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die trotz aller formalen Bekenntnisse zu Demokratie, Gleichheit und Aufklrung doch Jahrhunderte lang sehr unterschiedliche Zugangsvoraussetzungen zu Kultur und ihren Produktionsmitteln hervorgebracht hat und die ihre
Subjekte mit ungleichen Handlungsmglichkeiten, Sprecher_innenpositionen und Spielrumen ausstattet. In der Regel korrespondieren diese mit
ihren Klassen-, Geschlechter- sowie ethnischen Positionierungen.
Digitalitt ermglicht dagegen neue und andere kulturelle (und damit: gesellschaftliche) Beziehungen, die nicht mehr zwangslufig an bestimmte
Privilegien und die Verfgungsgewalt ber kulturelle Produktionsmittel (im
alten Sinne) gebunden sein mssen. Neue Formen von Partizipation und
Inklusion sind dabei entstanden, die Kollektivitt da stiften, wo zuvor nur
der rigide Konkurrenzkampf aller gegen alle am Werke war. In ihnen knnen wir unser digitales Zusammenleben offen und gemeinsam entwickeln
(mit Rckwirkung auch auf seine analogen Formen). Dies war zuvor meist
Einzelnen vorbehalten seien es nun Wirtschaftsunternehmen (im Bereich
der Technologieentwicklung) oder Knstler_innen (im Bereich der Kultur).
Nicht-profitorientierte Formen des (Aus-)Tauschs, wie sie die Netzkultur
etabliert hat, wren als wichtige Erfahrungswerte und Modellsituationen
fr eine allgemeine und generelle Vernderung zu begreifen, statt sie nur
in den Zusammenhang unseres individuellen Wunsches nach Zugriff auf
mglichst umfassende Datenbnke zu stellen. Sie drfen jedenfalls nicht
blockiert werden, nur weil sie mit den Sonderinteressen Einzelner konfligieren.
Die digitale Kultur, die wir durch unsere Arbeit hervorbringen, muss also im
Bewusstsein handeln, dass sie, was sie macht, nicht fr sich selbst und die
eigene Szene tut, sondern fr alle. Die gesellschaftlichen Beziehungen, die
sie dabei entwirft, sind durchaus verallgemeinerbar.
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