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Skript zur MaPhy-Vorlesung

WS 2006/07
von
Prof. Dr. Marcus Müller

LATEX: Tim Horchler, Themis Sidiropoulos


Bildbearbeitung: Jens Nolting

16. Februar 2007

1
3 Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

1 Komplexe Zahlen und Funktionen komplexer Veränderlicher 6


1.1 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
1.2 Integrieren und Differenzieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
1.2.1 Cauchy - Riemann’sche DGL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
1.2.2 Cauchy’sche Integralformel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
1.3 Laurent-Reihe und Klassifikation von singulären Punkten . . . . . . . . . . 14
1.4 Residuensatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
1.4.1 Beispiele und Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

2 Fourier- und Laplace-Transformation 19


2.1 Definition, Eigenschaften und Umkehrung der Fouriertransformation . . . . 19
2.2 Eigenschaften der Fouriertransformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
2.3 Skalarprodukt und Parseval’sche Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
2.4 Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
2.4.1 Fourieranalyse und Frequenzfilter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
2.4.2 Unschärferelation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
2.5 Faltung von Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
2.5.1 Faltungssatz zur Lösung von linearen DGls . . . . . . . . . . . . . . 29
2.6 Laplace - Transformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
2.7 Anwendung der Fouriertransformation: Lösung von Differentialgleichungen . 33
2.8 Cauchy-Problem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
2.9 Dirichlet’sche Randbedingung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
2.10 Neumann’sche Randbedingung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

3 Verallgemeinerte Funktionen und Distributionen 42


3.1 Physikalische Motivation/Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
3.2 Definitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
3.3 Testfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
3.4 Konvergenz von Distributionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
3.5 Darstellung der δ-Distribution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
3.5.1 Eigenschaften der δ-Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
3.6 Ableitung von Distributionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
3.7 Fouriertransformation von Distributionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
3.7.1 Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
3.8 Produkte von Distributionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
3.8.1 Eigenschaften des Tensorprodukts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
3.9 Faltung von Distributionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

4 Funktionalanalysis 59
4.1 Hilbert-Räume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
4.2 Operatoren auf Hilberträumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
4.2.1 Banach’scher Fixpunktsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
4.3 Beschränkte lineare Operatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
4.4 Riesz’scher Darstellungssatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
4.5 Eigenschaften unitärer Operatoren: längen- und winkeltreu . . . . . . . . . . 67
4.6 Basis des Hilbertraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
Inhaltsverzeichnis 4

4.6.1 Bra - (c) - ket Notation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69


4.7 Wechsel der Basis mittels unitärem Operator . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
4.7.1 Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
4.8 Definitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
4.9 Satz von Riesz- Schauder (ohne Beweis) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
4.10 Spektralsatz: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
4.11 Definition eines Integrals bzgl. eines Maßes µ . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
4.12 Axiomatische Quantenmechanik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82

5 Einführung in die Gruppentheorie 84


5.1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
5.1.1 Lineare Lie - Gruppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
5.1.2 Untergruppen und Normalteiler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
5.1.3 Erzeugende und Lie-Gruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
5.1.4 Beispiele: SO(3) und SU (2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
5.2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
5.2.1 Grundbegriffe der Darstellung von linearen Lie-Gruppen . . . . . . . 92
5.2.2 Reduzible und irreduzible Darstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . 93
5.2.3 Schur’sches Lemma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
5.2.4 Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
5.2.5 Darstellung von Lie - Algebren, Exponentialabbildungund Casimir - Operatoren100
1.1 Grundlagen 6

1 Komplexe Zahlen und Funktionen komplexer Veränderlicher

1.1 Grundlagen

Motivation:
• x2 + 1 = 0 ist für x ∈ R nicht lösbar
(i. A. Nullstellen von Polynomen sind komplex)
• Wellenfunktion in der QM ist komplex, Streuamplituden
betrachte R2 mit der üblichen Addition „ + „

(a1 , b1 ) + (a2 , b2 ) = (a1 + a2 , b1 + b2 )

und einer Multiplikation „ · „

(a1 , b1 ) · (a2 , b2 ) = (a1 a2 − b1 b2 , a1 b2 + a2 b1 )

welche assoziativ und kommutativ ist.

Eins-Element (1, 0), so dass (a1 , b1 ) · (1, 0) = (a1 , b1 )

Inverses Element zu (a1 , b1 ) 6= 0 definiert durch

(a, b) · (x, y) = (1, 0)

mit der Lösung


 
a −b
(x, y) = , 2
a + b a + b2
2 2

R2 mit „ + „ und „·“ ist ein Körper: Körper der komplexen Zahlen C.
Schreibe anstelle von (a, b) = a + ib; mit i = (0, 1) und i · i = (0, 1) · (0, 1) = −1

z2 + 1 = 0 hat Lösung in C, nämlich z = ±i


z = x + iy x = ℜ(z) Realteil von z
y = ℑ(z) Imagintärteil von z
z = x − iy komplex konjugierte von z
√ p p
|z| = z · z = x2 − (iy)2 = x2 + y 2 Betrag von z

Beispiel:

1 z z
= = 2
z z·z |z|
=    
1 z z z 1
= 2 = 2 = 2
=
z |z| |z| |z| z
7

Polardarstellung z = |z|eiϕ , wobei ϕ = arg(z) das Argument von z ist.

Im(z)

z = |z|eiϕ = |z|(cos ϕ + i sin ϕ)


= |z| cos ϕ + i |z| sin ϕ y
| {z } | {z }
y x
|z|
φ
x Re(z)


X ∞
X ∞
X
1 1 k k 1 k k
eiϕ = (iϕ)k = i ϕ + i ϕ
k! k! k!
k = 0 k gerade k ungerade
X∞ X∞
1 n 2n 1
= (−1) ϕ + i(−1)n ϕ2n + 1
(2n)! (2n + 1)!
n = 0 n = 0
= cos ϕ + i sin ϕ

ähnlich kann man nachrechnen:

ez1 · ez2 = ez1 +z2


z1 · z2 = |z1 |eiϕ1 |z2 |eiϕ2 = |z1 ||z2 |ei(ϕ1 + ϕ2 )

1.2 Integrieren und Differenzieren

Im(z) z2 γ Weg, welcher z1 und z2 verbin-


det
z(t) t ist ein reeller Parameter
z(0) = z1
Rz2
f (z)dz = · · ·?
z1

i wie definiert ?
Re(z)
ii unabhängig vom Weg? i.A.
z1
Nein
1.2 Integrieren und Differenzieren 8

Z X ZT
∆zi dz
f (z)dz ∼ f (z) ∆ti → f (z) dt
γ ∆ti dt
i 0

Z ZT   ZT  
dz dz
f (z)dz ≡ ℜ f (z) dt +i ℑ f (z) dt
γ dt dt
0
| {z } |0 {z }
reelles Integral reelles Integral

dz dℜ(z) dℑ(z)
= +i
dt dt dt

Beispiel für die Wegabhängigkeit:

Im(z)

γ1 : z(t) = eit 0<t<π


γ1
γ2 : z(t) = e−it 0>t>π
f (z) = z1
z z1 Re(z)
γ2

Z Zπ   Zπ Zπ
1 1 d it
dz = e dt = e−it i eit dt = i dt = iπ
γ1 z eit dt
0 0 0
Z Zπ   Zπ
1 1 d −it
dz = e dt = eit (−i) eit dt = −iπ
γ2 z e−it dt
0 0
Z Z I
1 1 1
dz − dz = dz = 2iπ 6= 0 ⇒ Wegabhängigkeit
γ1 z γ2 z z
9

Sei G ⊂ C. Eine Funktion ist eine Abbildung f : G → C, z ∈ G 7→ f (z) ∈ C

Stetigkeit:
f ist stetig in z0 ∈ G ⇔ ∀ ∈ > 0 ∃ δ > 0 | ∀ z ∈ Uδ (z0 ) : f (z) ∈ Uε (f (z0 ))

Differenzierbarkeit:
f ist differenzierbar in z0 ∈ G, wenn es eine in z0 stetige Funktion ∆ : G → C gibt
mit f (z) = f (z0 ) + (z − z0 )∆(z)
df
∆(z0 ) = = f ′ (z0 ) heißt die Ableitung von f in z0 .
dz|z0
Beispiele:

(1)

f (z) = const.
= f (z0 ) + (z − z0 ) · 0 ⇒ ∆(z0 ) = 0 = f ′ (z0 )

(2)

f (z) = z
= f (z0 ) + (z − z0 ) · 1 ⇒ f ′ (z0 ) = 1

(3) f (z) = z ist nirgends differenzierbar


z = x + iy0 y0 fest

⇒ f (z) = x − iy0 = x0 − iy0 + x − x0


= f (z0 ) + (z − z0 ) ⇒ ∆(z0 ) = 1

z = x0 + iy x0 fest

⇒ f (z) = x0 − iy = x0 − iy0 − i(y − y0 )


= f (z0 ) − (z − z0 ) ⇒ ∆(z0 ) = −1
1
⇒ ℜ(z) = (z + z)
2
1
ℑ(z) = (z − z) sind nicht diffbar
2i
|z|2 = z · z ist nicht diffbar
⇒ komplexe Differenzierbarkeit ist viel stärker als im Reellen
1.2 Integrieren und Differenzieren 10

1.2.1 Cauchy - Riemann’sche DGL

z = (x, y) = x + iy f = (u, v) = u + iv

∂u ∂v
u(z) = u(x, y) = u(x0 , y0 ) + (x − x0 ) + (y − y0 ) + · · ·
∂x ∂y
∂u ∂u
= u(z0 ) + δx + δy + O(δx, δy)
∂x ∂y
∂v ∂v
= v(z0 ) + δx + δy + O(δx, δy)
∂x ∂y

   
∂u ∂v ∂u ∂v
f (z) = u(z) + iv(z) = u(z0 ) + iv(z0 ) + +i δx + +i δy + O(δx, δy)
∂x ∂x ∂y ∂y

= f (z0 ) + f ′ (z0 ) · (δx + iδy)

∂u ∂v
f ′ (z0 ) = +i
∂x ∂x
∂v ∂u
= −i
∂y ∂y

⇒ Cauchy - Riemann’sche DGL

∂u ∂v
=
∂x ∂y
∂v ∂v
= − notwendig
∂x ∂y

Falls u und v reell diffbar in einer Umgebung um z0 sind, dann hinreichend.

 
∂2u ∂2v ∂u2 ∂2 ∂2
= = − ⇒ + u = 0 u ist harmonisch
∂x2 ∂x∂y ∂y 2 ∂x2 ∂y 2

es gilt jedoch:

(1) ist f in z0 diffbar, so ist f in z0 auch stetig


(2) sind f und g in z0 diffbar, so auch f + g mit (f + g)′ = f ′ + g ′
(3) Produktregel: (f · g)′ = f ′ (z0 )g(z0 ) + f (z0 )g ′ (z0 )
d
(4) Kettenregel (g ◦ f )′ (z0 ) = dz g(f (z))|z0 = g ′ (f (z0 ))f ′ (z0 )

Definition: Sei f (z) differenzierbar für alle z ∈ G und G ein offenes und zusammenhängendes
Gebiet, so heißt f „ analytisch/holomorph/regulär in G“.
11 1.2.2 Cauchy’sche Integralformel

Satz:
- Sei f analytisch in G, so ist auch f ′ (z) analytisch in G und alle Ableitungen.
- Sei f analytisch in G, dann gilt für alle z ∈ M (z0 ) ⊂ G

1 ′ 1
f (z) = f (z0 ) + f (z0 )(z − z0 ) + f ′′ (z0 )(z − z0 )2 + · · · (Taylor)
1! 2!
Die Reihe ist absolut konvergent in M (z0 ): größter Kreis um z0 in G.

z f ist analytisch und beschränkt in C ⇒ f ist konstant


G

P

- Die Potenzreihe f (z) = an (z − z0 )n definiert eine im Konvergenzkreis |z −
n = 0
z0 | < R analytische Funktion. Die Abbildung f ′ (z) erhält man durch gleichweise
Differentiation und f ′ (z) hat den gleichen Konvergenzradius.

Satz von Cauchy:


Ist G ein einfache zusammenhängendes
R Gebiet, f (z) analytisch in G und γ ein Weg,
der ganz in G verläuft, so ist γ f (z)dz = F (z)|zz21 wegunabhängig und F heißt Stamm-
H
funktion. Insbesondere gilt f (z)dz = 0 für geschlossene Wege in G.

1.2.2 Cauchy’sche Integralformel

Skizze des Beweises der Cauchy’schen Integralformel


Betrachtet man die Potenzreihe von f (z) um z0 :

Z Ztb Ztb  
n n dz d 1 n+1 1
(z − z0 ) dz = (z − z0 ) dt = (z − z0 ) dt = (z − z0 )n+1 |zzba
γ dt dt n+1 n+1
ta ta

P

f (z) = an (z − z0 )n konvergiert in G ⇒ gliedweise Integration
n = 0

Z ∞
X Z ∞
X
n an
f (z)dz = an (z − z0 ) dz = (z − z0 )n+1 |z=z
z=zb
a
= F (zb ) − F (za )
γ γ n+1
n = 0
|n = 0
{z }
F (z)
1.2 Integrieren und Differenzieren 12

H
f (z) = F (za ) − F (za ) = 0

Wichtig!
Voraussetzung: f muss analytisch in G, G einfach zusammenhängend und
γ ⊂ G sein

Beispiele:

(1):

G
γ G

√ Abbildung 2: nicht ok, da nicht ein-


Abbildung 1: fach zusammenhängend

(2): G ⊂ C, f analytisch in G außer für z = z0

1
z.B. f (z) = z−z 0
einfacher Pol bei
z = z0 R
z0
Frage: γ f (z)dz
G
13 1.2.2 Cauchy’sche Integralformel

Idee:

Satz von Cauchy anwendbar


KR UR Kreis mit Radius R um z0 mit
z0
z(t) = z0 + Reit ; 0 < t < 2π
R

G Z I Z Z
f (z)dz − f (z)dz − + =0
γ KR ↑↓
| {z }
=0

Z Z
f (z)dz = f (z)dz
γ KR
Z I Z 2π
1 1 1 it
dz = dz = e iReit dt = 2πi
γ z − z0 KR z − z0 0 R

Satz: Cauchy’sche Integralformel


Sei G ⊂ C ein einfach zusammenhängendes Gebiet und f analytisch in G, dann gilt
∀ z ∈ G:
I
1 f (ξ)
f (z) = dξ
2πi γ ξ−z

wobei γ ganz in G liegt und z einmal im positiven Sinne umläuft.

f (ξ) f (z) f (ξ)−f (z)


Beweis: g(ξ) = ξ−z − ξ−z = ξ−z

g(ξ) ist analytisch in G, da f analytisch ist. g(ξ = z) = f ′ (z)

1 ′′
f (ξ) = f (z) + f ′ (z)(ξ − z) + 2! f (z)(ξ − z)2 + · · ·

1 ′′
g(ξ)0f ′ (z) + 2! f (z)(ξ − z) + · · · für alle ξ ∈ G konvergierende Poteinzei-
he
R R f (ξ) R f (z) R f (ξ)
0= γ g(ξ)dξ = γ ξ−z dξ − γ ξ−z dξ = γ ξ−z dξ − f (z) 2πi
1.4 Residuensatz 14

1 d
H f (ξ) 1!
H f (ξ)
NB: f ′ (z) = 2πi dz γ ξ−z dξ = 2πi (ξ−z)2
dz

n!
H f (ξ)
f n (z) = 2πi (ξ−z)n+1 dz

Spezialfall: f (z) = const f n (z) = 0 n≥1


H 1
0= (ξ−z)1+n
dz n≥1

1.3 Laurent-Reihe und Klassifikation von singulären Punkten

Sei G ein Kreisring um z0 mit Radien r < R.

Sei f analytisch in Gr,R,z0 , dann existiert eine Rei-


henentwicklung von f in der Form
R z0

r

X ∞
X 1
f (z) = an (z − z0 )n + bk für z = Gr,R,z0
(z − z0 )k
n = 0 k = 1
| {z } | {z }
regulärer Teil Hauptteil

Die Koeffizienten sind gegeben durch

I I
1 f (ξ) 1 1
an = n+1
dξ = f (n) (z0 ) bk = (ξ − z0 )k−1 f (ξ)dξ
2πi γ (ξ − z0 ) ξ 2πi γ

Klassifikation von Polen/Singularitäten

(1) bn = 0 ∀ n ≥ 1 Hauptteil verschwindet


f analytisch und Laurent-Reihe = Taylor-Reihe
(2) bm 6= 0 aber bk = 0 ∀ k > m: f (z) hat bei z0 einen Pol der Vielfachheit m
(3) bk 6= 0 ∀ k > 1 f (z) hat bei z0 eine wesentliche Singularität
2 P∞ 1
Bsp: f (z) = e1/z = 1+ z1 + 2!1 z1 +· · · = n
hat wesentliche Singularität
n = 0 n!z
bei z0 = 0

1.4 Residuensatz

Sei G ⊂ C, z0 ∈ G und f ein Funktion mit Laurentreihe


X
b1
f (z) = + an (z − z0 )n
z − z0
n = 0
15

so hat f (z) bei z −z0 einen einfachen Pol und man nennt b1 das Residuum des Pols bei z0

equivalent: |f (z)| → ∞ für z → z0 aber (z − z0 )f (z) ist analytisch in einer Um-


gebung um z0 : Resz=z0 f (z) = lim (z − z0 )f (z)
z→z0

Sei G ⊂ C, f (z) analytisch in G bis auf einfache (isolierte) Pole, γ ein geschlossener Weg
in G (doppelpunktsfrei einmal im positiven Sinne durchlaufen). Auf γ liege kein Pol und
γ umschließe die Pole z1 , · · · , zn .

Z Z Z
f (z)dz = f (z)dz + f (z)dz
z1 γ γ1 γ1
G
(==== Wege werden im entgegen-
gesetzten Sinn durchlaufen und heben
sich auf)

Es folgt:

Z N Z
X N
X
f (z)dz = f (z)dz = 2πi Resz=zi f (z) (Residuensatz)
γ i = 1 γi i = 1

Was passiert bei Polen höherer Ordnung ?

h(z)
Bsp: f (z) = (z−z0 )2
h analytisch in G

Z Z Z
h(z) d h(z) d
f (z)dz = 2
dz = dz = 2πi h(z0 ) = 2πih′ (z0 )
γ γ (z − z0 ) dz0 γ (z − z0 ) z0

etc., d.h. höhere Pole liefern höhere Ableitungen.


1.4 Residuensatz 16

1.4.1 Beispiele und Anwendungen

1)
eiρz eiρz
f (z) = =
z 2 + 2az + b (z − z1 )(z − z2 )

zwei einfach Pole bei z0 = −a ± a2 − b2

eiρz eiρz1
Resz=z1 f (z) = lim (z − z1 )f (z) = lim =
z→z1 z→z1 z − z2 z1 − z2
2)
1 1 1 1 1
f (z) = = 1 2 = 1 2 1 3 = · 1
ez −1 1+z+ 2! z + ··· − 1 z+ 2! z + 3! z + · · · z 1+ 2! z + 3!1 z 2 + · · ·
| {z }
analytisch inz=0



1
Resz=0 f (z) = =1
1 + 2!1 z · · · z→0

Achtung: weitere Pole bei zn = 2πin n = 0, ±1, ±2, · · ·


z = zn + δz ez = eδz

1
3) häufige Anwendung : Berechnung bestimmter Integrale: f (z) = z 2 +1

Z∞ Z ∞
1 1
dz = dz =?π
z2 + 1 ∞ (z + i)(z − i)
−∞

hat zwei einfache Pole bei z = ±i

γ2

+i

-R γ1 R

-i

ZR Z
1 1
dz + f (z)dz = 2πiResz=i f (z) = 2πi = π
z2 + 1 γ i
−R
17 1.4.1 Beispiele und Anwendungen

γ2 : z = Reit 0<t<π

Z Zπ Zπ
1 1 it idt 1
dz = iRe dt = ∼ O( ) → 0 für R → ∞
γ z2 + 1 R2 e2it + 1 Reit + e−it R
0 0

Z∞
dz
⇒ =π
z2+1
−∞

Generelle Strategie zur Berechnung bestimmter Integrale:

- schließe den Integrationsweg so, dass das zusätzliche Integral leicht berechnet werden
kann oder verschwindet
- wende den Residuensatz an

Was ist zu tun, falls die Funktion eine Nullstelle auf der reellen Achse hat?

R∞ eiαx
Bsp: dx α > 0
−∞ x − ε

r3 γ2

γ3 γ1

r2 ε r1

Z
eiαx
→ 0 für γ1 , γ2 , γ3 → ∞
γ1 +γ2 +γ3 x−ε
ε−ρ Zγ1
Z Z X
+ + = 2πi Resf (z)
γρ ℑz→0
γ2 ε+ρ

Z Z0 Z0 Z0
it it Res it
f (z)dz = f (ε+ρe )ρie dt = ρie dt+ g(ε+ρeit )ρieit dt ∼ O(ρ) = −iπResf
γρ ρeit
π π π
Resf
f (ε + ρeit ) = f (z) = + g(z) ← analytisch
z−ε
Z∞ ε−ρ Z∞
Z
eiαx X
dx = lim + = 2πi Resf +iπResz=ε f = iπeiαε
x−ε ρ→0
−∞ −∞ ε+ρ ℑz→0
| {z }
keine
1.4 Residuensatz 18

Satz:
Sei R(x) eine rational Funktion, welche auf R eine einfache Nullstelle hat. α > 0
ε−ρ
Z Z∞ X
iαx
lim R(x)e dx + R(x)eiαx dx = 2πi ResReiαz + iπResz=ε Reiαz
ρ→0
−∞ ε+ρ ℑz>0

Beispiel:
Z∞ Z∞
sin x eix
dx = ℑ dx = ℑiπei·0 = π
x x
−∞ −∞
19

2 Fourier- und Laplace-Transformation

2.1 Definition, Eigenschaften und Umkehrung der Fouriertransformation

Jean Baptiste Joseph Fourier: 1768-1830

Definition: Sei f eine Funktion auf R f : x ∈ R → f (x) ∈ C und existiert das Integral

Z∞ Z∞ Z∞
1 1 i
fe(k) ≡ √ dx e −ikx
f (x) = √ dxf (x) cos(kx) − √ dx f (x) sin(kx)
2π 2π 2π
−∞ −∞ −∞

so heißt fe(k) die Fouriertransformierte von f

F : f → fe = F[f ]

(Ff )(k) = fe(k)

Definition: Sei f quadrat-integrabel auf dem Intervall [−a, a], d.h. f ∈ L2 ([−a, a])
mit a > 0 so heißt
X∞
1 n
f (x) = √ fen eikn x mit kn = 2π n = 0, ±1, . . . (1)
2a n=−∞ 2a

die Fourierreihe von f.


Die Fourierkoeffizienten von f sind gegeben durch
Za
1
fe = √ dx f (x) e−ikn x (2)
2a
−a

Bemerkung:

(1) Die Tatsache, dass man


 jede Funktion
f ∈ L2 ([−a : a]) in der Form (1) darstellen
kann, bedeutet, dass eikn x , n ∈ Z vollständig ist. (Siehe weitere Vorlesung)
(2) (2) folgt durch Nachrechnen:

Za Za (
1 −ikn x −ikm x 1 ix π (n−m) 1 n=m
√ dx e e = dx e a = = δnm
2a
2 2a 6 m
0 n= |{z}
−a −a Kronecker-Delta

(Orthogonalität)

Za Za ∞
X ∞
X
1 1 1
√ 2 dx f (x) e −ikn x
= dx fem ei(km −kn )x = fem δmn = fen
2a 2a m=−∞
2a m=−∞
−a −a
2.1 Definition, Eigenschaften und Umkehrung der Fouriertransformation 20

Ferner gilt die Parseval’sche Gleichung


Za Za X X
1
dx f (x)g(x) = dx fen e−ikn x gem e−ikm x
2a n m
−a −a

X Za X∞
1
= fegem dx ei(kn −km )x
= fegem
n,m
2a n=−∞
−a
| {z }
=δnm

Relevanz:

- Analyse der Wellenausbreitung (E-Dynamik, Kavitäten, Resonatoren)


- Wärmeleitung und Diffusionsprozesse
- Signalverarbeitung, Image-Processing (Filter)
- FFT (Fast Fourier Transformation) zur Datenanalyse
- Fourierreihe geht über in die Fouriertransformation im „Limes“ a → ∞

Beispiele

Fouriertransformationen
a)
x2
f (x) = e− 2

Z∞
1 x2 2 2
+ k2 − k2
fe = √ dx e−ikx− 2

−∞
Z∞
− k2
2 1 1 2
= e √ dx e− 2 (x+ik)

−∞
| {z }
=1
2
− k2
= e

b)
f(x)

1 (
1 für |x| < u0
f (x) =
0 sonst

-u0 u0 x

Z∞ Zu  
1 1 1 −e−ikx u 2u sin(ku)
fe = √ −ikx
dx e f (x) = √ dx e −ikx
=√ =√
2π 2π 2π ik −u 2π ku
−∞ −u
21

c) Fourierreihe

f(x)

-u u a x

Za Zu
1 1 2u sin(kn u)
fe(k) = √ −ikn x
dx f (x) e =√ dx e−ikn x = √
2a 2a 2a kn u
−a −u

2.2 Eigenschaften der Fouriertransformation

Linearität

F[f + g] = F[f ] + F[g]


F[λf ] = λ · F[f ], λ∈C

(folgt aus der Linearität des Integrals)

Verschiebung

fa (x) = f (x + a)

Z∞ Z∞
1 −ikx 1
F[fa ](k) = √ dx e fa (x) = √ dx e−ikx f (x + a)
2π 2π | {z }
−∞ −∞ x′
Z∞ Z∞
1 ′ 1 ′
= √ dx′ e−ik(x −a) f (x′ ) = eika √ dx′ e−ikx f (x′ ) = eika F[f ](k)
2π 2π
−∞ −∞

d.h. Verschiebung um a nach links (oder -a nach rechts) liefert bei der Fouriertransforma-
tion den Faktor eika .
2.3 Skalarprodukt und Parseval’sche Gleichung 22

Nebenbemerkung:
f reell und gerade ⇒ fe reell und gerade
 
 Z∞ Z∞ 
1  
 
fe(k) = √  dx f (x) cos(kx) −i dx f (x) sin(kx)
2π  
−∞ −∞ 
| {z } | {z }
reell und gerade =0

f reell und ungerade ⇒ fe rein imaginär und ungerade


 
 Z∞ Z∞ 
1  
 
fe(k) = √  dx f (x) cos(kx) −i dx f (x) sin(kx)
2π  
−∞ −∞ 
| {z } | {z }
=0 ungerade

Fouriertransformierte von xf (x)

Za Za   Za
1 −ikx 1 ∂ −ikx ∂ 1
√ dx e xf (x) = √ dx i e f (x) = i √ dx eikx f (x)
2π 2π ∂k ∂k 2π
−a −a −a
| {z } | {z }
=F [xf ](k) für a→∞ ∂
=i ∂k F [f ](k) für a→∞

Daraus folgt nun  


n ∂ n
F[x f ](k) = i F[f ](k)
∂k

2.3 Skalarprodukt und Parseval’sche Gleichung

Umkehrformel (Fourierintegral)

Sei f ∈ L2 (R) quadrat-integrabel, so existiert die Fouriertransformierte


Za
1
F[f ](k) = fe(k) = lim √ dx e−ikx f (x) (Plancharel)
a→∞ 2π
−a

und F[f ] ∈ L2 (R) mit


Z∞ Z∞
2
kf k = 2
dx |f (x)| = dk |fe(k)|2 = kF[f ]k2 (Lebesgue-Integral)
−∞ −∞

Ferner existiert die Rücktransformation


Zb
1
f (x) = lim √ dk eikx fe(k)
b→∞ 2π
−b
23

Bermerkungen:

(a) Konvergenz in L2 (R): Sei fn ∈ L2 (R) n = 1, 2, . . . eine Folge in L2 (R), so konvergiert


fn → f in L2 -Norm, falls
Z
2
kfn − f k = dx |fn (x) − f (x)|2 → 0

Man sagt „fn konvergiert gegen f im Mittel “.


Die Konvergenz ist nicht punktweise, aber es existiert eine Unterfolge {fnu } mit
fnu (x) → f (x) für fast alle x.
(b) Sei a > 0 fest, so definiere:

Za r
1 −ikn x a e 2π
F (kn , a) = √ dx e f (x) = fa,n mit fa (x) = x[−a,a] f und kn = n, n ∈ Z
2π π 2a
−a

∞ ∞ Z a
π X X (∗)
|F (kn , a)|2 = fen fen = dx |f |2 = kfa k2 ≤ kf k2 < ∞
a n=−∞ n=−∞ −a

Für die Umformung (*) wurde die Parseval’sche Gleichung für die Fourierreihe ver-
wendet.
Im Limes a → ∞ erhält man:

Z∞
dk |fe(k)|2 = kf k2 < ∞ d.h. fe ∈ L2
−∞

kfek2 = kf k2 (Plancharel)

2.4 Anwendungen

2.4.1 Fourieranalyse und Frequenzfilter

a) Messergebnis: reelles Zeitsignal g(t)


(z.B. Spannung als Funktion der Zeit am Schaltkreis)
ˆ Zeit
x=t
ω
ˆ Frequenz (Kreisfrequenz) ν = 2π
ω =k

R∞
G(∞) = √1 dt e−iωt g(t) (Achtung: manchmal auch mit e+iωt )

−∞
g(t)reell ⇒ G(ω) = G(−ω)
2.4 Anwendungen 24

Umkehrformel:
 
Z∞ Z 0 Z∞
1 1
g(t) = √ dω eiωt G(ω) = √  dω eiωt G(ω) + dω eiωt G(ω)
2π 2π −∞
−∞ 0
∞ 
Z Z∞
1
= √  dω e−iωt G(ω) + dω eiωt G(ω)

0 0
r Z∞
2
= dω (ℜG(ω) cos(ωt) − ℑG(ω) sin(ωt))
π
0

Physik: g(t) = U (t) Spannung

R: Widerstand
U 2 (t)
P = R momentane Leistung
R∞ U 2 (t) 1
R∞ 2
R∞
E= dt R = R dω |U (ω)|2 = R dω |U (ω)|2
−∞ −∞ 0

|U (ω)|2 = power spectrum; Energiespektrum

b) Frequenzfilter:
R∞
U (t) = √1 e U
dω G(ω) e0 (ω)eiωt oder
Filter 2π
−∞
e (ω) = G(ω)
U e U e0 (ω)

e
G(ω) komplexer Transmissionskoeffizient

Filter kann Amplitude und Phase ändern

e
G(ω) = 1 kein Filter
(
e 1 |ω| < ω0 idealer Tiefpass häufig benutzt
G(ω) =
0 sonst für elektrische Schalkreise

Widerstand: reeller Widerstand R U (t)R = RI(t) U (ω) = RI(ω)


1 Q(t) dt′ I(t′ ) 1
Kondensator: RC = U (t) = iωC = C ⇒ U (ω) =
C iωL I(ω)
Spule: dI
RL = iωL U (t) = L dt U e (ω) = iωLI(ω)

Beispiel:
R 1
U0 C U Rtot = R +
iωC
1
iωC 1
U= U0 = U0
Rtot |iωCR
{z + 1}
e
G(ω)
25 2.4.1 Fourieranalyse und Frequenzfilter

e 1 1
G(ω) = mit ωo =
1 + i ωω0 RC

|ω| ≪ ω0 e
G(ω) ≈1

|ω| ≫ ω0 e
G(ω) ≈ −iω0
ω

Z∞
1 1 e0 (ω)eiωt
U (t) = √ dω U
2π 1 + iωRC
−∞

( U0(t)
U0 0 < t < T0
U0 (t) = U0 χ[0,T0 ] =
0 sonst
UC
ZT
e0 (ω) = √1 U0 1 − e−iωt
U dt e−iωt U0 = √
2π 2π iω
0
T t
Z∞
1 1 U 1− e−iωT −0
U (t) = √ dω √0 eiωt
2π 1 + iωRC
| {z } 2π | iω
{z }
−∞
Pol bei i
ω0 = RC kein Pol

zwei Fälle:
a) 0 ≤ t ≤ T0
schließe Integrationsweg in oberer Ebene für eiωt und in unterer Ebene für
e−iω(T0 −t)
oberer Weg:

Z∞ i
1 eiωt ei RC t i 1 −i 1
= 2πi i · = −2πe−t/RC ; = −i
1 + iωRC iω i RC RC 1 + iωRC RC RC +ω
−∞

unterer Weg:

Z∞
−1 e−iω(T0 −t) 1
dω = 2πi · 1 · = 2π
1 + iωRC iω i
−∞
U0
U (t) = · 2π(1 − e−t/RC ) = U0 (1 − e−t/RC )

b) T0 < t
schließe den Integrationsweg in der oberen Ebene

Z∞ i
1 1 − e−iωT0 iωt 1 − e−i RC T0 −i i T0 −i
dω e = 2πi i
e RC · = −2π(1−eT0 /RC )e−t/R
1 + iωRC iω i RC RC
−∞

U (t) = U0 (e−(t−T −0)/RC − e−t/RC )


2.4 Anwendungen 26

U0(t)

Kausalität: keine Antwort vor Signal

RC T0 t

2.4.2 Unschärferelation

f(t) f(ω)

FT

t ω

r
2 sin(ωT0 )
|fe|(ω) = T0
π ωT0

Breiter Zeitraum ↔ schmales Frequenzband

Beispiel: Beugung am Spalt, Lebensdauer von angeregten Zuständen, etc.

α2 x2 1 k2
f (x) = e− 2 ⇔ fe(k) = e− 2α2
α
quantitativ:

R∞
dt |f (t)|2 R
−∞ dω |fe(ω)|2
t := ω := R
R∞ dω |fe(ω)|2
dt |f (t)|2
−∞

R∞
dt (t − t)2 |f (t)|2 R
2 −∞ 2 dω(ω − ω 2 )|fe(ω)|2
∆ t= R ∆ ω= R
dt |f (t)|2 dω |fe(ω)|2

o.B.d.A : t = ω = 0
27 2.4.2 Unschärferelation

betrachte:

Z∞ Z∞ 2
Parseval df
dω |iω fe(ω)|2 = dt
dt
−∞ −∞

Z∞
df
dt tf = f tf |∞
dt |{z} t = −∞
−∞ =0
Z∞   Z∞
df df
dt tf + f t =− dt|f |2 = −kf k2
dt dt
−∞ −∞


Z  
df df df
kf k2 = dt tf + f t = < f |tf > + < f |t

>
dt dt dt

−∞


< f ′ |tf > + < f |t df >
Cauchy-Schwarz
≤ dt
v
u Z∞ 2 Z∞
u df
u
≤ ′
2kf kktf k = 2t dt dt |tf |2
dt
−∞ −∞
sZ Z sZ Z
dt|f |2 dω |fe|2 ≤ 2 dω|ω fe(ω)|2 dt|tf (t)|2
v
uR R
1 u dω |ω fe|2 dt |tf |2
≤ t R R = ∆ω∆t
2 dω|fe|2 dt|f |

Beweis von Cauchy - Schwarz :

|< f |g >|2 < f |g >


0 ≤ kf +λgk2 = kf k2 +|λ|2 kgk2 +λ < f |g > +λ < g|f >= kf k2 − mit λ = −
kgk2 kgk2
2.5 Faltung von Funktion 28

2.5 Faltung von Funktion

Z∞
h(x) = (f ∗ g)(x) := dx′ f (x − x′ )g(x′ ) Faltungsprodukt von f und g
−∞

Eigenschaften:
a) Sind f und g ∈ L2 , dann existiert das Integral für fast alle x

Z Z Z
dx |f ∗ g| = dx | dx′ f (x − x′ )g(x′ )|
Z∞ Z∞
≤ dx dx′ |f (x − x′ )||g(x′ )|
−∞ −∞
Z Z∞ Z Z
′ ′ ′ ′ ′
= dx |g(x )| dx |f (x − x )| = dx |g(x )| dx |f (x)| < ∞
−∞ | {z }| {z }
| {z } <∞ <∞
unabhängig von x’

b) Kommutativgesetz:

Z∞ Z∞
′ ′ ′
(f ∗ g)(x) = dx f (x − x ) g (x ) = dξ f (ξ)g(x − ξ) = (g ∗ f )(x)
| {z } |{z}
−∞ ξ x′ = x−ξ −∞

c) Assoziativgesetz: f ∗ g ∗ h = (f ∗ g) ∗ h = f ∗ (g ∗ h)
d) Faltungsgesetz: √
F[f ∗ g] = 2πF[f ]F[g]
1
F[f · g] = √ F[f ] ∗ F[g]

Beweis:

Z Z
1
F[f ∗ g](k) = √ dx e−ikx dx′ f (x − x′ )g(x′ ) vertausche Int. (Fubini)
2π Z Z
1
= √ dx g(x ) dx e−ikx f (x − x′ )
′ ′
2π Z Z
1 ′ ′ −ikx′ ′
= √ dx g(x )e dx e−ik(x−x ) f (x − x′ )
2π | {z }
= ξ
√ Z Z
1 ′ 1
= 2π √ dx′ g(x′ )e−ikx √ dξ e−ikξ f (ξ)
2π 2π

= 2πF[g] · F[f ]
29 2.5.1 Faltungssatz zur Lösung von linearen DGls

2.5.1 Faltungssatz zur Lösung von linearen DGls

Bsp.

2
mẍ + mΓ
| {zẋ} + |mω x= F (t)
{z0 } |{z}
Reibung Feder äußere Kraft
F

Die Masse ist durch eine harmonische Feder gebunden und wird durch eine äußere
Kraft getrieben.

F[x](ω) = x
e(ω)

−mω 2 x e = Fe(ω)
x + mω02 x
e + iωmΓe

Lösung :

Fe(ω)
x
e(ω) =
m(ω02 − ω 2 + iΓω )

1
x(t) = F −1 [e
x] = F −1 [ Fe(ω)]
m(ω02 − ω 2 + iΓω )
Z∞
1
= √ dt′ G(t − t′ )F (t′ )

−∞

√1 G ist die Green’sche Funktion der DGL (linear)


IG(ω)I
1
G(ω) = ω Γ
-1

m(ω02 − ω 2 + iΓω )
Z∞
1 1 Γ
G(t) = √ eiωt dω
2π m(ω02 − ω 2 + iΓω )
−∞

RCω* RCω* ω

Pole des Nenners:

ωx2 − iΓ − ω02 = 0
2.5 Faltung von Funktion 30

r
Γ Γ2 Γ
ωx(1,2) = i ± ω02 − ω0 >
2 | {z 4} 2
ω⋆

Γ: Breite der Resonanz/Dämpfung


ℑωx = i Γ2 > 0 Der Integrationsweg kann in der oberen Halbebene geschlossen werden falls
t>0

X 1 e−iωt
G(t) = 2πi Res √
Pole mit ℑz>0
2πm (ω − ωx1 )(ω − ωx2 )
 

√ i  −Γt −Γt  √2π − Γ t


 e 2 e+iω⋆ t e 2 e−iω⋆ t 
= 2π − 1 − = e 2 sin(ωx t)
m  ωx − ωx2 ωx2 − ωx1  ω⋆
| {z } | {z }
2ω⋆ −2ω⋆

t < 0 Integrationsweg wird in unterer Halbebene geschlossen.


Keine Pole mit ℑz < 0 ⇒ G(t) = 0 t < 0

√ r
2π − Γ t Γ2
G(t) = e 2 sin(ω⋆ t)Θ(t) mit ω⋆ = ω02 −
mω⋆ 4

Z∞
1
x(t) = √ dt′ G(t − t′ )F (t′ )

−∞
Zt
1 Γ ′
= dt′ e− 2 (t−t ) sin ω⋆ (t − t′ )F (t′ )
mω⋆
−∞

(Achtung: nur eine Lösung für DGL 2. Ordnung, eingeschwungener Zustand)


(Grund: Lösung muss Fouriertransformierbar sein.
Bsp:

ẋ = x Lsg: x(t) = cet


iωe e Lsg: x
x = x e = 0 ⇒ x(t) = 0  Widerspruch
31

Alternative:

2.6 Laplace - Transformation

Sei f : [0, ∞] → R oder C und |f (t)| ≤ Kect

Z∞
fe(s) = L[f ](s) = dt e−st f (t) Laplace -Transformierte von f
0

Eigenschaften:
- linear:
L[f + λg] = L[f ] + λL[g] λ ∈ C

- Verschiebung:
L[f (t − b)] = e−bs L[f ]

-
L[e−αt f ] = L[f ](s + α)

- s
1
L[f (λt)] = L[f ] λ>0
λ λ
- Faltung:  t 
Z
L  f (t − t′ )g(t′ )dt′  = L[f ] · L[g]
0
Z∞ Zt Z∞ Zt
−st ′ ′ ′ ′ ′
= dt e dt f (t − t )g(t ) = dt dt′ e−s(t−t ) f (t − t′ )e−st g(t′ )
0 0 0 0

t'

σ = t − t′ t′ fest 0<σ<∞

Z∞ Z∞
′ ′ ′
= dt e−s(t−t ) f (t − t′ )e−st g(t′ ) = L[f ] · L[g]
t
0 t′

- Integration:  t 
Z
1
L  f (t′ )dt′  = L[f ]
s
0
Z∞ Zt Z∞ Z∞ Z∞
′ ′ −st ′ ′ −st 1 1
= dt dt f (t )e = dt dt f (t )e = dt′ f (t′ ) e−st = L[f ]
s s
0 0 0 t′ 0
2.6 Laplace - Transformation 32

- Differentiation:
L[f ′ ] = sf − f (t = 0)
Z∞ ∞ Z∞
′ −st −st
= dt f (t)e = f (t)e − dt f (t)(−se−st )
t=0
0 0
Z∞
= −f (0) + s e−st f (t)
0

Umkehrtransformation:
In der Praxis durch Rückführen auf ein bekanntes Integral mittels der Rechenregeln.

Formal :
Erweitern in die komplexe Ebene (Fortsetzung) und dann den Residuensatz benutzen.
Z
1
f (t) = etz fe(z)dz
2πi ζ z

wähle s0 so, dass alle Singularitäten


links von ζ liegen. D.h. ℑ(zsing. ) < s0 . ζ
Schließe den Integrationsweg in der lin- Singularität
ken Halbeben, mit etz für t > 0.
s0
Re(z)=s
ζ: z = s0 + iω dz = i dω ω∈R

Z∞ Z∞
! 1 ts0 +itω ′
f (t) = i dω e dt′ f (t′ )e−(s0 +iω)t
2πi
−∞ 0
Z∞ Z∞
1 ′ ′
= dω dt′ f (t′ )ei(t−t )ω es0 (t−t )

−∞ 0
Z∞ Z∞
! 1 ′
f (t) = dω dt′ f (t′ )e(s0 +iω)(t−t )

−∞ 0
Z∞ Z∞
1 ′
= dt′ f (t′ )Θ(t′ ) dω ei(ω−is0 )(t−t )

−∞ −∞

Ein Vergleich mit dem Fourierintegral ergibt:

Z∞ Z∞
1 ′ ′ ′
g(t) = dt g(t ) dω eiω(t−t )

−∞ −∞
!
⇒ f (t) = f (t)Θ(t) = f (t) für t ≥ 0
33

2.7 Anwendung der Fouriertransformation: Lösung von


Differentialgleichungen

gedämpfte Schwingung mit Anfangsbedingung x(t = 0) = ẋ(t = 0) = 0

x − x(0) = se
L[ẋ] = se x
L[ẍ] = sL[ẋ] − ẋ(0) = s2 L[x] − sx(0) − ẋ(0) = s2 L[x]

mẍ + mΓẋ − mω02 x = F (t)


x = Fe(s)
m(s2 + Γs − w02 )e
Fe(s)
x
e(s) =
m(s2 + Γs − ω02 )

e 1
G(s) G(t): Ursprungsfunktion
m(s2 + Γs − ω02
q
2
e hat Pole bei s1,2 = − Γ
G ± Γ4 − ω02 = − Γ2 ± iω∗ .
2

Anwendung der Umkehrformel

Im z

Z
etz ist beschränkt für t > 0 ℜz < 0

y Integrand ∼ 1/R2
Re z y Integral ∼ 1/R

Z
1 1
G(t) = etz dz
2πi m(z − s1 )(z − s2 )
ζ
etz etz
= Resz=s1 + Resz=s2
m(z − s1 )(z − s2 ) m(z − s1 )(z − s2 )
Γ Γ
e− 2 t eiω∗ t e− 2 t e−iω∗ t
= +
m(2iω∗ ) m(−2iω∗ )
Γ
e− 2 t
= sin ω∗ t
mω∗
Zt − Γ (t−t′ )
e 2
x(t) = sin ω∗ (t − t′ ) F (t′ ) dt′
mω∗
0
2.7 Anwendung der Fouriertransformation: Lösung von Differentialgleichungen 34

prüfe:

x(t = 0) = 0
Γ ′ Zt
e− 2 (t−t ) ′ ∂
ẋ(t) = ′
sin ω∗ (t − t )F (t ) ′ + dt′ = 0
. . . |{z}
mω∗ t =t ∂t
0 t=0

allgemein: sei

a2 ẍ + a1 ẋ + a0 x = f (t)
2
(a s + a1 s + a0 ) x e(s) = fe(s) + s[a2 x(0)] − [a1 x(0) + a2 ẋ(0)]
| 2 {z } | {z }
e
Q(s) charakt. Polynom Pe (s)

formale Lösung
fe(s) Pe(s)
x
e(s) = +
e
Q(s) e
Q(s)
1 Pe (s)
sei: L[y1 ] = e L[y2 ] = e
Q(s) Q(s)

(ggf. ausrechnen durch Umkehrformel oder geschicktes „Raten“ unter Zuhilfenahme der
Eigenschaften der Laplace-Transformation.)
Zt
x(t) = y1 ∗ f + y2 = dt′ y1 (t − t′ ) f (t′ ) + y2 (t)
0

Beispiel: 1-dim. Wärmeleitung/Diffusion

~j(x, t): Wärmestrom

Wärmemenge, die pro Zeiteinheit durch eine Fläche strömt, deren Normalenvektor par-
allel zu ~j steht.
Ansatz: ~j ∝ Temperaturgradient
~ (x, t)
~j(x, t) = −λ ∇T

wobei λ der sogenannte Onsager-Koeffizient ist.

Kontinuitätsgleichung für die Erhaltungsgröße


Wärmemenge, die aus dem Volumen abfließt:
Z Z
dQ = dt ~
j · d~σ = dt ~ ~j dV

∂V V

Abfluss von Wärme lässt die Temperatur sinken


Z
−dQ = cmv dT = c̺ dV dT
35

Hierbei ist c die spezifische Wärmekapazität und mv die Masse.

Z Z
~ ~j dtdV +
∇ dV c̺ dT = 0
V

∇~ ~j + c̺ dT = 0 (3)
dt
~ · ∇T
~ + c̺ dT
−λ∇ = 0
dt
dT λ
− ∆T = 0
dt c̺
dT λ
⇒ = ∆T
dt c̺
|{z}
α

Sehr ähnlich dazu sieht auch die Diffusionsgleichung aus, sie lautet:

dP
= D ∆P P (x, t) Dichteverteilung
dt
λ
In diesen Gleichungen bezeichnet α = c̺ den Wärmeleitungskoeffizienten und D die
Diffusionskonstante.
Die Gleichung (3) ist die Kontinuitätsgleichung für Energie, Gleichung (4) die Wärme-
leitungsgleichung.

Partielle Differentialgleichungen (parabolisch, weil die Zeitableitungen von 1.


Ordnung sind)

Bestimmen Anfangs- und Randwertbedingungen die Lösung?

2.8 Cauchy-Problem

x∈Ω⊂R 0≤t
T (x, 0) = f (x) ∀x ∈ Ω
Lösung mithilfe der Fouriertransformation (für Ω = R)

∂T ∂2T
=α T = T (x, t)
∂t ∂x2 Z
1
Te = Te(k, t) = √ dx e−ikx T (x, t)

∂ Te 2
= −αk 2 Te y Te = c(k) e−αk t
∂t
2.8 Cauchy-Problem 36

Z Z
1 1 2t
T (x, t) = √ ikx
dx e Te(k, t) = √ dx c(k)eikx−αk
2π 2π
bestimme nun c(k) aus der Anfangsbedingung
Z
1
f (x) = T (x, t = 0) = √ dx c(k)eikx c(k) = Te(k, t = 0)

Z∞
1
c(k) = √ dx T (x, t = 0) e−ikx

−∞

2
alternativ: Te(k, t) = Te(k, t = 0)e−αk t , d.h. die Fouriertransformierte ist das Produkt
x2
der Fouriertransformation von T (x, t = 0) und G(x, t) = √1 e− 4αt

Eingesetzt in den Faltungssatz erhält man:


Z∞
1 1 1 (x−x′ )2
T (x, t) = √ T (x, 0) ∗ G(x, t) = √ dx √ e− 4αt T (x′ , t = 0)
2π 2π 2αt
−∞
Z∞
1 (x−x′ )2
T (x, t) = dx √ e− 4αt T (x′ , t = 0)
4παt
−∞ | {z }
Green’sche Funktion
(Poissons’sche Integralformel der Wärmeleitungsgleichung)

diffusive Ausbreitung der Temperatur am Ort T (x, 0)


Maximum-Prinzip:
Sei Ω = {(x, t) | 0 < x < L, 0 ≤ t < T0 } und T (x, t) eine Lösung der Wärmeleitungsglei-
∂2T
chung ∂T
∂t = α ∂x2 in Ω.

Dann nimmt T sein Maximum (Minimum) entweder zur Zeit t = 0 oder in den Rand-
punkten x = 0, x = L an.

t C Sei C = {(x, t) | x = 0 ∨ x = L ∨ t = 0} ∩ Ω

Ω
Satz: T nimmt sein Maximum auf C an.

L x
37

Beweis durch Widerspruch:


M = max T (x, t)
x∈C

angenommen es gäbe ein (x0 , t0 ) ∈ Ω mit 0 < x0 < L und 0 < t0 ≤ T0 so dass T (x0 , t0 ) =
M + ε mit ǫ > 0. Nach der Annahme, dass (x0 , t0 ) ein Maximum ist, gilt:

Tx (x0 , t0 ) = 0 Txx (x0 , t0 ) ≤ 0


Tt (x0 , t0 ) = 0 falls 0 < t0 < T0
Tt (x0 , t0 ) ≥ 0 falls t0 = T0
T (x0 , t) − T (x0 , T0 )
= lim T (x0 , t) − T (x0 , T0 ) ≤ 0, da t0 = T0 und t − T0 < 0
t→T t − T0
⇒ 0 ≤ Tt (x0 , t0 ) = α Txx (x0 , t0 ) ≤ 0 (reicht aber noch nicht)
Wir suchen einen Punkt (x1 , t1 ) ∈ Ω mit Tt (x1 , t1 ) > 0 und Txx (x1 , t1 ) ≤ 0
Betrachte die Funktion

S(x, t) = T (x, t) − k(t − t0 ) mit k > 0

Dann gilt:
S(x0 , t0 ) = T (x0 , t0 ) = M + ε

ε ε
Wähle nun k > 0 so, dass kt < 2 ⇒ S(x, t) ≤ M + 2 für (x, t) ∈ C.
Da S stetig ist, gibt es ein (x1 , t1 ) ∈ Ω, in dem S sein Maximum annimmt, d.h. S(x1 , t1 ) ≥
M + ε und es gilt: 0 < x1 < L, 0 < t1 ≤ T .
In diesem Punkt gilt:

Sxx (x1 , t1 ) = Txx (x1 , t1 ) ≤ 0 da Maximum


St (x1 , t1 ) = Tt (x1 , t1 ) − k ≥ 0 wie für Tc (x0 , t0 )
⇒ Tt (x1 , t1 ) > 0

0 ≤ αTxx (x1 , t1 ) = Tt (x1 , t1 ) > 0 




Bisher haben wir nur das Cauchy-Problem betrachtet, d.h. T (x, t = 0), x ∈ R war
gegeben. Die Lösung ermittelten wir mithilfe der Fouriertransformation und der Randwerte.

Nun betrachten wir ein Gebiet x ≥ 0 bei dem die


Temperatur bei x = 0 vorgegeben ist.
Stab in Kontakt mit einem Reservoir
2.10 Neumann’sche Randbedingung 38

2.9 Dirichlet’sche Randbedingung

∂T ∂2T
=α T (x = 0, t) = T0 ∀t und T (x, t = 0) gegeben
∂t ∂x2
Idee: Nutze die Symmetrie der Lösung, um die Rand-
T bedingungen zu erfüllen (Spiegelungsmethode).
(
T0 T (x, t) x≥0
T (x, t) =
2T0 − T (−x, t) x≤0

T (x = 0, t) = T0 stetig und differenzierbar bei x = 0.


T erfüllt die Wärmeleitungsgleichung auf R und genügt
x der Randbedingung.
Z∞
1 (x−x′ )2
T (x, t) = √ dx′ e− 4αt T (x′ , t = 0)
4παt
−∞
 0 
1 Z (x−x′ )2
Z∞
 (x−x′ )2
= √ dx′ e− 4αt [2T0 − T (−x′ , 0)] + dx′ e− 4αt T (x, 0)
4παt  
−∞ 0
∞ 
1 Z (x+x′ )2
Z∞
(x−x′ )2

′ − 4αt
= √ dx e [2T0 − T (x, 0)] + dx′ e− 4αt T (x, 0)
4παt  
0 0
Z∞  
1 ′
(x+x′ )2
− 4αt
(x−x′ )2
− 4αt
T (x, t) − T0 = √ dx −e +e (T (x, 0) − T0 )
4παt
0

Z∞  
1 (x+x′ )2

− 4αt
(x−x′ )2
− 4αt
NB: − T0 = √ dx e +e (−T0 )
4παt
0

2.10 Neumann’sche Randbedingung

Wärmestrom an einem Ende vorgegeben/verschwindet

Stab in Kontakt mit Isolator

~j = −λ ∂T ~j(x = 0, t) = j0 = 0 gegeben und T (x, 0) gegeben


∂x
(
T (x, t) x≥0
T (x, t) =
T (−x, t) x≤0
39

T erfüllt die Wärmeleitungsgleichung auf R.


 0 
 Z Z∞ 
1 ′
(x−x ) 2 ′
(x−x ) 2
T (x, t) = √ dx′ e− 4αt T (−x, 0) + dx′ e− 4αt T (x, 0)
4παt  
−∞ 0
Z∞  
1 ′
(x+x′ )2
− 4αt
(x−x′ )2
− 4αt
= √ dx e +e T (x, 0)
4παt
0

Beispiel: Freie Schrödinger-Gleichung

∂ ~2
i~ Ψ(x, t) = − ∆Ψ(x, t) (ähnlich zur Wärmeleitungsgleichung)
∂t 2m
Cauchy-Problem: Ψ(x, 0) = Ψ0 (x) gegeben auf R.
Lösung mittels Fouriertransformation
Z∞
e t) = 1 p
Ψ(k, √ dx e−ikx Ψ(x, t) k=
2π ~
−∞
Z∞
1 e t)
Ψ(x, t) = √ dk eikx Ψ(k,

−∞

∂ e ~2 2 e
i~ Ψ(k, t) = k Ψ(k, t)
∂t 2m
2 2
e t) = c(k)e− ~i ~2mk t
Ψ(k,
Z∞
e t = 0) = √1
c(k) = Ψ(k, dx Ψ0 (x)e−ikx

−∞

Z∞
1 i~k2
e 0) ~k 2 Ekin
Ψ(x, t) = √ dk eikx− 2m
t
Ψ(k, = ω(k) =
2π 2m ~
−∞
2 2
e t) = e− ~i ~2mk
G(k, t e t) = G(k, t) Ψ(k,
mit Ψ(k, e t = 0)

Z∞
1 i~k2
G(x, t) = √ dk eikx− 2m
t

−∞
Z∞ h 2 i~t mx 2
i
1 − i~t k2 − 2m kx+( mx
~t )
+ 2m ( ~t )
= √ dk e 2m ~t

−∞
r
m imx2
= e 2~t (Green’sche Funktion eines freien Teilchens)
i~t
2.10 Neumann’sche Randbedingung 40

r Z∞
1 m im(x−x′ )2
Ψ(x, t) = √ G ∗ Ψ(x, t = 0) = dx′ e 2~t Ψ(x′ , t = 0)
2π 2πi~t
−∞

zeitliche Entwicklung eines Gauß’schen Wellenpaketes.

x2
Ψ0 = N e− 2a2

Normierung:

Z Z∞ r
− x2
2 √ a2
dx |Ψ0 (x)|2 = |N |2 dx e a = |N | 2

2
−∞
1
yN = p √
a π
Z∞
e 0 (k) = √N
x2 (ka)2
Ψ dx e−ikx e− 2a2 = N a e− 2

−∞
Z∞
1 i~k2 (ka)2
Ψ(x, t) = √ dk eikx− 2m
t
N a e− 2

−∞

Durch quadratischer Ergänzung folgt:

Z∞ x2
Na i~t a2
)k2 Na −
2(a2 + i~t
=√ dk eikx−( 2m + 2 =q e m )
2π a2 + i~t
−∞ m

Wahrscheinlichkeitsverteilung

 
2
N 2 a2 − x2 1
a2 + i~t
+ 1
a2 − i~t
|Ψ(x, t)|2 = q  e m m
~t 2
a4 + m
x2 a2

N 2 a2 a4 + ~t
2
( )
= q  e
m
~t 2
a4 + m


~t 2
(Breite des Wellenpakets)2 ∼ a2 + ma ⇒ Zerfließen je schneller desto lokalisierter es
war
NB:

2 −iϕ/2 2
1
√ = ep = p1
c |c| |c|2
|ec |2 = ec · ec = ec+c
41

Erhaltung der Wahrscheinlichkeitsdichte

Z∞ Z∞
P arseval e t)|2 dk
|Ψ(x, t)|2 dx = |Ψ(k,
−∞ −∞
Z∞ 2 2
Z
= e 0)e− ~i ~2mk t |2 dk =
|Ψ(k, e 0)|2 dk
|Ψ(k,
−∞
Z∞
= |Ψ(x, t = 0)|2 dx
−∞
3.1 Physikalische Motivation/Einführung 42

3 Verallgemeinerte Funktionen und Distributionen

3.1 Physikalische Motivation/Einführung

Massen oder Ladungsverteilung auf R

x∈R ̺(x)

Masse/Ladung eines Teilstücks:

Zb
M= dx ̺(x)
a

Wie sieht ̺(x) aus, wenn es sich um Punktteilchen/Punktladungen handelt?

Zb X
M= dx ̺(x) = mi
a i

Wobei mi die Masse aller Teilchen im Interval a < x < b ist.

Idee: Ordne jedem Interval von R eine (positive) Zahl zu y Maß.

Historisch:
Zb X X
M= dx ̺(x) = mi mit ̺= mi δ(x − xi )
a i i

Wobei die δ-Funktion keine „normale“ Funktion z.B. aus L2 (R) ist.

δ-Dirac’sche Deltafunktion
Paul Adrien Maurice Dirac führte die „δ-Funktion“ als zweckmäßiges Hilfsmittel für
phys. Beschreibungen ein. Zum Beispiel für verallgemeinerte Funktionen.

physikalische Herangehensweise: Approximiere die Massenverteilung durch eine kontinu-


ierliche Funktion

Zb X
̺n (x) mit dx ̺n (x) = mi ̺n (x) ≥ 0 a < x1 < x2 · · · < b
a i

und

xZ1 −ǫ

dx ̺n (x) → 0
a
43

xZ2 −ǫ

dx ̺n (x) → 0
a

mit n → ∞
R
L. Schwarz: Definiere Iδ (f ) = dx f (x) = f (0) als lineares, stetiges Funktional, d.h.
Abbildungen von einem Funktionenraum in die komplexen Zahlen.
wichtig: Verallgemeinerte Funktion ist nur im Zusammenhang mit dem zugrundeliegenden
Funktionenraum definiert.

3.2 Definitionen

linearer Raum bezüglich eines Körper K (d.h. R oder C)


Eine Menge von Elementen M = {f1 , g1 , · · · } mit einer Verküpfung (Addition „+“) und
eines (skalaren) Multiplikation mit Zahlen aus K, so dass gilt:

f, g ∈ M ⇒ f +g =g+f ∈M f+ (−f ) = 0
|{z}
| {z }
inverses Element neutrales Element
µ, λ ∈ K, f ∈ M ⇒ λf ∈ M

λ(f + g) = λf + λg
(λ + µ)f = λf + λµ
λµf = λ(µf ) = µ(λf )

Sei e ∈ K das Einselement, so gilt ef = f ∀f ∈M


Bemerkungen:
- Die Elemente können Vektoren, Funktionen, etc. sein und ihre Anzahl endlich, abzählbar
unendlich, überabzählbar oder kontinuierlich sein.
- Beispiele :
(i) Rn
(ii) C([a, b]) Raum der stetigen Funktionen auf [a, b] ⊂ R
(iii) C k (G) Raum der k-mal stetig diffbaren Funktionen auf G ⊂ Rn

normierter Raum:
Ein linearer Raum heißt normiert (Banachraum), falls er eine Abbildung (Norm) gibt
M → R ∀ f ∈ M → kf k ∈ R mit
(i) kf k ≥ 0 und kf k = 0 ⇔ f = 0
(ii) kf + gk ≤ kf k + kgk (Dreiecksungleichung)
3.3 Testfunktionen 44

(iii) kλf k = |λ| kf k λ ∈ K (Homogenität)


Bsp:
P
n
x ∈ Rn kxk2 = x2i
i=1
R∞
f ∈ L2 (R) kf k2 = dx |f |2
−∞

3.3 Testfunktionen

Idee: Definiere einen Raum von „gutmütigen“ Funktionen


Definition:

(i) Die finite Funktion f : Rn → C ist eine Funktion mit kompaktem Träger

suppf = {x ∈ Rn |f (x) 6= 0}

(ii) Eine finite Funktion f ∈ C ∞ (Rn ) heißt eine finite Testfunktion.


(iii) Der Raum Dn = D(Rn ) der finiten Testfunktionen wird mit dem folgenden Konver-
genzbegriff zu einem vollständigen, linearen Raum:

Eine Folge ϕm ∈ D(Rn ) konvergiert gegen ϕ ∈ D(Rn )


→ ϕ für m → ∞
ϕm −
D

falls:
(1) Es gibt eine feste kompakte Menge K ⊂ Rn , so dass

suppϕm ⊂ K ∀m∈N

(2) Alle partiellen Ableitungen Dα ϕm konvergieren gleichmäßig auf Rn gegen Dα ϕ

Definition:

(i) Eine Funktion ϕ ∈ C ∞ (R) heißt schnell-fallend, wenn es für beliebige Multiindizes α, β
eine Konstante Cα,β gibt, so dass


sup xα Dβ ϕ(x) ≤ Cα,β
x∈Rn

(ii) Der Raum S n = S(Rn ) der schnell-fallenden Funktionen wird mit dem folgenden
Konvergenzbegriff zu einem vollständigen, linearen Raum:

Eine Folge ϕm ∈ S(Rn ) konvergiert gegen ϕ ∈ S(Rn )


→ ϕ für m → ∞
ϕm −
s

falls:
45

(1) Für beliebige Multiindizes α, β existiert eine von m unabhängige Konstante,


Cα,β ≥ 0, so dass

|xα Dβ ϕm | ≤ Cα,β ∀ m ∈ N und x ∈ Rn

(2)
D α ϕm → D ϕ gleichmäßig auf Rn für alle α

Beispiele:
2
f (x) = xM e−x ∈ S(R)

f(x)
( 1
e a2 −x2 |x| < a
f (x) = ∈ D(R)
0 |x| ≥ a

-a a x
Definition:

Eine Abbildung T : D(R) → C (T : S(Rn ) → C) heißt eine (temperierte) Distribution,


falls:

(i) T linear auf D(Rn ) (S(Rn )) ist, d.h.

T [c1 ϕ1 + c2 ϕ2 ] = c1 T [ϕ1 ] + c2 T [ϕ2 ] c1 , c2 ∈ C

(ii) T stetig auf D(Rn ) (S(Rn )) ist, d.h.

T [ϕm ] → T [ϕ] in C falls ϕm → ϕ in D(Rn ) (S(Rn ))

Beispiel:

1) Fouriertransformation

Z∞
1
ϕ ∈ S(R) F [ϕ] = √ dx e−ikx ϕ(x)

−∞

2) δ-Distribution

Z∞
ϕ ∈ S(R) Iδ [ϕ] = „ dx δ(x)ϕ „ = ϕ(0) (singuläre Distribution)
−∞
3.4 Konvergenz von Distributionen 46

3) Sei f lokal integrierbar, d.h.


Z
|f (x)|dn x < ∞ ∀R > 0
kxk<R
Z
ϕ ∈ S(R) Tf [ϕ] = f (x)ϕ(x)dn x (reguläre Distribution)
Rn

D′ (S ′ ) sei der Raum aller (temperierten) Diestributionen (bzgl. C).

3.4 Konvergenz von Distributionen

Eine Folge Tm ∈ D′ (S ′ ) konvergiert gegen eine Distribution T ∈ D′ (S ′ ) (schwache Konver-


genz), wenn

lim Tm [ϕ] = T [ϕ] für alle ϕ ∈ D(S)


m→∞
| {z }
Konvergenz in C

Satz:
Die Räume D′ und S ′ sind vollständig, d.h. ist Tm ∈ D′ (S ′ ), m ∈ N und existiert
T (ϕ) = lim T (ϕm ) für alle ϕ ∈ D(S), so ist T ∈ D′ (S ′ )
m→∞

Umkehrung:

Sei T ∈ D′ (S ′ ) ein lineares stetiges Funktional, dann gibt esR eine schwach konver-
gente Folge {gn } stetiger Funktionen, so dass T (ϕ) = lim dx g n ϕ ist. Mit der
n→∞
„Massendichte“ g n .

Beweis:
Schreibe
Z
ϕ(x) = lim dy hn (x, y)ϕ(y)
n→∞

Wobei hn (x, y) später explizit konstruiert wird.


Aus der Stetigkeit und Linearität von T folgt:

Z Z
T (ϕ) = T ( lim dy hn (x, y)ϕ(y)) = lim dy T (hn (y, x))ϕ(y)
n→∞ n→∞
= lim Tn (ϕ)
n→∞
47

R
mit Tn (f ) = dy T (hn (y, x)f (y)
Nun konstuiere hn (y, x) und zeige die Stetigkeit von T (hn (y, x)) bzgl. y.

δ(a,x)

 a2
1 −
δ(a, x) = N a e
a2 −x2 |x| < a
0 |x| ≥ a

Wähle die Normierung so, dass -a a x

Za Za Z1
dx − 1 − 1
dx δ(a, x) = N e 1−(x/a)2 = N de
xe 1−ex2 =1
a
−a −a −1

hn (y, x) = δ( n1 , x − y)

Z Z n2
! −
(⋆) ϕ(x) = lim dy hn (y, x)ϕ(y) = lim dy N ne n2 −(x−y)2 ϕ(y)
n→∞ n→∞

Wähle n so groß, dass ϕ(x) im Intervall [x − n1 , x + n1 ] das Vorzeichen nicht wechselt.

Sei

ϕmin (n) = min[x− 1 ,x+ 1 ] ϕ(x) und ϕmax (n) = max[x− 1 ,x+ 1 ] ϕ(x)
n n n n
Z
(n)
ϕmin ≤ dy hn (y, x)ϕ(x) ≤ ϕmax

Aus der Stetigkeit von ϕ ∈ D(S) folgt (⋆)

Idee: Darstellung von Distributionen in der Form


Z
T (ϕ) = dx g(x)ϕ(x) = h g| ϕi
3.4 Konvergenz von Distributionen 48

Definition

Eine stetige Funktion


R g : Rn → C heißt lokal integrierbar g ∈ Lloc n
1 (R ), wenn für
jedes R > 0 dx |g(x)| < ∞ ist.
kxk<R

Definition

- Jede Funktion g ∈ Lloc n


1 (R ) erzeugt gemäß

Z
T (ϕ) = dx g(x)ϕ(x) ϕ∈D

eine reguläre Distribution.


- Jede Funktion g ∈ Lloc n
1 (R ) von polynomialen Wachstum erzeugt gemäß

Z
T (ϕ) = dx g(x)ϕ(x) ϕ∈S

eine reguläre, temperierte Distribution.


- Eine Distribution, welche nicht regulär ist, heißt singulär.

Wichtiges Beispiel für singuläre Distribution „δ-Funktion“

Z
Iδ(x) (ϕ) = ϕ(x) = lim dy δn (x − y)ϕ(y)
n→∞

Die δ-Funktion(i.e. lineares, stetiges Funktional auf D(S)) lässt sich durch eine Folge
stetiger Funktionen mit δn (x) mit

Z
dx δn (x)f (x) → f (0) für n → ∞

darstellen.
Erst über die glatte Funktion δn (x) integrieren, dann den Limes n → ∞ bilden.
Achtung:

Z Z
lim dx gn (x)f (x) 6= dx lim gn (x)f (x)
n→∞ n→∞

Kein punktweiser Grenzwert, sondern nur schwache Konvergenz.


49

3.5 Darstellung der δ-Distribution

1)

Zn
1
δn = eikx dk

−n
Z∞ Zn
1
h Sn | ϕi = dx e−ikx dk ϕ(x) −−−→ ϕ(0) nach Umkehrformel
2π n→∞
−∞ −n
Z∞
1 einx − e−inx
= dx ϕ(x)
2πi x
−∞
Z Z
1 einx 1 e−inx
= dx ϕ(x) − dx ϕ(x)
2πi x 2πi x
X einz 1 X e−inz 1
= ϕ(z) + ϕ(0) + ϕ(z) + ϕ(0)
z 2 z 2
Res z Res z
ℑz>0 ℑz<0

→ ϕ(0) im Limes n → ∞ wegen e±inz Faktoren.

(NB: ϕ hat keine Pole auf der reellen Achse, aber kann Pole in C haben.)
2)
Z n
1
δn (x) = e−ikn dk
2π −n

3)
1 sin(nx)
δn (x) =
π x

4)
 2
n sin(nx)
δn (x) =
π nx

5)
2 x2 1 −π( x )2
δn (x) = ne−πn = e σ
σ

6)
( (
n 1 1
2 |x| < n n(1 − |x|) |x| < n
δn (x) = ⇒ δn (x) =
0 sonst 0 sonst

Rechenregeln:

Im Zweifelsfall kann man eine Distribution als Limes darstellen und bekannte Re-
geln anwenden.
3.6 Ableitung von Distributionen 50

3.5.1 Eigenschaften der δ-Funktion

- δ(x) ist gerade: δ(x) = δ(−x)


- xδ(x) = 0
1
- δ(ax) = |a| δ(x)

Beweis:

Z∞ Z∞
1 1
h δ(ax)| ϕi = lim dx δn (ax)ϕ(x) = lim de x)ϕ(x2 ) =
x δn (e ϕ(0)
n→∞ |a| |a|
−∞ −∞

- f (x) habe eien einfache Nullstelle bei x0 im Integrationsbereich

1
δ(f (x)) = δ(x − x0 )
|f ′ (x0 )|
P 1
i.A. δ(g(x)) = i |g ′ (xi )| δ(x − x0 ) xi sind einfache Nullstellen von g

Beweis:

(
1
n(1 − |f (x)|) |f (x)| < n
δn (f (x)) =
0 sonst

Z∞ f (x
Z0 )+ǫ
1 1
< δ|f (x)|ϕ >= lim dx δn (f (x))ϕ(x) = lim dy δn (y)ϕ(g(y)) = ϕ(x0 )
f ′ (x) f ′ (x0 )
−∞ f (x0 )−ǫ

y = f (x) x = g(x) dy = f ′ (x)dx

Ein wichtiges Beispiel dazu ist:

1
δ(x2 − a2 ) = δ([x − a][x + a]) = (δ(x − a) + δ(x + a)
2|a|

3.6 Ableitung von Distributionen

∂{F[T ](ϕ)} = −F[T ](ϕ′ )


= −T (F[ϕ′ ]) = T (−ik F[ϕ])

Idee:

T (ϕ) = lim h gn | ϕi gn′ (x) existiert


n→∞
51



∂T (ϕ) = lim gn′ ϕ
n→∞
Z Z
part. Int.
= lim dx ḡn′ ϕ(x) = lim dx ḡn (x)[−ϕ′ (x)]
n→∞ n→∞

Die Randterme liefern keinen Beitrag.

Definition:

∂T (ϕ) = T (−ϕ′ )

Definition der Ableitung einer Distribution.


Höhere Ableitungen folgen analog:

∂ k T (ϕ) = (−1)k T (∂ k ϕ)

Bsp:

θ (x)

Z∞ Z∞
Tθ (ϕ) = dx θ(x)ϕ(x) = dx ϕ(x)
−∞ 0

Z∞ Z∞ x

∂Tθ (ϕ) = − dx θ(x)ϕ (x) = − dx ϕ′ (x) = − ϕ(∞) +ϕ(0) = ϕ(0) = Tδ (ϕ)
| {z }
−∞ 0 =0

d
Schreibweise für verallgemeinerte Funktionen „ dx θ = δ“

3.7 Fouriertransformation von Distributionen

⋆ F[T ](ϕ) = T (F[ϕ]) = h F[T ]| ϕi = h T | F[ϕ]i

Problem:
Ist ϕ ∈ D und T ∈ D′ , so existiert F[ϕ](k) und ist aus C ∞ , hat aber keinen kompakten
Träger.
Ist ϕ ∈ S und T ∈ S ′ , so ist auch F[ϕ] ∈ S und (⋆) definiert eine lineare und stetige
Abbildung S → S. D.h. F[T ] ist eine temperierte Distribution.
3.7 Fouriertransformation von Distributionen 52

Z Z Z
F[Tf ](ϕ) = h Tf | F[ϕ]i = dk f¯(k)F[ϕ](k) = dx F −1
[f¯]ϕ(x) = dx F[f ]ϕ(x) = TF [f ] (ϕ)

Rechenregeln:

F[∂T ](ϕ) = ∂T (F[ϕ]) = −T (∂k F[ϕ]) = T (ikF[ϕ])


= ikF[T ](ϕ)

∂F[T ](ϕ) = ∂T (F[ϕ]) = −T (∂k F[ϕ]) = T (F[ixϕ])


= F[T ](ixϕ) = F[−ixT ](ϕ)

für reguläre Distributionen

Z Z
∂k F[T ](ϕ) = dk ∂k F[f ]ϕ(k) = dk F[−ixf ]ϕ(k)
F[∂x T ](ϕ) = ∂x T (F[ϕ]) = −T (∂x F[ϕ]) = T (ikF[ϕ])
= ikF[T ](ϕ)

für reguläre Distributionen


Z Z
F[∂x T ](ϕ) = dk F[∂x f ]ϕ(k) = dk ikF[f ]ϕ(k)

3.7.1 Beispiele

(1)
f (x) = ln |x|
Z Z 1 1

|f (x)|dx < ∞, da dx ln x = x ln x − x −−→ −1
ǫ ǫ ǫ→0
Z
Tf (ϕ) = dx ln |x|ϕ(x) ϕ ∈ S(R)

Tf ist ein lineares, stetiges Funktional auf S(R)


⇒ T ist eine temperierte Distribution.

Was ist die Ableitung von T ?

d 1 1
ln |x| = , aber f ′ (x) = erzeugt keine reguläre Distribution
dx x x
53 3.7.1 Beispiele

Z∞
def.
∂T (ϕ) = −T (ϕ′ ) = − dx ln |x|ϕ′ (x) (Integral existiert)
−∞
 
Z−ǫ Z∞
= lim − dx ln |x|ϕ′ (x) − dx ln |x|ϕ′ (x)
ǫ→0
−∞ ǫ
 
−ǫ Z−ǫ ∞ Z∞
1 1
= lim − ln |x|ϕ(x) − dx ϕ(x) + ln |x|ϕ(x) − dx ϕ(x)
ǫ→0 −∞ x ǫ x
−∞ ǫ
 −ǫ 
Z Z∞
ϕ(x) ϕ(x)
= lim  dx + dx  − lim ln |ǫ|(ϕ(−ǫ) − ϕ(ǫ))
ǫ→0 x x ǫ→0
| {z }
−∞ ǫ
=0 da ϕ stetig diffbar
Z Z
ϕ(x) ϕ(x)
= lim dx ≡P dx = TP( 1 ) (ϕ)
ǫ→0 x x x
|x|>ǫ
d 1
⇒ ln |x| = P Distributionsableitung
dx x

Wobei P als Cauchy’scher Hauptwert des Integrals bezeichnet wird.

(2) Ist ϕ ∈ D(R) eine finite Testfunktion, so gilt:

Z∞
ϕ(x)
lim dx = −iπTδ (ϕ) − TP( 1 ) (ϕ)
ǫ→0 x + iǫ x
−∞

1
Für jedes ǫ > 0 ist f (x) = x+iǫ lokal integrierbar und erzeugt somit eine reguläre
Distribution.
ǫ = n1 fn (x) = x+1 1 erzeugt eine Folge von Distributionen.
n

D′ (R) ∋ Tfn −−−→ T ∈ D′ (R), da D′ vollständig ist


n→∞

T = iπTδ + TP( 1 ) Formel von Sochozki


x
3.8 Produkte von Distributionen 54

Z∞ Zc
ϕ(x) x − iǫ
dx = dx ϕ(x) c ist hinreichend groß, da ϕ ∈ D ist.
x + iǫ x2 + ǫ2
−∞ −c
Zc Zc
x − iǫ x2 − iǫx ϕ(x) − ϕ(0)
= dx 2 ϕ(0) + dx Ψ(x) mit Ψ(x) =
x + ǫ2 x2 + ǫ2 x
−c −c
Zc
c x2 − iǫx
= −2iϕ(0) arctan + dx Ψ(x)
ǫ x2 + ǫ2
−c
Z∞ Zc Zc
ϕ(x) ϕ(x) − ϕ(0)
lim dx = −iπϕ(0) + dx Ψ(x) = −iπϕ(0) + dx
ǫ→o x + iǫ x
−∞ −c −c
Zc Zc
ϕ(x) 1
= iπϕ(0) + P dx − ϕ(0) P dx
x x
−c −c
"
| {z } #
R
−ǫ
1
Rc 1
= lim dx x
+ dx x
=0
ǫ→0 −c ǫ

Z∞
ϕ(x)
= −iπϕ(0) + P dx
x
−∞
1 1
lim = ±πδ(x) + P( )
ǫ→0 x ± iǫ x
verallgemeinerte Funktion; (gilt offensichtlich nicht punktweise)

3.8 Produkte von Distributionen

(a) Multiplikaton und (b) Tensorprodukt oder direktes Produkt.

zu (a) Sei Tg eine reguläre Distribution, welche durch g ∈ Lloc 1 (R) erzeugt wird und Tl
eine beliebige Distribution, so wird durch Tgl (ϕ) = Tl (ḡϕ) das Produkt von Tg und
Tl definiert.
Z.B. xδ(x) oder g(x)θ(x)
Achtung: Das Produkt zweier singulärer Distributionen ist nicht definiert „[δ(x)]2 “
zu (b) Sei x = Rn und y = Rm , Z = x ⊗ y = Rn+m , Ψx ∈ D(x), Ψy ∈ D(y),
ϕ ∈ D(x ⊗ y)
Sei Tx ∈ D′ (x), Ty ∈ D′ (y), Tx ⊗ Ty ∈ D′ (x ⊗ y) mit Tx ⊗ Ty (ϕ) = Tx (Ty (ϕ))
55 3.9.0 Eigenschaften des Tensorprodukts

3.8.1 Eigenschaften des Tensorprodukts

-
Tx ⊗ Ty (Ψx · Ψy ) = Tx (Ψx ) · Ty (Ψy )

- kommutativ:

Tx ⊗ Ty (ϕ) = Tx (Ty (ϕ)) = Ty (Tx (ϕ)) = Ty ⊗ Tx (ϕ)

3.9 Faltung von Distributionen

Tx , Ty ∈ D′ (Rn ) (gleiche Dimension) ϕ ∈ D(Rn )


Tx ∗ Ty (ϕ) = Tx ⊗ Ty (ϕ(x + y)) Faltungsprodukt

Wobei x + y aus D(Rn ⊗ Rn ) ist.

Bsp:

f, g ∈ Lloc
1 (R)
Z
Tf ∗ Tg (ϕ) = dxdy f¯(x)ḡ(y)ϕ(x + y)
Z Z
Tδ ∗ Tf (ϕ) = dxdy δ(x)f¯(y)ϕ(x + y) = dy f¯(y)ϕ(y) = Tf (ϕ)

kommutativ
∂Tf ∗ Tg (ϕ) = −Tf ∗ Tg (ϕ′ ) = Tf ∗ ∂Tg (ϕ) = ∂Tf ∗ Tg (ϕ)

Typische Anwendung:

Lf = ϕ

sei zu lösen. Wobei L der Differentialoperator, z.B. Laplace oder L = ∂, ist.


Löse zunächst.

LG = δ G: Green’sche Funktion
⇒f = G ∗ ϕ, da
Lf = LG ∗ ϕ = δ ∗ ϕ = ϕ

Bsp:

1
~x = R3 „△ = −4πδ (3) (~x)„ (verallgemeinerte Funktion)
|~x|
3.9 Faltung von Distributionen 56

Mit dem Tensorprodukt δ (3) (x) = Tδx ⊗ Tδy ⊗ Tδz und ~x = (x, y, z)

Was ist damit gemeint?


Es gibt eine Folge von Funktionen

m→∞ 1
gm (~x) −−−−→ in S ′ (R3 ) (schwache Konvergenz)
|x|
so dass ∆Tgm → −4πTδ(3)

Lösung mittels Fouriertransformation

F[△Tgm ] = (i~k)2 F[Tgm ] = −|k|2 F[Tgm ]


1
F[−4πTδ(3) ] = −4π
(2π)3/2
1 4π
F[Tgm ] −−−−→ 3/2 2
genauso, die von der linken Seite erzeugte Distribution
m→∞ (2π) |k|

betrachte:

1 −|x|/m 1
gm (~x) = e −−−−→ in S ′ (R)
|x| m→∞ |x|
Z
1 ~
F[gm ](k) = 3/2
d3 x e−ik·~x gm (x)
(2π)
Z
1 1
= 3/2
dr r2 dϕd cos θ e−i|k|r cos θ e−r/m
(2π) r
Z −ikr ikr
2π e −e
= 3/2
drr e−r/m
(2π) −i|k|r
Z∞  
2π i 1
−r( m −ik) 1
−r( m +ik)
= dr e − e
(2π)3/2 |k|
0
1 4π 1 4π −4πTδ
= 1 −−→2
= F[ ]
3/2 2
(2π) |k| + 3/2
(2π) |k|
m2
|k|2

F[∆Tgm ](ϕ) = −|k|2 TF [gm ] (ϕ) −−→ F[−4πTδ ]

Damit kann man z.B. die Poisson-Gleichung der Elektrostatik lösen

△ϕ = −4πρ
Z Z
′ ′ ′ 1
ϕ(r) = dr G(r − r )ρ(r ) = dr′ ρ(r′ )
|r − r′ |
57

ebenfalls wichtig (ein - dimensional):

1
F[Tδ ] = √

Z Z
−1 −1 1 1 ikx 1 1
Tδ = F F[Tδ ] = F [ √ ] = √ dk e √ = √ dk eikx
2π 2π 2π 2π
damit schreibt sich die Umkehrformel

Z
1
fe(k) = F[f ] = √ dx e−ikx f (x)
2π Z
1
f (x) = F −1 [fe] = √ dk eikx fe(x)
2π Z Z
1 ikx ′
= √ dk e dx′ e−ikx f (x′ )

Z Z
1 ′ ′
= dx dk eik(x−x ) f (x′ )

Z Z Z
′ ′ 1 ik(x−x′ )
= dx f (x ) dk e = dx′ δ(x − x′ )f (x′ ) = f (x)

| {z }
δ(x−x′ )

Fouriertransformation einer periodischen Funktion y Fouriereihen

Erinnerung:

{0 ≤ t < T } ⊂ R


X ZT
i 2π kt 2π 1 2π
g(t) = ck e T ωk = k, ck = dt e−i T kt
g(t)
T T
k=−∞ 0
Z ∞
X 2π
= dω δ(ω − k)ck eiωt
T
k=−∞
Z ∞
X √
1 2π
= √ dω 2πck δ(ω − k) eiωt
2π T
k=−∞
| {z }
g
e(ω)

Fouriertransformierte einer Funktion g(t) mit Periode T ist

√ ∞
X ZT
2π 1 2π
ge(ω) = 2π ck δ(ω − k) mit ck = dt e−i T kt
g(t)
T T
k=−∞ 0

Nützlichkeit der δ-Funktionsschreibweise


3.9 Faltung von Distributionen 58

Beweis der Beziehung mir Folgen

gN (t) = g(T )χ[−N T,(N +1)T ]


(NZ+1)T (k+1)T
Z
N
1 −iωt 1 X
geN (ω) = √ dt e gN (t) = √ dt e−iωt gN (t)
2π 2π k=−N
−N T kT
N ZT
1 X ′
= √ dt′ e−iω(t +kT ) gN (t′ + kT )
2π k=−N
0
N ZT
1 X −iωkT ′
= √ e dt′ e−iωt g(t′ )
2π k=−N
|0 {z }
unabh. von k
ZT N
X
1 ′ −iωt′ ′
= √ dt e g(t ) (e−ωt )k
2π k=−N
0 | {z }

ZT
1 ′ sin ωT (N + 12 )
= √ dt′ e−iωt g(t′ )
2π sin ωT /2
0

√ ZT ∞
X
1 ′ 2π
= 2π dt′ e−iωt g(t′ ) δn (ω − k)
T | {z T }
0 k=−∞
δ−Folge


⋆ : geometrische Reihe : eiωT N 1 + e−iωT + · · · + e−iωT ·2N
1 − (e−iωT )2N +1 sin ωT (N + 21 )
= eiωT N =
1 − e−ωT sin ωT /2

NR:

T sin ωT (N + 12 ) ωk T 2π
Nullstellen des Nenners = kπ y ωk = k
2π sin ωT /2 2 T

X  
T 1 sin ωT (N + 12 ) 1 sin nx
= π δN (x) =
2π π sin ωT /2 π x
k=−∞
∞   ∞
T X T X
δN (ω − ωk ) = δN (ω − ωk )
2 2
k=−∞ k=−∞
59

4 Funktionalanalysis

4.1 Hilbert-Räume

Erinnerung: linearer Raum = Menge + Addition + s-Multiplikation

normierter Raum = linearer Raum + Norm + Vollständigkeit (auch „Banachraum“


genannt)

Nun:
Hilbert-Raum = linearer Raum + Skalarprodukt + Vollständigkeit

Ein vollständiger linearer Raum heißt Hilbert-Raum, wenn es eine Abbildung H ⊗H → C


(Skalarprodukt) mit den Eigenschaften

a, b ∈ H → h a| bi ∈ C
h a| bi = h a| bi
h a| b + ci = h a| bi + h a| ci
h a| λbi = λ h a| bi
h a| ai ≥ 0 und h a| ai = 0 ⇔ a = 0

wobei 0 das neutrale Element der Addition ist.

Nebenbemerkung: kak2 ≡ h a| ai definiert eine Norm, d.h. der Hilbertraum ist auch
ein Banachraum.

Beispiele

1) Cn mit Skalarprodukt

n
X
n
a = (a1 . . . an ) ∈ C h a| bi = ai · bi
i=1

2) L2 (R) mit Skalarprodukt

Z∞
h f | gi = dx f (x) g(x)
−∞

3) Zustandsraum der Quantenmechanik:


Ein Mikrozustand wird durch einen Vektor |Ψ > aus dem Hilbertraum der Zustände
beschrieben.
4.1 Hilbert-Räume 60

Eine wichtige Eigenschaft des Skalarprodukts ist die Gültigkeit der Schwarz’schen
Ungleichung:

| h a| bi |2 ≤ kak2 · kbk2 mit kak2 = h a| ai

Vollständigkeit

a) Sei E ein linearer Raum


Eine Folge (xn ) in E heißt stark konvergent gegen x0 , wenn limn→∞ kxn − x0 k = 0
b) Eine Folge (xn ) in E heißt eine starke Cauchy-Folge, wenn es zu jedem ǫ > 0 ein
n0 ∈ N gibt, so dass kxn − xm k < ǫ für alle n, m ≥ n0 .
c) Ein linearer Raum heißt vollständig, wenn jede starke Cauchyfolge in E einen starken
Limes hat.
d) Eine Teilmenge S ⊂ E heißt dicht in E, wenn gilt S = E. Enthält E eine abzählbare
dichte Teilmenge, so heißt E seperabel.

Orthogonalität

a) Sei H ein Hilbertraum. x, y ∈ H heißen orthogonal, wenn h x| yi = 0.


b) Eine Menge B = {e1 , e2 , . . .} heißt Orthogonalsystem, wenn

h ei | ej i = 0 i 6= j
h ei | ej i = δij y Orthonormalsystem

Beispiel: Sei {a1 , a2 , . . .} eine Menge von linear unabhänigen Vektoren. Man kann
daraus mithilfe des Schmidt’schen Orthogonalisierungsverfahren ein Ortho-
normalsystem {e1 , e2 , . . .} konstruieren:
m−1
X
a1 eem
e1 = em = mit eem = am − h ek | am i ek
ka1 k ke
em k
k=1


Beispiel: H = L2 ([−π, π]), h f | gi = dx f (x)g(x) f, g : [−π, π] → R
−π
Orthogonalsystem: {1, cos x, sin x, cos 2x, sin 2x, . . .}


Beispiel: H = L2 ([−π, π]), h f | gi = dx f (x)g(x) f, g : [−π, π] → C
−π
Orthogonalsystem: {einx | n ∈ Z}

R1
Beispiel: H = L2 ([−1, 1]), h f | gi = dx f (x)g(x)
−1
1 dn 2
Orthogonalsystem: {Pn (x)|n = 0, 1, . . .} mit Pn (x) = 2n n! dxn [(x − 1)n ] (Legendre
Polynom)
61

R∞
Beispiel: H = C0 ([0, ∞]) mit h f | gi = dx e−x f (x)g(x)
0
ex dn
Orthogonalsystem: Ln (x) = n! dxn [e−x xn ] n = 0, 1 . . . (Laguerre Polynome)

R∞ 2
Beispiel: H = C0 (R) mit h f | gi = dx e−x f (x)g(x)
−∞
2 dn 2
Orthogonalsystem: Hn (x) = (−1)n ex dxn e−x n = 0, 1, . . . (Hermite Polynome)

4.2 Operatoren auf Hilberträumen

Ziel: Verallgemeinerung des Funktionsbegriffs auf lineare Räume

bekannt:

Funktion f :C → C
C ∋ x → f (x) ∈ C
Funktional T :H → C
H ∋ ϕ → T (ϕ) ∈ C

Beispiel: Fouriertransformation

F :S → C
Z∞
1
ϕ ∈ S → F[ϕ] = √ dx e−ikx ϕ(x)

−∞
T :S → C (temperierte Distributionen)

Man betrachte nun die Abbildung von einem Hilbertraum D auf einen anderen W
(„Definitions- und Wertebereich“)
Definition: Seien H1 und H2 zwei Hilberträume mit DA ⊆ H1 und WA ⊆ H2 . Dann
bezeichnet man die Abbildung A : D → W mit ϕ ∈ D → A(ϕ) ∈ W als einen Operator A
auf DA .

wichtig: zu dem Begriff des Operators gehört immer auch die Angabe des Definitions-
bereichs DA ! (Beispiel: Distributionen = linear stetige Funktionale auf dem Raum der
finiten Testfunktionen)
4.2 Operatoren auf Hilberträumen 62

Bemerkungen:
a) Sei WA ⊆ C, dann heißt A ein Funktional
b) Sei A : ϕ ∈ DA → WA ⊆ H2 und B : ϕ ∈ DB → WB ⊆ H2 .
Zwei Operatoren heißen gleich genau dann, wenn gilt:

DA = DB und Aϕ = Bϕ ∀ϕ ∈ DA = DB

c) Gilt dagegen DA ⊆ DB und Aϕ = Bϕ ∀ϕ ∈ DA , dann heißt B eine Fortsetzung


von A und A eine Einschränkung von B.
A≤B (Bsp: Distributionen und temperierte Distributionen)
d) Seien A : DA → WA und B : DB → WB zwei Operatoren mit WA ⊆ DB , so existiert
das Produkt BA:
BA : ϕ ∈ DA → B(A(ϕ)) ∈ WB .

Achtung: Die Existenz von BA impliziert weder die Existenz von AB, noch gilt
BA = AB falls AB existiert.
Gegenbeispiele: A, B ∈ Rn×n H = Rn = DA = DB
A: n
x ∈ R → Ax ∈ R n (Matrizenmultiplikation)
B: x ∈ Rn → Bx ∈ Rn
AB und BA existieren, aber AB 6= BA, da die Matrizenmultiplikation nicht kom-
mutativ ist.


A: ϕ ∈ C 1 (R) → ∈ C 0 (R)
dx
B: ϕ ∈ C 0 (R) → |ϕ| ∈ R+ ⊂ C

BA : ϕ ∈ C 1 (R) → | |
dx
d
AB : ϕ ∈ C 0 (R) → ? |ϕ(x)| ? (4)
dx
wobei Gleichung (4) nicht existiert.
e) Seien A : DA → WA , B : DA → WB und C : DC → WC Operatoren mit WA ⊆ DB
und WB ⊆ DC so existiert

CBA = (CB)A = C(BA)

Sei A : DA → WA und WA ⊂ DA so existiert

An n = 0, 1, 2, 3, . . . A0 ≡ 1 auf DA

Eine wichtige Klasse von Operatoren sind lineare Operatoren. Dazu zählen z.B. die
Fouriertransformation, Distributionen, Matrizen, quantenmechanische Operatoren und Ob-
servablen. Über nicht-lineare Operatoren kann man viel weniger Aussagen treffen als über
lineare.
63 4.2.1 Banach’scher Fixpunktsatz

Definition: Ein Operator A auf DA heißt linear, wenn


a) DA ein Unterraum von H1 ist, d.h. wenn
ϕ, η ∈ DA ⇒ aϕ + η ∈ DA mit a ∈ C
b) A(aϕ + bη) = aA(ϕ) + bA(η) ∀ ϕ, η ∈ DA und a, b ∈ C
Es gilt: Ist A ein linearer Operator auf DA , so ist WA ein linearer Teilraum von H2 .

Bermerkungen: Lösung der Gleichung Ax = y


a) Nullraum von A : N (A) = {x ∈ DA |Ax = 0}
A ist injektiv, wenn N (A) = {0}. In diesem Fall existiert das Inverse des Operators,
also A−1 , von H2 → H1 , mit D(A−1 ) = W(A) und W(A−1 ) = D(A) und A−1 ist
ebenfalls linear.
b) Sei A ein linearer Operator auf DA .
Ein ϕλ ∈ DA heißt Eigenvektor von A zum Eigenwert λ, wenn Aϕλ = λϕλ und
ϕλ 6= 0.
(i)
Gibt es zu einem λ ∈ C mehrere ϕλ ∈ DA so nennt man den Eigenwert entartet.
(Insbesondere ist A invertierbar, falls λ = 0 kein Eigenwert ist.)

4.2.1 Banach’scher Fixpunktsatz

Ein Operator A auf DA heißt kontrahierend, wenn DA abgeschlossen,


WA ⊆ DA und kAϕ − Aηk ≤ αkϕ − ηk mit α < 1 ∀ ϕ, η ∈ DA ist.

Ist A kontrahierend, so hat die Eigenwertgleichung Aϕ = ϕ genau eine Lösung ϕ ∈ DA


und ϕ heißt Fixpunkt.

Beweis:
-Eindeutigkeit: Seien ϕ und η beides Lösungen der Eigenwertgleichung, so gilt:
kϕ − ηk = kAϕ − Aηk ≤ αkϕ − ηk mit α < 1 
-Existenz: Sei ϕ0 ∈ DA beliebig. Definiere die Folge ϕn = An ϕ0 = |A · A{z· · · A} ϕ0 .
n−mal

kϕn − ϕm k ≤ kϕn − ϕn+1 k + kϕn+1 − ϕn+2 k + . . . kϕm−1 − ϕm k n < m o.B.d.A.


kϕn − ϕn+1 k = kAϕn−1 − Aϕn k ≤ αkϕn−1 − ϕn k ≤ . . . ≤ αn kϕ0 − ϕ1 k
kϕn − ϕm k ≤ (αn + αn+1 + . . . + αm−1 )kϕ0 − ϕ1 k
= αn (1 + α + α2 + . . . + αm−1−n )kϕ0 − ϕ1 k
1
= αn kϕ0 − ϕ1 k mit α < 1
1−α
< ε falls n hinreichend groß ist

⇒ ϕ ist eine Cauchy-Folge


Vollständigkeit von H1 und Abgeschlossenheit von DA ⊆ H1
4.3 Beschränkte lineare Operatoren 64

⇒ limn→∞ ϕn → ϕ ∈ DA ⊂ H1 . ϕ ist der gesuchte Fixpunkt, da

kAϕ − ϕk = kAϕ − Aϕn + Aϕn − ϕk


≤ kA(ϕ − ϕn )k + kϕn+1 − ϕk

≤ αkϕ − ϕn k + kϕn+1 − ϕkn→∞0

(Nebenbemerkung: kϕk = 0 ⇔ ϕ = 0 Eigenschaft in der Definition der Norm).


Anwendung: Lösung von linearen Gleichungssystemen

4.3 Beschränkte lineare Operatoren

Ein linearer Operator A : X ⊃ DA → Y (X, Y Hilberträume) heißt beschränkt, wenn eine


der folgenden äquivalenten Bedingungen erfüllt ist:

1) A bildet beschränkte Mengen in DA auf beschränkte Mengen in Y ab


2) Es gibt eine Konstante c ≥ 0, so dass
kAxk ≤ C kxk ∀x ∈ DA
3) A ist stetig in x = 0
4) A ist stetig in ganz DA

Ist der Operator A beschränkt, so heißt

kAxk
kAk = sup = sup kAxk die Norm von A
x∈DA kxk x∈DA
x6=0 kxk=1

Nebenbermerkung: A stetig in x bedeutet, dass für jede Cauchy-Folge xn → x gilt


Axn → Ax , d.h. limn→∞ Axn = A (limn→∞ x1 )

Beispiele für beschränkte lineare Operatoren: Matrizen Rn × Rn .

Beispiel: Neumann’sche Reihe

Sei kT k < 1 T : H → H.
Dann existiert (I − T )−1 als beschränkter Operator und es gilt:

X
−1
(I − T ) = Tj = I + T1 + T1 + ··· (Neumann’sche Reihe)
j=0

1
gilt kT k ≤ q < 1 so folgt k(I − T )−1 k ≤ 1−q

Beweis: Für jedes n ∈ N gilt:

Xn n
X n
X n
X 1
k T jk ≤ kT j k ≤ kT kj ≤ qj ≤
1−q
j=0 j=0 j=0 j=0
65

mit kT k ≤ q < 1, d.h. Pdie geometrische


 Reihe ist eine konvergente Majorante für
Pn n j
j=0 Tj ⇒ die Folge j=0 T ist eine Cauchy-Folge in H und konvergiert daher
n P
gegen ein s ∈ H, weil H vollständig ist. S = ∞ j
j=0 T .

S(I − T ) = I + T + T 2 + T 3 + · · · − T − T 2 − T 3 − · · · = I

wobei die Umordnung aufgrund der gleichmäßigen Konvergenz möglich ist.

4.4 Riesz’scher Darstellungssatz

Zu jedem beschränkten linearen Funktional F auf H gibt es ein eindeutiges z ∈ H, so dass

F (x) = h z| xi ∀x ∈ H und kF k = kzk

Beweis:
Existenz: F ∈ H′ Raum der beschränkten, linearen Funktionale auf H. Sei F = 0, so erfüllt
z = 0 die Behauptung.
Sei F 6= 0, d.h. N (F ) $ H, d.h. es existiert ein ze ∈ H mit F (e
z ) 6= 0.
Orthogonalisiere ze zu allen Vektoren aus N (F ) nach dem Schmidt’schen Verfahren.
y z0 ∈ N ⊥ (F ) (Orthogonales Komplement von N (F )), d.h. F (z0 ) 6= 0 h z0 | zi =
0 ∀z ∈ N (F ).
Sei x ∈ H beliebig

v = F (x)z0 − F (z0 )x y F (v) = 0 y v ∈ N (F )


0 = h z0 | vi = F (x)kz0 k2 − F (z0 ) h z0 | xi
F (z0 ) F (z0 )
F (x) = 2
h z0 | xi = h z| xi mit z = z0
kz0 k kz0 k2

Eindeutigkeit: Angenommen es gäbe z1 , z2 ∈ H mit

F (x) = h z1 | xi = h z2 | xi ⇒ h z1 − z2 | xi = 0 ⇒ z1 − z2 ∈ H⊥ = {0}
| {z } | {z } | {z }
∀x∈H ∀x∈H ⇒ z1 =z2

Norm: |F (x)| = |h z| xi| ≤ kzkkxk ⇒ kF k ≤ kzk


für x = z gilt: |F (x)| = |h z| zi| = kzk2 ⇒ kF k ≥ kzk
⇒ kF k = kzk
d.h. H′ der Raum der beschränkten linearen Funktionale auf H ist isomorph zu H.

Seien H1 und H2 Hilberträume und A ein linearer beschränkter Operator von H2 → H1 .


F (x) = h y| Axi ist ein beschränktes lineares Funktional von H1 → C, y ∈ H2 und x ∈ H1
kF k ≤ kykkAk < ∞
Zu jedem festen y ∈ H2 gibt es nach dem Riesz’schen Darstellungssatz ein ye ∈ H2 , so dass

F (x) = h y| Axi = h ye| x


ei ye ist eindeutig bestimmt
4.4 Riesz’scher Darstellungssatz 66

Durch ye = A† y ∀y ∈ H2 wird ein Operator definiert mit H2 → H1


A† ist linear, dann gilt

h y1 + λy2 | Axi = h y1 | Axi + λ h y2 | Axi


D E D E

= A† y1 x + λ A† y2 x
D E D E

= A† y1 x + λA† y2 x
D E

= A† y1 + λA† y2 x ∀x ∈ H1
A† (y1 + λy2 ) = A† y1 + λA† y2

A† ist beschränkt.

D E
kA† yk2 = y AA† y ≤ kykkAA† yk ≤ kykkAkkA† yk
kA† yk ≤ kAkkyk ⇒ kA† k ≤ kAk (5)

(Riesz: ∀y ∈ H2 kA† yk = kF k )
D E

kAxk2 = h Ax| Axi = A† Ax x ≤ kA† Axkkxk
= kA† kkAxkkxk
kAxk ≤ kA† kkxk ⇒ kAk ≤ kA† k ≤ kAk = kA† k (6)

Seien H1 und H2 Hilberträume und A : H1 → H2 ein beschränkter linearer Operator.


Dann existiert ein eindeutig bestimmter adjungierter Operator A† : H2 → H1 mit
D E

h y| Axi2 = A† y x ∀x ∈ H1 , y ∈ H2
1

oder D E
h Ax| yi2 = x A† y ∀x ∈ H1 , y ∈ H2
1

A† ist ebenfalls beschränkt mit kAk = kA† k.

Rechenregeln: Sei α ∈ C und A und B beschränkte lineare Operatoren, so gilt:

(A + B)† = A† + B †
(αA)† = α A†
(A† )† = A
kAA† k = kA† Ak = kAk2 und A† A = 0 ⇔ A = 0
(AB)† = B † A†

Definition: Sei A ein beschränkter linearer Operator


- A heißt normal, wenn A† A = AA†
- A heißt selbstadjungiert, hermitesch oder symmetrisch, wenn A = A†
- A heißt unitär, wenn A bijektiv und T † = T −1
67

Eigenschaften: Ist A ein beschränkter, linearer, selbstadjungierter Operator, so gilt:


a) alle Eigenwerte von A sind reell
b) Eigenvektoren zu verschiedenen Eigenwerten sind orthogonal
Es gilt Axλ = λxλ . Betrachte

λkxλ k2 = λ h xλ | xλ i = h λxλ | xλ i = h Axλ | xλ i


D E

= A† xλ xλ = h xλ | Axλ i = λkxλ k2
D E
(λ − µ) h xλ | xµ i = h Axλ | xµ i − h xλ | Axµ i = xλ A† xµ − h xλ | Axµ i = 0

Beispiel:
H1 = H2 = Rn und A ∈ Rn×n

X
h y| Axi = ȳi Aik xk ∀x, y ∈ H1 = H2
ik

X † X
At y x = Aki yi xk = ȳi A†ki xk
ik ik

⇒ Aik = A†ki oder A†ik = Aki

Für A ∈ Rn×n ist A hermitesch: Aik = Aki

4.5 Eigenschaften unitärer Operatoren: längen- und winkeltreu

a) Sei U unitär, d.h. U † = U −1


D E

h U x| U yi = U † U x y = h x| yi mit U † U = 1

d.h. x → U x, y → U y lässt das Skalarprodukt invariant.


Insbesondere ist kU xk2 = kxk2
b) Alle Eigenwerte haben Betrag 1

U xλ = λx kxλ k2 = kU xλ k2 = kλxλ k2 = |λ|2 kxλ k ⇒ |λ| = 1

c) Zwei Operatoren A und B heißen unitär äquivalent, falls

A = U BU −1

insbesondere haben die Operatoren dieselben Eigenwerte {λ}

Bxλ = λxλ yλ = U xλ

Ayλ = U BU −1 U xλ = U Bxλ = U λxλ = λU xλ = λyλ


Ist B eine hermite’sche Matrix, so ist A ebenfalls hermitesch, weil
† †
A† = (U BU −1 )† = U −1 (U B)† = U −1 B † U † = U BU −1 = A
4.6 Basis des Hilbertraum 68

Beispiel für unitäre Operatoren

O ∈ SO(3) O† O−1 = 1 Rotationsmatrizen in R3


U = eiλA mit dem beschränkten, hermiteschen Operator A auf H

4.6 Basis des Hilbertraum

Sei {ϕ}i∈I ein vollständiges Orthonormalsystem von H.


Die Indexmenge kann endlich, abzählbar oder überabzählbar sein.

h ϕi | ϕj i = 0 ∀i 6= j ∈ I

h ϕi | ϕi i = 1 ∀i ∈ I
und
H = LH({ϕi }, i ∈ I) LH = lineare Hülle

X X
H∋ψ ψ= ϕi h ϕi | ψi = ϕi ψ i ψi ist eine Komponente bzgl. der Basis (C-Zahl)
i i
X X
∞ > kψk2 = h ϕj | ϕi i h ϕi | ψi h ϕj | ψi = k h ϕi | ψi k2
| {z } | {z }
ij i
δij ψi

Es gibt nur abzählbar viele ψi 6= 0

A : H → H beschränkter, linearer Operator DA = H


η = Aψ
X X
ηi = h ϕi | ηi = h ϕi | Aψi = ψj h ϕi | Aϕj i = ψj Aij
j j

Mit Aij = h ϕi | Aϕj i


Für ein festes j hat Aij nur abzählbar viele
X
i∈I mit Aij 6= 0 mit |Aij |2 < ∞
i∈I

Ist A linear und beschränkt auf H, so ist A† ebenfalls linear und beschränkt auf H.
A:H→H X
kψk2 = |ψi |2
i
2
X X X

2
kAψk = 2
|ηi | = Aij ψj

i i j
X
kAϕk k2 = |Aik |2
i
69 4.6.1 Bra - (c) - ket Notation

D E X X
A†ij = ϕi A† ϕj = h Aϕi | ϕj i = h Aki ϕk | ϕj i = Aki h ϕk | ϕj i = Aji
k k

Also: Jedem beschränkten, linearen Operator A : H → H auf einem Hilbertraum mit vollst.
ONS {ϕi } wird durch Aij = h ϕi | Aϕj i eine Matrixdarstellung
 zugeordnet und der
adjungierte Operator hat die Darstellung A† ij = Aji .

4.6.1 Bra - (c) - ket Notation

X
ψ∈H ψ= ϕi h ϕi | ψi
i
X
hψ| ∈ H hϕ| = hϕi | h ϕi | ψi
|{z} | {z }
i
Vektor Zahl

* +
X X

h η| ψi = ϕi h ϕi | ηi ϕj h ϕj | ψi

i j
X
= h η| ϕi i h ϕi | ϕj i h ϕj | ψi
ij
X
= h η| ϕi i h ϕi | ψi
i
X
= hη| |ϕi i hϕi | |ψi
i
| {z }
vollständige 1

hη| ∈ H (eigentlich Dualraum)


DC
|ηi ∈ H ←−→ hη| ∈ H duale Korrespondenz
DC
λ |ηi ∈ H ←−→ λ̄ hη| ∈ H
DC
|ηi + |ψi ∈ H ←−→ hη| + hψ| H

Wobei hϕ| als Bra und |ϕi als Ket bezeichnet wird.
4.7 Wechsel der Basis mittels unitärem Operator 70

4.7 Wechsel der Basis mittels unitärem Operator

ηi = U ϕi {ϕi } ONS {ηi } ONS

fij
A = hηi | A |ηj i = hU ϕi | A |U ϕj i = hϕi | U † AU |ϕj i
X
= hϕi | U † |ϕk i hϕk | A |ϕl i hϕl | U |ϕj i
kl
X
−Einfügen einer vollständigen 1 = |ϕk i hϕk |
k
−Hintereinanderausführung von Operatoren als Matrixmultiplikation bzgl. einer Basis

= Uik Akl Uij

und 1 = U † U ⇔ δij = Uik Ukj

4.7.1 Fragen

(i) Gibt es eine Basis aus Eigenvektoren?


Ja, falls A hermitesch und beschränkt ist

A |ϕi i = λi |ϕi i

Eigenvektoren zu unterschiedlichen Eigenwerten sind orthogonal zueinander


Im entarteten Unterraum benutze das Schmidt’sche Orthogonalisierungsverfahren.
X
A |ψi = A |ϕi i h ϕi | ψi
i
X
= λi |ϕi i h ϕi | ψi ∀ψ
i
X
A = λi |ϕi i hϕi | Spektraldarstellung eines hermiteschen Operators
i
X
= λPλ
λ
X
Pλ = |ϕi i hϕi | Summe über alle Eigenvektoren (orthonormiert) zum Eigenwert λ
i mit
λi =λ

Pλ ist ein Projektionsoperator (Messung in der Q.M.)

Eigenschaften

P ist selbstadjungiert P = P †
X
h η| Pλ ψi = h η| ϕi i h ϕi | ψi
i

X X
h Pλ η| ψi = h ψ| Pλ ηi = h ψ| ϕi i h ϕi | ηi = h ϕi | ψi h η| ϕi i
i i
71 4.7.1 Fragen

P ist idempotent, d.h. P 2 = P


X X X
P 2 |ψi = P |ϕi i h ϕi | ψi = |ϕj i h ϕj | ϕi i h ϕi | ψi = |ϕi i h ϕi | ψi = P |ψi
| {z }
i ij i
δij

D E

⇒ kP xk2 = h x| P xi ,da kP xk2 = h P x| P xi = x P † P x = x P 2 x = h x| P xi

(ii) Lässt sich dies auf unbeschränkte, lineare Operatoren verallgemeinern?


Leider nein!
Ist A unbeschränkt, so ist DA ⊂ H und Aij = h ϕi | Aϕj i ist nicht für alle ϕi , ϕj ∈ H
definiert. Wäre Aij für alle i, j definiert, so gilt nicht notwendigerweise
X ⋆
X
Aψ = A |ϕi i h ϕi | ψi = A |ϕi i h ϕi | ψi
i i
X X
= ϕj Aji h ϕi | ψi = |ϕj i h ϕj | Aϕi i h ϕi | ψi
ij ij

⋆: Das Vertauschen von einem unbeschränkten Operator mit einer Summe über die
Indexmenge ist nicht erlaubt!

Es gilt die „Umkehrung“:


Besitzt ein linearer, überall definierter (DA = H) Operator eine Matrixdarstellung
bzgl. einer Basis auf H, so muss er beschränkt sein.
(iii) Sind unbeschränkte, lineare Operationen wichtig?
Ja, die meisten physikalisch interessanten Operatoren sind unbeschränkt.
Bsp:
a)
H = L2 (R)
x̂ : f ∈ Dx → xf ∈ H
Dx = {f ∈ L2 (R)|xf ∈ L2 (R)}
(
1 für a − 12 ≤ x ≤ a + 1
2
Sei χa = χ[a− 1 ,a+ 1 ] =
2 2 0 sonst

χa ∈ Dx , weil kχa k2 = 1 < ∞ und


a+ 12     !  
Z
1 1 3 1 3 1 a→∞
kx̂χa k2 = x2 dx = a+ − a− 2
=a 1+ 2
−−−→ ∞
3 2 2 12a
a− 21

d.h. x̂ ist nicht beschränkt, da es keine Konstante C ≥ 0 gibt, so dass

kx̂f k ≤ ckf k

 zu kx̂χa k ≥ akχa k
4.7 Wechsel der Basis mittels unitärem Operator 72

b)
H = L2 ([0, a])
d df
P̂ = : f ∈ DP → P̂ f = ∈H
dx dx
DP = {f ∈ L2 ([0, a])| df
dx existiert fast überall und
df
dx ∈ L2 ([0, a])}
P̂ ist linear, da die Ableitung linear ist.

1 x
Sei fn (x) = √ e2πi a n ∈ L2 ([0, a])
a
Za
2
da kfn (x)k = dx |fn (x)|2 = 1
0

n 1 x n
P̂ fn (x) = 2πi √ e2πi a n = 2πi fn (x)
a a a
n
kP̂ fn (x)k = 2π kfn (x)k
a
⇒ P̂ ist kein beschränkter Operator, weil kP̂ k ≥ 2π na ist.
Häufig sind physikalisch wichtige Operatoren zwar nicht beschränkt, aber abge-
schlossen.

Xf = xf und iP f = i df
dx sind hermitesche Operatoren y QM Ortsvektoren.

Z Z
h g| Xf i = dx ḡxf = xgf = h xg| f i
  Z Z Z  
1 1 df part. Int. 1 dḡ 1 d 1
g P f = dx ḡ = − dx f= dx gf= Pg f
i i dx i dx i dx i

[P, X]f = (P X − XP )f = f + XP f − XP f = f
[P, X] = 1 Kommutator (gleichzeitige Meßbarkeit)
| {z }
Diese Gleichung kann nicht für beschränkte Operatoren erfüllt werden.

[P, X 2 ] = P X 2 − X 2 P = P XX − XP X + XP X − XXP = [P, X]X + X[P, X] = 2X

[P, X 3 ] = 3X 2 ⇒ [P, X n ] = nX n−1

Angenommen X und P wären beschränkt

nkX n−1 k = k[P, X n ]k = kP X n −X n P k ≤ 2kP X n k ≤ 2kP k kX n k ≤ 2kP k kXk kX n−1 k ≤ ckX n−1 k

⇒ kX n−1 k = 0 X n−1 = 0 für hinreichend großes n


0 = [P, X n−1 ] = (n − 1)X n−2 ⇒ X n−2 = 0
| {z }
=0
73

··· ⇒ X=0  [P, X] = 1

Versuche Eigenwerte und Eigenvektoren zu definieren

H = L2 (R)

xfλ = λfλ Eigenwertgleichung

(x − λ)fλ = 0 ⇒ fλ = 0 für x 6= λ
„fλ (x) = δ(x − λ)“ erfüllt die Gleichung im Distributionssinn, aber fλ ∈
/H

1 1 d
P fλ = fλ = λfλ ⇒ fλ = eiλx ∈ H = L2 (R)
i i dx
⇒ genauere Aussage über das Spektrum und bessere Charakterisierung der Operatoren.

4.8 Definitionen

Definition: Ein linearer Operator A auf DA heißt abgeschlossen, wenn für alle Cauchyfolgen
fn ∈ DA mit Afn ∈ WA ebenfalls eine Cauchyfolge gilt,

lim fn = f ∈ DA
n→∞

lim Afn = y ∈ WA und


n→∞

A lim fn = Af = y = lim Afn


n→∞ n→∞

Bedeutung: Limites können vertauscht werden


Bemerkung: - Der Graph G(A) = {(x, Ax)|x ∈ DA } ⊂ H1 × H2 ist eine abgeschlossene Teilmenge
von H1 × H2
- Zu zeigen ist:
1) f ∈ DA
f ∈ H1 , da fn eine Cauchyfolge und H1 vollständig ist.
2) y ∈ WA
y ∈ H2 , existiert, da Afn eine Cuchyfolge und H2 vollständig ist.
3) y = Af
- Es gibt Operatoren, welche abgeschlossen, aber nicht beschränkt sind. Desweiteren
gibt es Operatoren, welche beschränkt, jedoch nicht abgeschlossen sind.
- Ohne Beweis:
Sind A und DA agbeschlossen ⇒ A ist beschränkt.
A beschränkt: A ist abgeschlossen ⇔ DA ist abgeschlossen
Beispiel:

d df df
P̂ = : DP = {f ∈ L2 ([0, a])| existiert fast überall und ∈ L2 ([0, a])} → L2 ([0, a])
dx dx dx
4.8 Definitionen 74

P̂ ist nicht beschränkt


Seien fn ∈ DP und gn = df
dx ∈ WP beides Cauchyfolgen
n

Dann kann man fn ∈ DP schreiben als


Zx Zx
dfn
fn (x) = fn (0) + dx′ = fn (0) + dx′ gn (x′ )
dx
0 0

Rx Rx
Gn (x) ≡ dx′ gn (x′ ) = fn (x) − fn (0) konvergiert gleichmäßig gegen G = dx′ g(x′ ),
0 a 0
R

da |Gn (x) − G(x)| = θ(x − y)(gn (y) − g(y))dy ≤ kθkkgn − gk → 0
0
fn (0)(alles konst. Funktionen) ist Cauchyfolge, da
1 1
|fn (0) − fm (0)| = kfn (0) − fm (0)k = kfn (x) − Gn (x) − fm (x) + Gm (x)k
a a
1 1
≤ kfn (x) − fm (x)k + kGn (x) − Gm (x)k → 0
a a
⇒ f (0) = lim fn (0) existiert
n→∞

⇒ fn (x) = fn (0) + Gn (x) konvergiert gleichmäßig bzgl. x gegen f (x) = f (0) + G(x)
n→∞
⇒ kfn (x) − f (x)k −−−→ 0 (schwächere Form der Konvergenz „im Mittel“)

Zx
f = f (0) + dx′ g(x′ ) ∈ DP , und
0
df
= g(x) ∈ L2 ([0, a]) (Erinnerung: WP ∋ gn → g ∈ H2 = L2 ([0, a]))
dx
noch zu zeigen (3)
 
Zx
P fn = P fn (0) + dx′ gn (x′ ) = gn → g
0
 
Zx
P f = P f (0) + dx′ g(x) = g 
0

Definition: Ein linearer Operator A : H → H heißt kompakt oder vollstetig, wenn eine der beiden
äquivalenten Bedingungen erfüllt ist:
(a) A bildet abgeschlossene und beschränkte Mengen in kompakte Mengen ab.
(b) Für jede beschränkte Folge xn ∈ H enthält Axn eine konvergente Teilfolge

Schrittweise Vorgehensweise

a) nochmal - Spektrum beschränkter Operatoren


b) Spektralmaße
75

c) Spektraldarstellung
d) Beziehungen zur Quantenmechanik
a) Definition: Sei A : H ⊆ DA → H ein abgeschlossener Operator, λ ∈ C. Dann gibt
es für den Operator Aλ = A − λI folgende Möglichkeiten:
1. Aλ ist nicht injektiv, d.h. N (Aλ ) 6= {0}. In diesem Fall heißt λ ein Eigenwert
von A, N (Aλ ) der Eigenraum zum Eigenwert λ, dim N (Aλ ) die Vielfachheit des
Eigenwerts λ und jeder Vektor 0 6= x ∈ N (A2 ) ein Eigenvektor zum Eigenwert
λ. Man nennt σp (A) = {λ ∈ C|N (Aλ ) 6= {0} das Punktspektrum von A
2. Aλ ist injektiv, d.h. N (Aλ ) = {0}. Dann exisitiert die Resolvente Rλ = A−1λ =
(A − λI)−1 und es gibt folgende Möglichkeiten:
a) Rλ (A) ist auf ganz H definiert und beschränkt. In diesem Fall heißt λ ein
regulärer Wert von A und man nennt die Menge der regulären Werte die
Resolventenmenge von ̺(A).
b) Rλ (A) hat einen Definitionsbereich der dicht in H liegt, aber unbeschränkt
ist. In diesem Fall gehört λ zum kontinuierlichen Spektrum σc (A) und heißt
ein verallgemeinerter Eigenwert.
c) Rλ (A) ist nicht dicht definiert. In diesem Fall gehört λ zum residualen
Spektrum σR (A).
3. Es gilt die Zerlegung
C = ̺(A) ∪ σ(A) und σ(A) = σp (A) ∪ σc (A) ∪ σR (A)
σ(A) heißt das Spektrum von A. Jedes λ ∈ C heißt Spektralwert von A.
Beispiel: H = L2 ([0, a])

Xf = xf Dx = H beschränkter, hermitescher Operator auf H


kxk = a
Xλ = X − λI
1) Xλ f = 0 ⇒ (x − λ)f (x) = 0 ⇒ f (x) = 0 fast überall
d.h. N (Xλ ) = {0} ⇒ σp (X) = ∅
2) Rλ = Xλ−1 = (X − λI)−1
1
Rλ f = x−λ f (x)

zwei Fälle:λ ∈
/ [0, a] ⇒ Rλ ist auf L2 ([0, a]) definiert und beschränkt
⇒ ρ(A) =] − ∞, 0[∪]a, ∞[ Resolventenmenge
λ ∈ [0, a] ⇒ Rλist unbeschränkt
f (x)
D(Rλ ) = {f ∈ H| ∈ L2 ([0, a])} liegt dicht in H.
x−λ
⇒ σc = {λ ∈ [0, a]} kontinuierliches Spektrum

Idee: approximiere f durch


(
1
f (x) |x − λ| < n
D(Rλ ) ∋ fn (x) =
0 sonst

Lemma:
4.8 Definitionen 76

a) Seien S : H ⊆ D(S) → H und T : H ⊇ D(T ) → H bijektive Operatoren, so gilt:

T −1 − S −1 = T −1 (S − T )S −1 falls D(S) ⊂ D(T )

und T −1 − S −1 = S −1 (S − T )T −1 falls D(S) ⊃ D(T ).

b) Sei A : H ⊇ D(A) → H abgeschlossen und bijektiv und B : H ⊇ D(B) → H ein


linearer Operator mit D(A) ⊂ D(B) und kBA−1 k < 1, dann ist A + B abgeschlossen,
bijektiv und

X ∞
X
−1 n −1 −1 n
(A + B) = (−1) A (BA ) = (−1)n (A−1 B)n A−1
n=0 n=0

a) Nachrechnen
P∞
b) Neumann’sche Reihe (I − T )−1 = n=0 Tn falls kT k < 1

(A + B)−1 = A−1 (I + BA−1 )−1 [= (I + A−1 B)−1 A−1 ] nur andere Aufsummation

kBA−1 k < 1

Satz:

a) Sei A ein abgeschlossener Operator in H. Dann ist ρ(A) offen, σ(A) abgeschlossen in
C. Ist insbesondere λ0 ∈ ρ(A), so gehört auch jedes λ ∈ C mit |λ − λ0 | < kRλ 1(A)k zu
0
ρ(A) und es gilt
X∞
Rλ (A) = (λ − λ0 )n Rλ0 (A)n+1
n=0

b) Sei T : H → H beschränkt, so ist σ(T ) kompakt und es gilt:


σ(T ) ⊆ {λ ∈ C| |λ| ≤ kT
Pk}
Ferner gilt Rλ (T ) = − ∞ 1 n
n=0 λn+1 T für |λ| > kT k
Man nennt tσ (T ) = sup{|λ| |λ ∈ σ(T )} den Spektralradius von T .
c) Für einen beschränkten Operator T : H → H ist σ(T ) 6= ∅
d) Für einen unitären Operator U : H → H gilt σ(U ) ⊂ {λ ∈ C| |λ| = 1}
e) Für einen beschränkten hermiteschen Operator T : H → H gilt
1. Das Spektrum σ(T ) ist reell.
2. λ ∈ R ist genau dann ein Eigenwert von T , wenn W (T − λI) nicht dicht in H
liegt.
3. Das residuale Spektrum ist leer, σR (T ) = ∅
4. Sind m− = inf h x| T xi und m+ = max h x| T xi, so gilt:

kT k = max{|m− |, |m+ |}

σ(T ) ⊂ [m− , m+ ] und m− und m+ sind Spektralwerte

Skizze der Beweise:


77

1
a) Sei λ0 ∈ ρ(A) und sei λ ∈ C mit |λ − λ0 | < kRλ0 (A)k
Setze A′ = A − λ0 I = Aλ0 und B ′ = (λ0 − λ)I
kB ′ A′−1 k < 1 ⇔ |λ − λ0 | < kRλ 1(A)k = kA′−1
1
k
0

Lemma:

X ∞
X

(A + B )′ −1
= Rλ (A) = n
(−1) Rλ0 [(λ0 − λ)Rλ0 ] = n
(λ − λ0 )n Rλn+1
0
n=0 n=0

⇒ ρ(A) ist offen.


σ(A) = C \ ρ(A) ist abgeschlossen.
b) A = −λI und B = T

X
RT = (A + B)−1 = (−1)n A−1 (BA−1 )n
n=0
X∞ ∞
X 1
1 T
= (−1)n − (− )n = − Tn
λ λ λn+1
n=0 n=0

c) angenommen σ(T ) = ∅ ⇒ ρ(T ) = C.


Seien x, y ∈ H beliebig und fest, f (λ) = h y| Rλ (T )xi ist analytisch auf C (Siehe
Potenzreihenentwicklung in b))
Für |λ| > kT k gilt:
k(T − λI)xk > (|λ| − kT k)kxk
Nebenrechnung:

|λ|kxk = k(T − λI + T )xk ≤ k(T − λI)xk + kT xk ≤ k(T − λI)xk + kT kkxk


1
⇒ kRλ (T )k = k(T − λI)−1 k ≤ <∞
|λ| − kT k
⇒ f (λ)ist analytisch und beschränkt auf C ⇒ f (λ) ist konstant


y (T − λI)−1 x = h y| Rλ (T )xi = const., d.h. unabhängig von λ 
d) U unitär ⇔ U+ = U −1und U bijektiv.
1 = kU k U erhält die Norm kU −1 k = kU + k = kU k = 1
nach b) ist σ(U ) = {λ||λ| ≤ 1}
λ0 = 0 ist regulär, nach a) |λ| = |λ − λ0 | < kR1λ k = kU 1−1 k = 1 gehört zu ρ(U ).
0

1. Sei λ = α + iβ ∈ C α, β ∈ R 0 6= x ∈ H
Tλ = T − λI

h x| Tλ xi = h x| T xi − λ h x| xi
h x| Tλ xi = h x| T xi − λ h x| xi

−2i Im h x| Tλ xi = 2iβkxk2
⇒ |β|kxk2 = |Im h x| Tλ xi| ≤ |h x| Tλ xi| ≤ kxkkTλ xk
x 6= 0 ⇒ kTλ xk ≥ |β|kxk
angenommen β 6= 0, d.h. kRλ (T )k = kT2−1 k ≤ |β| 1

Rλ (T ) ist fast überall definiert und beschränkt ⇒ λ ∈ ρ(T ) 


4.8 Definitionen 78

2. λ ∈ R und W (T − λI) nicht dicht in H


⇒ es gibt ein 0 6= x0 ∈ W (T − λ)⊥
d.h. 0 = h x0 | (T − λI)xi = h (T − λI)x0 | xi ∀x ∈ H
(T − λI)x0 = 0, d.h. x0 ist Eigenvektor zum Eigenwert λ.
3.
σR (T ) = {λ ∈ C|Rλ (T ) existiert, ist aber nicht dicht definiert}
= {λ ∈ C|W (T − λI) nicht dicht, T − λI injektiv}
nach 2) folgt aus W (T − λI) nicht dicht, dass N (T − λI) 6= {0}
⇒ T − λI ist nicht injektiv ⇒ σR (T ) = ∅
4. m− ≤ h x| T xi ≤ m+ ∀kxk = 1 m = max{|m− |, |m+ |}
|h x| T xi| ≤ kxkkT xk ≤ kxk2 kT k
m ≤ kT k (⋆)
   
1 1 1 1 1
η 6= 0 kT xk2 = T (ηx + T x) η + T x − T (ηx − T x) (ηx − T x)
4 η η η η
 
1 1 1
≤ mkηx + T xk2 + mkηx − T xk2
4 η η
 
m 1 kT xk
= |η|2 kxk2 + 2 kT xk2 ∀η, |η|2 =
2 |η| kxk
= mkT xkkxk
⇒ kT xk ≤ mkxk ⇒ kT k ≤ m ⇒ kT k = m zusammen mit ⋆
- zeige, dass jedes λ = m+ + ε ∈ ρ(T ) ⇒ σ(T ) ⊂ [m− , m+ ]
sei x 6= 0
k(T − λI)xkkxk ≥ |h x| (T − λI)xi|
≥ − h x| (T − λI)xi
= − h x| T xi + λ h x| xi ≥ (−m+ + λ)kxk2 ≥ ǫkxk2
1
⇒ kRλ (T )k < ⇒ λ ∈ ρ(T )
ǫ

- zeige, dass m± Spektralwerte sind


o.B.d.A. 0 ≤ m− ≤ m+ y kT k = m+ = sup h x| T xi
Es existiert eine Folge xn mit kxn k = 1 und
h xn | T xn i = m+ − δn δn ≥ 0 und δn → 0
kT xn k ≤ kT kkxn k = m+
kT xn − m+ xn k2 = kT xn k2 − 2m+ h xn | T xn i + m+ kxn k2
≤ m2+ − 2m+ (m+ − δn ) + m2+ = 2m+ δn
somit gibt es keine Konstante c > 0, so dass
k(T − m+ I)xk > ckxk ∀x, da k(T − m+ I)xn k ≤ 2m+ δn kxn k
⇒ Rm+ (T ) ist nicht beschränkt ⇒ m+ ∈ / ρ(T ) ⇒ m+ ∈ σ(T )
(oder: yn = (T − m+ I)xn Rm+ yn = xn
kRm+ yn k = kxn k ≥ 2m1+ δn kyn k)
79

4.9 Satz von Riesz- Schauder (ohne Beweis)

Sei A : H → H ein beschränkter, kompakter Operator, dann gilt:


a) σ(A) = σp (A) ∪ 0, d.h. das Spektrum von A ist eine disktrete Punktmenege mit
einzigem möglichen Häufungspunkt λ = 0
b) Jedes λ 6= 0, λ ∈ σ(A) ist ein Eigenwert endlicher Vielfacheit.
Bekannt:
A beschränkter hermite’scher Operator
y Eigenvektoren |ϕi i bildeneine Basis
P P
y Spektraldarstellung A = λPλ mit Pλ = |ϕi i hϕi |
P λ λi =λ
h x| Ayi = λ h x| Pλ yi
λ
Verallgemeinerung auf unbeschränkte selbstadjungierte Operatoren. A ist selbstadjun-
giert, falls D(A) = D(A† ) und Ax = A† x ∀y ∈ D(A)

4.10 Spektralsatz:

Zu jedem selbstadjungierten Operator A auf D(A) existiert eine eindeutig bestimmte


Spektralschar {Eλ |λ ∈ R} mit folgenden Eigenschaften:
a) Für alle x, y ∈ D(A) gilt die Spektraldarstellung
Z∞
h x| Ayi = λdh x| Eλ yi
−∞

b) Der Definitionsbereich D(A) besteht aus allen x ∈ H für die


Z∞
λ2 dh x| Eλ xi < ∞
−∞

c) Ist A : H → H beschränkt, so ist


Eλ = 0 für λ < −kAk
Eλ = 1 für λ > kAk
X
und „Eλ = Pλ „
λ′ ≤λ

Was ist Eλ ? y Spektralmaß

Sei H ein Hilbertraum und (X, A) ein meßbarer Raum (i.e. Raum + σ-Algebra).
Dann heißt eine projektorwertige Funktion
A ∋ S → E(s)
,die jeder Menge S aus der σ-Algebra A einen Projektionsoperator E(S) auf H zuordnet,
ein Spektralmaß auf X, wenn gilt:
4.10 Spektralsatz: 80

a)
E(X) = I

b) Für jede disjunkte Folge Sn in A gilt:


[ ∞
X
E( Sn ) = E(Sn )
n=1 n=1

Ferner gilt:

- E(∅) = 0
-

R∩S =∅ ⇒ E(R ∪ S) = E(R) + E(S)


E 2 (R ∪ S) = (E(R) + E(S))2 = E 2 (R) + E 2 (S) + E(R)E(S) + E(S)E(R)
= E(R) + E(S) ⇒ E(R)E(S) = 0

R⊆S ⇒ E(R)E(S) = E(R)


E(S \ R) = E(S) − E(R)

Sei E ein Spektralmaß auf (X, A) mit X = R(n) und A = B (n) =Borel-Algebra (kleinste
σ-Algebra, die alle offenen Mengen enthält), so wird durch

µxy = h x| E(S)yi ∀x, y ∈ H

ein komplexe Maß definiert.


Ist |f (λ)| < M eine beschränkte, Borel meßbare Funtkion, so existiert eine eindeutig be-
stimmter Operator F : H → H, so dass
Z Z
h x| F yi = f (λ)dh x| Eλ yi = f (λ)dµxy
R(n) R(n)

Bemerkungen:

• σ-Algebra: ∅, X ∈ A
Mit S ∈ A ⇒ X \ S ∈ A
S

S1 , S2 , · · · ∈ A ⇒ Sn ∈ A
n=1

• f heißt meßbar, wenn für jedes α ∈ R die Menge {x ∈ X|f (x) > α} ∈ A ist.
81

4.11 Definition eines Integrals bzgl. eines Maßes µ

1) Integral für Treppenfunktionen


Sei
Xn Z n
X
f= fk χsk so definiert man f dµ = fk µ(sk )
k=1 k=1

2) Integral für positive, meßbare Funktionen


Sei fn eine monoton wachsende Folge von Treppenfunktionen mit fn → f , so gilt
Z Z
f dµ = lim fn dµ
n→∞

3) Integral für meßbare Funktionen

f = f+ − f− mit f+ = sup(f, 0) f− = sup(−f, 0)

f+ und f− sind beides positiv meßbare Funktionen.


Z Z Z
f dµ = f+ dµ − f− dµ

Es gilt:

Ist f : Rn → C eine beschränkte, meßbare Funktion, dann gilt:


Z
h x| Fy i = f (λ)dh x| Eλ yi

Z * + Z
D E
x F † y = h F x| yi = h y| F xi = f (λ)d y Eλ x = f (λ)dh x| Eλ yi
|{z}
hermitesch

f = f1 + f2 ⇒ h x| F yi = h x| F1 yi + h x| F2 yi

f = f1 · f2 ⇒ h x| F yi = h x| F1 F2 yi = h x| F1 F2 yi

D.h. alle Operatoren welche von einem Spektralmaß erzeugt werden kommutieren (y max.
Menge von gleichzeitig meßbaren Observablen)
f : Rn → R d.h. reell-wertige Funktion ⇒ F ist hermitesch.
|f | = 1 ⇒ F ist unitär R
Insbesondere wirde durch f (λ) = eitλ der unitäre Operator h x| Ut yi = eitλ dh x| Eλ yi auf
H definiert. Mit Ut=0 und Ut+s = Ut Us . Man nennt die Schar {Ut |t ∈ R} eine unitäre
Transformationsgruppe.
4.12 Axiomatische Quantenmechanik 82

4.12 Axiomatische Quantenmechanik

oder „Was hat dies alles mit Physik zu tun?“

Sei H ein Hilbertraum, A : D(A) → H ein selbstadjungierter Operator und E A das


zugehörige Spektralmaß auf X = R. Dann heißt
1
A
PxA (S) = x E (S)x ∀S ∈ B(R) : Borellalbgebra auf R
kxk2

das Wahrscheinlichkeitsmaß von A im Zustand x ∈ D(A) und


1
FλA (λ) = dh x| Eλ yi
kxk2
−∞

die Verteilungsfunktion von A im Zustand X.

Axiom A: a) Jedem quantenmechanischem System wird ein Hilbertraum H zugeordnet. Zu


jedem Zeitpunkt t ∈ R wird der Zustand des Systems durch einen Vektor ψ(t) =
|ψ(t)i ∈ H repräsentiert.
b) Observablen des Systems (z.B. Ort, Impuls, Energie, · · · ) werden durch selbst-
adjungierte Operatoren dargestellt. Der Erwartungswert der Observablen A im
Zustand ψ ist durch
1
hAi = h ψ| Aψi
kψk2
gegeben.
Deterministische Messung: Sei der Observablen a der selbsadjungierte Operator A
mit Spektralmaß E A zugeordnet, und wird durch ψ(t) ∈ H, t ∈ R der Zustand
des Systems zur Zeit t repäsentiert und ist B ⊂ R eine Borelmenge, so ist
1
A
A
Pψ(t) (B) = ψ(t) E (B)ψ(t)
kψk2

die Wahrscheinlichkeit bei einer Messung der Observalben a zur Zeit t ein Er-
gebnis α ∈ B zu erhalten.
präperative Messung: Sei der selbstadjungierte Operator A mit Spektralmaß E A
des Obserbablen a zugeordnet und B ⊂ R eine Borelmenge. Liefert dann eine
präperative Messung von a zur Zeit t0 den Wert α ∈ B, so kann das System zu
einem Zeitpunkt t > t0 nur in einem Zustand ψ(t) sein für den gilt, dass

1

A
Pψ(t0)
(B) = )
ψ(t0 ) E A (B)ψ(t0 ) = 1
kψ(t0 k2

Axiom B: Wird einem System der Hilbertraum H zugeordnet, so werden kompatiblen Ob-
servablen a1 , · · · an , welche beliebig genau simultan gemessen werden können,
vertauschbare selbstadjungierte Operatoren A1 , · · · An zugeordnet.
83

Zwei selbsadjungierte Operatoren A1 und A2 mit Spektralmaßen E1 und E2 vertauschen


genau dann, wenn [E1 (B1 ), E2 (B2 )] = E1 (B1 )E2 (B2 ) − E2 (B2 )E1 (B1 ) ∀B1 , B2 ∈ B(R).

Beispiele: Teilchen in einem unendlich hohen Potentialtopf.


H = L2 ([0, a])
Ortsoperator X̂ψ(x) = xψ(x) beschränkter, hermitescher Operator.
Impulsoperator P̂ ψ(x) = ~i dψ
dx unbeschränkter, abgeschlossener Operator
σ(x) = σc (x) = {λ ∈ R|0 ≤ λ ≤ a} kontinuierliches Spektrum
Spektralmaß: B ⊂ R
E X (B)ψ(x) = χB (x)ψ(x)
Wobei χB eine charakteristische Funktion der Menge B ⊂ R ist.
Wahrscheinlichkeit bei der Messung des Systems im Zustand ψ die Position x ∈ B
zu finden
Z Z
1 1 2 1
X
Pψ (B) = 2
X
hψ| E (B) |ψi = 2
dx χB (x) |ψ(x)| = 2
dx |ψ(x)|2
kψk kψk kψk B

Axiom C: - Einem quantenmechanischen System wird der Hamiltonoperator H(t) t ∈ R


zugeordnet. Dieser selbstadjungierte Operator repräsentiert die Gesamtenergie
zur Zeit t.
- Alle Obserbablen die keine Funktion der Energie sind (z.B. Ort und Impuls)
werden durch zeitunabhängige selbstadjungierte Operatoren beschrieben.
- Es existiert eine unitäre Operatorfunktion U (t, t0 ), der Zeitentwichlungsopera-
tor, so dass
(1) U (t, t0 ) = I
(2) U (t, t′ )U (t′ , t′′ ) = U (t, t′′ ) ∀t, t′ , t′′ ∈ R
d
(3) ~i dt U (t, t0 )ψ = H(t)ψ(t, t0 )ψ
Axiom D: Selbstadjungierte Operatoren A1 · · · An in H repräsentieren eine vollständige
P Menge
von Observablen (Dirac), wenn ein Maß µ auf B(Rn ) mit Träger = σ(A1 ) × · · · ×
σ(An )x und ein isometrischer Isomorphismus

U : H → L2 (Rn , µ)

existiert, so dass die Operatoren

A′k = U Ak U −1 : L2 (Rn , µ) → L2 (Rn , µ)

Multiplikationsoperatoren sind, d.h.

A′k f (λ1 · · · λ2 ) = λk f (λ1 · · · λ2 ) ∀f ∈ D(A′k )


Z

D(Ak ) = {f ∈ L2 (R , µ)|n
λ2k |f (λ1 · · · λ2 |2 dλn < ∞}
Rn
Die Operatoren A′1 · · · A′n
heißen kanonische Formen oder Spektraldarstellungen der
Observablen a1 · · · an .
Für ein quantenmechanisches System in einem Hilbertraum H existiert eine vollstän-
dige Menge von selbstadj. Operatoren {A1 · · · An } in H.
5.1 84

5 Einführung in die Gruppentheorie

5.1

5.1.1 Lineare Lie - Gruppe

Definition: Eine Menge G 6= ∅ heißt Gruppe, wenn in G eine Verknüpfung

G × G ∋ (g1 , g2 ) → g1 g2 ∈ G

mit den folgenden Eigenschaften definiert ist:


a) Assoziativgesetz:
(g1 g2 )g3 = g1 (g2 g3 )
b) Existenz eines neutralen Elements, d.h. es existiert ein e ∈ G, so dass

eg = ge = g ∀g ∈ G

c) Existenz eines inversen Elements, d.h. zu jedem g ∈ G existiert genau ein Ele-
ment g −1 ∈ G mit gg −1 = g −1 g = e
- Gilt zusätzlich das Kommutativgesetzt g1 g2 = g2 g1 ∀g1 , g2 ∈ G, so heißt G
abel’sche Gruppe
- Besteht die Menge G aus endlich vielen Elementen, so heißt G eine endliche Gruppe
und die Anzahl |G| ihrer Elemente heißt die Ordnung von G
- Eine Teilmenge H einer Gruppe G heißt eine Untergruppe von G, wenn H bezüglich
der Verknüpfung von G selbst eine Gruppe ist. Notwendig und hinreichend dafür ist
a)
h1 , h2 ∈ H ⇒ h1 h2 ∈ H
b)
h ∈ H ⇒ h−1 ∈ H
Man schreibt H ≤ G

Beispiele: 1. Die allgemeine lineare Gruppe (Gruppe der beschränkten, invertierbaren, linea-
ren Abbildungen auf n-dimensionalen Vektorräumen):

GL(n, K) = {A ∈ Kn×n | det A 6= 0} mit K = R oderC

2. Die spezielle lineare Gruppe:

SL(n, K) = {A ∈ Kn×n | det A = 1}

3. Die orthogonale Gruppe:

O(n) = {A ∈ Rn×n | AT = A−1 } (n = 3, Drehungen und räumliche Inversion)

4. Die spezielle orthogonale Gruppe:

SO(n) = {A ∈ Rn×n | AT = A−1 , det A = 1}


85 5.1.2 Untergruppen und Normalteiler

5. Die unitäre Gruppe:

U (n) = {A ∈ Cn×n | A† = A−1 }

6. Die spezielle unitäre Gruppe:

SU (n) = {A ∈ Cn×n | A† = A−1 , det A = 1}

7. Die allgemeine Lorentzgruppe:


 
T Ep×p 0
O(p, q) = {A ∈ Rn×n | A Jpq A = Jpq , p + q = n, Jpq =
0 −Eq×q
Pp Pp
(Invarianz der Sesquilinearform Spq (~x, ~y ) = i=1 xi yi − i=p+1 xi yi )
Definition: Eine Untergruppe G < GL(n, K) heißt eine m-dimensionale lineare Lie - Gruppe,
wenn die Elemente von G n × n Matrizen

α) = R(α1 , · · · , αm ) = rij (~
R = R(~ α)

sind, die auf einer Menge Ω ⊂ Rn definiert sind, mit den folgenden Eigenschaften:
a) R(~0) = R(0, · · · , 0) = En×n
b) Die Matrixelemente rij (~ α) von R(~ α) sind analytische Funktionen von
α1 , · · · , αm in Ω

c) Die Matrizen ∂α j
α) j = 1 · · · m sind linear unabhängig für jedes α
R(~ ~ ∈Ω
d) Zu jedem Paar α ~ ∈ Ω gibt es ein ~γ ∈ Ω, so dass R(~
~, β ~ = R(~γ )
α)R(β)

- Eine lineare Lie - Gruppe heißt abgeschlossen, wenn G als Teilmenge von Kn×n
agbeschlossen ist
- Eine lineare Lie - Gruppe heißt kompakt, wenn G als Teilmenge von Kn×n kompakt
ist, d.h abgeschlossen und beschränkt
- G heißt zusammenhängend, wenn jedes Element g ∈ G mit dem Einselement e ∈ G
durch eine stetige Kurve in G verbunden werden kann.

Beispiele: 1) GL(n, K) ist zusammenhängend, abgeschlossen, aber nicht kompakt


2a) O(n) ist kompakt, aber nicht zusammenhängend
2b) SO(n) ist kompakt und zusammenhängend
3) M (n) und SU (n) sind kompakt und zusammenhängend
4) O(1, 3) die allgemeine Lorentzgruppe ist abgeschlossen, aber nicht kompakt und
nicht zusammenhängend

5.1.2 Untergruppen und Normalteiler

Definition: - Zwei Elemente h, k ∈ G heißen konjugiert, wenn es ein g ∈ G gibt, so dass


k = ghg −1 gilt.
Die Äquivalenzklasse aller zu einem h ∈ G konjugierten Elemente Kn =
{ghg −1 |g ∈ G} heißt die Konjugiertenklasse von h
5.1 86

- Zwei Untergruppen U1 , U2 < G heißen konjugiert, wenn es ein g ∈ G gibt, so


dass
U2 = gU1 g −1 ⇔
U2 g = {U g|U ∈ U2 } = gU1 = {gU |u ∈ U1 }
- Eine Untergruppe N < G, welche selbstkonjugiert für alle g ∈ G ist, heißt
Normalteiler von G, d.h.
gN g −1 = N ⇔ gN = N g ∀g ∈ G
Man schreibt N  G

Satz: Sei G eine Gruppe und N G ein Normalteiler, so bildet die Menge der Nebenklassen
G/N = {N g|g ∈ G} begzüglich der Verknüpfung (N g1 ) · (N g2 ) = N (g1 g2 ) eine
Gruppe, die sogenannte Faktorgruppe G/N von G nach N .

- Neutrales Element von G/N ist N = N e


- inverses Element zu (N g) ist (N g −1 )
- Assoziativität folgt aus der Assoziativität von G und der Verknüpfungsregel

Definiton: Seien G und H Gruppen. Eine Abbildung ϕ : G → H heißt ein Homomorphismus,


wenn
ϕ(g1 g2 ) = ϕ(g1 ) · ϕ(g2 ) ∀g1 , g2 ∈ G
Kern(ϕ) = {g ∈ G|ϕ(g) = eH ∈ H}
Bild(ϕ) = {h ∈ H|h = ϕ(g) für ein g ∈ G}

Satz: Seien Gi i = 1, 2 Gruppen, ϕ : G1 → G2 ein Homomorphismus Ui < Gi Untergrup-


pen und Ni  Gi Normalteiler, so gilt
1) ϕ(e1 ) = e2 und ϕ(g1−1 ) = ϕ(g1 )−1
2) Kern(ϕ) < G1 und Bild(ϕ) < G2
3) ϕ(U1 ) < G2 und ϕ−1 (U2 ) < G1
4) ϕ(N1 )  ϕ(G1 ) und ϕ−1 (N2 )  ϕ−1 (G2 )

Homomorphiesatz: Seien G, H Gruppen und ϕ : G → H ein Homomorphismus, dann gilt:


1) Kern(ϕ) ist Normalteiler von G
2) Die Faktorgruppe G/Kern(ϕ) ist isomorph zu Bild(ϕ)
G/Kern(ϕ) ∼= Bild(ϕ) < H
87 5.1.2 Untergruppen und Normalteiler

Zu 1)

gKern(ϕ) = {gg1 | ϕ(g1 ) = e2 } = {g ′ g| g ′ = gg1 g −1 , ϕ(g1 ) = e2 } = {g ′ g| ϕ(g ′ ) = e2 } = Kern(ϕ)g

Zu 2)

Die Faktorgruppe G/Kern(ϕ) besteht aus Nebenklassen der Form

gKern(ϕ) = {gg1 | g fest g1 ∈ G mit ϕ(g1 ) = e1 }

Isomorph: bijektive Abbildung

G/Kern(ϕ) ∋ gKern(ϕ) → ϕ(g) ∈ Bild(ϕ) (surjektiv)

Injektiv: Sei g ∈ Bild(ϕ) < H ⇒ ∃ g ∈ G mit ϕ(g) = h


Angenommen es gäbe g1 , g2 ∈ G mit ϕ(g1 ) = ϕ(g2 ) = h zeige, dass

g1 Kern(ϕ) = g2 Kern(ϕ)

g1 Kern(ϕ) = {g1 g|ϕ(g) = e}


= {g2 g2−1 g1 g|ϕ(g) = e}
= {g2 g2−1 g1 g|ϕ(g2−1 g1 g) = ϕ(g1−1 )ϕ(g1 )ϕ(g) = h−1 hϕ(g) = e}
= {g2 g ′ |ϕ(g ′ ) = e}
= g2 Kern(ϕ)

Beispiel: - G = GL(n, K)

ϕ(gn ) = det(A) A ∈ Kn×n mit det A 6= 0

ϕ : GL → Kx = {K \ {0}| Verknüpfung = Multiplikation}


Kern(ϕ) = SL(n, K), d.h.

SL(n, K)  GL(n, K)

GL(n, K)/SL(n, K) ∼
= Kx
- SO(n)  O(n)

ϕ(gA ) = det(A) A ∈ O(n)

ϕ : O(n) → {1, −1}O(n)/SO(n) ∼


= {1, −1}
5.1 88

Definition: Sei G = {R = R(~ α) ∈ GL(m, K)|~ α ∈ Ω ⊂ Rm , O ∈ Ω} eine m-dimensionale Lie -


Untergruppe von GL(m, K)
1) Sei ~γ = ~γ (t), −ε < t < ε mit γ(~0) = 0 eine analytische Kurve in Ω durch ~0 ∈ Rm ,
dann heißt
A(t) = R(γ(t)), −ε < t < ε
eine analytische Kurve in G durch e.
Ist A(t) für alle t ∈ R definiert und gilt

A(t + s) = A(t)A(s)∀t, s ∈ R,

so heißt A(t) eine Einparameter-Untergruppe von G.


2) Ist A(t), −ε < t < ε eine analytische Kurve in G durch e, so heißt

X ∂R m
d d
A = A(t)|t=0 = R(γ(t))|t=0 = (0) · γ̇j (0)
dt dt ∂αj
j=1

ein Tangentenvektor an G in e.

5.1.3 Erzeugende und Lie-Gruppen

Sei G eine m-dimensionale Lie-Gruppe.


Dann bildet die Menge L(G) der Tangentialmatrizen an G in E (infinitesimale Erzeu-
genden) einen Vektorraum, d.h. sind A(t) und B(t) analytische Kurven in G mit Tangen-
tialvektoren A und B in E, so hat die Kurve

C(t) = A(t)B(t) den Tangentenvektor A + B (7)


und C(t) = λA(t) den Tangentenvektor λ A (8)

L(G) ist eine Lie-Algebra


Definition: Eine Lie-Algebra L über über K ist ein Vektorraum mit einem zusätzlichen
Lie-Produkt
L × L ∋ (A, B) → [A, B] ∈ L
mit folgenden Eigenschaften:
a) Linearität in beiden Faktoren

[A, λB + µC] = λ [A, B] + µ [A, C]


[λ A + µB, C] = λ [A, B] + µ [B, C]

b) Antikommutativität
[A, B] = [−B, A]

c) Jacobi-Identität
[A, [B, C]] + [C, [A, B]] + [B, [C, A]] = 0
89 5.1.4 Erzeugende und Lie-Gruppen

Definiere Lie-Produkt der Tangentenvektoren A und B durch

[A, B] = AB − BA (Kommutator in QM, Poissonklammer in der Mechanik)

Das Kommutatorprodukt erfüllt die Eigenschaften a), b) und c).


zu zeigen: C = [A, B] ist der Tangentenvektor einer Kurve in G an E, d.h.

A, B ∈ L(G) ⇒ C = [A, B] ∈ L(G)

die gesuchte Kurve ist:

C(t) = A(τ )B(τ )A−1 (τ )B −1 (τ ) mit t = τ 2


d
zeige, dass C = dt C(t) |t=0 = [A, B]
Nachrechnen:

1 √ 1
A(τ ) = E + Aτ + A2 τ 2 + . . . = E + A t + A2 t + . . .
2 2
  −1
√ 1
A−1 (τ ) = E − −A t − A2 t − . . . (9)
2
C(t) = A(τ )B(τ )A−1 (τ )B −1 (τ )
1
. . . ausmultiplizieren und nach der Termen der Ordnung t0 , t 2 , t, . . . sortieren
3
= E + (AB − BA) t + O(t 2 )
C = Ċ(0) = AB − BA = [A, B] ∈ L(G)

wobei Gleichung (9) die Neumann’sche Reihe zur Umformung benutzt wurde.

Satz: Sei G eine lineare Lie-Gruppe


a) Zu jeder Einparameter-Untergruppe A(t) von G existiert ein A ∈ L(G), so dass
A(t) = etA ∀t ∈ R.
b) zu jedem A ∈ L(G) gibt es genau eine Einparameter-Untergruppe A(t) von G mit
A = Ȧ(0) (nämlich genau A(t) = etA ).
zu a) aus A(t + s) = A(t)A(s) folgt A(t) = etA (die definierende Eigenschaft der Expo-
nentialfunktion)
Ȧ(0) = A ⇒ A ∈ L(G)
zu b) klar
Beispiele:
1. L(GL(n, K)) = gl(n, K) = Kn×n
2. L(SL(n, K)) = sl(n, K) = {A ∈ Kn×n |Spur A = 0}

3. L(U (n)) = u(n) = B ∈ Cn×n |B † = −B

4. L(SU (n)) = su(n) = B ∈ Cn×n |B † = −B, Spur B = 0

5. L(O(n)) = L(SO(n)) = o(n) = so(n) = B ∈ Rn×n |B † = −B
5.1 90

5.1.4 Beispiele: SO(3) und SU (2)

Die SO(3) und ihre Lie-Algebra

a) Die Gruppe O(n) zerfällt in zwei disjunkte Teile



[
O(n) = SO(N ) P · SO(n)

mit P · SO(n) = {P A|A ∈ SO(n)} und P ∈ O(n) mit det P = −1.


b) SO(n) ist ein Normalteiler von O(n) und es gilt

O(n)/SO(n) ≃ {1, −1} d.h. |O(n)/SO(n)| = 2

c) zu jedem A(= aij ) ∈ SO(2) gibt es ein eindeutiges ϕ ∈ [0, 2π[,so dass
 
cos ϕ − sin ϕ
A=
sin ϕ cos ϕ

Spur A = 2 cos ϕ legt ϕ bis auf das Vorzeichen eindeutig fest


d) Sei {e1 , e2 , e3 } die Standardbasis des R3 und sei α ∈ [0, 2π[
     
1 0 0 cos α 0 sin α cos α − sin α 0
R1 (α) = 0 cos α − sin α R2 (α) =  0 1 0  R3 (α) =  sin α cos α 0
0 sin α cos α − sin α 0 cos α 0 0 1

sind die Generatoren der SO(3). Zu jedem A ∈ SO(3) gibt es Euler’sche Winkel
ϕ, θ, ψ ∈ [0, 2π[, so dass

SO(3) ∋ A = R3 (ψ)R2 (θ)R1 (ϕ)

e) 
Die Lie-Algebra
 so(3) besteht aus allen antisymmetrischen Matrizen der Form
0 −x y
x 0 −z und hat eine Basis der Form
−y z 0

     
0 0 0 0 0 1 0 −1 0
R∞ = 0 0 −1 R∈ =  0 0 0 R∋ = 1 0 0
0 1 0 −1 0 0 0 0 0

f) Es gelten die Vertauschungsrelationen


3
X
[Ri , Rj ] = εijk Rk (εijk total antisym. Tensor)
k=1

g) Ri sind die Generatoren von SO(3) und Ri die infinitesimalen Erzeugenden


 
d
Ri = Ri (α) Ri (α) = eαRi
dx α=0
91 5.2.1 Beispiele: SO(3) und SU (2)

Die SU (2) und ihre Lie - Algebra

A ∈ SU (2) ⇔ AA† = A† A = 1 und det A = 1


     2 
a c † ā b̄ ! |a| + |c|2 ab̄ + cd¯ !
A= A = 1= det a = ab − bc = 1
b d c̄ d¯ bā + dc̄ |b|2 + |d|2

⇒ |a|2 + |c|2 = 1
|b2 | + |d2 | = 1
ab̄ + cd¯ = 0
ad − bc = 1

Lsg:

c = −b̄
d = ā
|a| + |b|2 = 1
2

Die Gruppe SU (2) besteht aus allen Matrizen der Form


 
a −b̄
A= mit |a|2 + |b|2 = 1 a, b ∈ C (d.h. 3 reelle Parameter)
b ā

Die Gruppe SU (2) wird erzeugt von den Matrizen


     iα 
cos α2 i sin α2 cos α2 sin α2 e 2 0
S1 (α) = α α S2 (α) = S3 (α) = −i α
i sin 2 cos 2 − sin α2 cos α2 0 e 2

d.h. zu jedem A ∈ SU (2) gibt es Cayley - Klein’sche Parameter (das Analogon zu den
Euler’schen Winkeln) α, β, γ ∈ [0, 4π], so dass

a = S3 (γ)S2 (β)S1 (α)

Die Lie - Algebra SU (2) = L(SU (2)) besteht aus Matrizen der Form
 
ix y + iz
A= x, y, z ∈ R
−y + iz −ix

und hat als R-Basis die infinitesimalen Generatoren


     
1 0 i 1 0 −1 1 i 0
σ1 = σ2 = σ3 =
2 i 0 2 1 0 2 0 −i
P
Es gelten die Vertauschungsrelationen [σi σj ] = k εijk σk .
Es gilt:
d
σj = Sj (α)|α=0 und Sj = eασj
dx
Die Lie - Algebren SU (2) und SO(3) sind isomorphe, reelle 3- dimensionale Lie - Algebren
σj ↔ Rj
5.2 92

5.2

5.2.1 Grundbegriffe der Darstellung von linearen Lie-Gruppen

Definition: Sei G eine beliebige Gruppe, K = R oder C ein Körper, V ein endlich- dimensionaler
K-Vektorraum, GL(V ) die Gruppe der linearen, invertierbaren Abbildungen A : V →
V
a) Einen Gruppenhomomorphismus

D : G → GL(V ), G ∋ g → D(g) ∈ GL(V )

nennt man eine (lineare) Darstellung der Gruppe G auf dem Trägerraum V . Es
gilt:
1) D(g) ∈ GL(V ) ∀g ∈ G
2) D(g1 g2 ) = D(g1 )D(g2 ) ∀g1 , g2 ∈ G
3) D(e) = 1
4) D(g −1 ) = D(g)−1 ∀g ∈ G
b) Eine Darstellung D von G auf V mit D(g) = I ∀g ∈ G heißt triviale Darstellung
von G auf V .
Eine Darstellung D von G auf V mit

e 6= g ∈ G → I 6= D(g) ∈ GL(V )

heißt eine treue Darstellung von G auf V


c) Ein Gruppenhomomorphismus

D : G → GL(n, K) G ∋ g → D(g) = A = (aij )

mit (aij ) ∈ GL(n, K) heißt eine Matrixdarstellung von G vom Grade n über K
d) Seien V1 und V2 n-dimensionale K-Vektorräume und D1 und D2 Darstellungen
von G auf V1 bzw. V2 . D1 und D2 heißen äquivalente Darstellungen, wenn es
einen Isomorphismus T : V1 → V2 gibt, so dass

T D1 (g) = D2 (g)T ⇔ D2 (g) = T D1 (g)T −1 ∀g ∈ G

e) Zwei Matrixdarstellungen D1 und D2 : G → GL(n, K) heißen äquivalent, wenn


es eine reguläre Matrix T ∈ GL(n, K) gibt, so dass

T D1 (g) = D2 (g)T ⇔ D2 (g) = T D1 (g)T −1 ∀g ∈ G

Definition: Sei G eine Gruppe und H ein (separabler) Hilbertraum über C


a) Eine Abbildung D : G → H welche die Bedingungen
1) D(g1 g2 ) = D(g2 )D(g1 ) ∀g1 g2 ∈ G
2) D(e) = Ib heißt eine Darstellung von G auf H
b) Die Darstellung heißt beschränkt, wenn

sup kD(g)k < ∞


g∈G

c) Die Darstellung heißt unitär, wenn D(g) ∀g ∈ G ein unitärer Operator ist.
93 5.2.2 Reduzible und irreduzible Darstellungen

d) Zwei Darstellungen D1 , D2 von G auf H heißen äquvivalent, wenn es einen


beschränkten, bijektiven, linearen Operator T : H → H gibt, so dass
T D1 (g) = D2 (g)T ∀g ∈ G
und unitär äquvivalent, falls T ein unitärer Operator ist.

Beispiel: Sei H = L2 (R3 ) der Hilbertraum


R der quadratintegrablen Funktionen ϕ : R3 → C mit
Skalarprodukt h ϕ| ψi = R3 ϕ̄(x)ψ(x)d3 x. Für die orthogonale Gruppe O(3) wird
durch
D : O(3) ∋ R → D(R) mit (D(R)ϕ)(x) = ϕ(R−1 x)
eine unitäre Darstellung von O(3) auf L2 (R3 ) definiert.

D E
ϕ D† (g)D(g)ψ = h D(g)ϕ| D(g)ψi
Z
= ϕ(R−1 x)ψ(R−1 x)d3 x
Z
∂x
= ϕ(y)ψ(y) d3 y mit y = R−1 x
∂y
Z
= ϕ(y)ψ(y) | det R| d3 y = h ϕ| ψi
| {z }
=1

5.2.2 Reduzible und irreduzible Darstellungen

Definition: a) Eine Teilmenge U ⊂ H heißt ein abgeschlossener Unterraum von H, wenn U ein
linearer Teilraum von H ist und als Menge in H abgeschlossen ist.
b) Ist U ⊂ H ein abgeschlossener Unterraum und T : H → H ein beschränkter
linearer Operator, so heißt U invariant unter T , wenn
Tu ∈ U ∀u ∈ U
c) Eine Darstellung D von G auf H heißt irreduzibel, wenn es außer {0} und H kei-
ne abgeschlossenen Unterräume von H gibt, die unter allen linearen Operatoren
D(g), g ∈ G invariant sind.
Beispiel: Sei G = SO(2) = Drehungen um die x-Achse mit Winkel ϕ.
 
1 0 0
Sei H = R3 und D(g) = 0 cos ϕ − sin ϕ
0 sin ϕ cos ϕ
L
R3 = U1 V2 mit
U1 = {(x, y, z) ∈ R3 | y = z = 0} ∼
=R
3 ∼
V2 = {(x, y, z) ∈ R | x = 0} = R2
U1 und V2 sind abgeschlossene Unterräume.
U1 und V2 sind invariant unter allen D(g).
⇒ D(g) ist reduzibel.
5.2 94

Satz: Sei D eine unitäre Darstellung von G auf H, U ein abgeschlossener Unterraum von
H und P die orthogonale Projektion von H auf U , dann gilt:
a) Das orthogonale Komplement U ⊥ ist genau dann invariant unter D, wenn U
invariant unter D ist.
b) U ist genau dann invariant unter D, wenn P mit allen Operatoren D(g) g ∈ G
vertauschbar ist.
zu a) Sie U ⊂ H invariant unter D. Sei y ∈ U ⊥ so gilt für alle x ∈ U
D(g −1 )x ∈ U, weil U ein invarianter Unterraum ist
y⊥D(g −1 )x
hy| D(g −1 ) |xi = 0
h D(g)y| xi = 0, weil D(g) unitär ist.

D(g)y ∈ U ⇒ D(g)U ⊥ ⊂ U ⊥
zu b) y Sei U invariant ⇒
P D(g)x = P D(g)P x + P D(g)(I − P ) x = D(g)P x ∀x ∈ H
| {z } | {z }
∈U ∈ U⊥

⇒ P D(g) = D(g)P
x Sei u ∈ U , so gilt:
D und P vertauschen
D(g)u = D(g)P u = P D(g)u ∈ U ⇒ U invariant

Definition: Sei D eine Darstellung von G auf H


a) H heißt eine direkte Summe von Unterräumen H1 , H2 , . . .

M
H= Hi
i=1
wenn:
1) Hi ⊥Hj für i 6= j P
2) jedes x ∈ H kann eindeutig in der Form x = ∞ i=1 xi mit xi ∈ Hi geschrie-
ben werden.
b) Die Darstellung D von G auf H heißt vollständig reduzibel, wenn

M
H= Hi
i=1
und wenn jede Einschränkung Di = D|Hi irreduzibel ist.
Man schreibt
M∞
D= Di
i=1
und nennt dies die direkte Zuordnung von D in ihre irreduziblen Bestandteile.
- (wie zuvor) 3
Beispiel: L σ = SO(2), H = R
H = U1 V 2
D1 = I triviale Darstellung

cos ϕ − sin ϕ
D2 = = SO(2)
sin ϕ cos ϕ
L
D=I SO(2)
95 5.2.3 Schur’sches Lemma

L
- Sei H = R3 R3 , Tensorprodukt zweier Vektoren
 
X O u 1 v1 u 1 v 2 u 1 v 3
H∋ ui vj ei ej = u2 v1 u2 v2 u2 v3 
ij=1 u 3 v1 u 3 v 2 u 3 v 3

D O O E 3
X 3
X

~u ~v ~s ~ = h~u| ~si h~v | wi
w ~ = ui si · vj wj
i=1 j=1

G = SO(3)
O O
G ∋ R → D(R) : H → H mit D(R)~u ~v = R~u R~v
denn H = 9
O  
1 1 1
ui vj = (~u ~v )ij = h~u| ~v i δij + (ui vj − uj vi ) + (ui vj + uj vi ) − h~u| ~v i δij
|3 {z } |2 {z } |2 {z }
Vielfaches von 1 anitsymm. Matrix spurlose sym. Matrix

9= 1+ 3+ 5
M M
H= H0 H1 H2
O
T
[D(R)δij ei ej ]ij = (D(R)1)ij = Rik Rjl δkl = Rik Rjk = Rik Rkj = (RRT )ij = 1ij
D0 = D|H0 = 1 triviale Darstellung

O
[D(R)(uk vl − ul vk )(ek el )]ij = Rik Rjl (uk vl − ul vk )
= Rik uk Rjl vl − Rjl ul Rik vk
ei vej − u
= u ej vei antisym. bzgl. i ⇔ j

d.h. der Unterraum der antisym. Matrizen


L ist ebenfalls invariant.

H0 und H1 invariant y H2 = (H0 H1 ) invariant.

5.2.3 Schur’sches Lemma

1) Seien D und D′ unitäre, irreduzible Darstellungen einer Gruppe auf Hilberträumen


H und H′ und sei S : H → H′ ein beschränkter, linearer Operator, so dass

SD(g) = D′ (g)S ∀g ∈ G

dann gilt:
a) entweder ist S ein Isomorphismus von H auf H′ und die Darstellungen D und
D′ sind äquivalent
b) oder es ist S = 0
2) Eine unitäre Darstellung D von G auf H ist genau dann irreduzibel, wenn die einzigen
beschränkten, linearen Operatoren in H, die mit allen D(g) vertauschbar sind, skalare
Vielfache der Identität sind.
5.2 96

Skizze der Beweise:


zu 1) Es gelte:

SD(g) = D′ (g)S ∀g ∈ G | adjungieren (10)


† † † ′† −1 −1 −1 †
D (g)S = S D (g ) | unitär [D(g ) = D(g) = D(g) ]
−1 † † ′ −1
D(g )S = S D (g ) ∀g ∈ G
† † ′
D(g)S = S D (g) (11)

(1) (2)
S † SD(g) = S † D′ (g)S = D(g)S † S
(2) (1)
SS † D′ (g) = SD(g)S † = D′ (g)SS † ∀g ∈ G

somit vertauscht V = S†S mit allen D(g)


und V ′ = SS † vertauscht mit allen D′ (g)

Da S ein beschränkter, lineare Operator ist, sind V : H → H und V ′ : H′ → H′


positive, selbstadjungierte Operatoren. Nach dem Spektralsatz gibt es eine eindeutig
R∞
bestimmte Spektralschar {Eλ |λ ∈ R} mit V = λdEλ . Jedes Eλ ist ein Projektor,
−∞
d.h. Eλ = Eλ†
= Eλ2
und Eλ ≤ Eµ für λ < µ d.h. h x| Eλ xi ≤ h x| Eµ xi ∀x. Hat V ein
reines Punktspektrum σ(V ) = {λ1 , λ2 , . . . }, so projeziert Eλ auf die direkte Summe
der Eigenräume zu Eigenwerten µ ≤ λ. Jedes Eλ vertauscht mit allen beschränkten
linearen Operatoren, die mit V vertauschbar sind, also

D(g)Eλ = Eλ D(g) ∀g ∈ G, λ ∈ R

Jeder abgeschlossene Unterraum Hλ = Eλ H ist invariant unter D. Da D nach


Voraussetzung irreduzibel ist gilt Hλ = H oder Hλ = {0}. D.h. Eλ = I oder Eλ = 0.

Ist
Eλ = 0 ∀λ ⇒ V =0 ⇒ S=0
d.h. Fall b) gilt.
Ist Eλ = I für ein λ ⇒
V = λI
ebenso
V ′ = λ′ I
Betrachte

λS = SV = SS † S = Sλ′ d.h. λ = λ′ oder S = 0 y (b)

Sei
S 6= 0 ⇒ λ = λ′ > 0
Setze U = √1 S
λ
Es gilt
1 † 1
U †U = S S= =I
λ V
97 5.2.4 Anwendungen

und
1 † 1
UU† = SS = V ′ = I
λ λ
so ist U unitär und ein Isomorphismus H → H ⇒ (a)
zu 2) x zu zeigen:
D(g)S = SD(g) ∀g ∈ G ⇒ S = λI
Es gelte
D(g)S = SD(g)
für einen beschränkten, linearen Operator S : H → H

S † D(g) = D(g)S †

definiere S1 = 12 (S + S † ) und S2 = 2i
1
(S − S † ) S = S1 + S2
S1 und S2 sind mit allen D(g) vertauschbar.
S1 und S2 sind selbstadjungierte Operatoren
⇒ S1 = λ1 I, S2 = λ2 I für gewisse λ1 , λ2 ∈ R
S = (λ1 + iλ2 )I d.h. wenn D irreduzibel und SD = DS gilt, so ist S ein Vielfaches
der Identität

x Sei umgekehrt jeder Operator S der SD = DS erfüllt von der Form S = λI für
ein λ ∈ G
⇒ Jeder Projektor P der mit allen D(g) kommutiert ist ein Vielfaches der Identität
P = λI, d.h. P = I oder P = 0
⇒ H und {0} sind die einzigen Unterräume die invariant unter allen D(g) sind.
⇒ D ist irreduzibel.

5.2.4 Anwendungen

Bezug zur Quantenmechanik

physikalisches System = Hilbertraum + Menge an Observablen (i.e. hermitescher Operator)


H Hamiltonoperator (Energie) =
ˆ Zeitentwicklung
1) Sei G eine Gruppe deren Darstellungsoperatoren D(g) ∀g ∈ G mit dem Hamilton-
operator H vertauschen, so nennt man G eine Symmetriegruppe des Hamiltonopera-
tors und es gilt:
a) Jeder Eigenraum von H ist invariant unter der Darstellung D d.h.

HD(g)x = D(g)Hx = ED(g)x

⇒ x ∈ Eingenraums zum Eigenwert E


b) Jeder irreduzible Teilraum von H unter G ist ein Eigenraum von H
Beweis:

Sei H′ ⊂ H ein irreduzibler Teilraum


⇒ D′ = D|H′ ist irreduzibel
Schur
HD′ = D′ H ⇒ H|H′ = λI
5.2 98

2) Für eine abel’sche Gruppe ist jede irreduzible Darstellung eindimensional über C

Beweis:
abel’sch
D(g1 )D(g2 ) = D(g1 g2 ) = D(g2 g1 ) = D(g2 )D(g1 )
D ist irreduzibel und D(g1 ) vertauscht mit allen D(g) ∀g ∈ G

⇒ D(g1 ) = λ1 I λ1 ∈ C

⇒ {D(g)| g ∈ G} ∼
=C

3) Durch
Dm (eiϕ ) = eimϕ m ∈ Z eiϕ ∈ U (1)
sind bis auf Äquivalenz sämtliche irreduziblen, stetigen Darstellungen von U (1) ge-
geben

Dm (eiϕ ) = eimϕ ist eine Darstellung


Dm (eiα eiβ ) = Dm (ei(α+β) ) = eim(α+β) = eimα eimβ = Dm (eiα )Dm (eiβ )
Dm ist irreduzibel, weil es auf einem 1-dimensionalen C-Vektorraum operiert.
Dm und Dn mit m 6= n sind nicht-äquivalent, denn wären Dm und Dn äquiva-
lent, so gäbe es ein D 6= t ∈ C mit

tDm (eiϕ ) = Dn (eiϕ )t ∀eiϕ ∈ U (1)


⇔ teimϕ = einϕ t
⇔ m=n 

(Vollständigkeit des Systems der Dn wird später gezeigt)


4) Sei G eine lineare Lie-Gruppe, N ein abgeschlossener Normalteiler von G. Sei fer-
ner D eine endlichdimensionale, irreduzible Darstellung von D und D0 = D|N die
Einschränkung auf N .
a) Der Trägeraum V von D zerfällt bzgl. D0 in eine direkte Summe von gleichdi-
mensionalen, irreduziblen Teilräumen Vj , j = 1 . . . n bezüglich der Darstellung
D0 d.h.
n
M
V = Vj Dj0 = D0 |Vj irreduzibel und dim Vj = k ∀j = 1 . . . n
j=1

b) Ist m = |G/N | < ∞ die Ordnung der Faktorgruppe, so gilt:


n ≤ m, d.h. die Anzahl der irreduziblen Bestandteile von D0 ist höchstens so
groß wie die Anzahl der Nebenklassen bzgl. N .
Beweis a) D0 ist eine Darstellung von N auf V , jedoch i.a. nicht irreduzibel.
Sei W ⊂ V ein D0 -irreduzibler Teilraum und g ∈ G. U = D(g)W ist ein
gleichdimensionaler Teilraum von V

dim U = dim W [D(g −1 ) = D(g)−1 ]


99 5.2.4 Anwendungen

Da W irreduzibel bzgl. D0 ist auch U irreduzibel bzgl. D0 , denn für gn ∈ N


gilt:
D0 (gn )U = D0 (gn )D(g)W = D(gn g)W = D(g)D(g −1 gn g )W (12)
| {z }
=gn′ ∈N
0
= D(g)D (gn′ )W = D(g)W = U (13)
Da dim V < ∞ gibt es höchstens n verschiedene solcher D0 -irreduzibel Räume.
Uj = D(gj )W j = 1 . . . n Ui ∩ Uj = {0} für i 6= j
L
n
Bilde U = Uj und zeige U = V
j=1
Sei Uj ein D0 -irreduzibler Teilraum. D.h. aus S ⊂ Uj und D(gn )S ⊂ S ∀gn ∈
N ⇒ S = Uj oder {0}
Zeige:
Sei U = U1 + U2 + · · · Un und {i1 . . . in } eine maximale Menge von Indizes, so
dass
Uij ∩ Uik = {0} für j 6= k
so ist M M
U = Ui1 ··· Uin
/ {i1 . . . in } und Ui 6= {0}
Begründung: i ∈
M M
⇒ Ui ∩ Ui1 ··· Uin ⊂ Ui und invariant
M M
⇒ Ui ∩ Ui1 ··· Uin = {0} Maximalität der Indexmenge
oder
M M M M
U1 ∩ Ui1 ··· Uin = Ui d.h. Ui ⊂ Ui1 ··· Uin
d.h.
n
M
U = U 1 + · · · Un = Uij
j=1

Es gilt D(g)W ⊂ U ∀g ∈ G nach Konstruktion der Uj


n
M n
M
⇒ D(g)U = D(g) D(gj )W = D(ggj )W ⊂ U
| {z }
j=1 j=1
⊂U
d.h. U ist invariant unter allen D(g) g ∈ G
U ⊂ V und D irreduzibel auf V
⇒ U =V
b) Sei m = |G/N | < ∞ die Anzahl der Nebenklassen gj N j = 1...m
m
S

Wegen G = gj N gibt es zu jedem g ∈ G ein eindeutiges j, so dass g ∈ gj N ,
j=1
d.h. g = gj gn für ein gn ∈ N .
D(g)W = D(gj gn )W = D(gj )D0 (gn )W = D(gj )W = uj j = 1...m
d.h. n ≤ m
5.2 100

Anwendung: SO(n) ist ein Normalteiler von O(n)

|O(n)/SO(n)| = |{−1, 1}| = 2

D.h. die irreduziblen Darstellungen von O(n) sind höchstens eine direkte Summe von zwei
irreduziblen Darstellung der SO(n).

5.2.5 Darstellung von Lie - Algebren, Exponentialabbildung


und Casimir - Operatoren

Definition: Für einen n-dimensionalen K-Vektorraum V sei L(V ) die zu gl(n, K) isomorphe Lie-
Algebra der linearen Abbildungen A : V → V mit dem Kommutatorprodukt [AB] =
AB − BA.
a) Sei L eine beliebige Lie-Algebra über K. Eine Darstellung D von L auf V
ist ein LA-Homomorphismus D : L → L(V ) und man nennt einen LA-
Homomorphismus D : L → gl(n, K) eine Matrixdarstellung vom Grade n über
K.
b) Eine Darstellung D von L auf V heißt irreduzibel. wenn {0} und V die einzigen
Unterräume von V sind, die invariant unter allen D(L) L ∈ L sind.
c) Eine Darstellung D von L auf V heißt vollständig irreduzibel, wenn
m
M
V = Vj Dj = D|Vj irreduzibel ist
j=1

d) Zwei Darstellungen D1 von L auf V1 und D2 von L auf V2 heißen äquivalent,


wenn es einen Isomorphismus T : V1 → V2 gibt, so dass

D2 (L)T = T D1 (L) ∀L ∈ L

Exponentialabbildung und Logarithmus

Satz:
- Sei A eine lineare Abbildung auf einem Hilbertraum H = Cn×n so wird durch

X
A 1 j
e = A
j!
j=0

die Exponentialabbildung exp : Cn×n → GL(n, C) definiert.


- Für A ∈ Cn×n mit kAk < 1 konvergiert die Reihe

X (−1)j−1
ln(E + A) = Aj
j
j=1

und es gilt:
eln(E+A) = E + A
fall kAk < 1 und ln eA = A falls kAk < ln 2
5.2.5 Darstellung von Lie - Algebren, Exponentialabbildung
101
und Casimir - Operatoren

Satz: Sei G eine abgeschlossene zusammenhängende Untergruppe von GL(n, C) und sei
L(G) die Lie-Algebra von G. So gibt es zu jedem A ∈ G B1 , . . . Bm ∈ L(G), so dass

A = eB1 eB2 · · · eBm

d.h. mit Elementen aus einer ε-Umgebung des Einselementes kann man die ganze
Gruppe erzeugen (ohne Beweis).

Konsequenzen für die Darstellung von Gruppe und Lie-Algebra

Sei G eine abgeschlossene Untergruppe von GL(n, K), L(G) die Lie-Algebra von G und D
eine stetige Darstellung von G auf einem endlich-dimensionalen Vektorraum V . Dann wird
durch
1
D(L) = lim (D(etL ) − E) ∀L ∈ L(G)
t→0 t

eine Darstellung von L(G) auf V definiert, d.h. es gilt:

D(αL) = αD(L)
D(L1 + L2 ) = D(L1 ) + D(L2 )
D([L1 , L2 ]) = [D(L1 ), D(L2 )] für alle L, L1 , L2 ∈ L(G) und α ∈ K

Beweis: A(t) = D(etL ) t ∈ R ist eine Einparametergruppe, denn

A(t1 + t2 ) = D(e(t1 +t2 )L ) = D(et1 L et2 L ) = D(et1 L )D(et2 L ) = A(t1 )A(t2 )

daher existiert
1 d
D(L) = lim (D(etL ) − E) = D(etL )|t=0 = Ȧ(t = 0)
t→0 t dt
und es gilt:
etD(L) = D(etL )
a)
d

etαD(L) = D(etαL ) = D(et(αL) ) = etD(αL) |t=0
dt
αD(L) = D(αL)

b)
h t t
i
etD(L1 +L2 ) = D(et(L1 +L2 ) ) = D lim (e m L1 e m L2 )m
t→∞
stetig
 t t
m d
= lim D(e m L1 )D(e m L2 ) = et[D(L1 )+D(L2 )] |t=0 ⇒ Beh.
t→∞ dt
5.2 102

Benutze: h im2
A B A B
lim e− m e− m e m e m = e[A,B]
m→∞

etD([L1 ,L2 ]) = D(et[L1 ,L2 ] )


 h t im2 
t t t
− m L1 − m L2 m L1 m L2
= D lim e e e e
m→∞

stetig
h t t t t
im2
= lim D(e− m L1 )D(e− m L2 )D(e m )D(e m L2 )
m→∞
h t t t t
im2
= lim e− m D(L1 ) e− m D(L2 ) e m D(L1 ) e m D(L2 )
m→∞
t[D(L1 )D(L2 )]
= e
differenzieren bei t = 0 ergibt die Behauptung.
Sei G eine abgeschlossene zusammenhängende Untergruppe von GL(n, K) mit Lie-
Algebra L(G). Sei ferner D eine stetige endlich-dimensionale Darstellung von G auf V
und sei D die gemäß
1 
D(L) = lim D(etL ) − E
t→0 t
definierte Darstellung von L(G). Dann ist die Darstellung D der Gruppe durch
D(etL ) = etD(L) , L ∈ L(G), tL ∈ U0 (Umgebung von ~0 in V ) eindeutig bestimmt.

Exponentialabbildung
Gruppe G Einparameteruntergruppe / Lie-Algebra L(G)
o
Differentiation in der Nähe des
Einselements
D D

 D(etL ) = etD(L)
/ D:V →V
Darstellung der Gruppe o
D(L) = lim 1t [D(etL ) − E] Darstellung der Lie-Algebra
t→0

Bemerkungen:

• Sei U = eitA ein unitärer Operator, so ist


U −1 = U †
und ist A selbstadjungiert, d.h. A = A† U = etG so ist G schiefadjungiert, d.h.
G = −G†

• Sei G eine Gruppe und D eine unitäre Darstellung der Gruppe auf einem Hilbertraum.
Sei L(G) die zu G gehörende Lie-Algebra
G ∋ g = eA1 . . . eAm mit Ai ∈ L(G)
U = D(g) = D(eA1 . . . eAm )
= D(eA1 ) . . . D(eAm )
= eD(A1 ) . . . eD(Am )
5.2.5 Darstellung von Lie - Algebren, Exponentialabbildung
103
und Casimir - Operatoren

mit D(A) = limt→0 1t (D(etA ) − E)


• D(g) = U unitär ⇒ D(A) schiefadjungiert oder −iD(A) selbstadjungiert. Die Expo-
nentialabbildung von selbstadjungierten Operatoren ist definiert über den Spektral-
satz, d.h. Z Z
A= λdEλ eA = eλ dEλ

Schur’sches Lemma für die Lie-Algebren

Sei L eine Lie-Algebra und sei D eine selbstadjungierte (oder schiefadjungierte) Darstellung
von L auf einem Teilraum ∆ des Hilbertraums H. D ist genau dann irreduzibel, wenn für
jeden selbstadjungierten (oder schiefadjungierten) Operator C in H mit Defintionsbereich
D(C) ⊃ ∆ gilt:
Ist C vertauschbar mit allen D(L), L ∈ L, so ist C ein skalares Vielfaches der Iden-
tität. Jeder Operator mit dieser Eigenschaft heißt ein Casimir-Operator der Darstellung.

Beweis: Es gelte also CD(L) = D(L)C ∀L ∈ L auf ∆ ⊂ H


Sei D eine irriduzible Darstellung. Da C selbstadjungiert ist, existiert eine eindeutig
bestimmte Spektralschar Eλ λ ∈ R. Eλ ist ein Projektionsoperator der auf die Summe der
Eigenräume mit Eigenwerten µ ≤ λ projiziert. Ferner vertauscht Eλ mit jedem Operator
der auch mit C vertauscht,

Eλ D(L) = D(L)Eλ ∀L ∈ L
(
H
Sei Hλ = W (Eλ ) = Eλ (H) so ist Hλ = , da D irriduzibel
{0}
(
1
⇒ Eλ = ⇒ C = λ1
0

Eigenräume von C sind invariant unter D, da CD(L) = D(L)C wenn alle Operatoren,
deren Eigenräume invariant unter D sind, von der Form C = λ1 sind, dann sind die
invarianten Teilräume {0} und H. ⇒ D irriduzibel.

Sei LD selbstadjungiert und eine vollständig reduzble Darstellung von L auf H, d.h.
H = i=1Hi Di = D|Hi irreduzibel und D(L) = D† (L) ∀L ∈ L.
Ziel: (Reduktion nach Gilfand-Zetlin):
- Bestimme alle Casimir-Operatoren für Darstellung D, C|Hn = λn 1 d.h. Hn ist ein
Eigenraum von C.
- Bestimme die Spektralzerlegung jedes Casimir-Operators
⇒ Charakterisierung des Hilbertraums (d.h. des physikalischen Systems) unter der Wir-
kung von den Erzeugenden von infinitesimalen Gruppenoperationen/Transformationen.
5.2 104

Beispiel: Rotationsgruppe SO(3).


Differentiation von Lie-Algebra L(G)
Gruppe SO(3)
Einparameteruntergruppen / R ∈ SO(3)
R = R3 (γ)R3 (β)R1 (α) o R = γR3 + βR2 + αR1
= eγR3 eβR2 eαR1 Exponentialabbildung d
Ri = dx Ri (α)|α=0 = limα→0 (Ri (α) − 1)

unitäre schiefadj. oder selbstadj.


Darstellung Darstellung
D D

 
D(R) = limα→0 α1 (D(Ri ) − E)
D(R) : H → H o / D(R) : H → H
D(R) ist ein unitärer Operator D(R) = eγD(R3 ) eβD(R2 ) eαD(R1 ) D(R) ist schiefadj. Operator

Sei D eine schiefadjungierte Darstellung von L auf einem Hilbertraum H.


Setze Aj = D(Rj ) so ist Aj schiefadjungiert und es gilt:
3
X
[Ai , Aj ] = ǫijk Ak
k=1

Die Operatoren Jk = iAk k = 1, 2, 3 sind hermitesch und erfüllen


3
X
[Ji , Jj ] = i ǫijk Jk (Drehimpulsoperatoren in QM)
k=1

Der Casimir-Operator der Darstellung ist

J 2 = J12 + J22 + J32 = D(C)


 
weil J 2 mit allen L ∈ αJ1 + βJ2 + γJ3 ∈ L = SO(3) vertauscht. (Rechne J 2 , Ji = 0 für
i = 1, 2, 3 nach). Ferner kann man J± = J1 ± iJ2 definieren, welche den Vertauschungsre-
lationen [J± , J3 ] = ∓J± und [J+ , J− ] = 2J3 genügen, und es gilt:
† †
J+ − J− und J− − J+

J3 ist ein selbstadjungierter Operator, d.h. σ(J2 ) ⊆ R.


Sei λ ein Eigenwert und ϕλ ein Eigenvektor zu J3 , so ist
ϕ+ = J+ ϕλ entweder ein Eigenvektor zum Eigenwert λ + 1 oder ϕ+ = 0
ϕ− = J− ϕλ entweder ein Eigenvektor zum Eigenwert λ − 1 oder ϕ− = 0

J3 ϕ+ = J3 J+ ϕλ = ([J3 , J+ ] + J+ J3 ) ϕλ
= (J+ + J+ J3 ) ϕλ = (1 + λ)J+ ϕλ = (λ + 1)ϕ+

Sei λmax der größte Eigenwert von J3 und ϕmax der zugehörige, normierte Eigenvektor,
d.h. J3 ϕmax = λmax ϕmax und kϕmax k = 1 und J+ ϕmax = 0.
5.2.5 Darstellung von Lie - Algebren, Exponentialabbildung
105
und Casimir - Operatoren

1
Sei J− ϕmax 6= 0, so setze ϕmax−1 = αmax−1 J− ϕmax mit αmax−1 = kJ− ϕmax k
ϕmax−1 ist Eigenvektor zum Eigenwert λmax − 1 usw.
erzeug eine Menge von Eigenvektoren ϕmax , ϕmax−1 , . . . , ϕmax−k = ϕmin mit
J+ ϕmax = 0 und J− ϕmin = 0.
Die Eigenvektoren zu den verschiedenen Eigenwerten sind orthogonal ⇒
Orthonormalsystem von Eigenvektoren, ein kanonisches Orthonormalsystem von H.

J+ ϕm = αm+1 ϕm+1
J− ϕm = αm ϕm−1
J3 ϕm = mϕm
p
mit αm = (λmax + m)(λmax − m + 1)
Beweis durch Induktion:

1 1
J + ϕ m = J+ J− ϕm+1 = ([J+ , J− ] + J− J+ ) ϕm+1
αm+1 αm+1
1 1
= (2J3 + J− J+ ) ϕm+1 = (2(m + 1)ϕm+1 + J− αm+2 ϕm+2 )
αm+1 αm+1
1 2

= 2(m + 1) + αm+2 ϕm+1
αm+1
1
= [2(m + 1) + (λmax + m + 2)(λmax − m − 2 + 1)] ϕm+1
αm+1
1
= α2 ϕm+1 = αm+1 ϕm+1
αm+1 m+1

J− ϕλmin = 0 ⇒ αλmin ⇒ (λmax + λmin )(λmax − λmin + 1) = 0


⇒ λmax = −λmin
⇒ λmax ∈ N da λmin = λmax − k, k ∈ N

⇒ kanonische Basis von D falls D irriduzibel.


Falls D nicht irriduzibel ist, so löse das Eigenwertproblem
J3 ϕ = mϕ mit der Nebenbedingung J+ ϕ = 0.
Sind λ = l1 , l2 , . . . , lN die Lösungen mit Eigenvektoren ϕll11 , ϕll22 , . . . so bestimme
l
ϕlj m
lj −m = (J− ) ϕlj für m = 0, 1, . . . (2lj + 1).
j

l
Diese Vektoren bilden eine Orthonormalbasis von Hj = LH{ϕmj | − lj ≤ m ≤ lj }.
Dj = D|Hj ist irriduzibel und

J 2 = D(C) = J12 + J22 + J32 = J+ J− − J3 + J32 = λ1 auf Hj


l l l
2
J 2 ϕmj = (αm − m + m2 )ϕmj = ((lj + m)(lj − m + 1) − m + m2 )ϕmj
l
= lj (lj + 1)ϕmj ⇒ λ = lj (lj + 1)

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