(Arthritis urica)
Hyperurikämie – erhöhter Harnsäurespiegel
(Serum-Harnsäure ≥6,5 mg/dL (390 μmol/L))
Gicht ist eine Kristallarthropathie, das Salz der
Harnsäure in Form von Uratkristallen lagert
sich insbesondere in den Gelenken ab.
Ätiologie
Primäre Hyperurikämie
1) Störung der tubulären Harnsäureausscheidung - Genetische
Disposition; purinreiche Ernährung, Überernährung und
vermehrtes Konsum von Alkohol und fructosehaltigen
Getränken
2) Überproduktion von Harnsäure - Aufgrund eines
Enzymmangels: Mangel an der Hypoxanthin-Guanin-
Phosphoribosyl-Transferase (HGPRT)
+ Lesch-Nyhan-Syndrom
+ Kelley-Seegmiller-Syndrom
+ Gesteigerte Aktivität der Phosphoribosyl-Pyrophosphat-
Synthetase (PRPP-Synthetase)
Ätiologie
Sekundäre Hyperurikämie
Unter einer sekundären Hyperurikämie versteht man eine
Hyperurikämie, die im Rahmen einer anderen
Grunderkrankung auftritt.
1) Verminderte Harnsäureausscheidung
2) Vermehrte Harnsäurebildung durch Zelluntergang
Pathophysiologie
Chronische Gicht
1) Wiederkehrende Gichtanfälle und die
Ablagerung von Uratkristallen in Gelenknähe
führen zu einer fortschreitenden
Gelenkdestruktion
2) Gichttophi: Uratablagerungen innerhalb und
außerhalb der Gelenke
3) Renale Manifestationen - Urat-Nephrolithiasis;
Uratnephropathie; Akute Uratnephropathie
Diagnostik
Klinisch - Anamnestisch Alkohol- oder Nahrungsexzess;
Schmerzhafte Monarthritis, die sich binnen eines Tages
und ohne Prodromi ausbildet
Gelenkpunktion mit Synovialanalyse –Leukozytose;
Nachweis negativ doppelbrechender Natriumuratkristalle
in der Polarisationsmikroskopie
Arthrosonografie - Doppelkonturzeichen am Gelenkspalt
Konventionelles Röntgen - Röntgendichte
Weichteilschatten (Uratablagerungen in Weichteilen),
Lochdefekte (Osteolysen) und Tophusstachel
Differentialdiagnosen
Chondrokalzinose (Pseudogicht)
Oxalose-Arthropathie
Rheumatoide Arthritis
Reaktive Arthritis
Septische Arthritis
Psoriasis-Arthritis
Aktivierte Arthrose
Therapie
Allgemeine Maßnahmen
Normalisierung des Körpergewichts
Purinarme Kost (<300 mg Purin pro Tag) -
Insb. der Verzehr von Fleisch und
Schalentieren sollte reduziert werden.
Reduktion des Alkoholkonsums und
fructosehaltiger Getränke
Ausreichend hohe Flüssigkeitszufuhr
(mind. 1,5 Liter pro Tag)
Therapie des akuten
Gichtanfalls
Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR)
(Diclofenac, Indometacin, Ibuprofen, Naproxen)
Kombination aus NSAR und Glucocorticoiden in
den angegebenen Dosierungen
Colchicin: in niedriger Dosierung - initial 2 mg p.o.,
am Folgetag 2-3× 0,5 mg p.o., am 3. Therapietag max.
2× 0,5 mg p.o.
Canakinumab (Interleukin-1β-Antikörper) -Bei ≥3
Gichtanfällen/Jahr oder fehlender Wirksamkeit von
bzw. Kontraindikation gegen NSAR, Glucocorticoide
oder Colchicin
Langfristige Therapie der
Hyperurikämie
1. Wahl - Allopurinol
2. Wahl: Urikosurika wie bspw. Benzbromaron,
Probenecid
Bei nicht ausreichender Senkung der
Harnsäurewerte: Möglichkeit einer
Kombinationstherapie mit Urikostatika und
Urikosurika
Komplikationen
Urat-Nephrolithiasis
Gichtnephropathie (chronische
Uratnephropathie) - Chronische interstitielle
Nephritis durch Ablagerungen von
Natriumurat-Kristallen im Interstitium
Akute Uratnephropathie - Akute Verlegung
der Nierentubuli und Ureteren durch große
Mengen Harnsäure