Alfred Kramer
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Flege bei Mensch
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Wirklich Demenz?: Krankheitszeichen können
unterschiedlicher Herkunft sein!
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Demenz oder Delir? Wenn Symptome einer Verwirrtheit
beobachtet werden, muss geprüft werden, ob es sich um ein Delir handeln kann.
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Ein offener Brief von Ronald Reagan
Am 5. November 1994 wandte sich Ronald Reagan zum letzten Mal an die Öffentlichkeit. Der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten war zu
diesem Zeitpunkt 83 Jahre alt. Reagan sprach nicht im Fernsehen, sondern schrieb einen Brief, der hier leicht gekürzt und ins Deutsche übersetzt
wiedergegeben ist.
"Liebe Landsleute,
vor kurzem habe ich erfahren, dass ich, wie Millionen anderer Amerikaner, an der Alzheimer-Krankheit leide. Nancy und ich
mussten uns entscheiden, ob wir als Privatleute das als private Angelegenheit betrachten oder ob wir diese Nachricht in der
Öffentlichkeit bekannt machen sollten.
In der Vergangenheit litt Nancy an Brustkrebs und ich hatte Krebs-Operationen.
Durch unsere öffentliche Bekanntgabe konnten wir in der Bevölkerung ein Bewusstsein bilden. Wir waren glücklich, dass daraufhin
mehr Menschen zu Früherkennungstests gingen. Sie konnten in einem Frühstadium behandelt werden und zu einem normalen,
gesunden Leben zurückkehren.
Deswegen finden wir es wichtig, es [die Nachricht der Erkrankung, Anm. d. Red.] zu teilen. Indem wir unsere Herzen öffnen,
hoffen wir, dass die Alzheimer-Krankheit bekannter wird. Vielleicht hilft das, dass das Verständnis für die Betroffenen und ihre
Familien wächst.
Im Moment fühle ich mich sehr gut. Ich beabsichtige, in den Jahren, die mir Gott auf dieser Erde noch schenkt, das zu tun, was
ich bisher getan habe. Ich werde weiterhin mit meiner geliebten Nancy und meiner Familie zusammenleben, viel Zeit in der freien
Natur verbringen und mit meinen Freunden und Anhängern in Kontakt zu bleiben.
Leider hat die Familie eine schwere Bürde zu tragen, wenn die Alzheimer-Krankheit fortschreitet.
Ich wünsche mir, ich könnte Nancy diese schmerzliche Erfahrung ersparen. Ich glaube daran, dass – wenn diese Zeit kommt – sie
mit Ihrer Unterstützung ihrem Schicksal voller Mut und Vertrauen begegnen wird. (…)
Ich beginne nun die Reise, die mich zum Sonnenuntergang meines Lebens führt , in der Gewissheit, dass
über Amerika immer wieder ein strahlender Morgen heraufdämmern wird."
Fast zehn Jahre, nachdem Ronald Reagan den öffentlichen Brief geschrieben hatte, starb er: im Juni 2004, im Alter von 93 Jahren, vermutlich an den
Folgen einer Lungenentzündung.
(Erstveröffentlichung 2003)
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Demenz: Zahlen und Fakten I
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Demenz: Zahlen und Fakten II
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Demenz: Zahlen und Fakten III
• Geschlechtsunterschiede
• Weitaus mehr Frauen als Männer sind an einer Demenz erkrankt.
Etwa 70 % der Demenzen im höheren Lebensalter entfallen auf die
Frauen und nur 30 % auf die Männer. Der Hauptgrund dafür liegt in
der unterschiedlichen Lebenserwartung. Frauen werden im
Durchschnitt einige Jahre älter als Männer und sind deshalb in den
höchsten Altersgruppen, in denen das Krankheitsrisiko steil
zunimmt, viel zahlreicher vertreten. Zusätzlich trägt zur
ungleichen Verteilung der Krankheitsfälle bei, dass die Frauen
länger mit einer Demenz zu überleben scheinen als die Männer, und
dass sie auf den höchsten Altersstufen ein leicht höheres
Neuerkrankungsrisiko als die Männer haben.
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Demenz: Zahlen und Fakten IV
Demographische Entwicklung
Quelle: Statistisches Bundesamt
https://service.destatis.de/bevoelkerungspyramide/#
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Altersparadoxon
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Demenz: Zahlen und Fakten V
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Denk an deinen Schöpfer, solange du
noch jung bist, ehe die schlechten Tage
kommen und die Jahre, die dir nicht
gefallen werden.
Prediger 12:1
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Exkurs: Alzheimer-Demenz - Animationsfilm
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Exkurs: Alzheimer-Demenz – Amyloid-Ablagerung
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Exkurs: Alzheimer-Demenz – Tau-Protein-Anhäufung 1
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Exkurs: Alzheimer-Demenz – Tau-Protein-Anhäufung 2
• Bei Tau- handelt es sich wie bei Beta-Amyloid um ein natürlich im Gehirn vorkommendes
Protein. Seine Funktion ist es, Nervenzellen dabei zu unterstützen, ihre Form zu bewahren.
Darüber hinaus ermöglicht es zelluläre Transportvorgänge über sogenannte Microtubuli. Das
sind die „Autobahnen“ im Gehirn.
• Im Grunde genommen gehen Forscher heute davon aus, dass bei Alzheimer Demenz die Tau-
Proteine, die eigentlich eine wichtige Rolle bei der Weiterleitung von Informationen durch
Nervenzellen im Gehirn spielen, aus dem Gleichgewicht geraten. Das Tau-Protein bindet dann
nicht mehr nur an Microtubuli. Sondern es löst sich vermehrt ab und beginnt sich falsch zu
falten. In Folge häuft es sich an und bildet faserige Strukturen. Dadurch kann es zu einer
Blockade der „Autobahnen“ im Gehirn kommen. Schließlich kann das zum Absterben der
Nervenzellen führen.
• Der beschriebene Prozess breitet sich von Hirnareal zu Hirnareal aus, bis die gesamte
Großhirnrinde betroffen ist. Die entstehenden Knäuel werden als Neurofibrillenbündel
bezeichnet.
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Vaskuläre-Demenz: Risiken
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(Leit-)Symptome einer Demenz
• Gedächtnisstörungen
• Orientierungsstörungen
• Affektive Störungen
• Antriebsstörungen
• Werkzeugstörungen
Apraxie = Unfähigkeit, motorische Handlungen auszuführen
Aphasie = Sprachstörungen
Agnosie = Unvermögen, Gegenstände zu erkennen oder zu
identifizieren
• Störungen der Exekutivfunktionen = Defizite im Planen,
Organisieren und Einhalten einer Reihenfolge
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Schweregrade einer Demenz
1. Phase: leichte Demenz
• Konzentrationsstörungen
• Überforderungsgefühle
• Störungen des Kurzzeitgedächtnisses
• Wortfindungsstörungen
• Beginnende Schwierigkeiten in fremder Umgebung
• Stimmungsschwankungen
Reaktion des Betroffenen
Unglauben, Leugnung, Ausreden, Angst, Depression, Verlust des
Selbstwertgefühls
Auswirkungen auf den Alltag des Betroffenen
Alltag und selbständige Lebensführung zwar eingeschränkt, unabhängiges
Leben aber noch möglich
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Schweregrade einer Demenz
2. Phase: mittlere Demenz
• Störungen des Langzeitgedächtnisses
• Zunehmende Orientierungsstörungen
• Verlust von Alltagskompetenzen
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Diagnostik der Demenz
• Diagnostik des demenziellen Syndroms
Anamnese/Fremdanamnese
Neurologische Untersuchung
Neuropsychologische Screeningverfahren, z.B. Mini-Mental-
Test, Uhrentest
• Differentialdiagnostik
Blutuntersuchungen, um andere somatische Erkrankungen
auszuschließen
Bildgebende Verfahren, z.B. CT, MRT
Psychiatrische Untersuchung, um z.B. eine Altersdepression
auszuschließen
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Wie sieht sie
aus, die Hilfe
bei der …?
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Demenz: Therapeutische Ansätze
• Demenz kann nicht geheilt werden
• Symptomatische Therapieansätze:
Medikamentöse Therapien
Nicht-medikamentöse Therapien
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Demenz: Therapeutische Ansätze
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Demenz: Medikamentöse Therapien
• Antdementiva
sind ausschließlich für die Behandlung einer Alzheimerdemenz
vorgesehen
dienen zur Verbesserung der Hirnleistung, bewirken aber keine
Heilung
Wirkung ist belegt, aber zeitlich begrenzt
wirken nicht bei jedem Patienten
• Bei einer vaskulären Demenz → medikamentöse Behandlung
der Minderdurchblutung
• ggf. symptomorientierter Einsatz von Psychopharmaka
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Demenz: Nicht-medikamentöse Therapien
• Sinnesorientierende Verfahren
z.B. Milieutherapie, Musik-, Kunst-, Tanztherapie, Basale
Stimulation (Aromatherapie, Massage, Snoezelen, …)
• Kognitive Verfahren
Hirnleistungstraining, körperliches Training, Training
tagesstrukturierender Elemente, Realitätsorientierung
(ROT)
• Betreuungskonzepte
Validation, Biographiearbeit
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Umgang mit dementiell erkrankten
Menschen
• Der Umgang mit dementiell veränderten alten Menschen gehört zu
den herausforderndsten Aufgaben für Pflegende und
Angehörige.
• Durch den Hirnleistungsabbauleben die Betroffenen im
Verlauf ihrer Erkrankung immer mehr in einer nur ihnen
zugänglichen Welt und wirken für ihre Umgebung zeitlich,
örtlich, situativ und personell desorientiert.
• Kommunikationsschwierigkeiten, Konflikte und Aggressionen zwischen
Pflegebedürftigen, Angehörigen und Pflegenden sind häufig die Folge.
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Worin zeigt sich herausforderndes Verhalten?
•Umhergehen „Aufräumen“/Einpacken
•Weggehen/Wegdrängen/„nach Hause wollen“
•Vokalisationen (Schreien, Singen, wiederholende Geräusche,
Rufen)
•Aggressivität/Gereiztheit/Beschuldigungen.
•Misstrauen, Medizin- und/oder Nahrungsverweigerung
•Abwehrende Aggression bei pflegerischen Maßnahmen
•Apathie, Rückzug, Depressivität, Ängste oder Agitiertheit
•Enthemmung
•Schlafstörungen
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Umgangsregeln für das Miteinander I
= abgeleitet von dem Konzept der Integrativen Validation
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Umgangsregeln für das Miteinander II
• Strukturieren Sie den Tag!
• Ein strukturierter Tagesablauf erleichtert dem
Dementen die Orientierung.
• Richten Sie feste Zeiten für Mahlzeiten, Aufstehen
und Zubettgehen ein.
• Verbinden Sie das mit positivem Erfahren. Das Baden
mit einer Rückenmassage oder das Mittagessen mit
einem biografisch bedeutsamen Ritual, für Christen
ist es das Tischgebet.
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Umgangsregeln für das Miteinander III
• Vertraute Umgebung schaffen!
• Große Uhren, Kalender und Tafeln mit Symbolen für das
Bad etc. erleichtern die Orientierung.
• Sorgen Sie für ausreichende Beleuchtung, etwa
Bewegungsmelder auf dem Weg zur Toilette.
• Verändern Sie die Umgebung nicht.
• Ist das aber notwendig, bereiten Sie den Kranken
behutsam darauf vor und achten Sie darauf, dass er die
Veränderung annimmt.
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Umgangsregeln für das Miteinander IV
• Beschäftigen Sie den Kranken!
• Sorgen Sie für aktive Beschäftigung tagsüber:
Beziehen Sie den Kranken mit in den Alltag ein.
• Lassen Sie ihn z.B. Kartoffeln schälen, Silber oder
Gemüse putzen, dabei soll er so lange „werkeln“, wie er
möchte.
• Machen Sie ausgedehnte Spaziergänge mit dem
kranken Menschen, um seine innere Unruhe zu mildern.
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Umgangsregeln für das Miteinander V
• Helfen Sie beim Ankleiden!
• Geben Sie dem Kranken Zeit, sich so lange wie möglich
selbständig anzuziehen.
• Legen Sie ihm die Kleidungsstücke in der Reihenfolge hin, wie
er sie anziehen soll.
• Wählen Sie Kleidungsstücke mit einfachem Klett-
Verschlüssen und Schuhe zum Hineinschlüpfen - sie müssen
allerdings einen festen Halt geben.
• Entfernen Sie verschmutzte Kleidungsstücke unauffällig, die
der Betroffene immer wieder anziehen will.
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Umgangsregeln für das Miteinander VI
• Erinnern Sie an die Toilette!
• Das WC muss leicht zu finden sein. Arbeiten Sie mit
Symbolen und der Farbe „weinrot“ (Klobrille etc.).
• Erinnern Sie den Kranken regelmäßig an den Toilettengang.
• Häufig kündigt er sich beim Kranken durch Unruhe an.
• Achten Sie auf die Intimsphäre des Kranken.
• Die Kleidung sollte leicht zu öffnen sein.
• Verwenden Sie notfalls Inkontinenzvorlagen.
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Demenz, Exkurs: Grundlagen der Kommunikation,
hier: Verschlüsselungs- und Entschlüsselungsmechanismus
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Demenz, Exkurs: Grundlagen der Kommunikation,
hier: Sender
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Demenz, Exkurs: Grundlagen der Kommunikation,
hier: Empfänger
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Gesprächsregeln im Umgang mit dem
Demenzkranken I
• Aufmerksamkeit (= sich auf den Kranken
zentrieren), Zuhören, Ernstnehmen und Zuwendung
schaffen Vertrauen und mindern Ängste.
• Beginnen Sie ein Gespräch am besten mit einer
anerkennenden oder wertschätzenden Mitteilung: Dies
schafft schnell Vertrauen und reduziert Ängste oder
Unsicherheiten beim Kranken.
• Sprechen Sie deutlich in einfachen konkreten Sätzen
und kommen Sie möglichst gleich auf den Punkt.
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Gesprächsregeln im Umgang mit dem Demenzkranken II
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Demenz, Exkurs: Risiko Dehydratation
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