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Der 10-jährige Björn Kletzke sitzt fast immer auf der Reservebank, wenn seine
Fußballmannschaft spielt. Und gehänselt wird er von den anderen auch. Aber dann nimmt
ihn Herr Sparwasser unter seine Fittiche und der ist nicht nur Platzwart, sondern auch
Erfinder und er hat eine Menge magische Fußballer-Hilfsmittel erfunden. Doping ist das ja
nicht und von Zaubereiverbot hat Björn noch nie was gehört. Also probiert er es einfach mal
aus.

1954 und das Wunder von Bern sind lange her. Aber so im kollektiven Gedächtnis verankert, dass
auch die kleinsten Fußballfans wissen, dass es etwas ganze ganz Großes gewesen ist und im mit
Fußball zu tun hat; und dass die Assoziation, die der Titel hervorrufen soll, funktioniert.

Die Geschichte von Björn stammt aus dem Jahr 2006. Jörgpeter Ahlers ist Leiter der
NDR-Kinderredaktion und hat sie als Hörspiel produziert, im Vorfeld der WM 2006, die mittlerweile
als deutsches Fußball-Sommermärchen ebenso im kollektiven Gedächtnis gespeichert ist. Zur WM
2014 in Brasilien erscheint sie nun auch als Buch.

Titelheld Björn ist 10 Jahre alt, scheint noch recht neu in seinem Verein zu sein, spielt mit
Leidenschaft, hat aber wenig Freude: vom Trainer wird er selten für Spiele aufgestellt, von seinen
Mitspielern wird er in der Kabine gehänselt und auf dem Platz ignoriert.

Der Trainer, Sven Gerstenfeld, scheucht die Kinder und schnauzt sie an und scheint lieber von
einer eigenen Fußballerkarriere zu träumen, statt sich mit modernen und motivierenden
Trainingsmethoden zu befassen.
Dann gibt es noch den Sponsor von Björns Mannschaft, Fritz Schlonzke, Typ
Mittelstandsindustrieller mit Geld, Glatze, Bauch und junger Freundin; das Platzwart-Ehepaar,
kantig, kauzig, aber mit dem Herz auf dem rechten Fleck. Und Joanna, die für den Kindersender
"Für Erwachsene Verboten" (FEV) die Spiele der lokalen Jugendmannschaften kommentiert. Alle
Charaktere sind gut beschrieben, aber, klar, ein bisschen klischeehaft. Umso schneller ist der Leser
aber mit ihnen bekannt.

Schlonzke will Erfolge von seiner Mannschaft, damit sie sich für ein deutschlandweites
Jugendturnier qualifizieren; genau wie der Trainer, der eben auf einem solchen deutschlandweiten
Turnier Kontakt mit namhaften Vereinen knüpfen könnte. Björn will unbedingt spielen und die
anderen wollen unbedingt, dass er nicht spielt. Das ist die Ausgangslage. Die sich die resolute
Platzwartin Frau Sparwasser nicht mehr länger ansehen möchte und eingreift - und damit für Björn
seine Tagträume wahr werden lässt: Ihr Mann, ist nicht nur Platzwart, sondern auch Erfinder. Er hat
in seiner Werkstatt so faszinierende Sachen erfunden wie Stollendüsen für den Extra-Schub beim
Sprint, Stirnbänder mit Kopfballkatapult oder Anti-Zupf-Gel, mit dem das T-Shirt so glitschig wird,
dass einen niemand mehr festhalten kann. Björn ist begeistert. Moralische Bedenken hat er
erfrischend wenig; gibt es doch nur ein Dopingverbot, kein Zaubereiverbot. Und: "wenn alle es
hätten, würde es ja keinen Spaß mehr machen".

© 2018 Literatur-Couch Medien GmbH & Co. KG 1/2


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Björn steht neuerdings im Tor und deshalb stattet Herr Sparwasser ihn mit magischen
Handschuhen aus, die den Ball "spüren" und jeden Schuss halten. Björns Mannschaft gewinnt und
gewinnt und qualifiziert sich tatsächlich für das Turnier. Seine Leistung fällt auf, nur leider den
falschen Leuten und die Handschuhe werden gestohlen. Mit List und Witz ergattert er sie zwar
rechtzeitig zum Jugendturnier zurück, aber der Zauberakku ist leer: die Kraft der Handschuhe ist
aufgebraucht. Aber nochmal Aber: Björn glaubt an sich selbst und schafft es aus eigener Kraft, den
entscheidenden Elfmeter zu halten.

Das Buch liest sich sehr leicht und abwechslungsreich: zwischen den frechen, witzigen, und
alltagssprachlichen Dialogen gibt es Träume von Björn zu lesen, es gibt Gespräche mit seiner
Mutter, in denen auch für den Leser der Stand der Handlung noch mal rekapituliert wird, und immer
wieder Radioreportagen, die das Geschehen auf dem Platz deutlich unterhaltsamer schildern als es
eine einfach Spielbeschreibung könnte: "Hier läuft jetzt die Schlussminute, was ist das denn, ein
unglaublicher Nervenkrieg, ich mach mir gleich ins Hemd" usw.

Das ist natürlich das tolle Erbe der Hörspiel-Vorlage. Für die Buch-Variante wurden die Szenen zum
Teil erweitert und mit verschiedenen Beschreibungen ergänzt - die oft hölzern und lieblos wirken:
Björn ist fassungslos, Björn ist in Panik, Björn ist verlegen, Björns Herz schlug bis zum Hals. 1:0 für
das Hörspiel-Originals. Aber das Buch hat gute Chancen den Ausgleich zu schaffen und zwar mit
seinen Illustrationen. Gezeichnet hat die Figuren Tommie Müller und es sind kleine, freche
Cartoons entstanden, die in ihrer Art an die vom Kleinen Nick erinnern.

Fazit:

Dieses flotte und freche Buch basiert auf einem Hörspiel, bei dem der Mix aus Fußballreportagen
und Dialogen natürlich besonders gut rüberkommt. Dafür fehlen dem Hörspiel die kleinen Cartoons,
die das Buch höchst unterhaltsam illustrieren. Wer ein echt wilder Kicker ist oder eine Kickerin, wird
mit Björns Geschichte in jeder Form großen Spaß haben.

Sigrid Tinz, Mai 2014

Sie finden diesen Text online unter www.kinderbuch-couch.de/ahlers-joergpeter-das-wunder-von-bjoern.html

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