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W+W-Disk.-Beitr.

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Die Suche nach der Arche Noah – Stand 1992


John D. Morris, Institute für Creation Research, El Cajon, USA

Seit in den 40er Jahren die Suche nach der Arche begann, meh- Abenteuer. Die Schwierigkeiten bestehen in allererster Linie
ren sich die Anzeichen dafür, daß Reste einer kahnartigen darin, von der Zentralregierung die Erlaubnis zum Betreten der
Struktur noch irgendwo auf dem Gebirge Ararat in der Osttür- Bergregion zu erhalten, und im Umgang mit den Beamten vor
kei existieren. Diese Annahme stützt sich in erster Linie auf Ort. Einmal auf dem Berg, konnten wir verschiedene Punkte
Berichte einzelner Personen, die behaupten, die Arche gesehen näher untersuchen; wir fanden eine Reihe von archäologischen
zu haben. Unglücklicherweise läßt sich keiner dieser Berichte Artefakten, aber die Arche selbst wurde nicht entdeckt. Zahl-
durch Dokumentationsmaterial untermauern. Daher sind alle reiche weitere Expeditionen haben sich der Suche angeschlos-
Berichte bis zu einem gewissen Grad fragwürdig und sollten sen, die Resultate waren ähnlich.
mit Vorsicht betrachtet werden. Man kann wohl mit Recht sa- Früher erfolgte die Suche ausschließlich zu Fuß, doch in
gen, daß es ohne diese „Augenzeugen“-Berichte keinen Grund den letzten Jahren hat die türkische Regierung den Einsatz von
geben würde, nach der Arche zu suchen, denn die Bibel enthält Hubschraubern und Flugzeugen gebilligt. Da die Boden-
keine Prophezeiung, die das Auffinden der Arche verheißt. Expeditionen nur von geringer Effektivität waren, besteht nach
Tatsächlich ist es unwahrscheinlich, daß die Arche ohne göttli- meiner Ansicht kein Grund für weitere Besteigungen. Auszu-
ches Eingreifen bis heute erhalten geblieben sein sollte. nehmen wären vielleicht Sonarerkundungen auf der Eiskappe
Diese „Augenzeugen“ beschreiben die Arche alle ungefähr und Überprüfungen der aus der Luft gemachten Entdeckungen.
gleich: ein langer rechteckiger Kahn, meist mit einer Laufplan- Die instabile politische Situation in der Region beschränkt
ke und einem „Fenster“ auf der ganzen Länge. Sie befindet den Zugang zum Osten der Türkei. Insbesondere ist die Forde-
sich den Beschreibungen nach hoch oben auf dem Berg, jedoch rung der kurdischen Minderheit nach Unabhängigkeit zu er-
nicht am Gipfel. Meist wird behauptet, daß nur ein Teil sicht- wähnen. Durch die tragische Lage der Kurden im Irak hat diese
bar ist, häufig am Ende langer, heißer Sommer. Der Rest ist Bewegung internationale Aufmerksamkeit erlangt. Die Gren-
von Steinen und Schnee bedeckt. Nach den meisten Beschrei- zen der Türkei, des Iran und der früheren Sowjet-Republik
bungen liegt die Arche in sehr steilem Terrain, vielleicht auf Armenien treffen an der Basis des Mount Ararat aufeinander,
einem Felssims, der mit der vorstehenden Kante eines Abhangs Spannungen sind deshalb absehbar. Der Zusammenbruch der
verbunden ist. Aus verschiedenen Gründen war bisher niemand früheren Sowjetunion hat schon durch den Grenzkonflikt zwi-
imstande, die genaue Position festzulegen. schen Armenien und Aserbeidschan die Region zusätzlich
Die Bibel sagt, daß „die Arche sich auf dem Gebirge Ararat destabilisiert.
niederließ“ (1. Mose 8,4). Ararat war zur Zeit des Mose ein In den Jahren 1990 und 1991 erhielten gut vorbereitete Ex-
Gebiet – ein Land, das nicht nur das heutige Ararat-Gebirge, peditionen die Erlaubnis, mit hochfliegenden Hubschraubern
sondern auch weitere Landstriche einschloß. Die Bibel macht und empfindlichen Meßgeräten die Gegend sowohl aus der
also keine genaue Angabe über einen bestimmten Ort in diesem Luft als auch am Boden zu untersuchen. Beide Vorhaben
Gebiet, außer daß es sich um eine höhere Erhebung handelt, mußten durch den Irak-Kuweit-Konflikt ausfallen, anschlie-
denn es dauerte noch zweieinhalb Monate, bis andere Berge ßend folgte das Kurdenproblem.
auftauchten (Vers 5). Der Hauptgrund, auf dem Berg Ararat zu Ich selbst mußte meine Aktivitäten bei dieser Suche zu-
suchen, ist, daß die Mehrzahl der Augenzeugen diesen Ort als rückschrauben, da meine Aufgaben am Institute for Creation
Fundort angeben und daß ihre Berichte – obwohl unabhängig Research in den letzten Jahren ständig zugenommen haben.
voneinander – in den wichtigen Punkten übereinstimmen. Grundsätzlich bin ich weiterhin daran interessiert, doch plane
Die Bibel berichtet uns einiges über die Bauweise der Ar- ich selbst keine weitere Expedition. Dennoch bleibe ich in
che (1. Mose 6, 14-16). Sie hatte demnach drei Stockwerke, an Kontakt mit den verschiedenen Unternehmungen, die derzeit
der Oberseite eine Art „Fenster“ und war innen und außen mit um die Genehmigung nachsuchen; ich halte mir die Möglich-
„Pech“ versehen. Noah wurde beauftragt, „Räume“ für die Tie- keit offen, an einer gut organisierten, mit modernsten Geräten
re abzuteilen. Das Goferholz, aus dem die Arche gebaut wurde, ausgestatteten Befliegung teilzunehmen. Außerdem bestehen
konnte bis heute nicht identifiziert werden; es wird sogar ange- enge freundschaftliche Verbindungen zu weiteren Gruppen, die
nommen, daß es sich dabei um ein synthetisches Material ge- sich der Suche angeschlossen haben, aber ich stehe nur dem
handelt haben könne. Namen nach in vorderster Linie aller Aktivitäten.
Die Außenmaße werden in Ellen angegeben: dreihundert Interessanterweise behaupten einige Leute, daß man die
Ellen lang, fünfzig Ellen breit und dreißig Ellen hoch. Unter Arche bereits gefunden habe. Sie verweisen auf eine bootför-
einer Elle wird gewöhnlich der Abstand von Ellenbogen zu den mige Struktur, die im Jahr 1959 während eines türkischen Kar-
Fingerspitzen verstanden, aber dieses Maß schwankt von Zivi- tierungsprojekts auf Luftbildern entdeckt wurde. Sie liegt etwa
lisation zu Zivilisation. Schätzungen gehen von 44 cm bis 61 27 Kilometer vom Gipfel des Großen Ararat entfernt, ent-
cm für eine Elle. Man ist darin übereingekommen, einen Wert spricht den in der Bibel angegebenen Maßen (157 mal 42 Me-
von 46 cm zu wählen, womit die Arche 137 m lang, 23 m breit ter) und hat eine stromlinienförmige „Bootsgestalt“.
und 14 m hoch wird. Selbst dann war es ein gewaltiges Schiff Dieser Punkt wurde in den vergangenen Jahren wiederholt
und sicherlich groß genug, um zwei (oder in anderen Fällen untersucht, zuerst im Jahr 1960 durch eine türkisch-
sieben) einer jeden „Art“ der landlebenden, luftatmenden Tiere amerikanische Expedition, dann von verschiedenen Gruppen in
aufzunehmen. Außer diesen wenigen Details wird nichts weiter den 60er und 70er Jahren. Meine ersten Bemühungen, den
über die Arche berichtet, ausgenommen vielleicht, daß sie für Fund zu untersuchen, wurden vom Militär durchkreuzt; aber
die Fahrt gerüstet war. die zwei folgenden Reisen waren erfolgreicher. Meine Folge-
Das erste Mal reiste ich 1971 in die Türkei; seitdem bin ich rung – und auch die von fast jedem anderen Team – ist, daß es
zwölfmal dort gewesen, zuletzt im Jahr 1989. Einige Expedi- sich zwar um ein ungewöhnliches geologisches Phänomen
tionen brachten mehr Erfolg als andere, aber jede war ein handelt, aber nicht um die Arche.

DISKUSSIONSBEITRÄGE, BERICHTE,
INFORMATIONEN 2/93
In den späten 70er Jahren begann Ron Wyatt die Gegend magnetischer Minerale enthalten. Ein Metalldetektor wird die-
zu untersuchen. Obwohl selbst kein Wissenschaftler, erforschte se Mineralkonzentrationen anzeigen, die man versehentlich für
Wyatt unermüdlich diese Region und stellte zahlreiche Be- metallene Objekte halten kann. Diese gelegentlichen Anhäu-
weislinien für seine Behauptung auf, daß es sich tatsächlich um fungen wurden nicht entlang einer Linie gefunden, aber Bän-
die Arche Noah handelt. Schließlich tat sich Wyatt mit David der, die die einzelnen Stellenmiteinander verbinden, scheinen
Fasold, Dr. John Baumgardner, Dr. Allen Roberts und anderen eine Linie zu bilden. Weitere Erkundungen mit Metalldetekto-
zusammen. ren, ausgeführt von Baumgardner und mehreren voneinander
Baumgardner, ein Geophysiker, konnte zahlreiche wissen- unabhängigen Gruppen, konnten überhaupt kein Muster erken-
schaftliche Untersuchungen an dieser Stelle ausführen, u.a. nen.
magnetometrische und seismische Messungen, Radaruntersu- ♦ Der Frequenzgenerator mit seinen sich kreuzenden,
chungen und zuletzt auch eine Bohrung niederbringen. Obwohl tragbaren Messingstangen erinnert stark an die alte Kunst des
er anfangs der Möglichkeit zugetan war, daß es sich um die Wünschelrutengehens – eine Praxis, die in der Bibel verurteilt
Arche handeln könnte, meint Baumgardner heute diese Hypo- wird. Bestenfalls kann man die mit diesem Gerät erzielten Re-
these widerlegt zu haben; insbesondere fand man bei der Boh- sultate als kaum vertrauenswürdig bezeichnen. Beim Nachweis
rung nur das Gestein, das auch auf den benachbarten Hügeln der Metallkörper stützt man sich jedoch am stärksten auf die
vorkommt, und nichts von archäologischer Bedeutung. von diesem Gerät gelieferten Ergebnisse.
Inzwischen haben Wyatt und Fasold Bücher herausge- Sowohl Fasold als auch Wyatt verstehen es, sich gut aus-
bracht, in denen sie über die „Entdeckung“ der Arche berich- zudrücken und sie haben ein positives Auftreten, wodurch
ten; allerdings haben sich ihre Wege getrennt, und sie sind in viele überzeugt wurden. Mit Nachdruck haben sie sich und ihre
zahlreichen Details nicht gleicher Meinung. Arbeit vorangetrieben, allerdings haben sie dabei viele Men-
Wyatt behauptet, versteinertes Holz gefunden zu haben, schen eingeschüchtert und ernsthafte Wissenschaftler sowie
das keine Baumringe aufweist. (Er vertritt die Auffassung, daß Archesucher enttäuscht. Beide neigen dazu, andere Menschen
die vorsintflutlichen Bäume keine Ringe hatten.) Fasold be- persönlich anzugreifen, wenn sie nicht mit ihren Ansichten
hauptet, die Arche sei aus zementiertem Schilfrohr gebaut übereinstimmen. In ihren schriftlichen Äußerungen und Inter-
worden, das inzwischen zerfallen ist. Wyatt spricht von den views haben sich beide geringschätzig über Christen im allge-
Resten dreier Decks, Räumen und Bauholz, während Fasold meinen, und über das Institute for Creation Research im spezi-
nur den Abdruck des zerfallenen Schiffs als einzigen Überrest ellen geäußert.
wahrnimmt. Beide verweisen auf „drogue stones“, Steine die Die Fundstelle selbst hat inzwischen auch in der Türkei
an Seilen befestigt am Schiff hingen, um die stabile Lage zu Aufmerksamkeit erregt; in der Hoffnung auf die Dollars der
gewährleisten und die Navigation zu erleichtern. Beide bezie- Touristen ist man bemüht, ihre Bedeutung als die Fundstelle
hen sich auf korrodierte Metallkörper, die, in Reihen angeord- der Arche Noahs zu fördern. Ein unmöbliertes „Besucher-
net, die „Rippen des Schiffs“ gewissermaßen nachzeichnen Center“ wurde gebaut, von dem aus man die Stelle überblicken
sollen. Sie wurden mit Hilfe von Metalldetektoren und einem kann. Unglücklicherweise ist es schwierig, dorthin zu gelan-
„Frequenzgenerator“ nachgewiesen. Letzteres Gerät, das u.a. gen. Eine enge, ausgefahrene Straße führt zu einen nahegele-
aus zwei tragbaren Messingstangen besteht, die sich kreuzen, genen Dorf; sie windet sich einen steilen Hügel empor und ist
wenn das unter der Oberfläche liegende Objekt erfaßt ist, trug nur für wenige Autos befahrbar. Die Forderungen nach einer
wesentlich zur Untermauerung ihrer Ansichten bei. Ich will sechsspurigen Straße, die zu diesem Punkt führen soll, existie-
kurz auf die einzelnen Punkte eingehen: ren nicht.
♦ Meine eigenen Feldstudien, die Nachforschungen vieler Die Folgerung aus meinen eigenen Untersuchungen, ver-
anderer Mitarbeiter und zuletzt die mikroskopischen Untersu- bunden mit den Resultaten der mikroskopischen Analyse und
chungen der an dieser Stelle gesammelten Proben haben kein den Überlegungen von Baumgardner und anderen Leuten, lau-
fossiles Holz nachweisen können. Die vorkommenden Ge- tet: Die Struktur, die zwischen zwei Hügeln am Rand einer
steinsarten sind zwar etwas exotisch, ich habe jedoch weder größeren Erhebung ausgebildet ist, entstand, als Erde und
Holz noch zementiertes Schilfrohr gefunden. (Übrigens hat Schlamm von den benachbarten Hängen abrutschten; es ent-
versteinertes Holz aus der Zeit vor der Flut doch Baumringe. stand ein stromlinienförmiges Gebilde. Es sei abschließend ge-
Wenn die Jahreszeiten vor der Flut auch nicht so ausgeprägt sagt, daß es eine rundum zufriedenstellende geologische Erklä-
waren, haben sie augenscheinlich ausgereicht, um Ringe im rung für diese Struktur gibt und keinerlei Hinweise von ar-
Baumholz auszubilden; die Untersuchung versteinerter Baum- chäologischer Bedeutung.
ringe aus den verschiedensten geologischen Schichten macht Die Vorbereitungen zur Durchführung bedeutsamer Expe-
das deutlich.) ditionen im Sommer 1992 wurden durch die anhaltenden
♦ Zuverlässige Erkundungen des Untergrundes konnten Spannungen in der Region reduziert. Während sich die Suche
mehrere verschüttete Lagen nachweisen, doch zeigten die Boh- in den letzten Jahren gewandelt hat und die Atmosphäre durch
rungen, daß diese Lagen aus Gesteinen bestehen, die auch viele Streitigkeiten vergiftet ist, hat die Zahl der Veteranen
sonst in dieser Gegend vorkommen. dennoch nicht abgenommen, die wiederkommen wollen; neue
♦ Die „drogue stones“ wurden in einiger Entfernung von Gruppen versuchen ihre eigenen Projekte durchzuführen. Wir
der fraglichen Stelle entdeckt; soviel ich weiß, finden sich die vertrauen darauf, daß die zukünftigen Expeditionen in aller
am nächsten liegenden in rund 22 Kilometern Entfernung. Sie Redlichkeit durchgeführt werden, jederzeit unter Gebet. Solan-
unterscheiden sich praktisch kaum von den in dieser Gegend ge Gott nicht eingreift, wird der Verbleib der Arche ein Rätsel
verwendeten Grabsteinen; gegenwärtig findet man sie auf bleiben.
Friedhöfen.
♦ Die „Metallkörper“ sind schlicht eine Übertreibung. In
den benachbarten Bergen und auch am Fundort gibt es viel Aus: Impact Nr. 231, Sept. 1992; Übersetzung mit freundlicher Ge-
metallisches Erz. Außerdem findet man häufig Brocken von nehmigung des Autors.
magmatischen Gesteinen, die von Natur aus einen hohen Anteil

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würdigkeit der Funde verbürgt. Manche von ihnen werden
den Bericht von Morris vorerst mit Zurückhaltung aufneh-
Die Arche auf dem Ararat – men. Man muß außerdem berücksichtigen, daß für die Aus-
Erwartungen und Realitäten rüstung und Durchführung der Expeditionen in den USA
und in Australien viele Spenden gesammelt wurden. Diesem
Thomas Fritzsche, Siegfried Scherer Aspekt muß Morris sicherlich Rechnung tragen, denn auch
er hat große Summen benötigt.

Arche Noah und Schöpfungslehre 2. Geistliche Perspektiven


Der vorliegende Bericht über den Stand der Suche nach Re- Es besteht kein Zweifel, daß man durchaus verschiedene
sten der Arche stammt von keinem Unbekannten: Dr. John Ansichten zum Arche-Problem haben kann, ohne daß damit
D. Morris, Sohn von Henry M. Morris, einem der Autoren das Wort Gottes im geringsten angezweifelt wird. Tatsäch-
von „Die Sintflut“ (Telos) und Direktor des Institute for lich enthält die Problematik eine geistliche Perspektive, die
Creation Research, war viele Jahre lang an der Suche nach in der Diskussion bislang leider viel zu kurz gekommen ist.
der Arche beteiligt und hat in zahlreichen Vorträgen für die- Diese geistliche Perspektive – wir meinen damit das, was
ses Projekt geworben. uns Gott in der Bibel mitteilt – muß man gründlich aus-
Seine Äußerungen sind nicht als Abschlußbericht zu ver- leuchten, wenn wir uns Fragen aus dem Grenzbereich Glau-
stehen, denn die Suche wird fortgesetzt, sobald es die politi- be/Wissenschaft stellen.
schen Umstände zulassen. Aber ernüchternd ist seine Bilanz Im zweiten Petrusbrief (Kap. 3, 3-6) ist von den „Spöt-
doch und wir müssen versuchen, zwischen den Zeilen zu le- tern“ in den letzten Tagen die Rede: „… und zuerst dies
sen, um die Bedeutung des Berichtes richtig einzuschätzen. wißt, daß in den letzten Tagen Spötter mit Spötterei kommen
Einmal haben wir die Resultate von Wissenschaftlern, werden, die nach ihren eigenen Begierden wandeln und sa-
die mit hochsensiblen Meßgeräten und bewährten geologi- gen: Wo ist die Verheißung seiner Ankunft? Denn seitdem
schen Arbeitsmethoden nachgewiesen haben, daß es sich bei die Väter entschlafen sind, bleibt alles so von Anfang der
der fraglichen Fundstelle um gewöhnliches Gestein handelt. Schöpfung an. Denn denen, die dies behaupten, ist verbor-
Diese Wissenschaftler (z.B. Morris, Baumgardner) würden gen, daß von alters her Himmel waren und eine Erde, die
sicherlich viel dafür geben, wenn sie die Arche auffinden aus Wasser und durch Wasser Bestand hatte, durch das
dürften. Sie sind entschiedene Verfechter der Schöpfungs- Wort Gottes, durch welche die damalige Welt, vom Wasser
lehre in den USA und deshalb sind ihre Folgerungen von überschwemmt, unterging.“
Bedeutung. Desto mehr ist ihr Vorgehen zu würdigen. Auf Schon zu der Zeit, als Petrus diese Zeilen schrieb, sehnte
der anderen Seite stehen mit Fasold und Wyatt engagierte sich die Gemeinde nach der Wiederkunft Christi. Und hier
Leute, die akribisch jedes Argument zugunsten ihrer Sicht- ruft Petrus die Gemeinde auf, sich zu gedulden. Diejenigen
weise aufgreifen und in die Öffentlichkeit tragen. Über ihre aber, die sich in ihrer Erwartung einer schnellen Wieder-
geistliche Haltung wird nichts berichtet; deutlich klingt je- kunft getäuscht sehen und zu ihrem alten Lebensstil zurück-
doch an, daß sie in der Wahl ihrer Mittel nicht gerade zim- kehren, werden mit den Zeitgenossen Noahs gleichgesetzt.
perlich sind. So wie die Menschen damals das bevorstehende Sintflutge-
Es geht jedoch nicht um einige unbedeutende Differen- richt nicht wahrhaben wollten, mißachten die Menschen un-
zen in der Würdigung kleiner Details, sondern um einen kla- serer Zeit das zukünftige Gericht. Wo liegt jetzt die Bedeu-
ren Standpunkt zu einer Frage, die viele Gläubige bewegt. tung dieser Stelle im Hinblick auf den Arche-Fund? Um das
Der vermeintliche Fund der Arche ist vielen Christen be- herauszustellen, seien noch zwei weitere, sehr bekannte Bi-
kannt und wird oft ohne Einschränkungen akzeptiert. belstellen angeführt:
Analysiert man die einschlägige christliche Literatur un- „Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Ein böses und
ter dem Aspekt, welche Argumente den allgemeinen Evolu- ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen, und kein
tionsanschauungen häufig entgegengehalten werden, so fällt Zeichen wird ihm gegeben werden als nur das Zeichen Jo-
auf, daß zwei Argumenten teilweise besonderes Gewicht nas, des Propheten. Denn gleichwie Jona drei Tage und drei
beigemessen wurde: 1. Die scheinbar menschlichen Fußspu- Nächte in dem Bauch des großen Fisches war, so wird der
ren neben Dinosaurierfährten am Paluxy-River (USA) wer- Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Herzen
den gegen die geologisch-evolutiven Vorstellungen ange- der Erde sein.“ (Mt. 12, 39-40) „Denn weil ja in der Weis-
führt. 2. Der Fund der Arche wird als wichtiger Hinweis auf heit Gottes die Welt durch die Weisheit Gott nicht erkannte,
die Richtigkeit des biblischen Berichts angesehen. hat es Gott wohlgefallen, durch die Torheit der Predigt die
Der erste Punkt wurde bereits 1986 in der Publikation Glaubenden zu erretten. Denn während Juden Zeichen for-
von S. Scherer und R.Wiskin in factum und dem W+W- dern und Griechen Weisheit suchen, predigen wir Christus
Sonderdruck „,Menschliche‘ Fußabdrücke in der Kreide: als gekreuzigt, den Juden ein Ärgernis und den Nationen ei-
Ein Lehrstück für die Schöpfungsforschung“ behandelt. Die ne Torheit.“ (1. Kor. 1, 21-23)
Autoren haben sich darin von den Berichten distanziert. Die Zusammenschau dieser Bibelstellen eröffnet der
Droht nun einem weiteren populären Argument, dem ganzen Diskussion doch einen anderen Blickwinkel. Gehen
„Fund der Arche“, ebenfalls das „Aus“? Der Bericht von wir einmal von den Plänen aus, die Fundstelle der Arche zu
Morris deutet dies an, oder – vorsichtiger ausgedrückt – er einer Touristenattraktion zu machen. Ein Gebäude, das grö-
bereitet darauf vor. Noch ist es zu früh, generell alle bisheri- ßere Besuchermengen problemlos aufnehmen kann, ausge-
gen „Zeugenaussagen“ zu bezweifeln; zunächst müssen stattet mit den üblichen Touristenmagneten, die einige Stun-
noch einige Details aufgearbeitet werden. den kurzweiligen Aufenthalt gewährleisten und – als beson-
In der Vergangenheit haben viele Geschwister (darunter derer Leckerbissen – durch eine große Fensterfront einen
auch einer der Autoren dieses Beitrags) in dieser Frage als
Multiplikatoren gewirkt und sich persönlich für die Glaub-

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freien Blick auf die Reste der Arche Noah. Den von Petrus fen wir die eigentliche Basis unseres Glaubens und damit
so genannten Spöttern muß es da die Sprache verschlagen! unseres Lebens niemals aus den Augen verlieren: Den Glau-
Vergegenwärtigen wir uns noch einmal das Wesen (die ben an die Gnade in Christus (Röm. 3, 22-26). Der erste
Torheit!) unseres Glaubens: der Weg zum Heil führt über Hauptsatz der Schöpfungslehre gilt nach wie vor: „Durch
das Kreuz von Golgatha und nicht über den Ararat. Wider- den Glauben erkennen wir, daß die Welten durch Gottes
spricht es nicht dem von Gott vorgesehenen Heilsweg, wenn Wort ins Dasein gerufen wurden“ (Hebr. 11,3). Durch den
wir anderen Menschen mit der einen Hand den Weg nach Glauben, nicht durch die Wissenschaft, schon gar nicht
Golgatha weisen und – wenn das nicht genügt – mit der an- durch scheinbar noch so überzeugende „Fakten“ wie die
deren auf die Arche deuten? Hochkarätige wissenschaftliche Paluxy-Fußspuren oder die Arche auf dem Ararat!
Beweise für die Richtigkeit der Bibel, die schon fast auf ei- Ebenso gilt – und das wird leider kaum öffentlich gesagt
nen Gottesbeweis, ein Zeichen, hinauslaufen, sollten wir – , daß man auch nur durch einen allerdings andersartigen
nicht erwarten. Auch werden wir an die Geschichte mit dem Glauben erkennen kann, ob die Welt und das Leben durch
goldenen Kalb erinnert (2. Mose 32). Kaum war Mose über- Evolution entstanden sind. Weil die Wissenschaft diese ihre
fällig, der sichtbare Mittler zwischen Gott und dem Volk Is- Glaubenshaltung verschweigt und unter dem Vorwand der
rael, verlangte das Volk einen Ersatzgott, einen Götzen. „objektiven Wissenschaft“ versteckt, ist es uns als haupt-
Könnte es sein, daß das Bedürfnis mancher gläubiger Men- und nebenamtlichen Mitarbeitern sowie als Mitgliedern,
schen nach „realen“, greifbaren Dingen wie der Arche einen Freunden und Betern bei Wort und Wissen aufgetragen, un-
Mangel im geistlichen Bereich anzeigt? In diesem Fall ist ermüdlich die Grenzen der wissenschaftlichen Methode all-
die Gefahr groß, mit oder wegen der materiellen Dinge gemein und die Schwächen der Evolutionslehre im besonde-
Schiffbruch zu erleiden. Ist es Zufall, daß sich ausgerechnet ren zu betonen. Wenn wir die Evolutionslehre angreifen,
die scheinbar beweiskräftigsten Argumente der Schöp- dann fragt man uns jedoch zu Recht nach Alternativen: So
fungslehre als fragwürdig erweisen? sind wir ständig herausgefordert, Modellvorstellungen zu
Wir möchten noch einmal darauf hinweisen, daß Morris entwickeln, welche die fast unübersehbare Vielfalt der na-
ein Auffinden der Arche nicht generell ausschließt. Auch tur- und geschichtswissenschaftlichen Daten im Rahmen der
wir schließen einen Fund der Arche auf dem Ararat nicht biblisch offenbarten Heils- und Menschheitsgeschichte
aus. Solange die Faktenlage aber noch derart diffus ist, kann deuten. Solche Modellvorstellungen dürfen wir jedoch nie-
keine Aussage außer dem Satz „Wir wissen es nicht“ getrof- mals mit Gottes Wort verwechseln.
fen werden. Vielleicht gefällt es Gott, der Menschheit unse- Wir von Wort und Wissen wollen unseren Mitmenschen
rer Zeit ein solch deutliches Zeichen zu geben, damit sie von deutlich machen, daß man als Wissenschaftler an Evolution
ihren Wegen umkehrt. Das wird dann aber ein klares Zei- oder an Schöpfung glauben kann: Die Entscheidung ist we-
chen sein und keine mit vielen Worten und zweifelhaften niger eine naturwissenschaftliche, sondern mehr eine geistli-
Dokumenten konstruierte Argumentationskette. che. Wir lehnen Evolution erst in zweiter Linie aus wissen-
schaftlichen Gründen ab. In erster Linie haben wir erkannt,
3. Konsequenzen für die Schöpfungs- daß diese Ursprungsvorstellung in ihrem Grundansatz wi-
derchristlich ist. Wenn wir uns gegen die Evolutionslehre
forschung bei Wort und Wissen und ihre Auswirkungen wenden, so bekämpfen wir aber kei-
Bei Wort und Wissen sind die Paluxy-Fußspuren und die nesfalls die Menschen, die sich an die Evolutionslehre hal-
Arche-Funde nicht wie in anderen Gruppen zum Programm ten. Wir sehen es vielmehr als unsere Aufgabe, mit diesen
erhoben worden, so populär sie auch sein mögen. Zum Teil Menschen in einen Dialog zu treten, unseren Glauben zu be-
liegt das an den geologischen Vorstellungen, die J. Scheven zeugen und auch darauf hinzuweisen, daß Glaube und wis-
in die Arbeit eingebracht hat. Ebenso wie schon im Fall der senschaftliche Arbeit einander nicht ausschließen. Für den
Paluxy-Fußabdrücke verträgt sich auch die Arche-Fundstelle „guten Ton“ in diesen Gesprächen tragen wir als Christen
nicht mit diesem sintflutgeologischen Modell. Demnach zuallererst die Verantwortung.
liegt zwischen dem Ende der Sintflut und der Entstehung Menschliche Weisheit hat häufig geirrt, sie kann sein
des Gebirges, wo man die Arche gefunden haben will, eine wie ein Halm im Wind. Das könnte auch für die bei Wort
längere Phase nachflutlicher Katastrophen. Diese Katastro- und Wissen erarbeiteten Modellvorstellungen zur Geologie,
phen dürften so gewaltig gewesen sein, daß die Arche zer- Biologie und Urgeschichte gelten! Hüten wir uns also, unse-
stört wurde oder die spätere Gebirgsbildung nicht überstand. ren Glauben auf schöpfungs-“wissenschaftliche“ Vorstel-
Es ist nach diesem Modell unwahrscheinlich, daß man noch lungen zu gründen. Bei allem noch so notwendigen denkeri-
Relikte der Arche finden wird. schen Bemühen von Wort und Wissen muß die eigentliche
Natürlich handelt es sich bei der Annahme nachflutlicher Bedeutung unseres W+W-Signums deutlich bleiben:
Katastrophen nur um ein mögliches sintflutgeologisches
Modell (es existieren mehrere) und es wäre unangebracht, Das Wort vom Kreuz steht über
eine unbewiesene Hypothese zugunsten einer anderen un- dem Wissen des Menschen.
bewiesenen Hypothese aufzugeben. Eine Ablehnung der Ar-
che-Sichtungen nur aufgrund eines mit menschlicher Weis-
heit formulierten Sintflutmodells ist abzulehnen. Die von Weitere Exemplare dieses Blatts können kostenlos angefordert werden
bei: SG WORT UND WISSEN, Rosenbergweg 29, D-72270 Baiersbronn,
Morris gewählte Ebene der sachlichen Diskussion, des Ab-
Tel. 0 74 42 / 8 10 06 (Fax 8 10 08), oder bei W+W-Medienstelle,
wägens von verschiedenen Gesichtspunkten ist deshalb sehr Heimgarten 2163, CH-8180 Bülach.
begrüßenswert. Für Kosten bei Abnahme größerer Mengen wird eine Spende erbeten:
Schöpfungsforschung und Schöpfungslehre sind andauern- Sparkasse Hagen BLZ 450 500 01, Kto. 128 041 660; Postfinance CH-
de Gradwanderungen zwischen wissenschaftlich-analyti- 4040 Basel, Kto. 80-76159-5.
schem Denken und kindlichem Vertrauen auf Gottes Wort. Internetadresse: http://www.wort-und-wissen.de
Studiengemeinschaft WORT UND WISSEN, 1993 – kopieren erlaubt!
Ganz unabhängig von der augenblicklichen Faktenlage dür-

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