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Krieg in Bosnien-Herzegowina (1992-1995)

Ursachen:
Es handelte sich nicht um einen Krieg zwischen Nationen oder Staaten,
sondern um den Zerfall eines Vielvölker- und Vielreligionenstaates. Dies war
seit Aufkeimen der kroatisch - serbischen Gegensätze Anfang des 20.
Jahrhunderts um die Vormachtstellung in Jugoslawien und mit dem Erwachen
nationalistischen und faschisten Gedankengutes insbesondere in Serbien und
in Kroatien angesichts einer nur schwachen Zentralregierung unausweichlich.
Die Abspaltung Sloweniens verlief dabei nahezu unblutig. Schwieriger war
aber die Unabhängigkeit Kroatiens.
In keiner Teilrepublik des ehemaligen Jugoslawien verlief der Krieg 1992 bis
1995 so blutig, wie in Bosnien - Herzegowina. Nirgendwo in Jugoslawien
trafen unterschiedliche Religionen und Kulturen derartig stark miteinander
vermischt aufeinander. Legt man die Maßstäbe der zivilisierten Welt an, so
gehörte die Bevölkerung Bosnien-Herzegowinas zum selben Volk wie die
Slawen außerhalb dieser Provinz.

Um die Abspaltung Bosnien-Herzegowinas vom Rest Jugoslawiens


zu verhindern, überfielen die Serben im April 1992 das Land. Der
brutale Krieg forderte 200.000 Opfer, war zwar 1995 offiziell
beendet, aber dieser Friede stand auf wackligen Beinen. Mit der
Auflösung des "alten" Jugoslawiens ist der Bestand des Staates
Bosnien-Herzegowina nun aber gesichert.

Die extremen nationalistischen Führer der bosnischen Serben und auch der
bosnischen Kroaten benutzten den schon immer vorhandenen Nationalismus als
Argument für eine unbedingte Trennung nach Nationalität der in Bosnien-
Herzegowina lebenden Bevölkerung. Die Abspaltung der Menschen in die drei
großen Gruppen, den Serben, Kroaten und Moslems, in Bosnien wurde stark
vorangetrieben. Wechselseitiges Misstrauen und latenter Nationalismus gehörten
zum jugoslawischen Alltag.

Hinzu kamen noch die starken regionalen Entwicklungsunterschiede. Die daraus


entstandenen Verteilungskämpfe zwischen reicheren und ärmeren Republiken, trotz
(vergeblicher) Versuche seitens der Regierung durch Entwicklungshilfe und
Aufbaubudgets sorgten für zusätzliche Spannungen.

Wachsende ökonomische Probleme durch Misswirtschaft und Überbürokratisierung


führten Jugoslawien in den achtziger Jahren in eine Wirtschaftskrise, die eine hohe
Arbeitslosigkeit zur Folge hatte. Die wachsenden sozialen Ängste machten die
Bevölkerung anfällig für nationalistische Parolen.

Im April 1992, unmittelbar nach der internationalen Anerkennung Bosnien-


Herzegowinas, entbrannte ein brutaler Krieg.
Akteure:

-Alija Izetbegovic: offiziell gewählter Präsident von Bosnien-Herzegowina


-Radovan Karadzic: Serbenführer, Mitglied der Serbischen Demokratischen Partei
(SDS)
-Ratko Mladic: Armeechef (serbisch)

Ziele:

der Serben: Bildung "Groß-Serbiens", d. h. Anschluss der von Serben größtenteils


besiedelten Gebiete Bosnien-Herzegowinas an Serbien; "ethnisch saubere"
Gebiete in "Großserbien"
der Kroaten: Vereinigung der hauptsächlich im Süden liegenden Gebiete Bosnien-
Herzegowinas, in dem mehrheitlich Kroaten leben, mit Kroatien.
der Moslems: Ein Staat Bosnien-Herzegowina auf multikultureller Basis

Konfliktlösung:

1995: Genf: Die Außenminister Kroatiens, Bosnien - Herzegowinas und der


Bundesrepublik Jugoslawiens verständigen sich auf einen von der internationalen
Kontaktgruppe (Rußland, Deutschland, Frankreich, Großbritannien unter der Leitung
der USA) ausgearbeiteten Friedensplan. Der Plan sieht eine Trennung Bosnien -
Herzegowinas in zwei Gebietseinheiten mit der bosnisch-kroatischen Föderation
Bosnien-Herzegowina (51%) und der Serbischen Republik in Bosnien (49%) vor.

1995: New York: Ein Einverständnis über die zukünftige politische Struktur Bosnien-
Herzegowinas wird erzielt. Eine internationale Friedenstruppe, die Stabilisation Force
(Sfor), soll die Einhaltungen der Bestimmungen überwachen. Ein Jahr später
erlaubte der UN-Sicherheitsrat die Bildung der Sfor und so ist diese Friedenstruppe
in Bosnien-Herzegowina seit 1996 mit etwa 16 000 Soldaten aktiv. Die Soldaten
halten im Konfliktfall verfeindete Volksgruppen auseinander und gewährleisteten so
Frieden und Sicherheit.

1995: Die NATO stellt ihren Plan vor, im Auftrag der UNO nach Abschluss eines
Friedensabkommen im Rahmen der IFOR bis zu 70.000 Soldaten bereitzustellen.

1995: Waffenstillstandsbeschluss tritt in Kraft, ab 1995-10-20 wird er an allen Fronten


eingehalten. Der Waffenstillstandsbeschluss ist auf zwei Monate befristet

1995: Beginn der Verhandlungen über ein Friedensabkommen auf der US-
Luftwaffenbasis Wright-Patterson in Dayton Ohio. Die Präsidenten Bosnien-
Herzegowinas (Alija Izetbegovic), Kroatiens (Franjo Tudjman), und Serbiens
(Slobodan Milosevic) sind vertreten.

1995: Unterzeichnung des Friedensvertrags durch die Präsidenten der drei


beteiligten Länder. Eingeschlossen ist darin die gegenseitige Anerkennung zwischen
der Bundesrepublik Jugoslawien und Bosnien-Herzegowina.

1996: Ausweitung auf den Einsatz er Stabilisierungstruppe Sfor, bei der aus
Deutschland 3.00 Soldaten eingesetzt sind.

2004: Ersatz der NATO-geführten Sfor durch die Eufor der EU (850 Mann stark).

Das Massaker von Srebrenica:

Am 11. Juli 1995 kam es in Srebrenica zu einem schrecklichen Massaker: Die


Armee der Republika Srpska ermordete damals mindestens 7800 bosnische
Muslime. 1993 hatte der Weltsicherheitsrat die Stadt zu einer Schutzzone erklärt.
Fast alle Angehörigen der Armee von Bosnien und Herzegowina, die sich noch in
dieser Stadt aufhielten, wurden entwaffnet und ein Blauhelm-Bataillon übernahm die
Verantwortung für die Sicherheit der Einwohner.

Dennoch geriet die Stadt in den Tagen und Monaten danach an den Rand einer
Katastrophe. In der Stadt selbst blühte der Schwarzhandel mit Nahrungsmitteln auf
und 1995 herrschte eine schwere Hungersnot. Der Abhördienst der bosnischen
Armee konnte einen Befehl aufzeichnen, den General Ratko Mladic per
verschlüsselte Funkverbindung abgab: "Schießt nur auf die Lebenden, nur auf die
Lebenden! Sie haben keine Waffen. Sie haben nur die eine oder andere Panzerfaust.
Sie haben normale Gewehre und das ist alles."

Nun sei der Zeitpunkt gekommen, "Rache an den Türken zu nehmen",


kündigte der verantwortliche serbische General Ratko Mladić an - was folgte,
war ein blutiges Massaker und eine großangelegte Vertreibungsaktion:
Muslimische Männer im wehrfähigen Alter, aber zum Teil auch Jugendliche
wurden von Frauen, Kindern und älteren Männern getrennt und dann
abtransportiert. Etwa 3000 sollen es gewesen sein. Keiner von ihnen wurde
jemals wiedergesehen.

Holland verlangte Hilfe und Luftangriffe der NATO. Aber die Bitte wurde
abgeschlagen. Im UN-Stab herrschte offenbar noch der Glaube, dass Mladic nicht
die Absicht hat, die Stadt einzunehmen. Der französische General Janvier blockiert
auch in den kommenden Tagen den Befehl für Luftangriffe. Erst am 11. Juli gibt es
kurze und erfolglose Luftangriffe der NATO.

Am selben Tag fällt die Stadt. Der UN-Sonderbeauftragte Yasushi Akashi erklärt um
16 Uhr 30, dass serbische Kräfte Srebrenica eingenommen hätten, inklusive der
holländischen Militärbasis. Etwa zwei Drittel der ungefähr 40.000 Menschen aus
Srebrenica zogen sich in die UN-Basis in Potocari zurück, in der Hoffnung auf Schutz
durch die Blauhelme. Etwas mehr als 10.000 Menschen, davon die meisten Männer,
versuchten sich durch die Wälder nach Tuzla durchzuschlagen. Nur etwa die Hälfte
von ihnen kamen dort an.

Es folgte der organisierte Mord an den verhafteten Männern, unter denen sich auch
kleine Kinder und Alte befanden. Die Gefangenen wurden in Stadien, Schulen und
Industrie-Hallen aufgeteilt, von wo sie zur Erschießung geführt wurden.

Für das, was sich in diesen Juli-Tagen abgespielt hat, war eine umfassende
logistische Vorbereitung nötig. Busse zum Abtransport der Gefangenen mussten
beschafft werden. Bagger zum Ausheben der Massengräber wurden beschafft und
Lastkraftwagen, um den Inhalt dieser Gräber später mehrmals an anderen Orten neu
zu verscharren und dadurch die Spuren des Massenmordes zu verwischen.

Die Spuren des Massakers waren aber für US-Aufklärungsflugzeuge durchaus zu


erkennen. Forensische Expertengruppen haben seitdem über 40 Massengräber
anhand dieser Luftaufnahmen identifiziert und die Überreste von über 7.000
Menschen gefunden, sagt der Leiter der staatlichen Vermisstenkommission Amor
Masovic: "Von diesen 7.000 Leichen haben wir bislang die Identität von mehr als
3.000 feststellen können."

Die Serben verübten in Srebrenica eine gezielte ethnische Säuberung. Sowohl


der Internationale Gerichtshof wie auch das UN-Kriegsverbrechertribunal
stuften das Massaker von Srebrenica als Völkermord ein. Der nun verhaftete
Radovan Karadžić und sein General Ratko Mladić gelten als persönlich
verantwortlich für das Verbrechen. Mladić ist weiter flüchtig.

Massenvergewaltigung: Vor
vier Jahren gelangten die ersten
Berichte über Massenvergewaltigungen im ehemaligen
Jugoslawien in die Öffentlichkeit. Politik, Gesellschaft und
die Medien verurteilten damals, daß die Serben, aber auch
alle anderen kriegsführenden Parteien, Vergewaltigungen
ganz gezielt als Kriegsmittel anwendeten. Mit dem Krieg in
Bosnien rückte ein »vergessenes« Kriegsverbrechen
wieder in das Bewußtsein einer breiten Öffentlichkeit.
Heute, vier Jahre später, scheinen die Opfer der
Vergewaltigungen erneut in Vergessenheit zu geraten. In
der aktuellen Diskussion um die Rückkehr der bosnischen
Flüchtlinge in ihre Heimat tritt neben politischen,
militärischen und verwaltungstechnischen Aspekten die
besondere Situation der mißbrauchten Frauen in den
Hintergrund.

Durch das Rotkreuzabkommen von 1949 ist die Vergewaltigung


zwar namentlich im Völkerrecht verankert, eine Definition
dieses Verbrechens erfolgt jedoch nicht. Neben der
namentlichen Erwähnung im Rotkreuzabkommen hat die
Kriegsvergewaltigung auch als Folter und als Bestandteil der
»ethnischen Säuberung« zum Zwecke des Völkermords
Eingang ins Völkerrecht gefunden. Nach Art. 1 I des
Übereinkommens gegen Folter und andere grausame,
unmenschliche oder erniedrigende Behandlung vom 10.
Dezember 1984 ist als Folter jede Handlung zu verstehen,
„durch die einer Person vorsätzlich große körperliche oder
seelische Schmerzen oder Leiden zugefügt werden, zum
Beispiel um von ihr oder einem Dritten eine Aussage oder ein
Geständnis zu erlangen, … oder um sie oder einen Dritten
einzuschüchtern oder zu nötigen…“ (Menschenrechte 1995:
118).

Die Vergewaltigungen im ehemaligen Jugoslawien wurden


durchgeführt, sowohl um die Frauen und ihre Angehörigen
einzuschüchtern und zu diskriminieren (Wullweber 1993: 182
und Helsinki Watch 1994: 21) als auch um von ihnen Auskunft
über gegnerische Gefechtsstellungen zu erfahren (Stiglmayer
1993: 172).

Art. 2 der Konvention über die Verhütung und Bestrafung des


Völkermordes vom 9. Dezember 1948 bezeichnet u. a. die
„Tötung von Mitgliedern einer Gruppe“ oder die „Verursachung
von schwerem körperlichen oder seelischen Schäden an
Mitgliedern der Gruppe“ als Völkermord, wenn diese in der
Absicht begangen werden, „eine nationale, ethnische,
rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise
zu zerstören“ (Menschenrechte 1995: 44).

Die zum Zweck der »ethnischen Säuberung« vorgenommenen


Massenvergewaltigungen, die auf die psychische und
physische Vernichtung und Demoralisierung der gegnerischen
Frauen, Männer und Kinder zielen, müssen nach dieser
Definition als Bestandteil des Völkermords aufgefaßt werden.

In beiden Abkommen werden die Kriegsvergewaltigungen nicht


speziell genannt, sie sind aber so formuliert, daß sie
Vergewaltigung durchaus mit einbeziehen. Sie betonen vor
allem die psychische und physische Gewalt.

Ursachen der Kriegsvergewaltigung


Neben der auch in Friedenszeiten vorhandenen Gewalt gegen
Frauen gibt es weitere Erklärungsmodelle dafür, warum es
gerade in Kriegszeiten zu einer Eskalation der Gewalt gegen
die weibliche Bevölkerung, namentlich zu brutalen
Massenvergewaltigungen, kommt. Dabei spielen die
Identifikationsmodelle von Männlichkeit, die die Armeen ihren
Soldaten geben, eine wesentliche Rolle.
Völkermord:

Völkermord ist der Rechtsbegriff für das schlimmste denkbare Verbrechen - Handlungen mit
dem Ziel, ein Volk, eine Ethnie oder auch eine Glaubensgemeinschaft zu vernichten. Das
Massaker von Srebrenica, bei dem im Juli 1995 rund 8000 muslimische Jungen und
Männer ermordet wurden, wird von internationalen Strafrechtlern als ein solches
Verbrechen eingestuft. Der am Montag verhaftete ehemalige bosnische Serbenführer
Radovan Karadzic gilt zusammen mit seinem noch flüchtigen einstigen Militärchef Ratko
Mladic als Hauptverantwortlicher für das Massaker.

Srebrenica ist jedoch nicht nur ein Synonym für Völkermord geworden,
sondern steht auch für das Versagen der Weltgemeinschaft, die das
Massaker nicht verhinderte. Sie sah den Vertreibungen und Ermordungen
untätig zu.Die verantwortlichen niederländischen Blauhelm-Soldaten
unternahmen nicht einmal den Versuch, die bosniakischen Einwohner vor
den anrückenden Serben zu schützen, sondern überließen ihnen kampflos
die Stadt. Im Kampf um Srebrenica haben sie nicht einen einzigen gezielten
Schuss abgegeben.

Zum Teil sollen sie sogar noch mit den Schlächtern kooperiert haben. So
sollen sie unter anderem bei der Selektion der wehrfähigen Männer geholfen
haben - jedoch nach eigenen Angaben ohne zu wissen, dass diese getötet
werden sollten.

Auch Nato-Truppen kamen den eingekesselten Menschen nicht zur Hilfe. Der
UN-Beauftragte David Harland machte 1999 im Abschlussbericht zu
Srebrenica die Naivität der internationalen Gemeinschaft dafür verantwortlich,
dass die notwendige Hilfe unterblieben war.

Unbedarftheit nimmt auch der damalige niederländische Blauhelm-


Kommandeur Tom Karreman für sich in Anspruch, wenn er auf ein Foto
angesprochen wird, das ihn in den Tagen des Massakers zeigt, wie er
Generals Mladic zuprostet. "Eine hervorragend geplante Militäraktion", nannte
er damals das Geschehen, das als das größte Kriegsverbrechen in Europa
seit dem Zweiten Weltkrieg in die Geschichte eingegangen ist.

Jugoslawien beziehungsweise Serbien als sein Rechtsnachfolger ist zwar nicht für die
1995 an bosnischen Muslimen in Srebrenica begangenen Massaker verantwortlich. Es
hätte aber versuchen müssen, diese zu verhindern. Das stellte der Internationale
Gerichtshof in Den Haag fest. Zugleich entschied das Gericht, dass bosnische
Serben mit der Ermordung von rund 8000 Männern und Jugendlichen Völkermord
begingen.

In seinem Urteil über eine Klage von Bosnien-Herzegowina gegen das frühere Jugoslawien
misst das Gericht den bosnischen Serben einen gewissen Grad an Unabhängigkeit von der
serbischen Zentralregierung in Belgrad zu. Deren Armee und Verwaltung seien damals nicht
vollständig von Belgrad kontrolliert worden und hätten nicht in unmittelbarem Auftrag
Belgrads gehandelt.

Nach der Definition der Uno liegt Völkermord dann vor, wenn Verbrechen mit dem Ziel
begangen werden, eine gesamte Bevölkerungsgruppe auszulöschen. Die Regierung in
Belgrad hat stets argumentiert, diese Absicht habe auf der Ebene des serbischen Staates
nicht bestanden und könne auch nicht nachgewiesen werden. Dieser Auffassung schloss
sich das Gericht nur zum Teil an.

Ethnische Säuberungen" [Bearbeiten]

Begräbnis von 505 identifizierten Opfern des Massaker von Srebrenica


Der Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen, Tadeusz Mazowiecki, ging
davon aus, dass serbische Truppen 80% aller Kriegsverbrechen in Bosnien-
Herzegowina begangen haben. Der CIA behauptete in einem geheimen, von
der New York Times dennoch veröffentlichten Bericht, die serbische Seite
hätte 90% der Morde begangen. Es gibt keine gesicherten Statistiken über die
Zahl der zivilen Opfer. In der Regel wird in internationalen Medien die Zahl
200.000 genannt. [26]
So genannte ethnische Säuberungen waren auf dem Gebiet der Republika
Srpska besonders ausgeprägt, da zum proklamierten Staatsterritorium viele
Gebiete gehörten, in denen die Serben zunächst lediglich eine Minderheit
stellten (z. B. Zvornik, Foča, Prijedor etc.). Gewaltsame Vertreibungen und
Morde an der jeweils anderen Volksgruppe sowie die Plünderung und
Zerstörungen anderen Eigentums sowie die Zerstörung in erster Linie von
Moscheen (insgesamt 917 Objekte der islamischen Religionsgemeinschaft),
Kirchen (insgesamt 311 Objekte der katholischen Kirche, 34 Objekte der
orthodoxen Kirche sowie 7 Objekte der Jüdischen Gemeinschaft) [27],
Friedhöfen und historischen Kulturgütern waren ein besonders auffälliges
Phänomen dieses Krieges.
Etwa die Hälfte der Bevölkerung des Staates wurde gezwungen ihre
bisherigen Wohnorte zu verlassen. Noch immer leben sehr viele Bewohner in
Drittstaaten.
Die größte dieser ethnischen Säuberungen an einem Ort fand in Srebrenica
statt. Das Massaker von Srebrenica wurde durch UN-Gerichte als Völkermord
klassifiziert.[28]
Dayton Vertrag:
Dayton-Abkommen

Nach dem Ort der Verhandlungen im amerikanischen Bundesstaat Ohio


benannter Friedensvertrag von 1995 zur Beendigung des vierjährigen
Bürgerkrieges zwischen den verfeindeten Volksgruppen der Serben, Kroaten
und Muslime in der 1992 vom Bundesstaat Jugoslawien abgefallenen
Teilrepublik Bosnien und Herzegowina.

Das am 21. November 1995 unter der Schirmherrschaft des amerikanischen


Präsidenten Bill Clinton zwischen den Präsidenten Bosniens, Kroatiens und
Serbiens ausgehandelte und am 14. Dezember in Paris unterzeichnete
Abkommen besiegelte die endgültige Zweiteilung Bosniens und Herzegowinas
in eine Muslimisch-Kroatische Föderation und eine Serbische Republik
(Republik Srpska) mit der gemeinsamen Hauptstadt Sarajevo.

Muslimen und Kroaten wurden 51 Prozent des Staatsterritoriums


zugesprochen, den Serben 49 Prozent einschließlich ihrer Hochburg Pale und
der UNO-Schutzzonen Srebrenica und Zepa. Als wichtigste zentrale
Institutionen sah das Abkommen neben einer gemeinsamen Volksvertretung,
Regierung und Präsidentschaft ein einheitliches Verfassungsgericht und eine
gemeinsame Währung vor. Die künftigen Wahlen wurden unter internationale
Aufsicht gestellt; für die Einhaltung des Waffenstillstandes hatte die unter
NATO-Kommando stehende Internationale Friedenstruppe (IFOR) zu sorgen,
die am 20. Dezember 1995 die in Bosnien stationierte UNO-Schutztruppe
(UNPROFOR) ablöste.

UNO: KRIEG GEGEN DIE UNO


Mit Bombenangriffen wollte die UNO die Serben vor Gorazde stoppen.
Statt dessen gerieten die Blauhelme selbst ins Visier. Jetzt wächst die
Angst vor einem internationalen Bodenkrieg.

NATO: Auch wenn die NATO Bosnien und Herzegowina letztlich durchaus einige
Bedeutung beimessen musste, hat sich das Bündnis nur zögernd internationalen we
ovBemühungen um eine Beendigung der Kampfhandlungen im ehemaligen
Jugoslawien angeschlossen. Als 1991 die gewaltsamen Auseinandersetzungen
ausbrachen, stellte sich zunächst die Europäische Gemeinschaft und dann die
Organisation der Vereinten Nationen an die Spitze der Bemühungen darum, dem
Konflikt Einhalt zu gebieten und wieder Frieden und Stabilität herzustellen. Damals
hatten die Vereinigten Staaten gerade einen von den Vereinten Nationen gebilligten
Zusammenschluss von Staaten angeführt, um Saddam Husseins Irak aus Kuwait zu
vertreiben, und es herrschte großer Optimismus im Hinblick auf die Möglichkeiten der
Vereinten Nationen, auf eine „neue Weltordnung“ hinzuarbeiten.

Die ersten Vorstöße der NATO auf das Gebiet Bosniens und Herzegowinas
bewirkten keine Änderung der politischen Gegebenheiten vor Ort und veranlassten
zahlreiche Beobachter dazu, die Relevanz des Bündnisses im Sicherheitsumfeld der
Zeit nach dem Ende des Kalten Krieges in Frage zu stellen. Angesichts des
Ausmaßes der humanitären Not in einem Gebiet, das schließlich im Hinterhof des
Bündnisses lag, war die Rolle der NATO auf dem Balkan für viele Beobachter
besonders beunruhigend. Sowohl NATO-Anhänger als auch NATO-Kritiker führten
immer wieder als Argument an, das Bündnis habe nur die Wahl zwischen „out of
area“ und „out of business“.

Obwohl es viel zu lange gedauert hatte, bis die Bündnispartner den erforderlichen
politischen Konsens für eine wirksame Intervention in Bosnien und Herzegowina
erreichten, gelang es dem Bündnis, nachdem es sich dann zur Bekämpfung der
Ursachen des Konflikts entschlossen hatte, die gewaltsamen Auseinandersetzungen
rasch zu einem Ende zu führen und dann die Grundlagen für den Frieden zu
schaffen. Auf diese Weise bedeutete die Operation Deliberate Force für die NATO
den Beginn einer neuen Ära: Sie trug dazu bei, das Fundament für ein weitaus
breiteres Spektrum von nicht unter Artikel 5 fallenden Missionen des heutigen
Bündnisses zu legen, und führte die NATO weit über die Aufgabe der bloßen
Aufrechterhaltung der kollektiven Verteidigung hinaus.

Fall Karadzic:

Das UN-Tribunal beschuldigt den am 21. Juli festgenommenen Karadzic unter


anderem des Völkermordes, der Verschwörung zum Völkermord sowie
zahlreicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Der 63-jährige hatte zuletzt
als Arzt „Dr. Dragan Dabic“ für alternative Medizin gearbeitet und unbehelligt
in Belgrad gelebt. Mit einem Vollbart und langen Haaren hatte er sein
Äußeres völlig verändert und glich eher einem New-Age-Guru als einem
mutmaßlichen Kriegsverbrecher.

Karadzic will sich selbst verteidigen

Knapp 13 Jahre nach der Anklagerhebung gegen ihn wird er als 44. Serbe
dem Tribunal in Den Haag überstellt. Einmal in Den Haag, will Karadzic sich
selbst verteidigen. Auch der 2006 in UN-Haft gestorbene serbische
Expräsident Slobodan Milosevic hatte auf einen Anwalt verzichtet und sich
selbst verteidigt.

Karadzic wurde 1995 des Völkermordes beschuldigt, 1998 tauchte er unter. Er


und der weiterhin flüchtige bosnisch-serbische Militärchef Ratko Mladic
werden für Gräueltaten während des Bosnien-Krieges von 1992 bis 1995
verantwortlich gemacht. Karadzic gilt als Hauptverantwortlicher für die
monatelange Belagerung Sarajevos und für das Massaker in Srebrenica, bei
dem innerhalb einer Woche 8000 Bosnier getötet wurden. Dem Bosnien-Krieg
von 1992 bis 1995 fielen rund 250 000 Menschen zum Opfer, etwa 1,8
Millionen wurden vertrieben.

Erst machte er die bosnischen Muslime für den Balkankrieg verantwortlich,


nun leugnet Serbenführer Karadzic den Völkermord. Vor dem
Kriegsverbrechertribunal in Den Haag sagte er, die Muslime hätten die
Grausamkeiten "inszeniert". Die Angehörigen der Opfer sind fassungslos.

Den Haag - Vor fast 15 Jahren ermordeten fanatisierte Serben in Srebrenica im


Osten Bosniens Tausende Menschen. Das Massaker gilt als das schwerste
Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Leichen wurden später
in Massengräbern gefunden. Einer der Hauptverantwortlichen: Radovan Karadzic. Er
muss sich für dieses und weitere Verbrechen vor dem Uno-Tribunal in Den Haag
verantworten - und leugnet, dass der Völkermord jemals stattgefunden hat.

Es sei ein fabrizierter "Mythos", dass die muslimischen Bosnier damals von
serbischen Truppen ermordet wurden, behauptete Karadzic am Dienstag. Er war zu
dieser Zeit Präsident der bosnischen Serbenrepublik. Alle Berichte über
Massenmorde an Muslimen in der Region Srebrenica seien "maßlos übertrieben"
und beruhten auf unbewiesenen Behauptungen. Die Kriegsgräuel seinen von
Muslimen "inszeniert" worden als Teil einer "schmutzigen Kampagne".
Tatsächlich eroberten bosnisch-serbische Truppen im Sommer 1995 die von
Muslimen bewohnte Enklave. Ein kleines Kontingent niederländischer
Blauhelmsoldaten überließ die Uno-Schutzzone den Angreifern kampflos. Wenige
Tage später wurden rund 8000 überwiegend männliche Muslime von den Serben
abgeführt, erschossen und in Massengräbern verscharrt, wie spätere
Untersuchungen ergaben.
Angehörige von Opfern äußerten sich entsetzt über das Auftreten von Karadzic, das
sie "kaltblütig und verlogen" nannten. Angehörige von Opferverbänden wie der
Gruppe "Mütter von Srebrenica" protestierten vor dem Gerichtsgebäude in Den
Haag. "Wir sind schockiert von seinen Lügen", sagte Nora Degovic aus Srebrenica,
die nach eigenen Angaben 16 Familienmitglieder verloren hat. Als einer der
Hauptverantwortlichen für den Tod von etwa 100.000 Menschen während des
Bosnienkrieges sei Karadzic nicht einmal bereit, die Opfer zu bedauern, und zeige
keinerlei Reue.

Gewaltkonflikte auf dem Balkan und


die internationale Konfliktbearbeitung

Das Konfliktbündel auf dem Balkan ist weiter ungelöst. Die


im Frühjahr 2001 ausgebrochenen Kämpfe in Makedonien
haben erneut demonstriert, wie labil die Situation bleibt,
wie leicht die internationale Gemeinschaft von den
Entwicklungen immer wieder überrascht wird, und in
welchem Maße die Konflikte auf dem Balkan regional
verknüpft sind. Heute ist noch nicht absehbar, ob sich der
Gewaltkonflikt in Makedonien zu einem Bürgerkrieg
entwickeln oder vorher begrenzen lassen wird – aber
schon jetzt ist klar, dass er die Politik, das Militär und die
Wissenschaft dazu zwingt, bisherige Positionen neu zu
durchdenken. Wurde Makedonien etwa in der
Vergangenheit gern als Beispiel dafür zitiert, dass eine
frühe, also „rechtzeitige“ militärische Präsenz externer
Mächte zur präventiven Konfliktbearbeitung – also der
Vermeidung eines gewaltsamen Konfliktverlaufes –
erfolgreich beitragen könne, ist dies heute zumindest
weniger plausibel. Auch die Hoffnung der Politik, durch die
Präsenz von SFOR und KFOR einerseits und den Balkan
Stabilitätspakt andererseits regionale Stabilität zu
erreichen, muss neu auf ihre Berechtigung geprüft werden.

Die heutige Konfliktkonstellation der Region wird von zwei


Faktorensystemen geprägt: der internen Zerfallsdynamik
des gesamten ehemaligen Jugoslawien, mit seinen
wirtschaftlichen, politischen, ethnischen, sozialen und
militärischen Aspekten sowie den externen
Einflussfaktoren, vor allem durch das Engagement von
NATO und EU, insbesondere deren militärische, finanzielle
und politische Einflussnahme. Inzwischen, und spätestens
seit dem Kosovokrieg (eigentlich schon seit Dayton und
der Truppenstationierung in Bosnien) sind NATO und EU
zu regionalen Akteuren geworden. Das bedeutet nicht,
dass die Westmächte aufgrund ihrer militärischen und
wirtschaftlichen Macht die weitere Entwicklung der Region
diktieren oder kontrollieren könnten – wie gerade auch die
Makedonienkrise erneut demonstrierte. Aber sie verfügen
über eine beträchtliche Gestaltungsmöglichkeit und eine
noch weit größere Veto-Macht bezüglich der regionalen
Entwicklung. Wegen ihres großen Gewichts beeinflussen
sie allerdings auch dann die Entwicklungen in der Region,
wenn dies gar nicht oder in eine andere Richtung
beabsichtigt ist.

Flüchtlingsfrage in Westeuropa:

Der Brennerpass ist für Flüchtlinge weiterhin Grenze. Trotz des


Schengener Abkommens der EU-Länder – der Brenner als
Innengrenze beispielsweise gilt nicht mehr als Grenzübergang
– bleibt der Pass am Brenner ein Hindernis für die so
genannten illegalen Grenzgänger. Die meisten Flüchtlinge
verstecken sich in Zügen, aber auch Lkws. Nicht immer sind es
Vertriebene, oft aber Menschen, die vor dem Elend in der
Heimat entfliehen wollen. Dramatische Szenen spielten sich im
Winter 1998 ab, als Kurden versuchten, von Deutschland aus
nach Rom zu kommen. Damals hatte die italienische Polizei
den Vorsitzenden der linksnationalistischen kurdischen
Arbeiterpartei, PKK, Abdullah Öcalan, verhaftet. Hunderte PKK-
Anhänger aus Deutschland reisten nach Rom, um für die
Freilassung ihres Idols zu demonstrieren. Einige der
Demonstranten wurden verhaftet und nach Deutschland
zurückgeschickt. Selbstverbrennungen von Kurden wie in Rom
und in anderen europäischen Städten wurden auch am Brenner
befürchtet.

Bei den scharfen Kontrollen gerieten auch Schlepper in die


Hände der Polizei. Schlepperorganisationen nutzten die Fahrt
von Kurden über den Brenner nach Rom, um gleichzeitig illegal
in Deutschland lebende Ausländer nach Italien zu schleusen.
Im November 1998 liefen 300.000 Aufenthaltsgenehmigungen
in Deutschland ab. Um dem Abschub zuvorzukommen,
schlossen sich Ausländer ohne Aufenthaltsbewilligung den
PKK-Anhängern an.

Die Kontrollen wurden verschärft und auch die Töne. Österreich


kündigte an, "gezielt und selektiv" zu kontrollieren. Die von der
italienischen Polizei verhängte Einreisesperre kritisierte der
Nordtiroler Landeshauptmann Wendelin Weingartner als eine
"Soloveranstaltung". Österreichische Bundespolitiker, allen
voran FPÖ-Vorsitzender Jörg Haider, kritisierte Italien wegen
der laschen Kontrollen an den Häfen. Haider wird wohl an jene
Flüchtlinge gedacht haben, die an den Küsten Apuliens und
Kalabriens ohne Hab und Gut stranden. Zur Zeit (Herbst 99)
sind es die vertriebenen Roma aus dem Kosova, im Frühjahr
waren es die albanischen Kosovaris. Zu Jahresbeginn 1998
schreckte die bayerische Grenzpolizei mit der Feststellung auf,
dass mehr als 10.000 irakische Kurden nach Italien flüchten
wollen. Hunderte waren es in den folgenden Monaten. Ihre
Fluchtroute nordwärts führte zum Brenner.

Die EU-Länder haben bisher nur mit massivem Polizeieinsatz


und Abschub darauf reagiert. Weder in Bari noch am Brenner
gibt es ein Flüchtlingszentrum, Beratung und Betreuung.
Flüchtlinge sind hilflose Menschen, die Hilfe brauchen, sie aber
selten bekommen. Am Brenner, oder auch anderswo, abseits
der Medien, sind sie sich selbst überlassen.
Quellen: http://www.rusto.de/bkrieg.html

http://www.sibilla-egen-schule.de/konflikt/bosnien/bosnien.htm

http://de.wikipedia.org/wiki/Bosnienkrieg#.E2.80.9EEthnische_S.C3.A4uberun
gen.22

http://www.sueddeutsche.de/politik/118/303113/text/

http://www.nato.int/docu/review/2005/issue3/german/history.html

http://www.focus.de/politik/ausland/un-kriegsverbrechertribunal-karadzic-nach-
den-haag-ausgeliefert_aid_321097.html

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,681318,00.html

http://www.gfbv.it/3dossier/flucht/1kap.html

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