Medienkulturanalyse
By Julia Bee, Stephan Trinkaus, Kay Sulk and
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About this series
Aus medienkulturwissenschaftlicher Perspektive formuliert Jule Korte eine Beschreibungsebene für Fernseherfahrung, in der sich diese nicht mehr generalisieren lässt. Vielmehr schlägt sie vor, Fernseherfahrung als relationale Dynamik zu verstehen, in der sich Bedeutsamkeiten formieren, die nicht entweder dem Fernsehen oder dem »wirklichen« Leben entspringen, sondern deren Relevanz sich genau in der Halbwelt zwischen Script und Reality, in einer gemeinsamen Erfahrungsökologie entfaltet. Aus einer empirischen Studie mit Jugendlichen zu Scripted Reality-Formaten ergründet sie solche Ökologien und betont die Untrennbarkeit von »medialer« und »gewöhnlicher« Erfahrung.
Titles in the series (11)
- Im Rahmen: Zwischenräume, Übergänge und die Kinematographie Jean-Luc Godards
1
Ausgehend von den jüngsten Forschungsergebnissen zur Intermedialität widmet sich dieses Buch der Aufgabe, an den Nahtstellen medialer Ausdrucksformen Zwischenräume und Übergänge zu rahmen. Im Durchstreifen verschiedener Disziplinen und damit an ihren Übergängen werden kulturelle Phänomene, Beobachtungen und Operationen des Dazwischen mosaikartig zusammengestellt und in ihren (intermedialen) Beziehungen analysiert. Wie die hier vorgenommene Untersuchung der Kinematographie Jean-Luc Godards auf subversive Weise verdeutlicht, sind es eben diese Zwischenräume, die eine bedeutungstragende Organisation von Wahrnehmung und Artikulation ermöglichen.
- »Not grace, then, but at least the body«: J.M. Coetzees Schriften 1990-1999
2
Die Romane und Erzählungen des Literaturnobelpreisträgers J.M. Coetzee bezeugen den südafrikanischen Gesellschaftswandel der 90er Jahre, vom offenen Rassismus über den faktischen Bürgerkrieg bis zur anvisierten Versöhnung. Die fiktionalen, meist gewaltdurchdrungenen Schicksale werden zudem global begreifbar und bedeutsam. Diese Studie untersucht Coetzees Schriften jenes bewegten Jahrzehnts mittels der Thesen des italienischen Philosophen Giorgio Agamben zu Biopolitik und Zeugenschaft. Von dieser Perspektive aus liefern die zahlreichen Verkörperungen der Ungnade, in die Coetzees Protagonisten fallen, ein Schlachtfeld heutiger Subjektivität und Erzählbarkeit.
- Blank Spaces: Gabe und Inzest als Figuren des Ursprungs von Kultur
3
Die »blank spaces on the earth« (Joseph Conrad), die unbetretenen, unentdeckten Räume unserer Welt, fordern unsere Fantasie heraus, den Wunsch, sie zu betreten, sie zu füllen. Diese weißen Flecken lassen sich jedoch nicht mit den herkömmlichen Mitteln des Reisens aufsuchen. Gabe und Inzest sind kulturelle Figuren, die den Versuch bezeichnen, dieser 'Leere' eine Form zu geben, sie in die Koordinaten der kulturellen Ordnung zu überführen. Von dieser zugleich unmöglichen und unabschließbaren Bewegung aus versucht der Band, den Bedingungen der Prozessualität von Kultur überhaupt auf die Spur zu kommen.
- Szenen der Gewalt: Folter und Film von Rossellini bis Bigelow
7
Gewalt entstellt und zerstört das Opfer, es nimmt ihm seinen Ausdruck. Doch wird auch das Subjekt nur sichtbar in einem performativen Prozess, in dem es in Beziehung mit anderen einen Ausdruck findet. Im Bild der Folter hat der Film diese Grenze der Sichtbarkeit immer wieder thematisiert. Der moderne Film selbst wird in einer Szene geboren, wie Serge Daney einmal gesagt hat: in der Darstellung der Folter vor einem Dritten in Rossellinis »Roma città aperta«. Reinhold Görling verfolgt diese Szene der Gewalt von Rossellini über Orwell, Pasolini, Beckett, Marker, Polanski, Hooper, McQueen u.a. bis zu Oppenheimer, Morris und Bigelow.
- Gruppieren, Interferieren, Zirkulieren: Zur Ökologie künstlerischer Praktiken in Medienkulturen der Gegenwart
8
Die digitalen Medienkulturen haben in den Künsten zur Herausbildung neuartiger Konfigurationen geführt, die sich im Wesentlichen als Austauschbeziehungen heterogener Praxisfelder bestimmen lassen. Es sind künstlerische Verfahren entstanden, die weder einen gesicherten institutionellen Ort noch medialen Rahmen besitzen. Stattdessen markieren Bewegungen des Übersetzens, des Zirkulierens, des Intervenierens und des Gruppierens die Bedingungen ihrer Produktion und Erfahrung. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln (Film-, Tanz-, Theater und Medienwissenschaft) entwickeln die Beiträger*innen des Bandes Methoden und Konzepte, um diese prozessorientierten ästhetischen Verfahrensweisen zu beschreiben.
- Mediale Markierungen: Studien zur Anatomie medienkultureller Praktiken
4
Die theoretische Beschäftigung mit den medialen Bedingungen von Kultur hat eine ausdifferenzierte Geschichte, die nicht erst mit dem Aufkommen der neueren Medien beginnt und auch nicht auf technische Medien beschränkt ist. Die Beiträge des Bandes erkunden und erörtern das Spannungsfeld von Theoriebildung und Medienpraxis und leisten damit einen Beitrag für eine an den medialen Praktiken von Gegenwart und Vergangenheit interessierte Medienkulturanalyse und Medienphilosophie. Mit Beiträgen von Christina von Braun, Simone Dietz, Elena Esposito, Reinhold Görling, Burkhardt Lindner, Christian Schicha, Irmela Schneider, Timo Skrandies, Matthias Vogel und Ralph Weiß.
- Erzählen im Film: Unzuverlässigkeit - Audiovisualität - Musik
6
Die Anwendung des Erzählbegriffs auf Medien jenseits der Literatur erfordert eine interdisziplinäre Verständigung darüber, welche spezifische Form und Erkenntnisfunktion das Erzählen haben kann. Bilder, Ton und Musik haben für die Erzeugung der Ereignisse in der erzählten Geschichte einen eigenen Anteil und erweitern bzw. verschieben die Möglichkeiten und Formen des Erzählens wesentlich. Insbesondere das unzuverlässige Erzählen ist zu einer wichtigen Strömung des Gegenwartsfilms geworden und es lohnt zu fragen, wie es dazu kommt und warum audiovisuelle Medien gerade für diese narrative Möglichkeit prädestiniert zu sein scheinen.
- Medienästhetik des Schattens: Zur Neubestimmung des Mensch-Technik-Verhältnisses im digitalen Zeitalter
10
Der menschliche Schatten im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit - Grundlage der Untersuchung von Kathrin Tillmanns bildet die artifizielle Präsenz des Schattens in ausgewählten Artefakten der visuellen und performativen Künste des 20. und 21. Jahrhunderts. Ihr Fokus richtet sich auf künstlerische Formen des Ausdrucks innerhalb der Bereiche Fotografie, Video, Tanz und Relational Architecture. Die Studie zeigt, dass der Schatten des menschlichen Körpers nicht mehr einzig als ästhetische, poetische Erscheinung zu fassen ist, sondern vielmehr als Teil eines Gefüges, welches zwischen medientechnologischen Ästhetisierungen, sozialen Verhaltensweisen und nicht zuletzt der Glaubwürdigkeit möglicher Bilder diffundiert.
- Gefüge des Zuschauens: Begehren, Macht und Differenz in Film- und Fernsehwahrnehmung
9
»Gefüge des Zuschauens« ist eine experimentelle medienwissenschaftliche Studie: Mit Collagen und im Dialog mit jungen Erwachsenen untersucht Julia Bee Rezeptionserfahrungen von TV-Serien wie »True Blood« und Filmen wie »The Dark Knight«. Indem Affekte und Perzepte dabei als Politiken der Wahrnehmung, des schöpferischen Begehrens und mannigfaltiger Differenzen betrachtet werden, zeigt die Studie, dass Gefüge, Prozesse und Kräfte ein konzeptuelles Gegengewicht zu einer linear-kausalen Wirkung bilden. Aus prozessphilosophischer Perspektive wird unter Rückgriff auf die Arbeiten von William James, Gilles Deleuze/Félix Guattari und Brian Massumi die Zuschauer_innen-Forschung so als schöpferisches, heterogenes Gefüge entwickelt.
- Ontomedialität: Eine medienphilosophische Perspektive auf die aktuelle Neuverhandlung der Ontologie
11
Im Zeitalter des sogenannten »Anthropozäns« werden wir Zeugen einer ontologischen Verschiebung: Die modernen Grenzziehungen zwischen Kultur und Natur, Subjekt und Objekt sowie die Vorstellung einer Welt, die aus unabhängigen Entitäten besteht, werden in der aktuellen Umbruchskonfiguration weitreichend destabilisiert. So ist die »Krise« der Moderne auch als eine »Krise« des Seins zu lesen, die die Möglichkeit eines (Anders-)Werdens relationaler Welt/en eröffnen könnte. Aus einer medienphilosophischen Perspektive fragt Lisa Handel danach, wie dieses Aufsprengen der Seinsontologie von der Frage der Medialität her zu denken und situieren ist. Ontomedialität ist »Kartenkunde und Reisebericht« einer Welt, in der Medialität und Ontologie je schon implodiert und ununterscheidbar geworden sind.
- Zwischen Script und Reality: Erfahrungsökologien des Fernsehens
13
Das sogenannte »Reality TV« spielt mit der Grenze zwischen Wirklichkeit und Fiktion. Doch wie lässt sich dieses Format analysieren? Aus medienkulturwissenschaftlicher Perspektive formuliert Jule Korte eine Beschreibungsebene für Fernseherfahrung, in der sich diese nicht mehr generalisieren lässt. Vielmehr schlägt sie vor, Fernseherfahrung als relationale Dynamik zu verstehen, in der sich Bedeutsamkeiten formieren, die nicht entweder dem Fernsehen oder dem »wirklichen« Leben entspringen, sondern deren Relevanz sich genau in der Halbwelt zwischen Script und Reality, in einer gemeinsamen Erfahrungsökologie entfaltet. Aus einer empirischen Studie mit Jugendlichen zu Scripted Reality-Formaten ergründet sie solche Ökologien und betont die Untrennbarkeit von »medialer« und »gewöhnlicher« Erfahrung.
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