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Nach der Hochschulwerdung der ehemaligen Pädagogischen Akademien (PädAk) obliegen nun seit 1.
Oktober 2007 den Pädagogischen Hochschulen (PH) Österreichs die Agenden der Aus-, Fort- und
Weiterbildung von LehrerInnen an Allgemeinbildenden (APS) und Berufsbildenden (BPS)
Pflichtschulen Österreichs. Die AbsolventInnen sind nach dem Erwerb des akad. Grades eines
Bachelor of Education (BEd) an folgenden Schulstufen eingesetzt:
Sekundarstufe I Hauptschulen
(ISCED 2): Neue Mittelschulen (Modellversuch)
Kooperative Mittelschulen (Modellversuch/nicht in allen Bundesländern)
Die Pädagogische Hochschule Salzburg ist demnach für die Ausbildung von rund 60% aller
LehrerInnen im Bundesland Salzburg verantwortlich.
Lehreranteil/Schultyp im
Bundesland Salzburg
BMHS Sonstige
19% 2%
APS
AHS
BMHS
AHS
16% Sonstige
APS
63%
Quelle: Statistik Austria, 2009
Betrachtet man den Bereich der Lehrerfort- und –weiterbildung getrennt, erstreckt sich die
Zuständigkeit der PH-Salzburg auf 100% aller im Dienst befindlichen LehrerInnen. Alleine diese
Eckdaten lassen eine verstärkte Kooperation mit der zweiten Institution der Lehrerausbildung, der
Universität Salzburg, mehr als geboten erschienen. Die zahlreichen Berührungspunkte in Aus-, Fort-
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IKT und mediendidaktische Grundbildung 2
und Weiterbildung sowie die Möglichkeit, durch Kooperationen Synergieeffekte zu generieren, sind
maßgebliche Gründe dafür.
Aufgrund der Heterogenität der o. g. Ausbildungsbereiche sowie der damit zusammen hängenden
unterschiedlichen Aus-, Fort und Weiterbildungsziele sowie der zu vermittelnden Kompetenzen,
bietet sich im Bereich der informationstechnologischen (Grund-)Bildung an der PH-Salzburg ein
differenziertes Bild.
Aktuell verfolgt die PH Salzburg ein integratives Modell der informationstechnologischen und
mediendidaktischen Ausbildung. Ziel ist die Vermittlung von grundlegenden Kompetenzen zum
Einsatz technologiegestützter Bildungsszenarien sowie kooperativer und kollaborativer Lehr- und
Lernformen in allen Fachbereichen sowie die Verschränkung zwischen Aus-, Fort- und Weiterbildung.
Die Zentrierung dieser Bildungssinhalte auf das (Zusatz-)Fach „Informatik“ führte in der
Vergangenheit dazu, dass die meisten Absolventen weitgehend unbelastet von den genannten
Kompetenzen ihren Dienst antreten durften. Dass dies im schulischen Umfeld die Tendenz zur
Delegation computeraffiner Themen an die einschlägigen „FachkollegInnen“ zur Folge hatte, ist
durch das dadurch entstandene Qualifikationsdefizit zu erklären Dieses Defizit erklärt wiederum den
relativ hohen Anteil von „Innovationsablehnern“ (vgl. Bleschke, Ehmke & Senkbeil, 2002) unter den
Lehrkräften.
An der PH-Salzburg läuft die Vermittlung der genannten Kompetenzen auf verschiedenen Schienen,
je nach Situierung des Angebots in der Aus- Fort- oder Weiterbildung:
Lehrveranstaltung/
Situation Fortbildungs- Organisationsform ECTS Ziele Inhalte
programm
moderne Informations- und Lernplattformen
Kommunikationstechnolo- Textverarbeitung
gien effizient für den Arbeiten mit Tabellen
Unterricht (Vor-/ Nachbe- Suchen und Finden
reitung, Administration) so- Medienerziehung (NM)
wie im Unterricht (Methode, Präsentation
Didaktik) unter Berücksich- Tabellenkalkulation
tigung pädagogischer Stand- Special Needs
EPICT Übung mit ODL1-Phase 6 punkte sinnvoll einsetzen Information und
können.2 Kommunikation
Social Software
E-Portfolio
Ausbildung
Kollaboration
Grundlagen Daten-/Kinder-
/Jugendschutz
Grundlagen Urheberrecht
3 EPICT-Module
Medien kritisch beurteilen, Medienarten und Medien-
fachspezifisch sinnvoll ein- merkmale
setzen sowie alters- und ent- Die Relevanz von Medien für
wicklungsgemäß gestalten Lernen und Lehren
können Mediendidaktische und
lerntheoretische Grund-lagen
Mediendidaktik Seminar mit ODL-Phase 1
der Verwendung und
Gestaltung von Medien
Gestaltungsmöglichkeiten von
Medien
Medienverwendung im
Unterricht
Tabelle 1: IKT-Inhalte in den Ausbildungsstudiengängen der PH-Salzburg
1
Open Distance Learning (betreute, selbstgesteuerte Lernphasen, disloziert), nach § 37 HSG
2
Vgl. Tulodziecki & Herzig (2004)
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Lehrveranstaltung/
Situation Organisationsform EC Ziele Inhalte
Fortbildungsprogramm
Fortbildung
Lehrveranstaltung/
Situation Organisationsform EC Ziele Inhalte
Fortbildungsprogramm
Informations- und Kommu-
nikationstechnologien unter
pädagogisch-didaktischen Ge-
Lehrgang EPICT Lehrgang 6 sichtspunkten einsetzen und 8 EPICT Module
entsprechende Unterrichts-
modelle kollaborativ erarbei-
ten
Weiterbildung
Professionalisierung grund-
legender IKT-Fähigkeiten und
Lehrgang ECDL Lehrgang 6 Fertigkeiten im Hinblick auf 7 ECDL Module
aktive Partizipation an der
Informationsgesellschaft
Aktive Teilnahme an der
Informationsgesellschaft
Gestalten von IKT-
Lehrgang Lehrer/in für IKT Lehrgang 30 gestützten Lernräumen
IKT-Grundlagen
Mediengestaltung
Schule und Innovation
Tabelle 3: IKT-Inhalte in den Lehrgängen der Weiterbildung der PH-Salzburg
EPICT ist ein standardisiertes Programm zur Zertifizierung europäischer PädagogInnen im Bereich des
schulischen Einsatzes von Informations- und Kommunikationstechnologie. Das Bundesministerium
für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK) Österreichs fordert EPICT in seinen
„Schwerpunktsetzungen im Bereich der Fort- und Weiterbildung 2010-2013“ (BMUKK, 2009) als
„innovatives, durchgehendes Prinzip“ (ebd.) pädagogisch-didaktischer Bildungsmaßnahmen ein.
EPICT ist aufgabenzentriert, nicht curricular aufgebaut und fokussiert die Professionalisierung von
Lehrkräften im Hinblick auf fachbezogene, unterrichtsrelevante IKT-Skills in einer offenen, auf
individueller Förderung beruhenden Vermittlungsstruktur. EPICT besteht aus drei Pflichtmodulen, 10
Wahlmodulen sowie einem verpflichtenden Abschlussmodul. Die kollaborative Ausarbeitung von
insgesamt 8 Aufgabenstellungen aus diesen Modulen, die nach Abgabe einem mentoriellen Review
unterzogen werden, ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Zertifizierung.
Die PH-Salzburg ist österreichweit die einzige Institution der Lehrerbildung, die Teile des
internationalen EPICT-Zertifizierungsprogramms verpflichtend in die Curricula aller Studiengänge
aufgenommen hat. Damit sind ausnahmslos alle Studierenden im Laufe ihres Studiums mit den
Inhalten dieses Zertifizierungsprogramms befasst und müssen daraus, neben anderen IKT-Inhalten,
3
European Paedagogical ICT-License. Siehe http://www.epict.at
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Leistungen im Umfang von 6 EC’s erbringen. Im Konkreten entspricht dies dem Umfang von
folgenden 3 Modulen des EPICT-Programms:
Entsprechend dem offiziellen Kompetenzenkatalog4 für Lehre und Schulpraxis sollen die Inhalte der
Lehrveranstaltung EPICT folgende pädagogisch-didaktische Grundkompetenzen fördern:
Abbildung 2: Kompetenzenkatalog
Die Lehrveranstaltung EPICT an der PH-Salzburg hat demnach nicht den Anspruch, die Studierenden
bis zur Zertifizierung zu führen, sondern setzt bewusst auf eine sinnvolle Verschränkung von Aus- und
Weiterbildung.
Konkret heißt das, dass Studierende auf die EPICT-Zertifizierung fehlende Module im Rahmen des in
der Weiterbildung angebotenen EPICT-Lehrgangs (siehe Tabelle 3) absolvieren können und damit
gleichzeitig auch vom Erfahrungsaustausch mit bereits im Dienst stehenden LehrerInnen profitieren
können.
Basic skills im Hinblick auf die Comuterkompetenz (entsprechend dem ECDL-Start) werden von den
Studierenden allerdings vorausgesetzt, bzw. können im Rahmen des ersten Studienabschnitts durch
entsprechende Zusatzangebote (Freie Lehrveranstaltungen, e-Lisa-Onlinekurse) erworben werden.
4
Vgl.: http://www.phsalzburg.at/downloads/3teilphskompetenzenkatalogausbildungundpraxis.pdf
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Evaluationen zeigen, dass die Vermittlung von IKT-Kompetenzen in Form der Lehrveranstaltung
„Informationstechnologische (Grund-)Bildung (EPICT)“ effektiv ist, von den Studierenden gut
angenommen und somit durchaus als Best-Practice-Beispiel von IKT-LehrerInnenbildung bezeichnet
werden kann.
Mediendidaktik ist eine Lehrveranstaltung aus dem Angebot der Ergänzenden Studien und stellt
ebenfalls ein für alle Studiengänge verpflichtendes Angebot dar. Da der eher operativ-technische
Aspekt der Lehrinhalte von EPICT abgedeckt wird, konzentriert sich dies Lehrveranstaltung inhaltlich
auf die Vermittlung medienpädagogischer Grundkompetenzen (media literacy)in der Definition von
Baake (1997):
Selbstverständlich ist hier der Begriff der Mediennutzung und Mediengestaltung aufgrund der
unterschiedlichen Zielgruppen (LehrerInnen für Grundschulen, Sonderschulen) nicht nur auf digitale
Medien eingeschränkt, sondern bezieht sämtliche im pädagogischen Alltag genutzte analoge
Medienformen mit ein. Trotzdem nimmt der Bereich der digitalen Medien in Form von Videos,
Podcasts sowie der Unterrichtseinsatz von Web 2.0 und Social Software im Rahmen der Lehrinhalte
einen zunehmend größeren Raum ein.
Der Lehrgang „Lehrer/in für IKT“ berechtigt formal zum Unterricht der unverbindlichen Übung
„Informations- und Kommunikationstechnologie (Informatik an Pflichtschulen)“ an der Sekundarstufe
I sowie an Polytechnischen Schulen. Für dieses frei wählbare Unterrichtsfach existieren bis dato in
den genannten Schulen bzw. Schultypen keine verbindlichen Curricula. Eine curriculare
Festschreibung über den Computereinsatz im Unterricht existiert daher – abgesehen von
schulautonomen Profilbildungen bzw. Schulversuchen – ausschließlich in den sog. „Trägerfächern“
(Deutsch, Englisch und Mathematik).
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25% Präsenzstudium
25% Online Betreuung (nach $ 37 HSG betreute Studienphase)
und
50% (unbestreutes) Selbststudium
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IKT und mediendidaktische Grundbildung 7
Im Zuge des in Abb. 3 fest gelegten Curriculums sollen folgende Kompetenzen entwickelt und
gefördert werden:
Ebenso wie im Bereich der „Informationstechnologischen (Grund-)Bildung (EPICT)“ ist die starke
Orientierung an fachdidaktischen und schulpraktischen Themen ein Schwerpunkt dieses Lehrgangs.
Daneben spielen laut Curriculum eine forschende Grundhaltung, die Orientierung an einschlägigen,
wissenschaftlichen Forschungsergebnissen sowie die Sensibilisierung für medienpädagogische
Fragestellungen eine wichtige Rolle.
Literatur:
Bleschke, M., Ehmke, T., & Senkbeil, M. (2002). Typologie zur Nutzung von neuen Medien bei
Lehrkräften. Vortrag auf dem 43. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie. 22.-26.
September, Berlin.
BMUKK (2009). Schwerpunktsetzungren im bereich der Fort- und Weiterbildung 2010-2013 an den
Pädagogsichen Hochschulen. Rundschreiben Nr. 22/2009.
Tulodziecki, G. & Herzig, B. (2004). Mediendidaktik. Medien in Lehr- und Lernprozessen verwenden.
Handbuch Medienpädagogik 2. Stuttgart: Klett-Kotta.
Töpel, M. (2002). Lernen mit Notebooks. Herausforderung für Schulentwicklung und
Unterrichtsgestaltung. In: G. Kysela-Schiemer (Hrsg.), Notebooks im Unterricht. E-Learning und E-
Teaching an Österreichs Schulen (S. 27-47). Wien: Manz.
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