mesenterialgefäßes mit
anschließender Infarzierung und Nekrose des versorgten
Darmabschnitts.
Akuter Intestinalarterienverschluss
• Diagnostik
- Klinisch und Anamnestisch (VHF?, Schock, Abwehrspannung,
fehlende Darmgeräusche)
- Laborchemisch – Laktat, CK, LDH, Nierenwerte, Gerrinung,
und BGA (Metabolische Azidose)
- Notfall CT mit KM
´´Chain of survival´´
• Diensthabenden Chirurgen informieren
• Anlage von einem i.v. Zugang mit Blutentnahme (+ Kreuzblut
für 2-4 EKs)
• Empfohlene sofortige Therapie:
-Intensiv Überwachung
-Antikoagulation (5000 IE Heparin als Bolus, evtl. 20000 IE/Tag
im Perfusor)
-Kreislaufstabilisierung (Zielblutdruck 120-140 mmHg)
- evtl. Notfall OP
Die endgültige Therapie
Akute Bein-/Armischämie
• Definition
Eine plotzliche einsetzende Minderdurchblutung (Ischämie) mit potentieller
Gefährdung der Lebensfähigkeit einer Extremität.
• Symptome ( Die 6 Ps):
1. Pain (Schmerz)
2. Pallor (Blässe)
3. Pulselessness (Pulsverlust)
4. Paresthesia (Sensibilitätsstörung)
5. Paralysis (Bewegungsunfähigkeit)
6. Prostration (Schock)
• Bei Embolie: Akuter Beginn, Herzerkrankung in der Anamnese
• Bei arteriellen Thrombosen: Subakuter Beginn, arterielle
Verschlusskrankheit in der Anamnese
• (Akutes) Leriche-Syndrom: Schmerzen in beiden Beinen, fehlende
Leistenpulse und periphere Pulse, neurologische Ausfälle, Schock
Klassifikation der Ischämie
Akute Bein-/Armischämie
• Diagnostik:
- Klinisch und Anamnestisch (VHF?, Parasthesie, fehlende
Motorik, Dauer, vorbekannte Klaudikatio Beschwerden,
Diabetes Mellitus, Nikotinabusus).
- Duplexsonographie/ Dopplersonographie
- Laborchemisch: CK, Laktat, LDH, Gerrinung, BB
- Notfall CT mit KM/ MR-Angiographie/intraoperative
Angiographie
´´Chain of survival´´
• Diensthabende Chirurgen informieren
• Anlage von einem i.v. Zugang mit Blutentnahme (+ Kreuzblut für 2-4
EKs)
• Empfohlene sofortige Therapie:
- Intensiv Überwachung
- Sofortige Heparinisierung ( 5000IE Heparin i.v. bolus)
- Tieflagerung und Polsterung (Watteverband) der betroffenen
Extremitäten
- Adäquate Schmerzlinderung
- Wenn Konservativ – Lyse Therapie (z.B. mit Urokinase,
Streptokinase oder rt-PA) → in der Regel sollte jedoch ein
chirurgisches/interventionelles Verfahren erfolgen
- Evtl. Notfall OP
Die endgültige Therapie
• Operative Embolektomie
• Interventionelle Rekanalisation
• Lyse
• Palliative Therapie
Komplikationen
• Kompartmentsyndrom
• Tourniquet-Syndrom (Reperfusions-Syndrom, Postischämiesyndrom)
• Nach Reperfusion können durch Einschwemmen angesammelter
Metabolite Komplikationen entstehen, insbesondere bei ausgedehnten
Verschlüssen über länger als 6 Stunden
Mögliche Folgen
• Azidose, Hyperkaliämie → Herzrhythmusstörungen
• Rhabdomyolyse → Myoglobinämie → Crush-Niere
• Ischämisches Reperfusionsödem → Kompartmentsyndrom
• Massives Ödem → Hypovolämischer Schock
• Schwere Komplikationen: DIC, Multiorganversagen
• Symptomatische Therapie, Überwachung (evtl. Amputation der
betroffenen Extremität notwendig)
Prognose
• Gute Prognose, wenn Embolektomie in den
ersten 6 Stunden durchgeführt wird
• Schlechte Prognose bei Verschlüssen über 6
Stunden → Evtl. Amputation
Ischämietoleranz
• Haut: 12 Stunden
• Muskulatur: 6–8 Stunden
• Nervengewebe: 2–4 Stunden
Septische Gangrän
• Definition:
Eine Komplikation einer Gangrän durch eine systemische Sepsis
• Symptome:
Eine Extremität Gangrän +
1. Ausgeprägter Rötung und Schwellung
2. Blasenbildung
3. Schock
4. Fieber
5. (Beginnendes-) Nierenversagen
6. Somnolenz, AZ Verschlechterung
7. BZ- Entgleisung
´´Chain of survival´´
• Diensthabenden Chirurgen informieren
• Anlage von einem i.v. Zugang mit Blutentnahme (+
kreuzblut für 2 EKs)
• Empfohlene sofortige Therapie:
- Kreislaufstabilisierung (Zielblutdruck 120-140 mmHg) –
Gabe von Flüssigkeiten
- Abstrichentnahme + Blutkulturen
- Sofortige Gabe von i.v. Antibiose
- i.v. Analgesie
- Evtl. Notfall OP
Die endgültige Therapie
• Notfall Amputation
• Geplante Amputation nach Demarkierung
• Rekanalisationsversuch und dann Amputation
Varizenblutung
• Häufig bei bekannter Varikosis
• Meistens nach dem Duschen
Therapie:
- Druckverband, Übernähung, Normalisierung der Gerinnung
- Zeitnahe Vorstellung in der GCH Sprechstunde
Gefäßtrauma
• Bei Polytrauma wie auch Frakturen, Gelenkdislokation, aktiver
Drogenabusus
• Stumpfes oder penetrierendes Trauma
• Formen: Dissektion, Perforation, Transsektion
• Therapie: Stents, Übernähung oder Interponatanlage, evtl.
Amputation
Referenzen
• 1. Die entsprechenden Leitlinie der deutschen Gesellschaft für
Gefäßchirurgie
https://www.gefaesschirurgie.de/de/gesellschaft/kommission
en/leitlinienkommission.html