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Zum gegenwärtigen

Augenblick der Komparatistik


Der Weg zur Intertextualität
Probleme beim Definieren
● Die Vergleichende Literaturwissenschaft bedeutet nicht das Vergleichen von Literatur
● Schwierigkeit: möchte den Raum zwischen den einzelnen Literaturen erforschen und
über diesen hinaus bis hin zur Weltliteratur; zugleich in die Literaturgeschichte,
Literaturtheorie und Literaturkritik hineingreift
● Lässt sich nicht so sehr per definitionem bestimmen, als viel eher über zu lösende
Probleme und Arbeitsgebiete, die sich ihr aus der Entwicklung der Wissenschaft
insgesamt und aus den Veränderungen des Weltbildes ergeben
Positivismus
● hat sich als eigene wissenschaftliche Disziplin zu formen begonnen
● 1864 - Histoire de la littérature anglaise (Hippolyte Taine) - Kunst unabhängig von der
Gesellschaft und vom Zeitgeist erklärte
● 1897 in Lyon - der erste Lehrstuhl für Komparatistik gegründet (Einflüsse der
germanischen Literaturen auf das französische Schrifttum)
● Parallelen - Ferdinand Brunetiere: Literatur ist als Prozess der wechselseitigen
Beeinflussungen von Lehrwerken zu verstehen (Nachahmung oder Ablehnung)
Literarische Gattungen: lebendige Organismen
● 1921 - Fernand Baldensperger: lehnt die Vorstellung von der Gesetzmäßigkeit der
Entwicklung in der Literatur ab: nach dem Werden der Erscheinungen, Dynamik ihrer
Veränderungen fragen, die Beweglichkeit der Erscheinungen aufdecken
Geistesgeschichtliche Methode
● Geistesgeschichtliche Methode (Wilhelm Dilthey) - Ablösung des Positivismus und
Biologismus, Dichtung: Ausdruck einer Idee und Dokument der Entwicklung eines
einheitlichen Geistes
● 1909: Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften - Epoche
● 1906: das Erlebnis und die Dichtung - bibliographische Einzelheiten -> Ausdrucksweisen
der Dichter, Einflüsse aus dem Inneren
● 1931: La litterature comparee (Paul Van Tieghem) - erste systematische Grundlegung zur
Theorie der VLW: Ideen (globale Erscheinungen) und Gefühle (Ausdruck dieser Ideen und
Zusammenhängen vermittelt in Werken die Erfolg haben, artikuliert im Dichter
● Interliterarizität - binäre Beziehungen zwischen zwei Literaturen (Van Tieghem) in der
Praxis: Einfluss und Wirkung
Sowjetische Literaturwissenschaft
● Entwicklung und Position der Komparatistik erforderte eine differenzierte Stellungnahme
und entsprechende Anpassung
● Problem der literarischen Einflüssen: Übereinstimmung gewisser literarischer
Erscheinungen
● Die gleichen Produktionsbedingungen führen zu ähnlichen Erscheinungen in der Literatur -
typologische Analogien
● Psychologisch bedingte Analogien im Verhalten, Verwendung der Gattungen oder Formen,
Ausdrucksweisen
Komparatistik nach dem zweiten Weltkrieg
● Wolfgang Keiser: Das sprachliche Kunstwerk (1948)
● Rene Welleks Theory of Literature (1949):

Zugang zu den inneren Zusammenhängen des Werkes (Intrinsic Approach)

Zugang zu den kontextuellen Bezügen (Extrinsic Approach)

Aus der Suche nach spezifischen ästhetischen Werten des Werkes ergibt sich die
Möglichkeit des Vergleichs
Dionýz Ďurišin
Vergleichende Literaturvorschung. Versuch eines methodisch-theorethischen Grundrisses (1972)

● Das literarische Werk wird als ein funktionierendes Ganze „sowohl in der Synchronie als auch
in der Diachronie in seinen verschiedenen Beziehungen zu den Teilen als Verhältnis zwischen
rezipierender Struktur und dem zu rezipierendem Element“ verstanden „so daß man auf diese
Weise die Vielfalt der Beziehungen zu erhellen vermochte, ihre Eigenheit im Sinne von
Originalität sowie ihre Gesetzmäßigkeit und darin auch die typologische und genetische
Substanz der einzelnen literatischen Erscheinungen“

Durišin beruft sich auf Irina Neupokoeva und ihre Beiträge zu methodologischen Fragen der
Wechselwirkungen und Wechselbeziehungen in der Literatur.
Irina G. Neupokoeva
Weltliteratur:

● ein universales System, das sich aus nationalen, epochalen und zonalen Systemen
ergibt
● die einzelnen Systeme sind durch vielfältige, anhaltende und intensive Verbindungen
der Literaturen (взаимосвязи) sowie durch Wechselwirkungen (взаимодействия)
miteinander verknüpft
Amerikanische Komparatisten
● Komparatistik sollte auch die Beziehungen zwischen der Literatur und allen
objektivierbaren Bereichen des menschlichen Glaubens, Handelns und Fühlens
recherchieren

Umberto Eco
● Trattato di semiotica generale 1975
Die Literaturbetrachtung
● Die Literaturbetrachtung- Studium einer Kultursemiotik
● Yves Chevrel- La litterature comparee (1989)
● Die Aufgabe der Komparatisten besteht darin, die literarischen Phänomene in
Relation zu jenen anderen Elementen zu setzen, die eine Kultur konstituieren.
● Es gibt keinen Text, der für sich selbst stehen würde.Jeder Text ist mit anderen Texten
verbunden, er ist aus dem Dialog mit ihnen entstanden
Intertextualität
● Ulrich Broich/ Manfred Pfister- Intertextualität Formen, Funktionen, anglistische Follstudien
(1985)
● Susanne Holthius- Intertextualität. Aspekte einer rezeptions-orientierten Konzeption (19939
● Zwei Betrachtungspunkte: Schnittstelle im Text

das Verhalten des Lesers zu einer Solchen Schnittstelle

● Für systematische Erfassung der Zitate ist nicht nur ihre Stelle im Text von Bedeutung
● Die Feststellung, dass der Komparatistik zu einer Wissenschaft geworden ist, ist zugleich ein
Ausdruck eines allgemeinen Paradigmenwechsels.
Interkulturelle Germanistik oder Komparatistik
● Germanistik: Erforschung der verschiedenen Erscheinungsformen der deutschen Sprache in ihrer
historischen Entwicklung als auch der räumlich unterschiedenen Varietäten
● es handelt sich

sowohl um linguistischen Disziplinen (Strukturlinquistik+anwendungsbezogene Gebiete der


Linquistik)

als auch um literaturwissenschaftliche Disziplinen (Literaturgeschichte,Literaturtheorie,


Literaturkritik)

● geht von der didaktischen Grundlage ,,Deutsch als Fremdsprache ” aus und möchte eine
Heremeneutik der Beziehung zwischen dem Eigenen, dem Deutschen, und dem Fremden, also dem
Nicht -Deutschen aufbauen
● seit 1980 die Germanistik wird eingeteilt: Inlandsgermanistik und Auslandsgermanistik
Inlands-und Auslandsgermanistik
● Alois Wierlachers Definition der Komparatistik zwischen Inlands-und Auslandsgermanistik
● es handelt sich um einen Versuch, zwischen deutscher Kultur und Literatur einerseits und
allen anderen Kulturen und Literaturen anderseits, um eine eigene Disziplin zu entwickeln
● Fremdsprachengermanistik ,,Auslandsgermanistik”
● Muttersprachegermanistik ,,Germanistik”
● als 4.konstituierende Disziplin der Literaturwissenschaft hat den gesamten Bereich von einer
der National-oder Einzelliteratur zur Weltliteratur als einer allumfassenden Gesamtheit
● Max Koch stellte im Vorwort zur ersten Nummer der Zeitschrift für Vergleichende
Literaturgeschichte (1887) die Forderung, ,,die deutsche Literatur und die Förderung ihrer
historischen Erkenntnis soll den Ausgangs- und Mittelpunkt der geförderten Bestrebungen
bilden
Die Entwicklung
● solche Förderung entsprach der damals herschenden positivistischen Auffassung-jede Nationalliteratur
ein isoliertes Gebilde ist
● sie entwarf sich der imperialistischen Ideologie des Wilhelminischen Deutschland, in dem die
Germanistik als eine nationale Wissenschaft dienen sollte
● Abkehr vom Positivismus und Hinwendung zur Geistesgeschichten Methode, sowohl theoretisch als
auch vor allem methodisch kam zum Ausdruck erstmals mit dem Beitrag von Julius Petersen ,,Nationale
und Vergleichende Literaturgeschichte”, im Unterschied zur methodologischen Entwicklung in anderen
Ländern
● 1934 Kurt Weis spitzte diesen Gedanken zu, dass die vergleichende Literaturbetrachtung als
Hilfswissenschaft zur Ergründung des ,,Volksgeistes” , der ,,wahren Quelle edler Dichtung” , dient
● Kurt Weis veränderte seinen methodologischen Standpunkt nach dem Zweiten Welt durch die
Wiederveröffentlichung seiner Arbeit/ der Austausch ein einziges Wortes ,,Volksgeist” durch ,,Geist des
Abendlandes”
● Gewordener Begriff wurde in Westeuropa artikulierenden geistigen Einstellung und politischen
Konzeption angepasst
Aus der Sicht der Literaturwissenschaft
● Interkulturalität: Bildung von unterschiedlichen hermeneutischen Welten
● Aspekt traditioneller Hermeneutik(z.B.Erklärung eines Textes aus seinen
Enstehungsbedingungen heraus) wird durch einen räumlich-kulturspezifischen
Aspekt ergänzt (z.B.Rezeption aus der Sicht einer anderen Kultur)
● Bei der Auslegung des Textes wird die ,,Innenperspektive” durch eine Vielzahl
möglicher ,,Außenperspektive” relativiert und erweitert
● Aspekt der Alterität (Aspekt der Differenz): ,,Fremdheit” und ,,Vertrautheit”

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