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DRUCKSACHE G-09/152

BESCHLUSS-VORLAGE

Dezernat/Amt: Verantwortlich: Tel.Nr.: Datum

III/Sozial- und Jugendamt Frau Haardt 3500 08.06.2009

Betreff:

Neue Richtlinien zur Förderung von Kindertageseinrichtungen

Beratungsfolge Sitzungstermin Öff. N.Ö. Empfehlung Beschluss

1. KJHA 15.06.2009 X X

2. HA 22.06.2009 X X

3. GR 30.06.2009 X X

Anhörung Ortschaftsrat (§ 70 Abs. 1 GemO): nein

Abstimmung mit städtischen Gesellschaften: nein

Finanzielle Auswirkungen: ja - siehe Anlage 1

Beschlussantrag:

1. Der Gemeinderat beschließt die „Richtlinien zur Förderung von Kinderta-


geseinrichtungen in Freiburg im Breisgau“ vom 30.06.2009 gemäß Anlage 3
der Drucksache G-09/152 und deren Inkrafttreten zum 01.01.2010.

2. Der Gemeinderat nimmt zur Kenntnis, dass die Richtlinien qualitative Ver-
besserungen der Kindertagesbetreuung beinhalten, die zu jährlichen Mehr-
kosten in Höhe von rund 3,6 Mio. € führen. Er nimmt zur Kenntnis, dass
diese Mehrkosten durch den Gesamthaushalt 2010 nicht gedeckt sind.

3. Über die Höhe des Eigenanteils der Träger (siehe § 14 der Richtlinien) und
einen von allen Trägern zu erbringenden Mindestanteil ist eine gesonderte
Rahmenvereinbarung zu treffen und dem Gemeinderat im Herbst 2009 zur
Beschlussfassung vorzulegen.
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4. Der Gemeinderat ermächtigt die Verwaltung, die in Anlage 1 der Richtlinien


aufgeführte Auflistung der anerkannten Gesamtkosten der Betreuung (an-
erkannte Personalkosten, anerkannte Gebäudekosten und anerkannte
Sachkosten) unter Anhörung der freien Träger fortzuschreiben.

5. Der Gemeinderat empfiehlt den Trägern von Kindertageseinrichtungen, bei


der Erhebung von Elternbeiträgen die in Anlage 2 der Richtlinie geregelte
Beitragsstruktur und die zukünftig vom Gemeinderat zu beschließende El-
ternbeitragssatzung zu Grunde zu legen.

6. Der Gemeinderat beauftragt die Verwaltung, eine Richtlinie zur Förderung


der Kindertagespflege zu erarbeiten und im Herbst 2009 zur Beschlussfas-
sung vorzulegen.
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Anlagen:
1. Finanzielle Auswirkungen
2. Kalkulation der Mehrausgaben für Personal-, Sach- und Gebäudekosten
3. Richtlinien zur Förderung von Kindertageseinrichtungen in Freiburg im Breisgau
vom 30.06.2009

I. Ausgangslage

Der Gemeinderat hat in seinen Sitzungen am 09.12.2008 und am 31.03.2009


anhand der Drucksachen G-08/235, G-09/063 und G-09/063.1 die Verwaltung
beauftragt, neue Förderrichtlinien zu entwickeln und die derzeit geltenden
Förderrichtlinien zu ersetzen.

Die neuen Förderrichtlinien greifen die aktuellen Bedarfe im Kontext der Aus-
und Umbauplanung zur Schaffung neuer Plätze für unter 3-Jährige auf und
bilden gemeinsam mit der Bedarfsplanung die Voraussetzung dafür, dass die
Qualität der Kindertagesbetreuung in Freiburg sowohl für die unter 3-Jährigen
als auch für die 3 bis unter 7-Jährigen nachhaltig gesichert werden kann.

Sowohl die Aus- und Umbauplanung für das Jahr 2010 als auch die Weiter-
entwicklung des Verfahrens der Bedarfsplanung werden zurzeit in der Verwal-
tung vorbereitet und dem Gemeinderat im Herbst 2009 zur Beschlussfassung
vorgelegt. Ebenso in Erarbeitung ist eine Richtlinie zur Förderung der Kinder-
tagespflege. Diese kann abschließend bearbeitet werden, sobald die für Juni
2009 angekündigten Empfehlungen des Kommunalverbandes für Jugend und
Soziales (KVJS) vorliegen.

Auf der Grundlage eines Antrages der CDU-Fraktion vom 31.03.2009 zu den
Drucksachen G-09/063 und G-09/063.1 hat der Gemeinderat in der Sitzung
am 31.03.2009 beschlossen, dass im Rahmen der Übergangsregelung sowie
der Neuregelung der Förderung für unter 3-Jährige auf eine erhebliche Sen-
kung der Elternbeiträge hingewirkt werden soll. Zudem hat der Gemeinderat
anhand dieses Fraktionsantrags Prüfaufträge an die Verwaltung erteilt, die
sich auf die Verbesserung des Angebots in Kindertageseinrichtungen bezie-
hen, insbesondere auf eine Reduzierung der Schließzeiten und eine Erhöhung
der Personalausstattung bei der Betreuung unter 3-Jähriger. Die Prüfaufträge
werden im Rahmen dieser Drucksache bearbeitet.

Bei der Erarbeitung der neuen Förderrichtlinien waren die freien Träger um-
fangreich beteiligt. Der Arbeitsprozess wurde von der Firma con_sens fachlich
begleitet.
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Die vorliegende Drucksache stellt die Ziele und Eckpunkte der neuen Förder-
richtlinien dar und informiert über die voraussichtlichen Mehrkosten des neuen
Fördersystems, die durch die qualitativen Verbesserungen der Angebotsstruk-
tur entstehen. Die Richtlinien zur Förderung von Kindertageseinrichtungen in
Freiburg im Breisgau vom 30.06.2009 sind der Drucksache als Anlage 3 bei-
gefügt.

II. Analyse

1. Rechtliche Grundlagen

Der gesetzliche Anspruch auf eine kommunale Bezuschussung beträgt gemäß


Kindertagesbetreuungsgesetz Baden-Württemberg (KiTaG) für Einrichtungen
zur Betreuung 3 bis unter 7-jähriger Kinder 63 % der anerkannten Be-
triebskosten.

Für Einrichtungen zur Betreuung unter 3-Jähriger sieht das KiTaG, dessen
Neufassung im Februar 2009 rückwirkend zum 01.01.2009 in Kraft trat, eine
kommunale Förderung von 68 % der anerkannten Betriebskosten vor.

Neu ist im KiTaG auch die nunmehr vorgeschriebene Förderung der privat-
gewerblichen Träger.

Der gesetzlich geregelte Förderanspruch ist in Baden-Württemberg als grup-


penbezogener Zuschuss auszugestalten.

Voraussetzung für den Förderanspruch eines Trägers ist die Aufnahme der
Einrichtung in den Bedarfsplan. Die Kriterien für die Aufnahme in den Be-
darfsplan, das Verfahren der Bedarfsplanung und die konkrete Planung für
2010 werden bis zum Herbst erarbeitet und dem Gemeinderat zur Beschluss-
fassung vorgelegt.

2. Ziele

Grundlegende Leitziele bei der Erarbeitung der neuen Förderrichtlinien sind


die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Erhöhung der
Chancengleichheit für Mädchen und Jungen sowie die nachhaltige Qualitäts-
sicherung in Freiburger Einrichtungen.

Ausgehend von den Vorgaben des Gemeinderates und zur Umsetzung der
beschriebenen Leitziele werden mit den neuen Förderrichtlinien folgende Ziele
erreicht:
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- Die Richtlinien beinhalten platzbezogene Förderelemente.


- Die Kosten der Betreuung sind leistungsbezogen darstellbar, so dass
transparent wird, was die Betreuung eine Kindes (je nach Alter und zeitli-
chem Umfang der Betreuung) kostet.
- Die Fördersystematik ist für beide Altersgruppen (unter 3-Jährige und
3- bis unter 7-Jährige) und für alle Angebotsformen (Kindertageseinrich-
tungen und Krippen) einheitlich.
- Zusätzliche Leistungen, wie z. B. die Förderung von Kindern mit Migrati-
onshintergrund und von Kindern mit Behinderung sowie die Sprachförde-
rung werden bei der Berechnung des Zuschusses berücksichtigt.
- Die Elternbeiträge sind an die Betreuungszeit angepasst und für unter
3-Jährige in Krippen durch die Erhöhung der Zuschüsse reduziert.
- Die Förderrichtlinien sind an qualitativ anerkannten Standards orientiert.
- Die Träger bringen einen angemessenen Eigenanteil ein.

III. Umsetzung

Die vorliegenden Richtlinien wurden in einem umfangreichen Arbeitsprozess


unter Beteiligung der freien Träger und mit der fachlichen Begleitung der Fir-
ma con_sens entwickelt.

Seit Herbst 2008 fanden insgesamt sechs von der Firma con_sens moderierte
Workshops statt. Die Träger haben diese Möglichkeit der Beteiligung umfang-
reich genutzt und intensiv an der Erarbeitung der Eckpunkte mitgearbeitet. Im
Arbeitsprozess mussten bei einigen Punkten Kompromisse zwischen Verwal-
tung und Trägern ausgehandelt werden.

In einzelnen Aspekten gingen die Erwartungen der Träger teilweise deutlich


über das jetzt vorliegende Ergebnis hinaus. Diese hätten noch zu deutlich hö-
heren Mehrkosten geführt. Insgesamt liegt jetzt ein Richtlinienwerk vor, das für
die Mehrheit der Träger ein akzeptables Verhandlungsergebnis darstellt.

Im Folgenden werden die Eckpunkte der neuen Förderrichtlinien kurz darge-


stellt.

1. Eckpunkte der neuen Förderrichtlinien

1.1 Grundsätze

Das neue Fördersystem beinhaltet nicht nur die in Ziffer II.2 dargestellten
Ziele, sondern reformiert auch das alte Fördersystem grundlegend.
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Anstatt der reinen gruppenbezogenen Kalkulation werden nun auch die


Kosten für den einzelnen Platz berechnet und ausgewiesen und damit eine
erhöhte Transparenz der Kosten erreicht. Der Zuschuss basiert jedoch weiter-
hin - entsprechend den Anforderungen des Kindertagesbetreuungsgesetzes
Baden-Württemberg - auf der Grundlage von bestehenden Gruppenformen.

Das neue System zeichnet sich zudem durch ein einheitliches Verfahren aus.
Zukünftig wird die neue Fördersystematik sowohl für Krippen, als auch für
Kindertageseinrichtungen Anwendung finden. Da der Ausgleichsfond entfällt,
gibt es für die Träger nur noch ein Antragsverfahren.
Der Gesamtzuschuss setzt sich folgendermaßen zusammen:

Einrichtungsbezogener = Regelzuschuss + leistungsbezogener


Gesamtzuschuss (gesetzlich) Zuschuss

Gemäß § 8 KiTaG erhalten die Träger einen gruppenbezogenen Betriebs-


kostenzuschuss (sog. Regelzuschuss) in Höhe von 63 % bzw. 68 %. Dieser
Zuschuss errechnet sich auf Grundlage der anerkannten Gesamtkosten bezo-
gen auf alle vorgehaltenen Plätze einer Einrichtung, die in die Bedarfsplanung
aufgenommen sind.

Beim leistungsbezogenen Zuschuss dagegen ist die Anzahl tatsächlich


belegter Plätze von Bedeutung. Bei dieser Berechnung fließt also eine aus-
lastungs- und somit leistungsbezogene Komponente ein.
Zudem werden beim leistungsbezogenen Zuschuss Kosten für die Erbringung
besonderer Leistungen anerkannt. Als besondere Leistungen gelten die För-
derung und Betreuung von Kindern mit Behinderung, Kindern mit Migrations-
hintergrund, die besonderen Förderbedarf haben, und die Sprachförderung.
Die Zuschussberechnung erfolgt auf Basis der individuellen Ist-Kosten eines
jeden Trägers. Damit werden Besonderheiten der einzelnen Träger berück-
sichtigt und somit die Pluralität der Trägerlandschaft unterstützt.

Im neuen Fördersystem orientieren sich die Empfehlungen für Elternbeiträge


an der Alterstufe und der tatsächlichen Betreuungszeit der Kinder. Im Ver-
gleich zum bisherigen Modell ist hier eine stärkere Differenzierung und pass-
genauere Auswahl von Betreuungsstufen möglich.

1.2 Zukünftige Gestaltung der Zuschüsse

Die wesentlichen Inhalte und Änderungen bei den Zuschüssen für Personal-,
Sach- und Gebäudekosten sowie Regelungen für besondere Leistungen wer-
den im Folgenden kurz dargestellt. Die jeweiligen Mehrkosten sind der Anla-
ge 2 zu entnehmen.
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1.2.1 Personalkosten

Die Personalausstattung orientiert sich künftig an den Hauptbetreuungs- und


Öffnungszeiten der Einrichtungen. Dies ermöglicht in Abstimmung mit der
städtischen Bedarfsplanung eine Ausweitung der Öffnungszeiten und trägt
somit zu einer Flexibilisierung des Angebotes bei. Ausgangsbasis der Zu-
schussberechnung sind die tatsächlich anfallenden individuellen Personalkos-
ten der jeweiligen Einrichtung. Bei der Berechnung ist sichergestellt, dass die
Standards des KVJS eingehalten werden.

Alle Einrichtungen (auch eingruppige) erhalten eine prozentuale Freistellung


für Leitungsaufgaben, deren Umfang mit der Einrichtungsgröße steigt. Im Ver-
gleich zur früheren Regelung werden nun auch kleine Einrichtungen von der
Leitungsfreistellung profitieren.

1.2.2 Sachkosten

Für den Bereich der Sachkosten wurden anstatt der bisherigen gruppenbezo-
genen Obergrenzen platzbezogene Obergrenzen pro Kind in Abhängigkeit von
der jeweiligen Gruppenform (Krippengruppe, Regelgruppe, Gruppe mit Ver-
längerte Öffnungszeit und Ganztagsgruppe) festgelegt. Diese Obergrenzen
werden regelmäßig überprüft und gegebenenfalls angepasst.

Für die im Zuschuss enthaltenen anerkannten Overhead- und Regiekosten


besteht auch im neuen Fördermodell eine Obergrenze, die von bisher 6 % auf
7 % der Personalkosten erhöht wurde.

Des Weiteren erhalten die Einrichtungen zur Umsetzung des Orientierungs-


planes auf Nachweis bis zu 50,00 € pro Kind (im Alter von 3 bis 7 Jahren) und
Jahr. Dieses Geld kann dann beispielsweise für Dokumentationsmaterial wie
Fotos oder Mappen sowie besonderes Lern- und Spielmaterial eingesetzt
werden.

1.2.3 Gebäude- und Bewirtschaftungskosten

Auch zukünftig werden im Bereich der Gebäude- und Bewirtschaftungskosten


die Mieten sowie Kosten für beispielsweise Heizung, Müll und Strom in tat-
sächlicher Höhe übernommen soweit sie angemessen sind (Kaltmiete = max.
10,00 € pro qm).

Neu am zukünftigen Fördermodell ist die Einführung von quadratmeterbezo-


genen Obergrenzen für weitere Bewirtschaftungskosten (Hausmeister, Reini-
gung) und den Bereich laufende Bauunterhaltung (bisher: gruppenbezogene
Obergrenzen). Diese Obergrenzen orientieren sich an den vom KVJS vorge-
gebenen Standards für Raumgrößen.
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Bezüglich der Kosten für eigene Gebäude der Träger (ca. 65 Einrichtungen in
Freiburg) schlägt die Verwaltung vor, die bisher für alle Träger gültige Investi-
tionskostenpauschale von 1.200,00 € pro Gruppe und Jahr auf 2.400,00 € zu
erhöhen und in künftigen Haushaltsjahren im Vermögenshaushalt angemes-
sene Mittel in Höhe von mindestens 500.000,00 € jährlich zur Förderung von
notwendigen und nachhaltigen Investitionen bereitzustellen. Die Stadt behält
auf diese Weise wichtige Einflussmöglichkeiten auf eine gezielte bedarfsorien-
tierte und nachhaltige Erhaltung und Erneuerung der Bausubstanzen im Be-
reich der Kindertagesstätten.

Im laufenden Prozess wurde auch das Modell der Berücksichtigung von eige-
nen Gebäuden in Form von Abschreibungsmöglichkeiten diskutiert. Ein Ab-
schreibungsmodell würde jedoch Kosten zwischen 1,6 und 2,0 Mio. € verur-
sachen. Zudem würden Politik und Verwaltung auf wichtige Steuerungsmög-
lichkeiten bezüglich der Standorte von Kindertageseinrichtungen verzichten.

Mit der Bereitstellung von 2,67 Mio. € im Vermögenshaushalt aus dem Kon-
junkturpaket für die Jahre 2009/2010 ist es möglich, einen großen Teil der an-
stehenden Sanierungen der Träger von eigenen Gebäuden zu finanzieren
(vgl. Drucksache KJHA-09/006).

Es ist vorgesehen, in Zusammenarbeit mit den freien Trägern eine Be-


standsaufnahme über die mittelfristig notwendigen, weiteren Sanierungsmaß-
nahmen zu erstellen und zu den Haushaltsberatungen 2011/2012 einzubrin-
gen.

1.2.4 Besondere Leistungen

Kinder, die aufgrund einer Behinderung einer besonderen Förderung bedür-


fen, werden bei der Zuschussberechnung entsprechend berücksichtigt. So gilt
für ein Kind mit Behinderung in einer Gruppe ein weiterer Platz als belegt, was
unter anderem zu einer höheren Personalausstattung für dieses Kind führt.

Für die Betreuung von Kindern mit Migrationshintergrund wird die Personal-
ausstattung um 0,5 Std. pro Woche und Kind mit besonderem Förderbedarf
erhöht. Es wird davon ausgegangen, dass ca. 65 % der Kinder mit Migrations-
hintergrund einen besonderen Förderbedarf haben.

Für die Sprachförderung gibt es eine Pauschale von 370,00 € pro Kind und
Jahr. Die Träger können bis Ende Mai Anträge für Zuschüsse zur Sprachför-
derung einreichen. Die Anforderungen zur Antragstellung sind im ersten Jahr
bewusst niederschwellig gestaltet, sollen aber im Laufe der Umsetzung durch
gemeinsame Gespräche der Träger und Verwaltung (z. B. im Rahmen der AG
nach § 78 SGB VIII) qualifiziert und weiterentwickelt werden.
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2. Gestaltung der Elternbeiträge

Die Elternbeiträge in Kindertageseinrichtungen orientieren sich bisher an ei-


nem Kostendeckungsgrad von 20 % der anerkannten Betriebsausgaben. Der
Städtetag gibt mit Schreiben vom 24.03.2009 folgende aktuelle Empfehlun-
gen:

- Der Kostendeckungsgrad durch die Elternbeiträge soll weiterhin bei 20 %


liegen.
- Die Orientierung an 20 % Kostendeckungsgrad soll in Zukunft auch für
Kinderkrippen gelten.
- Die Elternbeiträge für die Jahre 2009/2010 und 2010/2011 sind an die ge-
stiegenen Kosten (insbesondere Personal- und Energiekosten) anzupas-
sen.

Bei der Gestaltung der Elternbeiträge geht die Verwaltung von folgenden
Grundprämissen aus:

- Die Elternbeiträge orientieren sich an den Kosten pro Platz für die Betreu-
ungsangebote in den verschiedenen Gruppenformen und sind somit platz-
bezogen kalkuliert.
- Die Elternbeiträge sind nach Altersstufe, Betreuungszeitumfang pro Tag,
Einkommen der Eltern und Anzahl der betreuten Kinder einer Familie ge-
staffelt.
- Der rückwirkend zum 01.01.2009 in Kraft getretene Anspruch auf Förde-
rung von 68 % der Betriebsausgaben führt dazu, dass die Elternbeiträge
für unter 3-Jährige in Krippen reduziert werden können.

Die Firma con_sens hat auf der Grundlage dieser Voraussetzungen eine Emp-
fehlung zur Höhe der künftigen Elternbeiträge erarbeitet (s. Anlage 2 zu den
Richtlinien). Um die Elternbeiträge für die städtischen Kindertageseinrichtun-
gen künftig hoheitlich festsetzen und beitreiben zu können, ist die Erstellung
einer entsprechenden Gebührensatzung erforderlich, die dem Gemeinderat im
Herbst 2009 zur Beschlussfassung vorgelegt wird.

Vor dem Hintergrund der Harmonisierung der Elternbeiträge schlägt die Ver-
waltung vor, den Trägern zu empfehlen, bei der Erhebung ihrer Elternbeiträge
die in Anlage 2 der Richtlinie geregelte Beitragsstruktur und die zukünftig vom
Gemeinderat zu beschließende Elternbeitragssatzung zu Grunde zu legen.
Für Krippengruppen gilt rückwirkend zum 01.01.2009 hinsichtlich der zu erhe-
benden Elternbeiträge der Grundsatz, dass durch Zuschuss und vereinnahmte
Elternbeiträge keine Überdeckung erreicht werden darf. Auch hierbei kann die
Empfehlung der Stadt zur Höhe der Elternbeiträge den Trägern als Orientie-
rung dienen.
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Möchte ein Träger in seiner Einrichtung von der städtischen Empfehlung ab-
weichende Elternbeiträge erheben, so werden beim leistungsbezogenen Zu-
schuss als anzurechnende Elternbeiträge entsprechend des vom Städtetag
anvisierten Kostendeckungsgrades 20 % der Gesamtkosten veranschlagt (vgl.
§ 13 der Richtlinie).

Ein Vergleich zwischen neuem und altem Elternbeitragssystem ist aufgrund


der Differenziertheit des neuen Systems nur bedingt möglich. Im Hinblick auf
die vorgenommenen qualitativen Verbesserungen und die Zugrundelegung ei-
nes Kostendeckungsgrads von 20 % wird es in bestimmten Angebotsformen
für 3 bis unter 7-Jährige zu Steigerungen der Elternbeiträge kommen. Für den
Bereich der unter 3-Jährigen ist mit einer nahezu durchgängigen Beitragssen-
kung zu rechnen.

3. Eigenanteile der Träger

Bei einem vorgesehenen Deckungsbeitrag durch die Elternbeiträge in Höhe


von 20 % und einem Regelzuschuss von 63 % bzw. 68 % ergibt sich rechne-
risch ein Betrag von 17 % bzw. 12 % als Eigenanteil der Träger.

Eine Auswertung der Firma con_sens zur bisherigen Finanzierungsstruktur in


Freiburg ergab einen durchschnittlichen Eigenanteil der Träger in Freiburg von
7,7 % im Jahr 2007. Differenziert nach Inanspruchnahme des Ausgleichsfonds
ergibt die Auswertung folgende Eigenanteilsquote:

- 4 % Eigenanteil: Träger, die Mittel aus dem Ausgleichsfond in Anspruch


genommen haben
- 14 % Eigenanteil: Träger, die keine Mittel aus dem Ausgleichsfond in An-
spruch genommen haben

Einzelne Träger in Freiburg verfügen über sehr geringe Eigenmittel. In den


Richtlinien ist daher eine Regelung vorgesehen, die eine Berücksichtigung der
in der Trägerlandschaft bestehenden Unterschiede ermöglichen soll.
Hiernach haben die Träger einen ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit an-
gemessenen Eigenanteil zu erbringen. Dieser ist Voraussetzung für die freiwil-
lige Förderung. Die Höhe des Eigenanteils und ein von allen Trägern zu
erbringender Mindestanteil ist mit den Trägern gesondert zu vereinbaren und
dem Gemeinderat im Herbst 2009 zur Beschlussfassung vorzulegen.

Der Eigenanteil kann auch in Form von Sachleistungen oder ehrenamtlichen


Tätigkeiten erbracht werden. Als Geldwert ehrenamtlicher Tätigkeit wird hier-
bei ein Verrechnungssatz von 15,00 € pro Stunde angesetzt.
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4. Bedarfsplanung

a) Bedarfsplanung und Förderung

Nach § 8 KiTaG haben nur diejenigen Träger von Kindertageseinrichtun-


gen einen Anspruch auf finanzielle Förderung, die in die kommunale Be-
darfsplanung aufgenommen sind. Dies betrifft auch die Träger von Krip-
pengruppen, die rückwirkend zum 01.01.2009 einen subjektiven Rechts-
anspruch gegenüber den Standortgemeinden auf Förderung von 68 % ih-
rer Betriebsausgaben erhalten. Insofern steigt die Bedeutung der Bedarfs-
planung, sowohl in ihrer inhaltlichen Ausgestaltung als auch die Anforde-
rungen des Verfahrens betreffend.

Die Verwaltung wird dem Gemeinderat daher künftig eine für jedes Jahr
fortzuschreibende Bedarfsplanung, an der die Träger rechtzeitig zu beteili-
gen sind, zur Beschlussfassung vorlegen.

Darüber hinaus werden die bei der Aufstellung zu berücksichtigenden Kri-


terien der Bedarfsplanung wie auch die Anforderungen an das Verfahren
derzeit in einer Arbeitsgruppe unter Beteiligung der freien Träger erarbei-
tet. Die hierbei erzielten Ergebnisse werden ebenfalls dem Gemeinderat
im Herbst 2009 zur Beschlussfassung vorgelegt. Für das Kindergartenjahr
2010/2011 ist somit im Frühsommer 2010 erstmals eine gemeinderätliche
Beschlussfassung der Bedarfsplanung nach dem neuen Verfahren vorge-
sehen.

b) Betriebskindertageseinrichtungen und Gruppen mit Belegrechten

Die Richtlinien sehen weiterhin vor, Betriebskindertageseinrichtungen und


-krippen sowie Gruppen, die überwiegend mit Belegrechten von Betrieben
versehen sind, mangels allgemeiner Zugänglichkeit nicht in die Bedarfs-
planung aufzunehmen. Im Einzelfall können solche Gruppen jedoch auf
der Basis von gesondert abzuschließenden Förderverträgen gefördert
werden (vgl. Richtlinien § 4, Abs. 4).

5. Finanzielle Auswirkungen

Das neue Fördersystem beinhaltet nicht nur eine Systemumstellung, sondern


setzt auch die fachlichen Vorgaben des Gemeinderates für eine qualitative
Verbesserung der Betreuung und Förderung von Kindern in Kindertagesein-
richtungen um.

Diese fachlichen Verbesserungen haben Mehrausgaben zur Folge. So ist be-


sonders im Bereich der Leitungsfreistellung, der Ausweitung/Flexibilisierung
der Öffnungszeiten und den neuen Obergrenzen im Bereich der Sach- und
Gebäudekosten mit Kostensteigerungen zu rechnen.
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Des Weiteren kommen neue Kostenpositionen dazu, wie beispielsweise die


zusätzlichen Leistungen für die Betreuung von Kindern mit Migrationshin-
tergrund, die einen besonderen Förderbedarf haben (vgl. Anlage 2).

Die finanziellen Auswirkungen beziffern sich auf Mehrausgaben von insge-


samt 3,124 Mio. € für Kindertageseinrichtungen und Krippen von freien Trä-
gern.

Einrichtung Ansatz 2010 Mehrkosten Mittelbedarf 2010


aufgrund
qualitativer Ver-
besserungen
Kinderkrippen 6.549.870,00 € 257.000,00 € 6.806.870,00 €
KiTas freier 22.988.910,00 € 2.867.000,00 € 25.855.910,00 €
Träger
Gesamt: 29.538.780,00 € 3.124.000,00 € 32.662.780,00 €

Bei den städtischen Einrichtungen sind Mehrausgaben von insgesamt


500.000,00 € zu erwarten.

Einrichtung Ansatz 2010 Mehrkosten Mittelbedarf 2010


aufgrund
qualitativer Ver-
besserungen
städtische Ein-
richtungen 11.972.170,00 € 500.000,00 € 12.472.170,00 €

Die Mehrausgaben von 3,624 Mio. € sind durch den Gesamthaushalt 2010
derzeit nicht gedeckt. Ein Deckungsvorschlag für eine überplanmäßige Aus-
gabe zur Finanzierung der Mehrkosten wird von der Verwaltung erarbeitet und
dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegt, sobald die Haushaltssitua-
tion für das Jahr 2010 hinreichend beurteilt werden kann.

Die Berechnung der Mehrkosten basiert auf Erfahrungswerten aus den beiden
Vorjahren, im April des Jahres 2009 durchgeführten Abfragen bei den Trägern
und qualitativen Hochrechnungen der Firma con_sens.

Einzelne Kostenpositionen beinhalten jedoch noch Unsicherheitsfaktoren, da


die Verwaltung keinen umfassenden Einblick in alle Kostenpositionen der Trä-
ger hat und zum anderen nicht absehbar ist, wie sich zukünftige Entwicklun-
gen finanziell auswirken werden.

Als wesentliche Risikofaktoren, die in der Zukunft zu weiteren Mehrkosten füh-


ren können, sind daher folgende Szenarien zu nennen (vgl. Anlage 2):

- Zukünftig veränderte Angebotsstruktur (z. B. Eltern fragen mehr Ganzta-


gesplätze nach)
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- Wirtschaftliche Lage führt zu geringerem Einkommen der Eltern und damit


zu geringeren Elternbeiträgen
- Eigenanteile der Träger steigen nicht in dem Maße wie die Gesamtkosten

Das neue Fördersystem setzt die fachlichen Vorgaben des Gemeinderates


größtenteils um.

Insgesamt ist darauf hinzuweisen, dass sich weitergehende Forderungen auf


zusätzliche Standardverbesserungen lassen mit weiteren, deutlichen Mehr-
kosten realisieren lassen würden. So würde eine Verringerung der Schließta-
ge von jetzt in den Förderrichtlinien vorgesehenen 30 Tagen pro zusätzlicher
Woche zu Mehrkosten in Höhe von rund 900.000,00 € führen. Die Erhöhung
des Personalschlüssels von 2 auf 3 Fachkräfte für 10 Kleinkinder würde Mehr-
kosten von über 3,0 Mio. € verursachen. Die Verwaltung sieht daher derzeit
keinen finanziellen Spielraum, diese Forderungen umzusetzen.

6. Weiteres Verfahren

Die Verwaltung wird dem Gemeinderat im Herbst folgende Themen zur Be-
schlussfassung vorlegen:

- Richtlinien zur Förderung der Kindertagespflege


- Satzung zu den Elternbeiträgen in städtischen Kindertageseinrichtungen
- Kindertagesstättenbedarfsplanung: Aus- und Umbauplanung 2010 und
künftiges Verfahren der Bedarfsplanung
- Rahmenvereinbarung zur Höhe der Eigenanteile der Träger

Die neuen Richtlinien zur Förderung von Kindertageseinrichtungen werden


zum 01.01.2010 in Kraft treten.

IV. Evaluation

Die neuen Förderrichtlinien stellen eine wesentliche Voraussetzung zur Errei-


chung der Leitziele - die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Be-
ruf, die Erhöhung der Chancengleichheit für Mädchen und Jungen sowie die
nachhaltige Qualitätssicherung in Freiburger Einrichtungen - dar. Die Umset-
zung in die Praxis ab 2010 wird zeigen, in welchem Maße die Richtlinien diese
Ziele verwirklichen. Durch die umfangreiche Beteiligung der freien Träger so-
wohl in der AG nach § 78 SGB VIII als auch im Rahmen der Bedarfsplanung
ist sichergestellt, dass die Praxis der neuen Förderrichtlinien kontinuierlich aus
fachlicher und monetärer Sicht reflektiert und ihre Wirkung evaluiert wird. Ziel
ist der Aufbau eines Qualitätsmanagements und Kostencontrollings als Steue-
rungsinstrument für Politik und Verwaltung.
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Die bestehende Konzeption für die Sprachförderung soll als "lernende", sich
den Erfahrungen und Bedingungen anpassende Grundlage, eine effiziente
Förderung von Kindern mit Sprachförderbedarfen ermöglichen. Um dies zu er-
reichen, ist eine Evaluation der Sprachförderung vorgesehen. Die Verwaltung
prüft hierzu derzeit 2 Angebote externer Institute. Sie wird dem Gemeinderat
über die Ergebnisse der Evaluation Bericht erstatten. Außerdem werden die
Ergebnisse in die Konzeption einfließen.

Die jährlich fortzuschreibende Bedarfsplanung beinhaltet die regelmäßige


Evaluation und bedarfsgerechte Weiterentwicklung der Angebotsstrukturen in
Abstimmung mit den freien und gewerblichen Trägern.

Auf diese Weise ist sichergestellt, dass die Bildung, Erziehung und Betreuung
der Kinder in Kindertageseinrichtungen in Freiburg auch in Zukunft stetig qua-
lifiziert und weiterentwickelt wird.

Für Rückfragen stehen im Sozial- und Jugendamt Herr Thiele, Tel.: 0761/201-3750,
und Frau Schauer, Tel.: 0761/201-3505, zur Verfügung.

- Bürgermeisteramt -

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