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Roundstone, Connemara

Irlandbesuch 27.04. – 30.04.05

Meine Reise nach Irland

Roundstone, Connemara

27. April bis 30. April 2005

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Roundstone, Connemara

Irlandbesuch 27.04. – 30.04.05

1. Tag, 27.04.05

Endlich in Irland. Oder musste es heißen: das ist Irland?


Jedenfalls ging es heute morgen um 4:45 mit dem Wecker los. Gepackt war ja
schon, und so ging es um 5:20 los Richtung Flughafen Hahn.
Was habe ich mich gefreut auf die Reise, ich habe sie ja zu Weihnachten von
meinen drei Frauen geschenkt bekommen.
Die Fahrt nach Hahn war okay, und da ich gut an Leverkusen & Co.
vorbeigekommen bin, konnte ich sogar in meiner Lieblingsraststätte
Sassenhausen an der A3 einen Kaffee trinken. Um 8:00 Uhr war ich jedenfalls
schon auf dem Parkplatz P7 in Lautzenhausen am Flugplatz Hahn.
Das Einchecken war auch schnell erledigt, und dann ging erst mal wieder die
Warterei los, war mit einer Tasse Kaffee aber auszuhalten. Als ich dann durch den
Sicherheits-Check durch war, konnte ich zum ersten Mal eine Ryan-Air-Maschine
in voller Größe sehen. Das war allerdings erstaunlich. Ich habe wohl unbewusst
immer gedacht, kleine Linie, kleine Flieger. Weit gefehlt! Imposante Vögel,
schön blau-gelb lackiert, sahen sehr neu aus.
Geflogen bin ich dann mit einer Boing 737, und die kam mir auch innen richtig
groß vor. Links und rechts je drei Sitze = sechs in einer Reihe. Innen war das
Flugzeug übrigens auch blau-gelb.
Die jungen Angestellten, welche den Check-In erledigt hatten, kamen dann
übrigens während des Flugs als Stewards und Stewardessen wieder zum Einsatz.
Apropos Einsatz: das war sehenswert. Fortwährend kam jemand mit seinem
Wägelchen rum, Getränke bringen, Müll wegräumen, Rubbellose (!) verkaufen,
Duty-free-Kram ( Parfüms, Armbanduhren, Spirituosen ).
An ein Nickerchen war schwer zu denken. Ich konnte allerdings beim Hinflug
einen Fensterplatz ergattern, und das war schon toll. Trotz Wolken eine sehr gute
Sicht, und als das Flugzeug über der teilweise geschlossenen Wolkendecke
unterwegs war, dieser Himmel! So blau und klar, das ist unbeschreiblich. Ich habe
gar nicht erst versucht, zu fotografieren. Wie weiße, strahlende Watteberge!

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Roundstone, Connemara

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Plötzlich war die Küste da. Und mit einem Male, wie abgeschnitten, hörten die
Wolken auf. Ich weiß jetzt nicht, wo die Flugroute genau herläuft. Vielleicht kann
ich das noch in Erfahrung bringen. Es waren jedenfalls viele Schiffe unterwegs,
und dann bin ich auch schon eingenickt...
Als ich nach ca. 10 Minuten wieder aufgewacht bin, waren wir allerdings schon
wieder über Land, und das musste ja dann England sein. Der Flug ging über ein
Gebiet, das von oben anders aussah, als das England, das wir kennen und lieben.
Rau, bergig. Teilweise spärliche Vegetation. Jedenfalls nicht so freundlich wie
Cornwall mit seinen schönen, durch Hecken und Steinmauern abgetrennten
Parzellen.
Mir kam der Flug quer über England jedenfalls sehr lange vor. Immerhin ist man
mit dem Flieger ja fast 10mal so schnell unterwegs wie wir sonst mit dem Auto.
Aber irgendwann kam dann doch das Meer, aber anders als an der deutschen
Küste hörten die Wolken nicht auf. Daher war das Auftauchen von Irland leider
nicht so spektakulär, wie es mir gewünscht hatte.
Es war halt plötzlich zu erkennen und der Unterschied zu England war nicht so
groß. Allerdings sind mir doch vor der Küste etliche kleine bis winzig kleine
Inseln aufgefallen, die von Gischt umtost waren. Das hatte schon was, und dann
kam bei mir auch langsam das erste „Irlandfeeling“ auf.
Auffällig waren die vielen braun-grauen Grasflächen (wahrscheinlich, weil es
noch so früh im Jahr ist), aber auch die enorm vielen Hügel und Berge, das finde
ich sehr unterschiedlich zu England, obwohl wir bei unseren Reisen da ja auch
kleinere Gebirgszüge entdeckt hatten.
Schließlich waren die zwei Stunden Flug auch rum, und das Flugzeug verlor
merklich an Höhe, kontinuierlich und immer schneller. Eine erste Überlandleitung
war zum Greifen nahe... Leichte Panik, weil ich von meinem Platz aus überhaupt
keinen Flughafen, geschweige denn eine Landebahn erkennen konnte. Mit einem
Male, ich dachte wirklich, wir machen eine Notlandung in einer Wiese: Asphalt.
Schmal und kurz. Das Flugzeug stotterte und maulte, aber alles war anscheinend
normal. Der Pilot hatte nach meinem Empfinden dieses riesige Flugzeug auf
einem Dressur-Viereck gelandet und sicher zum Stehen gebracht. Und das

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Roundstone, Connemara

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Flughafengebäude? Kerry International Airport? Nicht größer als die Reithalle


von Robert Drenker in Gruiten, ehrlich!
Das Gepäck kam dann zügig vom Band, und dann ist mir ein Fehler unterlaufen:
ich bin nämlich erst mal aufs WC gegangen, und danach war die Schlange vor
National Car beträchtlich. Dann konnte ich irgendwann aber doch mein Auto in
Empfang nehmen: einen kleinen Corsa, grün, fünftürig, rechtsgelenkt, CD-Radio
(ich hatte aber nicht an CDs gedacht), und ohne Aschenbecher, weil
Nichtraucherauto. Ging ja schon gut los.
Mit dem Fahren klappte es nach ein paar Kilometern bzw. Meilen auch ganz gut,
auf ausreichend breiten Straßen zumindest, was ja bis Galway auch der Fall war.
Aber dann wurde für mich Autofahren in Irland aus mehreren Gründen zum
Horrortrip: der Corsa war komisch, weil der zweite Gang klemmte, und man mit
der kleinen Maschine viel schalten musste. Anscheinend kann ich durch meine
ungleichen Augen besonders links schlecht räumlich sehen. Daher bin ich oft zu
weit links gefahren, weil die Spiegel auch nicht so doll waren. Problematisch sind
allerdings die vielen 100 km/h Schilder. Und deshalb fahren die Einheimischen
100, egal ob es eng ist, oder Gegenverkehr kommt. Egal, volles Rohr! Ich fand´s
furchtbar.
Die Karte, die zum Auto gehörte, war auch nicht sehr genau, aber wenigstens war
die Strecke Richtung Clifden sehr gut beschildert. Das war recht unproblematisch.
Allerdings war mein Ziel, Roundstone, auf besagter Karte nicht eingezeichnet.
Ach ja, Kreisverkehre: in Galway habe ich fast zuviel gekriegt. Ich habe zwar
nicht mitgezählt, aber es waren mindestens acht oder zehn Stück hintereinander.
Der Horror! Andererseits ist so ein Kreisverkehr natürlich auch praktisch. Wenn
man mal die richtige Abfahrt verpasst, fährt man einfach noch mal herum. Das
habe ich einmal so gemacht.
Kurz nach Galway hatte ich den Kaffee allerdings auf, und habe mir an einer
Tankstelle eine Flasche Wasser gekauft, für die nächste Herausforderung: die N59
in den wilden Westen, sprich in Richtung Clifden. Irgendwo da vermutete ich ja
schließlich „mein“ Roundstone. Was ich nicht ausreichend bedacht hatte, war
folgendes: Connemara ist ja ein Gaeltacht-Gebiet, infolgedessen sind die

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Roundstone, Connemara

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Ortsbezeichnungen auch gälisch. Teilweise nur gälisch! Das heißt, meine


englischsprachige Karte war nicht mehr viel wert.
Aber wie sagt der Volksmund: Wenn man denkt, es geht nicht mehr, kommt
irgendwo ein Lichtlein her. Meine Rettung erfolgte einige Meilen nach Maam
Cross, wo ich das Gefühl hatte, ich hätte mich verfahren, und meine Karte mir
auch nicht helfen konnte, in einer kleinen Ansiedlung namens Recess.
Im wesentlichen eine Tankstelle, ein Lebensmittelgeschäft, und ein sehr schöner
Craft-Shop, dessen Chefin mir sehr freundlich und geduldig den Weg erklärte.
Das war sehr gut, denn ich wäre sonst bis Clifden gefahren. So konnte sie mir auf
einer Karte erklären, dass ich schon nahe dran war: die zweite links, die N341,
würde mich unproblematisch ans Ziel bringen. Das hat mich so gefreut, dass ich
die Karte gekauft habe. Da es aber auch sonst ein sehr schöner Laden war, nahm
ich mir vor, auf jeden Fall noch mal wieder zu kommen.

Straße nach Roundstone

Und so probierte ich dann die zweite links, und zum ersten Mal in Irland habe ich
ein Schild gesehen: Roundstone 16 km. Es war ja schon nach 17:00 Uhr, und
niemand kann sich mein Glücksgefühl vorstellen. Fast am Ziel!
Aber erst mussten die 16 km mal gefahren sein, äußerst eng, äußerst kurvig, und
äußerst Schafe! Schöne Schafe mit dunklen Gesichtern und glattem hellen Fell,
die links und rechts der Straße an den wenigen Grasflecken mümmelten.
Das war schon erstaunlich, zumal auch einige Lämmer dabei waren. Aber
offensichtlich passen Schafe und Autos hier aufeinander auf.
Endlich das Ortseingangsschild! Und wenig später auch schon eine der B+B-
Pensionen, die ich mir im Internet ausgesucht hatte: St. Josephs B+B.

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Dann ging alles ganz schnell: eingecheckt, Christina Lowry, die Besitzerin, hatte
noch ein Zimmer für drei Nächte frei, zuhause angerufen, Koffer ausgepackt,
rasiert, und dann war ich richtig in Irland angekommen!

St. Joseph’s B+B, Roundstone

Anschließend der erste Spaziergang durchs Dorf, welches viel kleiner ist, als ich
es mir vorgestellt habe. Als dann der Hunger kam, bin ich tatsächlich im
O`Dowds Pub gelandet, welcher ja auch im Matchmaker-Movie vorkam.

O`Dowds Pub, Roundstone

Netter Pub, so wie ich mir einen Original-Pub vorgestellt hatte, allerdings mächtig
klein. Zum Essen gab’s für mich gegrillte Austern, und die waren wirklich lecker.
Ansonsten: keine Live-music, keine wirkliche Atmosphäre. Wenn man kein
Biertrinker ist, hat ein Pub an solchen Tagen wohl schon einen beträchtlichen Teil
seines Reizes verloren, zumal man ja zum Rauchen vor die Tür gehen muss.
Ein kleiner Spaß am Rande: im Pub war ein Italienischkurs aus Frankreich, eine
Handvoll junger Leute, deren Englisch noch schlechter war als meins. Kurz vor

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Roundstone, Connemara

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Aufbruch haben mich diese netten Menschen mit auf ein gemeinsames Foto
gebeten, weil sie dachten, ich sei ein original Ire aus Roundstone...

O´Dowds Pub innen

Dann war gegen 21:00 mein erster Abend in Irland zuende. Ab ins Hotel
(ungefähr 50 m entfernt), und dann ab in die Falle.
Liebe auf den ersten Blick war es jedenfalls nicht, und Connemara machte es mir
im Augenblick noch schwer, es zu lieben...

Kay in Roundstone

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Roundstone, Connemara

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2. Tag, 28.04.05

Nach einer traumhaften Nachtruhe in einem äußerst bequemen Bett konnte der
Tag mit einem herzhaften Frühstück beginnen. Christina, die charmante Wirtin,
tischte mir ein Full Irish Breakfast auf. Super! Rührei, Bratkartoffeln, Würstchen,
gebratener Speck, und Pilze. Da ist der Tag gerettet, denn das hält bis zum
Nachmittag vor.

Blick aus St. Josephs auf die Straße

Das Wetter war recht schön, so startete ich den Tag mit einem kleinen
Spaziergang durch den Ort, um anschließend nach Clifden zu fahren. Auf der
Karte hatte ich mir vorher den Weg über Balconeely ausgesucht, und wieder nicht
daran gedacht, dass das Autofahren auf diesen engen Straßen hier nicht so meine
liebste Beschäftigung ist... Aber es ist mir gelungen, und ich bin in Clifden
angekommen.

Clifden

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Roundstone, Connemara

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Auto geparkt, und bei einem fürchterlichen Sturm ab in die Stadt, welche im
wesentlichen aus zwei Straßen besteht, an welcher der überwiegende Teil der
örtlichen Läden zu finden ist. Hier habe ich auch eine Kleinigkeit für meine
Mädels gefunden, und eine Filiale der Bank of Ireland, wo ich mit Erfolg den
Cash-Automat ausprobierte.

Clifden Churchroad

Ansonsten war Clifden nicht so unbedingt eine Reise wert. Ich bin aber doch zu
Fuß ein Stückchen eine Nebenstraße hochgestapft um mir die örtliche Kirche
anzuschauen.

Clifden Churchyard

Dann prügelte ich den kleinen Corsa wieder zurück Richtung Roundstone,
diesmal, um Auto und Nerven zu schonen, allerdings den kürzeren Weg.
Als ich so gegen 14:00 Uhr wieder in Roundstone ankam, machten sich
freundlichere Gefühle für diesen kleinen Ort und für Irland in mir breit. Wer

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Roundstone, Connemara

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weiß, sicherlich gibt es ja tatsächlich Liebe auf den zweiten Blick (oder auf den
dritten oder vierten...) Außerdem schien fast durchgängig die Sonne, da kann man
es ja fast überall aushalten.

Anwesen vor Roundstone

Nun war aber ein Mittagsschläfchen angesagt. Welcher Luxus, aber immerhin, es
ist ja Urlaub! Gegen vier habe ich mich dann schnell wieder angezogen, im Shop
gegenüber St. Josefs ein Stück Käse und was zu Trinken als Wegzehrung gekauft,
um dann eine Wanderung ohne Ziel zu unternehmen. Wohlgemerkt: die ganze
Zeit war Sonnenschein!
Da gefiel es mir mit einem Male soviel besser hier in diesem Connemara, welches
mich Tags zuvor so unfreundlich und abweisend begrüßt hatte.
Vielleicht finde ich ja in den paar Tagen hier doch noch mein Irland...
Nach einer Stunde und einigen schönen Fotos war ich dann wieder am Ortschild
von Roundstone angekommen, und mich über Käse und Cola herzumachen. Was
einfaches kann sehr lecker sein, wenn man die Ruhe genießt. Und das kann man
hier, die Ruhe genießen...
Aber das ist es uns ja schon öfters so ergangen, dass man sich erst einmal
umstellen muss, wenn man aus der täglichen Hektik ausbricht. Wenn der Schalter
dann umgelegt ist, kann es mit einem Male auch in der tiefsten Einöde schön sein.
Plötzlich machte mir auch der Gestank (Geruch?) vom allgegenwärtigen
Torffeuer nichts mehr aus. Tags zuvor fand ich das noch schrecklich.

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Roundstone, Connemara

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Gegen halb sieben war ich dann wieder im Hotel, um mich schnell zu duschen
und für den Abend frisch zu machen. Ich hatte bei meiner kleinen Wanderung
tatsächlich etwas geschwitzt, so schön ist hier das Wetter. Sonne und 15° warm.
Frisch gekämmt und noch schnell von Christina, meiner netter Wirtin,
verabschiedet: “Hey Christina, I´m goin´out for nitelife!“, und dann vor dem
abendlichen Pubbesuch noch ein paar schöne Fotos vom kleinen Hafen
geschossen.
Im O`Dowds, wo ich ja nun schon zum zweiten Mal einkehrte (also quasi meine
Stammkneipe in Roundstone) wurde schon kräftig zu Abend gesessen, und so
bestellte ich mir wieder gegrillte Austern.
Die hatten mir am Vorabend so gut geschmeckt, dass ich sie hier wohl immer und
nur essen werde...
Bei einer Rauchpause vor dem Pub habe ich dann ein nettes englisches Paar
kennen gelernt (in meinem Alter, also ein älteres Pärchen), und mit denen konnte
ich mich gut unterhalten, zumal die Lady früher einige Jahre in Cornwall gelebt
hat.

Kutter in Roundstone

Die beiden waren an diesem Tage in Roundstone angekommen und hatten auch
im St. Josefs Unterkunft gefunden. Da die beiden aber noch Durst hatten, ich
dagegen ausreichend Guinness aufhatte, verabschiedete ich mich und war gegen
23:00 wieder im Hotel.
Das Bett ist übrigens fantastisch, - kaum drin, da fallen einem schon die Augen
zu. So musste die Lektüre halt noch etwas warten.

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Und so war der zweite Tag mit einem Male versöhnlich ausgegangen, und ich bin
mit der Gewissheit, „meinem“ Irland etwas näher gekommen zu sein, tief und fest
eingeschlafen.

3. Tag, 29.04.05

Um neun Uhr klingelte mein Wecker, das hatte ich mir ja so vorgenommen, um
möglichst viel zu sehen und zu erleben. Während ich auf die Zubereitung meines
„Full Irish Breakfast“ wartete, konnte ich auf der Sonnenterrasse vor dem Hotel
noch ein kleines Schwätzchen mit dem netten englischen Paar vom Vorabend
halten.
Das Frühstück selbst kam mir heute noch deftiger vor. Viel und lecker, in
Deutschland würde ich das so früh morgens wohl kaum ´runterkriegen...
Danach schnell fertiggemacht, das heißt die Tasche mit Fotoapparat und
Regenjacke gepackt, und ab zum morgendlichen Spaziergang durchs Dorf.
Lovely! Was hier fasziniert, sind die schnell wechselnden Lichtverhältnisse,
welche durch die ultraschnellen Wolken verursacht werden.

Cottage in Roundstone

Man kann hier ein und dasselbe Motiv alle paar Minuten fotografieren, und
bekommt jedes Mal ein anderes Bild. Living pictures, great!
Danach wurde der arme kleine Corsa gestartet, ich wollte doch auf der Strecke,
auf der ich gekommen bin, hier und da mal anhalten, um noch ein paar Bilder zu

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Roundstone, Connemara

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machen, und hinterher mal in Joyces Craft-Shop zu gucken, wo ich auf dem
Hinweg relativ verzweifelt eine Karte gekauft hatte.
Es ist schade, dass man nicht öfter anhalten kann, aber die Straßen sind schmal,
kurvig, und unübersichtlich. Einfach auf der Straße anhalten traue ich mich
vielleicht erst beim nächsten oder übernächsten Mal.
Auf dem Weg zum Craft-Shop habe ich auch noch einen Abstecher nach Inishnee
gemacht, eine ganz kleine Ortschaft, welche auch im Matchmaker-Film als
Location diente.

Monastery von Inishnee aus

Von hier aus hat man übrigens eine tolle Aussicht auf Roundstone, von der
anderen Seite der Bucht aus. Hier stellten sich dann auch zärtliche Gefühle für
Roundstone ein; es sah so schön aus, wie es in der Morgensonne so am Wasser
lag. Diese Szene ist mir vom Gefühl her ungefähr vergleichbar, als wenn man von
Cape Cornwall aus nach Sennen Cove rüberschaut.

Roundstone in der Morgensonne

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Nach 16 nervigen Kilometern, aber auch zwei schönen Foto-Stopps, erreichte ich
dann doch schließlich die Winzortschaft Recess, wo ich mich in dem Craft-Shop
ausgiebig umschaute, und auch zwei Stück äußerst wohlriechende Seife erwerben
konnte.
Die Eigentümerin, eine nette reife Lady, welche mich ja zwei Abende vorher
bereits vor einem Nervenzusammenbruch bewahrte, indem sie mir den Weg
erklärte, war sehr freundlich und redselig. Im Laden lief nämlich Musik von
Enya, und als ich ihr erzählte, dass ich vor ein paar Tagen Enyas Schwester Moya
Brennan live in Köln erlebt hatte, kam sie aus dem Schwärmen nicht mehr heraus.

Recess Craft-Shop

Freundliche Menschen hier, manchmal habe ich in Gesprächen hier das Gefühl,
das Interesse an den Mitmenschen ist doch echt...
Gegenüber dem Shop konnte man von de Parkplatz aus, wo der kleine Corsa
stand, in Richtung eines der zahllosen Seen gehen, und direkt am Ufer konnte ich
dann auch ein Foto von drei Schafen machen.

Schafe bei Recess

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Roundstone, Connemara

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Diese weichen bei Autos keinen Zentimeter aus, sind aber bei Fußgängern doch
recht scheu.
Die Sonne von oben, tolle Aussicht direkt am Wasser, - das war schon ein
magischer Moment, den ich dadurch verlängerte, dass ich im
Lebensmittelgeschäft neben dem Craft-Shop einen Take-Away-Coffee und ein
paar Plätzchen ergatterte, mich auf einen Stein setzte und quasi Pause von der
Pause machte...

Aussicht bei Recess

Und in diesem Moment hatte ich mein Irland gefunden: einfach nur da sein,
in Ruhe, ohne größere Ansprüche. Wie weit war all die tägliche Hektik und der
Beruf und der ganze Stress jetzt weg.
Und in diesem Moment hatte ich zum den tiefen Wunsch, ich könnte noch ein
paar Tage dranhängen...

Twelve Bens

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Roundstone, Connemara

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Die Rückkehr nach Roundstone, besagte 16 Km Horrorstrecke, war dann gar


nicht mehr so furchtbar.
Gegen 14 Uhr war ich wieder zurück, und nach einem Kaffee auf der Terrasse
hier im kleinen Hotel (irgendwann muss dieser Reisebericht ja geschrieben
werden) war dann auch die Zeit reif für den wunderbaren Mittagsschlaf im
wunderbaren Hotelbett. Great!
Leider ist auch hier in Irland die Mittagspause nicht heilig, denn irgend ein böser
Mensch malträtierte mit einem Dampfstrahler ein Nachbargebäude. Da war der
Mittagsschlaf gegen 15 Uhr wieder zuende.
Nicht schlimm, weil ich sowieso mittlerweile recht ausgeruht bin (Motto Pause
von der Pause) und so zog ich mich total relaxt wieder an, ohne Regenjacke(!),
weil Sonnenschein, schnappte meine Kamera, und machte mich wieder auf, um
die beiden örtlichen Kirchen zu fotografieren.

Ev. Kirche Roundstone

Es gibt hier eine alte verkommene anglikanische (das ist wohl die evangelische
Minderheit) mit einem winzigen Friedhof, und eine neuere katholische (die im
Gegensatz zur evangelischen auch keine eingeworfenen Scheiben hat) mit einem
etwas größeren Friedhof.
Hier, im überwiegend katholischen Irland, hat man es als andersgläubiger
anscheinend nicht so leicht, zumal man die Anglikaner wohl nach wie vor zu den
verhassten Engländern zählt.

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Roundstone, Connemara

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Kath. Kirche Roundstone

Naja, ich als (ungläubiger) Taoist mache mir darüber so meine Gedanken, dass
sich nicht viel weiter an der Grenze zu Nordirland sogenannte Christen
gegenseitig auf den Kopf hauen... Furchtbar.
Nach den Kirchen ging es dann noch mal zu Malachy´s Bodhran-Shop and Craft
Centre. Hier war ich morgens schon, aber da hatte es noch zu.
Interessanterweise ist Malachy´s Shop, zusammen mit einer Töpferei und etlichen
Ferienhäusern, in den Umgrenzungen eines ehemaligen Klosters untergebracht,
und so konnte ich von den wenigen verbleibenden Mauern und alten Bäumen ein
paar schöne Fotos machen.

Roundstone Monastery

Der Shop an sich war riesig, aber hochpreisig, und wartete wohl auf die in einigen
Wochen einsetzende Touristenflut. Wenn man sich die große Zahl der Parkplätze
ansieht, kann man sich vorstellen, dass hier im Sommer der Teufel los ist.
Aber heute war noch alles ruhig, und außer mir waren nur wenige Besucher im
Laden, welcher eine abgetrennte Instrumenten-Ecke hat.

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Roundstone, Connemara

Irlandbesuch 27.04. – 30.04.05

Hier gibt es natürlich eine riesige Anzahl von Bodhrans zu kaufen, aber auch
songbooks, Saiten, und whistles aller Art. Großartig!
Die Preise waren aber nicht so toll, und anstatt einer uillean-pipe für über 1.200
Euro habe ich dann mit einer penny-whistle für 6,50 € vorliebgenommen.
Ach ja, Kaffee wurde auch ausgeschenkt, und so konnte ich noch schön vor
Malachy´s Shop in der Sonne sitzen und einige Zeilen in mein Reisetagebuch
schreiben.

Vor dem Klostergelände

Gegen halb sieben war ich dann auch wieder im Hotel, um schon mal den Koffer
zu packen. Morgen geht’s ja schon wieder ab nach Hause...
So, der Koffer war gepackt, geduscht und rasiert war ich auch schnell, und dann,
gegen halb acht, ging’s ab ins Nachtleben, sprich O`Dowds Pub.

O`Dowds Wall am Abend

Heute wollte ich mal frische Austern probieren. Mit ein bisschen Salz und Pfeffer
ein Genuss pur, - zumal sie gerade erst aus dem Wasser gekommen sind. Das

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Roundstone, Connemara

Irlandbesuch 27.04. – 30.04.05

Guinness dazu war auch OK....Hinterher noch lecker Kaffee, - den gibt es hier im
Pub auch, und ich muss sagen, der Kaffee ist nicht so schlecht wie sein Ruf.
Und so war für mich gegen 21 Uhr mein vorerst letzter Abend hier in Irland schon
fast wider beendet.
Schnell zurück die paar Meter ins Hotel, das Reisetagebuch ausgepackt, eine
Tasse Kaffee auf den Tisch, und dann auf der Terrasse die letzten Strahlen der
Abendsonne genossen, die absolut malerisch die Bucht und die twelve bens
bescheinen. Das ist das wahre Leben!
Aber leider, - morgen nach dem Frühstück geht’s ja schon wieder Richtung
Shannon, und damit auch Richtung Heimat.

Blick über die Bucht

4. Tag, 30.04.05

Abreisetag! Der Wecker sollte eigentlich um 9 Uhr klingeln, aber ich bin durch
Kindergekreische schon gegen 7 Uhr aufgewacht. Ein Vater mit seinen beiden
kleinen Söhnen hatte wohl hier Quartier bezogen. Entsetzlicher Lärm!
So hab´ich mich dann noch zwei Stunden rumgequält, bis ich endlich aufstehen
konnte. Der Koffer war ja schon gepackt, und so war ich gegen zwanzig nach
neun schon beim Frühstück, heute allerdings nur Toast mit Marmelade und einem
Ei. Wegen der bevorstehenden Fahrt wollte ich lieber nur was Leichtes...

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Roundstone, Connemara

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Gegen 10:15 konnte ich mich dann herzlich von Christina Lowry verabschieden,
nachdem ich meine 90 € bezahlt hatte (sehr unbürokratisch, keine Quittung oder
so was)
Es war wirklich nett im kleinen St. Josephs B+B, das würde ich auf jeden Fall
weiter empfehlen, und, wenn ich tatsächlich noch mal wiederkommen sollte,
wieder buchen.
Christina meinte allerdings, ich hätte mit dem Wetter absolutes Glück gehabt, und
auch überhaupt wäre jetzt Ende April die letzte Gelegenheit, Ruhe zu genießen in
Roundstone. Ab Mai ist in Connemara wohl eher der Teufel los...

Roundstone Hauptstraße

Nach dem Abschied schnell den Koffer in den Corsa, und dann ab über die engen
Straßen mit den schönen Schafen bis zur N59 in Richtung Galway.
Abgesehen von sehr nervendem Regen war die Fahrt okay, was aber auch daran
lag, dass ich die meiste Zeit sehr langsame Autos vor mir hatte. So war ich mal
nicht das Verkehrshindernis, wie so oft in den letzten Tagen.
Nach Galway mit seinen vielen, vielen Kreisverkehren ging’s dann zügig über die
N18 nach Shannon-Airport.
Kompliment an die Iren: alles ist hervorragend ausgeschildert, da kann selbst ich
mich kaum verfahren.
Gegen halb zwei war ich dann auf dem Airport-Gelände, welches ich aber sofort
Richtung Shannon-City verlassen musste, weil, wie mir ein freundlicher Polizist
auf Anfrage bestätigte, die nächste Tankstelle in Shannon-City wäre.

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Grummel. Also, wieder zurück nach Shannon (eine öde Stadt) und an einer
Texaco getankt und Auto gewaschen. Sparsames Auto, so ein kleiner Corsa, denn
ich habe für circa 380 Meilen, die ich hier gefahren bin, mal gerade 36 Liter
verbraucht. Da hatte ich mit mehr gerechnet, zumal ich das kleine Maschinchen
ziemlich getreten hatte.
Kurze Zeit später bin ich dann wieder an dem freundlichen Polizisten vorbei, um
im Flughafengewühl die Stelle zu finden, wo ich Abschied von dem kleinen
grünen Corsa nehmen sollte. Nach einigem Gekurve fand ich dann auch ziemlich
außerhalb die National-Car-Station.
Das Auto wurde problemlos abgenommen, und dann wurde ich von einem
National-Mitarbeiter zum Abflugterminal gefahren.

Shannon International Airport

Sehr angenehm, dass ich im Regen nicht laufen musste, denn das hätte bestimmt
20 Minuten gedauert.
Shannon-Airport ist ein richtig großer Flughafen, ganz anders als Kerry vor ein
paar Tagen. Und so sitze ich hier draußen vor dem Terminal in der smokers area
zone A, denn im ganzen Flughafenkomplex ist Rauchverbot.
In einer guten halben Stunde kann ich einchecken, und dann ist meine kleine
Reise fast zuende.
Ob ich noch mal wiederkommen werde? Jetzt, wo ich diese Zeilen mit ein paar
Tagen Abstand zuhause eintippe, bin ich mir ganz sicher, dass ich bald wieder
herkommen werde. Mit jedem Tag wird die Sehnsucht größer, und obwohl die
Begrüßung und auch der Abschied aufgrund des Wetters sehr unfreundlich waren,
habe ich an zwei Tagen „mein“ Irland gefunden...

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Roundstone, Connemara

Irlandbesuch 27.04. – 30.04.05

Deshalb: auf Wiedersehen, mein Irland. Schön, dass wir uns endlich
kennengelernt haben. Ich freue mich von ganzem Herzen darauf, dich bald
wiederzusehen, und ich hoffe, ich habe dann ein bisschen mehr Zeit...

PS: der Rückflug war ausgezeichnet, mein Auto war auch noch da (welch ein
Luxus, in einem großen Wagen mit ausreichend PS und schönen breiten Straßen)
und so war ich kurz vor Mitternacht am 30.April 2005 wieder zuhause.

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