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2010
Gundelemente der Terminologielehre: Begriffssystem
1. Begriffssystem
Begriffe existieren nicht isoliert, sondern stehen jeweils in Beziehung(en) zu anderen Begriffen. Begriffe eines
Begriffsfeldes, die in definierter und geordneter Weise zueinander in Beziehung stehen bzw. gesetzt sind, bilden
ein "Begriffssystem". Nur dadurch können die Begriffe gegen benachbarte Begriffe in überprüfbarer Weise
abgegrenzt werden. Durch Begriffssysteme kann z.B. beurteilt werden, ob ein Fall von Synonymie vorliegt.
1.1 Definition
“Ein Begriffssystem ist eine Menge von Begriffen, zwischen denen Beziehungen bestehen oder hergestellt worden
sind und die derart ein zusammenhängendes Ganzes darstellen.” (DIN 2331, 1980:2)
“System of concepts: structured set of concepts established according to the relations between them,
each concept being determined by its position in the system of concepts.”(ISO/DIS 1087, 1988)
Begriffssysteme können auf verschiedene Weise dargestellt werden. Die Gestaltung der graphischen Darstellung ist
von den folgenden Faktoren abhängig:
- der Zweck des Systems bzw. die Zielgruppe,
- das Fach bzw. der Gegenstand, der zu systematisieren ist,
- die Gesichtspunkte, nach denen das System unterteilt werden soll.
Die verschiedenen Darstellungsweisen von Begriffssystemen sind, u.a. die Listenform mit Notationen, das
Linien- bzw. Winkeldiagramm, das Felderdiagramm
Unabhängig von der gewähten Darstellungsform sollten bei der Erstellung von Begriffssystemen die folgende
Gründsätze beachtet werden:
1.4.1 Eindeutigkeit: Die Beziehungen, die jeweilige Art der Beziehung und die Unterteilungskriterien müssen
eindeutig sein.
1.4.2 Verständlichkeit und Übersichtlichkeit: Die Anforderungen an das Fachverständnis sind der jeweiligen
Zielgruppe anzupassen. Es empfiehlt sich, keine allzu hohen Anforderungen an die Sachkenntnis der Benutzer zu
stellen. In Bezug auf die Übersichtlichkeit soll die Darstellung von Begriffssysteme so übersichtlich gestaltet
werden, dass sie benutzerfreundlich bleibt. In diesem Sinne sollten komplexe Begriffssysteme bei der
graphischen Darstellung in über- und untergeordnete Teilsysteme zerlegt werden.
1.4.3 Ergänzbarkeit: Ein Begriffssystem soll so aufgebaut sein, dass es Ergänzungen zulässt, ohne dass das
gesamte System im Falle von (stets notwendigen) Ergänzungen jeweils neu aufgebaut werden muss.
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Terminología y Documentación – Natalia Lobo 17.09.2010
Gundelemente der Terminologielehre: Begriffssystem
1.5 Beziehungsarten
Der Etablierung von Begriffssystemen geht die Feststellung von Begriffsbeziehungen notwendig voraus, diese
Beziehungen können unterschiedlicher Art sein:
0. Begriffsbeziehungen
1. hierarchische 2. nicht-hierarchische
Beziehungen Beziehungen
Eine hierarchische Begriffsbeziehung ist durch schrittweise Unterteilung eines Begriffs in untergeordnete
(engere) Begriffe und umgekehrt durch schrittweise Zusammenfassung von Begriffen
zu übergeordneten (weiteren) Begriffen gekennzeichnet.
1.5.1.1 Abstraktionsbeziehung:
Abstraktionsbeziehungen werden auch als “logische” oder “generische” Beziehung bezeichnet. Diese
Beziehungsart besteht aus einem Oberbegriff und seinem Unterbegriff bzw. seinen Unterbegriffen auf der gleichen
Stufe. Zwischen Oberbegriff und Unterbegriff besteht eine vertikale Beziehung (Abstraktionsleiter, die "hinauf-"
oder “hinabgestiegen” werden können). Zwischen den jeweils auf der gleichen Abstraktionsstufe nebengeordneten
Begriffen besteht eine horizontale Beziehung (Abstraktionsreihe).
1.5.1.1.1 Monohierarchisches System: System, in dem ein Oberbegriff nur nach einem Beziehungskriterium
bzw. Gesichtspunkt in Unterbegriffe unterteilt wird.
Motor
Benzinmotor Dieselmotor
Unterteilungsgesichtspunkte hierbei sind: auf der ersten Stufe "Antriebsmedium allgemein", auf der zweiten Stufe
“Kraftstoff”. Die Unterteilungsgesichtspunkte auf den verschiedenen Ebenen brauchen nicht identisch zu sein.
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Gundelemente der Terminologielehre: Begriffssystem
1.5.1.1.2 Polyhierarchisches System: System, in dem ein Oberbegriff nach mehr als einem
Unterteilungsgesichtspunkt in Unterbegriffe unterteilt wird (Anwendung, Material, Funktion).
Beispiel:
Rohr
Hier erfolgt die Unterteilung nach drei unterschiedlichen Kriterien oder Gesichtspunkten: Anwendung, Material
und Funktion.
Wenn diese Gesichtspunkten im System explizit ausgewiesen werden, dann hat man “Scheinklassen” oder
“Pseudoklassen”, weil es sich nicht um “echte” Oberbegriffe handelt:
Rohr
In diesem Beispiel ergeben sich drei monodimensionale Reihen (Anwendung, Materila und Funktion).
Durch die Kombination von zwei Ordnungskriterien kann auch eine polydimensionale Reihe entstehen, z.B.
Gasrohr aus Stahl, Wasserrohr aus Stahl usw.
In einem polyhierarchischen System ist es möglich, jedes Merkmal aus einer Merkmalart mit dem einer anderen zu
kombinieren; es werden mehrere Merkmalarten verwendet.
Ein weiterer Ausbau ist möglich, wenn eine Merkmalart monohierarchisch weiter unterteilt wird. So führt die
Unterteilung des Merkmals “Gas” zu: Erdgasrohr aus Stahl
Stadtgasrohr aus Stahl
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1.5.1.2 Bestandsbeziehungen
Die Bestandsbeziehungen beruhen auf der Beziehung des Ganzen zu seinen Teilen; deshalb werden sie auch als
partitive Beziehung oder Ganzes-Teil-Beziehungen oder partitive Beziehungen bezeichnet.
Das Ganze, also de übergeordnete Begriff, wird Verbandsbegriff genannt, de untergeordnete heißt Teilbegriff.
Wie bei den logischen Beziehungen entstehen partitive Leitern (Bestandsleitern) und partitive Reihen
(Bestandsreihen).
Beispiel:
Fahrrad
Im Unterschied zu den Abstraktionssystemen, verwendet man für die graphische Darstellung von
Bestandssystemen keine Winkeldiagramme, sondern Klammerdiagramme. Die Gestaltung der Listenform ist auch
anders: die Bestandsbeziehung in der Liste wird ducht einen Strich zwischen Ganzem und Teil verdeutlicht,
wärend bei der logischen Beziehung zwischen den einzelnen Dezimalen jeweils ein Punkt steht.
Besipiel:
Zum Vergleich:
1 Fahrrad Listenform einer Abstraktionsbeziehung
1-1 Rad
1. Kraftfahrzeug
1-1-1 Nabe
1.1 Kraftwagen
1-1-2 Speiche
1.1.1 Personenkraftwagen
1-1-3 Felbe
1.1.2 Lastkraftwagen
1-2 Rahmen
1-3 Sattel 1.2 Kraftrad
1-4 Lenker
Eine sequentielle Beziehung ist durch direkte Abhängigkeit zwischen Begriffen im Sinne einer Vor- und
Nachordnung gekennzeichnet:
a) Chronologische Beziehung: zeitliche Abfolge (z.B. Sommer - Herbst). Die chronologische Beziehung kann
konsekutiv oder simultan sein.
b) Kausalbeziehung: Ursache – Wirkung (z.B. Feuchtigkeit - Rost)
c) Genetische Beziehung: Produzent – Produkt (z.B. Autoindustrie - Auto)
d) Herstellungsbeziehung: Material – Produkt (z.B. Glas - Flasche)
e) Transmissionsbeziehung: Sender – Empfänger (z.B. Autor - Leser)
f) Instrumentelle Beziehung: Mittel – Ziel / Werkzeug – Anwendung von Werkzeug (z.B. Bohrer – bohren)
g) Funktionelle Beziehung: Argument – Funktion (z.B. Inserat – Verkauf)
Eine pragmatische Beziehung besteht, z.B. im Zusammenhang mit dem Begriff “Auflösung der Ehe” zwischen den
Begriffen “Urteil”, “Scheidung” und “Untreue”.
Diese Begriffsbeziehung tritt besonders häufig in Begriffsfeldern auf.
Man kann auch verschiedene Beziehungsarten in einem System kombinieren, indem man Begriffe in
Zusammenhang darstellt, die dem gleichen Sachgebiet angehören, sich aber aufgrund der unterschiedlichen
Beziehungsart sonst nicht darstellen lassen (und das Sachgebiet würde so unvollständig dargestellt).
Die Kombination von Beziehungsarten in einem System erhöht die Ausdrucksfähigkeit und damit den ordenden
Wert des Systems.
2. Begriffsfelder
Oft sind die begrifflichen Strukturen eines Gebietes so kompliziert und vielgestaltig, dass sie sich auch in
der Form eines gemischten Begriffssystems nicht darstellen lassen; in diesem Fall sollte man vielmehr an
die Erstellung eines Begriffsfeldes denken.
DIN 2342 (1986:3) definiert Begriffsfeld als "eine Menge von Begriffen, die zueinander in Beziehung
stehen”.
Nicht selten wird das Begriffsfeld in erster Linie als Mittel zur Grobstrukturierung gesehen, auf deren
Grundlage im weiterem Arbeitsverlauf das eigentliche Begriffssystem erstellt werden soll. Das bedeutet
aber nicht, dass das Begriffsfeld auch die endgültige Form der Systematisierung sein kann.
Bibliographie:
Einführung in die Terminologiearbeit: Arntz R. und Picht R., Georg Olms Verlag, Hildesheim,1989. Pp.
75-113.
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Anhang
Beispiele von graphischen Darstellungen von komplexen Abstraktionssyestemen
2. Winkelkette
3. Liniendiagramm
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4. Felderdiagramm