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Elektro- und Blitzschutz -

Überprüfungspflichten
Weiterbildungstag der Risikotechniker für Brandschutz u.
Naturgefahren

Ing. Anton GRASSERBAUER


Allgemein beeideter u. gerichtlich zertifizierter SV
für Brand und Explosionsermittlung
Elektrotechnik :
Gesetze, Normen, Richtlinien und Prüffristen

 ETV 2020 – Elektrotechnikverordnung


 OVE E8101 El. Niederspannungsanlagen (harmonisierte Errichtungsnorm)
Für Betriebe:
ESV 2012 – Elektroschutzverordnung
VEXAT 2004 – explosionsfähige Atmosph.
 AMVO 2010 – Arbeitsmittelverordnung
 Bauarbeiterschutzverordnung
Gewerbeordnung (§82a –Überprüfungen alle 5 bzw. 6 Jahre)
Rechtliche Neuerungen
Überprüfungsintervalle für elektrische Anlagen
und Blitzschutzanlagen
Im Privatbereich:

 Gesetzliche Verpflichtung grundsätzlich nur für Erstüberprüfung bei Neuanlagen u. wesentlichen


Änderungen oder Erweiterungen der Anlage – Zeitintervall von 10 Jahren für wiederkehrende Prüfung für
Wohnungen und Büros (bei anderen Objekten 5 Jahre) als Empfehlung

 Überprüfung (Vorlage eines mängelfreien Befundes) kann im Zuge von bau- oder feuerpolizeilichen
Überprüfungen vorgeschrieben werden –z. B. bei augenscheinlichen Mängeln

 Sonderfall Mietwohnungen: lt. § 7 ETV 2020 ist bei Vermietung einer Wohnung sicherzustellen, dass die
Anlage den Bestimmungen entspricht – zusätzlich Nachrüstpflicht eines 30 mA FI-Schutzschalters (falls
noch nicht vorhanden)
Prüfung

Wiederkehrende Prüfungen lt.


Elektroschutzverordnung 2012 – ESV 2012
(auf Basis des ASchG – in Betrieben)

 < 10 Jahre - Büro-, Handels- od. Dienstleistungsbetriebe u. ä.


 < 5 Jahre sonstige Betriebe ohne bes. Einwirkungen
 < 3 Jahre in Ex-Bereichen und wo explosionsgef. AS verwendet werden
 Bei besonderen Einwirkungen ist von Behörde ein Abstand von <1
Jahr bis max. 3 Jahren vorzuschreiben
 Sofort - bei Verdacht eines Mangels (Behördenvorschreibung)
 Blitzschutzanlagen < 3 Jahre bzw. < 1 bei Ex-Bereichen bzw. gefährlichen
Arbeitsstoffen
ESV 2012

Blitzschutzanlagen – Forderung einer jährlichen


wiederkehrende Prüfung bei folgenden gefährlichen
Arbeitsstoffen (AS) in Betrieben

Explosionsgefährliche AS
Hochentzündlichen AS (Flammpunkt < 21°C)
Größere Mengen leichtentzündlicher AS
AS der Gefahrenklasse 1 (Explosivstoffe)
AS der GK 6 Kat. 1 u. 2 (giftige Stoffe, Mikroorganismen, …)
AS der GK 7 (radioaktive Stoffe)
OVE E 8101

Wiederkehrende Überprüfung lt. OVE E 8101, Teil 6

Häufigkeit ist nach folgenden Kriterien auszuwählen:

Art der Anlage u. Betriebsmittel


Der Verwendung u. des Betriebes der Anlage
Häufigkeit u. Qualität der Anlagenwartung
Äußere Einflüsse denen die Anlage ausgesetzt ist

Empfehlungen früherer Prüfberichte müssen berücksichtigt werden!

Zeitspanne kann einige Jahre (z. B. 5 Jahre) betragen, außer bei Anlagen mit höheren
Risiko
OVE E 8101

Wiederkehrende Überprüfung lt. OVE E 8101, Teil 6

Für Wohnungen oder Büros können längere Zeitspannen (zB 10 Jahre) angemessen
sein

Bei einem Wechsel der Bewohner ist eine Prüfung dringend empfohlen

Eine dauerhafte Überwachung u. Wartung der Anlage u. Betriebsmittel durch


Elektrofachkräfte (Managementsystem für vorbeugende Instandhaltung) mit
geeigneten Nachweis kann wiederk. Überprüfungen ersetzen!
OVE E 8101, Anlagenbuch

Prüfungen – Dokumentationsumfang
(Quelle: Auszug aus OVE-E 8101)
OVE E 8101, Anlagenbuch

Anlagenbuch - Mindestumfang

Allgemeine Angaben:
OVE E 8101, Anlagenbuch

Anlagenbuch - Mindestumfang

Technische Inhalte:
OVE E 8101, Anlagenbuch

Anlagenbuch - Mindestumfang

Zeichnungen Pläne u. Diagramme – bei einfachen Anlagen können auch


Auslasspläne einschließlich dazugehöriger Listen gemacht werden

Informationen für den Betrieb u. die Wartung


Anlagenbuch

Mindestumfang des Prüfberichtes der wiederkehrenden


Prüfung lt. OVE E 8101
Errichtungsbestimmungen zu den einzelnen Bereichen der Anlage
Jede Einschränkung im Zuge der Besichtigung sowie des Erprobens u. Messens
Jede Beschädigung, Alterung, Verschleiß, Funktionsdefekte oder gefährliche
Umstände
Jede Abweichung der für die Anlage zutreffenden Errichtungsbestimmungen
Ergebnis des Besichtigens
Ergebnisse der Prüfungen (einschl. Messwerte)
Empfehlung der Zeitspanne bis zur nächsten Prüfung
Unterschrift (händisch od. elektron.) des Prüfers
Blitzschutz – welche Objekte müssen geschützt werden?

Bei Auflage im Genehmigungsbescheid

nach den akt. baurechtlichen Bestimmungen (OIB RL 4) - Neubauten mit einer


Bruttogrundfläche < 400 m2 der oberirdischen Geschoße, oder für welche sich nach
einer Risikoanalyse keine Gefährdung ergibt müssen nicht geschützt werden.

Bauliche Anlagen mit Ex-gefährdeten Bereichen (siehe OVE RL R1000-2)

Ex-gefährdeten Bereiche der Zonen 0, 1, 20 oder 21 außerhalb von baulichen


Anlagen (siehe OVE RL R1000-2)
Blitzschutz bei Ex-Bereichen – OVE RL R1000-2 2019
Brandschutz bei Photovoltaikanlagen

Ing. Anton GRASSERBAUER


Allgemein beeideter u. gerichtlich zertifizierter SV
für Brand und Explosionsermittlung
Aufbau einer PV - Anlage
Solarmodul(e)
(PV-Generator)

DC

Wechselrichter
(DC/AC Wandlung)

12
AC 3
Netz

123

Zähler Wechselrichter Netzanschluss


(Zähler, Sicherungen etc.)
DC-Trenner AC-Trenner
Netz
DER SOLARGENERATOR

Solarzelle Solarmodul Solargenerator

~ 0,6 V ~ 30-50V 500-1000 V

Diese Gesamteinheit heißt Solargenerator.

Quelle Foto: www.sharp.de


Aufbau eines PV-Standardmoduls

Ing. Anton GRASSERBAUER


Brandgefahr durch elektr. DC-Lichtbögen - mögliche
Entstehungsorte

(meist nur sekundär)


Spektakulärer Lagerhallenbrand (ca. 9500 m2)
durch PV – Anlage veranlasste
Forschungsprojekt
Brandrisiko bei PV-Anlagen
Auswertung von ca. 210 Schadensfällen
Quelle: Forschungsbericht „Untersuchung von Schadensfällen in PV Anlagen“
Fehlerorte (nach Anzahl)
Quelle: Forschungsbericht „Untersuchung von Schadensfällen in PV Anlagen“
durch fehlerhafte DC-Steckverbindung ausgelöster
serieller Lichtbogen in einem Dachboden
Problematik der weiten Verfrachtung (bis 2 km) von Si-
Teilen von PV-Modulen im Brandfall
Erkenntnisse von den ausgewerteten Schadensfällen

 Hauptursache – Installationsfehler u. Wechselrichter-Produktfehler


 alle bauseitigen elektr. Verbindungen sind kritisch
 Brandauslösende Fehler sind weit überwiegend Kontaktfehler im DC-
Hauptstrompfad („serielle Fehler“)
 Problem der „Kreuzpaarung“ von DC-Steckverbindern (Anschluss an
Modulverkabelung)
 Schadenshäufung im 1. Betriebsjahr
Schadenshäufigkeit nach dem Alter der Anlagen
Empfehlungen zur Risikoreduzierung

Abnahme- bzw. Erstüberprüfung durch eine vom Errichter der Anlage unabhängige Stelle
bzw. Person

Wiederkehrende Inspektionen bzw. Überprüfungen (verbindliche Prüfintervalle sind


gesetzlich nur für Arbeitsstätten vorgegeben)

Automatische Anlagenüberwachung (Lichtbogen- u. Isolationsüberwachung) und


Weiterleitung von Störungsmeldungen

Vermeidung von Schraubverbindungen in Laststromkreisen

Erwartungen für die Zukunft: Zunehmender Einsatz von integrierten Systemen zur
Erkennung und Abschaltung von Störlichtbögen
OVE-RL R 11-1

OVE-RL R 11-1 „Anforderungen zum Schutz von


Einsatzkräften“
(speziell für komplexe größere Anlagen)

 Hinweise für die Montage und Wartung von PV-Modulen am Dach


 technische und bauliche Maßnahmen zum Schutz vor den DC-Leitungen
 Dokumentation und Kennzeichnung
 wiederkehrende Prüfung - Empfehlung alle 3 – 5 Jahre (sofern nicht gesetzl.
vorgegeben)
Richtlinien / Empfehlungen
 ÖVE – Richtlinie R-6-2-1_2012, Photovoltaikanlagen Blitz- u. Überspannungsschutz

 ÖVE – Richtlinie R-6-2-2_2012, Auswahl u. Anwendungsgrundsätze an


Überspannungsschutzgeräte

 VdS 3145 : 2011-07 Photovoltaikanlagen, Technischer Leitfaden

 Broschüre: Brandschutzgerechte Planung, Errichtung u. Instandhaltung von PV-Anlagen


(von der BRD)

 BVS – Merkblatt: PV Anlagen


Neues Merkblatt
MVB-036 - PV-Anlagen
Brandschutztechnische Anforderungen bei Anbringung von PV‑Anlagen auf brennbaren
Hallendächern mit Flächen größer 1800 m2 oder bei Objekten mit automatischen Löschanlagen
oder mit Sauerstoffreduktionsanlagen

https://www.bvs-ooe.at/mediathek/nuetzliche-unterlagen/#merkblaetter
BVS Merkblatt PV-Anlagen

Anwendungsgebiet

Hallen größer 1.800 m2

Objekte mit Löschanlagen

Objekte mit Sauerstoffreduktionsanlagen

Nicht behandelt werden:


Indach-Systeme
Fassadensysteme
BVS Merkblatt PV-Anlagen

Ziele

bestehende brandschutztechnische Maßnahmen nicht unterlaufen


• Brandwände
• nichtbrennbare Trennstreifen bei Bedachungen mit brennbarer Isolierung
• keine Brandausbreitung über das Dach bei Löschanlagen und SRA

wirksame Feuerwehreinsätze ermöglichen


• Bewegungsflächen am Dach
BVS Merkblatt PV-Anlagen

Allgemeines

Sorgfältige Verlegung der DC-Leitungen mit möglichst


wenig Verbindungsstellen
• Kanäle aus Metall, keine scharfen Kanten
• Steckverbindungen sind zu bevorzugen – jedoch keine Paarung von
Fremdprodukten
• Keine Zugbelastungen

Keine Brandbrücken durch Leitungen oder Module bei


Brandwänden
• Modulabstand zur Brandwand mind. 1m
• Brandschutzkanal nach DIN 4102-11, Leitungsschott oder
Brandschutzumhüllung geeignet für Außenbereich

Nicht brennbare Dachflächen bei Wechselrichter und


Generatoranschlusskasten (durch Kiesbelag oder
Abdeckplatten)
ÖVE-RL R 11-1

Abstand der Module zu Brandwänden mind. 1 m

a>1m
Brandschutzumhüllung bei über die Brandwand führenden
Leitungskanal
BVS Merkblatt PV-Anlagen

Anordnung der Module am Dach

Bei EPS/XPS Dämmung ist 5 cm Kiesbelag oder 2 cm Steinwolle erforderlich

Jedenfalls erforderlich
1 m Abstand zwischen Modulen und Brandwänden (beiderseits)
1 m freier Gang in den Dachrandbereichen
1 m freier Bereich rund um RWA-Öffnungen (bei Kuppel mit großem Öffnungswinkel
ist der Schwenkbereich zu berücksichtigen)

falls die Dachoberfläche brennbar ausgeführt ist (Broof(t1))


2 m Abstand zu Dachdurchdringungen (auch bei RWA-Öffnungen)
2 m breiter Trennstreifen nach 1800 m2 Dachfläche (bei brennbaren Dächern)
BVS Merkbalatt PV-Anlagen

Versuche Holland

Vergleichende Versuche
• Trapezblech, Steinwoll-Dämmung, Dachfolie, PV-Module
• Trapezblech, PIR-Dämmung , Dachfolie, PV-Module

Ergebnisse
• In beiden Fällen ist der Brand selbst erloschen
• Hauptsächlicher Brandbeitrag durch Dachfolie
• PIR-Dämmung trägt nicht zur Brandweiterleitung bei
• Brand breitet sich unter den Modulen besser aus als auf nicht überbauten Flächen
• Zur Vermeidung der Brandweiterleitung ist bei brennbarer Dachfolie (B roof) 2 m Abstand zwischen
Modulen und Dachöffnungen erforderlich
Brandversuche bei Trapezblechdächern mit Dachfolie und
zwei verschiedenen Wärmedämmungen – Steinwolle versus
PUR/PIR
BVS Merkbalatt PV-Anlagen

Versuche Holland

Steinwoll-Dämmung PIR-Dämmung
Ergebnis: kein wesentlicher Unterschied zwischen den
beiden Wärmedämmungen hinsichtlich der
Brandausbreitung

Branddauer 15:16
Brand durch PV-Anlage im ehem. Semperit-Werk
Traiskirchen
ÖVE-RL R 11-1

Unterteilung von Dachflächen mit mehr als 1.800 m2


innerhalb eines Hauptbrandabschnittes
(Pkt. 3.10.2 OIB RL 2.1)

2m
BVS Merkblatt PV-Anlagen

Löschanlagen und Sauerstoffreduktionsanlagen

Dach- und Deckenkonstruktion muss so ausgeführt sein, dass Anlagen nicht durch
Brandeintrag von außen überlaufen werden können.

Ausführungsmöglichkeiten
• PUR/PIR Dämmungen + Absicherung von Dachöffnungen
• Holzelementdecken mit hinterlegten Stößen + nichtbrennbare Dämmung + Absicherung von
Dachöffnungen
• Massivdecken + Absicherung von Dachöffnungen
• Extensive Begrünung mit mindestens 3 cm Aufbauhöhe
• 5 cm Kiesbelag oder 2 cm Dämmplatten aus Steinwolle
Blitzschutz bei PV-Anlagen

Errichtung einer PV-Anlage löst keine Verpflichtung für äußeren


Blitzschutz aus!

Blitzschutzanlage ist vorhanden bzw. nach Baurecht gefordert -


Einbindung der PV-Anlage in das Blitzschutzsystem und
erforderlichenfalls Anpassung des Systems an aktuelle
Errichtungsnorm (siehe OVE-Fachinfo BL03)
Direkteinschläge in PV-Anlage und Überschläge bei
Näherungen sollten vermieden werden
Isolierte Anlage durch Trennungsabstand
ÖVE-RL R 11-1

Geschützte DC-Leitungsverlegung gegenüber FW-Schalter


gem. ÖVE-RL R11-1 bevorzugen!
ÖVE-RL R 11-1

Organisatorische Maßnahmen

 Warnhinweis im Hausanschlusskasten bzw. E-Hauptverteiler


 Übersichtsplan mit Leitungsführungen und Anlagenkomponenten
 Darstellung im Brandschutzplan
 Einweisung der Einsatzkräfte
ÖVE-RL R 11-1

Dokumentation

[Bild aus Broschüre Brandschutzgerechte Planung, Errichtung und Installation von PV-Anlagen, Hrsg. : BSW, DGS u.a., 2011]
1920 sagte Thomas Edison: "Ich
würde mein Geld auf die Sonne und
die Sonnenenergie setzen. Was für
eine Kraftquelle!

Ich hoffe, wir müssen nicht warten,


bis Öl und Kohle zur Neige gehen,
bevor wir das in Angriff nehmen.

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