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Was bedeutet Klimagerechtigkeit?

Webinar 2.4.2020

Stefan Salzmann
Co-Präsident der Klima-Allianz Schweiz
Verantwortlicher für Klimagerechtigkeit, Fastenopfer

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Persönlicher Hintergrund:

•Studium: Geografie und Volkswirtschaftslehre


•3 Jahre Feldarbeit in Tadschikistan (Pamir Gebirge)
Energieeffizienz für ländliche Haushalte
•Seit 2013: Fastenopfer
Programm «Energie und Klimagerechtigkeit
Entwicklungspolitisches Programm, welches die Stimmen von in
Armut lebenden Menschen in die schweizerische und globale
Klimapolitik einbringt und deren Interessen vertritt

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Klimagerechtigkeit – was steht dahinter?

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Was sagt Wikipedia über Gerechtigkeit:

Der Begriff der Gerechtigkeit bezeichnet in ihrem Kern eine menschliche Tugend.
Gerechtigkeit ist ein Maßstab für ein individuelles menschliches Verhalten.
Die Grundbedingung dafür, dass ein menschliches Verhalten als gerecht gilt, ist,
dass Gleiches gleich und Ungleiches ungleich behandelt wird.
Zum modernen Gerechtigkeitsbegriff gehört auch, dass dieser nicht nur auf
einzelne Handlungen von Menschen angewandt wird, sondern gerade auch auf die
Summe und das Zusammenwirken einer Vielzahl menschlicher Handlungen in
einer Gesellschaftsordnung.
Eine weitere Erweiterung erfährt der Gerechtigkeitsbegriff unter sozialen
Gesichtspunkten hin zur sozialen Gerechtigkeit. … Es geht darum, dass jedem
Mitglied der Gesellschaft die Teilhabe an der Gesellschaft durch die Gewährung
von Rechten und möglicherweise auch materiellen Mitteln ermöglicht wird.

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… und der Klimawandel ist:
•Ein globales Phänomen
•Tritt zeitlich verzögert ein
•Betrifft nicht alle Menschen gleich

Der Gerechtigkeitsbegriff im Zusammenhang mit globaler


Klimaerhitzung hat also geografische, zeitliche (intergenerationelle)
und Verteilungs-Aspekte.

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Klima-Gerechtigkeit: geografische
Dimension

Der Klimawandel ist global

Der Gerechtigkeitsbegriff muss


also auf die globale Gesellschaft
angewendet werden, wenn
Gleiches gleich und Ungleiches
ungleich behandelt werden soll!

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Klima-Gerechtigkeit: zeitliche
Dimension

Der Klimawandel tritt zeitlich


verzögert ein
 Der Gerechtigkeitsbegriff muss
auch auf verschiedene Generationen
angewendet werden, wenn Gleiches
gleich und Ungleiches ungleich
behandelt werden soll!
Es gilt dabei in die Zukunft und in
die Vergangenheit zu schauen!

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Klima-Gerechtigkeit:
Verteilungsfragen

Der Klimawandel betrifft nicht


alle Menschen gleich

Die Verursacher des


Klimawandels profitieren
überdurchschnittlich und wälzen
viele Kosten auf die Allgemeinheit
ab; Opfer des Klimawandels
profitieren unterdurchschnittlich
und tragen die Kosten mit.

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Ursprung: Klimarahmenkonvention (UNFCCC) von 1992

Klimagerechtigkeit wurde geprägt durch Menschenrechts- und


Gleichstellungüberlegungen und der Forderung, dass jedem
Erdenbewohner grundsätzlich dasselbe begrenzte «Emissionsbudget»
zustehen sollte.

•Gemeinsame geteilte Verantwortlichkeiten («Common but


differentiated responsablities» (CBDR))
•Verursacherprinzip («Polluter Pays Principle»)

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Globale Klimaverhandlungen heute:

Es herrscht Klima-ungerechtigkeit
•«Loss and Damage» bereits heute
•Entwicklungszusammenarbeit stark gefordert – Anpassung
•Finanzielle Unterstützung der am Meisten Betroffenen ist
ungenügend

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Beitrag der Schweiz I:

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Beitrag der Schweiz II:
konsumbasierte Pro-Kopf-Emissionen mit 14 Tonnen CO2 pro Jahr
bedeutend höher als die der meisten anderen Europäer (8.5t).

•Schweiz für ungefähr für 1 Prozent der weltweiten Treibhausgase


verantwortlich
ABER:
•ein Land mit nur 8 von 8000 Mio Einwohnern
 uns steht nur 0,001% zu.

Wie sollen wir nun unser Verhalten klimagerecht gestallten?

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… die Antwort ist leider nicht einfach!

Die Debatte um die Revision des CO2-Gesetzes zeigt die Grenzen der
Realpolitik in der Schweiz auf.
Die Klima-Allianz Schweiz arbeitet zum Beispiel zur Desinvestition aus
fossilen Energien bei Pensionskassen und dem Finanzplatz.

Hilfswerke wie Fastenopfer geben sich den Auftrag, die Ursachen von Armut
anzugehen, nicht nur die Symptome.
Wir richten unsere Arbeit in all unseren Bereichen auf das strategische Ziel
der gesellschaftlichen Transformation aus. Ziel ist der Zugang zu sicheren
Lebensgrundlagen für alle.

Und: Es kam Bewegung in die Bewegung:

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Der Gerechtigkeitsbegriff im Zusammenhang mit globaler
Klimaerhitzung hat also geografische, intergenerationelle und
Verteilungs-Aspekte.

Klimagerechtigkeit heisst:
Gleiches Emissionsbudget für alle Menschen auf dem Planeten
Gleiches Emissionsbudget für zukünftige Generationen
Historische Emissionen mitrechnen
Ausgleich von Ungleichheiten durch die Verursacher

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System Change not climate change

„Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein


wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“

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