Sie sind auf Seite 1von 1

Hewlett-Packard sucht Anschluss – Palm Deutschland

Die Übernahme des Smartphone-Bauers Palm katapultiert HP in die mobile


Top-Liga. Die Leidtragenden heißen Microsoft, Apple und Google.

Axel Postinett
Düsseldorf

B litzschneller Zugriff. Todd Bradley brauchte nicht lange, um sich zu entscheiden. Der Chef der 35 Mrd.

Dollarchweren Konsumentensparte bei Hewlett-Packard wusste, mit wem er es zu tun hat. Schließlich war er selber
einmal CEO des schwer angeschlagenen kalifornischen Handheld-Pioniers Palm. Jetzt legte er seinem Nachfolger Jon
Rubinstein kurz und knapp ein Übernahmeangebot auf den Tisch und holt sich aus Rubinsteins Resterampe das
zurück, was er immer schon an Palm bewundert hatte: Ein Team hochspezialisierter Entwickler, ein umfangreiches
Patentportfolio und ein komplett neu entwickeltes Internet-Betriebssystem, das WebOS.

Sein Ziel: Der sofortige Einstieg in den boomenden Smartphone - Markt und eine eigene Antwort auf Apples iPad. Dafür
ist Palms Web OS bestens geeignet. In besserenZeiten hatteNoch-Palm-CEO Rubinstein selber solche Träume gehegt
und „eine Palette von Web-OSGeräten“ angekündigt.

HP wird 1,2 Mrd. Dollar oder 5,70 Dollar pro Palm-Aktie bezahlen, deren Kurs im Oktober 2009 noch bei mehr als 17
Dollar gelegen hatte. Massive Fehleinschätzungen des Managements und starke Konkurrenz hatten seitdem zu einem
rasanten Verfall der Absatzzahlen, Umsatzeinbrüchen und Verlusten geführt. Palms Überlebensfähigkeit stand infrage.

Da griff Bradley zu. Der Manager will das Geschäft noch im dritten Quartal, also vor dem 31. Juli, unter Dach und Fach
bringen. Allerdings steht das Abkommen unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Aktionäre. Und da regt sich erster
Widerstand: Mehrere Anwaltskanzleien haben nach eigenen Angaben Ermittlungen gegen das Aufsichtsgremium von
Palm im Auftrag enttäuschter Aktionäre aufgenommen.

Denn mit den Entwicklungen und Patenten von Palm könnte HP groß rauskommen. Der Smartphone-Markt sei alleine
über 100 Mrd. Dollar groß und wachse mit 20 Prozent pro Jahr, sagte Bradley. Und: „Wir wollen einer der führenden
Anbieter in diesem Segment werden“.

Ein besonders großes Ertragspotenzial hätten dabei integrierte Lösungen, sagte er in einer Telefonkonferenz, ohne das
Wort Apple in den Mund zu nehmen. Die Vorteile lägen in einer besseren Nutzungserfahrung für den Kunden, der
Entwicklung einer Premium-Marke und der Möglichkeit, Internet-basierte Services mit anzubieten. Apple hatte mit
iTunes, dem iPhone, seinem Software-Shop App Store und zuletzt dem Tablet-PC iPad bewiesen, wie das geht. Das
iPad wurde in kaum zehn Tagen über 500 000 Mal verkauft.

Microsoft-Chef Ballmer pries HP noch unlängst als Premiumpartner

Da wird der Schachzug Bradleys zu einem strategischen Richtungswechsel und einem Schlag ins Gesicht des
Verbündeten Microsoft. Noch im Januar 2010 hatte dessen CEO Steve Ballmer auf seiner Rede bei der Messe CES in
Las Vegas HPs Tablet-PC „Slate“ mit Microsofts BetriebssystemWindows 7 und Windows- Internet-Diensten als
gemeinsamen iPad-Killer angepriesen. Im Februar nannte Ballmer HP einen Premiumpartner für die Entwicklung der
Windows-Handys. Das steht jetzt alles zur Disposition.

Das könnte Ihnen auch gefallen