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Sut mae? Croeso! Welcome!

Schön, dass sie heute unserer Einladung in die SUB zur


Ausstellungseröffnung gefolgt sind.

Ich war jeden Sommer, seit 1993, zu Forschungszwecken in Wales (Europ. Ethnologin aus
Göttingen, Cultural Studies). Seit 2000 lebe ich nun in Cymru mit ca. 3 Mio Einwohnern < lat.
Cambria, welches kein Landstrich in England ist: erst wohnte ich in Cardiff, wo ich im
Freilichtmuseum Sain Ffagan arbeitete (u .a. den Erzählforscher Robin Gwyndaf und die
Nahrungsforscherin Minwel Tibbott kennenlernte). Dann war ich in der Nationalbibliothek in
Aberystwyth, der Unistadt am Meer, für das Web-Projekt: Archives Network Wales tätig.

Zur Geschichte von Wales „per se“ soll hier nicht viel gesagt werden, denn es geht in erster
Linie um die Fotos von Mark Robert Davey. Sie als Ausstellungsbesucher erhalten einen
lebendigen Eindruck von der Vielfalt der walisischen Alltagswelt, Kultur und Natur. Diese
Schwarz-Weiß Aufnahmen sind moderne Zeitzeugen des Landes mit der Hauptstadt Cardiff.
Dort, in „y brifddinas“ sind fünf, wenn ich richtig gezählt habe, Aufnahmen entstanden: zum
Beispiel beim Winter Wunderland, der moderner Kaffeekultur, ein Bild vom presbyt. Pfarrer
Cynwil Williams. Er ist sehr bekannt in seiner Heimat und war der Pfarrer von Kate Roberts,
(gestorben 1985), der Schöpferin der modernen walisischsprachigen Kurzgeschichte. Sie
vewandelte die Erfahrungen von Frauen und Männern, Kindern und Alten in Wales in große
Literatur. Sie schilderte Szenen eines einfachen Lebens ohne jegliche Sentimentalität und
behandelte Fragen der menschlichen Existenz.

Wales ist von der Landwirtschaft sehr geprägt, der Schafzucht, dem Tourismus. Der viele
Regen, ja, die Nässe des ungemütlichen dunklen Wetters, wenn auch der Nebel feucht über
die kalten Täler zieht und die Wiesen saftig hält, sind typisch. Die „Landscape“ prägt die
Menschen, ihr Leben, ihre Kleidung, auch das Essen (Lamm ist walisische Spezialität). Der
höchste Berg ist der Yr Wyddfa, Mount Snowdon mit 1085 m. Im Snowdonia National Park
sind Aufnahmen entstanden. Der Fotograf zeigt das Leben am Strand, einsam – ohne
Parkplätze, ohne Strandkörbe, ja und ohne Eis! Auf die Bedeutung des Tourismus wird in der
Ausstellung hier in der SUB eingegangen. Das sieht man auf dem Foto Picknick zu dritt,
Aberdyfi, 2006.

Sehr wichtig ist die walisische Sprache, damit verbunden die Literatur. Ca. 750.000
Menschen sprechen Walisisch. In Nordwales gibt es noch Orte, wo Walisischspecher einen
Anteil von 70% einnehmen. Cardiff hat jetzt sein eigenes Nationalparlament, die National
Assemly, das Geld für Projekte auf Walisisch investiert.
Dylan Thomas schrieb auf Englisch (Weltschmerz), Bob Dylan benannte sich nach ihm. In
Under Milkwood gibt es in Llaregubb (rückwärts bugger all!) den Kapitän, den Fleischer, den
Organist, den Bäcker, den Pastor, die Lehrerin, die Krämerin, die Schulmädchen und -jungen,
die Hure, die unverheiratete mehrfache Mutter und der Tu-Nicht-Gut. Als der "Frühling
wieder einmal die grünlederne Peitsche schwingt" und "der Nachmittag summt wie träge
Bienen" muhen die Kühe, singen die Sägen, fauchen die Katzen, gackern die Hennen,
klatschen die Frauen, kreischen die Möwen, spucken die Fischer, schwappt das Meer,
klatschen die Wellen und grunzen die Schweine. Waldo Williams, von dem unser Zitat zur
Ausstellung stammt, war ein romantischer Dichter im 20. Jahrhundert. „He was a wonderful
and inspiring Welsh poet, possessed of a deep spirituality and an universal love of mankind
rooted in his beloved Pembrokeshire”((www.100welshheroes.com).

“Ym mha le y ddylwn i chwilio am fy ngwreiddiau? Ces i fy ngeni mewn tref ddiwydiannol yn
Ne Cymru, lle r'oedd y Cymraeg yn edwino a bron yn diflannu pan oeddwn i'n blentyn. Aferai
fy nhad siarad Gwenhwyseg, tafodiaith swynol y cymoedd, ond ni siaradai fy mam dim gair
o'r iaith, er iddi ddod o deulu yn llwyr Cymreig, a' thad hi wedi sylfaenu capel Cymraeg yn y
dref. (Calfaria, capel y Bedyddwy - rwy'n ei gofio yn finiog dros y blynyddoeth).”

“Where should I search for my roots? I was born in an industrial town in South Wales where
the Welsh language was in a state of decay, on the verge of disappearing, even when I was a
child. My father spoke Gwenhwysig, that charming dialect of the valleys, but my mother could
not speak a word of the old language, even though she came from a completely Welsh family,
and her father had founded a Welsh language chapel in the town. (It was a Baptist chapel,
Calfaria, and I remember it so sharply after all these years. (...) It's so easy to lose a language
and the path to regaining it is so long and hard. Wouldn't it be easier to turn one's back on
the old country and the old language and come to terms with contemporary reality? When all
my ambition and my carerr had been directed at success int he broad world of English culture,
"what should Wales matter to me?" But roots are so powerful, aren't they? The joy and the
tears of the Welsh experience through the ages are always in my mind; they won't let me
forget. But that's not something to regret. The old language thrills me, and, as the poet
wrote:"After wandering through so many lands, It is sweet to look towards home." Yes, roots
are powerful things, indeed” (Roots , Graham Hughes, 1990)
Beim Eisteddfod Genedlaethol Cymru, dem alljährlichen Kulturfestival ist eine Aufnahme
entstanden. Hier sieht man einen Protest zum Erhalt der walisischen Sprache. Beim National
Eisteddfod gibt es viele Stände der walisischen Organisationen, dort lesen die Autoren aus
ihren neuesten Werken vor, es gibt Werkämpfe von Dichtern und Sängern. Die Harfe, das
Nationalinstrument, wird auf einem Foto gezeigt; es gibt aber auch sehr gute Popmusiker wie
Meinir Gwilym, Datblygu (eine Band), Elin Fflur – Cerys Matthews ist wohl eher bekannt.
Auf die üblichen Bilder wie von den Industrietälern in den Rhondda in Südwales wurde in der
Ausstellung bewusst verzichtet. Wales ist nicht nur Männerchöre, Daffodils (Narzisse als
Nationalblume), obwohl ich hier eine trage. Mark Robert Davey geht es als Fotograf um
ästhetische Aspekte, um Licht und Schatten, Aufnahme aus seinem persönlichen Winkel. Die
Fotografien wurden mit einer Hasselblad Panoramakamera gemacht.

Die Fotografien sind entstanden, während Mark Robert Davey in Wales unterwegs war. Er
war nicht direkt nach den Motiven auf der Suche. Die Aufnahmen haben sich ergeben. „So
sehe ich Wales!“, sagt er. Er hat für diese Ausstellung nur mit der Panoramakamera gearbeitet,
sonst benutzt er andere Kameras.
In Barmouth sah er sich in der kleinen verschlafenen Stadt, direkt unter dem Berg Cadair Idris
(ist in der Ausstellung zu sehen) und fotografierte den Drachen: the photograph shows a
converted chapel which is now a theatre with a fierce looking dragon looking down at an old
man carrying a newspaper“.

“Aberdyfi beach shows a really dramatic sky and beach scene. When I was on the beach the
light was changing so fast and I managed to take a photograph which for me expresses Welsh
beaches which can be remote, people free and beautiful. I particularly like here the way the
light catches the pool of water in the forground, leading the eye towards the dramatic
clouds.”

Über Wales sagt der Fotograf: „The landscape excites me. I like the fact that at any time of
the year it is possible to explore beaches, mountains and only see a hand full of people.When
the rain lifts Wales can look spectacular. To be on top of a high ridge and experience the
clouds disappearing in front of you is a magical experience!”
(Annette Strauch & Mark Robert Davey, 4 .4 .2008)

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