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t). Erdmnnn , fskendßr Munsehi und sein ^erk.
steigen und Selmän Chän zu ermorden, konnten sie, von der Wache
ilaraiwverbindert , nichl ausführen. Am Tage darauf wurde der bis
dabin in Verwahrung gehältene .Sirzäd hingerichtet. Da aber die
Angelegenheiten der Kizilbasen , wegen der Zerslreuung der Ein¬
wohner und der Rücksichtslosigkeit Chän Ahmed's, in Gilän eine
üble Wendung nahmen , so beschlossen sie , obgleich anfangs
gegen den Willen Selmän Chän's, aber durch die Beredtsamkeit
des Säh Kuli Karinen durin bestärkt, Gilän zu verlassen
und zogeo an dem von ihnen hestimmten Tage auf einer .Seite
von Rest aus , während die hiervon benachrichtigten und aus den
Wäldern zurückgekehrten Giläner auf einer andern Seite einzogen
und die Kizilbasen auf ihrem Rückzüge durch Plänkeleien beun¬
ruhigten. Auf diesem Zuge war Iskender .Mutiii der
Begleiter Selmän Chän's, der mit ihm und seinem Truppen-
eorps in grosser Unordnung nach der Residenz Kazwin zurückkam').
Während des in dem Hennenjabr 993 ( 158.T ) zwischen den
Kizilbasen, unter Anführung des Prinzen Hamza .Mirzä, und
den Osmanen, unter Anführung der vnn dem .Serdär Osmän
Pasa dnzu bestimmten Muräd Pa^a, iteglerbeg's von Kara¬
man, und Muhammed Pasa, Beglerbeg's vun Diärbekr, an
dem Bache Fehn Sefen ^ vorgefallenen burlnäckigen Treffens,
in dem die beiden genannten Paia gefangen genommen wurden,
und während der nnch dem plötzlichen Tpde des .Serdär's Osmän
Paia unter Anfübrung des stellvertretenden Serdär's Cigal ')
O^li bei Si'b Gäzän, Tesü^ und Mäjän zum Nachtbeile der
Osmanen ausgefallenen Schlachten, welche dieselben von dem
Entschlüsse , die Festung Tebriz zu erobern, abbrachten und zur
Rückkehr nach der Umgegend von Si'b Gäzän bestimmten, be¬
fand sich Iskender Munsi am königlichen H u f I a g e r,
das nacb diesen Vnrfällen in dem Theile von Tebriz,
welcher ö.ewähähäd heisst, aufgeschlagen wurde.
Hier eines Tages in der Stadt uinherwandelnd, gewahrte er, dass
alle früher mit Vergoldungen und l..azur verzierten Häuser zerstört,
alle vordem mit Malereien geschmückten Tbüren und Fenster ver¬
brannt, die in Villen und Gärten befindlichen Bäume umgehauen
waren und von einigen tausend trefflich eingerichteten Häusern
kein einziges so unversehrt geblieben war, dass auch nur ein
2) d. i. digala (Cicala).
464 V. Erdmann , Iskender Mumchi und sein Werk.
dem Kelender Ogli an, ebenso der früliere Beduine Kara Sa'id.
Nacb einigem Verzuge setzte sicli Muräd Pasa im Anfange des
Alfenjahres 1017 (17. Apr. 1608) gegen die Geläli in Bewegung,
und ihm entgegen zog Kelender Ogli mit seinen Emiren, Serdären
und Cantonspasa's, deren Anfülirer Kara Sa'id , der erwähnte Bruder
Tir Tawil's , Kurd Haider Agä6en, Piri Keke^ .Müh a in-
med, Husein Beg Arnaut, Kara Husein, Nu mäl 'Ali
u. A. waren. Da die Rehellen schon einige Male Ahtheilungen
des osmanischen Heeres geschlagen hatten, so lagerte sich Muräd
Paia mit seinem Heere auf einem Berge, umgab den Fuss des¬
selben mit Wagen und Ketten und suchte durch List die Feiode
von einander zu trennen. Durch einige .Scharmützel sehr ge¬
schwächt, liessen diese ihr Lager und Gepäck im Stich und
zogen in forcirten Märschen nach Erzerüm. .Muräd Paia fer¬
tigte, nach der Plünderung ihres Lagers, den unter dem Namen
Ekmek^i O^li bekannten Ibrähim Pasa mit 20,000 Mann
zu ihrer Verfolgung ab. Ohgleich sie dieses Corps beim ersten
ZusammenlrefiFen schlugen , so erlitten sie doch hald ihrerseits
eine Niederlage , suchten sich durch die Flucht zu retten und
traten auf persisches Gebiet über. Die osmanischen Truppen
wagten nicht sie über die Gränze zu verfolgen, setzten jedoch
den Statthalter von Eriwän, Emir Küne Chän, von dem
Vorgefallenen in Kenntniss. Kelender Ogli blieh in der von ihm
eingenommenen Stellung und fertigte auch seinerseits Cantons-
serdäre nach Eriwän ah. Emir Küne Chän berichtete über die
biete von Hninadän und begab sich mit einer Schaar königlicher
F^icibwächter und Trabanten , zu denen unterwegs noch Aka
Sultän, der Oberstattbaltcr von Zengän, mit einer Schwadron
stiess , nach Tebriz. Hier erfuhr er , dass Emir Küne Chän
schon einige seiner Trabanten zu'ihrer Empfangnahme abgeschickt,
ihnen das drei Parasangen von Eriwän gelegene Ü 6 Kilisä
(Dreikirchen) zur Niederlassung angewiesen, ihnen auf einer
Ebene ausserhalb der F'estung ein Gastmahl gegehen, Bäder zu
ihrer Verfügung gestellt, ihnen verschiedene Kleidungsstücke
verabreicht und übei haupt alle Aufmerksamkeit erzeigt habe.
Jetzt aber übernahm Hätim Beg ihre Verpflegung und liess ihnen
Nahrungsmittel, Delicatessen, Scherbete, Zeuge zu Galakleidern,
Gold- und .Seidenstoffe, Atlas- und Baumwollcnzeuge , Handtücher,
Rosenwnsser, .Safran, Moschus u. dgl. m. verabfolgen. Eben so
Hess er es ihnen auf dem Wege nach Tebriz zur Vorstellung
Iiei Hofe an nichts fehlen. Hier kamen erst der Vezir von Ader-
niss legte er drei Parasangen weit von der Stadt Urumia, wo der
Kingang zu seinem Verwaltungsbezirke war, auf der Spitze eines
boben Berges eine neue Feste an. Nach der Aussage der Kur¬
den war in den Zeiten vor der Kinführung des Islams an dem¬
selben Orte eine Festung mit Namen Demdem. Der Statthalter
von Tebriz, Pir Budak Chän, der sich von Kmir Chän's Heuchelei
durch die bei ibm eingelaufenen Nachrichten überzeugt hatte, berich¬
tete dem Könige, dass jener verrätherische Anschläge im Schilde
führe und deswegen eine Feste baue, welche erforderlichen Falls
seine Absichten unterstützen könne. Der König gab daher dem
Pir Budak Chän Befehl, jemanden an Kmir Chän zu senden und
ihm die Fortsetzung des Baues zu verbieten. Demzufolge liess
ihm Budak Chän andeuten, er solle den Bau einstellen, da böse
Zungen ihm bei demselben eine schlimme Absicht zuschrieben
und er sich der Gefuhr aussetze der königlichen Gnade verlustig
zu geben und im Falle der Widersetzlichkeit sich und den Seini¬
gen den Untergang zu bereiten. Emir Chän achtete auf diesen
wohlgemeinten Rath nicht, vollendete die Feste, siedelte aus
Urumia Bewohner in dieselbe über und versah sie mit Waffen
und Kriegsgeräth. Ja er trat mit anerkannten Verrätbern, wie
Chalil 'Abdäl Megri, der hei ihm Schutz gesucht batte, in
Verbindung, drückte uher, um den König zu täuschen und sein
Fuchsspiel um so sicherer forttreiben zu könoen , in seinen Be¬
richten beständig die vollkommenste Untertbänigkeit und Anhäng¬
lichkeit aus, indem er Pir Budak Chän beschuldigte, ihn aus
Groll wegen einiger zwischen ihnen obschwehenden Misshellig¬
keiten bei Sr. Majestät zu verleumden. Der König, der seinen
Worten Glauben schenkte, erklärte ihm in seinem Antwortschrei¬
ben : ,,Er habe den Pir Buduk Chän versetzt und an seioe Stelle
Hasun Chän, einen wohlgesinnten Mann, ernannt. Kr (Emir
Chän) möge daher mit diesem in Frieden leben, jede weitere
übele Nachrede von sich fern zu halten suchen und entweder
zuge durch Urumia eine Nacht in seiner Nähe lagern und dann
474 V- Erdmann, Iskender Uunschi und sein Werk.
mit ihm mündlich dns Weitere hesprechen. Emtr Chan nahm aber
auch auf diese Anieige keine Rücksicht. An dem Tage, als der
Vortrab des Hasanischen Corps sich seiner Feste näherte, zogen
die.Bcrädüit-Kurden gerüstet gegen denselben aus. Es kam zum
Handgemenge, in dem zwei öeläli getödtet und einige verwundet
wurden. Hasan Chän, hiervon benachrichtigt, liess seinen Trup¬
pen die Fortsetzung des Kampfes verbieten und lagerte sich eine
halbe Parasange weit von der Festung. Die Kurden , welche
sicb in diese zurückgezogen Iiatten , verrammelten die Thore und
schössen aus Flinten und Kanonen auf die Gelagerten. Die An¬
frage Hasan Chän's, warum er so gegen ihn und seine Krieger
verfahre, beantwortete Emir Chän mit leeren Entschuldigungen.
Hierauf kam es zu verschiedenen Scharmützeln , welche bald einen
solchen Umfang gewannen, dass Mubammed Pasa sich, auf Grund
des für alle Kurden erlassenen Fcnnän's, Urumiu's bemächtigte.
Auf den Bericht Hasan Chän's üher die Vorfälle fasste der König
den Entschluss, den hocherfalirenen Ttimäduddaule Hätim Beg
nach Urumia abzusenden, damit er, nach genaner Erforschung
aller Umstände und Verhältnisse , die Wühlerei Emir Chän's, wenn
dies ohne Schwierigkeit möglich wäre , gebührender Weise be¬
strafe, seine Feste dem Erdbuden gleich mache und dieses F>and
unter die (Seläli vertheile, unter der Bedingung, eifrigst auf die
Ausrottung der kurdischen Aufrülirer hinzuarbeiten. Im Falle
aber, dass ein solches Verfahren mit Schwierigkeiten verknüpft
wäre, solle er den Emir Chän durch Beschämung wieder zum
Gehorsam zurückführen, die dort stehenden Geläli aber in die
Winterquartiere unterbringen. Für die Verpflegung der letztern
wurden ihm 5000 Tümän geprägten Goldes aus dem Rciclisscliatze
verabfolgt. Hätim Beg begab sich in Begleitung von Pir Budak
Chän und 500 Mann tebrizischer, hafekischcr, cliorasanischer und
ispahanischer Flintenschützen von Ardebil nuf den Weg nacb Tebriz.
Iskender Munsi wurde ihm wieder für die Kanzlei¬
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476 V. Erdmann, Iskender Uunschi und sein Werk.
1) Wahrscheinlich lateinisch.
2) A. a. 0. T. II , Bl. f T v. , fT v.
.Seine Jahrbücher.
Ich hal;e ein Herz, welches alles vnn seinem Wege aiifniinml.
Wie iler lielller Tiir seinen liillel jeden Lappen vom Boilen aurhebt.
ill (las freie Feld des Verlang-ens hinaus und verlass dich auf
Gottes Gnade und beständige Hülfe.
1) beziebt sicb Iheils auf König 'Abbäs, Iheils auf die schwarze Farbe
der Dinte, indem das Schwarz bekanntlich die Parleifarbe der 'Abbasiden war.
2) Er fing also in diesem Jahre das Werk zn schreiben an.
482 V. Erdmann , Iskender Munsehi und sei') Werk.
„Lob sei Gott, durch dessen Hülfe er (der Vf.) die Ereig¬
nisse der glücklichen Zeit von Seiner (.Säh'Abbäs) Geburt an his
zu der gesegneten Zeit, wo Er den Thron der Beherrscher von
Iran bestieg, niederzuschreiben, so wie in dem ersten Buche des
zweiten Bandes von der Zeit, wo .Se. Majestät den weltzierenden
Thron des Königreichs Iran bestieg, his auf den heutigen Tag
im Jahre d. H. 1025 (1616), die Tage Allerhöchstseiner Regierung
in diesen Blättern auf die Schnur der Erzäblung aufzufädeln ver¬
mochte." ^)
Im Anfange des zweiten Bucbes des zweiten Bandes wieder¬
holt er diese Inhaltsangabe mit ähnlichen Worten. Am Schlüsse
des zweiten Buches des zweiten Bandes hezieht er sich auf eine
A. Geschichtschreiber:
nach andern 962 (1554) :■) ^j\y^^ das Mark der Jahr¬
bücher, geschrieben im Jahre 948 (1541), kurzer Inbegriff
der Geschichte des persischen Reichs und der muh. Regier. ;
T. I, Bl. frr; ff^y.
B. Geographen:
l/o^^*>"^)-
12. Beruft er sich Wegen des Märtyrtodes des Sultäns 'Ali,
Vaters des Säh Ismä'il , der im Jahre 898 (1492—3) erfolgte, uuf
loleii, nuf das I .äj! ^a>o»! , und sagt bloss, dass nach diesem
dabei 7000 Mann unigeliommen seien ').
17. Bericbtet er, nacbdem er den Aufruhr des 'Aläuddaule
Oulkadr beschrieben hat: „Jedoch scbreibt Hasan Beg in seinem
der Verfasser des j?.jjl^*Ji ^J, gebe 180,000 Mann an; aber nach
allgemeiner Annahme sei das Heer der Uzheken, ausser den zum
Trosse Gehürigen, 80,000, das der Kizilbaien nur 24,000 Maun
stark gewesen ').
23. Gieht er nach dem Geschichtschreiber Hasan Beg au,
dass sicb auf dem vierten Feldzuge gegen den Uzheken 'Ubeid
Chän im J. 936 (1529— 30) 70,000 Mann in dem persischen Hee¬
reslager befunden haben -').
24. Ueber den von Sultän Suleimän im, J. 961 (1553—4)
mit einem grosseo Heere über Kafa nach .Sirwän ahgesandten,
aher von 'Abdulläb Chän hei der Festung Gulistän geschlagenen
Feldherrn ^äsim sagt er, es sei ungewiss, ob derselbe in dieser
Schlacht getödtet worden oder entkommen sei. Käzi Ahmed öaf-
färi scbreibe in seinem öibän-ärä, er sei aus dem Gemetzel ent¬
ronnen, aber nachher verschollen ^).
25. Sagt er, Abulfadl habe in seinem Tärichi Akbari mit
grosser Beredtsamkeit die Gescbichte des Grossmnguls Humäjün
beschrieben, der von dem rebellischen Afganen Sir Chän am Gan¬
ges eine schreckliche Niederlage erlitten und später im J. 951
(1544 -5) seine Zuflucht zu dem Könige von Persien genommen
hahe «).
kiSüUn i^Im-aj linbe ich da, wo sie über die Quelicu und Flüsse
liHiidelii, den Fluss Giireng und diesen Ort nicht erwähnt gefunden" ').
Aus' diesen Auszügen geht zur Genüge bervor, dass Iskender
Munsi seine schriftlichen (iuellen nicbt rein aus- und abgeschrie¬
ben, sondern mit Kritik henutzt hat.
Leuten hat man gehört; oLii! ^L*ÄAvi Jj.äJ! ^na^SP ^o^^ jf (das¬
oLä3| ^U.ä.».| Solches hat man vnn zuverlässigen (dort) ah- und
Ju^ jUj> ».S^ Nach der Aussage von ein paar Kauf¬
leuteu, welche in Hindustan gewesen sind.
Man sieht, wie sehr Iskender Munsi bemüht war, ulle mög¬
lichen mündlichen Zeugnisse zu sammeln, wie sorgfältig er aber
auch ihre verschiedene Natur und Geltung kennzeichnet. Ju er
begnügt sich nicht zu sagen: „von dem oder dem erhielt ich
diese Auskunft", sondern er gieht seine Gewährsmänner nament¬
lich au und fülirt sie redend ein. Hegt er gegen die Zuver¬
wohl selten , durch die Ausdrücke idil AÄc ^ijti\ Das Wissen ist
hei Gott (Gott weiss es); j^^i^ oi.jLäjs:'. |»)lc| ^JU! cXac ^kni]
Das Wissen ist bei Gott, der die wahre Beschafienheit der Dinge
Atom; j.ä=»l x^ö das geringste Atom; ^.aJi der Arme (Gottes-
1) A. a. 0. T. 11, Bl. 1fr. v.; vgl. ffv. Zuweilen erklärt er anch all¬
sind, ist das Jwkj e)*^-^ (Hasenjahr) 1025 (1616) uud endigt mit den
5.00 V. Erdmann , Iskender Munsehi und sein Werk.
in gr._ 8., deren erster mit den Worlen jjU*' OÜL:> ^^Iaa^j lV^ jl X»^
und den ihm zuoächst gelegeoen Gauen zum Herrn und Gehieter
aufwarf, aofängt, so bate auch icb deoselbeo Weg eiogescblagen
und diese meine Jahrbücher mit der Geschichte dieses Herrschers
H) ^S^\ 4) ijoyi
Bd. XV. 33
Nabopolassar.
VOD
CiUBtaY Rösch,