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für Kraftfahrzeugtechnik
Fachkunde
Land- und Baumaschinen-
technik
1. Auflage
Europa-Nr.: 20079
Autoren der Fachkunde Land- und Baumaschinentechnik:
Fehr, Andreas Dipl.-Gwl., Studienrat Breisach
Fleischlin, Stefan Eidg. Dipl., Berufsfachschullehrer Sempach, Schweiz
Friese-Tapmeyer, Joachim Oberstudienrat a. D. Hildesheim
Friske, Richard Oberstudienrat Hannover
Ganzmann, Herbert Dipl.-Ingenieur Häusern im Südschwarzwald
Petersen, Malte Oberstudienrat Jübek
Huber, Georg Fachlehrer Klosterbeuren
Mann, Jochen Dipl.-Gwl., Studiendirektor Schorndorf – Stuttgart
Keil, Wolfgang Oberstudiendirektor München
van Huet, Achim Dipl.-Ingenieur, Oberstudienrat Oberhausen – Essen
Lohuis, Rainer Dipl.-Ingenieur, Oberstudienrat Hückelhoven – Köln
Wimmer, Alois Oberstudienrat a. D. Berghülen
Bildbearbeitung:
Zeichenbüro des Verlags Europa-Lehrmittel, Ostfildern
Alle Angaben in diesem Buch erfolgten nach dem Stand der Technik. Alle Prüf-, Mess- oder Instand-
setzungsarbeiten an einem konkreten Fahrzeug müssen nach Herstellervorschriften erfolgen. Das Nach-
vollziehen der beschriebenen Arbeiten erfolgt auf eigene Gefahr. Haftungsansprüche gegen die Auto-
ren oder den Verlag sind ausgeschlossen.
Druck 5 4 3
Alle Drucke derselben Auflage sind parallel einsetzbar, da sie bis auf die Behebung von Druckfehlern
untereinander unverändert sind.
ISBN 978-3-8085-2007-9
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der ge-
setzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden.
© 2016 by Verlag Europa-Lehrmittel, Nourney, Vollmer GmbH & Co. KG, 42781 Haan-Gruiten
http://www.europa-lehrmittel.de
Die Fachkunde Land- und Baumaschinentechnik soll den Auszubildenden des Land- und Baumaschi-
nenwesens eine Hilfe beim Verstehen von technischen Vorgängen und Systemzusammenhängen sein.
Mit diesem Buch kann das nötige theoretische Fachwissen für die praktischen handwerklichen Fertig-
keiten erlernt werden. Die neuesten Normen wurden, soweit erforderlich, eingearbeitet. Verbindlich
sind jedoch die DIN-Blätter selbst.
Dieses Standardwerk der Land- und Baumaschinentechnik ist in 28 Kapitel unterteilt. In ihrer Zielsetzung
sind die gewählten Lerninhalte auf das Berufsbild der Mechatronikerin/des Mechatronikers für Land-
und Baumaschinentechnik ausgerichtet.
Dem Gesellen, Meister und Techniker des Land- und Baumaschinenhandwerks, sowie dem Studieren-
den der Land- und Baumaschinentechnik soll das Buch als Nachschlagewerk, zur Informationsbeschaf-
fung und zur Ergänzung der fachlichen Kenntnisse dienen. Allen an der Land- und Baumaschinentech-
nik Interessierten soll das Werk eine Erweiterung des Fachwissens durch Selbststudium ermöglichen.
Schwerpunkte bilden neben dem Umweltschutz, der Fertigungstechnik und der Werkstofftechnik, die
Grundlagen der Hydraulik, die Motorentechnik für mobile Arbeitsmaschinen, Dieseleinspritzsysteme,
Schadstoffminderung. In der Landmaschinentechnik sind Bodenbearbeitung, Bestelltechnik, Pflanzen-
schutz, Erntetechnik und in der Baumaschinentechnik sind Erdbewegungstechnik und Fördertechnik
wichtige Schwerpunkte. Im forstwirtschaftlichen Bereich werden mobile Arbeitsgeräte für die Holzernte
und Bearbeitung beschrieben. Im kommunalen Bereich bilden Reinigungsgeräte wie Kehrmaschinen
und Schneepflüge Schwerpunkte.
Der Fachkunde ist in der 1. Auflage eine CD-ROM mit allen Bildern des Buches und weiteren Darstellun-
gen von hydraulischen und elektrischen Schaltplänen beigelegt.
Die Fachkunde Land- und Baumaschinentechnik bildet mit den weiteren Büchern des Bereichs Fahr-
zeugtechnik eine Einheit.
Das in enger Zusammenarbeit mit Handwerk und Industrie entstandene Werk wurde von einem Team
pädagogisch erfahrener Berufsschullehrer, Ingenieure und Meister erstellt. Die Autoren und der Verlag
sind für Anregungen und kritische Hinweise dankbar (lektorat@europa-lehrmittel.de).
Wir danken allen Firmen und Organisationen für ihre freundliche Unterstützung mit Bildern und tech-
nischen Unterlagen.
Die nachfolgend aufgeführten Firmen haben die Autoren durch die fachliche Beratung, durch Informa-
tions- und Bildmaterial unterstützt. Es wird ihnen hierfür herzlich gedankt.
Aebi + Co. AG Maschinenfabrik Continental Teves AG & Co. OHG HAMEG GmbH
Burgdorf, Schweiz Frankfurt Frankfurt/Main
AEBI Schmidt Deutschland GmbH Celette GmbH Hella KGaA, Hueck & Co.
St. Blasien Kehl Lippstadt
AGCO GmbH (Fendt) Herbert Dammann GmbH Hengst Filterwerke
Marktoberdorf Buxtehude-Hedendorf Nienkamp
Agrifac Machinery B.V. Dataliner Richtsysteme Hetronic Swiss AG
Steenwijk, Niederlande Ahlerstedt Härkingen, Schweiz
Agrotop GmbH Deutsche BP AG Fiedler Maschinenbau
Obertraubling Hamburg Schmölln-Putzkau
Allison Deutz AG Flötzinger Gerätetechnik GmbH
Sliedrecht, Niederlande Köln-Porz Polling
Altek GmbH Dieci HAMM AG
Rottenburg Montecchio Emilia, Italien Tirschenreuth
Amazonen-Werke Dipl.-Ing. Tietjen GmbH HARDI GmbH
H. Dreyer GmbH & Co. KG Bücken Wedemark-Mellendorf
Hasbergen-Gaste DUNLOP GmbH & Co. KG Ernst Herbst Prüftechnik e.K.
Aral AG Hanau/Main Hirschbach
Bochum J. Eberspächer Fritz Hintermayr
Esslingen Bing-Vergaser-Fabrik
Atlas Copco (Schweiz) AG
Studen, Schweiz Elbe Holding GmbH & Co. KG Nürnberg
Bietigheim-Bissingen HORSCH Maschinen GmbH
Autokabel
Hausen EMM Motoren Service Schwandorf
Lindau Hotel Hirsch
G. Auwärter GmbH & Co. (Neoplan)
ESSO AG Fellbach-Schmiden
Stuttgart
Hamburg Hunger Maschinenfabrik GmbH
Baumann
Fonds der chemischen Industrie München und Kaufering
Cavaion, Italien
im Verband der chemischen Hydac
Basrijs, BV, Industrie e. V. Sierning, Österreich
Rijsbergen, Niederlande
Carl Freudenberg Hydraulik Nord Fluidtechnik GmbH
Bayer CropScience Weinheim/Bergstraße & Co. KG
Langenfeld Parchim
Carl Geringhoff GmbH
Behr Hella Service GmbH Ahlen IBM Deutschland
Schwäbisch Hall Böblingen
Getrag Getriebe- und Zahnradfabrik
BEHR GmbH & Co. Ludwigsburg IVECO-Magirus AG
Stuttgart Neu-Ulm
Girling-Bremsen GmbH
bema GmbH Koblenz IXION Maschinenfabrik
Voltlage-Weese Otto Häfner GmbH & Co.
Glasurit GmbH
BLACK HAWK Münster/Westfalen Hamburg-Wandsbek
Kehl Globaljig Deutschland GmbH John Deere GmbH & Co. KG
Bomag Cloppenburg Bruchsal
Boppard am Rhein Glyco-Metall-Werke B.V. & Co. KG Johnson Controls
Robert Bosch GmbH Wiesbaden/Schierstein Autobatterie GmbH & Co. KG
Stuttgart GKN Land Systems Hannover
Bosch Rexroth AG Lohmar Jungheinrich AG
Lohr am Main Goetze AG Hirschthal, Schweiz
Bostik GmbH Burscheid Julius Kühn Institut
Oberursel/Taunus Grau-Bremse Quedlinburg
Bressel und Lade Maschinenbau Heidelberg Jurid-Werke
GmbH Grimme GmbH & Co. KG Essen
Visselhövede OT. Schwitschen Damme Alfred Kärcher GmbH & Co. KG
Christiansen’s Bioland-Hof Growi Maschinenbau Winnenden
Esperstoft-Feld Oberthingau Kemper GmbH
CLAAS KGaA mbH GVS Agrar AG Stadtlohn
Harsewinkel Schaffhausen, Schweiz Kfz-tech.de
CNH Industrial Österreich GmbH Hazet-Werk, Hermann Zerver Knecht Filterwerke GmbH
St. Valentin, Österreich Remscheid Stuttgart
FIRMENVERZEICHNIS 5
9 Otto-Zweitakt-Motor 13 Schadstoffminderung
9.1 Zweitakt-Motor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 13.1 Abgaszusammensetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236
9.1.1 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 13.2 Emissionsbegrenzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239
9.1.2 Arbeitsweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 13.2.1 Maßnahmen zur Luftreinhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239
9.1.3 Steuerungsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 13.2.2 Emissionsgrenzwerte (Stage/TIER). . . . . . . . . . . . . . . . . . 239
9.1.4 Bauliche Besonderheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 13.3 Minderungsmaßnahmen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240
9.1.5 Einsatz von Zweitakt-Motoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 13.3.1 Motorische Maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241
13.3.2 Abgasnachbehandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245
10 Motoren für mobile Arbeitsmaschinen
14 Leistungsübertragung
10.1 Motorbauformen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173
10.2 Aufbau des Dieselmotors . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 14.1 Antriebskonzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257
10.2.1 Zylinderkurbelgehäuse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 14.1.1 Mechanische Antriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257
10.2.2 Zylinderkopf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 14.1.2 Hydrostatische Antriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257
10.2.3 Kurbeltrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 14.1.3 Kombinierte Antriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258
10.3 Motorsteuerung – Ventiltrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178 14.2 Kupplungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258
10.3.1 Anordnung der Nockenwelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178 14.3 Reibkupplungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259
10.3.2 Nockenwellenantrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178 14.3.1 Einscheibenkupplungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259
8 INHALTSVERZEICHNIS
1.2 Geräte
Schlepper Mähdrescher MERKE
Geräte werden ausschließlich für spezielle Aufga-
ben verwendet.
SF-Ladewagen Rübenvollernter
Beispiele für Geräte in der Land-, Forst-, Bau- und
Kommunalwirtschaft sind (Bild 2)
• Mähgeräte • Schwader
• Ladewagen • Ballenpressen
• Miststreuer • Güllefässer
SF-Feldhäcksler Kartoffelvollernter
• Motorsensen • Rasenmäher
Baumaschinen • Vibrationsplatten • Wasserpumpen
Hydraulikbagger Straßenfertiger
Planierraupe Dumper
Kettensäge Rückewagen
Forstmaschinen Geräte für die Kommunalwirtschaft
Motor
Motorölwechsel • • •
...
Kraftstoffanlage, Luftfilter
Kraftstofffiltereinsatz wechseln x • • •
Kraftstoffvorfiltereinsatz wechseln x • • •
...
Kühlsystem
...
Getriebe-Hinterachse-Kupplung-Bremse-Lenkung-Frontzapfwelle
Frontzapfwellengetriebeöl wechseln x x x x
...
Elektrische Anlage
...
Verschiedenes
...
1 1 Luftfilter 1 12
2 Luftfilterelement
11
2
3 Kurbelgehäuse-
entlüftung
4 Entlüftung-
Filterelement
5 Ölfilterelement 3
6 Ölwechselfilter
7 Schmieröl-
zentrifuge
8 Kraftstoffvorfilter
4
9 Kraftstoff-
wechselfilter
10 Hydraulikölfilter
11 Pestizidfilter 5 6 7 8 9 10
12 Innenraumfilter
1.4 Filter, Aufbau und Wartung Haftfilter. Sie sind meist Nassluftfilter. Verunreini-
gungen, wie Staub kommen mit der ölbenetzten Fil-
MERKE
terfläche in Berührung und bleiben dort haften.
Die Filter eines Fahrzeugs haben die Aufgabe,
Motoren, Bauteile und die Atemluft der Insassen Magnetfilter. Aus dem vorbeiströmenden Medium
vor Verunreinigungen zu schützen. werden ferromagnetische Verunreinigungen ange-
zogen, z. B. von der Ölablassschraube.
Filter in mobilen Arbeitsmaschinen (Bild 1) können
nach zwei Kriterien eingeteilt werden. Nach den Zentrifugalfilter. Das zu filternde Medium, z. B. Luft,
Wirkprinzipien und nach dem zu filternden Medium. wird in Rotation versetzt. Verunreinigungen werden
durch die Fliehkräfte an die Wand des Filters ge-
Wirkprinzipien. Feste Verunreinigungen werden aus
drückt, wo sie sich absetzen.
strömenden Medien, wie z. B. Luft, Öl, Kraftstoff und
Wasser herausgefiltert durch die: Filter werden unterschieden nach
• Siebwirkung, z. B. Sieb- und Faserfilter • Luft- und Abgasfilter
• Haftwirkung, z. B. Nassfilter • Kraftstofffilter
• Magnetwirkung, z. B. Magnetabscheider • Schmierölfilter
• Fliehkraftwirkung, z. B. Zentrifugalfilter • Innenraumfilter
Siebfilter. Die Filterwirkung wird dadurch erreicht, • Hydraulikfilter
dass die Abmessungen der Filtermaschen kleiner als
die Verunreinigungen sind (Bild 2). 1.4.1 Luftfilter
MERKE
Luftfilter sollen die Ansaugluft reinigen und die
Maschen Ansauggeräusche des Motors dämpfen.
Der Staub in der Luft besteht aus kleinsten Teilchen
Strömungs- (0,005 mm bis 0,05 mm). Er führt zum Teil auch
richtung
Quarz mit sich. Je nach Einsatz des Fahrzeuges
(Straße, Baustelle) schwankt die Staubmenge. Diese
Verunreinigung Staubmenge würde mit dem Schmieröl eine Schleif-
masse bilden und starken Verschleiß, besonders an
Sieb
Zylinderlaufbahn, Kolben und Ventilführung verur-
Bild 2: Wirkungsweise eines Siebfilters sachen.
1.4 FILTER, AUFBAU UND WARTUNG 15
gefilterter ungefilterter
Kraftstoff Kraftstoff
Ölbad Papier-
filter-
element
Bild 1: Ölbadluftfilter
müssen. Die angesaugte Luft wird in rasche Dre- Bild 3: Boxfilter mit Sternfiltereinsatz
hung versetzt (Bild 2) und der grobe Staub durch
die Zentrifugalkraft ausgeschieden (Grobfilter). Der Für die Feinfilterung werden ebenfalls Einsätze aus
noch in der Ansaugluft enthaltene feine Staub wird Papier und Filz verwendet. Beim Sternfiltereinsatz ist
anschließend z. B. in einem Trockenluftfilter gefiltert. das sternförmig gefaltete Papier um ein gelochtes
16 1 MOBILE ARBEITSMASCHINEN UND GERÄTE
Zulauf Ablauf
Filterpatrone
Mikro-
faser-
Trägerflies
flies
Verschluss-
schraube mit Anschluss für
Wasserablaufventil Wasserstandssensor Staub- und Schmutzteilchen
Pollen und Bakterien
Bild 1: Boxfilter mit Wasserabscheider schädliche u. übelriechende Gase
Hilfsstoffe:
Reinigungsstoffe für Fahrzeugteile, z. B. Waschben-
Isooktan
zin, Kaltreiniger, Spiritus, Kunststoffreiniger. C8 H18
Reinigungs- und Pflegemittel für Fahrzeuge, z. B.
Politur für Lacke, Chrom- und Aluminiumteile, Kon-
servierungsmittel, Scheibenwaschmittel.
Aromaten = Ringförmiger Aufbau
sehr klopffest
1.5.1 Kraftstoffe
Bestandteile des Motorenbenzols
Alle zurzeit verwendeten Kraftstoffe bestehen aus
einem Gemisch unterschiedlicher Kohlenwasserstoff- Reinbenzol
Verbindungen (Bild 1) oder aus reinem Wasserstoff. C6 H6
Bei ihrer Verbrennung werden Wasserstoff- und Koh-
lenstoffatome der Kraftstoffmolekühle mit Luftsauer- Toluol
stoff zu H2O und CO2 oxidiert. Nur ein Teil der durch C7 H8
diese chemische Reaktion frei werdenden Energie
treibt den Motor an. So können zurzeit in Dieselmo- Ringförmiger Bestandteil des Benzins
toren maximal ca. 46 %, in Ottomotoren maximal ca.
35 % als Antriebsenergie genutzt werden. Dies bedeu-
Cyclohexan
tet, dass der größte Teil der frei werdenden Energie C6 H12
die Umwelt aufheizt. Das bei der Verbrennung von
Kohlenwasserstoffen frei werdende CO2 verstärkt als
Treibhausgas das Aufheizen der Atmosphäre. Des- Wasserstoffatom Kohlenstoffatom
halb werden verstärkt Alternativen zum herkömmli-
chen Verbrennungsmotor gesucht. Bild 1: Aufbau der Kohlenwasserstoffmoleküle
18 1 MOBILE ARBEITSMASCHINEN UND GERÄTE
Eigenschaften von Kohlenwasserstoffen Bei der Verarbeitung des Erdöls unterscheidet man:
1 MERKE • Trennverfahren, z. B. Filtern, Destillieren, Raffinieren
• Umwandlungsverfahren, z. B. Cracken, Reformie-
Die Eigenschaften der Kohlenwasserstoffmolekü- ren, Isomerisieren
le werden durch die Größe der Moleküle, dem
Verhältnis der Anzahl der Kohlenstoffatome zur Filtern
Anzahl der Wasserstoffatome und durch ihren Grobe Verunreinigungen, wie Sand, Wasser und
Aufbau bestimmt (Bild 1, Seite 17). Salze, werden aus dem Rohöl entfernt, bevor die
eigentliche Verarbeitung beginnt.
Während Stoffe, die aus kurzen Ketten bestehen,
z. B. Propan C3H8, gasförmig vorliegen, sind Stoffe, Destillieren
die aus langen Ketten bestehen, z.B. Cetan C16H34, Atmosphärische Destillation (Bild 1). Das Erdöl wird
flüssig. Dabei nimmt die Viskosität mit der Anzahl unter Luftabschluss erhitzt. Bereits bei etwa 20 °C
der C-Atome zu. scheiden sich Methan und Ethan (LPG = Liquefied Pe-
Der Aufbau der Kohlenwasserstoffmoleküle ist ent- troleum Gas = englische Bezeichnung für Flüssiggas)
weder ketten- oder ringförmig. ab. Die innerhalb eines Siedebereiches bis etwa 180 °C
verdampfenden Bestandteile ergeben beim Konden-
Paraffine (Bild 1, Seite 17) oder Olefine, das sind Pa-
sieren die Leichtkraftstoffe, vorwiegend Benzine. Die-
raffine mit einer Zweifachbindung zwischen zwei
se setzen sich aus Normalparaffinen (unverzweigte
C-Atomen, sind Moleküle mit einfacher Kettenform.
Ketten) und Cycloparaffinen (ringförmig) zusammen.
Mit zunehmender Länge dieser Ketten steigt die
Der Siedebereich von 180 °C bis etwa 280 °C liefert
Zündwilligkeit. Diese Eigenschaft macht sie als Kraft-
die mittelschweren Kraftstoffe (Gasturbinenkraftstoff,
stoff für Dieselmotoren geeignet. Für den Einsatz bei
Kerosin, Petroleum). Im Bereich von 210 °C bis etwa
Ottomotoren sind lange Paraffinketten ungeeignet,
360 °C werden die Schwerkraftstoffe für Dieselmoto-
weil sie eine klopfende Verbrennung auslösen.
ren erzeugt. Die noch verbleibenden Rückstände wer-
Moleküle mit kurzen Seitenketten (Isoparaffine) oder den einer Vakuumdestillation zugeführt.
ringförmige Moleküle (Aromate, Cycloparaffine)
Vakuumdestillation (Bild 1). Bei ihr werden die
sind klopffest. Das heißt, sie sind für die Verwen-
Rückstände aus der atmosphärischen Destillation
dung in Ottomotoren geeignet. Für die Verwendung unter Vakuum nochmals erhitzt. Durch diese Maß-
in Dieselmotoren sind diese Moleküle auf Grund nahme werden die Siedepunkte herabgesetzt. Damit
ihrer geringen Zündwilligkeit ungeeignet. wird verhindert, dass bei weiter steigenden Tem-
Die extrem klopffesten Aromate, z. B. Benzol C6H6, peraturen die verbleibenden großen Moleküle un-
sind krebserregend. Sie dürfen je nach Stoff entwe- kontrolliert zerfallen. Durch die Vakuumdestillation
der gar nicht oder nur in begrenzter Menge für den wird Gasöl gewonnen, das hauptsächlich zu Diesel
Betrieb von Motoren verwendet werden. oder Heizöl weiterverarbeitet wird. Weiterhin wer-
Tabelle 1: Kohlenwasserstoffe den die Grundöle für die Herstellung verschiedener
Schmieröle gewonnen.
Stoff (in jeweils Dichte Klopffestigkeit
flüssiger Form) g/cm3 ROZ MERKE
Butan C4H10 0,60 93,8 Dieses Sammeln der Kraftstoffe nach ihren Sie-
Pentan C5H12 0,63 61,7 debereichen nennt man auch fraktionierende
Destillation (Bild 1).
Hexan C6H14 0,66 24,8
Heptan C7H16 0,68 0
atmosphärische Vakuum-
Benzol C6H6 0,88 99,0 Destillation Destillation
Flüssiggas
Fraktionier-
Kraftstoffgewinnung aus Erdöl turm
Gasöl
Der wichtigste Ausgangsstoff für die Kraftstoff- Leichtbenzin
gewinnung ist das Erdöl. Dieses besteht aus einer Schwerbenzin
Spindelöl
Vielzahl verschiedener Kohlenwasserstoffverbindun- Motorenöl
Petroleum
gen, wobei die Zusammensetzung je nach Herkunft Zylinderöl
Rohöl Dieselkraftstoff
des Erdöls unterschiedlich ist. Auf Grund der Viel-
falt der vorhandenen Kohlenwasserstoffe mit völlig
unterschiedlichen Eigenschaften müssen die einzel-
nen Verbindungen voneinander getrennt werden. Röhrenofen Rückstand
350 °C Rückstände (Bitumen)
Die gewonnenen Zwischenprodukte werden teilwei-
se zu motortauglichen Kraftstoffen weiterverarbeitet.
Dies geschieht, weil der Anteil der ursprünglich im
Rohöl enthaltenen hochwertigen Kraftstoffe gering ist. Bild 1: Destillieren von Rohöl
1.5 BETRIEBSSTOFFE, HILFSSTOFFE 19
Der bei der Destillation anfallende Anteil an Kraft- ditiven werden bestimmte Benzinqualitäten (Super
stoff ist für den heutigen Bedarf viel zu gering. plus, Super, Benzin) erreicht und gezielt die Eigen- 1
Durch Crackverfahren kann der Anteil der zur Benzin- schaften der Ottokraftstoffe verbessert.
herstellung tauglichen Grundstoffe erhöht werden
(Tabelle 1). Auch sind die gewonnenen Crack-Kom- 1.5.2 Ottokraftstoffe
ponenten mit einer ROZ von 88 … 92 gegenüber den
durch die Destillation gewonnenen Rohbenzinen MERKE
(ROZ = 62 … 64) relativ klopffest. Ottokraftstoffe sind leicht siedende Kraftstoffe.
Um motortaugliche Kraftstoffe zu erhalten, werden Sie gehören der Gefahrenklasse A I an, weil sie
die erzeugten Zwischenprodukte weiteren speziellen hoch entzündlich sind (Flammpunkt unter 21 °C).
Umwandlungsverfahren unterzogen (Tabelle 2). Außerdem sind sie giftig und umweltgefährlich.
Deshalb sind beim Umgang mit ihnen die ent-
Tabelle 1: Ausbeute einer Raffinerie sprechenden Hinweise auf besondere Gefahren
(H-Sätze) und Sicherheitsratschläge (P-Sätze) un-
Erzeugte Produkte Anteile
bedingt einzuhalten.
Flüssiggas (Propan, Butan) 3%
Rohbenzin, Naphtha 9% Die für die Verwendung in Motoren wichtigsten
Benzin (Otto-Kraftstoff) 24 % Eigenschaften der Ottokraftstoffe werden durch die
DIN EN 228 beschrieben und festgelegt.
Flugturbinenkraftstoff, Kerosin 4%
Dieselkraftstoff 21 % Siedeverlauf
leichtes Heizöl 21 %
schweres Heizöl 11 % Beim Ottomotor muss der Kraftstoff leicht und
vollständig vergasen, da nur gasförmiger Kraft-
Bitumen 3%
stoff verbrannt werden kann. Die Vergasbarkeit
Schmierstoffe 2% des Kraftstoffs wird in einer Siedekurve darge-
sonstige Produkte, Eigenverbrauch, stellt (Bild 1, Seite 20).
Verluste 2%
Kaltstartverhalten
Nachbehandlungsverfahren Damit ein kalter bzw. noch nicht betriebswarmer
Die so hergestellten klopffesten Benzine werden durch Motor bei niedrigen Temperaturen sicher anspringt
eine Raffination noch nachbehandelt. Dabei wird die und im Leerlauf rund läuft, benötigt er einen Kraft-
Reinheit des Benzins (Abscheiden von gasförmigen stoff mit niedriger Siedekurve. Dies bedeutet, dass
Resten, Schwefel und Harzlösungen) erhöht. Durch bei niedrigen Temperaturen bereits ein erheblicher
Mischen verschiedener Benzine und Zugabe von Ad- Anteil des Kraftstoffs verdampft sein muss.
Der Anteil des Kraftstoffs, der bei niederen Tempera- Die MOZ weicht von der ROZ ab, da sie bei höherer
1 turen vergast ist, wird entweder durch den E70- Drehzahl und Gemischvorwärmung auf ca. 150 °C er-
Punkt (evaporated = verdampfter Anteil bei 70 °C) mittelt wird (Tabelle 1).
oder durch den T10-Punkt (Temperatur, bei dem In der Praxis zeigt es sich, dass für die meisten Se-
10 % des Kraftstoffs verdampft sind) beschrieben. rienmotoren beim Beschleunigen mit Vollgas und
Für einen sicheren Kaltstart müssen bei 40 °C … 50 °C niedriger Drehzahl (Beschleunigungsklopfen) die
mindestens 10 % des Kraftstoffs verdampft sein. ROZ die aussagekräftigere Größe ist. Mit steigender
Heißstartverhalten Drehzahl und Volllast (Hochgeschwindigkeitsklop-
fen) gewinnt die MOZ an Bedeutung.
Bei einem betriebswarmen oder heißen Motor sowie
im Sommer besteht die Gefahr der Dampfblasen- Tabelle 1: Prüfbedingungen ROZ – MOZ
bildung im Kraftstoffsystem. Die Kraftstoffe dürfen
Motor- Ansaug- Gemisch- Zünd-
erst bei höheren Temperaturen zu sieden beginnen. drehzahl luft- vor- ein-
Sie müssen schwerflüchtiger sein, d. h. eine höhere temp. wärmung stellung
Siedekurve besitzen. Dies erreicht man durch einen 1/min. °C °C °KW v. OT
bestimmten Anteil an schwersiedenden Kraftstoffen, ROZ 600 51,7 – 13
diese haben zusätzlich einen höheren Energiegehalt.
MOZ 900 38 140 … 160 14 … 26
Die hochsiedenden Anteile werden durch den E180-
Punkt (verdampfter Anteil bei 180 °C) oder durch den
Da die aus Erdöl gewonnenen Benzine zu geringe
T90-Punkt (Temperatur, bei der 90 % des Kraftstoffs
Klopffestigkeit besitzen, wird ihre Klopffestigkeit durch
verdampft sind) beschrieben.
Zugabe von Klopfbremsen (Antiklopfmittel) erhöht.
Ein zu hoher Anteil an schwersiedenden Kraftstoffen
Metallhaltige Klopfbremsen. Sie werden in Deutsch-
führt bei kaltem Motor zu Kraftstoffkondensation an
land wegen ihrer giftigen Verbrennungsprodukte
den Zylinderwänden und zu Schmierölverdünnung.
(Blei, Scavengers = Brom- und Chlorverbindungen)
Rückstand und Verluste nicht mehr verwendet.
Metallfreie Klopfbremsen. Aromate, wie Benzol, To-
200 luol und Xylol liegen in einem Oktanzahlbereich von
E180-Punkte
°C ROZ 108 … 112 und erhöhen durch Beimischen die
160 Gesamtoktanzahl des Kraftstoffes. Benzol ist wegen
r
me
Siedetemperatur
Siede-
beginn MTB (Methyl-Tertiär-Buthylether) als Klopfbremse.
0 20 40 60 Vol.-% 100 Er kann durch seinen hohen Oktanzahlbereich von
verdampfte Kraftstoffmenge
ROZ 110 … 115 die Gesamtoktanzahl erheblich be-
Bild 1: Siedekurven von Ottokraftstoffen einflussen. Durch seinen niedrigen Siedepunkt von
55 °C wird die Klopffestigkeit des Kraftstoffes beson-
Klopffestigkeit (ROZ, MOZ) ders im unteren Siedebereich verbessert. Zumi-
schung ca. 10 % … 15 % zum Kraftstoff.
Die geringe Neigung eines Kraftstoffs, sich unter
hohen Temperaturen und Drücken selbst zu ent- 1.5.3 Dieselkraftstoffe
zünden, wird als Klopffestigkeit bezeichnet. MERKE
Das Maß für die Klopffestigkeit sind die Research- Dieselkraftstoffe sind schwersiedende Kraftstof-
Oktanzahl (ROZ) und die Motor-Oktanzahl (MOZ). fe. Sie gehören der Gefahrengruppe A lll an
Beide Oktanzahlen werden weltweit in sogenannten (Flammpunkt > 55 °C). Sie sind gesundheits-
Einzylinder-CFR-Motoren bestimmt. Der zu prüfende schädlich und umweltschädlich.
Kraftstoff wird durch Vergleich mit einem Bezugs- Dieselkraftstoffe bestehen hauptsächlich aus einem
kraftstoff, der aus einer Mischung aus Isooktan (ROZ Gemisch von Olefinen und Paraffinen (kettenförmige,
= 100) und Normalheptan (ROZ = 0) besteht, ermit- gesättigte Kohlenwasserstoffe). Der Siedebereich der
telt. Ein zu untersuchender Kraftstoff hat z. B. die einzelnen Verbindungen liegt zwischen 170 °C und
Oktanzahl 95, wenn seine Klopffestigkeit so groß ist 380 °C (Bild 1, Seite 21). Die für die Verwendung in
wie die einer Mischung aus 95 % Isooktan und 5 % Motoren wichtigsten Eigenschaften der Dieselkraft-
Normalheptan. stoffe werden durch die DIN EN 590 festgelegt.