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LGBTI

Bildungsarbeit mit

Q+
1. Warum LGBTIQ+?
GLIEDERUNG
1.1 Definition und Begriffsklärung
1.2 Historische Relevanz
2. Schulbildung in Deutschland
2.1 Bildungsauftrag der Schulen
2.2 Sexualkunde und Aufklärung
2.3 Religiöse und ethische Influenz
3. Fallbeispiel Fiona
4. Fallanalyse nach Burkhard Müller
4.1 Fall von, Fall für und Fall mit – Warum müssen wir handeln?
4.2 Anamnese – Was ist eigentlich wichtig?
4.3 Diagnose – Wie können wir das erreichen?
4.4 Intervention – Unsere Zielsetzung
5. Projektplanung – Was ist eigentlich normal?!
5.1 Konzept: Tagesstruktur
5.2 Angewendete Techniken
5.3 Begründung der Methode – Das Triplemandat
6. Diskussion
7. Fazit
7.1 Repräsentation in Deutschland
7.2 Schule als Safe Space
8. Literaturverzeichnis
01
Warum LGBTIQ+?
1.1 Definition und Begriffsklärung

Die Abkürzung ist das international verwendete Akronym für

• L = Lesbian: Sexuelle und emotionale Attraktion


zu demselben Geschlecht
• G = Gay:

• B = Bisexual: Sexuelle und emotionale Attraktion zu beiden Geschlechtern

• T = Transsexual: gelebtes Geschlecht entspricht nicht des bei Geburt zugewiesenen

• I = Intersexual: Äußerliche Geschlechtsmerkmale können nicht einem


spezifischen Geschlecht zugeordnet werden

• Q = Queer: Ursprünglich ein Schimpfwort, Sammelbegriff für LGBTI -> kritisiert das
„Schubladendenken“ von männlich/weiblich/homo/hetero
1.1 Definition und Begriffserklärung
Das „Plus“ soll zeigen, dass die Bandbreite an Sexuellen – und Genderidentitäten nicht
mit den oben genannten Begrifflichkeiten endet, sondern dass es sehr viele verschiedene
Identitäten gibt, die hier mit dem + repräsentiert werden.

Lesbian Pride Flag Bisexual Pride Flag Transgender Pride Flag Genderqueer Pride Flag

Non-Binary Pride Flag Pansexual Pride Flag Polysexual Pride Flag Asexual Pride Flag
1.2 Die Regenbogenflagge

• Entstand 1978 in San Francisco


• Harvey Milk, der erste geoutete schwule Mann,
der in den USA ein öffentliches Amt bekleidete,
beauftragte Gilbert Baker damit, der
queeren Community ein positives Symbol
zu designen
1.2 Historische Relevanz

• 1920: erste Aufklärungsversuche der Community scheiterten

• -> die Versuche, mit einer Mehrheit den §175 StGb abzuschaffen, scheiterten
• Der Paragraph besagte, dass Homosexualität als "Unzucht" galt und somit verboten
war
• Angehörige der Community wurden geächtet, verfolgt und getötet, da ihre
Identität/Sexualität als "Sünde" angesehen wurde
• Der Paragraph wurde 1935 nochmals verschärft
• Sie wurden gekennzeichnet mit dem sogenannten "Rosa Winkel"
Die Kennzeichnung der
Inhaftierten in Konzentrations-
lagern: jeder wurde mit einer Form
und Farbe gekennzeichnet
1933 – 1945 wurden im
1936 wurde in Berlin die Deutschen Reich ca.
"Reichzentrale zur 70.000 Männer wegen
Bekämpfung von Homosexualität verurteilt -
Homosexualität und > viele kamen in
Abtreibungen" eingerichtet Konzentrationslager

Der Leiter Josef Meisinger Mehr als die Hälfte


präsentierte nach vier wurden dort gefoltert und
Jahren ca. 41.000 Daten ermordet
von Homosexuellen
Nach dem Ende der
NS Zeit war es zwar
verboten,
Homosexuelle zu
töten, allerdings
wurden betroffene 1969 protestierten
anders Diskriminiert: Mitglieder der Dennoch: auch heute
Sie wurden lächerlich Queeren Community noch werden Queere
gemacht und im gegen die Personen verfolgt,
Rahmen des §175 Polizeiwillkür in der getötet und
StGb verfolgt Christopher Street verachtet!

Die Verschärfung des Seitdem ist der CSD


Paragraphen blieb bis (Christopher Street
1969 bestehen, erst Day) eine bekannte
seit dem 11. Juni 1994 Parade, in welcher die
ist der §175 StGb Community stolz ihre
gestrichen Farben
(Regenbogenflagge)
präsentiert
02
Schulbildung in Deutschland
2.1 Bildungsauftrag der Schulen
• Setzt sich aus der Verfassung der Länder und den Gesetzen des deutschen Staates zusammen
• Fassung vom 30. Mai. 2000

Art. 1 Abs. 1 BayEUG


Bildungs- und Erziehungsauftrag:

„(1) 1. Die Schulen haben den in der Verfassung verankerten Bildungs- und Erziehungsauftrag zu
verwirklichen.
2. Sie sollen Wissen und Können vermitteln sowie Geist und Körper, Herz und Charakter bilden.
3. Oberste Bildungsziele sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung, vor der Würde des
Menschen und vor der Gleichberechtigung von Männern und Frauen, Selbstbeherrschung,
Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft, Aufgeschlossenheit für alles Wahre,
Gute und Schöne und Verantwortungsbewusstsein für Natur, Umwelt, Artenschutz und Artenvielfalt.
4. Die Schülerinnen und Schüler sind im Geist der Demokratie, in der Liebe zur bayerischen Heimat und zum
deutschen Volk und im Sinn der Völkerversöhnung zu erziehen.“
2.1 Bildungsauftrag der Schulen
Art. 2 Abs. 1 BayEUG
„(1) Die Schulen haben insbesondere die Aufgabe,

• Kenntnisse und Fertigkeiten zu vermitteln und Fähigkeiten zu entwickeln,


• zu selbständigem Urteil und eigenverantwortlichem Handeln zu befähigen,
• zu verantwortlichem Gebrauch der Freiheit, zu Toleranz, friedlicher Gesinnung und Achtung vor anderen Menschen zu erziehen, zur
Anerkennung kultureller und religiöser Werte zu erziehen,
• Kenntnisse von Geschichte, Kultur, Tradition und Brauchtum unter besonderer Berücksichtigung Bayerns zu vermitteln und die Liebe zur
Heimat zu wecken,
• zur Förderung des europäischen Bewusstseins beizutragen,
• im Geist der Völkerverständigung zu erziehen und die Integrationsbemühungen von Migrantinnen und Migranten sowie die interkulturelle
Kompetenz aller Schülerinnen und Schüler zu unterstützen,
• die Bereitschaft zum Einsatz für den freiheitlich-demokratischen und sozialen Rechtsstaat und zu seiner Verteidigung nach innen und
außen zu fördern,
• die Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern zu fördern und auf die Beseitigung bestehender Nachteile hinzuwirken,
• die Schülerinnen und Schüler zur gleichberechtigten Wahrnehmung ihrer Rechte und Pflichten in Familie, Staat und Gesellschaft zu befähigen,
insbesondere Buben und junge Männer zu ermutigen, ihre künftige Vaterrolle verantwortlich anzunehmen sowie Familien- und Hausarbeit
partnerschaftlich zu teilen,
• auf Arbeitswelt und Beruf vorzubereiten, in der Berufswahl zu unterstützen und dabei insbesondere Mädchen und Frauen zu ermutigen, ihr
Berufsspektrum zu erweitern,
• Verantwortungsbewusstsein für die Umwelt und Verständnis für die Zusammenhänge nachhaltiger Entwicklung, gesunder Ernährung und
verantwortungsvoller landwirtschaftlicher Erzeugung zu wecken.“
2.2 Sexualkunde und Aufklärung
DDR​
• 1947 als "Fortpflanzung" im Biologieunterricht​
• 1966 Gründung der Interdisziplinaren Forschungsgemeinschaft Sozialpädagogik​

BRD​
• 1968 "Empfehlungen zur Sexualerziehung an Schulen"​
• 1969 der BZgA i. A. K. Strobel Herausgabe des "Sexualkunde-Atlas„

1977 Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts

Der Rechtsstaat darf eigene Erziehungsziele verfolgen (Art. 7 Abs. 1 GG)

Begründung:
• Zwischen Eltern und Schulen sollen beide die Sexualerziehung aufgreifen und den Dialog (evtl. auch bei versch. Moralen) fördern. Lehrkräfte
müssen neutral sein und dürfen keine Meinung in diesem Aspekt indoktrinieren.
• Sexualität hat nachweislich viele gesellschaftliche Aspekte
• Sexualerziehung wird als Teil der Allgemeinerziehung gewertet, da Sexualität stark beim Allgemeinverhalten inbegriffen ist.

“Aufklärung stand da nicht im Vordergrund. Es
ging um Erziehung zur Schamhaftigkeit.“

— Renate-Berenike
Schmidt
2.2 Sexualkunde und Aufklärung

Welche Rolle spielt Sexualaufklärung


in Schulen für Jugendliche heute?

Eine Studie des BZgA, die sogenannte


„9. Welle“ der Vorläuferstudie seit
1980, befragte rund 3.556 Jugendliche
im alter zwischen 14 und 17 Jahren.
2.3 Religiöse und ethische Influenz
Oftmals Probleme mit strengen und konservativen Eltern​

Eltern konnten sich nach dem Beschluss 1977 nicht mehr auf Erziehungsrecht ausruhen
Suchten somit andere Schlupflöcher und belegten das Fernbleiben ihrer Kinder vom Sexualkundeunterricht mit „religiösen
Hintergründen“

• 19. Januar 2004 Urteil von HVG:


Ablehnung der Befreiung zum Fernbleiben zweier muslimischer Mädchen vom Sexualkundeunterricht

• Es verletze nicht die Religionsfreiheit


• Es verletze nicht das Erziehungsrecht der Eltern
• Fernbleiben würde zur Entwicklung von „Parallelgesellschaften“ beitragen
• Würde das Gefühl der ‚Andersartigkeit‘ fördern
→ Reine Wissensvermittlung wahrt die weltanschauliche Neutralität

• September 2011 Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte traf das Urteil, dass kein Schulkind dem staatlichen
Sexualkundeunterricht aus religiösen Gründen fernbleiben dürfte
03
Fallbeispiel Fiona
Fiona ist 13 Jahre alt und besucht eine Realschule in München. Sie hatte letztes Schuljahr noch lange blonde Haare, hat sich aber einen Kurzhaarschnitt
zugelegt und diesen schwarz gefärbt. Auch ihr Kleidungsstil hat sich drastisch verändert: Sie trägt nur noch schwarz und andere dunkle Farben. Fiona
möchte auch keine Röcke mehr anziehen, sondern nur noch lange, dunkle Hosen. Trotz ihrer starken äußerlichen Wandlung hat Fiona gute Freunde in
der Klasse, mit denen sie auch außerschulisch gerne Zeit verbringt.

Im Verlauf des Schuljahres outete Fiona sich als lesbisch. Auch wenn sie zunächst noch einen guten Draht zu ihrem engen Freundeskreis hatte, so wurde
sie dennoch vom Großteil der Klassengemeinschaft ausgeschlossen.

Fiona identifizierte sich außerdem immer stärker mit ihrer sexuellen Orientierung und informierte sich genauer. Besonders im Religionsunterricht zeigte
sie sich diskussionsfreudig und teilte ihre Meinungen lautstark, auch wenn dies teilweise zu Konflikten zwischen ihr und der Lehrkraft oder ihren Peers
führte.

Bald hatte sie ein weiteres Coming Out als transgender. Allerdings zog sie dieses schnell wieder zurück und behauptete sich geirrt zu haben. Danach
wurde sie fast vollständig von der Klassengemeinschaft isoliert; auch ihre ehemaligen Freunde vernachlässigten sie vermehrt. Im Zuge dieser Ereignisse
war auch eine Veränderung der Sprache der Klasse zu vernehmen; immer häufiger wurden degradierende Begriffe wie „Schwuchtel“ oder „Mannsweib“
verwendet. Teilweise wurde auch Fionas Coming Out selbst von anderen Schülern ins Lächerliche gezogen. Aussagen wie „Ich identifiziere mich als
Kampfhubschrauber“ waren Running Gags in Fionas Klasse und beeinflussten schließlich auch andere Schulklassen, die diesen Humor annahmen und
ausweiteten.

Obwohl das Fiona sehr störte, hörte sie irgendwann auf sich gegen die Äußerungen zu wehren. Ihre Partizipation im Unterricht wurde zunehmend
weniger, auch im Religionsunterricht wollte sie ihre Meinung nicht mehr teilen. Die Schülerin zog sich immer stärker zurück, erledigte keine
Hausaufgaben mehr, gab Prüfungen leer ab und hörte auf zu essen. Außerdem wurde festgestellt, dass sie sich schon seit längerer Zeit selbst verletzte.

Fiona wurde an eine Therapeutin vermittelt, die sie mit einer schweren Depression diagnostizierte. Gleichzeitig hatte sie mit Panikattacken zu kämpfen,
die sie noch stärker von der Klassengemeinschaft und auch vom Schulalltag isolierten. Schließlich wurde sie als schulunfähig erklärt und auf ihrem
Wunsch in eine Klinik eingewiesen.

Trotz dem Verlust ihrer Klassenkameradin, setzten die verbleibenden Schüler ihr Verhalten fort und benutzten trotz Mahnungen von Fachkräften das
Wort „schwul“ sowie andere abwertende Begriffe kontinuierlich als Beleidigung.
04
Fallanalyse nach Burkhard
Müller
Methode
„Fall von“:

Unzureichende Repräsentation von LGBTIQ+ im deutschen Bildungssystem

Stigmatisierung

Fehlende bzw. mangelhafte Toleranz und Akzeptanz

Ausschluss aus der Gesellschaft


• homogene
Zusammenstellung von
Lerngruppen für bessere
Lernerfolge
• Selektionsmaßnahmen:
Schulformen,
Historische Klassenwiederholungen,
Zielsetzung des Klassenüberspringen,
deutschen vorzeitige bzw.
Schulsystems nachzeitige Einschulung
oder Abschulung

• Heterogenität als „Zustand der


(relativen) Ungleichheit der
Homogene Mitglieder oder eines Teils der
Klassenverbände auf Mitglieder […] in bezug auf ein
Kosten der sozialstruktureIles Merkmal“
Schwächeren (Wenning 1999, 17)
• Differenzierungsmerkmale als
förderwürdiges „Defizit“

Kategorisierungen als • Formen des „Othering“


gesellschaftliche • Entstehen von
Orientierungsfunktion Machtverhältnissen

Quellen: Hässler, T.; Eisner, L. (2020): Swiss LGBTIQ+ Panel - 2020 Summary Report.
Bergert, Michael; Chung, Carl; Gülnar, Ibrahim; Sona, Rufus; Susen, Ann-Sofie (2013): Vielfalt Diversity-Rad des NÜRTİKULTİ Modellprojekts
gestaltet Grundschule. NÜRTİKULTİ. Ein Modellprojekt stellt sich vor.
Erfahrene Diskriminierung von Angehörigen sexueller und geschlechtlicher
Minderheiten in den letzten 12 Monaten nach Diskriminierungsform (2020)
Körperliche Gewalt 16
8.2

Sexuelle Belästigung durch Frauen 14


9.3

Sexuelle Belästigung durch Männer 40.7


37.2

Mobbing 44.2
30.1

Soziale Ausgrenzung 55
33.4

Ungewolltes Outing 55.5


36.6

Nicht ernst genommen 76.5


50.8

Strukturelle Diskriminierung 77.9


39.8

Starren 78.1
64.3

Witze 86
81
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Geschlechtliche Minderheit Sexuelle Minderheit


Quelle: Hässler, T.; Eisner, L. (2020): Swiss LGBTIQ+ Panel - 2020 Summary Report.
700 Politisch motivierte Hassverbrechen gegen sexuelle Orientierung

600
4 17
37 10
12
1

500
175
187

400
8
16
12
300
92

200
347 364

223
100

0
2018 2019 2020

Nicht zuzuordnen Rechte Kriminalität Linke Kriminalität Ausländische Ideologie Religiöse Ideologie
Quelle: Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat: Übersicht „Hasskriminalität“: Entwicklung der Fallzahlen 2001 - 2020.
Methode
„Fall für“: „Fall mit“:

• Lehrkräfte (besonders Biologie und Religion bzw. • Spielerisch


Ethik) • Spiele
• Kreativität
• Pädagogisches Fachpersonal
• Altersgerechte und humorvolle
• Schüler*innen Informationsvermittlung
• Eltern • Informativ
• (Mitglieder der LGBTIQ+ Community) • Kurze Vorträge
• Diskussionseinheiten
• Frage-Antwort Spiele
• Diverse Austauschmöglichkeiten (Groß- und
Kleingruppen, Dialoge, ggf. Einzelgespräche,
Geschlechteraufteilung)
• Geschützt
• Respektvoller Umgang; keine Toleranz gegenüber
intolerantem Verhalten
• Anonymer Frage- und Kummerkasten
4.2 Anamnese
Breite Informationsschaffung
• Historische Aspekte
• Biologische Aspekte
• Gesellschaftliche Aspekte
• Geographische Aspekte
1. Gibt es eine Stigmatisierung? • Religiöse und ethische Influenz
• Politische Influenz
2. Wenn ja, woher kommt sie und • Schulbildung (Curriculum,
was lässt sich dagegen Lehrerausbildung)
unternehmen?

3. Hypothese versuchen zu belegen


und zu widerlegen, um ein Eingrenzung des Relevanzbereichs
objektives Ergebnis zu erzielen •Hauptsächlich obere Mittelklasse
(Akademikerfamilien)
•Oberbayern
•Säkularisierung von Staat und Kirche
•Bildungspolitik
•Privatschule (Curriculum Plus)
•Lehrinhalte Biologie, Ethik/Religion
4.3 Diagnose
Gewaltverbrechen
• Religiös oder
politisch motivierte
Heteronormativität Hassverbrechen
• Gefährdung der
• Fehlende Sicherheit der
gesellschaftliche Betroffenen
Repräsentation Handlungsauffordernd
e
Bildungslücken
Mandate
• Identitätskrise von
Betroffenen
• Unverständnis
und Intoleranz

Problem für
Gesellschaftlicher Ausschluss Beteiligte
4.3 Diagnose
Inhalt Mittel Unerwünschte
Nebeneffekte

Lösung des Falles Verstärktes Korrespondenz mit Fehlende


Wissen, Toleranz beteiligten Lehrern Ernsthaftigkeit
Zuständigkeiten:
und Verständnis • Vertreter des Bildungs-
systems
Aufnehmen in das Strikte/ homophobe • Pädagogisches Fachpersonal
Curriculum Eltern • Eltern
• Mitglieder der LGBTIQ+
Identitätskrise? Community

Andere, Schaffen einer Sanktionen Ausschluss


sicheren intoleranten derjenigen mit den
Zuständigkeiten:
vordringlichere
Ziele Umgebung für Verhaltens schwerwiegendsten • Vertreter des Bildungs-
LGBTIQ+ Bildungslücken systems
Angehörige • Pädagogisches Fachpersonal
• Eltern
• Schüler*innen
4.4 Intervention
Eingriff Angebot
1. Aufrechterhaltung vorhandenen Potenzials 1. Verzicht auf Machtausübung
selbstverantwortlichen Handelns 2. Wirksamkeit im Entscheidungsspielraum des Klienten
 Altersgerechte Projektarbeit 3. Überzeugende Qualität und Attraktivität des Eingriffs
 Kurze, informative Vorträge  Spaßfaktor durch Spiele, Interaktivität und Einbezug
 Fokus auf gemeinschaftliche Spiele/ kreative des Publikums
Vertrauens- und Denkübungen  Angebot an spezifische Klasse + einzelne interessierte
 Anregung zur Selbstreflexion Schüler aus anderen Stufen
 Am Ende des Projekts: Ein für die Schüler greifbares  Aufbau einer starken Differenz zum üblichen
Ergebnis Schulalltag
2. Versuch der Transformation längerfristigen  Beachten der Bedürfnisse der Schüler
Eingriffshandelns
 Tiefgreifendes Toleranzverständnis (Appell an
Empathie und moralische Werte)
 Fundiertes Basiswissen (Bekämpfen von Gemeinsames Handeln
Missverständnissen, Stigmatisierung und 1. Kommunikation zwischen Klient und Anbieter
• Verdeutlichen der Intention der Angebote (Ändern der
Bildungslücken)
 Aufbau eines persönlichen Kontaktes zu einer Situation oder Ändern des Verhaltens)
betroffenen Person (emotionale Bindung) 2. Gemeinsame Reflexion (Fragen als Zirkelschema)
3. Akzeptanz ohne Diskriminierung
05
Projektplanung –
Was ist eigentlich normal?!
Tagesstruktur
Einführung
• Zielsetzung: Was wollt ihr lernen? (Vor Projektbeginn)
• Intentionsklärung: Das wollen wir euch beibringen
• Zielsetzung: • Sinn: Warum machen wir das eigentlich?
• Entstigmatisierung und Normalisierung • Sensibilisierungsspiel, z.B. Geschlechterrollen – Das bin ich!; Ich/Ich nicht
• Begriffsklärungsspiel,
Informative Vorträge I z.B. Tabu
homosexueller Themen
• Was ist eigentlich normal? – Geschlechterrollen und Vorurteile
• Schule als Safe Space für LGBTIQ+ • Was ist das Geschlecht?
• Verstärkte Thematisierung in der Schule selbst • Was ist das Sexualität?
Vertrauensstärkung
• Themen: Spielrunde I
• Definition, Bedeutung und Beantwortung von • Spiel zur Persönlichkeitsentwicklung
Fragen • Spiel zum kritischen Denken
• Gesellschaftskritische Themen: Coming Out, Diskussion
Gewalt und schulische Aufklärung Informative Vorträge II
• Gleichgeschlechtliche Verhütungsmethoden • Coming Out – Warum braucht man das?
• Die Moral: Gewalttaten und Intoleranz
Spielrunde II
• Zielgruppe: • Spiel zur Unterstützung
• 6. – 7. Klasse • Spiel zur Selbstfindung
• Ggf. einzelne interessierte Schüler Diskussion
Schulbildung
• Dauer: • Was wusstet ihr schon?
• Was fehlt euch? – Vorschläge und Ideen
• 1 - 3 Schultage – „Projektwoche“
• Schwierigkeiten in der Schule – Tabuthema
• Wie können WIR etwas verändern? (Als Schüler*innen/ Studenten*innen)
• Datum: Gruppenarbeit
• Schuljahresanfang 2021 Reflexion
• Zwischen September und November Feedbackrunde
5.2 Angewandte Techniken
Empathie Übungen, z.B.
Theaterspiel

„Eine bunte Mischung“ – Elemente aus:


Auswertung durch Verständnisschaffung, z.B.
Erstellen eines Aufteilung nach • Queerpädagogische Jugendarbeit
Beobachtungsbogens Geschlechterrollen Niedersachsen
• Leitlinie für die Arbeit mit LGBTIQ-
Kindern, Jugendlichen und jungen
Erwachsenen des Stadtjugendamt
München
Informationsquellen, z.B. • LGBTIQ+ Lebensweisen als schulisches
Plastisches Ergebnis, z.B.
Anonymer Fragekasten,
Drehen eines Kurzfilmes Thema Baden-Württemberg
kurze Vorträge
• Pädagogische Handlungsmöglichkeiten
und Interventionsmöglichkeiten
• Projekt NÜTRiKULTi

Bezugsperson: Einladen Selbstfindungsübungen und


einer Person aus der Persönlichkeitsentwicklung
LGBTIQ+ Community durch Spiele
5.3 Begründung der Methode – Das Triplemandat

1. Wie kann geholfen werden?


Hilfe für Adressaten*innen  Vorgehen nach sozialpädagogischer Diagnose und
Intervention
 Reaktion auf Feedback und konstruktive Kritik

2. Was soll erreicht werden?


 Schaffen einer LGBTIQ+ freundlichen Umgebung
 Füllen von Bildungslücken

Auftrag des Ethikkodex – 3. Auf welcher ethischen Basis beruht die Methode?
Projekts Soziale Arbeit als  Art. 1 GG Abs. 1 – Schutz der Menschenwürde
Menschenrechts-
profession  Sensibilisierung für Diversität – Schutz der Sozialen
Gerechtigkeit

Quelle: Staub-Bernasconi S. (1995). Systemtheorie, soziale Probleme und Soziale


Jetzt seid ihr
gefragt!
Spiel: Ich/ Ich nicht
● Ich habe heute Morgen ein Nutella Brot gegessen.
● Ich trinke gerne Tee.
● Ich spiele ein Instrument.
● Ich war in den letzten drei Tagen auf Social Media.
● Ich freue mich auf die heutigen Vorlesungen und Präsentationen.
● Ich habe schon mal eine Vorlesung geschwänzt.
● Mein Denken und meine Meinung werden durch Geschlechterrollen beeinflusst.
● Ich habe schon mal eine Person eines anderen Geschlechts geküsst.
● Ich habe schon mal eine Person des gleichen Geschlechts geküsst.
● Ich kenne persönlich eine Person, die Teil der LGBTIQ+ Community ist.
● Ich habe schon mal Kleidung des anderen Geschlechts anprobiert.
● Ich bin davon überzeugt, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt.
● Als Mann fühle ich mich unwohl vor anderen zu weinen oder Gefühle zu zeigen.
● Als Frau fühle ich mich unwohl in der Öffentlichkeit keinen BH zu tragen.
● Ich bin schon mal mit den falschen Pronomen angesprochen worden.
● Ich glaube, dass Personen, die sich mit einem nicht-binären Geschlecht identifizieren, unter einer Identitätskrise
leiden.
● Ich glaube, wenn sich in diesem Kurs jemand outen würde, würde er/sie diskriminiert.
● Ich habe mich schon mal über queere Menschen lustig gemacht (z. B. Witze über Schwule).
● Ich glaube, dass ich mich schon mal homophob oder transphob verhalten habe.
● Ich habe meine Sexualität oder mein Geschlecht schon mal in Frage gestellt.
● Ich habe bei mindestens einer Aussage nicht die Wahrheit gesagt!
Quelle: Landesjugendring Niedersachsen e.V. (2019): Methodenkoffer Q*. zu queerpädagogischen Methoden in der Jugendarbeit. 1. Auflage. Hannover.
06
Diskussion
Wo ist eurer Meinung nach
Bedarf, den
Bildungsauftrag bezüglich
LGBTIQ+ Inhalten
zu aktualisieren?
07
Fazit
7.1 Repräsentation in Deutschland (Soziale Medien, Film und Fernsehen)

• In den Sozialen Medien: viel Aufklärung bereitgestellt, Profile informieren und machen Mut zur
Selbstverwirklichung
• Geben Tipps, um sich bei seiner Familie und seinem Umfeld zu Outen
• Zeigt die enorme Community
• Beispiel: Queer.de Instagram – Das Zentralorgan der Homo-Lobby
• Auch Film und Fernsehen zeigen mittlerweile Filme mit queeren Charakteren, was vor mehreren Jahren
noch als verpönt und undenkbar galt
• Beispiel: Loki, aus der Serie "Loki", welche auf Disney + läuft, ist der erste Marvel Charakter, welchen
das Unternehmen als offiziell Bisexuell deklariert
7.2 Schule als Safe Space

• Die Schule als Safe Space für die queere Community ist besonders für Kinder und
Jugendliche wichtig
→ insbesondere, wenn diese von ihrem familiären Umfeld nicht unterstützt werden
• Hier gilt es, den Mitschüler/innen und Lehrkräften Toleranz und Verständnis zu
vermitteln, um eine geborgene Atmosphäre zu schaffen
• Eine Möglichkeit hier Aufzuklären wäre etwa die Zelebrierung des CSD an Schulen mit
der Bereitstellung von Informativen Angeboten, welche von Fachpersonal und der
Jugendsozialarbeit an Schulen durchgeführt werden

Projekt „Was ist schon normal?!“ als


potenzieller Blueprint für jegliche
Schulkonzepte
Vielen Dank für
eure/Ihre
Aufmerksamkeit!
7. Literaturverzeichnis
Literarische Quellen Schulgemeinschaft im Umgang mit Mobbing. Hg. v. Bundesministerium für
Bildung, Wissenschaft und Forschung. Wien. Online verfügbar unter https://abqueer.de/informieren/begriffe/ ​
Andrea Nagy (2016): Soziale Arbeit ‚queer’ denken. St. Pölten. https://docplayer.org/110618153-Mobbing-an-schulen-ein-leitfaden-fuer-die-
schulgemeinschaft-im-umgang-mit-mobbing-assistentinnen-unterstuetzerinnen- https://www.deutschlandfunkkultur.de/aufklaerungsunterricht-an-schulen-was-
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Eine kritische Analyse. 1st ed. 2020. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden; Kindern, -Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Kommunaler Kinder- und https://identitaetenlotto.de/geschlecht-und-sexuelle-orientierung-was-ist-der-
Springer VS (Inklusion und Bildung in Migrationsgesellschaften). Jugendplan der Landeshauptstadt München. Hg. v. Landeshauptstadt München, unterschied/ ​
Sozialreferat, Stadtjugendamt. Online verfügbar unter
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