Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Was Ist Schon Normal
Was Ist Schon Normal
Bildungsarbeit mit
Q+
1. Warum LGBTIQ+?
GLIEDERUNG
1.1 Definition und Begriffsklärung
1.2 Historische Relevanz
2. Schulbildung in Deutschland
2.1 Bildungsauftrag der Schulen
2.2 Sexualkunde und Aufklärung
2.3 Religiöse und ethische Influenz
3. Fallbeispiel Fiona
4. Fallanalyse nach Burkhard Müller
4.1 Fall von, Fall für und Fall mit – Warum müssen wir handeln?
4.2 Anamnese – Was ist eigentlich wichtig?
4.3 Diagnose – Wie können wir das erreichen?
4.4 Intervention – Unsere Zielsetzung
5. Projektplanung – Was ist eigentlich normal?!
5.1 Konzept: Tagesstruktur
5.2 Angewendete Techniken
5.3 Begründung der Methode – Das Triplemandat
6. Diskussion
7. Fazit
7.1 Repräsentation in Deutschland
7.2 Schule als Safe Space
8. Literaturverzeichnis
01
Warum LGBTIQ+?
1.1 Definition und Begriffsklärung
• Q = Queer: Ursprünglich ein Schimpfwort, Sammelbegriff für LGBTI -> kritisiert das
„Schubladendenken“ von männlich/weiblich/homo/hetero
1.1 Definition und Begriffserklärung
Das „Plus“ soll zeigen, dass die Bandbreite an Sexuellen – und Genderidentitäten nicht
mit den oben genannten Begrifflichkeiten endet, sondern dass es sehr viele verschiedene
Identitäten gibt, die hier mit dem + repräsentiert werden.
Lesbian Pride Flag Bisexual Pride Flag Transgender Pride Flag Genderqueer Pride Flag
Non-Binary Pride Flag Pansexual Pride Flag Polysexual Pride Flag Asexual Pride Flag
1.2 Die Regenbogenflagge
• -> die Versuche, mit einer Mehrheit den §175 StGb abzuschaffen, scheiterten
• Der Paragraph besagte, dass Homosexualität als "Unzucht" galt und somit verboten
war
• Angehörige der Community wurden geächtet, verfolgt und getötet, da ihre
Identität/Sexualität als "Sünde" angesehen wurde
• Der Paragraph wurde 1935 nochmals verschärft
• Sie wurden gekennzeichnet mit dem sogenannten "Rosa Winkel"
Die Kennzeichnung der
Inhaftierten in Konzentrations-
lagern: jeder wurde mit einer Form
und Farbe gekennzeichnet
1933 – 1945 wurden im
1936 wurde in Berlin die Deutschen Reich ca.
"Reichzentrale zur 70.000 Männer wegen
Bekämpfung von Homosexualität verurteilt -
Homosexualität und > viele kamen in
Abtreibungen" eingerichtet Konzentrationslager
„(1) 1. Die Schulen haben den in der Verfassung verankerten Bildungs- und Erziehungsauftrag zu
verwirklichen.
2. Sie sollen Wissen und Können vermitteln sowie Geist und Körper, Herz und Charakter bilden.
3. Oberste Bildungsziele sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung, vor der Würde des
Menschen und vor der Gleichberechtigung von Männern und Frauen, Selbstbeherrschung,
Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft, Aufgeschlossenheit für alles Wahre,
Gute und Schöne und Verantwortungsbewusstsein für Natur, Umwelt, Artenschutz und Artenvielfalt.
4. Die Schülerinnen und Schüler sind im Geist der Demokratie, in der Liebe zur bayerischen Heimat und zum
deutschen Volk und im Sinn der Völkerversöhnung zu erziehen.“
2.1 Bildungsauftrag der Schulen
Art. 2 Abs. 1 BayEUG
„(1) Die Schulen haben insbesondere die Aufgabe,
BRD
• 1968 "Empfehlungen zur Sexualerziehung an Schulen"
• 1969 der BZgA i. A. K. Strobel Herausgabe des "Sexualkunde-Atlas„
Begründung:
• Zwischen Eltern und Schulen sollen beide die Sexualerziehung aufgreifen und den Dialog (evtl. auch bei versch. Moralen) fördern. Lehrkräfte
müssen neutral sein und dürfen keine Meinung in diesem Aspekt indoktrinieren.
• Sexualität hat nachweislich viele gesellschaftliche Aspekte
• Sexualerziehung wird als Teil der Allgemeinerziehung gewertet, da Sexualität stark beim Allgemeinverhalten inbegriffen ist.
”
“Aufklärung stand da nicht im Vordergrund. Es
ging um Erziehung zur Schamhaftigkeit.“
— Renate-Berenike
Schmidt
2.2 Sexualkunde und Aufklärung
Eltern konnten sich nach dem Beschluss 1977 nicht mehr auf Erziehungsrecht ausruhen
Suchten somit andere Schlupflöcher und belegten das Fernbleiben ihrer Kinder vom Sexualkundeunterricht mit „religiösen
Hintergründen“
• September 2011 Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte traf das Urteil, dass kein Schulkind dem staatlichen
Sexualkundeunterricht aus religiösen Gründen fernbleiben dürfte
03
Fallbeispiel Fiona
Fiona ist 13 Jahre alt und besucht eine Realschule in München. Sie hatte letztes Schuljahr noch lange blonde Haare, hat sich aber einen Kurzhaarschnitt
zugelegt und diesen schwarz gefärbt. Auch ihr Kleidungsstil hat sich drastisch verändert: Sie trägt nur noch schwarz und andere dunkle Farben. Fiona
möchte auch keine Röcke mehr anziehen, sondern nur noch lange, dunkle Hosen. Trotz ihrer starken äußerlichen Wandlung hat Fiona gute Freunde in
der Klasse, mit denen sie auch außerschulisch gerne Zeit verbringt.
Im Verlauf des Schuljahres outete Fiona sich als lesbisch. Auch wenn sie zunächst noch einen guten Draht zu ihrem engen Freundeskreis hatte, so wurde
sie dennoch vom Großteil der Klassengemeinschaft ausgeschlossen.
Fiona identifizierte sich außerdem immer stärker mit ihrer sexuellen Orientierung und informierte sich genauer. Besonders im Religionsunterricht zeigte
sie sich diskussionsfreudig und teilte ihre Meinungen lautstark, auch wenn dies teilweise zu Konflikten zwischen ihr und der Lehrkraft oder ihren Peers
führte.
Bald hatte sie ein weiteres Coming Out als transgender. Allerdings zog sie dieses schnell wieder zurück und behauptete sich geirrt zu haben. Danach
wurde sie fast vollständig von der Klassengemeinschaft isoliert; auch ihre ehemaligen Freunde vernachlässigten sie vermehrt. Im Zuge dieser Ereignisse
war auch eine Veränderung der Sprache der Klasse zu vernehmen; immer häufiger wurden degradierende Begriffe wie „Schwuchtel“ oder „Mannsweib“
verwendet. Teilweise wurde auch Fionas Coming Out selbst von anderen Schülern ins Lächerliche gezogen. Aussagen wie „Ich identifiziere mich als
Kampfhubschrauber“ waren Running Gags in Fionas Klasse und beeinflussten schließlich auch andere Schulklassen, die diesen Humor annahmen und
ausweiteten.
Obwohl das Fiona sehr störte, hörte sie irgendwann auf sich gegen die Äußerungen zu wehren. Ihre Partizipation im Unterricht wurde zunehmend
weniger, auch im Religionsunterricht wollte sie ihre Meinung nicht mehr teilen. Die Schülerin zog sich immer stärker zurück, erledigte keine
Hausaufgaben mehr, gab Prüfungen leer ab und hörte auf zu essen. Außerdem wurde festgestellt, dass sie sich schon seit längerer Zeit selbst verletzte.
Fiona wurde an eine Therapeutin vermittelt, die sie mit einer schweren Depression diagnostizierte. Gleichzeitig hatte sie mit Panikattacken zu kämpfen,
die sie noch stärker von der Klassengemeinschaft und auch vom Schulalltag isolierten. Schließlich wurde sie als schulunfähig erklärt und auf ihrem
Wunsch in eine Klinik eingewiesen.
Trotz dem Verlust ihrer Klassenkameradin, setzten die verbleibenden Schüler ihr Verhalten fort und benutzten trotz Mahnungen von Fachkräften das
Wort „schwul“ sowie andere abwertende Begriffe kontinuierlich als Beleidigung.
04
Fallanalyse nach Burkhard
Müller
Methode
„Fall von“:
Stigmatisierung
Quellen: Hässler, T.; Eisner, L. (2020): Swiss LGBTIQ+ Panel - 2020 Summary Report.
Bergert, Michael; Chung, Carl; Gülnar, Ibrahim; Sona, Rufus; Susen, Ann-Sofie (2013): Vielfalt Diversity-Rad des NÜRTİKULTİ Modellprojekts
gestaltet Grundschule. NÜRTİKULTİ. Ein Modellprojekt stellt sich vor.
Erfahrene Diskriminierung von Angehörigen sexueller und geschlechtlicher
Minderheiten in den letzten 12 Monaten nach Diskriminierungsform (2020)
Körperliche Gewalt 16
8.2
Mobbing 44.2
30.1
Soziale Ausgrenzung 55
33.4
Starren 78.1
64.3
Witze 86
81
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
600
4 17
37 10
12
1
500
175
187
400
8
16
12
300
92
200
347 364
223
100
0
2018 2019 2020
Nicht zuzuordnen Rechte Kriminalität Linke Kriminalität Ausländische Ideologie Religiöse Ideologie
Quelle: Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat: Übersicht „Hasskriminalität“: Entwicklung der Fallzahlen 2001 - 2020.
Methode
„Fall für“: „Fall mit“:
Problem für
Gesellschaftlicher Ausschluss Beteiligte
4.3 Diagnose
Inhalt Mittel Unerwünschte
Nebeneffekte
Auftrag des Ethikkodex – 3. Auf welcher ethischen Basis beruht die Methode?
Projekts Soziale Arbeit als Art. 1 GG Abs. 1 – Schutz der Menschenwürde
Menschenrechts-
profession Sensibilisierung für Diversität – Schutz der Sozialen
Gerechtigkeit
• In den Sozialen Medien: viel Aufklärung bereitgestellt, Profile informieren und machen Mut zur
Selbstverwirklichung
• Geben Tipps, um sich bei seiner Familie und seinem Umfeld zu Outen
• Zeigt die enorme Community
• Beispiel: Queer.de Instagram – Das Zentralorgan der Homo-Lobby
• Auch Film und Fernsehen zeigen mittlerweile Filme mit queeren Charakteren, was vor mehreren Jahren
noch als verpönt und undenkbar galt
• Beispiel: Loki, aus der Serie "Loki", welche auf Disney + läuft, ist der erste Marvel Charakter, welchen
das Unternehmen als offiziell Bisexuell deklariert
7.2 Schule als Safe Space
• Die Schule als Safe Space für die queere Community ist besonders für Kinder und
Jugendliche wichtig
→ insbesondere, wenn diese von ihrem familiären Umfeld nicht unterstützt werden
• Hier gilt es, den Mitschüler/innen und Lehrkräften Toleranz und Verständnis zu
vermitteln, um eine geborgene Atmosphäre zu schaffen
• Eine Möglichkeit hier Aufzuklären wäre etwa die Zelebrierung des CSD an Schulen mit
der Bereitstellung von Informativen Angeboten, welche von Fachpersonal und der
Jugendsozialarbeit an Schulen durchgeführt werden
Büttner, Melanie (Hg.) (2018): Sexualität und Trauma. Grundlagen und Therapie Krug, Wolfgang; Traub, Angelika; Langhans, Maria, Schütze, Lea (2019): https://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/BayEUG
traumaassoziierter sexueller Störungen. Unter Mitarbeit von Ulrich Clement und Münchner Bildungsbericht 2019. Hg. v. Landeshauptstadt München, Referat für
Martin Sack. 1. Auflage. Stuttgart: Schattauer. Bildung und Sport. Online verfügbar unter https://www.pi-muenchen.de/profil/wir- https://www.haz.de/Nachrichten/Wissen/Uebersicht/50-Jahre-Sexualkunde-Warum-
ueber-uns/stabsstelle-kommunales-bildungsmanagement/kommunales- die-DDR-weniger-verklemmt-war-als-Westdeutschland
Fluhr, Meret; Gärtner, Elke; Huschens, Anne; Klauenflügel, Mareike; Kupke, bildungsmonitoring/muenchner-bildungsbericht-2019/, zuletzt geprüft am
Renate; Pletat, Bastienne et al. (2017): Lesbisch, schwul, trans, hetero … 12.07.2021. https://www.lehrplanplus.bayern.de/bildungs-und-erziehungsauftrag/realschule
Lebensweisen als Thema für die Schule: Süddeutscher Pädagogischer Verlag.
Landesjugendring Niedersachsen e.V. (2019): Methodenkoffer Q*. zu https://www.socialistsanddemocrats.eu/de/newsroom/die-europaeische-union-ist-
Fürstenau, Sara; Gomolla, Mechtild (Hg.) (2009): Migration und schulischer queerpädagogischen Methoden in der Jugendarbeit. 1. Auflage. Hannover. ein-lgbtiq-freiheitsraum
Wandel: Unterricht. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Lesben- und Schwulenverband: Vielfalt in Schule und Unterricht stärken. Online https://www.spiegel.de/politik/so-einfach-a-e8de720d-0002-0001-0000-
Galuske, Michael (2013): Methoden der Sozialen Arbeit. Eine Einführung. 10. verfügbar unter https://www.lsvd.de/de/ct/1281-Vielfalt-in-Schule-und-Unterricht- 000045547691?context=issue
Aufl. Weinheim: Beltz Juventuta (Grundlagentexte Sozialpädagogik/Sozialarbeit). staerken, zuletzt geprüft am 12.07.2021.
https://www.zdf.de/nachrichten/heute/vor-25-jahren-abschaffung-paragraf-175-
Gardenswartz, Lee; Rowe, Anita (2008): Diverse teams at work. Capitalizing on the Saadat-Lendle, Saideh; Çetin, Zülfukar (2014): Forschung und Soziale Arbeit zu homosexualitaet-straffrei-100.html
power of diversity. Alexandria, Va.: Society for Human Resource Management. Queermit Rassismuserfahrungen.
https://www.srf.ch/news/international/homosexuelle-opfer-der-nazis-ich-pierre-seel-
Goffman, Erving (1963): Stigma. Notes on the management of spoiled identity. Schmidt, Bettina (2009): Den Anti-Bias-Ansatz zur Diskussion stellen. Beitrag zur deportiert-und-vergessen
Englewood Cliffs, N.J.: Prentice-Hall. Klärung theoretischer Grundlagen in der Anti-Bias-Arbeit. Oldenburg: BIS-Verl.
der Carl von Ossietzky Univ (Schriftenreihe des Interdisziplinären Zentrums für https://www.regenbogenportal.de/informationen/geschichte-des-christopher-street-
Gomolla, Mechtild (2009): Heterogenität, Unterrichtsqualität und Inklusion. In: Bildung und Kommunikation in Migrationsprozessen (IBKM) an der Carl von days
Sara Fürstenau und Mechtild Gomolla (Hg.): Migration und schulischer Wandel: Ossietzky Universität Oldenburg, 44).
Unterricht. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 21–43. https://www.zeit.de/online/2009/33/verfassung-sexualkunde-religion
„Verfolgung von Lesben und Schwulen im Nationalsozialismus – ein
Gordon, Allegra R.; Meyer, Ilan H. (2007): Gender Nonconformity as a Target of Kunstdenkmal in München“ Landeshauptstadt München, Kulturreferat https://www.queer.de/detail.php?article_id=15033
Prejudice, Discrimination, and Violence Against LGB Individuals. In: Journal of
LGBT Health Research 3 (3), S. 55–71. DOI: 10.1080/15574090802093562. Internetquellen Powerpoint Vorlage: Slidesgo
Symbole: Flaticon
Haller, Beatrix; Gümps, Zehra; Schuschnig, Ulrike; Jäger, Claudia; Buchegger, https://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/deutschlandarchiv/275113/ Infografiken & Bilder: Freepik
Barbars; Prochazka, Elke et al. (2018): Mobbing an Schulen. Ein Leitfaden für die homosexuelle-und-die-bundesrepublik-deutschland