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Mit Freude erinnere ich mich an meinen Vortrag im Jahre 2007 bei Herrn Prof. Alex Möller von der
TU Neubrandenburg, der hier mein Vorredner ist und bei welchem ich über Perspektiven und
Entwicklungen in der Messtechnik gesprochen habe.
Im ersten Bild zeige ich Ihnen die damaligen Perspektiven und Vorstellungen im Rahmen der
Forschungsprogramme ZUTECH und RIMAX, bei denen ich die verteilte Sensortechnik für den
geotechnischen Einsatz an Beispielen erläutert habe. Die damals aufgezeigten Möglichkeiten waren
noch in der Entwicklung und heute kann ich Ihnen über erfolgreiche FE-Programme, über die
Suche nach einer geeigneten Feldversuchsbaustelle sowie über die ersten Ergebnisse berichten.
In den Programmen ZUTECH und RIMAX sowie auch anderen Programmen wie POLYTECT
wurden und werden Messmatten entwickelt, die in der Lage sind, mit Hilfe einer Messfaser ein
Gitter aufzubauen, welches wiederum in der Lage ist, Dehnungen – teilweise auch Temperatur –
über diese Fläche im Rastermaß von ca. 1 – 2 m zu erfassen. Der wirklich neue Aspekt ist natürlich,
dass im Design die Stellen der Einzelsensoren nicht festgelegt werden müssen, sondern die Matte
als Ganzes der Sensor ist.
Die beiden Messfasern, die bis heute zum Einsatz kommen und in der Entwicklung stehen, sind
einmal die GOF (Glas Optical Fiber) und die POF (Polymer Optical Fiber). Bei der einen Faser
wird mit stimulierter Rückstreutechnik (Brillouin Rückstreuung) gearbeitet. Bei der Polymerfaser
wird mit Rahman-Rückstreuung und einem OTDR als Messgerät gearbeitet.
Nach dem ersten Einbau und nach Feldtests inklusive umfangreichen Laborversuchen und –tests
war es unsere Aufgabe, eine geeignete Baustelle oder Grube zu finden, die sich für die
Durchführung eines Feldversuchs eignet.
Voraussetzung ist: die Baustelle soll bodenmechanisch aktiv sein; das bedeutete für uns
Kriechhangverhalten/Rutschhangverhalten soll sozusagen irgendwie beobachtbar sein. Diese
Forderung war unser Hauptanliegen und wird später noch näher beleuchtet. Die ersten Objekte
waren das Pumpspeicherwerk bei Dychow sowie das Pumpspeicherwerk bei Zarnowiecz, welche
interessant waren, jedoch leider nicht zur Verfügung standen.
Die Kraft- und Stauanlage bei Solina, bei der eine Matte eingebaut wurde, war sehr gut geeignet.
Allerdings zeigte es sich, dass der Kriechhang eine doch sehr ruhige und langsame Entwicklung
nahm und deshalb ein vernünftiger Feldversuch einige Jahre angedauert hätte.
Ein weiterer Staudamm bei Katowice hat sich wegen Grünbewuchses, der nicht entfernt werden
durfte, ebenfalls als nicht geeignet erwiesen. Zwischenzeitlich sind wir auf die Braunkohlegrube bei
Belchatow gestoßen, welche - in der Nähe von Lodz gelegen - sich als sehr gut geeignet
herausgestellt hat.
Diese Braunkohlegrube, eine der tiefsten in Europa, hat eine Abbausohle von -350 mNN mit einer
Hangneigung von 15° – 30°. Der Abbau des Braunkohleflözes ist besonders im Bereich des
Salzdomes sehr schwierig und Hangbewegungen und Hangrutschungen sind sozusagen tägliche
Erscheinungen.
Geometrie
Nach internen Gesprächen mit den Betreibern, die sich sehr entgegenkommend und interessiert
zeigten, war es uns möglich, einen speziellen Bereich im aktiven Teil der Grube – aber trotzdem
nicht unmittelbar befahren – zu finden.
Die folgenden Bilder zeigen Ihnen die Matte, den Ort der Baustelle, die deutlich sichtbaren Risse
und Spalten und die Einbauarbeiten.
Für diesen Feldversuch wurde uns eine geogridähnliche Matte von AAT (Alpe Adria Textil) in
Udini, Mr. Gambino, zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um eine Matte mit 4 Metern Breite
und einer Länge von 10 Metern – mit einer Polymerfaser in der Mitte eingearbeitet. Die Fixierung
der Faser durch Rascheln und die Verstärkung dieser Matte sind noch Aufgaben weiterer
Entwicklungen.
Die Polymerfaser ist einmal temperaturempfindlich, d. h. die Einarbeitung in eine Geogridmatte mit
Arbeitstemperaturen von bis zu 200° wird ein Problem sein. Bei der GOF-Glasfaser ist das
Glasmaterial selbst wegen der Bruchgefährdung ein großes Problem. Hier werden aktuelle
Entwicklungsarbeiten – auch im Rahmen von Forschungsarbeiten – betrieben und angestrebt.
Abrisskante
Wie Sie in den Bildern sehen haben wir also die Matte ausgelegt, zuvor den Grünbewuchs entfernt
und die Matte ohne Straffung, also ohne sie anzuspannen, mit Sand in der Höhe von ca. 12 cm
überdeckt. Eine Messung und ein Training wurden vor dem Einbau, nach dem Einbau sowie am
nächsten Tag durchgeführt und ausgewertet.
In den Ergebnistafeln sehen Sie die beeindruckende erste Messung, die die Entwicklung und die
Vergrößerung des Spaltes überaus deutlich anzeigt.
Die Matte ist als erster Schritt eines Risk-Management-Programms zu sehen, das dazu dient,
Kriechhänge zu lokalisieren und danach mit traditionellen Messgeräten wie Inklinometern,
Extensometern und Spannungsmonitorstationen zu beobachten, um endlich den Hang zu
stabilisieren oder sonstige Maßnahmen zu ergreifen.
Dieser erste Feldversuch mit solch einer Matte mit verteilter Sensortechnik deutet die
Möglichkeiten an, die diese neueste Geräteentwicklung in der Geotechnik haben kann.
7 REFERENZEN
First Results of a Field Test in Belchatow Brown Coal Mine to investigate Creeping Slopes
International Congress Belchatow 18-20. Mai 2009