uni auditorium
Geschrieben von Helmut Bachmaier, Friedrich Wilhelm Graf, Thomas Schwartz und
Erzählt von Friedrich Wilhelm Graf, Thomas Schwartz, Werner Dahlheim und
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Über diese Serie
ENDLICHE ABWÄGENDE VERNUNFT
Handle so, dass du durch dein Handeln die konkrete Freiheit der von deinem Handeln Betroffenen nicht grundlos einschränkst und dass du sie in dem Ausmaß, als die anderen auf dich angewiesen sind und es dir möglich ist, förderst. Wann ist die Einschränkung der Freiheit eines anderen berechtigt? Nach welchen Kriterien ist zu entscheiden, ob es dem Handelnden zumutbar ist, einem anderen zu helfen?
Titel in dieser Serie (40)
- Diagnose Krebs: Leben ist eine Alternative
Krebs ist nicht pauschal EINE Erkrankung. DEN Krebs oder DIE Krebstherapie gibt es nicht. Vielmehr bezeichnet diese Diagnose rund 200 VERSCHIEDENE Krankheiten. Dementsprechend sind die Therapieansätze und Behandlungserfolge bei den einzelnen Krebserkrankungen sehr unterschiedlich. Zweifellos kann die moderne Krebsmedizin insgesamt auf Fortschritte verweisen: Einerseits erlauben Forschungserkenntnisse effektivere Ansätze der Prävention und Früherkennung. Andererseits haben multimodale und individualisierte Therapiekonzepte zu höheren langfristigen Heilungschancen geführt. Das enorm gewachsene differenzierte Wissen über Krebserkrankungen und komplexe Therapiemöglichkeiten machen es den Betroffenen nicht leichter, sich mit ihrer Krebsdiagnose und den damit verbunden Ängsten und Befürchtungen auseinanderzusetzen. Vielmehr verstärkt Komplexizität Ängste. Beide können nur kommunikativ reduziert werden. Verlässliche Information, soziale Unterstützung, tragfähige therapeutische Beziehung, in der die Autonomie des Patienten, aktives Krankheitsverhalten und das damit verbundene Gefühl von Kontrolle unterstützt und gestärkt werden, sind entscheidende Hilfen für ein "Leben als Alternative" nach der Diagnose Krebs.
- Quantenmechanik: Eine Enführung
DER WEG ZUR QUANTENMECHANIK: Wie kam man eigentlich auf den Gedanken, dass die Welt in Paketen Energie austauscht? Es begann mit Wärmestrahlung und der Stabilität der Materie. VON EINSTEIN UND HEISENBERG: Was ist Licht eigentlich? Welle oder Teilchen! Was ist Materie eigentlich? Welle oder Teilchen! Einstein: Das ist unmöglich! Heisenberg: Das ist unbestimmt! VOM QUANT ZUM GELD: Wie kann man mit einer Theorie, die kaum zu verstehen ist, Geld verdienen? Ein Drittel des Weltbruttosozialproduktes wird mit Technik verdient, die auf der Quantenmechanik gründet: Laser, Computer, Digitalelektronik DER GANZ KLEINE URKNALL: Wenn es stimmt, dass die Quantenmechanik die Welt der allerkleinsten Teilchen richtig beschreibt, dann ist sie auch für den Beginn des Universums, den Urknall zuständig. Das Universum war nämlich anfangs kleiner als das kleinste Teilchen.
- Asien und Europa: Konkurrenz oder spirituelle Synthesen? Vorlesung
Historisch, geografisch und religionsgeschichtlich - wo liegen die Grenzen von Orient und Okzident? Europäische Aufklärer waren von China und Indien fasziniert, Humboldt von der indischen Literatur tief beeindruckt. Der Buddhismus inspirierte Schopenhauer ebenso wie Hesse. Offene Fragne des rational, naturwissenschaftlichen Denkens, der Trennung von Geist und Materie fanden Gegenmodelle in der Einheit der Natur, von geist und Materie in einem Lebensprinzip (Prana oder Chi). Heute werden auch im Westen Materie und Geist nicht mehr als Ausschließlichkeiten empfunden - die Welt ist ein nicht-dualistischer Zusammenhang von Mikro- und Makrokosmos. Fruchtbar der Nährboden für die Heilehre des Ayurveda, des Yoga und Zen. Spiritualität als gemeinsames Bindeglied von Asien und Europa.
- Wirtschaftsstrafrecht: Recht
Skandale ohne Ende: Korruption, verbotene Absprachen, dubiose Bankgeschäfte, Betrug und Untreue, Lug und Trug überall? Wirtschaftskriminalität: Was kennzeichnet sie und was macht sie so gefährlich? Der Staat bekämpft sie energisch und wartet nicht mehr, bis ein Schaden eingetreten ist. Neue Gesetze: Sie haben die Strafbarkeit weit in das Vorfeld verlagert und bestrafen bereits riskantes Verhalten. Gefährdungsdelikte: Wo aber ist die Grenze zwischen dem Mut zum Risiko, der belohnt werden soll, und dem kriminell riskanten Tun? Vorsatz und Fahrlässigkeit: Eine schwierige Unterscheidung, von der es abhängt, ob der Staatsanwalt kommt. Darf man auch Übermut und Leichtsinn im Wirtschaftsleben bestrafen? Strafe gegen Unternehmen: Noch gibt es sie in Deutschland nicht. Brauchen wir das? Organisiertes Verbrechen: Das ist eine andere Dimension, und nicht jede organisierte Straftat gehört dazu. Verbrechen lohnt sich nicht: Wie man es nimmt. Über das Gute im Schlechten, Geld und Moral.
- Naturphilosophie: Vorlesung
Seit Anbeginn der Philosophie stellt die schon vorgefundene Natur, vom Kosmos bis zu den Atomen und den Elementarteilchen, einen Skandal für unsere Vernunft dar. Was ist die Welt? war die erste philosophische Frage, gestellt vom ersten Philosophen Thales von Milet. Ihr folgte das lange und bis heute nicht abgeschlossene Programm naturphilosophischer Untersuchungen. Reduziert auf Teilgebiete und unter Verzicht der grundlegenden metaphysischen Fragestellungen ist die Beschreibung der Welt heute der Bereich der Naturwissenschaften. Die Vorlesung zur Einführung in die Naturphilosophie präsentiert das Panorama der modernen Naturphilosophie als der Begleiterin und Kritikerin der modernen Naturwissenschaften, die einst als experimentelle Philosophie begannen.
- Konstantin der Grosse
Konstantin der Große (306-337 nach Christus) gilt als der Begründer des christlichen Europa, als derjenige Kaiser, der den Weg von der heidnischen Antike ins christliche Mittelalter gewiesen hat. Diese moderne Sichtweise verkürzt jedoch das Wirken und die Bedeutung dieses zweifellos herausragenden römischen Kaisers: Konstantin war nämlich vor allem ein machtbewusster und machtorientierter Pragmatiker, der sich auch auf dem Feld der Religionspolitik seine Handlungsfreiheit bewahrte. Die konstantinische Wende hat es tatsächlich gegeben wie diese vonstatten ging, unter welchen Bedingungen und mit welchen Konsequenzen, dies wird in der vorliegenden Vorlesung auf der Basis des neuesten Wissensstandes erläutert.
- Ethik - Das gute Leben: Vorlesung von Prof. Dr. Wilhelm Vossenkuhl
DAS GUTE LEBEN ALS ZIEL Aristoteles hat die Aufgabe der Ethik darin gesehen, dem Ziel eines guten Lebens der Menschen zu dienen. Was war damals und was ist heute unter einem guten Leben zu verstehen? DAS WISSEN DES GUTEN Anfang des 20. Jahrhunderts meinte der englische Philosoph Moore, 'gut' sei nicht definierbar. Wenn die Bedeutung des Wortes nicht definierbar ist, wie ist es dann möglich zu wissen, was gut ist? DIE UNBESTÄNDIGKEIT DES GUTEN Was wir heute für gut halten, kann übermorgen nicht mehr gut sein. Wie können wir ethisch mit der Unbeständigkeit des Guten umgehen? DIE GERECHTE VERTEILUNG DER GÜTER Ein gutes Leben ohne eine gerechte Verteilung der Güter ist nicht denkbar. Die Güterverteilung ist aber nur einer von mehreren Aspekten der Gerechtigkeit. Nur demokratisch legitimierte Verfahren bieten die Aussicht auf gerechte soziale Verhältnisse.
- Ethik - Was wir sollen: Vorlesung von Prof. Dr. Wilhelm Vossenkuhl
PFLICHT UND VERANTWORTUNG Wir Menschen sind für uns selbst und für andere verantwortlich. Die Verantwortung besteht aus Pflichten sich selbst und anderen gegenüber, aber auch aus rechtlichen Ansprüchen, die wir in einer Gesellschaft zu erfüllen haben. Es gibt auch eine Verantwortung für die Zukunft. KANTS KATEGORISCHER IMPERATIV UND DAS MORALGESETZ Welche Voraussetzungen hat dieser Imperativ? Wie hat Kant ihn entwickelt, und wie sind seine verschiedenen Formulierungen zu verstehen? DÜRFEN WIR ALLES, WAS WIR KÖNNEN? Durch die Entwicklungen der Wissenschaften wächst scheinbar die menschliche Freiheit. Wo liegen deren Grenzen? Haben wir ein Recht auf Nichtwissen oder Pflicht zu wissen? DIE KARDINALTUGENDEN Seit der Antike werden die Tugenden der Gerechtigkeit, der Klugheit, der Tapferkeit und der Mäßigung als besonders lobenswerte, ja exzellente Weisen des Handelns geschätzt. Platon und Aristoteles haben diese Tugenden ebenso meisterlich beschrieben wie Thomas von Aquin.
- Europäische Integration: Politikwissenschaft
GESCHICHTE: Am Anfang standen Krieg, Verwüstung, Leid. Plötzlich machen sich einige Staaten Europas auf, ihre Zukunft gemeinsam zu gestalten. Entlang welcher Leitbilder entwerfen sie dieses Projekt ohne Vorlage? Was sind die wichtigsten Stationen der europäischen Einigung? INSTITUTIONEN: Die politischen Systeme der Nationalstaaten sind vielen von uns ein Begriff. In der Europäischen Union aber wird überstaatlich regiert. Welche Institutionen gibt es und was sind ihre Aufgaben? Was hat die EU-Verfassung mit all dem zu tun? ENTSCHEIDUNGSPROZESSE: Die Europäische Union hat schon heute 27 Mitglieder. Trotz vieler Gemeinsamkeiten hat jedes Land eigene Interessen und Ideen. Wie können diese unter einen Hut gebracht werden? Die Entscheidungsverfahren spielen deshalb eine besondere Rolle. Wie funktionieren sie in der Europäischen Union? Wie können sie weiter verbessert werden? ZUKUNFT: Die Europäische Einigung lässt sich nur aus unserer gemeinsamen Geschichte verstehen. Aber sie ist vor allem eine Aufgabe für die kommenden Jahre und Jahrzehnte. Wo liegt die Zukunft der europäischen Einigung?
- Wem gehört das Sterben?: Vorlesung
Es gibt Dinge, die sich auch in einer verwissenschaftlichen Welt dem wissenschaftlichen Zugriff entziehen. Dazu gehört auch das Sterben. Der Vortrag geht Fragen der Endlichkeit und unterschiedlichen Gestalten des Lebens, zu denen auch das Alter gehört, nach und befasst sich mit dem, was dem Menschen verfügbar, und dem, was dem Menschen unverfügbar ist. Anschließend wird versucht, die Frage, wem das Sterben gehört, zu beantworten.
- Gut und Böse
Ein Mensch springt in einen eiskalten Fluss, um einen Wildfremden vor dem Ertrinken zu retten. Er spendet für Flutopfer, tausende Kilometer entfernt. Er ist aber auch bereit, einen Anderen zu diskriminieren oder gar zu töten, nur weil der eine andere Hautfarbe hat oder einer anderen Religion angehört. Es gibt wohl keine andere Spezies, die zugleich so altruistisch und so brutal ist wie der Mensch. Dabei sind Aggressivität und Gewalt nicht immer Ausdruck eines Persönlichkeitsdefizits, sondern waren im Laufe der menschlichen Evolution in hohem Maße adaptiv. Es lässt sich beobachten, dass Gewalt und Aggressivität im Laufe der Menschheitsgeschichte kontinuierlich abgenommen haben. Kooperation und Kompromisse im Umgang mit Konflikten haben hingegen zugenommen. Eine mögliche Erklärung liegt darin, dass "gute" Menschen einander erkennen und deshalb miteinander kooperieren, wodurch sie erfolgreicher sind als "schlechte" Menschen, denen nichts bleibt als sich gegenseitig auszubeuten.
- Zeit - Vormoderne & Moderne: Vorlesung von Prof. Dr. Karlheinz A. Geißler
WAS IST ZEIT? Es gibt unterschiedliche Zeitverständnisse. Mit den jeweils herrschenden Zeitvorstellungen wird in der Gesellschaft Ordnung gemacht und auch die Individuen strukturieren mit ihrem Zeitverständnis ihr Leben und dessen Verlauf. DER UMGANG MIT DER ZEIT IN VERSCHIEDENEN EPOCHEN In der Vormodernde fand man die Zeit bei Gott, bzw. in den Regeln des kirchlichen Lebens und in der von Gott geschaffenen Natur. Die Zeit hatte immer eine bestimmte Qualität. Sie wurde nicht oder nur sehr selten gemessen. In der Moderne suchten und fanden die Menschen die Zeit bei den Glocken und an der Uhr. Zeit wurde gemessen und organisiert. Die Menschen nahmen die Zeit in die eigene Hand und fingen an, sie zu managen.
- Brecht und China / Lao Tse: Theologie der Kultur
Der uralten Tradition Chinas in Literatur, Theater und Philosophie hat Brecht große Beachtung geschenkt. Brecht reflektiert seine Rolle als verbannter Dichter auch im Spiegel großer chinesischer Lyriker wie Tu-Fu und Po-Chüyi (8./9. Jahrhundert). Von besonderer Aktualität wird für Brecht der große chinesische Weise Lao Tse. Mit Lao Tse setzt er auf eine durch den Künstler mit zu befördernde politische Aktivität, in der am Ende die jetzt Schwachen und Ohnmächtigen über die jetzt Mächtigen und Starken siegen werden.
- Die Erfindung der Schrift: Assyriologie
Assyriologie mit Prof. Dr. Walther Sallaberger: Kaum eine andere Erfindung hat die geistige und kulturelle Entwicklung der Menschheit so stark geprägt wie die Erfindung der Schrift. Erst mit Schrift lassen sich Sprache und damit Wissen unabhängig von Personen überliefern. In der Stadt Uruk, im Süden Mesopotamiens, wurde im späten vierten Jahrtausend v. Chr. das erste Schriftsystem geschaffen, das noch Jahrtausende tradiert wurde. In Keilschrift wurde zunächst sumerisch geschrieben, doch wurde das Schriftsystem bis zu seinem Erlöschen im ersten Jahrhundert n. Chr. für eine Reihe weiterer Sprachen benutzt. Ein Einblick in das älteste Schriftsystem regt an, über uns geläufige Schriften und Zeichen zu reflektieren.
- Kosmos Gehirn: Hirnforschung im 21. Jahrhundert
Die Hirnforschung hat in den vergangenen Jahren einen großen Aufschwung erfahren und wird von vielen als die wichtigste Forschungsdisziplin der Zukunft angesehen. Entsprechend hoch sind die Fördermittel für die Forschung und das Interesse der Öffentlichkeit. Zunächst wird in den Aufbau des Gehirns und seine Funktionsprinzipien eingeführt. Davon ausgehend werden die drei Hauptgründe für den Boom der Hirnforschung dargestellt: Zum ersten die Erkrankungen des Gehirns, die vor allem durch die hohen Kosten und die Zunahme der Erkrankten zum gesellschaftlichen Problem werden. Erläutert werden vor allem die Alzheimer-Erkrankung und die Therapieansätze von Hirnerkrankungen durch Stammzelltechnologien. Zum zweiten die Möglichkeit der Entwicklung neuer Produkte, die durch die Ergebnisse der Hirnforschung entstehen können. Die Unterschiede zwischen Gehirn und Computer, die Ansätze zur direkteren Verbindung von Gehirn und technischen Geräten und die Entwicklung von Substanzen zur Verbesserung der Hirnleistung werden vorgestellt. Zum dritten das Selbstbild des Menschen, das durch die Ergebnisse der Hirnforschung beeinflusst wird. Insbesondere die Frage nach dem freien Willen und die Grenzen der neurowissenschaftlichen Möglichkeiten werden bei dieser Fragestellung dargestellt.
- Tatort Gehirn: Physiologische Psychologie
Warum werden manche Menschen zu Verbrechern während andere ihr Leben lang brave Bürger bleiben? Sind Verbrecher schuldig für ihre Taten im klassischen Sinn, indem sie nämlich anders (normgerecht) hätten handeln können, oder sind Straftäter durch ihre Gene, ihre Lebensentwicklung und ihre Hirnorganisation determiniert, so zu handeln, wie sie es tun? Auf diese Fragen wird anhand von neuen Ergebnissen aus der Hirnforschung eingegangen. Grundsätzlich bestimmen zwei Wechselwirkungen unser Leben: einmal die zwischen Gehirn und Verhalten und zum anderen die zwischen Umwelt und Gehirn. Anhand dieser Grundsätze wird an Fallbeispielen erläutert, wie Menschen delinquent werden und warum nicht alle Menschen die gleichen Voraussetzungen und Wahrscheinlichkeiten haben, gesetzestreu zu handeln.
- Werner Heisenberg: Wissenschaftsgeschichte
Werner Heisenberg (1901 - 1976) war kreativer und ehrgeiziger als alle anderen Physiker seiner Generation. Er beherrschte bereits in frühester Jugend die Werkzeuge der Mathematik ebenso wie die Tasten des Pianos. Mühelos lernte er fremde Sprachen und fuhr rasant Ski. Er schüttelte vor allem grandiose, physikalische Ideen aus dem Ärmel und schaffte im Alter von nur 24 Jahren den entscheidenden Durchbruch zur Quantenmechanik. Mit 26 war er Professor für Physik und noch vor seinem 50. Geburtstag wagte er sich mit einer Weltformel in die Öffentlichkeit. Heisenbergs Beitrag zur Physik ist mehr als ein Beitrag zur Wissenschaft, nämlich der wichtigste Fortschritt der Philosophie im 20. Jahrhundert. Wir wollen diesen Mann vorstellen und kennen lernen, indem wir auf seine eigenen Ausführungen zurückgreifen.
- Die Wirklichkeit der Person
Mit dem Wort Philosophie verbindet man gewöhnlich den Versuch, ein umfassendes Weltbild zu entwerfen und zu begründen. Die Metaphysik ist das Herzstück dieser theoretischen Unternehmung. Über den Bereich des naturwissenschaftlich Überprüfbaren hinaus versucht die Metaphysik letzte Grundfragen vor dem kritischen Auge der Vernunft zu prüfen: Gibt es Beständiges, oder ist alles im Fluss? Gibt es nur Materie oder auch Geist? Gibt es Freiheit, oder ist alles determiniert? Gibt es autonome Personen oder nur das biologische Lebewesen Mensch? DIE WIRKLICHKEIT DER PERSON Was macht eine Person aus? Gelten für Personen dieselben Identitätsbedingungen wie für andere raum-zeitliche Objekte? Können nur Menschen Personen sein? Sind alle Menschen Personen? Wann fängt das personale Leben an? Wie können Personen trotz all der körperlichen und geistigen Veränderungen im Laufe des Lebens dieselben bleiben? Die drei klassischen Kriterien für personale Identität werden kritisch untersucht: das körperliche, das psychologische und das so genannte einfache Kriterium.
- Alexander der Große: Vorlesung
Alexander der Große, der von 336 323 v. Chr. regierte, war nicht nur einer der größten Eroberer der Weltgeschichte. Seine Eroberung des Perserreichs bereitete zugleich den Boden für die Hellenisierung weiter Teile des östlichen Mittelmeerraumes, die bis zum Fall von Byzanz 1453 und darüber hinaus wirken sollte. Zugleich markiert Alexanders Feldzug, auf dem der makedonische König sich als Nachfahre griechischer Heroen, als Sohn des Zeus und schließlich als gottgleicher Herrscher darstellte, auch einen tiefen Einschnitt im Verständnis monarchischer Herrschaft. Bis heute wird diskutiert, wie viel er dabei von den unterworfenen Persern übernahm. Diesen Herrscher, der die Geschichte Europas und Vorderasiens wie kein zweiter geprägt hat, stellt die Vorlesung vor. Sie wirft dabei auch jene Frage auf, die Alexander in einmaliger Weise an jeden späteren gestellt hat: die Frage nach historischer Größe.
- Dein Gehirn bist Du!: Neurowissenschaft
Das Universum unseres Gehirns mit seinen Abermilliarden Nervenzellen, Synapsen und Verbindungen entdeckt sich selbst Schritt für Schritt. Waren früher die Sinneseindrücke wie Sehen und Hören Ziel der Forschung, sind es heute die komplexen Emotionen wie Vertrauen, Angst, Liebe oder Schadenfreude. Was unterscheidet das Gehirn von einem Computer? Die Babyforschung gibt wichtige Aufschlüsse zum Lernverhalten des Gehirns. Es will ständig beansprucht werden. Lernen ist die Hauptfunktion des Gehirns. Dabei kommt es nicht auf Einzelheiten an. Wichtig ist ein allgemeiner "Nährboden", der durch Wiederholung, einem ständigen "Training" entsteht. Nicht zu vergessen: Mein Gehirn bin ich! Es ist der alleinige Sitz von Bewusstsein und Persönlichkeit jedes Menschen.
- Der Wert des Lebens: Vorlesung
Welchen Wert hat individuelles, menschliches Leben? Zunächst steht die subjektive Perspektive, in der wir Risiken für unser Leben eingehen und damit implizit eine Bewertung vornehmen. Diese subjektive Perspektive ist allerdings mit einer ganzen Reihe von Problemen verbunden, darunter dem, was überhaupt als vergleichbar gelten kann. Dem wird eine objektive Perspektive gegenüber gestellt, wonach das menschliche Leben extern betrachtet einen bestimmten Wert habe, was ebenfalls zu Aporien führt. Aufgrund dieses negativen Ergebnisses plädiert dann der Referent für eine deontologische Konzeption, die nicht auf den Wert des Lebens selbst, sondern auf die Regeln des Umgangs mit individuellem menschlichen Leben Wert legt, wobei die Autonomie der einzelnen Person, ihre Autoreigenschaft und Eigenverantwortung im Mittelpunkt stehen.
- Zeit - Postmoderne: Vorlesung von Prof. Dr. Karlheinz A. Geißler
WAS IST ZEIT? Es gibt unterschiedliche Zeitverständnisse. Mit den jeweils herrschenden Zeitvorstellungen wird in der Gesellschaft Ordnung gemacht und auch die Individuen strukturieren mit ihrem Zeitverständnis ihr Leben und dessen Verlauf. In der Postmoderne wird das Zeitverständnis und das Zeithandeln weitgehend von den Non-Stop-Technologien bestimmt. Das Zeithandeln richtet sich in erster Linie auf die Zeitverdichtung hin aus. Alles, gleichzeitig und zwar sofort ist das Motto postmoderner Zeitorganisation. Das nennen wir "flexible Zeiten".
- Rilke und der Islam: Theologie der Kultur
Nach einem rasanten Aufstieg als Lyriker und Erzähler gerät Rainer Maria Rilke 1910 in die größte Produktivitätskrise seines Lebens. Dem sollte eine große Reise durch Nordafrika und Ägypten im Winter 1910/11 abhelfen. Auf der Reise wird er ergriffen von der Lebendigkeit und Einfachheit muslimischer Frömmigkeit, wie sie ihm in Algier, Tunis und im tunesischen Kairouan entgegentritt. Gott will Rilke künftig auch von Mohammed her fühlen. Ähnlich sind die Erfahrungen im folgenden Winter 1912/13. Rilke reist durch Spanien, sieht Toledo, Cordoba und Ronda. Eine Gottunmittelbarkeit stellt sich ein, die zu Rilkes intensivsten Lebenserfahrungen gehören.
- Über menschliche Freiheit: Vorlesung
Unser Gefühl frei zu sein, Entscheidungen nach Abwägung des Für und Wider zu treffen und dann auch dafür die Verantwortung zu tragen, Autoren unseres Lebens zu sein, wird heute von einigen Neurowissenschaftlern, aber von je her von Deterministen unterschiedlicher Couleur, als eine Illusion bezeichnet. Julian Nida-Rümelin entwickelt in diesem Vortrag Gedanken zur menschlichen Freiheit, die unserer lebensweltlichen Praxis entsprechen und mit wissenschaftlichen Forschungsergebnissen vereinbar sind. Theoretische Gründe für Überzeugungen und praktische Gründe für Handlungen spielen ein zentrale Rolle. Beide Typen von Gründen haben die gleiche logische Form und beide lassen sich nicht naturalisieren. Die hier entwickelte Freiheitskonzeption fügt sich gut in ein komplexes und mehrstufiges wissenschaftliches Weltbild ein, zu dem die Physik, die Biologie, die Neurowissenschaft und die Philosophie heute wichtige und komplementäre Teile beisteuern.
- Dem Gewissen auf der Spur: Theologie
Theologie mit Prof. Dr. Thomas Schwartz: Es gibt Begriffe, die man ständig benutzt, deren Bedeutung aber gar nicht bekannt ist. Was ist das Gewissen? Ist es die anerzogene Meldung des Über-Ich oder eine Naturanlage im Menschen? Wie meldet sich das Gewissen - nur im sogenannten "schlechten" Gewissen? Was unterscheidet das Urgewissen vom Situationsgewissen? Ist das Gewissen unfehlbar? Schließlich ist auch in moraltheologischer Sicht das Gewissen von eminenter Bedeutung. Was ist seine Bedeutung in den biblischen Schriften des Alten und Neuen Testaments? Schließlich stellt man sich angesichts einer häufigen Berufung auf das Gewissen die Frage, ob man ihm immer zu folgen hat und ob man das Gewissen des Anderen stets achten muss.
- Die Rückkehr des Glaubens: Religionswissenschaft
RELIGIÖSE WANDLUNGSPROZESSE DER GEGENWART Religion ist auf die Tagesordnung westlicher Gesellschaften zurückgekehrt. Denn viele neue Glaubenskonflikte prägen unsere Gegenwart. Wir erleben eine eindrucksvolle Renaissance des römischen Katholizismus, wie nicht zuletzt das große öffentliche Sterben Johannes Pauls II. sowie die hierzulande begeistert aufgenommene Wahl des Systematischen Theologen Joseph Ratzinger zum neuen Papst Benedikt XVI. gezeigt haben. Auch sind wir mit harter, gewalttätiger Religion konfrontiert, vor allem durch islamistische Terroristen. MODERNE RELIGION DEUTEN Viele Religionen haben sich in den letzten Jahrzehnten tief greifend verändert. Auch zahlreiche neue religiöse Akteure prägen nun die pluralen Religionslandschaften der Gegenwartsmoderne. Religionswissenschaftler suchen die zum Teil dramatisch schnellen Wandlungsprozesse im religiösen Feld in Modellen der so genannten Religionsökonomie und Religionsgeographie zu deuten. Hohe Aufmerksamkeit finden derzeit vor allem die erst um 1900 entstandenen "Pfingstkirchen", zu denen weltweit inzwischen mehr als 300 Millionen Christen gehören.
- Die Augusteische Dichtung: Philologie: Roms Beitrag zur Weltliteratur
Philologie mit Prof. Dr. Niklas Holzberg: NACH PHILIPPI 42 v. Chr. Oktavian und Mark Anton haben die Cäsarmörder besiegt und teilen das römische Reich unter sich auf. In der unsicheren politischen Situation entstehen die idyllische Hirtenpoesie Vergils und die zeitkritischen Satiren des Horaz. NACH AKTIUM 31 v. Chr. Oktavian hat Mark Anton und Kleopatra besiegt und beginnt die Neuordnung des Reiches. In der allgemeinen Aufbruchsstimmung verfasst Vergil das Lehrgedicht vom Landbau, Horaz Jamben und Properz ebenso wie Tibull Elegien. OKTAVIAN WIRD AUGUSTUS (27 v. Chr.) Als neuer Kaiser Augustus restauriert Oktavian den Staat und sichert die Grenzen. Seine Politik findet Unterstützung in der ersten Lyriksammlung des Horaz und dem Nationalepos der Römer, Vergils "Äneis" in zwölf Büchern. NACH DER JAHRHUNDERTFEIER 17 v. Chr. Während des augusteischen Friedens entstehen noch Gedichtbücher des Horaz und Properz, in denen die Politik des Kaisers begrüßt wird. Gleichzeitig aber schreibt Ovid seine unpolitischen, erotischen Werke, unter denen die "Metamorphosen"" am bekanntesten sind. Prof. Dr. Niklas Holzberg ist Professor für Klassische Philologie am Department IV der Ludwig-Maximilians-Universität, München.