Sophienlust - Die nächste Generation
Von Patricia Vandenberg, Ursula Hellwig, Anna Sonngarten und
()
Über diese Serie
Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
"Kommst du? ", fragte Angelika Langenbach ungeduldig ihre jüngere Schwester Vicky, die noch damit beschäftigt war, ein buntes Band in ihre langen braunen Haare zu flechten. "Bin gleich soweit", nuschelte Vicky. Zwischen den Lippen hielt sie eine Klammer, mit der sie eine lose Strähne feststecken wollte. "Wenn du nicht vorwärts machst, verpassen wir den Bus", drängelte Angelika. "Fertig", versicherte Vicky und sprang von ihrem Schreibtischstuhl auf. Der ovale Frisierspiegel, der auf der Arbeitsplatte stand, fiel um. "Mann", stöhnte Angelika. Vicky stellte den Spiegel wieder auf. "Nichts passiert", sagte sie lachend. Kopfschüttelnd wartete Angelika ab, bis die kleine Schwester vor ihr das gemeinsame Zimmer verlassen hatte, das sie im Kinderheim Sophienlust bewohnten. Sie eilten den Flur entlang und liefen die breite Treppe hinunter, die zur Eingangshalle führte. Von der Halle gingen viele Türen ab. Eben öffnete sich eine davon und Dominik von Wellentin-Schoenecker, der Eigentümer des Kinderheims, kam aus seinem Büro. "Hallo Nick! ", riefen die Schwestern nahezu gleichzeitig. "Hallo Angelika, hallo Vicky. Ihr habt es ja eilig", sagte Nick freundlich. "Ja, wir wollen zu Saskia. Sie feiert heute ihren 14.
Titel in dieser Serie (40)
- Sophienlust - Die nächste Generation 1 – Familienroman: Eine große Aufgabe für Nick
Sophienlust, das Haus der glücklichen Kinder, ist in eine neue, lange erwartete Phase getreten. Nick ist volljährig geworden und tritt sein Erbe an – ihm gehört nun, wie es testamentarisch festgelegt war, das Kinderheim Sophienlust. Natürlich ist seine Mutter Denise von Schoenecker, die das Haus der glücklichen Kinder über so viele Jahre mit wahrer Herzenswärme geleitet hat, mit Rat und Tat an Nicks Seite – Mutter und Sohn ziehen in vorbildlicher Harmonie an einem Strang. Sehnsucht und Erfüllung eines liebevollen Familienlebens verleihen diesen bezaubernden Romanen ihren ganz besonderen Charme. Sophienlust. Die nächste Generation bildet die Fortsetzung der berühmten Sophienlust-Serie und wird exklusiv für alle begeisterte Leserinnen und Leser von Sophienlust völlig neu geschrieben! Prüfend warf Dominik von Wellentin-Schoenecker einen Blick auf die Einkaufsliste, die seine Mutter ihm gerade überreicht hatte. "Es ist nett von dir, dass du nach Maibach fahren und die Einkäufe erledigen willst", sagte Denise von Schoenecker zu ihrem Sohn. Mir fehlt heute wirklich die Zeit dafür. In einer Stunde wird Herr Brauer vom Jugendamt hier eintreffen, und dieses Gespräch ist sehr wichtig. Schwester Regine hat einen Termin beim Zahnarzt, und Frau Rennert trägt nach ihrer Nagelbettentzündung noch einen Verband am Fuß. Damit will ich sie nicht mit dem Auto fahren lassen. Schön, dass du noch verfügbar bist, um die notwendigen Sachen einzukaufen. Das hilft mir sehr." "Ja, besonders wegen der Papierservietten", meinte Nick grinsend mit einem Blick auf die Einkaufsliste. "Ohne die gäbe es beim Abendessen ganz sicher eine gewaltige Kleckerei und Flecken an den Rändern der Tischdecke. Irgendwo müssen sich die Kinder die Finger ja abwischen. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich besorge alles und bin schnell wieder da, übrigens helfe ich gern. Schließlich gehört das ganz offiziell zu meinen Aufgaben. Seit ich achtzehn Jahre alt bin, habe ich ja eine Mitverantwortung für Sophienlust." Denise lächelte ihrem Sohn zu und ließ ihn ziehen. Aus dem Fenster schaute sie ihm nach, wie er draußen vor dem Herrenhaus in sein kleines Auto stieg, das er zum achtzehnten Geburtstag bekommen hatte, und in gemäßigtem Tempo auf das schmiedeeiserne Zufahrtstor zurollte. Das Auto hatte das Gelände längst verlassen, als Denise noch immer am Fenster stand und ihren Gedanken nachhing.
- Sophienlust - Die nächste Generation 2 – Familienroman: Ich will zu meiner Mutti
Nur für eine Woche, denkt die junge Fotografin Liane Eichhöfer, muss sie sich von ihrer kleinen Tochter Kira trennen, dann ist sie zurück von einer Geschäftsreise nach Österreich. Doch es kommt alles ganz anders! Liane wird in einen schweren Unfall verwickelt. Daheim wundert sich Lianes Freundin Ellen, dass sie sich nicht meldet. Und weil sie selbst wieder arbeiten muss, kommt Kira nach Sophienlust. Doch das Mädchen will sich einfach nicht mit der Wahrheit abfinden, dass ihre Mutter tot sei … "Hast du auch nicht vergessen, die Knabberstangen für Rosi und Robbi einzupacken?", fragte Liane Eichhöfer und schaute ihre Tochter Kira lächelnd an. "Mutti! Natürlich habe ich das nicht vergessen. Hier, der Beutel ist ganz voll mit all den Sachen, die Rosi und Robbi brauchen." Kira hielt demonstrativ einen Leinenbeutel hoch, der prall gefüllt war. Liane nickte zufrieden. Im Grunde genommen wusste sie genau, dass sie ihre Frage gar nicht hätte stellen müssen. Die beiden Kanarienvögel Rosi und Robbi waren ihrer neunjährigen Tochter sehr wichtig. Vor vier Jahren war bei Lianes Mann Robert ein Gehirntumor festgestellt worden, der nicht operabel gewesen war und an dem er schon zwei Monate später gestorben war. Kira, die seinerzeit gerade fünf Jahre alt gewesen war, konnte die Endgültigkeit des Todes zwar noch nicht so recht begreifen, litt aber doch sehr darunter, dass ihr Vati plötzlich nicht mehr da war. Um das kleine Mädchen ein wenig abzulenken, hatte Liane ein Pärchen Kanarienvögel gekauft. Kira hatte ihr Herz sofort an die beiden Vögel gehängt und sich für die Tierchen verantwortlich gefühlt. Daran hatte sich bis heute nichts geändert. Jetzt hatte sich ein kleines Problem ergeben: Liane arbeitete als selbständige Fotografin und hatte ein höchst interessantes Angebot bekommen. Sie sollte für einen Reiseveranstalter in Kärnten in Österreich Luftaufnahmen von einer gerade erst erbauten Ferienanlage erstellen. Dieser Auftrag gefiel Liane und wurde außerdem auch noch gut honoriert. Aber sie konnte Kira nicht mitnehmen, weil die Kleine in die Schule gehen musste und dem Unterricht nicht einfach eine Woche lang fernbleiben konnte. Aber Liane hatte Glück. Schon seit vielen Jahren war sie mit der Gartenbauarchitektin Ellen Lennard befreundet, die ebenfalls, kaum dreißig Meter weit entfernt, in derselben Reihenhaussiedlung wohnte.
- Sophienlust - Die nächste Generation 3 – Familienroman: Fabian kehrt heim
Endlich! Fabian Schöller durfte bislang immer nur seinen Urlaub in Sophienlust verbringen, weil seine Großmutter es wünschte, dass er ein teures Internat besuchte. Doch nun ist alles anders: Fabian kann selbst entscheiden, wo er künftig auf Dauer leben will. Natürlich in Sophienlust! Die Koffer sind schnell gepackt. Nur die kleine Ella ist traurig, ihren einzigen Freund im Internat zu verlieren. Dann kommt sie eben mit! Und Gero, ihr Hund, natürlich auch. Es ist eine fröhliche Gruppe voll gespannter Erwartungen, die Nick und Denise in Empfang nehmen … Der See am Fuß des Hügels, auf dem der prachtvolle Bau des Internats stand, schimmerte in der Abendsonne in allen nur erdenklichen Farben. Zahlreiche Schüler, die ausnahmslos aus gut betuchten Familien stammten, hatten es sich auf der großzügigen Terrasse bequem gemacht. Es wurden Gespräche geführt, einige Kinder beschäftigten sich mit ihren Smartphones und wieder andere hatten ihre Nasen in interessante Bücher gesteckt. Die frühen Abendstunden gehörten für alle Schüler zu ihren Freizeiten, in denen sie keine Verpflichtungen hatten. Tagsüber gab es zahlreiche Programme und Angebote, und jeder Schüler war gehalten, sich daran zu beteiligen. Es gab die nahezu freie Wahl zwischen Reitunterricht, Tennis, Leichtathletik, Wassersport aller Art, der Teilnahme am Schulorchester, in einer Theatergruppe oder die Mitarbeit in einer Gruppe für künstlerisches Gestalten. Die Internatsleitung achtete streng darauf, dass jeder Schüler sich in irgendeiner Weise in die Gemeinschaft einbrachte. Aber persönliche Freizeit gehörte natürlich auch zum täglichen Dasein. Fabian Schöller, der etwas schmächtige, dreizehn Jahre alte Junge, hatte sich nicht auf der Terrasse eingefunden. Das tat er ohnehin recht selten. Zwar hatte er nichts gegen seine Mitschüler, aber es war ihm in den beinahe zwei Jahren, die er nun schon in diesem Internat weilte, nicht gelungen, eine gute Verbindung zu ihnen zu bekommen. Viele zeigten sich doch ein wenig überheblich, und mit dieser Charaktereigenschaft fand Fabian sich nicht zurecht. Da war ihm die kleine Ella Mareno schon lieber. Das zehn Jahre alte Mädchen stammte aus einem kleinen Ort am Bodensee. Dort hatten Ellas Eltern einen namhaften Bootsbaubetrieb besessen. Vor etwa einem Jahr waren sie nach Australien gereist, um dort an einer Regatta teilzunehmen. Obwohl es sich bei den beiden um erfahrene Segler gehandelt hatte, waren sie in einem Sturm, der während der Regatta aufgezogen war, gekentert und ums Leben gekommen. Ella, die über keine weiteren Verwandten verfügte, hatte einen Vormund bekommen, und der war der Ansicht gewesen, dass die Unterbringung in einem Nobelinternat in der Schweiz für das Mädchen von Vorteil sein könnte. Genauso wie Fabian hatte auch Ella zu den Mitschülern keine wirklich freundschaftlichen Kontakte knüpfen können. Das etwas schüchterne Mädchen fühlte sich in dem Internat einfach nicht wohl.
- Sophienlust - Die nächste Generation 4 – Familienroman: Verwundetes kleines Herz
Mit einem frischen Blumenstrauß in den Händen, den sie gerade draußen im Garten geschnitten hatte, betrat Carola Rennert ihre Wohnung, die im Seitentrakt des wunderschönen alten Herrenhauses lag, das an ein kleines Schloss erinnerte. Während sie wenig später die bunten Sommerblumen in eine große Glasvase stellte, fiel ihr Blick aus dem Fenster in den weitläufigen Park, der das Herrenhaus umgab. Dabei entdeckte Carola ihre drei Jahre alten Zwillinge, die mit einigen anderen Kindern auf der Wiese spielten. Die junge Frau wusste, dass sie sich um ihre noch recht kleinen Kinder keine Sorgen machen musste. Die Kinder dort draußen waren alle schon etwas älter und passten gut auf die Zwillinge Andreas und Alexandra auf. Außerdem war Schwester Regine immer in der Nähe, und den wachsamen Augen der erfahrenen Kinderschwester entging nichts. Einen Augenblick lang geriet Carola ins Träumen, und ihre Gedanken wanderten weit in die Vergangenheit. Bei dem alten Herrenhaus, in dem sie mit ihrem Mann und den beiden Kindern wohnte, handelte es sich um das Kinderheim Sophienlust. Sie selbst war seinerzeit in diesem privaten Kinderheim aufgewachsen. Sophie von Wellentin hatte das prächtige Anwesen einst ihrem Urenkel Dominik von Wellentin-Schoenecker vermacht und verfügt, dass künftig in Not geratene Kinder hier ein Zuhause finden sollten. Damals war Dominik, der von allen nur Nick genannt wurde, noch sehr klein gewesen. Seine Mutter, Denise von Wellentin, erfüllte aber gern den letzten Wunsch der alten Dame und verwaltete das Erbe für ihren Sohn. Daran änderte sich auch nichts, als Denise später den Gutsbesitzer Alexander von Schoenecker heiratete, der zwei Kinder mit in die Ehe brachte und Nick adoptierte. Nachdem dann auch noch der gemeinsame Sohn Henrik auf die Welt gekommen war, war das Familienglück komplett gewesen. Aber Denise hatte sich nie damit begnügt, ihr privates Glück zu genießen. Zwar lebte sie mit ihrer Familie auf dem ganz in der Nähe gelegenen Gut Schoeneich, aber meistens war sie in Sophienlust anzutreffen und jederzeit bereit, einem Kind zu helfen, das sich in einer Notsituation befand. So war es vor langer Zeit auch bei Carola gewesen. Nach Zeiten tiefer Verzweiflung hatte sie in Sophienlust endlich eine glückliche Kindheit genießen dürfen. Als sie ihre Liebe zur Malerei entdeckte, hatte Denise sie unterstützt und ihr ermöglicht, ihr Talent weiter auszubauen und diese Kunst perfekt zu erlernen. Damals war Carola eigentlich fast schon erwachsen gewesen und hatte sich nicht nur in die Malerei, sondern auch noch in Wolfgang, den Sohn der Heimleiterin Else Rennert, verliebt.
- Sophienlust - Die nächste Generation 5 – Familienroman: Das Kind aus erster Ehe
Bei einem Besuch bei ihren Eltern lernt Sophienlusts neue Erzieherin Rosita Wellner die kleine Moni kennen, das Kind ihrer Cousine. Schnell stellt sich heraus: Das Mädchen führt das Leben eines Aschenputtels, steht ganz im Schatten ihres jüngeren Bruders. Rositas gutes Herz siegt: Sie nimmt Moni für den Urlaub bei sich auf, sodass die Kleine in Sophienlust endlich mit gleichaltrigen Kindern spielen kann. Gleichzeitig kontaktiert sie Monis leiblichen Vater, den Förster Stefan Siebrandt. Der will sich am liebsten vor der Verantwortung drücken, doch er hat nicht mit Rositas Temperament gerechnet … Es war Sommer. Auf Gut Schoeneich, das mit Sophienlust durch eine Straße verbunden war, herrschte Hochbetrieb. Doch für den Gutsherrn Alexander von Schoenecker war es kein so schöner Tag. Ein Mähdrescher musste repariert werden, einige Kühe waren ausgebrochen und konnten erst nach längerer Suchaktion ausfindig gemacht und auf die Weide zurückgetrieben werden, und schließlich hatte es auch noch eine Auseinandersetzung mit einem der Saisonarbeiter gegeben, der der Meinung gewesen war, um fünf Uhr nachmittags sei sein Dienst zu Ende, obwohl es noch ein ganzes Feld abzuernten gegeben hatte. Inzwischen war es Abend geworden. Verschwitzt, hungrig und durstig fuhr der Herr von Gut Schoeneich mit seinem Geländewagen nach Hause, darauf hoffend, dass er nach Dusche und einem reichhaltigen Abendessen den Tag mit seiner geliebten Frau Denise angenehm ausklingen lassen konnte. Zu seinem Verdruss war Denise jedoch gar nicht da. Sein Abendbrot bekam er natürlich dennoch. Dafür sorgte die Wirtschafterin. Doch gerade heute hätte Alexander so gern mit seiner Frau beim Essen geplaudert und sich dabei entspannt. Nun, das wurde also wieder einmal nichts. Und so saß Alexander später in der Bibliothek bei der Tageszeitung und einem Glas Rotwein und ärgerte sich – was eigentlich ganz gegen sein sonst immer so ausgeglichenes Naturell war. Und dieser Ärger traf Denise, als sie gegen zwanzig Uhr den Lieblingsraum ihres Mannes betrat. "Es ist ja schön, dass meine Frau endlich nach Hause kommt", knurrte er. "Ich habe schon angenommen, du übernachtest in Sophienlust und denkst nicht mehr daran, dass du hier einen Mann hast, der dich sehnsüchtig erwartet." "Aber Alex, nun sei doch nicht gleich so ungehalten", erwiderte sie beschwichtigend und setzte sich zu ihm. "Drüben gab es einfach viel zu tun. Die Kinder haben Schulferien bekommen.
- Sophienlust - Die nächste Generation 6 – Familienroman: Florians Verzweiflungstat
Im Supermarkt beobachtet Nick von Wellentin-Schoenecker, wie ein Mädchen vergeblich versucht, Hundefutter zu stehlen. Der kleinen Diebin gelingt die Flucht, aber Nick geht die Kleine nicht aus dem Kopf. Sein Instinkt sagt ihm, dass sie dringend Hilfe benötigt. Wenig später berichtet ihm sein Halbbruder Henrik aufgeregt, im alten Schuppen von Schoeneich spuke es. Und Denise hört spät am Abend ein schwaches Bellen … "Wenn ich meine Hausaufgaben gemacht habe, komme ich wieder zu dir", versprach der elf Jahre alte Junge dem rotbraunen Wallach und klopfte dem Pferd mit einer Hand freundschaftlich den Hals, während er ihm mit der anderen ein trockenes Brötchen zusteckte. Jeden Tag besuchte Florian nach der Schule seinen Sancho, der in einem Reitstall untergebracht war. Dieser Reitstall lag auf seinem Heimweg, nur wenige hundert Meter von dem kleinen Einfamilienhaus entfernt, in dem der Junge mit seiner Mutter wohnte. Vor fast zwei Jahren war Florians Vater, Sören Beermann, bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Wenige Tage vor dessen Tod hatte der Frühling Einzug gehalten. Niemand hatte damit gerechnet, dass der Winter noch einmal zurückkehren könnte. Trotzdem war das geschehen, nicht mit Schneefall, sondern mit tiefen Nachttemperaturen, bei denen sich in ungünstigen Lagen Glatteis gebildet hatte. Der Architekt Sören Beermann hatte sich am frühen Morgen auf den Weg zu einem Kunden gemacht. Es war bei seiner Abfahrt noch dunkel gewesen. Auf einer Brücke, die über einen Bachlauf führte, war das Auto auf eine spiegelglatte Fläche und direkt anschließend ins Schleudern geraten. Sören hatte offensichtlich die Gewalt über das Fahrzeug verloren und war gegen einen Baum am Ende der Brücke gefahren. Den massiven Aufprall hatte Florians Vater nicht überlebt. Anfangs war es für Florian und seine Mutter schwer gewesen, den Verlust zu verkraften. Das Leben der beiden schien völlig aus den Angeln gehoben zu sein. Inzwischen hatten Mutter und Sohn gelernt, sich auf die neue Situation einzustellen und wieder einen normalen Tagesablauf zu finden. Sören Beermann war ein begeisterter Reiter gewesen und hatte sich vor sechs Jahren den damals dreijährigen Sancho gekauft. Es war ihm gelungen, auch seinen Sohn für diesen Sport zu begeistern. Mit viel Geduld hatte er Florian unterrichtet, und der Junge hatte sehr schnell viel gelernt. Nachdem sein Vater gestorben war, hatte Florian den Wallach gewissermaßen geerbt.
- Sophienlust - Die nächste Generation 7 – Familienroman: Plötzlich Schwestern
Als ein Wasserschaden im Kinderheim St. Josef zu akuter Platznot führt, bieten Nick und Denise sofort ihre Hilfe an. Auf diese Weise kommt die elfjährige Charlotte, genannt Charly, samt Hündin Alma nach Sophienlust. Nick findet heraus, dass Charly, deren Mutter vor Kurzem starb, noch einen Vater besitzt, der allerdings von der Existenz seiner Tochter keine Ahnung hat. Wie wird er auf die Mitteilung reagieren, und hat er vielleicht inzwischen selbst geheiratet und hat Familie? Nick erwartet eine heikle Aufgabe … Nachdenklich ließ Dominik von Wellentin-Schoenecker die Tageszeitung sinken, in der er gerade einen Artikel gelesen hatte, der ihn stark beeindruckte. Etwa dreißig Kilometer von der Kreisstadt Maibach entfernt war ein Kinderheim von einem Wasserrohrbruch heimgesucht worden, durch den zahlreiche Räume im Haus absolut unbewohnbar geworden waren. Nun suchte das Kinderheim Sankt Josef händeringend nach Pflegestellen, die einige Kinder aufnehmen konnten. Mit der Zeitung in seiner Hand wanderte Nick durch das Haus und suchte nach seiner Mutter. Die fand er auch schon recht bald im Wintergarten. Dort hielt Denise von Schoenecker ein Schwätzchen mit Schwester Regine, der Kinder- und Krankenschwester von Sophienlust. Als Nick den Wintergarten betrat, schaute Denise ihn lächelnd an. "Guten Morgen, Nick. Ich habe mir schon gedacht, dass du zu mir kommen würdest, um mit mir zu sprechen", bemerkte sie. "Wie viele Kinder möchtest du denn so schnell wie möglich hier bei uns aufnehmen?" "Woher weißt du denn, was ich gerade geplant habe?", fragte der Achtzehnjährige verdutzt. "Kannst du jetzt etwa schon Gedanken lesen?" "Nein, das kann ich nicht", lachte sie. "Aber ich kann Zeitung lesen. Das habe ich heute schon ganz früh getan, und da ich dich sehr gut kenne, wusste ich, dass dich der Artikel über das Kinderheim Sankt Josef nicht kalt lassen wird. Mir war sofort klar, dass du helfen möchtest. Wenn es nicht so wäre, hätte ich mich auch sehr gewundert. Also, wie ist das nun?
- Sophienlust - Die nächste Generation 8 – Familienroman: Zu jung für ein Kind?
Als die neuzehnjährige Antje merkt, dass sie schwanger ist, empfindet sie alles andere als Freude. Martin, ihr Freund, versucht sie in die Rolle des Hausmütterchens zu drängen, was ihr überhaupt nicht passt. Das junge Paar kommt überein, sich zu trennen, das Baby soll beim Vater und dessen Eltern aufwachsen. Jahre später gewinnt der Immobilienmakler Simon Antjes Herz. Als sie wieder schwanger und wieder unglücklich ist, erinnert sich die junge Frau an Sophienlust, wo sie als Kind die glücklichste Zeit ihres Lebens verbrachte … "Ich bekomme ein Kind." Diese Worte klangen wie drohendes Unheil und machten Martin Rossbach, den angehenden Kindesvater, zunächst einmal sprachlos. Vor Schreck ließ er das Buch fallen, das er sich gerade aus dem Regal genommen hatte. "Sag das noch einmal", flüsterte er schließlich und ließ sich auf einen Stuhl sinken. Seine Beine trugen ihn nicht mehr. "Ich bekomme ein Kind." Antje hob das Buch auf und legte es auf den Schreibtisch. "Und du bist dir ganz sicher?" "Der Arzt hat es bestätigt und sich sogar gefreut. Für mich ist es jedoch eine Katastrophe." Er hatte sich schnell gefangen und erwiderte nun beschwichtigend: "Aber warum denn? Meinst du nicht auch, dass wir für das Kleine sorgen können?" Die knapp Neunzehnjährige schüttelte den Kopf und erwiderte aufgebracht: "Wovon denn und wann? Oma hat mir nicht viel hinterlassen und Eltern habe ich nicht mehr. Ich habe niemanden, dem ich das Baby andrehen kann. Und meinen Studienplatz will ich nicht aufgeben." "Musst du denn unbedingt studieren?" "Du studierst doch auch", versetzte sie und bedachte ihn mit einem wütenden Blick.
- Sophienlust - Die nächste Generation 9 – Familienroman: Neues Glück mit Hindernissen
Celine Winter ist Apothekerin und versucht gleichzeitig eine gute Mama für ihre kleine Tochter Lena zu sein. Kein einfacher Job – zumal ihre Mitarbeiterin gerade in Urlaub ist! Auf dem Nachhauseweg von einem Kunden passiert es dann: Celine hat einen Autounfall. Als sie im Krankenhaus wieder zu sich kommt, ist ihr erster Gedanke: Lena! Sie ist allein im Haus und wartet auf die Mutter! Wie lange schon? Und was ist inzwischen daheim passiert? Celine Winter sah ihrer sechsjährigen Tochter Lena über die Schulter. "Sehr schön hast du das gemacht, Lenchen", sagte sie und streichelte dem Kind über das seidige braune Haar, das sich in dichten Löckchen bis auf die Schultern kringelte. "Ja?" Freudig sah die Kleine zu ihrer Mutter auf. "Meinst du, ich bekomme von Frau Steininger einen Strahlefuchs dafür?", fragte sie hoffnungsvoll. "Bestimmt", sagte Celine lächelnd. Lenas Klassenlehrerin, Stefanie Steininger, setzte bei fehlerfreien und sorgfältig erledigten Hausaufgaben stets einen Stempel unter die Arbeiten, der das strahlende Gesicht eines kleinen Fuchses zeigte. Die Kinder waren immer sehr stolz auf diese Auszeichnung. Hatte ein Kind innerhalb eines halben Schuljahres zehn Strahlefüchse gesammelt, gab es eine kleine Belohnung von der Klassenlehrerin in Form von ein paar Buntstiften oder einem Pixie-Buch. Lenas Rechenaufgaben waren korrekt gelöst, die Zahlen waren sauber und ordentlich geschrieben. Die Kleine konnte mit Recht hoffen, die ersehnte Belohnung zu bekommen. "Ich bin fertig mit Hausaufgaben", verkündete Lena und schlug ihr Heft zu. "Können wir was spielen Mama? Und Hunger habe ich auch." In dem Moment bimmelte die Ladenglocke der Apotheke und meldete Kundschaft an. "Ein paar Minuten musst du dich noch gedulden Lenchen"
- Sophienlust - Die nächste Generation 10 – Familienroman: Netter Vati gesucht
Carla Möllbergs Welt ist nicht mehr heil. Ihr Lebensgefährte Ben hat sich charakterlich sehr verändert, ist jähzornig und trunksüchtig geworden. Carla sorgt sich um ihre beiden Töchter, die Zwillinge Alena und Kathrin, die sie aus der Beziehung mit einem Studenten hat. Und tatsächlich reißen die beiden Mädchen aus, als Ben ihrem kleinen Hund zu nahe tritt. Durch Zufall landen die Kinder in Sophienlust. Verzweifelt überlegt Carla, die auch noch ihren Arbeitsplatz verloren hat, wie sie einen Ausweg aus der scheinbar verfahrenen Situation finden soll … Fast eine halbe Stunde lang hatten die Zwillinge Alena und Kathrin auf einer Wiese am Waldrand mit ihrem Hund Alfredo gespielt. Der etwa drei Jahre alte braune kleine Mischlingshund mit dem gepflegten, aber trotzdem zotteligen Fell, lag nun im Gras und hechelte. Der rote Gummiball, dem er immer wieder nachgelaufen war, um ihn zu apportieren, lag zwischen seinen ausgestreckten Vorderbeinen. Kathrin bückte sich, griff nach dem Ball und steckte ihn in ihre Hosentasche. Dass diese Tasche nun einen deutlich ausgebeulten Eindruck machte, störte die Neunjährige nicht. "Ich glaube, du bist jetzt richtig müde", stellte sie fest und strich dem Hund liebevoll über den Kopf. "Du kannst dich noch ein paar Minuten ausruhen. Dann gehen wir nach Hause." "Nach Hause", bemerkte Alena und stieß dabei einen verächtlichen Laut aus. "Das klingt so gut, aber in Wirklichkeit ist es schon lange kein richtiges Zuhause mehr. Wenn wir mit Mami allein sind, ist ja alles in bester Ordnung. Dann ist es schön für uns alle. Aber Onkel Ben macht ja ständig alles kaputt, weil er dauernd so viel Alkohol trinkt und dann nur streiten will." "Stimmt", bestätigte Kathrin. "Wenn er da ist, ist es bei uns gar nicht schön. Leider ist er ja fast immer zu Hause, seit er seine Arbeitsstelle verloren hat." "Das ist seine eigene Schuld"
- Sophienlust - Die nächste Generation 11 – Familienroman: Feenkind Sissi
Magda, die getreue Köchin, glaubt nicht recht zu sehen, als frühmorgens wie eine Erscheinung ein kleines Mädchen im Park herumläuft und wieder verschwindet. Doch auch die kleine Heidi hat es beobachtet. Als später wundervolle Klavierklänge durch die Räume von Sophienlust tönen, sind sich alle sicher: Hier geschieht etwas Besonderes! Doch wer ist die Kleine, die nicht sprechen kann, und wo kommt sie her? Im ganzen Haus war es noch still, nur vom nahe gelegenen Kirchturm hörte man die Glocke sieben Uhr schlagen, als Magda in die große Küche trat. Die tüchtige Köchin von Sophienlust war seit jeher eine Frühaufsteherin, und auch heute genoss sie die frühmorgendliche Ruhe im Haus. Sie ging zu den beiden großen Fenstern, von denen man in den weitläufigen Park schauen konnte, und öffnete sie weit. Sofort strömte frisch duftende Morgenluft in die Küche. Magda schloss die Augen und nahm einen tiefen Atemzug. Dann schaute sie hinaus in den schönen, gepflegten Park und ließ ihren Blick langsam darüberschweifen. Auf der großen grünen Rasenfläche lag noch der feuchte Morgentau und hinterließ einen funkelnden, silbrig glänzenden Schleier. In den Wipfeln der großen alten Bäume bewegten sich die Blätter sanft im leichten Wind. Die aufgehende Sonne strahlte ins Zimmer und Magda fühlte die Wärme auf ihren Armen. Einige Momente blieb sie noch am Fenster stehen und freute sich über ihr großes Glück, in Sophienlust zu sein. Es war ein wunderbarer Ort, mit wunderbaren Menschen, und sie war schon lange ein Teil davon. Dafür war sie sehr dankbar und gab ihre ganze Liebe und Freude an alle Bewohner des Hauses weiter. "Jetzt aber genug geträumt", ermahnte sie sich selbst und streckte energisch die Arme aus. Dann begann Sie tief ein- und auszuatmen. Fast gleichzeitig ging sie, ein wenig steif in den Knochen, in die Knie und richtete sich anschließend langsam wieder auf. Magda hatte in der letzten Zeit bemerkt, dass ihre Beweglichkeit ein wenig eingeschränkt war und ihr Rücken manchmal schmerzte. Ihr Arzt hatte aber keine Krankheit feststellen können und ihr geraten, täglich Gymnastik zu machen. Lachend hatte er ihr gesagt, dass das Alter und ihr gutes Essen wohl der Hauptgrund für ihre Beschwerden wären. Die Köchin hatte sich die Worte ihres Arztes zu Herzen genommen und angefangen, täglich Bewegungsübungen zu machen.
- Sophienlust - Die nächste Generation 12 – Familienroman: Ines gibt nicht auf
Auf der teppichbespannten Treppe, die vom ersten Stock in die Halle führte, begegnete Frau Rennert, die Heimleiterin von Sophienlust, Schwester Regine. Sie verhielt ihren Schritt. "Eine wohltuende Stille", meinte sie lächelnd. "Ist es Ihnen wirklich gelungen, die kleine Rasselbande ins Bett zu stecken?" Schwester Regine, Kinder- und Krankenschwester in Sophienlust, nickte. "Ich habe gerade nachgesehen, selbst Heidi schläft. Wir waren heute vormittag beim Forsthaus. Kein Wunder also, daß die Kleinen müde sind." In der Halle ging eine Tür. Ein dreizehnjähriges Mädchen, mit einer Stupsnase und unzähligen Sommersprossen, kam aus einem der Zimmer. "Da bist du ja, Schwester Regine. Das mußt du unbedingt lesen." Das Mädchen schwenkte die Tageszeitung. Schwester Regine schüttelte unwillig den Kopf. "Ich dachte, ihr Großen macht eure Hausaufgaben." "Tun wir auch. Ich muß nur noch Englisch machen. Hier, das ist wichtig." "Laß sehen."
- Sophienlust - Die nächste Generation 13 – Familienroman: Wir sind für dich da, Annalena!
"Papierservietten, Mineralwasser, Milch, Schokolade…" Nick von Wellentin-Schoenecker überlas den Einkaufszettel, den seine Mutter Denise für ihn geschrieben hatte, und warf dabei immer wieder einen prüfenden Blick in seinen Einkaufswagen. Alles war da – fehlte nur noch das Hundefutter. Geschickt manövrierte Nick seinen gut gefüllten Einkaufswagen weiter durchs Gedränge und bog kurz vor dem Kassenbereich zu den Regalen mit Tiernahrung ab. Erleichtert stellte er fest, dass der Andrang in dieser Abteilung weniger stark war. Zwar waren etliche Katzenbesitzer gerade emsig damit beschäftigt, die besten Happen für ihre Lieblinge auszusuchen, aber vor dem Regal mit dem Hundefutter war es ausgesprochen ruhig. Außer Nick stand dort nur ein schmales, zierliches Mädchen, dessen lange blonde Haare zu einem dicken Zopf geflochten waren. Es musterte eingehend die Dosen mit Nassfutter und wählte schließlich Geflügel, Rind und Wild, drei große Dosen von jeder Sorte. Während die Kleine die Dosen vor sich auf den Boden stellte, sah sie sich immer wieder scheu um. Zu ihrer Erleichterung schien sich aber niemand um sie zu kümmern. Schließlich schickte sie noch einen letzten prüfenden Blick in die Runde, dann ließ sie ihren viel zu großen Rucksack von den Schultern gleiten und verstaute in Windeseile die Futterdosen darin. Umständlich nahm sie den Rucksack wieder auf. Er war so schwer, dass sie unter seinem Gewicht beinahe in die Knie ging. Endlich hatte sie es geschafft und wischte sich aufatmend die schwitzenden Hände an ihrer Jeans ab. Erst jetzt fiel Nick auf, dass das Mädchen keinen Einkaufswagen bei sich hatte. Und dann diese beinahe ängstlichen Blicke! Nick wagte kaum, seinen Gedanken zu Ende zu führen: War die Kleine, die vielleicht acht oder neun Jahre alt sein mochte, gezielt mit dem Rucksack in den Supermarkt gekommen, um zu stehlen? Sosehr Nick sich auch bemühte, ihm wollte keine andere Erklärung für das Verhalten des Mädchens einfallen. Während er noch hin und her überlegte, griff die Kleine hastig nach ein paar Tüten mit weichen Hundeleckerbissen. So schnell sie konnte, stopfte sie sie in die reichlich ausgebeulten Taschen ihrer Jeansjacke.
- Sophienlust - Die nächste Generation 14 – Familienroman: Wie das Schicksal es fügt
Emma Clemens saß vor ihrem Computer und tippte konzentriert die letzten Sätze des neuen Liebesromans in ihr Manuskript, als es an der Haustür klingelte. Sie war so vertieft in ihren Text gewesen, dass sie erschrocken zusammenzuckte und beinahe gegen das Wasserglas gestoßen wäre, das neben der Tastatur stand. Ihr Blick ging zu der antiken Tischuhr, links vom Bildschirm. Gleich elf Uhr. Es konnte eigentlich nur die Post sein. Sie schob ihren Stuhl zurück, durchquerte das ehemalige Esszimmer in ihrem Elternhaus, das ihr seit Jahren als Büro diente und das direkt an das Wohnzimmer anschloss, und ging durch den Flur zur Haustür. Tatsächlich stand der Postbote draußen und lächelte ihr zu. In der Hand hielt er einen Packen Briefe und ein großes dickes Kuvert. "Guten Morgen, Frau Clemens", grüßte er sie. "Hoffentlich habe ich Sie nicht beim Schreiben einer spannenden Szene gestört? Aber heute habe ich so viel für Sie dabei, das passt nicht alles in den Kasten." Emma lächelte und nahm dem Mann die Post ab, die er ihr zureichte. "Vielen Dank", sagte sie freundlich, ohne seine Frage zu beantworten. In der Tat hatte er sie gestört, doch er ging ja nur seiner Arbeit nach. "Gibt es denn bald wieder ein neues Buch von Ihnen?", erkundigte sich der Postbote, der offenbar Zeit für ein Schwätzchen hatte. "Im kommenden Frühjahr erscheint wieder ein Roman", ließ Emma ihn wissen.
- Sophienlust - Die nächste Generation 15 – Familienroman: Kleiner Kim, großes Herz
Zufrieden verließ Nancy Hagen das kleine, aber erlesene Modegeschäft, das im Ortszentrum direkt am Marktplatz lag. In einer Hand trug sie die aus Leinen gewebte Tragetasche, in der sich die erstandene Kleidung befand, mit der anderen Hand zerrte sie ihren sechs Jahre alten Neffen Benjamin hinter sich her zum Auto und forderte ihn auf, einzusteigen. Der Junge gehorchte, seinem Gesicht war allerdings deutlich anzusehen, dass dies widerwillig geschah. "Muss ich diese Sachen wirklich an meinem ersten Schultag anziehen?", erkundigte Benjamin sich, nachdem auch seine Tante eingestiegen war und hinter dem Lenkrad Platz genommen hatte. "Sie gefallen mir überhaupt nicht, und die schwarze Hose kratzt ganz doll auf der Haut." "Ach was, das kommt dir jetzt nur so vor", meinte Nancy abwinkend. "Wenn du sie erst einmal eine halbe Stunde getragen hast, kratzt da nichts mehr. Diese Hose ist aus wertvollem englischen Tuch gefertigt. Das ist einer der teuersten Stoffe, die man sich vorstellen kann. Die anderen Kinder, die zusammen mit dir in die Schule kommen, werden dich um dieses schöne Stück beneiden. Auch das hellblaue Hemd steht dir ausgezeichnet und ist von bester Qualität. Damit fällst du sofort auf, und alle merken, dass du aus einem guten Haus stammst, in dem man sich etwas leisten kann." "Ich will aber gar nicht beneidet werden", erklärte Benjamin. "Und ich will auch nicht angeben. Kann ich nicht einfach ganz normale Sachen anziehen, so wie die meisten anderen Kinder auch? Es reicht doch, wenn alles sauber und ganz ist." Nancy schüttelte den Kopf.
- Sophienlust - Die nächste Generation 16 – Familienroman: Eine Katze zum Glück
Die junge Marisa Winkler hat ihren Alltag gründlich satt: In ihrer Wohnung hat sich ihre jüngere verwöhnte Schwester eingenistet, die sie nur ausnutzt; ihr Beruf gefällt ihr nicht mehr – und als sie auch noch ihren Verlobten Bernd in flagranti mit einer Blondine erwischt, steht für sie fest: Es muss sich etwas ändern! Fürs Erste entschließt sich Marisa, in Wildmoos, im geerbten Häuschen ihrer Großtante, Urlaub zu machen. Hier gibt es inzwischen einen vierbeinigen Untermieter …
- Sophienlust - Die nächste Generation 17 – Familienroman: Das gestohlene Kind
Für den Arzt Florian Michaelis ist nach dem Tod seiner geliebten Frau die Welt zusammengebrochen. Den kleinen Sohn Hannes haben die Schwiegereltern zu sich genommen, um ihn zu entlasten. Doch nach einer Weile merkt Florian, dass sie ihm Hannes offensichtlich völlig entziehen wollen. Der verzweifelte Vater begeht eine Kurzschlusshandlung mit weitreichenden Folgen … "Du schaffst das, Anja. Ich vertraue dir. Bis jetzt hast du alles geschafft, was du dir vorgenommen hast." Anja Bergmann versuchte, sich selbst Mut zu machen, indem sie immer wieder das gleiche vor sich hin murmelte wie ein Mantra. Sie stieg aus ihrem kleinen Auto und marschierte zielstrebig auf das hohe schmiedeeiserne Tor von Sophienlust zu, das an diesem Tag geschlossen war. Die Gegend hier war wunderschön. Immer wieder blieb Anja stehen und schaute sich um. Ein paar Monate durfte sie hierbleiben, und sie freute sich sehr auf die Zeit. Obwohl – der Abschied von zu Hause war ihr ziemlich schwer gefallen, denn sie musste die Eltern und auch ihren Freund Jens zurücklassen. Doch der hatte ihr versprochen, dass Zeit und Entfernung sie nicht trennen würden. Einen Augenblick lang zögerte sie noch, dachte daran, dass sie in diesem Moment noch die freie Entscheidung hätte, das Praktikum anzutreten oder wieder nach Hause zu fahren. Doch dann drückte sie die Klinke nach unten, mit dem freudigen Kribbeln der Überzeugung, genau das Richtige zu tun. Das schwere Tor quietschte leise in den Angeln, als sie es nach innen aufschob. Eine ganz neue Welt tat sich vor ihr auf. Nicht nur, dass der Park sehr groß war und noch dazu wunderschön angelegt, es blühte alles, und man konnte sehen, dass es hier Gärtner gab, die diese Anlage mit ganz viel Liebe pflegten. Suchend schaute sie sich um. Der weitläufige Park war wie ausgestorben, und sie konnte niemanden entdecken, den sie nach dem Weg fragen konnte. So blieb ihr nichts anderes übrig, als einfach die Auffahrt hinauf- und auf die breite Freitreppe zuzugehen. Vielleicht würde sie ja im Inneren des Hauses eine Rezeption finden oder eine Informationstheke, an der man sich anmelden konnte, überlegte sie. Plötzlich fiel ihr Blick auf einen jungen Mann, der gerade die wunderschönen Rosenblüten betrachtete.
- Sophienlust - Die nächste Generation 18 – Familienroman: Klein Julian - der Glücksbringer
Ein "harter Brocken" kommt nach Sophienlust: Die neun Jahre alte Anna Winkhausen ist durch die gefühlskalte Erziehung ihrer Mutter zu einer rücksichtslosen, hochnäsigen kleinen Egoistin geworden. Noah, ihr verzweifelter Vater, hofft auf den guten Einfluss von Sophienlust und seiner Kinder. Doch Anna lässt auch hier niemanden an sich heran. Bis sie eines Tages eine Entdeckung macht, die ihr Herz doch noch zum Schmelzen bringt … Freundlich verabschiedete sich Noah Winkhausen von seinem letzten Patienten und schloss die Tür hinter ihm. Kaum war das geschehen, tauchte die neunjährige Anna im Flur auf, welcher die Praxis des Physiotherapeuten mit dem Wohnhaus verband, in dem Noah seit einem Jahr mit seiner Tochter lebte. "Endlich sind all die kranken Leute weg", bemerkte das Mädchen. "Ich finde es gar nicht gut, dass die dauernd zu uns ins Haus kommen. Man weiß doch nie, ob die noch andere Krankheiten haben, die ansteckend sind." "Du weißt doch genau, dass meine Patienten zu mir kommen, weil sie sich schlecht bewegen können oder Gelenkschmerzen haben", erwiderte Noah. "Schlimme ansteckende Krankheiten haben sie eigentlich nie. Im Gegensatz zu dir bin ich froh, dass diese Leute zu mir kommen. Wenn ich keine Patienten hätte, würde ich nämlich kein Geld verdienen." Annas Gesicht nahm einen überheblich wirkenden Ausdruck an. "Mutti hat früher sehr viel Geld verdient, obwohl nie fremde Leute in unsere Wohnung gekommen sind. Mutti hatte es nie nötig, sich bei uns zu Hause mit wildfremden Menschen abgeben zu müssen." Noah verdrehte gequält die Augen. "Ich gebe mich nicht mit diesen Menschen ab, sondern bin froh, dass sie in meine Praxis kommen. Erstens helfe ich ihnen gern. Und zweitens verdiene ich durch diese, wie du sie abfällig nennst, ›wildfremden Menschen‹ meinen Lebensunterhalt und kann dir so manchen kostspieligen Wunsch erfüllen." In Noahs Tonfall war eine gewisse Schärfe erkennbar. Er liebte seine Tochter über alles.
- Sophienlust - Die nächste Generation 19 – Familienroman: Scheidungskind Sascha
Völlig verschüchtert kommt der kleine Sascha nach Sophienlust. Die Ehe der Eltern ist zerbrochen. Für die Mutter, eine ehrgeizige Opernsängerin, ist das Kind einfach nur lästig, aber auch Vater Erik ist letztlich nicht bereit, Opfer zu bringen und sein Leben auf seinen Sohn einzustellen. Es ist Marthe Schmidt, die Nichte der Heimleiterin Else Rennert, die den Kleinen unter ihre Fittiche nimmt. Schon bald ist Sascha überzeugt: Tante Marty wäre eine prima neue Mutter für ihn! Allerdings will Vater Erik von der streitbaren jungen Frau, die ihm deutlich die Meinung sagt, überhaupt nichts wissen … "Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen", sang die Mama nun schon beinahe zwei Stunden lang mit sehr hoher Stimme und immer und immer wieder. Manchmal sang sie auch von einem lieben Sohn, der nicht zittern sollte. Ob sie ihn damit meinte? Aber er zitterte doch gar nicht. Und ihr lieber Sohn war er auch nicht. Na ja, ihr Kind war er schon, aber lieb hatte sie ihn wohl nicht. Meistens sagte sie nur: "Sascha, hau ab! oder: "Junge, du nervst mich." Sie wollte immer nur singen. Einmal hatte sie ihm von einem Prinzchen vorgesungen, das einschlafen sollte. Das hatte ihm gefallen, denn es war ein leises und sehr schönes Lied gewesen. Heute sang die Mama jedoch laut und kraftvoll, sodass man es in allen Räumen der Wohnung und wahrscheinlich auch vor dem Haus und auf der Straße hören konnte. Alexander Janzen, von allen stets ›Sascha‹ genannt, spielte wie so oft in seinem schön eingerichteten Zimmer mit seiner Autorennbahn, hielt sich inzwischen aber schon die Ohren zu. Sagen durfte er allerdings nichts, sich beschweren schon gar nicht. Die Mutter wurde dann richtig unfreundlich und machte ihm überdies noch nachdrücklich klar, dass man sie unter keinen Umständen bei den Gesangsproben stören durfte. Sie musste ja die neue Partie einstudieren. Damit verdiente sie schließlich Geld, viel Geld. Gina Janzen war eine gefeierte Operndiva, die bereits an der Mailänder Scala und anderen großen Opernhäusern gesungen hatte, was sie oft genug betonte. Der Papa machte dann immer ein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen.
- Sophienlust - Die nächste Generation 20 – Familienroman: Kleiner Hund - großes Glück
Weil ihre Eltern einen Forschungsauftrag im fernen Peru angenommen haben, kommt die fröhliche Clara nach Sophienlust. Ganz besonders freundet sie sich mit Angelika Langenbach an, deren kleine Schwester Vicky auf Klassenreise ist. Bei einem Spaziergang finden die beiden Mädchen einen niedlichen weißen Hund. Doch er ist verletzt … "Das Frühstück ist fertig und ein weich gekochtes Ei wartet auf dich. Ich glaube, es ist perfekt. Also, das Ei! Kommst du jetzt, Schätzchen?", rief Julia Bauer laut durch den Flur im Erdgeschoss. "Sonst wird es kalt, und dann schmeckt es nicht mehr!" Da sie keine Antwort bekam, trat sie aus der Küche in den Flur und ging zur breiten Holztreppe, die in den ersten Stock führte. Erneut rief sie nach ihrer Tochter: "Clara? Hast du gehört, was ich gesagt habe?" "Jaaa, Mamsi. Bin schon auf dem Weg zu dem leckeren Eichen", antwortete Clara, die nun oben an der Treppe auftauchte. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, sprang sie hinunter und stand auf einmal ganz dicht vor ihrer Mutter. Die erschrak ein wenig und zuckte mit dem Oberkörper zurück. "Hoppla, das ging ja jetzt doch überraschend schnell", sagte sie, schüttelte den Kopf mit den blonden Locken und kniff ihre blauen Augen zusammen. Clara beugte sich vor und umarmte ihre Mutter. Die beiden waren fast gleich groß, dazu noch die gleichen wilden Locken auf dem Kopf. Nur dass Clara braune Haare und braune Augen hatte, ihre Mutter blonde Haare und blaue Augen. Auch charakterlich waren sie sich sehr ähnlich: Beide waren sie geborene Optimisten und schauten immer positiv in die Zukunft.
- Sophienlust - Die nächste Generation 21 – Familienroman: Entführung in Sophienlust!
Für Lotte Landberg und ihre zehnjährige Tochter Ronja ist die Welt in Ordnung – bis eines Tages Bodo, ihr Exmann, auf der Schwelle steht und das Sorgerecht für seine Tochter fordert. Empört weist Lotte ihn zurück. Doch sie weiß auch um die Gefahr, die von Bodo ausgeht. Er schreckt selbst vor Gewalt nicht zurück, um seine Ziele durchzusetzen. Die Mutter beschließt, Ronja nach Sophienlust zu bringen – in Sicherheit, wie sie glaubt … Elise, die braune Mischlingshündin, hatte die letzte Stunde damit verbracht, im Schatten des kleinen Fliederstrauchs auf der Wiese zu liegen und die laue Luft zu genießen. Jetzt stand sie auf, streckte sich, gähnte dabei herzhaft und trabte schließlich über die Terrassentür in die Wohnung. Drinnen war Lotte Landberg gerade damit beschäftigt, die frisch gebügelte Wäsche zu sortieren, und schaute der mittelgroßen Hündin mit dem flauschigen Fell entgegen. Elise strebte zur Eingangstür der Erdgeschosswohnung und ließ sich dort auf den Fliesen nieder. Lotte schüttelte verständnislos den Kopf. "So langsam wirst du mir unheimlich, Elise. Dass du genau weißt, wann Ronja aus der Schule kommt und fünf Minuten vor ihrer Ankunft zur Tür gehst, hat Frau Hansen mir ja schon erzählt. Aber dass dir klar ist, dass Ronja in ein paar Minuten von der Geburtstagsfeier ihrer Freundin heimkehren wird, ist doch eigentlich unmöglich." Obwohl sie es als unmöglich bezeichnet hatte, war Lotte Landberg sicher, dass ihre Tochter innerhalb der nächsten Minuten nach Hause kommen würde. Elise hatte ein unerklärliches Gespür dafür, wann Ronja aus der Schule kam. Egal, wo die Hündin sich gerade aufhielt, einige Minuten vor Ronjas Ankunft ging sie zur Eingangstür, legte sich dort hin und wartete auf das Mädchen. Das hatte ihr Frau Hansen berichtet, die rüstige Rentnerin, die unter der Woche auf Elise aufpasste, wenn Ronja in der Schule und sie, Lotte, bei der Arbeit war. Nun war die Schule ja meistens um dieselbe Zeit zu Ende, und man hätte annehmen können, dass Elise einer Art inneren Uhr folgte. Aber wann Ronja von der Geburtstagsfeier heimkehren würde, konnte die Hündin nicht wissen, und trotzdem ahnte sie es genau. Und tatsächlich: Nur wenige Minuten nachdem Elise ihren Platz an der Eingangstür bezogen hatte, wurde die Tür von außen aufgeschlossen. Die zehnjährige Ronja trat in die Diele und umarmte Elise, von der sie stürmisch begrüßt wurde. "Ich habe dir etwas mitgebracht", sagte Ronja, griff in ihre Jackentasche und zog eine Serviette hervor, in die sie ein Cocktailwürstchen eingewickelt hatte. Elise nahm den Leckerbissen freudig entgegen und folgte anschließend dem Mädchen, das zu seiner Mutter eilte. "Das war eine ganz tolle Geburtstagsfeier"
- Sophienlust - Die nächste Generation 22 – Familienroman: Emily und das Familiengeheimnis
"Nick, willst du in diesem Jahr mit unseren Kindern auch wieder ein kleines Theaterstück an einem der Adventssonntage aufführen, zu dem wir Gäste einladen können?", erkundigte sich Denise von Schoenecker bei ihrem Sohn. "Natürlich, Mama!" "Wenn ich mir dein Gesicht mit dem verschmitzten Lächeln ansehe, dann hast du sicher schon ein Stück ausgesucht und steckst bereits in den Vorbereitungen." Nick lachte. "Wie gut du mich doch kennst", erwiderte er, stützte seine Ellbogen auf die Schreibtischplatte und sah die Frau, die ihm gegenübersaß, liebevoll an. Dann schob er das Manuskript, das ihm als Grundlage für seine Inszenierung dienen sollte, ein wenig zur Seite, damit sie den Titel nicht lesen konnte. "Du machst mich neugierig, Nick. Welches von den klassischen Märchen hast du denn ausgewählt?" "Keines, eher ein modernes. Bestehst du darauf, dass ich es dir erzähle, oder möchtest du dich in diesem Jahr vielleicht einmal von mir überraschen lassen?" Nick beobachtete seine Mutter aus den Augenwinkeln. Sie war bis heute immer noch seine wichtigste Stütze, ohne sie hätte er sein Erbe, das Kinderheim Sophienlust, gar nicht annehmen können. Jetzt seufzte sie, als stünde sie vor einer wichtigen Entscheidung, zu der sie sich nur schwer durchringen konnte. "Letzteres!", erwiderte sie endlich zögernd. "Okay, Mama." "Gut, dann wäre das ja geklärt." Denise stand auf, küsste ihren Sohn auf die Wange und sagte im Hinausgehen: "Du kannst bestimmt heute Nachmittag auf meine Anwesenheit verzichten.
- Sophienlust - Die nächste Generation 23 – Familienroman: Herzklopfen in Sophienlust
Rico Toccaceli warf lustlos Pullover, T-Shirts, Hosen und Socken in den Koffer, der aufgeklappt auf seinem Bett lag. In zwei Stunden musste er fertig sein. Dann wollten seine Eltern ihn und seine kleine Schwester Rebecca in das Kinderheim Sophienlust in der Ortschaft Wildmoos bringen. Er sah kaum, nach welchen Kleidungsstücken er griff. Der Tag war trüb und der Himmel grau, wie seine Stimmung. Rico warf zwei Jeans in Richtung Bett, die eine landete im Koffer, die andere auf dem Boden. So. Das musste reichen. Er und Rebecca sollten schließlich nur einige Wochen in Sophienlust bleiben und nicht den Rest ihres Lebens. Ehe er die Tür seines Kleiderschrankes wieder schloss, blieb sein Blick an einem Foto hängen, das an der Innenseite klebte. Es zeigte ihn zusammen mit Viola, seiner Ex-Freundin. Das blonde Mädchen, das ihm bis knapp zu den Schultern ging, schmiegte sich in seine Arme und lächelte selbstbewusst in die Kamera. Rico spürte einen Stich von der Kehle bis in den Magen. Vor drei Wochen hatte Viola sich von ihm getrennt. Seitdem war sie mit Cornelius zusammen. Cornelius war schon 23 Jahre und besaß einen roten Porsche in Cabrio-Version. Außerdem finanzierten ihm seine Eltern eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit Dachterrasse im Zentrum von Hainbühl und dennoch mit Blick ins Grüne, und knapp bei Kasse war der Sohn des Bankmanagers Schrambach nie. Rico wusste, dass Cornelius seinen Freundinnen gegenüber immer sehr großzügig war. Das gefiel Viola, davon war er überzeugt. Er dagegen bekam ein kleines Taschengeld von seinen Eltern, und wenn er Gelegenheit hatte, verdiente er sich ein paar Euro mit Nachhilfe-Unterricht.
- Sophienlust - Die nächste Generation 24 – Familienroman: Manchmal werden Träume wahr...
Schon wieder kommt eine junge Praktikantin nach Sophienlust: Bella Feldmann will hier erste Erfahrungen für ihren zukünftigen Beruf sammeln. Besonders viel Freude hat die junge Frau bald an David und Ellen Geissler. Die Geschwister werden immer dann in Sophienlust einquartiert, wenn ihr alleinerziehender Vater Hans, der Schauspieler ist, zu auswärtigen Dreharbeiten muss. Als sie ihn kennenlernt, gesteht sich Bella ein, dass ihr Hans Geissler sehr gut gefällt. Aber er scheint trotz der Trennung noch immer mit seiner reichen Frau Liane verbandelt zu sein … Verblüfft stoppte Bella Feldmann ihren rosaroten Cooper Mini vor dem weit geöffneten schmiedeeisernen Einfahrtstor von Sophienlust und betrachtete das Transparent mit den krakeligen bunten Buchstaben, von denen einige fantasievoll als Tierfiguren oder Blumen ausgestaltet waren: ›Herzlich willkommen! ‹, lautete die Aufschrift. Bestimmt hatten die Kinder von Sophienlust dieses kleine Kunstwerk geschaffen! Bellas Herz schlug höher. Ob… ob der Willkommensgruß ihr galt? Unsinn, wies Bella sich zurecht. Wieso sollten die Kinder ausgerechnet ihr eine so freudige Überraschung bereiten? Sie kam schließlich nur als Praktikantin nach Sophienlust. Und auch das nur für ein paar Monate. Trotzdem holte Bella ihr Handy aus der Jackentasche, um ein Erinnerungsfoto zu schießen. Sie konnte einfach nicht anders. Gerade war sie im Begriff, den Auslöser zu drücken, als wie aus dem Nichts eine johlende, lärmende Kinderschar auf sie zugelaufen kam. Die meisten der Kinder hielten einen Luftballon in der Hand. Als sie ganz nahe waren, ließen sie wie auf ein stummes Kommando fast gleichzeitig ihre Luftballons los, sodass diese in einer bunten, in allen Regenbogenfarben leuchtenden Traube in den Himmel stiegen. Völlig überwältigt starrte Bella den Luftballons nach. Im nächsten Moment war sie von der Kinderschar umringt. "Willkommen bei uns! Du bist bestimmt die Pra-Praktiantin", ergriff ein vorwitziger kleiner Junge das schwierige Wort. Bella musste lachen.
- Sophienlust - Die nächste Generation 25 – Familienroman: Willkommen in Sophienlust
Bisher hat der zehnjährige Simon van Beek ein behütetes Leben bei seiner Großmutter geführt. Als die alte Dame schwer krank in die Klinik kommt, bricht eine Welt für den verwaisten Jungen zusammen. Zwar plant die Jugendfürsorge, Simon in Sophienlust unterzubringen, doch der Junge hat schreckliche Vorstellungen von einem Kinderheim. Dass er seinen Papagei Hugo mitnehmen kann, ist immerhin ein erster Trost für ihn. Wird es den Menschen in Sophienlust gelingen, Simons Vertrauen zu erringen? Vorsichtig legte Simon die beiden Bügel des Nussknackers um die Paranuss und drückte mit seinen Fingern behutsam zu. Die Nuss sollte nicht geöffnet werden, sondern nur einen kleinen Riss bekommen. Wie oft der zehn Jahre alte Junge das schon gemacht hatte, konnte er nicht sagen. Meistens war es ihm gelungen, genau den gewünschten kleinen Riss zu erzeugen. Manchmal war die Nuss aber auch in mehrere Teile zersprungen, worüber er dann immer recht enttäuscht war. Aber heute hatte es wieder funktioniert. Deshalb nahm der Junge die Nuss und trug sie zu dem Kletterbaum, auf dem der Papagei Hugo saß. Die Blaustirnamazone gehörte Simons Oma, war jetzt ungefähr sechs Jahre alt und hatte sich vom ersten Tag an als regelrechtes Sprachtalent gezeigt. Hugo plapperte alles nach, was er einmal gehört hatte, und konnte inzwischen auch so manche Redewendung den jeweils geeigneten Situationen zuordnen. "Danke! Leckeres Nüsschen. Lecker, lecker für Hugo", sagte der Vogel klar und deutlich, bevor er Simon die Nuss vorsichtig mit seinem Hakenschnabel aus der Hand nahm. Der winzige Riss in der Schale reichte dem Papagei, um dort anzusetzen und die Schale innerhalb weniger Sekunden vollständig aufzubrechen. "Irgendwann knacke ich dir die Schale nicht mehr an", erklärte Simon. "Du kommst ja ohne Probleme ganz allein mit den härtesten Nüssen zurecht. Dein Schnabel ist wirklich super." "Schnabel super. Hugo super.
- Sophienlust - Die nächste Generation 26 – Familienroman: Ein Zuhause für Nelly
Das Schicksal meint es nicht gut mit der jungen Nelly. Von ihrem Stiefvater als Haushälterin ausgenutzt, glaubt sie an die große Liebe zu ihrem Freund Daniel. Doch kaum erfährt der, dass Nelly ein Kind von ihm erwartet, trennt er sich eiskalt von ihr. Als auch noch der Stiefvater ausrastet, bleibt Nelly nur noch eins: die Flucht zu ihrer entfernt lebenden Großmutter. Doch auf dem Weg dorthin bricht sie zusammen … Die Frau mochte Anfang siebzig sein, war schlank, gut frisiert und elegant gekleidet. Aber sie war sichtlich nervös, ihre Hände zitterten, und manchmal war sie sogar den Tränen nahe. Denise von Schoenecker vermutete, dass sie krank war oder einfach nur überfordert. Ihre Enkelsöhne – zehnjährige Zwillinge mit Namen Bodo und Benno – schienen an der Verfassung der Oma einen erheblichen Anteil zu haben. Die beiden saßen zwar wie Unschuldslämmer auf der gepolsterten Bank, kicherten aber von Zeit zu Zeit und stießen sich gegenseitig bedeutungsvoll an. "Mein Sohn hat gesagt, dass er und seine Frau höchstens ein Vierteljahr wegbleiben werden", erklärte Charlotte Neumüller nun. "Das wäre ja noch zu ertragen, habe ich mir gedacht. Nun aber erklärt er mir, dass der Forschungsauftrag ein ganzes Jahr und vielleicht noch länger dauert und er und Lena unbedingt dabei sein müssen. Ein ganzes Jahr diese beiden Rangen, das halte ich nicht aus. Nie tun sie, was ich ihnen sage …" "Aber Oma, wir können doch nicht den ganzen Tag stillsitzen und mit Bauklötzen spielen", warf Bodo laut und entrüstet ein, und Benno fügte hinzu: "Ist doch echt langweilig, ey." Denise musterte die beiden einige Augenblicke und sagte dann ungewohnt resolut: "Ich habe mit eurer Großmutter zu reden. Da habt ihr euch nicht einzumischen. Seid also leise. Ist das klar, Jungs?" Der strenge Tonfall schüchterte die Zwillinge zwar nicht ein, sie grinsten nur, hielten aber doch den Mund. Sie sagten auch nichts, als die Großmama schluchzend hervorstieß: "Ich bin 71 Jahre alt und habe neben einigen anderen Beschwerden ein Augenleiden, das ständig behandelt werden muss. Ich kann die Jungen einfach nicht über einen so langen Zeitraum betreuen und bitte Sie daher, Bodo und Benno hier aufzunehmen, bis die Eltern wieder da sind."
- Sophienlust - Die nächste Generation 27 – Familienroman: Kleines Herz und große Sehnsucht
Vicky Langenbach, das Mädchen aus Sophienlust, sorgt sich um ihre Schulfreundin Eva Lohner, die schon seit Längerem bedrückt und traurig wirkt. Endlich kann Vicky aus ihr herausfragen, dass die Mutter krank ist und der Vater offenbar nichts von seiner Tochter wissen will. Warum das so ist, weiß Eva nicht. Für Vicky ist klar: Die Freundin muss nach Sophienlust kommen, damit sie wieder fröhlich werden kann! Melodisch läutete die Schulglocke die nächste Unterrichtsstunde ein. Der Pausenhof war voll Kinder jeglicher Jahrgangsstufen, die nun in das Gebäude zurückströmten. Vicky Langenbach allerdings, die im Kinderheim Sophienlust lebte und dort sehr glücklich war, marschierte zielstrebig auf die nicht sehr hohe Mauer zu, die den Pausenhof in zwei Hälften teilte. Mühelos schwang sie sich auf das Mäuerchen und ließ die Beine baumeln. Aus einer Stofftasche holte sie eine Dose mit dem Pausenbrot hervor. Unvorhergesehen würde nämlich die nächste Schulstunde ausfallen, weil Herr Krämer, der Fachlehrer für Kunstunterricht, plötzlich krank geworden war. Vicky mochte Herrn Krämer sehr gern, doch eine Freistunde war natürlich auch nicht zu verachten. "Eva, magst du dich zu mir setzen? Du kriegst auch die Hälfte von meinem Pausenbrot!" Vicky hob die rechte Hand und winkte ihrer Freundin zu. "Hier bin ich!" Sie klatschte mit der Handfläche auf den freien Platz neben sich und strahlte Eva an. Eva Lohner, ein hübsches blondes Mädchen von zwölf Jahren, blieb abrupt stehen. Sie, die sonst so fröhlich und aufgeschlossen war, schien über die Einladung gar nicht begeistert zu sein. Mit gesenktem Kopf marschierte sie auf die Mauer zu. "Ich mag nichts essen", brummelte sie, setzte sich jedoch neben Vicky. Die spürte sofort, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war mit der Schulfreundin. "Geht es dir nicht gut, Eva? Du siehst traurig aus.