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Egon Wellesz, Miscellanea zur orientalischen Musikgeschichte. Die Lektionszeichen in den soghdischen Texten, Zeitschrift für Musikwissenschaft 1 (1919), pp. 505-15.
Egon Wellesz, Miscellanea zur orientalischen Musikgeschichte. Die Lektionszeichen in den soghdischen Texten, Zeitschrift für Musikwissenschaft 1 (1919), pp. 505-15.
Egon Wellesz, Miscellanea zur orientalischen Musikgeschichte. Die Lektionszeichen in den soghdischen Texten, Zeitschrift für Musikwissenschaft 1 (1919), pp. 505-15.
Seit} drift
fiir
Weujitwiffen) daft
Herausgegeben
von der
Deut[hen Mufitgefell[daft
Exjter Jahrgang
Ottober 1918— September 1919
SOriftleitung
Dr. Ulfred Einjtein
Drud und Verlag von Breittopf & Hartel in LeipzigSeitfchrift fiir Mufifwiffenfdaft
Herausgegeben von der Deutfhen Mufifgelel(haft
Neuntes Heft 1. Sahegang Suni 1919
Grfcheint monathich, Fir die Mitglieder dee Deufehen Nufitgefellfcpaft Foftentos,
fir Michtmitglicder 24 Mark, Eingethefte 2 Mark
Miscellanea sur orientalifchen Mufikge(hichte
Die Leftionsseiden in den foghdifden Lerten
Bon
Egon Wellesy, Wien
nterjuchungen, welde die Herfunft der Beidjen, dic in den jum dffentlichen
Bortrage in der griedhifehen Rivche beftimmten Handfehriften eingeteagen find,
gu _exforfehen fuchten, flibrten mich auf die sentralafiatifesen Zerte, denen die folgende
Heine Studie gewidmet iff. Es sft devjeit noch nicht maglich, de Friihgefchichte dev
Notation Flar yu tiberblidfen; die Befchaftigung mit ben auferhalb des gewohnten
Arbeitsfelves tiegenden Lerten verdindert aber unwilltielicy den Standpunkt, von dem
aus man bas ganje Problem ber Rotation ju erfaffen gewobnt iff, und rhumt
Borurteile hinweg — wie etwa die auf eince Uberfchdgung der Mittelmeerfultur bee
tubende Unficht Toibauts von einer yorigine byzantine de la notation neumatique
— die einer befriedigenden Lbfung Bisher im Wege fianven. Es war mir Gelegendeit
geboten, an anderer Stelle!) auf die aflgemeinen mufitalifcjen Zufammendange hine
guweijen, die Europa und Afien verfnitpfen, und im befonderen auf das Notations:
problem eingugefien, fo daG ich Hier mur die sum fpesiellen Berffindnis der hier
fiatifindenden Unterjuchungen nitigen Erwdgungen voraussufchicken brauche.
Betrachtet man die in den griedhifehen Coangeliarien yorfommenden efp hones
tifchen — um diefen von Thibaut geprdgten Begriff feftyubalten — Beichen, fo
muB man zu dem Refultate Fommen, dab man es bier fon mit einem giemfich
bochentwidtelten Hilfemittel ju tun hat, weldhes dem Bortragenten bei der Lejung
des Tertes Unweifung gibt, in welder Weife er die einselnen Sagglieder vortragen
foll. Um dies durchsufiiheen, wird dex betreffende Ubjehnitt swifchen pwei Zeiden
geege, wie aus nachftehendem Beijpiele gu erfehen iff, das einem Gvangeliar des
X, Sabebunderts entnommen iff,
Diefe ckphonetijchen Zeichen Hatten ihre ftindige Wiederfehr bei beftimmten
Wendungen, die fich in den Perikopen finden, wie cH xaxeH exccivy, elreev 6 xbguog
ufw. Diefer Umfiand atlein bereits auf einen sur BollLommenheit gediehenen uss
bau des Bortrages, der im Wltertume geradesu sur Kunft ausgebildet gewefen war,
8) Probleme der meufitaifchen DrientForfdhung. Fabrbudh der Muftoibtiorhet Peters 1917.
Beet fe Mufitwifenshase 8B506 Egon Welless
Belche Rolle der Beachtung ter Tonhie im Witertum Geigemelfen wurde, beweift
feifpieleweije die Unekdote, die Plutarch ther Gaius Tiberius Gracchus eryihlts
haf diejer fich von einem ‘hinter ibm ftehenten Dienee turd ein Stimmpfeifehen
(povacnixdy Boyaror) den richtigen Ton angeben fief, wenn feine Stimme im
Gifer ber Bede su feb in die AGE gegangen war).
Die Bermutung, daf die efphonetifcven Schrift-
Fy yp a seichen. bee griedhifehen Fivdhlichen Bier die volle
TAYTA-@N BH fommene Stufe einer weit suriicéreichenden, und
2S wohl in vorebrifticher Zeit gebrduchlidren Prarie
GANTA ETE N|E _ sitter, tht fis ocgensrtig nod niet gue Be
wou Rimi echt, Det gle no oer,
dafi unter ten Turfinfunten auch Sandjebriften-
TO MNGPAN reffe waren, die Epuren einer planmafigen Puntt-
wn fegung seigen, melee mur im Sinne ciner Mh
TOoy!lo PA a rocifung fite den feierlichenr Borteag diefer Schriften
vite gedcutet ju werten vermag, gibt dicjer Bermus
Noy-on OY tung cine ftarke Stiige. Sch fam auf diefe Dand-
AN we _., Heriften nicht ourd> Bufall, fontern von ter Gre
FUN TQANNHE. — Disuns_gueacind, oo torommen. be
C- — LeFtionsyeicien bei den Grieden, Eyreen, re
Zz meniern unt 3nden auf cine gemeinjame ita-
Banty ZW Nex wilbe Quctte jusktgerinre rwrten me been
2 ‘F — Spur fich wohl in den Handfepriftenfunten aus
De-Turfeftin werte nachweifen taffen, die ebenfo
wwie die aufgefuntenen resten Luffchlug ber eine
MijebFulturvon befonderer Gigenart und Reife geben,
‘Auf cine Anfrage an bas Mujeum fle BAlkereunde, wo die von ten Erpeditionen
Grinmmetel-Le Coq geborgenen Gunde aufgehoben find, befam ich von bem feither
verftortenen Dr. ubert Sanfen bie Briefliche Mittetlung, Safi fics unter ben mank,
caifchen mittelperfifdsen Sandjehriften gegen 60 mehr oter minder befchibigte Seag-
mente befinten, die in ciner fir den Fantilliccenden Bortrag beftimmten Weije auf
gelchricben fint. Die beiten mix iiberfandten Beifpiele eines fantilierten Tertes
famt Zronstription und Refonfiruttion des niehtfantillirten Textes find der bereits
angefiifsten Ushand{ung im Gahebuch der Nufitbibliorye® Peters 1917 auf Seite
16 und 17 beigegeben.
eben dicfen, fiir cinen fingenden Bortzag beftimmten Symmenterten, find aber
aud Handfdriftencefte exhatten, die fiir eine gewdhnliche Sffentliche Lefung beftimme
waren, und trogbem eine Reihe von punftartigen Zeichen enthalten, die anfangs
rillfirlich gefebt su fein faseinen, bei genaucr Betvachtung aber auf planmifige
Segung hinweifen.
Gs find dics meift Heine Brudhfticke in Aufferft defettem Zuftande, deren Muf-
rollung und onfevoiccung den Beardeitern Eeine geringen Schwicrigheiten verurfacht
hat. Die meiften. find unter Glas aufgefpannt, und miffen, ba die Tinte fejon
fart vevblaft iff, forgféttig vor tem Gonnenlicht gefchingt rwerben. Nadhfieende
Asoitdung seigt bas usfehen cines derartigen Handfehriftenefies, an tem man noch
die falligraphitche Ausfiihrung dec Sebrifrscidien bemerken fann, die diefe Handfebriften
im alfgemeinen ausgeichnet.
(N. Benedevid: Monuments Sinaities.
Taf. 39.)
4) Bol. E. Hommel, Unterfudungen ur hebvdifehen Lautlehre. S. 28.Miscellanea jue evientalifen Nufitgciehidre 507
Sie laffen fich in den von F. W.K. Miller in den AbHandlungen der preug.
Afademie der Wiffenfehaften 1913 erjehienenen ,Soghdifden Terten 1” in einer
auch fir den Richtfachmann bes Mittelperiifehen juginglichen Ure flubdieren, ba
§. B.A. Miller der Umfchrift tes Teries die wortgemife deutfehe llberiesung beie
geben hat"),
sea Das Rejultat der Unterjuchungen diefer Handjchriften durch Miller war die
merbwiirbige Entdedung, Daf fie in einem itanijehen Dialeft verfagt waren, der von
Buddbiften, Manihéern und NefForianeen
in dem gangen Gebiet de6 heutigen Chine:
fifeh-Curfeftin gefprochen wurde, und daft
diefe von Sogbiana auggehente, dem
‘Mittelperfifcien verwandte Sprache eine
wichtige Rolle in dev Propagierung dee
Buddhismus fowie des Chriftentums von
Bentralafien gegen das eigentliche China
gefpielt haben mufite, wie befonders die
M. A. Stein gegliictte Entdecéung einer
Bibliothee in der Hihle der taufend Bud=
Dhas beweift?),
Die Niedevfehrift rer neuteftament-
lichen Bruchftiicke erfolgte in der bei den
Refforiancen Ablichen fyrijehen Schrift,
bie burch eingelne, dem iranijchen Dialette
eigentiimliche Sariftseichen ergdngt ift.
Durch diefe Ferte gewann F. BW. K. Maller
den Sehliiffel sur Entyifferung dee Soa
bifchen, da fich unter ipnen eine fyvif
foghdifehe Bilingue befand, die den Lert
Galater 3,25~ 4,6 enthielt®,
Dag Vorfommen der fyrifehen Schrift
im 3nneen Yfiens extlirt fich auf Folgende
Weife. Das Chrijtentum hatte unter der
parthifehen Dynaftie der Urjaioen Ci
gong in Mefopotamien und Perfien gefu
ben, trogdem als offisielle Staatsreligion
der Magdaismus herrichte. Sn den findigen
Reiegen der Yerfer mit dem byzantinijehen
Meiche ging «8 den Chriften aber immer
fehlecht, da fie der Jurisdiftion von Wnti-
ochia, einem der Hauptfize des Hellenismus, unterftellt waren, und dager als mit
dem Feinde pafticrend, verddchtigt und verfolgt wurden. Deshalb tdften die perfifehen
1) Sh méchte an diefee Stele Herm v. Le Cog file die groge Beiewidigheit danten, mie dee
ex mir ime Béttectunde Nuyjeum in Berlin die Handisriften jugdnglich madite, photogeaphicrte, uad
nad) meiner Ubreife wervotle briefishe Mustiinfre gab. Gere Prof. G. W. K. Maller ging mit mix
die wfoghdifden Torte” durd) und tlarte mid) tber die paldographifehe Arbeit an diefen Texten auf,
deren Berftinduis fie jemanden, det einige Kermnig des Aemeniichen befist, niche allyu fehwierig if
2) M. Y. Stein, Ruins of desert Cathay T 185.
8) §. BW. MK. Maer, Neutefiamentliche Bruditide in joghdifther Sprache, Sigungsber. d. phit.
bifter. Rb. preub. fad. D. Wiffentd. 1907, S. 260F.
BB508 Egon Welles;
Ghriften ihre Besiebungen yu Antiochia und begannen in Edeffa ibeen geiftlicen
Studien ju obfiegen. Hiec, im ciner der Hauptftitten fyrifeher Kultur, empfingen
fie aber sugleich einen Ginfdlag ovientalifeher Sden und Borftellungen, jo da die
Schule von Ereffa in Gegenjag sur offigiellen Sire von Bysany trat, was ficy im
befonderen durch ihren Anfehtuf an die Lehre des Nefforius ausdriidte, Uls nun
die Schule von Creffa wegen Anhanglichfeit an die Lehre bes Neftorius gefehloffen
wurde, fudhten fich die Sebiiler die Gunfe des Perferfinigs daduech ju gewinnen,
da fie im Perfer Retche die Lehre bes Nefforius verklindeten, die im bysantinifehen
Reidhe in Adt wor (457 n, Chr.. Bon diejer Zeit an gaben die Feinde dev orien
talifchen Rirche diefer den Namen neftorianifde'). Infolge der Hilfe des Kinigs
eroberte fich die orientalifehe Mirche alle Gebiete, die unter perfifcher Herefchaft ftanden,
und drang von da aus immer weiter gegen Zentralafien vor, fo daf fic) das Bors
fommen der mit neftorianijden Schriftzeichen gefehriebenen neuteftamentlicen Terte
in einem mittelperfifehen Dialeft voflfommen erfldrt.
Betrachten wir nun, in welder Weije in diefen Lerten die Punkte, die als
onhaheseichen feo von F. WW. A. Miller angefehen werden, gejest find, wabfen als
Beifpiel das in den Soghdifcen Terten I S, 36 verdffentlichte Fragment aus
Qut, 10, 84—40, deffen erfte Salfte, Beile 1—11 hier folgt.
Pat virééddrat partvant® mio, at royan, ’at padyinddarat
eat gaff in fie Bein und St, und hob
viné* par yopat yart, at 'antdérat vind git ~ tém - sd.
igm auf feinen Efel, und flere — in gur erberye in
"at yodsm ba viné pariv, ‘at dbitig méti*
und “Gorge war ihm an ifm. Und deb ander Tages
frag éasnie, nisgoydarat dva* gésaragdn.
weiter wcifie ey” og Herane groci Grofchen (taifertcher)
tharddrat gu - tém - pr sd, at vdnd vaydarat
x gab (fie) dem Gerbergs = Griter fin und alo fpradh er
git - vind - sd* yoésm bard vind yopat. "at gat ’eé*
a ibm: WPHlege Gringe ihm Felbff, und wenn etwas
Saydtar zyimé vines, *8and gat zvarfam* ait, tharangd
mofe Du ausgibit fite thu, wenn jurtigeteher ich in, ich werde geben
qi - tod - sd. gé niigar dan ydnt sé youstiq *
s
die Welder alfo von diefen deeien
dati sé... (qu-tod- 5] d gat bi pant ade nidividi gat
febeine bit, Dab ex war nabeltehend —ihm(?) der
Pampast ... [par]... . anti dastya ist ya, wand
fiel in (der Rauber) Hand(?) Aber jener —aljo
pabgoadarat ¢
fprach :
Die Lefeseichen diefes Beifpiets gliedern fich in einfadje und toppelte Punkte;
die cinfachen wieder in folehe, bie nach bem Wort, zu dem fie gebbren, iiber der
Zeile, und folde, die unter der Zeile fiehen. Die fihief ffebenden Berdoppelungent
ber Yunkte verftirken die Wirkung ber einfachen, wihrend der getade sibereinander
gelegte Doppelpuntt dem in unferce Schrift gebrdudliden gleidartigen Zeichen ents
fpricht. Eo seigt fied auch bereits bier, daf} fiberall dort, wo wir im deutfchen Gag
4) §. Nau, expansion nestorienne on Asie, Annales du Musée Guimet Tom 40. 1913. €.203,‘Miscellanea sur orientalifsjen Nufifgetibicsre 509
cin Hervorheben des Wortes, cine Steigerung empfinden, die Punktjegung oberbals
ber Zeile exfolgt, wabrend dort, wo im Deutfehen die Stimme finkt, die Puntte,
cingein oder verdoppelt, unterhalb der Zeifen freben.
Die Durdficht der irbrigen, in der vorliegenden Abhandlung verdffentlichten
Geagmente, exgingt dad hier gewonnene Bild, und ergibt die nachfolgente Xnordnung
fir die Bedeutung der Lefejeidhen, die durch Zitierung einer grdferen Anzahl von
Saggliedern aus den neuteftamentlichen Handjbriftenfragmenten betegt werden foll,
wobei die den einjelnen Beijpielen vorgefesten Ziffern die Seite und Zeile beyeichnen,
welcher die der vorliegenden Ubhandlung tas SaBglied-Sitat entnommen ift.
1, Puntt tiber der eile.
1 pist ddnd gat* sgerant ....
Uber —fabatd fle veefolgen
By bdo nakd adi zozsagi* gat be*
fondern gendgend if cin Gchifer, dee fei
By 1.8 dnd —zepatdvanti* 2yérddrant
(Benn) den Haus = herr fie genanne haben +
10, cispa Padé nagar* gat ‘azdnat ® par mand
Jeo = wedee allo, er fid) befennt jue
J, par patyos* “@ — qut smay* patyosta
iM dren Dasjenige weldbes ie ‘bret
13, ['adé gat g-] dmit* git ésit{” mand pasisd
Desfienige, welder] wiinjdht, dag ex folgt mir nad,
* Sanimga may,
Siehe, Hinaujjiefen werden mir
Bye gat siing* gut padgav qatdrant
Dee Stein den veradhter — haben
Zig cvaré* —vanyd par madly). dasmid.
sine WBundersTar in amen agen",
22; Pat sdf* wné zpart fréstet®
und alle feine Heiligen “Enget
B3y, Vat hind vyusdarat® tyérddrat
Und als e& Fag ward —vief ee
62, esat gd naydm* mas qsé ’ayat....
fommen wird die tunde auch jebt gefommen
flew.
2, Punte unter der Zeile,
Wy Cadé... gat pativat vitor ga*.... 2v0f ga,
Derjenige, welder ausharret bis juan [Gnbe] witb leben.
20, dabdt, Sfrsantq - - [a] dan mand 2dté,
Bielleidhe werden fle ich amen vor meinem Sohne.
21, ntsgoyddr{ant|- bégpdr éan bay, at st patyvas dérant,
fieGen fie Hinaué nach nufen von dem Garten und ign téteten — fie
45, smdy “iSté gat *artde ’astyatdsqun spat yriv
hr feid eb, welshe gerede —ecflirt die eigene Seele
45,5 martoymeti pérnamsd, pist bayi, yarbatisag smay tydvart.
ten Menhen — ver, aber Gott fennt— eae Bergen
B4yy yvoatde yiS0 — vesanti middnt,
(Gand) der Sere Fefus (in) ihrer — Mitte510 Egon Betsy
59; yéd gat simdy, né yard)...
der, weldhen — ihe nicht ener.
Sn der Mehezahl der FAlle werden die beiden PYunktftellungen, oberhalb und
unterhalb ber eile, Fombiniert, wodurc) dic Gegenfaplichteit der durch fie hervor-
gebobenen Eagglieter oder Worte noch verftirtt wird. Meiffens wird dabei der
Miieéweg vom Hochton viel fehnetler vollsogen, als die Steigetung sum Hochton
cefolgt war. Man Fonte dies in Noten ungefahr, wie nachfietend, ausdetcfen,
feta a TSS
"at dés dérat vidé sérbdy. at 8 par dast gatdrat t-8i
und Gou=te dort einen Laem, und ih in die Hand gab er ben Gietnern,
194
Bemerkenswert iit ferner, dafi der Punkt unter der eile gewsHnlich nidit den
Sagabfslub felbie bedeutet, fondern dag diefer entweder in der Rikfehe sum friiheren
Resitationston erfolgt, ober taf cin frirkeres Liefton-Zeicen (2Q—B Punkte) gee
nommen werten, um fen vélligen UGfehlusi einer Gedantenfette angugeben.
3, Rombination eines Punktes oberhalh und unterhalh der Zeile.
14, pat yoné’adé qat...... dédrat yepat yriv, 8 pandsat.
Denn deez jenige, weer (woil] erhalten eine Serle, fie verderbr et.
16, "at vird // (4?) Sddrat wné rit, vdnd [dnd]...
unde ete fein Gefiht voir [bie Sonne, und]
16, vné niyidant* spété qatant, vdndén{d) ...
Sleidee weit wurden fie wie ein Lice
24, i, framijtyd yevané qu ~ vésant
Dann fpredhen wird der Konig gu hme
Qde.. . . eSanté* magi,
Denn hungrig war ih
387, padaynt gatdrat* ywatdo yidd',
Untwort madhte Dee Here Fefus
ATs gat marti t8* ta;
Denn (ein) Mann bit du, Hart
AN, “at suzdyé* tay, 86 gat né “dstidéri
und ‘nimmft Du etmoas BAS nnidht but hingelegt Halk
Sn vereinjelten Fallen ffeht der Punkt iiber der Zeile vor dem Wort, ju dem
x gebiet, ndmlidh dort, wo die exfte Silbe des Wortes fehon mit dem Hochton frei
cinfegt. G6 wird alfo in diefen Fallen nicht auf einen Sbhepunkt bingearbeitet,
fondern dramatifeh mit ibm begonnen 3. B.
Bo Snést Z0y8alqi].... gat fratar bé éan yepat zousts
Niche gibt e& einen Sehitler, dec mehr fei alB — fein Lefyrer
18, *pist 7" pddaynt .....
aber er Antwort (gab)
42, 8% anim — gat mand yepatdvant ‘asatyd
Was foil id tun, dag mein Derr nehmen
42, "af patigiin i8taya gii-mand yepatéva:
‘Bieviel fhuldig Gift du — meinem — Herm‘Miscellanea sur orientalijchen Mufitgerdhichee aul
Stragtd banta,
Gi, (du) queer Diener
47
Sn cinigen wenigen Fallen entiprisht diejem vorgefegten Punt iiber der Zeile
cin Puntt unter ber Zeile, wenn damit cin befonbers prignanter Ausbrucé verbunden
werden fotl 5. B.
49 “at .éan pat... (gcashtd .... (mandj
und fie thret mit
An ciner eingigen Stelle findet fich der Punk auf der Zeile, wo ev die Funktion
bes Doppelpunties hat.
4g... [framd-] yamsqun quimdyesd, gat ...... yepat dbaman*
aber fage eu Dai wer fein Bei
nisgardn ban ye...
entlife von [jidh)
Gine noch groficre Mannigfaltigéeit ergibt fish bei der Segung von jwei Puntten
die im allgemeinen cine BerjtirEung bee einfachen Punttes ausyudriicéen feheinen,
wie etwa in den frdfen. Zormen der bysantinijehen efphonetijeben Notationen, jo
daf wir eine Parallele gu diefer aufftellen fonnen.
oSeia //
Bageiae \\
Punt oben * = dseia /
Puntt unten, = fageia \ |
Won diefer Srellung der beiven Punkte ideint aber die Segung dee Punkte in
der Beile ibereinander 3, fhief 2, und ,° gefondert werden ju miiffen, weldes
vielmebe der Syjantinifehen Hypofrifis > entipriht.
Bwei Puntte dber der Zeile ,*
8%, ut —yodsm nest tod”
Warum Sorge niche ft dir,
101, fay" sdf yupdtgi® par yuvdn adat....
Du gary in Gide geboren (Gift du)...
Pat tayue yadeqa maxi,
und Du wif eben um?
72, Cat né véntagd mand”
und nicht fehen werder ie mich
Bereingelt finder fich die Segung gweiee Punfte nebeneinan der tiber der eile,
weldhe augenfcheintic) den Zweet hat, Dem jugebSrenden Worte befonderen Nachdruck
ju verleihen; fie fommt, wie die Segung des Punktes fiber dev Zeile vor dem jus
gebdrenden Worte, einem Yusruf nabe,
4B,, dan fod giidi nimdyiinggd fod*
Aus deinem Munde werde ich richten dich
yantég gard” banta.
fchledjtes tuender — Knecht.612
2215
22ay
83x
41,
Egon Bellet
Zwei Punfte unter der Zeile +,
viddyti —nidatyd par yepat_ulte —_yaduge,
dann — wird ex fidh fegen auf feinen gepticienen — -Thron
rat —yoxdyatgd vésanti yi dan dbitiqe,
and ee wird trennen fie einen von andeen
at dno vyiisddrat* zyérddrat yépat tozsagtai «,
Und alé 8 Lag wurde —vief er feine —-Jatnger
mand yepatdvanta, ndy tod patmar, pané padmar vard gatérat
Mein Here, fiehe Dein Pfund ——flnf fund Zinfen Har gemade.
Bwei Puntte auf der Beile.
Sie fommen in teelerlet eten vor, deren unterfchieblidhe Bedeutung mir nicht
gang Flav geworden iff *,; 25 .°5 da die erfie und deitte Gorm dfters auch die Um
Deutung diefes Zeishens in bas gleidhartige ber und unter der eile julaffen und
e8 trog ber Genauigtcit, mit der §. IW. K. Miller die Punktfegung in feinen Trane
ffriptionen angegeben hat, doch moglich iif, Daf einige der Beichen, vielleicht auch durch
Sehreibverfehen auf der Zeile, fiatt Ger oder unter der Zeile ihren Plog fanten, Um
dies ju ent{deiden, miifiten wobl alle erreichboren Sandjehriften Herangesogen werden,
Sm allgemeinen entfprecjen alle drei Urten, wie bereits gefagt der Bedeutung, welche
in unferer Sebrift dem Doppelpuntt : gegeben iff, donn aber aud unjerm Beifeich,
a) 1613 “af. [valzr gat
. quat mét frdmay*,
une [war aus der Wolfe} die alfo fprad:
Und ine Sti
18, p.. pddayi galdrat*, ‘at vdnd vdb
(Eq Annvort gab und fo fpradh
1% "af martoymé zdté* parbaysté bot ga* —_qii-xvastart
und des Menfehen Sohn —AGergeben wird werden den Hobert
déndért ’at qu-dipért-sé*, ’at 3i ’ ozdmantgd qu-maré-sd,
Priefien und Sdhriftgeleheren und ifm Herabfiagren werden fie jum Lode,
Ty; gat ndy esatga naydm® at qée “ayaté sti*, gat
b) Qi, cat gaddé” patfasdte ne ila par pus
Daf fiche fommen wivd die Erunde, und jet gefommen iff fie Ba, dak
Sait dbdné ——botdga*
jerftteur ihr werden werdet,
gat sang”
‘Wie? jemals gelejen nicht habr ifr im Bud Der Stein,
gat pacgas gatérant
en vermder haben
36,9 pit 40, vdnd padgoddarat?
Uber jener alfo pracy:
3%, mand yepatavanta
‘Mein Here!
c) Qh af by, par dostv vanatigd gr..['an) i bay dave
und ben Garten anverttauen witb er anderen Grtnetn,
89, .... gant bangétt ,* yant gat
(Gelig) jene Snedhte, jeune, die
40, at yarbag spandir-span ,* gat si ayezat
se umd“ fluger —Daushatte, —den—_auiette
wné yepatdvant par yépat spds,*
fein Gee in feinem Diente,‘Miscellanea jur orientalifchen Mufitgetihidre 513
Drei Punkte werden gewdhnlich in der Pofition *e, angewendet, boc} finden
fidh vereingelt auch die Gruppicrungen *$ und te.
Die Anwendung von +, entipricht offendar einer deeifacken Verftirfung der
Bareia \ dic fich war nicht im Bysantinifehen, wohl aber in Loptijdhen Handfepriften
finbet, Diefe Wet der Punkrfegung erfolgr regelmapig nach dem Sage ,,Wabrlich
i fage cud)”, und vor Sagen die gleichfam cine Verkindigung enthatten.
19, restd* framdyiimsag .. . (gt
Wahelich igh fage euch
QWAyp dnd gat —ayat —_nugiir® gepatiivant
Wenn gefommen fein wird mun deb Gartens Here,
du canatiga qa-zint baydarétsd®
wag witd ee tun jenn Giietnern?
44, gat nugar par padaté yardme* pérnig* né gattsta smaze,
Wem ndmlih “ime unredhten Meichum — teeth fei it,
réstydg® giieémdy-sd pératga
die Wahrheit — euch oer wind amverteaen ?
ft fehon dic angeflibete Sebung von dvei Punéten viel befdhrdntter als die von
jroei oder einem, fo fiehen fiir dic Ubrigen Gruppiecungen nur vereingelte Beifpicte
gut Berfligung, die Feine genaue Befkimmung der Funktion diefer Gebilde geftatten,
Dem Sinn und dee Form nach deutet die * $ anfcheinend auf eine Rombination
von Puntt ober der Zeile mit der Dypotrifis. “Bei der Stelle:
Zig gat sing* gat pacgée gatdrant désanét*s
Der Stein, den veradhtet —Haben die Bauteute
foll der Hochton beim festen Worte genommen werden, und der darauf folgende
Sag durch das die Spannung verftarfende Doppelpunttgeichen befonders hervore
geboben werden
Gine andere Bedeutung, die aber aus der einen vorliufig juginglicken Stelle
nicht geniigend Far wid hat bie Rombination
Bg pist ednd gat ésat* [mar]. . tox-mé z2dté* par yepat yiubtydte
aber wenn fommen wird deb Menfen ohn im feiner_—_Heelehtet
Hier it der Hahepuntt ver Spannung noch nicht erreieht, denn die Steigerung
gebt nod weiter ,und alle feine beiligen Engel mit ibm dazu, dann witd ex ufw.s”
fo daB diefes Zeidhen offendar auf eine beftimmte Art bee Bortrages deutet, die uns
nicht ndber befannt ift,
Bei einer dvitten Bariante — ,*, tier der eile — ergiot fich hingegen der
Sinn aus dem Teste, Sie feeht fiir unfer Rufgeichen, und verlangt, da das jue
gebirende mit grofem QYusdrude gebracht werden folle,
26, béstar pazsanta Smaz tan mand* nafs
weiter weidet ihe von mit, Berfludyre
Das eichen e+, meift mit Fleineren Punften ausgeFiihet, als die bisher ane
geflibrten, ‘der eftion dienenden Zeichen, Hat die gleiche unttion wie die Teleia +
im den grieshifchen Goangeliarien; eS beseichnet das Ende eines Nbjdynittes. Als
Beichenfiiller fann e6 auch verdoppelt werden. Spaufig flebt e6 auch mach den mitB14 Egon Wellesy, Miscellanea jue orientalifehen Multyershicste
grofieren Lettern und Sfters mit roter Tinte gefchriebenen Ubericriften, wie ,Fefus
fpradh”, ,So fprach ex”, ,3efus fprac gu feinen Siingern”.
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an it Hirer cin anbdere® Giteinig:
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Loerfichteweije georbnet, exgibt fic) folgende Seichentabelle:
+ Punkt fiber dev Zeile; entfpriagt dev Dyein /, Bedeutet Hogerwerden der
Stimme,
Punkt unter der Zeile; entipricht der Barcia \, Bedcutet Tieferwerden der
Stimme.
Sos Munkt iiber und unter der Zeile; entipriaht der Syrmatite ~. Bedeutet ein
Hoperwerden der Stimme, das in ein Tieferwerden sibergebt.
* Punkt diber dev eile, vor dem Wort. Bedeutet, dafi mit dem Hochton der
Stimme cingefegt werden foll.
Bret Punkte liber dex Zeile; entfprechen den Oreiat //. Bebeuten ein vers
ftarktes Hoherwerden der Stimme.
Zwei Punkte unter der Zeile; entfpredfen den Bareia’ \\, Bedeuten ein
verftirttes Lieferwerden der Stimme,
wei Punte Aber der Zeife, nebencinander, Bedcuten ein noch gefteigertes
Hervorbeben des jugehirenden Wortes, durch Hdherwerden und Betonen
ber Stimme.
ty pe Punkte auf der Zeile; entfpredfen im allgemeinen unjerem Doppel:
punkt oder Beifirich; die erfte Form wohl mit der Fendeny, die Stimme
. {3 wenig su fenfen, die dritte, mit der Tendens, die Stimme etwas zu
ao J erbeben,
4, Drei Puntte auf der Zeile; entiprechen der dreifadhen Bareia, Bedeuten ein
ftartes Gallen der Stimme.
Anfeheinend Kombination aus Punkt fiber der Zeife und Dypokrifis 5.
?
Drei Punkte in Pyramidenanordmung tier ver Zeile. Bedeuten einen
beftigen Ausruf.
Bier Puntte; entiprechen dev Teleia. Rennzeidhnen das Ende eines Aofehnittes.
SKonnen auch verdoppelt und verdreifacht werden,
Es fcheint mix, je mehr man fich mit dicjen frlihen Poafen der Notation bee
{chaftigt, immer fraglicher, ob e8 gefingen wird, ihnen ihe Geheimnis villig su entloden.
Dagegen ift 6 ficher, dafi cine genauere Renntnis ber friheren Phafen der Notation,
cin Beadsten diefer auf ten exften Bich willtiitihen Zeichen noch manden wishtigen
Uuffohlup Uber das allmabliche Entftehen und die Berbreitung diejer Zeichen, die in
exfter Linie daju beftimmt waren, dem Bortragenden als mnemotednifdes Hilfee
mittel ju dienen, fiefern wird,
BDichtig feheint e¢ mir da vor allem, auf die Paratlelismen des Tertes su achten,
unb feffguftelien, in welder Weife derartige Stellen mit Zeiden verjehen find. Gin
gutes Beifpiel, umjdies ju Geobadhten, bietet fich auf Seite 48, .Die harmonijdjen Funfrionen in der tonafen Kadeny 515
yarbéy midtis fay mand® |
fennend —warfe buat,
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ein Mann bin ich factfinnig
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etwas — Daf might hingelegt ich habe
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etroag, Das nicht geliet idh habe.
Siew find die dvei parattelen Saggticder durch die Leftionsseicen derart hervo
geboben, daf dev Bortragende den Hinweis auf den Sinn der Stelle jehon rein
duBertich, graphifes hatte.
Befonders wichtig it die Tatjache, daf fich dieje Lektionsseicyen nicht auf die
hriftlichen Lerte befchranten, fondern auch in Maniddifcen vorfommen, Damit
fallt die Bebauptung, die efphonetifihe Notation fei eine Grfindung der chriftlichen
Slirthe, Co iff im Gegenteit angunehmen, daB die Leftionsseichen, wie fo manches
altovientalifebe Erogut von den Chriften in Mefopotamien und Perfien tbernommen:
wurden und fich von da aus nach Weften und Often verbreiteten. Bei ihrem Wege
nach bem DBeften feheinen fie in verhaltnismafiig Eurser eit eine tkefgreifende Yus-
geftattung ecfabren su haben, wabrend fie in ihrer dfilicien Bersweigung an der
einfacheren Gorm fefthielten, was wobf damit sujammenhéngt, dah im Sinne oriens
talijcher Tradition die Yrt und Weije des Singens und der feierlichen Lefung der
heifigen Sepriften fich mindlich verbreitete, und sur Stige des Geddehtniffes nur
die allernotmendigften fcbriftlicsen Yngaben gemacht wurten, bie — wie die bier
befprochenen Zeichen — nur die duferfte Rontur des Bortrages andeuteten.
Die harmonifhen FunEtionen in der tonalen Kaden;
Bon
Hans Joadim Moser, Berlin
inige der allerelementarfien Borfehriften der Harmonielehre Gabe mit immer der
plaufiblen Gréldrung entbesrt, obwobl fie fir das naive Dhr votlig su Recht
beftehen, 5. B.z warum man innerhals der Durfadeng immer exft die Unterdominante
und dann die Dominante bringen miiffe, der gegentellige Sxpritt V—IV jedod) vere
pont fei; warum diefe und jene Roythmifierung der Kaden; gut’, eine andere aber
niclecht” wire. Die Auffaijung tee barmonijcsen unttionsbegriffes in erfter
Linie als dynamifches Phénomen fcheint mix diefe und andere Fragen miihelos
ju (bfern und eine neue Safjung des Leittonbegriffs sugleich intereffante 3u-
fommenbinge swifchen Harmonié und Motivoiloungstedre ju erdffnen.
Dabei bleibe nicht unerwahnt, da einige funttionelle Interpretationen im Fol-
genden nur demjenigen als allgubibn, ja vielleiht fogar Falfeh erjcheinen fonnen,
der noch gewohnt it, alle pinshijehen Wirtungen aus der Realitde der Yefordelange