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Als die Rosen blühten am Rosenhaus: Leni Behrendt Bestseller 3 – Liebesroman
Der Zufall hat es so gewollt: Leni Behrendt Bestseller 16 – Liebesroman
...und das Heimweh ging mit: Leni Behrendt Bestseller 1 – Liebesroman
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Leni Behrendt Bestseller

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About this series

Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können.

Vor sich hin brummend, stieg der Mann die langen Treppen des großen Mietshauses empor. Du lieber Himmel, wo bekamen die Menschen, die hier im vierten Stock wohnten, bloß die Puste her, um diese unbequemen, ausgetretenen Stiegen tagtäglich erklimmen zu können! Die mußten ja Lungen wie die Rennpferde und Herzen wie die Büffel haben. Endlich war das schwere Werk geschafft, und der Mann stand erst einmal still, um zu verschnaufen. Indes ließ er seine Augen, die blauleuchtend unter buschigen, weißen Brauen lagen, über die vier Türen schweifen, die diese Etage aufwies – zwei geradeaus, eine rechts, eine links. Namen waren daran vermerkt, fast ein Dutzend an der Zahl. Größtenteils waren es Visitenkarten, bescheiden mit Reißzwecken an das braune Holz geheftet. Und auf solch einer Karte stand auch der Name, den er suchte. »Na, denn man zu!« brummte er verdrießlich, drückte den Finger auf den Klingelknopf und zuckte zusammen bei dem durchdringenden Ton, der die Stille zerriß. Unbehaglich starrte er auf die braune Tür, die sich bald darauf öffnete. Vor ihm stand eine hagere, grobknochige Person mit einem verkniffenen Mund. Neugierig musterten ihn die Augen hinter scharfen Brillengläsern. »Sie wünschen?« fragte eine unangenehm krächzende Stimme kurzangebunden. Und ebenso erfolgte die Antwort: »Fräulein Berledes zu sprechen.« »In welcher Angelegenheit?« »Das geht Sie nichts an, verehrte Dame!« »Mein Herr, ich muß doch sehr bitten …!« »Und ich auch«
LanguageDeutsch
PublisherKelter Media
Release dateFeb 16, 2021
Als die Rosen blühten am Rosenhaus: Leni Behrendt Bestseller 3 – Liebesroman
Der Zufall hat es so gewollt: Leni Behrendt Bestseller 16 – Liebesroman
...und das Heimweh ging mit: Leni Behrendt Bestseller 1 – Liebesroman

Titles in the series (76)

  • ...und das Heimweh ging mit: Leni Behrendt Bestseller 1 – Liebesroman

    1

    ...und das Heimweh ging mit: Leni Behrendt Bestseller 1 – Liebesroman
    ...und das Heimweh ging mit: Leni Behrendt Bestseller 1 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Kaum hatte Melanie die Küche betreten, begehrte der Mann auch schon Einlaß. Er lebte mit seiner Frau von einer Rente, mit der sie gerade so schlecht und recht auskamen, doch er verdiente sich durch Gelegenheitsarbeiten etwas dazu. Er blieb aber nur da, wo es ihm gefiel, und hier gefiel es ihm nicht. Daß er überhaupt noch herkam, geschah um des Mädchens willen, das ihm leid tat. »Das ist vielleicht ein Wetter!« schimpfte er an der Küchentür, die zum Hof führte, den triefenden Regenmantel kräftig schüttelnd. »Am liebsten wäre ich zu Hause geblieben, aber dann hätten Sie armes Wurm auch noch die Heizung versorgen müssen.« Brummend verschwand er im Keller, und als er in die Küche zurückkehrte, stand auf dem Tisch sein Frühstück, ein Topf Kaffee, zwei dickbelegte Schnitten und ein Schnaps. Wohl stand ihm nach Vereinbarung ein Frühstück zu, wäre aber nicht so üppig ausgefallen, wenn die Hausfrau es ihm zugeteilt hätte. Das wußte der Mann, der die Verhältnisse hier kannte. »Na, Fräuleinchen, das ist wieder mal recht reichlich«, zwinkerte er Melanie zu. »Man gut, daß es die Geizig nicht sieht!« »Die Dame heißt Geisig«, verbesserte das Mädchen, und er lachte. »In unserer Ecke hier ist sie Geizig, weil sie geizig ist und ihr Sohn nicht weniger. Allerdings nicht in der eigenen Familie, da schlemmen sie.« Damit machte er sich über sein Frühstück her, während Melanie die Morgenschokolade kochte. Die Küche, sonst immer blank, war heute unaufgeräumt. Im Spülstein stapelten sich gebrauchte Töpfe und Geschirr, auf das Melanie verlegen zeigte.

  • Als die Rosen blühten am Rosenhaus: Leni Behrendt Bestseller 3 – Liebesroman

    3

    Als die Rosen blühten am Rosenhaus: Leni Behrendt Bestseller 3 – Liebesroman
    Als die Rosen blühten am Rosenhaus: Leni Behrendt Bestseller 3 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Es ist einem Witwer von fünfzig Jahren gewiß nicht zu verdenken, wenn er noch einmal heiraten will. Zumal dann nicht, wenn er über ein gutes Aussehen verfügt, gesund und vital ist und mit keinen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Das alles traf auf den Besitzer einer großen Spirituosenfabrik und Weinkellerei, Egon Grodes, zu. Und doch gab es einige Menschen, die dem Mann diese Heirat verübelten. In erster Linie war das seine Tochter Alix, was Grodes mit Groll erfüllte. »Zum Kuckuck, ich habe es doch wirklich nicht nötig, mir von so einem Gör Vorschriften machen zu lassen!« brauste der tiefgereizte Mann auf. »Entweder läßt du von deiner aufsässigen Haltung ab, oder ich werde dir beibringen, wie man sich seinem Vater gegenüber zu benehmen hat.« »Bitte«, kam die Antwort fast gelangweilt von den Lippen des jungen, rassigen Menschenkindes. »Da bin ich tatsächlich neugierig, wie du das anstellen wirst.« »Alix, noch so eine schnippische Antwort – und du hast die erste Ohrfeige von Vaterhand weg!« schrie der Mann jetzt hochrot vor Zorn. »Und wenn die eine nicht hilft, dann ohrfeige ich dich so lange, bis ich dich zur Raison gebracht habe, verstanden?« »Gewiß«, versetzte sie mit aufreizender Ruhe. »Verstanden habe ich schon, aber –« »Kein Aber!« schnitt er ihr herrisch das Wort ab. »Du wirst dich bei dem heutigen Besuch meiner zukünftigen Frau so benehmen, wie es einem guterzogenen Mädchen zukommt.

  • Der Zufall hat es so gewollt: Leni Behrendt Bestseller 16 – Liebesroman

    16

    Der Zufall hat es so gewollt: Leni Behrendt Bestseller 16 – Liebesroman
    Der Zufall hat es so gewollt: Leni Behrendt Bestseller 16 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Es war eine fröhliche Gesellschaft, die sich im Hause des Landschaftsrats Görbitt zusammengefunden hatte. Die Jugend vergnügte sich bei Tanz und Unterhaltungsspielen, während im Nebenzimmer die älteren Herrschaften ganz geruhsam plauschten. Drei Ehepaare waren es, deren Güter aneinander grenzten. Görbitten gehörte zu den kleinsten, wurde aber, obwohl Heinrich Görbitt das Amt eines Landschaftsrats zu versehen hatte, tadellos bewirtschaftet, zumal er in seinem Sohn eine tatkräftige Hilfe hatte, der ganz seinem Vater nachschlug. Dieser war aber auch ein Landwirt von echtem Schrot und Korn, wie man so sagt. Von kerniger Statur, frischer Gesichtsfarbe, mit graublauen Augen unter buschigen Brauen, angegrautem Stutzhaar und Bärtchen, das sich wie die Stacheln eines Igels sträuben konnte, wenn dem Mann etwas in die Quere kam. Ansonsten war er gemütlich. Seine Frau Antje paßte vorzüglich zu ihm, mit der kräftigen Gestalt, dem vollen rotwangigen Gesicht, den hellen blauen Augen, dem blonden Kraushaar und dem resoluten Wesen. So wie der Gatte in der Außenwirtschaft alles fest am Zügel hielt, tat sie es in der Innenwirtschaft. Und da sie hier drei Kinder von klein auf in Zucht und Ordnung erzog, wuchsen sie zu prächtigen Menschen heran, gesund an Leib und Seele. Der sechsundzwanzigjährige Sohn Hanno, dessen Ähnlichkeit mit dem Vater nicht zu verkennen war, wirkte nach dem landwirtschaftlichen Studium auf dem Erbe seiner Väter mit Tatkraft und Energie. Seine beiden Schwestern, die zweiundzwanzigjährige Hedda und die Heike, die heute ihren zwanzigsten Geburtstag feierte, hatten, nachdem sie in der Schule die mittlere Reife erlangten, Pensionat und Handelsschule besucht. Jetzt halfen sie zu Hause im Haushalt und bei schriftlichen Arbeiten. Beide waren frische, hübsche Mädchen, die einmal vorzügliche Hausfrauen werden würden. Anders stand es mit der Tochter des Ehepaares Lennart auf Trossen. Diese wurde von der feinen Frau Mama zu einem Luxusgeschöpf erzogen, wie sie selbst eins war. Den ganzen Wirtschaftskram tat sie verächtlich ab, was sie sich leisten konnte, da sie viel Geld in die Ehe gebracht hatte. Und da der Herr Gemahl, der so ganz zu seiner Frau paßte, ein Nichtstuer und Verschwender war, schmolz der Reichtum dahin, und der stattliche Besitz fiel nach und nach der Verwahrlosung anheim. Nun gehörte zu der Familie aber noch ein Sohn, Dettmer, der ganz aus der Art geschlagen war. Er hatte schon als kleiner Junge ein außergewöhnliches Interesse für alles, was mit der Landwirtschaft zusammenhing.

  • Die Reise ins Ungewisse: Leni Behrendt Bestseller 24 – Liebesroman

    24

    Die Reise ins Ungewisse: Leni Behrendt Bestseller 24 – Liebesroman
    Die Reise ins Ungewisse: Leni Behrendt Bestseller 24 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Einundzwanzig Kerzen brann­ten auf dem Tisch, der mit Dingen belegt war, die ein Mädchenherz entzücken müßten. Und doch stand das Geburtstagskind, dem die Geschenke alle gehören sollten, gleichmütig davor. Die Augen, die blau wie Enzian aus einem Gesicht von ungewöhnlicher Schönheit herausleuchteten, schweiften mit spöttischem Blick über die Gaben hinweg und blieben dann an einer Dame haften, die in würdiger, selbstbewußter Haltung neben dem jungen Mädchen stand. »Ich danke dir, Tante Malwine. Du hast dir viel Mühe gemacht«, sagte sie endlich. »Gewiß, mein Kind.« Nun folgte eine langatmige Beschreibung von dem, was sie alles hatte tun müssen, um diesen wahrhaft fürstlichen Geburtstagstisch herzurichten. »Ich wünsche dir viel Glück für dein neues Lebensjahr, mein liebes, liebes Kind«, ging die Litanei weiter. »Da du heute mündig geworden bist, stehst du vor einem neuen Lebensabschnitt. Ich hoffe, daß du mir auch weiterhin die Liebe entgegenbringen wirst wie bisher. Neun Jahre habe ich dir die Mutter ersetzt, habe damit manches Opfer auf mich genommen. Habe sogar auf mein eigenes Frauenglück verzichtet, weil ich das Kind meiner Schwester nicht fremden Händen überlassen wollte.« Die recht salbungsvolle Rede hörte die Nichte nicht zum ersten Mal. Sie hatte sie schon acht Mal über sich ergehen lassen müssen – immer dann, wenn sie Geburtstag hatte. Daher kannte sie diesen Erguß Wort für Wort, hatte schon längst gelernt, keine Silbe davon ernst zu nehmen. Tante Malwine hatte ihretwegen auf das eigne Frauenglück verzichtet? Das sah dieser selbstherrlichen, egoistischen Dame gerade ähnlich! Wenn sich nur ein Mann ernstlich um sie bemüht hätte, dann wäre ihr das Wohl des Schwesterkindes herzlich gleichgültig gewesen.

  • Das Resultat war Liebe: Leni Behrendt Bestseller 8 – Liebesroman

    8

    Das Resultat war Liebe: Leni Behrendt Bestseller 8 – Liebesroman
    Das Resultat war Liebe: Leni Behrendt Bestseller 8 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Die Hotels der großen Stadt hatten heute bedeutend mehr Zugang als sonst, was auf das unwirtliche Novemberwetter zurückzuführen war. Bis zum Nachmittag hatte der grauverhangene Himmel Schlackschnee ausgeschüttet, dann jedoch setzte Frost ein und machte die ohnehin schon glitschigen Straßen spiegelblank, was für einen Autofahrer immer ein SOS bedeutet, wenigstens für den vernünftigen. Und diese waren es auch, die kurz entschlossen ihre Fahrt unterbrachen und in den Hotels Unterkunft suchten. Jetzt hielt wieder vor dem Portal eines Hotels ein großspuriger Wagen, auf den der Portier gemessenen Schrittes zuging. »Guten Tag. Zimmer noch frei?« »Sehr wohl, mein Herr.« Darauf entstieg dem noblen Gefährt ein hochgewachsener Mann in kurzem Pelz. Ein prüfender Blick des Portiers und schon war der gute Menschenkenner im Bilde. Unwillkürlich beugte sich der Rücken. »Die besten Zimmer sind allerdings schon vergeben, mein Herr.« »Das macht mir nichts aus.« Der Sprecher hielt inne und griff geistesgegenwärtig nach einer weiblichen Gestalt, die an ihm vorübergehen wollte, auf dem glatten Boden ausglitt und in Männerarmen landete. »Hoppla, das war forsch«, klang ein dunkles Lachen auf. Dann hüben wie drüben ein musternder Blick, dann eine lachende Mädchenstimme. »Ja, Witold, darf ich denn meinen Augen trauen? Bist du's oder bist du's nicht.« »Witold heiße ich allerdings«, kam es gedehnt über die Lippen des überraschten Mannes.

  • Dort unten im Mühlengrund: Leni Behrendt Bestseller 27 – Liebesroman

    27

    Dort unten im Mühlengrund: Leni Behrendt Bestseller 27 – Liebesroman
    Dort unten im Mühlengrund: Leni Behrendt Bestseller 27 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. »Hallo, Wilhelm Frank, haben Sie denn noch nicht genug an Ihrer anstrengenden Tagesarbeit, müssen Sie denn auch noch die Abendstunden mit Arbeit ausfüllen?« rief Julius Erdmann, der Besitzer der großen Mühlenwerke im Mühlengrunde, seinem Obermüller zu. Der alte Mann, der vor der Windmühle stand, deren mächtige Flügel sich lustig im Wind drehten, brachte mit einem Handgriff das laute Geklapper zum Schweigen, nahm die Pfeife aus dem Munde und ging seinem Brotherrn, der in Begleitung seiner Pflegetochter war, entgegen. »Die Armen brauchen ihr Brotmehl, Herr Erdmann«, entgegnete der Müller in seiner bedächtigen Art. »Was Sie Arbeit nennen, das ist für mich Erholung. Wenn meine Mühle nicht mehr klappern soll, dann mag ich auch nicht mehr länger leben. Ich bin unter dem Geklapper geboren und will auch unter ihm sterben, wie es Vater und Großvater vergönnt gewesen ist.« »Sie verstehen mich falsch, lieber Frank«, erwiderte Herr Erdmann hastig, »ich will Ihnen bestimmt keine Vorschriften machen. Ich fürchte nur, daß Sie sich zu sehr ausnutzen lassen und daß alle die, für die Sie Ihre Feierstunden opfern, nicht so bedürftig sind.« Sein Blick ging an der Mühle hoch, die so trutzig und frei dastand, so schmuck und ansehnlich wirkte wie kaum eine zweite ihrer Art. Er konnte es nur zu wohl verstehen, daß der alte Müller so an seiner Mühle hing. Wohl ebenso wie er an seinem großen Werk, dessen Stattlichkeit von keinem Punkt so gut zu übersehen war wie vom Mühlenberg aus. Vor nahezu fünfzig Jahren hatte Michael Erdmann, sein verstorbener Vater, im Mühlengrunde eine Mühle errichtet. Doch die Wasserkraft, mit der die Mühle anfangs betrieben wurde, hatte nicht lange ausgereicht. Dampfmaschinen von ungeheurer Kraft waren hinzugekommen, und nach und nach waren aus der Wassermühle die weltbekannten Erdmannschen Mühlenwerke geworden. Roggen-, Weizen- und Ölmühle standen friedlich nebeneinander, jede ein stattliches Werk für sich. Hohe Schornsteine ragten in die Luft, mächtige Getreidespeicher behaupteten breit und behäbig ihren Platz. Ein Frohgefühl ohnegleichen schwellte des Mannes Brust, der da hinunterschaute auf alles, was sein war.

  • Das war vorauszusehen: Leni Behrendt Bestseller 11 – Liebesroman

    11

    Das war vorauszusehen: Leni Behrendt Bestseller 11 – Liebesroman
    Das war vorauszusehen: Leni Behrendt Bestseller 11 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Der Frühling hatte seine Vorboten ausgeschickt, die nun emsig bemüht waren, die winterlichen Attribute hinwegzuschaffen. Der Regen schwemmte den Schnee fort, machte das Eis so mürbe, daß es barst, von dem hochquellenden Wasser überflutet und abgespült wurde. Der Sturm hingegen ging noch radikaler vor. Der brauste dahin und nahm alles mit, was nicht niet- und nagelfest war. Das Großreinemachen in der Natur hatte begonnen. Für diese war das eine Wohltat, aber weniger für die Menschen, die es über sich ergehen lassen mußten. Der Schirm bot gegen den peitschenden Regen nur wenig Schutz, und von den Wettermänteln rieselte das kalte Naß in die Schuhe hinein. Die Erfahrung machte auch das weibliche Wesen, das sich auf dem Fußweg, parallel zur Chaussee, durch Regen und Sturm kämpfte. Den Kopf vermummte eine Kapuze, den Körper ein Cape, das an der einen Seite einen Auswuchs zeigte. Wahrlich kein Vergnügen, so dahinzutappen, dazu noch auf einem glitschigen Weg. Wie gut hatten es dagegen die beiden Insassen des kostspieligen Wagens, der soeben von der Chaussee in eine Allee abbog! Da die Bäume kahl waren, konnte man hindurchlugen auf einen Zaun mit zementiertem Sockel, der von einem kunstvoll geschmiedeten Tor unterbrochen wurde, das sich nun für den Wagen öffnete und sich hinter ihm wieder schloß. Die Fußgängerin jedoch bog in den nächsten Querweg ein, der zu einem Staketenzaun führte, der ein Grundstück umfriedete. Mittendrin stand ein Haus, das mit seinem weißen Anstrich und den grünen Fensterläden einen schmucken Eindruck machte. Die Fußgängerin öffnete die Pforte, über die sich ein Bogen spannte. Jetzt war er kahl, da die Rosen noch eingedeckt waren. Von der Pforte führte ein Fliesenweg zur Haustür, in der die Besitzerin des Hauses stand, zu deren kleinem hageren Körper das volle Mopsgesicht so gar nicht passen wollte. Und doch wirkte dieses Gesicht so, daß man sich davon sofort angezogen fühlte. Hauptsächlich von den grau-blauen Augen, die so lustig zwinkerten, aber auch kühl und spöttisch blicken konnten. Das dunkle Haar war glatt zurückgekämmt, die Kleidung schlicht, aber gut.

  • Aus Vernunft gefreit: Leni Behrendt Bestseller 4 – Liebesroman

    4

    Aus Vernunft gefreit: Leni Behrendt Bestseller 4 – Liebesroman
    Aus Vernunft gefreit: Leni Behrendt Bestseller 4 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Abendfriede lag über Uthersbrünn. Den großen Gutshof, auf dem eben noch reges Leben geherrscht, hatten die Arbeiter verlassen, um in den Ställen das Vieh zu versorgen. Ab und zu klang Lachen gedämpft durch die Türen, ein Zeichen, daß man bei der Arbeit recht vergnügt war. Nun, dazu hatte man auch allen Grund; denn es arbeitete sich gut unter dem Befehl der Herrin von Uthersbrünn. Obgleich es März war, stellte sich immer noch Frost ein. Von den Dachrinnen hingen dicke Eiszapfen, die im funkelnden Licht der untergehenden Sonne wie herrliche Diamanten gleißten. Der Schnee glitzerte an manchen Stellen wie grober Zucker, und doch lag schon ein Frühlingsahnen in der Luft. Gerade als die Turmuhr des Herrenhauses zu sechs dumpftönenden Schlägen ausholte, klangen die Glocken der kleinen Schloßkapelle, die ein wenig abseits des Gutes auf einer Anhöhe stand, melodisch in das dumpfe Getön. Hellklingend läuteten sie den Abend ein. Noch waren die Töne nicht verklungen, als eine Seitentür des Hauses geöffnet wurde und ein Mädchen hinaustrat. Entzückt blieben die blauen Augen an dem rotglühenden Sonnenball haften, der durch die kahlen Äste der Parkbäume hindurchleuchtete. Gleichzeitig vernahm das Ohr die Glockenklänge, und es war dem Mädchen wohl kaum bewußt, daß es die Hände über der Brust faltete wie in stillem Gebet. Erst als der letzte Glockenton verhallt war, schritt die schlanke Gestalt ohne Eile den Parkweg entlang. Der Schnee knackte unter den leichten Füßen wie sprödes Glas. Der Abendwind fuhr sacht durch die Bäume und schlug die gefrorenen Äste zusammen, daß es ein Klingen gab wie bei einer Äolsharfe, so lieblich und zart. Am Horizont loderte es wie ein Flammenmeer. Die Augen des jungen Mädchens strahlten vor Lebensfreude, der rote Mund lachte. Das Lachen wurde hörbar, als es den Mann entdeckte, der an der Parkmauer stand und mißmutig umherschaute. »Nanu, Achim, du machst ja ein Gesicht, als wäre dir die Petersilie verhagelt«, neckte sie ihn, der nun auf sie zutrat.

  • Aber das Herz irrte nicht: Leni Behrendt Bestseller 2 – Liebesroman

    2

    Aber das Herz irrte nicht: Leni Behrendt Bestseller 2 – Liebesroman
    Aber das Herz irrte nicht: Leni Behrendt Bestseller 2 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Es war im November und das passende Wetter dazu – nämlich eines, wo der Bauer nicht einmal seinen Hund hinausjagt, wie es im Volksmund heißt. Zwar regnete es nicht Bindfäden vom grauverhangenen Himmel, es nieselte nur; aber gerade dieses haarfeine Nieseln hat es bekanntlich in sich, es dringt auf die Dauer durch den dichtesten Wettermantel. Also drang es auch durch den des Mannes, der die Endstation der Straßenbahn verließ und raschen Schrittes eine nur mäßig beleuchtete Straße entlangging, möglichst die blanken Pfützen vermeidend, die sich auf dem ausgetretenen Pflaster gebildet hatten. Trotzdem wurden seine Füße naß, die Kleider unter dem Mantel unangenehm feucht. Nachdem der Mann wohl zehn Minuten gegangen war, hörte nicht nur das Pflaster auf, sondern auch die karge Straßenbeleuchtung. Der Weg, den er rechts einschlug, war sehr dunkel und schlecht gehalten, obwohl zu beiden Seiten Häuser standen. Am letzten Haus verhielt der Mann den raschen Schritt, öffnete eine Pforte, die im Staketenzaun eingelassen war, überquerte den kurzen Fliesengang und stand nun vor dem Haus, in dem er wohnte. Durch die Fenster im Parterre schimmerte Licht mit traulichem Schein. Dahinter klang gedämpfte Musik, flatterte Lachen zu dem Mann hin, der mit den fröhlichen Menschen nichts gemein hatte; denn seine Wohnung befand sich in der ersten Etage, und hinter seinen Fenstern war es dunkel. Ein Zeichen, daß er nicht erwartet wurde, der da durchnäßt, müde und hungrig von einer Reise zurückkehrte. Zwar hatte er seine Ankunft nicht genau auf die Stunde angegeben, und dennoch... Mit einem Gefühl der Enttäuschung schloß er die Haustür auf, knipste Licht an, durchquerte den kleinen Flur und stieg langsam die Treppe hinauf. Rosalia Skörsen konnte man auf dem Emailleschild lesen, das an der Etagentür angebracht war. Darunter hielten zwei Reißstifte eine Visitenkarte mit dem Namen: Doktor Ralf Skörsen. Der Mann schloß nun auch diese Tür auf und stand jetzt in einem Korridor, in dem gerade nur eine Flurgarderobe Platz fand, an die er sorglich den nassen Mantel und den Hut hängte, bevor er nachsah, ob Mutter und Schwester zu dieser frühen Abendstunde etwa schon zu Bett gegangen wären. Doch das Schlafzimmer war leer. Ein resignierter Zug grub sich um den hartgeschnittenen Mund des jungen Arztes, als er in die Küche ging, die kalt und unaufgeräumt war. Wahrscheinlich waren die beiden gleich nach Mittag fortgegangen, da Geschirr und Kochtöpfe ungesäubert herumstanden. Aber dafür hatte der nachsichtige Sohn und Bruder eine Entschuldigung. Nun ja, wenn man ohne Hilfe den Haushalt versehen mußte, konnte so etwas schon mal vorkommen.

  • Das hässliche Entlein: Leni Behrendt Bestseller 6 – Liebesroman

    6

    Das hässliche Entlein: Leni Behrendt Bestseller 6 – Liebesroman
    Das hässliche Entlein: Leni Behrendt Bestseller 6 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Doch das nur scheinbar – denn in Wirklichkeit schielte er zu seinem Feind hin, dem er den Fußtritt, den er vor Wochen von ihm erhalten, immer noch nicht vergessen konnte. Darum ließ er keine Gelegenheit vorübergehen, sich für diese ihm angetane Schmach zu rächen. Und nun war eine wundervolle Gelegenheit dazu. Herrchen war bei ihm, und der schlaue Dackel wußte genau, daß niemand es wagen durfte, ihm etwas zuleide zu tun, wenn er auch noch so frech war. Außerdem konnte der Stallbursche auf seine Angriffe nicht so achten: unter den Augen des Herrn mußte seine Aufmerksamkeit der Arbeit gelten, die nicht eben leicht war. Denn tagelang hatte es ununterbrochen geschneit. Türme, Erker und Simse des feudalen, ehrwürdigen Schlosses Hohenwerth hatten blendend weiße Käppchen auf. Doch auf dem breiten Weg, der vom Schloß zu dem kunstvoll ge­arbeiteten schmiedeeisernen Tor führte, durch das man auf die schnurgerade Allee zu sehen vermochte, konnte der Schnee nicht geduldet werden, und es war Arbeit der Stallburschen, ihm zu Leibe zu gehen. Graf Hellmarck wandte sich wieder dem Förster zu, der genauso wie sein Herr über den gerissenen Schalk, der wegen seiner Streiche bekannt war, herzlich gelacht hatte. Der Förster setzte seinen Bericht fort, dem der Gebieter interessiert lauschte. Ruhig, lässig, stand der Graf vor dem Förster, der immer erregter wurde, je länger er sprach. »Ja, mein lieber Förster«, entgegnete er mit seiner dunklen, herrischen Stimme, als der Förster seinen Bericht beendet hatte, »da nützt uns alle Empörung nichts. Herr Kose hat es leicht, unverschämt zu sein, er nützt eben meine Zwangslage aus. Jedenfalls bleibt keine andere Wahl – wir müssen das Holz für den Preis abgeben, so leid es mir tut.« Es zuckte in dem wetterharten Gesicht des Försters, und sein Herr legte ihm die Hand auf die Schulter. »Lieber Förster, ich weiß, es tut Ihnen weh – genau wie mir –, doch die Verhältnisse sind stärker als wir. Wir müssen unsere lieben alten Baumriesen fällen. Vielleicht ist es Ihnen ein Trost, wenn ich es Ihnen überlasse, den Wald an den Stellen zu holzen, die es vertragen können. Die Bäume stehen stellenweise wirklich sehr dicht.

  • Dem Glück bezahlt ich meine Schuld: Leni Behrendt Bestseller 13 – Liebesroman

    13

    Dem Glück bezahlt ich meine Schuld: Leni Behrendt Bestseller 13 – Liebesroman
    Dem Glück bezahlt ich meine Schuld: Leni Behrendt Bestseller 13 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Es war, als wolle der Sommer sich noch schier verschwenden, bevor er sein Regiment an den Herbst abgab, der kalendermäßig nach einer Woche seinen Einzug halten sollte. Im Park blühte es üppig auf Beeten und Sträuchern, und die Bäume zeigten noch kein buntes Blatt. Knistertrocken und ährenschwer hatten die Landwirte das Korn bergen können, und auch die Heuernte war so gut gewesen wie schon seit Jahren nicht mehr. Jetzt konnte man an die Hackfrüchte herangehen, die gleichfalls prächtig gediehen waren. Das Obst, in der Sonne gar herrlich gereift, wartete nur darauf, von emsigen Händen gepflückt zu werden – also gab es in der Landwirtschaft immer noch alle Hände voll zu tun, aber man war auch mit Lust und Liebe dabei, zumal keine längere Regenperiode die mühsame Erntearbeit erschwerte. Es hatte immer gerade nur so viel geregnet, um die lechzende Natur mit köstlichem Naß zu erquicken. Daher konnte man mit Fug und Recht von einem gottgesegneten Jahr sprechen, wie es soeben die Dame tat, die einer anderen am Doppelschreibtisch gegenübersaß. Man sah es dem Möbel an, daß ernstlich an ihm gearbeitet wurde, denn es häuften sich auf ihm Kontobücher, Akten, Listen und allerlei lose Papiere. Es war gar nicht so einfach, sich da zurechtzufinden, doch die Dame, die das alles zu bewältigen hatte, konnte es mit sicherem Griff. Jetzt hob sie den Kopf von einem mächtigen Journal und sah ihr Gegenüber mit frohen Augen an. »Tante Hermine, ich kann dir die freudige Mitteilung machen, daß ich bereits ein ganz nettes Haben verbuchen durfte. Noch einige so gottgesegnete Jahre – und wir können Geld scheffeln.« »Von wegen scheffeln«, lachte die andere bitter auf. »Daß es nicht dazu kommt, dafür wird schon der da sorgen…« Damit reichte sie ein Schreiben hinüber, das Brunhild von Reichwart betroffen las. Das Gesicht mit den blühenden Farben erblaßte. »Dann allerdings! Ist der Junge denn ganz von Gott verlassen?« »Nein, aber von der Leidenschaft besessen.

  • Cordulas Vermächtnis: Leni Behrendt Bestseller 5 – Liebesroman

    5

    Cordulas Vermächtnis: Leni Behrendt Bestseller 5 – Liebesroman
    Cordulas Vermächtnis: Leni Behrendt Bestseller 5 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Es war so ein richtiges Stiemwetter. Ehe die Schneeflocken die Erde erreichten, wurden sie von dem johlenden Nordost herumgewirbelt zu einem lustigen Tanz. Es sah aus, als kugelten Wattebäuschchen durcheinander in rasendem Spiel. »Wenn das so weitergeht, sind wir bald eingeschneit«, sagte ein Mann, der mit einer älteren Dame beim Frühstück saß. Sie merkten allerdings nichts von dem Schneetreiben draußen, in dem lauschigen Frühstücksstübchen war es mollig warm. Eben brachte der Diener die Post, was seinen Herrn erstaunte. »Damit habe ich bei dem Wetter nun wirklich nicht gerechnet. Wer brachte die Sachen, Wendlin?« »Der Herr Oberinspektor hatte im Dorf zu tun, Erlaucht, und brachte daher die Post mit, die heute sonst nicht bestellt würde.« »Bei dem Wetter kein Wunder. Danke, Wendlin.« Der Diener zog sich zurück, und Graf Tronde-Trollstein sortierte die Briefe. Die persönlichen hielt er zurück, die geschäftlichen kamen in die Rentmeisterei. Fast hätte er auch einen Brief größeren Formats dazugelegt, weil er im Geschäftskuvert steckte. Doch dann stutzte er, las den Namen und sah zu der zierlichen Dame hin, die ihm gegenüber saß und ein weiches Ei mit Behagen löffelte. »Ja, sag mal, Tante Milda, was hast du denn verbrochen?« fragte er lachend. »Dieses umfangreiche Schreiben stammt nämlich von einem Notar und ist an dich adressiert –« »Aber Odalger, um Gottes willen!«

  • Das vergessene Lied: Leni Behrendt Bestseller 10 – Liebesroman

    10

    Das vergessene Lied: Leni Behrendt Bestseller 10 – Liebesroman
    Das vergessene Lied: Leni Behrendt Bestseller 10 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Dem Kalender nach war es Frühlingsanfang, in der Natur jedoch noch tiefer Winter. Es schneite lustig und unaufhörlich in großen dichten Flocken. Blitzschnell setzten sich Millionen weißer Sternchen auf die Schutzscheibe des rasch dahinrollenden Autos, so daß die beiden Scheibenwischer es kaum schaffen konnten, die weißen Störenfriede hinwegzufegen. Dazu tobte ein Sturm, daß selbst der schwere Wagen nur mit Mühe die gerade Fahrtrichtung halten konnte. Dieses unvorschriftsmäßige Wetter war zwar nichts Ungewöhnliches in Ostpreußen: Man war daran gewöhnt, daß der Frühling immer auf sich warten ließ, manchmal sogar bis in den Mai hinein. Allein den Besitzer des eleganten Wagens schien das rauhe Wetter irgendwie zu beunruhigen; denn tiefe Besorgnis lag in seinem Blick, der immer wieder hinausschweifte. Fürchtete er sich etwa vor dem Schneetreiben? Er fürchtete sich tatsächlich, so sonderbar das auch anmuten mochte. Allerdings nicht für sich; er war an die rauhe Witterung gewöhnt. War in Norddeutschland geboren, als zweijähriger Knabe mit seinen Eltern nach Ostpreußen gekommen und dreiundzwanzig Jahre unausgesetzt dort geblieben. Wenn er sich jetzt vor dem rauhen Winter fürchtete, so geschah es um des neunjährigen Mädchens willen, das, fest in seinen Arm geschmiegt, mit nachtdunklen Augen in das weiße Flockengewirr hinaussah. Immer wieder ging des Mannes besorgter Blick zu dem schwarzen Lockenköpfchen hin. Jetzt wandte die Erzieherin sich den beiden hinter ihr Sitzenden zu, und ihre grauen Augen, das einzig Schöne an diesem unscheinbaren Menschenkind, ruhten mitleidig auf dem Gesicht des Mannes. »Sie machen sich wirklich zuviel unnötige Sorgen, Herr Uhde«, sagte sie in der ihr eigenen Ruhe, die immer so angenehm berührte. »Graziella ist kerngesund, wie die Untersuchung des Berliner Professors erwiesen hat; sie wird daher den Klimawechsel ohne Schaden überstehen. Zumal sie ja auf der langen Seereise und in Berlin schon andere Luft geatmet hat als in Brasilien.« »Ich wünschte, Sie behielten recht«, seufzte der Mann. »Sie wissen nicht, was mir das Kind bedeutet.«

  • Das Haus im grünen Grund: Leni Behrendt Bestseller 7 – Liebesroman

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    Das Haus im grünen Grund: Leni Behrendt Bestseller 7 – Liebesroman
    Das Haus im grünen Grund: Leni Behrendt Bestseller 7 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Gemächlich tickte die Standuhr in die Stille des Gemachs, in dem das Ehepaar saß, so recht zufrieden mit seinem Geschick. Und dazu hatten sie auch allen Grund. Denn sie hatten alles, was ein Mensch sich wünschen kann. Ein sorgenloses Leben, ein behagliches Heim, zwei wohlgeratene Kinder und einen Schwiegersohn, der ihnen zusagte. Er war Arzt mit einer gutgehenden Praxis und konnte seine junge Frau nach der Hochzeitsreise in ein hübsches Haus führen, das komplett eingerichtet war. Und da der Rechtsanwalt und Notar Doktor Rudolf Danz seiner Tochter noch eine gute Mitgift geben konnte, war es ein festes Fundament, auf dem die Ehe gegründet wurde. Gestern hatte man die Hochzeit groß gefeiert im ersten Hotel der Stadt, und nach dem Festessen hatte das junge Paar sich heimlich entfernt, um sich auf die Hochzeitsreise zu begeben. Nun saßen die Eltern der jungen Frau beisammen und sprachen von dem Fest, auf dem alle so froh und leichtbeschwingt gewesen waren. Ihr Sohn, ein Bursche von sechzehn Jahren, hatte nach der ausgedehnten Feier noch nicht aus dem Bett finden können, und auch seine junge Base schlief noch in seliger Ruh. Danz hatte das Bruderkind vor einer Woche aus dem Töchterheim geholt, wohin der Vater seine Tochter gegeben, nachdem seine Frau durch Leichtsinn ums Leben gekommen war, denn Leichtsinn war es, stark erhitzt vom hohen Sprungbrett kopfüber ins eiskalte Wasser zu springen. Dabei machte das durch Sport überanstrengte Herz nicht mehr mit, es tat seinen letzten Schlag. Gleichgültig war das dem Gatten natürlich nicht, schnitt aber auch nicht ins Lebensmark. Auch die vierzehnjährige Tochter traf der Tod der Mutter nicht sehr, da die fanatische Sportlerin sich wenig um ihr einziges Kind gekümmert hatte. Der Vater befand sich viel auf Forschungsreisen, also blieb die Kleine bezahlten Kräften überlassen, die gewiß nicht liebevoll mit ihr umgingen. Da hatte sie es im Töchterheim schon besser, weil sie mit jungen Mädchen zusammenkam, wäh­rend sie im Elternhaus einsam gewesen war. Vor einem halben Jahr war nun auch der Vater durch ein bösartiges Fieber ums Leben gekommen, das er sich in den Tropen zugezogen hatte. In seinem Testament hatte er zum Vormund der Tochter seinen Bruder, den Notar Doktor Rudolf Danz, bestimmt. Ferner hatte er bestimmt, daß seine Tochter bis nach Absolvierung des Abiturs in dem Heim blieb, das dafür bekannt war, seinen Zöglingen eine tadellose Erziehung und vielseitige Ausbildung zu geben. Danach sollte der Vormund sein Mündel väterlich betreuen. Was er denn auch tat, indem er sein Mündel nach Bestehen des Abiturs in sein Haus holte.

  • Die Ehe auf Abbruch: Leni Behrendt Bestseller 19 – Liebesroman

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    Die Ehe auf Abbruch: Leni Behrendt Bestseller 19 – Liebesroman
    Die Ehe auf Abbruch: Leni Behrendt Bestseller 19 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Die Morgensonne spiegelte sich in der Kristallvase, daß sie funkelte und sprühte, sie überflutete die Rosen, die in ihr dufteten, huschte über die Gedecke und schien überhaupt eifrig bemüht zu sein, das ganze Gemach mit ihren goldenen Strahlen zu durchdringen. Die beiden Menschen, die ihr Frühstück beendet hatten, griffen nun nach den Briefen, die der Diener neben die Gedecke gelegt hatte. Wohltuend empfanden sie dabei die Stille, die nur von dem geruhsamen Tick-Tack der Standuhr, dem Summen der Kaffeemaschine und den Schnarchtönen des Dackels Schalk, der auf einem weichen Sessel sein Schläfchen hielt, unterbrochen wurde. Lächelnd las Gräfin Liane den Brief, der von einer Freundin stammte. Man sah der Dame ihre fünfundvierzig Jahre nicht an, obgleich das dunkelblonde Haar bereits von Silberfäden durchwoben war. Es machten wohl das feine, faltenlose Antlitz und die märchenhaft schlanke Figur, die diese Frau so jung und immer noch schön erscheinen ließen. Jedenfalls war Harro Regglin sehr stolz auf seine Stiefmutter, die es wiederum auf ihren großen Jungen sein konnte. Denn er verfügte über eine blendende Erscheinung, der er die Gunst der Damenwelt zu verdanken hatte. Trotz seiner spöttischen, arroganten Art himmelten Frauen und Mädchen ihn an, der gern mit ihnen flirtete, aber doch stets der vornehme, guterzogene Kavalier blieb, was mancher Weiblichkeit nicht immer recht war. Jedenfalls war Harro Regglin, dessen ungewöhnliche Persönlichkeit außerdem noch die Gloriole des Reichtums umwob, der begehrteste Mann im Umkreis. Mochte er die Bemühungen der Damenwelt um ihn auch noch so ironisch belächeln, gerade das machte ihn in ihren Augen so außerordentlich interessant. Auch jetzt, beim Lesen des Briefes, stand wieder das berühmte Lächeln in dem schmalen, rassigen Antlitz, über dessen linke Wange sich eine Säbelnarbe zog, die Feindeshand im heißen Ringen des ersten Weltkrieges ihm geschlagen hatte. Die Hand mit den beiden kostbaren Ringen hielt das Briefblatt, mit der anderen fuhr er sich durch das blonde leichtgewellte Haar. Dann sah er zu seiner Mutter hin. Es waren Augen von kaltem Grau, deren Blick nicht jeder Mensch ruhig ertragen konnte, hauptsächlich dann nicht, wenn sie Verachtung widerspiegelten wie eben jetzt. Die sonore Stimme des Mannes durchbrach die Stille: »Darf ich dich einmal stören, Mutti?« »Gewiß, mein Junge.« »Dann lies – und bleibe deiner Sinne Meister«, lächelte er ironisch und öffnete dann gleichmütig ein anderes Schreiben, während die Gräfin das ihr Gereichte hastig überflog. Erschrocken war der Blick, der dann zu dem Sohn hinging, der so interessiert seinen Brief las, als ginge der in der Mutter Händen ihn gar nichts an.

  • Die barmherzige Lüge: Leni Behrendt Bestseller 17 – Liebesroman

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    Die barmherzige Lüge: Leni Behrendt Bestseller 17 – Liebesroman
    Die barmherzige Lüge: Leni Behrendt Bestseller 17 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Sengend heiß brütete die Sonne über dem weiten ostpreußischen Land. Es war eine Schwüle, die den Wunschtraum steigerte, ständig im Wasser zu liegen und etwas Eiskaltes zu trinken. Für die Landbewohner jedoch bedeutete dieser harmlose Traum Luxus, denn für sie gab es trotz der Gluthitze harte, schwere Arbeit. Die Roggenernte neigte sich ihrem Ende entgegen, und um diese köstliche Gabe gut und trocken unter Dach und Fach zu bekommen, mußten sich die Menschen tüchtig tummeln. Daher ging der Blick des schlanken Reiters, der schon seit Tagen von früh bis spät bei seinen Leuten auf dem Felde weilte, immer wieder zum Himmel hin, dessen leuchtende Bläue sich zu trüben begann. Hie und da ballten sich Wölkchen zusammen, dick und bauschig wie schmutzige Watte, und von der See her kam immer häufiger ein Luftzug, der die emsig Schaffenden wohl aufatmen ließ, im allgemeinen jedoch nichts Gutes verhieß. In kurzer Zeit mußte ein Gewitter aufziehen, was Mensch und Tier erquickt hätte, den knistertrockenen goldgelben Garben jedoch nicht zuträglich sein konnte. Denn mit dem Gewitter pflegt auch Hagelschlag einzusetzen, und der würde die Körner aus den Ähren zu Boden peitschen. Also mußten die letzten Fuhren unbedingt noch geborgen werden. Daher ritt Jobst von Götterun unermüdlich von Wagen zu Wagen, sprach hier einen Arbeiter an, gab da einen Rat. Einmal sprang er ab, ließ den Gaul laufen und stakte die Garben zu dem lachenden Mädchen hoch oben auf dem goldenen Berg. Ruckzuck – ruckzuck ging es unermüdlich fort und fort, und die Leute wurden zu noch emsigerer Arbeit angespornt. Wagen um Wagen schwankte schwerbeladen davon, leere fuhren an ihre Stelle. Es gab auf dem großen Gutshof wohl kein Pferd, kein einigermaßen brauchbares Gefährt, das nicht eingespannt war. Auch der alte Oberinspektor, auf Uhlener Herrschaft geboren und in ihren Diensten ergraut, legte Hand an, wo es nottat. Seine Augen schweiften immer wieder besorgt zu der Stelle hin, wo sich die Wolken zusammenballten. Eben schwankten wieder drei Wagen davon, acht weitere harrten noch ihrer Fuhre. Wenn es noch gelang, sie trocken unter Dach und Fach zu bekommen, dann konnte man von Glück sprechen. Dann war für dieses Jahr der Roggen trocken geborgen. Am fernen Horizont blitzte es schon ab und zu auf.

  • Die drei Wünsche: Leni Behrendt Bestseller 18 – Liebesroman

    18

    Die drei Wünsche: Leni Behrendt Bestseller 18 – Liebesroman
    Die drei Wünsche: Leni Behrendt Bestseller 18 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. »Zwei Minuten nach zwölf«, sagte der Arzt, damit die Geburtszeit des kleinen Wesens feststellend, das er soeben mit mühevollem Eingriff ans Licht der Welt geholt hatte. »Und dazu noch der dreizehnte November – na, ich weiß nicht…« »Sie sind doch nicht etwa abergläubisch, Herr Doktor?« »Beim Anblick dieses armseligen Würmchens könnte man es beinahe werden. Und die Mutter gefällt mir noch weniger. Nun, versuchen wir zu retten, was sich durch unsere schwachen Menschenkräfte eben retten läßt.« Das geschah denn auch. Zuerst einmal bei dem Neugeborenen, das bei den geradezu verbissenen Bemühungen von Arzt und Schwester endlich quäkende Laute von sich gab. Auch die Mutter erwachte langsam aus der Narkose, blieb jedoch in einem Zustand zwischen Wachen und Traum, der ihr das Bild einer gütigen Fee vorgaukelte, die segnend ihre zarten Hände über das winzige Geschöpfchen breitete, das man in den Arm der Mutter gelegt hatte. Und was der Mund des Märchenwesens sprach, formten die Lippen der Erdgeborenen nach, deren Seele sich bereits anschickte, den müden Körper zu verlassen. Die beiden Menschen, die diesem ungereimten Gestammel lauschten, sahen sich bangen Blickes an. »Hörst du es, meine kleine Hariet?« flüsterten jetzt die blutleeren Lippen beschwörend. »Drei Wünsche gibt dir die gütige Fee für dein Leben frei. Immer am Dreizehnten – merke es dir genau – immer am Dreizehnten – wenn du flehend den Höchsten anrufst – in Angst und Not. Man hat dich da oben lieb, mein süßes Kind…« »Wahrscheinlich so lieb, daß man dich hinaufholen wird«, brummte der Arzt in das direkt unheimlich anmutende Geflüster hinein. »Genauso wie deine Mutter.

  • Der Dreizehnte: Leni Behrendt Bestseller 14 – Liebesroman

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    Der Dreizehnte: Leni Behrendt Bestseller 14 – Liebesroman
    Der Dreizehnte: Leni Behrendt Bestseller 14 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. »Nur nicht so stürmisch, ich komme ja schon«, brummte Jonas, als die Flurglocke schon zum zweitenmal anschlug. Dann stolzierte er mit gravitätischen Schritten nach dem schmalen, engen Korridor, öffnete die Tür und fuhr zurück. »Oh – der Herr…«, stammelte er verwirrt, »ich bitte um Entschuldigung.« »Warum entschuldigst du dich denn?« fragte lachend der vor ihm stehende große blonde Mann. »Weil ich mir so viel Zeit mit dem Öffnen ließ, Herr.« »Ach so…«, lachte der Besucher noch lustiger, trat in den Korridor und packte den Diener bei den Schultern. »Tag, Jonas, altes Haus, wo ist meine Mutter?« »Die Herrin hält ihr Kaffeestündchen.« »Ah, so…«, meinte der Gast. Er durchmaß mit zwei Schritten den Korridor, klopfte an die letzte Tür und stand gleich darauf vor einer Dame, die an einem runden Tischchen saß und mit Behagen den geliebten braunen Trank schlürfte. »Mutti!« rief der große Junge mit verhaltenem Jubel, stand mit einem langen Schritt vor ihr, hob sie wie eine Feder empor und drückte sie an sein Herz. »Unband!« drohte die Mutter, als sie wieder auf ihrem Sessel saß. Helle Freude leuchtete ihr aus den Augen.

  • Das Schicksal mischt die Karten: Leni Behrendt Bestseller 9 – Liebesroman

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    Das Schicksal mischt die Karten: Leni Behrendt Bestseller 9 – Liebesroman
    Das Schicksal mischt die Karten: Leni Behrendt Bestseller 9 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Es war ein festfundiertes Unternehmen, das große Bankhaus Rauter & Söhne. Der Großvater des jetzigen Inhabers hatte es gegründet und zu Wohlstand gebracht, der sich im Laufe der Jahrzehnte durch Tüchtigkeit der Nachfahren und die stattliche Mitgift der Rauter-Frauen so gesteigert hatte, daß der Urenkel sich nun einen reichen Mann nennen konnte. Er war ein echter Rauter, der wie auch sein jetzt neun Monate altes Söhnchen den traditionellen Vornamen Justus Balthasar trug. Eben betrat er das Wohngemach, in dem sich augenblicklich niemand befand. Er setzte sich in einen tiefen Sessel vor dem Kamin, dem eine mollige Wärme entströmte. Gedämpft klang ein krähendes Kinderstimmchen zu ihm hin, dazwischen helles Frauenlachen, das dem Mann im Sessel das Herz warm werden ließ. Seine Hella, ja, das war schon ein liebes Ehegespons! Immer vergnügt und guter Dinge, immer zum Lachen bereit, unkompliziert und verträglich. Lächelnd sah er ihr entgegen, als sie jetzt eintrat, rundlich, rosig, frisch wie das blühende Leben. »Just, du bist schon zu Hause?« wunderte sie sich gleich der jungen Schwägerin Sidonie Rauter, die hinter ihr sichtbar wurde, schlank und biegsam, mit Haaren wie dunkel glitzernder Bernstein und Augen, in denen sich des Himmels Bläue verfangen zu haben schien. Sie nahmen beide Platz, und Hella fragte neugierig: »Wie war es in Thormanshöfen, was wollte der Baron überhaupt von dir?« »Mir sagen, daß er nun endgültig kapituliert, weil er am ersten April die hohen Zinsen nicht zahlen kann. Es war scheußlich, ich kam mir beinahe wie ein Henker vor. Also, Schwesterchen, bereite dich langsam auf die Würde einer Rittergutsbesitzerin vor.« »Kein erhebendes Gefühl«, brummte sie. »Am liebsten möchte ich dem armen Kerl den ganzen Krempel schenken, der allein nur durch die Schuld seines liederlichen Vaters wie ein Bettler von Haus und Hof gehen muß. Was wird er nun anfangen?« »Als Verwalter auf Thormanshöfen bleiben.

  • Eine Frau nach Maß: Leni Behrendt Bestseller 12 – Liebesroman

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    Eine Frau nach Maß: Leni Behrendt Bestseller 12 – Liebesroman
    Eine Frau nach Maß: Leni Behrendt Bestseller 12 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Es war ein hohes, weites Gemach, das Speisezimmer von Schloß Felß. Um den langen, breiten Tisch zu besetzen, der inmitten des feudalen Raumes stand, dazu gehörte schon eine Familie von mindestens zwölf Kindern samt ihren Erziehern. Und da diese Familie vorläufig nur aus Vater und Sohn nebst der Repräsentantin des Hauswesens bestand, wählte man zu den täglichen Mahlzeiten den runden Tisch, der im Erker stand. Das Licht, das durch die Buntglasfenster fiel, war stets gedämpft. So konnte es kommen, daß an trüben Regentagen, wie zum Beispiel heute, schon während des Mittagsmahles die kunstvoll gearbeitete Lampe über der Tafel brannte. Und diese Tafel war stets sorgfältig gedeckt mit schneeigem Damast, schwerem Silber und kostbarem Porzellan. Der Seniordiener Jonas, mit dem Aussehen und der ruhigen Würde eines Diplomaten, servierte, wobei ihm ein jüngerer Diener bester Schulung zur Hand ging. Das Essen war delikat und bestand stets aus vier Gängen. Heute hatte man nun einen Gast – und zwar einen ziemlich alltäglichen. Sie fand sich nämlich oft in Felß ein, die Nachbars­tochter Bernice von Söhrte, mit dem dunklen Madonnenscheitel und dem taubenfrommen Augenaufschlag. Sie galt überhaupt als sanft und mild, und es war gewiß nur eine böse Verleumdung von dem Oberverwalter der Herrschaft Felß, Arnulf Alwart, wenn er skeptisch meinte: »Truu de Düwel dem Ap'theker.« Denn das, was da nun dem Schloßherrn so lieb entgegenlachte, war ein sanftes Mägdlein, das bestimmt kein Wässerchen trüben konnte. Man hatte das Gefühl, als müßte man das zarte Wesen behüten und beschirmen vor jedem rauhen Windzug des Lebens. »Ah, da sind Sie ja, mein lieber Torsten«, sprach ein weicher rosiger Mund. »Ich glaubte Sie abwesend von Felß.« »Nein, ich war zu Hause, gnädiges Fräulein. Allerdings war ich mit Vorbereitungen beschäftigt, weil ich heute noch verreisen will.« Da der Mann die beiden Damen scharf beobachtete, entging ihm der fast entsetzte Blick nicht, den sie miteinander tauschten. »Davon weiß ich ja gar nichts, Torsten.«

  • Dort, wo die weiße Möwe zieht: Leni Behrendt Bestseller 28 – Liebesroman

    28

    Dort, wo die weiße Möwe zieht: Leni Behrendt Bestseller 28 – Liebesroman
    Dort, wo die weiße Möwe zieht: Leni Behrendt Bestseller 28 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Der Herbststurm brauste mit entfesselter Kraft über die Ostsee und ihre Ufer. Wie drohende Ungeheuer wälzten sich haushohe Wellen auf und ab, hin und her in stetem Wechsel. Die Bäume des Waldes, der wie eine dicke dunkle Mauer über die Dünen ragte, schwankten wie Rohre. Es war ein Wagnis, sich bei diesem Wetter im Freien aufzuhalten. Das schien jedoch der Mann, der soeben am Waldrand sichtbar wurde, nicht zu empfinden. Ruhig und sicher schritt er dahin, der Mann in Joppe und Jägerhut. Die Flinte trug er lose über die Schulter gehängt und den Feldstecher am Riemen um den Hals. Dicht bei Fuß hielt sich sein Jagdhund, ein prachtvolles Tier. Jetzt bog er rechts ab und betrat einen geraden, von Buchen umsäumten Weg, der zu einem sehr breiten schmiedeeisernen Tor führte. Dort stand ein alter Landbriefträger und versuchte, sein Fahrrad, das mit einem schweren Paket beladen war, an das Tor zu lehnen, was ihm aber nicht gelingen wollte. Im Gegenteil: Das Rad fiel um. Der alte Mann hatte alle Mühe, sich bei dem tollen Sturm selber auf den Beinen zu halten. Und als er sich bückte, um das am Boden liegende Rad aufzuheben, fuhr der Wind unter seinen Umhang, blähte ihn wie ein Segel und trieb den Alten vorwärts, geradewegs auf den Jäger zu. »Hallo, Kruska!« rief er lachend und fing den Taumelnden in seinen Armen auf. »Das hätte ich mir auch nicht träumen lassen, daß Sie noch einmal so ungestüm an mein Herz flüchten würden!« »Donner noch eins. Hat der Herr Graf einen Griff am Leibe!« stöhnte er. »Ja, Kruska, zarte Hände habe ich nicht.

  • Der Familienschreck: Leni Behrendt Bestseller 15 – Liebesroman

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    Der Familienschreck: Leni Behrendt Bestseller 15 – Liebesroman
    Der Familienschreck: Leni Behrendt Bestseller 15 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Im Herrenhaus von Schönsee herrschte große Aufregung. Das gestrenge Oberhaupt der Familie wurde erwartet, und das war etwas, das diese Aufregung schon rechtfertigte. Was in dem schlechtgeführten Haushalt in einem Vierteljahr vernachlässigt worden war, das sollte an einem Tag in Ordnung gebracht werden! Das gab ein heilloses Durcheinander, in dem ein Heer von Scheuerfrauen auf und ab wogte. Fluten von Seifenwasser überschwemmten die Fußböden, Leitern standen herum, Fenster und Türen waren weit geöffnet – und inmitten dieses Chaos wirbelte die Hausherrin herum, mit ihren konfusen Befehlen mehr hemmend als nützend. »Ilsabe, Christiane, wo seid ihr bloß?« jammerte sie nach den Töchtern, die geruhsam im Wohnzimmer saßen, das als einziges von der Scheuerwut verschont geblieben war. Dort hielten sich auch der Herr und der Sohn des Hauses auf, die am liebsten ausgerückt wären, in Erwartung des hohen Gastes jedoch notgedrungen verharren mußten. Nun wurde auch diese Tür aufgerissen, und die völlig echauffierte Hausfrau ward sichtbar. »Kinder, meine Nerven! Könnt ihr denn kein bißchen darauf Rücksicht nehmen?« jammerte sie kläglich. »Hör bloß endlich mit deinen Nerven auf –!« fuhr der Hausherr unwirsch dazwischen. »Wozu das alles überhaupt, Beate?« »Da kannst du noch fragen?« empörte die Ehehälfte sich. »Da kannst du wirklich noch fragen? Du kennst doch die niederträchtig scharfen Augen der Tante Herzliebe. Wenn die auch nur eine einzige Unordnung hier entdecken –«

  • Im Herzen die Sehnsucht: Leni Behrendt Bestseller 35 – Liebesroman

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    Im Herzen die Sehnsucht: Leni Behrendt Bestseller 35 – Liebesroman
    Im Herzen die Sehnsucht: Leni Behrendt Bestseller 35 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Noch brütete die Hitze des Junitages über dem abendstillen Wald. Dunkel war es darin und unheimlich. Wie drohende Wächter standen die hohen Bäume rechts und links der Asphaltchaussee, auf deren hartem Boden Pferdehufe klapperten. Der Reiter mußte schon über ein falkenscharfes Auge verfügen, um sein Roß durch die Düsternis lenken zu können. Dicht daneben huschte es wie ein Schatten, unhörbar und geisterhaft. Ab und zu knackte es im Unterholz, Käuzchen klagten, in der Ferne heulte ein Hund. Das alles mutete so schauerlich an, daß einem furchtsamen Gemüt wohl das kalte Gruseln über den Rücken gejagt wäre. Allein der Reiter schien nicht so furchtsam zu sein; er pfiff vergnügt vor sich hin. tut es Rheinwein morgen…« entquollen die Töne melodisch den gespitzten Lippen. Munter klapperten die Hufe dazu, das Sattelzeug knirschte, das Roß schnaubte, und der Schatten daneben blaffte freudig auf. und hin ist hin…« ging die fröhliche Weise weiter. Es machte dem Dreigespann auch gar nichts aus, als es jetzt von dem dunkelverhangenen Himmel zu sprühen begann, leicht und nieselnd, fast wie der Niedergang eines Nebels. Unverdrossen setzte man wohl noch zehn Minuten lang seinen Weg fort, dann war der Wald zu Ende und ein weites Tal tat sich auf. Lichtlein blinkten in der Ferne, schienen die drei unverzagten Wanderer wie tröstend zu grüßen. Auf das nächste lenkte der Reiter zu und hielt bald darauf vor einem Haus, über das er den grellen Scheinwerfer seiner Taschenlampe gleiten ließ. Zum Lindenwirt, stand da einladend über der Tür, also gerade das, was der Mann suchte. Er saß ab, schlang den Zügel des Pferdes um die Eisenstange, die für derartige Zwecke angebracht war, und betrat dann den Flur, gefolgt von dem Schatten, der sich nun bei Licht als eine prächtige silbergraue Dogge entpuppte. »Guten Abend«

  • Die gekaufte Frau: Leni Behrendt Bestseller 21 – Liebesroman

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    Die gekaufte Frau: Leni Behrendt Bestseller 21 – Liebesroman
    Die gekaufte Frau: Leni Behrendt Bestseller 21 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Die gepolsterte Tür, die zum Arbeitszimmer des Chefs führte, öffnete sich geräuschlos, und der Gestrenge wurde sichtbar. Er wollte das Gemach durchschreiten, verharrte dann jedoch vor dem reizvollen Bild, das sich seinen Augen bot. Da saß seine Privatsekretärin, völlig in die Arbeit vertieft. Die lachende Frühlingssonne gleißte in ihrem Haar, das funkelnd wie Altgold den schmalen Kopf in dicken Locken umbauschte. Tief war dieser entzückende Kopf über ein Stenogramm gebeugt. In dem Gesichtchen, zart und fein, stand ein Ausdruck von Ungeduld. Jetzt hoben sich die Augen, große grünblaue Sterne, wie sie wohl die Nixen haben mochten, die ihre Opfer damit betören und sie hinunter ins Verderben ziehen. Träumend schauten sie sekundenlang in die strahlende Sonne hinaus, bis sie dann wieder zu den Schreibmaschinentasten zurückkehrten. Zehn überaus zarte Finger hieben sie mühelos hinunter wie in wechselvollem Spiel. Der Smaragd an ihrer Linken funkelte und sprühte bei diesem Auf und Ab. Das Näschen krauste sich, und dem echtroten Mund entglitt das Zünglein, fuhr blitzschnell über die Lippen im rhythmischen Takt. »Re-ha-bi-li-ta-ti-on«, buchstabierte das Mädchen eifrig in die Maschine hinein. »Re-ha-bi-li-ta-ti-on. Endlich hab' ich dich nun schon. Was für ganz verrückte Worte es doch gibt, tralalala, und dazu scheint hell die Sonne, widihopsassasasa. Und die blauen Veilchen blühen, und ich habe nichts davon, muß hier sitzen und mich schinden in der Arbeit harter Fron. Ist das nicht ein dummer Esel, widewidewittbumbumjuchhe, hat geschrieben und kann nicht lesen, ach herrjeh, herrjemine…« Alles in allem war es ein sinnbetörendes, frohgemutes Menschenkind, das der Arbeit grauer Sachlichkeit die beste Seite abzugewinnen wußte, indem es bei der Ausführung seiner Pflicht durcheinandersang in kunterbuntem Kuddelmuddel. Die bauschigen Ärmel der weißen Seidenbluse wehten bei der schnellen Armbewegung wie ein Segel hin und her, und der Saum des dunkelblauen Wollrocks wippte lustig auf und nieder.

  • Dornröschen wider Willen: Leni Behrendt Bestseller 26 – Liebesroman

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    Dornröschen wider Willen: Leni Behrendt Bestseller 26 – Liebesroman
    Dornröschen wider Willen: Leni Behrendt Bestseller 26 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. In der Hauptgeschäftsstraße einer Großstadt zählte ein Geschäft für Kunstgewerbe zu den vornehmsten und teuersten. Die Kunden ließen sich gern beraten von der Inhaberin, einer gewandten Dame mit verbindlichem Lächeln und liebenswürdiger, zuvorkommender Art. Nur, daß sich diese Attribute allein auf die Kunden bezogen; bei den Angestellten schlug die aalglatte Geschäftsfrau ganz andere Töne an. Hauptsächlich der Nichte gegenüber, bei der sie sich das ungestraft leisten konnte. O ja, das gerissene Fräulein Lucinde Mentel wußte schon, was sie tat, als sie ihrer älteren Schwester eindringlich zuredete, die Tochter nicht Chemikerin werden zu lassen, wie diese es gern gewollt, sondern sie nach der mittleren Reife vom Lyzeum zu nehmen und auf die Kunstgewerbeschule zu schicken. Das bestach die Frau Mama natürlich. Und als dann gar noch der Gatte starb, behauptete die »arme Witwe«, von der Pension, die der Landgerichtsrat ihr hinterließ, ein so teures Studium für die Tochter nicht bezahlen zu können. So besuchte denn das einzige Kind dieser egoistischen Mutter die Kunstgewerbeschule und, da die liebe Tante es für vorteilhaft hielt, auch noch Abendkurse für Buchführung, Stenographie und Schreibmaschine. Daß das zarte Geschöpf sich bei dieser doppelten Lehre überanstrengte, wurde weder von Mutter noch Tante bemerkt. Ersterer konnte es nicht schnell genug gehen, die Tochter von der Tasche zu kriegen, und letzterer ging es darum, in der gefügigen Nichte so schnell wie möglich eine Arbeitskraft zu bekommen, mit der sie nach Willkür verfahren konnte. Das geschah dann noch rascher, als die gerissene Lucinde erhoffte. Denn bevor noch Swidgart Friesen die Kunstgewerbeschule absolviert hatte, starb ihre Mutter. Abends klagte sie über heftige Kopfschmerzen, ging zeitig zu Bett – wo die Tochter sie am Morgen tot auffand. Ein Gehirnschlag hatte dem Leben der Endvierzigerin ein rasches Ende gesetzt. Woher sollte die junge Swidgart nun das Geld nehmen, um ihre Lehre, die noch länger als ein halbes Jahr währte, zu bezahlen? Womit den Lebensunterhalt bestreiten? Antwort darauf wußte die gute Tante Lucinde, die als Vormund der Nichte Bestimmungsrecht besaß. Sie ließ die gesamte Wohnungseinrichtung versteigern und bestritt von dem Erlös, der ja so kärglich war, wie sie dem lebensunerfahrenen Mädchen weismachte, dessen Ausgaben. Kost und Logis erhielt das liebe Kind natürlich von ihr gratis; dafür mußte es allerdings im Geschäft mithelfen, bevor es noch die Prüfung abgelegt hatte.

  • Keine Rose ohne Dornen: Leni Behrendt Bestseller 52 – Liebesroman

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    Keine Rose ohne Dornen: Leni Behrendt Bestseller 52 – Liebesroman
    Keine Rose ohne Dornen: Leni Behrendt Bestseller 52 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Ein warmer heller Frühlingstag. Der kleine Garten, der zu dem Schlößchen gehörte, prangte und leuchtete in herrlichster Blütenpracht. In verschwenderischer Fülle hingen die Fliederdolden schwer an den strauchartigen Bäumchen. Einige Zweige standen auch in der Vase mitten auf dem reizvoll arrangierten Kaffeetisch, der bei diesem sonnigen Wetter seinen Platz auf der Terrasse des Schlößchens hatte. Die Besitzerin aller dieser Herrlichkeiten paßte sehr gut in das leuchtende Blühen dieses Frühlingstages, diese weißgekleidete schlanke Gestalt mit dem kupferfarbenen Lockenhaar und der Haut wie Milch und Blut. Diese Frau war immerhin achtunddreißig Jahre alt, aber niemand würde es ihr geglaubt haben, wenn sie ihr Alter verraten hätte. Man hielt sie bestimmt für zehn Jahre jünger und fand ihren Gatten viel zu alt für sie, der mit seiner hohen vornehmen Gestalt, dem vollen schneeweißen Haar und den klugen, gütigen Augen wie ein Grand­seigneur der alten Schule aussah. Eigentlich hätte seine Schwester, die Gräfin Rödering, die ihm in dem bequemen Rohrsessel gegenübersaß, diese gütigen Augen haben müssen, sie hätten zu der Dreiundfünfzigjährigen besser gepaßt. Doch diese hatte nichts Gütiges in ihren kalten graublauen Augen. Ihre ganze Erscheinung strömte eine so stolze Unnahbarkeit aus, daß man ihr überall und zu jeder Zeit größte Ehrerbietung entgegenbrachte, ihr sonst aber möglichst aus dem Weg ging. Und ihr Sohn, der gleichfalls mit an dem Tisch saß, war ihr nur zu ähnlich. Wenigstens was Stolz, Unnahbarkeit und Gelassenheit anbetraf. O ja, schön war er schon, der Graf Eckehard Rödering, Herr und Gebieter der großen Herrschaft Rautenbruch. Die stolzen, harten Züge, die kalten, durchdringenden Grauaugen und diese hohe aristokratische Gestalt gab es so nicht zum zweiten Male. Nun reichte er seiner Tante – o ja, die schöne, bezaubernde Frau war seine Tante, die Tasse zum Füllen hin. »Gnädigste Tante, kredenze mir noch einen so wunderbaren Trank, den du wie eine Zauberin zu brauen verstehst.« Sie nahm die Tasse entgegen und drohte ihm lachend. »Der alte Schwerenöter bist du geblieben, Eckehard – obgleich du dich sonst in den zehn Jahren sehr verändert hast.« Sie sah ihm in das rassige Gesicht, über das ein merkwürdiges Lächeln huschte. »So, meinst du?«

  • Die Familie wünscht es: Leni Behrendt Bestseller 20 – Liebesroman

    20

    Die Familie wünscht es: Leni Behrendt Bestseller 20 – Liebesroman
    Die Familie wünscht es: Leni Behrendt Bestseller 20 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. »Hallo – hoppla, hoppla – hopp…!« schrien die fröhlichen Jungen und drei Paare lange Arme fuchtelten vor Begeisterung in der Luft herum. Die junge, tollkühne Reiterin, die auf der provisorischen Rennbahn dahingaloppierte, winkte ihnen lachend zu. Die drei jungen Grafen Halldin-Langerau boten einen herzerquickenden Anblick. Die Körper, trotz ihrer respektablen Länge geschmeidig und trainiert, blitzblaue Augen unter strohblondem Haarschopf. Neunzehn-, achtzehn- und fünfzehnjährig, befanden sie sich in dem Alter, wo man das weibliche Geschlecht einfach nicht für voll ansieht. Das junge Mädchen kannte seine Eltern nicht. Die Mutter war bei seiner Geburt gestorben und der Vater im Krieg gefallen, als es wenige Wochen alt gewesen. Jedenfalls war Sigrun Ferdinande als zehntägiges Kind nach Langerau gekommen und hatte den Bruder ihres Vaters, Graf Halldin-Langerau, und dessen gütige, seit zwei Jahren verstorbene Gattin immer nur als Eltern betrachtet. War mit den drei Söhnen des Hauses groß geworden als rechte Schwester. Ohne es sich selbst einzugestehen, waren die Brüder stolz auf ihre Nante und hatten sie sehr lieb. Das durfte man ihnen jedoch beileibe nicht sagen, dann wurden sie grob. Augenblicklich glich die Achtzehnjährige einer kühnen Amazone, wie sie da durch die Bahn galoppierte und die Hindernisse, die von den Brüdern nicht halsbrecherisch genug hatten hergerichtet werden können, mit lässiger Eleganz nahm. Dann sprang Nante ihrem Pflegevater entgegen, der sie in seinen Armen auffing und wie eine Feder hochhob. »Na, du Wetterhexchen, was macht die Reiterei?« lachte er in seinem dröhnenden Baß. »Ist fabelhaft auf der Höhe, Papi«, kniff sie ihm vor Begeisterung in die Nase. Der Vater lachte und ließ das Töchterlein behutsam wieder auf die Erde gleiten. »Wißt ihr, Jungens, wer geschrieben hat?«

  • Die vom Ulmenhof: Leni Behrendt Bestseller 25 – Liebesroman

    25

    Die vom Ulmenhof: Leni Behrendt Bestseller 25 – Liebesroman
    Die vom Ulmenhof: Leni Behrendt Bestseller 25 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Leichtfüßig eilte ein junges Mädchen die Treppen des Mietshauses hinauf, machte im zweiten Stock halt und drückte den Finger dreimal auf den Klingelknopf an der Etagentür. Diese wurde gleich darauf von einem rundlichen Wesen geöffnet, das nach einem prüfenden Blick in das strahlende Mädchengesicht den Mund zu breitem Lachen verzog. »Gratuliere, Herzchen, gratuliere! Das ist aber mal eine Freude!« Der Ansicht waren auch die drei Menschen, die hinzukamen. Der Papa, ein stattlicher Herr mit frischem Gesicht, graumeliertem Stutzhaar und scharfblickenden Jägeraugen unter buschigen Brauen. Die Mama, groß, vollschlank, mit rosigem Gesicht, blauen Augen und blondem Kraushaar. Omilein, schon ein wenig verhutzelt, aber immer noch fidel und flink wie ein Wiesel. Sie alle gratulierten nun auch ihrem Liebling. Freudig erregt betrat man das Wohnzimmer, wo der Kaffeetisch gedeckt war. Ein Gedeck umgab ein Kränzlein von Schneeglöckchen, und auf der Torte prangten in Zuckerguß die Worte: Wir gratulieren unserer Geraldine. »Wie feierlich«, lachte sie, die wohl den Vornamen Geraldine führte, aber für gewöhnlich Dina genannt wurde. »Und wie voreilig der Glückwunsch auf dem Meisterbackwerk. Wenn ich nun durch das Examen gerasselt wäre, was dann?« »Das kann doch unserem Goldkind nicht passieren«, prahlte Fräulein Johanna Weller, die als langjährige Angestellte Familienzugehörigkeit besaß und für sie das liebe gute Hannchen war. »Das kann doch die Prüfung nur mit Auszeichnung bestanden haben.« »Da muß ich dich aber enttäuschen, du eitles Hannchen. Mir genügt die Note ›gut‹ vollkommen.«

  • Die Menschen, sie nennen es Liebe: Leni Behrendt Bestseller 23 – Liebesroman

    23

    Die Menschen, sie nennen es Liebe: Leni Behrendt Bestseller 23 – Liebesroman
    Die Menschen, sie nennen es Liebe: Leni Behrendt Bestseller 23 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Der Frühling war gekommen mit lachendem Ungestüm. Hatte alles hinweggefegt, was noch von dem grimmen Winter übriggeblieben war, und führte jetzt ein gar lustiges Regiment. Auf dem großen See, den noch vor kurzer Zeit eine glitzernde Eisdecke überzog, flutete nun glasklares Wasser, in dem sich die Bläue des Himmels spiegelte. Über den Wiesen lag es wie ein grüner Hauch, unterbrochen von zarten Schneeglöckchen. Im Wald steckten Leberblümchen sowie Buschwindröschen ihre Köpflein aus dem Moos, und auf den Gartenbeeten blühte der Krokus. Und nicht nur in der Natur wirkte der Frühling, er pochte auch an die Herzen der Menschen und begehrte Einlaß. »Der Frühling ist gekommen mit all seiner Pracht.« »Es läuten die Glocken fern und nah, sie wollen frohlocken, der Lenz ist da!« Verblüfft schaute das Mädchen, das gerade in den Wald reiten wollte, um sich, aber nirgends konnte es einen Menschen entdecken. »Such mich doch, du kühne Amazone! Oder bist du gar die Elfenkönigin in Person, die blonde Frau auf deinem weißen Roß?« »So sehe ich gerade aus!« rief sie zurück. »Und jetzt treten Sie endlich in Erscheinung!« »Das kann ein Waldgeist nur um Mitternacht. Wenn du dich dann herbemühen wolltest, du mein bezauberndes Menschenkind.« »Dann würde ich wohl die Bekanntschaft eines kecken Erdensohnes machen«, unterbrach sie ihn lachend – und horchte auf, als dieses Lachen wie ein fröhliches Echo zurückklang. Also mußte sich in der Gesellschaft des Mannes auch noch ein weibliches Wesen befinden. Allein, so große Mühe sich die Reiterin auch gab, die beiden Menschen in ihrem Versteck zu erspähen, es gelang ihr nicht.

  • Forsthaus Hubertus: Leni Behrendt Bestseller 36 – Liebesroman

    36

    Forsthaus Hubertus: Leni Behrendt Bestseller 36 – Liebesroman
    Forsthaus Hubertus: Leni Behrendt Bestseller 36 – Liebesroman

    Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Es hatte den Anschein, als wollte es an diesem griesgrämigen Novembermorgen gar nicht hell werden. Er tauchte alles grau in grau, draußen so wie drinnen, wo das Ehepaar Synor beim verspäteten Frühstück saß. Kein Wunder, daß sich das trübselige Wetter auf die Stimmung legte und die Laune der Herrschaften gleichfalls grau war, zumal man nach einer durchfeierten Nacht zu wenig Schlaf gehabt hatte – und dann seinen Hunger noch nicht einmal richtig stillen durfte, weil man auf schlanke Taille hielt und jedes Pfund Gewichtszunahme als eine Katastrophe ansah. Also war der Frühstückstisch wohl zierlich gedeckt aber mager bestellt. Toast, mageres Fleisch, Obstsalat, mehr konnte man nicht entdecken. Und selbst aus der brodelnden Kaffeemaschine gestattete man sich nicht mehr als eine Tasse des aromatischen braunen Trankes. O ja, sie waren eben ein modernes Paar, der Landrat Guido Synor und seine Frau Ola, rank und schlank, elegant und fesch. Er brünett mit kleinem Bärtchen, sie platingebleicht mit diskret zurechtgemachtem Gesicht. Ihr Morgengewand war ebenso raffiniert wie sein Morgenhabit aus weißem Flanell. Man konnte schon sagen, daß dieses Paar sich gesucht und gefunden hatte. Gesellschaftsmenschen in jeder Form, wirklich gutaussehend und gepflegt. Sie waren ja auch nicht alt, obwohl sie bereits erwachsene Töchter hatten, sie eine von zwanzig Jahren, er eine von dreiundzwanzig. Sie war mit neunzehn Jahren Mutter geworden, er mit fünfundzwanzig Vater. Sie hatte ihren ersten Mann durch den Tod verloren, er seine erste Frau. Und da Synor der Nachfolger des Landrats von Hauser im Amt wurde, so übernahm er gleich die Witwe des Verstorbenen mit. Warum auch nicht? Es paßte doch alles so schön. Er hatte Geld, sie hatte Geld. Außerdem gefielen sie sich gegenseitig und waren bereit, eine angenehme Ehe zu führen, was sie denn auch seit drei Jahren taten. Er besaß in ihr die vorbildliche Repräsentantin, die er für sein großgeführtes Haus brauchte und sie in ihm, wenn auch nicht gerade einen liebevollen, so doch rücksichtsvollen, galanten Gatten, der ihr notwendige Freiheit ließ, diese jedoch auch für sich begehrte.

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