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Ursachen:
Es handelte sich nicht um einen Krieg zwischen Nationen oder Staaten,
sondern um den Zerfall eines Vielvölker- und Vielreligionenstaates. Dies war
seit Aufkeimen der kroatisch - serbischen Gegensätze Anfang des 20.
Jahrhunderts um die Vormachtstellung in Jugoslawien und mit dem Erwachen
nationalistischen und faschisten Gedankengutes insbesondere in Serbien und
in Kroatien angesichts einer nur schwachen Zentralregierung unausweichlich.
Die Abspaltung Sloweniens verlief dabei nahezu unblutig. Schwieriger war
aber die Unabhängigkeit Kroatiens.
In keiner Teilrepublik des ehemaligen Jugoslawien verlief der Krieg 1992 bis
1995 so blutig, wie in Bosnien - Herzegowina. Nirgendwo in Jugoslawien
trafen unterschiedliche Religionen und Kulturen derartig stark miteinander
vermischt aufeinander. Legt man die Maßstäbe der zivilisierten Welt an, so
gehörte die Bevölkerung Bosnien-Herzegowinas zum selben Volk wie die
Slawen außerhalb dieser Provinz.
Die extremen nationalistischen Führer der bosnischen Serben und auch der
bosnischen Kroaten benutzten den schon immer vorhandenen Nationalismus als
Argument für eine unbedingte Trennung nach Nationalität der in Bosnien-
Herzegowina lebenden Bevölkerung. Die Abspaltung der Menschen in die drei
großen Gruppen, den Serben, Kroaten und Moslems, in Bosnien wurde stark
vorangetrieben. Wechselseitiges Misstrauen und latenter Nationalismus gehörten
zum jugoslawischen Alltag.
Ziele:
Konfliktlösung:
1995: New York: Ein Einverständnis über die zukünftige politische Struktur Bosnien-
Herzegowinas wird erzielt. Eine internationale Friedenstruppe, die Stabilisation Force
(Sfor), soll die Einhaltungen der Bestimmungen überwachen. Ein Jahr später
erlaubte der UN-Sicherheitsrat die Bildung der Sfor und so ist diese Friedenstruppe
in Bosnien-Herzegowina seit 1996 mit etwa 16 000 Soldaten aktiv. Die Soldaten
halten im Konfliktfall verfeindete Volksgruppen auseinander und gewährleisteten so
Frieden und Sicherheit.
1995: Die NATO stellt ihren Plan vor, im Auftrag der UNO nach Abschluss eines
Friedensabkommen im Rahmen der IFOR bis zu 70.000 Soldaten bereitzustellen.
1995: Beginn der Verhandlungen über ein Friedensabkommen auf der US-
Luftwaffenbasis Wright-Patterson in Dayton Ohio. Die Präsidenten Bosnien-
Herzegowinas (Alija Izetbegovic), Kroatiens (Franjo Tudjman), und Serbiens
(Slobodan Milosevic) sind vertreten.
1996: Ausweitung auf den Einsatz er Stabilisierungstruppe Sfor, bei der aus
Deutschland 3.00 Soldaten eingesetzt sind.
2004: Ersatz der NATO-geführten Sfor durch die Eufor der EU (850 Mann stark).
Dennoch geriet die Stadt in den Tagen und Monaten danach an den Rand einer
Katastrophe. In der Stadt selbst blühte der Schwarzhandel mit Nahrungsmitteln auf
und 1995 herrschte eine schwere Hungersnot. Der Abhördienst der bosnischen
Armee konnte einen Befehl aufzeichnen, den General Ratko Mladic per
verschlüsselte Funkverbindung abgab: "Schießt nur auf die Lebenden, nur auf die
Lebenden! Sie haben keine Waffen. Sie haben nur die eine oder andere Panzerfaust.
Sie haben normale Gewehre und das ist alles."
Holland verlangte Hilfe und Luftangriffe der NATO. Aber die Bitte wurde
abgeschlagen. Im UN-Stab herrschte offenbar noch der Glaube, dass Mladic nicht
die Absicht hat, die Stadt einzunehmen. Der französische General Janvier blockiert
auch in den kommenden Tagen den Befehl für Luftangriffe. Erst am 11. Juli gibt es
kurze und erfolglose Luftangriffe der NATO.
Am selben Tag fällt die Stadt. Der UN-Sonderbeauftragte Yasushi Akashi erklärt um
16 Uhr 30, dass serbische Kräfte Srebrenica eingenommen hätten, inklusive der
holländischen Militärbasis. Etwa zwei Drittel der ungefähr 40.000 Menschen aus
Srebrenica zogen sich in die UN-Basis in Potocari zurück, in der Hoffnung auf Schutz
durch die Blauhelme. Etwas mehr als 10.000 Menschen, davon die meisten Männer,
versuchten sich durch die Wälder nach Tuzla durchzuschlagen. Nur etwa die Hälfte
von ihnen kamen dort an.
Es folgte der organisierte Mord an den verhafteten Männern, unter denen sich auch
kleine Kinder und Alte befanden. Die Gefangenen wurden in Stadien, Schulen und
Industrie-Hallen aufgeteilt, von wo sie zur Erschießung geführt wurden.
Für das, was sich in diesen Juli-Tagen abgespielt hat, war eine umfassende
logistische Vorbereitung nötig. Busse zum Abtransport der Gefangenen mussten
beschafft werden. Bagger zum Ausheben der Massengräber wurden beschafft und
Lastkraftwagen, um den Inhalt dieser Gräber später mehrmals an anderen Orten neu
zu verscharren und dadurch die Spuren des Massenmordes zu verwischen.
Massenvergewaltigung: Vor
vier Jahren gelangten die ersten
Berichte über Massenvergewaltigungen im ehemaligen
Jugoslawien in die Öffentlichkeit. Politik, Gesellschaft und
die Medien verurteilten damals, daß die Serben, aber auch
alle anderen kriegsführenden Parteien, Vergewaltigungen
ganz gezielt als Kriegsmittel anwendeten. Mit dem Krieg in
Bosnien rückte ein »vergessenes« Kriegsverbrechen
wieder in das Bewußtsein einer breiten Öffentlichkeit.
Heute, vier Jahre später, scheinen die Opfer der
Vergewaltigungen erneut in Vergessenheit zu geraten. In
der aktuellen Diskussion um die Rückkehr der bosnischen
Flüchtlinge in ihre Heimat tritt neben politischen,
militärischen und verwaltungstechnischen Aspekten die
besondere Situation der mißbrauchten Frauen in den
Hintergrund.
Völkermord ist der Rechtsbegriff für das schlimmste denkbare Verbrechen - Handlungen mit
dem Ziel, ein Volk, eine Ethnie oder auch eine Glaubensgemeinschaft zu vernichten. Das
Massaker von Srebrenica, bei dem im Juli 1995 rund 8000 muslimische Jungen und
Männer ermordet wurden, wird von internationalen Strafrechtlern als ein solches
Verbrechen eingestuft. Der am Montag verhaftete ehemalige bosnische Serbenführer
Radovan Karadzic gilt zusammen mit seinem noch flüchtigen einstigen Militärchef Ratko
Mladic als Hauptverantwortlicher für das Massaker.
Srebrenica ist jedoch nicht nur ein Synonym für Völkermord geworden,
sondern steht auch für das Versagen der Weltgemeinschaft, die das
Massaker nicht verhinderte. Sie sah den Vertreibungen und Ermordungen
untätig zu.Die verantwortlichen niederländischen Blauhelm-Soldaten
unternahmen nicht einmal den Versuch, die bosniakischen Einwohner vor
den anrückenden Serben zu schützen, sondern überließen ihnen kampflos
die Stadt. Im Kampf um Srebrenica haben sie nicht einen einzigen gezielten
Schuss abgegeben.
Zum Teil sollen sie sogar noch mit den Schlächtern kooperiert haben. So
sollen sie unter anderem bei der Selektion der wehrfähigen Männer geholfen
haben - jedoch nach eigenen Angaben ohne zu wissen, dass diese getötet
werden sollten.
Auch Nato-Truppen kamen den eingekesselten Menschen nicht zur Hilfe. Der
UN-Beauftragte David Harland machte 1999 im Abschlussbericht zu
Srebrenica die Naivität der internationalen Gemeinschaft dafür verantwortlich,
dass die notwendige Hilfe unterblieben war.
Jugoslawien beziehungsweise Serbien als sein Rechtsnachfolger ist zwar nicht für die
1995 an bosnischen Muslimen in Srebrenica begangenen Massaker verantwortlich. Es
hätte aber versuchen müssen, diese zu verhindern. Das stellte der Internationale
Gerichtshof in Den Haag fest. Zugleich entschied das Gericht, dass bosnische
Serben mit der Ermordung von rund 8000 Männern und Jugendlichen Völkermord
begingen.
In seinem Urteil über eine Klage von Bosnien-Herzegowina gegen das frühere Jugoslawien
misst das Gericht den bosnischen Serben einen gewissen Grad an Unabhängigkeit von der
serbischen Zentralregierung in Belgrad zu. Deren Armee und Verwaltung seien damals nicht
vollständig von Belgrad kontrolliert worden und hätten nicht in unmittelbarem Auftrag
Belgrads gehandelt.
Nach der Definition der Uno liegt Völkermord dann vor, wenn Verbrechen mit dem Ziel
begangen werden, eine gesamte Bevölkerungsgruppe auszulöschen. Die Regierung in
Belgrad hat stets argumentiert, diese Absicht habe auf der Ebene des serbischen Staates
nicht bestanden und könne auch nicht nachgewiesen werden. Dieser Auffassung schloss
sich das Gericht nur zum Teil an.
NATO: Auch wenn die NATO Bosnien und Herzegowina letztlich durchaus einige
Bedeutung beimessen musste, hat sich das Bündnis nur zögernd internationalen we
ovBemühungen um eine Beendigung der Kampfhandlungen im ehemaligen
Jugoslawien angeschlossen. Als 1991 die gewaltsamen Auseinandersetzungen
ausbrachen, stellte sich zunächst die Europäische Gemeinschaft und dann die
Organisation der Vereinten Nationen an die Spitze der Bemühungen darum, dem
Konflikt Einhalt zu gebieten und wieder Frieden und Stabilität herzustellen. Damals
hatten die Vereinigten Staaten gerade einen von den Vereinten Nationen gebilligten
Zusammenschluss von Staaten angeführt, um Saddam Husseins Irak aus Kuwait zu
vertreiben, und es herrschte großer Optimismus im Hinblick auf die Möglichkeiten der
Vereinten Nationen, auf eine „neue Weltordnung“ hinzuarbeiten.
Die ersten Vorstöße der NATO auf das Gebiet Bosniens und Herzegowinas
bewirkten keine Änderung der politischen Gegebenheiten vor Ort und veranlassten
zahlreiche Beobachter dazu, die Relevanz des Bündnisses im Sicherheitsumfeld der
Zeit nach dem Ende des Kalten Krieges in Frage zu stellen. Angesichts des
Ausmaßes der humanitären Not in einem Gebiet, das schließlich im Hinterhof des
Bündnisses lag, war die Rolle der NATO auf dem Balkan für viele Beobachter
besonders beunruhigend. Sowohl NATO-Anhänger als auch NATO-Kritiker führten
immer wieder als Argument an, das Bündnis habe nur die Wahl zwischen „out of
area“ und „out of business“.
Obwohl es viel zu lange gedauert hatte, bis die Bündnispartner den erforderlichen
politischen Konsens für eine wirksame Intervention in Bosnien und Herzegowina
erreichten, gelang es dem Bündnis, nachdem es sich dann zur Bekämpfung der
Ursachen des Konflikts entschlossen hatte, die gewaltsamen Auseinandersetzungen
rasch zu einem Ende zu führen und dann die Grundlagen für den Frieden zu
schaffen. Auf diese Weise bedeutete die Operation Deliberate Force für die NATO
den Beginn einer neuen Ära: Sie trug dazu bei, das Fundament für ein weitaus
breiteres Spektrum von nicht unter Artikel 5 fallenden Missionen des heutigen
Bündnisses zu legen, und führte die NATO weit über die Aufgabe der bloßen
Aufrechterhaltung der kollektiven Verteidigung hinaus.
Fall Karadzic:
Knapp 13 Jahre nach der Anklagerhebung gegen ihn wird er als 44. Serbe
dem Tribunal in Den Haag überstellt. Einmal in Den Haag, will Karadzic sich
selbst verteidigen. Auch der 2006 in UN-Haft gestorbene serbische
Expräsident Slobodan Milosevic hatte auf einen Anwalt verzichtet und sich
selbst verteidigt.
Es sei ein fabrizierter "Mythos", dass die muslimischen Bosnier damals von
serbischen Truppen ermordet wurden, behauptete Karadzic am Dienstag. Er war zu
dieser Zeit Präsident der bosnischen Serbenrepublik. Alle Berichte über
Massenmorde an Muslimen in der Region Srebrenica seien "maßlos übertrieben"
und beruhten auf unbewiesenen Behauptungen. Die Kriegsgräuel seinen von
Muslimen "inszeniert" worden als Teil einer "schmutzigen Kampagne".
Tatsächlich eroberten bosnisch-serbische Truppen im Sommer 1995 die von
Muslimen bewohnte Enklave. Ein kleines Kontingent niederländischer
Blauhelmsoldaten überließ die Uno-Schutzzone den Angreifern kampflos. Wenige
Tage später wurden rund 8000 überwiegend männliche Muslime von den Serben
abgeführt, erschossen und in Massengräbern verscharrt, wie spätere
Untersuchungen ergaben.
Angehörige von Opfern äußerten sich entsetzt über das Auftreten von Karadzic, das
sie "kaltblütig und verlogen" nannten. Angehörige von Opferverbänden wie der
Gruppe "Mütter von Srebrenica" protestierten vor dem Gerichtsgebäude in Den
Haag. "Wir sind schockiert von seinen Lügen", sagte Nora Degovic aus Srebrenica,
die nach eigenen Angaben 16 Familienmitglieder verloren hat. Als einer der
Hauptverantwortlichen für den Tod von etwa 100.000 Menschen während des
Bosnienkrieges sei Karadzic nicht einmal bereit, die Opfer zu bedauern, und zeige
keinerlei Reue.
Flüchtlingsfrage in Westeuropa:
http://www.sibilla-egen-schule.de/konflikt/bosnien/bosnien.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Bosnienkrieg#.E2.80.9EEthnische_S.C3.A4uberun
gen.22
http://www.sueddeutsche.de/politik/118/303113/text/
http://www.nato.int/docu/review/2005/issue3/german/history.html
http://www.focus.de/politik/ausland/un-kriegsverbrechertribunal-karadzic-nach-
den-haag-ausgeliefert_aid_321097.html
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,681318,00.html
http://www.gfbv.it/3dossier/flucht/1kap.html