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Eine
chassidische Geschichte.
Man hatte gelernt und sich gestritten, war
darber mde geworden. Da unterhielten
sich die Juden, im Bethaus der kleinen
Stadt, was man sich wnschte, wenn ein
Engel kme. Der Rabbi sagte, er wre
schon froh, wenn er seinen Husten los
wre. Und ich wnschte mir, sagte ein
Zweiter, ich htte meine Tchter
verheiratet. Und ich wollte, rief ein Dritter,
ich htte berhaupt keine Tchter,
sondern einen Sohn, der mein Geschft
bernimmt. Zuletzt wandte sich der Rabbi
an einen Bettler, der gestern Abend
zugelaufen war und nun zerlumpt und
kmmerlich auf der hinteren Bank sa.
Was mchtest du dir denn wnschen,
Lieber? Gott sei es geklagt, du siehst nicht
aus, wie wenn du ohne Wunsch sein
knntest.' - Ich wollte', sagte der Bettler,
ich wre ein groer Knig und htte ein
groes Land. In jeder Stadt htte ich
einen Palast, und in der allerschnsten
meine Residenz, aus Onyx, Sandel und
Marmor. Da se ich auf dem Thron, wre
gefrchtet von meinen Feinden, geliebt
von meinem Volk, wie der Knig Salomo.
Aber im Krieg habe ich nicht Salomos
Glck; der Feind bricht ein, meine Heere
werden geschlagen und alle Stdte und
Wlder gehen in Brand auf. Der Feind
steht schon vor meiner Residenz, ich hre
das Getmmel auf den Straen und sitze
im Thronsaal ganz allein, mit Krone,
Szepter, Purpur und Hermelin, verlassen
von allen meinen Wrdentrgern und
hre, wie das Volk nach meinem Blut
schreit. Da ziehe ich mich aus bis aufs
Hemd und werfe alle Pracht von mir,
springe durchs Fenster hinab in den Hof.